Zum Inhalt der Seite

Demon Girls & Boys

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Schatten der Vergangenheit

Schatten der Vergangenheit
 


 

Am nächsten Tag wachte Susanne bereits mit einem unwohlen Gefühl auf. Sie wusste nicht was es war, aber irgendetwas stimmte nicht. Mit dieser bedrückten Vorahnung schaute sie sich im Zimmer um, doch sowohl Lissi als auch Öznur schienen friedlich zu schlafen.

Es war immer noch seltsam Öznur bei sich im Zimmer zu haben, und nicht mehr Janine, wie es ursprünglich der Fall war. Zwar hatten die beiden durch den Streit zwischen Öznur und Anne die Zimmer getauscht, aber obwohl nun alles ausgesprochen und in Ordnung war, hatten sie die Zimmeraufteilung seitdem nicht mehr rückgängig gemacht.

So lautlos wie möglich schlich Susanne ins Bad, wo sie sich nur die Zähne putzte und die Schuluniform anzog, um den Rest nicht zu wecken. Sie bevorzugte es ohnehin abends zu duschen, da musste sie die Mädchen nicht jetzt schon versehentlich wecken. Wobei die beiden ohnehin einen recht tiefen Schlaf hatten.

Bei Janine war das etwas anderes gewesen. Sie war häufig aufgewacht, wenn Susanne sich versucht hatte aus dem Zimmer zu schleichen, um zu frühstücken.

Fröstelnd zog sie ihr Jackett fester um sich, was den kühlen Wind auf dem großen Platz jedoch auch nicht wärmer zu machen schien. Der Sommer war nun wohl endgültig gegangen.

Noch während sie auf den Mensaturm zusteuerte, öffnete sich die Eingangstür und Anne und Carsten verließen das Gebäude. Sie schienen Susanne direkt entdeckt zu haben und kamen schnellen Schrittes auf sie zu.

Noch bevor Susanne dazu kam den beiden einen guten Morgen zu wünschen, fragte Carsten: „Susi, hast du Janine gesehen?“

Susannes Herz setzte aus. Was hatte Carsten da gesagt? „… Nein… Wieso?“

„Sie ist gestern Abend nicht mehr zurückgekommen.“, erklärte Anne zerknirscht. „Ich dachte, sie wollte vielleicht noch etwas mehr Zeit bei ihrer Mutter verbringen, aber vorhin war sie auch nicht im Zimmer.“

„Und beim Frühstück auch nicht.“, ergänzte Carsten.

Alles Blut wich aus Susannes Gesicht. Die Jacke war gar nicht mehr dazu in der Lage, dem eisigen Wind Einhalt zu gebieten. „Was?“, fragte sie schwach. „Denkt… Denkt ihr, dass etwas…“ Sie wagte es gar nicht, diese Frage aussprechen zu müssen.

„Bei einer Region wie Mur kann man sich nie sicher sein.“, antwortete Anne ehrlich.

„A-aber…“ Verzweifelt suchte Susanne nach anderen Orten, wo sich Janine aufhalten könnte. „Was ist mit den Stallungen? Seit Benni weg ist, kümmert sie sich doch immer mal wieder um die Einhörner. Oder die Küche?! Vielleicht hat sie Frühstücksdienst! Oder sie fühlte sich nicht so gut und ist in den Krankensaal! Oder-“

Sanft legte Carsten eine Hand auf ihre Schulter und unterbrach somit Susannes immer panischer werdende Erklärungsversuche. Es durfte nichts passiert sein. Janine durfte nichts passiert sein!

„Wir haben den Campus noch nicht abgesucht.“, meinte er und fügte hinzu: „Wir wollten erst die anderen wecken, damit sie helfen können.“

Susanne atmete tief durch und zwang sich zur Ruhe. „Gute Idee…“

Anne warf Carsten einen Blick zu. „Wir wecken den Rest. Du kannst ja schon mal in der Küche nachschauen.“

Dieser nickte. „Ich rufe dich an, sollte ich sie finden.“

Während Carsten wieder auf das Hauptgebäude zusteuerte, kehrten Susanne und Anne schweigend zum Mädchenhaus zurück.
 

„Glaubst du, wir finden sie?“, fragte Susanne hoffnungslos, konnte sich Annes Antwort aber schon denken.

„… Ich hoffe es.“, meinte diese wie erwartet. Zu direkt und ehrlich, um auch nur annährend hoffnungsschöpfend zu sein.

Susanne wusste nicht, warum sie sofort so besorgt war. Wobei… Eigentlich konnte sie es sich denken. Dieses seltsame Gefühl vorhin gepaart mit all den anderen bedrückenden Ereignissen in letzter Zeit…

Bei einer Treppenstufe blieb Susanne stehen und merkte, wie die Hand, die sie aufs Geländer gelegt hatte, leicht zitterte. „Ich habe solche Angst um sie…“

„Das wird dir aber nicht helfen, sie zu finden.“ Wieder war Annes Kommentar direkter als erwünscht.

Susanne schluckte schwer. „Ich weiß…“

Die restlichen Mädchen waren hellwach als Susanne und Anne ihnen die Situation erklärten.

Wahrscheinlich hätten sie gar nicht lange warten müssen, bis der Rest angezogen war. Doch die Anspannung und Unruhe sorgte dafür, dass Susanne das Mädchengebäude direkt wieder verließ und gemeinsam mit Anne zu den Stallungen eilte.

