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Green Rain

von

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Ankunft

Ohne zu zögern huschte ich durch die unscheinbare Seitentür, auf der in roten Buchstaben 'Kein Zutritt' stand. Mindestens so leise wie er sie geöffnet hatte, schloss Bakura sie wieder. Mein Herz schlug unruhig, als ich ihm dabei zuschaute. Er war mein bester Freund. Seit dem Tag, als ich an diese Schule gekommen war, hatten wir uns bestens verstanden und waren schnell unzertrennlich geworden. Dabei war der Junge eigentlich niemand, mit dem man allzu viel Zeit verbringen sollte. Er verleitete einen dazu, Schulstunden zu schwänzen und sich in Räume wie diesen hier zu schleichen. Schon seit einem Jahr, seitdem Bakura aufgefallen war, dass das Schloss der Seitentür zu diesem Geräteraum defekt war und sich anscheinend niemand um eine Reparatur bemühte, war dies unser geheimer Treffpunkt für wann immer wir eine Schulstunde schwänzten. Und manchmal auch für die Pausen. Ich war nicht unbedingt ein Musterschüler, doch eigentlich hielt ich mich an Regeln. Der einzige Grund, warum ich sie immer wieder brach stand gerade vor mir. Ohne es zu wollen hatte ich mich in meinen Kumpel verknallt. Natürlich wusste er nichts davon, doch immer öfter spielte ich mit dem Gedanken, es ihm zu sagen. Ich wollte und konnte dieses Geheimnis nicht länger mit mir herumtragen. Zu groß war aber die Angst, dass unsere Freundschaft damit enden würde. Bakura verhielt sich nie seltsam mir gegenüber und er war jemand, der sich sonst nahm, was er wollte. Etwas zu auffällig ließ ich meinen Blick über sein schneeweißes, langes Haar, seine schlanke Gestalt und die dunkelbraunen Augen schweifen.

„Was ist?“ Bakura grinste mich an, während er die Jacke seiner Schuluniform auszog und achtlos auf den Boden fallen ließ. Ohne meine Antwort abzuwarten ging er zu den Sportgeräten, die den halben Raum einnahmen und setzte sich wie immer auf den Turnbock. Durch die kleinen Fenster knapp unter der Decke kam nur wenig Licht in den staubigen Raum.

„Ich hab nur darüber nachgedacht, dass wir nicht ganz so oft schwänzen sollten“, log ich und folgte ihm.

„Wieso?“

„Das werden alles unentschuldigte Fehlstunden.“

„Seit wann interessiert dich das denn?“

„Du hast keine große Schwester, die dir die Hölle heiß macht, wenn sie dein Zeugnis sieht.“ Falls vorher nicht schon ein blauer Brief in ihre Hände gelangte. Bis jetzt war ich bei den Lehrern immer gut mit der Ausrede, dass ich mich schlecht gefühlt hatte, durchgekommen. Allerdings befürchtete ich wirklich, dass die Stunden dennoch auf meinem Zeugnis auftauchen würden.

„Warum kommst du dann immer mit hierher?“ Die Frage war mehr als berechtigt, immerhin zwang Bakura mich nicht. Vielmehr wollte ich einfach keine Gelegenheit, mit ihm alleine sein zu können, verpassen.

Bei mir zuhause waren meine Geschwister und Bakura lebte in einem Heim mit noch weniger Privatsphäre. Natürlich unternahmen wir oft etwas, doch in einer so großen Stadt war man nie wirklich alleine. Nicht dass wir dann irgendetwas anderes tun würden. Wieder einmal wurde mir meine Lage schmerzlich bewusst.

„Marik?“ Seine Frage riss mich aus meinen Gedanken

„Ähm...“ Innerhalb eines Wimpernschlags entschied ich mich dazu, diese Gelegenheit zu nutzen und ihm die Wahrheit zu sagen. Seit Tagen rang ich mit mir selbst, endlich diesen Schritt zu tun und schob es stattdessen nur vor mir her. Eine derart gute Vorlage würde ich so schnell vermutlich nicht mehr bekommen. „Weißt du, es ist so. Bakura, ich -“ Ich wurde jäh unterbrochen, als ein ohrenbetäubender Lärm losbrach. Der Feueralarm.

