Feuer und Flamme von Hotepneith (Zwei Hundebrüder, zwei Schmiede und jede Menge Feuer) ================================================================================ Prolog: -------- Der alte Dämonenschmied rückte sich ein wenig gerade. Die Ketten, die seine Hände an der Wand hinter ihm hielten, waren exzellent gefertigt und der läuternde Bann schmerzte ihn bei jeder Bewegung. Auch die Metallplatte mit reflektierenden Zaubersprüchen, die man vor seinen Mund gebunden hatte, bewies, dass seine Entführer ihn und seine Fähigkeiten recht gut kannten. Toutousai hatte nicht die mindeste Ahnung wer ihn verschleppt hatte, aber er war sicher, dass es sich um keine gewöhnlichen Strauchritter, selbst unter den Dämonen, handelte. Dahinter steckte leider wer überaus Mächtiger und ihm fiel einfach nicht ein, wem er da zu nahe getreten sein konnte. Er wollte doch nur in Ruhe seinen Lebensabend verbringen, ungestört sogar von den Welpen des verstorbenen Herrn. Stattdessen saß er hier fest, in etwas, das einem Kerker so ähnlich war wie der sich selbst, irgendwo in etwas, das unter der Erde lag. Den Gängen nach konnte es sich um einen erloschenen Vulkan handeln oder um eine Drachenfestung der alten Zeit. Beides nichts, was ihn begeisterte. Mühsam überlegte er nochmals, wie er eigentlich in diese Klemme geraten war, die so dunkel wie eine verrußte Feueresse war. Er hatte friedlich vor seinem Haus, nun ja, seinem Fischskelett gesessen und hatte geruhsam in das Feuer geguckt, als eine Horde ihm bislang unbekannter Dämonen aufgekreuzt war. Er war aufgesprungen, da sie Schwerter in der Hand trugen und sich insgesamt recht unfreundlich zeigten. Allerdings hatten sie weder sein Hammerschlag noch seine Fähigkeit Feuer zu spucken sonderlich beeindruckt. Sie hatten sogar den Tod ihrer Kameraden ignoriert. Im letzten Moment, als er erkannte, dass er überwältigt werden würde, hatte er seinen Hammer hinter sich geworfen, in das Skelett, um einen Bann auszulösen, den er nie erwartet hatte tatsächlich zu benötigen. Und jetzt schien es, als ob das sein bester Einfall der letzten Jahrtausende gewesen war. Seine einzige Chance auf Hilfe. Leider war das eine magere Hoffnung, denn es gab jede Menge Abers, Wenns und Falls. FALLS sein Wurf den Bann ausgelöst hatte, er richtig getroffen hatte … FALLS die idiotischsten Halbbrüder aller Zeiten den Hilferuf nicht nur bemerken, sondern auch noch richtig deuten würden, FALLS sie gemeinsam unterwegs wären, um einen armen, alten Schmied aus der Patsche zu holen… Nun ja, dann hatte er wohl eben doch gerade einen Silberstreifen am Horizont entdeckt.   Leider bestand eine gute Möglichkeit, DASS er daneben geworfen hatte, so mitten in einem unerwarteten Kampf, DASS das Hundebaby nicht kapieren würde, dass es ein dringender Hilferuf war, wenn doch, würde immerhin Inu Yasha kommen, und DASS der ältere Sohn des verstorbenen Inu no Taishou einen Hilferuf schlicht ignorieren würde.   Toutousai nahm sich in diesem Moment fest vor, falls es den Idiotenbrüdern gelingen würde ihn hier heraus zu holen, würde er sie nie wieder so titulieren, nicht einmal in Gedanken. Warum nur war ihm, als habe er etwas nicht bedacht, etwas vergessen? Nur eine Kleinigkeit? Kapitel 1: Friede, Freude - Sesshoumaru? ---------------------------------------- In dem kleinen Dorf herrschte das gewöhnliche fleißige Treiben. Die Männer arbeiteten auf den Feldern und die örtliche Priesterin Kaede erklärte ihren beiden Schülerinnen Kagome und Rin die Zubereitung einiger Arzneien, als Sango, die Dämonenjägerin, dazu kam. „Ihr seid noch so fleißig … Kagome, Inu Yasha hat gesagt, dass du heute Abend für ihn etwas kochen willst, das du aus deiner Zeit hast. Kann ich dir dabei helfen? Ich möchte das auch gerne lernen.“ „Äh.“ Das Mädchen aus der Zukunft wurde etwas rot. „Das ist schwierig. Das ist nämlich fertig, es ist die letzte Packung, die ich noch mitbringen konnte. Ich muss noch lernen, wie ich diese Kekse hier herstellen kann. Leider steht die genaue Anleitung nicht drauf.“ Nein, sie würde vor Kaede und Rin, nun ja, auch Sango, nie zugeben, dass es sich um Hundekekse handelte. Nicht auszudenken was passieren würde, würde das Sango Miroku erzählen und das einem ihrer Freunde gegenüber ihrem geliebten Halbdämonen herausrutschen. Er wäre vermutlich zuerst wütend, aber dann auch und vor allem mehr als geknickt. Das musste nicht sein. Die einzige Steigerung wäre, wenn Rin in ihrer vierzehnjährigen Ahnungslosigkeit das gegenüber Sesshoumaru ausplauderte. Inu Yasha wäre der Spott seines große Halbruder in alle Ewigkeit sicher – und dass, wo sie sich doch zumindest nicht mehr an die Kehle gingen, seit Naraku weg war und sie selbst nach drei Jahren zurück in das Mittelalter gefunden hatte. „Ich werde es wohl einfach auch mal ausprobieren müssen. So gesehen schmecken Inu Yasha ja auch deine Sachen,“ lenkte sie ab. „Wir werden das mal gemeinsam versuchen.“ „In Ordnung. Miroku sagte nämlich, dass ihm das auch schmeckt.“ Ups, dachte die junge Frau aus der Zukunft. Umso besser, wenn sie davor nichts zum Thema Leckerli für Haustiere erzählte. „Ich wollte außerdem auch noch Eierkuchen machen, es gibt ja so viele frische Eier momentan.“ „Ja, die Jungs waren fleißig.“ Sango lächelte. Ihrer beiden Männer waren erst gestern von einer Reise zurückgekommen. Dafür, dass sie aus Dörfern Dämonen verjagten oder diese auch umbrachten, erhielten sie von den dankbaren Bauern Nahrungsmittel. „Und, ehrlich gesagt, ich denke, du wirst auch schon gerade gesucht…“ „Es ist wohl wirklich schon spät geworden,“ meinte Kaede. „Und ja, Inu Yasha wartet, Kagome. Geh nur.“   Der wie immer in das Gewand aus roten Feuerrattenhaar gekleidete Halbdämon trat sichtlich von einem Fuß auf den anderen, wollte jedoch die Schulstunde nicht ohne besonderen Grund stören. Und seine Frage nach dem Abendessen wäre keiner, den die Damen einsehen würden. Leider. Würde er allerdings ohne Kagomes Erlaubnis die letzte Tüte dieser Kekse mit dem kleinen schwarzen Hund darauf öffnen, wäre sie nicht nur eine Stunde lang sauer. Schön, sie hatte ihm ja versprochen, dass sie ihn nicht mehr mit der Bannkette zu Boden schicken würde, aber auch so war das deutlich zu bemerken. Im ärgsten Fall begann sie zu weinen – und das hasste er. So allerdings grinste er breit, als sie zu ihm kam. „Ehrlich, wie kannst du nur der alten … Ich meine, Kaede so lange zuhören. Das ist langweilig.“ „Wie soll man den sonst lernen?“ gab sie schlicht zurück, es wohlweislich unterlassend ihn darauf aufmerksam zu machen, dass er so manches Mal vielleicht auch dem alten Flohgeist Myouga besser hätte zuhören sollen. Der zeichnete sich ja auch dadurch aus, dass er Gefahren weiträumig aus dem Weg ging – und da das Leben des kleinen Halbdämons alles andere als gefahrlos gewesen war, hatte Myouga es auch vorgezogen immer zu spät zu erscheinen. „Sag nicht, das du schon wieder Hunger hast.“ „Kagome, ich war fast eine Woche weg! Und ja, wir haben da schon auch was bekommen, aber das ist eben nicht so gut.“ Das war ein schwer zu widerlegendes Argument, wollte sie sich nicht selbst als Köchin blamieren. „Ja, schön, ich mache Eierkuchen. Also, aus Eiern. Ihr habt ja so viele mitgebracht.“ „Eierkuchen. Das klingt einfach schon gut und ….“ Er drehte sich etwas zu abrupt um. Kagome war prompt alarmiert, hörte dann zu ihrer Erleichterung noch im Umdrehen, wie Rin freudig sagte: „Sesshoumaru-sa….“ Aber das Mädchen brach ab. Kagome erkannte den Grund sofort, als sie ihren Schwager durch das Dorf kommen sah. In gesundem Überlebensinstinkt wichen alle Menschen vor ihm weg und warfen sich zu Boden. Sicher, das war ein Dämonenfürst, aber kaum je war er mit derart finsterem Blick hierher gekommen. Nun, eigentlich nie. Inu Yasha fasste mit nachtwandlerischer Sicherheit nach seinem Schwert und griff ins Leere. Er hatte Tessaiga in seiner Hütte liegen lassen, da er mit solchem Besuch, noch dazu in dieser Laune, nicht gerechnet hatte. „Keh!“ machte er leise, ehe er instinktiv seine Ehefrau hinter sich schob und sich aufrichtete. Wenn es nicht einmal Rin wagte näher zu kommen, trog der Eindruck nicht, dass der Herr Hundedämon stinksauer war. Schön, sein Halbbruder trug meist die Berufsmiene, a la „Ich bin ein Dämonenfürst und eiskalt“, aber das war eindeutig eine Stufe höher. Was war denn nur los?   Sesshoumaru blieb keine drei Meter von seinem Halbbruder entfernt stehen. Aha. Der trug das Schwert nicht. Wusste der also was los war und hatte ihn nicht vorgewarnt? Nun, was sollte er auch von einem Halbblut erwarten. „Tessaiga.“ „Was?“ war alles, was Inu Yasha hervorbrachte. Wollte der Idiot jetzt etwa doch sein Schwert haben? Einfach so, obwohl der doch wissen musste, dass er das weder benutzen konnte noch er, Inu Yasha, das herausrücken würde? Oder war das eine Aufforderung sich zu bewaffnen für ein Duell? Warum musste Dämon diesem Narren immer alles zwei Mal sagen? „Hole es!“ Der jüngere Halbbruder sah durchaus, dass sich die rechte Klaue des vor ihm Stehenden auf einen Schwertgriff senkte – aber nicht auf Bakusaiga, sondern auf Tenseiga. Aha. Also war da etwas. Nur, was? „Ja, schon gut,“ sagte er allerdings bloß. Was sollte denn schon mit Tenseiga passiert sein? Er rannte weg.   Sesshoumaru blieb, wo er war. Als er sah, wie der Halbdämon zurückkehrte – Tessaiga in der Scheide und in der Hand, aber mit einem noch verwirrteren Gesichtsausdruck, schloss er daraus, dass der Grund, der ihn hergetrieben hatte, wohl auch bei Tenseigas Zwillingsklinge vorlag. Immerhin war es dann wohl nicht Inu Yashas Schuld. Dieser ignorierte das fragende Gesicht seiner Ehefrau und machte den Satz vor den Halbbruder. „Da stimmt doch etwas nicht!“ Was für eine logische Feststellung. „Du kannst es nicht aktivieren.“ „Nein. Du Tenseiga auch nicht?“ Das würde immerhin erklären, warum der Typ hier in solch mieser Laune aufkreuzte. Das bedurfte keiner Antwort und er würde sich eher einen Fangzahn ziehen lassen als zuzugeben, dass auch Bakusaiga, das Schwert, das aus ihm selbst entstanden war, plötzlich mehr als widerwillig in seiner Hand lag, genauer, mehr als die Hälfte seiner Fähigkeiten nicht mehr aufwies. Kagome hatte durchaus verstanden, dass es ein oder eher zwei Probleme gab und suchte hastig nach einer praktischen Lösung um zu verhindern, dass die zwei Hitzköpfe aufeinander losgingen. „Ja, wenn was nicht mit euren Schwertern stimmt, solltet ihr wohl Toutousai fragen, er hat sie doch gemacht.“ „Wenn dieser Idiot an meinem Schwert herumgefummelt hat ….“ begann Inu Yasha laut, Sesshoumaru dachte es sich nur, ehe der Halbdämon abbrach. „Aber, ich bin sicher, dass es niemand in der Hand hatte. Und den alten Zausel haben wir doch schon ewig nicht mehr getroffen, bestimmt Monate.“ Das hätte er auch gemeint, ergänzte der große Halbruder in Gedanken. Aber, ja, das war natürlich möglich. Toutousai war ein genialer Schmied, auch, wenn er ihm manches Mal gewaltig auf die Nerven ging und er ihn durchaus liebend gern auf eine Schnellstraße in die Unterwelt gesetzt hätte. Auf jeden Fall sollte der Kerl wissen, was plötzlich mit seinen beiden Meisterschwertern los war. So gab es nur eine Lösung. Er warf einen Blick auf Rin, die zwar herangekommen war, aber doch in einiger Entfernung wartete, ob er Zeit für sie finden würde. Jetzt lächelte sie ihn an. „Gehen wir, Inu Yasha.“ „Was? Du willst zu diesem vergesslichen Metallbieger?“ Aber Inu Yasha gab zu, dass es keine Alternative gab, wollten sie herausfinden, was mit den Klingen passiert war. So war Tessaiga ja absolut nutzlos, eben nur ein Stück rostiger Stahl. Er hätte lieber Kagomes Eierkuchen gegessen, aber ja, das war ein wohl dringend zu lösendes Rätsel, sollten nicht das Dorf und seine Freunde mehr oder weniger hilflos sein. So drehte er den Kopf. „Tja, Kagome….“ „Oh nein, wir kommen mit,“ protestierte sie prompt. Nun, nicht, dass sie sich darum riss mit einem angesäuerten Dämonenfürsten durch die Lande zu ziehen, aber sie wollte ihren Halbdämonen doch nicht schon wieder allein lassen, noch dazu eben in dieser Begleitung. „Vergiss es. Der Kerl lebt in einer ziemlich heißen Gegend, lauter Vulkane und so. Nicht für Menschen geeignet, ehrlich.“ Und er hätte auch lieber Eierkuchen gehabt statt Sesshoumaru, aber das war eben eine wichtige Frage, die niemand außer ihnen lösen konnte. „Aber, wir haben doch da auch auf dich gewartet, und ….“ „Ihr bleibt.“ Der Tonfall in der Stimme des Hundedämons hätte einer Fledermaus das Gruseln beigebracht. Selbst Kagome erkannte, dass sie mit ihrem Leben spielte, würde sie auf der Begleitung beharren – zumindest würde das wieder ein Duell der Halbbrüder geben. Das musste ja nicht sein. „Schon gut.“ Sie sah zu Sango und Miroku, die ebenfalls etwas vorsichtige Distanz hielten. Die Aura ihres Schwagers war für diese wohl noch deutlicher zu spüren als für sie. Ja, der war sauer. „Wir bleiben. Hoffentlich hat niemand Toutousai entführt.“ „Blödsinn,“ erwiderte Inu Yasha prompt, der sich Tessaiga samt Scheide in den Gürtel gesteckt hatte. „Den würden seine Entführer doch schon nach ein paar Stunden freiwillig zurückbringen und auch noch Lösegeld bezahlen.“ Da er erkannte, dass gleich ein Donnerwetter über seine Aussage über ihn hereinbrechen würde: „Außerdem ist er doch nicht ganz wehrlos, wie du weißt. Also schön, bin bald wieder da.“ Er sprang an die Seite seines Halbbruders, der sich umgedreht hatte, nicht willens mehr Zeit zu verschwenden. Die Dorfbewohner sahen den beiden weißhaarigen Gestalten nach, die gemeinsam langsam hinter den Häusern verschwanden. Kagome drehte sich seufzend um. „Die Schwerter haben etwas.“ „Ja, und deine Idee, dass Toutousai wissen müsste, was, war goldrichtig.“ Sango kam mit ihrem Ehemann heran. „Aber was? Denn auch Inu Yasha hat recht – er ist ein Dämon und verfügt auch über einige Fähigkeiten, wie Feuer pusten oder diesen Hammer…..“ „Das werden sie schon herausfinden. Sie sind sicher schnell dort, fragen ihn und kommen wieder,“ erklärte Miroku. „Mach dir keine Sorgen, Kagome-sama. Wir sollten allerdings besser ein bisschen vorsichtig sein, vielleicht einen Bann um das Dorf legen. Nicht, dass da doch jemand es auf Toutousai abgesehen hatte, nur um die Zwei hier weg zu locken. In aller Regel sind wir doch ganz gut beschützt.“ „Nun, wir sind auch nicht gerade hilflos,“ meinte Kagome prompt, ohne zu ahnen, dass ihr Freund sie auch hatte ablenken wollen. „Aber ja, machen wir das mal. Übrigens – Toutousai haben wir länger nicht gesehen, ja, aber Myouga doch auch nicht, oder?“ Nein, hatten sie nicht.   Als sie von den Menschen nicht mehr gesehen wurden, machte Sesshoumaru einen weiten Sprung, der schon eher ein Fliegen war. Der Halbdämon, der dies nicht vermochte, folgte dennoch eilig, wenn auch auf dem Boden, mit weiten, gleichmäßigen zwölf Meter Sprüngen, nicht willens, sich solcherart unter die Nase reiben zu lassen, dass er eben kein vollblütiger Dämon war. Überdies war es besser den gemeinsamen Trip mit dem ach so lieben Halbbruder auf das Mindestmaß zu verkürzen. Also hin zu dem Vulkan, Toutousai beschimpfen und wieder gehen, natürlich mit Klingen, die wieder funktionsfähig waren. Das war sowieso eigenartig. Sesshoumaru hatte Tenseiga oft und gern als nutzlos tituliert. Wieso reagierte der so ärgerlich, wenn das Schwert es nun tatsächlich war? Oder, andersherum gefragt: war der sauer, weil sich jemand an seinem Eigentum zu schaffen gemacht hatte? Möglich, das konnte der nie ab. Oder, ganz anders gefragt – war etwa auch etwas mit dem tollen Bakusaiga? Fragen würde kaum eine Antwort bringen, aber Inu Yasha war sicher, dass er das noch mitbekommen würde. Er war ja schließlich nicht blöd.   Die sommerliche Morgendämmerung war angebrochen, als die Hundebrüder den feuerspeienden Berg erreichten, auf dem Toutousai gewöhnlich residierte. Deutlich langsamer, aber immer noch nebeneinander, gingen sie durch den lichter werdenden Wald, vorbei an heißen Quellen, die ebenso wie die Schwefeldämpfe, die immer wieder aus der Erde drangen, den vulkanischen Untergrund verrieten. Auf einem Plateau nahe des Gipfels befand sich, wie beide wohl wussten, ein riesiges Fischskelett, dass dem schrulligen Dämonenschmied als Unterkunft diente. Ein leises Rufen, wenn es so etwas geben sollte, war für die feinen Hundeohren zu vernehmen, als sie das Skelett vor sich erkannten – und das vollkommen ruinierte Plateau. Ganz offensichtlich hatte hier ein Kampf stattgefunden. „Das ist doch…“ Inu Yasha spurtete los.   Der Flohgeist, der in gewisser Verwirrung noch immer nach seinem alten Freund rief, war trotzdem nicht so verwirrt, dass er nicht den unerwarteten Angriff von hinten bemerkte und sich erst einmal eiligst in vermeintliche Sicherheit brachte. Noch während er erkannte, dass sich unter ihm das Hundebaby befand, endete sein Fluchtsatz in scharfen, festen Klauen. Mit einem Ächzen erkannte der unglückliche Myouga zwischen wessen Fingern er steckte. Und dass diese grünlich zu leuchten begannen, erfreute ihn auch nicht gerade. Hier musste Floh vorsichtig werden. „Sesshoumaru-sama, welch unerwartete… oh, Inu Yasha…. Habt Ihr es auch bemerkt? Toutousai ist verschwunden!“ Der Halbdämon kam heran. „He, lass den Flohopa leben, sonst bekommen wir ja gar keine Information. Also, Onkelchen, was ist hier los?“ Myouga schwankte zwischen gewisser Erleichterung, dass es ihm nicht an den Kragen gehen sollte, und Ratlosigkeit. „Ja, sozusagen, wenn ich das wüsste,“ begann er ziemlich holperig. Er wusste schließlich zu gut, wie impulsiv gerade Mitglieder dieser Hundefamilie sein konnten. „Ich wollte eigentlich nur Toutousai besuchen, aber hier wurde ja gekämpft! Und, wenn ich fragen darf, wieso seid Ihr hier?“ „Keh, gekämpft.“ Inu Yasha drehte sich um die eigene Achse. Tiefe Scharten, verkohlte Spuren zeugten davon, dass der alte Schmied versucht hatte sich seiner Haus zu wehren – allerdings gescheitert war. „Da sind ein paar verbrannte Skelette. Komm, gucken wir die uns mal an. Vielleicht kennst du sie.“ Das war an den Halbbruder gerichtet. Sesshoumaru war einerseits angetan, dass er um Rat gefragt wurde, andererseits über die Art und Weise nicht erfreut. Überdies – sollte er als Dämonenfürst etwa einen Flohopa spazieren tragen? „Nimm du ihn.“ „Schön.“ Das war für Onkelchen wohl gesünder. Myouga seufzte etwas, als er schlicht überreicht wurde. Aber bei Inu Yasha fühlte er sich doch deutlich sicherer. „Nun, sagt schon, was treibt Euch her?“ In Sesshoumarus Gegenwart hätte er nicht einmal Inu Yasha geduzt, in der nur zu berechtigten Sorge, dass das der falsche Halbbruder in die falsche Kehle bekommen könnte. „Irgend ein Idiot hat an unseren Schwertern herumgespielt!“ knurrte der Halbdämon. „Tessaiga funktioniert nicht und Tenseiga anscheinend auch nicht.“ „Ach du je! Ihr glaubt doch nicht, dass Toutousai …“ Doch, glaubten sie, erkannte der Flohgeist.   So musterten die Drei das, was von einigen der Angreifer übrig geblieben war. „Komische Dämonen,“ erklärte Inu Yasha. „Das scheint ein Schnabel zu sein, aber sonst sehen sie eigentlich recht manierlich, ich meine menschlich aus. Wenn man das noch sagen kann.“ Die Toten waren offenbar von Toutousaias Abwehrfeuer vollkommen verschmort worden. „Schön, aber, wieso haben diese Idioten nur den Zausel mitgenommen und nicht ihre Leute? Sie haben sie nicht einmal beerdigt.“ Sesshoumaru warf dem Flohgeist einen Blick zu, der an Vorwurf grenzte. So beeilte sich Myouga zu sagen: „Es sind Dämonen, Inu Yasha-sama. Das ist doch nicht üblich. Ich sah übrigens auch schon Schlachtfelder der Menschen, wo niemand begraben worden war. - Aber ich gebe Euch recht. Sie sehen seltsam aus.“ Und da fiel ihm etwas ein. Oh oh. Hoffentlich gab das keinen Ärger für ihn. Obwohl, selbst die Hundebrüder würden doch einsehen, dass er nichts dafür konnte. „Wobei ich gerade eine Erinnerung hatte. Gehen wir einmal zu dem Skelett? Bitte?“ „Kennst du sie doch?“ Aber der Halbdämon trug den Flohgeist hinüber. „So, hier scheint er gesessen zu haben.“ Das Schmiedefeuer war zu Asche geworden, sicheres Zeichen, dass der Zwischenfall hier schon etwas länger zurück lag. Gestern Morgen? In der Zeit hatte er Tessaiga sicher nicht benutzen wollen. Es war richtig friedlich gewesen. „Und jetzt, Onkelchen?“ „Ich … mir ist so, als ob mir Toutousai vor langer Zeit einmal erzählte, dass er eine Art Notruf eingebaut habe, falls etwas hier passieren sollte. Ja. Ursprünglich wollte er damit den Herrn, Euren Vater, rufen, aber er hat es womöglich auf Euch beide umgebaut. Tessaiga und Tenseiga sollten dann unruhig werden, ja, genau. Es muss hier einen Bann geben, der ausgelöst wurde. Aber davon habe ich keine Ahnung.“ „Glaubst du etwa ich?“ Inu Yasha wandte den Kopf. „Das ist doch eher was für hochgeborene Hundedämonen, oder? Siehst du was? Außerdem, Myouga – die Schwerter wurden nicht unruhig, sie wurden ruiniert. Was also ist los?“ „Ja, das weiß ich ja auch nicht. Ich bin doch kein Schmied. Ihr könnt mich ruhig loslassen. Ich bleibe schon an Eurer Seite.“ „Oh ja, klar. Wie immer. Nix da. - Hast du was, Bruderherz?“ Myouga hätte gern nicht nur seine vier Hände vor das Gesicht geschlagen, sondern dem Halbdämon eine Ohrfeige verpasst, als er sah, wie langsam und betont sich der Kopf des älteren Bruders zu ihnen drehte. Waren denn alle hier lebensmüde? Inu Yasha ließ das kalt. „Sag schon. Wir haben ja wohl keine Zeit zu verlieren. Wenn die Schwerter wieder funktionieren sollen, brauchen wir den Trottel von Schmied, der anscheinend irgendetwas bei seinem Alarm falsch gemacht hat.“ Das stimmte leider und auch Sesshoumaru vermutete schwer, dass bei der Auslösung dieses Hilferufs etwas falsch gelaufen war. Das sah Vaters alten Freunden ähnlich! Fehler machen und dann um Hilfe schreien. Vater wäre prompt gekommen, er selbst ebenso prompt nie. Inu Yasha, vermutlich. Ein ganzes Stück Knochen war vom Skelett abgesplittert. Offenbar hatte der Schmied den Hammer dorthin geworfen – und da war ein Siegel. Nun ja. Dieser Narr hatte den Bann auslösen wollen, den Hammer aber nicht gegen die Wand geschlagen, sondern geworfen. Und damit wohl mehr ausgelöst als geplant. Kurz und gut – er musste Toutousai finden, damit seine Klingen wieder nützlich waren, nun gut, Tessaiga ebenso. Diese Unbekannten würden sich noch wünschen ihn nie derart herausgefordert zu haben. Nur, wo begann man mit der Suche? Die Spuren selbst in der Luft waren verblasst in den Feuerstößen, die hier erfolgt waren.   Kapitel 2: Auf die Pfoten, fertig, los! --------------------------------------- Wenn man allein und gefesselt in einem dunklen Keller sitzt, hat man viel Zeit zum Nachdenken. Langsam dämmerte Toutousai sein kleiner Fehler. Er hatte – hoffentlich – den Bann ausgelöst, den Hilferuf an Tenseiga und Tessaiga ausgesandt. Allerdings hatte er diesen damals, nachdem der Herr verstorben war und Sesshoumaru, um es so auszudrücken, ihn am liebsten um die Ecke gebracht hätte, umgebaut. Die Schwerter sollten nun nicht mehr vibrieren, sondern nur noch bedingt funktionieren. Damit hatte er erreichen wollen, dass ihn der Hundedämon nicht mehr einfach mit dem Pfad der Dunkelheit vor seinem Zuhause überfallen konnte. Nun ja. Als sich der wieder beruhigt hatte, schon, weil er Bakusaiga besaß, und der Pfad der Dunkelheit an Tessaiga und damit das Hundebaby gewandert war, hatte er, armer Schmied, der er war, schlicht vergessen diese Änderung rückgängig zu machen. Eiwei. Das bedeutete, selbst, falls es ihm gelungen war den Hilferuf auszusenden, würden beide Schwerter nicht ihre Herren alarmieren, sondern nicht mehr wie gewohnt funktionieren. Die Preisfrage war, ob diese idiotischen Halbbrüder auf die Idee kamen, bei dem Schöpfer ihrer Klingen einmal nachzufragen – und feststellten, dass er verschwunden war? Würden sie das auch noch zusammen tun? Denn nur dann konnte er sich auch nur den Hauch einer Chance ausrechnen. Immerhin waren seine Entführer doch anscheinend eine gewisse Anzahl. Und, ach herrje, das hatte er ja auch noch vergessen…. Tenseiga war an Sesshoumaru gebunden, hatte ihn als Herrn anerkannt. Magische Schwerter, das wusste er nur zu gut, besaßen ihren eigenen Willen. Da jedoch Tenseiga mit diesem Bengel verwoben war, Bakusaiga dagegen aus eben dem entstanden, würde eine Schwächung Tenseigas auch automatisch eine Schwächung Bakusaigas zur Folge haben. Ach du je. Das wurde ja immer schlimmer. Gab es je einen ärmeren Schmied als ihn? Die magischen Schwerter funktionierten nur stark eingeschränkt. Die Jungs würden nicht nur schlecht auf ihn zu sprechen sein, sondern eher seiner Hinrichtung als Ehrengäste beiwohnen wollen. Gab es noch eine Steigerung seiner misslichen Lage? Er hätte sich das nicht fragen sollen, erkannte der alte Schmied, denn die Tür wurde geöffnet. „Der Herr will dich sehen,“ sagte jemand. „Und er schätzt es nicht zu warten, also auf, du alter Narr.“ Zwei Gestalten kamen auf Toutousai zu.   Myouga dachte eifrig nach. Das lag nur zu einem Teil an seinem Bemühen den Welpen seines verehrten, verstorbenen, Herrn aus der Klemme zu helfen, sondern auch zu einem gut Teil daran, dass er sich zwischen den Klauen des Jüngeren zwar besser fühlte als zwischen denen des Älteren, aber seine Lage insgesamt als brisant einstufte. Diese zwei Brüder und ihre Schwerter hingen aneinander. „Äh, ich glaube, da war etwas mit dem Bann….“ murmelte er, nur um festzustellen, dass auch ein Halbdämon gute Ohren hatte, denn Inu Yasha hob ihn vor sein Gesicht. „Ach ja, und?“ „Der Bann, ja, genau. Was sagte er nur damals ….Es ist lange her, wisst Ihr, und ich habe da nicht so zugehört.“ Der alte Flohgeist spürte, wie ihm der Schweiß auf die Stirn trat. „Aber ich denke, Sesshoumaru-sama wird das sicher eher wissen, wenn Ihr mit Euren Schwertern den Bann nochmals berührt, könnte … nun ja, etwas passieren.“ „Ja, und zwar, dass ich dich umbringe,“ murrte Inu Yasha. „Was soll denn da passieren? Ich denke, der Bann wurde schon ausgelöst.“ Sesshoumaru dachte kurz nach, ehe er schlicht fallen ließ: „Tessaiga,“ „Tessaiga, was?“ Aber der Jüngere verstand und zog mit der Rechten. In der Linken hielt er nach wie vor einen alten Floh, der lieber zwei Tagesreisen weit entfernt gewesen wäre. „Einfach mal anstupsen, oder?“ „Ja,“ murmelte Myouga unglücklich, der soeben erkannte, dass auch die Windnarbe für den Halbdämon eine Alternative dargestellt hätte, wenn sie denn funktionieren würde. Tessaiga, wie seit Stunden oder Tagen nur eine rostige, alte, Klinge, wurde gegen eine Stelle in der Wand gestoßen, wo Inu Yasha den Mittelpunkt des Bannes vermutete. Die Wirkung überraschte ihn ebenso wie den Flohgeist. Zuerst die Wand, dann das Schwert leuchteten hell auf – und Tessaiga verbreiterte sich rasch. „Ha. Es funktioniert wieder!“ Inu Yasha schwang sein Schwert triumphierend, ehe er feststellte, dass es nicht die gewohnte Schwere besaß, und inne hielt. „Naja, fast. Irgendetwas ist da noch immer falsch.“ „Versuche es draußen,“ empfahl der große Bruder kühl und trat selbst zu der Wand, um Tenseiga zu ziehen. Der Halbdämon erkannte selbst, dass das ein durchaus vernünftiger Rat war, wollte er nicht die Behausung des Schmiedes zerstören und ging auf den Vorplatz, ohne den Floh loszulassen. Einige Schwertschwünge und einige Seufzer Myougas später, drehte er sich um. „Tenseiga?“ Sesshoumaru schob es weg und nahm stattdessen Bakusaiga zur Hand. Ja, auch dieses Schwert, sein Schwert, hatte wieder mehr Macht. Leider bei weitem nicht alles. „Tessaiga?“ „Äh, naja.“ Inu Yasha wich lieber etwas zurück, ehe er seine Klinge in die Scheide schob, um nicht als Kollateralschaden zu dienen, wenn Bakusaiga ausprobiert wurde. „Es konnte schon mal mehr. Immerhin gehen die Windnarbe und die Rückschlagwelle. Mehr ist wohl so nicht drin. Wir müssen den Schmiedeopa finden! Denn erzähle mir nicht, dass deine Schwerter alle funktionieren.“ Nein, das taten sie nicht. Tenseiga war nutzlos wie eh und je, wenn man davon absah, dass er damit Rin oder Jaken das Leben retten konnte. Der Pfad der Dunkelheit stand ihm jedenfalls nicht zur Verfügung, Nun gut, wie die letzten Monate und Jahre. Allerdings war auch Bakusaiga deutlich schwächer als sonst. Mit gewissem Ingrimm konzentrierte sich der Hundedämon auf seine Klinge. „Die Drachenwelle, nun ja,“ kommentierte der jüngere Halbbruder die Tatsache, dass die schon zerstörte Landschaft erneut in die Luft gejagt wurde. „Das ist alles?“ Fast. Sollte er diesen Narren umbringen? Aber niemand konnte sagen, was passieren würde, fände er Toutousai – ohne Tessaiga und dessen vorlauten Besitzer. Um es kurz zusammen zu fassen: Bakusaiga, SEIN Schwert, besaß nun nicht mehr Fähigkeiten als einst Tokejin, aus dem Zahn eines törichten Oni. Jämmerlich, geradezu. Dieser unselige Toutousai! Leider benötigte er den Narren wohl um wieder die volle Macht, seine eigene, wohlgemerkt, einsetzen zu können. Dafür würde der Schmied bezahlen, oder, noch besser, der Spaßvogel, der auf die Idee gekommen war, den zu entführen. Was leider zur nächsten Frage führte. Wo steckte der? Er schob Bakusaiga weg und blickte auf die Linke seines Halbbruders, was prompt zur Folge hatte, dass sich Myouga noch kleiner machte. „Wo ist Toutousai?“ „Ja, Sesshoumaru-sama, das weiß ich doch nicht!“ beteuerte der Flohgeist vollkommen korrekt, fühlte sich jedoch hochgehoben und starrte in die Augen des Halbdämonen. „Und du warst Vaters Berater? Denk gefälligst nach!“ Diese Jungs! Diese Hundefamilie! Impulsiv, verrückt und gefährlich! Warum nur hatte er sich mit dieser Familie je eingelassen? War es das Blut wirklich wert gewesen? Egal. Sie wollten eine Antwort und er sollte sie lieber liefern. Nur, welche? Er hatte doch nicht die mindeste Ahnung, wer Toutousai warum und wohin verschleppt hatte! Er war doch nicht die Auskunftei für verschollene Schmiede! Ah, Moment. Das konnte einen Silberstreif am Horizont bedeuten, zumindest, wenn er nachdenken konnte und nicht herumgeschwenkt wurde. „Bitte, Inu Yasha-sama… mir wird schlecht… Ich muss doch nachdenken.“ Immerhin stellte der Halbdämon das Schütteln ein. „Und?“ „Äh, wenn ich mich recht entsinne… Da gibt es eine Frau, eine Hexe, die immer weiß, wo sich ihre Lieblingsschmiede aufhalten. Sie hütet den Metallberg.“ „Aha. Und?“ Myouga seufzte. „Inu Yasha-sama … Schwerter wie die Euren werden nicht aus gewöhnlichem Erz hergestellt. Dazu braucht es eine magische Grundlage und eben das spezielle Erz dieses Berges. Genau könnte es Euch Toutousai erklären. Er hat das Metall jedenfalls von dort.“ „Schön, wo ist der Metallberg und damit diese Hexe?“ „Sie ist eine Feuerhexe, ja. Aber sie müsste Toutousai aufspüren können. - Der Metallberg … ja. Ich denke, der ist im Nordosten von hier. Ja, genau. In der Gegend von Fukushima. Es ist eine ganze Reihe von Vulkanen da. Bandai, heißen sie.“ „Das ist ja wohl kaum um die Ecke, oder?“ Aber Inu Yasha sah hilfesuchend zu seinem Halbbruder. Er kannte doch die Landkarte Japans nicht auswendig. Allerdings konnte sich auch Sesshoumaru unter dem Begriff Fukushima nichts vorstellen. Menschennamen für Menschenorte interessierten ihn nicht. „Moe!“ mischte sich jemand ungebeten ein. Die Hundejungen fuhren herum, ehe sie die dreiäugige Kuh Toutousais erkannten. „Sag nicht, du weißt, wo das ist?“ erkundigte sich der Halbdämon hoffnungsvoll. „Ja? Toll. Dann bring uns hin.“ „Michiko!“ ächzte Myouga. „Gesundheit. Äh. Was?“ „So heißt die Hexe. Lasst mich jetzt bitte los!“ In der fast lebenslangen Erfahrung, dass der alte Floh in Schwierigkeiten alles andere als an vorderster Front war, öffnete Inu Yasha seine Klaue, nicht überrascht, dass der sofort verschwunden war. Stattdessen sprang er auf den Rücken der Rindviehs. „Na, mal los. - Oder willst du dich auch hersetzen?“ erkundigte er sich doch noch hilfsbereit bei seinem Halbbruder. Sesshoumaru hätte um ein Haar etwas zu dieser Zumutung gesagt, besann sich jedoch noch gerade rechtzeitig auf die Würde eines Dämonenfürsten und suchte seine Energie zusammen, die sich wie eine dunkle Wolke um seine Füße legte, ehe er elegant empor schwebte. Das sah gewiss besser aus als ein Halbdämon mit verschränkten Beinen auf einem dreiäugigen Ochsen, der immerhin ebenfalls losflog.   Erst nach einer lang erscheinenden Nacht und einem ebenso langen sommerlichen Morgen setzte Toutousaias treuer Gefährte auf einer Wiese auf. Sesshoumaru landete unverzüglich und Inu Yasha sprang ebenso prompt zu seinem Halbbruder. Sie musterten die Kette der schneebedeckten Berge vor sich. Das mussten die Vulkane von Bandai sein, von denen der Floh geredet hatte. Und irgendwo dort lebte diese Feuerhexe. Die Preisfrage war wo. Der Halbdämon sah seitwärts: „Du bist nie näher gekommen?“ Als ob der antworten könnte, dachte der ältere Halbbruder, bemerkte dann jedoch einen feinen Brandgeruch und blickte seitwärts. Eine kugelige, offenbar brennende, Gestalt flog unbeirrt in einiger Entfernung an ihnen vorbei. Eine Feuerseele. Gehörte diese zu der Hexe Michiko? Einen Versuch war es wert. Er ging wortlos weiter, sicher, dass selbst Inu Yasha dies bemerken würde und früher oder später bei ihm wäre, Tatsächlich dauerte es nur Sekunden, ehe der Jüngere aufschloss, sich aus langer Kenntnis jedoch nicht beschwerte. Ein Duell mit eingeschränkten Waffen würde er vermutlich verlieren, immerhin war der Kerl inzwischen ein Dämonenfürst und er eben doch ein Halbdämon – trotz seines gehörigen Selbstbewusstseins hatte Inu Yasha inzwischen gelernt, dass er zwar sehr vielen Leuten und so manches Mal auch seinem Bruder überlegen war, aber letzteres doch immer ein gewisses Risiko bot. Nutzlos wäre so ein Duell gleich zwei Mal, immerhin hockte doch irgendwo Toutousai, der ihre Schwerter lieber wieder in Ordnung bringen sollte. Wie konnte man sich auch entführen lassen, wenn man nicht gerade Rin hieß? „Da kommen noch andere Feuerseelen,“ erkannte er. Hielt der ihn für blind oder geruchstaub? Oder, noch viel schlimmer, hatte keine Ahnung von Feuerhexen? Das wäre sogar möglich, wenn man bedachte, dass der Myouga als Lehrer gehabt hatte – und der Flohgeist offenkundig alles andere als ein stets anwesender, sorgender Erzieher gewesen war. Izayoi dagegen hatte ebenso sicher nichts von Feuerseelen oder Hexen gewusst. Das bedeutete leider, dass er jetzt etwas dazu sagen sollte, ja, musste. Schuld daran war nur Toutousai, oder vielmehr dessen Entführer. Wenn er diesen Kerl zwischen die Klauen bekommen würde! „Michikos Diener.“ „Oh, so wie Jaken … äh…“ Inu Yasha hatte gerade noch bemerkt, dass sein Halbbruder die Augen verengte und erkannte den mutmaßlichen Fehler. „Oder, sagen wir eher, wie Kikyou diese Seelensammler bei sich hatte? Um ihr Nahrung zu bringen?“ Als ob er wissen würde, von was sich untote Priesterinnen ernährten. Nun gut, er wusste es, aber es interessierte ihn nicht. Immerhin hatte sogar der törichte Halbdämon bemerkt, dass er selbst Jaken gewiss nie verspeisen wollte und würde. Dessen, begrenzte, Nützlichkeit lag woanders. Natürlich bekam er keine Antwort, dachte Inu Yasha. Man, wieso redete der Kerl nur immer so wenig? Dauernd musste man raten was der meinte. Rin hatte zwar mal behauptet, das sei nur zu klar, aber nicht jeder konnte eben Gedanken eines eiskalten Hundedämonen lesen. Aha. Diese Feuerseelen flogen auf ein Tal zwischen zwei ehemaligen Vulkanen, zumindest hoffte er sehr, dass die nicht plötzlich ausbrechen würden, zu, das scheinbar im Nichts endete, genauer, an einer Bergwand. Auch ohne Tessaigas Fähigkeit Bannkreise zu zerstören, war ihm klar, dass dort was recht gut versteckt war. Aller Voraussicht nach der Weg zu diesem Metallberg oder zu Michikos Wohnort, am Besten zu beidem. Fragte sich nur, ob er ohne Tessaiga da durch kam, aber er vermutete doch, dass der werte Herr Halbbruder an seiner Begleitung interessiert war, ergo ihn da mitnehmen würde. Das Tal schien nicht sonderlich breit, aber verengte sich zum Ende. Hm. Die Feuerseelen schienen zu verschwinden, sicher in dem Bannkreis. „Vielleicht sollten wir mal Michiko auf uns aufmerksam machen?“ Sesshoumaru wandte den Kopf und ihm entfuhr ein „Was?“ „Na, anklopfen, klingeln oder wie du es nennen willst. Ich habe keine Lust mit Feuerseelen zu diskutieren.“ Nun, die verspürte auch der ältere Halbruder nicht gerade, aber aus jahrelanger Kenntnis des ungestümen Halbdämonen schwante ihm Übles. „Und wie?“ Seine Befürchtungen wurde soeben bestätigt, denn Inu Yasha zog Tessaiga – und sicher nicht, um einen Zauber zu zerstören.   Kapitel 3: Verhext und zugenäht! -------------------------------- Sesshoumaru erkannte, dass der impulsive Halbdämon Tessaiga wahr und wahrhaftig benutzen wollte. Ein „Nein!“ hätte prompt zu einer gegenteiligen Reaktion geführt, das war ihm bewusst. Etwas schmallippig erkundigte er sich daher: „Du willst den Bannkreis lösen?“ „Äh, nein. Das geht ja nicht, da das rote Tessaiga momentan nicht funktioniert.“ Aber der Halbdämon hielt inne und sah überrascht darüber angesprochen zu werden seitwärts. „Ich wollte mal die Hügel ein wenig platt machen.“ Und er hätte gedacht Kagome hätte etwas mehr Verstand in diesen Schädel bekommen als Myouga. Sollte er das etwa versuchen? „Wir wollen eine Auskunft.“ „Ja, schon. Seit wann gehst du davon aus, dass dir jemand nichts sagt?“ Dieser Flohgeist war fällig. Was hatte der denn alles nicht erwähnt? Sollte er jetzt wirklich hier den Lehrer spielen?„Es handelt sich um eine Feuerhexe.“ „Ja, und? So was wie diese Urae .. oder so. Die habe ich umgelegt.“ Das war nichts, aus der ältere Halbbruder nicht verstanden hätte, jedoch gab es einen mehr oder weniger großen Haken an der Sache. „Sie beherrscht diese Vulkane.“ Und gegen eine Masseneruption wäre auch er wehrlos. Nein, Feuerhexen hatten es in sich. „Du meinst, sie hätte es nicht so gern, wenn wir die beschädigen?“ Wenn DU sie beschädigst, dachte Sesshoumaru prompt, verzichtete jedoch auf weitere Worte, da Tessaiga tatsächlich weggesteckt wurde. Leider würde ihm, das wurde ihm gerade klar, jede Handlung dieses Narren ebenfalls zugerechnet werden. Die Suche nach Toutousai konnte noch mühselig für ihn werden. An all dem war nur dieser ominöse Entführer schuld. Man sollte den der Feuerhexe vorwerfen. Es stand zu erwarten, dass diese die Verschleppung eines ihrer wertvollen Kunden nicht so gern sehen würde. Eine Idee, über die sich bei Zeiten nachdenken lassen würde. Man könnte diesen Geiselnehmer natürlich auch schlicht von der Erde wischen, sobald Bakusaiga wieder ihm gebührend funktionierte. Dazu brauchte er jedoch Toutousai – und damit diese Hexe. Und, zu allem Überfluss diesen lästigen, aber immerhin kampfstarken, Bastard. So schritt er wortlos weiter auf die für ihn als missliches Hindernis erkennbare Barriere zu und hob die Hand. Inu Yasha bemerkte es ein wenig grummelnd. Ja, klar, der hohe Herr kam da einwandfrei durch, und wie stand er schon wieder da? Der glitt förmlich durch als sei der ein heißes Messer in Butter und … oh. Das war überraschend nett, da der Bann schlicht verschwand. So beeilte er sich lieber hinterher zu kommen. Nicht ganz zu Unrecht, denn ein Blick zurück zeigte, dass der schon wieder aufgebaut war. Nun ja. Eigentlich hatte er auch nicht unterstellt, dass ein so hochgeborener Hund nichts in Magie drauf hatte, Beweise hatte er schließlich auch schon zu sehen bekommen. Hinter dem Bann zeigte sich das Tal etwas breiter als zuvor. Zwar stiegen hier bereits die bewaldeten Hänge der Berge von Bandai rundherum auf, aber ein deutlich erkennbarer Pfad, der offenbar öfter begangen wurde, führte durch einen lichten Bambuswald ohne Unterholz geradeaus. Im Hintergrund erkannte man dann fast dunkelrot blühende Hortensienbüsche, die übermannshoch waren. Da Sesshoumaru unbeirrt diesem Pfad folgte, sprang sein Halbbruder an seine linke Seite.   Toutousai versuchte trotz seiner misslichen Lage möglichst viel mitzubekommen. Immerhin, wenn diese Idioten von Brüdern ihn nicht retteten, musste er das wohl allein schaffen. Nur, wie? Während ihn die vier großen, vogelähnlichen, Dämonen durch scheinbar endlose, labyrinthartige Gängen führten oder eher, schleiften, erkannte er, dass seine ursprüngliche Idee richtig gewesen war. Es musste sich um eine alte Drachenfestung aus den Kriegen selbst vor seiner Geburt handeln. Und die waren leider mit allerlei magischen Fallen versehen gewesen. Drachenzauber waren absolut nicht ohne. Was natürlich bedauerlicherweise auch bedeutete, dass sich die Halbbrüder, selbst, falls sie ihn suchen sollten und wenn sie hier aufschlagen sollten, vor ein unüberwindbares Hindernis gestellt sehen würden, zumal mit den so gut wie unbrauchbaren Schwertern. Ach du je. Sich selbst retten? Toutousai war noch nie ein Held gewesen, aber ihm war klar, dass er in mehr als einer tiefen, pechschwarzen Patsche saß. Er wurde in eine gigantische Halle gebracht. Unschwer ließ sich erkennen, dass es sich um den Thronsaal handelte. Noch eine ganze Menge dieser über zwei Meter großen, im Prinzip menschenähnlichen, Wesen standen hier herum, alle mit einem befiederten Kopf mit gewaltigem Schnabel, alle mit Schuppenpanzern und bewaffnet. An der Frontseite befand sich der Beweis, dass es sich in der Tat um eine ehemalige Drachenfestung handelte. Ein sehr breites Podest wurde rechts und links von Säulen begrenzt, die einen schlangenähnlichen, fliegenden, Drachen darstellten, beide aus Gold. Dazwischen befand sich eine dunkle Nebelwand, hinter der sich etwas Riesiges bewegte. Aber, was Toutousai bewog seine Augen von diesem in der Tat majestätischen Anblick zu nehmen, war eine Gestalt, die auf dem Boden davor lag und neben die er gestoßen wurde. Erst auf den dritten oder vierten Blick erkannte er einen Schmied, einen anderen Schüler seines Meisters. Wie war dieser zugerichtet worden! Wie sah Yoshiyuki aus? Der Meisterschmied drehte ihm den Kopf zu, es sichtlich nicht wagend auch nur den zu heben, sich aus seiner liegenden Position zu entfernen. In seinen Augen lag nichts mehr, und Toutousai begriff sehr wohl, dass sein alter Freund schon weit jenseits von Hoffnung war. Er wurde ebenfalls zu Boden gestoßen, aber immerhin das Metall vor seinem Mund entfernt. Freilich gab sich der alte Dämon nicht der naiven Ansicht hin, dass ihm sein Feuer hier irgendetwas helfen konnte. Der Anführer hatte bereits bewiesen,dass er auf einige Männer locker verzichten konnte und würde und dieser selbst saß hinter dem Bannkreis, der wohl einst den Drachenherrn hier geschützt hatte. So blieb der Schmied auf dem Boden, bemüht, älter und zerbrechlicher zu wirken als er war. „Yoshiyuki?“ „Toutousai…. Es...es tut mir Leid.“ flüsterte der Andere. „Wie schön, dass meine Schmiede nun alle hier sind,“ verkündete eine fröhlich-bedrohliche Stimme hinter dem Nebel, deren Tiefe zugleich jemand sehr Großen verriet. „Toutousai, trotz gewisser Nachhilfe erwies sich Yoshi leider als absolut unfähig mein Schwert zu schmieden. Er meinte jedoch, du könntest das besser.“ Hä? Toutousai starrte seinen alten Freund an. DER hatte ihn in diese Patsche gebracht? Aber reine Logik ließ ihn erkennen, dass dem wohl schlicht keine andere Ausrede mehr ausgefallen war. So sagte er bemüht höflich: „Ehrlich, das wundert mich, ich meine, wir sind beide alt und haben gewiss manches vergessen ….Es muss schon ein außergewöhnliches Schwert sein, das du … ich meine, dass Ihr haben wollt.“ Er dachte an Sesshoumaru und dessen betonte Forderung nach Höflichkeit. „Ah, da ist schon mal jemand schlauer als sein alter Freund. Ja, ein sehr ungewöhnliches Schwert. Der gute Yoshi sagte, du hast Tenseiga und Tessaiga erschaffen. Das stimmt wohl.“ „Ja.“ Das war schließlich allgemein bekannt, auch, wenn er das nicht gerade als Werbung nutzte. Aber Toutousai dämmerte, was der Unbekannte wollte. Und das konnte wirklich, wirklich riskant werden. „Sie sind die Gegenparts zu So´unga.“ Was sollte er dazu sagen? Toutousai versuchte nachzudenken, aber da hatte so ein Nachdruck in der Stimme seines Entführers gelegen. „Ja, kann man so sagen.“ „Ich will ein Schwert, dass diese Drei beinhaltet.“ Der alte Schmied hätte sich am Liebsten auf dem Boden vor Lachen gekringelt, sah jedoch ein, dass das eine ziemlich selbstmörderische Aktion wäre – oder sogar nur eine sehr schmerzhafte, wenn er den armen Yoshiyuki so betrachtete. So nahm er sich zusammen. „Ich bin ein alter Schmied, ich vergesse auch vieles, das gebe ich zu. Aber So´unga befindet sich in der Hölle!“ „Ich habe einen Teil davon hier. Das sollte dir genügen.“ Einen Teil des Höllenschwertes? Und das sagte dieser Idiot so ruhig? „Äh, auch unter Kontrolle, hoffe ich.“ „Für was hältst du mich?“ Das sagte Toutousai lieber nicht. „Äh, und Teile von Tenseiga und Tessaiga auch?“ Da seines Wissens die Hundebrüder noch lebten, wohl eher weniger, aber er sollte auf Kooperation machen. „Nein, aber ich habe doch deren Schmied hier.“ Wieder klang Vergnügen aus der Stimme. Ach du je, ach du…. Toutousai begriff das gesamte Ausmaß seiner Schwierigkeiten und suchte hektisch nach etwas, das irgendwie Zeitaufschub bedeuten konnte. „Äh, naja ---aber deren Grundlage …. Ich meine, Ihr werdet Euch kaum Zähne ziehen lassen wollen.“ „Zähne? Oh, natürlich. Die Namen. Fangzähne?“ „Ja, die ... die des verstorbenen Herrn der Hunde.“ Damit sollte doch diese Idee vom Tisch sein. Und er zumindest etwas Zeit geschunden haben. „Ich verstehe. Nun, er hat zwei Söhne. Deren Zähne werden es auch tun.“ Nur eine Person im Raum schöpfte ob dieser Aussage Hoffnung.   Im Weitergehen erkannten die Hundebrüder, dass die Hortensien wohl fast einen Kreis um eine Lichtung bildeten, ja, einen Garten, der hinten an eine steile Felswand grenzte. Moos zeigte sich, dann eine rote Holzbrücke über einen Bach, die in Richtung auf die Steilwand führte. Dahinter lag eine Kiesfläche, in deren Mitte ein Kessel über einem offenbar unterirdischen Feuer brodelte und eine weibliche Gestalt stand, die ihnen den Rücken zuwandte, sich nun jedoch umdrehte. Ach du je, was für eine Mumie, dachte Inu Yasha. Schön, er hatte Kaede und andere alte Leute auch schon so bezeichnet, aber das hier war ja echt eine! Die Frau war in ein langes kimonoartiges Gewand gehüllt, dessen rote Seide mit Gold und Weiß in breiten Bändern bestickt war. Die schweren Falten schienen sie ebenso wenig zu stören, wie die Tatsache, dass ihr Saum und auch ihre Schleppe in Flammen standen. Die Frau selbst, wohl die Feuerhexe, dagegen war von mehr als dunkler Hautfarbe, schwarz, die Haare schwarz, verdorrt, vertrocknet, kurz mumienhaft. Die schwarzen dürren Hände ließen den Kochlöffel los und hoben sich in gewisser Überraschung, die eingesunkenen Augen schienen das gleiche Erstaunen zu zeigen. Eine Nase existierte nur als Stumpf, es gab keine Lippen. Kurz, beschloss der Halbdämon zynisch, eine echte Schönheit war diese Michiko.   Sesshoumaru betrat die Brücke und blieb keine zwei Meter vor Feuerhexe und brodelndem Kessel stehen, ohne seine Gedanken zu verraten. Inu Yasha war sofort neben ihm, nicht willens, sich als zweitrangig klassifizieren zu lassen, nicht einmal von solch einer Uroma. Die feinen Ohren beider Hundebrüder hörten allerdings in den Hortensien hinter ihnen fast lautlose Schritte, ab und an knirschte ein zertretener Ast. „Sag deinen Leuten, sie sollen hervorkommen,“ befahl der Dämonenfürst kühl. „Nicht, dass wir sie noch aus Versehen verletzen...“ ergänzte Inu Yasha prompt. Als ob er das nicht mitbekommen hätte! Die Feuerhexe lächelte ein wahrhaft gruseliges Lächeln. „Du hast dich nicht verändert, Sesshoumaru. Dein Sohn, nein, eher dein kleiner Bruder, Halbbruder, oder?“ Da hatte es doch einst Gerüchte gegeben, der Inu no Taishou habe sich mal im falschen Bett amüsiert. Das hätte den reinblütigen Sohn doch genug wurmen müssen, um den Bastard umzubringen? Hatte der nicht gekonnt oder nicht gewollt? Jedenfalls offenbar ein interessanter kleiner Hund. Nun, nicht, dass sie Sesshoumaru darauf ansprechen würde. Aber sie winkte und eine Gruppe Männer trat aus den Büschen, alle in rot und weiß gekleidet, wenn auch mit Brustpanzern und Schwert geschützt. Allerdings brannten deren Haare ebenso wie die ihrer Herrin. „Nun, wenn du mich hättest umbringen wollen, wäre ich schon tot, nicht wahr? Geht.“ Da ihre Krieger gehorchten und irgendwo im Bambuswald verschwanden, sah sie erneut zu dem Älteren, ohne die Verwunderung des Jüngeren zur Kenntnis zu nehmen. „Nun, was möchtest du? Ich nehme kaum an, dass du mich hier einmal umsonst aufsuchst.“ Die kannten sich, dachte der Halbdämon. Und diese Feuerhexe duzte Sesshoumaru, der sich das kaum von jemandem gefallen ließ ohne final darauf zu antworten, schön, er und vielleicht Kagome, aber die hatte ja auch schon dessen Missfallen erregt. Aber gut, der hatte ja schon darauf hingewiesen, dass Feuerhexen mit Samthandschuhen angefasst werden sollten. Mehr oder weniger laut, natürlich. Immer redete der Idiot so wenig und wenn man dann etwas schlicht nicht wusste, hieß es, idiotischer Bastard. Sollte er etwas DAZU sagen? Aber Sesshoumaru sah sich gezwungen zu antworten: „Toutousai wurde entführt.“ Michiko stutzte. „Toutousai? Oh, natürlich, der Schmied der Hundefamilie. Natürlich. Darum so interessiert. Aber, wer könnte Toutousai entführen?“ „Wenn wir den Namen haben, kannst du ihn vergessen,“ warf Inu Yasha schlicht ein, nur um erneut ein sehr UN-menschliches Lächeln zu ernten. „Ja, davon gehe ich doch aus. Toutousai wäre eigentlich niemand, der sich so einfach …“ Die Feuerhexe brach nicht ganz freiwillig ab. Der Kessel neben ihr brodelte auf, schäumte und drohte überzulaufen. Hastig wandte sie sich um und rührte um. „Die Berge sind unruhig,“ erklärte sie, ohne sich umzudrehen. „Etwas geschieht im Untergrund. - Warum kommt ihr mit dieser Nachricht zu mir?“ „Naja, uns wurde gesagt, du kannst jeden Schmied finden,“ erklärte der Halbdämon durchaus in der Absicht gut Wetter zu machen, wenn schon der Herr Halbbruder dermaßen wohlüberlegt blieb. „Könnte ich, in der Tat. Ich besitze einen Spiegel. Allerdings ist der im Moment … nun, nennen wir es, kaputt.“ Michiko rührte erneut um, ehe sie sich wieder ihren Besuchern zuwandte. „Toutousai entführt. Hm. Ich brauche nicht zu fragen ob du sicher bist, Sesshoumaru. Sonst wärst du nicht hier. Es ist nur so, schon vor einigen Monaten erhielt ich die Nachricht, dass ein anderer dämonischer Meisterschmied verschwunden sei, Yoshiyuki. Er war bei dem gleichen Meister Schüler wie Toutousai. Das klingt wirklich besorgniserregend. Zuerst dachte ich mir nichts dabei. Schmiede sind oft recht eigenwillig und gehen ihre eigenen Wege. Und sie können recht aufbrausend werden, wenn sie das Gefühl haben, man wolle sie kontrollieren. Aber nun, zwei….“ „Sammelt da jemand alte Schmiede?“ Inu Yasha klang – und war – ungläubig. Sein großer Bruder hätte um ein Haar zu erzieherischen Maßnahmen gegriffen, sah allerdings ein, dass das seinem Ruf bei der Feuerhexe schaden könnte. „Du könntest sie finden, Michiko.“ Er ignorierte gekonnt, dass diese Anrede bei dem Halbdämon mehr als Erstaunen weckte. „Ja, aber, wie gesagt, ich … nun, mein Spiegel ist nicht nutzbar im Augenblick. Ich kann hier nicht weg um den Ersatz zu besorgen. Wenn ich den Kessel nicht beruhige wird ein, nun, im Moment, werden alle Vulkane ausbrechen. Das sollte nicht geschehen.“ Inu Yasha bekam zum ersten Mal eine Ahnung von der Macht einer Feuerhexe - und begriff, warum selbst der Herr Halbbruder sehr behutsam, zumindest für dessen Verhältnisse, mit Michiko umging. So erkundigte er sich nur: „Was brauchst du?“ Immerhin wollte er Tessaiga wieder benutzen, so, wie es sich gehörte. Michiko warf einen Blick auf den Dämonenfürsten, ehe sie sagte: „Nun, der Spiegel an sich ist in Ordnung. Was ihm fehlt ist das Licht der Sonne. Genauer, die Magie eines Sonnendrachen.“ Da sie sah, dass keiner ihrer Besucher damit etwas anfangen konnte: „Vor ewigen Zeiten gab es mehrere Drachenfamilien im Land. Erddrachen, Wasserdrachen und Himmelsdrachen. Es kam zu einem Krieg, den die Erddrachen gewannen. Die Wasserdrachen wichen in den Ozean und die Himmelsdrachen verschwanden, ebenso wie die Magie, die sie in ihren Schuppen trugen. Da ihre Schuppen aus Gold warne und im Sonnenlicht glitzerten, gab es auch Leute, die sie Sonnendrachen nannten. Um es kurz zu machen. Mein Spiegel benötigt diese Magie. Ich kenne, nicht weit entfernt von hier, eine Höhle, in die sich ein Himmelsdrachen zurückzog um dort zu sterben. Er liegt dort noch immer, besteht jedoch nur noch aus Schuppen und Knochen. Von dort hole ich mir gewöhnlich eine Schuppe für meinen Spiegel. Im Augenblick kann ich dort nicht hin.“ „Aja,“ meinte Inu Yasha. „Und wo ist der Haken? Du hast hier doch einige Krieger rumstehen, die könnten das holen.“ „Das ist wahr, kleiner Hund. Aber das können sie eben nicht. Diese Höhle besteht aus Kristall, genauer gesagt, aus rotem Kristall, das man Rubin nennt. Jedes Licht, jede Energie wird dort unendlich reflektiert und man erblindet oder wird wahnsinnig. Meine Magie wäre groß genug, aber nicht die meiner Männer. Ihr Feuer würde reflektiert. Ich denke, Sesshoumaru, dass du deine Energie verbergen kannst. Du bist stärker geworden, mächtiger, als damals.“ „Wo liegt die Höhle?“ erkundigte sich der Ältere der Hundebrüder lieber. „Einige Stunden von hier. Nun, wenn ihr schnell seid, könnt ihr heute Nacht bei mir bleiben, nachdem ich euch gesagt habe, wo man die Schmiede finden kann.“ Michiko lächelte ihr gruseliges Lächeln. „Gleich zwei junge Hunde auf dem Lager statt nur wie früher einen, wäre doch mal was.“ Das war doch, dachte Sesshoumaru noch, ehe er begriff, dass Inu Yashas Kopf zu ihm herumfuhr. Das war doch ….dachte der Halbdämon. Schön, er hatte nie viel darüber nachgedacht, wie es sein Halbbruder mit Frauen hielt, aber dem irgendwie doch einen besseren Geschmack zugetraut als eine Mumie!   Kapitel 4: Gold, Rubin und andere Schätzchen -------------------------------------------- Sesshoumaru begriff erst in Anbetracht des vollkommen fassungslosen Inu Yashas, dass der, im Gegensatz zu ihm, in dieser Aussage etwas ganz anderes erblickte als die Tatsache, dass Michiko offenbar lebensüberdrüssig viel zu viel aus alten Tagen plauderte. Er sollte sich zusammenreißen, um nicht vor beiden, leider, sein Image zu ruinieren. Etwas mühsam erklärte er daher der Feuerhexe: „Er kann nicht durch deine Tarnung sehen.“ „Oh.“ Michiko, die davon ausgegangen war, und sich gerade schon beleidigt gefühlt hatte, nutzte ihre Magie. „Natürlich. Halbdämonen haben weniger Zauberkraft. Mein Fehler.“ Inu Yasha bemerkte, dass ihr Bild verschwamm, dann tauchte eine Frau auf, noch immer in dem gleichen Kleid mit brennendem Saum und Schleppe, nun aber eindeutig jünger. Die echte Michiko schien kaum zwanzig, hatte weiße, fast silbrig glänzender Haare bis zur Hüfte, die unten ebenfalls Feuer gefangen hatte, und war insgesamt – nun ja, hübsch? Er atmete tief durch, um seinen gewissen Zorn zu verbergen, dass er sich schon wieder als unfähig dargestellt hatte. „Ich habe eben noch nie eine Frau gesehen, die sich freiwillig älter und hässlicher machte als sie ist.“ Michiko kicherte etwas verlegen. „Was für ein nettes Kompliment, junger Hund. Wirklich, Sesshoumaru, dem hast du mehr beigebracht als du damals … Nun, gleich. Ich werde euch eine Feuerseele mitschicken, die euch den Weg zu der Höhle des Himmelsdrachen zeigt.“ Sie hatte durchaus soeben bemerkt, dass der Hundefürst, Feuerhexe hin oder her, ohne Rücksicht auf Konsequenzen Mordgelüste hegte. Ach ja. Wie in den guten alten Zeiten, als sie den neugierigen Fast-Welpen doch überreden konnte. Inzwischen war das wohl ein Ding der Unmöglichkeit. Schade, denn mit seiner jetzigen Kraft und Selbstbeherrschung konnte vermutlich niemand mithalten. Und er würde auch kaum den Kleinen mit den niedlichen Ohren zur Ausbildung zu ihr lassen. Grausame Hunde! Der Halbdämon erwartete, dass sie eine Feuerseele rufen würde und wurde vollkommen verblüfft, als sie den Mund öffnete und ein offenkundig heißes, orange leuchtendes, Gebilde aus ihrem Mund kam, sich rasch vergrößerte. Eindeutig eine Feuerseele – und die verschluckte diese Hexe? Die zu küssen war wohl eine Mutprobe gewesen, anders konnte er sich das kaum vorstellen. Immerhin schien die Suche nach Toutousai auch einige lustige Erkenntnisse über den Herrn Halbbruder zu beinhalten. Kagome würde sich sicher amüsieren. „Folgt ihr,“ befahl die Hexe. Sesshoumaru drehte sich wortlos um. Nicht nötig, dass Michiko noch einige Dinge aus der Vergangenheit ausgrub, und, noch viel ärger, vor dem Bastard ausplauderte. Er hatte sich damals gewiss nicht sonderlich gut dargestellt. Aber er hatte auch keine Chance gesehen, wie er mit Abstand und heilem, bösen, Ruf aus der Lage kommen sollte. Er hatte leider viel zu spät gemerkt, auf was sie aus war. Eindeutig seiner mangelnden Erfahrung als Fast-Welpe geschuldet. Er hatte das auch jedem gegenüber verschwiegen. Mutter – oh du je, die hätte sich sehr amüsiert, wie ihr Sohn in solch eine Falle hatte spazieren können. Nun ja. Er hatte es überlebt und immerhin wusste er seither, wie das mit der Weiblichkeit ging – und mied sie weiträumig. Zugegeben, Kagura hatte sich besser benommen, war nicht so fordernd gewesen. Aber ebenso natürlich hatte sie ihren Drang zur Freiheit mit dem Leben bezahlen müssen. Sie war zu schwach gewesen um sich gegen Naraku durchzusetzen. Nun, der war jetzt ebenfalls Geschichte, nicht zuletzt dank seiner Fähigkeiten und, zugegeben, auch Inu Yashas. Besagter Halbbruder sprang nach vorne, um Seite an Seite zu gehen, und bemühte sich seine Heiterkeit nicht zu zeigen. Zum Einen war es ja ganz schön und gut, mal den Herrn Hund mit der hoch getragenen Nase in Peinlichkeiten verwickelt zu sehen – andererseits gab es gleich zwei Gründe, die dagegen sprachen den aufzuziehen. Einmal könnte der Gute schließlich mit seiner Vergangenheit anfangen und beim Thema Kikyou und Kagome wurde ihm heute immer noch schwindelig, zum Zweiten, nun ja. Inu Yasha wusste schließlich nur zu gut, wie es war, das Gesicht in den Staub gedrückt zu bekommen. Und das wünschte er eigentlich niemandem, nicht einmal seinem Bruder. Sicher, sie hatten schon ihr Bestes gegeben sich gegenseitig umzubringen, aber das war lange her und außerdem … Irgendwie hatte es wohl doch keiner so ganz vermocht. Sie hatten doch nur noch sich als Blutsverwandte, wenn man davon absah, dass Sesshoumarus Mutter anscheinend noch lebte, laut Rin eine sehr schöne Dame und sehr nett. Um ihn hatte sie sich freilich nie gekümmert, aber er war ja auch nicht von ihrem Einzigen adoptiert worden, eher das lebende Beispiel dafür, dass sie ihrem Ehemann nicht gereicht hatte. Diese Feuerseele schien immerhin zu wissen, wohin sie wollte, denn sie bog jetzt von einem Pfad ab und flog höher den Hang hinauf, über die Bäume und das dichter werdende Unterholz. Die Halbbrüder folgten ihr mit weiten Sprüngen.   „Wie lange brauchst du für mein Schwert?“ Toutousai suchte hastig nach einer plausiblen, Zeit schindenden, Antwort. Irgendwann mussten doch die Jungs hier auftauchen, zumal, wenn dieser unbekannte Narr ihnen an das Gebiss wollte. Sesshoumaru hatte Leute schon für deutlich weniger ins Jenseits geschickt, aber auch das Hundebaby würde einem solchen Vorschlag kaum anders als handgreiflich folgen wollen. „Ja, das hängt davon ab. Wie gesagt, ich brauche die Zähne. Und natürlich magisches Erz.“ Das musste man ja wohl erst mal besorgen. „Das ist da. Yoshi war so freundlich.“ Und kaum freiwillig, dachte Toutousai, denn sein alter Kamerad sah wirklich mitgenommen ans. Mist. Er brauchte Zeit, aber wie erklärte man das einem so desinteressierten Gegenüber hinter einer Nebelwand? „Ach, das ist schon mal gut.“ Nein, eher weniger, aber er musste auf Kooperation machen, wollte er noch erleben, wie die Idiotenbrüder hier aufschlagen würden. „Dann kann ich mir das mal ansehen. Ich meine, Ihr wisst schon etwas von der Schmiedekunst?“ „Etwas. Genug, um zu hören, wenn du mich anlügst.“ Der Unbekannte klang gelassen. Wunderbar. Das wurde immer enger, seine Klemme. Aber wozu war man einer der besten Schmiede aller Zeiten? „Äh, ja. Dann wisst Ihr sicher, dass man zuerst die Seele des Schwertes schmiedet, aus dem Erz und der magischen Basis. Das Erz muss zu der Seele und dem Schmied passen. Das kann man nicht erklären, das spürt man eben, aber daran unterscheiden sich eben Schmiedemeister und Unfähigen, ja.Wenn es nicht passt, wird das Schwert nur verdorben, und dann benötigt man anders. Diese Seele zu schmieden dauert dann neunundvierzig Tage.“ „Toutousai.“ Das klang nicht nur wie eine Drohung, das war auch eine. Verflixt, was hatte Yoshiyuki da nur alles erzählt. Offenkundig die Wahrheit, dass man in diesen sieben Wochen eben ein Schwert schmieden konnte. Also sollte er jetzt die Lüge mit der Wahrheit verquicken. Zeit. Er brauchte viel Zeit, damit seine einzige Hoffnung nicht erstarb. Du liebe Güte, wenn ihm je jemand gesagt hätte, dass er diese Hundebrüder für seine einzige Hoffnung halten würde … „Es dauert neunundvierzig Tage, tut mir Leid. Allein für die Seele. Und da darf das Feuer nicht ausgehen, der Schmied nicht ermatten. Schlagen, schmelzen, messen, überprüfen, Magie einbauen. Tag um Tag, Woche um Woche. Ja, ich weiß, es dauert sieben Wochen ein Schwert zu schmieden, sagt man. Aber, eben nur, wenn Ihr ein gewöhnliches wollt ….“ Das stimmte sogar, das sollte doch dieser Typ auch wissen. Und schließlich wollte der ja gleich alle drei Schwerter der Weltherrschaft in einem haben. Was so verrückt war, wie nur was. Nicht einmal der Inu no Taishou hatte das verlangt. Und der kannte So´unga. Ein solches Schwert würde Herr seines Herrn sein. Und des Schmiedes gleich dazu. Aber dieser Fremde schien ja mehr als von sich eingenommen. Idiot. Er selber war auch sehr stolz aus das, was er konnte und gelernt hatte, aber genau deswegen kannte er doch seine Grenzen. Schon Kajinbou hatte ja geglaubt, dass er jede Klinge beherrschen könnte, so als Schmiedeschüler – nun ja. Tokejin hatte ihm das glatte Gegenteil bewiesen. Allerdings, falls dieser ominöse Halunke tatsächlich alle drei Schwerter der Weltherrschaft in der Hand, Pfote, Klaue oder was auch immer trug und die gemeinsam ihn übernahmen, vermutlich unter Führung des Höllenschwertes – gute Nacht, du schnöde Welt! Wo war eigentlich seine illustre Kundschaft, wenn er – und der Rest der Erde - sie mal brauchte? „Du kannst mit der Seele anfangen.“ „Äh, ja, natürlich, sobald die Zähne da sind.“ Und das würde dauern, davon war der alte Meisterschmied felsenfest überzeugt. „Und, wenn Ihr das Schwert habt, lasst Ihr mich, uns, gehen.“ „Ja, natürlich. Wenn das Schwert auch funktioniert.“ Diese Klinge würde nie funktionieren, dachte Toutousai. Einmal sowieso nicht, und zweitens würde er sie niemals so schmieden. Nun ja, solange er da irgendwie irgendetwas machen konnte. Dieser Unbekannte schien sehr mächtig und sehr skrupellos, keine Mischung, die etwas Gutes verhieß. Er musste den Kerl irgendwie ablenken, zumal er ihm das mit dem „Ich lasse dich gehen“ nicht abnahm. Dazu hatte er doch zu viele Dämonenfürsten kennengelernt. Also, schön auf harmlos machen. Harmlos aber fähig, das war wohl der Weg zum Zeit schinden. Und zum Überleben. „Ihr seid Euch sicher, dass Ihr ein Stück des Höllenschwertes habt?“ „Zweifelst du an meinem Wort?“ Der wurde ja schneller sauer als Sesshoumaru! „Nicht wirklich, aber es wundert mich schon. Ich meine, das ist etwas, das man nicht so einfach bekommt.“ „Ich will dir diese Frage nachsehen, da du mich nicht kennst. Ich besaß die Möglichkeit schon sehr lange in das Jenseits zu gelangen, lange vor dem Taishou und seiner Gefährtin.“ Oh, dachte Toutousai und sagte es auch. Das war eine ziemlich seltene Fähigkeit, selbst unter Dämonenfürsten. Wenn der Kerl in dieser Liga spielte – auweia. Das sah immer schlechter für ihn aus. Nun gut. Immerhin schien er Zeit für sich und Yoshiyuki gewonnen zu haben. „Das ist viel mehr, als ich von mir behaupten könnte.“ „Natürlich. Du bist ja nur ein Schmied. - Bringt diese Beiden weg. Und bewacht sie gut. Da Toutousai so brav zu sein scheint, gebt ihm die Hände frei.“ Die Vogelwesen gehorchten wortlos und prompt.   Erst in einer Zelle ließ sich Toutousai ernstlich besorgt neben seinem alten Kameraden nieder. „Geht es langsam, Yoshiyuki? Wie bist du denn bloß in diesen Schlamassel gekommen?“ „Es tut mir Leid, Toutousai, ich wollte dich eigentlich nicht hineinziehen, aber …“ „Ja, das denke ich mir. Weißt du, wer das ist?“ „Nein. Aber er ist sehr mächtig. Und er kontrolliert diese Greifen.“ „Greifen?“ Toutousai kratzte sich am Kopf. „Habe ich mal wieder was vergessen?“ „Sie sind nicht aus diesem Land, denke ich.“ Yoshiyuki lehnte sich müde gegen die Wand. Seine Verletzungen würden heilen, falls er die Zeit dazu bekam. Aber er hoffte inständig, dass Toutousai diesen Auftrag erledigen konnte. „Du brauchst für so ein Schwert sehr lange …“ „Na hör mal, das ist doch nichts normales, was jeder kann. Und was Besonderes dauert eben auch.“ Toutousai hätte eigentlich den Anderen trösten wollen, in dem er ihm verraten hatte, dass er nur Zeit schinden wollte, aber gerade noch etwas wie ein Auge an der Decke verblassen sehen. Sie wurden beobachtet oder zumindest belauscht. Und das Allerletzte, was er wollte, wäre, den Unbekannten wirklich sauer auf ihn zu machen, ehe die zwei Idioten hier wären. Der alte Meisterschmied mochte manches vergessen, aber sein Überlebensinstinkt war intakt. „Ich denke auch, dass er uns dann am Leben lässt.“ „Meinst du?“ Irgendwie schaffte es Yoshiyuki sich über das Gesicht zu wischen und die Haare zurück zu streifen, ehe er sein Band, das diese aus der Stirn lag empor schob. „Ja, klar,“ behauptete Toutousai gegen seine Überzeugung aber eingedenk des Lauschers. „So eine Klinge, komm, Yoshi, das weißt du doch selbst, muss auch gepflegt werden, geschliffen, gut behandelt, sonst mag sie nicht mehr. Wenn ich ihr Schmied bin, will sie mich. Und du bist der Einzige, der mich ersetzen könnte, also braucht er uns beide. Hat der Kerl eigentlich auch einen Namen?“ „Sicher. Aber die Greifen reden ihn nie an, sie gehorchen ihm nur schweigend. Er ist kein Drache, denke ich, aber auch kein Greif.“ „Tja, da kann man wohl nichts machen. Wir müssen eben warten und ein bisschen Geduld haben. Immerhin kannst du dich ein bisschen erholen, während wir auf die Hundejungen, ich meine, deren Zähne, warten.“ „Die Söhne des Inu no Taishou- Sie müssen noch sehr jung sein.“ „ja, ein Baby und ein Halbstarker,“ erwiderte Toutousai prompt. „Unüberlegt, aber ziemlich stark.“ Ups, er wurde ja belauscht. „Für ihr Alter, natürlich. Sie kommen nach ihrem Vater, würde ich sagen.“ „Dann ist der Ältere ein vollwertiger Dämon und der Erbe, oder?“ „Ja. „ „Und, du hast keine Idee, wie wir hier wegkommen, ausbrechen können?“ Toutousai seufzte. Sein alter Freund musste ja noch älter und müder, oder eher, mitgenommener sein, als er gedacht hatte, dass er eine alte Drachenfestung nicht erkannt hatte. Ja, eine Idee hatte er schon, aber im Moment scheiterte die Ausführung an der klitzekleinen Kleinigkeit, dass die Idiotenbrüder irgendwo sich herumtrieben aber nicht hier waren. „Jetzt schlaf ein wenig. Mich hat diese Entführung auch etwas verwirrt und müde gemacht. Ich muss erst einmal nachdenken, wie man solche Schwerter macht. Das war doch immerhin vor so einigen Jährchen und ich bin nicht mehr der Jüngste. Ich glaube kaum, dass unser Entführer da großartig Fehler verzeiht….“ Yoshiyuki schüttelte sich. „Nein, sicher nicht. Ja, gut. Dann schlafen wir etwas.“   Die Feuerseele stieg steil empor. Erst jetzt erkannten die Hundebrüder vor sich ein großes Loch zwischen hohen Nadelbäumen, das steil in die Erde führte. Sesshoumaru drehte sich um. „Warte hier.“ „Ach, will der Herr Halbbruder etwa damit bei Michiko angeben?“ entkam es Inu Yasha mehr ehrlich als intelligent. Der Blick, den der Dämonenfürst seinem lästigen Anhängsel zuwarf hätte genügt, die Südsee in Packeis zu verwandeln. Sollte er diesem Narren denn alles erklären? Was in aller Welt hatte Myouga getrieben, oder auch Kagome, die ja doch ab und an kämpfte? Immerhin hatte der noch nicht gezogen und so zuckte der Halbdämon die Schultern. „Schon gut, reg dich ab.“ Schön, einmal für halbe Portionen. „Das ist eine Höhle.“ „Ja, das sehe ich auch, und?“ Seit wann bekam er denn etwas erklärt? Das würde ihm Myouga büßen. „In die sich ein Drache zum Sterben zurückgezogen hat.“ „Ja….?“ Sesshoumaru unterdrückte mühsam das Bedürfnis seine Klaue in diesen… diesen ….Vaters dümmsten Sohn zu drücken. „Würdest du dich in eine Höhle zurückziehen, die mehrere Ausgänge hat? Ja.“ Was fragte er auch. Inu Yasha begriff und ignorierte lieber das letzte Wort, um nicht als töricht dazustehen. „Klar, das ist der einzige Ausgang. Ja, geh nur. Ich werde dir den Rücken freihalten.“ Wieso hätte er denn an so etwas denken sollen. Der hatte es begriffen! Was natürlich nur wiederum zu der Frage führte, was da Myouga unter Taktiklektionen verstanden hatte. Da war ja Jaken nützlicher und erfahrener. Hm. Vielleicht sollte er dem mal sagen Inu Yasha so etwas beizubringen? Jaken konnte dann auch gleichzeitig auf Rin aufpassen. Dieser Kohaku spielte für seinen Geschmack zu viel mit Rin. Sie waren doch keine Kinder mehr, nach Menschenmaßstäben. Oder? Nun gut. Immerhin konnte er sich sicher sein, dass der Halbdämon ihm in Wahrheit dafür sorgen würde, dass ihm niemand hinterher kam. So viel Vertrauen hatte er in den Halbbruder in den vergangenen Jahren doch sammeln können. So sah er sich nicht einmal mehr um, ehe er den schräg nach unten laufenden Schacht betrat, eingedenk der Worte Michikos seine Energie wohl verborgen.   Nach fast dreihundert Schritten erkannte er, dass sich die Umgebung veränderte. Es wurde eben, und der bislang schmale Gang weitete sich zu einer Höhle. Seine Augen waren trotz der Dunkelheit gut genug um ein gewisses Flackern erkennen zu können. Auch unter seinen Schuhen spürte er nun etwas anderes als Fels, glatt, fast rutschig. Das musste das Kristall sein, Rubin, von dem die Feuerhexe gesprochen hatte. Er ging lautlos und hielt seine Energie noch sorgfältiger verborgen als zuvor, als er einen Schimmer seines weißen Haares an einer wand erkannte. In der Tat, für die Krieger der Feuerhexe mochte es hier unmöglich sein durch zu gelangen. Und, was war das dort hinten? Die Höhle war wahrlich groß genug um einen Drachen aufzunehmen, aber er entdeckte jetzt hinten ein goldiges Schimmern. Lag dort der Tote? Behutsam ging er näher, weniger in der Sorge vor Gespenstern als vor einer weiteren Falle, die der lieben Michiko gerade entfallen war. Tatsächlich fand er einige hundert Schritte weiter im Dunkeln die Überreste eines Himmelsdrachen, oder, wie sie es genannt hatte, Sonnendrachen. Alles hier zeugte von Staub und Zerfall, alles, bis auf die selbst oder gerade hier leuchtenden Schuppen des Drachen. Schimmernd zeichneten sie die Umrisse der gewaltigen Kreatur nach. An einer Stelle, wo einst wohl die Vorderschulter gewesen war, blieb es jedoch dunkel. Dort hatte sie die Feuerhexe wohl die Schuppen für ihren Spiegel geholt. Er streckte schon die Hand aus, ehe ihm eine Lehre aus Welpentagen einfiel, als ihm seine Mutter gesagt hatte, man nehme nie etwas, zumindest nicht von solchen Wesen, ohne dafür zu geben. Das war auch so eine Kleinigkeit, die Michiko nicht erwähnt hatte, allerdings war sie wohl davon ausgegangen, dass er das wusste. Er war es wahrlich nicht gewohnt um etwas zu bitten, aber Drachen, noch dazu Himmelsdrachen waren von einer besonders fähigen Magie besessen gewesen. So sagte er: „Michiko benötigt Schuppen von dir. Genügt dir eine Strähne meines Haares?“ Das sollte doch wirklich diplomatisch sein. So streckte er die Hand aus, ehe er förmlich zur Salzsäule erstarrte. In Gedanken hörte er eine tiefe Stimme. „Nun ja, höflich, junger Hund. Und mächtig. Wieso kommt Michiko nicht selbst?“ „Die Berge sind unruhig. Etwas geschieht.“ „Lege Haare von deinem Schulterfell auf die Stelle, von der du die Schuppen nimmst. Du bist jung, aber mächtig.Dämonenfürst.“ Von seinem Schulterfell? Eher hätte er sich eine Strähne seines Haupthaares abgeschnitten, als ...Nun ja. Das war die Bedingung. So rupfte er mit gewisser Selbstüberwindung ein Büschel aus seiner Boa, ehe er mit der Linken zupackte und gleich vier Schuppen nahm. Er wusste nicht, wie viel die Feuerhexe für den Spiegel benötigte und es war nun einmal bedauerlicherweise wichtig diesen Toutousai zu finden. Noch ein Punkt auf der schwarzen Liste dieses unbekannten Entführers, die er mit dem äußerst sorgfältig abarbeiten würde. „Ah, nicht um dich noch Gewinn, sondern um einen Getreuen. Ja. Ich verstehe.“ Der Geist des verstorbene Sonnendrachen schien langsam zu verschwinden, denn es klang schon weit entfernt. „Darum ein Rat, junger Hund. Behalte eine meiner Schuppen.“ Was sollte das denn schon wieder? Und hoffentlich hatte Inu Yasha inzwischen keine Dummheit begangen.   