Ushinawareta Jinkan von Dudisliebling (Verlorene Zeit) ================================================================================ Kapitel 3: Schmerz ------------------ Schmerz „Hey! Warum bestellst du mich, nach einer Nachtschicht hier wer, obwohl du eine deiner Dates dabei hast?! Scham, ist dir wohl nicht bekannt, oder?“, schimpfte die mir so vertraute Stimme. Gänsehaut überzog meinen gesamten Körper und es war mir fast schon egal, was er da sagte. Ich erkannte diese Stimmfarbe. Inuyasha. Er war hier. „Nun hol dir doch erstmal einen Kaffee und setz dich zu uns.“, bat Sesshomaru ihn nett und brachte meine Augen zum Flattern, als ich in seiner goldenen starrte. Wieso konnte ich meinen Blick nur nicht empor lenken? War ich so erstarrt? „Tze! Das geht aber alles auf dich! Vielleicht ist ihr die Situation, ja auch peinlich genug, um zu gehen“, brummte Inuyasha und meine Hände begannen zu zittern. Es wurde mir schlagartig bewusst. Mein Kopf musste wohl endlich wieder zum Denken brauchbar sein. Er erkannte mich nicht. Wusste nicht, wer ich war. Geschockt hielt ich die Luft an und begann zu zittern. Krampfhaft wand ich meine Finger aneinander und hieß den pochenden, lähmenden Schmerz willkommen. Die Tablette, hatte ich vor lauter Aufregung vergessen. „Hier nimm. Aber Kauf nicht den Laden“, bedachte Sesshomaru seinen jüngeren Halbbruder mit seiner Bitte und überreichte ihm sein Portemonnaie. Dieser nahm ihn grinsend an und drehte sich von uns ab. „Das wird sich zeigen“, hörte ich seine Stimme und erst jetzt, schaffte ich es ihm nachzusehen. Seine Gestalt war größer, muskulöser und allgemein erwachsener geworden. Auch sein silbriges Haar war kurz geschoren. Fast noch kürzer wie Sesshomarus und ich erkannte zwei Menschenohren. „Wir mussten einen Weg finden, unser wahres sein, zu verbergen“, murmelte Sesshomaru mir zu und ich wanderte weiter Inuyashas Erscheinung ab. Zu der Jeans trug er einen tannengrünen Sweatpullover mit Kapuze. Keine Jacke, auch wenn es heute nicht gerade warm war. „Er arbeitet als Feuerwehrmann und ich bat ihn, trotz seiner Nachtschicht hier her. Da kommt er einem schon fast menschlich vor, wenn er darüber meckert, obwohl er keinen Schlaf benötigt“, verriet mir Sesshomaru eine Sache über Inuyashas aktuelles Leben. „Warum erkennt er mich nicht“, flüstere ich so leise, das es kaum hörbar war. Ehrfurchtsvoll vor dem, was die Antwort in mir auslösen könnte. „Das werde ich dir, wo anders erklären“, würgte Sesshomaru meine Frage ab und ich erkannte, das Inuyasha auf dem Rückweg war. In seiner Hand ein Tablett, voll mit Muffins, Scones und anderen Küchenstücken. Dazu ein Milchshake und die selbe Tasse Kaffee, wie Sesshomaru sie zuvor getrunken hatte. „Ich habe dir auch noch einen Kaffee mitgebracht. Sicher hattest du die ganze Nacht keine Zeit, zum schlafen“, zog Inuyasha seinen Bruder auf, welcher auf der Bank rutschte, um ihm Platz zu machen. Schlitternd schob Inuyasha das Tablett auf den Tisch und ließ sich laut seufzend, auf den freien Platz plumpsen. „Endlich Frühstück!“ „Sehr großzügig“, schmunzelte Sesshomaru und nahm die Tasse herunter, um sein Zuckerritual zu wiederholen. Ich kam mir fehl am Platz vor und erfasste die gesagten Worte viel zu spät. „Aber wir hatten beide wirklich ausreichend Ruhe, danke“, erhellte Sesshomaru seinen Bruder. „Ach, ist das so?“, grinste Inuyasha, sah das erste Mal, richtig zu mir und unser Blick traf sich. Er pulte gerade an einer Papiermanschette des Muffins und zog seine linke Augenbraue kurz hinauf. „Für gewöhnlich, sind deine Dates gesprächiger.“ „Sie wundert sich nur, über unsere Ähnlichkeit.“ „Ach, das silberne Haar. Ja, es ist ein ungewöhnlicher Gendefekt“, klärte Inuyasha mich auf. Wenn er doch nur wüsste, das er mir nichts vormachen musste. Ich wusste genau, das dieses silberne Haar daher rührte, das ihr Vater ebensolches getragen hatte, weil er Yokai war. „Wie heißt du eigentlich?