Das Bluterbe der Youkaifürsten von Weissquell (Fortsetzung zu "Die Blutfehde der Youkaifürsten") ================================================================================ Kapitel 16: Lehrstunden ----------------------- Mit einem blassen Schimmern sanfter Farben kündigt sich der nächste Morgen über den Bäumen um den Westpalast an. Inu Yasha sitzt auf dem Dachfirst des Hauptgebäudes und blickt der Sonne entgegen. Er hat in dieser Nacht kein Auge zugemacht, sondern viel nachgegrübelt. Hauptsächlich über seinen Bruder und dessen Gemütsverfassung. Immerhin ist das der Grund warum ihm diese wichtige Aufgabe nun aufs Auge gedrückt wurde. Seine Gedanken kreisen immer wieder um die Ereignisse von vor ein paar Jahren. Damals wäre es fast zum Krieg zwischen den drei Clans der Inuyoukai gekommen. Nur im allerletzten Moment wurde Arashitsume, der Fürst des Ostclans, als der Verursacher des Ganzen entlarvt und letztlich von Sesshomaru zur Strecke gebracht. Doch bis es endlich soweit war, gab es viele Verletzte und Tote zu beklagen. Einer von ihnen war Sesshomarus unehelicher Sohn, der sich opferte um ein Attentat auf seinen Vater zu verhindern. Das Tragische an der Sache war wohl, dass Sesshomaru sich noch bis zu diesem Moment weigerte Tenmaru als seinen Sohn anzuerkennen und ihn stattdessen unbarmherzig als das behandelte, was er standesgemäß bis dahin war. Ein Streuner. Ein rang- und heimatloser Youkai ohne Rechte, der von jedem Clanmitglied sofort getötet werden durfte ohne dafür zur Verantwortung gezogen zu werden. Lediglich die Tatsache, dass Inu Yasha ihn und einige seiner Gefährten zeitweise in seine Dienste genommen hatte, wie es einem Fürstensohn zustand, bewahrte sie davor augenblicklich von den drei Fürsten der Clans niedergemetzelt zu werden. Inu Yasha seufzt. Auch damals ging es die ganze Zeit um Politik. Ständig musste man Acht geben, nicht irgendein Protokoll zu verletzen, damit nicht jeden Moment ein ausgemachter Youkaikrieg ausbrechen konnte. Das wäre das Letzte gewesen was man sich gewünscht hätte. Wie dem auch sei, damals hatte es eine ganze Weile gedauert, ehe Sesshomaru es schließlich über sich brachte, über seine Schatten zu springen und sich einzugestehen, dass er den Tod seines Sohnes wirklich von Herzen bedauerte. Und nur zu gut erinnert sich Inu Yasha auch an Sesshomarus Reaktion darauf. Eine solch grenzenlose Wut und Verzweiflung, hätte er seinem Bruder nie zugetraut. Im Grunde ist es auch heute noch ein Wunder, dass sie beide damals mit dem Leben davon gekommen sind. Wenn er also nun hört, dass seinem Bruder die Ereignisse von damals auch heute noch nachgehen, dann verwundert ihn das nicht wirklich. Sesshomarus Trauer damals grenzte kurzzeitig fast an Selbstaufgabe und nur der unbeirrbare und kompromisslose Einsatz des Hanyous hatte dazu beigetragen, Schlimmeres zu verhindern. Vielleicht ist Sesshomaru deshalb inzwischen so nachsichtig mit ihm. Inu Yasha kann es nicht leugnen, ihr Verhältnis hat sich seit dem etwas verbessert. Aber dass sein Bruder ihm nun so bereitwillig die Herrschaft über sein Reich überlässt, damit hätte er nie gerechnet. Irgendwie sollte er sich wohl geschmeichelt fühlen, doch die Freude über dieses ungewöhnliche Vertrauen wird leider überschattet von der Tatsache, dass er keinen Schimmer davon hat, wie er das in ihn gesetzte Vertrauen bestätigen soll. Wenn er an seine Rolle als Fürst denkt, dann verschwimmt in seinem Kopf alles zu hilflosem Chaos und er kann keinen klaren Gedanken fassen. Er weiß ja noch nicht einmal wie und wo er überhaupt beginnen soll. "Wo, zum Henker, steckt dieser dämliche Floh bloß?", zischt er grimmig vor sich hin. Fast schon wie aufs Stichwort spürt er das vertraute Pieksen an seiner Halsseite und wie aus Reflex klatscht Inu Yashas Handfläche die kleine Gestalt platt, die sich dort gerade festgesaugt hat. "Myoga", bemerkt Inu Yasha missmutig, "wurde ja auch mal verdammt Zeit, dass du kommst. Ich hab dich doch schon vor Stunden rufen lassen." Der alte Floh hat sich inzwischen wieder berappelt, sitzt nun auf Inu Yashas Knie und sieht sehr reumütig aus. "Ich bin untröstlich, Inu Yasha-sama, doch leider war ich gerade nicht im Schloss als man mir mitteilte, dass Ihre mich zu sprechen wünscht. Ich habe mich beeilt." Nun blickt er mit unverhehlter Neugierde zu Inu Yasha hoch. "Ist es wirklich wahr, dass Sesshomaru-sama Euch die Herrschaft über den Westen überlassen