Kapitel 5: Spieglein, Spieglein an der Wand ------------------------------------------- Inu Yasha hatte prompt dem Höhleneingang den Rücken zugedreht. Bitte schön, woher hätte er denn wissen sollen, dass der arrogante Herr Hund ihm zutraute, ja, ihn aufforderte, ihm den Rücken frei zu halten? Schön, das gab er zu, in den letzten Jahren hatten sie sich immer besser verstanden, ja, der hatte Rin in das Dorf gebracht, nicht zuletzt, damit die Kleine unter seinem Schutz lebte – immerhin gab es ja auch andere Dörfer in Japan. Gut, ja, er hätte daran denken können. Nun, umso wichtiger, dass er jetzt nicht versagte, dass niemand dem tollen Hund in den Rücken fallen konnte. Konnte ja schließlich nicht solange brauchen, bis der wieder kam. In eine Höhle gehen, einem Toten ein paar Schuppen ausrupfen und wieder ab zu machen, war doch kaum ein Stundenaufwand. Außerdem, wer sollte hier in dieser Bergeinsamkeit schon lauern? Der hätte eine Menge Wartezeit einzuplanen. Überdies hatte Michiko ja auch nichts erwähnt und die schien immerhin überaus interessiert an den Schuppen. Aus Drachenschuppen einen Spiegel zu bauen konnte wohl auch nur einer Feuerhexe einfallen. Als er damals Ryuukossusei getötet hatte, hatte der nicht unbedingt wie ein Spiegel gewirkt. Eher überaus lästig. Deren Feuerseele war auch irgendwie spurlos verschwunden. Hm. So weit oben das hier auch zwischen Vulkanen lag, der Wald war eigentlich ganz schön dicht. Man sah nicht unbedingt sehr weit. Aber zu hören waren auch nur die vertrauten Geräusche eines Waldes, Rauschen, Vögel, hier und da strich ein Vierbeiner durch die Landschaft. Unwillkürlich schnupperte er. Eigenartig, dachte er noch. Wieso war hier überhaupt kein Luftzug, keine Witterung? Da sah er eine junge Frau zwischen den Bäumen, das nahm er zumindest an. Was hatte denn eine menschliche Priesterin hier oben verloren, noch dazu so nahe bei der Feuerhexe? Aber die langen schwarzen Haare, die rot-weiße Kleidung – doch, eindeutig eine menschliche Priesterin, die da durch den Wald schritt und ihr Korb unter dem Arm zeugte davon, dass sie hier Kräuter sammeln wollte. Das kannte er von Kikyou und erst recht von Kagome. Von hinten sah sie beiden eigentlich recht ähnlich. Sahen sich alle Priesterinnen ähnlich? „Auf was wartest du?“ fragte sie ohne sich umzudrehen. „Komm schon mit.“ Mitkommen? Ach ja, er sollte wohl mit nach Hause gehen. Der Halbdämon wollte bereits folgen, fast unwiderstehlich von dem Befehl angezogen, als er den schon erhobenen Fuß wieder senkte. Mitkommen? Wohin denn? War das Kagome oder Kikyou? Wenn er mit Kikyou in die Unterwelt ging, würde Kagome ihn dort mit Sesshoumarus dann nur zu eifriger Hilfe aufsuchen, holen und so etwas von zu Boden knallen lassen…. War das Kagome, ja, dann … dann hätte er auch seinen Bruder im Stich gelassen. Der verließ sich doch darauf, dass er hier wartete und ihm den Rücken frei hielt. Und überhaupt, Kagome wusste doch, dass er wegen Tessaiga … Er holte tief Atem. Eine nette Falle. Unwillkürlich zog er etwas sein Schwert, ließ es aber stecken, da die Erscheinung scheinbar spurlos verschwand. Fast sofort konnte er auch wieder die Gerüche und Laute des normalen Bergwaldes wahrnehmen. Noch eine Hexe hier? Vielleicht sollte er Michiko erzählen, das da jemand in ihrem Einflussgebiet wilderte. Die Feuerhexe schien zwar nett zu sein, aber das musste sich ja nicht auf die Konkurrenz beziehen. Wer auch immer das gewesen war – die war mit Sicherheit auch schon vor einigen Minuten im Umkreis gewesen, hatte aber wohlweislich darauf verzichtet, ihren kleinen Trick bei Sesshoumaru auszuprobieren. Das wäre dann wohl auch der letzte Fehler ihres Lebens gewesen. Er selbst dagegen war dieser Hexe oder sonst wem anscheinend als der leichtere Fall erschienen. Nun gut, da hatte sie sich wohl getäuscht. Eigenartig eigentlich, woher die wusste, wie Kagome oder Kikyou aussahen? Oder täuschte sie jedem vor, das das seine Freundin, Frau wäre? Anscheinend konnte die sich in das Gehirn einklinken. Unwillkürlich rieb er seine Ohren, fuhr allerdings herum, als er eine starke dämonische Ausstrahlung hinter sich spürte, entspannte sich jedoch sofort. „Na, das ging ja schnell.“ „Probleme?“ Sesshoumaru war die verblassende Aura einer Dämonin nicht entgangen. „Keh!“ entfuhr es dem jüngeren Halbbruder. „Wenn du die Hexe oder sonst was meinst, die hier aufkreuzte, nein. Sie lebt auch noch.“ In einigermaßen Umgehung seiner Gedanken erklärte er: „Die meinte, sie könnte mich damit täuschen wie Kagome auszusehen.“ Ach, eine von denen. Wobei Schneefrauen sich in aller Regel nicht so nahe in Gebiete der Feuerhexen wagten. Nun, wenn sie nicht einmal einen Halbdämon täuschen konnte, wohl eine recht junge. Wobei, Inu Yasha zeigte manchmal etwas wie Glück. „Komm.“ „Also hast du ein oder zwei Schuppen?“ Was für eine Frage. Aber, es wäre vielleicht nützlich die Beute aufzuteilen, warum auch immer ihm der ungewohnte Gedanke plötzlich kam. „Hier, eine. Pass gut auf sie auf.“ In ungewohnter Großer-Bruder-Manier fügte er noch hinzu: „Der Drache meinte, sie könne nützlich sein.“ „Äh, ja.“ Inu Yasha ließ sie in seiner Ärmeltasche verschwinden, weniger überrascht darüber, dass der Hundedämon mit einem Toten gesprochen hatte als darüber beteiligt zu werden. Die Frage, wozu eine Schuppe gut wäre würde sich vermutlich momentan kaum beantworten lassen. Vielleicht noch ein Tauschobjekt bei einer anderen Feuerhexe? Nun, erst einmal sehen, ob Michiko in der Lage und Laune war jetzt ihren Spiegel zu aktivieren und Toutousai und den anderen Schmiedeopa zu finden. Wer auch immer verrückt genug war die zu klauen.   Die Feuerhexe nickte beifällig, als sie die beiden Hundebrüder wieder sah, nicht überrascht, dass es schnell gegangen war. Seit ihrem ersten Zusammentreffen war Sesshoumaru vom Welpen zum Mann geworden, genauer sogar zu einem Fürsten – sich dem in den Weg zu stellen war eine ziemlich dämliche Selbstmordart, wenn man nicht selbst in der Liga spielte. Dann gab es bestimmt Chancen. Die hatte man immer. „Ah, gut.“ Sie ließ den Löffel an den Kesselrand sinken. „Dann kommt.“ Sie wandte sich der nur scheinbar steilen Rückwand des Tales zu, die sich unverzüglich vor ihr öffnete und eine runde Höhle freigab, offenkundig Michikos Wohn- und Arbeitszimmer. Im Hintergrund stapelten sich Bücher, Papiere, auf einem Tisch stand eine runde Kugel. In einer Ecke lehnte ein Skelett mit einem sehr eigenartigen Helm drauf, der allerdings sicher bewies, dass der Träger nie ein Mensch gewesen sein konnte. Nette Zimmerdekoration, dachte der Halbdämon zynisch, wandte sich jedoch samt dem älteren Halbbruder nach links, wo die Feuerhexe an ein matt silbern glänzendes Tablett von fast zwei Meter Länge und einem Meter Breite trat. Da sie auffordernd die Hand ausstreckte, ließ Sesshoumaru drei Schuppen hineinfallen. „Oh, drei gleich. Großzügig von dir. Nun gut.“ Michiko schob zwei davon in ihren Ärmel, ehe sie die dritte auf eine anscheinend sorgfältig ausgesuchte Stelle legte und beide Hände hob. Die Schuppe wurde förmlich verschluckt, ehe der ganze Tischspiegel hell aufleuchtete. Hätte sich Inu Yasha besser ausgekannt, hätte er die Umrisse Japans und aller Inseln erkennen können. So ahnte er es nur, denn die Hexe murmelte irgendwelche Zaubersprüche, ohne den Blick von der Platte zu lassen. Ein heller Fleck erschien, der zunächst wild quer über die Landkarte zuckte, hin und her, dann genauer und ruhiger zu suchen schien.   Endlich drehte sich Michiko um. „Tja. Wollt ihr die gute oder die schlechte Neuigkeit?“ „Du kannst sie nicht finden.“ Sesshoumaru klang eisig. An einer Feuerhexe, die mit ihm schon das Lager geteilt hatte, prallte das freilich ab. „In gewisser Weise nein. - Ich kann nur sagen, weder Toutousai noch Yoshiyuki sind an einem Platz, den die Sonne bescheint. Und sie sind an einem Platz, der magisch überaus gut gegen solche Suchen abgesichert ist. Da bleiben nicht viele Orte übrig.“ „Selbst das hier nicht?“ erkundigte sich Inu Yasha etwas verschwommen und erntete ein fröhliches Lächeln der Feuerhexe. „Niedlich und schlau. Ja, das wäre eine Möglichkeit, ebenso eine andere Feuerhexe. Nur ist es so, dass wir untereinander nicht gerade Konkurrenz pflegen. Und dass eine von uns Schmiede einfängt, käme sicher ebenso zur Sprache wie der Grund dazu. Den ich mir überdies nicht vorstellen kann. Dämonische Schmiede, und göttliche, sind unsere wertvollen Kunden. Überdies vermute ich, dass ihr nicht der einzige Abnehmerkreis wärt, der Toutousai früher oder später sucht. Entweder jemand wusste das nicht oder es ist ihm gleich. Was natürlich bedeutete, dass der mindestens ein Dämonenfürst ist. Und überaus magiekundig.“ Das war Sesshoumaru vollkommen gleich, und, wie er annahm, sogar Inu Yasha. „Wo kann man noch suchen?“ „Was ist das denn?“ Diese Frage des Halbdämonen passte in keinster Weise zum Rest der Unterhaltung. Andererseits jedoch klang der so überrascht, dass sich Dämonenfürst und Feuerhexe umdrehten. Inu Yasha deutete auf das Skelett mit dem eigenartig geformten Helm. „Nun,“ sagte Michiko einigermaßen irritiert, aber durchaus bereit Welpen zu helfen, zumal Feuerhexen nie Nachwuchs bekommen konnten. „Ein sehr lästiger Besucher von weit entfernt. Er wollte unbedingt, dass ich ihn verdoppele. Er sagte, er und sein Bruder seien die letzten ihrer Art und nach Japan geflüchtet. Da er nicht nachgab und sehr aufdringlich wurde, übrigens auch in Magie, warf ich ihm einen mächtigen Fluch entgegen, der ihn umbrachte. Leider hatte ich nicht bedacht, dass er dadurch mit der Felswand verschmelzen würde und ich ihn hier hätte, bis er zerfällt. Aber, eigentlich bin ich dir keine Rechenschaft über mein Mobiliar schuldig, oder?“ Das klang etwas schärfer. Inu Yasha rieb unwillkürlich etwas verlegen die Ohren und suchte instinktiv Hilfe beim großen Bruder. „Schon, aber guck dir das doch an. Das hier sieht doch aus wie ein Schnabel, diese Helmmaske, und der Rest mehr wie Menschen. Ich meine, das waren doch so Typen, die Toutousai umlegte.“ „Das kann kaum sein.“ Aber Michiko war beruhigt, dass die Unhöflichkeit wohl auf die Spontanität eines Fast-Welpen zurück zu führen sei. „Er sagte, er und sein Bruder sind die letzten ihrer Art. Wie viele habt ihr denn bei eurem Schmied gesehen?“ „Na, fünf bestimmt, also, tot. Die Anderen haben ihn vermutlich mitgenommen. Naja, dann kann das ja keiner von denen sein.“ Und er hatte sich schon gefreut mal nützlich zu sein. „Außer, der Bruder traf jemanden, der ihn verdoppelte.“ Sesshoumaru blickte zu der Hexe, ohne zu verraten, dass er sich etwas wunderte. Inu Yasha und auch noch praktikable Ideen? Ohne, dass Myouga oder Kagome in der Gegend waren? Oder etwa genau deswegen? Lernte der etwa von ihm mehr als von denen? Irgendwie eine grässliche Vorstellung. „Wer käme in Betracht?“ „Keine Feuerhexe. Wir arbeiten nicht mit derart dunkler Magie, sicher nicht. Das macht doch niemand, der bei Verstand ist und …“ Michiko erstarrte förmlich. Selbst die Flammen im Haar und an ihrem Kleid schienen das Flackern einzustellen. „Dunkle Magie, Verdoppelung, keine Magie unter der Sonne … Ach du je.“ Normalerweise würde man sich nach dem Namen erkundigten, der ältere Halbbruder kürzte ab: „Wo?“ Kalt wie Eis, diese Hunde – und genau so süß. Allerdings auch weitaus gefährlicher. „Ich würde auf eine der uralten Drachenfestungen tippen. Davon gibt es allerdings nicht mehr sehr viele. Aber deren Magie hatte es in sich. Ich suche danach, vielleicht ergibt sich ein Hinweis,“ Michiko klang tatsächlich besorgt, während sie an ihren Spiegel trat und erneut einige Handbewegungen machte. „Diese Festungen legten hauptsächlich die Sonnendrachen an um sich gegen die Erddrachen zu schützen, letztendlich vergeblich. Es gibt nur wenige. Und ich vermute, die sind eigentlich von den Erddrachen zerstört worden.“ Sie wusste viel und gab die Informationen wohl um der alten Zeiten willen freiwillig heraus. Er sollte nachhaken. „Der tote Sonnendrache empfahl, wir sollten eine seiner Schuppen mitnehmen. Was weiß er?“ „Hm. Die Augen der Toten sehen weit, wenn sie derartige magische Wesen waren und sind.“ Michiko musterte ihren Spiegel. „Er scheint dich gemocht zu haben. - Also, suchen wir nach Spuren der Sonnendrachenfestungen. Hm. Auf jeden Fall hat euer unbekannter Schmiededieb eine ganz schöne Menge Magie, wenn er sich in eine dieser Festungen schmuggeln konnte und dort lebt. Hinzu, wenn er Greife verdoppeln, vervielfältigen konnte. Das wird sicher schwer für euch. Nicht unmöglich, natürlich, aber schwer. Nein, da ist nichts mehr, die ist zerstört. Es bleibt eigentlich nur noch eine. In den Schwefelbergen, ja. Dort lebt eine Feuerhexe, die sie hütet, namens Mine, eine alte Hexe. Und, mir fällt ein, dass ich von ihr seit zwei Jahren keinerlei Informationen bekommen habe. Nun, es ist nicht so, dass wir uns regelmäßig auf einen Tee treffen, aber wir Feuerhexen sind doch miteinander verbunden, schon durch unsere Vulkane, und kommunizieren so. Mine, ja. Sie ist weg, Yoshiyuki, Toutousai. Ja. Geht zu den Schwefelbergen. Und hütet die Schuppe des Sonnendrachen gut. Sie wird euch bei der alten Festung sicher mehr als nützlich sein.“ „Äh, und wo sind die Schwefelberge?“ erkundigte sich Inu Yasha zur gewissen Erleichterung seines älteren Bruders, da der so seine Unwissenheit nicht zur Schau stellen musste. Die Hausherrin überlegte nur kurz. „Von hier aus nach Süden, zum Gebirge Ou, dann nach Akita. Dort, am Vulkan Akita-Komagatake lebt die Feuerhexe Akina. Ihr sagt ihr, dass ihr von mir geschickt wurdet und zu Mine sollt. Sie wird kaum fragen, eher bei mir. Von dort aus wird sie euch zu den Schwefelbergen schicken, weiter im Westen. Wenn ich mich so recht entsinne, Sesshoumaru, gehören die zu den Ländern, die einst euer Vater kontrollierte.“ Und die jetzt er kontrollieren sollte, aber sie war schlau genug das zu verschweigen, dachte der Hundefürst ingrimmig. Oder überlebenstüchtig. Wie ungemein peinlich, dass er das vergessen hatte. Ja, da gab es diese dämlichen Inseln in der Mitte des Irgendwo. Natürlich, schon für die Himmelsdrachen ein guter Ort sich zu verstecken, umso mehr für jemanden, der offenbar sehr von sich eingenommen war, aber anscheinend noch Zeit für was auch immer benötigte – und einen Schmied. Inu Yasha hatte eine ähnliche Schlussfolgerung gezogen, aber eben nur ähnlich. „Oh, toll, dann brauchen wir doch diese Akina gar nicht fragen, sondern du kennst den direkten Weg.“ Sollte er oder …. Zähneknirschend erkannte Sesshoumaru, dass die Feuerhexe kurz vor einem Ausbruch stand, Leider an Gelächter. Und er konnte sie nicht einmal tadeln, geschweige denn ärgeres, wollte er sich nicht lebendig von glutflüssigem Gestein einmauern lassen. Aber dieser Narr war fällig. Allerdings kannte der jüngere Halbbruder durchaus die Anzeichen und machte einen weiten Satz neben Michiko. „Äh, das hier ist doch eine Landkarte von ganz Japan?“ Die Hexe akzeptierte durchaus den raffinierten Schachzug und deutete auf ihren Spiegel. „Ja. Hier sind wir jetzt. Und dort liegt eine der alten Festungen, und, natürlich, die Schwefelberge. Sie sind eigentlich die höchsten Vulkane Japans, aber die Menschen kennen sie nicht. Nun ja, die höchsten, weil sie ja eigentlich vom Meeresgrund aufragen. Was übrigens ein Problem darstellen könnte, wenn ihr dorthin wollt. Die Wasserdrachen werden euch kaum bei der Reise dorthin helfen und ich meine mich zu erinnern, dass die Luft um diese Inseln auch schlecht zum Fliegen ist. Ich selbst war natürlich nie dort.“ „Du kennst dich gut aus,“ meinte der Halbdämon in ehrlicher Anerkennung. „Oh, danke, mein kleiner Hund. - Weißt du, wie ich schon erwähnte, Feuerhexen können miteinander über ihre Feuerberge reden. Und das tun wir oft und gerne. Immerhin kommen wir ja nicht von dem Ort weg, an dem wir Wache halten.“ Sie redete auch viel zu viel, dachte der Hundedämon prompt. Diese Inseln, ja, er entsann sich langsam. Natürlich war er dort nie gewesen, aber wenn das etwa bedeutete, dass er zu seiner Mutter musste ... nein, danke. Noch dazu mit Inu Yasha als Dreingabe? Sie würde ihn diesmal nicht nur vorübergehend in die Hölle schicken. Zu allem Überfluss war Michikos Bemerkung leider zutreffend – man kam nicht fliegend über das Wasser, die Wasserdrachen würden eher sonst etwas tun als einem Dämon zu helfen … Es musste eine Lösung geben. Dazu sollte er jedoch einmal ruhig nachdenken. Während sie in den Westen wanderten, hätte er dafür ja Zeit. Und dafür, sich gedanklich ein Buch zuzulegen, welche Todesarten er diesem Entführer zumuten konnte. Einhunderundteine sollten es werden, zumal, falls der wirklich ein Dämonenfürst war. Die hielten schon was aus. „Gehen wir.“ „Äh, ja, klar.“ Inu Yasha war zwar ein wenig überrascht, dass da nicht noch etwas Handfestes kam, vermutete jedoch, dass zum Einen der Herr Hundedämon ebenso erpicht darauf war, diese Reise möglichst kurz zu halten wie er selbst, zum Anderen auch schnellstmöglich wieder richtigen Zugriff auf seine Schwerter haben wollte. „Also, danke, Michiko, war nett dich kennen gelernt zu haben,“ warf er in gewisser Erinnerung an seine Ehefrau noch in den Raum, ehe er sich eilig seinem großen Bruder anschloss. Michiko lächelte etwas angenehm berührt. Der Kleine war ja wirklich niedlich. Und so etwas wurde ausgerechnet von Sesshoumaru nach dem Tod seines Vaters erzogen? Sie hätte dem damals doch noch recht jungen Hund nie solch ein Verantwortungsbewusstsein zugetraut. Hexe konnte sich eben auch einmal irren. Ob sie Akina von dem Besuch in Kenntnis setzen sollte? Lieber nicht. Nachher fiel dem derzeitigen Herrn der westlichen Länder doch noch eine Lösung des Reiseproblems ein und sie mischte sich nur sinnlos in seine Angelegenheiten, nichts, was ein Dämonenfürst schätzte. Dieser Inu Yasha war ein ganz anderer Typ. Ob sie den mal wieder einladen sollte? Natürlich unter einem sinnvollen Vorwand? Er konnte bestimmt noch viel über Frauen im Allgemeinen und Feuerhexen im Besonderen lernen.   Kapitel 6: Die Katze lässt das Mausen nicht ------------------------------------------- Als sich vollkommene Stille und Leere über den Thronsaal der einstigen Festung der Himmelsdrachen gelegt hatten, ließ der nunmehrige Herr seinen Schutzschirm sinken. Dahinter zeigte sich eine gigantische, schwarze Katze, die sich erst genüsslich räkelte, ehe sie den Schritt hinunter machte. Das Flirren einer großen Menge dämonischer Energie bewies, dass es sich hier um einen recht mächtigen Dämonenfürsten handeln musste, ehe dieser seine kleinere, menschlichere Form angenommen hatte. Nur noch die grünen, leicht geschlitzten Augen verrieten, dass der Mann, den ein Mensch für um die Dreißig geschätzt hätte, eigentlich eine Katze war. Nun zeigte sich weißes Haar mit rötlichen Strähnen darin. Der Brustpanzer war dunkelrot, die Hose schwarz. Allerdings schienen aus beiden Schultern dichte Boas zu wachsen, die den Boden erreichten. Unwillkürlich ließ er sie sich aufheben und miteinander verknoten. Seit dem Auszug der Himmelsdrachen hier vor so langer Zeit hatte niemand mehr sich um die Sauberkeit des Bodens gekümmert, und er achtete stets auf sich. Er wandte sich um und musterte noch einmal die Halle. Nun ja, es war ein gigantisches und sicheres Versteck, zumindest solange, wie er noch benötigen würde um Bescheid zu wissen, was aus seinem armen, kleinen Bruder geworden war, und sich auch diese Schwerter der Weltherrschaft zuzulegen. Damit wäre er in der Tat vollständig unbesiegbar. Zuerst Japan, dann das Festland, dann die ganze Welt. Eigentlich wohnte er ja auch auf dem Festland. Japan war ihm zu klein, ungenügend für seine Ansprüche, aber ebenso hatte er natürlich nichts dagegen gehabt, als sich Shishinki hier ein gewisse Macht sichern wollte. Zu dessen Unglück war der auf einen Hundedämon gestoßen, der schlau genug gewesen war, nicht nur den Pfad der Dunkelheit vermeiden zu können, sondern den stehlen zu können. Das hatte den armen kleinen Bruder fast das Leben gekostet. Immerhin war es dem noch gelungen eine Nachricht an ihn zu schicken und sich selbst in einer Blase zu versiegeln. Was war er erschrocken, als er ihn endlich gefunden hatte. Das halbe Gesicht, ja, der halbe Kopf, fehlte. Nur mit Hilfe einer metallenen Maske hatte Shishinki wieder einigermaßen manierlich aussehen können. Nun, er selbst hatte dafür gesorgt, dass dessen Regeneration rascher ablief. Dieser hatte ihm zum ersten Mal von dem Herrn der Hunde berichtet und dem Höllenschwert. Nebenbei hatten sie dann herausgefunden, dass der Kerl sich ein Schwert namens Tessaiga hatte schmieden lassen, das den Pfad der Dunkelheit nun beherrschte. Da er sich selbst nicht sonderlich für Japan interessiert hatte, war er nach Hause zurückgekehrt, zumal ihm Shishinki versichert hatte, er wolle sich an dieser Töle rächen und er ihm das auch geglaubt hatte. Sein kleiner Bruder war ein mächtiger Dämonenfürst, stark in seiner Energie und er verfügte mit dem Pfad der Dunkelheit, den er fast nach Belieben schleudern konnte, über eine fast unbesiegbare Waffe. Irgendwann hatte ihn ein Bote mit einem Brief erreicht, dass der Herr der Hunde nun zwei Schwerter aus Tessaiga hatte machen lassen, warum auch immer. Und, dass dieser wohl tot sei, sich Shishinki aber an seinen Söhnen rächen wollte. Das war das Letzte gewesen, das er je von ihm gehört hatte.   Hm. zwei Schwerter – zwei Söhne, offenkundig. Als er doch nach Japan zurückgekehrt war um seinen kleinen Bruder zu finden, hatte er ihn trotz intensiver Suche und Nachfrage nicht mehr gefunden, ja, niemand schien je von ihm gehört zu haben. Und er hatte sehr gründlich nachgefragt. Dafür hatte er erfahren, dass der Hundefürst wirklich tot war und So´unga in der Hölle sei, entweder durch ihn oder seine Söhne. Nun gut. Leider hatte er angenommen, dass der Schmied, der diese Schwerter behandelt hatte, auch der Älteste sein müsste, und sich zuerst Yoshiyukis angenommen. Das war zwar ein gewisser Zeitverlust gewesen, aber nun verfügte er über magisches Erz und den Namen des eigentlichen Herstellers der beiden Schwerter, Toutousai schien recht verängstigt und kooperativ zu sein. Aber auch der war alt und mochte manches übersehen. Er sollte aufpassen.   Zu seinem unglaublichen Glück waren noch auf dem Festland zwei Brüder aus weit entfernten Regionen zu ihm gekommen, Radj und Ridj, die sich von ihm die Rettung ihres Volkes der Greifen erhofften. Er hatte unverzüglich die Lösung einiger Probleme gesehen und sie mit dem Versprechen mitgenommen sich hier in Japan um sie zu kümmern. Gegen gewisse Dienste, verstand sich. Leider war Ridj spurlos verschwunden und selbst sein Bruder hatte ihn nicht mehr finden können. Dem musste ein Unglück zugestoßen sein, denn auch, wenn der Katzenfürst von der Intelligenz der Greifen deutlich weniger hielt als von ihrer Kampfkraft, so vermutete er nicht im Mindesten, dass Ridj sich hilfesuchend an das nächstbeste magische Wesen gewandt hatte, das er finden konnte, um ihn zu verdoppeln. Solch bodenloser Leichtsinn überstieg seine Vorstellungskraft. Nun gut. Er hatte Toutousai hier, der zwar sagte, dass er die Zähne der Söhne benötigte, aber das war eigentlich nicht der Fall. Tessaiga und Tenseiga waren mal ein Schwert gewesen und Toutousai hatte es geschmiedet. So sollte der die Beiden ohne Probleme wieder vereinen können – und er selbst besäße schon einmal zwei Schwerter der Weltherrschaft. Dazu noch das Teil von So´unga, das er vor scheinbar ewigen Zeiten aus der Unterwelt … entfernt hatte. Nun gut. Waren die Söhne des toten Hundefürsten hier, konnte er nicht nur über ihre Schwerter verfügen, sondern auch über ihre Zähne, sollte Toutousai sie für das Höllenschwert doch noch benötigen. Danach würden sie sterben. Langsam, wenn es nach ihm ging. Der Älteste musste ja der Erbe sein, verfügte also nicht nur sicher über Tessaiga als die mächtigere Klinge, sondern war auch Fürst. Möglicherweise. Nachdem, was dieser alte Schmied behauptet hatte, waren die Söhne ja ein Halbstarker und ein Baby. Das konnte einfach werden die zu fassen. Er drehte sich um, als er spürte, dass sich ein Greif hinter ihm niederkniete. „Ah, Radj.“ „Eure Befehle?“ „Ich benötige wieder vier deiner Schwungfedern. Die nächste Nacht ist Vollmond.“ Und er würde erneut zwanzig Greife in seinem Kessel erschaffen können. Mehr war trotz all seiner Energie und Zauberkunst nicht möglich. Ohne ein Wort griff Radj nach seinem Flügel. Wie dankbar er seinem Fürsten war. Es gab nun schon wieder sechzig Greife. Sicher, einige waren im Kampf gegen diesen Schmied gefallen, aber das war eine Ehre. Greife waren zum Kampf geboren. Umso mehr verwunderte es ihn, dass er keine Spur von seinem Bruder hatte finden können. Der Herr hatte tatsächlich gemeint, das sei eigen, er könne ihn auch nicht aufspüren. So hatten sie vermutet, der Arme sei bei dem Versuch noch eine der alten Drachenfestungen aufzutreiben und für den Fürsten zu erobern, irgendwo unter der Erde in einer der Zauberfallen umgekommen. „Des Weiteren. Geht und sucht, wo sich die Söhne des verstorbenen Herrn der Hunde aufhalten.“ „Töten?“ „Nein. Nur beobachten, einstweilen. Ich brauche sie lebendig. Wo leben sie, wie stark sind sie. - Hat Toutousai irgendetwas Verdächtiges gesagt?“ „Nein.“ „Nicht einmal sich gefragt, ob er dann wirklich gehen darf?“ „Oh, das meint Ihr. Ja, doch, er tröstete Yoshi damit, dass Ihr sie beide benötigen würdet, um das neue Schwert funktionstüchtig zu lassen und darum nicht auf sie verzichten könnt, mächtiger Shinishin.“ Der Katzenfürst lächelte fast versonnen. „So funktioniert unser unauffindbares Abhörsystem, wie wunderbar. Sobald ich die neuen Greife erschaffen habe, setze einen davon daran, die Schmiede permanent zu überwachen. Ich wünsche keine Überraschungen.“ Radj nickte. Eine der Eigenheiten dieser mehrfachen Verdoppelung seinerseits durch den Herrn war es, dass alle nunmehr existierenden Greife sein Gehirn und seinen Verstand besaßen. Gleich, was sie sahen oder taten, er bekam es mit. Das erforderte zwar mit der wachsenden Zahl auch wachsende Konzentration, aber er war ja nicht irgendwer, sondern ein Greifenprinz und dazu durchaus in der Lage. Überdies verging ja immer die Zeit bis zum folgenden Vollmond, so dass er sich langsam anpassen konnte. „Geh.“ Da der Greif unverzüglich gehorchte, wandte sich Shinishin mit den vier Schwungfedern in der Hand dem Ausgang zu. Der Zauberkessel musste noch gefüllt werden, das würden die Greife nebenbei erledigen können, aber er selbst hatte noch so einiges zu tun. Derartige Magie schuf sich schließlich nicht von allein und er sollte sich konzentrieren. Es war sowieso überaus vorausschauend gewesen diesem alten Narren den Kessel abzunehmen. Der hatte behauptet, aus lauter Dämonen könnte man darin einen sehr viel mächtigeren schaffen, zumindest habe er das bei einem Pavian einst mitbekommen, aber der sei tot. Nun, wer tot war, war eben nicht mächtig genug, nicht wahr? Und der Alte auch hatte mit nicht ganz unwesentlicher Hilfe des Pfades der Dunkelheit diese Welt verlassen. Niemand kannte folglich mehr das Geheimnis des Zauberkessels bis auf ihn – zugegeben auch Radj. Aber, besaß er erst einmal das mächtigste aller Schwerter, würde er sich auch locker der greifen entledigen können. Nie Mitwisser zu haben, damit war er stets gut gefahren. Bis auf seinen kleinen Bruder, ja. Was nur aus dem armen Shishinki geworden war?   Sesshoumaru schritt durch den Wald, Bislang waren sie eher flotter gelaufen, wobei er natürlich in fast Kilometer langen Sprüngen fast geflogen war, während sich das Halbblut zu seinen Füßen auf der Erde abmühen durfte, aber er gab zu, dass Inu Yasha stark und schnell genug war ihm trotz kleinlicher Hindernisse wie Bambuswälder oder Bachschluchten folgen zu können. Der atmete nicht einmal schwerer. Ja, gut. Das war auch Vaters Sohn, wenn auch der mindere, der jüngere, der, wozu es leugnen, der dümmere. Er wusste, dass sie sich hier bereits im Westen befanden, wie man es abkürzte, oder eher dem westlichen Territorium, das Vater einst kontrolliert hatte und nun zu einem gut Teil Mutter. Naja, gab er zähneknirschend zu, noch eigentlicher sollte er er hier herumspazieren und irgendwelche Trottel beschützen, die dazu nicht selbst in der Lage waren. Als ob nicht jeder für sich selbst verantwortlich wäre und das leuchtende Beispiel dafür, dass das selbst ein Wesen schaffte, das nicht einmal einer Art angehörte, lief je gerade neben ihm. Seltsam eigentlich. Warum machte ihm das nichts mehr aus? Wohl, weil Inu Yasha trotz all seiner angeborenen und sonstigen Mängel ein starker Kampfpartner war – dazu loyal zu ihm. Loyalität war eine zu recht sehr geschätzte Eigenheit und er sah dafür über vieles hinweg, siehe Jaken. Allerdings lagen zwischen Jaken und Inu Yasha ungefähr die gesamten japanischen Inseln, was deren Brauchbarkeit im Kampf anging, allerdings auch deren Starrsinn und Gabe für plötzliche Ideen. War er schon bei Jaken überzeugt, dass der auf allen und jeden Gedanken kommen würde um sich bei ihm liebe Kröte zu machen, so war er ebenso überzeugt, dass Inu Yashas Gabe für Einfälle nichts mit ihm zu tun hatte, schon gar nicht mit der Bettelei um Zuneigung. Das besaß der einfach, wohl eine menschliche Schwäche, die allerdings, unwillkürlich kratzte er sich an seinem linken Oberarm, in einem ersten Kampf für Gegner überraschend und damit tödlich war. Tödlich! Er durfte gar nicht daran denken, wie sein schönes Bakusaiga verhunzt worden war, durch diesen törichten Hilferuf eines senilen Schmiedes, ausgelöst durch die Entführung durch den vermutlich todessehnsüchtigsten Dämonenfürsten aller Zeiten. Nun, er konnte ihm gerne dabei behilflich sein, zumal, wenn Toutousai noch lebte und seine Schwerter – und Tessaiga – wieder in Ordnung bringen konnte. Wenn er diesen Kerl in die Klauen bekam würde er zunächst einmal alle einundvierzig von ihm bislang gesammelten Todesarten ausprobieren. Einhundertundeins für sein Mordvademecum sollten es schon werden. Hm. Nummer zweiundvierzig ….   Inu Yasha bemerkte durchaus, dass sein Halbbruder in Gedanken war, vermutete allerdings, dass der ebenso an Michiko dachte, wie er an Kagome. Der Ausflug schien länger zu dauern als geplant, aber, wenn ihre Schwerter wieder in Ordnung kommen sollten, war Toutousai eben wichtig. Komisch, eigentlich, wie sehr man den Schmiedeopa vermisste, wenn der mal nicht da war und man ihn wirklich brauchte. Allerdings hatte der Trottel das ja auch anscheinend durch diesen fehlgeschlagenen Hilferuf ausgelöst. Wie konnte man die Notklingel drücken und dann die Helfer entwaffnen? Allerdings wäre sonst Sesshoumaru wohl auch nie zu dieser Reise bereit gewesen, naja, er selbst wohl auch nicht so ganz. Und noch überhaupter – nur sie zwei hatten doch eine Chance den alten Zausel samt ebenso geklautem Kumpel da wieder herauszuholen. Trotz allem, was seine Freunde und Kagome vermochten – sie waren Menschen. Und mit Drachen und deren Magie … nun ja. Es war ja nicht so, dass er der große Zauberer gewesen wäre, aber er hielt diesbezüglich schon so einiges von den Fähigkeiten des Herrn Hundedämons. Immerhin konnte der einfach mit einem Fingerschnippen Seelen aus dem Jenseits holen und hatte mit Bannkreisen in aller Regel auch herzlich wenig Probleme. Höchstens dann der Narr, der versucht hatte dem damit Schwierigkeiten zu bereiten. Nur, was war das? Sie gingen hier schon eine ganze Weile durch einen Bergwald, immer hinauf, in der Hoffnung, das hier sei schon mal die Chance einen Ausblick auf Vulkane oder auch das westliche Meer zu bekommen und endlich ihr Ziel zu sehen, aber ...Ja, aber. Er konnte es nicht benennen, es lief ihm nur irgendwie etwas die Wirbelsäule hinunter. Er konnte es nicht wissen, aber es war ein uralter, sehr menschlicher Instinkt – das Bewusstsein angesehen zu werden, zur Beute geworden zu sein. Er blieb stehen, die Hand unwillkürlich am Schwert und drehte sich um. Nur der Wald war zu sehen, wenig Unterholz, Oben krächzten eine Vögel, entfernt riefen Affen. Doch, irgendetwas stimmte hier nicht. Sesshoumaru bemerkte die gewisse Alarmbereitschaft und blieb stehen. „Müde?“ Soweit käme es noch, dass dem Halbblut etwas auffiel, das ihm entgangen war. Und er konnte nichts Verdächtiges hören, nichts wittern. Selbst der nächste Vulkan war eine Tagesreise entfernt. Keine dämonische Energie. Also, was hatte dieser Narr? „Keh!“ war der Kommentar des jüngeren Halbbruders, wenngleich leise. Natürlich war er nicht bereit eine Halluzination zuzugeben, zumal das Gefühl belauert zu werden immer intensiver wurde. „Da ist wer, du Riesenhundeidiot!“ Der Hundefürst kannte seinen kleinen Bruder doch gut genug, um zu wissen,dass der sich eher die Zunge herausreißen würde als sich ihm gegenüber einen Fehler zu leisten. So drehte er sich suchend um die eigene Achse.     Im nächsten Moment schlug die Falle zu. Wo eben noch moosgrüner Untergrund sich unter hohen Nadelbäumen gebreitet hatte, befand sich plötzlich trockene Erde. Und die Bäume um sie veränderten sich ebenfalls. Noch ehe sie ihre Schwerter ziehen konnten oder auch nur ganz verstanden, wurden sie jeweils von rücklings gepackt und an Bäume gezogen, Arme und Beine ausgebreitet daran gefesselt, etwas schlang sich um die Kehlen. Am jeweils Anderen, der ihnen gegenüberstand, konnten sie erkennen, dass sie beide an einem weißen, anscheinend verdorrten Baum hingen, dessen Äste sich allerdings nur wie Schlangen und ungemein fest um sie gelegt hatten. Beide spürten, wie diese seltsamen Wesen, denn das waren sicher keine Pflanzen, begannen, ihnen ihre Dämonenenergie auszusaugen. „Guten Appetit,“ sagte Inu Yasha spöttisch, soweit ihm der Ast um die Kehle Luft ließ. Das konnte lustig werden – für diese Baumgeister oder was auch immer das war. Wenn er selbst keine Energie mehr hatte, wurde er zu einem Menschen – und damit würde er doch bestimmt der Falle entkommen. Und dass es irgendwer schaffen sollte Sesshoumaru auszusaugen, naja, dem Baum würde wohl eher schlecht werden, ehe der alle war. Sekunde mal. „He, Bruderherz, hattest du mal nicht so was Praktisches in deiner rechte Pfote?“ Wie redete der denn mit ihm? Und überhaupt, in solch eine dämliche Falle dieser Vampirbäume gegangen zu sein ….nein Sesshoumaru spürte, wie gewisser Zorn in ihm hoch kroch, noch ehe er begriff, dass Inu Yasha ihn möglichst unauffällig auf etwas aufmerksam machen wollte. Ja, seine Giftklaue. Giftige Säure war doch wohl etwas, das auch dieser Baum nicht so sonderlich vertrug. Natürlich wäre er selbst auf die Idee gekommen, aber es wäre ja wohl sinnlos einen guten Einfall – Inu Yasha und guter Einfall in einem Satz? - abzuweisen. Überdies benötigte er dazu auch eine gewisse Energie. Was auch dazu führte – das hier war der Westen, das Gebiet seiner Eltern und nun streng genommen seines. Wie konnte sich dieses jämmerliche Geschöpf erdreisten ….?? Seine gefesselte Rechte wurde an den Baumstamm gedrückt und begann grünlich zu leuchten. Na also, dachte der kleine Bruder zufrieden, hatte er doch eine gute Idee gehabt, zumal als er sah, wie grünliche Säure sich in den nur scheinbar toten, weißen, Stamm fraß, Tropfen auf die Wurzeln fielen. Grünlicher Dampf stieg auf. Nur Sekundenbruchteile später ertönte ein schriller Schrei, der in den empfindlichen Ohren der Hundebrüder fast schmerzhaft klang, dann wurde Sesshoumaru freigegeben. Fast unverzüglich auch Inu Yasha, der zu „seinem“ Baum herumfuhr. Etwas waberte dort, verriet selbst ihm einen Bannkreis, den er ohne das rote Tessaiga allerdings sicher nicht zerstören konnte. Das war auch nicht notwendig, denn die Baumgeister zeigten sich mehr oder weniger freiwillig.   Zwei Frauen mit langen, grünen Haaren, grünen weitem Gewand. Sie waren wohl Schwestern oder Mutter und Tochter, denn obwohl ihre Haut an allen sichtbaren Stellen borkig und braun war, sahen sie sich ähnlich. Die Ältere der Beiden, die neben Sesshoumaru stand, warf sich eilig auf die Knie und die zweite vor dem Halbdämon, der darüber ein wenig irritiert zu seinem großen Bruder blickte. Die Erklärung erfolgte jedoch prompt, wenngleich mit der Stirn auf der Erde hektisch in diese gemurmelt. „Sesshoumaru-sama, vergebt Euren unwürdigen Untertanen, ich flehe Euch an. Wir haben Euch nicht erkannt. Es muss schon lange her sein, dass Ihr diese Gegend mit Eurer mächtigen Gegenwart beehrtet.“ Ach herrje, dachte Inu Yasha. So gingen etwa alle Leute mit dem um? Kein Wunder, dass der über ein gewisses Selbstbewusstsein verfügte. Ja, und, was sollte er jetzt etwa zu der Jüngeren sagen, die sich ebenso unterwürfig vor ihn gekniet hatte? Das sollte schon der werte Herr Fürst machen. Woher sollte er denn wissen, was man da sagte – und sich nachher nur Spott einhandeln? Besagter Hundefürst erkannte eine Chance. „Die verlassene Drachenfestung auf den Nebelinseln.“ Mit ein bisschen Glück würde ihm diese Begegnung ein Treffen mit der nächsten Feuerhexe ersparen. „Ja, Sesshoumaru-sama. Natürlich ist es Euch nicht entgangen. Ich weiß nur wenig. Diese Greife kommen von dort.“ „Greife.“ Wollte sie ihn auf den Arm nehmen? „Sie nennen sich so. Krieger, die fliegen können, viele. Vögel.“ Vögel. Wie bei Toutousai und dieser Kerl in Michikos Wohnzimmer. „Wer kommandiert sie?“ „Ich weiß es nicht. Akina, die Feuerhexe von Akita ist allerdings besorgt. Sie sagt, es rühre sich etwas im Untergrund. Und das kann ja nur in dieser Drachenfestung sein. Sie liegt unter den Bergen.“ „Gibt es eine Möglichkeit ohne Aufsehen zu den Nebelinseln zu gelangen? Ohne die Wasserdrachen.“ Die ältere Frau hätte um ein Haar gesagt. Ja, wenn Ihr das nicht wisst, aber sie kannte den Ruf Sesshoumarus und es war nicht notwendig den weiter zu verärgern. Schon, dass er sie reden ließ, ja, befragte, war eine großzügige Verlängerung ihres abgelaufenen Lebens. Kein Fürst, umso weniger er, schätzte eine Attacke. Der Andere war jünger. Sohn oder Bruder? Oh ja, Halbbruder, das mochte sein. Das war ja ein Halbblut. Gleich, sie sollte schleunigst antworten, wollte sie nicht erneut mit dem ätzenden Gift in Kontakt kommen. „Ich weiß nur, dass es angeblich einen Weg unter dem Meer gibt, aber natürlich verlasse ich unseren Wald nie. Genaueres könnt Ihr jedoch sicher im Dorf der Kawataro erfahren, das den Nebelinseln gegenüber liegt.“ Sollte sie wenigstens um das Leben ihrer Tochter bitten? Denn selbst um Gnade zu flehen hatte keinen Sinn. Sesshoumaru tat, was er wollte – und sie hatte ihn verärgert. Inu Yasha wurde es langweilig den Rücken einer Baumfrau zu betrachten. „Du weißt doch, wo das Dorf ist?“ erkundigte er sich hoffnungsvoll mit einem Seitenblick. Da er eine mehr als mörderische Antwort erhielt, ergänzte er eilig: „Verehrter großer Bruder?“ Das sollte das zumindest vor diesen Hexen doch ausbügeln. Tatsächlich war Sesshoumaru so irritiert über die ungewohnte Anrede, empört, dafür Zeugen zu haben, dass er quasi herumkommandiert wurde, kurz, er hatte solche Lust mit diesem ignoranten, kleinen Bruder eine Prügelei zu beginnen, dass er nur sagte: „Geht.“ Da sich das Mutter und Tochter nicht zwei Mal sagen ließen und mehr oder weniger spurlos in dem lichten Wald verschwanden, wandte er sich um. „Inu Yasha!“ Das klang eisig. „Das hier ist das Gebiet in dem ich aufgewachsen bin. Keine Kommentare.“ „Reg dich ab. Wir haben es doch eilig, oder?“ Kapitel 7: Seines Glückes Schmied --------------------------------- Sesshoumaru atmete einmal tief durch. Ja, der verflixte Bastard hatte recht. Sie hatten es eilig. Was war nur mit ihm los? Erst lief er in eine Falle, die er meilenweit hätte spüren müssen, dann musste er auch noch zähneknirschend zugeben, dass er die beiden todgeweihten Baumvampire hatte laufen lassen – und zu allem Überfluss musste er zumindest sich selbst eingestehen, dass er Inu Yasha in den letzten zehn Minuten zwei Mal recht gegeben hatte, hatte müssen! War es möglich, dass dieser Bannfluch auf seinen Schwertern begann sich auch auf ihn selbst auszuwirken? Seinen Geisteszustand? Negativ? Und, welch wahnsinnige Schlussfolgerung – auch auf den Halbdämon? Was würde der denn noch alles Geniales fabrizieren, wenn das so weiter ging? Ja, welche auch nur möglichen Schwächen er selbst zeigen? Er musste sich zusammen nehmen, ehe noch sein Ruf litt. Und dazu gehörte ganz sicher nicht dem Halbbruder zu sagen, dass er recht hatte. „Gehen wir.“ Oh, wunderbar. Inu Yasha war zufrieden, dass er anscheinend recht hatte und folgte eilig um neben dem großen Bruder zu bleiben. Erst nach einigen Minuten meinte er: „Auch, wenn du jetzt wieder sagst ich sei dämlich – was ist das Dorf dieser Kawataro?“ Myouga! Dieser erbärmliche, pflichtvergessene Flohgeist! Hatte der etwa geglaubt, ER!, der Erbe des Westens, einer der mächtigsten Dämonen, die je gelebt hatten, würde es übernehmen eine Missgeburt, für die leider der verehrte Vater verantwortlich zeichnete, auszubilden? Wenn er diesen vierarmigen Trottel je wieder zwischen die Klauen bekäme …. Leider half das nichts in der augenblicklichen Situation. Wer konnte schon sagen, was das Halbblut in dem Dorf anrichten würde, wüsste der nicht, mit wem er es zu tun bekam? Jedenfalls würde der etwas machen, auf das kein vernünftiger Dämon je käme „Wassergeister.“ „Wassergeister? Äh, die haben ein Dorf? An Land?“ Myouga sollte ihm auf Knien danken, wenn er ihm nur den Kopf abschlug! „Sie heißen in jeder Gegend anders. Kappa, Kawataro. Es gibt verschiedene Arten.“ Erfreut darüber eine echte Erklärung zu bekommen, erkundigte sich der Jüngere: „Also, so ähnlich wie Jaken?“ „So ähnlich,“ erwiderte der geplagte große Bruder, um in Gedanken sein Mordvademecum um einen Anhang für Flohgeister zu erweitern. „Ah, da weiß ich was, da hat Kaede mal im Unterricht Kagome und Rin was erzählt.“ Im Unterricht? Und da war dieser … nun ja, Vaters Sohn, anscheinend freiwillig anwesend gewesen? Oder war das etwa dieser Möchtegern-Priesterin zu verdanken, die tatsächlich glaubte, sich als seine Schwägerin bezeichnen zu dürfen? Nun, gleich. Es ging darum zu diesem Dorf zu gelangen, natürlich nicht überhastet, sondern würdevoll, wie es einem Fürsten geziemte, ehe noch dieses Gelichter an Wassergeistern sich amüsierte. Es würde arg genug werden, wenn er in dieser Begleitung dort erschien.   Toutousai seufzte. Es gab nichts langweiligeres und nichts gefährlicheres als in einem gut bewachten, dunklen Kerker zu sitzen und darauf zu warten, dass einen der Entführer zu sich holen ließ, Yoshiyuki war auch nicht gerade eine Aufmunterung. Selbst Gesprächen über alte Zeiten bei ihrem Meister schien er nicht besonders gut aufzunehmen. Wusste der etwa auch, dass sie abgehört wurden? Und wagte es deswegen – und aus überaus schmerzhafter Erfahrung – nicht mehr zu reden? Als sich die Tür öffnete spürte er, dass auch sein alter Freund zusammen zuckte. Nun ja, er auch. Das konnte, musste Unheil bedeuten, denn er nahm kaum an, dass jetzt das Abendessen serviert werden würde, das schon Tage ausgefallen war. Vermutlich Tage, denn das Zeitgefühl war hier im Dunkeln, noch dazu unter der Erde, so eine Sache. Je länger, desto besser. Nun ja, wenn er davon ausging, dass diese idiotischen Halbbrüder sich tatsächlich auf die Suche nach einem harmlosen alten Schmied gemacht hatten, den alle zwei oft genug schon deutlich ihre Missachtung gezeigt hatten. Aber die Welpen waren eben seine einzige Hoffnung. „Toutousai.“ Wieder diese Vögel. Der Angesprochene erhob sich vorsichtig. Das waren Krieger, ja, aber er vermutete doch, dass der Unbekannte hinter dem Schutzschirm der wahre Anführer war. Und der war sicher kein Greif, das wagte er zu behaupten. Diese Wesen kannte er nicht, sie kamen wohl nicht aus Japan. Im Gegensatz dazu musste sich der Unbekannte jedoch auskennen, sehr gut auskennen, wenn er mal eben in die Unterwelt gehen konnte, um ein Stück von So´unga zu klauen. Die Tatsache, dass ihm, als er durch die alte Drachenfestung geführt wurde, ein ganzer Trupp eben dieser Vogelkrieger entgegen kam, baute ihn auch nicht auf. Das schienen ja eine Menge zu sein. Zu viele womöglich für die Hundebengel. Was sollte, konnte er nur machen um hier wieder weg zu kommen? Natürlich mit heiler Haut? Oh. Da hier war ja eine Schmiede. Und wer war der Kerl, der da stand? Der Energie nach ein Dämonenfürst. Und ein Kater, wenn er sich nicht täuschte. Da sich die Greife verneigten, vermutete er in dem nur menschliche scheinenden Kerl seinen eigentlichen Entführer, sah sich aber, berufsbedingt, neugierig um. „Diese Schmiede erscheint dir passend?“ erkundigte sich Shinishin in trügerischer Sanftmut. „Oh, ja, es ist alles da …..Äh. Ich meine, Ihr seid ….?“ „Du darfst mich Herr nennen.“ Das hatte nicht einmal der Inu no Taishou weiland von ihm verlangt, noch ehe sie sich angefreundet hatten. Toutousai wollte schon auffahren, als er ein Stück Erz entdeckte. Magisches Erz. Ohne weiter auf den Katzendämon zu achten ging er hin und berührte es. Ja. Magisches Erz. Und er bezweifelte nicht, dass dieser Typ den armen Yoshiyuki gezwungen hatte es zu beschaffen. „Ich sehe, dir gefällt es.“ Shinishin hatte ihn nicht aus den Augen gelassen. „Obwohl du es sicher nicht brauchst, um Tessaiga und Tenseiga wieder zu einem Schwert zu machen.“ Ach du je, der Typ wusste eine Menge Sachen, die ihn nichts angingen! Toutousai seufzte etwas, behielt das Erz jedoch in der Hand, es fühlte sich zu gut an. „Nun ja, ich will es mal so sagen, dass es auch jemand wie Ihr, ich meine,“ verbesserte er sich hastig: „Kein Schmied, verstehen kann. Wenn Ihr einen Krieger dort nehmt, so ist er sicher ein guter Kämpfer. Ihr könnt ihn teilen, aber nie wieder so zusammen setzen, dass das wie früher wird.“ „Du kannst die zwei Schwerter aber wieder zusammenfügen.“ Darin lag keine Frage. „Ja, ich denke schon,“ gab Toutousai um seines lieben Lebens willen zu. „Aber das wird eben nicht mehr das, was es einst war. Man muss herumprobieren und ergänzen.“ „Ergänzen. Du hast das Erz.“ „Ja, ein sehr gutes, wie ich betonen möchte.“ Das wusste dieser Shini….dings, wie ihn Yoshiyuki genannt hatte, doch sicher. Zeit, wie gewann er nur Zeit….. Die Bengel mussten, würden doch kommen. Oder er war tot, wie nur sonst jemand auf diesem Planeten. Womit nur hatte er dieses grausame Schicksal verdient? „Aber am Besten wäre der Mondtau.“ Was für ein genialer Einfall, lobte der alte Schmied sich selbst. Wenn ihn nicht alles täuschte, müsste die Vollmondnacht doch vorbei sein. „Mondtau.“ Der Katzenfürst dachte kurz nach. Lag ein sprachliches Missverständnis vor oder wollte ihn dieser alte Zausel etwa anlügen? Toutousai verfiel nicht in den Fehler dieses Nachdenken für harmlos zu halten und ergänzte eilig: „Es gibt eine Pflanze, wie Ihr natürlich wisst, die hat große Blätter, Frauenmantel. In diesen großen Blättern sammelt sich jede Nacht der Tau. Aber es darf eben nicht der gewöhnliche sein, sondern der einer Vollmondnacht. Die….ist doch bald?“ Hoffentlich, bitte, nicht heute Nacht und er hatte sich verzählt. Das wurde dann kritisch. „Warum Vollmond?“ Ja, warum? „Äh, der Gott des Mondes ist auch der der Zeit. Was früher war, kann man so heilen.“ Klang das glaubhaft? WAR das glaubhaft? „Sollte ich Yoshiyuki befragen?“ Auch das noch! Der arme alte Kollege litt noch immer Schmerzen. „Das könnt Ihr,“ beteuerte Toutousai eilig. „Aber er wird nichts davon wissen. Er ist älter und erfahrener als ich, das ist klar, aber ich bin eben der Bessere.“ Und das stimmte schlicht auch. Nicht so viel lügen, dass dieser Kater etwas mitbekam, und doch Zeit schinden, irgendwie. Ach, was war sein Leben doch ruhig gewesen, ehe diese Hundefamilie in sein Leben trat und der Taishou damals dieses Tessaiga wollte, dann Tenseiga … und der war, ebenso wie sein Ältester, nun, zugegeben auch der Jüngste, keiner, der ein Nein als Antwort auch nur gehört hätte. Und dieser Dämonenfürst hier vor ihm leider auch nicht. Bagage! Da wollte man friedlich seinen Lebensabend genießen und diese Dämonenfürsten zerrten einen in ihre Machtspielchen. Er starrte das Erz in seinen Fingern an. Nein, nicht Bagage. Wenn die Bengel ihn hier herausholen würden….wirklich, er würde sie nie wieder Idioten nennen, gleich, was sie schon wieder anstellen sollten.   Er suchte seit zwei Jahren den Bruder, da kam es auf vier Wochen nicht an, zumal er ja auch diese Hundesöhne noch nicht hier hatte. Hatte er deren Schwerter, deren Zähne, dann war alles perfekt. „Wie viel Mondtau brauchst du?“ „Äh, nicht viel, gerade so ein Fläschchen….“ Nein, seine Zuge verknotete sich. Er würde diesen arroganten Kater nicht mit „Herr“ ansprechen. Hauptsache, er hatte Zeit gewonnen. „Kaum einen Finger hoch.“ Allein mit der Suche und dem Abzapfen würden vermutlich so einige Greife beschäftigt sein. Tau hin oder her, das waren stets nur wenige Tropfen. Ach, er war genial. Shinishin nickte etwas und die Greifen führten den Gefangenen ab. Ein wenig nachdenklich kehrte der Katzenfürst in den Thronsaal zurück, wo ihn Radj bereits erwartete und sich eilig verneigte. Der Greifenprinz war sehr zufrieden. Erneut gab es zwanzig seiner Art wieder mehr. Sein Gebieter blieb stehen. „Es waren vorgestern dreißig Menschen, die ihr brachtet.“ Und die er in seinem Kessel als Grundmaterial verkochte, um die Greifen zu erschaffen. „Sollen es nächsten Vollmond mehr sein, mein Fürst?“ „Nein. Aber mehr schwangere Frauen. Sie bringen mehr Lebensenergie mit.“ Wie er ein wenig überrascht festgestellt hatte. Nun ja, Menschen, Kaninchen, alle Nahrungswesen vermehrten sich rasant. „Wie Ihr wünscht.“ Um seine Greifen bei Laune zu halten, meinte der Katzenfürst: „Ihr könnt ja dafür sorgen, dass sie sicher schwanger sind, wenn sie in den Kessel wandern.“ Radj sah das wohlmeinende Angebot und unterließ es lieber darauf hinzuweisen, dass es einem Greifendämonen anatomisch unmöglich wäre eine Menschenfrau zu schwängern. „Zwei meiner Leute haben einen Wolfsdämonen aufgetrieben, der anscheinend jemanden namens Kouga kennt, der den jüngeren Sohn des verstorbenen Herrn der Hunde kennt. Dieser, also der Sohn, heißt Inu Yasha.“ Nicht Bello oder Rex. Nun gut. Was mit Hund. „Weiter.“ „Er soll ein Halbdämon sein.“ „Hat sich der Hundefürst etwa mit einer Katze gepaart?“ Shinishin wollte einen Scherz machen und erkannte überrascht, wie sein treuer Diener fast verlegen wurde. „Nun?“ Das stimmte doch nicht etwa? „Äh, die Mutter war wohl ein Mensch.“ „Ein Mensch? Oh, da ist aber jemand tief gefallen.“ Ein Halbdämon. Und ein Welpe. Ach du je. Tenseiga zu bekommen war ja ein Spaziergang. „Was weiß der Wolf noch?“ „Sollen ihn meine Männer herbringen?“ Sie hatten ja unauffällig sein sollen. Da der Katzenfürst nickte, erhob sich Radj und verschwand. Shinishin dachte kurz nach. Nun gut. So ein jämmerlicher Wolf wäre seiner vollen Aufmerksamkeit eigentlich nicht würdig, aber es würde ihm zeigen, wie weit man hierzulande mit Dämonen gehen konnte. Solche Sitzungen dienten stets seiner Information. Er würde wohl für die Greifen, die nachher aufräumen sollten ebenso einen Beruhigungstrank brauen müssen wie zuhause für seine Helfer. Nur dann waren die gewöhnlich in der Lage die Reste zu beseitigen. Nun, gleich. Für den nächsten Vollmond benötigte er also: einen Greifen um diesen Mondtau zu sammeln, dreißig Menschen, darunter möglichst viele Schwangere, um neue Greifen zu erschaffen, vier Schwungfedern des Greifenprinzen, Tessaiga und Tenseiga, die beiden Hundebrüder, davon einer ein Halbmensch, und deren Zähne. Das klang einfach. Der nächste Vollmond schon könnte ihm die Erfüllung seiner Wünsche bieten.   Toutousai stöhnte ein wenig, als er sich neben Yoshiyuki niederließ. Immerhin war ihre Kerkerzelle in seiner Abwesenheit geradezu fürstlich hergerichtet worden – zwei Matten, Wasser in zwei Krügen und eine Fackel neben der Tür, die auch noch brannte. Er vermutete zu Recht darin eine Belohnung seiner scheinbaren Kooperation und musterte jetzt erst einmal ausgiebig seinen alten Freund. „Du siehst ja schrecklich aus,“ stellte er nicht sonderlich höflich fest, wenngleich ehrlich. „Wie bist du nur in diese Lage gekommen? Und, wieso hast du mich hineingezogen?“ „Ach, Toutousai, sie fragten eben immer nach Tenseiga und Tessaiga. Ich konnte damit natürlich nicht dienen, aber sie waren ….“ Yoshiyuki brach ab und rieb sich die Oberarme. „Sie waren wohl sehr nachdrücklich.“ Toutousai seufzte. „Dann ist es ja gut, dass ich erst mal zugestimmt habe mitzumachen.“ Er dachte daran, dass sie abgehört wurden. „Ich habe ihm, also dem Fürsten, auch gesagt, dass ich Mondtau brauche. Du weißt schon, vom Vollmond.“ „Was .. ist das?“ „Bitte, Yoshiyuki. Du erinnerst dich doch? Tau des Mondes? Nein?“ Nun gut, das war auch nie in ihrer Lehre vorgekommen, hatte er es doch gerade erst erfunden. Aber er musste das glaubwürdiger machen, wollte er nicht ebenso zerstört da sitzen wie sein älterer Mitschüler. „Ich meine, ich vergesse ja auch so einiges …“ Darunter so Kleinigkeiten, wie, dass er vermutlich die magischsten und mächtigsten Schwerter der Welt mit einem kleinen Fehler lahm gelegt hatte. Oh du liebe Güte. Die Jungs wären wirklich kaum gut auf ihn zu sprechen. Immerhin würden sie das Hühnchen mit ihm persönlich rupfen wollen und dabei diesen Kater umlegen, wenn der sich ihnen in den Weg stellen sollte. Abgesehen von der blödsinnigen Idee ihnen an das Gebiss zu wollen. Nun gut. Hoffentlich erwähnte der Kerl ihnen gegenüber nichts davon, dass das seine Idee gewesen war, sonst konnte er sich schon mal seinen Gedenkstein aussuchen. Obwohl, vielleicht würden sie das für die dämlichste Schutzbehauptung aller Zeiten halten? Man durfte als einsamer, alter, Metallfeger doch ein bisschen hoffen. „Äh, Yoshiyuki, noch einmal….sie haben dich auch entführt? Und gezwungen das Erz zu besorgen. Gutes Erz, sehr gutes. Wo hast du das her? Michiko?“ „Nein, Akina. Michiko ist ...neugierig. Und ich ...die Greifen waren dabei.“ „Du hast gesagt, der Kerl heißt Shini irgendwas. Ist er nicht aus Japan?“ „Nein, vom Festland. Er sei dort der Kaiser oder so was. Jemand sehr mächtiges. Er heißt Shinishin.“ Vom Festland? War Japan jetzt etwa der Mülleimer für das Festland geworden? Alle Leute, die man da los werden wollte, schickte man her? Bevor Toutousai jedoch seiner spontanen Empörung freien Lauf lassen konnte, da er den Lauschangriff gerade vergessen hatte, fuhr der Ältere fort: „Er sucht hier seinen Bruder. Jemanden namens Shishinki.“ Der einstige Lieblingsschmied des Inu no Taishou fiel fast um. Shishinki? Und ob er den Namen kannte. So sagte er langsam: „Das habe ich schon mal gehört. Der … der verstorbene Herr kämpfte gegen ihn und gewann bei dem Duell eine Technik für Tessaiga dazu. Es war sehr schwer, die so zu schmieden, dass sie aus Tessaiga in Tenseiga überging „ „Wieso das denn? Zwei Schwerter? Eine Technik? Das müsste doch gehen.“ „Es war schrecklich kompliziert,“ wehrte Toutousai ab, der ganz sicher nicht die Erziehungsschwierigkeiten seines Herrn ausbreiten wollte, gleich drei Mal nicht, wenn besagte Zöglinge seine einzige Hoffnung bildeten. „Aber, so weit ich weiß, hat der doch damals das Duell nicht überlebt.“ Das hatte der Taishou geglaubt, das war keine Lüge. „Das dachte der Taishou? Nein, Shishinki überlebte, wenn auch schwer verletzt.“ Ja, und kam auf die dämliche Idee sich an Sesshoumaru rächen zu wollen. Hätte ja auch fast geklappt, aber das Hundebaby samt Tessaiga mischten sich ja auch ein. Zum Ärger des Älteren, aber gut. Was ärgerte den nicht. Shishinki war jedenfalls dieser Idiot gewesen, der Sesshoumaru erzählt hatte, dass er das mindere Schwert aus Vaters Erbe bekommen habe, nur ein Teilstück – was den natürlich zur Weißglut getrieben hatte wie nur je eine Feueresse. Und wer hatte es ausbaden dürfen? Genau, ein armer Schmied, der seine Rente genießen wolle. Jedenfalls war Shishinki tot, mausetot, das war klar. Da konnte dessen großer Bruder lange suchen. Ups. Das sollte er dem Kater vielleicht nicht unbedingt auf das Schnäuzchen binden. Dämonenfürsten waren nun einmal sehr leicht zu verärgern. „Naja,“ meinte er, da er auch wieder an mögliche Zuhörer dachte: „Vielleicht reden wir ein bisschen vorn besseren Zeiten, früher?“ „Ach, lass Toutousai, Ich will nur noch schlafen.“ Toutousai seufzte. „Verstehe ich ja, aber du weißt ja, dass ich dich brauchen werde, wenn ich da schmieden soll.“ „Wieso?“ Um zu überleben, aber das wollte der alte Dämonenschmied seinem sichtlich verwirrten alten Freund nicht sagen. „Du kennst das doch: Erz in Esse, klopfen, Erz in Esse? Damit die Schichten hart werden, müssen sie immer enger geschlagen werden? Siehst du das einen dieser Vögel erledigen? Oder mich allein? Bitte, Yoshiyuki, du magst müde und auch mitgenommen sein, aber denk doch mal nach!“ „Äh ja, ja natürlich.“ Toutousai hätte fast den Kopf geschüttelt. Wie konnte so ein ausgezeichneter Schmied vergessen, wie das Handwerk funktionierte? Der musste von diesem Kater noch härter rangenomen worden sein, als er es schon vermutet hatte.   Bei Sonnenaufgang blieb Sesshoumaru auf einem Hügelkamm stehen und blickte durch den lichten Wald. Am Ende der kleinen Ebene zeigte sich das Meer, genauer eine Bucht, die von Felsen, den Ausläufern dieser Hügel umrahmt war. Irgendwo dort draußen im Dunst lagen die Nebelinseln, die ihren Namen nicht zu Unrecht trugen. Menschen wussten vermutlich nicht, dass sie überhaupt existierten. Dort also war das Ziel. Das nähere befand sich am Wasserrand. Ein Dorf mit runden Lehmhütten, gedeckt mit Schilf. Kleine Wesen, Menschen nicht unähnlich, nun, eher deren Kindern, gingen durch das Dorf, Richtung Wasser. „Das sind also Kawataro,“ Der Kommentar des Halbdämonen verriet, dass er sie ebenfalls gesehen hatte. Seine Haare wehten ebenso wie die des Hundefürsten im leichten Morgenwind, der vom Meer aus Richtung Westen kam und einen heißen Tag versprach. „Na, dann fragen wir die mal. Du bist doch hier der Chef, oder? Das geht ohne Kampf.“ Genau das würde nicht gehen. Nun ja, fast. Sesshoumaru wusste nur zu gut um eine Eigenheit der Wassergeister. „Sie werden einen Ringkampf wollen.“ „Na, die sehen nicht gerade wie Sumoringer aus. Und überhaupt – ich denke nicht, dass du dich auf die Unterwäsche ausziehen und mit so jemandem raufen willst.“ „Das überlasse ich gern dir.“ Das Problem lag nämlich darin, dass diese Wassergeister im Ringen nahezu unbesiegbar waren. Aber er würde sich garantiert nicht bloß stellen und einen Kampf verlieren. Allerdings würde es ohne Ringkampf eben auch keine Auskunft geben. Nun gut. Verlor Inu Yasha oder gewann mit seiner üblichen Art blindlings etwas zu tun, auf das niemand mit Gehirn je gekommen wäre, in beiden Fällen erhielten sie die Auskunft wie sie zur Nebelinsel gelangen könnten. Der Stolz eines Halbdämonen war da nur ein geringer Preis, das würde der schon auch einsehen.   Kapitel 8: Höflichkeit ist eine Zier ------------------------------------ Im Dorf der Kawataro stürmte ein junger Mann aufgeregt auf den Dorfältesten, oder, wie es diese Wesen nannten, den König zu. „Abe! Da kommt jemand!“ Dieser stützte sich auf seinen kopfhohen Stab, den er schon als Rangzeichen in der Hand hielt. „In der Tat. Zwei gleich, beide weißhaarig, einer davon eine Boa praktisch mehrfach um die Schulter. Ja. Rufe die anderen zusammen.“ „Wir werden uns auf einen Kampf vorbereiten,“ versprach der Jüngere prompt, ehe er einem eisigen Blick seines Vorgesetzten begegnete. „Shinji! Bist du verrückt? Ein junger, weißhaariger Mann mit der Boa so ….das ist der Herr der westlichen Länder. Und, wenn du schon nicht wissen willst, was ihm einfällt, um uns zu ... nun ja, zu disziplinieren, wenn wir ihn missachten ….dann warte mal ab, was seine Mutter dazu sagt.“ Shinji zuckte zusammen. Nur ein Narr hatte noch nicht gehört, wie die hohe Dame mit Personen verfuhr, die ihr Missfallen erregten. Nun, sie brachte sie nicht um, aber lebendig in der Unterwelt zu landen war auch kein Ziel, was einem jungen Kawataro, vermutlich auch niemandem, sonderlich gefiel. „Ja, natürlich. Ich rufe alle zusammen. Äh, auch Hiroshi?“ „Ja.“ Hiroshi war der erfahrenste und erfolgreichste Ringer des Dorfes. Abe hoffte doch, dass sich Sesshoumaru ihnen nur wegen einer Auskunft und nicht etwa einer Strafaktion näherte. Nur, wer war der Kerl bei ihm? Ebenso weiße Haare, aber ohne Boa, dennoch an dessen Seite? Oh, oh. Das konnte, musste ja dieser legendäre zweite Sohn des verstorbenen Herrn der Hunde sein, ein Halbblut. Nun, ob sich da der Sohn so sicher war, was die Mutter zu dem Sprössling der zweiten Ehefrau ihres Mannes sagen würde? Vermutlich schon, erkannte dann der lebenserfahrene Abe. Die Halbbrüder gingen Seite an Seite – und das war gewiss etwas, dass dieser junge Hundefürst bei eigentlich niemandem duldete. Eigentlich. Kawataro sollte vorsichtig sein. So eilte er den beiden unerwarteten, und unwillkommenen, Gästen entgegen und verneigte sich etwas. Wie alle Kappas und ihre Verwandten hielten es auch die Kawataro mit der äußersten Höflichkeit. Sesshoumaru begutachtete ihn mit einem Blick, den er sich gewöhnlich für etwas zu seinen Füßen aufbehielt – Asseln, Ameisen, Kappa und Inu Yasha. Leider sah er sich gezwungen diesem so genannten König etwas mitzuteilen. „Die Nebelinsel.“ Abe warf sich lieber auf die Knie. Natürlich. Wie hatte er auch nur für eine Sekunde glauben können, dem Herrn der westlichen Länder sei das entgangen? „Ja, Sesshoumaru-sama? Dort hat sich etwas verändert, wir wissen nur nicht genau was.“ „Bericht.“ „Mein bescheidener Name ist Abe. Äh, wie Euch sicher, natürlich, bekamt ist, wohnt dort bei den Vulkanen der Nebelinsel Mine, die Feuerhexe. Wir haben uns öfter getroffen, nun ja, Nachbarn, eben. Seit zwei Jahren haben wir nichts mehr von ihr gehört. Dafür flog ein seltsamer Vogel herum. Inzwischen werden es immer mehr. Menschenähnlich und doch nicht. Was wünscht Ihr noch?“ „Einen Weg dorthin.“ Abe wagte es sich etwas aufzurichten. Nun, wer auch immer geglaubt hatte, die Nebelinsel sei ein sicherer Zufluchtsort, würde sich wohl getäuscht haben. „Einen ohne die Wasserdrachen?“ fragte er schlau, und senkte eilig die Stirn zu Boden als Energie vor ihm rötlich aufschimmerte. Es war lebensgefährlich einem Dämonenfürsten vorzugreifen, geschweige denn, dem zu unterstellen, der wisse weniger als man selbst. „Bedingung?“ erkundigte sich dieser allerdings nur. Auch Massaker kosteten Zeit. „Ja, äh, also…..Ein Ringkampf?“ Sesshoumaru sollte wissen, dass Kawataro und Kappa ihre Auskünfte nur gegen ihr Steckenpferd herausrückten, und das nicht krumm nehmen. Hatte er es doch gewusst. Und, auch, wenn sich ihm die Zunge verknoten wollte – diese Wassergeister verstanden etwas von akkurater Höflichkeit, da sollte sich Hundedämon keinen Fehler leisten, ehe diese Narren noch beschlossen, sein Angebot sei zweiten Ranges. Und es folglich in verletztem Stolz ablehnten. Leider würden die nicht einmal mit den Informationen herausrücken, wenn er sie in Streifen schnitt. Es gab nur diesen Weg, das hatte ihn der jahrelange Umgang mit Jaken gelehrt, der allerdings nicht unbedingt das typische Beispiel seiner Art bot. Manchmal hatte er den Verdacht, dass sich dessen Mutter auf mehr als ominöse Abwege begeben hatte. Gleich. „Mein Bruder.“ Inu Yasha hätte sich fast verschluckt. Nicht: dieser Inu Yasha, nicht, der Halbdämon, ja, nicht einmal mein Halbbruder? Was war denn hier los und – wer war der Kerl neben ihm und was hatte der mit Sesshoumaru gemacht? Aber schön, er war ja immerhin vorgewarnt worden. „Lassen wir diesen dämlichen Ringkampf beginnen. Und dann sagt ihr uns, ich meine, meinem großen Bruder, was da auf dieser Nebelinsel los ist. Mine wird ja wohl kaum so herumtoben.“ Sie waren nicht nur selbstsicher, sondern auch gut informiert. Natürlich. Die Söhne des Herrn der Hunde, nun, eher der jetzige Herr der Hunde und dessen Bruder. Sie konnten es sich wohl leisten, denn der kleine König dachte keinen Augenblick daran, dass sie sich anderen Leuten gegenüber höflicher benahmen. Das war vermutlich schon das Äußerste, was man von den Halbbrüdern erwarten durfte. Außer einem sicheren Tod. „Nein, natürlich nicht, edler Prinz. Ich kann Euch auch versichern, sobald der Kampf vorbei ist, gleich, wer gewonnen hat, erhält der mächtige Fürst alle Auskunft.“   Edler Prinz, ha! Inu Yasha hätte fast gegrinst. Aber etwas anderes schwirrte ihm in seinem Kopf herum. Kaede hatte doch Kagome und Rin etwas über diese dämlichen Wassergeister erzählt. Ja, die liebten Ringen, warum auch immer, aber sie waren praktisch unbesiegbar, wenn er sich recht erinnerte. Nun gut. Aber die alte Schachtel hatte doch auch gesagt, wie ein Mensch sie dennoch besiegen könnte. Ein Mensch, um wie viel mehr er als Halbdämon. Andererseits musste es auch einen verflixt guten Grund geben, warum der „mächtige Fürst“, sich dermaßen vornehm zurück hielt. Sesshoumaru neigte eigentlich nicht dazu Herausforderungen aus dem Weg zu gehen, geschweige denn sie anderen zu überlassen. Diese Kappa und der Rest der Familie waren für Menschen und ihr Vieh gefährlich, sie ertränkten sie und fraßen sie dann. Oder war es nur die Leber gewesen? Wenn er sich doch nur erinnern könnte. Eigentlich sahen sie ja harmlos aus, so in Grün, und in der Größe, naja, ein zehnjähriges Menschenkind, wenn man von dem kahlen Kopf und dem Krönchen aus Hautlappen da drauf absah. Die gesamte Einwohnerschaft des Dorfes schien sich hier zu versammeln, und, wenn er sich nicht irrte, war der Kerl dort, relativ breit gebaut für einen seiner Art, der Gegner.   Abe bestätigte diese Vermutung prompt. „Werter Prinz, das ist Hiroshi, er soll die Ehre haben gegen Euch anzutreten. Mein Sohn wird jetzt den Kreis ziehen. Wer ihn als erster verlässt hat verloren. - Wenn ich Euch untertänigst bitten dürfte Euch auszuziehen?“ Hä? Oh, ja, Sumoringen machte man ja fast nackt, das hatte er ja vorher selbst gesagt. Na, toll. War das etwa schon der Grund, warum sich der Herr Halbbruder diesem Duell verweigerte? Gleich. Inu Yasha sah beiseite, als er Tessaiga und Scheide aus dem Gürtel nahm. Sollte er oder nicht? Schön, seine Klinge funktionierte nicht richtig, aber … Was sollte es, schon nach den Erfahrungen der letzten Zeit. „He, großer Bruder.“ Nur nicht sich und den vor diesen Minis blamieren. Er warf Tessaiga dem Hundefürsten zu, dem es gerade noch gelang das Holz der Scheide zu fassen, so dass der Bankreis ihn nicht vor aller Augen abwies, und seine Verwunderung zu unterdrücken. Dann jedoch erkannte er mit gewisser Überraschung an, dass der Jüngere immerhin darauf verzichtet hatte das mächtige Tessaiga unbewacht auf den Boden zu legen oder gar einem dieser Wassergeister zu übergeben. Tja. Das Schwert, das er einst so sehr begehrt hatte. Und jetzt hielt er es in der Hand, und es war praktisch ebenso reduziert, ebenso wenig wert wie seine eigenen. Momentan. Es wurde wirklich Zeit, dass sie diesen Schmied samt Entführer fanden und die Sache beendeten. Immerhin schienen auch diese jämmerlichen Kawataro mitbekommen zu haben, dass etwas auf der Nebelinsel nicht stimmte – ein Indiz dafür, dass Michiko ganz gut geraten hatte und die dortige ehemalige Drachenfestung der Unterschlupf eines überaus törichten Jemandes geworden war.   Der Halbdämon hatte sich unterdessen wie auch Hiroshi seiner Kleidung bis auf die Unterwäsche entledigt. Wenn er sich recht entsann, musste man beim Ringen nicht nur darauf achten den gezogenen Kreis nicht zu verlassen, sondern auch damit rechnen, eben daran gepackt zu werden. Abe bestätigte diese Vermutung. „Bitte, edler Prinz, kommt nun in den Kreis. Wer ihn zuerst verlässt hat verloren. Danach werde ich Euch, Sesshoumaru-sama, den Weg zu den Nebelinseln erklären, und alles, was ich darüber weiß.“   Inu Yasha sprang in den Ring. Ring – ob daher der Name dieser Kampfart kam? Oder war es umgekehrt? Egal. Ihm sollte lieber einfallen, was Kaede damals erzählt hatte. Sie hatte gesagt, diese Wassergeister seien praktisch unbesiegbar, wenn sie … weil sie … Ja, was nur? Es gäbe nur eine Möglichkeit zu gewinnen. Kagome hatte sich lachend zu ihm umgedreht und hatte gemeint, da habe er nie eine Chance. Genau das musste ihm jetzt aber einfallen, und zwar ein bisschen plötzlich, denn Hiroshi kam ebenfalls heran, ziemlich aufrecht der Gute. Das Krönchen auf dem Kopf. Genau. Deswegen hatte Kagome auch gemeint, er habe keine Chance. Keh! Als ob er nicht lernfähig wäre oder sich Sachen merken konnte! Kappas und wohl auch diese Kawataro standen auf zwei Dinge. Ringen und Höflichkeit. Dieser Dorfvorsteher hatte ihn ja auch schon sehr betont zuvorkommend angesprochen, nun gut, auch Sesshoumaru, aber den redete ja auch kaum einer schräg an, eher krochen sie auf dem Boden herum. Er selbst natürlich nicht, aber Kagome hatte auch schon gemeint, das sei mit ein Grund, warum sein Halbbruder sich immer über ihn ärgerte. Egal. Wenn diese alte Hexe recht hatte, also, Kaede war ja eigentlich jung so im Vergleich zu Michiko, musste er hier auf höflich machen. So legte er die Hände aneinander und verneigte sich.   Der Hundedämon dachte, er sähe falsch. Was war denn in den Bastard gefahren? Sich so tief vor einem dieser lächerlichen Wassergeister zu verneigen war doch geradezu peinlich, zumal wenn er ihn schon, widerstrebend, aber doch, als seinen Bruder vorgestellt hatte! Sein Sinn für gewisse ausgeglichene Schicklichkeit wurde erst dadurch beruhigt, dass sich Hiroshi ebenfalls verneigte, überaus tief. So tief, um genau zu sein, dass sein Kopf bald die Erde berührte – und Wasser herabfloss. Wasser. Logisch. Das waren Wassergeister und anscheinend trugen sie immer einen Vorrat davon mit sich. Das erklärte diese eigenwillige Kopfform. Nur, was hatte Inu Yasha denn damit schon wieder bezweckt? DASS der etwas bezweckt haben musste stand außer Frage, denn der grinste so. Nun gut. Er hatte sich ja schon öfter gefragt, woher das Glück im Kampf bei diesem Bas … bei seinem Halbbruder kam. Dessen Talent ausgerechnet bei Kämpfen das Richtige zu erwischen war schon bemerkenswert, vor allem, wenn man bedachte, dass der gewöhnlich nie seine beiden Genhirnhälften gleichzeitig benutzte. Sicher lag das an Vaters mächtigem Blut, das im Kampf übernahm und den sich doch wie einen Dämon verhalten ließ.   Ja, das war es. Der Halbdämon unterdrückte sein Grinsen rasch wieder. Noch hatte er nicht gewonnen. Aber ja, das hatte Kaede gemeint. Solange ein Kappa, oder so einer hier, Wasser bei sich trug, waren sie praktisch unbesiegbar. Ohne das Wasser waren sie eben eine Nummer kleiner an Kraft und Kampffähigkeit. Menschen waren viel schwächer als solche Wesen und mussten sich eben dann brauchbare Kniffe einfallen lassen. Schön, sie waren auch schwächer als er und er sollte das hier jetzt wohl besser rasch beenden. Das dort irgendwo hinter dem Horizont war die Nebelinsel und dort wartete womöglich der alte Zausel auf Rettung. Sollte er jedenfalls besser, damit er ihre Schwerter wieder in Ordnung bringen konnte. Wenn nicht, würde Tenseiga sich doch noch auf einen Rest seiner Fähigkeiten besinnen müssen. Inu Yasha wich etwas beiseite, da der Kawataro ihn an den Haaren fassen wollte. Dabei musste er aufpassen nicht zu weit auszuweichen. So groß war der Kampfplatz auch wieder nicht, diese Wassergeister hatten sich anscheinend mehr an ihrer Größe orientiert. Ach, was sollte es. Sie hatten es eilig und das hier war geradezu lächerlich, wenn man an die Schwertkämpfe dachte, die er in den letzten Jahren so hingelegt hatte. Instinktiv, also, ohne weiter nachzudenken, packte er die Handgelenke des überraschten Hiroshi und schleuderte den kopfüber aus dem Ring. Es gab einen heftigen Aufprall und der Kawataro hinterließ einen netten Abdruck im sandigen Boden. Wie er selbst als Kagome noch ihr „Wort“ benutzte. Was sie ja heute eigentlich nicht mehr machte. War das etwa jetzt schon alles gewesen? Hiroshi rappelte sich jedenfalls wieder auf. Er schielte vorsichtig beiseite zu Abe, der sich eilig tief verneigte, gefolgt von der ganzen grünen Schar. Ja, das war es wohl gewesen, aber er konnte sich ausmalen, dass er ohne Kaedes Hinweis doch eine ganze Nummer älter ausgesehen hätte. Vielleicht sollte er doch öfter mal zuhören, was sie so Kagome erzählte?   „Äh, Sesshoumaru-sama, wenn sich der edle Prinz angekleidet hat, bitte ich Euch mitzukommen. Es gibt einen Weg zu der Nebelinsel, allerdings kenne ich ihn nur zum Teil. Es ist ein alter Weg, der aus der dortigen Drachenfestung hier an das Festland führte.“ Der Hundefürst blickte zu seinem Halbbruder. Wieso hatte der sich noch nicht angezogen? Und er stand hier herum wie bestellt und nicht abgeholt, Tessaiga in der Klaue? Immerhin schien der verstanden zu haben, wie man diese Wassergeister besiegte. Erstaunlich. Oder auch nicht, wie zuvor gedacht. Vaters Blut, eben.   Inu Yasha erwartete kein Lob und fing Tessaiga ab, als es ihm zugeworfen wurde. Erst mit seiner Waffe im Gürtel machte er den Sprung neben den Halbbruder, der Abe und noch so einem grünen Gnom nach rechts folgte, auf eine der felsigen Halbrunde, die diese Bucht begrenzten. Der kleine König schielte zu dem groß gewachsenen Dämonenfürsten auf, beschloss jedoch, dass er anfangen durfte. „Ihr wisst selbstverständlich, Sesshoumaru-sama, dass die Nebelinseln vor langer Zeit von Drachen bewohnt wurden.