Das Bluterbe der Youkaifürsten von Weissquell (Fortsetzung zu "Die Blutfehde der Youkaifürsten") ================================================================================ Kapitel 10: Die Entscheidung des Fürsten ---------------------------------------- Wie Sesshomaru schon angekündigt hat, warten die Ratsmitglieder bereits als er zusammen mit seinem Bruder den Raum betritt. Erwartungsvolle, wenn auch skeptische Blicke begegnen den beiden. Doch der Daiyoukai ignoriert das geflissentlich und nimmt auf seinem Sitzkissen Platz, der Hanyou tut es ihm gleich. „Willkommen zurück, Sesshomaru-sama!“, ergreift nun Kagemori das Wort, „Da Ihr so rasch wieder hier seid, gehe ich davon aus, dass Ihr Erfolg hattet.“ Sesshomarus Gesicht ist ausdruckslos. „Ihr folgert richtig, Kagemori-sama“, sagt er, „Ich konnte einige Neuigkeiten in Erfahrung bringen. Allerdings nicht zu meiner Beruhigung.“ „Was meint Ihr damit?“, fragt Matsuba. „Ich erhielt eine Nachricht von diesem Youkai“, erklärt Sesshomaru, „Er ließ mir mitteilen, dass er etwas, das vermeintlich ihm gehöre, für sich beanspruche und bald kommen würde, um es sich zu holen.“ Erstaunt schauen sich die Ratsmitglieder an. „Ihr wollt sagen, er hat Euch noch einmal herausgefordert?“, meint Gaikotsu ungläubig, „Er ist auf das Reich aus, ist es das, was Ihr sagen wollt?“ „Das bedeutet also, er wird schon bald hier auftauchen und wir werden uns direkt mit ihm befassen müssen“, stellt Takarakanshu fest. „Also ist die Eroberung des Reiches sein Ziel“, wiederholt Yuugure nachdenklich, „Zumindest ist diese Frage nun geklärt. „Das macht es aber nicht sonderlich besser“, fällt ihm Gaikotsu ins Wort, „Da Sesshomaru-sama bereits einmal gegen ihn unterlag, sollten wir nicht damit rechnen, dass die Angelegenheit mit einem einfachen Duell geklärt sein wird. Dies könnte sich leicht zu einer Schlacht entwickeln.“ Inu Yasha bemerkt, dass sein Bruder die Hände zur Faust geballt hat, aber keinen Ton sagt. Mit starrer Miene verfolgt er das Gespräch der aufgebrachten Youkai. „Und wer hat Euch diese dreiste Nachricht übermittelt?“, stellt nun Matsuba die Frage, „Hat er nun schon Verbündete gefunden? Oder wer könnte sonst eine Begegnung mit ihm überleben, wenn er wirklich so gefährlich ist?“ Nun meldet sich Takarakanshu wieder zu Wort. „Ich nehme an, es war dieser junge Dämonenjäger, der gemeinsam mit Eurer Adoptivtochter Einlass in das Gebiet um den Palast gefordert hat. Ich wüsste sonst keinen anderen Grund dafür, weshalb sie in dieser Situation hier erscheinen würden.“ Gaikotsus Miene verzieht sich missmutig. „Was? Sie ist schon wieder hier? Das wird ja immer besser! Aber warum sollte so ein mächtiger Youkai gerade zwei schwächliche Menschen auswählen, um eine solch bedeutsame Nachricht zu übermitteln? Ein Mensch dürfte eine Begegnung mit ihm wohl kaum überlebt haben. Lächerlich zu behaupten, er würde in seinem Auftrag kommen. Ich würde den Worten dieses Menschen keinerlei Glauben schenken.“ „Ich stimme Gaikotsu-sama zu“, nickt Matsuba, „Warum sollte dieser Youkai einen Menschen mit einer Nachricht an Euch betrauen? Er muss doch annehmen, dass diese Nachricht Euch niemals erreicht.“ Sesshomaru hebt ernst den Blick. „Der Junge ist mir bekannt. Er ist eine Zeit lang mit mir gereist. Ich nehme an, dass er das diesem Katsuken mitgeteilt hat und er ihn deshalb mit dieser Aufgabe betraut hat.“ „Selbst wenn das stimmen sollte“, bemerkt nun Yuugure, „dieser Katsuken, wird kaum in der Lage gewesen sein, zu überprüfen, ob das stimmt. Nach allgemeinem Verständnis wird er eher angenommen haben, dass der Mensch ihn anlügt. Wenn er ihn dennoch mit dieser Nachricht beauftragt hat, kann das nur bedeuten, dass es ihm gleich ist, ob Ihr sie erfahrt oder nicht. Das wiederum lässt den Schluss zu, dass diese Nachricht entweder eine Lüge ist, oder er so von seiner Stärke überzeugt ist, dass es ihm unwichtig ist, ob Ihr Euch auf einen Kampf vorbereitet oder nicht.“ „Die Frage ist, ob er tatsächlich so stark ist, wie behauptet.“, meint Gaikotsu. „Zumindest dieser Katsuken scheint das zu glauben“, wendet Hiroshi ein. „Oder es ist einfach eine List!“, gibt Matsuba zu bedenken. „Mit anderen Worten“, verschränkt Gaikotsu die Arme, „Wir sind genau so schlau wie vorher.“ Nun ergreift Kagemori wieder das Wort. „Ich stimme zu, dass diese Nachricht mit Skepsis zu betrachten ist.“ Er wendet sich wieder an Sesshomaru. „Hattet Ihr denn Erfolg bei Kamukiku-sama? Konntet Ihr mit ihr sprechen?“ „Teilweise“, gibt Sesshomaru zu, „Wir haben Kamukiku-sama getroffen und sie war auch bereit uns anzuhören. So wie es aussieht, scheint sie diesen Youkai tatsächlich zu kennen, allerdings war sie nicht bereit, uns darüber aufzuklären.“ „Das sieht ihr mal wieder ähnlich“, verzieht Gaikotsu das Gesicht, „Die Alte muss sich immer wichtig machen. Habt Ihr ihr nicht deutlich gemacht, wie wichtig diese Information ist?“ Ein kühler Blick fliegt nun von Sesshomaru zu dem alten Youkai hinüber. „Selbstverständlich habe ich das getan, Gaikotsu-sama.“ Nun meldet sich Chitsurao, seinen Fürsten unterstützend, zu Wort. „Ihr wisst doch selbst wie sie ist, Gaikotsu-sama. Argumente haben bei ihr kein Gewicht. Sie entscheidet so etwas aus dem Bauch heraus.“ Der alte Youkai schnaubt verächtlich auf. „Also habt Ihr gar nichts Brauchbares von ihr erfahren?“, hakt Matsuba nach. Sesshomaru hebt den Kopf. „Doch, durchaus!“, bemerkt er nüchtern, „Sie meinte, dieser Katsuken käme in einer alten Geschichte vor und sie erzählte von einer Prophezeiung, die dort ebenfalls erwähnt wurde.“ Die Ratsmitglieder blicken verwundert auf. „Was für eine Prophezeiung?