“, fragte Inuyasha mich dann und erkannte wohl, das er vorher nicht danach gefragt hatte. Der Muffin war gehäutet und er steckte sich die Schokoladenüberzogene Kuppe, fast gänzlich in den Mund. Essen tat er also immer noch, wie ein ungesitteter Hund. „Ich heiße Kagome“, antwortete ich und musste mich selbst, über meine Festigkeit wundern. Mein Inneres war unglaublich ins Schwanken geraten. Glück ihn endlich zu sehen, kämpfte gegen die Erkenntnis, das er mich nicht erkannte. „Kagome. Außergewöhnlich. Arbeitest du als Krankenschwester?“, fragte der Hanyou weiter. „Ich arbeite in einem Restaurant und mache meine Oberstufe gerade fertig“, erklärte ich weiter. „Achso. Deshalb die Verletzung.“, sagte er und zeigte auf meinen Arm, welcher unsagbar stark schmerzte. „Habt ihr euch etwa dadurch kennengelernt?“, grinste Inuyasha seinen Bruder, mit einem Mund voll mit Schokoladenkrümeln, an. „Inuyasha. Sie ist nicht mein Date“, tat es Sesshomaru ab und verschränkte, lässig angelehnt seine Arme vor der Brust. „Achso“, funkelte Inuyasha und zog dieses Wort provokant in die Länge. „Wie dem auch sei.“, begann Sesshomaru wieder und sah zu seinem Bruder, während er zur Kaffeetasse griff und daran nippte. „Wie wäre es, mit einem Abendessen?“ „Das du darauf, wirklich jede Woche bestehst“, grummelte Inuyasha, kaute den letzten Bissen Muffin und fummelte schon am nächsten. „Ich habe heute noch Nachtschicht und morgen frei, bevor ich in die Frühschicht gehe.“ „Sehr gut. Dann komm doch morgen vorbei. Irgendwelche Wünsche?“, fragte Sesshomaru und trank seine Tasse wieder leer. Beobachtend nippte ich an dem Strohhalm, um auch weiter zu trinken. Aber der Schmerz lähmte mich beinahe. Schnell eine Tablette, dachte ich und wühlte unbemerkt in meiner Tasche. Doch geschockt stellte ich fest, das ich die Tabletten nicht mitgenommen hatte. Oh nein. „Ramen!“, wünschte sich Inuyasha freudig und ich musste schmunzeln. Die hatte er damals schon gemocht. „Habe ich mir ja fast gedacht. Dann um 19 Uhr bei mir. Sei pünktlich“, stellte der ältere die Bedingungen fest und machte dann eine Handbewegung, die bedeutete, das er aufstehen und gehen wollte. „Ihr wollt gehen?“, fragte Inuyasha und ich sah verwundert zwischen den beiden hin und her. Der Hanyou ließ den Yokai vorbei und dieser Steig in seinen Parker. „Ja. Wir haben noch etwas zu tun. Kagome kommt aber sicher auch gerne zu unserem Essen morgen“, schlug er vor, ohne meine Meinung erst zu erfragen. „J-ja“, stotterte ich und nahm die Hand an, die der Arzt mir reichte, um mir aufzuhelfen. Ebenso nahm er meine Jacke und half mir herein. Dabei zuckte ich zusammen, als mein Verband nur mäßig, durch den Ärmel schlüpfte. Zuletzt bekam ich meine Tasche und hängte sie mir um. „Dann bis morgen, Brüderchen“, verabschiedete Sesshomaru sich und legte seinen Arm um mich. „Bis dann, ihr zwei. Bis morgen“, wank Inuyasha und ergriff die Kuchengabel, um weiter zu essen. Er war wirklich immer noch ein Vielfraß. „Bis morgen“, murmelte ich und hob kurz die gesunde Hand, bevor Sesshomaru mich zur Tür dirigierte und ich meinen Blick nicht einmal löste, als ich schon durch das Schaufenster sehen musste. „Komm, kleine Miko“, hörte ich die Stimme neben meinem Ohr und erschauderte. Zwanghaft wendete ich meinen Blick ab und sah zu ihm auf. Er machte keine Anstalten seinen Arm fortzunehmen und ging mit langen Schritten, die Straße entlang. Ich hatte Probleme mitzuhalten, bekam Kopfschmerzen, welche ich auf die verwirrten Ereignisse schob. Plötzlich hielt der Yokai an und setze mich auf eine Bank. „Warte hier“, befahl er streng. Ich hätte ihm nicht einmal etwas entgegnen