hat? Ich konnte es gar nicht glauben als ich es hörte? Wie kam er denn bloß auf diese irrsinnige Idee? Ihr habt doch keinerlei Erfahrung mit so etwas." Griesgrämig starrt Inu Yasha ihn an. "Vorsicht, ja? Ich weiß auch, dass das eine bescheuerte Idee ist, aber du musst mir das ja nicht noch extra unter die Nase reiben. Dass ich mich mit so was nicht auskenne, weiß ich selbst. Was glaubst du wohl, warum ich wollte, dass du herkommst?" Der Flohdämon wirkt ein wenig unschlüssig, doch dann besinnt er sich offenbar seiner Etikette und verneigt sich vor Inu Yasha. "Wie kann ich Euch zu Diensten sein, mein... ähm... Fürst?" Dass ihm die neue Anrede des Hanyous noch immer etwas irritiert, ist ihm anzumerken. "Ganz einfach", meint Inu Yasha, "Indem du mir alles erzählst, was ich über diese Fürstenrolle wissen muss." Der Schreck, der den alten Floh überkommt, ist ihm deutlich anzusehen. Schließlich fragt er zögernd: "Wie viel Zeit haben wir?" Inu Yasha verzieht das Gesicht: "Wie lange dauert das denn?" Myoga blickt ein wenig unbehaglich drein: "Wenn wir regelmäßig lernen, sagen wir drei bis vier Ja..., ähm Monate", korrigiert er sich rasch. Inu Yasha schüttelt den Kopf. "Zu lang. Gib mir den Schnellkurs. Nur das Wichtigste erst mal, ja?" Myogas Miene wirkt etwas gehetzt. "Also gut, das Wichtigste." Er überlegt kurz. "Vielleicht reichen auch vier oder fünf Tage um Euch die essenziellen Dinge beizubringen." Inu Yashas Blick wird nun sehr durchdringend. "Wie klingen vier bis fünf Stunden für dich?", kommt es scharf. Der Flohdämon erstarrt unwillkürlich und fängt dann an schwer zu schlucken. "Ihr erwartet, dass ich eine Aufgabe, ja eine Bestimmung und ihre dazugehörenden Pflichten, deren Komplexität normalerweise das Studium der Gebräuche, Sitten und Gesetze unseres Reiches für viele Jahre erfordert, auf eine Lehrstunde reduziere von ein paar Stunden? Das ist völlig unmöglich!" Der kleine Floh verschränkt die Arme und dreht sich beleidigt weg. Inu Yasha atmet einmal tief durch. "Lass es mich anders ausdrücken", entgegnet er mühsam beherrscht, "Sesshomaru hat mich zum Fürsten über sein Reich bestimmt solange er weg ist, weil er nicht will, dass ein übermächtiger Inuyoukai, der ihn bereits einmal fast umgebracht hätte, in seiner Abwesenheit unser Reich und das der anderen Clans dem Erdboden gleich macht. Im Grunde könnte das jederzeit passieren und ehe es dazu kommt, möchte ich gerne alles versuchen um das zu verhindern. Also was genau muss ich wissen, damit mir das gelingt und mir nicht irgendwelche eitlen, selbstverliebten und egoistischen Ratsmitglieder dazwischenfunken?" Zunächst kommt von dem kleinen Floh keine Regung. Dann meint er schwach: "Verzeihung, ich war kurz weggetreten.." Dann tippt er nervös die Fingerspitzen aneinander. "Nun... also... wenn das so ist, dann denke ich, wird sich wohl eine Lösung dafür finden lassen." "Das wäre besser!", stellt Inu Yasha klar. "Vielleicht ist es dann das Beste, wenn Ihr mir Fragen stellt, Inu Yasha-sama", entgegnet der alte Floh ein wenig ratlos, "damit ich einen Eindruck davon bekomme, welche Themen für Euch die höchste Priorität haben." Wenn auch recht unsicher, so gibt sich der alte Youkai doch sehr bemüht. Inu Yasha seufzt leise. Das hat er befürchtet. Er weiß ja selbst nicht recht wo er beginnen soll. Schließlich entscheidet er sich für die Frage die ihm doch am drängendsten auf der Seele brennt. "Ich wüsste gerne", meint er zögerlich, "wie viel ein Fürst hier überhaupt zu sagen hat." "Nun, das ist einfach!", meint Myoga erleichtert, "Der Fürst des Clans hat die totale Befehlsgewalt. Das letzte Wort bei allem was hier im Schloss und in seinen Ländereien passiert, spricht er." "Das kam mir aber gestern nicht so vor", brummt Inu Yasha verstimmt, "Die Kerle auf dem Rat haben Sesshomaru andauernd widersprochen und auch über seinen Kopf hin geplant. Er durfte es im Grunde nur absegnen. Ich kann einfach nicht begreifen, warum Sesshomaru sich das gefallen lässt. Das ist doch sonst gar nicht seine Art." Myoga hält kurz inne und legt dann den Kopf schief. "Das ist... kompliziert. Dabei geht es um Politik." "Was du nicht sagst!", zischt Inu Yasha zynisch, "Genau das Gleiche hat mir Sesshomaru auch schon gesagt. Und dann hat er versprochen es mir bei Gelegenheit zu erklären, aber dann hat er sich doch darum gedrückt, der Mistkerl! Aber wenn ich mit diesen Typen klarkommen muss, dann muss ich das