“, fragt nun Kagemori kritisch. Mit knappen Worten gibt Sesshomaru alles wieder, was er von Kamukiku erfahren hat. Während er von der Prophezeiung berichtet, werfen sich die Ratsmitglieder sehr misstrauische Blicke zu. „Sie sagte, sie wäre gewillt, uns Katsukens Identität zu verraten, wenn wir in Erfahrung bringen, auf wen sich diese Prophezeiung bezieht“, schließt Sesshomaru seinen Bericht ab. Zunächst sind die würdevollen Youkai einen Moment lang irritiert. Doch dann brechen die Reaktionen aus ihnen heraus. „Das hat sie sich ja fein ausgedacht!“, platzt Gaikotsu verstimmt heraus, „Als ob wir nicht schon genug Ärger hätten. Jetzt müssen wir uns auch noch mit den Spielchen einer senilen, alten Schachtel abgeben!“ „Wie stellt sie sich das vor?“, meint nun auch Matsuba, „Glaubt sie, wir zaubern diese Person einfach aus der hohlen Hand?“ „Ach, diesem ganzen Märchen kann man doch keinen Glauben schenken!“, behauptet Gaikotsu ärgerlich, „Sie hält uns doch nur zum Narren mit solchen albernen Geschichten. Niemand zuvor hat diese Prophezeiung je gehört. Selbst ich nicht, und ich bin der Älteste hier.“ „Ich stimme Gaikotsu-sama zu“, bemerkt Yuugure ernst, „Diese Geschichte ist einfach nicht glaubwürdig. Die Zwietracht zwischen unseren Völkern beruht wohl kaum auf einer simplen Prophezeiung. Und ebenso wenig lässt sie sich durch irgendeine ominöse Person wieder beilegen. Es liegt mir fern, etwas Schlechtes über Kamukiku-sama zu denken, doch diese Geschichte klingt doch sehr nach einem Märchen.“ „Aber liegt nicht jedem Märchen irgendeine wahre Begebenheit zugrunde?“, wirft nun Hiroshi ein, „Kamukiku-sama ist die älteste unserer Rasse, möglicherweise erinnert sie sich ja doch an die Wahrheit.“ „Und möglicherweise erinnert sie sich auch falsch“, meldet sich nun Takarakanshu zu Wort, „Wer weiß, vielleicht hat sie tatsächlich Geschichte und Wahrheit durcheinander gebracht. Schließlich ist sie schon sehr alt. Möglicherweise spielt ihr ihre Fantasie ihr einen Streich.“ „Oder es macht ihr einfach einen Mordsspaß, uns an der Nase herumzuführen“, meint Gaikotsu giftig, „Sie schert sich doch einen feuchten Kehricht um unsere Belange. „Ach Unsinn! So war es nicht!“, platzt nun Inu Yasha ungehalten heraus, „Als wir ihr den Youkai beschrieben haben und ihr sagten, dass er sich auch Sesshomaru nennen will, wurde sie ganz ernst und sagte, wenn das stimmt, dann hätten wir größere Probleme, als angenommen. Das klingt nicht danach, als wäre ihr egal was mit uns geschieht.“ „Aber sie hat auch nicht gesagt, wer er in Wirklichkeit ist“, gibt Takarakanshu mit ernstem Gesicht zu bedenken, „Wenn er sogar den Namen seines Gegners für sich beansprucht, kann das nur bedeuten, er beabsichtigt dessen völlige Ausmerzung und die vollständige Übernahme der Macht. Das würde nicht nur eine alte Blutlinie auslöschen, die bis zu unseren frühsten Vorfahren zurückgeht, sondern sicher auch nicht ohne viel Blutvergießen von Statten gehen. Doch offenbar ist das Kamukiku-sama völlig einerlei. Würde sie Anteil an unseren Problemen nehmen, hätte sie uns doch gesagt womit wir es zu tun haben.“ „Sie sagte, es sein noch zu früh für diese Geschichte“, beharrt Inu Yasha verstimmt, „Vielleicht hatte sie ja einen guten Grund damit zu warten. Vielleicht ist diese Prophezeiung ja wirklich wichtig. Sonst hätte sie sie uns wohl kaum verraten und von uns verlangt, dass wir rausbekommen, was sie bedeutet.“ „Sie bedeutet gar nichts!“, erwidert Gaikotsu mit blitzenden Augen, „Es ist ein Märchen! Keine Macht der Welt wäre in der Lage die drei Clans zu vereinen. Die Fehde zwischen ihnen ist viel zu tief und reicht viel zu weit zurück. Wir haben praktisch nichts mehr gemein. Es wird niemals Frieden geben. Das ist nur Wunschdenken, von Träumern und Dummköpfen! Außerdem hat das nicht das Geringste mit unseren momentanen Problemen zu tun. Deshalb finde ich, wir sollten langsam wieder zurück zum Thema kommen und diesen Unsinn besser vergessen.“ Ärgerlich richtet sich Inu Yasha auf. Grimmig funkelt er den alten Youkai an. „Und wenn es kein Unsinn ist? Was ist wenn Kamukiku-baba klüger ist als ihr alle hier? Was wenn dieser Typ viel stärker ist als angenommen? Was ist, wenn wir vielleicht alle drei Clans brauchen um ihn zu besiegen? Vielleicht sollen wir deshalb endlich das Kriegsbeil begraben.“ „Ihr solltet das Westheer nicht unterschätzen, Inu Yasha-ouji!“, meint Yuugure nun ernst, „Unsere Soldaten sind stark. Ein einzelner Youkai hat keine Chance gegen sie, ganz gleich wie stark er ist. Dafür brauchen wir die anderen Clans nicht.“ „Und was, wenn ihr euch irrt?“, gibt Inu Yasha keine Ruhe. „Ihr könnt beruhigt sein, Inu Yasha-ouji“, versucht nun Chitsurao den Hanyou zu beschwichtigen, „Unsere Krieger wissen was sie tun. Sie werden sich jeder Herausforderung stellen die das Reich bedrohen könnte. Es ist höchst unwahrscheinlich, dass ein einzelner Youkai eine Gefahr darstellen könnte.“ „Unwahrscheinlich, aber nicht unmöglich!“, meldet sich nun Sesshomaru ruhig zu Wort, „ Mein Bruder hat nicht ganz unrecht. Es ist nicht auszuschließen, dass uns ein harter Kampf bevorsteht. Und...“, fügt er nun ernst hinzu, „es ist ebenfalls nicht auszuschließen, dass dieser Youkai sich nicht nur auf unser Reich beschränkt. Möglicherweise fällt er auch in die anderen Reiche ein. Es wäre ratsam, die anderen Fürsten zu informieren.“ „Weshalb?“, bemerkt nun Matsuba skeptisch, „Das ist doch dann nicht mehr unser Problem, außerdem können wir ja nicht einmal wissen, ob der Youkai nicht womöglich sogar von dort kommt. Vielleicht hat er ja bereits in ihrem Reich gejagt und nun beschlossen zu uns herüberzukommen. Und vielleicht haben sie es auch nicht für nötig gehalten, uns darüber zu informieren.