können, denn meine Sicht verschwamm allmählich. War dies mein Geist, der langsam abschaltete? Oder lag es am schmerzenden Arm? Benommen schloss ich die Augen und spürte nach einigen Minuten etwas Hartes an meinen Lippen. „Mund auf“, kam es harsch und bestimmend und ich öffnete meine Augen wieder ein wenig. Sesshomaru stand nah vor mir, hielt mir etwas an dem Mund, welches ich als nächstes in den Mund fallen ließ und als Tablette identifizierte. Als Nächstes reichte er mir eine Flasche stilles Wasser und zwang mich mit einem stillen Blick dazu, zu trinken. Alleine wegen der Tablette musste ich es ohnehin tun und tat es. „Danke“, seufzte ich und schob die Flasche auf meinem Schoß, um sie zu verschließen. „Du solltest daran denken. Solche Schmerzen können dich auch ausknocken. Ich habe keine Lust, dich durch die Stadt zu tragen.“ „Entschuldige“, bat ich beschämt und er seufzte kaum hörbar. „Ich hole das Auto. Solange ruhst du dich hier aus“, verriet mir Sesshomaru und wendete sich zum Gehen ab. Ich konnte nicht einmal etwas entgegensetzen, da war er schon weg. Nur eine Stunde später, stand ich vor einem modernen Neubau und sah der weißen Fassade entgegen. Sesshomaru hatte mich eingesammelt und während er uns fuhr, war ich eingeschlafen. Ich hatte gedacht das er mich nach Hause fuhr, hatte ihm die Adresse gegeben. Aber als ich vor einigen Minuten die Augen öffnete, standen wir vor diesem Haus, zu dem er gerade die Schlüssel im Schloss herumdrehte. Nur Sekunden später, hörte man lautes Gebell und zwei schneeweiße Hunde kamen angerannt. „Berger Blanc Suisse. Ihre Namen sind César und Cleopatra“, ertönte es als Erklärung, während der gerade sprechende, wild umgarnt wurde. Doch nur ein Fingerzeig genügte, ebenso stieg für einen Moment sein Youki an, um den beiden Benehmen beizubringen. Ordentlich nebeneinander, saßen sie da und musterte mich nur mit ihren Augen. „Ich hätte nie gedacht, das du Haustiere besitzt. Noch dazu“ „Meines gleichen?“, beendete Sesshomaru meinen Satz, trat an die Garderobe, entzog sich seinem Parker und hängte ihn auf. ebenso nahm er die Armbanduhr ab und legte sie zusammen mit seinem Portemonnaie auf den Schrank. Danach reichte er mir, mit aufforderndem Blick die Hand und ich reagierte Tollpatschig viel zu spät. Schnell zog ich meine Jacke aus. Zu schnell, denn sie riss an meinem Verband und diese wiederum an meiner spannenden, trockenen Haut. „Hast du die Wunde noch einmal eingecremt?“, wollte er wissen, nahm mir die Jacke ab und hängte sie neben seiner auf. „Nein. Sollte ich?“, fragte ich und er wog seinen Kopf leicht seitlich, seufzte, wobei er kurz die Augen schloss und antwortete dann: „Unklug wäre es nicht. Aber zum Glück, bin ich ja gerade da. Lass mich mal sehen“, bat er und ging voraus. Die Hunde taten keinen Millimeter, zogen aber fast schon gierig, meinen Geruch ein, als ich an ihnen vorbei ging. Dies schien nicht oft oder generell zu oft vorzukommen. Ob er mir diese Frage wohl beantworten würde? Ich folgte dem Yokai in einen großen, hellen Raum. Einige grüne Pflanzen wuchsen hier, aus vielerlei Töpfen am Boden, aber auch von der Decke. Es erinnerte mich etwas an einen Blumenladen, nur das wenige farbige Blüten zu sehen waren. Ich erkannte anhand der Möbel, das es das Wohnzimmer sein musste und entdeckte am anderen Ende, vor einer riesigen Glasfront, welche dem anliegenden Wald zugewandt war, das dort ein Esstisch stand. Auf diesen stellte Sesshomaru gerade einen kleinen Koffer ab und sah mich auffordernd an. Er zog mir den Stuhl zurecht, als ich bei ihm war und schob seinen so herum, das er mir direkt gegenüber saß. Wie schon am Tag zuvor, lehnte er sich zu mir, nahm meine Hand vorsichtig in seine. Bewusster wie gestern, empfand ich seine Haut und fühlte