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Demon Girls & Boys

von

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Partyzeit

Partyzeit
 


 

Inzwischen hatten sie den Freitag der ersten Prüfungswoche erreicht und jeder war mit seiner Sportprüfung durch. Anne und Carsten waren die letzten der Gruppe gewesen, da Karate und Basketball erst heute stattgefunden hatten.

Carsten saß wie sonst auch zum Abendessen bei den Mädchen am Tisch und hörte mit halbem Ohr Öznur zu, die sich über die kommenden Prüfungen aufregte. Interessanter war Arianes Gespräch mit Janine über die vergangenen Sportprüfungen. Ariane hatte in Leichtathletik anscheinend sehr gute Leistungen erzielt. Das hatte ihre Laune endlich wieder gebessert, da sie es gegen Lissi beim Schwimmen nur zu einem Unentschieden geschafft hatte.

„Wo hast du eigentlich Laura und Benni gelassen, Anne?“, fragte Ariane plötzlich.

Anne zuckte mit den Schultern. „Was weiß ich. Da sie im Gegensatz zu mir keine Prüfung machen mussten hatten sie frei.“

„Meines Wissens sind sie Spazieren.“, meinte Carsten.

„Ja, ja. Spazieren. Die zwei Süßen wollen uns doch nur im Glauben lassen, dass sie spazieren sind.“, kommentierte Lissi auf einmal und zwinkerte ihnen zu.

Janine kicherte. „Ich glaube, sie sind wirklich nur spazieren.“

Fünf Minuten später kamen Laura und Benni schließlich auch zu ihnen an den Tisch. Carsten fiel auf, dass Benni inzwischen gar nicht mehr bei der Schülervertretung saß. Nun gut, der Extratisch der Schülervertretung war genau genommen auch nur von symbolischer Bedeutung. Meistens saßen alle von ihnen an den Tischen der ‚gewöhnlichen‘ Schüler.

„Ihr habt euch ganz schön Zeit gelassen Lauch. Hält Bennlèy tatsächlich so lange durch?“, fragte Lissi sie grinsend.

Lauras Gesicht färbte sich tiefrot. Ja, sie hatte Lissis ‚Andeutung‘ verstanden. „Wir waren nur Spazieren.“

Lissi kicherte. „Das kaufen dir vielleicht Nane-Sahne, Ninie oder Cärstchen ab. Aber mich kannst du damit nicht hinters Licht führen, Süße.“

„Wir waren wirklich nur spazieren!“, rief Laura total verlegen.

Carsten konnte das Lachen nicht mehr zurückhalten. „Lissi möchte dich doch nur aufziehen.“

Lissi schaute ihn mit ihrer Unschuldsmiene an. „Aufziehen? Also Cärstchen, nein. Ich doch nicht! Ich möchte nur wissen ob Bennlèy tatsächlich so gut im Bett ist, wie ich vermute.“

Laura schnaubte beschämt, versuchte Lissi aber immerhin zu ignorieren.

Stattdessen meinte Öznur: „Hey Leute, da jeder von uns nun endlich seine Prüfung hinter sich hat, wie wär’s, wenn wir mal Feiern gehen?“

Janine schüttelte seufzend den Kopf. „Ich glaube, es wäre besser, wenn wir lernen würden.“

Öznur winkte ab. „Doch nicht an einem Freitagabend!“

„Gerade du hast es aber bitter nötig.“, kommentierte Anne direkt. „Du meckerst schon die ganze Zeit rum, wie furchtbar das mit den kommenden Prüfungen wird, hast aber noch keinen Finger gekrümmt.“

Öznur schnaubte. „Das ist mir halt einfach zu viel auf einmal. Ich hab keine Ahnung, wie ich das alles in dieser kurzen Zeit noch lernen soll! Gerade in Mathe!!!“

„Weil du das ganze Schuljahr über noch nichts gemacht hast und nur Shoppen gegangen bist.“, meinte Anne trocken und biss von ihrem Wurstbrot ab. „Abgesehen davon steht das Angebot dir zu helfen immer noch. Du musst es nur annehmen.“

Ariane seufzte. „Aber wir haben durch unsere ganzen Aktionen wegen den Dämonen schon ganz schön viel Zeit einbüßen müssen. Schon alleine die Sonntage, die wir für das Extra-Training jetzt opfern. Von unseren Ausflügen zu den Schreinen und so weiter mal ganz zu schweigen. Wir haben neben den Dämonen halt noch ein normales Leben!“

Susanne zwirbelte eine ihrer kurzen schwarzen Strähnen. „Das stimmt und die Lehrer nehmen leider keine Rücksicht darauf.“

