Ushinawareta Jinkan von Dudisliebling (Verlorene Zeit) ================================================================================ Kapitel 36: Bereitschaft ------------------------ 36 Bereitschaft Der Dämpfer war hart. Wie ein riesiger Hammer traf es meinen Kopf und ich sah wie ein Nebendarsteller dabei zu, als Inuyasha sich von der Couch schob und sich vor dem Fenster aufstellte. Er öffnete es komplett und die kühle Luft stieg in diesen Raum. Der Showmoderator machte es gerade spannend, doch das lief nur im Hintergrund. Was hatte ich falsch gemacht? War ich zu forsch vorgegangen? Hatte ich ihn gedrängt? Wollte er das gar nicht? Hatte ich ihn angestachelt? War er meinem Wunsch lediglich nachgekommen? Was war nur passiert? Es hatte sich doch so gut angefühlt. Die Hitze war überall in meinem Körper und ich hätte Inuyasha alles machen lassen. Alles. Was war nur los. „Es tut mir leid", hörte ich seine raue Stimme und zuckte zusammen. Ich lag noch immer unbeweglich auf der Couch und bewegte mich nun das erste Mal. Eilig, fast schon hastig setze ich mich auf und sprang dann vom Möbel. „Ich.. Nein, Inuyasha.. Ich..", stotterte und stammelte ich vor mich hin. „Du hast keine Schuld. Es liegt an mir.“ Nahm er die Schuld auf sich. Ob er mich damit nur schonen wollte, oder ob es stimmte? „Darf ich es dir erklären?“, bat er dann und sah bitten, fast schon niedergeschlagen zu mir. “Ja”, brachte ich zitternd hervor. Was sollte ich auch anderes erwidern? Er bat mich und ich wollte hören, warum es nicht klappte. War ich das Problem, auch wenn er sagte, es wäre nicht so? * “Ihr habt euch geküsst?”, fragte Kirara entzückt und rückte ihre Sonnenbrille zurecht. Diese trug sie fast immer, wenn sie draußen unterwegs war. Ihre empfindlichen Katzenaugen ertrugen die ersten Sonnenstrahlen nicht. Außerdem fiel sie, mit ihrer ungewöhnlichen roten Farbe immer wieder auf. Kinder sahen sie fragen und manchmal ängstlich an. “Es ist nicht so, wie du jetzt denkst”, nuschelte ich und dachte an den Abend von vor drei Tagen zurück. Es hatte in einem Fiasko geendet. “Wieso? Was kann man beim Küssen falsch machen?”, wollte meine Freundin wissen. Sie zog nervös an dem Kaffeebecher, auf dem bunte Blumen abgedruckt waren. “Naja. Inuyasha, hat wohl etwas bemerkt und ist nicht bereit dafür”, versuchte ich zu erklären. “Etwas bemerkt?” Musste Kirara das nun so direkt wissen?, maulte ich in Gedanken und rieb den Becher mit Tee, den ich mir beim Bäcker geholt hatte. Etwas Kuchen hatte ich auch gekauft und wollte Inuyasha am Abend damit eine Freude machen. Vielleicht konnten wir dann noch einmal reden. “Kagome?”, sprach mich Kirara wieder an und ich sah beschämt zu ihr. War ich etwa in Gedanken versunken? Auch mein Dozent hatte mich die letzten Tage immer wieder für meine Unaufmerksamkeit gerügt. “Er meinte, ich rieche Komisch”, nuschelte ich meine Antwort, die mir zugegebenermaßen wirklich peinlich war. “Komisch?”, wiederholte Kirara überrascht und zog die Augenbrauen soweit hoch, das ich sie über dem Rand der Brille erkennen konnte. “Ich kann mir denken, was es war”, begann sie dann und ich wurde hellhörig. Was wusste sie? Sag es Kirara! “Du wolltest das er weiter geht, als nur der Kuss, oder?” Dies war nun keine Erklärung, aber ich dachte an den Moment zurück. Allein dies ließ mein Herz höherschlagen. Somit nickte ich mit roten Wangen und antwortete: “Ja, ich wollte mehr, als nur den Kuss.” “Dann hat er deine Bereitschaft gerochen. Vielleicht war ihm das dann alles zu schnell”, tat Kirara es handwedelnd ab. Wir setzen uns wieder in Bewegung und gingen die Straße entlang. Kirara trug einige Taschen mit Kleidung, welche sie zuvor gekauft hatte. Alles hatte ihr ausgezeichnet gestanden. “Aber wie soll ich das denn unterdrücken? Ich liebe Inuyasha und der Kuss, war atemberaubend.”, fragte ich und wieder flogen fetzen unseres Kusses in meinem Geiste umher. Mein Mund wurde