sie, unbemerkt, so hoffte ich, ab. Sie war rau und doch nicht uneben oder vernarbt, obwohl er so viele Jahre ein Schwert getragen und gekämpft hatte. Bedächtig zog Sesshomaru den Verschluss des Verbandes auf und wickelte die Schichten herab, bis er an der letzten ankam. „Wie vermutet. Angefressen“, brummte er etwas genervt und zog den Koffer zu sich heran. Er öffnete diesen, zog eine kleine Pumpflasche hervor und wollte damit wohl den Verband nass machen, um die Wunde nicht aufzureißen. Diesen Trick hatte ich früh gelernt, nachdem ich Inuyasha einmal den Verband von einer frischen Wunde gerissen hatte und er lauthals geschrien hatte. Alle Vögel hatten sofort ihr Nest verlassen. Aber Sesshomaru hielt inne, sah zu mir auf und sagte dann: „Spreiz deine Beine.“ Augenblicklich Schoß mir die Röte ins Gesicht und ich hoffte sehnlichst, das ich mich verhört hatte. Doch selbst diese Verwunderung, über seinen Befehl brachte mein Mundwerk nicht zum Stillstand. „Was?!“, stotterte ich und er hob schlicht seine Augenbraue. „Sonst wird deine Hose nass“, erklärte er seine Bitte und grinste dann frech. Oh, er wollte mich aus der Fassung bringen. Nicht mit mir! „Hatte Inuyasha recht, mit seiner Theorie?“, fragte ich nun forsch und tat dennoch, wie er es befohlen hatte, öffnete meine Beine etwas, damit er meinen Arm in dessen Mitte ziehen konnte und vorsichtig den Verband durchnässte. „Du meinst, mit den Frauen?“, fragte er detaillierter nach und musterte sein Tun genauestens. „Ja. Hast du oft neue Bekanntschaften?“ Wieder schlich sich ein Schmunzeln auf seine Lippen. Kurz lehnte er sich etwas zurück, stellte die Flasche auf dem Tisch ab und sah mir in die Augen. „Ich hatte wilde Zeiten, aber diese sind seit einiger Zeit ruhiger geworden.“, klärte er mich, über seine Triebe auf. Ich schluckte und ohrfeigte mich innerlich, das ich dies nun erfragt hatte. Dabei hatte ich doch eine viel wichtigere Frage, welche mir auf dem Herzen brannte. „Soll ich dir nicht lieber die Sache, mit Inuyasha erklären?“, fragte der Yokai und nahm meine Hand wieder in seine. Vorsichtig zog er den aufgeweichten Verband ab, riss hier und da allerdings doch Haut mit und verzog immer wieder die Lippen dabei. Auch ich zuckte hier und da zusammen, biss meine Zahnreihen so fest aufeinander, das mein Kiefer gefühlt in tausend Stücke brach. Aber als es endlich geschafft war, gab ich stockend Antwort: „Ja, bitte.“ „Also“, begann Sesshomaru und schmiss den blutigen Verband auf den Boden, widmete sich dem Koffer und holte einen Spartel und eine Tube mit Creme heraus. „Inuyasha war damals außer sich, als du nicht zurückkehren konntest. Das Dorf litt unter seinen Launen und bald ging er aus eigenen Stücken fort. Er suchte nach einer Möglichkeit zu dir zu gelangen. Dabei geriet er an einen ominösen Yokai und bot ihm dafür seine Hilfe in einem Kampf. Inuyasha scheute damals keine Auseinandersetzung, wie du weißt“, floskelte er in seiner Erzählung und ich musste zustimmen. „Jedoch geriet er während des Kampfes, in eine Falle und dabei verlor er seinen Geist.“ „Seinen Geist?“, fragte ich dazwischen. Was hatte das zu bedeuten? Sesshomarus Blick hob sich. Etwas undurchdringliches, ruhiges und doch auch leidendes stach darin und mein Herz schlug mir in den Ohren. Seine Antwort dauerte mir fast zu lange, sodass meine Lippen anfingen zu beben. Die ganze Wucht meiner ersten Begegnung mit Inuyasha, nach zwei so langen Jahren, schlug sich wie ein tosender Sturm über meinem Kopf zusammen. Zwei Wellen prallten in meinem Kopf aufeinander und zogen meine Liebe, meine ganzen Wünsche in einen heftigen Sog hinab in eine schwarze Tiefe. Untermalt von den Worten die Sesshomaru mir zuhauchte: „Er verlor sein Gedächtnis an dich.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)