„Ja, aber trotzdem können wir doch mal Feiern gehen!“, meinte Öznur drängend. „Wir machen sonst kaum was Cooles gemeinsam!“

Anne hob eine Augenbraue. „Wir hängen wegen der Dämonen doch andauernd aufeinander rum.“

„Ja toll! Dabei werden ein paar von uns gerne mal fast umgebracht oder es gibt irgendwelche Familienkrisen, wenn wir uns nicht gerade selbst an die Kehle gehen!“ Eindringlich schaute Öznur in die Runde. „Wir haben keine ruhigen Momente, wo wir uns mal wirklich näher kennenlernen! Und damit meine ich nicht: der eine wurde sein ganzes Leben lang von seinem großen Bruder gemobbt, während der andere als Kind so krass unter der Gesellschaft leiden musste, dass er jetzt psychisch regelrecht krank ist. Ich weiß von keinem von euch, was er gerne an Musik hört oder ob er Haustiere hat beziehungsweise hatte.“

Nach einer Weile meinte Ariane schließlich: „Da hast du einen Punkt.“

Anne zuckte mit den Schultern. „Dann hole dir während deiner nächsten Shoppingtour doch einfach ein Freundebuch und die Sache hat sich geklärt.“

Entnervt stöhnte Öznur auf. „Du bist sowieso niemand, der sich einfach mal amüsieren kann.“

„Dann weißt du doch schon was über mich.“

Ariane winkte ab. „Ignorier sie. Ich finde deine Idee gut! Auch wenn Feiern gehen eigentlich nicht so meins ist…“

„Das ist eigentlich nichts Großes, Nane. Hauptsache mal gemeinsam rausgehen und was unternehmen. Wir müssen uns ja nicht gleich betrinken!“, meinte Öznur und schaute nun den Rest fragend an. „Wie sieht’s aus?“

Laura seufzte. „Tut mir leid, aber ich habe Benni endlich dazu bringen können, mit mir meine Lieblingsfilme von Hayao Miyazaki zu schauen.“

„Aber nur auf Japanisch mit Untertitel.“, kommentierte Benni.

„Och nööö, dann schau ich automatisch immer nur auf den Untertitel und nicht aufs eigentliche Bild.“ Laura verzog das Gesicht.

„Das ist der Sinn der Sache. Du musst für die Prüfung einige Kanji beherrschen.“

Laura seufzte. „Blöde Schriftzeichen.“

„Und der Rest?“ Fragend schaute Öznur in die Runde. „Übrigens wollte ich auch Eagle fragen, ob er mal vorbeikommt. Das wäre doch eine prima Gelegenheit, Carsten!“

Damit hatte Öznur ihn nun überrascht. Verlegen lachte Carsten auf. „Ich gehe zwar für gewöhnlich auch nicht gerne Feiern, aber mal schauen, wohin das noch führt.“

„Ich bin sowieso dabei, Özi-dösi.“ Lissi grinste.

„Du kommst doch auch mit Ninie, oder?“, drängte Ariane. „Laura lässt mich schon im Stich, du bitte nicht auch noch!“

„Ä-ähm… Na gut…“

Begeistert fiel Ariane Janine um den Hals.
 

So ergab es sich, dass Carsten sich nach Indigo teleportierte, um Eagle abzuholen und sie sich schließlich alle in einer Diskothek in Jatusa wiederfanden. Also unter alle verstand sich Öznur, Lissi, Ariane, Janine, Eagle und Carsten. Susanne hatte gerade heute Abend den Sanitätsdienst, Anne hatte keine Lust und Laura und Benni schauten Chihiros Reise ins Zauberland.

Die beiden wurden durch Lissi auch prompt zu einem Gesprächsthema. „Lauch hat sich mit dem Filmschauen doch nur rausgeredet, um jetzt eine heiße Nacht mit Bennlèy zu haben. Ist es nicht so?“

Carsten schüttelte lachend den Kopf. „Die schauen wirklich nur einen Film.“

Wobei er inzwischen noch nicht einmal mehr selbst davon gänzlich überzeugt war. Auch wenn Laura trotzdem viel zu schüchtern und verklemmt war, als dass sie und Benni schon miteinander schlafen würden.

Eine Weile versuchte Lissi noch aus Carsten herauszubekommen, wie es nun zwischen Laura und Benni schon stand, aber sie erfuhr trotzdem nichts. Schon alleine aus dem Grund, da Carsten selbst es noch nicht einmal wusste. Er konnte auch nur Vermutungen anstellen.