ganz trocken und ich schürzte automatisch die Lippen, als ich an seine wärmenden Lippen dachte. “Wenn du es willst, dann probiere es doch noch einmal”, schlug Kirara vor. Ich blieb stehen und brachte auch sie zum Stoppen. “Angriff ist manchmal die beste Verteidigung. Inuyasha, hatte doch nun etwas Zeit sich Gedanken darüber zu machen. Nun geht es weiter.” “Aber ich will ihn doch nicht zu etwas zwingen, was er nicht will”, erwiderte ich die Idee. “Du könntest Inuyasha sicher nicht zwingen. Ich hatte eher bedenken, das er über dich herfällt, sollten Erinnerungen aufkommen.” “Kirara!”, schimpfte ich, weil sie so offen darüber redete. “Was denn, Kagome?”, kicherte sie, harkte sich bei mir ein und brachte unsere Schritte wieder vorwärts. “Er hatte schon lange keine Frauen mehr so nah bei sich. Ich kann mir vorstellen, das er sich kaum zügeln kann.” “Oh, Kami.”, stöhnte ich leise und hochrot. “Meinst du, es könnte wirklich nur die Aufregung sein? Wir haben ja auch noch nicht über Gefühle gesprochen.” “Inuyasha, hat Gefühle für dich. Ganz sicher. Und die werdet ihr schon noch erwecken können! Probiere es heute Abend doch einfach mal aus. Wie weit ihr dann kommt, siehst du ja dann”, schlug Kirara erneut vor und ich dachte darüber nach. Vielleicht hatte sie recht. Ich durfte nun nur nichts überstürzten und musste Inuyasha mehr Zeit geben. “So nun aber schnell.”, trieb Kirara mich an und ich erkannte schon das Haus, vor dem der rothaarige Fuchsyokai stand und zwei große Tüten in den Händen hielt. “Hono, wartet schon aufs kochen.” Das gemeinsame Kochen hatte sehr viel Spaß gemacht und mich gut abgelenkt. Am Ende hatte Kirara mir dann aber doch noch anzügliche Tipps gegeben und ich war, etwas fluchtreif, aus der Wohnung geschlüpft und schnell nach Hause gefahren. Das Licht in meiner Küche brannte, als ich um die Wohnung herum ging. Also war Inuyasha bereits zuhause und wir könnten uns über den Kuchen hermachen. Hermachen, dieses Wort brachte mir einen Schauer über den Rücken. Beruhige dich Kagome! Sonst sendest du wieder diese Gerüche, die ihn verschrecken. “Ich bin zurück!”, rief ich als ich die Wohnungstür öffnete und meine Schuhe auszog. “Ich habe Kuchen mitgebracht.” Da keine Antwort kam, wunderte ich mich und ging durch den Flur in die Küche. Dort saß Inuyasha am Esstisch und sah zu mir. Seine Hände lagen angespannt ineinander. Sofort fürchtete ich, das ich wieder Bereitschaft aussendete. “Hallo, Kagome”, begrüßte er mich dann und sprach weiter: “Können wir reden?” “Ich.. Entschuldige. Wenn du willst, gehe ich duschen und beruhige mich. Wenn es das ist”, stammelte ich und versuchte unbewusst meinen eigenen Geruch zu erfassen. Unmöglich solch feine Unterschiede zu filtern wie der Hanyou vor mir. “Was..?”, fragte Inuyasha und dann fiel es ihm wohl selbst auf. “Nein. Darum geht es nicht, Kagome. Ich..”, stoppte er kurz und hob seine Hand auf den Stuhl gegenüber von sich. “Bitte setz dich.” Verwirrt, aber bewusst das die Lage wohl ernster war als vermutet, ließ ich mich auf den Stuhl nieder. Die Tüte mit dem Kuchen stellte ich auf der Seite des Tischs ab, sodass nichts zwischen uns stand. Schweigend wartete ich darauf, das er anfangen würde zu reden. Seine Augen sprachen Qual aus und brachten mir ein unsichtbares Band, welches sich um mein Herz schlang. Bedrohlich und bereit es mir zu entzweien. “Kagome. Der Kuss vor drei Tagen war nur ein Versuch gewesen”, gestand er und meine Welt blieb stehen. Mein Atem setze aus und ich starrte den Hanyou weiterhin nur an. “Ich finde unsere gemeinsame Wohnsituation angenehm. Wir harmonieren ausgezeichnet zusammen, du versorgst mich wie selbstverständlich, du kennst mich, weißt was ich mag. Aber..”, er machte eine Pause und fixierte meine Augen. “Ich fühle nicht das für dich, was du für mich fühlst. Egal wie sehr ich es versuche. Du bist eine Freundin. Wir haben eine gemeinsame Vergangenheit, aber