“ Täuschte er sich, oder war da ein Hauch eines Nickens gewesen? „Himmelsdrachen, die in den Drachenkriegen dann wohl den Erddrachen unterlagen. Das dort drüben ist eine alte Festung aus dieser Zeit, schon lange tot und vergangen. Als die Feuerhexen kamen, übernahm Mine die Bewachung dieses Vulkans. Sie lebte dort mit ihren Feuerseelen als wir hier her kamen und wir hatten so gut wie nie etwas miteinander zu tun. Manchmal allerdings doch, Nachbarn, eben. Da wir nicht auf die Nebelinsel kommen konnten – Wassergeister hin oder her, aber die Magie der Drachen verwehrte uns das wie eigentlich allen - umgekehrt auch eine Feuerhexe nicht gerade den Ozean schätzt, suchte Mine nach einem Weg. Äh.. diese alte Drachenfestung bedeckt wohl den ganzen Berg, die gesamte Insel, oder eher, füllt sie aus. Mine bewohnt nur den oberen Teil, aber sie erforschte auch immer das Labyrinth darunter. So fand sie wohl eines Tages diesen Weg. Ja. Ich ging ihn nie weiter als bis zum See, aber ich kann Euch doch erzählen, was ich über das dahinter weiß.“ „Weiter.“ Da schien mal wer Ahnung zu haben, wunderbar. Eine Abkürzung. Manchmal traf man nützliche Leute, die man auch am Leben lassen konnte, für zukünftige Treffen. „Danke, Sesshoumaru-sama. Wir begleiten Euch nun zu dem Portal. Es ist magisch gesichert, aber wohl nur Menschen können nicht hindurch. Dann kommt ein Schacht, sicher hundert Meter tief. Von dort aus führt ein langer Tunnel unter das Meer. Er ist sehr lang und sieht sehr heiß aus. Ich meine, ich glaube, dass einstmals die Himmelsdrachen oder gar der Vulkan diese Höhle schufen. Feuer. Wir haben immer ein kleines Licht dabei, denn wir sehen unter der Erde nicht so gut….“   Unter die Erde, noch dazu unter das Meer. Beides widerstrebte Hunden ziemlich und die Halbbrüder tauschten einen unwillkürlichen Blick. Es half jedoch nichts, wenn sie überprüften wollten, ja, um ihrer Schwerter willen mussten, was dort los war. Und wehe dem, der Toutousai da fest hielt und schuld daran war, dass sie diese Reise unternehmen mussten. Noch dazu zu zweit! Noch ärger wäre der Idiot nur dran, wenn das hier sich als falsche Fährte entpuppte. Dem widersprachen allerdings diese seltsamen Vögel, von denen die Wassergeister hier sprachen und die Tatsache, dass Mine sich offenbar ohne Hinterlassung einer Adresse auf und davon gemacht hatte. „Weiter,“ sagte daher diesmal Inu Yasha, der nur zu deutlich sah, dass der Herr Halbbruder in die: „Ich mache euch alle kalt“ Stimmung verfiel. „Ja, ja, natürlich. Äh, also, wir zeigen Euch dort vorne den Eingang. Äh, dann der Schacht, dann dieser Gang, der scheinbar endlos ist, aber immer in die Tiefe führt, unter den Ozean. Schließlich erreicht man eine große Höhle, eine gigantisch große Höhle. Dort liegt ein See.“ „Hör mal, du spinnst. Ein See unter dem Meer?“ war der prompte Kommentar des Halbdämons. Da Abe mit einem Seitenblick aufwärts feststellen durfte, dass der Herr der westlichen Länder diese Ansicht teilte, beteuerte er eilig: „Oh, nein mächtige Herren, nein. Das ist so. Und weiter als bis diesem See drang nie einer unseres Volkes vor. Er ist zu gefährlich. Zu giftig!“ Da er lebenserfahren genug war um zu erkennen, dass das nicht die Auskunft war, die erwünscht wurde, schrie er fast: „Wir sind Wassergeister, kleine, harmlose Geister; nie vergleichbar mit Dämonenfürsten.“ Ach du je. Da sich Inu Yasha bereits angenervt fühlte und Lust verspürte den Kerl ins Jenseits zu schicken, und sah, dass der besagte Dämonenfürst neben ihm nur noch das WIE, nicht das OB zu überlegen schien, atmete er tief durch, um sich daran zu erinnern, was Kagome sagen würde. „Schön, du Abe. Und weiter? Was ist, wenn man den See überquert hat? Oder muss man um den drumherum laufen?“ „Nein, mächtiger, edler, großmütiger, Prinz.“ Der kleine König hatte durchaus begriffen, dass der werte jüngere Bruder gerade sein Leben gerettet hatte, denn der Dämonenfürst schloss kurz die Augen und zog die gestiegene Energie wieder in sich zurück. „Soweit wir je erfahren haben füllt der See diese Höhle komplett aus. Allerdings wird sie etwas beleuchtet. Es sieht wie Sterne aus an der Decke, aber die Flammengeister, die uns Mine schickt, geschickt hat, kamen immer über den See geflogen. Und nach einigen Versuchen unsererseits beließen wir es auch dabei. Der See ist … giftig, ja. Mine kam auch ab und an selbst, vielleicht war ihr langweilig. Sie erwähnte dabei auch, dass jenseits des Sees bereits die eigentliche Festung begänne und diese voll an Magie sei. Drachenmagie, edle Herren Das ist nichts für unsereins. Ich glaube, auch der Weg von hier hinunter hat schon Fallen. Es sollte wohl ein Fluchttunnel der Himmelsdrachen sein, natürlich kein Einfallstor für die Erddrachen. Ich weiß nur von einigen Stellen, an denen kochender Dampf austritt oder auch Spalten mit glühendem Gestein. Nun, sicher nichts, was für Euch gefährlich wäre, Sesshoumaru-sama, nur für unsereins.“ „Ihr habt Licht,“ war der einzige Kommentar des Hundedämons. Keine weitere Zeitverschwendung. Hm. Er war in seinem Mordvademecum bei neunundvierzig Todesarten angelangt. Dieser Gang unter der Erde, mit der logischen Schlussfolgerung die Restmagie ihrer Klingen nicht einsetzen zu können, sollte doch mindestens noch fünf wert sein. Und diese aufgedrängte Begleitung … nun, zwanzig? „Äh, ja, mächtiger Sesshoumaru-sama. Nur noch wenige Schritte.“ Abe und sein Schamane beschlossen, eine Danksagung an alle Götter ab sofort und für immer in ihre Nachtgebete einzuschließen, wenn sie diese beiden Brüder aus den Augen verloren hatten. Oder eher, anders herum.   Kapitel 9: Kein Rauch ohne Feuer -------------------------------- Der kleine König samt Schamane blieben an einem schwarzen Loch in den Felsen der natürlichen Kaimauer stehen, die diese Bucht beschützte. Vorsorglich verneigte sich Abe erneut. Er wusste nicht so genau in wie weit Sesshoumaru-sama der Sohn seiner Mutter war, aber er wollte noch nicht in das Jenseits, egal wie. „Mächtiger Fürst, hier wäre der Eingang. Es geht von hier senkrecht hinunter, dort beginnt dann der Gang unter das Meer. Wie ich schon erwähnte, kam ich nie weiter als bis zu dem unterirdischen See, der für uns armselige Wassergeister giftig ist. Da Mine und ihre Feuergeister darüber kamen, vermute ich kein Probl... äh, keine Lästigkeit für Euch. Zumal Ihr Drachenmagie ja gewiss kennt.“   Tja, der große Bruder wohl schon, dachte Inu Yasha prompt, er selber hatte es mit so gar keiner Form der Magie. Schon, ein bisschen, wenn sie direkt dämonische Energie betraf, aber sonst … Auch wahr. Wer hätte ihm so etwas beibringen sollen? Mutter? Myouga? Selbst falls er da etwas kennen können würde – der einzige Typ, der ihm da helfen konnte, in jeder Hinsicht, stand neben ihm und betrachtete es schon als Entgegenkommen einen nicht beim ersten Anblick umzulegen. Beide Eltern tot, Halbruder ein Massenmörder und Psychopath… Was für eine Familie. Nun, das gab er ehrlich zu, auch er hatte so einiges in Punkto Zugängen in der Unterwelt auf dem Kerbholz, aber meistens, allermeistens, waren es Leute gewesen, die ihn zum Fressen gern hatten, oder einige der wenigen Freunde, die er nun mal besaß. Aber er besaß welche – und wenn er sich so die Gesellschaft anguckte, in der der Herr Dämonenfürst herumzog, so war er mit Leuten wie Sango und Miroku, natürlich auch und vor allem Kagome, bestens bedient. Sogar mit den vergesslichen Opas, die ihm Vater neben Tessaiga hinterlassen hatte, wie Myouga oder eben diesen Schmied, der zu dämlich war sich nicht entführen zu lassen. So etwas konnte Rin passieren, oder auch sogar Kagome … aber doch keinem Dämon! Immerhin konnte er selbst als Halbdämon sich nicht daran erinnern, wann ihm das das letzte Mal widerfahren war.   Er und Drachenmagie, als ob, dachte dagegen Sesshoumaru. Er diskutierte doch nicht mit Leuten, die er umbrachte. So etwas überließ er Inu Yasha, der es, nach Angaben seiner Menschen, ja sogar noch geschafft hatte mit Ryuukossusei zu debattieren. Und fast zu verlieren. Und, das musste er zähneknirschend zugeben, der es dann doch vermocht hatte, seiner, Sesshoumarus, Rache für Vaters verlorenen, einzig verlorenen, Kampf, zuvor zu kommen. Aber das ging so einen Kawatoro nichts an. „Licht.“ „Oh ja, natürlich.“ Abe gab zu, dass er bis eben nicht mehr an die Beleuchtung unten gedacht hatte, die er und seinesgleichen benötigten, war er doch davon ausgegangen, dass der Hundefürst auch im Dunkeln sehen konnte, ehe er seinen Fehler erkannte. Natürlich. Der junge Prinz war ein Halbdämon und der große Bruder sorgte für ihn, wie es sich gehörte. War Kawataro doch dumm. Er nickte seinem Schamanen zu, der sich eilig, deutlich vorsichtig, allerdings, an den Rand des kaum zwei Quadratmeter großen Schachtendes begab und sich bückte, eine Glaskugel herauszog, die im Tageslicht vage zu leuchten begann. Da sich keiner der Hundebrüder bewegte, wagte es der Schamane sich dem Jüngeren zu nähern, vermied es allerdings gerade noch die Augen zuzukneifen, als er die Hände mit der Kugel darin ausstreckte. Inu Yasha nahm sie mit innerem Seufzen. Natürlich. Der großmächtige Herr Fürst, Herr aller Länder oder wer weiß was noch, brachte es natürlich nicht über sich eine Laterne zu tragen. Wobei der die vermutlich auch nicht benötigte. Ärgerlicherweise. Moment mal, was war das eigentlich, was er hier in der Linken hielt? Eine Art Glaskugel, schön, aber darin lag doch das, was er auch in der Ärmeltasche trug – die Schuppe eines Sonnendrachen, oder Himmelsdrachen, wie ihn diese Knirpse hier nannten. Und sie leuchtete ein bisschen. Naja, das würde schon reichen. Oder wurde die im Dunkeln heller? „Sie kommen.“ Der Schamane deutete aufgeregt in den Himmel. Zwei große, geflügelte, menschenähnliche Wesen mit Vogelköpfen und Schwingen waren über den Nebelinseln aufgestiegen und flogen über das Meer. Zum ersten Mal blieb der kleine König ganz gelassen. In dieser Gesellschaft würden sie doch wohl ihn nicht angreifen und auch niemanden aus dem Dorf. Außer, es handelte sich um potentielle Masochisten und noch dazu selbstmordgefährdet.   Die Halbbrüder warfen kurz einen zufriedenen Blick empor. Ja, sie waren auf der richtigen Spur. So hatten die Toten bei Toutousais Zuhause auch ausgesehen. Sie flogen über sie hinweg, weiter nach Nordosten. „Hübsche Kerle,“ meinte der Halbdämon. „Greifen sie euch etwa an?“ „Bislang nicht, edler Prinz,“ erklärte Abe wahrheitsgemäß. „Sie behalten uns im Auge, würde ich sagen. Aber sie kommen oft in der Abenddämmerung mit Beute zurück. Menschen und Dämonen, ich weiß nicht genau.“ Wer guckte denn da schon so genau hin, wenn der andere Kerl deutlich größer war, einen scharfen Schnabel und noch schärfere Klauen sein eigen nannte, von den Schwertern mal ganz zu schweigen? „Menschen? Das sollte man denen mal austreiben. Naja, das mit den Dämonen auch.“ Er sah auffordernd beiseite, in der sicheren Annahme, wenn er vor dem ach so tollen Herrn Halbbruder den Satz in die Tiefe machte, würde es schon wieder Ärger geben. Man wollte sich ja nicht vor diesen Zwergen blamieren. Er wäre bei weitem nicht so gelassen geblieben, hätte er geahnt, dass der Befehl dieser beiden Greifen lautete sie sollten sich ein bestimmtes Menschendorf in der Gegend zwischen Edo und Musashi suchen, in dem ein Halbdämon lebe.   Der ließ ihm den Vortritt? Seit wann lernte der Bas ….Inu Yasha denn Höflichkeit und Respekt? Allerdings hätte er sich eher selbst die Zunge abgerissen als den das zu fragen, geschweige denn noch in solcher Gesellschaft. So machte er wortlos den Satz hinunter in die unbekannte Tiefe, nicht überrascht, dass keine Sekunde später er ein Flattern eines Gewandes aus Feuerratten hinter sich hörte. Nun, feige war dieser Halbdämon, sein Halbbruder, nicht. War der noch nie gewesen. Stur, stolz und kampfeslustig, ja. Dämonische Eigenschaften, für die man ihn wahrlich nicht tadeln konnte. Was allerdings die Sache Taktik betraf, Nachdenken, Logik…. Nun, Dämon sollte keinen Gedanken mehr daran verschwenden.   Der Aufprall unten war unerwartet – weich und gleichzeitig scharf. Inu Yasha fluchte leise, als er Spitzes an den bloßen Füßen spürte, und sah hinunter. „Die haben sie doch nicht mehr alle!“ entfuhr es ihm. Sie waren auf einem Knochenhaufen gelandet, einzelne fielen sogar in Richtung des großen Ganges vor ihnen und verschwanden dort aus dem Schein des Tageslichtes. „Das sind ja lauter Knochen. Haben die uns auf ihren Müllplatz geschickt? Immerhin scheinen es keine Menschenknochen zu sein.“ Sesshoumaru hätte sich am liebsten die Hand vor die Stirn geschlagen, ließ es aus persönlichem Stolz aber doch sein und beschloss, seinen Mordvademecum-Anhang für Flohgeister ein wenig zu erweitern. „Was wundert dich?“ erkundigte er sich nur kühl und stieg bemerkenswert elegant über die rutschenden Knochen hinunter auf den Boden, dort, wo der bis hierher wirklich senkrechte Schacht in einen langsam abfallenden Gang in die Richtung Meer mündete. Ja, da roch es nach vulkanischen Aktivitäten, Feuchtigkeit und dem einen oder anderen Kawataro, die aber wohl schon länger nicht mehr hier gewesen waren. Wohl auch niemand sonst. „Was mich wundert?“ Dass du zurückfragst, aber das wäre vermutlich eine recht dämliche Auskunft gewesen und so meinte Inu Yasha nur, in dem er folgte: „Na, die sehen so harmlos aus. Ich sehe hier ein ganzes Pferd….“ Fast noch wie im Original, also, lebendig. Nun ja, das Skelett eben. Aber das hätte vermutlich auch schon wieder bescheuert geklungen, erkannte er in doch lobenswerter Selbsterkenntnis. Kagome hatte recht, er sollte manchmal einfach die Klappe halten. „Weißt du überhaupt, wie sich Kappa ernähren?“ Myouga würde er zerquetschen, zerreißen zerfleddern, ertränken…. Und, noch praktischer als Allererstes diesen Entführer, der ihn zu dieser Reise in dieser vollkommen ungebildeten Begleitung gebracht hatte. Was war denn jetzt schon wieder falsch gewesen? Aber immerhin schien Sesshoumaru gerade seine redselige halbe Stunde zu haben, das sollte man ausnutzen. „Äh, ja, ich denke. Sie ziehen Pferde und Rinder ins Wasser und fressen die.“ Nun ja, fast. Ob dem das auch ein Mensch beigebracht hatte? Myouga hätte seinem Schüler doch bestimmt erklärt, wenigstens erklären sollen, dass das auch allen anderen niedrigen Wesen passieren konnte. Dieser Flohgeist würde als erstes die Haare verlieren, dann… oh, das musste er sich noch gründlich überlegen. „Sie essen nur die Leber, den Rest können sie nicht brauchen, also werfen sie ihn hier weg. Irgendjemand frisst es dann.“ „Oh, der wohnt dann hier unten?“ Gut, das war tatsächlich mal eine Schlussfolgerung aus beiden Gehirnhälften. Ja. Wer oder was war hier unten, der diesen Abfall fraß? Wortlos ging der Hundefürst weiter, in die Dunkelheit des Ganges. Inu Yasha folgte, da die Sprechstunde vorbei schien, versuchte dann jedoch daneben zu kommen, links, um den Waffenarm des Herrn Halbbruders frei zu lassen. Immerhin war er ja wohl weder Jaken noch so ein Kawataro. Und, er trug in der Linken die Lampe, die sich jetzt doch deutlich erhellte und flackerndes Licht an die dunklen, fast polierten, Wände um sie warf. Ein Gang, der stetig und offenbar relativ glatt in die Tiefe führte.   Von Ahnungen des unerwarteten Besuchs auf seiner Türmatte vollkommen frei dehnte sich der Katzenfürst in seiner wahren Form ein wenig auf dem Thronplatz, den in alter Zeit der König der Himmelsdrachen beansprucht hatte. Er war sehr entspannt, auch, wenn dieser kleine Wolf ihm kaum Mühe gekostet hatte, ehe er alles erzählte, was er nur wusste. Nun ja. Hoffentlich würde der nächste Kandidat mehr aushalten. Da kam ja Radj. War etwas mit den Greifen? Nun gut. Er war immerhin hier der Fürst und er hatte schon lange gelernt, dass man mit keiner Kleinigkeit so rasch in Bedrängnis geriet, als wenn sich treue Untertanen missachtet fühlten. So verwandelte sich Shinishin höflich in seine Menschenform. Überdies konnte er so besser sprechen. „Radj? Deine Greifen sind zu dem Dorf unterwegs?“ Natürlich würden sie zwischendrin Menschen nach dem Weg fragen müssen, was auch deren Ende unter den Klauen bedeutete, aber auch diese Dämonen benötigten eben Nahrung. Und, um ehrlich zu sein, Menschen und Ratten vermehrten sich doch wie verrückt, als ob sie gefressen werden wollten. „Ja, mein Fürst. Allerdings wollte ich nur die Nachricht erwähnen, dass sie bei ihrem Abflug zwei der Krötengeister an ihrem Opferplatz sahen, mit zwei Wesen mit wohl weißen Haaren.“ „Ach ja. Kleine Geister. Sie werden nie verstehen, dass Opfer nichts bringen. Nun gut, da unten warten, das habe ich ja schon festgestellt, nur Unannehmlichkeiten auf die armen Kerle….“ Shinishin grinste fast. Weder Mensch noch Tier war je von dort zurückgekehrt. „Aber nun zur Frage ….Sind alle deine Greife sonst wohlauf?“ „Ja, Herr.“ „Gut. Überwache sie weiter. Und lass mir doch den guten Toutousai bringen. Meine Klinge benötigt doch einmal Aufmerksamkeit.“   So saß der alte Schmiededämon keine Viertelstunde später in dem großen Saal, vor sich ein Schwert. Gut geschmiedet, das gab er gern zu. Nicht nach japanischem Maßstab, aber für das Festland wirklich erstklassig. Der Befehl es zu polieren und zu glätten war wieder von jenseits des undurchsichtigen Bannkreises gekommen, also von diesem Shinishin in seiner wahren Form. Was half es. Er zog vorsichtig die Klinge aus der Scheide und begutachtete sie sehr sorgfältig. Gefangen oder nicht, es ging da um die Berufsehre. Und es war wirklich eine gute, stabile Klinge, auf einer Seite weicher, auf der anderen härter geschmiedet, vermutlich in einer Lehmpackung. Ja. Er lächelte fast versonnen. Natürlich nicht so eng und mehrfach geschlagen wie es nun einmal in Japan üblich war, hundert Lagen übereinander, um den Stahl biegsam und gleichzeitig scharf zu machen, aber ja. Qualität. Sehr gute. „Dir gefällt mein Schwert,“ stellte der Katzenfürst fest. „Es ist auch eine Sonderanfertigung.“ Dieser Toutousai verstand nicht nur etwas von seinem Handwerk, sondern der liebte es. Umso besser. Dann würde er ihn auch bei der neuen Klinge der Weltherrschaft nicht betrügen wollen, denn das ging wohl gegen die Schmiedekunst. Umso noch einmal besser. Da konnte er sich – leider – Strafmaßnahmen sparen. Oh, die würden dann eben die Hundejungen erleben, zumal der Ältere, der sich ja Fürst nennen durfte. Ein Halbstarker, hatte ihn Toutousai genannt? Mal sehen, wann der seine stolze Fassade verlor und nur mehr um seinen Tod bettelte. Der Halbmensch und Hundebaby dagegen war vermutlich uninteressant. Starb zu schnell. Obwohl – vielleicht auch nicht. Man sagte ja, dass aus Mischlingen manchmal etwas Neues entstehen würde. Nun gut. Beide gleichzeitig, die gleichen Torturen. Wer länger durchhielt, hatte gewonnen. Er selbst hatte seinen kleinen Bruder geliebt, aber gewöhnlich gab es doch da so eine Rivalität unter Geschwistern, zumal Brüdern? Shinishin entkam etwas, das einer lächelnden Katze gleichen sollte. Ah, der gute Toutousai polierte erst mit Leder die leichten Scharten aus. Nun, viel mehr gab es auch nicht. Er nutzte schließlich seine Klinge fast nie im Kampf Stahl auf Stahl. Was zog der Zausel denn die Augen zusammen und suchte genauer? War da doch etwas? Er konnte sich an keinen direkten Kampf mehr erinnern. Nur das Alter und das Schonen?   Toutousai seufzte ein wenig. Er würde vermutlich nie verstehen wie Leute mit ihren Klingen umgingen. Was hatte der Kerl denn nur getrieben? Das waren fast unsichtbare Scharten, ja, aber doch ….da fehlte etwas. Gleich. Er sollte polieren und das würde er tun. Sekunde. Das war der Bruder von Shishinki. Und der hatte den Pfad der Dunkelheit beherrscht. War es etwa so, dass auch dieser Kater diesen wahren Höllenexpress beherrschte? Dann waren die feinen Linien, eingeritzt in wirklich gutes Metall, nur die Anzeichen für den Pfad der Dunkelheit und ein winziges Stück Material war auch mit abhanden gekommen. Jeweils. Was bedeutete, nur bedeuten konnte, dass dieser Kater den höllischen Pfad gewohnheitsmäßig einsetzte. Ach du je. Ach du je. Das wurde ja immer düsterer, was er so als Zukunft vor sich sah …. Er polierte etwas eifriger. „Du verstehst dein Handwerk, will mir scheinen.“ „Natürlich. Ich bin ein Meisterschmied!“ murmelte der alte Dämon ohne aufzusehen – und ohne zu realisieren, was er da wem sagte. Shinishin war amüsiert. Da war jemand von seiner Arbeit faszinierter als von seinem Leben. So etwas hatte er selten. Gut. Der Tipp mit Toutousai durch Yoshiyuki war wirklich gut gewesen. Auch, wenn es beileibe lange, sehr lange, gedauert hatte, bis dieser Narr mit brauchbaren Informationen herausgerückt war. Die Geduld hatte sich ausgezahlt. „Sag mal, was weißt du eigentlich über Kawataro?“ „Hm?“ Toutousai sah doch auf und rieb sich kurz die Stirn. „Irgend so ein Kappastamm. Keine Schwerter.“ Das war sicher nicht falsch. Von deren Vorliebe für Ringkämpfe musste er ja nichts sagen, zumal er keine Ahnung hatte, wie man selbst als Dämonenfürst die besiegen konnte. „Sie leben hier vor meiner Haustür. Keine Schwerter, ja.“ Und damit konnte er auch kaum den Schmied weiter befragen, der interessierte sich ja offenkundig nur für Metall, dafür aber anscheinend mit heißem Interesse. „Sie haben gerade wieder zwei arme, weißhaarige, Kerle geopfert um den Vulkangott oder so ruhig zu halten. Sie haben keine Ahnung von mir.“ Der Kater schnurrte ein wenig, bei seiner Größe hörte es sich an wie Donnergrollen. „Naja, sie denken wohl eher an die Feuerhexe.“ Noch immer gut gelaunt meinte der Katzenfürst; „Vorsicht, mein Lieber. Vergiss nicht deine Lage.“ Da der Schmied pflichtgemäß sich eilig wieder ans Polieren machte, dachte Shinishin nach. War das so? Hatte er selbst die Feuerhexe tatsächlich unterschätzt? Diese Frauen verkauften Metall an dämonische Schmiede, das war wahr, und daher kannte Toutousai sie wohl auch. Aber Mine hatte auf ihn nicht unbedingt den Eindruck gemacht dermaßen schreckenerregend zu sein, so dass sie Opfer brauchte. Nun gut, so als Kappa oder Kawataro mochte man das anders sehen. Jedenfalls wussten die Kleinen anscheinend nicht, dass sie sich nach langem, schmerzhaftem, Abschied in der anderen Welt befand. Zeit, übrigens, den guten Toutousia wieder ein wenig darauf hinzuweisen, was dessen eigentliche Aufgabe sein sollte. „Oh, ehe ich es vergesse, mein lieber Schmied – Inu Yasha wird bald hier sein. Ich habe meine Männer in das Dorf geschickt in dem er wohnt.“   Hä? Toutousai konnte und wollte ersteres nicht glauben. Zum Einen: dieser Idiot hatte den Halbdämonen noch nicht, das war klar, zum Zweiten: waren das Hundebaby samt seiner eigentlich doch etwas intelligenteren Menschenbande denn vollkommen nicht mehr bei klarem Verstand? Wieso ging der Kleine mit seinem Namen und seiner Adresse im Land hausieren? Oder hatte dieses verrückte Quartett – das hielt er sogar für möglich – überall in Japan Schilder aufgestellt: „Zu Läuterung und Tod immer geradeaus“ um alle Selbstmordkandidaten einzuladen? Und spätestens, wenn rein zufällig Sesshoumaru auf Besuch bei … äh, natürlich, seinem Halbbruder, war, was oft genug passierte, wie ihm Myouga geflüstert hatte, würden sich die Greifen wundern. Kurz, aber doch. Hm. Sollte er etwa… Nein. Man machte seinen Entführer nicht darauf aufmerksam, dass er seine Männer gerade ebenso sicher in den Tod schickte, als wenn er den Pfad der Dunkelheit gegen sie verwendete. Schön den Mund halten, mahnte er sich. Und, wieso war da nur etwas, das er vergessen hatte, irgendetwas, das ihm eigen vorkam? Nun ja, es stand leider zu erwarten, dass die Klingen der Halbbrüder nicht wie gewohnt funktionierten. Machte das etwas im Kampf gegen mehrere Greifen, eine Greifenarmee? Auch ohne Schwert waren beide Jungen nicht so einfach zu entführen oder auch nur umzulegen, das konnten so einige Leute im Jenseits bestätigen. So oder so würde spätestens jetzt Inu Yasha merken, dass Tessaiga nicht so war, wie er es kannte. Dass der dann auch auf ihn und einen Hilferuf kommen würde, war vermutlich zu knicken. Ach herrje. Angenommen, dass Kagome etwas zustieß oder gar Rin ….naja. Immerhin brauchte er sich bei diesen Idiotenbrüdern in diesem Fall keine Ausrede mehr zurechtlegen. Die würden sie sowieso nicht mehr hören. Und er hatte schon geglaubt, dass es an seiner Lage nichts mehr zu verschlimmern gab. Was war dieser Kater nur für ein Narr! Kapitel 10: Mit Stolu und Adel ------------------------------ Als Toutousai wieder in der Zelle angekommen war, musterte er seinen alten Freund. Der lag auf dem Boden und schien zu schlafen. Eigentlich unmöglich für einen Dämon, aber, nachdem er diesen Kater auch nur einigermaßen kennengelernt hatte, wunderte ihn das nicht mehr. Schon gar nicht, als er auf dem Herweg zwei Greifen mit einem Kessel begegnet war, oder eher, einer großen Schale. Erst auf den zweiten Blick hatte er erkannt, dass das, was er im ersten Augenblick für Katzenfutter gehalten hatte, in Wahrheit die Überreste eines Dämonen waren. Was auch immer dieser Shinishin anstellte – der schien von der Sorte zu sein, von der einst der Taishou stets gemeint hatte, dass deren Ableben die Welt schöner mache. Und der arme Yoshiyuki hatte mit mehr Mut als Verstand versucht sich dem zu widersetzen. Nun ja. Toutousai nahm Platz. Auch er war nicht besonders mutig oder tapfer, aber immerhin war er klug genug gewesen eine Sicherung einzubauen. Die, zugegeben, ein oder zwei kleine Fehler aufwies. Immerhin, falls dieser dämliche Kater mit seinem Flattervieh ein bestimmtes Dorf angreifen wollte, würde der sich schlicht wundern. Hoffentlich. Denn er ging inzwischen als sicher davon aus, dass die Klingen der Jungs nicht so funktionierten,, wie sie sollten. Andererseits – er war ja nur der Schmied und jeder der zwei Chaoten hatte noch etwas von sich in das Metall eingebaut. Bakusaiga war sowieso eine Sache für sich. Ja, natürlich würde Tenseiga auch das zweite Schwert des … nun gut, Sesshoumarus beeinträchtigen, aber wer wusste schon, was Bakusaiga noch so an Fähigkeiten auspacken konnte, wenn der in Lebensgefahr geriet? Immerhin war das das Schwert der absoluten Zerstörung. Aber, und das war wichtiger – was hatte dieser Katzenfürst gesagt und was hatte er überhört? Das war doch erheblich gewesen?   Shinishin ließ sein Schwert sinken, als er den Greifenprinzen eintreten spürte. Ja, in der Tat, dieser uralte Dämonenschmied verstand sein Handwerk. Er konnte förmlich fühlen wie zufrieden das Metall war. Was also wollte Radj? Hatten dessen Greife Inu Yasha? Er wandte sich um. „Nun?“ Der Vogeldämon neigte höflich den Kopf. „Die beiden Greifen haben das Dorf gefunden, in dem angeblich der Halbdämon lebt. Ein Bauer, den sie kurz zuvor abfingen, bestätigte es ihnen.“ „Sie haben ihn jedoch noch nicht?“ „Es liegt um das gesamte Dorf ein recht mächtiger Bannkreis, den sie nicht ohne weiteres durchqueren können. Ein menschlicher Bannkreis. Soweit sie bislang in Erfahrung bringen konnten, gibt es dort mindestens zwei Priesterinnen und einen Mönch, gleich welcher fremdartigen Richtung, aber alles Menschen, aber jedenfalls nicht unqualifiziert.“ „Den Halbdämon haben sie allerdings nicht gesehen?“ Das war schlecht, wenn er oder eher seine Männer den Auftrag nicht wunschgemäß erfüllen konnten. Dann würde sich Shinishin keine zwanzig neuen Greifen beim nächsten Vollmond erschaffen. Aber Radj war militärisch erzogen. „Nein mein Gebieter.“ Der Katzenfürst bewies, warum er nicht umsonst so hoch aufgestiegen war. „Andere Dämonen vielleicht?“ Hatten die das Halbblut zumindest verjagt und sich die Menschen unterworfen? „Äh, ja. Ein Fuchskind, eine kleine Katze mit zwei Schwänzen und einen kleinen, grünen Kerl, ähnlich den Kawataro, der meist einen Holzstab mitschleppt und anscheinend gern mit einem Menschenmädchen spielt.“ Das war ja eigen. Hatten diese Menschen da ein Waisenhaus für Dämonenkinder aufgebaut? Und darum auch den Hundewelpen aufgenommen? Warum das denn? Nun gut, er hatte sich nie mit den Gedankengängen dieser minderen Art beschäftigt, aber dennoch wollte ihm scheinen, dass das eigentümlich war. Menschen und ein Waisenhaus für Dämonenkinder? Wer zog sich den die naturgegebenen Feinde auf? „Der Bannkreis ist sehr mächtig.“ „Ohne Hilfe durch mich, oder gar Euch, mein Fürst, gelangen sie nicht durch ohne geläutert zu werden.“ Nun ja, Greifen waren zum Kampf geboren und hatten es weniger mit Magie, aber das war doch immerhin interessant. Diese Menschen sollte man im Auge behalten, war man erst einmal der Herr dieser Inseln. Die konnten gewiss sehr unterhaltsam werden. „Dieser … verstorbene Bauer, wusste wohl nicht, wohin der Welpe ging?“ „Nicht wirklich, edler Herr. Allerdings scheint es so zu sein, dass dessen Bruder öfter im Dorf ist.“   Der Kater schob sein Schwert in die Scheide. Als großer Bruder zog er seine Schlüsse. Der Hund kam um nach dem Kleinen zu sehen und den nach Dämonenart ein wenig zu erziehen, nur zu verständlich. Und ausgerechnet jetzt hatten diese Dummköpfe solch einen Ausflug vorgehabt. Immerhin bot das den Vorteil, dass auch der sogenannte Hundefürst nichts davon mitbekommen haben sollte, dass der Familienschmied entführt worden war. Das bedeutete, der war ahnungslos und würde nicht, was Shinishin doch als lästig empfunden hätte, mit einem Kriegsheer vor seiner Tür aufschlagen. Wobei, wer sollte ihn schon hier vermuten? Immerhin schienen ja selbst die direkten Nachbarn davon auszugehen, das noch immer diese Hexe hier hauste. Nun gut, wenn der Köter so dämlich wäre sich ohne Krieger allein auf den Weg zu machen, zu suchen …. Keine Chance. Der Kater lächelte erneut. Sicher, dessen Vater hatte seinem armen kleinen Bruder schwer geschadet, aber dieser Sessboa oder so ähnlich war doch jünger, schwächer, und besaß zu allem Überfluss das Höllenschwert nicht mehr. Also. Kein Problem. Der Pfad der Dunkelheit würde ihn verschlingen. Davon hatte der sicher noch nichts gehört. Der Kleine würde dann hoffentlich noch etwas aushalten, so im Kerker… Hm. So final der direkte Pfad in das Jenseits auch war, zunächst brauchte er beide, genauer, deren Fangzähne. „Lass deine Greifen diesen Bann ein wenig antesten, dann sollen sie sich zurückziehen.“ Er würde sie vermutlich spätestens beim nächsten Vollmond benötigen, um diese irrlichternden Halbbrüder einzufangen. Japan war doch ziemlich groß, wenn man nur nach zwei Personen suchen wollte, die irgendwo auf Ausflug waren. Die Menschen wussten sicher nicht wohin.   Die Halbbrüder gingen im matten Schein der Lampe der Kawataro den Schacht hinunter, dessen Boden recht glatt abgeschliffen war, ähnlich den Wänden. Unregelmäßige Halbrunde zeugten allerdings davon, dass hier einst eine Flüssigkeit entlang gedrängt war – vermutlich, da sie auf einen Vulkan zugingen, Lava. Hoffentlich kam diese dämliche Nebelinsel nicht auf die Idee ausgerechnet jetzt wieder auszubrechen, hoffentlich hatte dieser verrückte Unbekannte nicht auch noch Mine beseitigt, von der ja offenkundig seit zwei Jahren niemand mehr gehört hatte, dachte Inu Yasha. Immerhin bot der Schein der Schuppe des Sonnendrachen doch genug Beleuchtung um ihn nicht stolpern zu lassen. Er sah ja im Dunkeln nicht so ganz schlecht, aber leider eben nicht so gut wie der Herr Hundefürst. Keh. Der würde doch da wieder darauf rumreiten, ergäbe sich nur eine Möglichkeit. Obwohl, er musste ja zugeben, dass sie schon länger kein Duell mehr gegeneinander bestritten hatten, ja, eine gewisse, vage, Verbesserung ihres brüderlichen Verhältnisses schon daran zu erkennen war, dass Sesshoumaru ausgerechnet zu ihm gekommen war um Rin zu parken. Klar unter dem Vorwand, dass sie unter Menschen leben solle, aber immerhin – es hätte ja da noch das eine oder andere Dorf im Lande gegeben. Kagome hatte ja gemeint, das bedeute Vertrauen. Vermutlich, zumindest, was seine Kampfstärke betraf, Anscheinend stufte der Herr Halbbruder ihn gleich nach sich ein – das war zwar andersherum, denn , wenn er sich so recht entsann, hatte er ihn doch des Öfteren mit eingezogenem Schwanz nach Hause geschickt. Aber immerhin.   Sie erreichten eine flachere Stelle und instinktiv hob der Halbdämon die Linke mit dem Licht. Er hatte sich nicht geirrt. Sie befanden sich in einer Art Raum, von dem aus mehrere Gänge abzweigten. Welcher war jetzt der richtige? Und, wieso änderte sich hier die Luft? Er hob etwas den Kopf und schnupperte, ehe er erkannte, dass sein Begleiter die Rechte etwas hob, die Finger versteifte – Vorbereitung für einen Klauenangriff. „Da ist wer,“ stellte er darum nur fest. Wie logisch! Sollte er, Sesshoumaru, oder sollte er nicht….? Immerhin erklärte er ja auch Jaken in aller Regel nicht wer gleich aufkreuzen würde? Aber dieser würde sich auch nicht blindlings in einen Kampf stürzen, vor allem, wenn der das Hauptziel darstellen würde. „Feuerratten.“ „Was?“ Unwillkürlich blickte Inu Yasha an sich hinunter, ehe er sich etwas abwandte. „Die trauernde Verwandtschaft?“ Sozusagen. Leider kamen aus allen Gängen welche. Immerhin war damit geklärt, wohin die Überreste der Beute der Kawataro verschwand. Der Hundefürst drehte sich ebenfalls etwas, so dass die Halbbrüder Rücken an Rücken standen. Oh, ja, das war nicht Jaken. „Komm ja nicht auf die Idee es mit Tessaiga zu versuchen.“ „Hältst du mich für komplett bescheuert?“ Damit würde er selbst in der geschwächten Variante noch immer eher den Gang einreißen und sie unter Tonnen von Fels und Wasser begraben. Kein Tod, den er angenehm fand. Wobei, gab es da überhaupt einen? Ja, da bewegte sich etwas im Dunkeln, er erkannte rote Augen ungefähr in der Höhe seiner eigenen und konnte nun auch die scharfen Ausdünstungen wittern. Na, das wurde heikel. Keine Schwerter einsetzen und wie fest das Haarkleid dieser Biester war wusste er nur zu gut. Ihn schützte es ja wie eine Rüstung. Es gab Fragen, die keiner Antwort bedurften. Eine leichte Handbewegung ließ eine Schnur aus Dämonenenergie wie eine Peitsche durch die Gegend schnellen. Sie prallte an den ersten Gegnern ab, wie fast zu erwarten stand, aber immerhin zuckten die zurück, da doch die empfindlicheren Schnauzen und Augen berührt worden waren. Das waren sehr viele. „Das sind ja hunderte!“ Inu Yasha hatte einen Klauenangriff mehr oder weniger blindlings in das Dunkel eines Ganges geschleudert, weniger, weil er hoffte damit etwas zu erreichen als vielmehr um nicht hinter dem Halbbruder zurück zu stehen, Im grünlichen Licht, das der etwas mehr ausstrahlte, hatte er in den Gängen dicht an dicht die Feuerratten erkennen können. „Falls du je in Strategie aufgepasst hast, wäre jetzt ein guter Zeitpunkt um mit einem Plan rauszurücken, großer Bruder!“   In dem kleinen Dorf sah Kagome auf, als sie etwas spürte. Kam Inu Yasha zurück? Das war doch deutliche Dämonenenergie? Also, mit Sesshoumaru? „Kagome!“ Sie hörte ihren Namen und rannte schon aus dem Haus, sich in langjähriger Übung Pfeil und Köcher packend. Griff etwa ein Idiot das Dorf an? Selbst Dämonen schreckten doch in aller Regel vor dem Bann, den sie zu dritt gelegt hatten, zurück. Shippou hopste vor sie. „Kagome, da sind Fremde. Miroku meinte, du könntest sie kennen, sonst niemand.“ Fremde? Die junge Frau aus der Zukunft eilte zu ihren Freunden. Neben Kaede hatten sich Miroku und Sango aufgebaut, die anderen Dörfler waren wohlweislich verschwunden. Neben ihrer Freundin stand allerdings Kiara, deren wahrlich momentan noch sehr winzig wirkende Kampfkatze – und, erkannte sie mit gewissem Staunen, Jaken. Sie hatte den Kappa noch nie für besonders mutig gehalten, vermutete allerdings zu recht, dass der nicht die mindeste Lust verspürte sich vorsorglich ein Grab zu schaufeln, nur, weil Rin etwas zugestoßen war. Sie blieb stehen und musterte die Vogeldämonen, die anscheinend ebenfalls den Bankreis und sie taxierten. „Das sind ja Vögel, Adler oder so, mit Rüstung und Schwert.“ „Ja, hast du so etwas schon einmal gesehen? In der Zukunft, vielleicht?“ erkundigte sich Sango, die noch im Kleid war. Sie hatte gerade noch die Kinder weggeschickt, als der Alarmruf gekommen war und war im Prinzip daher unbewaffnet. Allerdings vertraute sie doch den magischen Fähigkeiten ihres Angetrauten und ihrer Freundinnen. „Irgendwie schon, so ähnlich ...Aber nicht in der Realität ,sondern im Fernsehen. Das müssten Greife sein. Phantasiewesen, ich meine, Dämonen aus einer fernen Gegend. Was suchen die denn in Japan?“ Und, zugegeben, Kagome hatte nicht damit gerechnet Wesen aus einem Fantasyfilm leibhaftig vor sich zu sehen, trotz allem, was sie in den vergangenen Jahren erlebt hatte. Das eine waren japanische Sagen, Dämonen und so, das hier doch noch mal etwas anderes. „Sie, sie wurden als recht kriegerisch dargestellt, aber, ich kann mich nicht erinnern, dass sie Magie oder Läuterung beherrschen.“ „Da bin ich deiner Meinung.“ Kaede dachte nach. „Greife, davon habe ich noch nie gehört. Aber sie erkannten den Bann und zögern weiter zu gehen. Sie versuchen nicht ihn zu lösen.“ „Sie sehen eher überrascht oder suchend aus,“ ergänzte Miroku. „Womöglich hat sie ein Sturm hierher verschlagen und sie wissen nicht, wo sie sind oder was wir sind.“ „Du meinst, wir sollten ihnen unsere Hilfe anbieten?“ Kagome dachte bereits praktisch. „Naja, eine Hütte oder so ….“ „Liebes,“ aber Sango klang streng. „Wir laden NICHT magische Wesen mit Schnäbeln, Klauen, Schwertern und sonst etwas, die wir nicht kennen, hierher ein. Ohne den Bannkreis wären sie sowieso schon im Dorf. Und ….ich würde sagen, da an den Klauen ist Blut. Nein, wir laden sie nicht ein.“ Zumindest nicht, dachten alle in seltener Einmütigkeit, bis beide Hundebrüder wieder hier waren. Allein Inu Yasha wirkte in aller Regel schon als gewisse Abschreckung, befand sich Sesshoumaru in allerdings der Gegend ... .nun ja. Es hatte wohl noch niemand mitbekommen, dass er schlicht Kleidung für Rin persönlich herbrachte. Falls ja, war derjenige vermutlich inzwischen dabei sich das Gras von unten anzugucken. „Was wollt ihr?“ rief Miroku daher nur. Vielleicht war seine erste Idee, sie hätten sich verlaufen doch richtig? Kagomes Instinkt war oft genug zutreffend. Oder aber, die hatte jemand hergeschickt, weil der Ort in dem sie lebten von Dämonen bedroht wurden und sie suchten Inu Yasha, weil sie gehört hatten, hier könnte man Hilfe finden? Sie wirkten irgendwie unsicher. Die Greifenkrieger sahen sich irritiert kurz an, aber, da sie den telepathischen Befehl bekommen hatten den Bannkreis anzutesten, sagte einer. „Nun, die Kleine da.“ Diese Aussage führte prompt dazu, dass sich alle vier Verteidiger des Dorfes anguckten, Jaken ausgenommen, der schon mal froh war, nicht im Blickpunkt zu stehen – Rin auch nicht, war sie doch tatsächlich auf Kaedes Anweisung hin in deren Hütte verschwunden. Kleine? Kaede und der Rest bezog das weder auf sie mit ihren doch sechzig Jahren, noch auf Miroku, der ja kaum weiblich wirkte. Sango und Kagome tauschten erneut einen Blick, ehe sich die Dämonenjägerin aufraffte zu erwidern: „Und von was träumt ihr nachts?“ „Na, von dir wohl kaum,“ antwortete der Greif in leichtem Missverständnis der Lage, denn damit war klar, dass er nur Kagome gemeint haben konnte. Nicht, dass das etwas an seinem Schicksal geändert hätte, denn Miroku suchte bereits nach passenden Bannzetteln. „Jung und zartes Fleisch, gleich zwei Methoden sich zu amüsieren …“ Die junge Frau aus der Zukunft hatte Bogen und Pfeil bereits in temperamentvollem Zorn angelegt. „Das ist nicht dein Ernst. Bleib stehen, wenn du nicht wissen willst, wie schnell ein Greif das Jenseits kennen lernen kann.“ Was sollte das denn? Hatte irgend jemand diesen Idioten gesagt, dass Inu Yasha nicht hier war? Kaum war der mal nicht da, dachten diese Vollpfosten sie wäre Freiwild? Da sollten sie sich getäuscht haben! Der Krieger hatte nun einmal die Anweisung bekommen den Bannkreis zu testen und hielt zudem den Pfeil für etwas, das nie durch diese Magie käme. So machte er einige Schritte näher und ließ verheißungsvoll die Zunge aus dem Schnabel gleiten. „Komm schon, Kleine,. Wir werden uns schön amüsieren, nicht so schüchtern….“ Berühmte letzte Worte, dachten die Menschen und Jaken in seltener Einmütigkeit, als sie einen Arm vor die Gesichter rissen, da Kagome den Pfeil losließ.   Kapitel 11: Trau, schau, wem ---------------------------- Radj, der Greifenprinz, verzog in einer eigenartigen Geste aus Schmerz und Ungläubigkeit das Gesicht und öffnete sinnloserweise den Schnabel, als er spüren konnte, was seinem Greif vor diesem Menschendorf widerfuhr. Shinishin hatte es bemerkt. „Was gibt es?“ „Ich … ich kann es schlecht beschreiben, oh mächtiger Fürst.“ Radj nahm sich sichtlich zusammen. „Es ist einer der Priesterinnen, dieser Menschen, wohl gelungen, einen Pfeil durch den Bannkreis zu senden.“ Nun ja, Greifen hatten es nicht gerade mit Magie. „Wenn sie mitgeholfen hat den zu erschaffen ist es kaum ungewöhnlich. Weiter.“ „Der Pfeil traf meinen Krieger und er ist … weg.“ Genauer, er war in jähem Schmerz und grellem Licht verschwunden. Und es hatte sich angefühlt, als ob ihm selbst das Leben entzogen worden wäre. Der Katzenfürst begriff. „Geläutert also. Hm. Interessante Menschen. Dein überlebender Greif soll sich zurückziehen. Es sind zu wenige um ihr Leben zu riskieren. Und der Welpe ist ja nicht in dem Dorf. Diese Hundebengel haben absoluten Vorrang. Ich will sie, oder zumindest ihre Zähne, hier vor mir sehen.“ Allerdings sollte er sich dieses Dorf und diese Menschen vormerken. Waren das schlicht die besten Magier in ganz Japan oder gab es noch andere, die ihnen glichen? So oder so würden sie sich vor ihm beugen – oder sehr langsam sterben. Menschenmagie half nichts gegen ihn, den einzigen, wahren Dämonenkaiser. Radj verneigte sich und gab den telepathischen Befehl. Ja, das war natürlich besser. Das war offenbar ein sehr seltenes Exemplar von Mensch, noch dazu weiblich. Er kannte sie bislang schreiend davon laufend – nicht bewaffnet und tödlich. Womöglich konnte er den Herrn überreden sie ihm zu überlassen? Das war bestimmt eine nette Mitarbeiterin, die ihn auch von den Diensten des Katzenfürsten befreien konnte. Ja, man könnte miteinander sicher ins Geschäft kommen, nachdem die Hunde beseitigt waren. Offenbar kannte der Ältere der Brüder das Dorf und parkte dort Waisen, statt diese selbst zu versorgen wie es seine Pflicht als Anführer wäre, dafür gab er den Menschen Schutz und erklärte ihnen Magie. Ja, das musste es sein. Den Bruder in Sicherheit und unter Spielgefährten untergebracht. Als älterer mehrere Brüder, die leider alle bereits das Zeitliche gesegnet hatten, fand der Greifenprinz diesen Zug sehr intelligent und wahrlich nicht schlecht. Wer würde schon einen jungen Dämonenprinzen in einem menschlichen Dorf vermuten? Gut, der Herr mochte da anders sehen und nur an das Gebiss der Hunde wollen … Und er war loyal, mahnte er sich zur Ordnung. Shinishin erschuf Greife, wie er es versprochen hatte, dafür verlangte er Dienste. Das war nur gerecht. Und, nun ja, das mit dieser jungen Priesterin ….Es wäre ein Plan für die Zukunft der Greife. Und eine Sicherung, falls Shinishin doch nicht so ganz ehrlich spielte. Er würde sie mit in seine Heimat nehmen, wenn in Japan alles schief gehen sollte. Immerhin war das Volk erst einmal gerettet. Das war wichtig. Nur das zählte. Und dann könnte er auch endlich den Thron seiner Vorfahren besteigen, sich als König bezeichnen. Erst, so war das Ehrverständnis der Greife, wenn er niemand anderem mehr diente, dienen musste.     Sesshoumaru dachte, er höre nicht richtig. Inu Yasha und bat um eine Anordnung? Erst im nächsten Sekundenbruchteil begriff er den Zweifel an seiner Ausbildung, ja, seinen Taktikkenntnissen. Oder war es doch so, dass der Jüngere hier im Dunkel zu wenig sah, nur diese Feuerratten, die von überall zu kommen schienen und nur auf das Zeichen zum Angriff warteten, das jeden Moment erfolgen sollte? In einem hatte der Bastard recht. Sie sollten hier besser verschwinden. Diese Biester waren nicht nur groß und durch ihre rote Haarpracht gut geschützt – sie waren eine Menge und besaßen überaus scharfe Zähne. Von denen bei lebendigem Leib aufgefressen zu werden gehörte ganz sicher nicht zu den Todesarten, die er seinem verehrten Vater im Jenseits präsentieren wollte. Im wahrlich besten Fall lachte der ihn das nächste Jahrtausend aus, im ärgsten Fall verleugnete er ihn in alle Ewigkeit. Mutter würde, falls sie je davon hörte, vermutlich sowieso erfolgreich vergessen, dass sie je einen Welpen bekommen hatte. Kurz, er sah sich schon wieder gezwungen diesem … diesem dümmsten Sohn Vaters recht zu geben! Ohne weiter nachzudenken traf er seine Entscheidung und hob die Klaue. „Rechts!“ Er drehte sich bereits zu dieser Seite und ließ erneut seine Energie durch die Luft schwirren, gezielt jeweils auf die Mitte zwischen zwei rot leuchtenden Punkten, wo sich erfahrungsgemäß die Nase befand. Auch eine Methode einem anderen die Schnauze zu polieren, dachte Inu Yasha, der diesem Beispiel per Klaue folgte, wenngleich prompt mit weniger Zurückzucken als Ergebnis. Warum nur wollte der Herr Halbbruder denn da lang? Alle Gänge sahen gleich aus, dicht bevölkert mit diesen Ratten, die nicht so wirkten, als seien sie begeistert ihre Verwandtschaft als Kleidung wieder zu finden. Aber er sprang hinter seinen Halbbruder und folgte dem Beispiel, das die Feuerratten rechts und links gegen die Wand fliegen ließ. Warum und was auch immer, aber Sesshoumaru hatte einen Plan. Und da er ihn selbst dazu aufgefordert hatte etwas zu unternehmen, sollte er wohl auch mitspielen. Denn, das musste er zugeben, er hatte keine Idee gehabt, außer kämpfend unterzugehen. Verflixt, die konnten gut zubeißen! Selbst durch sein Gewand spürte der Halbdämon, dass sich jemand in seinen linken Arm verbeißen wollte, wo er noch immer die leuchtende Kugel trug, und schlug mit der freien rechten Hand mit der Faust etwas darüber, wo sich eigentlich die schwarze Nase befinden sollte. Er spürte einen harten Aufschlag, und dass sich der Biss prompt löste. Schon wieder kam eine von der anderen Seite! Ob das hier wirklich der richtige Gang gewesen war und sie nicht direkt in das Nest dieser Mistviecher rannten?   Es war jedenfalls nicht der falsche Gang gewesen, erkannte Inu Yasha, als sie kurz darauf eine etwas größere Grotte erreichten, deren Wände von dem schimmernden Licht der Schuppe des Sonnendrachen nicht mehr erreicht wurden. Sesshoumaru vor ihm fuhr herum, sobald der erkannte, dass sich keine Feuerratten um sie mehr befanden. und schlug mit aller Kraft zu, nur scheinbar in die Luft. Mit einem lauten Krachen, das in den angeblich endlosen Gängen widerhallte, und in einer gigantischen Staubwolke brach der Tunnel hinter ihnen zusammen. Mühsam seinen Husten unterdrückend, meinte Inu Yasha: „Dir ist schon klar, dass du Held uns gerade den Rückweg versperrt hast?“ „Aufgeben ist keine Option.“ Musste er dem Narren denn wirklich alles erklären? Langsam konnte er Myougas Fluchtinstinkte bei diesem Schüler verstehen. Womöglich sollte er sich nicht nur einen Anhang in seinem Mordvademecum für Flohgeister ausdenken, sondern auch einen für dämliche Halbblüter, die leider mit ihm die Hälfte seines Blutes teilten? „Ach ja? Gab es da nicht einmal so etwas wie taktischen Rückzug?“ Es sollten, mussten, einhundertundeins Todesarten für vorlaute kleine Brüder werden! Wortlos wandte er sich um und schritt weiter in den Tunnel, wo er endlich Feuchtigkeit wittern konnte. Leider auch Feuer und Dampf, aber ganz sicher lag dort der See, an dem die Kawataro nicht weiter gekommen waren. Nun, er würde. Keine Antwort war auch eine, dachte der Halbdämon und sprang links neben den offenbar störrischen Hundefürsten. Jetzt mal lieber nichts mehr sagen, der war noch immer etwas angesäuert über den Feuerrattenüberfall. Aber die schienen ja die Verfolgung aufgegeben zu haben. Vermutlich waren sie gar nicht gewohnt, dass jemand, der hier runter kam, überhaupt noch lebte, geschweige denn sich verteidigen konnte.   In dem kleinen Dorf wagten sich die Menschen wieder aus ihren Häusern. Rin kam zu ihren Freunden und Jaken, die sich alle ein wenig irritiert anguckten. „Was war denn los?“ „Das wissen wir nicht,“ bekannte Kaede, die immerhin als eine Art Erzieherin fungieren sollte. „Sie waren nicht besonders nett und als einer Kagome bedrohte, schoss sie. Er wurde geläutert und der Andere zog sich prompt zurück. Eigentlich wissen wir nicht wer das war und was sie wollten.“ „Vielleicht wollten sie Inu Yasha-sama oder gar Sesshoumaru-sama besuchen?“ vermutete Rin und niemand ahnte, wie nahe das der Wahrheit kam. „Unsinn!“ fauchte Jaken prompt. „Als ob sich jemand wie Sesshoumaru-sama je mit dümmlichen Greifen beschäftigen würde!“ „Ich denke, sie leben weit weg von hier.“ Kagome formulierte behutsam. „Und ich denke, Miroku hat schon irgendwie recht. Sie wirkten so ….verwirrt. Ich denke, sie wollten uns, mich, provozieren, aber ich weiß wirklich nicht warum. Vielleicht haben sie noch nie Menschen kennengelernt, die sich verteidigen konnten? Ich meine, da, wo sie eigentlich zuhause sind?“ „Möglich.“ Sango drehte sich rasch um, da sie ihre Kinder entdeckte, fuhr sie fort: „Aber, wenn sie nur zufällig in Japan sind, im Sturm oder wie auch immer - warum kommen sie ausgerechnet hier her? Das Dorf liegt doch ein Stück vom Meer entfernt.“ „Wir sollten mal nachsehen, ob die Dörfer zwischen uns und dem Meer auch Besuch bekamen – und Leute vermisst werden.“ Miroku dachte kurz nach. „Jetzt ist es jedenfalls nur noch einer, der kann allerdings auch noch hübsch was anrichten. Ich würde vorschlagen, Kagome, wir beide suchen mal die Nachbarschaft ab. Kiara ist doch sicher so freundlich …“ Das bezog sich auf die kleine Katze, die kurz maunzte und sich in ihre deutlich größere Form verwandelte, um den beiden als Reittier dienen zu können. „Sango, Kaede, bleibt aber wachsam. Nicht, dass dieser Greif mit anderen dieser Sorte zurück kommt. Wir wissen nicht, wie viele hier nach Japan gekommen sind.“ Das klang vernünftig. Die alte Priesterin deutete nur vage auf Köcher und Bogen über ihrer Schulter. „Wir sind auch ohne euch zwei nicht gerade wehrlos.“ Und sie wären aufmerksam.   Die Halbbrüder waren dem Gang weiter hinunter gefolgt, immer deutlicher den Geruch einer großen Wasserfläche in den Nasen habend, aber leider auch Feuer und Dampf, Schwefelgestank. Deren Ursprung war leicht zu erkennen. Immer wieder mussten sie über Spalten springen, aus denen zischende, gelbliche Nebel mit fauligen Gerüchen drangen. Jetzt wurde es heller als es die Lampe mit dem Drachenschuppen zugelassen hatte – und merklich wärmer. Die Wände des Ganges schienen eine Hitze förmlich auszustrahlen. Nun gut, sie taten es und beide Hundebrüder waren unausgesprochen froh, dass die Wände offenkundig durch die Himmelsdrachen so stabil gebaut worden war, dass die glühende Lava abgehalten wurde. Allerdings nahm die Hitze immer mehr zu und die Wände wurden stetig enger. Hier wollten einst Sonnendrachen durchkriechen um sich vor Erddrachen in Sicherheit zu bringen? Die mussten eine Nummer schmaler oder eher kleiner gewesen sein, dachte Inu Yasha, dessen Vergleich immerhin mit Ryuukossusei ein Erddrache war. Er bedachte nicht, dass ohne die leuchtende Schuppe in der Glaskugel in seiner Linken bereits so gut gar kein Weg vor ihnen mehr entstanden wäre. Sesshoumaru dachte daran, dachte auch etwas beruhigt an die zweite Schuppe im Ärmel seines Halbbruders. Himmelsdrachen waren einst die mächtigsten Drachen gewesen, zumindest was Zauberkunst anging, und da konnte schon noch die eine oder andere Überraschung warten. Hier kaum, immerhin waren diese Kawataro hier durchgeschlüpft, was allerdings mutmaßlich an deren Größe lag Kein Drachen hätte jemand mit den Ausmaßen als Gefahr betrachtet – Dämonen in Menschenform allerdings schon eher. Der Geruch nach Schwefel biss in seine empfindliche Nase und er hoffte nur, dass dieser See nicht mehr allzu weit entfernt lag. Der roch ja anscheinend nach nichts und, was die Behauptung dieses Kappahäuptlings anging das Wasser sei giftig – sicher nicht für ihn. Täuschte er sich oder befand sich dort vorn unten anderes Licht? Vage, aber nicht unbedingt? War dort der See? Angelernte Regeln ließen ihn stoppen. Lauerte dort eine Falle? Drachen waren bekannt für Hinterlisten und dieser Weg hier sollte für Feinde abwehrend und tödlich sein. Seltsam, wie angenehm es war, dass Inu Yasha prompt neben ihm hielt, aufmerksam und, ja, kampfbereit. Nein, der war nicht Jaken. „Ist was?“ Der Halbdämon flüsterte es unwillkürlich. Ihm war nichts aufgefallen, aber das besagte nichts. Immerhin hatte der ach so tolle Herr Hundefürst ja auch die Baumvampire nicht bemerkt. Jeder machte mal Fehler. Sollte er etwa schon wieder den Lehrer spielen? Immerhin schien er mehr Gehör zu finden – glücklicherweise für diesen vorlauten Bastard – als Myouga. „Der See scheint nahe.“ Ja, das wäre doch gut, ehe Inu Yasha über ein Wort stolperte. „Scheint? Eine Falle?“ Möglich, aber das würden sie gleich feststellen. Moment. Hatte er wirklich gerade „sie“ gedacht? Egal. Sesshoumaru machte einige langsame Schritte, aufmerksam mit allen Sinnen sichernd. Ja, da war vorn eine Menge Flüssigkeit, da war Hitze rechts und links, verworrene Gerüche nach glühendem Metall und Gestein, leichtes Rauschen weiter unten, ein seltsames Knacken. Inu Yasha zog es vor links neben dem Herrn Halbbruder zu bleiben, die Linke mit der Laterne jetzt ein wenig erhoben. Etwas war da, ja, er konnte es riechen. Wasser, glühendes Gestein und ein seltsames Knacken war zu hören … Metall? Rüstungen hörten sich so an. War es das, was seine doch verflixt schweigsame Begleitung schon zuvor wahrgenommen hatte? Seine Rechte griff unwillkürlich zu Tessaiga. Krieger am Seeufer? Wäre zwar verrückt, aber woher sollte er denn wissen, auf welche dämlichen Ideen so Sonnendrachen alles gekommen waren?   Wenige hundert Meter später erreichten die Hundebrüder eine flachere Region, die frische Luft wurde deutlicher und auch die Feuchtigkeit. Leider auch das seltsame Knacken und Knistern. Positiv empfanden sie das deutliche Geräusch von Wellen und den Geruch von Wasser – ohne irgendwelche Beigaben. Erneut ein Stück weiter endete der schmale Gang in einer weiten Höhle, eher einer Kathedrale, kaum erkennbaren Ausmaßes. Das Licht der Lampe der Kawataro half hier nichts mehr, war allerdings auch nicht nötig. Inu Yasha betrachtete den von hellen Punkten erleuchteten „Himmel“ der riesigen Grotte. „Sterne? Hier unter der Erde?“ „Fallen.“ Das sollte doch wohl genügen, beschloss der geplagte große Bruder und betrachtete lieber den Erdboden, da aus dieser Höhe das seltsame Geräusch drang. Fallen? Aber auch Inu Yasha fand das sich nähernde Knacken als bedrohlicher als fernes Licht und sah sich um. Vor ihnen lag der See, den der kleine Kawataro-König beschrieben hatte. Sanft spülten die Wellen ans Ufer, bewegt von … ja, von was? Hier gab es doch gar keinen Wind? Interessanter allerdings als der See, der schlicht nach Wasser roch, waren die fast hüfthohen Lebewesen, die sich zwischen ihnen und dem Wasser befanden. Vielleicht fünfzig an der Zahl. Normalerweise hätte er sie Skorpione genannt – Beißscheren, gepanzert, den Hinterleib mit Stachel über sich gebogen. Aber ebenso gewöhnlich leuchteten die Scheren nicht in rot und bestanden nach dem ersten Blick nicht aus glühendem Metall. Super. Aber er würde ganz bestimmt nicht fragen, wie man mit den Biestern umgehen sollte, die sich scherenklappernd nun ihnen zuwandten. Nicht sich noch mal als der unwissende Bastard darstellen. Das Problem war nur, wie er ohne sein Schwert mit den Monstern fertig werden sollte. Diese Höhle war zwar gigantisch, aber er hatte nicht die mindeste Ahnung ob sie selbst dem geschwächten Tessaiga standhalten würde . Tonnen Erde, Vulkan und Meer über sich … Nicht der passendste Ort um die Decke über sich einzureißen. Und da war auch noch dieser dämliche See, den die Kappa als giftig bezeichnet hatte. Dabei lag der doch eigentlich ruhig und blau, ohne irgendwelchen Gestank da. Die Skorpione hatten sie dagegen nicht erwähnt. Und wieso sollten die Lichtfäden an der Decke laut Sesshoumaru eine Falle sein? Was war hier nur los?   Der Hundedämon warf eilig einen Blick beiseite. Weniger, weil er sich Sorgen um die Gesundheit seines Begleiters machte, als weil er dessen Temperament durchaus zu ….nun ja, fürchten war falsch, aber als besorgniserregend einzustufen gelernt hatte. Zu seiner Beruhigung wedelte der noch nicht mit Tessaiga. Diese Metallskorpione kamen auch nicht näher. Gut. Um den See kam man nicht zu Fuß, der reichte wohl an alle Ecken dieser, wenngleich gigantischen Höhle. Kein Wunder, dass diese jämmerlichen Kappa hier aufgegeben hatten. Es musste jedoch eine Möglichkeit geben in die eigentliche Drachenfestung zu gelangen, immerhin waren die Feuerseelen und auch Mine selbst hier aufgetaucht. Tauchen? War das etwa die Lösung? Nur, wie? Gab es etwa in dem See ein Lebewesen, das da hilfreich sein konnte, wenn man es nur nachdrücklich genug aufforderte?   Der Katzenfürst lag in seiner wahren Gestalt auf dem Podest der einstigen Drachenkönige. Hierzulande waren also Menschen in der Lage Greifen zu läutern. Das war neu und ein wenig beunruhigend. Es war nicht davon auszugehen, dass das allzu viele vermochten, aber immerhin eine Erklärung dafür warum dieser Hund seinen kleinen Bruder denen anvertraut hatte, ja, diese magischen Menschen und die Dämonenkinder geradezu an einem Ort zu sammeln schien. Er selbst benötigte laut dem alten Schmied die Zähne der Hundejungen, um seine Klinge der Weltbeherrschung schmieden lassen zu können. Shinishin wusste nur zu gut, dass das Wissen eines wirklich erfahrenen Schmiedes auch Magie und eine gewisse Mystik beinhaltete, Man sollte ihnen nicht widersprechen – solange sie taten,w as man wollte. Hm. Aber er besaß magisches Erz und ein Stück des Höllenschwertes. Gut, keinen Mondtau, wie ihn dieser Toutousai verlangte, aber .. Ja, aber. Der konnte doch schon einmal mit dem Schmieden beginnen, denn, wenn er sich so recht entsann, dauerte es ja auch schon das Feuer anzuheizen und das Metall aus dem Erzklumpen zu gießen, Dabei sollte auch gleich der Part So´unga mit eingeschmolzen werden. Es war schwierig genug gewesen das zu besorgen. Ja, keine Zeitverzögerung bei allem,was man anfangen konnte. Weitermachen konnte Toutousai dann mit Tenseiga und vor allem Tessaiga, samt den Zähnen der Hundejungen. Sagte man nicht, Hunde jaulten am Besten wenn man ihnen die Zähen gezogen hatte? Allein dieser Vorgang wäre doch schon mal recht amüsant. Er erhob sich elegant. Ja, beide Schmiede sollten geholt werden und anfangen. Vorsicht war nie außer Acht zu lassen, Und selbst nur mit So´unga wäre die Klinge bereits eine sehr mächtige Waffe. Nur, falls der Hundesohn da doch etwas mitbekam und hier mit einem Heer anrückte. Er, Shinishin, Kaiser der Dämonen, in Verbindung mit einer wahrhaft höllischen Klinge und dem Pfad der Dunkelheit – nichts und niemand würde ihm widerstehen können.   Kapitel 12: Wechsel das Bäum... Laternchen ------------------------------------------ Für eine lange Weile musterten die Hundebrüder die Skorpione und diese sie. Da sich niemand rührte, wandten sich die Metallwesen ab und begannen erneut mit den glühenden Scheren zu winken. Inu Yasha begriff. „Die wollen nichts von uns, die machen da eine Orgie.“   Da sich sein älterer Bruder eher selbst die Zunge herausgerissen hätte als zuzugeben, dass er keine Ahnung hatte was eine Orgie sei, drehte der nur den Kopf von den seltsamen Geschöpfen am See ab und ließ seinen Blick über das Wasser schweifen. Kein Wunder, dass die Kawataro hier nicht weiter vorgedrungen waren. Hier war nichts außer Wasser und in dem lebten anscheinend die Skorpione, die sich momentan nur zur Balz hier am Ufer versammelt hatten. Ah, hatte das dieser Narr etwa gemeint? Balz gleich Orgie unter Menschen? Er sollte aufpassen, wer Orgien mit Rin machen wollte. Sekunde. Kawataro waren Wassergeister, schwach, aber dennoch. Sie wären doch in der Lage hier entlang zu schwimmen? Oder hatte sie nur die Furcht vor diesen oder auch anderen Wesen abgehalten? Immerhin hatte der Häuptling ja etwas von Unfällen gefaselt. Allerdings lag dieser See geradezu ruhig da. Selbst die wenigen flachen Wellen waren nun verschwunden und im matten Schein der „Sterne“ an der Decke war auch kein anderes Lebewesen zu erkennen, selbst, als Inu Yasha schon fast professionell amateurhaft seine Laterne schwenkte. Auch die Nase und die Ohren verrieten nur die Metallskorpione, sonst nichts, nicht einmal irgendeinen Hauch von Schwefel oder einer anderen vulkanischen Aktivität. Was stimmte hier nur nicht? Etwas war da, er konnte es fast körperlich spüren. Nur, was?   „Diese Sterne ja sind Fäden. Fallen, sagtest du?“ Der Halbdämon zeigte damit, dass er sowohl zugehört als sich auch die Erklärung gemerkt hatte, etwas, worüber nebst Myouga auch Kagome berechtigterweise sehr erstaunt gewesen wären. Einhundert und eine Todesart für Flohgeister oder doch kleine Brüder? Sesshoumaru schwankte ein wenig. Immerhin schien der Narr ja ihm Gehör zu schenken, was dem alten Flohgeist offensichtlich kaum gelungen war. Nun ja, er verdiente eben auch mehr Respekt als dieser. Es war nur ziemlich irritierend plötzlich von jemandem, der Achtung nie und keinem gegenüber zeigte, als großer Bruder wahrgenommen zu werden. Was war bloß mit diesem Inu Yasha passiert? Oder anders herum – was machte er selbst anders, so dass dieser so eigen reagierte? Natürlich agierte er selbst und dieser reagierte, das stand ja wohl außer Frage. So sah er sich fast gezwungen noch einige Wörter fallen zu lassen. „Spinnenwesen. Sie sitzen an der Decke und das sind ihre Fangfäden. In Höhlen leuchten sie.“ Das war ja eine ausführliche Erklärung, dachte Inu Yasha prompt erstaunt. Wer war denn dieser Kerl mit dem er hier herumzog? Wirklich sein Halbbruder, dessen erste Mordversuche an ihm schon so lange zurücklagen, dass er sich nicht mehr erinnern konnte, und die letzten vor … naja, einigen Monaten? Was lief denn hier ab? Oder genauer, was veränderte den so, dass der ihn fast wie Rin behandelte, zwar mit kurzen, aber doch, Erklärungen? Herr toller Dämonenfürst und erklärte jemandem, den er kaum beachten wollte aber musste, etwas? Oder, naja, Kagome würde vermutlich sagen, solange er selbst sich anständig verhielt und vor allem die Klappe hielt, kam da auch der große Bruder durch? Schon nach dem Kampf gegen dieses durchgeknallte Stück Altmetall von Höllenschwert hatten ja alle seine Freunde behauptet, Sesshoumaru hätte ihn beiseite geschubst um allen den Angriff So´ungas mit Tenseiga aufzufangen. Er hatte ja geglaubt, das sei gewesen, weil der Hundedämon zu arrogant war um einen Mischling in solch einem Kampf an seiner Seite zu wollen ….aber, hatten die womöglich recht gehabt? War es so, dass sie doch beide wussten, dass sie die einzigen Verwandten waren? Ja, Sesshoumaru hatte wohl noch irgendwo eine Mutter hocken, von der Rin sagte, sie sei sehr schön, aber das war bei Dämonen kaum ein Maßstab Sekunde mal. Wieso war dieser See so ruhig? Zuvor waren doch Wellen da gewesen? Waren das etwa die Skorpione gewesen, als sie an Land gekrochen waren? Warum… Ja, klar, er hatte sich ja schon gewundert, warum ohne Wind hier Wellen waren. Na, zum Glück hatte er nicht nachgefragt. Es wäre doch irgendwie schade gewesen das momentane relativ, ein wenig, ziemlich, gute Verhältnis zwischen Bruderherz und sich zu ruinieren, in dem man dem wieder einmal bewies, dass man der Jüngere und Dümmere war. Hm. Das da oben waren also Spinennfallen. Diese Biester mussten dann ganz schön groß sein, wenn das Fangfäden waren. Dabei flog hier doch gar nichts durch die Luft? Das Wasser war anscheinend auch unbewohnt, auch, wenn da natürlich die Metallskorpione waren. Wieso also war der See ausgerechnet für diese Zwerge von Wassergeistern ein Hindernis gewesen? Und, hatte der Häuptling nicht erwähnt, es hätte Unfälle gegeben, aber die Seelengeister und die Feuerhexe wären hergekommen? Der See war das Problem, auch, wenn man nichts sehen oder wittern konnte. Nur, was für eines? Da Inu Yasha bemerkte, dass sich sein Halbbruder abwandte und etwas weg von den Skorpionen ging, versuchte er in dem matten Dämmerlicht um sie etwas zu erkennen. Aber, da war nichts. Hm. Der See war das Problem, das schien ja auch Sesshoumaru so zu sehen. Oder wollte der sich nur nicht ausziehen und mit der Kleidung auf dem Kopf rüber schwimmen? Wobei, der konnte sich ja verwandeln und in Hundeform paddeln, etwas, das ihm versagt worden war. Der See. Das Wasser roch nur schlicht wie Wasser, aber da war doch dieser eine Kratersee gewesen, der ihn so fasziniert hatte, weil er so blau und schön da gelegen hatte. Kagome hatte einen Stein hineingeworfen. Da der sich prompt zischend aufgelöst hatte, hatte er dann doch auf das erfrischende Bad verzichtet. Schwefelsäure und Kupfersäure oder so ähnlich. Und man konnte nichts riechen, weil sich das gegenseitig aufhob, oder so ähnlich. Das wäre natürlich… Er umklammerte die leuchtende Kugel mit dem Drachenschuppen etwas fester, als er sich bückte und einen Stein aufhob.   Was machte der denn schon wieder für Unsinn, war der prompte Gedankengang des Dämonenfürsten, als er den Stein in das Wasser fliegen sah und durchaus registrierte, dass die Metallskorpione in der Entfernung sich erneut zu ihnen umdrehten. Im nächsten Moment erkannte er allerdings das leichte Zischen und die feine Wolke aus Gas – alles, was von dem Stein übrig geblieben war. Nun gut. Das mochte für einen Kawataro tatsächlich ein Hindernis darstellen, aber giftige Säure machte ihm ja wohl nichts aus, das trug er in Maul und Klaue. Allerdings gab es da Inu Yasha, der gerade etwas die Laterne hob, um anscheinend nachzugucken wohin der Stein verschwunden war. Der konnte sich nicht verwandeln und, auch, wenn er zugeben musste, dass der gegen seine Säure relativ unempfindlich war – er kannte außer diesem dümmsten Sohn seines verehrten Vaters niemandem, der mit dem Gift im Bauch noch reden, geschweige denn ein Duell gegen ihn gewinnen konnte – so sah es mit einem kompletten See vermutlich anders aus. Halt. Was hatte er da eben in der Dämmerung zu erkennen geglaubt, als der Halbdämon die Laterne mit der goldenen Drachenschuppe darin hochgehoben hatte? „Leuchte.“ „Wohin?“ Aber Inu Yasha tat in neu erkannter Kleiner-Bruder-Manier, wenngleich verständnislos, das Verlangte und hob die Laterne wieder an, zumal der Hundefürst dermaßen intensiv das Nichts der Luft musterte. Natürlich, dachte Sesshoumaru. Dieser Weg war einst von den Himmelsdrachen geschaffen oder eher ausgebaut worden, um einen Fluchtweg zu besitzen. Das Allerletzte, was sie gewollt hatten, wäre gewesen, dass sich ein oder mehrere Erddrachen hier anschleichen würden. Alles, was man benötigte, um die Fallen aufzuheben war eine Schuppe eines Sonnendrachen. Hatte das dieser alte, tote Drache bei Michiko gewusst? Wenn ja, waren die Haare seiner Boa ein gutes Tauschgeschäft gewesen. Denn so besaßen sie zwei Schuppen. Offenbar nur mit diesen konnte man über den See gelangen, der vermutlich auch für einen Erddrachen ein tödliches Hindernis darstellte. Da Inu Yasha jetzt beide trug benötigte er selbst eine. „Äh, spielen wir jetzt „Ich sehe was, was du nicht siehst“?“ erkundigte sich der Halbdämon ungeduldig werdend. „Ja.“ Ohne weiteres Wort nahm der Dämonenfürst, dem Ironie nicht an der Wiege gesungen worden war, die Glaskugel und wandte sich dem zu, das er als Weg zu erkennen glaubte und sich weit und schmal über den unterirdischen See schwang. „Ich sehe noch immer nichts.“ Sollte er …. Der Kerl maulte ja schlimmer als Jaken! „Die Schuppe in deinem Ärmel.“   Es wäre wirklich toll, wenn der Misthund nicht immer dermaßen die Fangzähne zusammenpressen würde! Er war doch kein Gedankenleser! Als tat er das Gewünschte – und erkannte mit größer werdenden Augen die Brücke, die sich aus Stein elegant über das Wasser schwang und irgendwo in der Dämmerung verschwand. Leider hatte diese einen Haken – weitaus zu schmal für einen Drachen bedeutete diese kaum handbreite Plattform ein förmliches Balancieren Fuß hinter Fuß. Springen wäre schon eine recht heikle Sache. Da sich Sesshoumaru den beginnenden Stufen zuwandte, sagte er: „Du willst da rüber.“ Der geplagte große Bruder blieb stehen. „Du nicht.“ „Ich bin nicht feige!“ protestierte der Jüngere unverzüglich gegen den vermuteten Vorwurf. „Ich habe da nur ein gewisses Handicap. Im Gegensatz zu dir kann ich nicht fliegen. Willst du mich etwa auffangen?“ Da die Alternative nur darin zu sehen war, dass er ohne Tessaiga bei Toutousai und dessen Entführern ankäme … Was für eine Zwickmühle. Unmöglich, mit einem Bastard, wenngleich dem Bastard des verehrten Vaters, an der Hand über diesen zugegeben schmalen Pfad zu schreiten. Leider war es noch unmöglicher Tessaiga und den sich in der Säure da unten auflösen zu lassen. Mit einem Musterbeispiel an heroischer Selbstüberwindung, wenngleich einem vorwurfsvollen Blick zur Decke, den Vater hoffentlich bemerken würde, presste der Herr der westlichen Länder hervor: „Ja.“ Wortlos folgte Inu Yasha die Stufen und setzte hinter dem Hundedämon den ersten Schritt auf den steinernen Schwebebalken. Kein beunruhigender Zweifel nagte an ihm. Sesshoumaru war ein Mistkerl, der Leute schon umbrachte, wenn sie ihn falsch ansahen, aber der war ein vornehmer Mörder und eine Lüge unter seiner Würde. Er umklammerte allerdings die Schuppe des Drachen in seiner Linken, in der ebenso sicheren Gewissheit, dass er ohne die vermutlich verloren wäre. Das goldene Licht des einstigen Himmelsdrachen drang zwischen seinen Fingern hervor und ließ ihn die Rückseite seines Halbbruders fast wie bei Tage sehen. Dass dieser wiederum jetzt die Laterne der Kawataro trug – nun, darüber sollte er besser kein Wort verlieren. Warum eigentlich machte der das?   Kiara drehte mit ihren beiden Passagieren eine weiter Runde vom Fischerdorf Edo über die Bucht, ehe sie wieder tiefer in das Landesinnere flogen um nach Hause zurück zu kehren. Nichts deutete auf Überfälle oder auch nur Zerstörungen hin. „Die Greife sind nicht hier gewesen,“ meinte Miroku. „Oder wenn, so haben sie sich vorsichtig verhalten. Eigenartig ist es dann wirklich, wieso sie ausgerechnet zu uns kamen.“ „Vielleicht hatten sie Hunger?“ schlug Kagome vor, der es fast schon Leid tat einen offenkundig friedlichen Vogeldämon geläutert zu haben. Aber der hatte sich auch wirklich daneben benommen. Vielleicht nur, weil er fremd war? Schließlich wusste sie aus ihrer Anfangszeit in der Epoche der Kriegerischen Staaten nur zu gut wie es war, wenn man in jedes Fettnäpfchen trat, das herumstand. „Kaum, da war Blut an den Klauen und ihre Schwerter samt Rüstungen haben sie auch weniger nur zur Dekoration. Was zu Futtern kann sich ja selbst unsereins in der Wildnis besorgen.“ Da der Mönch hinter ihr saß und eine Hand auf ihrer Schulter hielt – mehr traute er sich seit geraumer Zeit bei ihr nicht mehr – spürte er ihr Zusammenzucken, ehe sie eilig zu Boden blickte. „Was ist?“ „Dämonenenergie, mit Kurs auf unser Dorf. Sehr schnell und mächtig. - Kiara!“ Die Katze drehte bereits in diese Richtung. Nur Sekunden später erkannten die Drei eine Art Wirbelsturm, der aus dem Norden über das Land brauste. „Das ist doch….“ Kagome beugte sich etwas: „Kouga! Hallo! Kouga!“ Was machte denn der schnelle Wolfsdämon hier? Wollte der nur Kagome besuchen, weil er Bescheid bekommen hatte, dass Inu Yasha nicht hier war, fragte sich Miroku prompt. Nun ja, wenn der Halbdämon davon erfuhr gab es nur wieder Streit zwischen den Beiden. Obwohl sich Kagome für Inu Yasha entschieden hatte und Kouga seine Ayame hatte, würden diese zwei Kindsköpfe ihren überholten Clinch wohl nie beenden. Der Wolfsdämon stoppte, als er den Ruf hörte und vor allem die Stimme erkannte. „Kagome? Und Miroku?“ Sein suchender Blick glitt prompt über den Boden, während Kiara landete und ihre Reiter absprangen. „Und ohne diesen Dingsbums? Ich meine, deinen Haus- und Hofhund?“ „Inu Yasha ist nicht im Dorf. Wolltest du mich etwa besuchen?“ Kagome strahlte ihn an. Was Inu Yasha nur immer gegen Kouga hatte? Nach einem, zugegeben etwas falschen, Anfang, hatte er sich doch recht gut entwickelt. Und er hatte jetzt ja sein Rudel und vor allem Ayame im Norden. „Auch, wenn auch weniger.“ Der Wolfsdämon strich seine Haare aus dem Gesicht.. „Ich suche eigentlich ein Rudelmitglied. Du kennst ihn. Kayane.“ Kagome sah hilfesuchend zu dem jungen Mönch neben sich. „Sagt mir gerade nichts,“ bekannte sie. Kouga zog die Augen zusammen. „Kayane. Jung, war erst vor wenigen Tagen bei dir? Oder etwa nicht?“ „Nicht, dass ich wüsste, und ich habe das Dorf schon seit drei Wochen nicht verlassen. Du hast mir einen Boten geschickt?“ „Ja, vor gut einer Woche. Da er nicht zurückkehrte, dachte ich ihm hat es so gut bei dir, also, bei euch, gefallen, und wollte ihn heim holen. Aber ….er kam nie an? Das gefällt mir gar nicht. Ich muss ihn suchen. - Wieso kurvt ihr hier herum? Und so allein?“ „Inu Yasha ist nicht im Dorf,“ erklärte Miroku eilig. „Und wir bekamen unerwünschten Besuch. Zwei, Kagome nannte sie Greifen. Vogeldämonen in Rüstung, bewaffnet. Sie läuterte einen, der dumme Sprüche gegen sie machte.“ „Ja, meine Kagome… ich meine, so kenne ich dich,“ korrigierte sich der Wolf eilig. „Und wo ist dieser Halbhund hin? Weg, weil er den Ärger schon weit roch?“ „Er ist mit Sesshoumaru unterwegs.“ Kagome klang doch ein wenig beleidigt. „Mit – wem?“ „Seinem großen Bruder, du kennst ihn doch?