„Hier ist sie nicht!“, stellte Susanne vor Ort verzweifelt fest.

Anne warf einen Blick auf ihr Handy. „In der Küche und im Krankensaal ist wohl auch Fehlanzeige.“

Hastig kramte Susanne ihr eigenes Smartphone heraus und rief ihre Schwester an. „Lissi, wo bist du? Hast du Ninie gefunden?!“ Die Sorge nahm zu. Und mit ihr auch die Panik.

„Nein, Susi. Tut mir leid.“ Lissis Stimme klang bedrückter als es Susanne lieb war. „Weder Ariane noch ich können so etwas in der Art wie eine Fährte aufnehmen, die frisch zu sein scheint. Und hören kann Öznur sie auch nicht. Wie ist es bei euch?“

„Nein… Nichts…“ Kraftlos lehnte sich Susanne gegen einen Holzpfeiler. Sie wusste, wenn Lissi auf Spitznamen verzichtete…

Anne nahm Susanne das Handy aus der Hand. „Carsten ist gerade zu den Direktoren gegangen, Frau Bôss scheint bereits im Büro zu sein.“

„Dann treffen wir uns dort.“, hörte Susanne Lissi vom anderen Ende der Leitung sagen und legte auf.

„Wir sollten auch gehen.“, meinte Anne und gab Susanne das Handy zurück. Welches ihr direkt aus den zitternden Händen gefallen wäre, wenn Anne nicht schnell genug reagiert hätte.

Mit einem schwachen Danke steckte Susanne das Handy in die Jackett-Tasche, ehe es ihr erneut aus den Fingern rutschten konnte. Dennoch hatte sie irgendwie den Eindruck, sich vor Anne rechtfertigen zu müssen. „Entschuldige… Ich weiß, ich sollte mich zusammenreißen. Zumindest bis wir wissen, was wirklich der Fall ist. Aber… es fällt mir so schwer. Ich glaube, dass sie… Dass…“ Schluchzend wischte sich Susanne eine Träne aus den Augen.

„Wir werden sie schon finden.“ Anne legte eine Hand auf ihre Schulter.

Susanne schluchzte erneut. „Glaubst du wirklich?“

„Ja. Und selbst wenn nicht, dann…“

Anne brach ab, doch sie beide wussten, was sie sagen wollte. Ein Gedanke, der auch schon ihr selbst in den Sinn gekommen war. Sollten sie Janine wirklich nicht finden, dann wäre es immer noch möglich, dass Carsten-

Susanne erwiderte Annes Blick. Der Zwiespalt in ihren Augen war derselbe, den auch sie selbst empfand. Sie beide wussten: Würden sie den Observationszauber auch nur andeuten, würde sich Carsten sofort bereit erklären. Egal was für Folgen das für ihn haben könnte.

Aber war es das wirklich wert? Wollten sie wirklich seine psychische Gesundheit aufs Spiel setzen, nur um Gewissheit zu haben? Um das herauszufinden, was wahrscheinlich jeder insgeheim schon vermutete?

Und dabei konnten sie die Auswirkungen bereits jetzt sehen. Sie alle hatten mitansehen müssen, was für einen Tribut diese paar Rituale der schwarzen Magie jetzt schon forderten. Susanne schauderte, als sie an Carstens Panikattacke vom Vortag zurückdachte. Sie wusste nicht, ob es Einbildung gewesen ist, oder ob sie durch ihre Energie tatsächlich wahrnehmen konnte, was Carsten gespürt hatte. Die Atemnot, das Gefühl das Herz in ihrer Brust würde zerspringen, die kochende Hitze, … Und dieser Geruch. Dieser furchtbare, widerliche Geruch. Begleitet von diesem lähmenden Schmerz…

Susanne schüttelte den Kopf und zwang sich in die Gegenwart zurück. Sollte dies wirklich der Tribut sein, den schwarze Magie forderte… Sie durften nicht zulassen, dass Carsten so etwas auf sich nahm.

Sie atmete tief durch. „Wir müssen sie finden.“

Anne nickte, erwiderte ansonsten aber nichts darauf. Sie wirkte trotz allem nicht sonderlich überzeugt. Eher das Gegenteil war der Fall.

Vorsichtig nahm Susanne Annes Hand, die immer noch auf ihrer Schulter lag. „Ist wirklich alles in Ordnung?“

Anne seufzte und zwang sich zu einem Lächeln. „Du meinst bis auf das gerade?“

„Anne, rede mit mir!“, flehte Susanne sie an. Sie wusste, dass etwas nicht stimmte. Jeder wusste es! Lissi schien sogar eine konkrete Vermutung zu haben, doch sie weigerte sich, diese mit ihr zu teilen. Mit ihrer eigenen Zwillingsschwester. „Bitte, ich möchte dir doch helfen. Sag was los ist!“

Einen Moment länger hielt Anne ihrem Blick stand. Einen kleinen Moment, in dem Anne es nicht schaffte, die eigene Angst und Verzweiflung in den nachtblauen Augen zu verbergen. Doch dann wandte sie sich abrupt ab. „Du solltest gerade andere Sorgen haben.“

Susanne verstärkte ihren Griff um Annes Hand. Es tat ihr im Herzen weh, sie so im Stillen leiden zu sehen. Susanne fühlte sich beinahe schuldig, dass sie ihr nicht helfen konnte. Nein, es brach ihr gar das Herz, dass Anne sich nicht helfen ließ. Sich von ihr nicht helfen ließ.

