Ushinawareta Jinkan von Dudisliebling (Verlorene Zeit) ================================================================================ Kapitel 2: Kaffee ----------------- Kaffee Als ich zuhause ankam, lief ich sofort ins Bad, entkleidete mich und zog mir meinen Pyjama an. Ich wollte keine weitere Zeit verschwenden und setze mich in mein Bett, öffnete die App auf meinem Smartphone, welche durch ein Grün-weißes Emblem symbolisiert wurde. Eilig suchte ich die Nummer heraus, welche ich zuvor im Bus eingespeichert hatte. Dort war es zu schwer gewesen, mit nur einer Hand, etwas Sinnvolles zu schreiben, wenn man stehend im Bus herumwackelte, da man die zweite Hand nicht gebrauchen konnte. Zum Glück hatte ich die Schmerzmittel gekauft, denn Sesshomaru hatte recht behalten. Der Schmerz wuchs bis ins unerträgliche und bald würde ich eine Tablette brauchen. Die betäubende Creme verlor ihre Wirkung. Ich fand seine Mobilfunknummer und öffnete somit einen neuen Chat. Sein Profilbild war für mich noch nicht freigegeben, aber in meinen Gedanken sah ich ihn. Seine kurzen, silberweißen Haare und die goldenen Augen. Doch was sollte ich nun schreiben? Ich hatte so viele Fragen an ihn. Aber wo sollte ich anfangen? Ich konnte ja nicht einfach mit der Tür ins Haus fallen und ihm alle Fragen zusenden, damit er sie mir fein säuberlich beantwortete. Also schrieb ich zunächst etwas ganz banales und biss mir auf die Unterlippe, für meine Dummheit. »Hallo Sesshomaru. Ich bin es, Kagome« Wieder und wieder las ich meine Nachricht, welche durch eine hellgrüne Sprechblase gekennzeichnet wurde. Ob er mir überhaupt antworten würde? Sicher, denn er hatte mir ja seine Nummer gegeben. Oder war dies einer ganz anderen Idee entsprungen? Egal was es war. Er war meine einzige Hoffnung darauf, zu erfahren was passiert war. Vielleicht wusste er auch, warum der Brunnen nicht mehr funktionierte. Nach zehn minütiger Wartezeit, stand ich benommen auf und ging in meine kleine Küche. Weiße Schränke glänzten mir entgegen. Da ich oft im Restaurant zu essen bekam, musste ich meine Küche nur selten benutzen. Deswegen war sie aber auch immerzu sauber und vorzeigbar, was mich stolz machte. Am Waschbecken ließ ich ein Glas mit Wasser einlaufen und stellte es zurecht. Aus meiner Handtasche fischte ich die Tabletten heraus und drückte mir, mit zusammengebissenen Zähnen, eine Tablette heraus. Ich nahm sie in den Mund und spülte sie mit dem Wasser herunter. Möge die Wirkung hoffentlich bald einsetzen, denn die Hand schmerzte nun pochend. Das einsame klingeln, eines kleinen Glöckchens, signalisierte mir, das eingehen einer neuen Nachricht auf mein Smartphone. Eilig, fast schon etwas zu schnell, lief ich um die Küchenzeile herum und hechtete in mein Schlafzimmer. Der Display erstarb gerade und ich riss das kleine Gerät an mich. Die Aufregung in meinem inneren ließ meinen Herzschlag explodieren. Meldete er sich etwa? »Starbucks Cafe, Minato, am Zojoji Tempel. Morgen 10 Uhr« Blinzelnd las ich den Satz, die Aufforderung und starrte auf das Profilbild. Es zeigte lediglich ein Schwert, das aufgebahrt, an einer prächtig geschmückten Wand hing. Ich erkannte es sofort, als Tensaiga. Röte schoss in meine Wangen. Wie konnte dieser Typ mir so arrogant, einfach eine Anweisung schreiben!? Ich war aufgebracht. Aber was sollte ich anderes tun, als diesem Befehl nachzukommen? Sesshomaru war meine einzige Möglichkeit. Mit diesem Gedanken schlief ich ein, denn das Schmerzmittel hatte es in sich. Am Morgen