“ Ja, den kannte er, allerdings hätte der schnelle Wolf nie damit gerechnet, dass diese Zwei mal gemeinsam unterwegs wären. „Ach, und wohin? Zufällig auf Greifenjagd?“ „Das glaube ich weniger. Sie….“ Sie brach lieber ab. Inu Yasha mochte es verstehen, wenn sie über seine Sachen plauderte – bei dem Hundefürsten konnte man dann nur noch hoffen, dass Rin irgendwo zufällig in der Gegend stand und das ihn doch vor finalen Dingen abhielt. Oder Inu Yasha sich dazwischen stellte. So ergänzte sie: „Sie wollten zusammen was erledigen. Wir haben nicht die mindeste Ahnung wohin sie sind, ehrlich. Aber, warum hast du mir einen Boten geschickt?“ „Einen Brief, das wollte ich dem nicht sagen,“ verbesserte Kouga eilig mit einem Seitenblick auf Miroku, ehe er doch erklärte: „Ich werde Vater!“ „Oh, das ist ja schön. Ayame wird sich sicher auch sehr freuen.“ „Ja, auch, wenn es noch dauert, aber ich dachte, das solltest du wissen. - Greifen also. Wie sehen die genau aus?“ „Es ist nur noch einer,“ erwiderte Miroku. „Auch erst mal von mir Glückwünsche und alles Gute. - Aber wir wollten gerade hier alles absuchen ob es nicht doch mehrere sind. Bislang sieht alles friedlich aus und wir haben auch keine Spur gefunden und wir waren bis am Meer.“ Der Rudelführer ballte die Fäuste. „Kayane ist ziemlich jung und vertrauensselig. Ich habe ihm den Auftrag gegeben, damit er mal Erfahrungen sammelt. Wehe denen, wenn die ihm was getan haben!“ „Dann komm ruhig mit. Wir können dir alles erzählen, was wir wissen und womöglich hat Kaede auch etwas über diese Greife gefunden. Ich kenne sie unter diesem Namen,“ sagte Kagome: „Aber eben von zuhause. Vielleicht haben sie hier nur einen anderen Namen.“ „Möglich.“ Miroku sah zu Kiara, die sich bereits wieder vergrößerte. „Bewaffnete Vogeldämonen gibt es ja so einige. Aber die waren schon groß, wenn auch kleiner als Paradiesvögel. Und sie trugen einen Vogelkopf mit Schnabel und Krallen, also, nicht die Menschenform wie damals diese Vogelprinzessin, wie hieß sie nur? „Abi,“ sagte Kagome prompt. „Ja, stimmt. In dieser Art haben wir noch nie jemanden gesehen, außer ich im Film, ich meine, Zuhause.“ „Ja, gut, ich komme mit,“ beschloss der Rudelführer. „Immerhin habe ich von ihm auf der ganzen Strecke bis hier keine Spur gefunden. Vielleicht auf dem Weg, dass sie ihn kurz vor dem Dorf abgefangen und verschleppt haben?“ „Wir haben nichts bemerkt, allerdings ist da auch ein Bannkreis um das Dorf, seit Inu Yasha und … seit die Hundebrüder weg sind.“ Was sollte die Etikette, wenn die Zwei nicht in Hörweite waren, dachte sie. „Der Bannkreis könnte wirklich gut gewesen sein.“ Der menschliche Mönch wartete, bis sich Kagome auf die dämonische Katze gesetzt hatte. „Die wären doch sicher sonst ins Dorf gekommen. Allerdings haben wir so auch nicht mitbekommen können, ob Kayane sich uns näherte. Direkt davor stand er jedenfalls nicht.“ „Ich habe seine Spur,“ versicherte Kouga. „Ich bin ihr ja gefolgt. Dann weiter.“ „Nicht ganz so schnell,“ warnte Kagome. „Der Bannkreis steht noch. Du solltest rechtzeitig bremsen.“ „Keine Angst um mich, Kagome, das schaffe ich. Ich bleibe nur auf Kayanes Spur.“ Er lächelte sie breit an.   Die zweischwänzige Dämonenkatze hob ab und der schnelle Wolf blieb auf dem Boden, wenngleich doch etwas langsamer als zuvor. Kiara schwenkte sofort um als er stehenblieb und schwebte über ihm. „Hier endet seine Fährte, als ob er sich in Luft aufgelöst habe.“ „Oder von zwei flugfähigen Leuten in die Höhe gehoben wäre?“ gab Miroku zu bedenken. „Ja. Ich suche mal.“ Kouga rannte hin und her, immer weiter von dem Ende der Geruchsspur entfernt, ehe er eilig zurückkam. „Ich habe ihn wieder. Ihn und mehrere Vögel. Die sind dann mit ihm wieder abgehauen, haben sich anscheinend aber da noch mit ihm unterhalten. Jedenfalls war da kein Blut .“ „Dann wollten sie etwas anderes von ihm? Aber was?“ „Keine Ahnung. Aber wenn ich es raus finde, werden es diese Piepmätze bereuen!“ versprach der Wolfsdämon ingrimmig. „Schön, gehen wir ins Dorf. Vielleicht weiß da noch jemand was, dann mache ich mich auf die Suche. Wohin die Hündchen … ich meine die Halbbrüder sind weiß ja keiner.“ Da beide Menschen nur die Köpfe schüttelten: „Naja, los jetzt.“     Kapitel 13: Lieber Hammer als Amboß -----------------------------------   Im Dorf war Kaede noch immer in ihrer Hütte um in ihren Unterlagen etwas über die Greife zu finden. Kagome machte daher Kouga das Angebot doch zum Essen zu bleiben, da er ja kaum ins Blaue herumrennen könne, und der schnelle Wolfsdämon nahm gern an. So saßen die junge Frau aus der Zukunft, Miroku und Sango ebenso am Feuer wie Jaken, als Kaede mit Rin zu ihnen kam, einen Zettel in der Hand. „Ich habe etwas gefunden, bin mir aber nicht sicher, ob sich das auf diese Greife bezieht,“ sagte die alte Priesterin, während sie sich neben Kagome setzte. „Eine Freundin schrieb mir vor Jahren über Vogeldämonen, die, zwei oder drei waren es, in ihrer Gegend gelandet waren. Sie griffen Menschen an. Sie hatte sie nie zuvor gesehen, hörte jedoch, sie kämen vom Festland. Dorthin sind sie wohl auch wieder verschwunden, denn sie wurden nie wieder gesehen. Das würde natürlich erklären, warum sie niemand von uns je gesehen hat.“ „Ja. Ich dachte mir ja bereits, dass ein Sturm sie her verschlagen haben könnte. Obwohl eigentlich hier gar keiner war. Aber vielleicht drüben im Westen.“ Miroku dachte nach. „Und niemand von uns kennt ja alle Wesen, die dort auf dem Festland leben. Die Suche nach deinem entführten Wolf wird sicher schwer, Kouga.“ „Schon,“ meinte der Rudelführer. „Aber wenn da jemand vom Festland hier aufkreuzt und einen meiner Jungs mitnimmt, unternehme ich was. Klar?“ „Ich sagte ja nicht, dass du nichts tun sollst. Nur, wo willst du anfangen?“ „Genau da, wo ihr es gesagt habt. Diese komischen Vögel kommen vom Festland, also muss ich in Richtung Westen gehen.“ „Ich verstehe nicht, warum sie deinen Jungen entführt haben,“ sagte Kagome. „Kaede, es hieß doch in dem Brief, dass sie Menschen angriffen. So dumm können sie doch nicht sein einen Wolfsdämon mit einem Menschen zu verwechseln, selbst, wenn der in Menschenform war.“ „Sie waren auch dumm genug dieses Dorf anzugreifen,“ erwiderte Sango. „Der eine Kerl machte doch Sprüche, obwohl sie den Bannkreis bemerkt hatten. Sie kennen sich hier nicht aus – und sie halten sich wohl für sehr stark.“ Rin hatte sich lieber zwischen Kagome und Sango gesetzt. Natürlich kannte sie Kouga inzwischen, aber sie fühlte sich immer noch etwas unbehaglich in der Gegenwart von Wolfsdämonen. Immerhin hatten sie welche einst umgebracht. Und Sesshoumaru-sama war nicht da um sie zu beschützen. Jetzt meinte sie allerdings: „Sie sind sicher nicht so stark wie Sesshoumaru-sama oder Inu Yasha-sama. Wenn sie diesen begegnen, werden sie doch bestimmt dem Wolf helfen.“ „Ja, schon.“ Kagome bezweifelte das zumindest bei ihrem Halbdämon nicht. „Aber, wollten die Zwei denn in den Westen? Ich dachte …“ Sie brach ab. Zum einen, weil sie selbst merkte, dass sie schon wieder über die Sachen der Hundebrüder plaudern wollte, als auch, weil sie sah, dass ein Mann herankam und hinter sich winkte. „Was ist da los?“ „Ich gehe schon.“ Miroku stand auf und kehrte kurz darauf mit einem sichtlich erschöpften alten Bekannten zurück. „Myouga!“ kam es zur Begrüßung. Der alte Flohgeist nickte Kouga zu, ehe er sich auf Kagomes Schulter niederließ. „Ihr habt euch gut verschanzt,“ gab er zu. Es wäre für jemanden wie ihn utopisch gewesen diesen Bann zu durchqueren ohne geläutert zu werden. Die Menschen, die das Hundebaby um sich geschart hatte, waren in der Tat fähig. „Was ist denn los?“ Sango übernahm die Aufklärung. „Hier waren ein paar seltsame Vögel. Kagome hat einen geläutert. Offenbar haben sie auch einen von Kougas Wölfen entführt.“ „Tja, nicht nur den.“ Myouga wischte sich über die Stirn. „Wenn sie so aussahen: ziemlich groß, Federn, Kopf wie ein Vogel, aber Rüstung und Schwert.“ „Passt. Wen haben sie noch entführt?“ fragte Sango prompt. „Toutousai. - Die Hundejungen kamen zu spät auf Besuch. Er war schon weg. Aber er hatte sich gewehrt, darum gab es tote Vögel.“ „Es wird gleich noch ein paar mehr tote Greifen geben,“ knurrte Kouga. „Was denken die sich eigentlich? Kommen nach Japan und entführen reihenweise Leute?“ „Greife? So heißen sie?“ Myouga seufzte. „Aber ja, davon wird es bald keine mehr geben, denn den Hundebrüdern hat die Tatsache, dass ihr Familienschmied entführt wurde, überhaupt nicht gefallen. Sie haben sich auf die Suche gemacht. Deswegen kam ich ja her, um euch zu sagen, dass sie einstweilen nicht wieder herkommen.“ „Vielleicht auch, weil du dich hier sicherer fühlst als bei den Beiden?“ schlug Miroku vor und erntete einen empörten Blick des alten Flohgeistes. Also stimmte die Aussage. „Wohin sind sie denn? Dann folge ich ihnen.“ Kouga schob sich schon sein Schwert zurecht um aufzustehen. „Das lass mal lieber sein,“ warnte Myouga. „Sie waren wirklich ziemlich sauer.“ „Als ob der Halbhund keine Hilfe braucht.“ Aber der Wolfsdämon blieb sitzen. Es war eine Sache Inu Yasha zu ärgern oder dem in die Quere u kommen, der nahm das nie ernster als eine Prügelei – eine zweite mit Sesshoumaru eben das bei einen der mächtigsten Dämonenfürsten des Landes zu machen. Das konnte leicht in einem sehr ernst gemeinten Duell enden. Nun ja, wartete er eben hier in angenehmer Gesellschaft. Und, das Schwein am Spieß dort hinten war auch schon fast fertig…   Es war eine eigentümliche Sache, fand Inu Yasha, so sorgfältig Fuß hinter Fuß auf einer schmalen Steinbrücke zu setzen, unter sich einen tödlichen See – und darauf vertrauen zu müssen, das der Herr Halbbruder ihn schon irgendwie auffangen würde. Aber der log nicht, dessen war er sicher, Und, Rin auch, Das Mädchen schwor ja darauf, dass der von allen als Killer verschriene Hundefürst sie immer retten würde. Und sie hatte wohl auch noch recht. Zumindest hatte noch niemand es lange überlebt, wenn er sich an die Kleine, nun ja, das heranwachsende Mädchen, gemacht hatte. „Wie lange willst du Rin eigentlich im Dorf lassen?“ erkundigte er sich spontan. „Solange es nötig ist.“ Sesshoumaru wunderte sich ein wenig. Warum gab er Auskunft? Aber in den letzten Stunden, ja, Tagen, hatte er durchaus gesehen, wenn er diesem ...nun gut, Inu Yasha etwas erklärte, hörte der ihm zu, merkte sich Dinge – kurz, der lernte. Es war zwar unglaublich, aber ….Myouga war wohl einfach als Lehrer ungeeignet. Nein. Sein verehrter Vater konnte sich nicht dermaßen geirrt haben. Myouga war folglich zu faul, zu feige gewesen um seine Pflicht zu erfüllen. Genau das war es, musste es sein. Hm. Todesart achtundvierzig für diesen unsäglichen Flohgeist. „Sie lernt ja wirklich viel. Kaede kümmert sich, Sango und Kagome auch. Sie bringen ihr Kochen bei und alles mögliche. Ich gebe mir ja auch Mühe.“ „Ja?“ Der ältere Bruder klang - und war – ungläubig. „Was bringst du ihr denn bei?“ Doch nicht etwa Schwertkampf Das würde doch hoffentlich Sango übernehmen. Inu Yasha und Tessaiga waren ein tödliches Gespann, was allerdings mehr an der magischen Klinge als an dem jämmerlichen Herumwedeln des Halbdämons lag. Selbst der Pfad der Dunkelheit … oh, er sollte das Reizwort nicht einmal denken. „Oh, ich habe ihr alles über die Bienen und die Blumen beigebracht,“ erklärte Inu Yasha stolz. Sesshoumaru erstarrte in der Bewegung und wandte langsam den Kopf, ehe er sich ebenso langsam umwandte. Genug Zeit für den Jüngeren sich zu fragen, wie denn das missverstanden worden war.   Toutousai war nicht sonderlich glücklich, um es so zu formulieren, als ihn zwei Greife holten, geschweige denn davon entzückt, dass er in die Schmiede gebracht wurde. War denn schon wieder Vollmond? Hatte dieser dämliche Kater es geschafft Mondtau zu besorgen ? Für einen winzigen Moment fühlte sich der alte Schmied sogar erleichter, als er feststellte, dass neben ihm auch Yoshiyuki zu Boden vor dem Katzenfürsten geworfen wurde. Zu zweit war es doch besser, dachte er, ehe ihm dämmerte, dass er wohl auch für den anscheinend vollkommen panischen, ja, katatonischen, Yoshiyuki reden und handeln musste, Schmiedeklemme mal zwei. Shinishin klang amüsiert. „Meine lieben Schmiede … Ich habe einen Auftrag für euch, wie ihr wisst.“ „Äh, Mondtau?“ wagte es Toutousai zu fragen. Schön, in einem Kerker verging die Zeit anders, aber es konnte doch unmöglich schon wieder Vollmond gewesen sein? „Nein, natürlich noch nicht. Aber, und jetzt kommen wir zur Hauptsache, also, meinem Interesse: auch ohne Mondtau wirst du doch in der Lage sein, noch dazu ihr beide, aus diesem Erz Metall zu formen. Dazu gibt es als Bonus meinen Anteil des Höllenschwertes. Nun, Toutousai?“ Der alte Dämonenschmied rang nach Atem. „Das… das wird nicht einfach.“ „Wenn es einfach wäre, bräuchte ich keine dämonischen Meisterschmiede, oder?“ „Ja, natürlich, aber…..So´unga ohne seine Widerparte?“ „Du hast also Tessaiga bewusst als ….Gegenteil des Höllenschwertes erschaffen?“ Das klang so katzenweich sanft, dass Toutousai einen kalten Schauder spürte. „Es war der Auftrag,“ sagte er allerdings. „Der Herr, ich meine, der damalige Taishou, wollte das Höllenschwert unter Kontrolle halten.“ Kein Schwert sollte alle Macht besitzen, ja. Der Herr hatte eben gewusst, was er selbst konnte und was nicht. Davon war Shinishin offenkundig meilenweit entfernt. Alle drei Klingen in einer zu haben! Wie närrisch, wie selbstverliebt, wie verrückt. Und leider auch gefährlich für Japan und den ganzen Rest. Natürlich auch für den Kater selbst, aber das würde den eben sowenig abhalten wie seine eigenen Warnungen damals Sesshoumaru von Tokejin. Allerdings war der Hundebengel jünger, rebellischer und, zugegeben, sehr stark in Hand und Geist. „Welche Ausrede fällt dir ein?“ Wieder eine so weiche Drohung. Toutousai spürte, wie sich seine letzten Haare sträuben wollten. „Keine Ausrede. Ich brauche den Mondtau, wenn ich Tessaiga und Tenseiga wieder vereinen soll, ich brauche die Zähne der Hundejungen als magische Grundlage.“ „Aber du kannst aus Erz schon einmal eine Grundlage schaffen.“ „Ja.“ Was half es denn? Sobald dieser Kater die Geduld verlor, würde er sonst das durchmachen, was dem armen Yoshiyuki wohl widerfahren war. Der alte Schmied blickte sich noch einmal in der Werkstatt um. „Es ist ja auch praktisch alles da. Es fehlt nur das Holz.“ Shinishin streckte nur scheinbar beiläufig die Hand aus. Ein heller Strahl schoss aus seiner Handfläche gegen die Wand, brach diese durch und zeigte ein riesiges Becken aus glutflüssigem Gestein – der Hauptkrater der Nebelberge. Wie zuhause, dachte Toutousai mit gewissem Seufzen, erläuterte jedoch, da er seinen Plan Zeit zu schinden noch nicht aufgegeben hatte: „Das ist schon mal praktisch, ja. Aber in die Esse muss auch noch Holz. Nadelholz am Besten, von den hohen Bergkiefern. Die haben eine Menge Harz und man kann die Temperatur des Feuers schön gleichmäßig halten. Das ist sehr wichtig.“ Ja, davon hatte der Katzenfürst auch schon gehört. Auch davon, dass ein erfahrener Schmied nur nach der Farbe der Flamme die Hitze genau einschätzen konnte. Toutousai schien ja deutlich besser mitzuspielen als gedacht. Nun gut, das Beispiel seines alten Freundes war wohl Drohung genug. Überdies schien der Alte etwas schrullig zu sein, aber ein leidenschaftlicher Schmied. „Gut. Sage hier, dem Greifenprinzen, sein Name ist Radj, was du genau benötigst. Aber fange heute noch an.“ „Ja, schön. Du hilfst mir doch, Yoshiyuki?“ Irgendwie dachte Toutousai, müsste man den armen Kerl doch auch als wichtig einstufen können, damit dieser Kater den in Ruhe ließ. Der wirkte noch immer schrecklich verstört, vergesslicher als er selbst. „Aber ja doch, Yoshi hilft dir.“ Shinishin schien fast schnurren zu wollen. „Natürlich, alter Junge, nicht wahr? Und ihr plaudert ein wenig aus alten Zeiten, während ihr das Feuer erhitzt und das Erz schmelzen lässt. Oder brauchst du noch etwas, Toutousai?“ „Lehm ist ja wohl … ahja. Da ist er. Hm. Ein bisschen wenig, aber für die erste Form der Klinge reicht das völlig.“ Nur keinen Ärger heraufbeschwören. Irgendwann mussten die Jungs doch einfach kommen. So idiotisch konnten doch nicht einmal diese Zwei sein nicht mitzubekommen, dass ihre Schwerter nicht mehr funktionierten. „Wobei, welche Form der Klinge wollt Ihr?“ Der Katzenfürst war tatsächlich überrascht. „Was meinst du?“ „Äh, eine Klinge, wie die, die Ihr tragt, gerade aus, ist praktisch, sicher, aber es gibt eine modernere Variante, die die Menschen erfunden haben. Sie ist mehr sichelförmig. Eine Seite der Schneide ist scharf, so scharf, dass man mit ihr selbst Baumbushölzer schneiden kann, mehrere – aber die Rückseite ist es eben nicht. Sie wird anders geschmiedet, weicher, damit man in einem Duell die Klinge des Gegners parieren kann. Macht es aufwendiger, aber, ich würde sagen, sicherer für den Träger.“ „Da magst du sogar recht haben – bei gewöhnlichen Leuten. Hältst du mich etwa dafür?“ Wieder diese lauernde Art. „Nicht, wenn Ihr So´unga beherrscht,“ gab der alte Schmied daher eilig zu. „Ich wollte Euch nur das Beste vom Besten vorschlagen, gleich, ob Ihr es benötigt oder nicht.“ Ach du je. Gegen den waren die Hundebrüder ja von ausuferndem Langmut und tatsächlicher Freundlichkeit. Von ihrem Vater mal ganz zu schweigen. Aber selbst Sesshoumaru hatte in wirklichem Zorn irgendwie doch noch den Pfad der Dunkelheit neben ihn geschlagen. Shini-Kerl hier würde das gewiss nicht. Also, den Kater bei Laune halten, bis die Jungs hier waren. Oder, leider, bis der ihn nicht mehr brauchte oder wollte. Das war der tiefste Schlamassel in den er in seinem ganzen Leben geraten war. „Ich beherrsche das Höllenschwert und den Pfad der Dunkelheit, bald auch Tessaiga und Tenseiga – glaubst du wirklich, ich wäre so töricht mich auf einen Nahkampf einzulassen?“ „Ich würde Euch nicht für so töricht halten,“ ächzte der Hundefamilienschmied, der nur zu genau wusste, dass auch die zwei Hundebrüder Distanzangriffe bevorzugten. Das konnte fatal für die weite Landschaft und selbst diesen Krater hier werden. So sah er sich eilig um. „Radj, also, ich brauche mindestens gespaltenes Holz, so, diese Länge, vorzugsweise Nadelholz, dazu Buchen. Weißt du, was das für Bäume sind?“ Der Greifenprinz musste kurz nachdenken, ehe er die Worte in seine Heimatsprache übersetzen konnte. So nickte er nur zu dem Katzenfürsten. „Gut. Das hat dann soweit Vorrang,“ befahl dieser. „Danach erst die Menschen.“ Menschen? Oh, der Herr würde ihn … nun ja, es stand zu erwarten, dass auch die Söhne des Herrn das nicht sonderlich gern hören würden. Sollte er den Narren darauf aufmerksam machen, dass es da ein Dorf mit netten Menschen gäbe? Aber, das würde der Kater ja nie glauben. Abgesehen davon – wenn der das ausplauderte, würde nicht nur der Kopf eines armen, alten, Schmiedes rollen, sondern er sich auch nicht mehr auf Vergesslichkeit berufen können, wenn das mit den Klingen zur Sprache kam. Sesshoumaru würde Tenseiga vermutlich dreißig Mal benutzen. Seufzend und hektisch überlegte Toutousai. Naja, diese Fellnase war stolz, angeberisch und sehr an diesem neuen Schwert interessiert. Und der hatte bislang immer auf Fachfragen reagiert. Nicht negativ, was in dieser misslichen Lage schon mal das einzig Positive darstellte. „Äh, wie hättet Ihr das denn sonst noch gern?“ Nur schön höflich bleiben, ermahnte er sich. Das, was bei dem Taishou und dessen Söhnen durchging – aber die waren ja auch, auch, wenn er das in Bezug auf die Bengel noch nie gedacht hatte – ehrenwerte Männer. Nun ja, ehrenwerte Krieger, soweit man das für ein Baby und einen Sandkastenrocker behaupten konnte. „Was?“ Sichtlich überrascht wandte Shinishin den Kopf. „Nun ja, zum Beispiel den Griff? Ich sah, Ihr seid Rechtshänder, das kann man schon so anpassen. Aber, welches Holz und welches Material soll darum gewickelt werden?“ Das, musste der Katzenfürst zugeben, hatte ihn sein bisheriger Schmied nie gefragt. Er sollte vielleicht einen Boten auf das Festland schicken – mit der Aufforderung ihm die Nachricht von dem Tod dieses Unfähigen ausführlich zu schildern. Doch, dieser Toutousai schien höflich und sehr, sehr vorn seiner Arbeit fasziniert. Das würde ein sehr professionelles und wunderbares Werk ergeben. Es war eine sehr gute Idee gewesen, so oder so, nach Japan zu gehen. Was nur aus dem armen Shishinki geworden war? Gleich, im Moment sollte er seine Wünsche äußern, wie es einem Kaiser zukam. Es sollte niemand, Radj stand ja ebenfalls noch im Raum, annehmen, er wisse nicht, was er wolle. „Holz, nein. Elfenbein, oder noch besser, Zahnbein. Was meinst du, Toutousai? Kannst du das verarbeiten?“ „Zahnbein? Äh …“ Der alte Meisterschmied kratzte sich am Schädel. Der meinte doch nicht, wollte doch nicht….?? „Ich hörte, Hunden wachsen die Zähne nach, wenn man sie zieht. Fangzähne für die Klinge, der Rest für den Griff. Die nachgewachsenen dann auch. Und darum gewickelt…. Hundefell, die Schwänze als Griff. Ja. Das klingt sehr nett. Radj, du hast deine Anweisungen. Toutousai, du die deinen. An die Arbeit.“ Er ging in dem sicheren Gefühl, dass alles perfekt nach seinen Wünschen lief.   Toutousai wandte sich seinem alten Freund zu, der noch immer regungslos flach auf dem Boden lag. Erst langsam schien sich in dessen dunkele Augen wieder Leben zu begeben. War das, weil dieser Kater endlich die Schmiede verlassen hatte? Oder ….Toutousai hatte gerade im Laufe seiner Bekanntschaft mit einem gewissen Hundskamille genug unerfreuliche Leute kennen gelernt, allen voran Naraku, die Tote zum Leben erwecken konnten. War das etwa der Grund, warum sein alter Freund so viel nicht wusste? War der nicht nur seelisch zerstört , sondern schlicht ermordet worden? Wie sollte er das feststellen? Hatte dieses missratenen Fellknäuel den irgendwie unter Kontrolle gebracht oder gar ersetzt? Wie konnte er das feststellen Umso besser war es, dass er bislang vorsichtig gewesen war, Und wo steckten nur diese tollpatschigen nichtsnutzigen Hundebengel?   Kapitel 14: Da wird ja die Katze im Bade verrückt ------------------------------------------------- Inu Yasha starrte etwas fassungslos seinen Halbbruder an. Selbst im matten Licht der leuchtenden Fäden von der Decke und der beiden Drachenschuppen konnte er erkennen, dass der eindeutig auf der Palme war. Was hatte der denn schon wieder? „Reg dich ab,“ sagte er daher eilig. „Was hast du denn bloß dagegen, dass Rin lernt wie Honig entsteht?“ Honig? Sesshoumaru dachte kurz nach. Hatte dieser dümmste Sohn Vaters schon wieder etwas Törichtes gesagt und ganz etwas anderes gemeint? Da er nicht nachfragen wollte, schließlich besaß er doch noch etwas Stolz, meinte er nur: „Und wer hatte es dir erzählt?“ „Kagome.“ Irgendwo lag da ein Missverständnis und das sollte man bereinigen, schon um Toutousais Willen. „He, ich habe Rin erzählt, dass die Bienen die Blumen besuchen und diesen Staub einsammeln, in ihr Nest bringen und dort zu Honig verkochen. Das ist doch wohl nicht falsch, kein Grund sich so aufzuregen!“ Mann, war der Idiot leicht aufbrausend. Wenn er selbst so wäre … Nun gut. Kagome behauptete das ja von ihm auch, dabei fand er sich in den letzten Jahren doch schon recht erwachsen geworden. „Sag bloß, du hast noch nie Honig gegessen und dich gewundert woher er kommt. Hast du nicht, klar.“ Dämonen und Honig klang schon so eigenwillig in der Zusammenstellung, geschweige denn dieser Dämon. Doch, er hatte Honig als Welpe von der Schnauze seiner Mutter lecken dürfen und … Sekunde mal. „Du hast das Rin von deiner Schnauze lecken lassen?“ Mit der Kälte in der Stimme hätte man die komplette Südsee zu Eis gefrieren lassen können. Inu Yasha seufzte. „Du nervst, großer Bruder. Du weißt doch genau, dass ich gar keine Schnauze habe. Ich bin ein Halbdämon!“ Und ausgerechnet dieser Typ hatte es ihm doch wirklich oft genug um die Ohren gehauen. Das war korrekt der konnte sich nicht verwandeln. Was war nur mit ihm selbst los? War das etwa die Magie der Himmelsdrachen, die sich nähernde Feinde verwirren sollte? Sesshoumaru wandte sich erneut um und nahm seinen Weg auf der kaum handbreiten Brücke über den unterirdischen Säuresee wieder auf. Der jüngere Halbbruder erkannte es an. Nicht, dass er sich direkt geweigert hätte, den Riesenhundeidioten mal wieder mit eingezogenem Schwanz nach Hause zu schicken – aber mit nur einer Hand frei, buchstäblich auf schmalstem Grat über einem Säuresee und er als einziger Nicht-Flieger, nun ja. Mutig war er ja, aber nicht gerade lebensmüde. Warum nur regte sich der Kerl immer so auf wenn es um Rin ging? In diesem Fall wegen sogar Honig?! So schlimm war er selbst bei Kagome ja nun wirklich nicht, und er war immerhin mit der verheiratet! Die Mädchen, auch Sango, konnten doch allein auf sich aufpassen. Es stellte sich die Frage, ob er das noch immer so philosophisch gesehen hätte, hätte er gewusst, dass seine Angetraute gerade einem Wolfsdämon Schweinebraten servierte und dem Tipps zur Erstausstattung eines Babys gab.   Toutousai hatte den Krater gemustert. Weniger, weil er, wie er vorgab, die Temperatur der Lava überprüfen wollte, als sich seufzend damit abzufinden, dass seine Lage, die er vorher schon als düster eingestuft hatte, noch eine Nummer dunkler geworden war. Wie tief konnte es noch gehen? Oh nein, das sollte er sich wirklich nicht fragen. Immer, wenn er geglaubt hatte, es gehe nicht ärger, war es das prompt geworden. Er wurde entführt, sollte ein Meisterschwert schmieden, das aus den drei Schwertern der Macht bestand … Und das, wo er sich geschworen hatte, das Höllenschwert nie, nie, mehr zu berühren. Um die Sache noch besser zu machen war sein Entführer ein Dämonenfürst, einer von den Typen, die stur, stolz, arrogant und sehr gewalttätig sein konnten, wenn etwas gegen ihre Interessen ging. Dazu zu allem Überfluss noch jemand, dessen Bruder schon mit dem Inu no Taishou mehr oder weniger unangenehme Bekanntschaft geschlossen hatte, und besser nie erfahren sollte, wie dessen Sohn, Söhne, mit dem anschließend umsprangen. Außerdem, hatte er es vergessen, der Kerl war Sadist reinsten Wassers. Auf der anderen Seite standen zwei idiotische Hundebrüder, die hoffentlich zuerst überhaupt einmal bemerken sollten, einfach bemerken mussten, dass ihre Schwerter einen kleinen Fehler aufwiesen. Dann auch noch daran denken sollten, dass sie den zuständigen Schmied befragten. Beides nichts, das gewiss war. Wer attackierte denn diese beiden Idioten bei klarem Verstand, so dass sie zum Schwert greifen mussten? Falls, falls, sie ihn suchen würden – dann eigentlich weniger aus dem Grund um ihn zu retten, sondern um ihre Klingen funktionsfähig zu bekommen und ihm dann den Hals umzudrehen. Immerhin schnell, denn die Hundejungen neigten nicht zum Sadismus. Das war der gute Punkt an ihnen und er hätte nie geglaubt, dass er sich schon darüber mal freuen würde. Leider endete das so oder so im Jenseits für einen armen, alten, Rentnerschmied. Nun ja, wenn man ihn fragen würde, und das taten hier so einige Leute seit geraumer Zeit nicht, würde er das Ende schnell und sauber, a la Sesshoumaru, begrüßen. Dieser Kater war wirklich vom letzten Haken! Wobei, das sollte er nicht vergessen, bestand ja in eben diesem Katzenvieh seine gewisse Hoffnung. Spätestens, wenn der Kerl einen Zahnarzt zu Sesshoumaru schicken würde, würde der merken, dass ihm jemand lästig fiel. Was gewöhnlich fatale Folgen für den Betreffenden hatte. Allerdings würde auch das Hundebaby es nicht gern hören Zähne oder gar Blut spenden zu sollen. Oh, das hatte er vergessen, das nächste seiner kleinen Probleme taumelte gerade auf ihn zu. So drehte er sich um. „Yoshiyuki?“ Ja, war das jetzt sein alter Freund, nur vollkommen am Boden und auch im Kopf ziemlich wirr durch die Folter, der er offenbar unterzogen worden war – oder handelte es sich nur um eine leere Hülle, die ein Greif oder gar diese Fellnase besetzte? So oder so wurden sie abgehört, das hatte er doch rein zufällig mitbekommen. Oder war das gar kein Zufall, sondern er hätte es mitbekommen sollen? Ach, wo war nur der Herr, wenn man ihn brauchte. Taktik und Strategie hatte dem alten Hund im Blut gelegen. Seinem kompletten Nachwuchs fehlte die Intelligenz und auch wesentlich die Erfahrung. Dass sie auf Myouga hören würden, war nur der Wunschtraum eines senilen Flohgeistes. Und, was hatte er da gerade vergessen? Äh ... „Yoshiyuki? Geht es dir langsam besser?“ Egal, wer oder was das war, er durfte sich jetzt keinen Schnitzer leisten. Und das bei seinen erholungsbedürftigen grauen Zellen. Was nun? „Äh, ja, danke.“ Yoshiyuki rieb sich die Stirn. „Es ist jedes Mal, als gehe ich durch eine Tür in das Sonnenlicht, wenn ER weg ist.“ „Kann ich mir vorstellen.“ „Nein, Toutousai. Du hast keine Ahnung von der Macht eines Dämonenfürsten. Wobei … du hast ja dem Inu no Taishou gedient.“ „Gedient würde ich nicht sagen,“ protestierte Toutousai prompt. „Ich schmiede, wenn ich nicht gerade entführt werde, nur für Leute, die ich leiden kann.“ „Hätte dir der Taishou denn ein Nein durchgehen lassen?“ Hm. „Gute Frage.“ Der Herr hätte das vermutlich ungefähr mit der gleichen Begeisterung aufgenommen wie sein Ältester. „Man sagt, also, ich hörte, er sei der stärkste Dämon gewesen, den es gab. Und der Tapferste.“ Yoshiyuki trat neben seinen alten Freund und blickte in den Lavakrater. „Ja, Tapfer.“ Toutousai seufzte in Erinnerung versunken. „Und ich bin ganz sicher, dass es solche Stärke in Hand und Willen nicht noch einmal gibt. Ich habe damals sehr geweint, als ich ihn da liegen sah ….“ „Aber, er hat verloren, dann war er doch nicht mehr der Stärkste!“ „Er verlor den zweiten Kampf und, du Narr, er wollte verlieren!“ „Muss ich das verstehen? Ja, vermutlich sollte ich, aber …“ „Schon gut. Der Herr wollte seine Familie schützen.“ Toutousai entsann sich seines guten Vorsatzes vorsichtig zu sein. „Sehen wir uns das Erz mal an und machen eine Vorform aus Lehm. Viel kann man sowieso nicht machen, so ohne Tenseiga und Tessaiga.“ „Und Mondtau.“ „Ja, natürlich.“ War das nun der echte Yoshiyuki oder nicht? Was sollte er nur tun? Es blieb ihm, dachte der alte Meisterschmied seufzend, vermutlich um seines lieben Lebens Willen nichts anderes übrig als auf das Holz zu warten und ein Feuer zu schüren. Mit gewissem Pech sogar Erz zu schmelzen. An das Schmieden aus nur eines Bruchstückes von So´unga wollte er nicht einmal denken. Wo steckten nur diese nichtsnutzigen Hundebengel?   Besagte Halbbrüder wanderten noch immer über die schmale Brücke, die sich nun auch noch als verschlungen entpuppte. Bogen schlangen sich hinauf und hinunter, scheinbar zurück und dann doch wieder vorwärts, scheinbar endlos. Da Aufgeben oder Zurück für alle zwei nicht in Betracht kam, wanderten sie schweigend immer weiter, bis der vorangehende Sesshoumaru stehen blieb. Inu Yasha versuchte an ihm vorbeizusehen, konnte allerdings in dem matten Licht vor sich nur Schwärze erkennen. Oder? Erst auf den zweiten Blick witterte er etwas anderes als das Nichts des Sees unter ihnen. Fels. Eine Insel oder hatten sie endlich das andere Ufer erreicht? Gab es da prompt wieder Ärger? Diese Sonnendrachen schienen sich ja gut abgesichert zu haben. Nun ja, das hatten sie wohl geglaubt, denn immerhin hatte Michiko ja gesagt, dass die Himmelsdrachen den Drachenkrieg gründlich verloren hatten. Trotzdem – die Vorstellung, dass ein Erddrachen hier auf der Brücke entlang gerobbt war …. Er schmunzelte unwillkürlich, als er sich Ryuukossusei hier mühsam balancierend vorstellte. Wieso grinste der Narr denn schon wieder so? Der Ältere hatte soeben den Kopf gewandt um zu überprüfen, dass der Halbdämon ebenfalls das nahende Ufer bemerkte. War das etwa der eigentliche Gesichtsausdruck bei Menschen und der hatte es geerbt? Rin lächelte ja auch dauernd – aber, das sah irgendwie ansprechender aus als dieses grenzdebile Verziehen von Gesichtsmuskeln. Nun ja, Weder Mensch noch Dämon, was sollte man da auch erwarten. „Da ist das Ufer,“ konstatierte Inu Yasha, der das Umdrehen zu Recht als Frage empfand. „Ich kann keine Gefahr wittern. Du?“ Hm. Immerhin eine Frage an den Fähigeren. An so etwas war Myouga natürlich gescheitert. „Nein.“ Was nicht besagte, dass es kein Hindernis gab. Magie hatte ihre Schattenseiten, wenn man durch Zauber wollte, die man nicht selbst erschaffen hatte. So drehte er sich wieder um und ging weiter.   Toutousai musterte seinen alten Freund ein wenig schlau von der Seite. Er hatte eine Idee gehabt, wie er überprüfen konnte, ob das der echte Yoshiyuki sei. „Wenn wir nachher das Holz bekommen, und ich bezweifle nicht, dass wir es bekommen, können wir ja das alte Arbeitslied singen.“ „Welches?“ Yoshiyuki sah ihn verwirrt an. Nun gut, es hatte mehrere gegeben, die sie einst gemeinsam bei ihrem Meister gesungen hatten, um den Rhythmus des Schlagens einzuhalten. „Äh, ja, so genau weiß ich den Text auch nicht mehr. Es ging darum, dass es schon Schmiede gab, als die Welt jung war.“ „Oh, ich weiß.“ Zum ersten Mal trat ein Leuchten in die Augen des anderen Schmiedes. „Ja, den Text weiß ich auch nicht mehr, aber die Melodie war ...also, man fängt an Hm...schlägt dann zu, dann sagt der andere Hm, und schlägt zu, so viele Leute es eben sind, immer schneller und dazu singt man ... so ungefähr diese Melodie ...lalalalalala….“ Toutousai strahlte auf. Es war wirklich sein alter Freund, denn das konnte doch kein Fremder wissen, und sie waren zusammen. Das war schon einmal gut. „Ja, genau. Und das Lied begann, wie war das noch gleich ….Als die Welt erschaffen ward…“ „Ja, genau!“ Yoshiyuki kramte in seinen aufsteigenden Erinnerungen. „Aber höhere Tonlage!“   Shinishi, der auf dem Podest der alten Himmelsdrachenkönige in seiner Katzengestalt lag und alle Viere gemütlich von sich gestreckt hatte, zuckte unwillkürlich mit den Ohren. Als er einen Teil seiner Selbst in das zugegeben vorgeschädigte Gehirn dieses Yoshi gegeben hatte, den beiden Schmieden jetzt Gelegenheit sich ohne ihn auszutauschen und ohne die im Kerker begründete Angst abgehört zu werden … Nun ja, eigentlich hatte er gehofft durch diese drei Gegebenheiten Schmiedegeheimnisse oder gar den Namen ihres Meisters zu erfahren. Statt dessen versuchten diese zwei Narren mit ihren brüchigen Greisenstimmen ein Lied zu singen, zu dem sie sich weder an Text noch an Melodie erinnern konnten. Da wurde doch die Katze im Bad verrückt. Ah, der gute Radj. Was wollte der denn? Der Dämonenfürst verwandelte sich in seine menschlichere Form. „Nun, alles erledigt?“ Der Greifenprinz nahm die Höflichkeit zur Kenntnis und neigte den Kopf. „Ja, mein Gebieter. Die meisten Greife sind unterwegs und Holz zu fällen. Ich habe zur Sicherheit nur fünf hier behalten, immerhin gibt es Gefangene, auch, wenn ich nicht bezweifle, dass Ihr mit ihnen fertig werdet. Ich hätte nur eine Frage, edler Shhinishin.“ „Nun?“ „Die Schwerter der Männer werden nach dieser Aktion gewiss stumpf sein.“ Man machte seinem Herrn nicht unaufgefordert Vorschläge. Shinishin wusste das und blieb freundlich. „Ja, aber wozu haben wir Schmiede, die sonst bis Vollmond nichts zu tun hätten. Gebt sie ihnen nach dem Fällen der Bäume. Die Menschen könnt ihr doch sicher auch ohne Waffen bringen.“ „Ihr bedenkt alles.“ In dem Satz lag ehrliche Anerkennung. „Du darfst gehen.“ Alleingelassen legte sich der selbsternannte Kaiser wieder in seiner Katzengestalt nieder. Nur seine zuckenden Ohren und sein hin- und her schwingender Schwanz verrieten seinen Verdruss. Er hatte tatsächlich etwas nicht bedacht – und das war, dass er sich nicht mehr aus Yoshis Gehirn zurück ziehen konnte. Sollte er jetzt diesen schauerlichen Gesang, der alles schlug, was je ein Hund bei Vollmond, oder auch in seinem Kerker, veranstaltet hatte, wirklich andauernd mithören müssen? Nun gut, er könnte Yoshi umbringen, dann war er dieses Problem los, aber Toutousai würde dann nicht mehr so willig und hilfreich mitarbeiten. Lästig, aber doch. Irgendwann musste den Zweien doch die Luft ausgehen, spätestens, wenn die erste Holzlieferung kam.   Die Hundebrüder sprangen mit gewisser, ausgesprochener Erleichterung von der schmalen Brücke an das felsige Ufer und sahen sich um. Schon seit geraumer Zeit hatten sie immer wieder etwas wie ein dumpfes Grollen gehört – nicht der Laut, den man erkennen wollte, wenn man unterirdisch durch einen Vulkan lief. So fielen ihnen erneut die Wellen auf, die der zuvor ruhig daliegende See nun an das Land spülte. „Ich glaube, das Wasser steigt,“ stellte Inu Yasha fest. „Sag mir einmal etwas, das ich nicht weiß,“ kam die prompte Replik. Die Frage war, wie hoch es steigen würde. So sah sich der Ältere an Land um. Mehrere Gänge zweigten in der steinernen Höhlenwand vor ihnen ab, soweit er das erkennen konnte, manche steiler, andere weniger, aber sicher um die zwanzig. Lästig. Woher sollte man denn wissen, für welchen man sich entscheiden sollte und welcher möglicherweise direkt in die Magmakammer führte? Er ging einige Schritte vom Ufer weg und hob die Linke mit der Laterne der Kawataro darin etwas höher, nicht überrascht, dass der Halbdämon prompt rechts neben ihm war und die eigene Sonnendrachenschuppe etwas höher hielt. Im matten Licht dieser beiden konnten die Halbbrüder erkennen, dass der Grund, auf dem sie standen, fast glatt geschliffen war, ohne Steine. Unschwer war zu erraten, dass dies ab und an die ansteigenden Fluten des Säuresees verursacht hatten. Kein Wunder, dass es hier eine Brücke gab. Den Kawataro war dieser Weg verschlossen gewesen, da sie wohl weder die Kenntnis noch die Fähigkeit besessen hatten die Schuppen zu aktivieren. Dazu benötigte man eine gehörige Portion dämonischer Energie und es stellte sich wirklich die Frage, warum Inu Yasha das konnte. Der Halbdämon besaß mehr Energie als ein Wassergeist. Nun ja, die waren jämmerlich und selbst Vaters halbes Blut noch immer übermächtig, aber es war doch … bemerkenswert. Zu den interessanteren Dingen hier gehörte freilich, dass die Wellen lauter wurden, als das nächste Grollen zu hören war und einige, wenngleich wenige, Steine aus der Decke und der Höhlenwand gute zweihundert Schritte vor ihnen fielen. Das war unschön, um es so zu sagen. Der Hundedämon hörte, wie sein Begleiter scharf die Luft einsog. Oh, nein, bitte jetzt keinen Kommentar in der Form: wir sind unter der Erde und mir gefällt das nicht, dass es hier unangenehm werden könnte, weil der Vulkan bald ausbrechen könnte, Sesshoumaru-sama. Er hätte sich daran erinnern sollen, dass er nicht mit Jaken unterwegs war. Inu Yasha klang mehr erstaunt als besorgt. „Komische Felsen haben die hier. Sie sehen aus, wie riesige Menschen aus Stein, oder täuscht mich das Licht?“ Das Licht und die Magie der Sonnendrachen dürften der gemeinsame Auslöser dieser Sicherung der alten Festung gewesen sein, dachte Sesshoumaru. Er hatte damit gerechnet, dass ihnen die Schuppen den Weg frei machen würden. Das hier war in der Tat nicht wünschenswert. Zwischen ihnen und einem Gang bauten sich fünfzehn zwei Meter große Steinfiguren auf, die recht menschenähnlich wirkten, allerdings ohne Gesichter waren. Damit war zwar geklärt, welcher der Gänge in die Festung führte, aber das war zeitraubend, lästig. Zu allem Überfluss durften sie keine Schwerter einsetzen, gleich, wie mickrig Bakusaiga und selbst Tessaiga im Moment auch funktionierten. Noch ein Punkt, den er Toutousai oder eher dessen Entführer auf die Liste der Todesarten setzen konnte. Bislang waren es achtundachtzig und er wollte sich nicht wiederholen. „Immerhin sind sie unbewaffnet,“ erklärte Inu Yasha, ehe ihm bewusst wurde, dass er hier nicht mit Kagome sprach und gerade vorher schon gehört hatte, dass er zu viel rede. Da er den Seitenblick auf seine Hüfte richtig deutete, ergänzte er unwillig: „Ja, ich lass Tessaiga stecken. Es sieht nur so aus, als ob die uns nicht durchlassen wollen.“ Und die Wellen hinter ihnen deuteten ein weiteres Steigen des Sees an. Vermutlich ein Hinweis auf einen kommenden Vulkanausbruch. Und dann wollte der Halbdämon lieber weit weg von der Nebelinsel sein. Natürlich mit funktionierendem Tessaiga und Toutousai im Gepäck. Hm. Sesshoumaru hatte bereits Leute getroffen, die Tore bewachten und es ungern mit Tenseiga zu tun bekamen. Aber das war die Pforte zum Jenseits gewesen und nicht der Weg in eine alte Himmelsdrachenfestung. Im Zweifel wurden die eher von der Klinge angelockt, so wie die Seelen in der Unterwelt. Also blieb nur eine Lösung. Ohne die Augen von den Steinmenschen zu nehmen hob er die Rechte und streckte drei Finger gerade aus. Es gab ein kaum wahrnehmbares Knacken, ehe seine Finger grünlich zu leuchten begannen. Inu Yasha sah es und hob ebenfalls die Hand, ehe er laut sagte: „Fünfzehn gegen Zwei? Leute, das wird ein ziemlich unfairer Kampf.“   Kapitel 15: Nächster Halt: Drachenfestung, ganz unten ----------------------------------------------------- Die fünfzehn Steinriesen, die sich zwischen dem Gang in die Festung und dem ansteigenden Säuresee aufgebaut hatten, hätten gewiss viele, auch gute, Krieger eingeschüchtert, zumal in dem Wissen, dass man keine Schwerter benutzen durfte, aber auch nicht die linke Hand, da sich darin die Laterne der Kawataro samt der leuchtenden Schuppe eines Sonnendrachen, oder eben nur eine Schuppe verbargen, die für das weitere Vordringen in die alte Drachenfestung ungemein wertvoll waren. Ihr Licht ergab mit dem matten der leuchtenden Köderfäden der Spinnen an der Decke ein sehr matten, ungewissen Schein. Die Hundejungen gingen langsam auf die Steinkrieger zu, beide zu kampferfahren um nicht einschätzen zu können, dass diese Krieger hier nicht aus Zufall herumstanden, sondern im Zweifel irgendeinen unfairen Vorteil hatten, neben der Zahl. Diese wiederum interessierte keinen der Halbbrüder. Sesshoumaru hatte noch nie seine Gegner gezählt, weder tot noch lebendig, und auch dem Halbdämonen waren schon viel zu viele Leute zu nahe gekommen, sei es aus Fresslust oder Dummheit, als dass ihn eine Überzahl geschreckt hätte. „Aus dem Weg,“ sagte der Hundefürst nur – eine Warnung, die schon mancher ziemlich als letztes in seinem Leben vernommen hatte. Statt dem weisen Rat zu folgen griffen vier Steinkrieger an, jeweils zwei gegen einen der Eindringlinge. Sie waren aus Magie erschaffen worden und lebten nur für den Zweck diesen Eingang hier zu schützen. Ein Sonnendrachen oder auch Mine hätte es vermocht sie wieder in die Ruhe zu schicken, aber die Schuppen, die die Halbbrüder dabei hatten, reichten nicht, die steinernen Wächter wieder zu bannen.   Inu Yasha kannte das – ein Faustschlag kam gegen sein Gesicht, ein zweiter aus einer anderen Richtung. Ohne weiter nachzudenken reagierte er, duckte ab, schloss die Linke um die Drachenschuppe, die er gewiss nicht verlieren sollte und wollte, drehte sich und schlug einen Klauenangriff gegen den rechts vor ihm stehenden Krieger. Zu seiner gelinden Überraschung bröckelte der Arm sofort an der Stelle, an der er getroffen hatte. Waren die etwa so instabil? Aber dann begriff er, dass er sich lieber um den Nächsten kümmern sollte, der bereits gegen seine linke Schulter mit der Faust schlug. Das Feuerrattenhaar hielt eine Menge ab, es tat jedoch genug weh. So drehte er sich und schlug diesem Steinkrieger quer über das – nicht vorhandene - Gesicht. Auch hier bröckelte es sofort. Das schien ja einfach zu sein. Zu einfach. Er sah, wie nun auch Bewegung in die anderen Wachen kam, und riskierte einen raschen Blick zu seinem Halbbruder. Natürlich. Der nutzte die Giftklaue, unter der der Krieger, der den angegriffen hatte, förmlich schäumend zu Boden ging und auflöste. Schon praktisch, immer so etwas dabei zu haben. Allerdings war das ein deutlicher Vorteil, denn, wie er soeben feststellen musste, regenerierten sich die Typen, die er verletzt hatte, soweit man das von Steinwesen sagen konnte. Einer packte ihn von hinten und legte beide Arme fest und die seinen und seinen Brustkorb, in der eindeutigen Absicht ihm Rippen brechen zu wollen. Gleichzeitig tauchte ein Krieger vor ihm auf und wollte ihm die Faust in das Gesicht schlagen. Es war die lange Erfahrung in Kämpfen ohne Waffen, die ihn instinktiv reagieren ließ. Sich darauf verlassend, dass der Typ hinter ihm ihn festhielt, riss er beide Füße hoch und trat den Steinwächter vor sich, so fest er so konnte, gegen die Brust. Der taumelte zurück – und hatte dabei das Pech Sesshoumaru auf die Boa zu treten. Dieser fuhr prompt herum wie eine Schlange, der man auf den Schwanz getreten hatte, und stieß seine leuchtende Rechte in den Leib des Wächters. Inu Yasha hatte keine Zeit das zu beobachten, da er es irgendwie geschafft hatte mit beiden Füßen inzwischen wieder den Boden zu berühren und sich samt dem Gewicht des Wachpostens, der ihn noch immer umklammerte, nach vorn zu beugen, mehrere Schritte eiligst vorwärts zu machen und so den Kopf des lästigen Typen gegen die Felswand zu donnern. Stolz auf sich, vor allem, da er die Linke nicht dazu benötigt hatte, fuhr er herum. Schön, es stand nicht mehr fünfzehn gegen zwei, sondern nur noch zehn. Immer noch eine Menge, aber das bedeutete, dass er sich nur verteidigen konnte, während Bruderherz das Finale übernahm. Nun gut, wohl auch nur übernehmen konnte. Hatte eben nicht jeder diese Giftklaue. Da der Halbdämon gerade noch bemerkte, dass schon wieder jemand nach ihm schlug, packte er mit der rechten dessen rechtes Handgelenk und drehte sich um die eigene Achse. „Hier kommt noch ein Lebensmüder!“ schrie er gleichzeitig.   Was …? Sollte er etwa für den kleinen Bruder den Müll wegräumen? Für was hielt sich der? Mit gewissem Ärger stieß der Dämonenfürst, noch immer die Lichtkugel der Kawataro bemerkenswert ruhig in der linken Hand erhoben haltend, mit der anderen in den Steinkrieger. Leider jedoch hatte Inu Yasha recht. Wobei, recht haben und Inu Yasha…? Gleich. Der konnte die Marmorkrieger nicht umbringen, nur aufhalten und beschädigen, was an sich schon eine Leistung war, die Jaken so nie zustande gebracht hätte. Den hätte er auch aus der Klemme holen müssen, aber noch hielt sich der Bas … Inu Yasha recht gut gegen die Übermacht, die offenkundig den als Schwachstelle ausgemacht hatten. Nun gut, selbst diese Steinkrieger vermochten eben zwischen Hundefürst und Halbblut zu unterscheiden. Überdies hatte es einen gewissen Vorteil. Er bekam die potentiellen Selbstmörder quasi frei Haus und musste nur abwarten, wann der Nächste auf ihn zuflog. Das war direkt amüsant.   Inu Yasha keuchte langsam, ihm war klar, dass er einige Prellungen und ein paar Rippen angeknackst hatte, aber dafür, dass diese Posten sie beide umbringen sollten, machten die echt keine gute Figur. Sie waren groß und schwer, gefährlich, wenn man zu langsam war, alles klar. Nur, mit wem hatten diese Sonnendrachen denn hier bloß gerechnet? Gegen Erddrachen wie Ryuukossusei würden die Steinwächter doch alt aussehen. Als er den Letzten vertrauensvoll in die Klaue seines großen Bruders geschubst hatte, fuhr er keuchend herum. Der See war gut angestiegen, während sie hier die Zeit mit dem Kampf vertrödelt hatten. Sollten die Steinwachen etwa Eindringlinge aufhalten, bis sie der See erfasste? Aber die Säure machte doch auch die Wachen kaputt, wie man bei der Giftklaue gesehen hatte? Oder wurden die dann wieder neu erschaffen? In jedem Fall sollten sie hier Land gewinnen. So sah er beiseite und begegnete einem kühlen Blick. So meinte er mit gewissem Grinsen: „Teamwork nennt man das, Bruderherz. Macht genauso viel Spaß wie gegeneinander, oder?“ DAS bedurfte wirklich keiner Antwort, nicht hier unter einem Vulkan und nicht mit dem steigenden See. So wandte sich der Hundedämon schlicht um und betrat den deutlich geglätteten dunklen Gang.   Die beiden alten Schmiede hatten unterdessen – zur unbedingten Erleichterung des Dämonenkaisers - aufgehört Lieder zu singen und redeten nun über mögliche Schmiedetechniken. Damaszener, sogar Kanistertechnik wurden in Betracht gezogen. Toutousai war klug genug um zu wissen, dass ihr Entführer etwas von der Schwertfegerkunst verstand. Daher sollte man ihm beweisen, dass sie beide, zumal zusammen, mehr Ahnung davon hatten und dieser Shinidings nicht auf auch nur einen von ihnen verzichten konnte. Überdies hatten sie ja sonst nichts zu tun, noch waren die Greifen nicht mit Holz zurück. „Oh, Toutousai, das haben wir ja ganz vergessen!“ Yoshiyuki sah sich fast panisch werdend um. „Was?“ Also, hier war doch außer Holz praktisch alles vorhanden? Oder fing er jetzt auch noch das Stümpern in seinem ureigensten Berufsfeld an? „Nun, das zweite Erz, das zweite Metall! Ich habe das dort ja von …. von Michiko.“ Ach herrje. „Nur die Ruhe, alter Freund.“ „Ruhe! Oh, du hast ja keine Ahnung….“ „Wir haben doch zwei Erze.“ „Äh, ja?“ Toutousai sah seine Vermutung bestätigt, dass der Ärmste nicht mehr bei klarem Verstand war. „Erstens, das hier war Mines Vulkan, also müsste hier auch noch Erz von ihr lagern.“ Er bezweifelte keinen Moment, dass die Feuerhexe nicht mehr unter den Lebenden weilte. Keine ihrer Art ließ einen Fremdem in ihren Vulkan und dort sein Unwesen treiben. „Oh, ja, natürlich.“ „Und zweitens, ich schmiede doch nicht mit einem anderen Erz, wenn ich das des Höllenschwertes bekomme.“ Unwillkürlich blickte sich Toutousai um. Wurden sie belauscht? Egal, das konnte er doch wohl sagen. „Ach so, ja, natürlich. Du hast ja so recht. Ich bin vollkommen durcheinander.“ „Ich merke es. Aber ich werde dich brauchen, also entspann dich. Ich schmiede, du nimmst den Blasebalg. Und dann, wenn es erst soweit fertig ist, du weißt schon, mit So´unga und den Hundezähnen …“ Was hoffentlich nie, nie eintreten würde: „Dann wirst du das Schleifen übernehmen.“ Damit sollte doch auch diesem dämlichen Katzenvieh klar sein, dass er alle Zwei brauchte. Yoshiyuki spielte mit, als der der Wahrheit gemäß sagte: „Ja, gut. Ich war immer schon ein besserer Schleifer als Schmied, das gebe ich zu. Und du machst dann auch eine schöne Ziselierung….? Nein?“ „Nein.“ Das klang nicht nur bestimmt. „Ziselierungen mache ich nie auf meine Klingen. Ich bin doch kein Amateur, der das benötigt um die Fehler im Stahl zu kaschieren.“ „Auch nicht, wenn dein Kunde das will?“ „Bislang wollte es noch niemand, weil ja so alle sehen können, dass es erstklassige Qualität ist.“ Und da war der Besitzer ebenso stolz darauf wie der Meister, der sie schuf. Nun ja, wenn man von zwei Hundebengeln absah, die sich verflixt viel Zeit ließen ihn zu finden. Ob sie ihn überhaupt suchten? Jedenfalls schätzten die ihre Klingen herzlich wenig. Oder hatten es zumindest.   Hm. Shinishin dachte an sein bisheriges Schwert, das durchaus nett verteilt Musterungen aufwies. Damit wurden also Mängel kaschiert? Ein Glück für diesen unfähigen Schmied, dass er den Boten mit dem Todesbefehl bereits abgesandt hatte. Nicht, dass ihn das bei seiner Technik, seinem Opfer einen direkten Weg in das Jenseits zu bahnen, sehr gestört hätte, aber das war glatt Betrug. Dieser Stümper hatte sich unterstanden ihn zu betrügen! Immerhin schien das Toutousai nicht vorzuhaben. Ja, der war einfach stolz auf sein Handwerk und konnte darin wohl tatsächlich einiges. Der würde sich keinen Fehler leisten wollen.   Inu Yasha schwieg genau zehn Minuten lang, in denen er seinem Halbbruder den düsteren Gang empor folgte, ehe er doch seine Gedanken aussprach. „Findest du nicht, dass das eigenartig ist?“ Was denn jetzt schon wieder? Aber der große Bruder deutete eine Kopfbewegung an. Nicht, dass er schon wieder Baumvampire oder ähnliches übersah. Dieser Fehler nagte noch immer an seinem Stolz. Der Halbdämon nahm das zur Kenntnis. „Diese Steinkrieger waren eigentlich einfach zu besiegen. Ich meine, das hätte doch nie im Leben einen Erddrachen aufgehalten.“ Oh. Wenn der Narr einmal beide Gehirnhälften gleichzeitig benutzte, kam tatsächlich etwas Brauchbares raus? Ja, das war korrekt. Und hatte wohl einen guten Grund. „Wir haben die Schuppen.“ Und damit so eine Art Schlüssel. „Ah, darum, ja, das klingt logisch. Aber….“ „Aber, was?“ Sesshoumaru konnte eine gewisse Gereiztheit nicht unterdrücken. „Die waren aus Stein, den du mit deiner Säure zerstören konntest. Nur damit. Und dabei hingen die doch vorher in der Felswand – direkt neben einem See voller Säure. Müsste die Luft die nicht auch auflösen?“ Der zweite logische Gedanke innerhalb von zwei Sätzen! Was war denn mit dem los? Der Hundefürst dachte nach, ohne den Schritt zu verändern, und war tatsächlich etwas beeindruckt, dass sein Begleiter schweigend auf eine Erklärung wartete. Säure, ja. Aber womöglich nur das Wasser nicht die Luft? Oder anders gefragt – da war tatsächlich etwas eigen. Nur, was? Die Sonnendrachen hatten in einem sehr langen Krieg gegen die Erddrachen gesteckt und sich gewiss keinen Fehler leisten wollen. Warum also waren sie zu zweit an den Kriegern so relativ einfach vorbei gekommen? Nur wegen der Schuppen? Möglich, aber die hätten sich die Erddrachen ja auch besorgen können. Hm. Die Magie der Himmelsdrachen, ja. Aber das hier war sicher nur mehr das, was übrig geblieben war, als der letzte von ihnen hier umgebracht oder geflohen war. War es das? Zu wenig Magie? Zu wenig Zaubernachschub? Diese Krieger nur das schwache Echo einstiger Macht? Möglich. Dann sollten die anderen Hindernisse in dieser Festung ebenfalls keine sein. Oh. Was sollte Dämon nun tun? Er blieb stehen und musterte die Lage. Inu Yasha kam sofort neben ihn. Der Gang erweiterte sich hier zu einer Art kleinen Halle. Nach rechts und links führten weitere Gänge ins Dunkel, vor ihnen stieg der Weg rasch an. Das sollte also der Weg in die eigentliche Festung sein. Leider war nicht gesagt, dass das nicht eine geradezu einladende Falle war. So witterte der Halbdämon und erstarrte irritiert, ehe er leise meinte: „Da rechts riecht es eigenartig.“ Nun ja, irgendwie erinnerte ihn das an essen. Nur, wer sollte denn hier unter einem Vulkan essen kochen? Befand sich da etwa Mines Vulkankessel, so einer, wie der in dem Michiko immer rührte um die Berge ruhig zu halten? Aber der hatte nach Lava gerochen, nicht nach ...ja, Fleischsuppe. Natürlich fiel dem verfressenen Halbblut dieser Geruch auf. Allerdings wäre es nur, so viel hatte er sich doch von Vaters Lehren gemerkt, sinnvoll, da mal nachzusehen, um beim weiteren Vordringen nicht jemand Unbekanntes im Rücken zu haben. Es handelte sich immerhin um eine ehemalige Drachenfestung. Nicht, dass sich hier unten ein letzter Überlebender verkrochen hatte. Ohne Schwert gegen einen Drachen zu kämpfen wäre nur lästig und zeitaufwendig. So drehte Sesshoumaru ohne ein Wort nach rechts und hob etwas die Linke mit der leuchtenden Kugel. Irrte er sich oder roch es dort nicht nur nach Essen, sondern auch nach einer größeren Halle? Die Luft schien frischer zu werden, leichter.   Keine fünfhundert Schritte weiter erreichten die Halbbrüder einen Schacht von fast zehn Meter Durchmesser, der sich weit nach oben erstreckte. Trotz der Dämmerung konnten sie oben weitere Gänge erkennen, die an dem Schacht endeten. War das hier etwa ein ehemaliger Vulkankrater? „Verdammt!“ Inu Yasha hatte erkannt von was der seltsame Geruch ausging. Hier sah es aus wie bei dem Müllschacht der Kappa – Knochen über Knochen. Er entdeckte verschiedene Arten. „Menschen und Dämonen,“ murmelte er. „Und irgendein Irrer hat die gekocht!“ Dieser Entführer war ernsthaft dabei sein kleines Mordvademecum zu füllen, dachte der Hundedämon ingrimmig, als er mit einem raschen Blick sich vergewisserte, dass nichts an Toutousai erinnerte. Das fehlte noch, dass der alte Schmied aufgefressen wurde, ehe er die Klingen wieder arbeitsfähig bekam. „Toutousai scheint noch nicht dabei zu sein,“ erklärte der jüngere Halbbruder wohlweislich leise, denn der Schacht hallte ziemlich, jedoch vom gleichen Gedanken bewegt. „Und da hinten, ach du Schande. Guck mal, das ist doch eine Feuerhexe?“ „Mine.“ Sesshoumaru war weniger erstaunt, dass der Entführer die Hausherrin umgebracht hatte, als über die Methoden. Dagegen war er ja direkt schnell, selbst bei der einhundertsten Todesart. „Also, ich bringe diesen Mistkerl um. Was glaubt der eigentlich, wer er ist?“ „Ein Narr.“ In dem Wissen, dass Bruderherz nicht nur alle Leute außer sich selbst dafür hielt, sondern die auch noch umbrachte, wenn sie ihn ärgerten. erwiderte Inu Yasha nur: „Das sowieso, aber ein reinrassiger Sadist auch noch. Und, warum kocht der Menschen?“ Gute Frage. Da hier jedoch nichts Lebendes war, sondern es sich um den Abfall der jetzigen Einwohner zu handeln schien, wollte Sesshoumaru schon wieder umdrehen, als er ein Pochen an der Hüfte spürte, das er kannte. Tenseiga? Eigentlich sollte Mine schon viel zu lange tot sein, als dass er sie zurück ins Leben holen könnte – aber was auch immer dieses nutzlose Schwert wollte, es meldete sich nie umsonst. Inu Yasha warf einen Blick herum, auch bereit zu gehen, als er aus den Augenwinkeln sah, dass der Hundefürst zum Schwert griff – und zu welchem. „Meinst du ehrlich, dass das klappt?“ Da er auf diese Frage nur einen eisigen Blick kassierte, kniete er lieber neben Mine nieder. Sie würde erschrecken, wenn sie sich plötzlich neben Fremden sah – und wer wusste schon, was die Arme alles durchmachen hatte müssen. Nicht, dass sie schrie und ihnen damit die Greife auf den Hals hetzte.   Kurz darauf ruhte Tenseiga wieder in der Scheibe und die Feuerhexe fuhr keuchend auf, in der schrecklichen Gewissheit, dass es wieder weiter gehen würde, endlose Qualen. Eine hand mit Krallen auf ihrem Mund hinderte sie an dem instinktiven Aufschrei. „Leise!“ mahnte der Halbdämon. „Wir sind hier um dir zu helfen. He, wir sind .. äh… gute Bekannte von Michiko!“ Er spürte, wie sich die Feuerhexe unter seiner Hand entspannte und ihn anstarrte, dann beruhigter wurde. Michiko, dachte sie erleichtert. Die kleine Schwester! Der war offenkundig aufgefallen, dass sie schon lange nichts mehr von ihr gehört hatte. Und dann schickte sie gleich so hübsche Jungs… Hundejungen… Sekunde Mal. Mine mochte abgeschieden leben, aber die Nebelinseln gehörten nun einmal zum Territorium des Herrn der westlichen Länder. Das war doch Sesshoumaru! Wie hatte Michiko den denn zu einer Hilfsaktion überredet? Und wer war der Andere, etwas jünger, aber irgendwie sahen sie sich ähnlich und doch wieder nicht. Halbbrüder, ja, das musste es sein. Da hatte es doch vor einiger Zeit so Gerüchte gegeben. Jedenfalls hatten sie sie wiederbelebt – und auch noch geheilt, denn ein Blick an sich herunter verriet der Feuerhexe, dass ihre Wunden spurlos verschwunden waren. Ihr Kleid brannte sogar wieder, wie es sich gehörte, am Saum, aber sah ansonsten etwas mitgenommen aus. Jedenfalls ziemte sich Höflichkeit. „Ich danke Euch, Sesshoumaru-sama ...und Ihr….?“ „Inu Yasha. Kannst du aufstehen? Wir sollten hier nicht gerade parken. Äh, weißt du zufällig, wer der Idiot ist, der das hier veranstaltet? Der Chef der Greifen?“ „Ich weiß nicht, was ein Chef ist, Inu Yasha-sama,“ antwortete die Feuerhexe höflich, während sie sich mühsam erhob und schaudernd die Umgebung betrachtete. „Ich weiß allerdings, dass er einen Fehler gemacht hat, als er mich hier tot im Vulkan ließ. Jede unserer Art ist mit ihrem Vulkan verbunden. Deswegen konntet Ihr mich, natürlich auch dank Eurer Macht, Sesshoumaru-sama, zurück holen. Umgekehrt natürlich war der Feuerberg unruhig, aber brach nicht aus, weil ich noch hier lag.“ Sie sollte jedoch unbedingt eine gestellte Frage beantworten. „Der Prinz der Greifen heißt Radj, Inu Yasha-sama. Sie kommen von weit her. Der Anführer jedoch nennt sich Kaiser der Dämonen und ist vom Festland. Er ist ein sehr mächtiger Dämonenfürst. Oh, ich darf gar nicht daran denken. Er hat alle meine Krieger mit einem Schlag besiegt. Er schien nur ins Nichts mit seiner Klinge zu schlagen, dann entstand ein großes schwarzes Loch, das sie einsog. Einfach so, aber ich spürte den Atemzug des jenseits.“ Sie erwartete eigentlich ein gewisses Gruseln und war überrascht, als der Halbdämon nur zu seinem großen Bruder blickte. „Kann jetzt jeder mit dem Pfad der Dunkelheit herumspielen? - Hat der Kerl auch einen Namen, Mine?“ „Äh, ja. Shinishin. Er sage, er suche in Japan seinen kleinen Bruder. Er wollte unbedingt wissen, ob ich von ihm gehört hatte. Ein Shishinki.“ Wieder erstaunte die Feuerhexe der Blickwechsel der Halbbrüder, aber sie war nicht kühn genug zu fragen. Immerhin hatte Sesshoumaru sie gerade von den Toten zurück geholt – das sollte er nicht rückgängig machen wollen. „Shishinki, na, klasse.“ Inu Yasha seufzte. „Das solche Kerle auch immer Brüder haben müssen. Hast du mitbekommen, dass dieser Shinishin auch Schmiede entführt?“ „Ja, einen ganz armen Yoshi ….Ich hörte ihn schreien. …“ Der Hundefürst wandte etwas den Kopf. „Der Kerker.“ „Ja, ich weiß, wo der sich befindet. Nur, ich weiß nicht, wo ich hier bin.“ „Ja, man hat Gedächtnislücken wenn man tot war,“ erklärte Inu Yasha hilfsbereit. „Wenn wir hier zurück gehen, kommen wir zu dem Flur runter zum Säuresee. Da sind wir hergekommen.“ „Ah, ich sehe die Lampe und die Schuppe. So zeigte sich Euch die Brücke. - Die Steinkrieger?“ „Sind erledigt.“ „Sie werden sich wieder zusammensetzen,“ antwortete die Hausherrin. „Dazu sind sie da. Ohne die Schuppen wärt Ihr nie an ihnen vorbei gekommen und auch in die Irre geleitet worden hier im Labyrinth. Es gibt viele Scheingänge. Ich kenne die Pfade alle. Und ich werde Euch helfen, den Schmied zu befreien.“ Das war das Mindeste, was sie für einen Schicksalsgenossen tun konnte. „Die Schmiede,“ korrigierte der Halbdämon. „Der Idiot hat nicht nur Yoshi, sondern auch Toutousai geschnappt. Und der ist sozusagen unser Haus- und Hofschmied.“ Oh, dachte Mine. Da hatte sich dann wohl jemand mit den Falschen angelegt.   Kapitel 16: Wie die Axt im Vulkan --------------------------------- Ehe sie den Schacht wieder verließen, wandte sich Mine noch einmal um, um betont leise zu bitten: „Sesshoumaru-sama, Inu Yasha-sama, edle Herren, bitte sprecht erst, wenn ich ein Zeichen gebe. Hier unten lauern allerlei heimtückische Fallen, die noch aus den Zeiten der Drachenkriege stammen. Einige davon werden durch Geräusche ausgelöst.“ Erst dann hob sie die Hand, in der ein Feuer erschien um den Weg zu erleuchten. Der Hundefürst ersparte sich eine Bemerkung. Es gab hier nur eine Plaudertasche und das war Inu Yasha, wobei der in Gegenwart einer Feuerhexe tatsächlich schweigsam erschien. Besagter Halbbruder nahm die Warnung als Mahnung die Klappe zu halten. Da er keine Lust hatte sich irgendwelchen magischen Fallen zu stellen, nahm er sich vor zu schweigen. Immerhin gab es da wohl diesen Shishinki-Bruder, dem man besser die Ohren lang ziehen sollte, von den Greifen mal abgesehen, mit denen würde er auch noch ein paar Federn zu rupfen haben. Harmlose Menschen und Schmiede zu entführen, Dämonen gleich dazu und die dann auch noch zu kochen! Entweder war bei diesen Piepmätzen eine Schraube locker, wie Kagome das mal so ausgedrückt hatte, oder bei diesem Shinishin. Zu allem Überfluss kannte der anscheinend den Pfad der Dunkelheit. Hm. Ob der deswegen wohl Toutousai entführt hatte? Aber der hatte doch damit gar nichts zu tun, das hatte Vater doch mit Tenseiga von diesem Shishinki … Ach du je. Natürlich. Tenseiga hatte das Meidou überwunden und jetzt wollte der Typ vermutlich Rache für seinen Bruder und hatte sich den Schmied des siegreichen Schwertes geschnappt. Naja. Rache oder Weltherrschaft, da drunter machte es ja niemand. Anwesende ausgeschlossen, dachte er dann ehrlich. Sesshoumaru war eiskalt, ein Profikiller, wenn er wollte, aber der hatte noch nie den Eindruck gemacht Sadist zu sein oder auch nur dieses komische Fürstentum in Anspruch zu nehmen, von dem aber jeder glaubte, er sei der Fürst. Vielleicht war der das auch und es war ihm nur schnuppe. Naja, er persönlich hätte auch keine Lust gehabt in einem Schloss herumzusitzen. Seine wenigen Kindheitserinnerungen waren nicht so toll. Erstens war er immer von Spielen ausgeschlossen worden, zum Anderen – Mutter und die Dienerinnen und überhaupt waren nur gekniet, hatten gemalt oder mal Musik gemacht. Langweilig. Eigentlich kein Wunder, dass Sesshoumaru da keine Lust hatte.   Mine folgte mal einem Weg, dann einem anderen, nicht nur scheinbar ziellos. Sie kannte diesen Schacht, in dem die zwei Hundedämonen, nun ja, Hundebrüder, sie gefunden hatten, aber sie war sich nicht sicher auf welcher Ebene der einstigen Drachenfestung genau sie sich hier befanden. Die Hindernisse änderten sich in jedem Stockwerk und es war wichtig zu erkennen wo genau man herumirrte. Sie atmete auf, als sie einen Raum erreichte. Für einen Erddrachen war er relativ eng gewesen, für sie drei wahrlich groß genug. Es gab ein Portal mit zwei Säulen, durch das sie hereingekommen waren, ein zweites führte weiter in das Dunkel, beide waren mit einer Magie gesichert, die sie kannte, und kurz beseitigen konnte. So wandte sie sich jetzt um und hob ein wenig die Linke, in deren Handfläche eine Flamme züngelte. „Hier können wir sprechen,“ sagte sie. „Und ich bin mir jetzt sicher, wo wir uns befinden, in der alten Wachstube am Weg hinunter zum Säuresee. Hier lag einst ein Posten der Erddrachen, der auch die steinernen Männer bewachte oder sie bei Fehlalarm beruhigen konnte.“ „Weiter.“ Sesshoumaru interessierte sich in keinster Weise für die Architektur der alten Drachenfestung. Er wollte seine Klingen repariert haben und dazu brauchte er nun einmal Toutousai. Schleunigst. Und leider lebendig, denn er wagte nach dem, was er im Schacht gesehen hatte, zu bezweifeln, dass selbst Tenseiga bei einem Todesfall noch eine Hilfe wäre, zumal in diesem miserablen Zustand. „Ja, mein Fürst,“ beeilte sich die Feuerhexe zu sagen, die alt genug geworden war um eine Gefahr zu erkennen, wenn sie sie traf. „Wir müssen jetzt eine Etage höher steigen, dann gelangen wir in die ...in die unterste Ebene. Dort liegen auch die... die Kerker und … und so.“ Sie konnte es kaum aussprechen, als die Erinnerungen sie überfielen. Dort war sie gewesen, dachte Inu Yasha, und was immer sie da erlebt hatte, war sicher alles andere als schön gewesen. Dieser Shinishin gehörte anscheinend wirklich zu den Leuten, deren Ableben diese Welt attraktiver machte. „Schon gut, wir werden auf dich aufpassen,“ versprach er daher ein wenig leichtsinnig, weil er den großen Bruder ungefragt einschloss, dessen eisigen Blick jedoch ignorierte. „Vielen Dank,“ war alles, was Mine dazu einfiel, ehe sie hastig ergänzte: „Über dieser Ebene liegen die einstigen Wohnräume der Erddrachen, die meisten sind riesig und leer, aber ich vermute, dass zumindest in einem dieser Säle jetzt die Greifen lagern. In dem Stock darüber vermute ich den … den so genannten Dämonenkaiser, denn dort befindet sich der ehemalige Thronsaal und auch mein üblicher Aufenthaltsort. Ich nehme an, wenn er nicht völlig verrückt ist, dass er den Vulkankessel dort stehen gelassen hat. Ich habe allerdings auf dem Weg hierher etwas verändert gefunden, etwas ist mit dem Feuerberg geschehen. Er ist sehr unruhig. Womöglich, weil ich wieder wach bin, ich meine, dank Euch am Leben bin, und nicht am Kessel stehe.“ Vermuten hieß nichts wissen, dachten die Hundebrüder selten einig. Allerdings war das neben Toutousais Leben ein guter Grund sich zu beeilen. Im Inneren eines Vulkans zu stecken, der Anstalten traf auszubrechen … selbst in Begleitung einer Feuerhexe war das ein sehr kurzes und sehr schmerzhaftes Erlebnis. So fragte der Halbdämon: „Klartext. Der Vulkan bricht bald aus?“ „Nicht, wenn ich ihn besänftigen kann, junger Herr. Aber dazu muss ich zum Kessel und der ist im Thronsaal.“ Und dazu sollte besser dieser Shinishin nicht daneben stehen, auch das war klar. Überdies sollte dann ein Kampf nicht unter dem Berg stattfinden, aus diversen Gründen. Das wurde ja immer ärgerlicher und langwieriger. „Geh voran, Mine,“ befahl der Hundedämon nur, von den gleichen Gedanken bewegt.   Ein Krachen hinter ihnen ließ beide Schmiede nicht nur zusammenzucken, sondern in Panik verfallen. Während sich Yoshiyuki flach zu Boden warf, fuhr Toutousai herum – und schaffte es im letzten Moment noch den Feuerstrahl aus seinem Mund wieder hinunter zu schlucken. Das hätte noch gefehlt diese dämlichen Greife zu töten und den selbsternannten Dämonenkaiser auf sich aufmerksam zu machen. Shinidingsbums verstand keinen Spaß, das hatte er ja schon mitbekommen. Doch die wahre Masse an ordentlich geschnittenen Scheiten, die die vier Greifen hinter ihm vor den Ofen geworfen hatten, interessierten ihn weniger als das metallische Klirren, das sich in dem Berg verbarg. Schwerter? Dann erkannte er allerdings, dass es sich um die Klingen der Krieger handelte, die sie wortlos neben das Holz geworfen hatten, bei dem sicher so einige Bäume daran hatten glauben müssen. Hoffentlich keine Baumgeister. Toutousai kratzte sich am Kopf. Was sollte das jetzt? Eine Falle? Nahm er ein Schwert – und der Kater würde sonst was machen? Immerhin waren das Kriegerdämonen, bewaffnet, die gaben doch nie freiwillig ihre Waffe her? Oder war das auf dem Festland anders? Oh. Immerhin tauchte dieser Radj auf, der Kommandeur, nein, Prinz der Greifen. So sah er fragend zu dem. Radj ordnete unbewusst etwas seine Federn, ahnungslos ob der Tatsache, wie knapp er und seine Leute soeben einem Feuerstoß entkommen waren – und wie heiß der sein konnte. Er hatte nur die Warnung erhalten, dass sich der Schmiedeopa durch Feuerstöße verteidigen konnte, was ja auch einige seiner Krieger mit dem Leben bezahlt hatten. „Die Krieger haben bei ihrer Aufgabe euch Holz zu besorgen ihre Klingen beschädigt. Repariert sie. Bis zum Vollmond habt ihr nichts zu tun.“ „Äh. Ja.“ Wie bitte? Der alte Meisterschmied hätte fast den Kopf geschüttelt, drehte sich jedoch nur zu dem Holz. Seine Entführer wussten anscheinend nicht, dass er solche Kleinigkeiten wie Schwerter zu schärfen allein mit dem ihm eigenen Feuer erledigen konnte. Gut. Umso besser. Sie würden Holz brauchen, Zeit, das Feuer anzuzünden, Zeit… Alles, was er brauchte, war Zeit. Und natürlich die dämlichsten Halbbrüder aller Zeiten. „Dann heizen wir mal an. Komm, Yoshi.“ Das gab es doch eigentlich nicht? Radj mochte keine Ahnung haben, aber doch wenigstens Shinishin? Wie war dieser Idiot denn Kaiser geworden? Da verstand ja jeder der Hundebrüder einzeln noch mehr vom Metall ….Und er hätte zuvor nie geglaubt, dass er das denken würde. Klingen, immerhin schön geschliffenen Klingen, wenngleich aus Menschenhand – und sie fällten damit Bäume! Inu Yasha hatte Bambus mit Tessaiga geschnitten, nun, auch nicht besser, aber der hatte das allein für sich gemacht und war ohne Tessaiga nicht ganz wehrlos, aber … Ja, aber. Was hatte dieser Kater denn auf Lager, wenn der sich traute seine Armee zum Holzfällen zu schicken und sie damit zu entwaffnen? Wie gefährlich war der Kerl? Und wo steckten eigentlich diese Hundebengel, wenn man sie mal brauchte? Und warum hatte dieser so genannte Prinz denn nichts dagegen unternommen, dass seine Leute entwaffnet wurden, wenngleich wohl ziemlich raffiniert? Oder war Radj, wie auch der arme Yoshi, einer derartigen Tortur unterworfen worden, dass der gar nichts mehr verstand? Oder, lag er, Toutousai falsch? Gleich. Erst mal sollte man das Feuer anzünden und diese vier Klingen schmieden. Hoffentlich kamen dann auch noch mehr, dann waren die Greifen doch wehrlos. Oder auch nicht. Ach, was für ein Leben für einen armen Rentnerschmied, der nur in Ruhe ein Pfeifchen rauchen wollte! Allerdings gab sich Toutousai auch keiner falschen Hoffnung hin. Falls er im Jenseits eintrudelte und dem Herrn gestehen musste, dass er sich hatte entführen lassen und dabei den Tod eines oder beider Söhne sozusagen initiiert hatte … Auweia. Der Herr verstand wenig Spaß beim Thema Familie. Und, um die Sache noch schlimmer zu machen …. „He, Yoshi, hilf mir mal beim aufscheiten!“ Die zwei Idiotenbrüder wären dann ja auch im Jenseits. Toll. Vater und die Zwei den gesamten Tod hinter sich her zu haben ….Wunderbar. Danke, Katerchen. Das gab einzigartige Albträume. Gebessert nur durch den Part, dass vielleicht doch wenigstens einer der Jungs hier aufschlagen würde, dem Kater das Fell über die Ohren ziehen und damit in das Jenseits schicken würde. Dann hätte Shinishin in die Ewigkeit das Vergnügen mit Vater und Söhnen. Kurz, die Bengel mussten hier endlich ankommen. War das denn so schwer her zu finden? Oder auch nur herauszufinden, dass das eigene Schwert nicht funktionierte? Zu wem außer ihm sollten diese Narren denn gehen? Oh nein. Toutousai ließ sich resigniert vor den Ofen sinken und nahm wortlos den Scheit, den ihm Yoshi reichte. Sie würden doch nicht, bitte nicht, auf die verrückte Idee kommen: „Jagt durch Japan und schnappt Myouga“ zu spielen?   