“ „Und vielleicht, hat er ja auch dort schon alles in Schutt und Asche gelegt, ohne ernste Gegenwehr zu erhalten“, wendet Hiroshi nun zynisch ein. „In beiden Fällen, sollte Kontakt zu den anderen Reichen aufgenommen werden“, bestimmt Kagemori nun, „Wir müssen uns Klarheit darüber verschaffen. Wir können nicht riskieren, dass dieser Youkai womöglich ein Bündnis mit einem der Reiche eingegangen ist.“ „Ach, das ist doch völliger Blödsinn!“, regt sich Inu Yasha auf, „Der Kerl soll gemeinsame Sache mit einem der anderen Fürsten machen? Das ist doch überhaupt nicht ihr Stil. Weder Yarinuyuki noch Yaeba würden sich auf so was einlassen.“ „Und was macht Euch so überzeugt davon, Inu Yasha-ouji?“, vernimmt er nun die strenge Stimme von Kagemori. „Weil ich die beiden kenne!“, schnappt Inu Yasha grimmig. „Yarinuyuki würde niemals jemanden anderes für sich die Drecksarbeit machen lassen und... Yaomonzurishi hat zu lange unter einem Fürsten gedient, dessen Intrigenspiel ihn schließlich den Kopf gekostet hat, als dass er den selben blöden Fehler begehen würde.“ „Eure Naivität ist wirklich erschreckend, Inu Yasha-ouji“, meint Gaikotsu abfällig, „Bisher konntet Ihr Euch solche Gutgläubigkeit vielleicht erlauben, aber hier geht es um das Wohlergehen eines ganzen Reiches. Der Osten hat immer schon Intrigen gesponnen. Der Clan ist bekannt für seine Verschlagenheit. So ein Verhalten würde ihnen gut zu Gesicht stehen. Und der Nordclan war immer schon auf Macht und Kampf aus. Aber sie fürchten unsere Stärke. Es ist nicht völlig auszuschließen, dass sie versuchen, uns auf diese Weise zu schwächen.“ „Und selbst wenn sie tatsächlich nichts damit zu tun haben“, fügt Yuugure nun ernst hinzu, „Es wäre fahrlässig von uns, wenn wir es nicht zumindest in Betracht zögen.“ „Ihr irrt euch!“, grollt Inu Yasha ärgerlich, „Ihr macht einen schweren Fehler! Ich weiß ganz genau, dass die beiden Clans nichts damit zu tun haben. Da fragt ihr am besten doch mal lieber beim Südclan nach.“ „Auf den werden wir auch noch zu sprechen kommen“, ergreift nun wieder Kagemori würdevoll das Wort, „Doch wir können es uns nicht erlauben, die Möglichkeit außer Acht zu lassen, dass dies ein geplanter Anschlag von Seiten der anderen Clans ist.“ Bitterböse funkelt Inu Yasha den Ratsvorsitzenden an. „So wie es aussieht, hatte Kamukiku-baba doch Unrecht. Die führenden Leute der Clans denken noch immer genauso dumm und verbohrt wie vor dreitausend Jahren und aus lauter Feigheit und Hass, ziehen sie eine Vereinigung erst gar nicht in Betracht.“ Gaikotsu hebt belustigt die Brauen. „Hat sie wirklich angenommen, es hätte sich daran etwas geändert?“ „Warum auch nicht?“, gibt Inu Yasha bissig zurück, „Es ist, verdammt noch mal, dreitausend Jahre her.“ „Ja, warum eigentlich nicht?“, meldet sich nun der Youkai Hiroshi zu Wort, „Alles ändert sich irgendwann. Warum sollte sie nicht annehmen, dass wir es auch tun?“ „Einen Frieden mit den anderen Clans in Betracht ziehen?“, stößt Matsuba belustigt hervor, „Das ist völlig absurd!“ „Wir sind ja gerade mal in der Lage einen dauerhaften Waffenstillstand zu erhalten“, bemerkt Takarakanshu nun ernst, „Von einem wirklichen Friedensvertrag sind wir noch weit entfernt.“ „Und selbst wenn wir das in Betracht ziehen würden, so die anderen beiden Clans ganz sicher nicht“, stellt Yuugure entschieden klar. Chitsurao wendet sich an Inu Yasha. „Er hat recht. Auf beiden Seiten ist zu viel Blut geflossen. Der gegenseitige Hass sitzt viel zu tief. Unsere Clans sind nicht bereit für den Frieden. Eine Koexistenz unserer Völker ist einfach nicht möglich.“ „Keh!“, stößt Inu Yasha verächtlich hervor, „Dann stimmt die Prophezeiung ja zumindest schon mal in diesem Punkt, dass die Clans verdammt sind, sich auf alle Zeit zu bekämpfen. Warum soll dann der Rest nicht auch stimmen?“ „Dass es ein Fürstenkind geben soll, dass in der Lage ist, die Clans zu vereinen?“, meint Gaikotsu spöttisch, „Das ist lächerlich! Außerdem gibt es niemanden auf den diese Beschreibung passt!“ „Doch, es gibt jemanden!“ Überrascht wenden sich nun alle Augen Sesshomaru zu. Der Youkaifürst sitzt mit ernster Miene auf seinem Platz und blickt in die Runde. Nun wendet sich auch Kagemori dem Daiyoukai zu. „Wollt Ihr uns Eure Vermutung mitteilen, mein Fürst?“ Sesshomaru weicht seinem Blick nicht aus. „Ich habe Grund zu der Annahme, dass sich diese Prophezeiung auf meinen Bruder beziehen könnte.“ Ein aufgeregtes Gemurmel erhebt sich. Es klingt nicht so, als würden die Youkai seine Meinung teilen. Am wenigsten jedoch Inu Yasha. Der Hanyou sitzt da wie vom Donner gerührt und starrt den Daiyoukai mit offenem Mund an. Am liebsten würde er augenblicklich im Boden versinken. Er hat doch gewusst, dass der Kerl sie vorhin belauscht hat. Ja ja, aber sonst nichts auf das geben was Kagome sagt. Das sieht ihm wieder ähnlich, ihn so ungefragt in Verlegenheit zu bringen. „Wie kommt Ihr darauf?“, Kagemoris Stimme ist voller Skepsis und der würdevolle Youkai klingt diesmal tatsächlich ein wenig verärgert. „Er erfüllt sämtliche Kriterien, die die Prophezeiung hergibt“, erklärt Sesshomaru ungerührt. Bedeutsam blickt er die Ratsmitglieder an. „Wir alle wissen um die Beziehung meines werten Vaters zu seiner Mutter. Die Prophezeiung besagt, das Fürstenkind wurde aus Liebe gezeugt. Nun, das sehe ich damit als erfüllt an.“ Inu Yasha bekommt einen hochroten Kopf, sagt aber keinen Ton. „Es versteht sich auch von selbst, dass ein Hanyou Hass und Verachtung erfährt“, fährt der Daiyoukai nüchtern fort und fängt sich damit einen vernichtenden Blick von Seiten seines Bruders ein. „Außerdem kann ich selbst es nur bestätigen, dass Inu Yasha für einen Hanyou eine gerade zu beträchtliche Stärke besitzt.