Susanne seufzte. „Du bist eine dieser ‚anderen Sorgen‘, Anne.“

Sie spürte, wie Anne den Händedruck erwiderte. Und es war umso erschreckender, wie schwach dieser Händedruck wirkte. Genauso schwach wie Annes Stimme, als sie letztlich antwortete: „Ich kann nicht…“

„Doch, natürlich kannst du.“, redete Susanne auf sie ein.

„Nein, wirklich. Ich kann nicht.“

Sie hatte Anne selten so verzweifelt erlebt. So im Kampf um Selbstbeherrschung, so kurz davor ihren Gefühlen unterlegen zu sein. Die einzigen Momente die das gerade übertrafen waren die, wenn sie an die grauenhaften Taten ihres Vaters erinnert wurde. Doch dann war Anne immer gegangen. Oder eher geflohen.

Aber gerade? Gerade wollte sie nicht fliehen. Sie wollte eigentlich reden. Sich den Schmerz von der Seele schreien. Doch sie konnte es nicht. Oder eher: Sie durfte es nicht. Warum?

Susanne senkte den Blick. „Aber wenn es dich doch so sehr belastet…“

„Ich komme schon klar.“

Sie schüttelte den Kopf. „Nein. Nein, kommst du nicht.“

Annes schwaches, freudloses Lachen sorgte dafür, dass sich Susannes Herz umso mehr zusammenzog. Ihre Gefühle waren durch Janines Verschwinden schon aufgewirbelt genug. Und nun, dieses verzweifelte Lachen… Das traf Susanne härter, als sie es für möglich gehalten hätte.

Sie blinzelte die Tränen weg und stellte sich in Annes Blickfeld, um ihr ein aufheiterndes, wenn auch erzwungenes Lächeln zuzuwerfen. „Es ist in Ordnung. Es ist okay, wenn du es nicht erzählen kannst.“ Ohne groß zu überlegen nahm sie Anne in die Arme. „Ich finde schon einen anderen Weg um dir zu helfen.“

Susanne merkte, wie Anne deutlich zögerte die Umarmung zu erwidern. Doch letztlich gab sie sich geschlagen. Sie spürte das leichte Zittern ihres Körpers, als Anne den Kopf auf ihre Schulter legte. Susanne war überrascht, wie zerbrechlich Annes Körper eigentlich wirkte. Durch ihren athletischen Körperbau und die definierte Muskulatur hatte sie immer stark und hart wie Stein gewirkt. Aber nun? Sie hatte doch keine so breiten Schultern und Arme. Sie fühlte sich doch eher weich statt hart an. Die Hände, mit denen sich Anne an Susannes Jackett klammerte waren schlanker und graziler, als man es von einer Kriegerin erwarten würde.

Susanne meinte Anne leise schluchzen zu hören und verstärkte ihren Griff, während auch sie selbst die Tränen nicht mehr zurückhalten konnte. Eigentlich war sie erleichtert, dass Anne ihren Hilfeversuch annahm. Aber irgendwie war es dadurch auch umso schlimmer, diesen Schmerz miterleben zu müssen. Einen Schmerz, von dem sie noch nicht einmal die Ursache kannte. Und doch war es beinahe so, als wäre Annes Leid ihr eigenes.
 

Als Susanne und Anne das Büro der Direktoren betraten, schien bereits eine aufgebrachte Diskussion am Laufen zu sein. Diese Diskussion wirkte so hitzig, dass nur Lissi ihr Eintreten bemerkte.

„Was ist denn los?“, fragte Susanne ihre Zwillingsschwester irritiert.

Diese seufzte und deutete mit dem Daumen auf Carsten. „Du müsstest es dir denken können.“

Susanne tauschte einen kurzen Blick mit Anne aus. Eigentlich war es zu erwarten gewesen. Carsten war garantiert der erste von allen gewesen, der Schwarzmagie ernsthaft in Betracht gezogen hatte um Janine zu finden.

„Wir können doch nicht einfach nur tatenlos rumsitzen und hoffen, dass es ihr gut geht!“, herrschte dieser gerade Laura an, die stur Carstens Blick erwiderte. „Und stattdessen sollen wir dich opfern?! Dafür sorgen, dass du noch einen Schritt näher am Wahnsinn bist?!?“

„Die Ungewissheit ist doch viel schlimmer!“

„Schlimmer als das, was dich gerade innerlich auffrisst?!?“ Tränen sammelten sich in Lauras Augen. „Willst du das?! Diese Panikattacken?! Und was auch immer danach noch kommt?!“

„Es ist nur ein einziger Zauber!“, widersprach Carsten lautstark.