Sofort hatte ich vergessen, was ich gerade hatte sagen wollen. Mein bereits unruhig schlagendes Herz wechselte den Rhythmus. Nun war ich nicht einfach mehr nur aufgeregt, sondern vor allem ängstlich. Ohne darüber nachzudenken drehte ich mich zur Tür, durch die wir eben erst gekommen waren.

„Hey, wo willst du hin?“

„Wie, wo will ich hin? Hörst du das nicht? Wir sollten rausgehen.“ Ich hatte mich wieder meinem Kumpel zugedreht und konnte sehen, wie er die Augen verdrehte.

„Warum?“

„Weil es brennen könnte?“, entgegnete ich in sarkastischem Tonfall.

„Das ist doch eh nur Probe. Und selbst wenn, im Flur ist der nächste Notausgang.“ Er nickte zu der Tür, vor der ich gerade stand. Ich wusste, dass sich keine zehn Meter dahinter ein Notausgang befand. Trotz allem fühlte ich mich nicht wohl mit dem Gedanken, hier drinnen zu bleiben. Vor allem nicht, als ich auf einmal noch andere Sirenen hörte.

„Und wie erklärst du dir dieses Geräusch?“ Es waren nicht die Sirenen eines Feuerwehrwagens. Um ehrlich zu sein hatte ich so etwas noch nie gehört. Erneut steuerte ich die Tür an und wurde plötzlich am Arm festgehalten.

„Jetzt warte doch mal.“ Überraschend schnell war Bakura aufgestanden und zu mir gekommen. Obwohl ich mich hätte ärgern sollen, freute mich der plötzliche Körperkontakt.

„Ich hab keinen Bock, wegen so was Ärger zu bekommen“, ging ich ihn dennoch an.

„Wieso solltest du Ärger bekommen? Die kommen gleich eh wieder rein. Und wenn doch was ist, können wir immer noch raus.“

„Und was ist das für ein Alarm? Hast du den schon mal gehört?“ Wäre es bei dem schuleigenen Feueralarm geblieben, wäre ich vermutlich wirklich mit Bakura hier geblieben. So aber schien doch etwas ernstes zu sein.

„Lass uns do-“ Mehrere Schreie waren zu hören und brachten sogar den Weißhaarigen zum Stocken. „Komm mit.“ Für einen Schritt zog er mich hinter sich her, ehe er losließ und zu den Fenstern eilte. Schnell hatten wir einen Wagen mit Medizinbällen darunter geschoben und uns darauf gestellt. Bakura war nicht nur größer, sondern auch deutlich geschickter, so dass er vor mir einen Blick nach draußen erhaschte. „Was...?“ Sein verwirrtes Wort ließ mich nur noch nervöser werden, bis auch ich endlich durch das schmutzige Glas schauen konnte.
 

Ungläubig schaute ich durch das kleine Fenster. Der Himmel war grün und hüllte alles in einen ebenso grünen Schein. So etwas hatte ich noch nie gesehen.

„Was ist das?“

„Vermutlich der Grund für diesen ganzen Aufruhr.“ Auch wenn Bakura damit Recht haben mochte, war es nicht die Antwort, die ich erhofft hatte.

„Sind es Sturmsirenen?“ Ich hatte noch nie einen Sturm der eine Sirene benötigt hätte miterlebt. Allerdings hatte ich auch noch nie einen derart unheimlichen Himmel gesehen. Unmöglich konnte ich meinen Blick von diesem grünen Anblick losreißen.

„Gut möglich“, entgegnete mein Kumpel, der sich genauso den Kopf darüber zu zerbrechen schien.