Dann wechselte das Gesprächsthema endlich zu Musik. Ariane war nicht sehr angetan von dem dröhnenden, lauten Techno und auch Janine und Carsten war es viel zu laut für ihren Geschmack. Eagle, Lissi und Öznur hatten jedoch kein Problem damit. Zwischendurch verschwanden Eagle und Öznur und brachten jedem einen Cocktail mit, beziehungsweise Carsten musste sich ein Bier andrehen lassen.

Verunsichert betrachtete Ariane das Getränk. „Wir dürfen sowas doch noch gar nicht trinken.“

Eagle winkte ab. „Der eine Cocktail wird euch schon nicht umbringen, keine Sorge.“

Vorsichtig probierte Janine einen Schluck. „Der schmeckt wirklich gut…“

Lissi runzelte die Stirn. „Natürlich tut er das! Hast du noch nie zuvor einen Cocktail getrunken?“

Janine schüttelte den Kopf und auch Ariane musste verneinen, als Lissi diese Frage an sie weiterleitete.

Öznur lachte. „Goldig, wie unschuldig ihr noch seid.“

Da kamen zwei Typen zu ihnen rüber.

„Lissi! Lange nicht mehr gesehen!!!“, rief einer von ihnen.

„Jonas! Phillip!“, rief Lissi erfreut, ging zu ihnen rüber und umarmte sie zur Begrüßung.

„Wieso habe ich das Gefühl, dass du öfter hierherkommst.“, bemerkte Eagle belustigt.

Lissi zuckte mit den Schultern. „Ich mag’s hier und die Leute sind total nett.“

„Kein Wunder, dass die Türsteher uns einfach so durchgelassen haben.“, überlegte Carsten laut. Denn sie kamen ohne Ausweiskontrolle rein, was ihn schon sehr irritiert hatte. Aber anscheinend hatte Lissi hier entsprechende Kontakte.

„Wie geht’s euch so?“, erkundigte sich diese bei ihren beiden Freunden und startete einen Smalltalk mit ihnen.

Irgendwann wurde einer von ihnen auf den Rest aufmerksam. „Sind das Freunde von dir?“

Lissi nickte. „Jop, wenn ich vorstellen darf: Die heiße Lady hier ist Öznur und die zwei Süßen Ariane und Janine. Und unsere gutaussehenden Begleiter sind Eagle und Carsten.“

„Freut mich! Ich bin Phillip!“, stellte sich einer der beiden vor.

„Und ich Jonas.“ Der andere grinste frech. „Aber mal ehrlich: Diese hübschen Mädels hast du uns vorenthalten? Warum seid ihr nicht schon früher vorbeigekommen?!“

Jonas legte jeweils einen Arm um Janines und Arianes Schultern. „Wie wär’s Mädels, möchte eine von euch Süßen tanzen?“

Sowohl Janine als auch Ariane zuckten erschrocken zusammen und brachten keinen Ton über die Lippen.

Lissi kicherte. „Tut mir leid mein Guter. Ich glaube, die zwei brauchen noch ein bisschen, um mit dieser Welt warm zu werden.“

Jonas lachte. „Ach so ist das!“ Er klopfte beiden Mädchen auf die Schultern. „Sorry, ich wollte euch nicht so überrumpeln.“

Grinsend schüttelte Phillip den Kopf. „Oller Macho. Wir machen uns dann mal wieder, schönen Abend noch.“

Er und Jonas umarmten Lissi erneut.

„Man sieht sich hoffentlich des Öfteren!“, verabschiedeten sie sich.

Nachdem die beiden verschwunden waren legte Ariane ihre Hand über ihr Herz. „Was war das denn?!?“

Eagle lachte. „Der Gute hat versucht mit euch zu flirten.“

Fröstelnd rieb sich Janine die Arme. „Ich fühle mich hier nicht wohl…“

„Alles in Ordnung.“, beruhigend legte Öznur eine Hand auf Janines Schulter. „Da hinten ist gerade die Sitzecke frei geworden, wir können uns gerne erstmal etwas zurückziehen. Dort dürfte die Musik auch nicht so laut sein.“

Ariane und Janine flohen regelrecht in die Sitzecke und quetschten sich auch sofort in die Ecke, wo sie von Öznur und Lissi flankiert wurden, um anscheinend bloß nicht wieder angesprochen zu werden.

Für Carsten wiederum war es ein seltsames Gefühl, dass sich Eagle auf einmal einfach so neben ihn setzte, ohne irgendwelche bösen, hinterhältigen Absichten.

Selbstverständlich war er überglücklich, dass sein Bruder ihn endlich akzeptierte und mehr als offensichtlich darum bemüht war, sein Verhältnis zu Carsten zu verbessern. Genau genommen war Carsten darüber so froh, dass er Jack insgeheim für dessen Angriff sogar dankbar war! Denn eigentlich hatte ja dies alles Folgende ausgelöst. Auch wenn er es den anderen niemals gestehen dürfte. Sie würden ihn für verrückt halten.