wissen. Also erkläre es mir!" Der kleine Floh scheint nun ziemlich mit sich zu ringen, als würden ihm die richtigen Worte fehlen. Dann beginnt er zu erklären: "Diese... Situation geht auf Euren Vater zurück." "Meinen Vater?", fragt Inu Yasha erstaunt dazwischen. "So ist es", bestätigt Myoga, "Euer Vater war ein Daiyoukai der Seinesgleichen suchte. Er war außergewöhnlich mächtig. Kaum jemand wagte es ihm zu widersprechen. Allerdings vertrat er auch für einen Youkai einige... eigenwillige Ansichten, könnte man sagen. Seiner Meinung nach bestand die Aufgabe eines Inuyoukais darin, sich um sämtliche Wesen in seinem Reich zu kümmern. Das schloss auch die Menschen ein. Es überrascht Euch vielleicht nicht, doch Euer Vater war der Menschenrasse schon immer zugetan. Warum das so war, kann ich auch nicht mit Sicherheit sagen. Fest stand nur, dass es so war." "Als er an die Macht kam, entschied er sich dafür stets für Ordnung in seinem Revier zu sorgen, statt nur im Palast zu leben. Er wollte dem Hundeblut in seinen Adern Tribut zollen und deshalb beschloss er regelmäßig durch sein Revier zu patrouillieren und überall nach dem Rechten zu sehen, damit stets Ordnung in seinem Reich herrschte. Er sah es als seine Pflicht an. Wer so mächtig war wie er, der durfte sich nicht erlauben, solche wichtigen Aufgaben nur seinen Untergebenen zu überlassen. Er allein wollte die Verantwortung tragen, da er der einzige war, der ihr gewachsen wäre." "Wie sich allerdings herausstellte, nahmen diese Kontrollgänge erheblich mehr Zeit in Anspruch als es ihm lieb war. Nun, eher als es seinen führenden Offizieren und Bediensteten lieb war. Man ersuchte ihn immer wieder, das Schloss nicht so lange ohne Führung zurückzulassen, da immer wieder wichtige Angelegenheiten verschoben werden mussten, weil der Fürst nicht anwesend war. Also beschloss Inu Taishou schließlich an seiner Stelle einen Truchsess und einen Rat zu ernennen, der in seiner Abwesenheit die vollständige Befehlsgewalt über den Palast und die Belange der Ländereien erhielt." "Lass mich raten", fällt Inu Yasha dem Floh ins Wort, "Dieser Truchsess ist dieser Kagemori, nicht wahr?" Myoga nickt. "Das ist richtig. Kagemori-sama war ein weiser, kluger Mann, der bereits als Berater seinem Vater gedient hatte und der sich als bedingungslos loyal dem Reich gegenüber erwiesen hatte. Ihm vertraute er diesen verantwortungsvollen Posten an. Lediglich sein Wort stand noch über Kagemoris und auch nur wenn er anwesend war. Bei allen anderen Belangen gab er ihm völlig freie Hand." "Außerdem wählte er sechs weitere Youkai aus, aus den unterschiedlichen Bereichen des Schlossalltags je einen, die den Truchsess bei seiner Arbeit unterstützen sollten. Alles Männer die sich schon oft in Loyalität und Kompetenz bewährt hatten. Ihnen übertrug Inu Taishou damit die gesamten Regierungsgeschäfte in seiner Abwesenheit." "Was für... Bereiche sind das?", fragt Inu Yasha dazwischen, "Wer von denen ist denn nun für was zuständig?" "Nun, den Bereichen der Kämpfer", gibt Myoga folgsam Auskunft, "stehen Takarakanshu und Chitsurao vor. Chitsurao ist jetzt seit einiger Zeit der Hauptmann der Armee des Westens, aber das wisst Ihr vermutlich schon, und Takarakanshu befehligt die Geheimpolizei und ist für verdeckte Operationen und Spionage zuständig." "Spionage?", ruft Inu Yasha verwundert, doch der Floh redet schon weiter. "Yuugure ist ist der Hauptmann über die Magiekundigen des Schlosses. Für gewöhnlich kümmern sie sich um die Bannkreise die den Palast schützen, aber er steht auch beratend zur Verfügung bei allen Fragen, die dieses Thema betreffen." "Hiroshi ist der Zuständige für Außenpolitisches und für den Kontakt zu den anderen Daimyou im Reich." "Das ist doch ziemlich viel Verantwortung für so einen jungen Kerl", unterbricht Inu Yasha erneut. Myoga lässt sich nicht irritieren. "Hiroshi mag noch jung sein, wenn er auch noch immer älter ist als Sesshomaru-sama", fügt er kurz hinzu, "doch er hat sich dieses Amt mit Fleiß, Loyalität und nicht zuletzt einem überragenden Intellekt hart erarbeitet und übt diese Tätigkeit nun schon lange sehr gewissenhaft aus. Bisher gibt es keinen Grund zum Zweifel daran, dass er für diese Aufgabe bestens geeignet sind." "Dann bleiben jetzt nur noch dieser arrogante Matsuba und dieser großmäulige Gaikotsu", murmelt Inu Yashja etwas missmutig. "Matsuba hat die Oberaufsicht über alle logistischen Vorgänge hier im