„Warum dann der Feueralarm?“ Mir war klar, dass Bakura es genauso wenig wusste wie ich, trotzdem musste ich diese Frage einfach loswerden. Gerade wenn ein Sturm aufzog, sollte man doch drinnen bleiben. Und ich war mir sicher, dass die Schule mehr als nur einen Alarm hatte. Im Augenwinkel sah ich, wie Bakura mir einen Blick zuwarf.

„Was weiß ich. Aber ist doch super, dann brennt es zumindest nicht.“ Nun löste auch ich meinen Blick von der Scheibe.

„Sollten wir nicht doch rausgehen? Vielleicht sind wir hier nicht sicher.“ Ich wollte wirklich keine Heulsuse sein, doch das alles war mir nicht geheuer. Erst der Feueralarm und dann noch die Sirene der Stadt, während der Himmel so aussah, als würde die Welt untergehen. Ich wollte einfach nur wissen, was vor sich ging. Wenn wir hier aber alleine herumsaßen, würden wir nichts erfahren. Ich hatte unbestreitbar Angst und daran änderte auch Bakuras Anwesenheit nichts. Einige Sekunden schauten wir uns in die Augen, ehe der andere seufzte.

„Entspann dich doch mal. Was soll schon passieren?“

„Und was waren das für Schreie eben?“ Nun war ich wirklich verärgert. Natürlich hätte ich einfach gehen können, aber ich wollte dass Bakura mitkam. Dieser hob nur seinen Finger und deutete durch das Fenster auf den Parkplatz, der sich in etwas Entfernung hinter der Turnhalle befand.

„Schau. Alle sind da. Mach dir keinen Kopf.“ Auf der Fläche fanden sich langsam alle Schüler ein. Einerseits beruhigte mich dieser Anblick, andererseits heftete sich mein Blick wieder ans Fenster.
 

Letztendlich waren wir geblieben, hatten die Schüler- und Lehrerschaft dabei beobachtet, wie sie sich in ihren Gruppen zusammengefunden hatten. Dabei war mir nicht entgangen, wie immer wieder unruhige Blicke zum Himmel geworfen wurden. Mehr als verständlich, immerhin war ich mir sicher, dass noch nie jemand einen solchen Himmel gesehen hatte. Noch immer war ich nervös und der ohrenbetäubende Lärm des Alarms, der einfach nicht enden wollte, machte es nicht besser.

„Siehst du?“ Bakuras plötzliche Worte ließen mich leicht zusammenzucken. „Ob es nun ein Sturm ist oder nicht. Sie sind jetzt diejenigen, die nass werden.“ Es fing an zu regnen. Ich rechnete beinahe damit, dass auch die Tropfen grün wären und den Boden schnell mit einer farbigen Schicht bedecken würden. Jedoch konnte ich auch nach einigen Minuten keinen Unterschied ausmachen.

„Wieso kommen sie nicht rein?“, wollte ich schließlich nervös wissen.

„Wenn es dich so unruhig macht, solltest du nicht hinschauen.“ Mit diesen Worten zog mich Bakura neben sich auf die Bälle unter uns. Verärgert schaute ich ihn an, während ich mich vergeblich aus seinem Griff zu winden versuchte.

„Warum bist du so sorglos? Dass kann dir doch nicht egal sein?“ Für den Augenblick war es mir einerlei, dass wir nicht nur alleine, sondern uns auch derart nah waren.

„Ist es auch nicht. Ich hab es mir doch angeschaut.“ Endlich ließ er meinen Arm los und tippte mir stattdessen gegen die Stirn. „Marik, es ist ein Feueralarm. Du weißt doch wie es läuft. Wenn es keine Probe ist wird das Gebäude überprüft. Und wenn der Alarm ausgeschaltet ist dürfen sie wieder zurück. Bis dahin müssen sie im Regen stehen, während wir es hier schön trocken haben.“ Er warf mir ein schiefes Grinsen zu, was mich kaum beschwichtigte. „Ich wusste gar nicht, dass du so ein Angsthase bist“, begann er auf einmal zu scherzen.