erwachte ich sehr früh und blickte der aufgehenden Sonne entgegen. Der Rollladen war noch oben und ich musste gestehen, das er dies schon immer tat, seit ich hier Wohnte. Immerzu hatte ich die Hoffnung das Inuyasha eines Tages durch dieses Fenster steigen würde, mich an sich zog und nie mehr loslassen würde. Traurigkeit zog sich über mein Herz, doch da war etwas neues, welches ich als kleines Lichtlein in meiner Brust spürte. Hoffnung. Und von jetzt auf gleich, schlug meine Laune um. Ich lief lächelnd in mein Bad, drehte die Dusche auf und duschte lang und ausgiebig, wusch dabei mein Haar und passte kritisch mit der verletzten Hand auf. Danach trocknete ich mich ab, cremte meine Haut ein und putze meine Zähne. Mein Haar war heute ein großes Problem, doch ich bändigte es und ließ sie offen über meine Schultern hängen. Ein Zopf, war bei einem schmerzlichen Versuch gestorben. Das schaffte ich einfach nicht mit der Hand. Mit einem Blick auf die Uhr, erfasste ich, das es bereits nach halb 9 Uhr war und ich mich beeilen musste. Der Weg zu unserem Treffpunkt war weit und die Busse fuhren nicht direkt dort hin. Planweise musste ich drei Mal umsteigen und ein kleines Stück weit laufen. Also zog ich mir eine dunkelblaue Jeans und eine weiße Bluse an, schnappte mir meine Handtasche, stopfte schnell einen kleinen Regenschirm hinein und schlüpfte in meine Halbschuhe. Hoffentlich würde der Tag heute nicht so enden wie der letzte, welcher im wahrsten Sinne des Wortes ins Wasser gefallen war. Überall hatte der Regen riesige Pfützen hinterlassen. Aber so streng durfte ich nicht urteilen. Ich hatte die größte Chance meines aktuellen Lebens bekommen. Endlich würde ich antworten auf all meine Fragen bekommen und auf diese, die sich seit gestern Abend neu gebildet hatten. Warum war Sesshomaru noch hier und wen meinte er damit, wenn er sagte er hätte nicht als einziger, so lange überlebt? Die Busse fuhren mir gefühlt zu langsam, auch wenn sie genau nach Fahrplan hielten und weiterfuhren. Meine Ungeduld zerfrass meine Nerven. Konnte das nicht alles schneller gehen? Die Sekunden auf meiner Uhr schienen in slow Motion zu laufen, immer wenn ich sie anstarrte. Als ich endlich aus dem dritten Bus sprang, lief ich los. Das schmerzende Pochen in meiner Hand versuchte ich zu ignorieren. Ich musste mich einfach beeilen, wollte vor ihm dort sein. Auf den Stufen der Treppe, welche mich über die Schnellstraße führte, rutschte ich aus und ahnte den harten Aufprall und die darauffolgenden, wenn ich die Stufen hinabfiel. Aber es tat sich nichts. Ich wurde an der Hand gepackt und nach oben gezogen. Eine harte Brust traf auf meinen Bauch und ich sah geschockt in Augen, die von einer Sonnenbrille geschützt wurden. “Du erscheinst mir recht tollpatschig”, tadelte mich der Mann und ich erkannte ihn, allein an seiner Stimme. Das silberne Haar sprach ebenso für ihn und ich stemmte mich an seinen breiten Schultern ab. “Lass mich runter, Sesshomaru!”, quietschte ich schrill auf und er tat mir den gefallen sofort. Ich landete vor ihm und griff nervös durch meine Haare. Diese männliche nähe, war ich einfach nicht mehr gewohnt. Vor allem nicht von ihm! Einem richtigen, männlichen und muskulösen erwachsenen Mann. Inuyasha hatte damals eher Jugendlichere Züge, eben wie ein Mann in meinem Alter. “Wollen wir dann ins Café?”, fragte er vor mir und zog seine Augenbrauen fragend nach oben. Es tat gerade in diesem peinlichen Moment gut, das ich seine Augen nicht sehen konnte. “Ja, bitte”, murmelte