Und trotzdem musste sich Carsten tatsächlich erst einmal daran gewöhnen, dass Eagle keine bösen, hinterhältigen Absichten mehr hatte. Carsten ärgerte sich über sich selbst, dass er immer noch automatisch eine Abwehrhaltung einnahm, wenn Eagle ihm näherkam. Und leider schien Eagle das aufzufallen, auch wenn er es sich nicht anmerken lassen wollte.

„Lissi, deine Freunde sind gruselig.“, meinte Ariane plötzlich.

Lissi winkte ab. „So ein Unsinn, Nane-Sahne. Die sind total cool drauf.“

Öznur nickte. „Das stimmt, die zwei waren wirklich sympathisch. Warum habt ihr sie so abgewiesen? Die wollten nur ein bisschen reden und vielleicht mit euch tanzen.“

„Nur ein bisschen reden?“, fragte Janine verunsichert.

Eagle zuckte mit den Schultern. „Na ja, nur reden jetzt auch nun wieder nicht. Die wollten schon ein bisschen mit euch flirten. Jedenfalls der eine.“

„J-ja, aber…“, setzte Janine an.

Lissi ging ein Licht auf. „Ninie! Kann es sein, dass du noch nie zuvor mit jemandem geflirtet hast?!“, bemerkte sie erschrocken.

Beschämt schüttelte Janine den Kopf. „Ich glaube nicht…“

„Und du Nane-Sahne?!?“

Auch Ariane schüttelte den Kopf.

Kritisch runzelte Öznur die Stirn. „Ihr habt wirklich noch überhaupt keine Erfahrungen? Hattet ihr nicht schon mal einen Freund?“

Sowohl Ariane als auch Janine schüttelten den Kopf.

„Waaaaaaaaaaaaaaas?!?!? Wieso denn das?!?!?!?!?“ Nun schien Lissi total aus der Fassung gebracht worden zu sein.

„Na ja…“, meinte Janine zögernd, „In Mur herrschen… andere Sitten. Mein Adoptivvater war einer der einzigen Männer die ich kannte, der seine Frau und Kinder nicht geschlagen hat. Eine Freundin aus der Mittelschule hatte andauernd blaue Flecken… und eine andere Freundin hatte… andere… schlechte Erfahrungen…“

„Oha…“ Mitleidig musterte Öznur Janine.

Eagle seufzte. „Das ist krass. Als Außenstehender bekommt man für gewöhnlich gar nichts aus Mur mit.“

„Ach stimmt, du bist damals bei den Prüfungen für die Dämonenform erst in Dessert dazu gestoßen.“, bemerkte Öznur. „Wir waren davor in Mur gewesen und da sieht’s echt übel heruntergekommen aus. Ich kann nicht glauben, dass einige Menschen tatsächlich unter solchen Bedingungen leben müssen!“

Carsten merkte, dass sich Janine bei dem Thema immer unwohler fühlte. Nervös spielte sie an einer ihrer blonden Haarsträhnen und wich den Blicken der anderen aus.

Auch Eagle schien das aufzufallen, denn er wechselte zum ursprünglichen Thema zurück. „Und du hattest also auch noch nie einen Freund, Ariane?“

Ariane zuckte mit den Schultern. „Nee. Irgendwie bin ich gar nicht an Beziehungen interessiert. Ich stelle mir das eigentlich total stressig vor. Ich muss ihn dann meinen Eltern vorstellen und alle Familienfeiern müsste ich dann mit ihm besuchen, auch die von seiner Familie. Dafür hat man doch gar keine Zeit!“

Carsten musterte unnötig genau das Logo seiner Bierflasche. Eine Harfe.

Die anderen sollten nicht bemerken, dass Arianes Kommentar ihn schwer getroffen hatte. Selbstverständlich hatte er schon vermutet, dass Ariane weder an einer Beziehung mit ihm noch mit sonst wem interessiert war. Aber das aus ihrem Mund zu hören war trotzdem schmerzhaft. Sehr schmerzhaft.

Öznur redete gerade auf Ariane ein, dass sie ein vollkommen falsches Bild von Beziehungen habe, aber Carsten klinkte sich aus der Unterhaltung aus und war mehr an den Inhaltsstoffen seines Bieres interessiert. Er hatte noch nie zuvor Bier getrunken und eigentlich war das Zeug was Eagle ihm gebracht hatte ganz okay.

„Cäääärstchen!!! Wir brauchen mal deine Hilfe!“, rief Lissi ihn aus seinen Gedanken.