Bedrückt schüttelte Ariane den Kopf. „Wie häufig hast du dir das schon gesagt?“

„Ich-“ Carsten brach ab. Verbissen ballte er die Hände zu Fäusten. „Wollt ihr denn nicht wissen, wo sie ist? Wie es ihr geht?“

Nun mischte sich auch Susanne ein. „Doch, natürlich. Aber nicht so. Nicht über diesen Weg.“

„Aber es gibt keinen anderen Weg.“

Geräuschvoll atmete Frau Bôss aus, die bisher nur schweigend zugehört hatte. „Hat zumindest jemand von euch mal versucht sie anzurufen?“

Die Gruppe tauschte irritierte Blicke aus und auch Susanne stellte überrascht fest, dass sie noch gar nicht daran gedacht hatte. Dabei besaß Janine sogar ein Handy.

Susanne holte ihr Smartphone raus und tippte ihre Nummer ein. Sonderlich viel Hoffnung hatte sie nicht, aber wer weiß? Vielleicht ging Janine ja wirklich dran.

Schweigen breitete sich aus, während jeder verzweifelt hoffte, dass das Tonsignal aufhörte und stattdessen Janines Stimme zu hören wäre. Das Warten schien sich endlos in die Länge zu ziehen und abermals begannen ihre Hände zu zittern.

Schließlich brach der Ton ab. „Der gewünschte Gesprächsteilnehmer ist zurzeit…“

Langsam senkte Susanne das Handy, während die Frauenstimme sie zur Mailbox weiterleitete.

Nichts.

Öznur seufzte. „Ein Versuch war’s wert.“

„Und jetzt?“, fragte Susanne, nicht wissend, was ihnen für andere Möglichkeiten blieben.

Carsten öffnete den Mund, doch bevor er auch nur ein Wort sagen konnte brach Laura ihn ab. „Nein. Vergiss es.“

„Es ist der schnellste und einfachste Weg.“, widersprach Carsten bestimmt.

„Und der gefährlichste.“

Anne verschränkte die Arme vor der Brust. „Was wollen wir uns eigentlich von dem Zauber erhoffen? Selbst wenn wir Janine finden -und ich glaube jeder ahnt schon, wo sie sein müsste- dann sind uns doch so oder so die Hände gebunden. Wir brauchen einen verdammt guten Plan, um sie und die anderen da raus zu holen. Und am besten auch einen fertigen Zauber, um Mars direkt Einhalt gebieten zu können, bevor er noch mehr Schaden anrichtet.“

Ariane nickte. „Anne hat recht. Wir schaffen es noch nicht einmal, meine Schwester, Sakura oder Johannes da raus zu holen. Geschweige denn Benni.“

„Ohne den Zauber seid ihr gegen den Purpurnen Phönix so gut wie machtlos.“, mischte sich auch Frau Bôss ein. „Carsten, so ehrwürdig dein Verlangen deinen Freunden zu helfen auch sein mag, all das alles lenkt dich von deinem eigentlichen Ziel ab. Der Fertigstellung des Zaubers.“

„Aber ich arbeite doch schon die ganze Zeit daran!“, schrie Carsten aufgebracht.

Susanne zuckte bei seinem Tonfall zusammen. Carsten war schon immer eher ein emotionaler Typ. Aber dass er so leicht in die Luft ging…

„Na ja Carsten, du musst einsehen, so ganz stimmt das nicht.“, erwiderte Anne, von seinem verärgerten Ton unbeeindruckt. „Bevor ihr mich mal wieder falsch versteht: Ja, die letzten Wochen waren schlimm. Und ja, es ist nachvollziehbar, dass deshalb nicht so viel am Zauber gearbeitet werden konnte. Aber Fakt ist nun mal, dass wir diese zwei Wochen verloren haben. Genauso wie die Zeit, die Carsten im Unterricht verbringt. Und Eagles Geburtstagsfeier gester-“

„Anne, es reicht!“, unterbrach Laura sie schroff. „Carsten macht genug! Er kann doch nicht jede wache Sekunde seines Lebens-“

„Nein, Anne hat recht.“ Dieses Mal war es Carsten, der Laura unterbrach. „Es ist naiv zu glauben, so etwas ginge ‚nebenbei‘.“

„Wenn ich mich recht erinnere, hatte mein Mann dir bereits angeboten, den Unterricht ausfallen zu lassen.“, vergewisserte sich die Direktorin.

Betrübt nickte Carsten. „Es wäre tatsächlich besser, das Angebot anzunehmen.“

Laura schien seine Gedanken erahnt zu haben. „Du willst dich also wieder von uns allen abschotten? Wie damals, als du dich auf die Schwarzmagier-Prüfung vorbereitet hattest?“

„Wenn es keinen anderen Weg gibt…“

„Im Endeffekt wird Cärstchen wegen Burnout nicht dazu im Stande sein, mit uns gegen Mars zu kämpfen.“, mischte sich nun auch Lissi ein.

„So ein Unsinn.“ Carsten tat ihre Aussage mit einem Kopfschütteln ab.

Lissi stemmte die Hände in die Hüften. „Sicher? Letzte Woche noch hat deine Gesundheit es dir ganz schön heimgezahlt, dass du ohne Rücksicht auf dich selbst alles gleichzeitig versucht hast zu bewerkstelligen. Außerdem bist du immer noch verletzt. Plus die Folgen der schwarzen Magie. Da sieht doch selbst jemand Blindes, dass du am Limit bist.“

„Und was soll ich sonst machen?!“, herrschte Carsten Lissi an. „Willst du den Zauber schreiben?! Oder der Rest von euch?! Denkt ihr, das ist wie eine Aufgabe aus dem Mathebuch?!? Ein paar Terme umformen und Werte einsetzen, und schon ist alles gelöst?!?“

Mit jedem weiteren Satz redete sich Carsten immer mehr in Rage. Zitternd verschränkte Susanne die Arme. War das die schwarze Magie? War es der seit Monaten angestaute Frust, bisher kaum einen Schritt weiter gekommen zu sein? Beides?