“ Sesshomarus Miene zeigt keine einzige Regung bei diesen Worten. „Und in der Vergangenheit hatte er bereits Gelegenheit, die Fürsten der anderen Clans kennen zu lernen, wie ihr Euch sicher erinnern werdet“, ernst blickt er die Ratsmitglieder an, „Ich habe euch geschildert, was damals im Reich des Ostens vorgefallen ist. Dadurch hat er einen besseren Eindruck von ihnen gewinnen können, als jeder der hier Anwesenden. Seine Meinung so kategorisch in Zweifel zu ziehen, ist somit äußerst respektlos!“ Sein durchdringender Blick bleibt auf Gaikotsu hängen. Der alte Youkai verzieht ein wenig das Gesicht, doch diesmal weicht er dem Blick des Daiyoukais aus. „Außerdem war meinem Bruder bei den damaligen Ereignissen das Privileg vergönnt, sich den Respekt der anderen beiden Fürsten zu verdienen. Aus vielerlei Gründen, hegen sie offenbar keinerlei Groll gegen ihn, was in der Geschichte unseres Volkes eine eindeutige Ausnahme darstellt.“ „Erlaubt mir die respektvolle Frage, mein Fürst“, erhebt Matsuba nun das Wort, „da in der Prophezeiung von allen Fürsten die Rede ist, wie steht es mit Eurer eigenen Einstellung zu Eurem Halbbruder?“ Kühl blickt Sesshomaru den Youkai an. „Die Tatsache, dass ich hier vor dem Rat für ihn Partei ergreife und ihm die Begleitung seiner Freunde gestatte, sollte wohl für sich selbst sprechen.“ „Keinerlei Groll ist nicht gleichzusetzen mit Zuneigung“, wendet nun Yuugure sachlich ein, „Seid Ihr sicher, dass die Prophezeiung auf diese Weise zu deuten ist?“ Der Daiyoukai verzieht keine Miene. „Ich bin sicher!“, sagt er entschieden. Ein wenig verwundert beobachtet Inu Yasha seinen Bruder. Irgendetwas stört ihn. Eine leise Stimme in seinem Inneren sagt ihm, dass der Daiyoukai lange nicht so überzeugt davon ist wie er gerade tut. Aber was kann er damit bezwecken, so etwas zu behaupten? Nachdem Kagome es angesprochen hatte, hat er sich einige Gedanken zu dem Thema gemacht und er muss gestehen, dass es tatsächlich viele Fakten gibt, die für diese Theorie sprechen. Es stimmt, Yarinuyuki schien ganz angetan zu sein von ihm, aber vielleicht hat sie nur seinen Schneid geschätzt. Und Yaeba, er war die ganze Zeit auf seiner Seite und hat ihn unterstützt. Sicher hat auch er einiges für ihn über, aber Zuneigung? Was er von seinem Bruder halten soll, ist er sich nicht sicher, aber er muss gestehen, dass sich das Verhältnis zu seinem Bruder seit damals tatsächlich verbessert hat. Alles andere mag ja auch durchaus stimmen. Wenn er auch nicht wirklich überzeugt davon ist, dass er die Fähigkeit besitzt, seine Gegner für sich zu gewinnen. Nun gut, seine Freunde sind zwei Mikos, zwei Dämonenjäger und ein Mönch. Als Youkai könnte man das tatsächlich so auslegen, aber wenn er tatsächlich über diese Fähigkeit verfügen würde, dann hätte er sich vermutlich in seinem Leben so manchen harten Kampf ersparen können. Es ist zwar alles Auslegungssache, aber es verwundert ihn doch ein bisschen, dass Sesshomaru gerade dieses Argument bei seiner Stellungnahme außer Acht gelassen hat, vermutlich in der Hoffnung, dass die anderen Ratsmitglieder es nicht bemerken. Es macht fast den Eindruck, als wollte er, dass er das besagte Fürstenkind aus der Prophezeiung ist. Aber was kann er damit bezwecken? Was würde ihm das bringen? Inu Yashas Herz beginnt jetzt ganz unruhig zu klopfen. Was wenn es ihm gar nicht darum geht, ihn als den Betreffenden hinzustellen, sondern er damit versucht, von etwas anderem abzulenken? Und auf einmal weiten sich Inu Yashas Augen. Das darf doch nicht wahr sein! Noch immer sind die Ratsmitglieder in die Diskussion verstrickt, ob der Hanyou-Bruder ihres Fürsten für diese Prophezeiung in Frage kommt. „Wie soll ein Hanyou in der Lage sein, unsere Clans zu vereinen?“, stellt Matsuba gerade die Frage in die Runde, „Das diplomatische Fingerspitzengefühl, dass dies erfordert, ist ja schon für einen Fürsten kaum zu bewältigen.“ „Wer sagt denn, dass es auf diplomatischem Wege geschieht?“, entgegnet Hiroshi, „Die Prophezeiung sagt nichts über diplomatische Verhandlungen.“ „Denkt Ihr an einen militärischen Weg, Hiroshi-sama?“, fragt Yuugure, „Was Ihr im Sinn habt, ist eine Gewaltherrschaft, keine Vereinigung. Sollte die Prophezeiung stimmen, würde das bedeuten, dass die Clans zu einem verschmelzen werden. Kein Militärschlag könnte dies bewirken.“ „Aber welche Möglichkeiten bleiben denn sonst noch?“, gibt Takarakanshu zu bedenken. „Vielleicht findet sich die Lösung in den Fähigkeiten, die Inu Yasha-ouji besitzt“, vermutet Hiroshi, „Etwas, das nur er alleine vermag.“ „Und was sollte das sein?“, gibt Gaikotsu zurück. „Ich weiß es nicht“, gibt Hiroshi zu, „Aber wenn er der Einzige ist der in Frage kommt, dann muss es etwas geben.“ „Ähm...“, meldet sich jetzt Inu Yasha ungewöhnlich zögernd zu Wort, „Es gibt da noch jemanden, auf den die Prophezeiung zutrifft.“ Unbehaglich blickt er seinen Bruder an. Zu Recht! Denn im selben Augenblick kann er beobachten wie Sesshomaru für einen Moment vollkommen erstarrt und ihm nun einen tödlichen Blick zuwirft. Dann eine Sekunde später erhebt er sich steif von seinem Platz und seiner Miene fehlt jeglicher Humor. „Ich bitte den Rat uns für eine Weile zu entschuldigen. Ich möchte mit meinem Bruder eine kurze Unterredung führen!