Erschrocken fuhr Carsten hoch. „Was ist?“

„Es geht ja gar nicht, dass weder Nane-Sahne noch Ninie Erfahrungen mit Jungs haben. Du übst jetzt mal flirten mit den beiden! Auf, sprich Nane-Sahne mal an!!!“, forderte Lissi ihn drängend auf.

Carsten wurde sofort knallrot. „Was?“

Lissi stieß ihren Ellenbogen in seine Seite. „Nur keine falsche Scheu, Cärstchen!“

Lissi, diese… Carsten war viel zu verlegen, um auch nur irgendwie darauf reagieren zu können. Sie wollte, dass er mit Ariane flirtete?!?!? Und das, obwohl sie vor wenigen Minuten erst gesagt hatte, sie sei sowieso nicht an irgendeiner Beziehung interessiert?!?

Deswegen immer noch verletzt und gleichzeitig auch beschämt wich Carsten Arianes Blick aus, die von all dem weniger begeistert und eher gelangweilt beziehungsweise genervt schien.

Eagle lachte auf. „Ich bezweifle, dass Carsten für ein Flirttraining der richtige ist. Der Gute hat immerhin noch weniger Erfahrung mit Frauen, als Janine und Ariane mit Männern.“

Öznur verpasste ihm einen warnenden Rippenstoß, während Lissi ihm einen enttäuschten Blick zuwarf.

Eagle zuckte mit den Schultern. „Die Erfahrung kommt, wenn sie kommen muss. Man braucht kein ‚Training‘ für Flirten, Beziehungen, Küssen oder sonst was. Das lernt man mit der Zeit und im Idealfall mit der richtigen Person. Du musst jetzt nicht auf Teufel komm raus Flirtprofis aus den dreien machen.“

Tatsächlich schienen Eagles Argumente ihre Wirkung bei Lissi erreicht zu haben, denn sie ließ sowohl Carsten als auch die Mädchen damit in Ruhe.

Erleichtert warf Carsten seinem Bruder einen Seitenblick zu. Er war sich ziemlich sicher, dass Eagle mit seinem fies-scheinenden Kommentar Carsten nur vor der peinlichen Situation bewahren wollte, mit dem Mädchen in das er verliebt war vor aller Augen ein Flirttraining zu machen und sich dadurch bis auf die Socken zu blamieren.

Wahrscheinlich wusste Eagle spätestens seit Lauras Geburtstag von Carstens Gefühlen für Ariane Bescheid. Genaugenommen war es nicht übersehbar gewesen, bei seiner unbeholfenen Reaktion auf Arianes ‚Witz‘, dessen Übersetzung sie noch nicht einmal kannte.

„Apropos ‚Erfahrung‘.“, meinte Ariane plötzlich. „Ihr drei redet so, als wärt ihr die Götter der Beziehungen und wüsstet alles darüber. Wie ‚erfahren‘ seid ihr denn jetzt eigentlich?“

„Meinst du mit ‚erfahren‘, ob wir schon mal Sex hatten?“ Öznur legte fragend den Kopf schräg.

Ariane zuckte mit den Schultern. „Alles Mögliche.“

„Na ja…“, setzte Öznur an. „Ich hatte zwei feste Freunde. Der eine war nur so ne ‚Mittelstufenromanze‘, aber das mit Sebastian war auf jeden Fall was Ernstes…“

Bedrückt seufzte sie. Carsten erinnerte sich, dass Öznur vor ihrer Dämonenprüfung mal von Sebastian erzählt hatte. Die beiden hatten sich nicht wegen eines Streites oder so getrennt, sondern das Karystma hatte ihr Sebastian gewaltsam genommen.

Nach einem kurzen Moment meinte sie schließlich: „Jedenfalls hatte ich seither keinen Freund mehr, nur noch lockere Bekanntschaften.“

„Lockere Bekanntschaften?“, löcherte Lissi.

„Typen mit denen ich höchstens etwas rumgemacht habe.“ Öznur verdrehte die Augen.

„Aber dein erstes Mal hattest du trotzdem schon, ooodeeer???“, stocherte Lissi weiter.