Palast. Man könnte sagen, er ist sein oberster Verwalter. Und Gaikotsu kümmert sich um Finanzen und die Archivierung von Unterlagen und Dokumenten." "Ein Bürokrat!", grollt Inu Yasha verächtlich, "Ich hätte es mir denken können." Nun wendet er sich wieder an Myoga. "Das erklärt aber noch immer nicht, warum diese ach so tollen Beamten meinem Bruder so unverschämt übers Maul gefahren sind." "Tja, ähm...", der alte Floh druckst etwas herum, "das wiederum ist der Teil der etwas kompliziert ist. Ich weiß nicht ob ich das erklären kann." "Tu mir doch den Gefallen, und versuch es!", meint Inu Yasha mit einem erschreckend ungeduldigen Lächeln. Der Flohdämon kommt ein wenig ins Schwitzen. "Nun, es ist so, dass Sesshomaru-sama schon immer eine sehr hohe Meinung von seinem Vater hatte und stets versuchte, ihm in allem nachzueifern. Er ist der Überzeugung, dass er nicht hinter Inu Taishou-sama zurücksteht und deshalb hat er es sich selbst auferlegt, dem Beispiel seines Vaters zu folgen und ebenfalls regelmäßig durch sein Reich zu patrouillieren. Deshalb ist er auch nur selten im Schloss anzutreffen. Außerdem widerstrebt es ihm, eine Institution einfach abzuschaffen, die sein verehrter Herr Vater eingerichtet und für gut befunden hat." "Die Einrichtung des Truchsesses samt Rat abzuschaffen, hieße die Entscheidung seines Vaters anzuzweifeln und herabzusetzen, und das wird Sesshomaru-sama niemals zulassen. Deshalb belässt er es so wie es bisher war, zumal der Rat sich bisher auch stets vorbildlich und tadellos um die Regierungsgeschäfte gekümmert hat und alle im Palast und im Reich inzwischen an diese Institution gewöhnt sind. Außerdem würde er die Ratsmitglieder damit herabsetzen, wenn er sie ihres Amtes entheben würde, ohne dass sie sich etwas zu Schulden hätten kommen lassen. Man könnte dies als Trotzreaktion ansehen und das würde Sesshomaru-sama klein erscheinen lassen." Inu Yasha verzog das Gesicht. "Verstehe, es geht also wieder nur um diese Ehrengeschichte. Alle haben Angst, ihr Gesicht zu verlieren, wenn irgendetwas was mein Vater gemacht hat plötzlich abgeschafft wird, weil er so mächtig war, dass man besser nicht an ihm zweifelt. Hab ich nicht recht?" "Ich weiß nicht, ob das die korrekte Bezeichnung dafür ist", entgegnet Myoga zögernd. "Oh doch, genau das ist es doch", brummt Inu Yasha zynisch, "Und inzwischen sind diese Herren Ratsmitglieder so sehr gewöhnt an ihren Posten, dass sie glauben, sich alles erlauben zu können." "Das ich ist nicht ganz das, was ich damit...", wendet Myoga ein. Doch der Hanyou unterbricht ihn erneut. "Und nur weil Sesshomaru auch keine Lust hat, hier dauernd im Palast zu hocken, lässt er sie machen, damit sie nicht beleidigt sind wenn er die Regierungsgeschäfte plötzlich selber führt." Mit einem leichten Schwung stößt er sich vom Dach des Gebäudes ab und springt auf den Vorhof herunter. Der alte Floh folgt unwillkürlich, da die rasche Bewegung des Hanyous ihn aus dem Gleichgewicht gebracht hat. Unsanft landet er auf dem Boden und mühsam versucht er sich wieder zu berappeln. "Es ist mehr als das, Inu Yasha-sama", wendet er nun ein. "Es gibt auch einen anderen Grund, warum Sesshomaru dem Rat eine weitestgehend freie Sprechbeteiligung gestattet." Inu Yasha stemmt die Hände in die Seite: "Und der wäre?" Myoga kommt wieder ins Schwitzen. "Es sind alles hochverdiente, fähige Männer. Sie sind erfahren und wissen wovon sie sprechen. Es wäre töricht ihre Ansichten einfach abzutun und zudem unhöflich. Sesshomaru-sama weiß, dass mehrere Köpfe ein Problem auch immer von unterschiedlichen Seiten betrachten. Warum sollte er sich selbst den Vorteil abschneiden, alle erdenklichen Sichtweisen zumindest einmal gehört zu haben? Das ist ihm ein wenig Eigeninitiative und Unverblümtheit durchaus wert." "Unverblümtheit?", Inu Yashas Miene zeigt deutliche Skepsis. "Ich würde es eher als Dreistigkeit oder eher sogar Frechheit bezeichnen. Andere Sichtweise hin oder her, ich verstehe einfach nicht, warum Sesshomaru sich das gefallen lässt." "Kagemori und die Ratsmitglieder sind in unserem Reich sehr einflussreich. Ich nehme an, er hat wenig Interesse daran, es sich mit ihm zu verscherzen und das Reich womöglich in einen Bürgerkrieg zu treiben", stellt Myoga die Vermutung an. "Aber da werdet Ihr wohl Euren Bruder selbst fragen müssen." "Na toll!", verschränkt Inu Yasha die Arme. "Und eben das ist gerade nicht möglich. Aber ich sag