“ Mit diesen Worten macht er eine eindeutige Geste, dass Inu Yasha ihm folgen soll und schon im nächsten Moment rauscht er auch schon aus dem Raum, während der Hanyou sich rasch bemüht, zu ihm aufzuschließen und die Ratsmitglieder ziemlich irritiert hinter den beiden her blicken. Durch mehrere Gänge laufen die beiden, bis sie schließlich ins Freie treten. Doch der Youkaifürst strebt noch immer weiter einem nur ihm bekannten Ziel zu, und der Hanyou hat alle Mühe mit ihm mitzuhalten. Zwischen den Häusern hindurch eilt der Daiyoukai, durch die große Gartenanlage und dann lassen sie die restlichen Häuser auch hinter sich und betreten einen kleinen Wald im hintersten Bereich des Palastgeländes. Schließlich erreichen sie eine hohe Felswand von der sich ein breiter Wasserfall unter lautem Rauschen in die Tiefe stürzt und sich dort in einem breiten Felsenbecken sammelt. Nun endlich bleibt Sesshomaru stehen und mit einer energischen Bewegung dreht er sich zu Inu Yasha um und mustert ihn durchdringend. Inu Yasha hält seinem Blick stand. Er erkennt nur zu deutlich wie aufgebracht sein Bruder gerade ist. Vorbei ist alle Gelassenheit. Der Daiyoukai wirkt unglaublich gereizt. „Also schön“, raunt er angespannt, „Verrat mir an wen du bei deiner Vermutung gedacht hast!“ Inu Yasha mustert ihn eingehend, dann sagt er ruhig: „Ich glaube, das weißt du sehr genau.“ Sesshomaru ballt die Fäuste, dann bemüht er sich, seine Fassung zurück zu gewinnen. Er atmet einmal vernehmlich aus, dann blickt er wieder auf. „Ich musste mir erst Gewissheit verschaffen“, nickt er langsam, „Aber mir wäre es lieber gewesen, du hättest nicht vor dem Rat damit angefangen.“ Inu Yasha hebt erstaunt die Brauen. „Sag jetzt bloß nicht, du hast ihnen noch nicht von Ihm erzählt.“ „Doch“, erwidert der Daiyoukai verhalten, „Ich habe ihnen erzählt was sie wissen müssen.“ „Aha“, verschränkt Inu Yasha missmutig die Arme, „Und was mussten sie nicht wissen?“ Nun zögert der Daiyoukai einen Moment. „Wie es dazu kam“, sagt er und wieder senkt er den Blick. Inu Yasha verdreht die Augen. „Na toll! Sie wissen also nur 'dass', aber nicht 'warum'. Das sieht dir mal wieder ähnlich!“ Nun fliegt Sesshomarus Kopf wieder zu seinem Bruder herum. Die Augen des Daiyoukai blitzen ärgerlich. Hoch baut er sich vor Inu Yasha auf. „Was hätte ich ihnen denn deiner Meinung nach erzählen sollen?“, zischt er aufgebracht, „Hast du schon wieder völlig vergessen, was für ein heikles Thema das schon damals war? Alles was sie erfahren mussten, war, dass es ihn gegeben hat und wie ich wegen ihm entschieden habe. Mehr nicht!“ Doch der Hanyou lässt sich nicht einschüchtern. „Hör doch auf! Du kannst mir nichts vormachen. Du wolltest dir einfach kein neues Salz in die Wunde streuen, mehr nicht!“ Der Daiyoukai schweigt. Dann schließlich sagt er müde: „Mir war schon die ganze Zeit klar, dass du irgendwann wieder damit anfangen würdest.“ „Tut mir leid, du provozierst es aber auch!“, gibt Inu Yasha zurück, „Sei ehrlich, du hast doch mit voller Absicht versucht dem Rat weiszumachen, dass ich das Fürstenkind aus der Prophezeiung bin.“ Sesshomaru blickt auf. Er wirkt etwas betrübt. „War das so offensichtlich?“, fragt er. Inu Yasha verzieht das Gesicht. So wie es aussieht hat er mit seiner Vermutung voll ins Schwarze getroffen. Er überlegt. „Vermutlich nur für die Leute, die über die ganze Sache Bescheid wissen“, gibt er zu, „Aber sei ehrlich, wenn man es weiß, dann ist es wirklich eindeutig.“ „Findest du?“, in Sesshomarus Stimme schwingt nun leichte Unsicherheit mit. Inu Yasha atmet einmal durch, dann blickt er seinen Bruder ernst an. „Sesshomaru, wenn du mir offen ins Gesicht sagen kannst, dass bei Tenmarus Zeugung keine Liebe im Spiel war, dann verwerfe ich die Theorie auf der Stelle!“ Der Daiyoukai zuckt unwillkürlich zusammen als hätte ihn etwas gestochen. Dann sagt er eine ganze Weile nichts mehr. Schließlich ergreift Inu Yasha wieder das Wort. „Tut mir leid, aber diese Prophezeiung passt auf ihn wie die Faust aufs Auge. Dass er gehasst und verachtet wurde, weißt du vermutlich besser als ich, und dass er stark war, daran besteht wohl kein Zweifel.“ Noch immer sagt der Daiyoukai kein Wort. Doch der Hanyou fährt bereits fort. „Das bringt mich jetzt zu der Stelle die du vorhin freundlicherweise ausgelassen hast. Tenmaru hatte ohne Zweifel die Fähigkeit, selbst seine Gegner für sich zu gewinnen, das weißt du ganz genau! Erinnere dich nur an Yarinuyuki. Sie hat ihn vorher ganz klar gehasst und dann... nun, das muss ich wohl nicht weiter ausführen, oder? Womit wir dann beim Thema 'Zuneigung' wären.“ Durchdringend mustert Inu Yasha seinen Bruder der noch immer keinen Ton von sich gibt. „Yaeba war wie ein Vater zu ihm. Er hat ihn ohne Zweifel geliebt. Und Yarinuyukis Zuneigung steht wohl völlig außer Frage unter diesen Umständen. Bleibst eigentlich nur noch du!“ Sesshomarus Kiefer sind hart aufeinandergepresst. Für eine ganze Weile scheint er mit sich zu ringen. Dann sagt er bitter: „Ich hasse es, dass du es mitbekommen musstest.“ Doch Inu Yasha wehrt ab. „Red keinen Unsinn! Du bist erleichtert darüber, dass du es mir nicht mehr erklären musst.“ Der Daiyoukai seufzt vernehmlich. „Das stimmt allerdings“, gibt er säuerlich zu. „Jetzt wüsste ich doch wirklich nur eines gerne“, setzt Inu Yasha nach, „Warum soll der Rat das nicht erfahren? Es ist doch ohnehin ohne Belang, denn meine schöne Theorie hat leider einen entscheidenden Haken. Tenmaru ist tot!“ Sesshomarus Gesicht gefriert. Für einen Moment scheint sein Blick in weite Ferne zu gehen. „Das lässt sich nicht leugnen“, gibt er schließlich zu. „Eben“, bestätigt Inu Yasha, „Warum also diese Geheimniskrämerei?“ Nun kommt Bewegung in Sesshomaru. Ruckartig wendet er sich zu Inu Yasha um. „Warum?“, fragt er aufgebracht, „Kannst du dir das nicht selbst denken?“ „Oh nein!“, gibt Inu Yasha nicht minder energisch zurück, „So kommst du mir nicht davon. Sag es mir schon, verdammt noch mal!“ Sesshomarus Miene bekommt nun einen etwas gehetzten Zug. „Weil...