„Klar.“

Janine wurde rot. „Wie könnt ihr einfach so über solche Themen reden?“

Eagle zuckte mit den Schultern. „Ist doch nichts dabei. Das sind vollkommen normale Themen, die Gesellschaft stellt sie nur gerne als Tabu dar.“

Öznur boxte ihm gegen die Schulter. „Ich wäre eher daran interessiert, was du schon alles ‚angestellt‘ hast. Du scheinst in Beziehungen ja sehr offen zu sein.“

„Ach was, eigentlich geht es sogar.“, meinte Eagle lachend. „Ich hatte vier feste Beziehungen, die länger als zwei Monate hielten. Die längste ging knapp ein Jahr. Sonst eher ‚lockere Bekanntschaften‘, wie du so schön gesagt hast oder ein paar One-Night-Stands.“

„Das geht ja wirklich noch.“, bemerkte Lissi, leicht enttäuscht. „Ich hätte um ehrlich zu sein mehr von dir erhofft, Eagle-Beagle.“

Öznur verdrehte die Augen. „Was willst du dir da noch mehr erhoffen? Ich wäre eher daran interessiert, was du schon so alles getrieben hast.“

„Oh ja, ich auch.“, meinte Eagle belustigt.

„Ich glaube ich nicht.“, ergänzte Ariane.

Lissi überlegte. „Also Beziehungen, die über zwei Monate gingen hatte ich kaum. Für gewöhnlich One-Night-Stands, wenn der Typ gut war auch gerne häufiger. Ein paar Dreier hatte ich auch schon und… Ach so, mit einem Mädel hatte ich’s auch mal. Wenn ich so darüber nachdenke, war die eigentlich die beste von allen... Ich sollte mir häufiger mal Frauen suchen.“

Eagle hob eine Augenbraue. „Lesbensex? Da würde ich gerne mehr Einzelheiten wissen.“

Öznur trat ihm gegen das Schienbein. „Perversling.“

Auch den Rest des Abends verbrachten sie damit, über alles Mögliche zu reden. Carsten erfuhr, dass Ariane noch nie ein Haustier hatte, während Öznur von ihrem Hund Pelliccia schwärmte, ein weißer Flauschball, der aber leider vor zwei Jahren gestorben war, was besonders ihre älteren Schwestern mitgenommen hatte. Auch über den Musikgeschmack der anderen erfuhr Carsten so einiges. Ariane zum Beispiel hörte kreuz und quer von allen möglichen Richtungen etwas und besonders K-Pop schien sie zu mögen. Janine hörte interessanter weise gerne Bands wie Nightwish, Evanescence oder Delain und sowohl Öznurs, Lissis als auch Eagles Geschmack war eher die modernere Musik, die im Radio lief und mit der Carsten wenig anfangen konnte. Diese Lieder klangen alle doch recht ähnlich und selbst, wenn mal ein gutes dabei war, wurde es im Radio dann so häufig gespielt, dass man alsbald die Schnauze voll davon hatte. Eagle hörte außerdem auch gerne Hip Hop und Rap und war ein großer Fan von Eminem. Erst jetzt bemerkte Carsten, dass er bis eben gar nicht gewusst hatte, was für einen Musikgeschmack Eagle eigentlich hatte. Wie schlecht er seinen Bruder eigentlich kannte. Carsten selbst war eher ein Fan von weniger Gesang. Chopin gefiel ihm, aber auch Bach und Beethoven und manchmal auch Mozart. Daraufhin bekam er von Eagle den Kommentar „Hätte ich mir eigentlich denken können.“ zu hören. Anscheinend kannte sein Bruder ihn auch schlechter als er gedacht hatte.

Auch der Rest des Abends verlief noch sehr angenehm. Eagle forderte zwischendurch Öznur mal zum Tanzen auf und Lissi konnte es sich nicht verkneifen und schwärmte davon, dass die zwei ein richtig tolles Paar abgeben würden. Als sie schon anfangen wollte, Pläne zu schmieden, wie sie die beiden wohl verkuppeln könnte, meinte Janine, dass das wahrscheinlich gar nicht nötig sein würde.

Gegen eins machten sie sich schließlich auf den Rückweg.
 

Obwohl er ziemlich spät erst zurückgekommen war, war Carsten nicht so müde wie erwartet. Nun gut, durch das FESJ war er auch schlimmeres gewöhnt. Hier an der Coeur-Academy hatte er immerhin noch genug Zeit, beim Duschen etwas zu trödeln und war trotzdem noch viel zu früh fürs Frühstück. Dennoch machte er sich schon auf den Weg. Wahrscheinlich würde er in der Mensa auf Anne und Susanne treffen, die notorischen Frühaufsteher der Mädchen.
Auf dem Weg nach unten wurde Carsten in der ersten Etage von Benni abgefangen.

„Kannst du bitte mal mitkommen?“

„Was ist denn?“, fragte Carsten irritiert.

„Laura ist gestern direkt nach dem Film eingeschlafen und traut sich nicht mehr aus dem Zimmer raus, in der Angst, jemand könne sie sehen und falsche Schlüsse ziehen.“, erklärte er.