Die Halbbrüder folgten der Feuerhexe in dem nur durch das Feuer auf Mines Hand und in der Kawataro-Leuchte in Sesshoumarus Linker erhellten Schacht. Scheinbar endlose Strecke ging es bergauf, keine Stufen, aber das hätte einem Erddrachen wohl auch nicht gefallen. Endlich erreichte das Trio eine neue Ebene, eine Art Halle oder Vorraum, von dem aus mehrere Gänge abzweigten. Die Feuerhexe orientierte sich kurz, ehe sie zu einem lief. Schweigend folgten die Hundebrüder, jetzt hintereinander, denn der Weg wurde kaum mehr menschengerecht breit. Wie hier wohl so eine Echse durchgekommen war? Oder konnten Erddrachen auch menschliche Form annehmen? Mine zögerte sichtlich, ehe sie weiterging. Aber, dachte sie, was hatte sie schon noch zu befürchten? Hinter ihr war ein Hundedämon, der Herr der westlichen Länder, und, wie sie gehört hatte, einer der mächtigsten Fürsten. Hatte er allerdings ja auch bewiesen. Schließlich gab es herzlich wenige Leute, die Tote wieder zum Leben bringen konnten. Sie sollte mehr Angst vor ihm haben als vor den schweren hölzernen Türen, die sich im nächsten Vorraum darboten und sie nur zu gut an Dinge erinnerten, die sie wirklich für immer zu vergessen wünschte. Besonders eine halb offene Tür machte ihr zu schaffen und sie zögerte. Sicher zu lange für die Geduld eines Dämonenfürsten und sie wartete instinktiv auf eine Strafe. Prompt wurde sie beiseite gerissen und hinter eben diese grausame Tür verfrachtet. Noch während die Feuerhexe aufschreien wollte, um Gnade flehen, spürte sie die rechte Hand des Halbdämonen ebenso auf die Mund wie seinen linken Arm um sich – noch immer die Drachenschuppe in der Hand. „Toll, Mine,“ flüsterte Inu Yasha. „Ich hätte sie nicht gehört. Aber jetzt wirklich leise!“ Sie nicht gehört? Wen oder was? Verwirrt versuchte sich die Herrin des Feuerberges zu orientieren. Sie standen in diesem schrecklichen Raum, das verriet ihr das matte Licht, in dem ihre Schreie oft erklungen waren. Inu Yasha hielt sie, Sesshoumaru stand an der Tür und schloss sie erneut wieder halb, noch während er die Lampe in seiner Linken durch sein Schulterfell verhüllte und einen Schritt zurück an die Wand trat. Auch der Halbdämon zerrte Mine rückwärts, was die Feuerhexe endlich begriff. Da draußen klangen sich nähernde Schritte. Leise, aber doch. Dämonenkrieger, das verriet der gleichmäßige Schritt und das leichte Klirren von Metall. Sie zuckte unwillkürlich zusammen, spürte sofort, wie sie fester an den Prinzen gedrückt wurde. Er wollte sie beruhigen, dachte sie. Seltsam, wie nett diese Zwei waren. War das der Grund, warum Michiko, die kleine Schwester, es gewagt hatte, sich an den Fürsten zu wenden? Nein, nett war gewiss falsch. Kein ranghoher Dämon war nett. Sie selbst war nur eine Dreingabe, Zufall. Tatsächlich würde dieser Shinishin den Zorn Sesshoumarus auf sich gelenkt haben. Wie hatte das Inu Yasha ausgedrückt? Ihr Haus- und Hofschmied sei entführt worden? Nun gut, dachte die Feuerhexe, deren Angst spürbar sank. Vielleicht bekam sie die Chance bei dem Tod ihres Mörders zuzusehen. Und wer hatte das schon? Überdies würde sie sich dann wieder um ihren Vulkan kümmern können, währenddessen sich ein nettes Geschenk für Michiko ausdenken. Gab es da nicht diese ominöse Vulkangruppe im Nordosten? Tante Pele war schon alt und konnte Hilfe vertragen. Gleich. Da kamen die Krieger! Mine versuchte instinktiv sich förmlich in den Halbdämon hinter sich zu verkriechen. Inu Yasha spürte es mit gewissem Mitleid. Die hatte ja wohl was durchgemacht. Immerhin handelte es sich um eine Feuerhexe, und er hatte bei Michiko nicht gerade den Eindruck gewonnen, dass die jämmerlich schwach waren. Jedenfalls hatte der ach so hochmütige Herr Halbbruder offenbar mit der eine Affäre gehabt – und bei dem begann so etwas wie intelligentes Leben ja erst ab Dämonenfürst. Alles andere, ob kleiner Bruder oder Amöbe war nicht weiter erwähnenswert, wenn es nicht gerade auf den Namen Rin hörte. Wobei – wieso versteckten sie sich hier eigentlich mit der Hausherrin, wenn da draußen nur ein Trupp von ungefähr zwanzig, fünfundzwanzig, Greifen vorbei trabte? Die wären doch …. Ja, gut. Sie standen unter der Erde, die Schwerter waren nur sehr bedingt brauchbar und man wollte einen sowieso schon unruhigen Vulkan über sich nicht einreißen. Zum Glück hatte er nichts gesagt. Zumindest vor Mine hätte er ja sonst wie der Trottel vom Dienst dagestanden. Bruderherz war sowieso der Überzeugung.   Sesshoumaru bemühte sich sich an die Lehren seines verehrten Vaters zu erinnern. Es war klug, sich manchmal zurückzuhalten. Ein Kampf war zu gewinnen, selbst ohne Schwerter, auch gegen eine Überzahl. Allerdings – der Vulkan war unruhig und das Letzte, was er wollte, war ein demütigender Tod in glutflüssiger Lava, Seite an Seite mit dem Bas … mit Vaters zweitem Sohn. Überdies – warum tauchte der Trupp gerade hier und jetzt auf? Gut, das war die Kerkerebene, aber die Wachen folgte genau dem Weg, den sie eben gekommen waren. Hatten sie trotz Mine irgendwie Alarm ausgelöst? In einem solchen Fall, hatte Vater gesagt, musste man immer damit rechnen, dass der Verteidiger nie alle seine Leute losschickte. Kurz und gut, diese zwanzig Greife waren gewiss nicht alle Krieger, über die dieser Kater verfügte. Ein angreifender Heerführer sollte mit mindestens der doppelten Anzahl rechnen, schließlich gab es auch andere Posten, andere Dinge zu bewachen. In diesem Fall auf jeden Fall zwei Gefangene, die offenkundig nicht in der Kerkerebene saßen, denn hier waren alle Türen offen gewesen. Wenn Shinishin klug war, behielt er Toutousai und diesen anderen bei sich. Das machte eine Befreiung nicht einfacher, aber je klüger und stärker ein Gegner war, desto interessanter der Kampf gegen diesen. Es musste doch noch jemanden geben, außer diesem… nun gut, Inu Yasha, der ihn forderte. Dieser selbst ernannte Kriegsgott war dazu nicht in der Lage gewesen, aber womöglich der ebenso selbst ernannte Dämonenkaiser? Gleich. Wichtig war etwas anderes. Die Krieger waren vorbei und er wandte sich um. Inu Yasha ließ Mine sofort los, sicher, dass keine direkte Gefahr mehr drohte. Die Feuerhexe fiel auf die Knie. Sie hatte irgendeinen Fehler begangen. „Warum?“ erkundigte sich Sesshoumaru auch nur. Warum was, fragte sich der Halbdämon, ehe er verstand, dass das wohl die Frage sein sollte, warum die Greifen genau hier und jetzt aufkreuzten. „Ich weiß es nicht, Sesshoumaru-sama,“ flüsterte Mine. „Es sei denn, Shini….hat mitbekommen, dass die Steinwachen am Säuresee erwacht sind. Oder andere Schwankungen in der Magie wahrgenommen, weil ich wieder lebe.“ Oh, das konnte ja mal richtig amüsant werden, wenn es endlich mal wieder einen starken Gegner gab, dachten beide Hundebrüder in seltenem Einklang.   Es war eines Kaisers unwürdig und so nahm Shinishin die Pfoten eilig von den Ohren, als er Radj bemerkte, der soeben den Thronsaal betrat und sich verneigte. Nun gut. Irgendetwas anderes, als diese wahrlichen Anfeuerungsgesänge dieser senilen Schmiede! Sangen die denn immer? „Radj?“ „Die erste Holzlieferung ist eingetroffen, weitere werden folgen. Die Schwerter werden zur Ausbesserung übergeben.“ „Ich danke dir, mein treuer Freund,“ schnurrte der Kater. Ja, diese Greifen waren mehr als nützlich. Womöglich sogar weiter, als er bislang geglaubt hatte. Es wäre fast schade den Prinzen mit Anhang umzubringen, wenn sie dermaßen loyal und erfolgreich waren. So etwas brauchte man. Ob er Toutousai auch so befördern sollte? Lieber nicht. Er zuckte förmlich zusammen, als in seinem Kopf das nächste Lied angestimmt wurde. Nein, Diese zwei Schmiede waren fällig. Die Schwertprobe seiner neuen Klinge würde er an ihnen vornehmen. Erst die Gliedmaßen, am Ende der Kopf Genau. Mal sehen, wie sie dann singen würden. Kapitel 17: Ein Ass im Ärmel ---------------------------- Mine war noch immer ein wenig erschreckt über den Zwischenfall und schritt nur mehr langsam voran, mied auch den deutlich sichtbar breiteren Gang, machte Umwege und blieb immer wieder stehen um, aber das konnte nur Sesshoumaru spüren, magische Bande zu lösen oder zu knüpfen. Hier lagen ganz offensichtlich mehrere Fallen der einstigen Himmelsdrachen. Ohne Mine und ohne Schuppen wären sie nie soweit gekommen. Sie, ja, doch. Er konnte ebenso die Energie Inu Yashas direkt hinter sich fühlen, seltsam angehm. Unerwartet angenehm. Es ging noch immer bergauf und er bezweifelte nicht, dass Mine zuverlässig sie in den ehemaligen Thronsaal führte. Es lag schließlich auch im Interesse der Feuerhexe wieder die Kontrolle über ihren Vulkan zu bekommen.   Im matten Schein der brennenden Haare und des Saumes von Mines Kleid, der Lampe der Kawataro und der zweiten Drachenschuppe, die der Halbdämon in der Linken hielt, war nun zu erkennen, dass sie an einer Kreuzung angekommen waren. Der Boden des querenden größeren Ganges war flach geschliffen. Mine blickte vorsichtig um die Ecke, lauschte und spürte mit allen Sinnen, ehe sie die Flammen an sich deutlich dimmte, so weit sie es vermochte. Sie wandte sich um. „Hier geht es nach links zu den großen Hallen, in denen einst die Drachen ruhten. Ich glaube, dort sind die Greife.“ Wohlweislich blieb sie sehr leise. Zum Einen würden die feinen Hundeohren sie auch so vernehmen, zum Anderen hatte sie für heute und ihr Lebtag genug von den Vogeldämonen. „Der Thronsaal?“ erkundigte sich Sesshoumaru nur kühl, den die Greife nur sehr bedingt interessierten. „Nach rechts, mein Fürst. Allerdings …“ Sie wartete höflich, bis sie etwas wie ein angedeutetes Nicken wahrnahm. „Ich spüre, dass der Feuerberg immer ungeduldiger wird, zorniger. Es kann nicht nur mit mir zu tun haben. Es ist ….als sei er verletzt worden.“ Beide Hundebrüder blickten sich an. Verletzt? Ein Vulkan? Wie … Nun gut. Eine Feuerhexe würde das schon wissen, zumal, wenn es sich um ihren eigenen handelte. Allerdings bedeutete das auch, dass dieser so genannte Dämonenkaiser dabei war sie wirklich in die Klemme zu bringen. Wenn der Vulkan jetzt beschloss es wurde Zeit mal den Thronsaal zu räumen, wären sie die Ersten, die die Lava und andere Kleinigkeiten bemerken würden. Davor konnte sie auch Mine nicht schützen. „Wie verletzen?“ fragte Inu Yasha dann doch noch. „Es scheint ein neues Loch zu geben, zugefügt, keinen Krater, neben der alten ….Ach du je.“ „Was ist dir gerade eingefallen? Komm schon, dieses Katerchen geht uns schon langsam auf die Nerven.“ Die Feuerhexe nahm das als freundliche Warnung des Prinzen und warf nicht einmal einen Blick zu dem älteren Bruder, um zu erfahren, ob sie ebenfalls begann den Beiden auf die Nerven zu gehen.„Im Stockwerk unterhalb des Thronsaals lag einst die Schmiede der Drachen. Ein kundiger Meister schmiedete dort für sie, kein Drache, schon von der Größe her. Um das Feuer anzuheizen nutzte er die Macht der Lava im Krater, die Hitze. Dämonische und göttliche Schmiede besitzen wie wir Hexen Feuermagie. Ich fürchte, der … der Kater …“ Wie wohltuend sie es empfand so an ihn denken zu können. „Er hat die Wand der Schmiede zum Krater mit seiner Energie durchgebrochen, womöglich in der Annahme, dass seine Gefangenen so leichter arbeiten können.“ „Keine Ahnung von gar nichts, aber zuerst mal draufhauen,“ murrte der jüngere Halbbruder. Sesshoumaru beschloss, diese gewisse Selbsterkenntnis nicht mit einer Antwort zu bedenken, da die sicher in ein nutzloses Duell führen würde, und wandte sich wieder der redefreudigen Hexe zu. „Die Schmiede.“ „Dazu müssen wir dort genau hinüber, dann immer geradeaus. Von der Schmiede zum Thronsaal führt dann auch noch ein breiterer Weg. Und wir sollten uns beeilen, Sesshoumaru-sama. Ich muss zu dem Kessel, sonst kann ich den Feuerberg nicht mehr zähmen!“ Zum ersten Mal lag wieder Furcht in ihrer Stimme. Auch eine Feuerhexe würde den Ausbruch nicht überleben. Überdies hätte sie ihren Auftrag ruiniert. „Wachen?“ Immerhin hockten da offenbar zwei Gefangene, deren Wert sich auf Null belief, wenn sie auch nur spurlos hier im Vulkan herumliefen oder gar über den Säuresee entkamen. Vermutlich besaßen sie jedoch keine Schuppe der Himmelsdrachen. Allerdings kannte Sesshoumaru Vaters alte Freunde gut genug, um zu wissen, dass die trotz aller Hilfsbedürftigkeit immer noch irgendwo ein Ass im Ärmel hatten. Ganz ohne Grund hatte der verehrte Vater ihnen ja doch nicht Gehör geschenkt. „Das kann ich nicht sagen, Sesshoumaru-sama.“ Sie war schließlich eine Feuerhexe, kein Dämonenfürst. Sie selbst hatte ganz sicher im Vulkan, keine Krieger stationiert gehabt, diese hätten sie ja nur vor unerwünschten Besuchern schützen sollen. Gegen Shinishin hatten sie ja leider und furchtbar versagt. Die armen Feuerseelen befanden sich nun im Jenseits, schrecklich für jemanden ihrer Art. Hoffentlich durften sie wieder eins mit einem unterirdischen Feuerfluss werden.   Dann ging er eben voran. Geradeaus hatte sie gesagt und Mine kannte sicher jeden Weg hier. „Komm, Inu Yasha.“ Der jüngere Bruder öffnete schon den Mund zu einem lebhaften Protest hier herumkommandiert zu werden, als er doch begriff. Er sollte die Nummer Zwei machen und Mine hinterher laufen. Also rechnete der Herr Halbbruder anscheinend mit Wachen bei den Schmieden. Da Kampf mit Schwert ja immer noch unsinnig war, musste man eben handgreiflich werden – und das hatten sie gemeinsam ja schon gegen die Steinkrieger gut geschafft. Mine dagegen wäre sozusagen in ihrem Rücken und beschützt. Na, dann. Soweit konnte es dann nicht mehr sein und wenn sie erst einmal Toutousai gefunden hatten, würde der ja wohl hoffentlich, zumal, wenn der sowieso schon in einer Schmiede saß, ihre Klingen wieder in Ordnung bringen können. So mit dem halben Tessaiga kam er sich irgendwie hilflos vor. Was natürlich Quatsch war, wie er selbst prompt erkannte. Er war allein unbewaffnet nie ungefährlich und verfügte immerhin über die ersten beiden Methoden, die er je mit seinem Schwert gelernt hatte. Leider stand im Kampf gegen einen Dämonenfürsten, der zu allem Überfluss auch noch den Pfad der Dunkelheit beherrschte, zu erwarten, dass der die Windnarbe auch sehen konnte. Damit wäre sicher kein Blumentopf zu gewinnen. Nein, Toutousai sollte sich gefälligst an die Arbeit machen, wenn der sie schon durch halb Japan sprengte. Sesshoumaru ging es ja ähnlich, wenn er das so richtig gesehen hatte. Schön, Tenseiga rettete noch immer Leben, aber irgendwie stimmte da ja auch etwas nicht. Und Bakusaiga lag auf dem Level wie einst das verdammte Tokejin. Nun gut. Bruderherz war mit Tokejin ja auch alles andere als ein einfacher Gegner gewesen. Dennoch – es wäre an der Zeit, dass sie beide wieder über die volle Macht verfügen konnten. Und dazu gehörte bei Tessaiga eben auch der Pfad der Dunkelheit. Dieser Kater würde sich noch wundern!   Der Gang, dem sie folgten war uneben, sowohl am Boden als auch an den Wänden, die immer enger zusammen zu wachsen schienen. Ab und an rissen Spalten vor dem vorangehenden Hundefürsten auf, die der mit einem etwas längeren Schritt überquerte, unwillkürlich jedoch die Kawataro-Lampe näher zu sich zog. Etwas stimmte hier nicht, das war klar. Reagierte der Vulkan auf die wieder belebte Feuerhexe? Drohte schon ein Ausbruch, weil dieser lächerliche Kater keine Ahnung von Feuermagie hatte? Die Erde und die Wände um sie wackelten bedrohlich, als ein Grollen aus den Tiefen des Berges zu hören war. Kleinere und größere Steine stürzten herab. Unwillkürlich fuhr der Halbdämon herum, als er hinter sich ein Zischen hörte. Mine kniete halb am Boden und sah verzweifelt aus. „He, was ist passiert?“ „Der Feuerberg ist sehr zornig auf mich, weil ich ihn vernachlässigt habe….“ Sie raffte ein wenig ihr brennendes Kleid, so dass die Hundebrüder erkennen konnten, dass sie mit einem Bein bis zum Knie in einem Felsspalt steckte, und der sich immer weiter schloss, sie einmauerte. „Toll,“ murrte Inu Yasha. „Kann ich dich herausziehen?“ Trotz ihrer unangenehmen Lage musste Mine lächeln. „Nein. Ich spüre den Fels um mich fließen, fühle, er gibt mich nicht frei. Ich fürchte, ihr müsst mich hierlassen.“ „Soll ich etwa deinen Kessel rühren?“ fragte er prompt zurück. „Also, Plan B? Bein abschneiden?“ Mit gewissem Entsetzen erkannte sie, dass das für jemanden mit mächtigem Dämonenblut in den Adern eine echte Option darstellte. „Ich müsste verbluten, Inu Yasha-sama! Es sei denn, Ihr könntet die Wunde verschließen.“ „Ich nicht,“ betonte Inu Yasha und sah nach vorne, doch irgendwie angenehm berührt, dass Sesshoumaru nicht nur stehengeblieben war, sondern sich sogar herabließ den Kopf zu wenden. „Du kannst das doch mit dieser Säure, oder?“ Können stand außer Frage. Aber wie üblich machte sich Vaters zweiter Sohn keine Gedanken um das Folgende. „Kannst du sie tragen, bis ihr Bein regeneriert ist?“ „Keh! Hältst du mich für so schwach wie deinen Jaken?“ Mine wusste nicht so ganz, was sie über diese Art der Hilfsbereitschaft auch nur denken sollte, zumal, als der Jüngere sein Schwert zog, dass sich rasch unter seiner Energie verbreiterte, war andererseits auch froh, dass sie sie weder zurücklassen wollten noch an ihren raschen Erholung zweifelten. Erstaunlicherweise kannten sie sich anscheinend mit Feuerhexen und deren Körpern aus. Hier irrte sie freilich. Mochte auch der große Bruder aus gewisser, wenngleich unangenehmer, Erfahrung wissen, wie die Körper der Feuerhexen genau beschaffen waren, so tippte Inu Yasha eher auf überaus starke Youkai, schließlich dominierte sie einen Feuerberg, oder Naraku. Es stimmte allerdings. In Gegenwart von Feuer oder gar innerhalb ihres eigenen Vulkans konnten Feuerhexen sich sehr gut regenerieren, wie Mine zu ihrem Leidwesen unter Shinichin erfahren musste, der schlicht solange weitergemacht hatte, bis es selbst ihr nicht mehr möglich war. Es würde Tage, Wochen dauern, aber was war das schon bei einem Lebewesen, das erst bei der Zerstörung des ihr zugewiesenen Feuerberges in die ewige Flamme aufgehen würde,   „Kein Laut!“ warnte Sesshoumaru als er nähertrat und sah wie Inu Yasha ausholte. Tatsächlich hatte der ausnahmsweise recht. Wenn er selbst den Beinstumpf mit Hilfe seiner Säure zusammenschweißte, würde Mine nicht verbluten – zumindest nicht, bis sie ihr Bein einigermaßen regeneriert hätte und dann wäre sie am Leben. Besser für die Leute, die sich in diesem Feuerberg befanden. Er selbst, zum Beispiel. Dazu müsste er sich nun allerdings bücken, das kam eigentlich unter keinen Umständen in Frage. Inu Yasha dachte sich letzteres, und noch während er mit der zwischenzeitlich gewohnten Routine eines Kriegers das kleiner gewordene Tessaiga schwang um es vom Blut zu reinigen, ehe er es in die Scheide steckte, hatte er die Linke fest um die Drachenschuppe gekrallt und Mine buchstäblich unter die Arme gegriffen, um sie mehr oder weniger wie eine Puppe auf seinen Rücken zu werfen. So brauchte sich Bruderherz nicht bücken, das Feuer der Hexe kam nicht durch seine Kleidung, und nicht zuletzt, so hatte er Kagome früher ja so oft getragen… Und Mine war deutlich leichter. Die wog ja fast gar nichts, wobei Kagome auch nicht gerade schwer war. Allerdings eben ein Mensch und kein magisches Wesen. Sesshoumaru trat heran, seine Rechte leuchtete grün, ehe er ungerührt in den blutigen Strahl griff.   Mine zischte unwillkürlich auf. Instinktiv fasste Inu Yasha sie fester unter den Oberschenkeln, als er das Aufblitzen im Gang vor sich bemerkte. Metall. „Mist!“ flüsterte er aus Herzensgrund.   Shinishin stand in seiner menschenähnlichen Form im Thronsaal. Zum Einen wartete er auf den Rapport des Greifenprinzen, da war es nur höflich mit diesem reden zu können, zum Zweiten, aber das gab er kaum sich selbst zu, waren in dieser Form die Ohren schlechter als als Kater. Zwar klangen die „Anfeuerungsrufe“ der beiden alten Trottel noch immer in seinem Kopf, aber es war nicht so unerträglich. Wann brannte denn endlich das Schmiedefeuer heiß genug? Er griff in seinen Ärmel und nahm einen kleinen Beutel heraus, dessen Herstellung ihn viel Mühe – und einige Völker Stahlwespen das Leben – gekostet hatte. Der Beutel war aus Metall, von Stahlwespen hergestellt, mit den besten Bannsprüchen gesichert, die er je hatte finden können. Nicht ohne Grund. Er unterschätzte selbst den kleinen Splitter darin nicht. Das Höllenschwert war ein interessanter Zeitgenosse, und was So´unga ihm schon alles versprochen hatte …. Nun, mit diesem Teilstück wurde er gut fertig. Wenn es erst mit Tenseiga und Tessaiga gemeinsam in einer Klinge wäre, wären alle drei Schwerter der Macht in seiner Hand. Dazu womöglich sogar noch sein bisheriges, eigenes? Hm. Lieber nicht. So wie Toutousai das gesagt hatte, war der Hersteller ja nicht gerade ein Meister gewesen. Vermutlich war der senile Trottel zu stolz auf sein Handwerk um das mit einzubauen. Schade, aber immerhin bedeutete das ja auch, dass erstens der ihn nicht betrügen würde und zweitens, dass es von einer Hand hergestellt wäre und damit mächtiger. Radj! Er schob den Beutel eilig zurück, ehe die Tür ganz beiseite geschoben worden war. Was der Greifenprinz nicht wusste, begehrte er nicht. Schon auf dem Festland hatten die Wenigsten dem dunklen Geist So´ungas widerstehen können. Nun ja, dazu musste man eben ein Dämonenfürst seiner Klasse sein. „Nun, mein teurer Radj?“ „Ich habe, wie gewünscht, zwanzig Krieger hinunter zu dem Säuresee geschickt, mein Fürst,“ meldete der Greifenprinz. „Bislang haben sie nichts Ungewöhnliches gefunden.“ Und er war mit ihnen geistig verbunden. „Allerdings ist der See angestiegen und hat einige der Steinfiguren an der Wand offenbar verletzt.“ „Sie sind beschädigt.“ Shinishin dachte nach. „Könnte es sein, dass sie in einen Kampf verwickelt waren?“ „Wenn, dann gegeneinander, Herr, denn nun ruhen sie wieder an der Felswand und scheinen zu schlafen. Sie haben Löcher in den Armen und im Körper, aber sie regenerieren sich. Und, mit Verlaub – gegen wen sollten sie sonst kämpfen? Der See ist für jedes Leben tödlich.“ „Da hast du trefflich recht. Der See ist tödlich. Und er war gestiegen, weil der Vulkan unruhig wird.“ Hm. Womöglich war es doch keine so gute Idee gewesen, diese Feuerhexe umzubringen? Es watte ihm zwar Vergnügen bereitet, sehr, aber diese Konsequenz hatte er nicht so ganz bedacht. Der Blick des Katers glitt zu dem blubbernden Kessel im Hintergrund, ehe er langsam über seine schwarze Boa strich. Es stand zu hoffen, dass sein neues Schwert fertig wurde, ehe der Vulkan ausbrach. Noch waren die Erdbeben harmlos und vielleicht beruhigte der sich auch wieder. Vollmond war nahe und damit der Mondtau. Waren die Greifen wieder bewaffnet, so würde er sie nach den Hundebrüdern ausschicken, um deren Zähne zu erhalten, am Besten sogar sie lebendig gefangen zu nehmen. Besaß er dann das Meisterschwert, nun so konnte er, womöglich sogar mit den Greifen durch die Lande ziehen und sich Japan unterwerfen, vielleicht endlich eine Spur von Brüderchen finden. War das Schwert noch nicht fertig, so mussten die Greife Toutousai eben zu dem nach Hause bringen und der dort fertig schmieden. So oder so konnte er nur gewinnen. „Oh, eure Schwerter, Radj?“ „Liegen alle in der Schmiede. Toutousai sage, sobald das Feuer heiß genug sei, werde der Stahl zum Glühen gebracht.“ „Gut. Sobald er damit fertig ist, soll er noch zwanzig schmieden für die neuen Greife., die Vollmond entstehen werden. Ihr könnt dann euch auf den Weg machen diese Hundejungen zu finden und herzubringen, lebendig oder tot. Wobei ich lebendig wie immer bevorzuge. Jemand in dem Dorf wird schon wissen, wo sie oft hingehen. Dann ist endlich Vollmond und ihr könnt den Mondtau sammeln, den er noch für meine Klinge benötigt. - Wenn du mich suchst, ich stehe oben am Kraterrand. Ich sollte ein wenig meditieren.“ Der Greifenprinz wusste nur zu gut, dass Dämonen, zumal ihre Fürsten, das benötigten, um ihre Energien unter Kontrolle zu halten. Für ihn selbst war das ein gewisser Beweis, dass auch diese entfernten Verwandten ihre Schwächen hatten. Ein Greif meditierte nie, war immer kampfbereit und im vollen Besitz seiner Energie. Nach einem sehr harten Kampf war er vielleicht tot – aber bis dahin jederzeit in der Lage sich und seine Macht zu beherrschen.   In der Schmiede brannte das feuer langsam, jedoch stetig immer höher. Yoshiyuki war zu gebrochen und Toutousai zu vorsichtig, um die Sache mit dem Anheizen nicht ordnungsgemäß zu erledigen. Allerdings dauerte das länger, als Toutousai gewöhnlich benötigte, aber er hatte gute Gründe. Am Anfang wr sein Mund verbunden gewesen, noch dazu mit Bannsprüchen gesichert – diese Narren schienen vergessen zu haben, dass auch er über Feuermagie verfügte. Und das konnte nur gut sein. Da das Feuer jetzt brannte, hatte er mit dem Liedern aufgehört, ohne zu ahnen, dass das seinen Entführer zu einem tiefen Seufzer veranlasst hatte. „Gut nur, alter Freund,“ murmelte Yoshiyuki bedrückt. „Hier liegen fünfzig Schwerter. So viele Greifen. Und so viel Arbeit. Wie sollen wir denn damit nur fertig werden?“ Ja, dachte Toutousai mit jenem flüchtigen Grinsen, das einst den Inu no Taishou dazu gebracht hatte, diesen Schmied wirklich genauer ansehen zu wollen. Fünfzig Schwerter für fünfzig Greifen lagen jetzt hier. Dieser dämliche Kaiser hatte einen guten Teil, wenn nicht alle, seiner Greifen tatsächlich selbst entwaffnet. Falls die Jungen endlich mal eintrudelten, könnte das die Sache für sie erleichtern. Vorausgesetzt natürlich, sein Hilferuf hatte irgendeinen Erfolg gehabt, diese Narren suchten nach ihm und nicht nach Myouga, und sie scheiterten nicht an den alten Bannsprüchen der Himmelsdrachen. Deren Machenschaften hatten ein Kaliber, an dem das Hundebaby garantiert scheitern würde. Sesshoumaru eher weniger, aber ohne Hilfe, am besten durch einen Drachen, würde auch der das eine oder andere übersehen … Ja, genau. Die zwei Verrückten und Hilfe durch einen Drachen. Das konnte er sich bildlich vorstellen: Diese Idiotenbrüder überreden, wie auch immer, einen Drachen ihnen zu helfen und Inu Yasha fängt ein nettes kleines Gespräch an. Weißt du noch, wie ich Ryuukossusei in Streifen geschnitten habe? Oh, Meister aller Schmiede! Vielleicht hatte Yoshiyuki recht und alles war hoffnungslos? Er konnte sich doch nicht selbst und Yoshiyuki retten? Feuermagie hin oder her – seine reichte immerhin soweit um sagen zu können, dass der Feuerberg, in dem sie leider saßen und wunderbaren Ausblick aus der ersten Reihe auf den Krater hatten, nicht nur unruhig war, sondern langsam zornig wurde. Kein gutes Zeichen. Da hatte man Kundschaft in allerersten Kreisen und wurde trotzdem gekocht, gebraten, gesotten oder was auch immer, bloß weil ein Größenwahnsinniger keine Ahnung davon hatte, wozu Feuerhexen gut waren. Und, weil ein gut Teil der besagten allerersten Kreise auf jede Idee kam, die zwischen Ryuku und Hokkaido auch nur denkbar war, nur nicht nachzugucken, warum ihre eigenen Schwerter Probleme machen? Das Leben war hart, grausam und ungerecht zu alten Schmieden. Jawohl! Mit einem leisen Seufzen streckte der alte Meisterschmied die Hand aus. „Na, komm, Yoshiyuki. Dann fang mal an.“ Yoshi war der schlechtere Schmied von ihnen beiden – das Fegen der Klingen würde nicht nur länger dauern, sondern auch nicht perfekt werden. Sicher war sicher.   Kapitel 18: Ein dicker HUnd --------------------------- Inu Yasha ballte gefühlsmäßig die linke Faust fester um die Drachenschuppe und hob diese etwas an um Mine besser halten zu können, wenn er Tessaiga zog. Aber als er rechts ziehen wollte, seufzte die Feuerhexe auf seinem Rücken und ließ ihren Kopf samt den brennenden Haaren ihm buchstäblich durchaus schmerzhaft ins Genick fallen. Fast wäre sie ihm vom Rücken gerutscht, er fasste gerade noch fester zu. Dann erkannte er, dass es noch immer eine kaum glorreiche Idee war einen Kampf mit Schwertern IN einem sowieso schon brodelnden Vulkan zu führen. Und, dass Mine schlichte Panik schob. Nicht ganz zu Unrecht, das gab er zu. Nur, was jetzt? Er wollte unwillkürlich den Kopf wenden, die instinktive Anfrage an den großen Bruder, als er nur einen Schatten und einen Luftzug wahrnehmen konnte. Das Nächste war, dass er bemerkte, dass die Kawataro-Lampe auf dem Boden lag – und in deren vagen Schein, dass sich nur ein Greif ihnen genähert hatte, der jetzt zu Boden fiel. Na schön. Bruderherz hatte die Sache offenbar schon in die Klauen genommen. Zugegeben, mit diesem Kerl auf der eigenen Seite machte so ein Abenteuer eindeutig mehr Spaß. Mine sah vorsichtig auf, als sie realisierte, dass ihr Träger nichts tat und die Energie des Dämonenfürsten sich wieder näherte. Dann hätte sie fast sehr unhexenhaft aufgequietscht, als sie erkannte, was da hinter ihm im Dunkel des Ganges auf dem Boden lag. Inu Yasha spürte ihr Zusammenzucken. „Naja, wenn sie ihn sehen, wird mancher ….kopflos.“ Er war stolz auf seine behutsame Formulierung. Sesshoumaru streckte wortlos die Hand aus, um die empor fliegende Lampe zu nehmen. Das verdiente keinen Kommentar. Der Greif hatte keinen Alarm auslösen sollen, also, was wollten diese Hexe und dieser … nun ja, Vaters zweiter Sohn? So ging er weiter und machte nur einen dezenten Sprung über den Toten. Der jüngere Bruder folgte samt seiner leichten Last. Immerhin hatte dieser Wachposten schon mal nichts mehr sagen können. Bei solch einem Vordringen in eine unbekannte Festung … Nun ja. Nur Tote konnten keine Nachrichten weitergeben. Und da vorne war die Schmiede, das Feuer war jetzt deutlich zu wittern, auch der Geruch zweier Dämonen. Toutousai. Ja. Das war ja schon einmal sehr gut, wenn sie diesen Narren endlich gefunden hatten. Feuer hatte der auch dabei. Also, jetzt musste der nur noch ihre Schwerter reparieren, er selbst Mine im Thronsaal absetzen, und nach Hause. Oh. Da waren ja noch die Greifen und dieser Kater, dem man wahr und wahrhaftig das Fell über die Ohren ziehen sollte. Gekochte Menschen und Dämonen! Und, was immer der Mine angetan hatte. Oder auch den Schmieden. Hammer auf Metall, das Geräusch dort kannte er. Aber, seit wann war der der Schmiedeopa denn so langsam? Oder war das jemand anders, der zweite da im Bunde, Yoshiyuri oder so? Sesshoumaru stellte durchaus mit innerer Befriedigung fest, dass er wohl die einzige Wache erledigt hatte, denn vor ihnen lag eindeutig die Schmiede und ebenso eindeutig ein breiter Gang nach rechts, in dem er allerdings weder Vögel riechen noch Dämonenenergie wahrnehmen konnte. Das musste der Weg zum Thronsaal sein. Immerhin. Zwei Wege zurück, falls das doch eine Falle sein sollte. Er war kein Narr, er hatte Vater doch mehr zugehört als der je geglaubt hatte. Strategischer Rückzug war immer eine Option und sich diesen Weg frei zu halten eine der wichtigsten Voraussetzungen um eine Schlacht oder, wie in diesem Fall, einen Angriff als Heerführer bestehen zu können.   „Nun?“ Die eiskalte Stimme im Kreuz und die dazu gehörige Portion Dämonenenergie ließen Yoshiyuki das Schwert aus der Hand und sich zu Boden werfen, beide Hände hinter dem Kopf verschränkt. Toutousai schleuderte dagegen seine gerade bearbeitete Klinge in die nächstbeste Ecke, ehe er aufsah. „Auch schon da,“ murrte er. „Oh, Mine, alte Hexe. Noch am Leben?“ Immerhin hatten die Bengel es nicht nur hergeschafft, sondern auch noch die Feuerhexe wieder lebendig gemacht. Was in der Praxis bedeutete, dass Tenseiga noch immer einigermaßen funktionierte. Aber, da war natürlich auch die seltsame Beziehung einer Feuerhexe zu ihrem Vulkan. Die so Angesprochen blinzelte auch über Inu Yashas Schulter. „Toutousai…“ ächzte sie. „Hilf ihnen. Ich…. ich muss in den Thronsaal. Der Feuerberg ist zornig.“ „Ich weiß.“ Da ihn die Hundebengel schon wieder so vorwurfsvoll anstarrten: „Ja, ja, ich bringe das in Ordnung. Gebt mir die Zwillingsschwerter. Nur, welches sollte ich zuerst schmieden? Gute Frage. Die Halbbrüder wechselten einen Blick, ehe sie unisono sagten: „Meins.“ Klar. Toutousai fragte sich zum tausendsten Mal in den letzten Tagen, was er verbrochen hatte um der Schmied DIESER Familie zu werden. „Da das nicht geht, was sogar ihr begreifen werdet….Logisch denken, bitte. Mine?“ „Ich muss in den Thronsaal,“ wiederholte die Feuerhexe,. „Sonst braucht sich hier niemand mehr Gedanken um die Zukunft machen.“ „Der Kater ist oben.“ Toutousai deutete vage über sich. „Auf dem Berg. Im Thronsaal ist höchstens dieser Greifenprinz. Mehr kann ich dazu nicht sagen. Ach ja. Diese Schwerter hier…. es dürfte keinen bewaffneten Greif mehr geben.“   Wie bitte? Welcher Narr entwaffnete sich denn selbst? Wieder war der Gedankengang der Hundebrüder gleich. Sesshoumaru atmete tief durch. Dieser selbst ernannte Dämonenkaiser war oben, Inu Yasha trug jetzt noch Mine. Er brauchte Tenseiga, damit Bakusaiga wieder ordnungsgemäß funktionierte. Andererseits, den Bast…. seinen Halbbruder gegen eine unbekannte Zahl, wenngleich unbewaffneter, Greife zu schicken… Inu Yasha dachte ähnlich. Mine musste in den Thronsaal und zu ihrem Kessel, oder sie alle waren fällig. Also benötigte er Tessaiga. Immerhin… Toutousai seufzte. Nie war dieser Flohgeist da, wenn man ihn wirklich einmal brauchte. War er jetzt etwa der Lehrer der Hundejungen geworden? Aber er hing nun mal an seinem Leben. „Es wird wirklich nicht lange brauchen, bis der Kater merkt, dass ihr hier seid. Mine muss zum Kessel. Also, Inu Yasha, bring sie hin und beschütze sie derweil. Sesshoumaru … du allein kannst mit Bakusaiga diesem Shinishin widerstehen, solange, bis ich Tessaiga geschmiedet habe. Dann könnt ihr gemeinsam gegen den Narren vorgehen. Und seid ihr jetzt keine Narren. Der Kerl ist wirklich gefährlich. Der hat nicht nur den Pfad der Dunkelheit, sondern auch noch ein Stück von So unga! Zu zweit habt ihr sichere Chancen.“ „Keh,“ machte Inu Yasha. „Nicht nur den Pfad der Dunkelheit, sondern auch noch dieses durchgeknallte Stück Altmetall? Schön. ich erledige das mit Mine. Aber ich will, wenn ich wieder da bin, Tessaiga!`“ „Äh…“ Toutousai warf einen vorsichtigen Blick zu dem älteren Bruder. „Ich meine, Ihr werdet doch so lange gegen den Kater durchhalten bis ich dann beide Schwerter umgeschmiedet habe?“ Der Mistkerl von Vaters altem Freund kannte ihn! Sesshoumaru wusste nicht, ob er sich geschmeichelt oder herausgefordert fühlen sollte. Mit Bakusaiga in seiner eindeutig schwächsten Form gegen einen Widersacher, der den Pfad der Dunkelheit beherrschte? Inu Yasha unbewaffnet aber mit Mine gegen eine unbekannte Anzahl Greife? Der würde sich Mühe geben. Und stur war der sowieso. Besser, sehr schwer um die Ecke zu bringen. Allerdings wusste er selbst nur zu gut, was passierte, wenn der in Lebensgefahr steckte und Tessaiga nicht greifbar war. Nun gut, der behauptete zwar er besäße inzwischen Selbstkontrolle, aber Selbstbeherrschung und Inu Yasha in einem Satz? „Keh.“ Der Halbdämon zog. „Ich bringe Mine in den Thronsaal. Falls da irgendeiner der Piepmätze herumlungert, war es das für den. Bis gleich.“ „Das wird gefährlich,“ murmelte Yoshiyuki mit einem letzten Funken Verantwortungsbewusstsein gegenüber halben Kindern. „Die Greife und ...und Shinishin.“ „Du hast keine Ahnung, Alter, oder?“ Und da er bemerkte, dass Sesshoumaru Tenseiga wortlos zu Toutousai warf, der das zweite Schwert geschickt mit der anderen Hand auffing: „He, Bruderherz – lass mir von diesem Mistvieh an Kater noch was übrig. Nicht aller Spaß gehört dir.“ Der Blick, den der Hundedämon zurückwarf war schierer Mord. Aber natürlich befanden sie sich noch immer in einem Feuerberg. So wandte er sich nur um. Inu Yasha folgte eilig, dem diese Blicke schon lange nichts mehr ausmachten. Falls sie das je getan hatten.   Dann waren die beiden Schmiede wieder allen und Toutousai seufzte: „Also, Yoshiyuki, rasch. Hier, mach Tenseiga heiß.“ Er selbst legte sich Tessaiga zurecht und pustete vorsichtig drauf. Ja, die Temperatur in seinem Inneren stimmte. „Wir müssen uns beeilen.“ „Was für arrogante Bengel, genau wie der ...der….“ „Shinimiez? Ja. Das sind alle Dämonenfürsten.“ Toutousai pustete erneut einen Feuerstoß auf eines seiner Meisterwerke. „Aber nur die Zwei können es sich leisten.“ „Sie sind so jung…..“ „Ja, manchmal denke ich daran … Gib mir den Hammer ….was aus ihnen wird, wenn die mal richtig erwachsen sind. Mach schon Tenseiga heiß. Das muss jetzt schnell gehen.“ Der Hammer flog nun in deutlich höherem Tempo als zuvor bei den Klingen der Greifen. Toutousai war klar, dass sie beide nur diese eine Chance hatten, wenn der Kater oben abgelenkt war, irgendwie, wenn Sesshoumaru lang genug durchhielt, wenn Mine den Vulkan beruhigen konnte, wenn Inu Yasha nicht auf die Greifen prallte, falls….Nun gut. Die beste Chance seit Tagen.   Die Halbbrüder samt Mine waren ein Stück den Gang in Richtung Thronsaal gelaufen, als beide deutlich die Energie eines mächtigen Wesens über sich spürten und stehen blieben. Ein Gang zweigte nach links ab, im Hintergrund schien Tageslicht. „Sesshoumaru-sama,“ deutete die Feuerhexe an, die es wirklich nicht darauf anlegte den zweiten Dämonenfürsten des Jahres auf sich wütend zu machen, nachdem er immerhin die Mühe auf sich geladen hatte ihr das Leben zu retten. Der so Angesprochen blieb kurz halten, ehe er mit deutlich langsameren Schritten der angegebenen Richtung folgte. Dieser Shinishin war offenbar ein interessanter Gegner. Nun ja, er musste zähneknirschend zugeben, dass er zunächst gegen dessen kleinen Bruder nicht sonderlich gut ausgesehen hatte. Aber der hatte ihn überrascht, ja, er sich von dem vom Duell ablenken lassen. Und er hatte Bakusaiga nicht besessen. Inzwischen war Zeit vergangen und er stärker geworden. Das war auch mit dem eingeschränkten Schwert zu schaffen, zumindest, bis Toutousai endlich auch Tenseiga brauchbar hatte, und er damit wieder Zugriff auf seine eigene Klinge haben würde. DAS würde noch ein Nachspiel für diesen alten Narren haben. Wobei er zugeben musste, dass jemand wie Toutousai gegen eine Greifenarmee und Shinishin selbst wenig Chancen hatte. Immerhin hatte sich der Alte verteidigt.   „Rasch, Inu Yasha-sama,“ drängte die Hexe, die sich besorgt umsah. „Geradeaus, dann kommt ein großer Vorraum und dann der Thronsaal. Ich glaube, da ist niemand im Moment.“ Dies entsprach den Tatsachen. Radj, der Greifenprinz, hatte sich in die Räume einen Stock tiefer zurück gezogen, wo einige seiner Krieger sich ausruhten und auf ihre Schwerter warteten. Allerdings hatte er vor einiger Zeit eine recht unschönes Empfindung bekommen. Es hatte sich angefühlt, als ob ihm wortwörtlich der Kopf abgerissen wurde. Da er geistig mit allen Greifen verbunden war, hatte er sie der Reihe nach aufgerufen. Die Gruppe, die er hinunter zum Säuresee geschickt hatte, war langsam auf dem Rückweg, suchte aber ordnungsgemäß auch Seitengänge, ja, die Mullhalde, ab. Was war das nur gewesen? Wer fehlte und wo steckte der nur in diesen scheinbar endlosen Gängen? Ein Greif liebte mehr die freie Natur und die endlosen Wälder ihrer Heimat. Er musste sich etwas konzentrieren, ehe ihm einfiel, dass er einen Krieger zur Sicherheit vor die Schmiede platziert hatte. Er nahm zwar nicht an, dass die Tattergreise entkommen wollten, oder genauer, diesbezüglich auch nur eine Hoffnung hegten, aber sicher war sicher. Und genau zu diesem Krieger hatte er nun keine Verbindung mehr. Wie lange war es her, dass er dieses mehr als unbehagliche Gefühl bekommen hatte? Minuten? Er sollte nachsehen. Als Radj den Gang emporstieg, hörte er schon von weitem das eifrige Schlagen von Metall. Zwei Mal. Gut, die Zwei arbeiteten. Nun, es würde ihnen auch schlecht bekommen den Herrn und Fürsten betrügen zu wollen. Was war das denn? Er kniete neben dem Toten nieder. Sein Gefühl hatte ihn nicht betrogen. Sein Krieger war buchstäblich kopflos. Die Schmiede? Unmöglich. Das würden sie nicht schaffen, überdies – warum sollten sie dann offenkundig fleißig weiter arbeiten? Doch noch einer von diesen Feuerkriegern der Hexe? Hatte der überlebt und sich versteckt, nun regeneriert? Der Greifenprinz war taktisch ausgebildet worden. Er zog einfache Schlüsse. Etwas oder jemand schlich durch diese alte Festung, jemand, der offenkundig mit bloßen Händen einen Greifen töten konnte. Da kamen wirklich nicht viele Personen in Betracht. Hatte das etwa Shinishin getan? Hatte der Krieger den verärgert, irgendwie? Aber, wozu sollte der Katzenfürst sich die Mühe machen jeden Vollmond immer mehr Greife zu erschaffen, nur, um sie dann umzubringen? Das war unlogisch und er hatte Shinishin als sehr zielgerichtet kennen gelernt. Überdies würde kein Greif einen derart verhängnisvollen Fehler begehen, dazu leitete er die Neuen doch zu gut an. Wer also dann? Die bisherigen Dämonen in Japan hatten mit seinen Kriegern und gar ihm nicht mithalten können, da brauchte er nur zuletzt an diesen Wolf denken. Es musste, konnte nur jemand sein, der annähernd in Shinishins Klasse spielte. Doch dieser ominöse Fürst, von dem schon mal die rede gewesen war? In diesem Fall müsste er, das verlangte seine Kriegerehre seinen jetzigen Herrn gegen einen Angreifer beschützen, verteidigen. Wo steckte der jetzt nur? Radj erhob sich und griff unwillkürlich zu seinem Schwert. Ah, das lag ja ebenfalls noch in der Schmiede. Nun gut. Er sollte jedenfalls seiner Pflicht nachkommen und den Kaiser von diesem Zwischenfall unterrichten.   Inu Yasha hatte beim Betreten des Thronsaals sich ein wenig über dessen riesige Ausmaße gewundert, ehe er sich entsann, dass hier wohl nicht nur der Drachenkönig, sondern auch der halbe Hofstaat hineinpassen mussten. Jedenfalls war da der Kessel. Er sprang hin. „So, Mine, steig ab. Kannst du stehen?“ „Äh, es wäre mir lieber, Inu Yasha-sama, wenn Ihr mich über den Rand hebt.“ „Hochheben?“ Er packte sie mit beiden Händen, so gut das mit der Drachenschuppe in der Linken ging. Die Feuerhexe sagte lieber nichts zu der etwas groben Variante, sie kannte schließlich die Ursache. „So, jetzt haltet mich über den Kessel und setzt mich an.“ „Echt jetzt?“ Der Halbdämon sah ein wenig zweifelnd in die brodelnde Masse, deren Hitze und Schwefelgerüche ihn unangenehm daran erinnerten, dass das hier ein recht zorniger Vulkan war. „Ich meine, du bist eine Feuerhexe …“ „Ja, genau. - Ich dachte, Ihr wisst, wie unsere Körper geschaffen sind. Nun macht schon.“ „Dein Blut fängt das Kochen an.“ Mine lachte auf, heiter, und nur aus Vorsicht gedämpft. „Feuerhexen baden in der Lava mit einem Lächeln. Das wird den Feuerberg beruhigen und mir bei der Heilung helfen.“ „Na schön.“ Noch immer ein wenig zweifelnd ließ er sie in den Kessel und bemerkte, wie sie sich sofort entspannte und ihn anlächelte. „Danke.“ Trotz des intensiven Gestanks vor ihm glaubte er etwas hinter sich wahrzunehmen und fuhr herum. Zu seiner gewissen Erleichterung war der Thronsaal leer. Das hätte noch gefehlt,, wenn hier diese zwanzig Greife von unten aufschlagen würden, ehe er Tessaiga wieder hatte. „Bis später.“ Er lief wieder zurück, achtete jedoch darauf lautlos zu bleiben. Tatsächlich. Hier roch es so … Metall, Federn. Ein Greif war hier eben vorbei gegangen. Und da abgeboten, wo es offenbar nach oben ging. Nun gut, er sollte sich beeilen, um dem Herrn Halbbruder den Rücken frei zu halten. Nun gut, so oder so würde der wieder schimpfen, so von wengen Einmischung sei verboten, aber es wäre wohl besser nachzugucken. Apropos Sesshoumaru. Dessen Affäre mit Michiko musste ja eine wahrlich heiße Sache gewesen sein. Naja, eher wohl eine Mutprobe, Feuerhexen waren wohl noch mal anders als bisher gedacht.   Der Hundedämon war lautlos empor gestiegen. Hier befand sich der größte Krater der Insel und es war nicht weiter schwer an gegenüberliegenden Kraterrand eine dunkelhaarige Gestalt mit schwarzer Boa auszumachen, mit Rüstung und bewaffnet. Das musste Shinishin sein, der anscheinend über das Meer blickte und, soweit war es zu fühlen, seine Energien sammelte. Sesshoumaru blieb stehen, , zumal, als er sah, dass durch den Katzendämon vor ihm ein Ruck ging, dieser sich umdrehte, die Klaue am Schwertgriff. Er hatte ihn trotz der Versenkung wahrgenommen. Gut. Das konnte ein wirklich interessanter Kampf werden, wenngleich besser ohne Energien, so direkt neben einem brodelnden Krater. Mine musste den Berg erst wieder unter Kontrolle bringen, das konnte dauern. Er ging langsam näher. Shinishin beobachtete ihn aufmerksam.Als er dreißig Schritte entfernt stehen blieb, sagte er: „Besuch. Ein Hund. Wie reizend von dir, mir die Mühe zu ersparen dich suchen zu lassen, um deine Zähne zu ziehen. Du bist also der Halbstarke. Und wo ist der Welpe mit Tenseiga?“ Sesshoumaru zog ein wenig die Augen zusammen. Halbstarker? Das meinte dieser Narr doch nicht wirklich. Und was faselte der von Zähnen? Oh. Tessaiga und Tenseiga. Dachte dieser Kerl vom Festland etwa, in Japan würden alle Schwerter aus Zähnen von Dämonen hergestellt? Da hatte der wohl etwas gründlich missverstanden. Leider hatte Toutousai recht – der trug bei sich ein Stück So´unga. Er hatte einige Jahre, seine gesamte Welpenzeit, an seinem Vater das Höllenschwert spüren können. Kein großes Stück, aber doch. Und, es war nicht in der Klinge, die der Kater langsam zog. „Kampf neben einem Vulkan?“ „Ohne Energie, junger Freund, wenn du einverstanden bist. - Übrigens, sagt dir der Name Shishinki etwas?“ „Er ist tot.“ „Dein Vater? Eine lästige Familie seid ihr.“ „Ich.“ „Das hätte ich an deiner Stelle nicht erwähnt.“ Ohne weitere Vorwarnung schoss der Katzenfürst auf den unerwünschten Besucher los, sein Schwert halb schräg vor sich gehalten. Gut. Stahl auf Stahl. Alles andere wäre hier, bis Mine so weit wäre, auch töricht. Wo blieb Inu Yasha eigentlich? Brachte der vielleicht auch Tenseiga mit? Aber, er würde es merken, wenn Bakusaiga wieder im Vollbesitz aller Kräfte wäre. Und das mochte dauern. Toutousai war ein Narr, oft genug vergesslich – aber er war ein brillanter Schmied und würde sich keinen Fehler leisten. Er parierte Stahl auf Stahl, drehte sein Schwert gleichzeitig unter der angreifenden Klinge durch um den Druck zu nehmen und sprang zurück. Das war noch kein Duell, das war nur ein Abtasten, wer wie stark und schnell war, wer welche Techniken beherrschte. Das würde dauern. Shinishin sah das durchaus ähnlich, immerhin wollte er den jungen Hund lebendig fassen. Der würde seine Arroganz dann schon noch verlieren. Hatte er den großen Bruder, wäre es ein Leichtes auch den Welpen mit Tenseiga zu fassen. Beide Schwerter, beide Brüder. Was für ein Spaß. Und da kam ja auch der treue Radj. Nun, der sollte sich noch nicht einmischen, erst, wenn er dem Hund gezeigt hatte, was eine Katze vermochte. Der schien langsamer zu sein als er, nicht viel, zugegeben, aber zwanzig Prozent waren eine Menge in einem solchen Schwerterkampf.     Kapitel 19: Wie Hund und Katz ----------------------------- Das leise Klirren der Schwerter war selbst für deine Dämonenohren nicht zu hören, wenn sich die Klingen der beiden Dämonenfürsten berührten. Der sich direkt neben ihnen befindliche Hauptkrater brodelt4e wild und schwappte fast über – kein besonders guter Ort um allzu viel Energie in das Duell zu legen. Überdies tasteten sich Shinishin und Sesshoumaru nur ab, versuchten herauszufinden, welche Übung, welche Taktiken der Andere kannte – und wir stark er war. Darüber hinaus fragte sich der Hundedämon, was Inu Yasha denn nur mit Mine trieb und warum der noch nicht hier, möglichst mit zwei brauchbaren Schwertern, aufgetaucht war. Hatte dieser Narr es etwa geschafft sich von den Greifen erwischen zu lassen? Eigentlich war das kaum vortellbar.s Nicht bei dem Glück, dass dieser … nun, Vaters zweiter Sohn oft genug bewiesen hatte. Er sprang elegant rückwärts und landete auf einem Felsvorsprung, da der Kater das ebenfalls getan hatte. Und der hatte recht. Etwas hatte sich verändert. Das stete Grollen des Feuerberges hatte aufgehört. Mine, also, dachte Sesshoumaru, als er mit einem raschen Seitenblick gewahr wurde, dass die Blasen der Lava deutlich kleiner wurden, ja, der Spiegel innerhalb des Kraters sank. Also hatte Inu Yasha seine Aufgabe erst einmal so weit erfüllt und die Feuerhexe tat das ihre. Nun gut. Dann konnte er sich diesen selbstgefälligen Kater einmal ein wenig härter vornehmen. Er machte einen weiten Sprung, Bakusaiga zum direkten Schlag erhoben. Er erwartete nicht, dass Shinishin ihn aus den Augen gelassen hatte und der Angriff durch käme. Es war nur ein weiteres Antasten der Fähigkeiten. Er fand sich direkt Stahl auf Stahl geblockt und wich zurück. „Nicht schlecht,“ sagte der Katzenfürst und strich mit der freien Hand über die schwarze Boa um sie wieder ordentlich auf die Schulter zu legen. „Ich vermute tatsächlich, dass man dich den Fürsten des Westens nennt. Das Duell könnte amüsant werden, einmal wirklich herausfordernd, meinst du nicht? Natürlich ist das, was du mir oder ich dir gezeigt habe, noch längst nicht alles, dazu grollt der Berg doch zu sehr. Ich habe, zugegeben, den Sinn einer Feuerhexe tatsächlich ein wenig unterschätzt. Nun gut. Im Notfall springen wir eben auf das Festland.“ Dieser Narr hatte nicht nur den Sinn von Feuerhexen unterbewertet, sondern überhaupt nicht verstanden. Dazu hatte er noch einige andere Leute unterschätzt. Nun gut. Er selbst sollte wohl ein wenig Zeit schinden, bis diese jämmerlichen alten Schmiede endlich mit Tenseiga fertig waren. Das fehlte noch, Halbbruder und Vaters beide Schwerter in einem Vulkanausbruch zu verlieren. Da bräuchte er sich im Jenseits sicher nicht vor seinem Erzeuger blicken lassen. Im günstigsten Fall verleugnete der je einen anderen als seinen Bastardsohn gehabt zu haben. Immerhin war der Kater stark und hatte eine gute Ausbildung genossen, das konnte einmal ein amüsanter Kampf werden, der ihn wirklich herausforderte. Zugegeben, zumeist kämpfte er, zumindest in seinen Augen, nicht richtig, sondern nur um den Gegner zu töten, und außer Inu Yasha gab es wahrlich wenige, die mithalten konnten. WAS hatte er da gerade gedacht? Aber dann fand er keine Zeit mehr an anderes zu denken. Der Katzenfürst vom Festland schoss mit unerwarteter Geschwindigkeit auf ihn zu und schlug buchstäblich rechts und links in Kopfhöhe zu, griff immer direkt mit dem Stahl an und es war zugegeben eine Herausforderung diesen Wirbel abzuwehren,. Allerdings war Sesshoumaru klar, was auch Shinishin bewusst sein musste – dieses Tempo konnte auch ein Dämonenfürst nicht lange durchhalten, gleich, wie stark er war. Nicht, wenn der eigentliche Hauptkampf noch bevor stand, nicht auf einem grollenden Vulkan, auch, wenn der sich langsam beruhigte. Gefährlich war der Untergrund immer noch.   Endlich sprang der Kater zurück. „Nicht schlecht.“ gab er zu. „Du bist stark und schnell. Aber jetzt … oh, mein treuer Radj.“   Sesshoumaru beging nicht den Anfängerfehler den Kopf zu drehen oder auch nur seine Augen von seinem Widersacher zu lassen. Er vertraute, das wurde ihm eben klar, viel zu sehr darauf, dass sich Inu Yasha um den Greifenprinzen kümmern würde. Ein direkt angenehmes Gefühl, den Halbdämon im Rücken zu wissen, das er jedoch rasch unterdrückte. Er konnte von Tenseiga, selbst über Bakusaiga nichts spüren, was leider bedeutete, dass dieser unfähige Toutousai noch nicht mit seiner, Sesshoumarus, Klinge zurande gekommen war. Das, wie das Ganze hier, würde noch für Vaters alten Freund ein Nachspiel geben. Aber jetzt war Schluss mit der Spielerei. Mine hatte ihren Feuerberg wieder unter Kontrolle, zumindest einigermaßen, Inu Yasha sollte sich mit den Greifen auseinandersetzen – und er übernahm es mit Freude diesem großmäuligen Kater in das ewige Leben zu zeigen. Mit einer etwas ruckartigen Bewegung hob er Bakusaiga, lud mit einer Halbdrehung des Handgelenks eine gute Portion seiner Energie mit hinein, ehe er sie weg schleuderte.   Shinishin wurde dadurch fast ein wenig überrascht, reagierte jedoch, wie er es gegen derartige Angriffe stets tat. Er schlug mit seinem Schwert etwas wie eine Sichel in die Luft. Ein dunkles, sich rasch vergrößerndes Loch entstand, in dem die Energie seines Widersachers buchstäblich verschwand. Das schwarze Loch schloss sich wieder, als habe es nie existiert. „Du kennst den Pfad der Dunkelheit,“ stellte Sesshoumaru schlicht fest. Nun gut, dass hatte dessen Bruder auch gekonnt. Und genutzt hatte dem das herzlich wenig. „Du auch? Aber, ihn zu kennen genügt nicht, man muss ihn schon auch benutzen können. Ha!“ Ein weiterer Schwenk ließ einen schwarzen, sich rasch verbreiternden, Riss in der Luft entstehen, der auf den Hundedämon los jagte. Dieser beabsichtigte keineswegs herauszufinden, wie mächtig der Kater den Weg in das Jenseits bahnen konnte und ob er selbst in der Lage war dem zu widerstehen. So machte er einen gut berechneten Überschlag in der Luft und griff erneut mit seiner Energie an. Das Problem war nur, dass er nicht Bakusaiags Zerstörungswelle einsetzen konnte. Nicht auf einem Feuerberg, nicht so. Ein rascher Schrägblick bestätigte ihm, dass der Felsvorsprung, auf dem er eben noch gestanden hatte, nicht mehr existierte. Dieser Mistkerl beherrschte den Pfad tatsächlich sehr gut. Und besaß ebenso die Macht das eine Weile durchzuhalten. Das sah nicht so ganz gut aus. Inu Yasha, wenn denn dieser Schmied einmal Tessaiga wenigstens fertig hatte, würde zwar ebenso den Weg ins Jenseits öffnen können, aber kaum damit den eines ausgewachsenen Dämonenfürsten überlaufen können. Und da waren auch noch die Greifen. Zum ersten Mal seit langem bedauerte der Hundedämon, dass er doch das Meidou dem Halbdämonen überlassen hatte. Das war jetzt ein wenig schwieriger. Nun gut. Herausfordernder.   Inu Yasha hatte gewittert, dass ein Vogelartiger, vermutlich ein Greif den Gang hinaus auf den Krater genommen hatte, und hatte instinktiv, also, ohne Nachzudenken, reagiert. Alles, was er brauchte, befand sich dort vorne in der Schmiede. Ohne Tessaiga war er hilflos, mit Tessaiga unbesiegbar, so die logische Schlussfolgerung des Halbdämons. Er raste also förmlich den Gang entlang und musste sich an der Tür der Schmiede festhalten, um noch die Kurve zu bekommen. Toutousai sah nicht einmal auf. „Was ist denn…?“ „Hast du Tessaiga fertig? Und war dieser Prinz hier?“ „Radj? Nein. Und, ja, hier hast du dein Tessaiga. Tenseiga dauert aber noch, sag das deinem Bruder!“ „Das mach mal schön selbst!“ Inu Yasha fing seine Klinge mit einem Grinsen ab, zu erleichtert sie wieder in der Klaue zu haben, als sich an dem schlichten „Bruder“ zu stören. „Ich hoffe nur, der hat mir noch was übrig gelassen.“ Und sauste schon wieder davon. „Was für Kinder,“ seufzte Yoshiyuki. Toutousai hämmerte eilig weiter. „Ja. Allerdings ziemlich starke Kinder. Und Tenseiga sollte rasch fertig werden. Hoffentlich denken die Zwei daran, dass sie nur gemeinsam gegen So´unga ankommen.“ „Glaubst du wirklich, der. … der Kater wird es verwenden?“ „Ich gehe mal davon aus.“ Schließlich klaute niemand das Höllenschwert ohne es einsetzen zu wollen, nicht einmal einen Teil davon, gleich, wie gefährlich das für den Dieb und alle anderen auch werden mochte. Shinishin hatte auf ihn keinen besonders behutsamen oder vorsichtigen Eindruck gemacht. Eine Feuerhexe in ihrem eigenen Vulkan umbringen zu wollen und das auch noch durchzuführen, war weder noch. „Dann … dann sollten wir verschwinden!“ „Nichts lieber als das, aber Sesshoumaru ist schon sauer genug auf mich, Wenn ich ihm jetzt Tenseiga nicht zurück gebe, in anständigem Zustand, brauche ich mich für den Rest meines Lebens nicht mehr in Japan sehen zu lassen. Oder sonst wo. Nein, danke. Wenn man schon Ärger hat, sollte man wenigstens in der Person seines Gegners wählerisch sein, ja wohl.“ Und, immerhin, bestand bei dem Hundebengel doch eine gewisse Aussicht unbeschadet davon zu kommen, wenn er ihm jetzt rasch sein Schwert reparierte – und Inu Yasha daneben stand, wenn der Ältere ihn packen wollte. Aus das Hundebaby war da eigentlich immer Verlass.   Der Greifenprinz war denn empor zu dem Krater gelaufen, um seinem Herrn Meldung zu machen, dass einer seiner Greife tot sei. Als er diesen in einem Duell entdeckte, griff er als erstes nach seiner Waffe. Da er ins Leere fasste, fiel ihm ein, dass ja sein Schwert, wie alle seiner Leute, noch immer in der Schmiede lag, wo die Alten offenkundig eifrig die Scharten auswetzten, die durch das Bäume fällen entstanden waren. Nur – was jetzt? Eigentlich sollte er seinen Herrn schützen, aber er war unbewaffnet. Und, wenn er das so richtig sah, drängte Shinishin den Unbekannten auch immer wieder mit diesem seltsamen Pfad der Dunkelheit zurück. Radj hatte bereits oft genug gesehen, wie hilflos auch mächtige Dämonen darin verschwunden waren. Der hier vermochte es allerdings noch geschickt dem schwarzen Loch auszuweichen, ja, Energieattacken zur Entlastung anzubringen. Überdies, auch das wusste er, schätzte es der Katzenfürst ganz und gar nicht bei seinen Vergnügungen, wozu auch ein Kampf gehörte, unterbrochen zu werden. So zögerte er doch, wenigstens umzudrehen und sich seine Klinge zu holen. „Interessant, hm?“ Die Stimme hinter ihm, ließ den Greifenprinzen herumfahren. Da stand ein Junge, mit langen, weißen Haaren, ähnlich denen des Gegners seines Herrn. Aber mit seltsamen Ohren oben auf dem Kopf. Und der Fremde trug ein geradezu überdimensioniertes Schwert locker auf die Schulter gelegt. „Wer bist du?“ entfuhr es Radj konsterniert. „Inu Yasha. Du bist Radj, habe ich schon gehört. Du wirst dich doch nicht in den Kampf einmischen wollen?“ Das klang fast ein wenig besorgt, aber in sehr seltsamer Weise. So zuckte der Prinz die Schultern. „Wie du siehst bin ich unbewaffnet. Ich habe allerdings meinen Greifen bereits mitgeteilt, dass hier Eindringlinge sind. Sie werden gleich kommen.“ „Und sterben. - Sag mal, Radj, ich habe da einen Kerl getroffen, der wie ein Greif aussah, aber der war tot. Vermisst du einen deiner Leute?“ „Ich fand ihn. Habt ihr ihn ermordet?“ Diesen Greifen hatte er nicht gemeint. „Och, der stand uns im Weg, als wir Mine nach Hause bringen wollten.“ „Mine.“ Radj war versucht zu lächeln, aber mit einem Schnabel ist das schwer. „Ich selbst sah, was der Herr mit ihr gemacht hat. Sie ist tot, du brauchst nicht lügen.“ „Keh. Ich lüge nie, du komischer Piepmatz.“ Inu Yasha nahm Tessaiga von seiner Schulter, für den Fall, dass doch die anderen Vögel hier auftauchen sollten. „Wer, glaubst du eigentlich, hat den Feuerberg gerade einigermaßen wieder beruhigt, so dass wir hier nicht gleich alle drauf gehen? Dein Shinishin hat schon eigenwillige Ideen, das muss man ihm lassen. Taucht hier auf, lässt euch reihenweise harmlose Leute entführen, bringt sie um ...was soll der Quatsch?“ „Er will ein Reich errichten.“ „Klar. Rache oder Weltherrschaft. - Und du?“ „Ich will das Volk der Greifen wieder herstellen,“ erklärte Radj, froh, dass der Unbekannte ihn Zeit schinden ließ. In wenigen Minuten mussten seine Leute kommen. „Nur ich und mein Bruder haben überlebt, leider weiß ich nicht, was aus ihm wurde.“ „Ach, du willst nichts in Japan?“ Der Halbdämon war etwas besänftigt. „Nein. Mein Wort gilt Shinishin, bis er Kaiser von Japan ist, dann gehen wir zurück, ich und alle, die er bis dann erschaffen hat. Dazu haben wir übrigens die Menschen entführt.“ Reden, Radj, reden. „Oh Mann.“ Der Halbdämon rang nach Atem, aber ihm war klar, dass Menschenleben für Dämonen und andere nichts zählten. „Dann hör mal gut zu, du Komiker. Du dienst einen Typen, der sich nichts daraus macht Leute zu zerkochen um Greife zu erschaffen. Weißt du denn nicht, dass das dunkelste, schwärzeste Magie ist? So was, womit der Anwender so was von fällig ist? Da hat ja Shippou mehr Ahnung von Zauber. Überhaupt, wenn du der Anführer der Greife bist, also, nur du und dein Bruder überlebt haben, wieso nennst du dich dann Prinz und nicht König?“ Radj hörte echte Neugier. Was war das denn für ein Unikum? So jemandem war er noch nie begegnet, aber sein Instinkt warnte ihn von der unbenannten Gefahr, die von diesem Fremden ausging. Und er war unbewaffnet. „Mein Vater war König. Ich werde mich erst so nennen, wenn mein Volk wieder in seiner Heimat ist und dort leben kann.“ „Und, mal so nebenbei, was hindert dich daran, deine Leute zu packen und einfach wegzufliegen? Ihr habt hier nichts verloren.“ „Mein Wort. Ich habe Shinishin geschworen ihm zu dienen, bis er Kaiser ist. Dafür erhalte ich das Leben von Greifen, nächsten Vollmond wieder zwanzig.“ „Also, die kannst du schon mal vergessen. Der Kater wird den heutigen Tag nicht überleben. Und, wenn du dich mir in den Weg stellst, du auch nicht.“ „So sicher? Dein ...hm...Bruder ..hat erhebliche Schwierigkeiten mit dem Herrn.“ „Kaum. Ich hatte ihn nur gebeten mir auch was von dem Kater aufzuheben.“ Leider musste Inu Yasha zugeben, dass das durchaus keine unpassende Bemerkung des Greifenprinzen gewesen war. Der verflixte Kater beherrschte den Pfad der Dunkelheit wirklich – und das auch noch besser als damals dessen Bruder Shinshinki. Der zielte genauer und hatte offenkundig keine Mühe immer wieder neue Löcher in die Luft zu schwingen, damit Sesshoumarus Energie aufzunehmen und sich zu verteidigen. Der allerdings ließ sich auf nichts ein, wartete offenkundig ab. Naja, der wollte sein Tenseiga und sicher nicht samt den Schmiedeopas eingeschmolzen.   Shinishin ließ seine Klinge ein wenig sinken. Zum Einen irritierte ihn doch das leise geführte Gespräch der beiden alten Schmiede, das er immer noch in seinem Kopf mithören konnte. Er sollte sich wirklich vornehmen dieses Abhörsystem nicht mehr zu verwenden. Es war zwar unauffindbar, aber dennoch extrem lästig. Zweitens – was tat Radj dort drüben mit einem zweiten Unbekannten? Reden? Oh, seine lieben Greife hatten ja keine Schwerter. Wieso eigentlich noch nicht – und, wer war dieser Kerl? Ah, das konnte, musste der Bruder dieses so genannten Fürsten vor ihm sein. Nun, mal sehen, was der tat, wenn er den Kleinen angriff. Der war doch jünger? Und der Hund schien ihn auch im Hintergrund behalten zu haben. Der nächste Pfad der Dunkelheit flog um einen Meter an Sesshoumaru vorbei, der sich nicht bewegt hatte, zu gut abschätzen konnte. Wo zielte dieser Narr denn hin? Inu Yasha! Aber er wendete nicht einmal den Kopf. Wenn dieser Halbdämon etwas konnte, dann bemerkenswerte Ideen haben. Und immerhin, wenn der hier war, war auch Tessaiga da – und damit konnte Inu Yasha sehr wohl, leider, ebenfalls den Pfad in das Jenseits bahnen., das konnte noch interessant werden. Hm. Von Tenseiga war noch immer nichts zu spüren. „Verdammter Idiot!“ war alles, was der besagte Halbdämon noch zischte, ehe er vorsprang und den vollkommen überraschten Greifenprinzen mit sich beiseite riss, gerade noch, ehe mit einem seltsamen Knirschen der Platz, an dem sie eben noch gestanden hatten im Nichts verging. „Was …“ brachte Radj raus. „Das war wohl das Dankeschön von Shinishin. Der Kerl wollte mich in das Jenseits befördern. Du warst wohl als Kollateralschaden gemeint. Ehrlich, überlege dir mal gut ob du bei dem gut aufgehoben bist, Prinz.“ Hm. Prinz. Wieso war ihm, als tauche da eine Idee auf? Hatte er nicht vorhin gesagt, Shippou kenne sich besser in Magie aus? War es möglich ….? Wenn das stimmte, war seine Meinung über Shinishin gerade unter Null gesunken. Aber das würde so einiges erklären. Die Blauäugigkeit, mit der Radj und sein Bruder auf den Kater reingefallen waren, das komische Verhalten des letzteren bei Michiko … „Sag mal, Radj, bist du schon lange ausgewachsen?“ „Ich bin der stärkste Krieger der Greifen.“ „Ja, verdammt, das bin ich auch. Also, nicht der Greifen, aber ...ich meine, bist du erwachsen? Oder, so alt wie ich?“ versuchte er seine doch beleidigende Frage irgendwie zu entschärfen, da der Vogelprinz unwillkürlich zum nicht vorhandenen Schwert griff. „So alt wie du? Das kann ich schlecht schätzen. Ich denke, so alt wie dein Bruder, Toutousai sagte, du wärst ein Baby, aber da hat er sich wohl geirrt.“ „Na, wenn ihr dem alles angenommen habt, was er euch erzählt hat …. Also, du bist noch nicht erwachsen.“ „Nein“, gestand Radj, nicht zuletzt um das Gespräch soweit aufrecht zu erhalten. Überdies hatte ihm der unbekannte Junge wohl gerade das Leben gerettet. Der Pfad der Dunkelheit war erschreckend nah gewesen, er hatte den eisigen Hauch des Todes spüren können. „Und deine Krieger?“ „Sie wissen nur, was ich weiß. Wir sind geistig verbunden.“ Und sie kamen, sie waren gleich an der Schmiede. „Dieser Schwachmat von Miezekatze hat sich einen Vogelkindergarten geschnappt?“ Inu Yasha spürte, wie seine dämonische Energie ebenso hoch flutete wie sein menschlicher Zorn. „Und als Belohnung, wenn er genug gespielt hat, frisst er euch!“ Katzen verstanden unter Spaß und Spannung nicht unbedingt das Gleiche wie Vögel. Oder Mäuse. „Ich habe sein Wort….“ Radj brach ab. Der Pfad der Dunkelheit war ihm zu nahe gekommen, das stimmte einfach. Und es war sicher kein Versehen gewesen. Ohne ihn wären alle anderen Greife nur ein kopfloser Haufen, die blind Shinishins Befehle ausführen würden, nun, wohl noch blinder, als er es getan hatte. Wichtiger war nun etwas anderes. „Du sagtest, du hast jemanden getroffen, der wie ich aussah ...hieß er Ridj?“ „Keine Ahnung, er war tot.“ Bei näherer Betrachtung unterließ es Inu Yasha doch lieber das Küken darauf hinzuweisen, dass sein Bruder bei einer Feuerhexe als Innendekoration diente. „Du?“ „Nein. Hör zu, Radj, ihr habt hier nichts verloren und über Shinishin solltest du dir keinen Kopf machen. Schnapp dir deine Flattermänner und schwirrt ab.“ Unterdessen hatte sich Tessaigas Klinge verändert, sehr wohl auf Wunsch ihres Besitzers. „He, Shinishin,“ brüllte der Halbdämon, nicht zuletzt, um seinen Halbbruder zu warnen, der auch prompt aus dem Zweikampf zurück sprang. „Hier, mit besten Grüßen von uns beiden!“ Zum Erstaunen, um nicht zu sagen, gewissen Entsetzen des Greifenprinzen bildete sich eine schmale, schwarze Sichel in die Luft, deren hauch er kante. Rasch größer und kreisförmiger werdend, schoss sie auf den Katzenfürsten zu, der mit etwas wie einem Lächeln seinerseits den Pfad m das Jenseits öffnete. Die beiden schwarzen Flächen zogen einander an, überschwappten sich, eines vom anderen aufgesogen, bildeten Kugeln und lösten sich, ehe nur noch das Meidou des Katers übrig war. Dessen Lächeln war allerdings verschwunden. Der wurde nervös, stellte Sesshoumaru befriedigt fest. Nicht mehr so vorlaut. Aber er ließ den Blick nicht von dem Kater. Der gehörte sicher nicht zu der Sorte von Leuten, die man aus den Augen verlieren durfte. Was auch immer der Halbdämon da mit dem oder den Greifen tat, sie mischten sich nicht ein. Immerhin. Doch, war auch immer der vorlaute Halbdämon sonst für Fehler hatte – er übernahm in einem Kampf seinen Part. Warum nur wunderte er sich nicht über das Federrauschen, das rasch höher klang und verschwand? Über Shinishins ungläubigen, dann wütenden Blick? Über das leise Tapp neben ihm, das ihm verriet, dass sein Halbbruder neben ihm stand, wenngleich wohlweislich fast sechs Meter entfernt? „Die Vogelkinder fliegen heim,“ sagte Inu Yasha schlicht. „Und der Kerl hier gehört mir …“ „Vergiss es.“ „Oh, vergesst ihr beide es.“ Der Kater warf ein wenig den Kopf zurück, dass seine Haare flogen, um für einen Augenblick von seinen Händen abzulenken. Dann hielt er das wertvolle Säckchen aus Stahlwespenmetall in der Hand und zog das Inliegende heraus. „Wir werden mal sehen, wie ihr gegen das Schwert der Hölle ankommt.“ Ohne jedes Zögern erhöhte er seine Energie, bis nicht nur seine Haare darin wehten, als er das Stückchen So´unga auf die Klinge seines Schwertes presste, es, wenngleich amateurhaft damit verschmelzen ließ. „Der hat tatsächlich ein Teil von So´unga!“ rief Inu Yasha ungläubig, der die Ausstrahlung erkannte. „Mist! Wir brauchen Tenseiga! Los, mach schon!“ Sesshoumaru zögerte. Er hatte diesen Kampf begonnen, es war sein Gegner, aber ihm war auch klar, dass trotz allem, der Halbdämon, sein Halbbruder, recht hatte. Nur gemeinsam konnten die Zwillingsschwerter gegen das Höllenschwert ankommen. Mochten die Götter diesem unfähigen Toutousai gnädig sein, wenn der Tenseiga nicht endlich fertig hatte! Allerdings hatte eben auch Inu Yasha mit dem Pad ins Jenseits die besseren Chancen allein. Sein Stolz mochte ihm oft genug im Wege sein, jetzt entschied er als Befehlshaber. Er schob Bakusaiga ein. „Hältst du fünf Minuten gegen ihn durch?“ Fünf Minuten allein gegen So´unga und einen Katzenfürsten konnte eine Ewigkeit werden. Aber Inu Yasha war schwer umzubringen, oh ja. Und stur. „Keh! Ich halte durch, bis du zurück bist.“   Kapitel 20: Ohne Fleiß kein Preis --------------------------------- Sesshoumaru wandte sich ohne ein Wort um und schritt zurück in den Gang, ruhig, ja, erhaben. Es ziemte sich sicher nicht für einen Dämonenfürsten sich zu beeilen, das hatte ihm Mutter immer wieder gepredigt. Ein Fürst sorgte dafür, dass sich ANDERE beeilten. Allerdings war er kaum aus den Augen von Shinishin – Inu Yasha wandte ihm ja den Rücken zu – als er etwas wie ein Erdbeben spürte, Bröckchen und Steine rieselten um ihn. Dieser verdammte ….nun gut, sein Halbbruder hatte die Windnarbe eingesetzt! Allerdings kaum ohne Grund. Der würde sich mit allem, was der hatte, verteidigen. Nicht mehr, aber eben auch nicht weniger. Und das war bei einem sowieso schon gereizten Vulkan gegenüber diesem jämmerlichen Kater leider wohl auch schon zu viel. Er sollte sich wirklich beeilen Das war eine Notwendigkeit, keine Ehrlosigkeit, sagte er sich vor, als er keine Sekunde später vor der Schmiede anhielt. Immerhin schlug dieser Toutousai konzentriert und sichtlich in Eile zu. Half das? „Tenseiga?“   „Oh, Sesshoumaru. Nein, sonst hätte ich das doch dem Hundebaby mitgegeben,“ murrte der Schmied. „Tessaiga ist nun mal einfacher zu schmieden, umzuschmieden.“ „Weil es eben das wahre Schwert ist.“ Da die Bitterkeit und vage Drohung darin kaum zu überhören war, sah Toutousai doch auf. „Nein, weil es tatsächlich schwieriger ist, du … ich meine, Sesshoumaru-sama.“ Der Bengel sah so gereizt aus, da war davon auszugehen, dass der erst zuschlagen und sich dann erinnern würde, dass er seine Klinge nie wieder funktionsfähig bekam. „Nur noch wenige Minuten. - Was macht denn Inu Yasha?“ Das verdiente eigentlich keine Antwort, aber etwas wie neu entdecktes Beschützergefühl ließ den Älteren der Hundebrüder sagen: „Er hat sich Shinishin gestellt, damit ich Tenseiga holen kann. Dieser hat So´ungas Teil mit seiner Klinge verschmolzen.“ „Eiwei. Ich beeile mich ja. Aber, So únga mit einem Schwert vom Festland? Der Kater ist ja noch verrückter als ich dachte. Im Guten wie im Bösen… gehört das Höllenschwert zu Japan. Ich will nicht wissen, was es auch nur in der Hölle des Festlandes anstellen kann. Oder mit dem armen Baby ... ich meine natürlich Inu Yasha.“ Der ebenso verrückt war. Sich alleine hinzustellen und diesen Kater plus So´unga auch nur aufhalten zu wollen … Nun gut. Das betrachteten unter Umständen beide Hundebrüder als amüsanten Nachmittag, das wusste er aus leidvoller Erfahrung. „Und da geht es zur Sache. Gleich, gleich….“ Er fixierte noch einmal die glühende Klinge und schlug zu, ehe er sie mit einer nur scheinbar beiläufigen Bewegung ins kalte Wasser tauchte. „So, jetzt ein letztes Mal. Ein bisschen Geduld. Mine hat anscheinend den Vulkan beruhigt. Dann ist sie bei dem Kessel im Thronsaal?“ Keine Antwort war bei dem Typen auch eine. „Gut. Wenn ich hier nämlich fertig bin, werden mein alter Freund und ich sie bitten uns hier verschwinden zu lassen. Hier haben so alte Leute wie wir doch nichts mehr verloren.“ Vaters alte Freunde! Was das Absetzen betraf waren Myouga und Toutousai wirklich erste Klasse. Aber es stimmte natürlich. Wenn er selbst sich den Kater vorknöpfte, und seinetwegen Inu Yasha dieses Fast-Höllenschwert, sollte sich das Fußvolk aus dem Staub machen. Das konnte heikel werden – Mine vermochte es wohl sich selbst zu schützen. „Geht.“ „Oh, vielen Dank, Sesshoumaru-sama.“ Toutousai brachte es fertig diesen höflichen Satz wie eine Beleidigung klingen zu lassen, was er sich freilich nur erlaubte, da er gerade Tenseiga aus dem kalten Wasser riss und begutachtete, ehe er hastig sein Leder griff und eines seiner beiden Meisterwerke schliff. Yoshiyuki hatte die letzten Minuten nur schweigend daneben gesessen, nicht willens, dass sich noch ein Dämonenfürst so innig wie Shinishin um ihn „kümmern“ würde. Jetzt meinte er doch: „Mine, ja, sie kann uns helfen?“ „Sicher doch.“ Die beiden Schmiede warfen sich mit einem Aufschrei zu Boden, selbst Sesshoumaru musste einen festeren Stand suchen, als der Feuerberg mehr als bedrohlich schwankte. „Was zur….“ entfuhr es Yoshiyuki trotz all seiner Vorsätze. Der Hundefürst schloss sich ihm, freilich nur in Gedanken, an. „Der Pfad der Dunkelheit. Auwei, eiwei, und überhaupt….Immerhin konnte das .. ich meine Inu Yasha mit dem seinen offenkundig dem Katzenvieh Paroli bieten.“ Toutousai schliff eiliger denn je, als er sich aufrichtete. „Da geht es hart zur Sache. Das kann der Kleine doch unmöglich durchhalten. Und ja, ich beeile mich schon, du brauchst nichts sagen…“ Die Durchführung war leider unpraktisch, aber Sesshoumaru stellte sich gerade vor, wie er seine Klaue sehr langsam und ätzend um den Hals dieses komplett vertrottelten Schmiedes legte.   