dir was, so etwas lass ich nicht mit mir machen! Wenn dieser Kagemori mir noch einmal dumm kommt, dann werd ich..." "Ich wünsche Euch einen angenehmen guten Morgen, Inu Yasha-sama", hört er plötzlich eine ruhige tiefe Stimme hinter sich, "Ich hoffe, Ihr habt wohl geruht in Euren neuen Gemächern." Inu Yasha erstarrt und fährt dann hastig herum. Vor ihm steht besagter Youkai namens Kagemori und hat ehrfurchtsvoll das Haupt gesenkt bei der Begrüßung. Auch schon zu so früher Morgenstunde ist sein Gewand tadellos angelegt und strahlt erhabene Würde aus. "Ich bedauere, wenn ich Euch bei irgendetwas gestört haben sollte, Inu Yasha-sama", sagt er ruhig, "doch ich würde gerne ein paar Dinge mit Euch besprechen, wenn es Euch keine Umstände macht. Ist es Euch recht, wenn wir ein Stück gehen?" Die Bitte wurde mit tadelloser Höflichkeit vorgetragen, und dennoch fällt es Inu Yasha schwer, der Autorität in der Stimme zu widerstehen. "Ich habe noch nicht mal gefrühstückt, und schon werde ich wieder mit Staatsangelegenheiten belästigt", gibt er betont erhaben zurück. "Können wir das nicht auf später verschieben?" "Ich versichere Euch, ich werde nicht viel Eurer Zeit in Anspruch nehmen", entgegnet der Youkai ruhig. "Doch es gibt einige Dinge die bedauerlicherweise keinen Aufschub dulden." In den goldenen Augen des Mannes funkelt es durchdringend. Ein wenig verunsichert erwidert Inu Yasha den Blick dann schließlich lenkt er doch ein. "Also schön, was gibt es denn?", man merkt deutlich, dass ihm unter dem strengen Blick des Youkai ganz unbehaglich wird. Kagemoris ruhiger Blick ruht einen Moment auf dem Hanyou, dann setzt er sich gemächlich in Bewegung über den Palastplatz und stellt fest, dass Inu Yasha ihm folgt. "Ich will gleich zur Sache kommen", bemerkt die würdevolle, tiefe Stimme des Youkai, "Es hat ein wenig gedauert, doch unsere Späher haben die Fährte des besagten Youkais ausgemacht." Inu Yashas Augen weiten sich nun deutlich interessiert. "Ach ja? Und wo ist er jetzt?" "Er hat am späten Nachmittag des vergangenen Tages die Grenze zum Nordreich überquert." Inu Yasha lauscht aufmerksam seinen Ausführungen, doch als der Youkai nicht weiterspricht, hakt er nach. "Ja, und? Was macht er jetzt da?" Kagemori wirft Inu Yasha einen kurzen abschätzenden Seitenblick zu. "Wünscht Ihr, dass wir die Beobachtung auf dem feindlichen Terrain fortsetzen?" Inu Yasha stutzt kurz. Vermutlich hat der Nordclan etwas dagegen. "Wir sollten Yarinuyuki darüber informieren, oder?", fragt er zurück. "Das liegt in Eurem Ermessen", gibt Kagemori ernst zurück, "Ihr seid der Fürst, es ist Eure Entscheidung." "Sie wird ziemlich sauer sein, wenn wir es nicht tun", meint Inu Yasha zynisch. "Nur wenn sie es erfährt", bemerkt Kagemori ruhig. Inu Yashas Augen weiten sich. "Was soll das denn heißen?", fragt er scharf. "Wundert Euch nicht zu sehr, Inu Yasha-sama!", erwidert Kagemori gelassen, "Schon seit Jahrhunderten entsenden wir verdeckte Observierungseinheiten in die anderen Reiche. Und sie tun mit uns das Selbe", fügt er hinzu, "Es ist gemeingängige Praxis, wenn es auch nie offiziell ist. Es informiert uns über ihre Aktivitäten, und sie über unsere. Dadurch wird schon sehr lange das Gleichgewicht der Kräfte bewahrt." "Wie wäre es einfach mal mit ein bisschen Vertrauen?", meint Inu Yasha gehässig. "Was sagt Euch, dass man den anderen Clans so uneingeschränkt vertrauen kann?", gibt Kagemori kritisch zurück. "Ich kenne ihre Fürsten!", stellt Inu Yasha klar, "Mein Instinkt sagt mir, dass man ihnen vertrauen kann." Nun bleibt Kagemori stehen. Ernst blickt er Inu Yasha an, dem urplötzlich unter dem Blick ganz mulmig zumute wird. "In diesem Reich leben über Zehntausend Youkai des Westclans", sagt er würdevoll, "Frauen, Kinder, Zivilisten. Der Fürst ist verantwortlich für jeden einzelnen von ihnen. Wollt Ihr wirklich deren Leben riskieren, allein aus Vertrauen Eures Instinktes gegenüber?" Inu Yasha bleibt ebenfalls stehen, er blickt nun etwas verunsichert drein. Doch Kagemori redet schon weiter. "Ich zweifle nicht daran, dass Eure Einschätzung, den anderen Fürsten gegenüber, so aufrichtig und ehrbar ist wie möglich, doch selbst Ihr, verzeiht, gerade Ihr könnt unmöglich ermessen, was eine kleine Abweichung von den normalen Umständen in den Köpfen derer verursachen kann, die Verantwortung tragen. Nehmt nur Euren Bruder als Beispiel. Niemand im Rat unseres Volkes hätte Sesshomaru-sama