Laura rieb sich schluchzend über die Augen. „Nein, Carsten. Das denken wir nicht! Aber… Wir wollen dir helfen! Irgendwie!“

„Dann hört auf ständig an mir herumzumeckern!!!“

Das hatte das Fass wohl zum Überlaufen gebracht. Viele der Mädchen zuckten erschrocken zusammen, Laura wich sogar einen kleinen Schritt zurück und klammerte sich an den Ärmel von Arianes Uniformjacke. Und auch Susanne griff instinktiv nach Lissis Arm.

Carsten war die fürsorglichste, einfühlsamste, freundlichste Person, die Susanne je kennengelernt hatte. Obwohl er für gewöhnlich extrem schüchtern war, war er sehr sympathisch und wurde von allen gemocht und geschätzt.

Doch wenn er mal wirklich wütend wurde…

„Wenn ihr unbedingt einen Sündenbock braucht, dann sucht euch einen anderen! Ich bin es leid, für jeden Scheiß verantwortlich gemacht zu werden, der auf der Welt passiert!!!“

Carsten war viel zu sehr in Rage, um die Reaktionen der Mädchen zu bemerken. Oder war es ihm egal? Susanne wusste es nicht. Ihr Griff um Lissis Arm verstärkte sich, während sie verzweifelt hoffte, dass irgendjemand ihn doch endlich mal beruhigen würde.

Laura ließ Arianes Jacke los und ging einen Schritt auf Carsten zu. „Aber das machen wir doch gar nicht!“, widersprach sie ihm verzweifelt.

„Ach, macht ihr nicht?! Warum hat Eagle dann all seinen Hass an mir ausgelassen, weil er dachte ich wäre für den Tod unserer Mutter verantwortlich?! Warum dachten die Lehrer früher, ich schreibe von meinen Mitschülern ab, weil ich im Unterricht sonst nie etwas gesagt habe?! Wieso wurde ich im FESJ immer und immer wieder für Sachen bestraft, die ich gar nicht getan habe?! Warum sagt man mir nach, die Mitschuld am Tod meines Vaters zu tragen?! Wieso soll ich es in Wahrheit auf die Federkrone abgesehen zu haben?! Und warum werft ihr mir vor-“

„Wir werfen dir gar nichts vor!“, schrie Laura unter Tränen.

Carsten wollte etwas erwidern, als Ariane vortrat und sich zwischen die beiden stellte. Sie betrachtete ihn ruhig und meinte schließlich: „Sprich weiter, Carsten. Was werfen wir dir vor?“

Was auch immer Carsten ursprünglich sagen wollte, er wusste es nicht mehr. Oder er wollte es gar nicht mehr sagen? Egal was in seinem Kopf gerade vor sich ging, es war offensichtlich, dass diese wenigen Worte von Ariane ihn zum Schweigen gebracht hatten.

Seufzend verschränkte Ariane die Arme vor der Brust. „Es gibt tatsächlich eine Sache, die wir dir vorwerfen. Und zwar, dass du deinen ganzen Frust an uns auslässt, obwohl wir nur helfen wollen. Machst du das mit Absicht? Bringst du Laura absichtlich zum Weinen, nur, damit du dich nachher besser fühlst?“

Carsten machte den Mund auf, als wolle er sich irgendwie rechtfertigen. Schien aber nicht die richtigen Worte zu finden.

Arianes Stimme war nicht wirklich verärgert, wirkte aber dafür umso kälter. „Hör auf damit, Carsten. Hör auf, alles auf eigene Faust machen zu wollen. Das tut dir nicht gut.“

„Aber-“

„Nichts aber. Falls du dauernd jemanden brauchst, den du anschreien kannst um Stress abzubauen, dann ist das echt schade. Ich dachte eigentlich du wärst besser als sowas.

Und wenn das auf der anderen Seite wirklich der schwarzen Magie zu verschulden ist, dann ist das umso mehr ein Grund, warum du die Finger davon lassen solltest.“

Es war deutlich sichtbar, wie hart Arianes Worte Carsten trafen. Was nicht überraschend war, wenn man daran dachte wie lange er bereits romantische Gefühle für sie hegte. Aber leider musste sich Susanne eingestehen, dass Ariane recht hatte. Und Carsten schien zu derselben Erkenntnis zu gelangen. Ob es nun eine Charakterschwäche von ihm oder die Schwarzmagie war… In beiden Fällen sollte er unbedingt etwas dagegen unternehmen.

Carsten wandte den Blick ab und brachte lediglich eine schwache Entschuldigung über die Lippen.