“, für einen Moment ringt der Daiyoukai nach den Worten, dann setzt er noch einmal an. „Erwartest du wirklich, dass ich dem Rat erkläre, warum ich mich damals mit Ihr eingelassen habe? Soll ich ihnen in allen Details Verantwortung darüber ablegen, warum ich mich so... untypisch und unwürdig für einen Fürsten verhalten habe? Soll ich ihnen wirklich aufführen, warum diese elende Prophezeiung genau auf... meinen Sohn zutrifft?“ Hier bricht er ab. Zu Inu Yashas Überraschung liegt nun ein schmerzhafter Zug auf Sesshomarus Gesicht und er schüttelt schwach den Kopf. „Das kannst du nicht von mir verlangen.“ „Niemand verlangt das von dir“, erwidert Inu Yasha ernst, „Du hast ja recht, das brauchst du ihnen wirklich nicht erklären.“ Nun strafft sich der Daiyoukai und eine kompromisslose Ernsthaftigkeit kehrt nun in seinen Blick zurück. Unverwandt blickt er seinen Bruder an. „Ganz recht! Denn das wirst du tun!“ Inu Yasha fällt aus allen Wolken. Fassungslos blickt er seinen Bruder an. „Was ich? Bin ich noch zu retten? Mach das mal schön selbst, wenn die das erfahren sollen.“ „Bedaure, doch das wird nicht möglich sein“, entgegnet der Daiyoukai ungerührt. „Ach, und darf man fragen warum nicht?“, erwidert Inu Yasha empört. Die Stimme des Youkaifürsten wird nun etwas leiser. „Weil ich nicht beabsichtige zum Rat zurückzukehren.“ Inu Yasha reißt die Augen auf. „Was? Wo willst du denn hin?“ Doch Sesshomaru sagt kein Wort und wendet den Blick ab. In seinen Augen entdeckt der Hanyou nun eine Spur von etwas Unausweichlichem. Und auf einmal läuft es Inu Yasha kalt den Rücken runter als ihn eine Ahnung befällt. „Einen Moment...“, meint er zögern und ungläubig starrt er seinen Bruder nun an, „Du hast doch nicht etwa vor... Hast du den Verstand verloren?“ Fassungslos funkelt er zu Sesshomaru hinüber. Der Daiyoukai schweigt. „Sag mir nicht, du willst ihn zurückholen!“ Entgeistert findet Inu Yasha seine Vermutung durch die Reaktion seines Bruders bestätigt. Sesshomaru hebt langsam den Kopf. Betrübt blickt er seinen Bruder an. „Du wirst mich nicht davon abbringen“, sagt er. „Es ist dir wirklich ernst damit?“, stößt Inu Yasha ungläubig hervor, „Du willst allen Ernstes in die Unterwelt gehen und Tenmaru wieder zurückholen?“ „Du sagtest doch“, entgegnet der Daiyoukai ruhig, „die Prophezeiung ist von großer Bedeutung.“ „Du glaubst also nicht, dass das nur ein Märchen ist?“ „Ich glaube, dass Kamukiku-sama Recht hat“, der Daiyoukai sieht nun sehr ernst aus. „Dieser Youkai bedeutet ein Problem. All meine Instinkte sagen mir, dass er sehr gefährlich ist. Und ich werde alles in meiner Macht stehende tun, um mein Reich zu beschützen.“ Ein wenig nachdenklich schaut Inu Yasha ihn an. „Glaubst du denn, dass das in deiner Macht steht?“ Mit unergründlicher Miene blickt Sesshomaru ihn an. „Wenn nicht in meiner, dann vielleicht in Seiner. Möglicherweise hast du Recht und dieser Youkai kann nur durch die gemeinsame Kraft der drei Clans besiegt werden. Wenn dem so ist, dann ist es nötig, dass die Prophezeiung erfüllt wird.“ „Und du glaubst wirklich sie bezieht sich auf Tenmaru?“ „Sonst würde mir niemand einfallen, auf den diese Prophezeiung passen würde.“ „Aber er ist tot!“, stellt Inu Yasha klar, „ Willst du wirklich bloß auf Grund so eines Verdachtes in die Unterwelt gehen und von dort seine Seele zurückfordern? Was, wenn Kamukiku-baba sich doch geirrt hat? Was, wenn die Prophezeiung gar nicht stimmt? Oder was, wenn gar nicht Tenmaru damit gemeint ist? Willst du das dann immer noch riskieren?“ Schweigend blickt Sesshomaru zu Boden, doch dann sagt er leise: „Das hatte ich eigentlich schon sehr lange vor.“ Für einen Moment fehlen Inu Yasha die Worte. Doch dann wird sein Blick wieder ernst. Langsam nickt er. „Ich verstehe.“ Nachdenklich kratzt er sich am Kopf. „Es geht dir immer noch nach, oder?“ Nun kehrt eine bedrückte Miene in das Gesicht des Daiyoukai zurück. „Jeden Tag.“ „Du hast Recht!“, meint Inu Yasha deutlich, „Das kannst du unmöglich dem Rat erzählen. Ich finde es ja immer noch komisch, dass du mir das erzählst.“ „Mir bleibt keine andere Wahl“, wendet sich Sesshomaru ihm nun wieder zu. „Was meinst du damit?“, fragt Inu Yasha beunruhigt. Der eigenartige Gesichtsausdruck seines Bruders lässt ihn Unangenehmes erahnen. „Ich werde eine ganze Weile fort sein“, beginnt der Youkaifürst nun etwas widerwillig zu erklären, „In dieser Zeit könnte dieser Katsuken verheerende Dinge in meinem Reich anstellen. Ich kann mein Volk nicht schutzlos lassen.“ „Dann geh nicht!“, meint Inu Yasha energisch, den langsam eine Ahnung beschleicht, „Wenn es unbedingt sein muss, schick jemand anderen!“. „Unmöglich!“, entgegnet Sesshomaru entschieden, „Um in die Unterwelt zu gelangen, benötigt man Tenseiga und ich bin sein Träger.“ „Und wer soll dann solange auf dein Reich aufpassen?“ „Dreimal darfst du raten!“ Inu Yasha steht da wie vom Donner gerührt. Ein paar Herzschläge lang ist er zu überrascht um reagieren zu können, doch dann kommt wieder Bewegung in ihn. „Moment mal!“, ereifert er sich, „Du denkst doch nicht wirklich, dass ich das machen soll, oder?“ „Das war der Gedanke!“ Inu Yasha stemmt empört die Hände in die Seite. „Das denkst aber auch nur du! Ich nehme alles zurück, du hast nicht nur den Verstand verloren, du bist völlig übergeschnappt! Wie um alles in der Welt stellst du dir das vor? Ich als Beschützer unseres Reiches? Als Fürst womöglich? Das kann doch nur ein schlechter Witz sein!“ „Findest du?“ „Na, und ob!“, schnaubt Inu Yasha entrüstet, „Ich soll deinen Platz einnehmen? Diese Typen vom Rat halten doch jetzt schon nicht viel von mir. Für die bin ich doch bloß ein Hanyou, ein dummer Ausrutscher unseres Vaters. Nein, ich hab noch nicht vergessen, wie sie über mich denken. Glaubst du wirklich, sie würden mich als Fürsten akzeptieren, geschweige denn auf mich hören?