Inu Yasha hatte all seine Konzentration seinem Gegner zugewandt, zu sicher, dass der Herr Halbbruder so rasch es ging zurückkehren würde – und derweil niemand mehr in seinem Rücken stehen würde. Diese Greifenkinder waren abgeflogen, hoffentlich nach Hause, und das war schon einmal sehr wichtig. Nun ja, mal antesten, was dieser Kater außer dem Pfad der Dunkelheit so konnte. Dämonenfürst hin oder her, der war sicher nicht so stark wie der glaubte. So schwang er sein riesiges Schwert aus der Linie der Windnarbe. Die Energie rauschte förmlich durch die Luft – und wurde problemlos von Shinishin abgefangen, der ein relativ kleines Loch mit der seinen erschuf. So war also kein Blumentopf zu gewinnen, dachte der Halbdämon, wenig überrascht. Wenn dieser Kerl sich zum Kaiser machen wollte, sollte der schon was auf der Pfanne haben. Allerdings würde der bald feststellen, dass er ziemlich viel auf der Pfanne haben sollte. Hm. Rückschlagwelle war sinnlos, der griff nicht mit Energie an. Mal sehen, wie der mit Diamantsplittern zu Rande kam. Inu Yasha ließ seine Klinge die Farbe wechseln.   Der Katzenfürst sah es und rechnete mit einem unüblichen Angriff. Das war selten, dass sich jemand immer neue Angriffe einfallen ließ, ja, seinen ersten, zugegeben halbherzig, geschlagenen Pfad parieren konnte. Dieser Hundewelpe schien stark zu sein womöglich stärker als sein vollblütiger Bruder, der Fürst? Das erklärte, warum der sich so dessen annahm. Kleine Brüder, die stärker als man selbst waren, musste man selbst führen, erziehen, damit sie nicht auf dumme Ideen kamen, wollte man sie nicht umbringen. Was war das denn jetzt? Scheinbar Tausende Diamantsplitter schossen auf ihn zu. Er schlug eilig den Pfad in das Jenseits um sie abzufangen. Eigenartig. Das fühlte sich fast so an, als ob auch in diesen Diamantsplittern ein Hauch der anderen Welt hing. Wie war das möglich? Nun, gleich. Noch konnte er ein bisschen mit dem Welpen spielen, der ihn immerhin einfach so um seine treuen, oder nicht so treuen, Greifen gebracht hatte. Womöglich hatte Radj ihm selbst die Sache mit dem Pfad der Dunkelheit doch ein wenig übel genommen. Nun, gleich. Mal sehen, was der Kleine hier gegen machen wollte.   Inu Yasha sah, dass sich der Kater breitbeiniger hinstellte, sich deutlich konzentrierte. „Aha, nicht mehr ganz so siegessicher?“ gab er zu Protokoll. „Du hast echt keine Ahnung, mit wem du dich hier eingelassen hast.“ Ja, so ein Mist, erkannte er dann. Das geschuppte Tessaiga, was eigentlich seine nächste Wahl gewesen wäre, würde nicht funktionieren. Da war keine Quelle der Energie zu erkennen bei diesem Katzenvieh. Der verbarg sie. Kannte der solche Attacken? Na, egal. Das musste dann eben so gehen. Und …. Der Halbdämon liess lieber das Nachdenken sein, als er instinktiv seine Klinge sich schwarz verwandeln ließ. Da kam jetzt ein größerer Pfad – und den würde er nur eben damit abwehren können, wenn überhaupt. Das Ding wurde ja riesig. Shinishin ging jetzt aufs Ganze. Der wollte ihn töten.   Toutousai warf einen Blick zur Decke der Schmiede, die in kaum wahrnehmbare Vibrationen verfallen war. „Ach du je….“ Er warf einen Blick beiseite. „Yoshiyuki, raus hier und dann links, da ist der Thronsaal, glaube ich, und Mine, die müsste helfen können. Lauf!“ Er selbst polierte eifrig noch Tenseiga, ohne zu ahnen, dass er soeben in Sesshoumarus Augen eine Nummer auf der Gradleiter nach oben gestiegen war. „Das Baby, ich meine, dein Bruder kriegt es gleich mit der vollen Macht des Katers zu tun … du solltest dich tummeln. Hier!“ Dem Hundefürsten Tenseiga zuzuwerfen und wie Yoshiyuki an dem vorbei aus dem Raum zu pfeilen war eines. Sesshoumaru drehte sich um. Dieser Schmied war fällig. Aber er hatte leider recht. Da oben wuchsen Mächte, denen Inu Yasha bei aller Sturheit nicht widerstehen konnte. Er sollte erst hoch und dann diesen unsäglichen ….nun ja, Vaters alten Freund, umlegen.   Als Toutousai keuchend bei Mine eintraf, stand die Feuerhexe neben dem Kessel. Zwei Feuerseelen ließ sie soeben aus ihrem Mund steigen. „Hier. Sie werden euch bis in das Dorf der Kawataro bringen. Weiter geht es momentan nicht, ich bin noch nicht wieder hergestellt.“ „Danke, Mine…“ keuchte der alte Schmied, der sah, dass Yoshiyuki mit zusammengekniffenen Augen auf eine der brennenden Kugeln sprang. Kaum, dass die Schmiede saßen, fuhren die Feuerseelen buchstäblich in die andere Richtung aus dem Thronsaal , empor und in die frische Luft. Einzig Toutousai wagte es sich umzudrehen. Zwei gewaltige, schwarze, wirbelnde Gebilde standen über dem Hauptkrater. Eiwei. Was trieb dieses verrückte Hundebaby da nur? Das könnte der doch nie beherrschen! Obwohl, es war Inu Yasha. Was sollte man von diesem Glückskeks auch erwarten…   Die beiden Schmiede erreichten nach kaum messbarer Zeit das Dorf des Kappa-Stammes, etwas überrascht, dass dort alle sich auf dem Dorfplatz versammelten, ja, in die Höhe starrten. Die Feuerseelen warfen Toutousai und Yoshiyuki förmlich ab, ehe sie sich von dannen machten. Mehr als eilig. Den Grund erkannte Toutousai, als ein großer Schatten sich nicht nur über ihn, sondern über das gesamte Dorf legte und etwas sehr Schweres, Großes den Erdboden berührte. Nein, dachte er nur. Als er vorsichtig, wohlweislich die Stirn am Boden, etwas auflinste, sah er Blau-weiß. Nun, das war nicht sein Tag, eher nicht, seine Woche.   Sesshoumaru beeilte sich tatsächlich wieder empor auf die Oberfläche zu gelangen, da auch er die Energien spüren konnte, die der Kater – und leider auch noch mit dem Höllenschwert - da aufrief. Das sah übel aus, damit konnte doch nie im Leben eine halbe Portion mithalten ...nun ja, es war Inu Yasha. Er sprang aus dem Gang und erstarrte. Vor sich erblickte er eine gewaltige Scheibe rotierender Energie – die Energie eines Dämonenfürsten, dazu die Macht, einen Teil der Macht, So´ungas. Und diese schmolz sofort, als er aufgetreten war. Ja. Tenseiga und Tessaiga konnten mit dem Höllenschwert mithalten. Auf der anderen Seite hatte auch Inu Yasha ein wahrlich überraschend großes Loch in das Jenseits gebahnt, stemmte sich mit aller Macht gegen diesen Kater. Auf den Kleinen war Verlass, immer schon gewesen. Falls einer der beiden Kontrahenten Zeit und Energie gefunden hätte den Kopf zu wenden, hätten sie so etwas unerwartetes wie ein Lächeln um seinen Mund zucken sehen, ehe er die Klaue um Tenseiga legte.   Inu Yasha hatte mit nichts weniger als großer Begeisterung gesehen und gespürt, dass dieser idiotische Schnurrhaarträger tatsächlich die Macht des Höllenschwertes abrief um einen direkten Pfad in das jenseits zu bahnen. Nun gut, das war nur ein Teil So´ungas und er war wohl einer der wenigen, noch Lebenden, die das beurteilen konnten. Gut war es dennoch nicht, eher alles andere. So warf er alles, was er hatte, in seinen nächsten Angriff – ein Meidou, dessen Größe er so noch nie gesehen hatte. Aber darin lagen auch sein Zorn über die verkochten Menschen und Dämonen, das Opfer der ahnungslosen Greifenküken, der Versuch Japan zu erobern… „Keh!“ machte er leise, als sich die beiden Sphären gegenüber lagen. „Jetzt zeig mal, was du kannst.“ „Komm, Kleiner.“ Shinishin klang fast gönnerhaft, ohne zu zeigen, dass ihn die Stärke dieser Magie überraschte. „Ich bin ein Fürst der Dämonen, ja, ein Kaiser. Du nur ein Halbmensch.“ Er gab mehr Energie in sein schwarzes Loch. „Ja, das stimmt…“ Das wurde hart. „Aber, soll ich dir was sagen, du komische Miezekatze? Ich bin ein halber Mensch. Und Menschen sind verdammt schlecht darin aufzugeben, Nicht, wenn sie etwas beschützen wollen. Und das will ich, Glaubst du vielleicht, ich hätte vergessen, was du mit Mine gemacht hast? Mit den Menschen und Dämonen, die wir unten auf dem Abfall gefunden haben? Mit den Küken der Greifen?“ „Bitte. Der Starke frisst den Schwachen. Und jetzt ich dich.“ Erneut schob der Katzenfürst Energie nach. Irgendwann musste der Kleine doch Einsehen haben, dann würde der im Jenseits landen und der große Bruder stellte dann nur noch ein bedingtes Hindernis dar, denn den Pfad der Dunkelheit besaß in dieser Familie offenkundig nur einer. Moment mal. Trotz aller Konzentration bemerkte Shinishin die neue Aura, die wieder erschienen war. Wuffi war zurück. Nun gut, aber der konnte sich ja wohl kaum einmischen, nicht, ohne in eines der beiden schwarzen Löcher gesogen zu werden. Was war das jetzt? Lebenslange Erfahrung mit dem Pfad der Dunkelheit ließ den Katzenfürsten instinktiv doch buchstäblich einen Blick riskieren. Was machte denn dieser Köter da? Etwas wie eine schwarze Sichel flog auf ihn zu. War das etwa auch… Nein, das flog nicht auf ihn zu, sondern auf das Loch seines Widersachers. Griff der vollblütige Dämon etwa zu seinen, Shinishins, Gunsten ein? Hatte der erkannt, dass es kein Mittel gegen ihn plus So´unga gab?   Inu Yasha hatte ebenso gespürt, dass der Herr Halbbruder wieder auf der Oberfläche erschienen war, zum Einen, weil er dessen Energie erkannte, zum Zweiten, weil er ebenso spüren konnte, dass das Meidou des Katzenfürsten ein wenig nachgab. Aha. Tenseiga war da. Und gegen beide Zwillingsschwerter tat sich das Höllenschwert wirklich schwer, das wussten sie ja aus Erfahrung. Damit hatte Katerchen schon mal einen Nachteil. Und, was war das denn jetzt? Instinktiv guckte Inu Yasha empor, da er dort etwas fühlte, etwas, das ganz und gar nicht in Ordnung war. Auch Shinishin sah, ohne in seinem Nachdruck nachzulassen, wie die schwarze Sichel quer durch Inu Yashas Kugel schnitt, diese förmlich halbierte. Und er sah, was so noch nie zuvor jemand erblickt hatte. Die schwarze Sichel, die eben noch die Kugel Inu Yashas Meidou zertrennt hatte, richtete sich auf, verschmolz mit der schwarzen Sphäre, bildete ein rasch wachsendes Loch in das Nichts.   Danke, Bruder! Dachte der Halbdämon ingrimmig. Wollte der Mistkerl ihn jetzt gleich mit umlegen? Oder hatte der tatsächlich das Zutrauen, dass er DAMIT klar kommen würde? Er stemmte sich fast schräg gegen die schwarze Sphäre, schob sie immer weiter, irgendwie, ohne es ganz zu begreifen, auf diejenige des Katzenfürsten zu. Es war seine eigene Macht und die seines Halbbruders, die sich rapide steigerte, immer härter zu kontrollieren wurde. Aber es gab kein Zurück. Verlor er diesen Kampf, war nicht nur er im Jenseits, sondern auch Japan, Mine, Kagome… Weiter dachte er nicht, als er aufschrie und mit einer Kraft, die aus der Tiefe seiner Seele strömte die Kugel weiter drückte, bis sich beide Meidous fast berührten. Was machte denn dieser Trottel da? Und woher hatte er diese Macht? Warum konnte der mit der Energie seines Halbbruders umgehen? Fragen über Fragen, aber Shinishin beschloss die Antworten später zu suchen, als er all seine dämonische Energie in seine Kugel lenkte. „Hör auf!“ keuchte Inu Yasha. „Nie! Du stirbst! Ich habe So´unga!“ „Als ob das Miststück von Schwert je ein Versprechen gehalten hat….“ Nein, So´unga war da drüben so gut wie wehrlos. Es war nur ein Stück des Höllenschwertes und selbst das Ganze hatte gegen Tessaiga und Tenseiga schon wirklich alt ausgesehen. Zumindest, als sie ihre Macht vereint hatten. Oh Mann. Sesshoumaru hatte es schon zuvor begriffen. Das war der gleiche Trick, nur ein bisschen anders. Er musste jetzt nur durchhalten, irgendwie. Nur noch wenige Minuten, irgendwie, wenn sich die beiden schwarzen Kugeln berührten, wenn … Er sprang vorwärts, ohne eine Ahnung zu haben, warum er das noch vermochte. Beide Sphären verschmolzen, ein gigantischer, neuer Pfad in das Jenseits entstand, der den Katzenfürsten an sich zog, ihn förmlich in die Länge zog. Sein Aufschrei, als er im Nichts verschwand, schien bereits aus der anderen Welt zu kommen. Inu Yasha brach in die Knie, als er feststellte, dass sein Gegner ebenso verschwunden war wie die Pfade in das Jenseits. Er keuchte, suchte seine letzten Reserven,da er feststellte, dass er neben sich schwarze Schuhe und weiße Hosen sah. „Keh,“ machte er leise. „Ich lebe noch.“ „Wie zu erwarten.“ Das war ja ein Lob? Hatte der tatsächlich angenommen, er würde mit der doppelten Energie zurande kommen? Zugegeben, wenn jemand wusste, was er so alles drauf hatte, dann sein Halbbruder. „Die Schmiede?“ „Weg.“ „Dann hauen wir auch ab? Das hier reicht mir für heute.“ Er fragte ihn? Aber Sesshoumaru war gewillt dieses seltene Ereignis der Erschöpfung zuzuschreiben. „Gehen wir zu Mine.“ „Oh, ja. Sie hat … sie hat den Feuerberg wohl wieder unter Kontrolle. Müssen wir jetzt über diesen blöden See zurück?“ Der Halbdämon raffte sich mühsam auf und schob sein Schwert in den Gürtel. „Kaum.“ Verständnislos, aber zu müde um nachzufragen, auch erleichtert, dass es wohl einen schnelleren Weg gab, folgte Inu Yasha dem Hundefürsten hinunter in den Thronsaal.   Mine erwartete sie neben dem Kessel. Nur ihr hochgeschlagenes Kleid zeigte noch ihr verletztes Bein – und dessen schwarze Krusten, unter denen noch die Lava glühte. Feuerhexen waren beileibe keine Menschen. Sie lächelte etwas. „Ich habe mir erlaubt Michiko und alle Feuerhexen von eurer Heldentat in Kenntnis zu setzen. Seid sicher, dass ihr ihnen allen sehr willkommen seid, wenn ihr sie aufsucht.“ Nicht wirklich, dachte Sesshoumaru, der sicher war, nie wieder der Einladung einer Feuerhexe Folge zu leisten. Die Erinnerung brannte förmlich noch nach in so manchen Körperteilen. „Deine Feuerseelen bringen uns ans Ufer.“ Darin lag keine Frage. „Ja, gern.“ Mine öffnete den Mund und ließ zwei glühende Kugeln entsteigen. „Ihr werdet schon erwartet im Dorf der Kawataro.“ Erneut ein Lächeln. Was sollte das denn jetzt? Aber beide Hundejungen beschlossen stillschweigend nicht nachzufragen. Vermutlich hockten dort diese senilen Schmiede und wollten wissen, ob alles geklappt hatte.   Nur wenige Minuten später saß Inu Yasha auf einer Feuerseele, die ihn zielsicher an das Ufer trug. Der ältere Bruder stand, was dem Halbdämon versagt war. Das rote Gewand aus Feuerratten schützte ihn doch so einigermaßen. Als sie das Dorf vor sich erkannten, spürte Sesshoumaru etwas, das er lieber nicht entdeckt hätte. Aber natürlich. Wie hatte er auch annehmen können, so ein kleiner Besuch bliebe unbemerkt. Auch Inu Yasha hatte gesehen, dass sich das ganze Dorf versammelt hatte, ja, kniete. Und die beiden Schmiede mittendrin. Was war denn da los? Ein rascher Blick seitwärts verriet ihm, dass der Hundefürst nicht sonderlich begeistert war, jedenfalls aber nicht zum Schwert griff. Gut. Er wäre auch ehrlich gesagt ein wenig zu müde für den nächsten Kampf des Tages gewesen. Nur – wer war das denn? Da stand eine junge, schöne Frau in vornehmem Kleid, um die Schultern eine weiße Boa geschlungen, weiße Haare – sicher eine Hundedämonin. Da Sesshoumaru von der Feuerseelee sprang und kurz vor der Unbekannten landete, tat er es ihm gleich, erkundigte sich jedoch: „Oh, deine Frau?“ Mit dem eisigen Blick, dem ihm sein Halbbruder zuwarf hätte man sämtliche pazifischen Inseln tiefgefrieren können, ehe er sich doch an die Dame wandte. „Verehrte Mutter.“ Und das klang resignierend. Er ahnte, was sie hier suchte. Kapitel 21: Nicht begraben, nciht vergessen ------------------------------------------- Sesshoumaru spürte, wie seine Stimmung förmlich in den Erdboden rauschte. Hatte er wirklich geglaubt, er könne jetzt, nachdem dieser unsägliche Kater tot war, zu Jaken zurück, der mit Ah-Un auf ihn wartete, wo er sich einmal zu seinem Amüsement auf die Jagd nach Feuerratten begeben wollte? Natürlich in ... ehrenhaften Gedenken an seinen ebenso unsäglichen Halbbruder? Und jetzt stand nicht nur seine Mutter vor ihm, was schon sehr, sehr lange nichts Gutes für ihn verhieß, nein, Inu Yasha fand es auch noch passend zu fragen, ob sie seine Ehefrau wäre. Seine Mutter! Nun ja, sie hatte sich gut gehalten, aber das war doch…. Fragte sich nur, was jetzt kam. Beleidigungen ließ sie nie ungesühnt. Er bemerkte den Blick auf seinen Halbbruder, der immerhin den Anstand besaß rot zu werden, ehe ein kaum bemerkbares Lächeln um ihre Mundwinkel zuckte. Nun, das verhieß kaum etwas Gutes für diesen Narren.   „Der gleiche Charme wie sein Vater,“ sagte sie allerdings nur sachlich, ehe sich ihr Blick erneut ihrem Sprössling zuwandte, was dessen Magen mit einem unangenehmen Sacken beantwortete. „Du hast dich auf deine Pflicht besonnen. Kam der Unbekannte vom Festland? Das dachte ich mir. Wie starb er?“ „Da er den Pfad in die Unterwelt schlagen konnte und alles andere abwehrte, machte ich auch einen,“ erklärte Inu Yasha eilig, um seinen Patzer wieder gut zu machen – und erkannte an den eisigen Blicken gleich zweier Hundedämonen, dass er schon wieder kopfüber in ein Fettnäpfchen gesprungen war. So beteuerte er noch hastiger: „Sesshoumaru unterstützte mich mit seiner Energie, so dass der Kater im Jenseits verschwand.“ Die Dame schloss kurz die Augen als sich ihre Hand um das schwarze Medaillon auf ihrer Brust legte, ehe sie aufsah. „Ich würde es begrüßen, wenn der antwortet, den ich fragte, Inu Yasha.“ Sie kannte den Namen? Sowohl ihre Sohn als auch Toutousai wussten, dass sie es kaum der Mühe wert fand sich Namen zu merken, meist nicht einmal den des Meisterschmiedes, oder, und vor allem, sie zu verwenden. Der so Getadelte meinte nur: „Ja.“ Anscheinend war sie gerade ziemlich sauer – so Kagome-lich, und er wollte gar nicht wissen, ob sie ihn mit dieser Kette auch zu Boden schicken könnte. Im Zweifel wurde das bei einer Dämonenfürstin noch unangenehmer. Und Bruderherz sah auch nicht so aus, als ob der ihm helfen würde, eher im Gegenteil, noch einmal drauf springen. Besagter großer Bruder hoffte schon einmal, dass nicht er für diese Unhöflichkeit verantwortlich gemacht werden würde. Aber, sie war hier. Nur, weil sie gespürt hatte, dass er ebenfalls hier war und daraus geschlossen hatte, dass er seiner Pflicht als Fürst nachkommen würde? Kaum. Danke sagen oder auch nur mütterliche Sehnsucht nach ihm konnte er streichen. „Der Kater, ein Dämonenfürst vom Festland namens Shinishin kam auf den Pfad in das Jenseits, verehrte Mutter,“ erwiderte er daher korrekt. Bloß keine Stimmung machen, das kannte er noch aus Welpentagen. „Ich habe nicht an meiner Information aus der anderen Welt gezweifelt. Ich erhielt sie allerdings bereits vor zwei Stunden. - Nun gut. Ihr habt gemeinsam den gleichen Fehler begangen.“ Sie erkannte, dass sich die Halbbrüder tatsächlich fragend ansahen. Kinder! Immer musste man auf sie aufpassen, oder wenigstens auf den richtigen Weg bringen. „Jemanden mit dem Pfad in das Jenseits zu schicken bedeutet nicht ihn zu töten.“ Ihr Blick wanderte seitwärts, wo sich die Schmiede aufgesetzt hatten, was Toutousai gerade bereute, da sie ihn kurz musterte. „Lasst es euch einmal von diesem Schmied erklären. - Shinishin ist in der anderen Welt, ja, aber lebendig. Bei sich trägt er ein Stück So´unga. Und er kann es einsetzen.“ „Das Höllenschwert ist doch in der Hölle?“ entfuhr es Inu Yasha trotz aller guten Vorsätze. So sah sie wieder zu ihrem Einzigen, der offenbar das Problem noch nicht erkannt hatte. „Sesshoumaru.“ „Er hat nur einen Teil, verehrte Mutter.“ Ach herrje. Was wollte sie denn nur? Waren denn alle hier leichtsinnig? Unerfahren? Oder vergesslich? „Toutousai.“ Der alte Schmied seufzte. „Ja, Herrin?“ Aber es war bedauerlicherweise für einen armen alten Schmied klar, was sie wollte. „Äh, naja, um es so zu sagen, Jungs … ich meine, Sesshoumaru-sama und Inu Yasha-sama….“ Nur schön aufpassen. Die Boa der Dame begann sich zu sträuben, was auf gestiegene Energie hinwies. Nur jetzt keinen Fehler begehen, sich an alles erinnern. „Dieses Teil So´ungas ist mit der Klinge des Katers verschmolzen, das habe ich doch gesagt. Und diese Klinge ist auf ihn ausgelegt, also wird das Teil für ihn arbeiten – und gleichzeitig versuchen wieder zu einem Stück zu werden, weil es zu Hause ist. So ungefähr, für Nicht-Schmiede. Das bedeutet ….“ Da die Hundebengel schon wieder so guckten: „Das bedeutet, das Teil wird Shinidings zu dem kompletten Höllenschwert führen. Und er kann es benutzen. Da er lebt, hat anscheinend niemand in der anderen Welt Kontrolle über ihn.“ Was natürlich auch erklärte, warum der Gott der Zeit als Sohn der Herrin der Unterwelt anscheinend in die Vergangenheit zurück gereist war, um mit der Hundedame jemanden zu informieren, der gerade nicht in einem Kampf steckte, aber sozusagen sehr gute Verbindungen hatte. Sie war wohl auch etwas empört als Botin benutzt zu werden, hatte jedoch die Wichtigkeit eingesehen. „Kurz, ihr habt uns und diese Welt von dem Kerl befreit, ihn dafür aber der anderen aufgehalst.“ „Und warum hast du das nicht vorher gesagt, du seniler Trottel?“ fauchte Inu Yasha prompt, Sesshoumaru sagte gleichzeitig eisig: „Toutousai!“ Und das klang wie ein Todesurteil. Ihr habt mich ja nicht gefragt, dachte der alte Schmied unverzüglich, wenngleich wohlweislich lautlos. Überhaupt, sie hätten nie ja doch auf ihn gehört, selbst wenn er sich in der Eile und der Hektik und der gewissen Panik noch daran erinnert hätte. „Ihr werdet also in die Unterwelt reisen und euren Fehler bereinigen,“ erklärte die Dame mit einer Temperatur in der Stimme, die noch weiter unter Null ging als die ihres Sohnes. „Also noch mal mit dem Meidou …“ begann Inu Yasha, brach aber unter dem Blick der … ja, eigentlich war sie wohl seine Stiefmutter, ab. Was war denn schon wieder….? „Hundebaby!“ zischte der Schöpfer der Zwillingsschwerter, was seltsamerweise, zumindest für Sesshoumaru, dazu führte, dass sich seine Mutter ein wenig entspannte und nur meinte: „Toutousai.“ Da das weniger tadelnd als auffordernd klang, seufzte der alte Meister. „Junge, wie willst du denn einen Pfad in das Jenseits bahnen, wenn du und dein Gegner bereits dort seid?“ Das war dann tatsächlich ein Problem, dachte beide Hundebrüder in seltenem Einklang. Aber nur der Halbdämon war neugierig und lebensmüde genug noch einmal nachzufragen. „Ja, aber wie sollen wir denn in das Jenseits kommen?“ Er verspürte nicht die mindeste Lust sich umbringen zu lassen, gleichzeitig wusste er wie nur wer, wie oft man schon „drüben“ gewesen sein konnte und noch immer am Leben. „Keine Sorge, die Herrin vermag euch zu schicken,“ erklärte der Schmied. Nur nach Hause, dachte er. Dieses Abenteuer zerrte an seinen Nerven. „Toutousai war bereits einmal dort. Er wird euch führen,“ sprach die Dame und legte erneut ihre Finger um das Medaillon. So schwarz wie das schwarze Tenseiga, dachte Inu Yasha und begriff plötzlich. Das Schmuckstück war sozusagen das weibliche Gegenstück zu einem Schwert, das den Pfad in das Jenseits schlagen konnte. „Äh, Herrin, ich war nur einmal da, in einem ganz bestimmten Teil und die Jungen, ich meine, sie waren schon einige Male dort und …“ Aber der alte Schmied wusste, es würde nichts helfen. Wenn ein Dämonenfürst zuschlagen wollte und konnte, tat er es, eben auch die weiblichen Exemplare und die hier im Speziellen. Jeder Widerstand war zwecklos. So erhob er sich vorsichtig. Allerdings raffte sich auch der Halbdämon zur Rebellion auf, was Sesshoumaru mit gewissem Schreck bemerkte. Es war ja nicht so, als ob ihn Mutter nicht schon mal in das Jenseits geschickt hatte, genauer, in die eigentliche Hölle, aber er war ja hinaus gekommen. Allerdings … kam er auch wieder heraus, wenn sie das gar nicht wollte, oder, noch viel schlimmer, die Herrin der Unterwelt nicht? Schön, solange man lebte, konnte sie einen wohl nicht kontrollieren, aber das ließ sich ja ändern, wenn die Zeit lang genug dauerte. „Gehen wir.“ Ehe dieser Narr von Halbbruder es noch fertig brachte, sich und auch anderen Leuten, wie ihm zum Beispiel, das komplette Nachleben zu ruinieren.   Zufrieden damit, dass alle parierten, sah die Hundefürstin beiseite und hob ein wenig ihr Medaillon. Ein großer, schwarzer, sich drehender Kreis entstand. Wortlos und ohne einen Blick auf seine Mutter zu werfen trat Sesshoumaru hin, nicht willens, hinter seinem Halbbruder vor deren Augen zurückzustehen, allerdings auch nicht im Zweifel, dass der ihm folgen würde. Toutousai würde müssen, und wenn dem die ranghöchste Hundedame wahrlich einen Tritt verpassen würde. Bei dem Gedanken empfand er fast etwas wie Vergnügen, gleich, wie unwahrscheinlich diese Tat bei seiner Mutter auch wäre. So machte er den weiten Schritt in das Nichts. Inu Yasha folgte prompt, ein wenig neugierig, was das werden sollte, aber auch willens, diesen Shinishin endgültig aus dem Verkehr zu ziehen, was immer der auch in der Unterwelt anstellte. Zumal mit So´unga – na, das wäre ein tolles Pärchen und der Untergang für die Welt, wie man sie kannte. Der alte Schmied zögerte. Er war schon einmal in der Unterwelt gewesen, nichts, was er noch einmal benötigte, aber ihm war klar, dass da jemand nicht mit sich reden lassen würde, nicht, wenn deren Einziger schon wieder dort drüben war, nicht mit einem Auftrag von dort. So sagte Toutousai nur, irgendwie in der Hoffnung, dass sie sich zumindest daran erinnern wollte, dass ihr Ehemann ihn schätzte: „Äh, Herrin, es wäre freundlich, wenn Ihr den armen Yoshiyuki nach Hause lasst, Er hat ziemlich unter Shini… naja, gelitten.“ „Geh!“ Ihr leises Wort war wie der Hauch des Todes, jedoch kein Versprechen. Der arme Meisterschmied drehte sich kurz um, machte wohlweislich allerdings schon den Schritt direkt vors Loch. „Yoshiyuki, geh nach Hause!“ Und sprang diesen Chaotenbrüdern in die Hölle hinterher. Selbst wenn die jemanden umbringen wollten, schafften sie es einfach nicht so, dass nicht weiterer Ärger entstand.   Kurz darauf fanden sich alle Drei auf einem weichen, wenngleich heißen Sandboden wieder. Über ihnen stach eine heiße Mittagssonne aus einem unwahrscheinlich blauen Himmel. Um sie war nur Sand zu entdecken, eben und scheinbar unendlich. Doch die feinen Hundeohren vernahmen in der Ferne etwas wie ein Rauschen. So drehten sich die Halbbrüder dorthin, fuhren jedoch prompt wieder herum, als der Sand knirschte. Wie sie fast erwartet hatten, öffnete sich dort ein Loch, aus dem die Hand eines Riesen stieß. Beide sprangen etwas zurück, die Klauen an den Schwertern, entspannten sich jedoch unverzüglich, als Toutousai glücklich krächzte: „Meister! Oh, vielen Dank, Ihr habt mich nicht vergessen, ehrwürdiger Meister!“ Was war denn jetzt los? Aber die Hundebrüder musterten nur schweigend, wie Toutousai zu der Hand trat und ein Stück Papier aus der Faust erhielt, das ein wenig ungewöhnlich war, denn es loderte an allen Ecken. Der Schmied wandte sich um. Da er die mehr als fragenden Mienen entdeckte, grinste er etwas und hob das brennende Papier, als sei es normal. „Das ist eine Karte.“ Eine Landkarte wäre schon mal nicht schlecht. Wieder waren die Gedanken seltsam ähnlich, aber nur der Jüngere fragte: „Aha. Und wo sind wir?“ „Äh, in einer Wüste. Aber ich kann auf dieser Karte sehen, wo sich dieser Kater befindet. Das erleichtert die Suche doch, oder?“ „Ja,“ gab Inu Yasha zu. „Und, wo steckt der? Und, warst du schon mal hier?“ „Äh, ja. Das ist ein wenig kompliziert ….“ „Gehen wir,“ befahl Sesshoumaru, der wenig Lust verspürte sich irgendwelche Heldentaten des senilen Schmiedes anzuhören oder auch nur eine Minute länger als notwendig in dieser Welt zu verweilen. „Wo ist er?“   „Äh, ja.“ Toutousai musterte die Karte, auf der sich einzelne Striche, Beschriftungen in einer nur ihm verständlichen Sprache, aber eben auch ein Kreuz und ein Punkt befanden. Der Punkt lag unten, waren also wohl sie, während Shinishin das Kreuz, das Ziel darstellte, und der …“ Äh, er geht in Richtung, in Richtung Metallberg!“ Der Hundefürst dachte für einen Sekundenbruchteil wirklich daran zu überprüfen wie leicht dieser schmale Hals des Schmiedes zu brechen wäre, schwieg jedoch und hob nur die Hand ein wenig. Allerdings blickte Toutousai alarmiert in die Runde. „Das ist nicht gut, Jungs, wirklich nicht gut. Ich war damals da ….wenn man dort das Portal findet, kann man dann zum Pass der Elemente. Wenn man da sich durchgeschlagen hat, was ich freilich nie wagte, kommt man in die Zwischenwelt, in der die toten Dämonen auf das Ende der Welt warten. Ja.“ „Aha, da sind wir also schon mal nicht,“ kommentierte der Halbdämon. „Dachte ich mir schon. Da ist der Himmel rot und diese Knochenvögel fliegen überall herum, und … und so. Wieso ist der Typ eigentlich so weit vor uns? Wir sind doch nur zu Mine und dann gleich weg? Was hast du denn überhaupt am Metallberg in der Unterwelt gesucht?“ Der Meisterschmied erhob sich stolz zu seiner vollen Größe. „Habt ihr nie darüber nachgedacht, woher das Metall eurer Schwerter stammt?“ „Von Michiko, das hat sie uns jedenfalls erzählt.“ „Ja, dieses Erz. Und die Fangzähne des Herrn. Aber das allein hätte doch nie ausgereicht um Klingen zu schmieden, die dem Höllenschwert selbst Paroli bieten können. Da musste Metall aus der Unterwelt her. Und glaubt mir ich habe den Herrn damals verzweifelt gebeten, das nicht machen zu müssen.“ Es gab Zeiten, in denen er vermutete Hunde, zumindest Hundedämonen, wären selektiv taub. „Äh, nur so … Das hier ist die sogenannte Spiegelwelt, ein wenig der Abglanz der Welt der Lebenden. Hierher kamen oder kommen Götter, die die Herrin der Unterwelt sprechen wollen. Aber auch all jene, die lebendig in diese andere Welt geschickt wurden.“ Sesshoumaru dachte an all jene, die er auf den Pfad in die Unterwelt gesetzt hatte, überließ es jedoch Inu Yasha seiner Meinung Ausdruck zu verleihen: „Was?“ entkam es dem Halbdämon: „Auch die, die Miroku ..Ja? Na, wunderbar, Ruri oder wie sie hieß, jede Menge Wurmdämonen, immer nur her damit.“ „Nicht ganz,“ sagte Toutousai, durchaus angenehm berührt, dass diese zwei Chaoten ihm mal zuhörten. „Wer hier landet, stirbt auch bald. Das ist keine besonders angenehme Gegend. Hier gibt es kein Wasser, Menschen verdursten schon mal, aber auch Wurmdämonen oder sonst wer … Nein, nicht sehr angenehm.“ „Du hast es ja überlebt, also?“ „Ja.“ Nein, er würde diesem Hundebaby nicht erklären, dass er kein Dämon vom letzten Haken sei und sich durchaus zu wehren wisse. Immerhin HATTE er sich entführen lassen, und nicht zuletzt mit einem kleinen Fehler diese Zwei da gezwungen ihn zu suchen und zu befreien. Da gab es sicher noch eine offene Rechnung der Hundebrüder mit ihm. „Ja, gut. Ich meine, ihr beide werdet das Rauschen hören. Da, an den großen Fällen endet auch diese Wüste. Leider kommt dann nichts besseres nach.“ „Geh voran,“ befahl Sesshoumaru, dem die ganze Rederei schon wieder zu lange dauerte. Toutousai gehorchte, was blieb ihm schon anderes übrig. Er kannte die Halbbrüder zu gut, als dass er nicht gewusst hätte, dass sie ihn erst umbringen und dann überlegen würden, was sie mit der Karte anfangen konnten. Und der Weg in die Zwischenwelt war hier wirklich bemerkenswert kurz.   Besagte Halbbrüder wanderten nebeneinander hinter ihm drein, bis Inu Yasha meinte: „Also, ich kann hier niemanden sehen oder wittern. Bist du sicher, dass wer hier ist?“ „Ja.“ Der Schmied unterdrückte sein Seufzen. Nur, weil man nach einer halben Stunde nichts gesehen hatte, hieß das doch lange nicht, dass da nichts war. Welcher Lebende blieb denn freiwillig in dieser Hitze und Sonne stehen? Es hab hier nur einen einigermaßen angenehmen Ort und da hatte sich seinerzeit alles versammelt, was noch existierte – und sich gegenseitig umgebracht. Nun ja. Diesmal konnte er hoffen, doch einen gewissen Geleitschutz zu haben. Inu Yasha würde ihn tatsächlich beschützen wollen und Sesshoumaru jede Attacke auch nur in seine eigene Richtung mörderisch beantworten.   Nach einer weiteren halben Stunde merkte zumindest Inu Yasha den Haken. Die Sonne brannte, der Sand war heiß, die Luft staubtrocken und er bekam Durst. Dieser senile Schmiedeopa hatte gesagt hier gäbe es kein Wasser, aber der hatte bestimmt schon wieder was vergessen. Das Rauschen wurde immer deutlicher zu vernehmen, von rechts und links, sie steuerten direkt darauf zu. Das war doch ein Wasserfall? Aber er wollte auch nichts sagen, um sich vor seinem Herrn Halbbruder nicht schon wieder als der schwache, dämliche Halbdämon darzustellen. „He, Toutousai, du hast eigentlich vorhin meine Frage nicht beantwortet. Wieso ist Katerchen schon so weit weg?“ „Ja, das weiß ich doch nicht. Ich weiß nur, dass Zeit hier anders abläuft.“ Der alte Schmied blieb stehen und wies vor sich. „Die großen Fälle.“ Etwas wie ein Seufzen lag in seiner Stimme. Ha, was zu trinken. Inu Yasha machte den Satz an dem Hundefürsten vorbei und blieb neben Toutousai stehen, der eifrig einen Blick in die Karte warf. Erstaunt betrachtete er die Landschaft vor sich, aber ein rascher Seitenblick verriet, dass auch Sesshoumaru die Lage musterte. Das Panorama war an sich phantastisch. Sie standen an der steil abfallenden Kante der Wüste, am Rande eines breiten Tales, aus dessen Nebeldunst grüne Baumwipfel ragten – oder zumindest etwas, das so ähnlich aussah. Das Tal dehnte sich ein gutes Stück. Gegenüber lag eine andere Steilkante, von der aus sich auf sicher mehr als einen Kilometer Länge die großen Fällen fast zweihundert Meter in die Tiefe stürzen und unten, zwischen dem Wald und der Felswand einen See bildeten, der nach links in die Berge floss. Nur hatte das Ganze den Schönheitsfehler, dass es sich um schnell fliessende, glutheiße Lava handelte und von Wasser noch immer weit und breit nichts zu sehen war. Ein warmer Wind ließ die Haare der Hundebrüder tanzen, als Sesshoumaru sagte: „Weiter.“ „Äh, ja. Wir müssen in das Tal hinunter, dann nach rechts,“ beeilte sich der alte Schmied zu sagen. Sollte er noch etwas dazu erwähnen, dass es in diesem Wald durchaus Leben gab und wenn ja, er keine Ahnung hatte welches? Lieber nicht. „Dort drüben, in diesen Einschnitt zwischen den Bergen müssen wir. Hinten, der schwarze Berg, der wie ein Dreieck geformt ist, ist der Metallberg. Und der Kater ist schon nahe dran. Er hat eindeutig ein Ziel und ich möchte mein linkes Auge verwetten, dass sein Schwert ihn zu So´unga führt.“ „Wer will das denn haben?“ erkundigte sich der Halbdämon indigniert. „Und wie kommen wir da runter?“ „Schwierigkeiten mit zweihundert Metern, Inu Yasha?“ Der leichte Spott in der Stimme des Hundedämons war kaum zu überhören. „Keh!“ machte der Jüngere nur, gewohnt an so etwas. „Willst du den Opa tragen? Nein, oder? Also, muss ich schon wieder ran.“ Toutousai, der nur mit einem halben Ohr zugehört hatte, da er besorgt versuchte sich an die Erlebnisse im Nebelwald zu erinnern, fühlte sich buchstäblich am Kragen gepackt und mit einem entsetzten Aufschrei direkt in die Tiefe gezogen.   Kapitel 22: Nebel, Nebel, weißer Hauch... ----------------------------------------- Die Hundebrüder, bei Inu Yasha noch einen zeternden alten Schmied im Gepäck, erwarteten eigentlich, dass sie trotz des Nebels einigermaßen wissen würden, wo sie landen konnten, als sie den Satz über die Steilkante hinunter zum Nebelwald machten. Dem war nicht so und sie standen mehr oder weniger zufällig im Nichts. Allerdings war sofort klar, wo sich das Wasser dieser warmen Welt befand. Der Nebel war dicht und schwer, die Feuchtigkeit drang in Sekunden selbst durch ihre Kleidung, die Haare klebten an ihnen, noch ehe sie feststellen mussten, dass sie nichts um sich erkennen konnten, außer der weißen Wand. „Sesshoumaru...Schmiedeopa?“ erkundigte sich Inu Yasha unwillkürlich leise. Das war nicht nur ein sehr nasser, sondern auch praktisch undurchdringlicher Nebel. Dazu eine Hitze wie im Hochsommer. Das konnte ja heiter werden. Das Wasser in der Luft sammelte und verwischte zugleich alle Gerüche, bot nur ein verwirrendes Labyrinth aus Pflanzen und Düften, die es wohl nur hier gab. Geräusche um sie wurden verschluckt. „Ja, der Nebelwald.“ Toutousai seufzte, rappelte sich jedoch auf, da ihn der Halbdämon fallengelassen hatte, um die Klaue an Tessaiga legen zu können. „Hier, die Karte brennt noch. Wir müssen nach … „ Er brach ab, da ihm klar wurde, dass die Halbbrüder höchstens die Flammen entdecken konnten, aber nicht seine ausgestreckte Hand. „Äh, ich sehe hier einen Punkt, das sind sicher wir, und das Kreuz hier, das müsste der Kater sein. Ich sage ja, der geht zum Metallberg, um durch das Portal in die Zwischenwelt zu gelangen. Jawohl. Der will zu So´unga!“ „Was mich eigentlich dazu bringt …“ meinte der Halbdämon und packte mehr instinktiv zu, um den vergesslichen Schmied samt der Karte zu halten. „Wenn wir schon diesen komischen Auftrag bekommen haben, wieso müssen wir hier durch Wüsten und Täler latschen? Sie hätten uns doch auch gleich zu So´unga bringen können, damit wir auf den Idioten einfach warten.“ „Weil das nicht so einfach ist, du dummer Junge,“ murrte Toutousai prompt. „Das ist das Höllenschwert und das ist in der Hölle! Man spaziert als Lebender nicht einfach so in das Jenseits und wieder zurück! Da gibt es Wege, ja, aber an die muss man sich eben halten.“ „Keh, ich war schon ein paar Mal drin, und Sesshoumaru auch,“ „Das heißt nur, dass ihr mehr Glück als Verstand hattet. Und noch einmal für dich: So´unga ist in der Hölle und genau dahin geht dieser Kater auch. Da kommt man als Lebender nicht einfach so hin. Und schon gar nicht weg. Wenn du direkt in die Hölle willst, musst du dich eben auch mit dem Prozedere abfinden und zuerst sterben.“ Sesshoumaru dachte daran, dass er bereits in der Hölle gewesen war, aber natürlich besaß er Tenseiga. Und Rin war dort gestorben. Nein, einfach war es sicher nicht dort lebendig wieder weg zu kommen. Umso besser, wenn irgendjemand daran gedacht hatte, dass sie beide das überleben sollten. Sie, ja, wohl sie beide, so ungewohnt das auch klang. Inu Yasha seufzte etwas, da er zwar irgendwo die Logik einsah, aber nicht so ganz willens war auf den bequemeren Weg zu verzichten. Diese Kombination aus warm, feucht und weiß war absolut nicht sein Geschmack. „Na schön, aber du warst ja schon mal hier, hast du gesagt. Wie bist du denn durch diesen Nebel gekommen?“ „Äh, ich hatte hier diese Karte. Mein Meister dachte an mich. Ja. Und der Nebel ist nicht überall so dicht. In der Mitte des Tales weicht er etwas und man kann doch einige Schritte weit sehen. Da hätte ich euch jetzt hingeführt.“ So gut es im Nichts mit einer brennenden Karte ging. „Und da treffen sich alle Leute, die durch schwarze Löcher hier gelandet sind?“ „Ja, du hast es erfasst.“ Irgendwie, obwohl er ihn nicht sehen konnte, hatte der Meisterschmied das Gefühl, dass sich der Hundedämon gerade köstlich über ihn amüsierte. Hatte der etwa, als sie zu zweit unterwegs gewesen waren, um ihn zu suchen und zu retten, auch solche Fragespiele machen müssen? Toutousai konnte sich zwar nicht vorstellen, dass Sesshoumaru da großartige Antworten gegeben hatte, aber … „Übrigens sollten wir fest beisammen bleiben. Ich habe die Karte und ihr solltet mich nicht verlieren…“ Er wurde immer leiser, als ihm klar wurde, dass er eben Sesshoumaru vor die Wahl gestellt hatte entweder seine Hand oder die brüderliche Klaue zu fassen. Beides ganz sicher eine Zumutung für den reizbaren jungen Hundefürsten. Inu Yasha sah das lockerer. „Ja, klar, ich halte ja auch schon deinen Arm samt der Karte. Das Feuer hat also einen Sinn.“ „Mein Meister macht nichts ohne Sinn!“ protestierte der alte Schmied. „Na, hoffen wir es. Wo bist du denn, Sesshoumaru? Man kann echt nichts sehen oder wittern.“ „Selbst du solltest meine Energie spüren können,“ kam die Antwort direkt von hinten. „Äh, das halte ich für keine gute Idee,“ wandte Toutousai ein. „Wenn ich mich recht erinnere, das ist lange her, gibt es hier einige Leute, die Energien spüren können.“ „Dann wissen sie, mit wem sie sich nicht anlegen sollten.“ Der Hundedämon sah kein Problem. „Naja, Tenseiga und auch Tessaiga müssten hier in der Spiegelwelt und auch in der Zwischenwelt zumindest einigermaßen funktionieren, natürlich ohne den Pfad in das Jenseits, wir sind ja schon da. Aber ich weiß nicht, wie das mit Bakusaiga ist.“ „Bitte. Für wen hältst du mich?“ Sesshoumaru war pikiert, dass er ohne Schwert quasi als wehrlos eingestuft wurde. „Geh.“   Was blieb Toutousai übrig. Immerhin war es ein gewisser Trost diese zwei Chaoten im Kreuz zu haben, ja, die Klaue des Halbdämonen am linken Unterarm spüren zu können. Da fühlte er sich nicht so einsam und verlassen wie beim letzten Mal, als er hier fast hilflos durch getapst war und mit mehr als Glück den Metallberg erreicht und lebendig wieder zurückgekehrt war. Wenn es nach ihm ging, wäre er nie wieder hierher zurückgekommen. Nein, das war nicht seine Woche. Was hatte er nur verbrochen um das alles zu verdienen? Nachdem nur Minuten später sein Gesicht unangenehme Bekanntschaft mit einem Baumstamm gemacht hatte, wechselte er allerdings die Karte in die Linke, um mit der Rechten wie einst die Gegend abzutasten. In der stillen Hoffnung, falls er etwas Lebendiges berührte, würden die Jungs schnell genug sein. Er durfte gar nicht daran denken, dass sich Yoshiyuki inzwischen in seinem schönen Zuhause entspannen und erholen konnte!   Keiner des Trios hätte sagen können wie viel Zeit vergangen war. Das weiße Einerlei um sie, das Augen, Ohren, Nasen nutzlos werden ließ, stumpfte ab und nur der vage Schein der brennenden Karte bot einen Hauch Orientierung und Erinnerung an eine andere Welt in der die Sonne schien und es Leben gab. Toutousai blieb stehen, das erkannten die Halbbrüder eben daran, zumal Inu Yasha noch immer dessen Arm hielt. Bevor der Jüngere fragen konnte, was denn los sei, sah er, dass etwas wie eine Schrift auf der Karte erscheinen war, ebenso in Flammen. „Ah!“ Der alte Schmied atmete durch. „Wir sind fast in der Mitte, jetzt da lang, da nach rechts. Das müsste Osten sein. Da liegt der Metallberg, aber der ist … oh, da leuchtet er. Und da ist der Kater. Ach du je. Der ist schon im Pass der Elemente.“ „Der wird den Weg kennen, immerhin hat er ja ein Stück vom Höllenschwert geklaut,“ meinte Inu Yasha. „Warst du auch in dem Pass?“ „Natürlich nicht. Bis zum Metallberg hat mir vollständig gereicht! Der Pass ist die Grenze, damit niemand, also, keine dämonische Seele aus der Zwischenwelt hierher gelangt. Da sind lauter Fallen!“ „Korrigiere mich, wenn ich mich irre, aber das ist doch idiotisch.“ Toutousai betete, zu wem auch immer, dass diejenigen Götter, die diese Welt und diese Hindernisse erschaffen hatten, gerade anderweitig beschäftigt waren. „Wieso? Seelen sollen nicht einfach herumwandern.“ „Das meine ich nicht. Du bist idiotisch.“ „Es gibt Leute, die gerne am Leben bleiben wollen, Hundebengel!“ „Siehst du, das meine ich. Wenn die Fallen darauf ausgelegt sind, dass niemand raus kommt, kommt man doch einfach rein, oder?“ Als ob irgendetwas im Jenseits einfach wäre. Aber Toutousai vermutete zu Recht, dass nicht nur der jüngere Halbbruder von keinerlei Besorgnis betrübt wurde. Und, dass keiner der Beiden auf seine Warnungen hören würde. So drehte er sich ein wenig um erneut sozusagen die Augen in die Hand zu nehmen.   Tatsächlich lichtete sich der Nebel etwas und man konnte nun bis zu fünf Schritte weit sehen, genug, um nicht dem nächstbesten Baum zu begegnen. Jetzt erst war auch das dicht gewachsene Unterholz zu erkennen, das sie bislang nur an den Beinen und Hüften spüren konnten. Fremdartige Pflanzen mit manchen fremdartigen Blüten, deren Geruch freilich noch immer von der Feuchtigkeit des Nebels verwischt wurde. Manche der Baumstämme sahen ebenfalls ganz anders aus als alle Bäume, die die Halbbrüder bislang gesehen hatten, und sie waren eigentlich schon recht weit in Japan herumgekommen. Auf einer Lichtung – sowohl im Bewuchs als auch im Nebel - blieb Toutousai halten und betrachtete noch einmal die Karte, durchaus erfreut, dass der Halbdämon seinen linken Arm losließ und direkt neben ihn kam. Dazu reichte die Sicht hier wirklich „Ja, wir müssen hier weiter, Richtung Metallberg. Es sollte bald so ein kleiner Teich kommen, da müssen wir vorsichtig sein, ja.“ „Lungern da irgendwelche Typen herum? - Was machen wir eigentlich, wenn wir jemanden treffen ... oh oh.“ Dieser Kommentar Inu Yashas, verbunden mit einem Satz nach links und der Hand am Schwertgriff ließ den alten Schmied aufblicken. Ja, da stand ein Könner. In voller Sicht und doch nicht bemerkt zu werden, das war sicher kein Anfänger. Mit gewisser Beruhigung sah er, dass Sesshoumaru rechts neben ihn trat, die Rechte ein wenig erhoben, und den Unbekannten musterte. Dieser war hochgewachsen, die nur scheinbar menschliche Figur in einen eng anliegenden Anzug gehüllt, metallene Schützer an Unterarmen und Schienbeinen. Das Gesicht war nicht zu erkennen. Panzerplatten, ähnlich denen einer Schildkröte, bedeckten vollständig den Kopf, öffneten sich nun jedoch zu einem Mund mit vier sehr deutlich erkennbaren Fangzähnen. „Neuankömmlinge. Mal etwas Interessantes. Du da, der sich hinter den anderen versteckt hielt, ja, du mit dem Schwanz …“ Letzte Worte eines Idioten, dachte Inu Yasha und Toutousai ähnlich: Manchmal war der Weg zur Hölle nicht mit guten Vorsätzen, sondern mit dummen Bemerkungen gepflastert. Sesshoumaru verlor kein Wort. Ohne erkennbare Vorbereitung flog eine dünne, grün leuchtende, peitschenartige Schnur aus seiner Energie durch die Luft, gezielt auf den Hals des Unbekannten. Dieser bewies unverzüglich seine gesamte Klasse, als er mit einem Hechtsprung der tödlichen Schnur auswich und mit einem Handüberschlag fast zwei Meter entfernt wieder auf den Beinen landete. „Amüsant.“ Der Kerl wollte einen waffenlosen Kampf, wurde den Halbbrüdern und dem alten Schmied klar. Sesshoumaru legte die Hand an Bakusaiga. Damit würde er diesen Narren umbringen, der Weg in die Zwischenwelt war ja hier bemerkenswert kurz. Damit würde er allerdings auch eine weite Schneise in den Dschungel brechen und in Großbuchstaben hinschreiben, dass hier neue Leute waren, die offenkundig aufgrund ihrer Ahnungslosigkeit als leichtere Gegner eingestuft wurden. Er bezweifelte nicht mit allen fertig zu werden, aber da war Toutousai und ohne diesen senilen Greis fanden sie aus diesem Tal nicht hinaus. Inu Yasha war ebenso ein Problem, da er zugegeben keine Ahnung hatte, wie der sich allein in einem waffenlosen Kampf anstellen würde, heutzutage. Der Kampf gegen die Steinkrieger unter der Erde zählte nicht, da war er ja dabei gewesen. Früher hatte der immer wie das Kleinkind gekämpft, das er gewesen war. Erst mit Tessaiga hatte der sich in einen wirklich ernst zu nehmenden Gegner verwandelt. Überdies gab es da diesen Kater und den Auftrag aus der Unterwelt. Es wäre zu unangenehm, würde er bei der Durchführung versagen. Überdies konnte er sich vorstellen, dass die Folgen für ihn ein ganzes Nachleben lang deutlich zu spüren wären. Das musste nicht sein. So löste er seine Klaue wieder von dem Schwertgriff. Falls dieser Einfaltspinsel annahm, er könne nur mit dem Schwert kämpfen oder sei leicht aus der Ruhe zu bringen, so hatte der sich gleich zwei Mal getäuscht. Tödliche Fehler. Jedenfalls sollte er diese lästige Kleinigkeit rasch erledigen. Etwas wie ein Lächeln zuckte um seinen Mundwinkel, was die beiden Personen auf der Lichtung, die ihn kannten, dazu bewog zurück zu weichen. Vorsorglich hielt sich Inu Yasha vor dem Schmiedeopa. Das konnte jetzt heftig werden, schließlich war Bruderherz nicht gerade schwach.   Der Hundefürst ging langsam auf den unbekannten Krieger zu, suchte in dem weißen Nichts um sich nach anderen Energien. Nicht, dass der nur zur Ablenkung vorgeschickt worden war. Seine Ausbildung war zu ausgiebig gewesen um solch einen Anfängerfehler zu begehen. Aber nein, da war nichts zu spüren. Zu wittern oder zu sehen war sowieso nichts und der Nebel schluckte nach wie vor auch die Geräusche. Also war der Kerl selbstsicher und wie bewiesen schnell. Und der war gleich tot. Ohne weitere Andeutung lief er los, auf den Unbekannten zu, der sofort die Arme vor sich über Kreuz empor riss um die Attacke abwehren zu können. Durch die Platten war keine Regung in dessen Gesicht zu erkennen. Im fast letzten Moment sprang Sesshoumaru hoch, über seinen Gegner und überschlug sich über diesem in der Luft. Der Fremde bewies sofort wieder Erfahrung und Schnelligkeit und ballte die Fäuste. Noch während sich der Hundedämon über ihm befand, schossen seine Arme empor, um ihn am Kopf zu treffen, bewusstlos zu bekommen oder zumindest anzuschlagen. Sesshoumaru hatte damit gerechnet. Kein Anfänger forderte jemanden mit seinem Energielevel derart frech heraus. So legten sich seine Klauen auf die Fäuste seines Widersachers, als er dessen Schwung mitnahm und mit einem nochmaligen Überschlag elegant vor der Nebelwand auf der Wiese aufkam, Der Unbekannte fuhr wie eine getretene Schlange herum, aber da war der Hundedämon bereits vor ihm, die Rechte erhoben und grün leuchtend. „Stirb,“ sagte Sesshoumaru nur, als er die Hand in die Brust des Fremden drückte. Dieser brach zusammen.   „Äh, gut gemacht?“ murmelte Inu Yasha, sich durchaus nicht sicher, wie der Herr Halbbruder auf ein Lob reagieren würde, noch dazu eines, das der selbst ihm gegenüber niemals aussprechen würde. „Aber wieso nicht mit dem Schwert? Geht das hier doch nicht?“ Er fühlte bei Tessaiga nur alles wie immer. Nein, das würde er ihm nicht erklären. Obwohl, zumindest ein Satz, ehe der Narr sich noch vor einem dieser hergelaufenen Nichtsnutze blamierte. „Bakusaiga gegen einen Unbewaffneten. Es bereitet kein Vergnügen.“ Der Halbdämon musste unwillkürlich an den Vorfall vor Jahren denken, als er durchgedreht war. Sesshoumaru hatte ihn, mit Mühe, mit Tokejin bewusstlos bekommen, ihm aber nicht den Rest gegeben. Kagome hatte ihm später erzählt, es sei kein Vergnügen einen Wehrlosen zu töten. Und sie hatte ergänzt, dazu sei der Hundedämon zu stolz. Im Kampf jemanden töten, ja, als Krieger, nicht als Metzger. Vermutlich war das hier so etwas ähnliches – kein Schwert gegen einen Unbewaffneten. Naja, das Ergebnis war wohl das Gleiche. Jedenfalls sollte er sich das merken, dass die Boa als Schwanz bezeichnet worden war. Vermutlich würde sich Kagome köstlich darüber amüsieren. Ach ja. Sie würde sich bestimmt wundern wo er blieb. Und er vermisste sie. Statt ihre Küche zu genießen musste er mit diesem tattrigen Schmiedeopa samt innig geliebtem Halbbruder buchstäblich durch die Hölle wandern. Außerdem fehlte ihm ihr Geruch, ihre Wärme und sonst noch so einiges.   Der alte Meisterschmied bemerkte, dass er aus gleich vier goldfarbenen Augen angesehen wurde und verstand das zu Recht als Aufforderung. „Ja, da geht es lang. Ich kann es schlecht abschätzen, aber in einigen Stunden müssten wir am Metallberg sein. Und, da, an dem See vorbei, da wird es richtig….“ Er wollte schon sagen gefährlich, aber er hing an seinem Leben. „Unangenehm. Ich erinnere mich noch an die Begegnung mit einem sehr seltsamen Wesen, das Jagd auf Dämonen machte. Ich habe mit eigenen Augen gesehen, wie es einen Dämon mit Schwert, der Energieangriffe konnte, bei lebendigem Leib aufgefressen hat! Da sollten wir lieber weg bleiben, wenn das kommt. Es lebt aber nur rund um den See. Aber an dem müssen wir vorbei, wenn wir hier im Tal bleiben wollen.“ „Nur mal eine Frage, Opa,“ meinte Inu Yasha. „Der See ist zufällig aus Wasser oder wieder Lava?“ „Wasser. Aber ich glaube nicht, dass es trinkbar ist.“ „Toll. Langsam hätte ich nämlich gern etwas zu trinken.“ „Das wird schlecht gehen. Das hier ist nämlich die Unterwelt.“ „Halber Dämon, halbe Kraft. Toutousai.“ Sesshoumaru hatte sich bereits umgedreht. So ging der Schmied lieber wieder voran, in den Nebel, allerdings angenehm berührt, dass er die Klaue des Halbdämons prompt wieder am Arm spürte, als die Sicht schwand, und sich die Chaotenbrüder nicht wie sonst schon wegen dieser Bemerkung ein Duell lieferten. Sie hatten doch nicht etwa auf der Suche nach ihm sich ein wenig, ein klitzekleines bisschen, angenähert?   Am See lichtete sich der Nebel ein wenig, trieb jedoch in dichten Schwaden über dem Wasser dahin. Jenseits war noch der Feuerfall aus der Höhe zu erkennen, der hier allerdings abbrach. Dahinter zeigten sich unbewachsene, steile Berge, die, soweit sichtbar, sich am Ende des Sees zu einem Tal verengten. Toutousai betrachtete nervös den Nebel um sich. „Hört mal, ihr zwei, ich weiß, dass ihr keine Angst habt und auch stark seid, aber wir wollen hier nur durch, keinen Ärger, ja? Wenn etwas wie … ja, wie ein Stampfen zu hören ist, springt auf einen sehr dichten Baum. Und nehmt mich bitte mit.“ „Abhauen?“ fragte Inu Yasha empört. Sein großer Bruder schwieg, sah allerdings den alten Schmied so an, dass der schluckte. „Nicht abhauen, ausweichen,“ betonte dieser daher eilig. „Mein Meister erklärte mir später, dass die Haut von diesem, diesem Monster, von keiner dämonischen Energie, von keiner, auch nur angekratzt werden kann.“ „Aber Katerchen ist an dem vorbei gekommen?“ „Ja, vermutlich wich er auch aus. Manchmal ist Ausweichen besser als der direkte Angriff, so hat das der Herr gesagt, nicht wahr?“ Diese Frage an den älteren Sohn des verstorbenen Taishou war ein genialer Schachzug, dachte Toutousai bei sich, denn der konnte und würde kaum dieser Lehre widersprechen.   Allerdings geschah lange nichts und sie hatten den See bereits hinter sich gelassen, als etwas wie ein Zittern in der Erde zu spüren war. Entsetzt blieb Toutousai stehen. Der Nebel war hier noch immer recht dicht, aber man sah gewiss zwanzig Schritte, wenngleich schemenhaft die Umgebung. So blickte er sich hektisch um. Ein lautes Geräusch, wie von einem fallenden, großen Stein ließ erneut die Erde erzittern. „Weg!“ krächzte er panisch. Beide Hundejungen hätten sich dem, was auch immer da auf sie zukam, lieber gestellt, aber etwas, das man nicht mit Energie besiegen konnte, war schon ein lästiges Hindernis. Überdies hatten sie ihr Ziel, Katerchen zu finden und gleich in der Hölle zu belassen, nicht aus den Augen verloren. So sprang der Ältere wortlos auf einen hohen, dicht belaubten Baum und blieb auf einem dicken Ast stehen. Inu Yasha folgte prompt, den alten Schmied an der Linken mit empor reißend. Die Zwei hielten auf einem anderen Ast. Das seltsame Stampfen kam näher und Toutousai klammerte sich wohlweislich an Inu Yasha um nicht vom Baum zu stürzen, der Halbdämon hielt sich seinerseits am Stamm fest. Das „Erdbeben“ kam immer näher und etwas Gewaltiges, ein riesiger Schemen, tauchte im Nebel zwischen den Blättern auf. Selbst Sesshoumaru, der in seiner wahren Gestalt nun wahrlich nicht winzig war, fühlte sich weit überragt. Man erkannte aus der Höhe, auf der sie sich befanden, ein schwarzen Schlund, umsäumt von mehreren Reihen Zähnen, jeder so groß wie ein menschlicher Kopf. Ein schwarzes Auge schien sie direkt anzustarren, wurde aber sofort vom Blattwerk verdeckt. Die Haut glitzerte wie Schuppen, sah aber zugleich den Zählen recht ähnlich, wenngleich anliegend. Das Wesen zog weiter, ohne sie auch nur zur Kenntnis zu nehmen oder zu entdecken. Jetzt wurde auch klar was da so polterte: die riesige Gestalt bewegte sich springend voran, auf nur einem säulenartigen Bein.   Erst, als kein Geräusch mehr wahrzunehmen war, sprang der Hundefürst vom Baum, gefolgt von seinem Halbbruder und einem blass gewordenen Toutousai. „Naja, sich zu verstecken ist einfach ….“ Inu Yasha zuckte die Schultern. „Alles, was lebt, kann man auch umbringen. Manchmal dauert es nur etwas länger.“ Vor allem, wenn er an Ryuukossusei dachte. „Alles, was lebt!“ betonte der alte Schmied. „Was zur Hölle, nein, sollte ich nicht sagen, wo glaubst du denn, Jungchen, wo wir hier sind? In der Welt der Lebenden?“ Im nächsten Moment zuckte er zusammen, da er sehen konnte, dass der Halbdämon die Faust ballte und Sesshoumaru eine Braue hob. Ja, eindeutig, sie hatten sich angenähert, wenn der Ältere anscheinend begann unhöfliche Anreden für den Jüngeren auch nur zur Kenntnis zu nehmen. Das konnte ja heiter werden, wenn das so weiter ging. Toutousai konnte sich mühelos Besseres vorstellen, als irgendwo im Jenseits von beiden Hundebengeln in die Mangel genommen zu werden. Oder auch nur vergessen zu werden.   Kapitel 23: Trink, Brüderlein, trink ------------------------------------ Scheinbar endlose Zeit später lichtete sich der Nebel und es wurde merklich kühler. „Wir sind gleich durch den Nebelwald,“ seufzte Toutousai. „Dann geht es ein Tal hoch in die Berge, zum Metallberg. Ich wäre wirklich dafür, dass wir hier im Wald noch eine Pause machen. Ich bin nicht mehr der Jüngste. Und, wenn ich mich recht erinnere, werden wir bis zum Metallberg keine Deckung mehr haben.“ „Lebt dort auch noch wer?“ erkundigte sich Inu Yasha, der um nichts auf der Welt zugegeben hätte, dass er wirklich höllischen Durst hatte und sich auch gern eine Mütze Schlaf gegönnt hätte. Das letzte Mal hatte er in der Nacht vor der überstürzten Abreise aus dem Dorf geschlafen. Es machte ihm nichts aus lange wach zu bleiben, aber ohne Deckung schlafen wäre auch nicht gut. Oder, noch schlimmer, dem Herrn Halbbruder beweisen, dass man selbst eben nur halb war. Wie der das zuvor schon gesagt hatte – halber Dämon, halbe Kraft. Damit würde der wohl nie aufhören. Naja, warum auch. In dessen Augen stimmte das – allerdings gab es da doch bestimmt die eine oder andere schlechte Erinnerung. Allerdings würde er selbst den Teufel … nun gut, sicher nicht darauf hinweisen, dass er ihm schon mal den Arm gekostet hatte, also kaum so schwach sein sollte. Duelle im Jenseits hatten zwar einen gewissen Reiz, aber wenigstens er hatte seit dem letzten dazu gelernt. „Ich weiß nicht, wo die Leute abgeblieben sind, die der Kater oder auch ihr oder Miroku hierher geschickt habt. Menschen sterben sicher schnell, schon weil das Wasser vergiftet ist, das es hier gibt. Und Dämonen, nun ja, sie werden sich gegenseitig töten und essen, um länger zu überleben und ihre Energiereserven zu retten, aber mehr weiß ich doch auch nicht. Ich habe jedenfalls auf dem Weg hoch niemanden getroffen und runter auch nur hier im Nebelwald.“ Und bei diesen Begegnungen hatten ihn mehr als einmal nur Vorsicht, Ausweichen oder als letztes Mittel sein Feuerstoß gerettet. Feuermagie war etwas, mit dem die wenigsten Dämonen oder überhaupt Wesen umgehen konnten. Wenn man nicht gerade eine Feuerhexe war, wurde man Schmied. Genauer, zum Schmied berufen, denn das konnte eben nicht jeder werden, da musste er nur an Kajinbou denken. Ein missratener Schüler und sein größter Irrtum. Da hatte es auch wenig geholfen, dass sein eigener Meister ihm versichert hatte, auch zum Lehrer benötige man Erfahrung. Er hatte seither keinen Schüler mehr aufgenommen. „Keh. Dann übernachten wir am Waldrand, oder, großer Bruder?“ Toutousai dachte, er höre nicht recht, aber diese Erfahrung teilte er mit Sesshoumaru. Der Hundedämon war allerdings zu stolz eine Irritation zuzugeben und blieb nur nach wenigen Schritten stehen. Also ja, schloss Inu Yasha daraus, der mit gewissem Vergnügen diese Anrede verwendet hatte. Das war korrekt, Sesshoumaru konnte nichts dagegen sagen, aber es würde ihn ärgern, immerhin waren sie ja nur Halbbrüder. Eine kleine Genugtuung für das „halber Dämon, halbe Kraft“ wollte er doch haben, Höllentrip hin oder her. So sah er sich die Bäume im Umfeld an, ehe er geübt auf eine Astgabel sprang und sich hinsetzte. An den Stamm gelehnt konnte er gut schlafen, das wusste er aus Erfahrung. Toutousai blickte zu ihm auf, schwieg allerdings und setzte sich unten auf den Boden, allerdings ebenso an den Baum gelehnt. Sesshoumaru blieb stehen. Alter Dämon gleich halber Dämon … Nun gut. Er benötigte beim besten Willen noch keine Regeneration. Und schließlich sollte jemand sehen, ob dieses angeblich unzerstörbare Monster erneut auftauchte. Der See lag zwar hinter ihnen, aber es war aus dieser Richtung gekommen. Und nicht einmal der senile Schmied hatte behauptet es sei ein Einzelexemplar.   Als Inu Yasha die Augen aufschlug fühlte er sich deutlich erholt, wenn man von dem Durst absah, der ihm geblieben war. Allerdings bemerkte er nun erst, dass etwas wie Wasser sich in seine Nase schlich. Er sah sich um. Tatsächlich. Dort, weiter oben, blühte etwas, das er kannte. In diesen Pflanzen zogen manche Frösche ihren Nachwuchs auf, da sich darin Wasser befand. Das war eine gute Gelegenheit sich zu erfrischen und möglichst unauffällig zu bleiben, nichts mehr von Durst zu verraten. Er blickte hinunter. Der Herr Halbbruder stand wie eine Statue da und hatte sich vermutlich seit Stunden nicht bewegt, Toutousai schnarchte deutlich hörbar noch. Gut. Niemand würde ihn beobachten. Möglichst lautlos stand er auf und kletterte zwei, drei Etagen im Baum höher. Nun gut, das wusste er, der Hundedämon würde seine Bewegung trotzdem bemerken, aber sich kaum die Blöße geben und nachgucken, was er da machte. Jupp und jippieh. Die Blüten hatten Wasser. Allerdings war Inu Yasha vorsichtig genug zuerst einmal an einer zu wittern. Nichts, das war eindeutig klares Wasser. Nun gut, ein bisschen roch es schon, abgestanden und er vermutete schwer, dass das auf die winzigen Kaulquappen zurück zu führen war, die darin schwammen. So fuhr er mit der Klaue hinein und fischte sie heraus, ehe er die Flüssigkeit trank und die Kleinen wieder absetzte. So verfuhr er bei einigen Blüten, sechs. Irgendwie erschien es ihm eigen. Der Kopf wurde schwer. Und dann fiel er schlicht um – und fast zehn Meter hinunter.   „Wa…!“ Der alte Schmied fuhr erschreckt aus süßem Schlummer und erkannte erst dann den Halbdämonen auf sich. „He, was soll das, du Hundebengel? Was ist denn…?“ Da der Satz abgebrochen wurde, betrachtete Sesshoumaru, der sich bei dem Geräusch umgedreht hatte, die Lage. Inu Yasha starrte in den Himmel und schien sehr irritiert, um nicht zu sagen, noch dümmlicher als sonst. Was war denn jetzt los? Toutousai schob seine unerwünschte Last weg, ehe er aufsah. „Tja, ich denke mal, der hat Wasser getrunken. Ich habe doch gesagt, das ist hier giftig!“ Mit verdrehten Augen versuchte der Halbdämon aufzusehen. „Jakotsu hatte recht,“ lallte er. „Meine Ohren sind niedlicher, aber du bist der Hübschere …“ Was redete der denn? Sesshoumaru dachte im ersten Moment, dass der Narr oft genug dummes Zeug schwatzte, ehe er bedachte, was der Inhalt dieser lächerlichen Ausführung gewesen war. Und irgendwie guckte der so gläsern. Inu Yasha war ein Idiot, redete gern wirr, aber das war selbst für den sehr ungewöhnlich. Sekunde. Toutousai hatte mehrfach Gift erwähnt. Nur zu sehr halbdämonisch nicht zugehört zu haben. Und jetzt kippte dieser … dieser dümmste Sohn seines verehrten Vaters einfach weg. „Toutousai.“ Der alte Schmied erkannte, dass er wohl verantwortlich gemacht wurde. „Äh, ja. Wie schon erwähnt, er hat wohl das Wasser oben aus den Blüten getrunken, weil er annahm, das sei nicht giftig.“ War es jedoch offenkundig, denn da war jemand eingeschlafen oder bewusstlos. „Wann ist er wieder kampffähig?“ Die Frage, ob der sich überhaupt je erholen würde, wäre doch unter seiner Würde. „Ja, das weiß ich doch nicht,“ entfuhr es dem Meisterschmied mehr ehrlich als taktisch klug. „Ich vermute mal, dem Geruch nach, dass er betrunken ist. Das überlebt er schon, aber er wird fürchterliches Kopfweh haben, wenn er aufwacht.“ Und das zu Recht. Wie konnte man sich so gehen lassen! „Wann?“ „Äh, keine Ahnung, ehrlich nicht.“ Toutousai sah den Blick. „Wirklich nicht. Ich war hier doch nur einmal und habe das Zeug sicher nicht geschluckt! Aber ich denke, das dauert Stunden, Zeit.“ Die sie nicht hatten, denn der Kater war auf den Weg zu So´unga. So blieb nur eine logische Schlussfolgerung. „Dann trage ihn.“ „ICH?“ Da eine grünlich leuchtende Klaue gehoben wurde, beteuerte er hektisch: „Ehrlich, Sesshoumaru, ich würde das ja versuchen, aber ich bin nicht nur ein ziemlich alter Dämon und kein Fürst, zum Anderen … ich bin der Einzige, der diese Karte tragen und lesen kann, oder?“ Oh oh. Diesen Blick kannte er. Und hier zu verschwinden war so gut wie unmöglich, immerhin trug der Kerl Tenseiga spazieren und er war wohl derjenige, der am Besten wusste, was dieses Schwert im Jenseits alles vermochte, Dinge, von denen der Hundebengel hoffentlich keine Ahnung hatte. „Na schön, dann warten wir eben, bis Inu Yasha wieder wach wird.“ Keine Alternative, dachte der Hundefürst ingrimmig. Die andere Möglichkeit war eine Beleidigung, verletzte seinen Stolz zutiefst – aber der närrische Schmied hatte leider recht, und, falls er hier bei dieser Katzenjagd versagte, würde ihn nicht nur sein verehrter Vater nicht mehr kennen, dafür jedoch nur zu gut die Herrin der Unterwelt. Auch nichts, was er wollte. So streckte er den Arm aus. Wie von Zauberhand, nun eher, durch Zauberhand, schwebte der Körper des Bewusstlosen empor und wurde in einem Musterbeispiel heroischer Selbstüberwindung über die Boa geworfen. „Gehen wir.“ „Äh, ja.“ Toutousai hatte das Gefühl gerade sein eigenes Todesurteil mit angesehen zu haben, als er einen hektischen Blick auf die Karte warf und eilig voranschritt.   Die Karte zeigte ihnen den Weg durch ein ausgetrocknetes Flusstal, dessen Boden mit Geröll bedeckt war. Toutousai rutschte mehr als einmal aus und konnte sich gerade noch abfangen, aber obwohl er lauschte, konnte er hinter sich keinen Laut hören. Offenbar rutschte Sesshoumaru nicht einmal unter dem zusätzlichen Gewicht aus. Allerdings hatte Inu Yasha angefangen zu schnarchen – und das hob die Stimmung des Hundefürsten sicher nicht. Der Erste, der dem auch nur einen Vorwand lieferte, befand sich auf der Schnellstraße in das Jenseits. Nun, nicht, dass der Weg hier weit gewesen wäre, aber der alte Schmied hätte es vorgezogen noch ein Weilchen an seinem Feuer zu sitzen. Was nur hatte er wem angetan, dass er diese Woche erleben musste? Nun gut, sie kamen dem Metallberg immer näher. Das Tal führte direkt dort hin, soweit er sich entsann und dort lag auch das Portal in die Zwischenwelt, das er damals nur zu bewusst vermieden hatte. Was sollte man nur mit diesem besoffenen Hundebaby machen? Der schlief doch noch ewig … Und, er selbst sollte dringend vergessen, dass sich der Jüngere betrunken hatte und ebenso und noch viel mehr, dass er Augenzeuge geworden war, wie der Ältere den trug. Auch nur eine Anspielung darauf… oho. Ah, da vorne kam eine große Biegung des Trockentales, dann müsste links ein Teich kommen, natürlich mit viel zu viel Mineralien versehen um trinkbar zu sein, dann ging es weiter nach oben. Irgendwann man dann irgendwo noch dieser heiße Schwefelteich, ehe man die ausgetrocknete Ebene erreichte. Ja. Und irgendwo dort gab es das dunkle Portal.   Sesshoumaru war versucht sich Nase und Ohren zuzuhalten. Nicht nur, dass der Kerl, den er zu seinem Ärger hier tragen musste, schnarchte, dass er ganze Wälder damit hätte fällen können, nein, das auch noch nahe an seinen empfindlichen Ohren. Zu allem Überfluss zuckte der immer wieder zusammen, verkrampfte sich der Körper. Leider hatte er einmal, als Rin versehentlich diese falschen Pilze gegessen hatte, sie getragen, und ahnte, worauf das hinaus lief. Seine arme Boa hatte schon bei Rin gelitten – und Jaken hatte dafür bezahlt, dass der zu töricht gewesen war, die Kleine davon abzuhalten Giftpilze zu braten. Sollte Inu Yasha jetzt ebenfalls … oh, nein. Lieber sich mit der Herrin der Unterwelt anlegen. Nun ja. Auch keine Lösung. Ewig dauerte doch recht lange. Dafür würde dieser ...dieser… ihm fiel kein Schimpfwort ein, das der Lage angepasst wäre und zugleich eines Dämonenfürsten würdig… Jedenfalls würde Inu Yasha dafür bezahlen. Egal wie, egal wann. Eine große, weite Biegung. Dort oben schien jedenfalls das Tal zu enden und … Sekunde. Das roch ja ... „Toutousai.“ „Äh, ja?“ Erschreckt fuhr der Meisterschmied herum, durchaus nicht die Laune des Hundedämonen unterschätzend. „Der Teich.“ „Das Wasser ist nicht trinkbar. Zuviel Salz.“ Hatte der jetzt etwa auch Durst? Das konnte sich Toutousai nicht vorstellen. Und schon gleich zwei Mal nicht, als um den Mund des wohl gefährlichsten Dämons der Umgebung die Spezialausgabe eines sadistischen Lächeln zuckte. Ach du Schande. Instinktiv wich er etwas zurück.   Salz, ja? Jedes Wasser schien an diesem Ort sein eigenes Gift zu haben, Mineralien, Alkohol und jetzt Salz. Die Erschaffer dieser Welt hatten sicher gehen wollen, dass niemand unbeschadet hier überlebte. Aber Salz hatte, das wusste er, doch auf mindere Lebewesen eine sehr nachteilige Wirkung – ihnen wurde schlecht. Was in diesem Fall bei diesem Narren nur positiv wäre. Und den hoffentlich wieder kampffähig machen würde, wenn es zum Pass der Elemente ging. Natürlich würde er selbst mit jedem Hindernis klar kommen, aber mit zwei Leuten im Gepäck, die nicht auf sich selbst aufpassen konnten? Mit einem fast eleganten Schwung warf Sesshoumaru seine lästige Last in das eiskalte Salzwasser.   Inu Yasha erwachte davon prompt, fühlte sich jedoch sofort wieder mit dem Gesicht unter Wasser gedrückt. Er kam nicht hoch! Wollte dieser .., wer auch immer, aber er tippte auf seinen Halbbruder ihn hier ersaufen? Und dieser Schmerz! In seinem Kopf schien jemand nach etwas zu graben, ihm war schlecht und … und er musste das Wasser schlucken.   Toutousai musterte ein wenig besorgt die Szene. Der Halbdämon lag im Teich, das Gesicht nach unten und der Ältere hatte ihn ins Genick getreten und drückte den unter Wasser. Wollte der den jetzt umbringen? Sollte er einschreiten? Ehe er sich zu einer Entscheidung durchgerungen hatte, schließlich ging es um sein eigenes, wertes, Leben, zog Sesshoumaru den Fuß zurück und Inu Yasha kam keuchend nach oben und holte einen langen Atemzug. Sollte das etwa eine Ausnüchterung nach Hundeart werden? Oder eine Art Strafe? Oder alles? Jedenfalls wurde Inu Yasha gerade fürchterlich schlecht und Toutousai wandte sich aus mehreren Gründen lieber ab. Einer davon war durchaus, dass es keiner der Söhne des verstorbenen Herrn schätzte bei Blamagen beobachtet zu werden.   Inu Yasha holte tief Luft und nahm lieber noch einen Schluck des grässlichen Salzwassers, um sich den Mund auszuwaschen, ehe er herumfuhr. „Bist du denn…“ Er brach ab. Zum Einen, weil es herzlich wenig Sinn machte einen Hinterkopf anzuschreien, zum Anderen, weil ihm sein eigener Schädel bei jedem lauten Wort schmerzte. Ach du liebe Güte. Was war denn nur los? War das etwa das Wasser gewesen? War das doch vergiftet gewesen, obwohl da doch diese Kaulquappen drin gelebt hatten? „Gehen wir.“ Sesshoumaru verspürte nicht die mindeste Lust jetzt nochmals auf diesen Narren warten zu sollen.   Toutousai warf einen Blick auf die Karte, zumindest offiziell, um doch seitlich zu dem sichtlich benommenen Halbdämonen zu linsen. Ja, da hatte jemand Kopfschmerzen, dem war schlecht und sicher war ihm schwindelig. Nun ja. Was hörte der Bengel auch nicht auf ihn? Schön, der war halb ein Mensch und die benötigten ja dauernd irgendetwas, da musste er nur an die wenigen Tage denken, in denen der Herr ihn damit beglückt hatte auf Izayoi aufpassen zu sollen… Nun gut. Ja, die menschliche Hälfte hatte sicher etwas benötigt. Aber jetzt durfte die dämonische dafür gleich mitzahlen. Er sollte lieber machen, dass er ging, dachte er nur, als er beim Blick zurück auf die Karte das Gesicht des großen Bruders streifte.   Inu Yasha taumelte mehr als er ging, war allerdings nicht willens aufzugeben und sich noch mehr zu blamieren als er es wohl schon getan hatte. Du liebe Zeit. Selbst als er mit Miroku diesen Sake getrunken hatte war es ihm nicht so ergangen. Schwindel, Übelkeit, und irrwitzige Kopfschmerzen. Er konnte ja nicht einmal mit Sesshoumaru streiten, jedes Wort würde nur weh tun. Überdies hatte er den dumpfen Verdacht, dass ihn dieser Vollidiot auch noch hergetragen hatte. Toutousai wieselte verdächtig eilig vorne, Bruderherz war ebenso deutlich verdächtig stinksauer…. Ja, doch, der hatte ihn bis zu diesem Salzwasser getragen. Immerhin. Leider war ihm danach erst richtig schlecht geworden und… Na, bitte. Schon wieder. Das Salzwasser löste das wohl aus. Immerhin zitterte er danach nur, aber irgendwie ging es ihm besser. Hatte diese Idiot ihn etwa bewusst da rein gezwungen, das Salzwasser trinken zu lassen, um ihn zu entgiften? Eigentlich konnte er sich das nicht vorstellen, aber immerhin schien der ihn getragen zu haben, denn der Halbdämon fand keine andere Erklärung, wie er doch ein gutes Stück weiter gekommen war. Warum nur drehte sich diese Welt um ihn? Nie wieder, nicht nur Sake, sondern auch Wasser. Und demnächst schleunigst eine Gelegenheit suchen, damit er dem Herrn Halbbruder klar machen konnte, dass er nicht der letzte Trottel vom Dienst war. Er WAR kein wertloser Halbdämon! Musste das auch genau ihm passieren, zumal er schon geglaubt hatte, sie hätten sich in den letzten Jahren und gerade auch auf dieser Reise doch etwas angenähert. Zu ärgerlich. Aber es half nichts, durch den Kater musste er hier durch – und dieser andere Kater würde sich noch wundern ihn noch einmal wieder zu sehen. Jeder Schritt tat im Kopf weh, aber dazu schwieg er lieber.   Toutousai blieb nach dem scheinbar endlosen Aufstieg durch das immer schmäler werdende Steintal stehen und blickte sich um. „Also, damals bin ich hier da links hinauf geschickt worden, aber da wollte ich ja auch das Metall holen. Jetzt müssen wir nach der Karte da hinüber.“ Der alte Schmied deutete vor sich. Die Halbbrüder schlossen zu ihm auf, da sie erst einmal nichts erkennen konnten. Dann erst sahen sie, dass der schwarze Berg einige Meter vor ihnen nicht aus Felsen bestand. Schwarz in der Schwärze drehte sich etwas, sicher das Portal zum Pass der Elemente. Wenn man nicht wusste, dass es hier sich befand, fand man keinen Ausweg aus dieser Welt und kam hier früher oder später um. Dann allerdings fand man den Weg in die andere Welt, ohne Zweifel, allerdings eben nicht lebendig. Toutousai sah zögernd zu seinen schweigsamen Begleitern. „Äh, ich meine, wenn es euch nichts ausmacht, ich könnte hier umdrehen, ich meine, ich bin auch nie weiter gegangen.