Laura lächelte ihren besten Freund mitfühlend an. „Es ist schon okay, Carsten. Wir wissen, dass du es momentan schwer hast.“

„Aber das ist umso mehr ein Grund, warum du einfach mal mit uns sprechen solltest.“, ergänzte Ariane. „Vielleicht können wir dir beim Zauber selbst nicht helfen. Zumindest nicht direkt. Aber es gibt andere Dinge, du musst nur mit uns reden.“

Nun mischte sich auch Lissi ein. „Cärstchen, selbst wenn du denkst, dass du uns damit Umstände bereitest: Das ist nicht der Fall.“

„Im Gegenteil!“, fügte Laura hinzu. „Wir wollen dir helfen! Und wenn wir das irgendwie falsch machen, dann sag uns bitte, was du stattdessen brauchst!“

Carsten biss die Zähne zusammen. „Das weiß ich doch selbst nicht…“

Susanne meinte zu erkennen, wie er gegen die Tränen anzukämpfen versuchte. Ihr fiel zum weiß Gott wievielten Mal auf, wie mager er die letzte Zeit geworden ist. Aß er nicht genug? Und noch dazu die dunklen Schatten unter seinen Augen, die ihn inzwischen eher krank als müde wirken ließen.

Noch bevor jemand etwas auf seine Worte erwidern konnte, wandte sich Carsten abrupt ab und verließ den Raum.
 

Deprimiert setzte sich Laura auf einen freien Stuhl und wischte sich erneut mit dem Handrücken über die Augen. Sie wollte Carsten nicht so sehen. So erschöpft und am Ende seiner Kräfte.

Sie merkte, wie Ariane sich vor sie kniete und eine Hand auf ihren Arm legte. „Brauchst du was?“

„Warum warst du so gemein zu ihm?“, fragte Laura schluchzend. „Er hat es doch schon schwer genug…“

Ariane seufzte. „Das gibt ihm noch lange nicht die Erlaubnis, sich uns gegenüber so zu verhalten. Und dir gegenüber schon gar nicht.“

„Aber wenn es ihm hilft, damit fertig zu werden…“

Laura hätte kein Problem damit die Zielscheibe zu sein, wenn es Carsten dadurch wieder besser ging.

„Nein, Laura. Das ist nicht okay. Er hat nicht das Recht dazu jemandes Gefühle zu verletzen, nur um Frust abzubauen.“, widersprach Ariane ihr bestimmt.

Während Laura betrübt auf ihre Hände starrte, füllte sich der Raum mit Schweigen. Es war, als würde man ihnen keine Verschnaufpause mehr gönnen. Benni, Johanna, Johannes, Sakura, … Und jetzt wahrscheinlich auch Janine. Sie alle waren Gefangene von Mars und niemand wusste, ob und wann sie befreit werden könnten. Und selbst, wenn Mars ihr Leben aus irgendeinem Grund verschonte… Andere hatten weniger Glück gehabt. Allen voran Eagles und Carstens Vater.

Wer war der nächste? Lauras eigene Eltern? Obwohl O-Too-Sama als Reaktion auf Chiefs Tod die Sicherheitsvorkehrungen stark erhöht hatte, das Haus mit Leibwache sogar regelrecht umzäunt hatte… Würde es reichen?

Und dabei hatte Laura inzwischen doch sogar endlich ihre Dämonenform!!!

Schließlich war es Susanne, die die Stille brach. „Und was… machen wir jetzt?“

„Wir sollten erst einmal den Rest informieren.“, schlug Öznur vor und versuchte optimistisch zu klingen. „Wer weiß, vielleicht ist sie ja nach Indigo zu Eagle gegangen, da sie dachte, wir wären noch dort. Und dann war es zu spät um hierher zu kommen und sie hat da übernachtet.“

Anne schüttelte verstimmt den Kopf. „Das glaubst du doch selbst nicht.“

„Man kann ja zumindest hoffen…“

„Habt ihr inzwischen eigentlich den momentanen Besitzer des Farblosen Drachen gefunden?“, erkundigte sich Frau Bôss plötzlich.

Erneut senkten alle Mädchen betrübt den Kopf. Nein, das hatten sie natürlich nicht.

„Wir wissen doch noch nicht einmal, wo wir überhaupt anfangen sollen.“, meinte Öznur seufzend.

Bedrückt fragte sich Laura, zu was überhaupt sie eigentlich zu gebrauchen waren. Denn bis auf die extra Trainings-Stunden, um auf bevorstehende Schlachten vorbereitet zu sein…

„Können wir denn wirklich gar nichts tun?“, fragte Laura verbittert. „Sollen wir wirklich die ganze Zeit nur warten und trainieren? Während vor unseren Augen Leute entführt werden und sterben?!“ Frustriert ballte sie die Hände zu Fäusten und kämpfte mal wieder gegen Tränen an. Da war sie nun endlich stärker, hatte ihre Dämonenform, konnte kämpfen… Und war doch zur Tatenlosigkeit verdammt.

„Na ja, wie wäre es, wenn wir uns erst einmal mit den anderen Dämonenbesitzern, also Konrad und Florian in Verbindung setzen?“, schlug Nane vor. „Wir haben Carsten doch selbst gesagt, wie wichtig Kommunikation ist. Statt einfach zu warten und zu hoffen, dass sich der Rest bei uns meldet, wenn er Hilfe braucht, könnten wir mal die Initiative ergreifen und unsere Hilfe anbieten.“

Traurig lachte Anne auf. „Wo können wir denn eine Hilfe sein? Bei uns kann man ja schon von Glück reden, wenn sich niemand streitet und wir uns nicht entführen lassen.“

Irritiert betrachteten die Mädchen die Prinzessin aus Dessert. So eine pessimistische Aussage gehörte eigentlich zu Laura. Vielleicht auch zu Susanne oder Öznur. Aber ganz und gar nicht zu der selbstbewussten Kriegerin, der es noch nicht einmal passte, wenn sie gegen Ariane eine Wette verlor.