Erfolglos versuchte Carsten sein Lachen zu unterdrücken. „Laura ist was?!?“

Benni verdrehte die Augen. „Komm einfach.“

Immer noch lachend folgte Carsten Benni den Flur im ersten Stock entlang bis zu dessen Ende, wo die Schülervertretung ihre privaten Räumlichkeiten hatte.

Benni öffnete die Tür zu seinem Zimmer und meinte: „Du brauchst dich nicht zu verstecken. Es ist nur Carsten.“

Als Laura mit hochrotem Kopf unter der Decke hervorlugte, konnte Carsten nicht anders, als wieder lauthals loszulachen. Und Lauras genuscheltes „Das ist nicht lustig.“ sorgte nur dazu, dass Carsten noch mehr lachen musste.

Schließlich beruhigte er sich etwas und meinte zu ihr: „Und was soll ich jetzt machen? Dich unsichtbar zaubern, damit du unbemerkt zum Mädchenhaus rüber kannst?“

Laura nickte als Antwort lediglich.

Grinsend verdrehte Carsten die Augen, tat ihr allerdings diesen Gefallen. Er wusste ja, dass Laura ziemlich schüchtern war. Und er konnte ihre Sorge durchaus nachvollziehen, dass falsche Schlüsse gezogen werden könnten, wenn jemand sie morgens aus Bennis Zimmer kommen sehen würde. Besonders, wenn Carsten daran dachte wie sehr sich die Mädchen den Kopf darüber zerbrachen, ob sich Laura und Benni schon gewissermaßen näher gekommen waren. Also… Lissi zerbrach sich den Kopf darüber.

Carsten und Benni begleiteten die unsichtbare Laura bis zu ihrem Zimmer, wo sie sie in Ruhe ließen, damit sich Laura fertig machen konnte. Ariane schien immer noch seelenruhig zu schlafen, was Laura sehr gelegen kam. So würde ihre nächtliche Abwesenheit nicht weiter auffallen. Als Laura schließlich fertig war, gingen sie zu dritt zur Mensa, wo wie erwartet Anne und Susanne bereits am Frühstücken waren.

„Guten Morgen.“, grüßte Susanne sie freundlich. Von Anne kam nur ein mürrisches „Morgen“.

Als sie alle etwas zu Essen hatten erkundigten sich Susanne, Anne und Laura über den Ausflug in die Disco und noch während Carsten am Erzählen war, stießen die restlichen Mädchen zu ihnen.

„Eigentlich war es wirklich nicht so schlimm, wie ich es mir vorgestellt hatte.“, sinnierte Ariane.

Janine nickte. „Es war zwar ziemlich laut, aber irgendwie war es sogar schön, mal etwas ganz anderes zu machen als das, was wir bisher so gewöhnt sind.“
„Sag ich doch!“ Triumphierend stemmte Öznur die Fäuste in die Hüften. „Also, wann gehen wir das nächste Mal hin?“

Anne hielt beim Essen inne und schaute sie irritiert an. „Du willst schon wieder Feiern gehen?“

„Warum nicht? Wir könnten doch gleich heute Abend gehen!“, schlug Öznur begeistert vor. „Du, Susi, Laura und Benni, ihr müsst unbedingt auch mal mit!“

Während Anne genervt die Augen verdrehte, schüttelte Benni mindestens genauso begeistert den Kopf.

Öznur schaute beide enttäuscht an. „Was habt ihr denn?“

„Abgesehen davon, dass ich mir so langsam aber sicher echt Sorgen mache, ob du die Prüfungen überhaupt bestehst, da du einfach nie am Lernen bist?“, erkundigte sich Anne grimmig.

Ariane hob beide Augenbrauen. „Und das von Anne. Nicht schlecht.“

Sie zuckte mit den Schultern. „Is‘ so. Und auf dieses laute Discogebrumme und das dämliche Herumgehampel auf der Tanzfläche hab ich auch einfach keine Lust. Also hör endlich auf zu fragen, Öznur.“

„Nur du meckerst doch die ganze Zeit. Dem Rest hat’s gefallen!“, empörte sich Öznur.

„Und du meckerst andauernd über die Prüfungsphase und hast, wie schon tausend Mal gesagt, immer noch keinen Finger dafür gekrümmt!“, erwiderte Anne, noch gereizter.