zugetraut, was er getan hat. Was sagt Euch, dass die anderen Fürsten in einer Extremsituation nicht ebenfalls so handeln? Wollt Ihr unser aller Leben darauf wetten, dass sie sich friedlich verhalten werden und uns unterstützen, wenn auch nur die Hälfte von dem stimmt, was Sesshomaru-sama uns mitgeteilt hat?" Inu Yasha blickt nun sehr unsicher drein. Doch dann fasst er sich wieder. Leichter Ärger kehrt in seinen Blick zurück. "Behauptet Ihr etwa, dass Sesshomaru gelogen hat?" "Ich bezichtige unseren Fürsten keineswegs, die Unwahrheit gesagt zu haben", gibt Kagemori ruhig zurück. "Doch was er tatsächlich erlebt hat und wie die Sachlage tatsächlich ist, können wir niemals einwandfrei wissen. Es sei denn wir überzeugen uns eigenständig. Doch dazu bedarf es Eurer Genehmigung unsere Späher in das Reich des Nordens zu entsenden, um stets auf dem aktuellen Stand der Dinge zu bleiben. Glaubt mir", seine Stimme hat nun etwas leicht abfälliges, "Der Nordclan wird unsere Leute niemals bemerken. Das haben sie nie!" Nun hebt er selbstbewusst den Kopf. "Es liegt mir mehr als fern, einen Konflikt heraufzubeschwören. Deshalb kann ich die Entscheidung Eures Bruders, keine diplomatische Abordnung zu entsenden, nicht gutheißen, doch ich werde sie selbstverständlich befolgen. Es sei denn, Ihr mögt in der Sache anders entscheiden." Inu Yasha verzieht gehässig das Gesicht. "Sesshomaru wollte keine Unterhändler weil er das für zu gefährlich hielt. Vertraut Ihr Eurem Fürst und seinem Urteil etwa nicht, oder seid Ihr einfach zu gewöhnt daran solche Sachen selbst zu entscheiden? Die Entscheidung meines Bruders muss ja wohl ziemlich nervig für Euch sein, was?" Kagemoris Miene zeigt keine Regung. Dann fragt er ruhig: "Ihr seid also seiner Ansicht, eine friedvolle Lösung nicht in Erwägung zu ziehen? Ein offener Krieg ist Eurer Meinung nach die einzige Option?" "Das habe ich niemals behauptet!", ereifert sich Inu Yasha, "Klar wäre es mir am liebsten, wenn das diesmal ohne großes Blutvergießen vonstatten gehen könnte, aber Sesshomaru war dagegen das Leben eines Unterhändlers dabei zu riskieren und ich beabsichtige seinen Willen weiter zu vertreten!" "Sesshomaru-sama ist aber derzeit nicht hier", gibt Kagemori ernst zu bedenken, "War es nicht gerade deshalb, weil er gerade nicht angemessen auf die jeweilige Situation reagieren kann, dass er Euch zu seinem Stellvertreter erklärt hat? Wenn er wollte, dass jeder seiner letzten Befehle dauerhaft Gültigkeit behält, dann hätte er sicher Anweisungen hinterlassen. Stattdessen hinterließ er Euch die Pflicht und das Recht nach Eurem Gutdünken zu entscheiden. Seid versichert, Chitsurao ist ein fähiger Kämpfer. Er hätte sich nie als Unterhändler angeboten, wenn die Aussicht Erfolg zu haben und mit dem Leben davon zu kommen, nicht bestünde. Er hat sich schon des öfteren bewehrt, und Ihr dürft ihm guten Gewissens Euer Vertrauen schenken, wie es dem Herrn über so viele fähige Untertanen zusteht." "Denkt nicht, Eure Situation wäre uns unbekannt, Inu Yasha-sama. Ihr habt wenig Erfahrung in der Rolle des Befehlshabers. Deshalb gestattet mir und dem Rat, Euch nach bestem Wissen und Gewissen zur Seite zu stehen, damit Ihr diese verantwortungsvolle Aufgabe zur vollsten Zufriedenheit Eures Bruders meistert, und lasst uns Euch beraten!" Mit diesen Worten verneigt er sich ehrerbietig. Inu Yasha spürt einen dicken Kloß im Hals. Was soll er tun? Er hat sich doch geschworen, Sesshomaru nicht zu enttäuschen und deshalb seine Wünsche weiterzuführen, doch andererseits, hat das was dieser Kagemori sagt durchaus seine Richtigkeit. Ohne einen brauchbaren Rat ist er hier aufgeschmissen, und wenn die Hauptverantwortlichen des Schlosses gegen ihn arbeiten sowieso. Was also soll er tun? Er selbst ist sich nicht ganz sicher warum Sesshomaru eine friedliche Lösung so kategorisch ablehnt. Ob das was mit dieser Youkai-Mentalität zu tun hat? Doch Kagemori und die anderen scheinen da anderer Ansicht zu sein. Die Frage bleibt also: Was soll er tun? Im Grunde kann es nur einen Weg geben. "Sesshomaru hat diesem Katsuken schon einmal gegenübergestanden. Er kann das Risiko sicher am besten einschätzen. Deshalb wollte er Chitsurao nicht in Gefahr bringen. Wir sollten seinem Beispiel folgen und wohl besser auf ihn hören." Inu Yasha reckt so selbstbewusst wie möglich das Kinn. "Chitsurao wird nicht in Gefahr gebracht, klar? Das ist ein Befehl!" Kagemori