ich weiß nichts mehr darüber. Dennoch spüre ich so etwas wie Zuneigung für dich. Doch das ist nicht das, was du spürst. Ich kann deine Bereitschaft nicht erwidern und es wäre falsch, diesen Schritt zu gehen, nur um den Fluch zu brechen.” Er senkte den Blick. Beschämt ballte er die Hände zur Faust und schloss dann die Augen. Er führte einen inneren Kampf und ich war schuld daran. Ich hatte es mit ihm versuchen wollen. Wollte seine Erinnerungen an mich zurückholen. Wollte unsere gemeinsame Zeit. Wollte das er mich liebte. Doch wo bei mir nur zweieinhalb Jahre vergangen waren, so war bei ihm ein halbes Jahrhundert ins Land gezogen. Und ebenso wie die Jahre an ihm vorbeigestrichen waren, so hatte er Begegnungen gehabt, die ihn nicht mehr los ließen. Was wäre seine liebe schön gewesen, hätte er sie mir damals darbringen können. Warum musste das Juwel uns nur solch einen Strich durch die Rechnung machen. Warum trieb es uns auseinander? Konnte es an Narakus Einfluss gelegen haben? All diese Gedanken zogen in Windeseile durch meinen Kopf, sodass ich sie gar nicht richtig aufnehmen und verarbeiten konnte. Mein Körper war gebannt und starr während der Hanyou aufstand und stehend vor der Tischplatte verweilte. “Es tut mir leid, Kagome”, sprach er mich an und setze sich in Bewegung. Mein Schweigen war wohl Zeichen genug für ihn, das ich das nicht wahrhaben konnte, nicht wollte. Mit starrem und monoton gehendem Atem, starrte ich auf seinen Platz, der nun leer war, horchte nach seinen Schritten, dem rascheln seiner Lederjacke die er sich überzog, dem Schlüssel, welcher er aus der Schüssel nahm die dafür bereit auf meiner Kommode stand. Sein Helm nahm er ebenso mit und dann fiel die Tür leise klackend ins Schloss. Er hatte mich verlassen. Tränen stiegen in meinen Augen auf. Dicke tropfen davon kullerten über meine Wangen, während mein Herz sich der Qual entledigte. Es fühlte sich an, als würde es sich auflösen, verlor seine Substanz, sein Sein. Das Gebilde brach wie ein Kartenhaus in sich zusammen. Ich war ungeliebt, von dem Mann den ich so sehr liebte. Wie hatte das nur alles passieren können? Warum hatte ich nicht die Kraft gehabt bei ihm zu bleiben? Warum musste er diesem Fluch erlegen? Wieso kam diese neue Frau in sein Leben und nahm mir jegliche Chance auf Inuyashas liebe? Erschrocken stellte ich fest, wie verbittert ich war und weinte auch darüber. Ich weinte so sehr das mein ganzer Körper schrie und sich verkrampfte. Ich wusste nicht wohin mit meinen Gefühlen und schrie sie irgendwann laut heraus. So lange, bis ich kaum noch eine Stimme hatte und benommen an meinem Stuhl lehnte. Wie viele Stunden wohl vergangen waren? Es war mir egal. Irgendwann stand ich auf und ging schweigend durch meine Wohnung. Überall. Überall waren Dinge von Inuyasha. Kein Wunder, denn er hatte hier ja gelebt, zusammen mit mir. Aber in diesem Moment stach mir jedes noch so kleine Ding von ihm in den Augen. Ich musste hier weg. Ich wollte nicht mehr hier sein, wenn er all diese Dinge hohlen würde. Dies war etwas endgültiges und ich war mir nicht sicher, ob es noch irgendwas bringen würde, würde ich ihm helfen den Fluch zu lösen. Für was?, fragte ich mich. Es ging ihm doch gut in diesem Leben, welches er ohne die Erinnerungen an mich lebte. Warum sollte ich krampfhaft versuchen, ihn zurückzubringen? Er war ein anderer. Erwachsener und gebrochener noch als damals. Yukiko hatte ihn verändert und dieses Band würde ich niemals brechen können. Niemals wäre mir das möglich. Meine Füße führten mich zur Tür, wo ich Schuhe darüber streifte, meine Tasche nahm und in die Kälte und schwärze, des späten abends trat. Mein Körper und Gedanken taten alle ganz automatisch. Sie stellten mich an die Haltestelle des richtigen Busses, zeigten den Ausweis hoch, als ich einstieg und der Scanner ihn sehen wollte. Setze mich auf den freien Platz neben der Tür und ließen mich auf der