„Bin ich nicht! Ich hab einfach nur etwas gesunden Menschenverstand.“

„Du meinst also ich bin ein Irrer?“ Sein Grinsen machte deutlich, dass er aus unserer Reiberei ein Spiel machen wollte. Mir wurde bewusst, dass ich ihn ziemlich angegangen hatte. Auch wenn mir sein Verhalten nicht gefiel, so war es trotzdem nicht in Ordnung von mir.

„Überrascht dich das?“, ging ich schließlich auf ihn ein. Kurz musterte mich der Junge, als müsse er über die Antwort nachdenken.

„Nein. Nicht wirklich.“ Ehe ich mich versah, hatte er mir durch die Haare gewuschelt.

„Bakura! Du weißt genau, dass du das nicht sollst.“ Sofort versuchte ich unter dem Lachen des anderen meine Frisur zu retten.

„Stimmt. Ich muss verrückt sein.“ Ich verdrehte die Augen ob seiner Antwort, musste letztendlich aber doch lächeln.

„Tut mir leid, dass ich etwas hysterisch geworden bin“, wurde ich wieder ernster. „Aber du musst mir zustimmen, dass das alles unheimlich ist.“ Zu meiner Überraschung nickte Bakura.

„Dieser Himmel ist wirklich untypisch. Ich frag mich, was es damit auf sich hat.“ Nachdem sich die Stimmung zwischen uns beruhigt hatte, stand der Junge wieder auf, um nach draußen zu schauen. Ich folgte seiner Bewegung wie von selbst.

„In den Nachrichten wurde nichts von Regen gesagt.“ Geschweige denn, von einem giftgrünen Himmel, der alles einzufärben schien. Als ich ihn dieses Mal anschaute, glaubte ich kurz ein dunkles Objekt erkennen zu können. Doch so sehr ich mich auch darauf konzentrierte, konnte ich nichts ungewöhnliches ausmachen.

Als der Alarm endlich stoppte, summten meine Ohren. Das Geräusch hatte mich wahnsinnig gemacht, doch mit seinem Ende fiel auch eine gewisse Unruhe von mir ab. Wie erwartet kehrten die Lehrer und Schüler zurück in das Gebäude. Die Sirenen der Stadt waren längst verstummt. Mit Ausnahme des ungewöhnlichen Himmels und des starken Regens, der den Tag plötzlich zur Nacht gemacht hatte, wirkte alles wieder normal.

„Na siehst du. Jetzt müssen sie nass Unterricht machen, während wir immer noch hier im Trockenen sitzen.“ Bakura grinste mich vielsagend an.

„Ja ja, ich hab's verstanden. Sorry, dass ich deine Worte angezweifelt hab.“ Der Junge lachte kurz und sprang dann von dem Wagen. Die Sache hatte sich damit für ihn erledigt, während ich wieder nach draußen blickte. Ich konnte einfach nicht anders, als mir den Kopf darüber zu zerbrechen. Irgendetwas musste es damit auf sich haben.
 

Nach dem Ende der Stunde waren wir zurück in unsere Klasse gegangen. Bakura wirkte gelassen wie immer, während es mir unmöglich war, mich auf den Unterricht zu konzentrieren. Ich hatte gehofft, etwas von unseren Mitschülern in Erfahrung bringen zu können. So aufgeregt sie das Thema aber auch besprachen, so wenig wussten sie. Was auch immer da draußen vor sich gegangen war, sie hatten keine weiteren Informationen erhalten.