blickt den Hanyou regungslos an. Dann verneigt er sich würdevoll vor ihm. "Wie Ihr wünscht, Inu Yasha-sama. Wie steht es mit dem Spähtrupp im Nordrevier?" Inu Yasha verzieht das Gesicht. "Ich hab keine Lust Yarinuyuki gegen mich aufzubringen. Wenn die Späher was auskundschaften wollen, sollen sie gefälligst warten, bis sich der Kerl wieder auf unserem Grund und Boden befindet. Wollen wir hoffen, dass er sich nicht allzu bald wieder blicken lässt." Der ehrwürdige Youkai lässt sich etwaigen Missmut nicht anmerken. "Wenn dies Euer Wunsch ist, wird es so geschehen, mein Fürst." Er neigt leicht ehrerbietig den Kopf. "Verzeiht mir, dass ich Euch schon zu so früher Stunde mit diesen Belangen belästigen musste. Wenn es Euch beliebt, wird nun in Euren Gemächern ein angemessenes Frühstück hergerichtet, damit Ihr Eurem ersten Tag in diesem neuen Amt mit frischen Kräften begegnen könnt. Wenn Ihr keine weiteren Anweisungen an mich habt, erlaube ich mir, mich jetzt zu entfernen und Euch Euren Geschäftlichkeiten zu überlassen." Innerlich atmet Inu Yasha erleichtert auf. In der Gegenwart dieses Youkais fühlt er sich einmal mehr sehr klein und eingeschüchtert und er ist im Grunde froh, so schnell wie möglich von ihm wegzukommen. Langsam kann er verstehen, warum alle ihm mit solchem Respekt begegnen. Dieser Mann hat die Fähigkeit seine Worte so zu wählen, dass man unweigerlich gewillt ist, ihm zuzustimmen. "Nein schon gut", meint er so gelassen wie möglich, "Geht ruhig!" Der Truchsess verneigt sich noch einmal und wendet sich dann zum Gehen. Kurz darauf betritt er eines der Gebäude und verschwindet aus seinem Blickfeld. Inu Yasha atmet einmal erleichtert durch. Dann strafft er sich wieder. Eigentlich kann er stolz auf sich sein. Anscheinend hat er sich doch ganz wacker geschlagen und war sogar in der Lage Sesshomarus Interessen zu vertreten. Vielleicht wird er das hier ja doch nicht hoffnungslos vermasseln. Am besten er schaut jetzt erst mal nach seinen Freunden. In diesem Schloss voller Youkai will er sie nur ungern aus den Augen lassen, auch wenn sie unter seinem fürstlichen Schutz stehen und deshalb sicher sein sollten. Doch wenn er sich immer nur blind auf solche Statuten verlassen hätte, wäre er vermutlich heute auch nicht mehr am Leben. Also lieber auf Nummer Sicher gehen. Rasch macht er sich auf den Weg zurück zu seinen Gemächern. Erst einmal frühstücken, und dann wird ihm vermutlich wieder eine Weile der Kopf brummen bei dem, was der alte Floh in den kommenden Stunden versuchen wird, hineinzuhämmern. Kagemori kniet in seinem Arbeitszimmer vor seinem Schreibpult und geht einige Unterlagen durch. Auf einmal macht sich an der Tür ein Diener bemerkbar. "Matsuba-sama ist da, Herr." "Er soll eintreten!", kommt die ernste Anweisung. Sogleich öffnet sich die Tür und der Youkai Matsuba tritt ein. Der würdevolle Youkai nickt ihm leicht zu und weist ihn mit einer kurzen Handbewegung an, Platz zu nehmen. Folgsam lässt sich der Youkai vor dem Schreibtisch in den Kniesitz herab und blickt seinen Vorgesetzten abschätzend an. "Ihr wünschtet mich zu sprechen, Kagemori-sama?", richtet er das Wort an den Truchsess. "Das ist richtig", mein Kagemori sachlich und legt einen Stapel Unterlagen beiseite. Dann blickt er auf. "Matsuba-sama, ich mache mir Sorgen." Der Angesprochene behält den älteren Youkai aufmerksam im Auge, sagt aber nichts. "Und zwar über die aktuelle Situation", fährt Kagemori fort. "Der amtierende Fürst und der Rat haben immer vortrefflich zusammengearbeitet. Bisher war stets darauf Verlass, dass unser Fürst wusste was er tat, zumal wir auch immer die Person kannten, die diese Stellung inne hatte. Im Moment sind wir in der Situation, dass wir ergründen müssen, ob dieser Zusammenarbeit irgendetwas im Wege steht, damit wir rechtzeitig intervenieren können, um eine fortbestehend gute Zusammenarbeit zu gewährleisten. Leider wissen wir noch nicht viel über Inu Yasha-sama und deshalb ist es meine Verantwortung herauszubekommen, welchen Eindruck der Rat von ihm hat." Hier entsteht eine kurze Pause und Matsuba sieht dies als Aufforderung zu antworten. "Ihr wünscht meine Meinung über Inu Yasha-sama zu hören?", fragt er bedachtsam. "Natürlich nur um mögliche Missstimmungen im Vorfeld erkennen und entsprechend reagieren zu können.", fügt Kagemori ruhig hinzu. "Natürlich", nickt Matsuba langsam, wobei er seinen Vorgesetzten nicht aus den Augen lässt. "Nun?", kommt