“ „Du bist immer noch mein Bruder“ „Ja, durch einen ganz komischen Zufall.“ „Das spielt keine Rolle. Vater hat dich offiziell anerkannt. Du bist sein Sohn, daran ist nicht mehr zu rütteln.“ „Sag das diesem Rat!“ „Es ist dein Recht in meiner Abwesenheit das Reich zu führen, wenn ich dir diese Aufgabe übertrage.“ „Na, herzlichen Dank auch!“, brummt Inu Yasha, „Ich habe nie darum gebeten. Ich kann mir wirklich Schöneres vorstellen.“ „Es ist deine Verantwortung als Fürstensohn, das Reich zu schützen.“ „Ach, sonst bist du dir immer zu fein, Hilfe anzunehmen und auf einmal ziehst du mich wieder in so eine Angelegenheit hinein.“ „Du würdest doch ohnehin versuchen diesen Katsuken aufzuhalten.“ „Aber doch nicht als Fürst!“ „Welchen Unterschied würde das machen?“ „Einen beträchtlichen. Ich bin für so was einfach nicht geschaffen.“ „Woher weißt du das?“ Inu Yasha fasst sich an den Kopf. „Meine Güte, das war niemals ein Thema! Ich hab doch von so was überhaupt keine Ahnung. Du bist doch hier der mit der vornehmen Erziehung und der politischen Ausbildung. Du hast selbst gesagt, dass ich gar keine Ahnung habe, was einen Fürstensohn ausmacht, und dass ich noch viel lernen muss.“ „Du wirst das schaffen!“ „Ach ja, und was, um alles in der Welt, macht dich da so sicher? Mich als Fürsten über dein Reich einzusetzen ist so ziemlich die dümmste Idee, die du je hattest, mal abgesehen davon, Tenmaru aus der Unterwelt rauszuholen. Warum überträgst du die Führung nicht einem von den Typen aus dem Rat. Die scheinen doch alle ganz kompetent zu sein, und offenbar liegt ihnen wirklich was an ihrem Reich.“ „Sie sind nicht von unserem Blut. Ich kann ihnen nicht die Fürstenwürde übertragen.“ „Ach, so ist das!“, meint Inu Yasha verstimmt, „Dann bin ich also ein notwendiges Übel. Der einzige in Reichweite, der halbwegs die Voraussetzungen erfüllt, ja?“ „Nein, das ist es nicht.“ „Was ist es dann?“, platzt Inu Yasha ungehalten heraus, „Was bringt dich bloß auf das schmale Brett, ausgerechnet mich zum Fürsten zu ernennen?“ Nun fliegt ein grimmiges Blitzen über Sesshomarus Gesicht und mit einem Schritt ist er direkt vor seinem Bruder und packt ihn fest am Kragen. „Es geht nun mal nicht anders!“, zischt er verbissen, „Ich kann das von niemand anderen übernehmen lassen.“ „Warum?“, hält Inu Yasha ungeniert dagegen. „Was macht dich so sicher, dass ich das nicht verpatze?“ Nun entspannen sich Sesshomarus Züge wieder und einen langen Moment schaut er Inu Yasha einfach nur an. Dann sagt er mit Nachdruck: „Ich verlasse mich auf dich!“ Verblüfft entwindet sich Inu Yasha aus dem Griff seines Bruders, dieser lässt ihn gewähren. Unsicher mustert Inu Yasha seinen Bruder. „Warum gerade auf mich?“ Sesshomaru fasst sich seufzend an die Stirn. „Das hat... verschiedene Gründe“, meint er langsam, „Einer davon ist wohl, dass du die Geschichte mit Tenmaru damals hautnah mitbekommen hast und... erstaunlich taktvoll damit umgegangen bist.“ „Das ist der Grund?“, staunt Inu Yasha, „Deshalb bist du in letzter Zeit so... nachsichtig mir gegenüber?“ „Nicht nur“, meint Sesshomaru zögernd, „Du hast dich damals als Prinz bewehrt. Ich weiß, dass du dazu in der Lage bist unsere Leute zu führen, selbst wenn du es dir selbst nicht zutraust. In dir steckt mehr Potenzial als du vielleicht glaubst.“ „Irgendwie kann ich nicht glauben, dass du das bist, der das gerade sagt“, schüttelt Inu Yasha den Kopf. „Die Geschichte von damals muss einen viel stärkeren Eindruck bei dir hinterlassen haben, als ich gedacht hätte.“ Nun blickt Sesshomaru betrübt auf. „Du hast ja keine Ahnung! Als Fürst kann man sich keine Zweifel erlauben, oder gar Gefühle. Das Wohl des Reiches hat stets Vorrang. Wenn man sich nicht ständig unter Kontrolle hat, bedeutet das nicht nur Gesichtsverlust, sondern auch Schwäche und die Schwäche des Fürsten ist die Schwäche des Reiches. Deshalb ist Schwäche keine Option! Und trotzdem vergeht kein Tag an dem ich nicht aus tiefstem Herzen bereue was damals geschah. Ich tue dies hier nicht nur für mein Reich, sondern ich muss diese Sache endlich abschließen. Es ist nicht gut, wenn der Fürst eines Reiches immer nur in der Vergangenheit lebt.“ Einen langen Moment scheint Inu Yasha nachzudenken. Dann meint er: „Da magst du Recht haben. Aber... nehmen wir mal an, ich bin damit einverstanden? Wie willst du ihnen das erklären?“ „Ich werde ihnen gar nichts erklären, das sagte ich doch bereits“, meint Sesshomaru nun ernst. „Wenn ich ihnen sagen würde, was ich beabsichtige, dann müsste ich ihnen alles erklären“, er seufzt leicht. „Und dann würde es Diskussionen geben. Ich habe nicht die Zeit, um ihnen die Bedeutsamkeit der Prophezeiung zu verdeutlichen. Ich werde direkt nach diesem Gespräch aufbrechen.“ „Mit anderen Worten“, meint Inu Yasha verstimmt, „Du stellst sie vor vollendete Tatsachen und dann verdrückst du dich und ich darf dann die Suppe auslöffeln.“ „So ist es nicht!“, erwidert Sesshomaru ungerührt, „Angesichts der Umstände ist schnelles Handeln erforderlich.“ „Ach Blödsinn!“, schnappt Inu Yasha ärgerlich, „Du kneifst ganz einfach! Du traust dich bloß nicht, ihnen das zu erzählen. Und an mir bleibt das dann hängen.“ Unergründlich blickt Sesshomaru ihn an. „Du wirst schon die richtigen Worte finden“, sagt er, „Du hast dich bereits vor dem Rat behauptet. Ich habe mich ganz bewusst aus deiner Diskussion mit Gaikotsu herausgehalten und du hast dir auch ganz allein Gehör verschafft.“ „Na, das wird ja immer schöner!“, verschränkt Inu Yasha beleidigt die Arme, „Seit wann planst du denn die ganze Sache schon? Seit Kagome mit ihrer Theorie über mich angefangen hat?