“ „Blödsinn,“ gab der Halbdämon prompt zurück. „Du kannst diese Karte lesen und weißt damit, wohin Katerchen ist. Wo ist er denn überhaupt?“ „Äh, durch den Pass und irgendwo in der Zwischenwelt, aber ich weiß nicht so genau wo. Es steht nur der Vermerk da, dass das die alte Stelle sei. Was auch immer das soll.“ „So´unga.“ Sesshoumaru hatte sich eigentlich schon denken können, dass zum Einen Shinishin wusste, wo das Höllenschwert gelagert gewesen war, als er einen Teil davon stahl, zum Anderen jedoch auch die Wesen der Unterwelt nicht für so vertrottelt hielt, die Klinge dort zu belassen, wenn der Dieb zurückkehrte. So´unga hatte gewiss ein neues Versteck – zu dem der Teil, den der Kater leider besaß, diesen allerdings früher oder später führen würde. Vermutlich warteten da auch noch Hindernisse auf diesen, aber sie schienen trotz der Fehler dieses Halbdämonen aufzuholen. „Geh, Toutousai.“ Der Meisterschmied schluckte. Es gehörte, gleich, was sich diese Hundefamilie dachte, nicht zu seinen Vergnügungen durch Portale ins Unbekannte zu springen. Aber schon der verstorbene Herr hatte da bemerkenswert stur sein können. Sturheit und eine Impulsivität, die er beide gerecht an seine Söhne verteilt hatte. „Schon gut,“ meinte Inu Yasha, bemüht seinen Fehler wieder auszubügeln: „Ich geh schon zuerst und warte drüben auf euch. Wenn mich wer angreift, leg ich ihn um.“ Das erschien nur seinem älteren Bruder als praktikable Lösung. Toutousai murmelte etwas von: „Vielleicht erst nach dem Weg fragen…?“ wurde jedoch überhört, als der Halbdämon in die drehende Schwärze sprang und von dieser verschluckt wurde. Was blieb einem armen Schmied schon übrig als hinterher zuspringen, wenn er nicht geworfen werden wollte. Wenn er sich recht entsann, zeigte die brennende Karte in seiner Hand als erstes Hindernis im Pass der Elemente Feuer an. Aber im Zweifel waren alle fünf zu durchwandern.     Kapitel 24: Grillparty der dritten Art -------------------------------------- Inu Yasha landete irgendwo und blickte sich rasch um, die Hand an Tessaiga. Hinter ihm kam soeben Toutousai durch das sich noch drehende, schwarze Portal, mit einem Gesichtsausdruck, als habe man den kopfüber in die Hölle … Oh. Der Halbdämon sah lieber woanders hin. Rechts und links, oben war gar nichts zu sehen, aber irgendwie war ihm klar, dass da auch tatsächlich NICHTS war. Vor ihnen, denn auch sein Halbbruder kam nun, befand sich dagegen ein riesiges Portal mit zwei aufschwenkbaren Türen aus Metall, die je an jeder Seite in diesem Nichts endeten oder auf dem, was wohl einen Boden darstellen sollte, schwarze, verbrannte Erde. Jeder der Flügel trug einen, wenngleich für normale Hände etwas überdimensionierten, Griff. Inu Yasha seufzte, freilich nur innerlich, denn er hatte noch immer Kopfschmerzen. Das Salzwasser hatte ihn ernüchtert, aber der Kater war geblieben. Er würde in seinem ganzen Leben keinen Sake oder sonst was mehr anrühren. Die Folgen waren ja verheerend. Nun gut. Aber jetzt waren sie wohl in diesem komischen Pass der Elemente und hinter diesem Tor lag vermutlich die erste Prüfung. So blickte er etwas hoffnungsvoll nach links, wo sich Sesshoumaru gerade neben Toutousai gestellt hatte und das Tor vor ihnen musterte, ehe der Hundefürst den Kopf wandte.   Der so wortlos von allen Seiten angefragte alte Schmied seufzte. „Ich sagte doch schon, dass ich hier noch nie war. Alles, was ich weiß, ist, dass das der Pass der Elemente heißt und nur ein Verrückter oder Lebensmüder hier durch will ….äh…“ Die Blicke, die er von links und rechts in seltener Ähnlichkeit – und Einigkeit - kassierte, gefielen ihm gar nicht. So korrigierte er sich lieber eilig. „Oder jemand mit einem sehr wichtigen Auftrag. Ja. Und ich weiß nur, dass hinter diesem Tor das erste Hindernis wartet. Vermutlich, wenn das, was ich noch lesen konnte, ehe mich ihr … ich meine, ehe ich durch das Portal gesprungen bin, war, dass es hier um Feuer geht. Und das kann ich bestätigen. Hinter diesem Portal liegt Feuer.“ „Echtes oder bloß Feuermagie?“ erkundigte sich Inu Yasha prompt, ließ jedoch die Hand von seinem Schwertgriff sinken. „Feuermagie ist echtes Feuer, Hundebengel!“ fauchte der Schmied unverzüglich. „Aber das kann eben nur jemand feststellen, der sie auch besitzt.“ „Also machen wir das Tor auf und gucken nach.“ Der Halbdämon war stets für die ergebnisorientierte Lösung. Sesshoumaru sah auch keine andere, allerdings bedachte er eine Kleinigkeit, die dieser senile Schmied erwähnt hatte. „Feuermagie. Öffne, Toutousai.“   Was zur Hölle… nein, das sollte man in derartigen Gefilden nicht auch nur denken, aber was hatte er nur verbrochen, dass er mit diesen zwei Chaoten durch solche lebensgefährlichen Gegenden reisen musste? Der Meisterschmied überlegte jedoch seltsam parallel, wie er die Hundebrüder davon abhalten konnte zu ihren Schwertern zu greifen. Vermutlich würden sie es sogar schaffen das erste Tor zu zerstören, aber seine Feuermagie warnte ihn eindringlich vor dem, was dahinter lag. Wie der Vorschlag umzudrehen aufgenommen werden würde, konnte er sich vorstellen. Und Myouga? Immer, wenn man diesen Floh mal wirklich brauchen konnte, war der weg. Der war doch als Berater des Fürsten eigentlich für solche Erklärungen verantwortlich, oder? Wie also sagte man das zwei so gefährlichen Kindern, ohne selbst in deren Fokus zu geraten? Schnell, denken, Toutousai! „Äh, ich kann das nicht öffnen, wie ihr zwei unschwer feststellen könntet, wenn ihr euch das Tor anseht. Es sind zwei Flügel, die gleichzeitig geöffnet werden müssen. Und, ehrlich gesagt, das, was dahinter liegt, ist ziemlich... naja, eine heiße Sache. Ja, schon gut. Ich gehe und sehe mir das mal genauer an.“ Der arme Schmied umklammerte die brennende Karte als könne sie ihm helfen. Leider war bislang dort kein heißer Tipp seines Meisters aufgetaucht. Oder war das mit der Bemerkung: Feuer etwa schon einer gewesen? Feuer? Feuermagie? War das vielleicht die Hilfe, der Schlüssel? Je näher er dem Portal kam, umso klarer wurde ihm, dass die Metallplatten des Tores förmlich von der Hitze dahinter glühten, ja, selbst bereits die Farbe von Metall in Schmiedeasche angenommen hatten. Puh. Wenn die Chaotenbrüder wirklich das Tor zerstören würden, wären sie nur mehr ein Häufchen Asche. Hier kam niemand durch. Jedenfalls niemand, der nicht über Feuermagie verfügte. Ja, vielleicht war das eine Chance, aber … Das war wirklich verflixt heiß und er war nicht nur Schmied, er wohnte auf einem Vulkan! Schnell, denk nach, beschwor er sich. Beide Hundebrüder hatten Geduld nicht gerade gepachtet und womöglich „schwenkte“ auch nur einer der Narren seine Klinge – was das aus denen Zweien und vor allem aus ihm machen würde … Denn eines war klar – der Pass der Elemente sollten Seelen davon abhalten der Zwischenwelt zu entkommen, aber auch Lebende dort hinein zu gelangen. Außer sehr mächtige Leute, ja. Leider gehörte dieser lausige Kater dazu, denn hier lag kein Aschenhäufchen herum und er hatte noch nie von Straßenfegern in der Unterwelt gehört. Und jetzt stand er hier, ein alter Schmied, der in Ruhe seinen Lebensabend genießen wollte und wurde nach einer Woche der Entführung auch noch gezwungen mit den größten Chaoten, die diese und alle anderen Welten je gesehen hatten, auf Reisen zu gehen. Die würden es doch noch schaffen die höchsten Etagen dieser anderen Welt zu verärgern, weil sie die Unterwelt platt machen wollten. Ob es ihnen gelang sei dahin gestellt, aber er hatte gehört, was sie allein mit dem wahren Grab ihres eigenen Vaters angestellt hatten. Der arme Herr würde sich ja kaum selbst mehr erkennen. Gleich. Er musste ihnen eine Idee liefern, und das schnell.   So drehte er sich um. Na bitte. Gerade noch, dass das Hundebaby nicht schon auf und ab trippelte und der Ältere die Hand am Schwert hatte. Es konnte sich jedoch nur noch um Minuten handeln. „Also schön. Feuermagie. Und zwar der richtigen Sorte. Das ist sehr heiß, selbst für Leute wie euch ...äh, wie Euch, Sesshoumaru-sama.“ Ein Höllentor war ein unpassender Ort um auszuprobieren, wie Bakusaigas Angriff aus der falschen Perspektive aussah. „Ich sehe nur eine Möglichkeit, wie wir da durchkommen. Ihr zwei öffnet gleichzeitig das Tor und ich halte mit meiner eigenen Feuermagie die Flammen, die sich da befinden, in Schach. Dann müssen wir aber sehr schnell werden, denn ich vermute mal, dass man wirklich nicht lange Zeit hat, jawohl. Und ich fände es nett, wenn ihr mich mitnehmt. Ich bin alt und nicht mehr so schnell wie früher.“ „Ach,“ machte Inu Yasha verdächtig ruhig. „Und wie ist dann Katerchen allein hier durchgekommen? Standen da Pförtner?“ Ein Ja, erkannte Toutousai gerade noch, hätte impliziert, dass er einen Dämonenfürsten samt Erben gerade als Pförtner titulierte. Obwohl es irgendwie doch die Wahrheit gewesen wäre. „Äh, naja, so will ich das nicht ausdrücken,“ begann er behutsam. „Aber ich fürchte, der Kater kommt hier leichter durch. Zum Einen ist er diesen Pfad schon einmal gegangen, sonst hätte er ja kein Stück des Höllenschwertes, ich weiß nicht, ob er da allein war, außerdem trägt er jetzt So´unga zumindest teilweise. Das wird ihm die Tore öffnen … naja, so ähnlich wie die Schuppen der Drachen euch in Mines Vulkan brachten.“ Aber der Dämon vom Festland besaß eben noch eine ganz gehörige Portion Magie, anscheinend sogar Elementmagie. Inu Yasha nicht. Sesshoumaru, vielleicht. Zumindest würde der niemals zugeben das nicht zu tun. Diese Ignoranz war hier nur gefährlich, aber wem sollte er das sagen, der zuhören würde? Langsam begriff er, warum Myouga sich so gern vor einem Aufenthalt bei diesen zwei Chaoten drückte.   Ja, die Schuppen der Himmelsdrachen… Die Blicke der Halbbrüder trafen sich an dem Schmied vorbei, beide nicht willens über diese kleinen Abenteuer zu reden. So meinte Inu Yasha nur: „Wenn das hier helfen würde? Ich habe meine noch.“ Er zog sie aus dem Ärmel. Er hatte sie eigentlich als Souvenir Kagome mitbringen wollen, immerhin leuchtete in ihr das Licht eines Sonnendrachen, die es nicht mehr gab. Toutousai zuckte die Schultern, ehe er sie hängen ließ. „Nein, gegen das Feuer sicher nicht, aber vielleicht später. Verflixt, Junge, ich war hier doch auch noch nie.“ Und er hatte hier auch nie herkommen wollen. „Schön.“ Der Halbdämon schob die Schuppe wieder in die Ärmeltasche. „Also keine Schuppen, kein Pfad der Dunkelheit, jetzt vielleicht auch keine Windnarbe? Langsam wird es albern.“ „Das hier ist die Unterwelt und du bist auf dem Weg in die Hölle, du dämlicher Halbhund,“ ereiferte sich der Meisterschmied, ehe er bemerkte, dass sich gleich zwei Klauen auf Schwertgriffe senkten, zwei Daumen in erfahrener Kriegermanier die Sicherungen lösten. Diese Warnung konnte nur ein Lemmingsdämon mit masochistischen Tendenzen missverstehen und so seufzte er: „Also, macht das Tor auf. Ich versuche, dass weder ich noch ihr verbrannt werdet.“ Zu seiner Erleichterung sanken die Hände, denn er vermutete schwer, dass diese zwei Irren in gewissen Stimmungslagen keinerlei Hemmungen haben würden einen alten Freund ihres Vaters direkt vor einem Höllentor umzunieten. „Die Windnarbe.“ Da der Hundefürst offenkundig in Gedanken war, hielt es Toutousai nach der kleinen Mahnung von eben für klüger zu schweigen. „Ja, die müsste hier gehen,“ erwiderte dagegen der jüngere Halbbruder, zu sicher nach den letzten Tagen, dass es auf dieser Reise kein Duell geben würde – und zu neugierig auf die Folgerung. War er etwa nützlich, nun ja, Tessaiga? „Also, Tor öffnen, der Schmiedeopa hält für einen Moment die Flammen von uns ab, ich haue drauf und wir laufen durch den Gang, der so entstanden ist? Toutousai kann uns mit seiner Magie noch zusätzlich beschützen?“ Sesshoumaru fühlte etwas wie Erstaunen. Ja, das war der Plan. Nur, seit wann konnte Vaters zweiter Sohn denn mitdenken? Färbte er selbst etwa ab? Kaum, dazu hätte Jaken bereits Jahrhunderte Zeit gehabt. Bemerkenswert war es freilich. Inu Yasha grinste. Ha. Er war nützlich. „Also, Schwertbieger, dann mach dich mal bereit.“ „Äh, Sekunde,“ krächzte Toutousai entgeistert. Das hielten diese zwei Chaoten doch nicht etwa für einen guten Plan? Ja, es mochte funktionieren – wenn man ein Sohn des Inu no Taishou war, aber an ihn dachte wieder einmal keiner. „Das wäre schon möglich, denke ich, aber vielleicht habt ihr mal wieder vergessen, dass ich kein Jungspund mehr bin? Windnarbe schön und gut, so ist das vielleicht zu schaffen, ich kenne sie, aber ... Ich spurte sicher nicht mehrere hundert Schritte.“ „Keh!“ war Inu Yashas Kommentar, der genau wusste wo der alte Zausel wohnte – und anscheinend problemlos mit den vulkanischen Aktivitäten da klar kam. „Ist das so,“ kam es nach kleinen Pause von dem Hundedämonen, was den Hauptbetroffenen ahnen ließ, dass der tatsächlich überlegt hatte, ob das eine praktikable Lösung wäre eine lästige Begleitung loszuwerden. Allerdings hatte Sesshoumaru auch gerade eine Entscheidung getroffen. „Dann wird Inu Yasha dich tragen.“ Besagter Halbbruder stellte fest, dass er als ZU nützlich eingestuft wurde, und warf dem Älteren einen Blick zu, der ein einziger Vorwurf im Sinne von: „Muss ich denn hier alles allein machen?“ war. Das wiederum beleidigte Sesshoumarus Stolz und er sagte nur: „Ich übernehme die Rückendeckung.“ Ohne weiteres Wort schritt er zu dem Tor und positionierte sich vor dem linken Flügel. Na schön, also war er nützlich. Zufrieden wandte sich Inu Yasha dem rechten Tor zu, sicher, dass er zwar den Schmied am Hals hatte, aber sich um Feuer von hinten keine Sorgen machen müsste. Da das jetzt allerdings sicher schnell gehen musste, löste er Tessaigas Sicherung erneut, ehe er entschlossen nach dem Griff fasste, bemüht, die bedrohliche Hitze und den Schmerz zu ignorieren.   Der alte Meisterschmied blieb wie erstarrt stehen, als sich das Tor vor ihm öffnete, bemüht, seine eigene Feuermagie dem gleich heranrasenden Unheil entgegen zu setzen. Wie befürchtet drang eine glühende Lohe bereits aus dem kaum geöffneten Portal. Er drängte sie zurück. Eigentlich hatte Inu Yasha recht. Wie war der Kater hier allein durch gekommen? Was konnte der überhaupt? Immerhin hatte der auch Mine und ihre Krieger besiegt. Gleich. Au weia. Erneut schob er die fauchenden Flammen zurück. Das wurde schwierig. Wieso brauchte denn das Hundebaby so lange die Windnarbe zu schlagen? Ah! Im nächsten Moment fühlte er sich gepackt und auf den Rücken des Halbdämonen geschwungen, der das aktivierte Tessaiga bereits in der Hand hielt. Toutousai blieb nichts als sich festzuklammern und erneut seine Magie zu einem schützenden Bannkreis zu sammeln, als die Windnarbe mitten in die höllische Glut gejagt wurde. Ein dunkler Weg inmitten des Feuers entstand, an dessen Ende in erneutes Portal zu sehen war.   Inu Yasha zögerte nicht und rannte los, sicher, dass ihm samt seiner Last, sicher keine drei Minuten blieben um die Strecke zu durchlaufen und dazu das zweite schwere Tor, gemeinsam mit seinem Halbbruder, zu öffnen. Hoffentlich ... Ah, der war schon halb neben ihm. Schnell war der Kerl ja, das musste man sagen. Der hätte sicher auch ganz aufholen könne, behielt aber, wie er gesagt hatte, die Rückseite im Auge. Nun ja. Mit dem an der Seite machte es wirklich mehr Spaß. Sogar eine Wanderung durch die Unterwelt. Trotzdem vermisste er Kagome… Verflixt. Seine armen Ohren!   Toutousai bemerkte ebenso wie sein Träger, dass die Flammen rechts und links neben ihnen wieder höher wurden, sich bedrohlich immer weiter aufeinander zu bewegten. Das Knistern um sie schwoll erneut zu einem förmlichen Gebrüll an. Es war fast, als liefen sie durch ein tosendes Meer aus Feuer. Und das Portal war zwar in Sichtweite, musste jedoch noch geöffnet werden. Hoffentlich ging das gut. Er selbst benötigte jetzt schon alle Kraft und Magie um eine Art Blase um die Hundejungen und sich selbst zu legen. Das wurde eng. Konnten die Zwei denn nicht schneller rennen? Argh! Er wurde förmlich abgeworfen, als Inu Yasha erneut zu dem rechten Torflügel lief, sicher, dass sie es ebenso machen würden wie eben. Prompt war Sesshoumaru auch auf der linken Seite und gemeinsam zogen sie das Tor auf. Dahinter herrschte Stille und Dunkelheit – und Kühle, zumindest im Verhältnis zu der Flammenhölle, durch die sie gerade gelaufen waren. Der alte Meisterschmied erkannte das rettende Ufer und rannte los, so schnell ihn seine zitternden Beine noch trugen. Nicht verwundert, dass sich die anderen Zwei ihm sofort anschlossen und das Portal mit einem lauen Knall zufiel, ließ er sich auf die Knie auf den hier felsigen Boden fallen, ehe er besorgt nach seinen verbliebenen Haaren tastete. Die Hundebrüder blieben stehen und blickten sich erst einmal um, die Klauen halb erhoben um rasch zu ihren Schwertern greifen zu können. Aber nichts und niemand zeigte sich, außer einem Lichtschein ein gutes Stück entfernt. Erst dann prüfte Inu Yasha kurz seine Ohren, deren Spitzen leicht angesengt worden waren. „Ich hoffe nur dem Kater hat es hier richtig schön die Schnurrhaare verbrannt!“ zürnte er.   Tatsächlich wäre Shinishin, der inzwischen einsam durch die Zwischenwelt wanderte, nur zu froh gewesen, hätte er sich die Schnurrhaare versengt. Er war in seiner wahren Gestalt rasch durch die Flammen gekommen, die er mit seiner … nun, geborgten, Feuermagie beruhigt hatte. Leider war er dennoch nicht schnell genug gewesen und sein armer Schwanz war in Flammen gestanden. In der Pause wischen den Elementen hatte er hektisch erst einmal seine Rute gelöscht, ehe er sich zurück verwandelte. Dabei musste er leider feststellen, dass sämtliche Haare dort verschmort waren. Das würde zwar regenerieren, aber momentan stand sein Schwanz zur Heilung steif, gerade und rosa nach hinten ab. Kein imposanter oder imponierender Anblick. Da er ein Katzenfürst mit Stolz war, hatte er also darauf verzichtet hier in der Zwischenwelt in seiner wahren Gestalt zu erscheinen. Schließlich wollte Katze nicht von Seelen ausgelacht werden. In seiner menschlichen Gestalt waren zwar beide Boas deutlich kürzer, sie reichten ihm nun nur bis zu den Schulterblättern, aber das war deutlich unauffälliger. Er blieb stehen und zog sein Schwert, samt dem Stück So´unga darin. Es pochte, als er es probehalber in verschiedene Richtungen hielt, allerdings in eine hektischer. Damals hatte er das Schwert auch in dem Schwebenden Schloss gespürt, gemeinsam mit diesem törichten, japanischen. Elementmagier, der ihm von dem Pass der Elemente und dem Weg in die Zwischenwelt erzählt hatte. Natürlich war er zwar an einem mächtigen Schwert interessiert, weniger allerdings daran, deswegen in die Unterwelt zu gehen. Dann hatte dieser einfältige Magier doch noch erwähnt, dass sich So´unga momentan nicht nur auf der Erde, sondern in einem Dämonenschloss befand. So war er mit diesem nach Japan gereist. Der Magier hatte sich als Lehrer des Sohnes dieses Fürsten entpuppt, ja, genau, auch ein Hund, und ihn, Shinishin, als Lehrkraft einstellen lassen, der diesem jungen Hund etwas über das Festland beibringen sollte. Hm. War das etwa dieser Sesshoumaru gewesen? Nein, unmöglich. Diese Hundedämonen sahen aber auch alle gleich aus. Nun gut, als es ihm gelungen war, wenigstens ein Stück dieser berüchtigten Klinge, ein, wie er damals und auch jetzt hoffte, unauffälliges Stück, an sich zu bringen, hatte der gute Magier samt seinen Fähigkeiten eben daran glauben müssen. Er hatte ihn in seiner wahren Gestalt gefressen und sich so buchstäblich Kenntnisse der Elementmagie einverleibt, vorgeblich gegenüber dem Fürsten und dessen ungewöhnlich großer Anzahl an Kriegern, um So´unga zu beschützen, das scheinbar unberührt in seinen Bannkreisen ruhte. Dann war er allerdings schleunigst auf das Festland zurückgekehrt, ehe doch noch jemand die kleine Beschädigung bemerkte. Leider hatte sein schöner Plan einen winzigen Fehler besessen, da er sich erst einmal nach Hause zurück ziehen musste, um wirklich zu lernen mit dieser Elementmagie umzugehen. Inzwischen war Shishinki allein und ohne Hilfe in Japan geblieben, hatte später den so genannten Inu no Taishou getroffen und gegen den verloren – was ihn selbst durch dessen Hilferuf wieder nach Japan gebracht hatte, um dem bei der Regeneration zu helfen, ehe er sich wieder in seine Höhle zurück gezogen hatte. Hm. Wie viel Zeit war seither vergangen? Dieser Hundebengel hatte doch gesagt, er habe Shishinki getötet. Und der war der Sohn des bestimmt selbsternannten Inu no Taishou. Der Hundefürst damals hatte sich nie so genannt. Der war eben ein Fürst gewesen. Aber … Selbst, wenn man berücksichtigte, dass Dämonen sehr alt wurden … Shishinki war womöglich altersschwach gewesen? Hatte er selbst tatsächlich Jahrhunderte in der Höhle verbracht ohne es zu bemerken? Jedenfalls beherrschte er nun die Elemente, was ihm im Pass sehr geholfen hatte, und ihm bei seinem Rückzug aus der Unterwelt auch gewiss helfen würde. Vor allem auch bei der Aufgabe das Höllenschwert zu meistern. Damit, so hatte ihm der Elementmagier versichert, könne man die gesamte andere Welt beherrschen und mit den ganzen verstorbenen Kriegern auch die der Lebenden. Dieser Narr hatte das selbst gewollt und sich ausgerechnet an ihn gewandt. Nun gut, den besten Krieger, aber eben auch ehrgeizigen Dämonenfürsten.   „Gehen wir.“ Sesshoumarus kühler Befehl ließ den alten Meisterschmied sich seufzend aufrappeln. Wirklich, er war doch keine achtzig mehr und solchen Strapazen nicht mehr gewachsen. Aber wenn er nicht mitgehen würde, nun ja, der Jüngere mochte sich um ihn kümmern wollen, aber Inu Yasha neigte dazu voreilig zu sein – und niemand garantierte schließlich, dass sich das nächste Tor nicht vor seiner Nase schloss, nachdem die Hundebrüder durch waren? Nur einige hundert Schritte später hielt das ungewöhnliche Trio an, Toutousai blieb vorsorglich hinter seinen Begleitern, lugte aber nun an denen vorbei. Was war los?   Das, was ihnen in der Dunkelheit als Licht erschienen war, entpuppte sich als überaus schmale, hohes Tal, das oben in diesem Nichts endete. Herausklettern oder – springen war schon einmal unmöglich. Man musste den gewundenen Pfad gehen. Soweit man bis zur ersten Biegung erkennen konnte, war der Pfad hier unten schmal, nur für eine Person, und gewunden. Die Wände empor, sicher hundert Meter hoch, waren glatt. Nur in gewissen Abständen zeigte sich etwas wie Rillen oder Markierungen, parallel zu dem Weg, der aus Sand und kleinen Steinchen bestand. „Das Element Erde,“ flüsterte Toutousai unwillkürlich. Dieses Tal war irgendwie unheimlich, als habe ein Riese das mit einem Schwert in den Boden geschlagen. Selbst, falls statt des Nichts der anderen Welt dort oben blauer Himmel gewesen wäre, hätte man hier unten kaum etwas davon mitbekommen. Es herrschte ein ungewisses, düsteres Licht. Der Hundefürst schritt wortlos voran. Ein Zurück gab es nicht. Sein kleiner Bruder folgte sofort, sicher, dass, wenn es hier eine Gefahr gab, sie von vorne kommen würde – schließlich gab es hinter ihnen nichts Unbekanntes. Ein unhörbar vor sich hinfluchender Schmied folgte ihnen resignierend, mit allerlei Beschwerden an seinen alten Herrn im Kopf. Dieser Notizzettel würde lang werden!   Kapitel 25: Blut ist dicker als Wasser -------------------------------------- Toutousai sah sich beunruhigt um. Er war nicht umsonst in durchaus gefährlichen Zeiten so alt geworden. Hier stimmte etwas nicht, das sagte ihm sein Überlebensinstinkt. Der schmale Pfad zwischen den steilen Felswänden wand sich hin und her, manchmal hatte er schon den voran gehenden Sesshoumaru aus den Augen verloren, aber wenigstens das Hundebaby als Orientierung behalten. Den zwei Chaoten schien es nichts auszumachen: das trübe Licht, die absolute Stille, selbst das unbestimmbare Nichts, das hier in dieser Höllenwelt den Himmel ersetzte. Sie gingen einfach weiter, als ob kein Wässerchen sie trüben könnte. Aber er war sicher, dass diese Elementprüfung mit der Erde zu tun hatte. Marschierten sie etwa schnurstracks tiefer? In die eigentliche Hölle? Nein, irgendwie blieb der Pfad eben, relativ, zumindest. Nur Sand und kleine Steinchen. Wenn sich das Tal einmal in einer Kurve zu etwas weitete, in dem man zu dritt nebeneinander hätte stehen können, fanden sich im Sand auch größere Felsbrocken, kniehoch, abgerundet, manche platt. Seine exzellenten Sinne als Schmied zeigten ihm, dass es sich wirklich nur um Felsbrocken, größer und kleiner handelte, kein Erz. Immerhin. Wieso nur machte das den Beiden nichts aus? Keiner von denen hatte die Klaue am Schwert, sie wirkten fast locker. Nein, so dumm konnten doch nicht einmal diese Hundejungen sein. Das hier war eine Falle. Und sie waren drauf und dran reinzufallen, auf was auch immer. Aber dem alten Meister war klar, dass keiner seiner Begleiter auch nur einen Pfifferling darauf geben würde, was er sagte. Dazu war die Szene zuvor, so die Hände an SEINE Meisterschwerter zu legen, doch eine deutliche Warnung gewesen. Die Zwei würden es fertig bringen ihn mit seinem Tessaiga umzubringen, mit Bakusaiga gleich dazu, und ihn dann mit Tenseiga wieder zu beleben, wenn ihnen einfiel, dass er vielleicht noch nützlich wäre. Leider war das nichts, worauf man sich verlassen sollte. Wie hatte der verehrte Herr, der immer so ruhig und gelassen war, nur zwei solche Chaoten zeugen können? Weder Izayoi noch gar die Hundedame hatten daran Anteil, da war er sicher. Das war der Vater, denn sonst wären die Zwei sich doch nicht dermaßen ähnlich, auch, wenn niemand, der am Leben bleiben wollte, das ihnen sagen sollte. Aha. Zumindest Inu Yasha warf jetzt mal einen Blick hoch. Solche Schluchten konnten gut eine Falle sein, Toutousai entsann sich, wie der Taishou einmal ein gesamtes gegnerisches Heer darin eingeschlossen hatte. Ja. Das war ein sehr einfacher Sieg gewesen, aber der Herr hatte nur gemeint, wenn man eine Schlacht beginne, sollte man auch immer wissen, wie sie endet. Nun ja. Jedenfalls hatte der verstorbene Taishou immer die Gegend auszunutzen verstanden.   Inu Yasha warf erneut einen prüfenden Blick die steilen Wände empor. An irgendetwas erinnerte ihn dieser Weg, als sei er ihn schon irgendwie mal gegangen. Oder nein, nicht diesen hier. Aber es war eine Schlucht gewesen, ähnlich schmal – und ziemlich nass. Neben dem, was ein Weg darstellen hatte sollen, war ein reißender Gebirgsbach ins Tal geschossen und hatte die gesamte schmale Schlucht und dabei auch ihn und seine Freunde, gründlich durchnässt. Er hatte dazu etwas gesagt, ja. Und dann hatte Sango gemeint, ja, was nur …. Kagome hatte ihr zugestimmt und Miroku dann auch. Was war das nur gewesen? Da waren allerdings im Gegensatz zu dieser Schlucht hier auch kleine Bäumchen an den Felswänden gewachsen, verkümmert und verkrümmt, die nassen Wände waren mit Algen und Flechten bedeckt. Davon war hier keine Spur, also deutete nichts darauf hin, dass der Bach … genau. Seine Freunde waren sich einig gewesen, dass sie möglichst schnell aus dieser Schlucht sollten, damit sie in Sicherheit wären, wenn der Bach durch Regen oder gar Unwetter weiter oben in den Bergen rasend schnell anschwoll. Hier gab es allerdings keinen Bach und, wenn er so die Witterung prüfte, eigentlich nicht einen Hauch von Wasser. Kagome hatte dann, weil sie das mal in ihrer Schule in ihrer Zeit gelernt hatte, gemeint, es gäbe auch trockene Täler in Wüsten, in denen man nicht übernachten sollte, weil eben auch da Regen plötzliche Fluten auslösen könne. Miroku hatte das aus eigenem Erleben bestätigt. Ja. Das war lange her. Aber, dieser Schwertbieger mochte senil sein, aber der hatte doch etwas vom Element Erde gemurmelt und nicht von Wasser? Nun ja, wenn sich hier die Feldwände aufeinander zubewegen würden, säßen sie aber auch herzallerliebst in der Klemme. Im wahrsten Sinn des Wortes. Denn hier gab es nur eine Person, die fliegen konnte – und, wenn er Bruderherz recht einschätzte, würde der sich kaum die Mühe machen ihn oder gar Toutousai vorher noch einzusammeln. Dennoch. Hier war etwas, das spürte er. Nun gut. Der Pass der Elemente sollte ja auch eine Todesfalle sein – für Lebende. Konnte eigentlich auch etwas eine Todesfalle für Seelen sein? Dieser Weg sollte ja für Wesen aus der Zwischenwelt versperrt sein. Hm. Fragen würde vermutlich nichts bringen. Aber mal sehen, ob sie irgendwann diesen verrückten Kater finden würden. Der musste doch irgendwann mal einen Fehler machen, das hatte sogar Naraku – und dessen Pläne waren deutlich raffinierter und besser durchdacht als die vom Shinishin. Der hätte Mine nie umgebracht, sondern mit irgendwelchen Lügen dazu gebracht ihm zu helfen, wie damals Abi und ihre Mutter und so viele andere. Er hob erneut etwas den Kopf und schnupperte. Nein, keine Feuchtigkeit, kein Wasser. Nun, er war nicht böse darum. Erstens wäre eine Flut hier riskant und zweitens – kein Wasser mehr in der Unterwelt! Sein Kopf tat immer noch weh!   „Angst, Inu Yasha?“ Der etwas spöttische Satz des vor ihm Gehenden, machte dem Halbdämonen klar, dass sein wiederholtes Wittern aufgefallen war, auch, wenn sich der Herr Halbbruder natürlich nicht mal umgedreht hatte. „Keh! Für den Fall, dass du in der Schulstunde gefehlt hast … Schluchten haben einige unschöne Eigenschaften. Tolle Fallen und auch Fluten.“ Das stimmte freilich, aber Sesshoumaru war ein wenig erstaunt, dass der Jüngere dies wusste. Denn DER hatte sicher keine Stunden in Geografie gehabt, wenn man von Izayoi absah und Myouga in irgendeiner Form für voll nahm. Wenn er allerdings dessen Leben in der Jugend richtig einschätzte, war der nur aus Erfahrung klug geworden. Korrektur. Erfahren. Klug und Vaters zweiter Sohn in einem Satz – nein. Er hatte recht, triumphierte Inu Yasha, wenngleich lautlos, schließlich tapste der alte Schmied hinter ihm. Denn der Hundedämon ging ohne Zögern oder ein Wort zu verlieren weiter. Sie wussten es. Toutousai hatte keine Ahnung, ob er begeistert sein sollte, dass sie nicht ahnungslos in eine Falle rannten oder sich die Hand vor die Stirn schlagen sollte, dass sie um die Gefahren wussten, die aber offenkundig ignorierten. Immerhin, fiel ihm jetzt auf, dass zumindest das Hundebaby immer wieder einen forschenden Blick die steilen Wände empor warf. Als ob das was helfen würde!   Der Halbdämon entdeckte weit oben eine Art Vorsprung, halbrund und ziemlich wackelig aussehend, wie er befand. Immerhin war das der Erste in dem gesamten Tal, das sie bereits entlang gelaufen waren und so beschloss er nach weiteren Ausschau zu halten. Er war sich allerdings keineswegs sicher, ob er nicht schon andere übersehen hatte. Vielleicht jedoch konnte das nützlich sein? In seinem gesamten Leben hatte das Überleben nur oft genug davon abgehangen ob er sich besser auskannte, besser die Umgebung erkennen konnte, als derjenige, der ihn fressen wollte. Klar, dass der Herr Halbbruder da keinen Gedanken dran verschwendete. Was aus einem Typen geworden war, der DEN fressen wollte … nun ja, dachte Inu Yasha. Weder dessen Mutter noch Vater, geschweige denn später der selbst hätten auch nur eine Alternative zur Unterwelt gesehen. Wehmut stieg in ihm auf. Weder er selbst, geschweige denn Mama, hatten sich großartig verteidigen können. Vater hatte ihm Tessaiga hinterlassen, ja, aber es wäre schöner gewesen, wäre der selbst da gewesen. Immerhin bewies die Klinge, dass sich Mutter nicht geirrt hatte, der mächtige Hundedämon auch sein zweites Kind hatte beschützen wollen, sichern wollen. Ob Vater da schon seinen Tod vorausgesehen hatte? Konnten das reinblütige Dämonen oder zumindest ihre Fürsten? Gleich. Sie mussten hier durch, sonst bekam dieser durchgeknallte Kater das noch durchgeknallter Höllenschwert, und, wenn er sich nicht komplett irrte, Bruderherz samt ihm den Auftrag das zu stoppen. Moment mal. Seit wann und wieso erhielten eigentlich sie beide, auch noch zusammen, den Auftrag: rettet die Welt? Soweit er wusste hatte sich keiner von ihnen um den Job beworben. Hatte da Toutousai bei seinen offenkundigen Verbindungen in die andere Welt, siehe mal eben Erz in der Spiegelwelt sammeln, etwa mehr gesagt als er gesollt hätte? Der war doch schon so auffällig unauffällig bei ihrem Kampf gegen das eigentliche So´unga sinnlos in der Gegend herumgestanden und hatte, zugegeben, Rin und Sango und Co beschützt. Nun, noch eigentlicher war das Miroku gewesen. Was also steckte hinter diesem alten Zausel? So vertrottelt konnte doch nicht einmal der sein, ihnen beiden Unannehmlichkeiten aus purem Sadismus aufzuhalsen. Und Katerchen war, So´unga freilich auch, jemand, der besser in der Hölle aufgehoben war. Hm. Da oben war wieder ein Felsvorsprung. Form ähnlich, allerdings sehr weit oben. Das musste schon ein gewaltiger Sprung werden. Sesshoumaru konnte fliegen, naja, schweben, aber den senilen Opa hatte gewiss wieder er selbst am Hals. So wandte Inu Yasha den Kopf. „He, Schmiedeopa!“ „Ja.“ Das klang nur wie ein Seufzen eines der ältesten und bekanntesten Meisterschmiedes der letzten Jahrtausende. Eigentlich wollte Toutousai wirklich nicht wissen, welchen so genannten guten Einfall das Hundebaby da wieder ausbrütete, zum Anderen wusste er nur zu gut, dass an diesen Idiotenbrüdern und ihren (R)-einfällen in diesem Pass der Elemente und auch später noch sein bescheidenes Leben hing. „Ja. Ich heiße übrigens Toutousai.“ Wieso konnte sich kaum einer dieser Hunde einen Namen merken? „Weiß ich doch, Schwertbieger. Also, wenn was kommt, das dich überrascht, packe sofort mein linkes Handgelenk so fest du kannst. Den Rest überlässt du mir, klar.“ Der arme Alte hätte einiges einwenden mögen, aber immerhin erkannte er, dass ihm da Schutz angeboten wurde. Zwar enthüllte sich ihm nicht welcher Art, aber das Hundebaby hatte zugesagt sich um ihn zu kümmern. Eine gute Nachricht nach den letzten Erfahrungen mit den Idiotenbrüdern. „Wo steckt eigentlich Katerchen?“ fragte der Halbdämon prompt im Weitergehen. Toutousai warf einen Blick auf die brennende Karte. „Er geht anscheinend zu den Ort, an dem So´unga einst versteckt worden war, ehe es in die Welt der Lebenden geschafft wurde. Moment mal - Könnte der Kater sein Stück nicht dort, also in der Welt der Lebenden, gestohlen haben?“ Jetzt blieb Sesshoumaru stehen und wandte sich überaus langsam um, Zeit genug, damit dem alten Schmied auffiel dass er damit soeben unterstellt hatte, dass Shinishin dessen Vater oder gar Großvater bestohlen hätte. So suchte er sein Heil in der Wahrheit. „Das ist sicher die Stelle, wo So´ unga einst hier unten versiegelt worden war. Und das Bruchstück führt ihn dahin, da liegt es aber ebenso sicher nicht mehr, wenn hier nicht alle schlafen. Das Bruchstück wird ihn freilich auch zu dem neuen Versteck führen, aber ich denke, hoffe doch, dass da Fallen lauern, die ihn zumindest aufhalten.“ „Uninteressant,“ befand Inu Yasha und sein großer Bruder schloss sich dieser Meinung an. Sie würden Shinishin finden und endgültig in die Hölle schicken, So´unga samt Teil dort belassen und fertig. So schritt der Hundefürst weiter, den erleichterten Stoßseufzer des letzten in der Reihe ignorierend.   Wieder so ein Vorsprung, dachte Inu Yasha. Sie waren da, aber unregelmäßig in den Abständen, in der Höhe und auch, ja, wie sollte er es nennen, in der Beschaffenheit. Das Gestein hatte zumindest unterschiedliche Färbungen. Ob das etwas besagte? War manch einem Vorsprung zu trauen und einem anderen nicht? Waren sie als Rettung gedacht, falls die Falle zuschnappte – oder war es mehr oder weniger Zufall? Wenn das Ganze hier eine Todesfalle sein sollte, wäre es doch unsinnig Rettungshäfen einzubauen, oder? Leider konnte er den Herrn Halbbruder nicht fragen. Zu zweit hätte doch eine Chance bestanden, dass der ihm Auskunft gab, aber ganz sicher nicht mit dem trotteligen Schmiedeopa im Schlepptau. Das wäre bei Myouga noch eher von Erfolg gekrönt, immerhin galt der Floh als Vaters Berater, Hm. Irgendetwas änderte sich. Die Luft. Er witterte, aber eigentlich änderte sich nichts. Doch. Der Druck. Etwas schien gegen sie zu kommen, gegen sie zu schieben. Der Boden vibrierte, aber sehr weit entfernt. Schloss sich jetzt etwa das schmale Tal über ihnen? Waren das gar keine Vorsprünge, sondern Zähne?   Tatsächlich waren sich die Gedanken der Hundebrüder nicht ganz unähnlich, Sesshoumaru dachte allerdings weniger daran, dass sie durch das Maul eines Lebewesens wanderten, als vielmehr an die eine oder andere Erzählung oder Beobachtung, als er mit seinem verehrten Vater in den Krieg gezogen war. Und ja, der war mit Sicherheit einer der raffiniertesten Heerführer gewesen, den die Dämonenwelt zu bieten hatte. Und eben dieser hatte ihm immer wieder gepredigt, dass Schluchten gut für einen waren, wenn man draußen war und das Handeln steuerte – schlecht, wenn man in der Klemme da drin saß. Leider befanden sie sich hier in der Klamm. Und dass selbst Inu Yasha an Flutwellen und Fallen dachte, bewies nur, dass Vaters Erbe in dem zumindest instinktmäßig schlummerte. Im Tiefschlaf, ergänzte er zynisch. Die Gedanken seines Halbbruders waren meist unausgegoren und unerwartet. Aber, leider, lag er manchmal richtig, wie bei diesen Baumvampiren vor einigen Tagen. Die sollte er eigentlich noch aufscheuchen und einen Kopf kürzer machen – nein, er hatte ihnen das Leben geschenkt, dazu sollte er auch stehen. Dennoch. Irgendetwas veränderte sich in diesem schmalen Tal. Kein Lufthauch, etwas anderes, etwas, da er so noch nie gespürt hatte. Druck? Aber da waren auch einige Erdbewegungen vor ihm, irgendwo, weit weg, ja. Und doch betraf es das hier. Toutousai hatte gesagt, dies sei die Prüfung, oder eher Falle, für das Element Erde. Sollte man hier verschüttet werden? Die Witterung veränderte sich auch. Statt der bislang trockenen Steine waren die Steine vor ihm nun feucht. Zu sehen war freilich in dem Geschlängel dieses Tales nichts. Feuchte Erde in einem steinernen Tal? Er blieb stehen, als die Vibration deutlicher wurde. „Schlamm!“ Unwillkürlich sagte er es laut, ehe er einen weiten Satz empor machte und in der Luft schweben blieb. Inu Yasha sollte zumindest die Chance bekommen zu reagieren.   Der Jüngere dachte im ersten Moment er höre nicht richtig. Schlamm? In einem Tal aus Stein? War der Herr Hundedämon gerade durchgedreht? Aber dann sah er, wie der fast eilig in die Luft sprang, spürte wie sich der Druck in der Luft erhöhte, und dachte nicht weiter nach, als er mit der Linken hinter sich griff und seinerseits einen weiten, hohen Satz machte – allerdings zurück, wo er den letzten Vorsprung gesehen hatte. Obwohl er theoretisch einkalkuliert hatte, dass er zusätzliches Gewicht tragen müsste, scheiterte er fast, denn der alte Schmied wehrte sich gegen das in die Luft gezogen werden – zumindest, bis er erkannte, dass etwas los war. Toutousai spürte sich schmerzhaft am rechten Handgelenk gehalten, eine Tatsache, die er kaum dadurch lindern konnte, dass er seinerseits den Unterarm des Jungen packte was war denn nur los? Es musste einfach etwas los sein, denn immerhin schwebte Sesshoumaru ziemlich hoch, sogar über ihnen, wenngleich sichtlich bemüht die unsichtbare Decke des Nichts über sich nicht zu berühren. Immerhin wusste der, dass das dann die letzte Tat wäre. Aber, was hatten denn diese Hundebengel nur bemerkt, das ihm … ach du je. Die Erde, die gesamte, enge Klamm vibrierte, ein Donnern klang auf, das rasch immer lauter wurde. Toutousai war fast versucht sich die Ohren zuzuhalten, mit nur einer freien Hand keine gute Idee. Und seinen rechten Arm aus dem festen Griff Inu Yashas zu befreien wäre auch eine recht unelegante Art von Selbstmord. Allerdings war es auch unwürdig hier so zu baumeln, neben einem steinernen Vorsprung, fast gegen den geschlagen zu werden. Aber jeder Protest erübrigte sich, als der alte Meister die förmliche Wand aus Stein, Schlamm und was auch immer entdeckte, die durch das schmale Tal gepresst wurde, gefolgt von einer schaumgekrönten Welle aus Wasser. Was auch immer sich dort unten befunden hätte, wäre mit hinfort gespült worden. Woher hatten die Jungs … gleich. Er sollte versuchen auf diesen Vorsprung zu klettern, oder eher, sich ziehen zu lassen. Bevor er jedoch dazu auch nur ein Wort verlieren konnte, spürte er, wie er nicht sonderlich sanft empor gezerrt wurde, nur, um in goldene Augen zu starren, in denen verräterisch etwas rotes verbogen lag, das ihn verdammt an den Älteren oder auch den Vater erinnerte. „Äh, gut gemacht…“ murmelte er lieber. „Keh!“ Inu Yasha klang vernichtend. „Diese Prüfung ist also die der Erde? Na, dann guck mal runter. Ich sehe da Wasser. Jede Menge davon.“ Der Meisterschmied blickte lieber nicht runter, sondern konzentrierte sich darauf den Griff um das Handgelenk des Halbdämonen nicht zu verlieren. „Naja, ich war hier noch nie.“ Das klang entschuldigend, wie er selbst bemerkte. „Ich kann nur raten.“ „Heisser Tipp – lass das.“ Aber Inu Yasha zog ihn zum stehen auf den Vorsprung, ehe er empor blickte. „He, großer Bruder…“ Ach, das war schön etwas gefunden zu haben, was den ärgerte, wogegen der sich jedoch nicht wehren konnte oder auch wollte, weil korrekt. Naja, die Anrede als Halbruder gab es einfach nicht. „Kannst du sehen ob das wieder trocken wird?“ Sesshoumaru schwieg zu der impertinenten Frage, noch dazu vor den Ohren eines der törichsten Schmiede, die er je getroffen hatte. Erde, ja? Allerdings ließ er sich sinken, da die Flut ebenso plötzlich aufhörte, wie sie erschienen war. Das Wasser floss ab, wohin auch immer, schließlich waren sie von dort gekommen und es hatte keinen Wasserfall oder ähnliches gegeben. Nur der Sand glitzerte noch feucht, ebenso die Wände des schmalen Tales. Aber diesem Angriff waren sie ...war er wohl entkommen. Er blieb kurz stehen, ehe er weiterging, als sei nichts passiert. Sein jüngerer Bruder nahm das als Bejahung seiner Frage und sprang mit dem aufkeuchenden Toutousai an der Hand ebenfalls wieder hinunter. Diesen gab er dort frei, meinte jedoch: „Es gibt fünf Elemente. Feuer und Wasser hatten wir wohl schon, bleiben also Luft, Metall und Holz. Na toll. Und das Ganze nur, damit wir in diese Zwischenwelt kommen, wo wir sowieso schon ein paar Mal waren. Ich würde mir wünschen, dass Katerchen da mal richtig in die Klemme kommt. Wo ist er denn? Schon bei diesem ursprünglichen Versteck So´ungas?“ Toutousai warf einen Blick auf die noch immer brennende Karte, die ihm als Geschenk seines Meisters ebenso wertvoll in der Unterwelt wie tröstlich mit diesen Begleitern erschien. „Äh, ich denke, ja. Hier steht etwas von altem Versteck. Aber da steht er wohl.“ „Soll er. Wir kommen.“ Der alte Schmied seufzte. Ja. Das taten sie wohl.   Kapitel 26: Und bist du nicht willig... --------------------------------------- Das schmale Tal trocknete offensichtlich sehr rasch. Weder der Sand des Bodens noch die Wände zeigten mehr eine Spur der Schlamm- und Wasserlawine, die noch vor wenigen Minuten hier durch gerauscht war. Allerdings war nun auch den drei Wanderern bewusst, woher die Linien an den Wänden stammten, die Steine auf dem Boden. Bei manch größeren schien es sogar als wären sie verschoben worden, wenn man die Spuren so richtig betrachtete. „Ich hätte gern gesehen, wie Katerchen hier gebadet wird,“ murmelte Inu Yasha mehr zu sich selbst. Zu seiner Überraschung hatte der alte Schmied es gehört. „Das glaube ich weniger. Ich meine ja, dass der Elementmagie kann, zumindest ein bisschen. Sonst wäre er doch hier nie alleine durch gekommen. Und er scheint allein zu sein.“ „Aha. Elementmagie. Kannst du das auch, Sesshoumaru?“ Der gab lieber keine Antwort. Elementmagie galt als eine sehr schwierige Form der Magie, die man jahrhundertelang üben musste. Natürlich kannte er einiges, aber von „Beherrschen“ war er weit entfernt. Aber das zuzugeben, noch dazu vor diesem Publikum, verletzte doch seinen Stolz. Er hatte sich mehr dem Schwert als der Magie gewidmet, sicher, dass er ein Krieger sein würde. Dennoch konnte er Seelen aus dem Jenseits holen, andere Sachen – aber schon bei dem Feuer hatte er nicht das Gefühl gehabt die Flammen zu beherrschen. Sollte der Kater ihm da tatsächlich etwas voraus haben? Unwahrscheinlich. Andererseits – der ging hier allein durch und anscheinend in gewissem Tempo, also musste er etwas können. Gut. Dafür hatte er selbst einen senilen Schmied und einen vorlauten Halbdämon im Schlepptau, was natürlich lästig war. Also nein, übersetzte Inu Yasha das Schweigen des Halbbruders. Mann, wieso redete der nur immer so wenig? Jaken schien das ja deuten zu können, nun gut, er seit einiger Zeit auch, zumal auf diesem gemeinsamen Weg hier. Aber ein bisschen mehr reden wäre doch ganz nett. Wobei, das gab der Halbdämon zu, es schon etwas anderes war ob man zu zweit herumlief oder Toutousai dabei hatte, der solche Dinge unter Garantie allen seinen Bekannten, angefangen bei Myouga, weiter erzählen würde.   Sesshoumaru erkannte vor sich erneut ein Portal mit offenen Flügeln, hinter dem es heller wurde. Dort endete also die Talenge und wartete das nächste Hindernis. Nun gut. Shinishin war hier durch gekommen, also würde er nicht versagen.   Hinter dem Tor wartete eine kleine Überraschung. Weißer Sand bedeckte den Boden auf ungefähr zwanzig Schritte, dann gab es erneut ein Portal, verschlossen. Rechts und links endete der Sand in eben dem unbestimmten Nichts, was auch den so genannten Himmel der Schlucht gebildet hatte. Inu Yasha blickte sich um. „Na, alter Schwertbieger, geht´s noch?“ „Muss ja wohl,“ murrte Toutousai, der sich wirklich fragte, warum dieser unverständige Junghund seinen Namen nicht aussprechen wollte. „Wenn ihr die Türen wieder aufmacht, kommen wir auch weiter.“ Er bemerkte durchaus, dass sich der Kopf des Hundedämons langsam zu ihm drehte und ergänzte hastig: „Wie ich schon beim ersten Tor erwähnte – das ist mir zu schwer. Jedenfalls ist da kein Feuer.“ „Damit es nicht langweilig wird, oder? Was dann?“ „Ja, woher soll ich das denn wissen, du … Inu Yasha.“ Nein, noch einmal brauchte er nicht die Zwei vor sich stehen haben, die Klauen an den Schwertern. „Vermutlich ein anderes Element.“ „Na, dann gucken wir mal nach.“ Der Halbdämon hatte gesehen, dass Sesshoumaru bereits vor einem Türflügel stand und machte einen Satz auf die andere Seite. „Komm schon, Schmiedeopa!“   Das Tor war kühl, Metall, also hatte Toutousai wohl recht und dahinter lag nicht erneut so eine feurige Glut. Dahinter zeigte sich ein fast kreisrunder Talkessel, sicher gut tausend Schritte im Durchmesser – und der nächste Ausgang. Die Felswände waren steil und ohne jeden Halt, darüber dehnte sich rot schimmernd das bereits vertraute Nichts. Der Boden des Talkessels wurde von ebensolchem schneeweißen Sand gebildet wie in dem Zwischenraum. Die Halbbrüder ließen die Türflügel los und sprangen nebeneinander, wenngleich wohlweislich auseinander, in den Talkessel, sicher, dass hier eine Falle lauerte. Toutousai blieb aus gutem Grund hinter den zwei Idioten stehen. „Hier ist nichts,“ meinte Inu Yasha, sich unwillkürlich suchend drehend, die Hand an Tessaiga. „Doch. Ja, so ein Mist. Ich kann Tessaiga nicht ziehen. Da liegt ein Bann drauf! - Was ist mit Bakusaiga?“ Da er sah, dass der Hundedämon die Klaue sinken ließ, kommentierte er: „Toll. Entwaffnet. Und was jetzt? Da scheint der Ausgang zu sein, aber so ganz ohne Unterhaltung kommen wir hier doch bestimmt nicht durch.“   Als ob ihn jemand gehört hätte, schlug die Falle zu. Scheinbar aus dem Nichts entstanden Kugeln, drei an der Zahl, und hüllten jeden von ihnen ein. „So ein Blödsinn!“ Inu Yasha schrie es, aber merkte am Hall, dass wohl durch diese Kugel kein Laut drang. Immerhin war sie durchsichtig und er konnte Toutousai neben sich ebenso vergeblich gegen die Wand des Gefängnisses drücken stehen, wie Sesshoumarus wirkungslosen Klauenangriff. Kein Wunder, dass das hier nur so ein kleiner Talkessel war. Offenbar bestand das Hindernis in diesen Kugeln, die einen festhielten. Und die Klingen waren auch nutzlos! Was jetzt nur? Sie konnten sich ja nicht einmal verständigen, miteinander besprechen. Nun gut. Eine Besprechung mit dem stoischen Herrn Halbbruder oder diesem vertrottelten Schmied … nun ja. Eben. Irgendwie erinnerten ihn diese Kugeln an etwas – Seifenblasen, genau. Das war im Bad in Kagomes Zeit lustig gewesen, wenngleich der Geruch natürlich seiner armen Nase ziemlich zugesetzt hatte. Nur – Seifenblasen waren deutlich einfacher zu zerstören als diese Kugeln hier. Ob er auch einmal einen Klauenhieb versuchen sollte? Irgendwo musste es doch eine Lösung geben.   Ohne, dass es der Halbdämon wusste, war der große Bruder der gleichen Meinung. Leider entpuppten sich Klauenangriffe, selbst in der giftigsten Variante, als vollkommen nutzlos. Diese Kugeln waren praktisch unzerstörbar. Aber es musste eine Lösung geben, irgendwie musste er es zu dem anderen Tor schaffen. Womöglich verschwanden diese Dinger dann ebenso, wie sie erschienen waren. Nur, wie kam man dahin? Oder, was hatte dieser Toutousai von sich gegeben? Elementmagie? Luft, womöglich? Das konnte er nicht. Leider. Aber er war hier in seiner Menschenform. In seiner wahren Gestalt war er nicht nur deutlich größer, sondern seine magischen Kräfte wuchsen ebenso. War das eine Möglichkeit? Im schlimmsten Fall funktionierte es nicht und er klemmte sich in der Kugel ein, aber dann musste er eben wieder die Menschengestalt annehmen, wenn die Hülle nicht mitwuchs. Flüchtig überlegte Sesshoumaru noch ob er sich lächerlich mache, aber dann ließ er seine Energie aufflammen.   Ach herrje, dachte der alte Meisterschmied. Der ist sauer und verwandelt sich. Das geht doch nie gut. Aber ihm kamen auch keine Ideen, wie er selbst und die Idiotenbrüder hier wieder herauskommen würden. Natürlich lebendig. Wen man hier drin erstickte, verhungerte oder so, kam man gewiss auch in die Zwischenwelt, nur eben als Seele. Oh, was machte der denn jetzt?   Inu Yasha hatte durchaus mitbekommen, dass sein Halbbruder seine wahre Form annahm. Jetzt konnte er nicht anders als trotz der unangenehmen Lage schlicht loszulachen. Das sah auch einfach zu niedlich aus. Irgendwie war es dem gigantischen Hund gelungen die Kugel zu beschädigen, und vier große, weiße Pfoten standen im Sand. An einer Stelle der Blase ragte ein Kopf mit scharfen Zähnen und roten Augen heraus, der Rest des Hundes samt Schwanz steckte allerdings in der durchsichtigen Kugel. Oh, er hätte besser nicht gelacht, erkannte er, als er den Blick des Riesenhundes auf sich entdeckte. Wenn Blicke töten könnten, würde er vermutlich als Sieb umfallen.   Dieses Gelächter würde er ihm heimzahlen, schwor sich Sesshoumaru. Irgendwie. Toutousai blickte zwanghaft auf den Sandboden, was sicherlich dessen Gesundheit zuträglicher war als das kindische Verhalten dieses Narren von Halbdämonen! Immerhin stand er und konnte sich nun auf das Tor zubewegen. Hm. Es dürfte allerdings kaum genügen, wenn er allein dort ankam. Nun gut. Dann mussten die beiden eben mit. Er machte die Schritte zu Toutousai und gab dessen Kugel einen Stoß mit der Vorderpfote. Die rollte in Richtung Tor. Der Hundedämon ignorierte das mutmaßliche Jammern des Alten, das man nicht hören konnte, aber offenbar wurde dem schwindelig. Achtlos machte er noch einen Schritt, noch einen Stoß, ehe er sich umdrehte. So, der Schmied war am Tor. Und jetzt – ah, die Pest von kleinem Bruder ahnte etwas! Offenbar wollte der ihn bedrohen oder so, zum Glück musste er sich nicht das anhören. Aber wo Toutousai gerollt war …   Inu Yasha wollte sicher nicht so durch die Gegend gekugelt werden, wie er es eben bei dem Meisterschmied gesehen hatte, aber ihm war klar, dass Sesshoumaru ihn nicht hörte – und das auch überhört hätte. Er sah, wie eine große Vorderpfote gehoben wurde, und richtete sich schon mal drauf ein gleich durch den Talkessel zu kullern. Und das, wo ihm immer noch sein Kopfweh nicht verlassen hatte! Dann allerdings schrie er unwillkürlich auf.   Sesshoumaru betrachtete die zum Tor fliegende Kugel mit gewissem Interesse. Es machte unerwartet Spaß mit Inu Yasha Ball zu spielen, vor allem, da der der Ball war. Oh, der Flug hatte dem nicht ganz so gefallen? Dem Gesichtsausdruck nach und den Lippenbewegungen, schrie der gerade Zeter und Mordio, ließ das dann jedoch sein. Toutousai raffte sich soeben zum Sitzen auf. So befanden sie sich nun alle drei vor dem Tor. Wie sollte man das nun öffnen? Er hatte Pfoten, keine Hand, aber wenn er sich zurück verwandelte, würde sich, da war er sicher, die Kugel wieder vollständig um ihn schließen. Schon so benötigte er eine Menge Energie und magische Macht um den Zustand aufrecht zu erhalten, beides war in Menschenform weniger ausgeprägt. Der Halbdämon sollte sich nicht so haben. Ohne ihn wäre der doch hier nie weiter gekommen.   Inu Yasha hatte in der Tat seine wutentbrannte Zornesrede eingestellt, zum Einen, weil ihm bewusst wurde, dass dieser Riesenhundeidiot seine ganzen phantasievollen Bezeichnungen nicht hören konnte, zum Anderen, weil der Hall in dieser dämlichen Kugel sein Kopfweh verstärkte. Überdies war ihm von dem Flug noch etwas schwindelig, aber er brauchte nur neben sich zu blicken, um zu wissen, dass es dem Schmied ähnlich erging. So ein dummer Hund! Was machte der denn jetzt?   Der Hundedämon legte mit gewissem Widerwillen die Schnauze an einen Griff des Torflügels, umso mehr, als er den vagen Geruch nach dem Kater wahrnehmen konnte. Widerlich, geradezu. Aber wohl nötig, sollten diese Kugeln endlich verschwinden und sie weiterkommen. So zerrte er den Torflügel auf – und bemerkte, dass er richtig geraten hatte. Mit einem leisen „Plopp“ verschwand jedenfalls das Gefängnis um ihn. Er schielte beiseite. Ja, Inu Yasha dachte einmal mit und kam heran um ihm das Tor abzunehmen, so dass er sich zurück verwandeln konnte. Allerdings blitzte der Jüngere ihn an. „Das war wohl die Rache für mein Lachen, oder?“ Nun, wenn er es schon wusste… Jedenfalls verdiente das keine Antwort. Sesshoumaru verwandelte sich zurück und öffnete den zweiten Torflügel. Wieder so ein kleiner Zwischenraum. Dahinter wartete jedenfalls das nächste Portal. Hoffentlich das letzte. Es wurde Zeit diesen Kater einzuholen.   Shinishin hatte sich unterdessen wieder auf den Weg gemacht, als er feststellen musste, dass hier wohl einst überaus mächtige Bannkreise gelegen hatten, die sicher das Höllenschwert einsperren sollten, aber das eben nicht hier war. Nun gut. Es war einmal schon gestohlen worden und nur ein Narr würde es an derselben Stelle verbergen. Er hatte einige Zeit damit verschwendet die Spuren der Magie zu überprüfen, da er vermutete, dass ähnliche Zauber auch jetzt um So´unga liegen würden. Ganz offensichtlich sollte das Schwert keinem mächtigen Dämonenfürsten in die Pfoten fallen. Einige Seelen hatte er gesehen, die sich wohl neugierig dem Lebenden genähert hatten, sich jedoch nicht herangewagt hatten. Konnten sie etwa das Bruchstück in seinem eigenen Schwert fühlen? Wollten sie ihn als Herrn anerkennen? Und, wohin ging es nun? Anscheinend befand sich das Höllenschwert nun in der eigentlichen Hölle, nicht hier in dieser Welt, denn das Rucken der Klinge wies auf eine felsige Landschaft, ja, eine Bergkette, am Horizont. Dahinter wurde es vollkommen schwarz. Nun, bis er dort war, würde einige Zeit vergehen, aber die hatte er ja. Und dann wäre er bald der Herr dieser Welt. Dann die Welt der Lebenden … Er wäre der mächtigste Dämon, den es je gegeben hatte. Sein Plan war perfekt, er war perfekt. Nun ja, bis auf seinen armen Schwanz, aber da wuchsen die Haare schon wieder zu einem leichten Flaum. In absehbarer Zeit würde er wieder Eleganz und Macht ausstrahlen. Solange musste er eben in der Menschenform herumwandern.   Ein Stück entfernt atmete ein schwarz gekleideter Todesgott tief durch. Seine Flügel legte er wieder ordentlicher zusammen, ehe er sich an die weißhaarige Seele wandte, die neben ihm stand. „Er sucht So´unga.“ „Was für ein erbärmlicher Narr. - Wo sind meine Söhne? Und Toutousai?“ „Ich darf Euch daran erinnern, werter Taishou, dass Ihr das einzige Lebewesen wart und noch immer seid, dass alle drei Schwerter aller drei Welten gleichzeitig trug und ihnen nicht unterlag. Der Kater wird bereits von dem Stück, das er Eurem Vater stahl, verführt. Wie viel mehr würde So´unga ihn beherrschen. Leider lebt er noch und er kann nur von Lebenden aufgehalten werden. Nun, die Drei haben bereits die meiste Strecke im Pass der Elemente hinter sich. Gerade haben sie die Kugelprobe bestanden. Euer Ältester versteht etwas von Magie und kann sie einsetzen. Das ist die ärgste Prüfung für Seelen, denn sie bleiben dort gefangen und müssen wieder zurück, woher sie kamen, hierher oder in die Hölle. Vor Euren Söhnen liegt nun die tödlichste Probe für Lebende. Metall.“ „Kämpfen können sie, das sahen wir im Kampf gegen So´unga.“ „Ich verrate Euch sicher kein Geheimnis: sie haben schon recht ordentlich für Zuwachs hier gesorgt. Aber nur Kampf wird nicht genügen. Es wird auch Mut und Geschick erfordern, ebenso wie Zusammenarbeit.“ „Sie können zusammenarbeiten,“ erklärte der verstorbene Inu no Taishou, dachte jedoch gleichzeitig etwas besorgt daran, wie lange seine Jungs gebraucht hatten um festzustellen, dass allein vorzugehen nichts gegen So´unga brachte. Er konnte nur hoffen, dass sie daraus gelernt hatten. Der Todesgott zuckte ein wenig die Schultern. „Sie haben auch gemeinsam diesen Shinishin lebendig hergesandt. Ich glaube, das wird noch ein Nachspiel haben.“ Das klang nach Ärger. „Darf ich mit ihnen reden?“ „Ihr sollt sogar. Toutousai hat die brennende Karte, auf der man sehen kann, wohin der Kater sich wendet. Es ist allerdings davon auszugehen, dass ihn sein Bruchstück zielsicher zu dem dunklen Abgrund führt, in die Tiefen der Hölle, wo So´unga liegt.“ „Unter den bekannten Bankreisen. Auch Saya?“ „Der Schwertgeist? Ja.“ „Wäre das Schwert nicht bei seiner Herrin besser aufgehoben?“ „Ja, nur leider ahnte niemand, als Eure Söhne es hierher zurück schickten, dass eine solche Lage eintreten wird. Die Bannkreise können nicht aufgehoben werden, außer …“ „Das ist mir bewusst, Shinigami. Und ich habe wahrlich wenig Ahnung von Magie, eher vom Kampf.“ „Ich soll Euch zu der Stelle begleiten, an der einst das Höllenschwert lag, dort drüben, wo der Kater stand.“ „Zu schade, dass ich ihn nicht töten kann.“ „Ihr wollt Euren Söhnen Ärger ersparen?“ Der Todesgott klang kaum überrascht. „Aber Euch ist bewusst, dass das unmöglich ist. Ihr seid tot.“ „Aber ich kann ihnen sagen, wie die Bannkreise aufgebaut sind. Und wie sie den Kater umbringen können.“ Der Taishou klang grimmig, als er dem Todesgott folgte. Mit etwas Pech würde er seine Söhne nur tot wiedersehen, dann allerdings hier für länger, zumindest Sesshoumaru. „Sag, wohin gelangt eigentlich Inu Yasha, wenn er stirbt? In diese Welt der toten Dämonen oder zu den Menschen.“ Er hatte immerhin gehört, dass Izayois Seele gereinigt und wieder geboren sei. Als derjenige, nach dessen Plänen So´unga wieder hier gelandet war, hatte er doch einen gewissen Ruf erlangt. Seine Jungs allerdings auch. Schade, dass ihnen jetzt dieser Fehler unterlaufen war. Aber sie waren eben noch recht jung. „Soweit ich weiß liegt es bei Mischlingen immer daran, für welche Seite sie sich im Leben entschieden haben.“ „Er hat eine menschliche Frau.“ „Und er zieht mit seinem Halbbruder durch die Lande, ja. Ich kann es Euch nicht sagen. Soll ich Euch Eure Ratschläge für die Zwei nochmals wiederholen?“ „Nein. Ich habe dir zugehört. Und ich werde hier so oder so auf sie warten.“ Der verstorbene Herr der Hunde sah, dass sich der Todesgott abwenden wollte, da dessen Auftrag erledigt war. „Eine Frage noch, Shinigami. Wenn sie gegen Metall nicht bestehen – wie sterben sie?“ „Schreiend.“ Der Bote verschwand lieber.   „Wartet!“ keuchte Toutousai, der mehr zufällig einen Blick auf die Karte geworfen hatte. Die Hundebrüder, die gerade zu dem nächsten Tor getreten waren um es zu öffnen, wandten sich tatsächlich um. „Hier, ein neuer Text.“ Der alte Meisterschmied wedelte mit dem brennenden Papier. „Der Kater geht weiter. Aber an dem alten Platz, wo also das Höllenschwert einst versteckt war, ist nun eine neue Markierung aufgetaucht. Anscheinend werden wir, ich meine ihr erwartet, vielleicht ein Bote mit Hinweisen. Denn, wenn ich das richtig lese, heißt es Rat. - Und noch etwas. Hinter dieser Tür liegt etwas, das ich nur zu gut kenne. Das Element Metall. Ich weiß nicht, ob Krieger da sind, Metall wie in einer Schmiede …“ „Sehen wir ja gleich,“ erwiderte Inu Yasha prompt. „Katerchen ist hier durch, also kriegen wir das auch hin.“   Hinter dem Tor öffnete sich ein weiterer Talkessel, deutlich größer als der letzte. Auch hier bildete das Nichts den Abschluss nach oben, aber etwas wie eine Sonne stach heraus. Mühsam konnte man am anderen Ende des Talkessels wieder eine Schlucht erkennen. Instinktiv blinzelte Inu Yasha. Dadurch entstanden Spiele von Schatten und Licht an den Wänden und der gleißende Sand reflektierte. Nur der Sand? Ja, hier roch es nach Metall. Sesshoumaru war ebenfalls der Meinung. Keiner der Zwei wandte den Kopf, als sie ein lautes Krachen hinter sich hörten. Ihnen war bewusst, dass das Tor zugefallen war und damit der Rückweg versperrt. Aber, das war gleich. Es ging nur voran. „Ah!“ Der Schmied machte dagegen einen Satz und lief fast zwischen sie. Das lag weniger an dem Tor, als weil er erkannte, was sich hier in diesem Kessel befand. Auch die Halbbrüder hatten es gesehen und machten unwillkürlich einige Schritte vor und auseinander, die Klauen am Schwertgriff, sich die Rücken zuwendend und so gleichzeitig deckend, Toutousai zwischen sich. Eine Geste, die ihn tatsächlich etwas rührte. Im Schatten der hohen Felsen rund um den Kessel standen dicht an dicht bewaffnete Krieger, zwei bis drei Reihen hintereinander.   Kapitel 27: Nichts für schwache Nerven -------------------------------------- „Nettes Empfangskomitee.“ Inu Yasha zog, da das auch die unbekannten Krieger taten. Sie sahen eigentlich wie menschliche Samurai aus, konnten aber ebenso gut Dämonen sein oder wusste der Himmel, naja, eher die Hölle, was. Jedenfalls wirkten sie sehr lebendig, wenn er den Vergleich zu den Opfern So´ungas zog. „Wir müssen zu der Schlucht da,“ brachte Toutousai hervor und deutete mit zitternder Hand zu der schattigen Klamm, die sich am anderen Ende des Talkessels befand. Nicht einmal der Halbdämon sagte etwas zu dieser Selbstverständlichkeit, drehte jedoch etwas den Kopf, um zu erkennen, was der Herr Halbbruder trieb. Ah, der hatte Bakusaiga gezogen, also hatte der auch gesehen, dass es sich um keine Untoten handelte. Andererseits war Tenseiga hier vermutlich zumindest den Befehlshabern bekannt. So meinte er nur: „Wir wollen nichts von euch, lasst uns also weitergehen.“ „Nun, der alte Schmied kann das tun,“ erklärte jemand, der in der Menge nicht zu identifizieren war, zumal die Stimme hier aus allen Richtungen widerhallte. „Unser Befehl lautet an zwei Hundejungen.“ „Keh. Lasst uns durch!“ „Der Schmied kann unbehelligt gehen.“ „Toutousai, geh mal.“ Inu Yasha sah sich kurz um, konnte aber den Redner nicht identifizieren. Immerhin war der senile Tropf jetzt aus dem Kampfgebiet und rannte hinten zu der Schlucht. Vermutlich würde der da auf sie warten. „Hör mal zu, du Komiker. Wir wollen hier nur durch um so einen durchgeknallten Kater wieder einzufangen.“ „Der kam hier durch.“ „Na, dann.“ Das klang zufrieden. So zufrieden, dass der Unbekannte stutzte. „Was meinst du?“ „Dass der ja wohl gegen euch oder eher eure Vorgänger gewonnen hat, oder?“ „Du sprichst immerhin von einem Dämonenfürsten.“ „Katerchen ist ein Dämonenfürst, ja, und?“ „Dein Halbbruder ist auch einer, ja, aber du nie.“ „Oh, soll ich dir mal was sagen? Ich habe schon so einige Dämonenfürsten, darunter auch diesen Typen …“ Nein, er sollte Sesshoumaru wirklich nicht vor den Unbekannten demütigen, zumal nach den ganzen letzten Tagen. „… Kater gewonnen. Und da war ich wirklich nicht auf der Höhe, immerhin standen wir gerade auf einem ziemlich wütenden Vulkan.“   Einen eindeutigen Vorteil hatte es, wenn der redselige Halbdämon dabei war, dachte Sesshoumaru. Zumindest, wenn der Gegner ebenso geschwätzig war. Man musste sich nicht mit dem behelligen, sondern konnte die Lage überprüfen, eine Strategie, eine Taktik auswählen. Oh ja, zumindest diesbezüglich hatte er seinem verehrten Vater besser zugehört, als der je geglaubt hatte. Er hatte früh gelernt, dass das zwei vollkommen verschiedene Dinge waren. Strategie kam vor Taktik, denn sie umfasste auch Dinge, die ohne Waffen zu erledigen waren, Spione aussenden, sich die Landschaft ansehen und zum eigenen Vorteil verwenden, das eigentliche Ziel des Krieges zu definieren. Taktik war dagegen der Plan im Gefecht, direkt vor Ort, wenn man entschied, welche Einheit wohin – oder auch, was man in einem Duell selbst unternahm. Zugegeben, für Strategie war es hier eindeutig zu spät und Taktik bei solch einer großen Gruppe auch. Also blieb eigentlich nur das Draufhauen. Seltsamerweise war er sicher, dass Inu Yasha das genau so sehen würde, ohne jede Ahnung von Militärlehre. Aber noch redete der. Wo waren diese zwei Narren gerade im Gespräch?   „Dann lass uns einfach durch und euch passiert nichts.“ „Oh, dann lass uns mal abzählen. Ich habe zwei Hunde, die offenkundig am besten bellen, wenn man ihnen das Maul verbindet. Ich habe eintausend Krieger, kampferprobt. Und ja, eure Waffen mögen magisch sein und besondere Attacken können … Aber das nennt man Übermacht, Junge. Ergebt euch. Oder sterbt, ihr verdammten Köter.“ Das klang schon deutlich zorniger. „Komm doch und hol uns!“ gab Inu Yasha unbeeindruckt zurück. „Und quatsch nicht soviel.“ „Gut. Dann wartet auf euch der Tod der tausend Klingen.“ „Versucht es doch.“ „Inu Yasha.“ Sesshoumaru war an den Rand seiner Geduld gekommen, was das rote Aufleuchten in seinen Augen verriet. „Was redest du so viel.“ „Na, ich hoffte, du hast in Militärkunst besser aufgepasst als in Geologie und hättest inzwischen eine Idee.“ Das war doch… Aber bedauerlicherweise ein schlechter Ort den Kerl loszuwerden. „Wir töten sie.“ Das klang nach einem guten Plan. „In Ordnung.“   Toutousai war an den Beginn der Schlucht geeilt und hatte einen raschen Blick dort hinein geworfen. Nicht noch einmal Wasser. Aber alles schien glatt, um nicht zu sagen gepflastert. Der Weg stieg hier nach gut dreißig Schritten steil an, dann kam wohl ein Absatz. Auch die Ränder der Schlucht wirkten wie Mauern. In unregelmäßigen Abständen zeigten sich Kratzer bis in die Höhe, aber sonst war alles unbeschädigt und jedenfalls schon mal nicht nass. Der alte Schmied drehte sich um und sah auf die Karte. Ja, da standen sie jetzt, neben der Beschriftung Metall. Diesen Weg mussten sie dann nehmen, um in die eigentliche Zwischenwelt zu gelangen, wo offenbar ein Bote wartete. Das Kreuz, das wohl Shinidings darstellte, wanderte weiter nach Norden, oder welche Himmelsrichtung das auch immer war, allerdings recht langsam. Wenn die Jungs … Oh. Er drehte sich lieber um. Diese Idiotenbrüder wollten doch nicht wirklich gegen eine derartige Übermacht kämpfen? Das waren Jenseitskrieger, echte, lebende Höllenkrieger! Die waren sicher nicht von Pappe. Da wäre doch verhandeln besser, oder? Aber, das musste auch Toutousai zugeben, mit Verhandlungen kam man schlecht gegen Leute aus dem Jenseits an, die akzeptierten in aller Regel keine Angebote, sondern stellten Forderungen. Tja. Und er konnte jetzt nichts mehr sehen, denn die Reihen der Krieger, die ihn durch gelassen hatten, schlossen sich nun vor ihm. Er konnte gerade noch erhaschen, dass sie ihre Schwerter jeweils mit einem Nachbarn kreuzten, als er aus gewisser Erfahrung spüren konnte, dass dämonische Energie freigesetzt wurde. Tessaiga mit der Windnarbe und eine von diesen Attacken Bakusaigas, die er nur mit spüren schlecht auseinander halten konnte. Das sollte doch auch den Kriegern zu denken geben. Oh nein. Der Schmied presste sich eng an die Wand hinter sich, als die Höllenkrieger einfach stehenblieben, jedoch über die Verbindung des Metalls ihre Schwerter aufleuchten ließen. Und er erkannte einen sehr mächtigen Bannkreis. Die Angriffe wurden verschluckt. Dann erblickte er oberhalb etwas wie einen hellen Strahl, der sich zu einer Kugel bündelte und in die Mitte des Talkessels zu fallen schien. Dröhnendes Gelächter der Krieger war zu hören, neben einem Fluch Inu Yashas.   Der fasste mit der Linken an seine Haare, da ein gutes Büschel davon nach der unerwarteten Gegenattacke aus der Senkrechten auf dem Boden gelandet war. Er wandte etwas den Kopf, um nachzugucken ob das auch dem Herrn Halbbruder passiert war, und erkannte kurze weiße Haare zu dessen Füssen. Das hatte also die Boa getroffen. „He, was soll der Quatsch?“ schrie er aufgebracht, um leiser zu ergänzen: „Die parieren einfach unsere Attacken, großer Bruder.“ Sesshoumaru hätte gern etwas zu dieser Anrede gesagt, leider war sie korrekt, aber diese Lage war doch einfach … Diese Narren absorbierten nicht nur dämonische Energie, SEINE noch dazu, nein, sie schafften es irgendwie, dass man Haare verlor. Seine schöne Boa zeigte eine kahle Stelle! Nun, nichts was man nicht wieder in Ordnung bringen konnte. Was das Ganze jedoch eigentlich werden sollte war eine berechtigte Frage des Halbdämonen. Sekunde. Inu Yasha lag richtig? „Was das werden soll?“ antwortete der Hauptmann hörbar amüsiert. „Ihr greift mit dämonischer Energie an, wir absorbieren sie. Danach wird hier eine kleine Falle im Tal ausgelöst. Jeder Angriff kostet euch Haare. Habt ihr keine mehr, dann eben Kleidung. Irgendwann werdet ihr so schwach und verzweifelt sein, dass ihr mit blankem Stahl angreift. Und den Tod durch unsere Klingen findet.“ Und hier war Katerchen allein durch? Dann würde der ja lustig aussehen. Aber… „Ihr spinnt doch! Das ist doch kein richtiger Kampf.“ Der Anführer der Krieger klang fast gönnerhaft. „Junge, wo genau, glaubst du, dass du dich befindest?“ „Keh!“ Ohne weiteres Wort schwenkte Inu Yasha Tessaiga und ließ es sich verwandeln. Wenn die Windnarbe nicht funktionierte, vielleicht das geschuppte Tessaiga? Im nächsten Moment erkannte er, dass er sich geirrt hatte. Mit dem Drachentessaiga konnte er die Energiequelle seines Gegners zerstören, den Kern eines dämonischen Wesens. Die Jenseitskrieger besaßen allerdings keine Energie, zumindest keine dämonische. Das ging also auch nicht. Warum nicht noch einmal anders? Eine Falle lag hier im Kessel, ja? Dann eben das rote Tessaiga. Damit konnte er doch Bannkreise zerstören. Und auch, wenn das hier ein Zauber aus dem Jenseits war, einen Versuch war es doch wert. Er schlug auf gut Glück zu. Leider passierte gar nichts, wenn man davon absah, dass erneut mitten über dem Tal eine helle Kugel erschien, deren Strahlen ein Büschel seines dichten Haares raubten. An dem silbrigen, langen Bündel das zu Boden sank, erkannte er aus den Augenwinkeln, dass sein Angriff auch Sesshoumaru eine Strähne gekostet hatte, ehe er seinen eigenen Namen überaus nachdrücklich mit eiskalter Bösartigkeit geflüstert vernahm. Er wandte etwas den Kopf, sein Schwert allerdings abwehrbereit vor sich haltend. „Ja, sollen wir denn hier rumstehen wie die Idioten?“ verteidigte er sich aufgebracht. „Irgendetwas muss doch klappen.“ So nett es wäre, den Bastard mit Glatze zu sehen – nicht um den Preis, dass er selbst kahl würde. Eine Erklärung war für diesen Narren daher wohl erforderlich. „Keine Angriffe mit Tessaiga.“ „Und du? Ich meine, du könntest doch einfach das Tal hier zerstören, oder?“ Unerwartetes Vertrauen, ja gewisse Anerkennung, erkannte der Hundedämon ein wenig überrascht, ehe er realisierte, dass da jemand wieder einmal absolut nicht aufgepasst hatte. Musste er etwa schon wieder erklären? In der Tat. Kleine Brüder waren eine Heimsuchung. Der Hauptmann, oder was auch immer das war, hatte doch gesagt, dass die Krieger jede dämonische Energie absorbieren würden. „Keine Energie.“ Allerdings hielt er Bakusaiga weiterhin schräg vor sich. Wenn sie nicht weiter angriffen, würden das vermutlich früher oder später die Jenseitskrieger tun. Bei deren Übermacht war ein Kampf Stahl auf Stahl schwer zu gewinnen. Shinishin war hier durchgekommen. Was hatte der Kater getan um zu gewinnen? Der Pfad der Dunkelheit, den dieser so gut beherrschte, wäre hier wirkungslos, dämonische Energie wurde absorbiert. „Keine Energie?“ wiederholte Inu Yasha ungläubig. „Willst du gar nichts tun? Dieser dämliche Kater hat doch schon genügend Vorsprung.“ „Halt den Mund.“ Ah, der hohe Herr dachte also nach? Etwas beruhigter wandte sich der Halbdämon wieder den Kriegern zu. „Dann mal raus mit dem Plan B, Bruderherz.“ Ein leichtes Grinsen verriet, dass er diese Anrede bewusst gewählt hatte. Da gab es noch die Sache mit dem Ballspiel.   