„Hey, bitte Leute. Es reicht.“, schritt Carsten beruhigend ein. „Öznur hat schon Recht, im Endeffekt war das Feiern gehen doch nicht so übel, wie einige von uns es erwartet haben. Aber Özi, du musst auch einsehen, dass Anne Recht hat. Wir befinden uns nun einmal gerade jetzt in der Prüfungsphase. Das ist einfach ein ungünstiger Zeitpunkt zum Feiern gehen. Und wenn einige von uns definitiv nicht in eine Disco gehen wollen, musst du das auch respektieren. Gerade Anne, die sowieso immer noch Schwierigkeiten hat mit Jungs klarzukommen, willst du an einen Ort schicken, wo für gewöhnlich viele Leute hingehen, um jemanden in relativ enthemmter Atmosphäre kennenzulernen?“ An Anne gewandt meinte Carsten: „Das war nicht böse gemeint…“

Anne zuckte mit den Schultern. „Ich weiß. Es fasst ‚ich hab keinen Nerv von einem angetrunkenen, durch Testosteron aufgegeilten Typ angemacht zu werden‘ eigentlich ziemlich nett zusammen.“

„Das stimmt, die Jungs dort sind wirklich ziemlich… locker.“, kommentierte Ariane auch nicht sonderlich begeistert.

„Und Benni wäre an so einem belebten, lauten Ort ebenfalls alles andere als gut aufgehoben.“, fuhr Carsten fort. „Und ich kann mir auch sehr gut vorstellen, dass sich Laura dort ebenso wenig wohlfühlen würde.“

Zögernd nickte Laura auf Carstens Kommentar hin.

Leicht enttäuscht seufzte Öznur. „Und wie wollen wir stattdessen unsere Abende verbringen?“

„Vielleicht endlich mal mit Lernen?“, schlug Anne immer noch leicht gereizt vor.



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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

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Von:  Regina_Regenbogen
2020-08-24T22:34:13+00:00 25.08.2020 00:34
Laura und Benni sind wie immer süß zusammen.
Es ist noch so ungewohnt, dass Eagle nett ist. XD
Gut, dass Laura nicht in der Disko mit dabei war, bei dem Thema Sex wäre sie sicher im Boden versunken, so wie ich beim Lesen XD (kleiner Scherz)
Das war ja süß, dass Laura bei Benni eingeschlafen ist. Echt niedlich.
Armer Carsten, dass seine Angebetete ihn gar nicht wahrnimmt. Mann, Ariane!
War außerdem interessant, mehr über die Schule zu erfahren. :)

Antwort von:  Regina_Regenbogen
25.08.2020 00:50
Oh und Bennis Kochkünste waren auch sehr amüsant XD
Antwort von:  RukaHimenoshi
25.08.2020 10:30
Der stärkste Kämpfer Damons ist überall eine Gefahr für seine Gegner, selbst oder eher besonders in der Küche. :D
Hahaha, wenn Laura dabei gewesen wäre hätte Lissi womöglich noch angefangen ihr Tipps zu geben. X'D
Ich habe diese Szene damals aber auch nur schreiben können, weil ich immer wieder so blöde Kommentare wie die von Ariane oder Eagle einwerfen lassen konnte. :'D
Carsten verhält sich einfach immer noch viel zu normal ihr gegenüber. Und alle Reaktionen von ihm könnte man auch einfach auf seine Schüchternheit schieben, sodass Ariane sich gar nicht groß bewusst ist, dass diese Schüchternheit in dem Moment eher durch romantische Gefühle ausgelöst wird. Der Rest checkt es ja auch nur, weil sich Carsten ihr gegenüber einfach noch tollpatschiger verhält als bei den anderen. X'D (Und ich frage mich an sich schon häufig, wie sichtbar es eigentlich ist, wenn jemand mit eher dunklem Hautton "rot wird". Egal, Carsten wird trotzdem ständig rot. :'D)
Antwort von:  Regina_Regenbogen
25.08.2020 17:17
XD XD XD
Ja, Carsten ist einfach zu allen so unheimlich lieb und zuvorkommend. Wie soll Ariane das denn checken? :'D Er wird ja ohnehin bei allem möglichen rot, das kann sie ja so wirklich nicht auf sich beziehen. Och menno! Bei denen braucht es wohl auch noch extrem viel Hilfe von außen :'D
Antwort von:  RukaHimenoshi
25.08.2020 18:12
Das kann sehr gut sein. ^^" Wobei Öznur das bitte nicht so regeln soll wie bei Laura und Benni, nehme ich mal an. X'D ;)
Antwort von:  Regina_Regenbogen
25.08.2020 18:13
Ich nehme an, dass Ariane da protestieren würde. X'D
Antwort von:  RukaHimenoshi
25.08.2020 18:33
Das kann sehr gut sein. X'D Wobei ich nicht weiß, ob Carsten dann wegen Öznurs Aktion oder wegen Arianes Protest an einem Herzstillstand sterben würde. ^^"
Jetzt wissen wir auch, warum die Mädchen da nicht so krass hinterher sind, wie bei Laura und Benni. Ihnen liegt einfach nur Carstens Gesundheit am Herzen. X'D


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