ich und er wendete sich zum Gehen. Ich versuchte Schritt zu halten und musterte seine hohe Gestalt. Heute trug er einen dunkelblauen Parker mit Pelzbesatz an der Kapuze. Seine Hose war aus schwarzen leinen und ich konnte mir vorstellen, das er ein Hemd oder sogar einen Anzug, unter der Jacke verbarg. Was er wohl gerade dachte?, wollte ich wissen, aber es zu fragen wagte ich nicht. Als er mir dann die Tür zum Café öffnete, sah ich mich in dem modern eingerichteten Raum um. Es gab sowohl Barhocker, als auch Sitzgelegenheiten. Der Geruch nach frisch gemahlenen Kaffee, stieg mir in die Nase und ich bemerkte den Blick meines Begleiters. “Bitte, such dir aus, was du willst. Ich hole es dann”, bot er an und ich hob schnell die Hände. Was war das denn hier? Ein Date? Nein. Ich konnte mein Zeug doch selbst holen. Oder interpretierte ich doch zu viel in seine Frage hinein? Ich war doch nervöser, als ich zugeben wollte und somit nickte ich eilig und versuchte die rötlichen Wangen zu verbergen. “Und was willst du?”, musste er erneut fragen und mein Kopf musste einer Tomate gleichen. Ihn schien es zu Amüsieren und er hob die Hand an seine Sonnenbrille, um sie abzuziehen. “Warum so nervös, kleine Miko?”, zog er mich auf und steckte die Brille in seine Jackeninnentasche. Ich hatte recht gehabt. Er trug wirklich einen Anzug drunter. “Nein, ich”, begann ich zu stottern und sah an die Tafel des heutigen Angebotes. “Ich nehme einen Chailatte.” “Typisch.”, quittierte er meine Auswahl und verließ mich. Wild fummelte ich an meinen Fingern herum und zuckte zusammen. Die Haut spannte und brannte immer mehr. Aber es half nun nichts. Meine Tablette könnte ich gleich nehmen, wenn der Kaffee da war. Also suchte ich einen freien Tisch und ließ mich auf den gemütlichen Bänkchen sinken. Meine Tasche legte ich neben mir ab und legte meine Jacke darauf. Nur einige Sekunden später kam Sesshomaru mit einem Tablett auf dem nicht nur Kaffee, sondern auch Muffins zu finden waren. “So wie dein Magen sich anhört, hattest du keine Zeit für ein Frühstück”, bemerkte er und stellte alles auf dem Tisch ab, bevor er seinen Parker auszog und ihn neben sich auf der Bank platzierte. Er nahm den Zuckerstreuer vom Tisch und goss eine beachtliche Menge davon, in seinen Kaffee und rührte kurz darauf, mit seinem Löffel darin herum. Das dieser nicht stehen blieb, war alles. Es schien ihm aufzufallen, das ich ihn beobachtete und er schmunzelte wieder schelmisch, bevor er sein tun erklärte: “Ich mag es süß und mit schwarzer Seele.” Geschockt riss ich die Augen auf und wusste nicht was ich darauf antworten sollte. Was wollte er mir damit andeuten? Dieser Mann war so ganz anders als damals, als er noch versuchte, mich oder andere zu töten. “Du willst mich doch bestimmt, einiges fragen”, begann er unser eigentliches Gespräch. Das wofür ich hier war und lehnte sich gemütlich zurück. Seine Tasse Kaffee hielt er dabei am Henkel und nahm einen kleinen Schluck daraus. Nun war meine Chance da. Ich würde ihn alles, einfach alles fragen! Doch womit anfangen?! “Was tust du hier?”, flüsterte ich und fixierte seine Augen. Seine Taten es mir augenblicklich nach und ich spürte sein starkes Youki, welches er zu mir aussendete. Wollte er mich prüfen? “Ich leben hier so wie du es auch tust.”, antwortete er mir genauso wie am Vortag und nahm wieder einen Schluck Kaffee. “Meine Herrschaft endete vor drei Jahrhunderten, weil die Menschheit überhandnahm. Danach reiste ich durch die Welt und