die Aufforderung. "Nun", beginnt Matsuba, "nach meiner Auffassung erscheint er mir einerseits forsch und impulsiv, auf der anderen Seite jedoch unsicher und scheint sich völlig nach der Meinung seines Bruders zu richten. Ich denke er ist Sesshomaru-sama gegenüber loyal." "Der Meinung bin ich auch", nickt Kagemori langsam. "Offenbar hat er beschlossen Sesshomaru-samas Meinung rigoros zu vertreten, selbst wenn er sich nicht im Klaren ist was das genau für das Reich bedeutet." "Er wirkt in der Tat ein wenig überfordert mit dieser Situation", bestätigt Matsuba, "Das fiel mir schon auf. Er wird sicher Hilfe benötigen, um diese bedeutsame Aufgabe auszufüllen." "Ich habe Inu Yasha-sama bereits unsere vollste Unterstützung zugesichert. Wir werden alles in unserer Macht stehende tun, damit dieser Konflikt zu einem zufriedenstellenden Ende kommt." Ein durchdringender Blick taxiert Matsuba. Zunächst ist Matsuba ein wenig verunsichert, doch dann glätten sich seine Züge. "Selbstverständlich. Ich bin ohne Einschränkung Eurer Meinung. Schließlich hat der Rat nur das Beste des Reiches im Sinn und wird stets dementsprechend handeln." "Ich bin erfreut zu hören, dass wir in diesem Punkt übereinstimmen", sagt Kagemori würdevoll. "Kommen wir nun also zum Wesentlichen. Unsere Späher haben berichtet, dass besagter Gegner die Grenze zum Nordreich überschritten hat. Da mir Inu Yasha-sama direkt untersagt hat, einen Spähtrupp dorthin zu entsenden, können wir über sein weiteres Vorgehen und seine Beziehungen zum Nordclan nur Mutmaßungen anstellen. Mir wäre es jedoch lieber darüber Gewissheit zu haben. Deshalb beabsichtige ich eine diplomatische Abordnung zu entsenden und direkt Kontakt zu diesem Katsuken aufzunehmen, wie es bereits vorgeschlagen wurde. Auch diesen Vorschlag habe ich Inu Yasha-sama bereits unterbreitet." "Aber hatte Sesshomaru-sama sich nicht gegen eine Abordnung ausgesprochen?", gestattet sich Matsuba den Einwand. "Wie ist Inu Yasha-samas Meinung darüber?" "Er war einer friedlichen Lösung dieses Problems zumindest nicht völlig abgeneigt. Ich bin sicher er würde es gut heißen, wenn solcherlei Verhandlungen von Erfolg gekrönt wären", antwortet Kagemori ernsthaft. "Allerdings sprach er sich ebenso wie Sesshomaru-sama dafür aus, dass Chitsurao durch diesen Auftrag nicht in Gefahr gebracht werden soll." Matsuba entfährt ein leichtes Schnaufen. "Und wir alle kennen ja den Grund", brummt er leise. "Ich bitte mir etwas mehr Respekt unserem Fürsten gegenüber aus", weist Kagemori ihn streng zurecht. "Selbst wenn es zutreffend ist, dass Sesshomaru-sama in den letzten Jahren offenbar ein wenig, sagen wir an Milde gewonnen hat, so steht es uns in keiner Weise zu, ihn deshalb zu kritisieren. Uns obliegt lediglich daraus die entsprechenden Konsequenzen für unser Reich zu ziehen. Wir werden also Chitsurao nicht mit diesem Auftrag betrauen. Was natürlich nicht heißt, dass wir nicht jemanden anderen schicken können." Ein langer, ernster Blick hält Matsuba gefangen. Der Youkai erwidert den Blick ungerührt, jedoch seine Haltung verspannt sich ein wenig. "Und wen würdet Ihr dafür vorschlagen, Kagemori-sama?", fragt er. Der würdevolle Youkai hebt leicht die Augenbraue. "Nun, immerhin war es Eure Idee. Mir wäre wohl dabei, jemanden zu schicken, der auch wirklich von dieser Option überzeugt ist, wenn Ihr versteht was ich meine." Für einen kurzen Moment scheint es hinter Matsubas Stirn zu arbeiten. Dann fragt er bedachtsam: "Beabsichtigt Ihr dieses Gespräch auch noch mit den anderen Ratsmitgliedern zu führen?" Kagemoris Blick zeigt keine Regung als er fragt: "Besteht denn ein Anlass dafür?" Wieder vergehen ein paar Herzschläge, dann antwortet Matsuba: "Nein, ich denke nicht, Herr." "Vortrefflich", entgegnet Kagemori. Dann werdet Ihr mit einer kleinen Eskorte umgehend aufbrechen. Zur gegebener Zeit werde ich Inu Yasha-sama persönlich darüber informieren. Versucht so viel wie möglich über diesen Fremden herauszubekommen und so es die Möglichkeit gibt mit ihm eine friedvolle Übereinkunft zu erzielen. Zumindest was unseren Clan betrifft." "Ich verstehe!", nicht Matsuba gehorsam. "Dann geht jetzt! Es ist sicher von Vorteil, wenn Ihr rasch aufbrecht. Wir haben keine Zeit zu verlieren." "Wie Ihr befehlt, Herr!" Matsuba erhebt sich, dann verneigt er sich noch einmal respektvoll und verlässt dann das Zimmer. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)