“ „Eigentlich, seit ich die Prophezeiung zum ersten Mal gehört habe“, gibt Sesshomaru nach einem kurzen Zögern zu, „Doch ich muss gestehen, dass mir diese Theorie sehr gelegen kam.“ Ungläubig starrt Inu Yasha ihn an. „Ich fasse es ja nicht!“, meint er kopfschüttelnd, „Du machst es schon wieder! Du tust alles um dir eine unangenehme Sache schön zu reden. Gib zu, hätte ich nichts gesagt, dann hättest du mit Freuden auf diese Aktion jetzt verzichtet und mich als den großen Retter hingestellt, obwohl du es eigentlich besser wusstest.“ Einen Moment lang zögert der hochgewachsene Daiyoukai, doch dann sagt er: „Nicht mit Freuden. Aber ja, vermutlich.“ „Na, wenigstens bist du ehrlich“, schnaubt Inu Yasha. Nun schaut Sesshomaru auf und in seinen Augen erkennt Inu Yasha jetzt ein stilles Bitten. „Ich brauche dich!“, sagt Sesshomaru eindringlich. „Ich habe diese Entscheidung nicht leichtfertig getroffen, und glaube mir, ich habe mir das lange durch den Kopf gehen lassen. Aber du bist der Einzige dem ich diese Aufgabe überlassen kann und möchte. Ich weiß nicht wann ich zurückkehren werde und deshalb brauche ich jemanden der sich mit so einer Situation auskennt. Du hast schon oft gekämpft, du wirst wissen was zu tun ist. Du musst unser Reich beschützen und diesen Katsuken unschädlich machen! Und wenn ich nicht zurückkomme, dann bist du der Einzige der unsere Blutlinie weiterführen kann...“ „Hey, Moment!“, fällt ihm Inu Yasha ins Wort, „Was soll das bitte heißen: Falls du nicht zurückkommst? Ich will ja wohl hoffen, dass das nicht auf Dauer an mir hängen bleibt. Ich spring vielleicht mal ein, aber werde bestimmt nicht für immer deinen Posten übernehmen, also sieh gefälligst zu, dass du hier wieder auftauchst, klar?“ Ein wenig nachdenklich blickt Sesshomaru drein. „Ich wünschte, es wäre so einfach.“ „Nein, keine Diskussion!“, meint Inu Yasha energisch, „Du kommst zurück, klar? Ich werde doch nicht bis in alle Ewigkeit hier den Fürsten spielen, vergiss das mal gleich wieder!“ Doch auf einmal fährt Sesshomaru blitzschnell herum und nur einen Wimpernschlag später hat er Inu Yasha am Hals gepackt und presst ihn unsanft an einen nahen Baum. Seine Augen funkeln wütend und seine Reißzähne schieben sich leicht unter seinen Lippen hervor. „Das hier ist aber kein Spiel!“, zischt er wütend, „Ich versichere dir, das ist bitterer Ernst! Bring mich besser nicht dazu, es zu bereuen, dass ich dich als meinen Stellvertreter in Erwägung gezogen habe.“ Mühsam versucht Inu Yasha sich aus dem Griff seines Bruders zu entwinden. „Schon gut! Ich hab's ja verstanden“, lenkt er etwas irritiert ein. Nun blickt der Daiyoukai ihn durchdringend an. „Inu Yasha, ich kann dich unmöglich zwingen dieses Amt angemessen auszufüllen, da ich nicht hier sein werde, um es zu gewährleisten, aber... ich vertraue dir. Wenn du mir zusagst, dass du das tun wirst, dann werde ich mich damit zufriedengeben.“ Einen langen Augenblick zögert Inu Yasha, doch ein Blick in die Augen seines Bruders sagt ihm diesmal, dass er es ernst meint. Schließlich nickt er leicht. „Also gut, ich mach es. Ich werde die Fürstenrolle übernehmen, aber ich kann dir keine Garantie geben, dass das auch alles hinhauen wird. Schließlich kenne ich weder das Schloss noch die Aufgaben die ein Fürst so hat.“ Sesshomaru lässt ihn los. „Du wirst es lernen. Ich werde dir Unterstützung dalassen. Myoga und Jaken.“ Inu Yasha reißt die Augen auf. „Was, Jaken auch?“ Ruhig erwidert Sesshomaru seinen Blick. „Warum nicht? Er ist nützlich. Er kennt das Schloss und einen Großteil der Abläufe. Für alles weitere kannst du Myoga fragen.“ „Na, dann sag ihm das besser selber“, gibt Inu Yasha unverblümt zurück, „So anhänglich wie er immer um dich herumscharwenzelt.“ „Er ist ein erfahrener, loyaler Diener. Er wird dir ebenso ergeben dienen wie mir.“ „Deine Zuversicht möchte ich haben!“, murmelt Inu Yasha gedankenverloren. Dann blickt er noch einmal auf. „Sesshomaru, ich denke es wäre besser wenn du wenigstens noch irgendwem anders sagst, dass du mich nun mit der Sache betraut hast. Sonst glauben die mir doch nie.“ Der Daiyoukai blickt ihn unergründlich an, dann sagt er: „In Ordnung! Ich werde Dokutoge informieren wenn ich das Schloss verlasse.“ Mit diesen Worten wendet er sich zum Gehen und Inu Yasha wird es auf einmal recht beklommen ums Herz. Da geht er, sein großer Bruder. Wenn man es genau nimmt, ist er gar nicht viel älter als er. Seine Haltung strahlt Stolz und Würde aus und dennoch weiß Inu Yasha, das ihm die Reise die er unternimmt, wesentlich mehr abverlangen wird, als nur sich einer Gefahr für Leib und Leben auszusetzen. Und trotzdem wagt er es. Inu Yasha stellt fest, dass er tatsächlich ein wenig Bewunderung für seinen Bruder empfindet. Sesshomaru scheint sich seiner Sache immer so sicher zu sein und ihn selbst plagen große Zweifel bei der schweren Aufgabe die nun vor ihm liegt. Am liebsten möchte er mit seinem Bruder tauschen, aber dann strafft er sich. Sesshomaru vertraut ihm, hat er gesagt. Das kommt selten genug vor, als dass man nicht alles dran setzen sollte um dieses Vertrauen zu verdienen, wenn er auch noch keine Ahnung hat wie. „Sesshomaru!“, ruft er seinem Bruder hinterher. Der Daiyoukai dreht sich noch einmal um. Ernst schaut Inu Yasha ihn an. „Komm wieder zurück, ja?“ Der Daiyoukai nickt kurz und dann wendet er sich ab. Mit einem geschmeidigen Sprung schwingt er sich hinauf in die Luft und verschwindet dann nach kurzer Zeit über den Häusern des Palastes. Seufzend steht Inu Yasha da. Leicht schüttelt er den Kopf. „Das kann doch gar nicht gut gehen!“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)