eignete mir medizinisches Wissen an, welches mich heute dazu befugt als Chirurg zu arbeiten”, erklärte er den Untergang des Westens und schien wenig traurig darum. “Was passierte mit den anderen?”, fragte ich sofort weiter und er senkte kurz den Blick. “Der Mönch und die Jägerin, bekamen ein duzend Kinder und starben in hohem Alter, wenn man das damalige Sterbealter berücksichtigt, sogar noch älter. Der Fuchs wanderte nach ihrem Tod umher. Rin heiratete einen menschlichen Lord und starb glücklich in seinem Arm, als sie durch eine Seuche dahingerafft wurde”, ratterte er herunter und verzog ganz kurz die Lippen zur Qual, als er von Rin sprach. Es zog mein Herz in zwei, als ich das alles aufnahm und versuchte zu verarbeiten. Natürlich war ich mir bewusst, das sie, bis auf Shippo vielleicht, nicht mehr leben würden, wenn ich es aus dieser Zeit betrachtete. Aber es zu hören, machte meiner Gefühlswert zu schaffen. Aber es gab ja dieses kleine Lichtlein, welches sich aus all der Trauer emporschlug und mir die Worte meines gegenüber noch einmal vor Augen führte. Er hatte von allen gesprochen, nur nicht von.. “Wo ist Inuyasha?”, platze es aus mir heraus und er hob seinen Blick wissend zu meinem. “Ich habe schon gedacht, du fragst mich nie, nach ihm”, spielte er mit mir und ich verzog die Lippen, nahm mein Glas und trank einen Schluck meines zimtigen Milchkaffees. “Lebt er?”, bohrte ich nach und Sesshomaru trank seine Tasse leer, um sie abzustellen. Er fixierte wieder meinen Blick und holte vorsichtig Luft. “Ja, er lebt noch immer”, antwortete er und stellte mein Leben auf den Kopf. Er lebte!? Das konnte doch nicht Wahr sein?! Wo war er? Was tat er? Wieso gab er sich, mir nicht zu erkennen? Ich vermisste ihn so sehr, wollte ihn unbedingt wiedersehen. Was hatte das alles zu bedeuten? “Aber er ist nicht mehr der, der er einmal war”, setzte Sesshomaru nach und unterbrach meine wilden Gedanken. Was hatte das zu bedeuten. Was sollte das heißen? Sesshomaru bemerkte meine Verwirrtheit und brach das Schweigen erneut von sich aus. „Es gab damals ein Ereignis und“, brach er ab und sah zum Schaufenster, welches am Ende unserer Sitzbänke war. Ich beobachtete einen Blick, folgte ihm und verzog die Augenbrauen. Wollte er mich jetzt, gerade in diesem Moment, wenn er mir etwas so Wichtiges sagte, auf den Arm nehmen? Meine Gefühle fuhren Schnellzug und ich wollte wissen, was es mit seiner Aussage auf sich hatte. Was war passiert? Und wie hat es Inuyasha beeinflusst? “Er kommt”, flüsterte Sesshomaru und wendete den Blick zu mir. Ich riss meine Augen auf, blickte durch das saubere Glas und suchte alle Personen nach dem silbrigen Haar ab. Doch nirgendwo konnte ich es erkennen. Wie gut war Sesshomarus Geruchssinn? Konnte er Personen riechen, wenn sie noch so viele Meter entfernt waren? Doch dann spürte ich plötzlich eine Aura. Nicht die eines Dämons nicht menschlich. Eine Mischung und diese ließ mein Herz erstarren. Er war hier, kam auf die Bank zu. Wäre es zu auffällig, sich nun umzudrehen und ihn endlich zu sehen? Mein Herz rappelte sich wieder auf und schlug schnell, sehr schnell. Sesshomaru schmunzelte, weil ich ängstlich seine Augen fixiert hatte und riss den Blickkontakt dann ab. Er sah neben mir hoch, zu dem Mann welcher gerade zum Stehen gekommen war. Eine blaue Jeans, war das erste was ich sah. Weiter hinauf schaffte ich es nicht, denn schroffe Worte erklangen und ließen mein Herz erneut aussetzen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)