Es war die letzte Stunde, als die Dinge plötzlich merkwürdig zu werden begannen. Mitten im Unterricht, verstummte unsere Lehrerin auf einmal. Da ich nicht richtig zugehört hatte, bemerkte ich es erst nicht. Die Stille, die mit einem Mal herrschte, ließ mich letztendlich aber aufschauen. Die Frau stand einfach nur da und auch unsere Mitschüler regten sich nicht mehr. Bakura und ich blickten uns fragend an. Selbst wenn ich geflüstert hätte, hätte man mich bei der herrschenden Stille vermutlich gehört, weswegen ich meine Frage für mich behielt. Nach allem was heute passiert war, war diese Situation mehr als unheimlich. Bakuras Blick nach zu urteilen, hatte er ähnlich Gedanken.

Als sich unsere Lehrerin zu bewegen begann, schauten wir wieder nach vorne. Sie sprach noch immer nicht, drehte sich der Tür zu und verließ den Klassenraum. Als wäre dies ein geheimes Zeichen gewesen, standen plötzlich all unsere Mitschüler auf und folgten ihr aus dem Raum. Ich wagte es nicht mich zu rühren, auch wenn ich gerne wüsste, wo sie auf einmal alle hingingen.

„Was zur Hölle geht hier vor sich?“ Obwohl sich neben uns niemand mehr in dem Zimmer befand, flüsterte ich.

„Lass es uns rausfinden“, schlug Bakura vor und stand nun ebenfalls auf.

„Das hat bestimmt etwas mit dem Alarm zu tun“, mutmaßte ich laut.

„Werd nicht albern.“ Mir war klar, dass es dumm klang. Trotzdem hatte der Tag mit diesem Zwischenfall begonnen, seltsam zu werden. „Sie gehen wieder raus“, teilte Bakura mit, der sich gegen das Fenster gelehnt hatte. Nun stand auch ich auf, um es mir ebenfalls anzuschauen.

Noch immer war alles in grün getaucht. Der Regen hatte erst vor wenigen Minuten nachgelassen, so dass noch alles nass war. Auch die Pfützen wirkten grün, doch ob sie es wirklich waren konnte ich auf die Entfernung nicht sagen. Etwas anderes war jedoch deutlich spannender. Nicht nur unsere Klasse war wieder nach draußen gegangen. Wie heute morgen schon versammelte sich auch dieses Mal die gesamte Schule auf dem Hof. Allesamt bewegten sie sich einheitlich, bis sie zum Stehen kamen. Sie wirkten beinahe wie hypnotisiert. Ich konnte eine Gänsehaut auf meinen Armen nicht vermeiden.

„Bakura?“ Ohne meine Augen von dem Schauspiel zu lösen, sprach ich den anderen an. Ich wollte einfach, dass er etwas machte. Egal was. Doch er gab nur ein Brummen von sich. „Was machen die da?“

„Sieht so aus, als ständen sie neben sich.“ Bakura wandte seinen Blick nicht von der Masse ab, während ich mich neben ihn gesellte. Einerseits war ich froh, dass er bei mir war. Andererseits fragte ich mich, ob es uns genauso ergehen würde, wenn wir nicht geschwänzt hätten und ebenfalls mit raus gegangen wären. „Heute Mittag muss irgendwas passiert sein.“

„Ach, jetzt auf einmal?“ Nun schaute er doch zu mir.

„Ich habe nie was anderes behauptet. Du wolltest doch raus rennen.“

„Also wusstest du es?“

„Was? Dass so was passiert? Sicher nicht. Aber das ist doch jetzt auch egal. Wir sollten schnellstmöglich herausfinden, was hier vor sich geht. Ich habe kein gutes Gefühl bei der Sache.“ Ich nickte nur zustimmend.

„Es hat bestimmt etwas mit diesem Himmel zu tun“, versuchte ich eine Erklärung zu finden. Er war mir bereits heute Mittag unheimlich gewesen.

„Mit großer Wahrscheinlichkeit“, stimmte Bakura mir zu.

„Kann es etwas im Regen gewesen sein?“ Schließlich war das das einzige, was uns entgangen war. An der Luft selbst konnte es nicht liegen. Bakura musterte mich kurz nachdenklich.