Insgeheim rechnete Laura damit, dass Anne schulterzuckend irgendetwas wie ‚zumindest, was den Rest von euch betrifft‘ ergänzen würde. Doch nichts dergleichen geschah.

Stattdessen war es Lissi, die mit den Schultern zuckte. „Daran wird sich so lange nichts ändern, bis wir es nicht zumindest ausprobiert und die anderen gefragt haben.“

Kopfschüttelnd verschränkte Anne die Arme vor der Brust. „Selbst dann. Uns sind so lange die Hände gebunden, bis wir nicht mehr so penibel darauf achten müssen, dass man uns als Dämonenbesitzer enttarnen könnte. Und da die Regionsvertreter bisher noch nicht offiziell bestätigt haben, dass die Dämonenverbundenen nichts zu befürchten haben, wird sich daran auch so schnell nichts ändern können.“

Bedrückt atmete Ariane aus. „Stimmt, das Problem gab’s ja auch noch.“

Öznur runzelte die Stirn. „Die haben das immer noch nicht geklärt? Gab es denn keine Sitzungen mehr?“

„Doch. Zumindest von dem, was O-Too-Sama am Telefon so erzählt hat, gab es noch ein paar.“ Laura drehte ihren Kreuzanhänger zwischen den Fingern, den Benni ihr vor einer gefühlten Ewigkeit geschenkt hatte. „Er wollte nur nicht, dass ich hingehe, da die Situation ohnehin schon angespannt genug ist. Und hier in der Academy sei ich sicherer. Aber man muss auch nicht da gewesen sein um zu wissen, was dort gemacht wurde: Geredet, beratschlagt, diskutiert und noch mehr geredet.“

„Du hast besprochen und abgewogen vergessen.“, ergänzte Anne.

Ariane seufzte. „Das wird ja nie was…“

„Was gibt es denn da abzuwiegen?“ Verärgert schüttelte die Direktorin den Kopf. „Egal wer an der Macht ist, diese Leute sind unverbesserlich. Vor zwölf Jahren genauso wie heute.“

„Sie meinen die Dämonenverfolgung?“, vergewisserte sich Susanne schaudernd.

Bedrückt betrachtete Frau Bôss die Mädchen. „Tut mir einen Gefallen: Macht nichts Unüberlegtes, bis wir die Gewissheit haben, dass die Dämonenverbundenen mit einem Gesetz geschützt werden.“

„Aber das heißt weiterhin rumsitzen und abwarten!“, rief Laura enttäuscht. Sie wollte nicht mehr warten. Sie wollte endlich etwas unternehmen, um Benni da raus zu holen! Und Janine! Und-

„Ich weiß!“ Frau Bôss‘ strenge Stimme ließ Laura unvermittelt zusammenzucken. „Aber ansonsten haben wir keine Garantie für euren Schutz. Wenn ihr aktiv werdet, wird man euch sehr bald als Dämonenbesitzerinnen enttarnen. Dann genießen die Menschen solange euren Schutz, bis die Gefahr gebannt ist und sie wieder genug Kapazitäten haben, sich vor den restlichen Dämonen zu fürchten. Es geht mir nicht um gerade. Es geht mir um die Gefahr, der ihr danach ausgesetzt sein könntet.“

„Aber wir können doch nicht warten, bis die Welt kurz vor ihrer Zerstörung steht!“

„Doch Fräulein Lenz, das könnt ihr.“, widersprach die Direktorin bestimmt.

Öznur ballte die Hände zu Fäusten. „Wie können Sie das von uns verlangen?! Selbst wenn es da Leute gibt, die uns jagen und töten wollen… Was ist mit unseren Familien?! Es ist doch eindeutig, auf wen Mars es zurzeit abgesehen hat! Und Sie verlangen von uns, abzuwarten und zuzuschauen?!?“

Ein Klopfen gegen die bereits offene Tür erstickte den Rest der Diskussion. Erst jetzt bemerkten die Mädchen, dass Herr Bôss am Türrahmen lehnte. Und das wahrscheinlich nicht erst seit eben gerade. Er trug wie immer Jeans und einen lässigen Pullover, die rosaroten Haare zu einem lockeren Pferdeschwanz gebunden. Eigentlich sah er aus wie immer, aber der Blick seiner giftgrünen Augen wirkte nicht so belustigt wie sonst, wenn er mit den Mädchen sprach. Er war ernst. So ernst, dass Laura eine Gänsehaut bekam und zu frieren begann.