einsamen Landstraße außerhalb Tokios aussteigen. Zu guter Letzt führten sie mich zu dem Haus, in dem der einzige saß, der von allen am wenigsten mit der Liebe, zwischen mir und Inuyasha zu tun hatte. Ich spürte sein Youki, sah das Licht in seinem Wohnbereich. Mit einem Finger drückte ich die Klingel und wartete. Würde er mich auch von sich stoßen? Würde er mir zuhören? Mir helfen meine Sorgen zu vergessen? Nur wenige Sekunden später, spürte ich seine Energie hinter dem dicken Holz, welches die Haustür bildete. Das klackern des Türgriffes ließ meine Hoffnung steigern. Das überraschte, aber auch wissende Gold empfing mich, ließ mich sofort abtauchen und wieder verfingen sich meine Gedanken an denjenigen, der mir seine Liebe nicht geben konnte. Ich brach in Tränen aus, fiel wieder in die Tiefe schwärze meines Inneren und spürte dann etwas Warmes, nah an meinem Körper. Druck übten seine Arme auf mich aus, gaben meinem Körper halt, der augenblicklich die Kraft verlor, noch weiter zu stehen. Meine Beine gaben nach, seine Arme fingen mich auf. Mit einer kurzen Bewegung fand ich mich auf seinen Armen wieder. Wie eine Braut trug er mich über die Schwelle seines Hauses, ging hinauf in sein Schlafzimmer. Ich ließ ihn machen, auch wenn sein Raum nicht für mich gedacht war, so waren die weichen Laken wohltuend und umringen mich. Das große Kissen spendete Raum für meine Tränen und die warme Decke schütze mich von noch mehr Qual. Sesshomaru wuselte schweigend und ruhig um mich herum, blieb am Ende auf Höhe meiner Beine sitzen und reichte mir eine Tasse dampfenden Tees. „Trink“, bat er in einem Wort und ich setze mich müde auf. Mein Körper fühlte sich so schwer an. Bleiend und leer. Ich nahm die Tasse in meine Hände und führte sie an meine Lippen. Das Wasser war nicht mehr sehr heiß. Er musste es mit kühlem verdünnt haben. Die Kräuter schmeckten und beruhigten meinen Geist. Kurz hob ich meinen Blick und musterte den Dayokai vor mir. Sein Kiefer war angespannt, seine Augen unergründlich und weich. Seine Finger waren zur Faust geballt. Was er wohl gerade dachte, als er dieses jämmerliche Häufchen Elend vor sich sitzend sah? „Danke“, krächzte meine Stimme, als ich die Tasse neben mir auf den Schrank abstellte. Ich zog die Füße in meine Richtung und umarmte, unter der Decke, meine Beine. Meine linke Wange fand Platz auf meinen Knien und ich sah zur Wandseite des Raumes. Mein Blick flog über die Kommode und mir fiel das Schwert an der Wand auf, aber der Altar war verschlossen. Das Bild fort. Ob Sesshomaru es woanders aufgestellt hatte?, dachte ich als seine Stimme die Stille erneut durchbrach: „Was tust du hier, kleine Miko?“ Meine Augen wanderten zu ihm, wurden sofort von seinen aufgefangen und fixiert. Die Scherben meines Herzens bebten auf, wenn ich nur daran dachte, wie die letzten Stunden meines Lebens verlaufen waren. Ich versuchte aufzubegehren, wollte ihm antworten, aber aus meinem geöffneten Mund kam kein Wort. „Er hat dich verlassen, nicht wahr?“, traf Sesshomaru den Nagel auf den Kopf, drehte das Messer in meinem Herzen erneut herum, nahm mir komplett den Atem. Meine Lippen zitternden, ein Schluchzer löste sich aus meinem Hals. Erneut trieben sich Tränen aus meinen Augen und ich wischte sie mir mit den Fingerspitzen davon. Plötzlich spürte ich Sesshomarus Hand an meiner, sah zu, wie er meine Finger von mir wegführte und sie an seine Lippen legte. Er küsste sie. Wärme sprudelte durch meine Fingerkuppen und jede Berührung kribbelte sich zu meiner Handfläche empor. Seine Augen waren geschlossen. Er sah ruhig und entspannt aus, als er mir diese Nähe gab. Als er meine Finger allesamt geküsst hatte, küsste er meine Handfläche und öffnete seine Augen um mich anzusehen. Mein Herz schlug auf. Doch nicht schmerzhaft. Er gab mir etwas, was ich nun am meisten brauchte. Wärme. Alles erhitzende Wärme. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)