„Wenn wir nur wüssten, was diese Sirenen bedeutet haben.“ Dies konnte ich ihm genauso wenig beantworten. Stattdessen bemerkte ich etwas hinter der Scheibe.

„Bakura...“ Ich traute meinen Augen nicht, als ich etwas dunkles am Himmel sah. Es war mir heute Mittag schon einmal aufgefallen, doch jetzt war ich mir sicher. Zwischen den grünen Wolken schwebte etwas, was nun näher kam. Es war ein rundes Objekt, dessen Farbe ich nicht einmal benennen konnte. Es war eindeutig dunkel, schien das Licht um sich herum geradezu einzusaugen und dennoch hatte ich den Eindruck, dass es leuchtete. Würde ich an Aliens und dergleichen glauben, wäre das vermutlich der Augenblick gewesen, wo ich mich bestätigt gesehen hätte. So aber versuchte ich eine logische Erklärung für das alles zu finden.

„Ich sehe es auch“, versicherte mir der Junge. „Anscheinend haben wir die Ursache gerade gefunden.“ Tatsächlich schauten all die Schüler und Lehrer auf dem Schulhof wie hypnotisiert zu dem Objekt auf. Sie reagierten in keinster Weise darauf, was die gesamte Situation nur noch unheimlicher machte.

„Aber was ist es?“ Mittlerweile flüsterte ich, wohl aus Angst, entdeckt werden zu können.

„Marik?“

„Ja?“

„Halt die Klappe.“ Wir warfen uns einen kurzen Blick zu. Es war mehr als deutlich, dass ich ihn mit meinen Fragen nervte.

Tatsächlich sagte ich nichts weiter und schaute stattdessen schweigend dabei zu, wie sich plötzlich kleinere Ovale von der Kugel lösten und zur Erde schwebten. Je näher sie den Menschen dort kamen, desto länger wurden die mechanisch aussehenden Seile, die mit einem Mal aus ihnen zu wachsen begannen. Jedes von ihnen bohrte sich in einen Mensch und zog ihn zu dem gut drei Meter großen Oval. Gerade als ich meinen Blick in Schrecken abwenden wollte, packte mich Bakura am Arm und zog mich nach unten. Alarmiert schaute ich ihn an, er war mindestens so verwirrt und geschockt wie ich.

„Egal was da vor sich geht, wir sollten uns nicht erwischen lassen. Vielleicht haben wir Glück, weil wir nicht beeinflusst wurden.“ Ich nickte nur. Mir war selbst die Lust am Fragestellen vergangen. „Wir müssen jetzt ruhig bleiben, okay? Wenn das hier ein Angriff ist, dann müssen wir alles daran setzen zu überleben.“ Seine ruhige Stimme zusammen mit dem ernsten Blick sorgten tatsächlich dafür, dass ich mich etwas fasste.

„Aber wir wissen ja nicht einmal, womit wir es zu tun haben oder was es von uns will.“ Meine Stimme war überraschend ruhig. Vermutlich weil ich das gerade Gesehene nicht so recht glauben konnte.

„Anscheinend sammelt es Menschen ein.“ Bakura hatte sich wieder etwas aufgesetzt, so dass er nach draußen schauen konnte. Auch ich wagte es, mir erneut diesen Horror anzuschauen. Ich konnte unmöglich etwas verpassen, was uns möglicherweise wichtige Informationen brachte.

Sobald ein Oval mit all seinen Armen jeweils einen Menschen gepackt und an sich gerissen hatte, kehrte es zu der riesigen Kugel oben im Himmel zurück. Als wären sie nur kleine Schiffe, die ihre Beute ans Ziel brachten. Zu meinem Entsetzen musste ich feststellen, dass sie vermutlich genau das waren. Diese Dinger waren garantiert nicht von Menschenhand gebaut und auch nichts irdisches. So wenig mir der Gedanke auch gefiel, so wurde das Wort Aliens in meinem Kopf immer größer.



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