Genauso ernst klang auch seine Stimme, als er meinte: „Die Menschheit vergisst schnell. Und noch schwerer fällt es ihr, aus gewohnten Mustern auszutreten und mit Traditionen zu brechen. Diese Angst vor Dämonen existiert schon seit Jahrhunderten. So wünschenswert es auch ist, wir können nicht erwarten, dass ihr von allen dauerhaft als Helden gefeiert werdet, wenn all das überstanden ist. Wir brauchen diese Garantie für eure Sicherheit.“

Susanne schauderte. „Denken Sie wirklich, dass man uns selbst danach noch jagen würde?“

Frau Bôss nickte und das Unbehagen der Mädchen wuchs. „Wir können dankbar sein, dass sich die Dämonenjäger seit dem Vorfall mit dem Schwarzen Löwen zurückgezogen haben. Aber einen Dämonenverbundenen zu töten ist trotz allem noch nicht strafbar.“

„Wie ‚nicht strafbar‘?!“, fragte Ariane schockiert. „Wir sind immer noch Menschen! Das wäre Mord!“

Herr Bôss schüttelte den Kopf. „Eben nicht. Im Grundgesetz von Damon seid ihr eine besondere ‚Spezies‘, wie Indigoner, Elben oder Vampire. Für diese drei steht allerdings explizit drinnen, dass Verbrechen gegen sie genauso wie Verbrechen gegen Menschen geahndet werden. Nicht jedoch für Dämonenverbundene.“

Ungläubig starrte Öznur ihn an. „Das ist doch ein Witz.“

„Ich wünschte, es wäre so.“, erwiderte der Direktor lediglich.

Erneut brach Schweigen aus und die Kälte in Laura wurde immer stärker. Sie erinnerte sich an ihre Dämonenprüfung. Damals hatte ihr großer Bruder es einfach so akzeptiert gehabt, dass Lukas vorhatte den kleinen Benni zu ermorden. War es, weil er ohnehin ein Dämonenverbundener war? Weil ein Mord an ihm kein Verbrechen gewesen wäre?

„Aber wie ist das bei Konrad und Florian?“, erkundigte sich Ariane. „Über die beiden scheint man ja Bescheid zu wissen. Und Eagle gibt sich auch keine große Mühe, seine Kräfte zu verstecken.“

„Weil die Gesetze in diesen drei Regionen anders sind.“, erklärte Herr Bôss. „Zwar gilt für sie auch das damische Grundgesetz, aber ihre regionalen Richtlinien schließen Dämonenverbundene bewusst mit ein. Würde jemand von ihnen umgebracht, müsste sich der Täter vor dem Gericht der entsprechenden Region behaupten.“

Ariane schnaubte. „Die Menschheit stellt sich nicht gerade in einem guten Licht dar.“

„Das tat sie noch nie.“ Herr Bôss tauschte einen kurzen Blick mit seiner Frau aus, den Laura nicht wirklich deuten konnte.

Sie wusste, dass die Direktoren bei der Dämonenverfolgung damals aktiv an der Rettung der einstigen Besitzerin des Roten Fuchses beteiligt waren, genauso wie Florian.

Laura würde zu gerne wissen, was genau damals vorgefallen war. Aber irgendwie hatte sie den Eindruck, dass diese Frage unangebracht wäre. Besonders, da die momentane Stimmung ohnehin schon bedrückt genug war…



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (1)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Regina_Regenbogen
2020-11-21T11:07:33+00:00 21.11.2020 12:07
Ich freu mich ja immer, wenn ein Kapitel aus Susannes Sicht ist. Und der Moment mit Anne war auch so bewegend! <3 Fand das voll schön beschrieben, wie zerbrechlich Anne eigentlich ist.
Und ich feiere es immer, dass Lissi so viel mehr sieht und versteht als die anderen, aber damit nicht angibt, sondern es für sich behält.
Ich finde es auch interessant, jetzt mehr von Arianes sehr rationaler Seite zu sehen. Und auch süß, dass Anne gleich dazu gesagt hat, dass sie sie nicht wieder falsch verstehen sollen.
Oh mein Carsten! :'( Das war einfach alles zu viel für ihn.
Wow, Ariane hat hier so eine Benni-Position für Carsten eingenommen! Das war so beeindruckend! :D Und sie hat so Recht, dass es nicht ok ist, auch wenn es Carsten schlecht geht.
Ich finde es auch immer wieder herzzerreißend, wie sehr Laura Carsten eigentlich helfen will, aber ihm viel zu ähnlich ist, um das zu können. :'D Die zwei haben ihre Gefühle einfach nicht im Griff.
:O Whaaat? Als Dämonenverbundener ist man Freiwild! Und ja, die Menschheit ist nicht gerade positiv. :'D
Antwort von:  RukaHimenoshi
21.11.2020 15:01
Oh ja, und wenn Lissi dann mal mit der Sprache rausrückt auch nur aus dem Grund, weil sie der Meinung ist es muss jetzt sein. Was durchaus was heißen will. ^^"

Carsten (und Laura) brauchen einfach jemanden der klar denken kann, wenn die Gefühle mit ihnen durchgehen. XD Aber es freut mich total, wie du die Rolle die Ariane eingenommen hat direkt erkannt hast. :D Im Prinzip beschützen sowohl Benni als auch Ariane bei diesen Ausrastern hauptsächlich Carsten vor sich selbst. Schließlich nimmt er sich das im Nachhinein so stark zu Herzen, dass er selbst viel länger darunter leidet als die "Opfer-Seite", die ihm das aufgrund seiner lieben Art ziemlich schnell verzeiht. Plus es ist halt wirklich nicht okay. ^^"

Ja, irgendwie gehe ich mit unserer Menschheit ziemlich hart ins Gericht. ^^"


Zurück