Ach herrje, dachte Toutousai, der zugehört hatte, was der Hauptmann und Inu Yasha sich zugeschrien hatten. Das war ja eine üble Falle. Keine Angriffe mit dämonischer Energie, die wurden absorbiert, und zusätzlich griff der Zauber des Tales auch noch den persönlichen Stolz, das Selbstbewusstsein der praktisch Gefangenen an. Erst die Haare, dann die Kleidung … das war ja wirklich … Tja. Was würden die zwei Idioten denn jetzt wieder machen? Angreifen? Immer draufhauen, das war ja meist die Taktik oder was sie dafür hielten. Allerdings konnte er sich nicht vorstellen, dass sie zulassen würden, kahlköpfig und nackt dazustehen. Immerhin gab es momentan keine Angriffe ihrerseits mehr. Dachten sie etwa nach? Das wäre ein gewisses Zugeständnis an das Jenseits. Und das würde mit Sicherheit nicht einfacher werden, wenn sie keinen guten Tipp bekamen. Aber auf der Karte hieß es ja „Rat“. Bloß mussten sie noch irgendwie dahin, denn er machte sich keine Illusionen über sein eigenes Schicksal, wenn er zufällig einem gewissen Katzenfürsten begegnen sollte und die Hundebrüder nicht dabei wären. Und dazu müssten sie eigentlich hier irgendwie weiter. Wie hatte es nur dieser Shini geschafft? Elementmagie hin oder her, das waren tausend Krieger! Oder war es genau das? Gab es eine einfache, offensichtliche Lösung? Der Pfad der Dunkelheit brachte nichts, da man schon in der anderen Welt war, Dämonenenergie ebenso wenig. Was war nur die Lösung? Und selbst, wenn er sie fand, er konnte ja das schlecht quer über den ganzen Platz schreien, oder?   Inu Yasha hatte weiterhin etwas ärgerlich die Jenseitskrieger angestarrt, die ruhig und gelassen schienen. Klar, die waren unsterblich, da machte eine Stunde hin oder her nichts aus. Und vermutlich hatten sie keine Kagome, die zu Hause wartete – und der er persönlich sagen wollte, dass sie gut koche, und nicht durch einen der dämlichsten Schmiede aller Zeiten, dass er irgendwo im Jenseits gegen schlappe tausend Höllenkrieger verloren hatte, naja, auch noch gemeinsam mit Sesshoumaru. Allerdings machte er sich auch keine Illusionen, was passieren würde, würde er noch einen Versuchsangriff mit Energie starten. Das würde ihn ein Büschel kosten – und das Leben, denn er bezweifelte nicht, dass der Herr Halbbruder kahlschädlig mit Wonne sich in den Kampf eins gegen tausend stürzen würde um ehrenvoll zu sterben. Leider erst, nachdem er ihn selbst in ein Inu Yasha-Puzzle verwandelt hätte. Es musste doch eine Lösung geben, immerhin war dieser dämliche Kater hier ja offenkundig weitergekommen. Sicher, das gab er zu, er war manchmal etwas zu temperamentvoll, aber … Moment mal. Kater. Der konnte den Pfad der Dunkelheit nicht einsetzen, keine Energie. Kurz, der hatte in der gleichen Sackgasse gesteckt wie sie. Und doch war der hier allein weitergekommen. Die Schlucht, zu der sich Toutousai geflüchtet hatte … Das war doch mal ein Geistesblitz, zumal vom großen Bruder ja nur Schweigen kam. So meinte er leise: „He, Sesshoumaru…“ Nein, er hatte noch keine gute Idee, dachte der geplagte ältere Bruder, um irritiert den nächsten Satz zu hören. „Ich hätte da einen Einfall …“ Inu Yasha und Ideen? Nun ja, das musste er zähneknirschend aus Erfahrung zugeben, die, die der hatte, waren immer überraschend und in einem Kampf für einen Gegner ein wirkliches Problem. „Nun?“ „Eigentlich geht es doch nur darum, dass wir zu der Schlucht da kommen. Und da stehen uns nicht gerade viele dieser so genannten tausend Krieger im Weg. Ich schätze dreißig.“ Das war soweit korrekt. Irgendwie erinnerte das dermaßen an früher, Taktikbesprechungen mit Vater, dass der Hundedämon sich nur erkundigte: „Du glaubst nicht, dass die anderen ihnen helfen? Sie haben einen gemeinsamen Anführer.“ Da das wie eine Zustimmung klang, erwiderte der Halbdämon ähnlich sachlich: „Sie haben Toutousai durchgelassen. Vielleicht ist das der Trick. Man soll eben nicht auf die Provokation einsteigen, sondern einfach zu der Schlucht. Das würde auch erklären, warum dieser Kater hier durchkam. Komm, der hat doch nicht unbedingt viel auf der Pfanne.“ Zum ersten Mal stellte Sesshoumaru bewusst fest, dass für Inu Yasha sogar die meisten Dämonenfürsten schlicht in dessen Liga spielten. Dazu sollte man später kommen. Um doch noch den Hauch eines Befehls zu geben und damit sein Gesicht zu wahren, sagte er: „Klauenangriff.“ „Ja, daran dachte ich.“ Der Hundedämon schob das Schwert weg, der jüngere Bruder tat es ihm gleich. „Ah, ihr werdet vernünftig,“ meinte der Hauptmann. „Gut. So geht es schneller für euch. Nicht das Sterben an sich, selbstverständlich, sondern… Was macht ihr denn da?“   Toutousai hatte etwas besorgt bemerkt, dass noch immer keine Energieangriffe ausgelöst wurden, zum Glück von beiden Seiten. Aber, was war jetzt los? Er war erfahren genug zu erkennen, wann die Energie eines Hundefürsten hochschnellte und die des Halbdämons gleich dazu. Sie griffen an, aber was, wieso, wie …? Die Antwort fand er kurz darauf, als die Jenseitskrieger, die seine Sicht blockiert hatten, beiseite flogen, in den meisten Fällen ziemlich zerfetzt. Nichts, was ein Wesen dieser Art umbringen würde, aber die Regeneration dürfte etwas dauern. Dann sah er die Halbbrüder vor sich. „Äh, da lang….“ Er rannte los, so rasch ihn die alten Beine trugen. Diese Idiotenbrüder hatten es geschafft der Umzingelung zu entkommen, aber er war ganz, ganz sicher, dass das nicht alles war. Man spazierte nicht mal eben so einfach im Jenseits herum als Lebender. Tatsächlich bemerkte er, dass sich die Zwei hinter ihm hielten, offensichtlich die Rückendeckung übernahmen, denn die hätten ihn doch locker überholen können. Oben auf dem Absatz blieb er keuchend stehen. Die Straße ging wieder nach oben, ein weiterer Absatz. Wellenförmig, geradezu. Aber er drehte sich um, Die Jenseitskrieger hatten sie nicht verfolgt, standen nun aber direkt vor der Schlucht, sahen empor.   „Die dürfen hier nicht her,“ schloss Inu Yasha daraus befriedigt. Er hatte also eine gute Idee gehabt. „Sie warten.“ Sesshoumaru wandte sich um und blickte empor. „Und sie versperren den Rückweg.“ „Keh. Ein Problem?“ Der alte Schmied seufzte. „Ja, du verrücktes Hundebaby. Das hier ist eine wirklich gefährliche Sache. Die stehen da unten und warten darauf euch zu zerfetzen. Die Tatsache, dass ihr einige ihrer Leute verletzt habt, - nein, garantiert nicht umgebracht, das schafft kein Lebender bei einem Wesen aus dem Jenseits, außer mit Tenseiga….“ „Tenseiga war nutzlos,“ kommentierte der Hundefürst kalt diese Bemerkung. „Ja, weil sie ja eben leben. Das sind keine Toten.“ Ah, wie erklärte man so etwas kompliziertes einem dermaßen desinteressierten Publikum? Denn die Jungs orientierten sich schon wieder nach oben und gingen weiter. „Wollt ihr denn gar nicht wissen, mit wem ihr es zu tun hattet?“ „Vergangen,“ sagte der Ältere. „Vorbei,“ gleichzeitig der Jüngere. Toll. Zwei junge Hunde mit der Aufmerksamkeitsspanne eines Goldfischs. Der alte Schmied hätte gern geseufzt. Wirklich, er verstand Myouga immer besser und nahm sich fest vor, dem nie wieder den Vorwurf zu machen, sich zu wenig um Inu Yasha gekümmert zu haben. Das war ja nervenaufreibend. Überdies schienen alle zwei dieser idiotischsten Brüder aller Zeiten davon auszugehen, dass die Krieger hinter ihnen nur noch zur Dekoration herumstanden. Das konnte sich schnell ändern, das sagte ihm ein immer unbehaglicheres Gefühl, etwas wie ein Zittern in dem Berg, dem Weg, den sie gerade hinaufstiegen. Etwas zitterte, bebte, oder, korrekter, ließ den Weg, den Berg erzittern. Was auch immer da vorn war war groß. Und Toutousai dachte mit Schrecken plötzlich an die Kratzer in den Felswänden. „Vorsicht! Da kommt was!“ keuchte er, aber er hätte sich den Atem auch sparen können, denn die einzige Reaktion, die gezeigt wurde war, dass Sesshoumaru ein wenig im Schritt innehielt und den Weg vor sich, über sich prüfend musterte und der Jüngere neben ihn sprang, die Hand schon wieder am Schwertgriff. Diese verrückten Jungs! Immerhin hatten sie gleich wieder einen Absatz erreicht, vielleicht konnte man dann sehen, was auf sie zukam. Konnte man, denn die Strecke, der Weg, die Bahn wurde gerade. Und selbst die Hundebrüder blieben stehen und betrachteten die gewaltige Kugel aus Metall, die ihnen von oben auf diesem Weg entgegenrollte, immer mehr an Fahrt aufnehmend, versehend mit den längsten Stacheln, die noch in dieses schmale Tal passten. Immerhin war nun erklärt, woher die Kratzer in den Seiten stammten. Und, worauf die Krieger unten warteten.   Kapitel 28: Alles Gute kommt von oben ------------------------------------- Toutousai blieb sein Aufschrei buchstäblich in der Kehle stecken, als er die gigantische Stachelkugel auf sich zurollen sah. Da half es auch nur wenig zu entdecken, wie die Hundebrüder beide die Rechte an ihre Schwerter legten. Was wollten sie denn gegen eine mörderische Kugel tun? Flucht war unmöglich. Rechts und links die Wände, oben das Nichts, das jeden umbrachte, der es auch nur berührte, hinter sich tausend Krieger, die sie langsam töten wollten… Das nannte man nicht nur mit dem Rücken zur Wand stehen, auch die Flucht nach vorne war glatter Selbstmord! Sie wollten kämpfen, ja, aber doch nur um kämpfend unterzugehen, diese vollkommen unmöglichen Idioten! Dass er hinter ihnen stand, war kaum ein Trost.   Sesshoumaru zog Bakusaiga, ohne die immer schneller werdende Bedrohung aus den Augen zu lassen. „Inu Yasha.“ Der hielt das aktivierte Tessaiga bereits in der Hand. Er hätte lieber selbst dreingeschlagen, aber die Aussprache oder, genauer, ein Duell war echt überflüssig, wenn da so ein Stacheldings heranrollte. „Ja, schon gut. Ich kümmere mich um den Schwertbieger. He, Opa.“ Er machte einen Satz zurück um genau vor dem verwirrten Toutousai zu stehen. „Bleib ja hinter mir!“   Was hatten die Zwei denn jetzt vor? Und welche Diskussion genau hatte er verpasst? Der Alte war in weiten Gegenden als Meister anerkannt, ja, berühmt, und er schmeichelte sich durchaus nicht der Dümmste zu sein, aber was um alles in dieser und jeder sonstigen Welt brüteten diese Söhne des verstorbenen Herrn schon wieder aus? Oh. Bakusaiga leuchtete hell auf, smaragdgrün, geradezu. Ja, das war schon eine prächtige Waffe, leider aus keines kundigen Schmiedes Hand, sondern einfach der Wille, der unbedingte Kampfwille, ihres Besitzers. Und der würde jetzt gleich dreinschlagen. Langsam begriff Toutousai, warum sich das Hundebaby vor ihm aufgebaut hatte, Tessaiga aufrecht vor sich. Das sollte keine Abwehr der Kugel werden, sondern der Schutz gegen die halb-brüderliche Attacke. Wann und wie genau hatten diese Idioten sich denn abgesprochen? Und seit wann machten die das? Was hatte er denn nicht nur jetzt verpasst?   Tatsächlich hätte es ihm auch keiner der Hundejungen genau erklären können. Es war doch nur zu klar. Ausweichen ging nicht, Flucht war nicht nur sinnlos, sondern bodenlos, die tausend Krieger konnten selbst sie nicht erledigen, also blieb nur der Weg nach vorn. Das war beiden bewusst gewesen und ebenso klar, dass es nur Sesshoumaru mit dieser Kugel aufnehmen konnte, während allein Inu Yasha den Schmied beschützen konnte. Sonnenklar also, wer was machte. Und keiner der Zwei wunderte sich auch nur ein bisschen darüber. Sie hatten dazu doch zu viel in den Kämpfen gegen das Höllenschwert und Naraku gelernt, erst recht in den vergangenen Tagen. Und sogar Inu Yasha war bewusst, dass sich sein Halbbruder mal richtig abreagieren sollte – wirklich nicht an ihm, aber an dieser Kugel, darum hatte er auch ohne Widerworte den Schutz des Schmiedes übernommen. Ständig in rote Augen gucken zu müssen, war auf Dauer doch nicht so prickelnd. Oder als Ball benutzt zu werden. DAS würde er diesem Riesenhundeidioten lange nicht vergessen.   Bakusaiga, verbunden mit der Energie eines Dämonenfürsten, noch dazu seines Schöpfers und Meisters. bot einen gleißenden, grünen Schein, der in Richtung auf die heran rauschende Kugel raste. Die Energiemenge reichte nicht nur aus um deren Lauf zu stoppen, sondern sie förmlich zu zerfetzen. Der Angriff war mächtig – nur bildeten sich aus jedem einzelnen der Trümmerteile erneute, kleine Kugeln, die ebenso stachelig und schnell auf das Trio zukamen. „Keh!“ entkam es Inu Yasha, ehe er schrie: „Sesshoumaru!“ Zu Toutousai nun endgültiger Verwirrung sprang der Hundedämon prompt in die Luft, während unter ihm bereits die Windnarbe entlang rauschte, einige der Kugeln zerstörte, die anderen an die Wände lenkte. Irgendwann musste ihm sein Verstand abhanden gekommen sein, dachte der alte Schmied, als er feststellte, dass er ebenfalls schwebte, eingewickelt in die länger gewordene weiße Boa des Dämonenfürsten. Er konnte nur zusehen, wie der Jüngere der Chaotenbrüder sich nach seiner Attacke ebenfalls so hoch wie möglich absetzte, die Kugeln unter sich durchrauschen ließ.   Dann standen sie alle drei wieder. Toutousai und der Halbdämon warfen allerdings unwillkürlich einen Blick nach unten, rückwärts, aber man konnte nun das Ende nicht mehr sehen, oder auch nur die Krieger. Da allerdings keine Schreie kamen, waren die wohl schlicht ausgewichen. Die kannten sich hier ja aus. Sesshoumaru hatte unterdessen nur seine Klinge wieder in die Scheide geschoben und ging weiter, in der sicheren Annahme, dass das noch nicht alles gewesen war. Der Weg stieg nach wie vor an, es mochte durchaus sein, dass noch eine Kugel oder ähnliche Fallen warteten. „Bleib ja schön hinter mir.“ Inu Yasha sah sich gar nicht zu dem Meisterschmied um, während er Tessaiga weg schob und eilig dem Halbbruder folgte.   Das war doch…! Der heiße Zorn, der Toutousai durchflutete, erstarrte in ihm ebenso wie der überaus lebhafte Protest, als sich eine aufkeimende Erkenntnis langsam eiskalt durch seine Adern schlich. Diese idiotischen, chaotischen, Hundejungen behandelten ihn nicht als dämlichen, schwachen, Dämon, weil sie so arrogant waren oder auch nur ihn ärgern wollten. Sie behandelten ihn als senilen, alten Trottel, weil sie davon überzeugt waren! Hatte dieses verrückte Duo denn vergessen, dass es SEINE Feuermagie gewesen war, die ihnen durch den ersten Teil im Pass der Elemente geholfen hatte? Hatte Sesshoumaru vollkommen verdrängt, dass er mit seinem Hammer, den er zugegeben nicht dabei hatte, so tiefe Spalten in die Erde schlagen konnte, dass Magma hervorquoll? Was übrigens auch der Jüngere gesehen haben sollte? Ignorierten diese Narren komplett, dass er aus seinem Mund Feuer produzieren konnte, heiß wie eine Schmiede? Toutousai wusste jedoch die Antwort. Ja, sie hatten es vermutlich nicht vollständig vergessen, aber sein Status war bei ihnen wohl unten durch. Er hatte sich nicht nur entführen lassen, was sie wahrscheinlich nur Rin und Kagome durchgehen ließen, sondern auch noch ihre Schwerter für eine Weile bedingt gebrauchsfähig gemacht. Und er hätte wetten mögen, dass sie ihm diesen Trip durch drei andere Welten auch noch auf die schwarze Liste gesetzt hatten. Naja, er hatte sich ja schon in Shinishins Kerker gedacht, dass sie seiner Hinrichtung eher als Ehrengäste beiwohnen wollten. Jetzt hatten sie ihn raus geholt und, in ihren Augen, als nutzloses Beigepäck dabei. Vermutlich konnte er das der Tatsache zu Gute halten, dass sie immerhin seine Meisterwerke spazieren trugen, vielleicht sogar ein wenig, dass er ein alter Freund ihres Vaters war. Letzteres war womöglich sogar fraglich. Zwei junge Hunde. Immerhin schien bei beiden das Beschützergefühl des verstorbenen Herrn durchzuschlagen, denn bis vor wenigen Minuten hätte er nie geglaubt, dass sich der aktuelle Hundefürst einmal dazu herablassen würde ihn zu tragen, wenn auch nur mit der Boa und für Sekunden, es hatte ihn gerettet. Selbst sein Feuer hätte die Kugel nie zerstören können, höchstens noch zum Glühen gebracht. Was zu etwas anderem führte. Wenn sie, wie er doch hoffte, den Pass der Elemente durchquert hatten, gelangten sie in jene Zwischenwelt in der die Seelen der toten Youkai herumirrten, wie man sagte. Ob der Herr dann wusste, dass seine Söhne hier waren, lebendig? Was sie mit seinem Körper angestellt hatten? Dass er dabei war? Im Zweifel hätte er vermutlich auf diese zwei Chaoten aufpassen sollen. Myouga war ja nicht da. Oh du je. Der alte Schmied schluckte. Hoffentlich tauchte der Herr nicht auf. Was sollte er dem denn sagen? Immerhin war der ja auch nach dem Kampf gegen So´unga erschienen und hatte zu seinen Söhnen gesprochen. … Oh je. Der Taishou schien wie immer überaus gut informiert. Tja. Er musste ihm dann eben sagen, dass diese zwei völlig unerzogenen, arroganten und sturen Bengel auf niemanden hörten. Natürlich so, dass die das nicht mitbekamen, sonst konnte er sich gleich bei seinem alten Herrn einquartieren. Wann genau war sein Ruhestand eigentlich zu einem Unruhe stand geworden? Und wann genau hatte er was verbrochen um mit diesem Monat gestraft zu werden?   Sesshoumaru verharrte einen kaum bemerkbaren Sekundenbruchteil im Schritt, ehe er weiterging, als er erkannte, dass sich das Tal erneut veränderte. Es wurde eng, so schmal, dass kaum eine Person durchpasste. Weitaus ärger war allerdings, dass sich der so genannte „Himmel“ dieser Welt wiederum absenkte. Und der bestand leider aus im wahrsten Sinn des Wortes Nichts. Was und wer auch immer das berührte verschwand in alle Ewigkeit. Diese Ebene lag nun fast an den stetig absinkenden Felsen rechts und links, was bedeutete, dass Fliegen oder auch nur Hochspringen verhindert werden sollte. Dort kam folglich die nächste Falle. Nun gut. Er war überzeugt mit allen Problemen fertig werden zu können, zumal mit Tessaiga, schön, auch dessen Besitzer, an der Seite.   Kaum zwanzig Meter dauerte die enge Passage, als der Hundefürst ein weiteres Mal innehielt, die neue Lage musternd. Zu seiner gewissen Beruhigung, nicht notwendig, aber seltsam angenehm, war der Halbbruder sofort neben ihm. Vor ihnen dehnte sich erneut ein Talkessel, dessen Wände nur mehr zehn Meter steil emporstiegen und oben durch das Nichts gedeckelt wurden. Der Boden bestand vermutlich aus Sand, zumindest standen sie auf welchem, aber genau war das nicht zu sehen. Nur wenige Schritte vor ihm bestand der Grund des Talkessels nur mehr aus lebenden Armen. Sechs oder manchmal auch acht Tentakeln, sich gegenseitig berührend und alles unter sich bedeckend. Jeweils in der Mitte lag ein dunkles Loch, das man erst auf den zweiten Blick als mit Stacheln besetzt erkennen konnte. Jenseits dieser durchaus lebendigen Falle befand sich ein großes, metallenes Tor, sicher der Ausgang aus dem Pass.   „Was ist das denn?“ erkundigte sich Inu Yasha bei niemand Bestimmten und war erstaunt von Toutousai eine, wenngleich resignierte, Auskunft zu erhalten. „Steinsterne. Sie fangen und fressen jeden, der vorbei kommt.“ „Na, dann legen wir sie eben um.“ Der Halbdämon fasste bereits nach Tessaiga, als er seinen Namen gleichzeitig von seinen beiden Begleitern hörte. Er sah seitwärts. Sesshoumarus Blick galt allerdings dem alten Schmied und war eine ganze Welt an Vorwürfen. Und Mordgedanken. So seufzte Toutousai, der wenig Lust verspürte aus spontanem Ärger an Steinsterne verfüttert zu werden. „Hast du das nicht gesehen, Junge?“ Nein, Hundebaby sollte er momentan wohl eher nicht sagen, auch, wenn es stimmte. „Die Felsen in diesem Tal und auch die Arme der Steinsterne glitzern.“ „Äh, ja.“ Inu Yasha sah nun erst genauer hin. „Das sind ja überall Kristalle. Oh, Energieangriffe werden blockiert? Das machen die hier ja dauernd. Lästige Bande.“ Zum wievielten Mal, seit sie den Pass der Elemente betreten hatten, hoffte Toutousai, dass die oberen Etagen der jenseitigen Welt nicht zuhörten?   Ein lautes, fast dröhnendes Knirschen hinter sich ließ den alten Schmied herumfahren. Auch der Jüngere der Halbbrüder wandte den Kopf. Der Ältere sparte es sich, da er vermutete, was er gleich zu hören bekam. „Dieses Tal hinter uns ist zugewachsen. Toll. Und, die Felsen wachsen weiter auf uns zu. Die wollen uns zu den Sternen da scheuchen.“ Inu Yasha wandte sich wieder dem Hindernis zu. „Und die wollen mit den Armen angreifen … naja. Klauen haben wir ja auch.“ „Sie regenerieren sich sehr schnell,“ warf Toutousai prompt ein, der langsam annahm, dass Inu Yasha so etwas noch nie begegnet war und sein lieber alter Freund Myouga bei Lehrstunden einiges vergessen hatte. Der Kerl war ja schlimmer als er! Und doch ein paar Jahrhunderte jünger! „Keh. Springen?“ Aber das galt dem großen Bruder. Sesshoumaru warf eine prüfenden Blick nach oben, von wo ebenfalls ein fast bedrohliches, in der Stille des Kessels, wenn man von dem redseligen Bastard absah, sehr lautes Knirschen kam. Tatsächlich. Das Tal wurde kleiner und niedriger. Irgendwann würde ihnen kein anderer Platz mehr bleiben als durch die Steinsterne zu gehen. Springen war keine Option mehr. Es waren nur noch fünf Meter und so lang waren zum Teil auch die Tentakeln. Überdies stand zu erwarten, dass sich die „Decke“ immer tiefer senken würde. In diesem Nichts würde selbst er sich auflösen und samt seiner Seele verschwinden. Der Halbdämon war dem Blick gefolgt. „Das wird ja immer besser. Wieso heißt das nur alles Gute kommt von oben? Keine Schwerter, keine Klauen, kein Springen … He, Schmiedeopa, wie kann man denn diese Steinsterne umbringen?“ „Gar nicht, du dummer Junge,“ stöhnte Toutousai und raufte seine wenigen Haare. „Sie sind eines der größten Hindernisse, wenn man an magisches Erz heran will.“ „Aber man kommt ran?“ folgerte Inu Yasha prompt. Seiner Meinung nach konnte man alles töten, bei manchen Sachen dauerte es eben nur etwas länger. Nun ja, Anwesende ausgeschlossen. Der Meisterschmied kratzte sich nachdenklich am Kinn. „Naja, aber dazu muss man ein dämonischer Schmied mit besonderen Fähigkeiten im Bereich der Feuermagie sein und…..“ Er bemerkte den Ausdruck im Gesicht der Hundejungen, seltsam ähnlich in Aussehen und Zorn. Leider auf ihn. Als ob man nicht in Gefahr und mit seinem Alter auch mal etwas vergessen könnte! Jedenfalls konnte der verstorbene Herr beide Söhne bei schlechtesten Willen nicht verleugnen. „Oh, ja, das hätte ich ganz vergessen. Kann doch mal passieren.“ Beide Halbbrüder mussten sich zusammennehmen, um nicht SICH zu vergessen. Immerhin sprach selbst der impulsive Jüngere nur die nächste Konsequenz aus. „So ist Shinimiez dann auch durchgekommen. Der kann das ja anscheinend auch.“ Shinimiez. Der Katzenfürst würde sich ärgern, wenn er das hören würde. Aber schön, nur nicht den minimalen Geduldsfaden der Chaotenbrüder noch mehr strapazieren. „Geht mal beiseite. Wir müssen dann aber sehr schnell werden. Sie regenerieren sich wirklich sehr gut.“ Tatsächlich gehorchten alle zwei der Hundebrüder prompt und kommentarlos. Nachhalf vermutlich auch, dass von oben erneut ein Knirschen zu hören war und sich der Deckel des Nichts um einen Meter tiefer senkte. Der alte Meisterschmied trat vor und konzentrierte sich, ehe er einen Feuerstrahl von der halben Länge des Talkessels produzierte, der durch die Steinsterne fegte und sie buchstäblich in Rauch aufgehen ließ. Er wollte noch „los!“ sagen, fühlte sich jedoch am rechten Handgelenk gepackt und weiter gezerrt. Inu Yasha, natürlich. Irgendwie gelang es Toutousai in dem hektischen Gezerre erneut Luft zu holen und einen zweiten Feuerstoß auszusenden, der diesmal bis zu dem Tor reichte. Jetzt würde er wirklich, wirklich eine Pause brauchen. Hoffentlich war dieser Pass jetzt zu Ende. Leider, gab er zu, während er unbarmherzig vorwärtsgezogen wurde, obwohl sein Herz ihm bereits bis zum Hals schlug und er nur mehr nach Atem rang, wartete dahinter die Zwischenwelt samt dem verstorbenen Herrn und dann auch noch die Hölle. Was für ein Tag!   Ohne weiteren Aufenthalt oder Zögern sprangen die Halbbrüder vor die Seiten des Tores, die sie bei den vergangenen Portalen bereits aufgezogen hatten, es dabei dem alten Schmied überlassend, sich besorgt umzusehen, wie rasch sich die Steinsterne tatsächlich regenerieren konnten. Sehr schnell, stellte Toutousai fest, da die ersten bereits wieder komplett waren. Immerhin öffnete sich ein Spalt im Tor ehe die letzten Tentakeln wieder die fünf Meter Länge erreicht hatten. Er hastetet durch und ließ sich erschöpft zu Boden sinken. Irgendwo registrierte er mit gewisser Dankbarkeit, dass sich seine beiden unwilligen Begleiter rechts und links neben ihn stellten, als sie sich umblickten. „Tja, das ist endlich die Zwischenwelt,“ kommentierte Inu Yasha den rot-schwarzen Himmel mit der Öde darunter, die Knochenvögel. „Wird ja langsam richtig vertraut. Also, Schwertbieger, wo steckt nun das Katerchen?“ „Ihr müsst erst nach rechts gehen.“ Der leidgeprüfte Schmied warf einen Blick auf die Karte. „Da steht Rat. Dort hinten. Ihr bekommt sicher Tipps, wie ihr den Katzen...ich meine, den Kater schneller einholen könnt, oder auch, wo So´unga nun ist.“ „Na, das Höllenschwert ist sicher da, wo Katerchen hingeht. Da brauchen wir keinen Tipp.“ „Vielleicht für die Geschwindigkeit?“ schlug Toutousai zögernd vor. Irgendwie war ein Rat bei einem Spaziergang durch zwei Jenseitswelten doch nicht unbedingt fehl am Platz? Aber, wie erklärte man das diesen Zweien? Zumal, wenn er sich mühsam aufrappelte. Unerwartet erhielt er Hilfe. „Gehen wir.“ Sesshoumaru wandte sich nach rechts. „Ach, und wieso?“ erkundigte sich der jüngere Bruder mit einem etwas zu aggressiven Unterton. Der Hundedämon beschloss, dass er nicht erwähnen würde, dass er zum einen annahm, dass die Hinweise auf der brennenden Karte mehr als nützlich waren und womöglich von der Herrin der Unterwelt selbst gesandt wurden, zum anderen im Zweifel immer das Gegenteil von dem richtig war, was Vaters zweiter Sohn wollte. Das würde nur zu einem weiteren Duell zwischen ihnen in dieser Welt führen. Überdies, aber das wollte er erst recht nicht zugeben, vermutete er diese Gegend zu kennen. Das mochte ein Irrtum sein, bei der öden Landschaft. Erst recht kein Grund das zu sagen. „He, ich rede mit dir!“ Das war kaum zu überhören. Mit einem gewissen inneren Seufzen akzeptierte der große Bruder seine Rolle zum … wievielten Mal, seit sich dieser törichte Schmied hatte entführen lassen? Schade, dass er seine Liste für Todesarten zumindest für Dämonen schon voll hatte. Es könnte sich fast lohnen, für diesen senilen Narren eine eigene, neue anzulegen. „Auf dem für den Schmied erschaffenen Plan stehen Hinweise. Es wäre töricht, denen nicht nachzugehen, naiver Halbdämon.“ „Keh!“ „Überdies – weißt du, wo wir uns befinden?“ „In der Zwischenwelt, ja, und?“ Aber Inu Yasha blickt sich lieber noch einmal um. Sie stiegen gerade einen Hügel empor. Na ja, meist war er ja hier auf diesen Knochenvögeln geflogen und von oben sah die Welt eben ein bisschen anders aus. Und jetzt kam da vorne ein Steilabfall, wie es hier viele gab und da war ein wohl bekanntes Skelett … ach du je. Sesshoumaru musste ihn wirklich für vertrottelt halten. „Vater.“ Vaters Skelett und „Rat“. Ja, da hatte sich sicher jemand etwas dabei gedacht. Das hätte dieser vergessliche Schmied doch auch erwähnen können! Immerhin, das gab er zu, hatte er sich noch kein Duell oder auch nur einen Faustschlag eingehandelt, was alles hier schon passiert war. Allein daran konnte man eine drastische Verbesserung ihres brüderlichen Verhältnisses ablesen. Kurz, schuld, dass ihn der Ältere mal wieder für dämlich hielt, war nur dieser altersschwache Metallbieger, der immer nur die Hälfte erzählte. „Schon klar,“ murrte er, dabei aber einlenkend. Nicht möglich, der gab mal nach, ohne eine Klinge an der Kehle zu haben? Der Hundedämon blieb jedoch stehen und blickte zu dem riesigen Hundekopf auf, geflissentlich gewisse Beschädigungen im Skelett übersehend. Der Jüngere tat dies nicht. „Ich habe dir damals gesagt, wenn er wüsste, was wir hier treiben, würde er uns zwischen seinen Klauen zerquetschen.“ „Dann wüsste ich doch gern, warum ich dies tun sollte.“ Die Hundebrüder fuhren ebenso herum wie der alte Schmied. Kapitel 29: Es liegt in der Familie ----------------------------------- Sowohl die Hundebrüder als auch Toutousai starrten die durchscheinende, weißhaarige Gestalt hinter sich an, die ohne Rüstung, aber mit blau besticktem Oberteil und blütenweißen Hosen lautlos erschienen war. „Verehrter Vater,“ war alles, was Sesshoumaru sagen konnte. Dieser sah aus, wie er ihn eigentlich in Erinnerung hatte, wenn man von diesem letzten Treffen am Strand absah, das ein wenig ... nun, unglücklich verlaufen war. Im Laufe der letzten Jahre hatte er den Eindruck gewonnen, dass nun,ja, Vater nicht unbedingt recht gehabt hatte, sie aber ziemlich aneinander vorbei geredet hatten. „Herr!“ brachte der alte Schmied heraus. Inu Yasha erkannte den Mann wieder, der nach dem Sieg gegen So´unga ihnen kurz gratuliert hatte. Also, sein Vater? Naja, auch der Sesshoumarus? Wieso sah der so durchscheinend aus? Ach ja, hier sollten ja nur Seelen sein. Da der ihn so musterte, erwartete der wohl auch von ihm eine Begrüßung. Was sollte er da sagen: schön, dich kennen zu lernen? Bisschen dämlich, wenn der schon tot war. Am Besten vielleicht auf die gestellte Frage antworten. Nun ja, auch nicht so brillant, wenn man erzählen würde, dass sie beide sich um Tessaigas willen in seinem Skelett fast gegenseitig umgebracht hatten und für einige Schäden verantwortlich waren. Er hatte gehört, dass manche Väter handgreiflich wurden und wollte nicht ausprobieren, ob das eine Seele im Jenseits auch werden könne, war sich aber sicher, dass Sesshoumaru von beiden Eltern streng erzogen worden war. Allein diese höflichen Anreden. Kagome hatte damals schon gesagt, dass es doch toll sei, wenn sich ihr Vater zeigen könne, er ihn wenigstens mal sehen könnte. Und Myouga samt Toutousai hatten immer davon geredet, wie mächtig und stark der gewesen sei. Sein großer Halbbruder hatte sich zwar ausgeschwiegen, aber war immerhin lange auf Tessaiga als Vaters Schwert fixiert gewesen. Und der achtete niemanden, der nicht mindestens in seiner Liga spielte. So meinte er doch etwas unsicher: „Naja, die Schäden hier an dei … an Eurem Skelett sind bei einem Kampf entstanden.“ Nur schön höflich bleiben, das würde ihm Kagome doch sicher raten. Und immerhin schien ja nicht einmal Sesshoumaru den zu duzen, was der sonst bei allen machte. Bruderherz stand sowieso so seltsam angespannt, allerdings nicht kampfbereit, das kannte er schließlich zu genüge.   Besagter Hundedämon warf ihm einen giftig-eisigen Blick zu, wie es nur ein großer Bruder bei dem Jüngeren zustande bringt, wenn der sich gegenüber Vater als vorlaute Petze entpuppt.   In der jähen Erkenntnis, dass er offenbar gerade dabei war sie beide in die Bredouille zu stürzen, versuchte es der Halbdämon instinktiv mit der Kurve. „Wir verfolgten einen Kerl namens Naraku. Äh, also, ich und meine Freunde und auch Sesshoumaru. Dabei lernte ich Hosenki kennen, der mir für den Kampf gegen diesen Naraku seine Diamantsplitter schenkte. Tja, dann kam Sesshoumaru und sie kämpften eine Weile, ehe der Mistkerl, ich meine, Naraku, verschwand …“ Nun ja, das war eine Kurzfassung, entsprach den Tatsachen und war eindeutig die bessere Variante. Dieser dämliche Bas … Halbdämon schaffte es nicht nur sich und andere in unmögliche Lagen zu bringen, sondern auch aus ihnen, beschloss der Ältere, der das Zucken des Mundwinkels seines Vaters richtig einschätzte. „Bei diesen Kämpfen ging auch ich zu Bruch? Wollte dieser Naraku etwas von mir?“ „Nein,“ antwortete Sesshoumaru lieber selbst. „Darf ich fragen, ob Ihr hier stets verweilt?“ Wohl nicht, denn sonst wüsste der Herr Vater auch die Dinge, die sie gerade umschifft hatten. Hoffentlich nicht, aber bei einem derart fähigen Heerführer war leider immer davon auszugehen, dass da noch etwas kam. „Nein. Ich soll euch beiden einige Ratschläge geben, da ihr auf der Suche nach Shinishin seid. Zu Recht, denn der Kater ist gefährlich – und ihr beide habt ihn hergeschickt. - Toutousai, ich zweifle nicht daran, dass es dir manchmal schwer fällt diese ungestümen Jungen zu zügeln. Wo ist eigentlich Myouga?“ Der alte Schmied, der sich wie befürchtet in der undankbaren Rolle des Erziehungsbeauftragten wiederfand, seufzte etwas. „Ich gebe es ungern zu, aber dieser Kater hatte mich entführt. Und die Zwei haben mich da raus geholt. Ehe ich auch nur daran denken konnte nach Hause zu gehen und mich zu erholen, saß ich auf einmal mit den beiden Id ...äh, Euren Söhnen in der Unterwelt.“ Der verstorbene Taishou nickte etwas. „Ohne Zweifel kannst du mir das später ausführlicher berichten. - Gehen wir. Auf dem Weg werde ich euch etwas über So´unga und seine Bannkreise erzählen.“ Da Sesshoumaru prompt an die rechte Seite trat, als sein Vater sich abwandte, sprang Inu Yasha auf die linke. Immerhin war er auch ein Sohn und würde sicher nicht wie der Schmiedeopa hinterhertrotten.   Der Taishou blickte zum Horizont. „Ich konnte euch nur im Tal der Elemente beobachten, aber ich bin sehr erfreut, dass ihr beide so gut zusammenarbeitet.“ Ihm entging der irritierte Blickaustausch seines Nachwuchses an ihm vorbei. „Du hast wahrlich viel gelernt, Sesshoumaru. Und dein eigenes Schwert erhalten. Damit hast du mich übertroffen, ich brauchte immer einen Schmied. Nun, ich habe dich richtig eingeschätzt. Und du, Inu Yasha, beherrscht Tessaiga und seine Fähigkeiten besser, als ich es erwartet hatte.“ „Weil ich ja nur der Halbdämon bin?“ platzte es prompt aus dem Jüngeren heraus. „Nein.“ Der Vater klang ein wenig verwundert. „Weil du offenkundig mehr Attacken hast als der gute Toutousai überhaupt eingeschmiedet hatte. Hosenki, war das Stichwort. Aber, ich bin dir natürlich keine Rechenschaft schuldig, mein Sohn.“ Da der letzte Satz sehr sesshoumaru-mäßig klang, nahm sich Inu Yasha vor etwas vorsichtiger zu sein. Ärger mit gleich zwei Dämonenfürsten, noch dazu im Jenseits … nein, danke. Kagome würde ihm den Kopf abreißen, wenn er dann nie mehr nach Hause käme. Hm. Wenn er so beiseite schielte, sah Vater sowieso dem großen Bruder recht ähnlich, trug die Haare allerdings anders und gleich zwei dieser Boas. Aber die Augen und die Augenbrauen ähnelten denen, die ihm im Wasser entgegenblickten. Klar, er hatte nicht die Markierungen der reinen Hundedämonen, aber irgendetwas hatte er doch von dem Typen. Obwohl, da hatte es Sesshoumaru schon besser gehabt, der hatte ihn gesehen, mit ihm gesprochen, war von ihm ausgebildet worden. Das würde ihm immer fehlen. Immerhin konnte er ein wenig jetzt nachholen. Vielleicht. „Nun, So´unga … „ begann der Taishou in einem gelassenen Tonfall. Sesshoumaru fühlte sich plötzlich an seine Welpentage erinnert, wenn er, selten genug, aber doch, sich auf das Fell seines Vaters kuscheln durfte und der ihm von Legenden, Dämonenkriegern, erzählt hatte. Und er fühlte sich plötzlich verdammt jung und schwach. „Wenn ihr die Geschichte des mächtigen Schwertes der Sonnengöttin nicht kennt … Ihr Bruder, der Gott der Stürme, erschlug in einem Kampf einen Drachen und fand in ihm ein Schwert, das er seiner Schwester schenkte. Diese Sage ist allgemein bekannt. Weniger bekannt ist, dass es sich um zwei Schwerter handelte. Zwei Drachenschwerter. Das mächtigere erhielt die verehrte Amaterasu, das zweite jedoch ihre Mutter, die Herrin der Unterwelt. Diese wollte es nutzen um einen Höllendrachen, der schwer zu bändigen war, zu sichern, und ließ ihn in diese Klinge einbauen. So entstand das So´unga, das ihr heute kennt. Damit niemand Schaden anrichten konnte, es nie in falsche Hände gelangen sollte, wurde es hier, in dieser Welt, versiegelt. Nahe dem Ort, an dem wir uns trafen. Die Bannkreise besagten, dass nur ein Lebender hindurch käme. Das einzige quasi Lebendige zu diesem Zeitpunkt war eigentlich die Schöpfergöttin. Dennoch gelang es einem Drachen, der, niemand weiß wie, von So´unga erfahren hatte und es suchte, durch die Spiegelwelt und den Pass der Elemente zu hierher zu kommen. Da er lebte, konnte er es stehlen. Er war übrigens der Vater von Ryukossusei.“ Hinter dem letzteren Namen lag etwas Nachdruck, zu viel, dass auch nur Inu Yasha etwas dazu sagen wollte. Außerdem war er neugierig. Seit Mutter hatte ihm niemand mehr spannende Geschichten erzählt. Der Taishou fuhr jedoch ruhig fort, ohne im Gehen inne zu halten: „Er gelangte in die Welt der Lebenden und, nun, ihr wisst selbst, was das Höllenschwert dort anrichtet, zumindest in der Klaue eines Drachen. Mein verehrter Großvater wollte den Drachen aufhalten. Es gelang ihm, unter dem Opfer seines Lebens, da es ihm ebenso gelang, So´unga zu beherrschen. Es stellte sich rasch heraus, dass auch mein Vater dies konnte, ebenso wie später ich und ihr. Unsere Blutlinie. Das Höllenschwert wurde wohl verwahrt unter Bannsiegeln aufgehoben, denn nur äußerste Notwendigkeit hätten meinen verehrten Vater, euren Großvater, oder auch mich gezwungen es mitzunehmen.“ Er bemerkte den fragenden Blick seines Ältesten, der ihn oft genug mit diesem Schwert auf dem Rücken gesehen hatte. „Ja. Leider. Denn nun kommen wir zu Shinishin. Schon das Wissen, dass mein Vater das Höllenschwert besaß, ließ seine Feinde zittern. Und die Bannkreise waren so gewoben, dass nur jemand, der alle Elementarten beherrschte, hindurch gelangen würde. Und jemand, der gleichzeitig über ein sehr hohes Energielevel verfügte. Unmöglich, eigentlich, denn selbst Drachen beherrschen nicht alle Teile der Elementmagie, Elementmagier, wie sie unter Menschen sehr selten vorkommen, besitzen keine dämonische Energie. Dennoch gelang es, wie ich später hörte, einem Elementmagier mit Shinishin einen Dämonenfürsten vom Festland zu finden, der an diesem Höllenschwert interessiert war. Der Magier beseitigte die Bannkreise, Shinishin war schlau genug nicht So´unga im Ganzen zu nehmen, sondern nur ein Stück abzubrechen. Er wusste, dass der Einbruch sofort auffallen würde und er nie wieder zurück käme. So tat er so, als habe er einen Einbrecher stellen wollen und fraß den menschlichen Magier, nahm auf diese primitive Art dessen Elementmagie in sich auf. Er brauchte wohl lange Jahre, Jahrhunderte, um das zu beherrschen. Inzwischen geriet ich mit seinem Bruder hierzulande aneinander. Zu diesem Zeitpunkt hatten weder mein verstorbener Vater noch ich etwas von dem fehlenden Teil bemerkt, zumal das Höllenschwert immer schwerer zu beherrschen wurde, hungrig nach neuen Seelen. Darum suchte ich nach einem Weg So´unga wieder zurück zu schicken, und mit Hilfe des lieben Toutousai…“ Er wandte den Kopf und betrachtete den Schmied, der sichtlich unglücklich hinterher schlurfte. „Gelang es, zwei Schwerter zu erschaffen, die es schwächen, ja, bändigen konnten. Gemeinsam, wie ihr ja inzwischen feststellen konntet.“ „Die Schwerter sind gleichwertig, verehrter Vater.“ Sesshoumaru gelang es gerade noch seine Frage in eine sachliche Feststellung umzuwandeln. „Natürlich, wie ihr beide. Gleichwertig und doch vollkommen anders.“ Falls er bemerkte, dass beide Söhne ein wenig zusammenzuckten und sich anschielten, so ignorierte er es. Es gab Wichtigeres. „Darum ließ ich So´unga auch nicht mehr aus den Augen, ja, trug alle drei Schwerter, denn inzwischen hatte ich die Mitteilung erhalten, dass ein Stück fehle. Aber zu diesem Zeitpunkt wusste niemand, wo es war. Aus diesem Grund ließ ich es bei meinem Tod ja auch in die Zukunft schicken, in der Hoffnung, ihr wärt dann stark genug, mit Tenseiga und Tessaiga das Höllenschwert zurück zu schicken. Das ist euch auch gelungen, früher als erhofft. - Natürlich wurde So´unga, das in der Welt der Lebenden noch stärker geworden war, nicht mehr einfach so hier in dieser Welt versiegelt. Es liegt nun in der eigentlichen Unterwelt, im Tal des so genannten Abyss, der tiefsten Stufe, nun, um ehrlich zu sein, des tiefsten Loches, das es gibt. Erneut sind Bannkreise herum. Drei an der Zahl. Der äußerste verhindert, dass jemand, der tot ist, hindurch gelangt. Immerhin gibt es dort jede Menge toter Menschen, derer es sich bemächtigen könnte, obwohl es wahrlich abseits liegt. Der zweite Bannkreis verhindert Elementmagie. Und der dritte Bannkreis verhindert, dass jemand mit dämonischer Energie, also auch ein Drache, durchkommt.“ „Ja, aber dann kann doch Katerchen, ich meine Shinishin, da nicht ran?“ fragte Inu Yasha prompt, gute Vorsätze hin oder her. „Du übersiehst etwas, Inu Yasha,“ erklärte der Vater etwas nachsichtig. „Und du, Sesshoumaru?“ Das war eine Prüfung, wurde dem älteren Halbbruder klar. Hoffentlich lag er richtig. „Der erste Bannkreis bildet kein Hindernis für den Kater, denn er lebt. Elementmagie war im Pass der Elemente nützlich, aber in der Unterwelt würde ihm nur Tenseiga helfen. Und er kann sie offenbar kontrollieren, damit auch unterdrücken. Der zweite Bannkreis ist auch kein Hindernis. Und der dritte….“ Ja, was? Der Kater hatte dämonische Energie, der war sogar recht stark. „Der dritte Bannkreis wird übertrumpft, sozusagen.“ Der Inu no Taishou beschloss seinen Sprösslingen etwas Nachhilfe in Kampftaktik zu geben. Sie würden es brauchen. Und so rasch wiedersehen wollte er sie auch nicht. Nicht tot. „Das Bruchstück des Höllenschwertes, das er trägt, führt ihn zu dem ganzen. Und diese Teile wollen sich wieder vereinigen. In So´unga liegt ein Höllendrache, andere Drachenmagie, aber auch göttliche Macht, denn der göttliche Schmied baute es für seine Großmutter – und die Magie des Jenseits. Das alles zusammen wird Shinishins dämonische Energie übertönen und den Bannkreis öffnen.“ „Und So´unga den Idioten übernehmen,“ schloss Inu Yasha. „Das versucht das Teil bei jedem.“ „Du hast es schon in der Hand gehalten?“ erkundigte sich sein Vater so erstaunt, dass er die Unhöflichkeit ignorierte. „Äh, ja. Ich fand es ja in der Zukunft.“ Oh. Da hatte ihm der gute Toutousai wohl einiges zu erzählen, denn ganz offensichtlich war der Junge das gefährlichste Schwert aller Welten auch wieder los geworden. „Das war natürlich bei der Erschaffung der neuen Bannkreise nicht vorherzusehen. Nicht, dass es jemand schafft, jemanden lebendig in die Unterwelt zu schicken, der noch dazu ein starker Dämonenfürst ist, Elementmagie beherrscht und zusätzlich ein Stück des Höllenschwertes besitzt. Nun gut, als Sohn desjenigen, dem dieses Bruchstück gestohlen würde und Vater derjenigen, die Shinishin lebendig herschickten, erschien ich wohl geeignet für euch den Boten zu spielen.“ Irgendetwas sagte beiden Söhnen, dass das nicht nur seinen Stolz verletzte, sondern da auch noch etwas anderes gewesen war. Überaus Unangenehmes. Besser, dazu den Mund zu halten und nicht den Ärger abzubekommen. Sesshoumaru erkundigte sich nur in unwillkürlicher Erinnerung an vergangene Tage: „Eure Befehle, verehrter Vater?“ Inu Yasha dachte zwar, er höre nicht richtig, aber da er ein bis zwei eisigen Blicken begegnete, neigte er einfach mal etwas den Kopf. Er war anscheinend dabei sich in die Nesseln zu setzen und Bruderherz vermied das selbst gerade durch betonte – und sehr ungewohnte - Höflichkeit. Der Taishou fiel ebenso prompt in alte Muster. „Ich begleite euch zu der Stelle, an der die eigentliche Unterwelt beginnt. Weiter zu gehen ist einer Dämonenseele versagt. - Ihr werdet in die Hölle gehen, in den Abyss vordringen, Shinishin töten und So´unga sichern.“ Der Ältere senkte nur gehorsam den Kopf, seine Gedanken dazu verbergend, während Inu Yasha es entfuhr: „Weitere Wünsche?“ Die Sonne, den Mond? „Nein. Oder hast du noch Fragen.“ Da das klang, als ob ihm sein Vater am liebsten in den besagten Abyss treten würde, beschloss der Halbdämon mit einer für ihn weit wichtigeren Sache als der Rettung von ein paar Welten herauszurücken. „Naja, ich meine… Mutter …. Ist sie hier? Hast du … habt Ihr sie gesehen?“ Die Seele des verstorbenen Herrn aller Hunde atmete sinnloserweise durch, als ihm dämmerte, dass der Junge wirklich noch ein halber Welpe war – und seine Mutter vermisste. „Sie war in der Unterwelt der Menschen. Nach dem Tode uns zu sehen war uns verwehrt. Ich weiß jedoch, dass sie ... dass sie wieder geboren wurde.“ „So wie Kagome die Wiedergeburt von Kikyou ist?“ Offenbar war da nicht die Wiedergeburt das Problem. Wen oder was hatte der Welpe denn schon alles gesehen und mitgemacht? Sesshoumaru gab sich, das hatte er im Pass der Elemente ja selbst gesehen, für dessen Verhältnisse – und dessen jugendliches Alter - wirklich Mühe als großer Bruder, aber das war wohl kaum genug gewesen. Was hatten eigentlich Myouga und Toutousai getrieben? Wenn er sich recht entsann, hatten die Zwei doch seine letzten Wünsche erledigen sollen. Und zumindest einen seiner treuen, wenngleich manchmal zerstreuten, Freunde hatte er ja hier. Die würden doch kaum ausgerechnet Izayoi und ihr Baby vergessen haben? „Ich weiß nicht, wer das ist. Eine Seele wird von allem Bösen und allen Erinnerungen gelöst und kann dann ein vollkommen neues, und hoffen wir, glücklicheres, Leben beginnen. Und nein, ehe du fragst. Du würdest sie nicht wieder erkennen.“ Sich Mutter irgendwo als Baby vorzustellen war … Nun ja. Ein bisschen mehr Glück wäre ihr zu wünschen, aber Inu Yasha ertappte sich dabei nicht nur enttäuscht zu sein, sondern auch noch eine Träne zu spüren. Hastig wischte er sie weg, Das fehlte noch, dass jetzt ein dummer Spruch der Herrn Dämonenfürsten kam. Zu seiner Überraschung spürte er eine Klaue auf der Schulter. „Ich weiß,“ sagte der Taishou. „Ich hätte sie lieber bei mir gehabt. Aber es gibt Dinge, die niemand ändern kann. Und dazu gehören eben auch …“ Er nahm die Hand wieder weg, denn Berührungen ziemten sich nicht. „Bannkreise, deren Zauber nach dem Legen nicht mehr verändert werden kann. Ihr solltet euch beeilen, denn der Kater übersteigt soeben das Höllengebirge. - Toutousai, du kannst bei mir bleiben. Natürlich vorübergehend.“ „Ich bin wirklich dankbar,“ murmelte der alte Meisterschmied. „Die letzten Tage, Wochen, waren überaus anstrengend.“ „Und, du kannst mir ausführlich erzählen.“ Er war neugierig auf die Welt der Lebenden, auf seine Söhne. An dem Blick seines alten Freundes erkannte er mit gewissem sadistischen Vergnügen, dass es da wohl einiges gab, das der gern verschweigen würde. Oh, und auch der Nachwuchs schien nicht ganz so begeistert. Das konnte wirklich noch interessant werden. Wenigstens ein Vorteil der letzten Tage. Audienzen bei Schöpfergöttern als Mitglied einer Familie, die gerade erfolgreich dabei war schlichtweg alles durch leichtsinnige Fehler zu zerstören, gehörten definitiv nicht zu den Annehmlichkeiten des Lebens und des Nachtodes. „Zu euch beiden. - Das Gebirge dort vorne ist das Höllengebirge. Wenn ihr hier geradeaus geht findet ihr den Eingang. Es gibt allerdings einige Haken dort, Fallen, damit niemand mit Energie dort hinüberkommt. Es ist eine Grenze. Da es Shinishin jedoch vermag es zu überqueren, glaube ich auch an euch. Geht.“ Da er den etwas traurigen Blick des Jüngeren sah, nickte er kurz. „Ich kann euch nicht Auf Wiedersehen sagen, denn ich wünsche euch noch ein langes Leben.“ „Inu Yasha.“ Sesshoumaru ging bereits. Sie hatten ihre Anweisungen erhalten. Später, wenn er selbst einmal hier landete, würde er seinen Vater suchen und mit ihm reden können. Das war schon einmal etwas. Andere Seelen hatten sie bislang nicht zu Gesicht bekommen, aber das lag vermutlich nur daran, dass diese sich nicht mit Lebenden einlassen wollten oder durften. Umso besser, denn er hatte noch die Szenen mit den toten Menschen, die durch Tenseiga erlöst werden wollten nur zu gut im Gedächnis. Kapitel 30: Reden ist Silber ---------------------------- Die Halbbrüder wanderten auf das schroffe schwarze Gebirge zu, hinter dem sich die menschliche Hölle befinden sollte, aber auch So´unga und damit Shinishin – ihr Ziel. Einem Beobachter hätte es friedlich erschienen mögen, einträchtig, aber das kurze Zusammentreffen mit ihrem Vater hatte ganz unterschiedliche Gefühle in beiden ausgelöst, unterschiedliche Gedanken.   Inu Yasha fühlte sich irgendwie etwas enttäuscht. Sicher, er hatte seinen Vater getroffen, erfahren, dass seine Mutter, irgendwie als irgendwer wieder lebte, ja. Aber, eigentlich hätte er sich mehr versprochen, längeres Reden, dass Vater sie länger begleitet hätte, zumindest bis zu den Bergen da vorn. So meinte er irgendwann missmutig: „Das war ja ein kurzes Treffen.“ Sesshoumaru, der in einer vollkommen anderen Richtung dachte, erwiderte nichts. Er war unzufrieden. Vater hatte sich nur Zeit für den Jüngeren genommen, ja, dem von dessen Mutter erzählt, ihn sogar berührt. Und ihm war wieder nichts geblieben, wie schon bei Tessaiga, als den gehorsamen, erfolgreichen Sohn darstellen zu sollen. Da keine Antwort kam, blickte der Halbdämon nach rechts. „Ich meine, er hätte doch wenigstens mitgehen können, weiter, meine ich, und uns nicht nur die Geschichte dieses dämlichen Schwertes erzählen müssen.“ „Er hat dich berührt.“ Inu Yasha stutzte, da er durchaus eine gewisse Bitterkeit hören konnte. „Naja, die Hand auf die Schulter gelegt, schön. Aber erst mal: als Seele, das war wohl eher symbolisch, aber, ich meine, er hat mich nicht in den Arm genommen…“ Er erkannte schieres Unverständnis. „Äh, machen das Dämonen nicht?“ Nicht, dass er wüsste. Allein schon die Berührung der Schulter war doch eine Zuneigungsgeste, niemand berührte sich, schon gar nicht vor Zeugen wie diesem trotteligen Schmied. Und das war ja wieder Inu Yasha zugefallen, wie Tessaiga, wie auch zunächst So´unga, wenngleich mit fatalen Nebenwirkungen. Immer der Kleine, das Nesthäkchen, ja. Vater hatte den doch nie gesehen, schön, offenbar beim Kampf gegen So´unga und jetzt im Pass der Elemente. Aber, warum immer der? Und nie er? Er war doch stärker geworden, mächtiger, das hatte Vater ja immerhin zugegeben, er trug sein eigenes Schwert, er war ein Dämonenfürst, der stärkste, den ganz Japan zu bieten hatte. Was also sollte er noch tun um endlich Vaters Anerkennung zu finden? Der Halbdämon kannte seinen schweigsamen Begleiter doch schon eine Weile. Der war sauer. Naja, wenn er so an die kurze Begegnung mit dessen Mutter dachte – die hatte auch nicht unbedingt eine Umarmung gestartet. Oder auch nur den Eindruck gemacht, nett und sanft zu sein. War der Herr Halbbruder etwa auch deswegen so kühl, weil das eben nicht nur seine Marotte war, sondern das bei vornehmen Dämonen einfach nicht üblich war? Und war Vater für solche Verhältnisse tatsächlich schon recht nett zu ihm gewesen? Und ja, es stimmte. Die Seele hatte ihm die Hand auf die Schulter legen wollen, als die Rede auf Mutter gekommen war – und Sesshoumaru nicht einmal im entferntesten das Gleiche angedeihen lassen. War der deswegen so missmutig? Sagte aber natürlich nichts? War das schon wieder irgendwie ... das klang zwar komisch, gerade, wenn man bedachte, von wem die Rede war … war der wieder eifersüchtig, wie bei Tessaiga? Der Kerl hatte doch alles. Sogar die Mutter lebte noch, er trug Seide, tolle Schwerter, darunter sogar mit Bakusaiga das vermutlich gefährlichste weit und breit – und auf den war sicher nie runter geguckt worden. Was wollte der denn noch? „Ich hätte ihn eben gern länger kennen gelernt,“ sagte er daher nur. „Du hattest viel mehr Zeit. Mit beiden Eltern.“ „Was weißt du schon.“ „Komm du jetzt bloß nicht wieder mit der alten: „Vater ist für dich und deine Mutter gestorben“ Masche. Er hatte sich schon Verletzungen im Kampf gegen Ryuukossusei zugezogen, die nicht mehr heilen konnten, das hat mir Myouga erzählt!“ Sein Anhang für Flohgeister des Buches der 101 Todesarten erweiterte sich soeben! Und was wusste der jämmerliche Bastard von den Anstrengungen, den Mühen, immer der Beste, der Stärkste zu sein, die Erwartungen der Eltern zu erfüllen? Vor allem Mutters Ziele waren da sehr hochgesteckt. Vaters auch, wenngleich in etwas anderer Weise, aber der war eben auch ein Vorbild gewesen, sein Vorbild – bis zu diesem unseligen Abend am Meeresstrand, als Vater von Beschützen geredet hatte, und fortlief, um diesen Bastard und dessen Mutter zu retten! Und ihm selbst versagte, die Schwerter zu nehmen. Er hätte ihn tatsächlich umbringen müssen, was ihn doch zögern ließ. Er selbst hatte da ja schon befürchtet, dass er Tessaiga oder So´unga nie bekommen würde, wenn er sie nicht vor dieser Rettungsmission an sich nahm. Prompt war es ja auch so gekommen. Tessaiga für Inu Yasha versteckt, So´unga in die Zukunft geschickt – Vaters Plan, aber diese alten Freunde hatten das auch noch umsetzen müssen. Und ihm selbst war nichts geblieben als das jämmerlichste der drei Schwerter, an einem Magnolienbaum hängend! Nun gut, inzwischen hatte er Bakusaiga, das deutlich stärker als Tessaiga war. Und er hätte es wohl nie erhalten, wenn er damals schon Tessaiga in die Klaue bekommen hätte. So´unga, ja. Das hätte er meistern können, auch schon in so jungen Jahren, da war er sicher. Schließlich hatte er oft genug mit Vater meditieren dürfen, lernen dürfen, wie man den bösen Geist aus dem eigenen Kopf verdrängt. Er war zur Macht geboren, zur Herrschaft, zum Regieren und Befehlen! Das war sein Lebenszweck und dafür war er ausgebildet worden. Nicht zum Schutzherrn – zum Anführer. Und schon gar nicht dafür, mit diesem dümmsten Bastard aller Zeiten durch das Jenseits zu laufen und einen verrückt gewordenen Kater umzubringen! Wenn er wieder zurück war, würde er zusehen, dass er jeden einzelnen Dämonen und sonstige magische Wesen in Japan besiegte. Mit dem Kater würde er anfangen. Und – sein Kopf wandte sich ruckartig zur Seite: als zweites wäre Inu Yasha dran.   Der Halbdämon war stehen geblieben. Wenn der Typ ihn so anstarrte … Unwillkürlich legte er die Klaue an den Schwertgriff. Es wäre nicht gerade toll sich hier in der Unterwelt zu duellieren, aber sie hatten das ja schon ein oder zwei Mal hinbekommen. Allerdings war es da um Tessaiga gegangen, um Naraku – nicht um die Rettung ein bis dreier Welten. Aber er war nicht feige, und wenn Bruderherz Ärger wollte, würde der ihn bekommen. Auch der Hundefürst war stehen geblieben. Ein Duell, jetzt hier und gleich würde ihn ein wenig abreagieren lassen. Und es wäre nur eine kleine Planänderung, zuerst der Halbdämon, dann der Kater. Allerdings hatte das den Schönheitsfehler, dass der Auftrag an sie beide lautete. Und die Nichterfüllung dieser Anweisung einem das Nachleben hier vermutlich ziemlich verleiden konnte. „Inu Yasha. Unwissend bist du zur Welt gekommen – unwissend wirst du sie wieder verlassen.“ Das klang nicht nach Duell und so entspannte sich der Jüngere etwas und ließ die Klaue sinken. „Das hast du schon mal gesagt, mit Takemaru. Es wäre echt toll, wenn du mir auch beiläufig so Kleinigkeiten erzählst, damit ich lernen kann.“   Nun ja, das stimmte. Sesshoumaru nahm seine Wanderung wieder auf. Auf dieser Reise war ihm schon einige Male aufgefallen, dass der Halbdämon zwar beachtliche Wissenslücken zeigte, aber immerhin ihm zuhörte, wenn er etwas sagte, das war bei den Kawataro so gewesen, in Mines Vulkan. Und der übernahm stets seinen Teil ohne zu murren. Ja, der war vorlaut, unbeherrscht, unwissend, unhöflich, nicht leicht umzubringen, genauer, weigerte sich einfach zu sterben … Aber wenn er, auch mit zusammengepressten Fangzähnen, den großen Bruder spielte, hörte der deutlich besser als auf Toutousai oder Myouga. Wozu wahrlich auch nicht viel gehörte. Vielleicht sollte er statt dem Halbbruder doch eher diese Zwei umbringen. Sie waren nutzlos. Mit Inu Yasha bereitete wenigstens der Kampf Vergnügen. Und, das gab er zu, dass sie beide durch die Duelle gegeneinander ebenso viel stärker geworden waren, wie gegen andere Gegner. Also stimmte der Herr Halbbruder zu, beschloss der Jüngere etwas triumphierend. Er hatte seine Meinung gesagt und es hatte kein Duell gegeben. Eindeutig, das brüderliche Verhältnis hatte sich verbessert,   Ein Rauschen über ihnen ließ die Hundebrüder aufsehen. Ein schwarz gekleidetes Wesen mit fledermausartigen Flügeln und einer Sense in der Hand drehte über ihnen einen Kreis und landete zehn Meter vor ihnen. „Was ist das denn?“ erkundigte sich Inu Yasha unwillkürlich. So jemanden, noch dazu mit fast menschlich wirkendem Gesicht, hatte er noch nie gesehen. „Ein Todesgott,“ antwortete der große Bruder prompt, bereit zu seiner vorherigen Entscheidung zu stehen. Die Tatsache, dass der Neuankömmling seine Sense auf den Boden stellte, bewies nicht nur, dass er als Bote kam, sondern auch, dass er wusste, was passieren konnte, wenn sie ihn für einen Feind hielten. Sie? Nun ja.   Der Todesgott war ein wenig länger in der Luft geblieben, da es für ihn fast so gewirkt hatte, als ob sich diese zwei Lebenden in ein Duell stürzen wollten, und er keine Ahnung hatte, wie zwei Schwerter der Weltherrschaft gegeneinander wirkten, falls man als Unbeteiligter dazwischen geriet. Ob dieser Shinishin eigentlich eine Ahnung davon hatte mit wem er sich so alles angelegt hatte? Gleich. Er hatte einen Auftrag. „Shinishin hat die Passhöhe erreicht und kann nun den Abyss vor sich sehen. Ich soll euch noch Informationen geben. Es wurden drei Fallen für ihn auf dem Weg über das Gebirge aufgestellt, die er nun alle überwunden hat. Damit sollte Zeit gewonnen werden, damit ihr aufholen könnt. Ich soll euch nun mitteilen, was das für Fallen sind, denn natürlich werden sie auch auf euch warten.“ „Dann macht sie doch weg, sonst können wir ja nicht aufholen,“ sagte Inu Yasha unverzüglich. Der Schwarzgekleidete warf einen vorwurfsvollen Blick auf den großen Bruder. Sesshoumaru stellte für sich fest, dass sein Eindruck der ersten Tage stimmte – alles, was dieser Narr sagte oder tat, wurde ihm zugerechnet. So meinte er: „Halbdämon. Er versteht nichts von Magie.“ „Oh, danke,“ fauchte der so Angesprochene prompt zurück. „Wie vorhin gesagt, wie wäre es mit Erklärungen?“ Ach herrje, dachte der Todesgott. Geschwisterstreit? Das war schlecht auf solch einer Jagd, an der ja nur das Schicksal so einiger Welten hing. So beeilte er sich lieber selbst mit der Erklärung. „Wenn solche Bannkreise gelegt wurden, kann man sie nicht wieder aufheben. Sie bleiben, wie und wo sie sind.“ „Äh, Moment mal. Ich weiß genau, dass Kagome oder Miroku schon Bannkreise wieder aufgehoben haben. Und einige verschwanden auch mit dem Tod des Verursachers.“ „Das ist korrekt, kleiner Hund. Du weißt, wo du dich befindest?“ „Oh.“ Inu Yasha dämmerte es. „Du bist ein Todesgott, also könnt ihr gar nicht sterben? Und deswegen kann man auch die Bannkreise nicht mehr aufheben? Auch die um das Höllenschwert nicht?“ Er hatte es begriffen! Hundefürst und Todesgott tauschten einen Blick, ehe der Letztere fortfuhr: „Dort hinter mir werdet ihr zwei Bergspitzen erkennen, die wie Hörner geformt sind. Dort ist euer Ziel. Bevor der Weg empor beginnt, werdet ihr in einen heißen Säureregen geraten, ein Unterschlupf, wie eine Höhle, wäre wohl ratsam, ehe es weiter geht. Danach wird euch das Emporsteigen schwer gemacht, ihr werde jeden einzelnen Schritt gehen müssen, nicht springen, nicht fliegen können. Die nächste Falle ist eine Zeitfalle, sie wird von vielen Schmetterlingen bewohnt. Hier hat Shinishin die meiste Zeit verloren. Ihr müsst, das ist der Rat, euch unbedingt an den Weg zu den Hörnern erinnern. Nur dort seid ihr dann in Sicherheit. Und dann könnt ihr auch schon vor euch den Abgrund sehen. Dort ist Shinishin, ihr habt auf eurem Weg durch die Spiegelwelt und den Pass der Elemente schon gut aufgeholt.“ „Das ist auch so eine Sache …“ Der Halbdämon wollte nicht als Dummkopf dastehen, aber ihn wurmte diese Hinterher-Rennerei doch. „Wir haben den Miezekater hergeschickt, also, in die Spiegelwelt. Und wir sind eigentlich, naja, wirklich keine halbe Stunde später auch da gewesen. Wieso hat der Typ so einen Vorsprung bekommen?“ Der Todesgott wollte sich an den Hundefürsten wenden, begegnete aber da auch einem etwas fragenden Blick. So seufzte er. „Ich denke ihr habt eines übersehen. Als ihr Shinishin hergeschickt habt, habt ihr, soweit ich informiert bin, eure Angriffe kombiniert. Ein sehr mächtiger Pfad in das Jenseits, der so entstanden ist, viel Energie. Deswegen flog der Kater wahrscheinlich auch deutlich weiter. Als ihr selbst in die Spiegelwelt kamt, seit ihr vermutlich in ein schwarzes Loch einfach gesprungen. Weniger Energie, weniger weit.“ „Keh! Und Katerchen ist jetzt schon über das Gebirge? Dann hat der ja noch immer einen guten Vorsprung.“ „Er ist auf der Passhöhe. Und ja, ihr solltet euch beeilen. Und denkt daran – die Fallen sollen Zeit kosten. Je weniger ihr dort vertrödelt, umso schneller habt ihr Shinishin.“ „Eine Frage habe ich noch … du hast doch diese Sense und ich vermute mal, dass es hier mehr von deiner Sorte gibt. Wieso greift ihr euch Katerchen nicht selbst?“ Die Frage wurde nicht aus Feigheit gestellt, das war klar. „Er ist lebendig. Und nur ein Lebender kann ihn hier töten. Wir sind nicht dafür geschaffen gegen Lebendige zu kämpfen. Wenn er tot ist, stellt er für uns kein Problem mehr dar.“ „Dann kommt er hierher?“ „Das ist die Welt der toten Dämonen, ja. Sie meiden euch nur, denn ihr lebt ja noch. Oh, Shinishin wird hier kaum eintreffen. Soweit ich informiert wurde, wartet eine gewisse Sonderbehandlung auf den Dieb So´ungas. Zumindest eines Bruchteils.“ „Das war ein ziemliches Stück Arbeit dieses durchgeknallte Stück Altmetall wieder herzuschicken.“ „Das bezweifle ich nicht. Aber es ist euch gelungen. Geht nun. Wenn ihr euch beeilt, solltet ihr in einer Stunde am Fuß des schwarzen Gebirges ankommen. Und denkt an die Fallen.“ Er nahm seine Sense auf und breitete die Flügel aus, ehe er in schwerfälligem Flatterflug abhob, in der Luft dann deutlich eleganter wurde. „Na, dann beeilen wir uns mal. Säureregen, klingt nicht sehr positiv. Aber wenn wir den abwarten, was Katerchen doch bestimmt gemacht hat, verlieren wir wieder. Kannst du uns einen Bannkreis machen, oder so etwas, großer Bruder?“ Inu Yasha grinste etwas. Ihm war klar, dass diese Anrede eigentlich unerwünscht war, aber sie war korrekt. Herrlich, den so ärgern zu können. Ja, schön und gut, er hatte ihn ausgelacht, da im Pass der Elemente, aber dieser Riesenhundeidiot hätte ihn doch nicht als Ball verwenden müssen. Zumal er da ja immer noch Kopfweh gehabt hatte. Immerhin das war jetzt weg. Und er würde in diesem gesamten dämlichen Jenseits garantiert nichts mehr trinken oder essen! Dieser Kater würde um seinen Tod betteln müssen, wenn das so weiter ging! „Nein.“ Da der Halbdämon loslief, tat dies auch der Ältere, wenngleich in Gedanken. Säure an sich machte ihm nichts aus, heißer Säureregen wohl auch nicht, aber da gab es dieses lästige, rot-weiße, Problem neben ihm. Sicher, das Feuerrattenhaar schützte den, aber schon bei den Feuertor im Pass der Elemente waren Haare und Ohren des Bas … Vaters zweiten Sohnes angeschmort worden. Und barfuß war der auch noch. Wenn der auch nur einigermaßen kampffähig bleiben sollte, brauchte man eine gute Idee. Und im Zweifel er schon wieder. Waren alle älteren Brüder eigentlich solche armen Hunde?   Der Todesgott blieb sehr weit oben, als er das Höllengebirge überflog. Dahinter konnte er kreisrund, gehüllt in dunklen, wabernden Nebel, den tiefsten Abgrund, erkennen. Dort unten lag So` unga in seinen Bannkreisen und eigentlich sollte es da sicher sein. Aber der Mann, der gerade das Gebirge in weiten Sätzen hinabsprang, war in der Lage es zu stehlen, ja, diese ganzen Welten zu vernichten. Oder zu beherrschen. Eher vernichten, wurde befürchtet, denn es stand zu erwarten, dass Shinishin den Einflüsterungen des Schwertes erliegen würde. Schon jetzt schien das Bruchstück Einfluss auf ihn zu haben. Nun ja, wie auf die allermeisten Lebewesen, die es auch nur berührten oder in seine Nähe kamen. Nur diese sture Hundefamilie hatte sich strikt verweigert. Allerdings schien der Katzenfürst noch ein wenig angeschlagen. Zumindest seine beiden schwarzen Fellteile auf dem Rücken wirkten kurz und zerzaust, vor allem, wenn er das mit der Boa des einen Hundebruders verglich, oder auch der des verstorbenen Taishou. Hoffentlich waren diese Jungs schnell durch den Pass, nun, schneller als Shinishin die zwei Bannkreise, die ihn aufhalten konnten, beseitigte. Hoffentlich konnten sie den auch ohne den Pfad der Dunkelheit besiegen, wie, wusste der Todesgott nicht. Die Tatsache, dass sie den Pass der Elemente doch so rasch durchquert hatten, sprach allerdings für sie. Und gegen Shinishin, dass er den Schmied der Hundefamilie entführt hatte, ohne einen Gedanken daran zu verschwenden, wen er damit auf sich zog. Aber Katzen sollten es ja deutlich weniger mit Beschützergefühlen haben als Hunde, hatten ihm mal einige menschliche Seelen erzählt. Womöglich war das bei Dämonen auch der Fall. Er sollte hier bleiben und wachsam sein, was der Katzenfürst im Abyss trieb. Und den Hundebrüdern die neusten Informationen geben, wenn sie die Passhöhe erreicht hatten.   Der verstorbene Taishou richtete sich etwas auf und legte die Hände auf die Oberschenkel, für eine Seele eine recht gute Imitation. Die sich rasch aufbauende Energie war zum Leidwesen seines Besuchers noch immer wie im Leben. „Toutousai.“ „Ja, das war die Kurzfassung.“ Au weia. Der einstige Herr der Hunde klang eisig. „Dann fasse ICH einmal zusammen. Du willst mir erzählen, dass mein Ältester als blutdürstig bekannt ist und dafür, dass er gnadenlos tötet. Das kann ich mir vorstellen. Und gleichzeitig willst du mir weiß machen, dass er in Gesellschaft einer Kröte und dann eines Menschenmädchens durch die Lande zog? Ja, seinen privaten Zirkus noch um einen verwaisten Dämonenjägerjungen erweiterte?“ „Äh, nun ja….“ Der alte Schmied fühlte sich ein wenig unbehaglich und versuchte unwillkürlich etwas seinen Kragen zu lockern. „Mein Jüngster dagegen ist in zwei Frauen gleichzeitig verliebt und konnte sich lange nicht entscheiden?“ „Eine ist ja auch die Wiedergeburt der Anderen, Herr.“ Nun ja, so als Kurzfassung. „Während er gleichzeitig jeden umbringt, der ihm quer kommt?“ „Er hat einen großem Beschützerdrang, beide Söhne. Und er hat Tessaiga wirklich ausgebaut.“ „Dann, mein lieber Toutousai will ich jetzt die ausführliche Fassung hören. Die sehr ausführliche. Angefangen bei dem, was Myouga und du nach meinem Tod gemacht habt. Und wage es nicht, etwas zu vergessen.“   Kapitel 31: Von Fallen und sonstigen Schwieirigkeiten ----------------------------------------------------- Shinishin verwandelte sich in seine wahre Gestalt, als er durch die schwarzen Nebel an den Rand des Abgrundes trat. Dort unten wartete So´unga, das wusste er, konnte es förmlich schon hören, vermittelt durch das Bruchstück, das in seiner eigenen Klinge war. Nicht mehr lange. Bannkreise, mit denen es gewiss gesichert war, konnten ihn nicht aufhalten, ihn, den mächtigen Magier und starken Krieger, ihn, den Einzigen, der je lebendig die Unterwelt betreten hatte. Er warf einen prüfenden Blick an seinen Flanken entlang zu seinem Schwanz. Nun ja. Dieser Säureregen hatte trotz aller Magie immer wieder Stellen seines Fells förmlich abgemäht und rosa Flecken leuchteten in dem wunderbaren, seidigen, Schwarz. Sein Schwanz regenerierte sich, aber noch ragten nur einzelne Haarbüschel aus der nackten Haut. Nein. So sah das nicht nach der Würde und Eleganz aus, die er verströmen wollte um die Wesen hier zu beeindrucken, natürlich auch nicht nach jemandem, den das Höllenschwert ohne weiteres als Herrn anerkennen sollte. Es würde das tun, das hatte es ihm schon versprochen, aber er wollte das auch demonstrieren. Nun gut. Er nahm wieder seine menschliche Form an. Lieber ein wenig langsamer hinab kommen, als sich so scheckig lächerlich zu machen. Ein wenig Stolz besaß Kater doch auch.   Die Hundebrüder blieben unwillkürlich stehen, als sie den Beginn der Gebirgskette erreichten. Diese war mit nichts zu vergleichen, dass sie bereits gesehen hatten. Aus der Ebene stiegen die Berge, steil, schwarz und schroff empor, nach rechts und links scheinbar endlos weiter. Direkt vor ihnen befand sich allerdings eine Art Pfad, der sich schlangenförmig empor zog. „Die laden einen ja geradezu ein,“ erklärte Inu Yasha das Offensichtliche. „Ich habe gedacht, hier soll niemand rüber.“ Nein, dazu würde er nichts sagen, dachte der große Bruder verbissen. Dieser Narr hatte doch nicht etwa schon wieder vergessen, dass der Todesgott ihnen zuvor erklärt hatte, dass für den Kater Hindernisse eingebaut worden waren, die leider auch nun vor ihnen lagen? Natürlich war Shinishin auf diese Fallen gelenkt worden. Und ebenso natürlich war der Weg auch jetzt noch da. Von Magie hatte dieser … dieser halbe Hund einfach nicht die mindeste Ahnung. Der Jüngere blickte denn auch etwas besorgt nach oben. „Noch regnet es nicht diese Säure. Naja. Sollte uns nicht abhalten, wenn Katerchen hier durch tobte.“ Das stand in der Tat nicht in Frage. So machte Sesshoumaru die wenigen Schritte, die ihn noch vom Beginn des steilen Pfades trennten. Kaum, dass er einen Fuß darauf gesetzt hatte, erkannte er, was der Todesgott mit der Falle der Schwere gemeint hatte. Er hatte das Gefühl förmlich im Boden zu versinken und es kostet Kraft, eine ungewohnte Anstrengung, um den Fuß auch nur den nächsten Schritt vorzusetzen. Nein, springen oder gar fliegen war hier unmöglich. Unwillkürlich blickte er den Pfad empor. Das würde hart werden. Aber ebenso war das zu schaffen. Für ihn. Vaters zweiten Sohn würde das doch erheblich mehr schwächen. Ob da niemand daran gedacht hatte? Immerhin war das nur ein halber Dämon. Shinishin und auch er selbst würden deutlich besser diese Prüfung, denn nichts anderes war es, bestehen.   Inu Yasha hatte nach wenigen Schritten, die er in neu gewonnener Kleiner-Bruder-Manier hinter dem Hundefürsten ging, ebenfalls begriffen. „Na, das kann ja heiter werden. Wie lange das wohl dauert? Gleich. Wir müssen diesen Idioten einholen, ehe der So´unga schwingt.“ Warum nur erklärte dieser Narr immer das auf der Hand Liegende?   Für eine Weile herrschte Schweigen, ehe der Halbdämon nach einem Blick um sie meinte: „Ich sollte diesem Todesdämon, nein Todesgott, echt eine hinter die Ohren geben, wenn wir den je wieder treffen. Der hat doch gesagt, erst regnet es Säure, dann wird das schwer. Irgendwie fehlt mir hier der Säureregen.“ Nun, Geschmäcker waren durchaus unterschiedlich, aber Sesshoumaru hätte sich beim besten Willen keine Situation vorstellen können, in der ihm höllisch heißer Säureregen je gefehlt hätte. Wie schon ein paar Mal zuvor fragte er sich, ob Inu Yasha vielleicht das war, was man ihm einmal als Masochist beschrieben hatte. Auch in Kämpfen, gleich ob gegen ihn oder andere, lief der ja immer erst zur Hochform auf wenn der verletzt war. Aber er sollte wohl irgendetwas dazu sagen, sonst ging der Monolog endlos weiter. „Warte ab.“ „Keh! Ich hasse Warten. Egal worauf.“ Gut, damit konnte man wohl die Beweisführung abschließen. Standen alle Halbdämonen auf Schmerzen oder war das Inu Yashas private Marotte? Bei dem nächsten Duell sollte er ihm nicht den Gefallen tun und ihn verletzen, sondern geradewegs töten. Gleich. Wichtiger war es bewusst den nächsten Schritt zu tun. Jedes Mal, wenn er einen Schritt machte und ein Bein nachzog, fühlte es sich an, als ob er es aus einem Morast ziehen müsste, der ihm bis zum Oberschenkel reichte. Ungewohnt schwierig.   Der Todesgott, der wohlweislich weit über ihnen und dem Katzenfürsten seine Kreise zog, stellte für sich fest, dass diese Hunde wahrlich stur waren. Da gab es kein Zögern, auch, wenn sie mitbekommen haben mussten, dass jeder Schritt anstrengend war, keine Pause. Sie stiegen langsam aber stetig höher und …. Ja, wo war denn der Säureregen? Er blickte sich um. Keine Wolke zu sehen. Nicht, dass er durch seine Anwesenheit hier etwas blockierte. Magie war manchmal sehr schwierig, zumal, wenn sie von solchen Leuten gewoben worden war, die einem kleinen, harmlosen Todesgott um Welten überlegen waren. Dann jedoch dämmerte es ihm. Die Fallen konnte nicht mehr verschwinden, die Bannkreise nicht aufgehoben werden, da mussten die Jungs nun durch – aber, man konnte sie verschieben. Warum auch immer zuerst die Müdigkeit und dann der Säureregen kommen sollte. Nun gut. Vermutlich würden diese Zwei sich auch davon nicht beeindrucken lassen. Hunde auf der Jagd. Was dazu führte – was trieb der Kater? Er war bereits in den Nebeln des Abyss verschwunden und würde sicher in keiner halben Stunde die unterste Ebene erreicht haben, wo sich das Höllenschwert samt den Bannkreisen befand. Vielleicht sollten die Jungs dann direkt hinunter springen? Aber, das war eine gute Strecke und er wusste nicht so genau, ob Lebende das überleben würden. Die Hundebrüder mussten jedenfalls lebendig unten ankommen und lebendig sein, wenn sie den Kater umbrachten. Nur dann konnten sich die Wesen des Jenseits um den kümmern. Und, da war sich der Todesgott sicher, seit diesem Drachen, der das Schwert aus der Unterwelt entführt hatte, gab es niemanden mehr, um den sich so sorgfältig und speziell in alle Ewigkeit gekümmert werden würde.   Es war in der Tat hart und wurde immer härter, dachten die Halbbrüder in seltener Einmütigkeit. Wie viele Schritte waren sie nun schon bergauf gestiegen, immer schwerer schienen die Beine zu werden und immer höher der Berg. Nach manchen Kehren des Pfades hatten sie den Eindruck die Felshörner, die die Passhöhe anzeigten, seien nur noch wenige Höhenmeter entfernt, dann schienen sie wieder zu entschwinden. „Keh,“ murmelte Inu Yasha, sich nur zu bewusst, dass ihn der Ältere hörte. „Ja, ich weiß ja, Onkelchen, also Myouga, hat mir mal gesagt, dass der Weg das Ziel ist. Aber, ich fände es wirklich langsam toll auch mal anzukommen!“ Das erforderte wirklich keine Antwort, beschloss der geplagte große Bruder. Interessanter war, was kam, wenn diese Prüfung aufhörte. Der Säureregen? Oder diese seltsame Falle voller Schmetterlinge? Was der Todesgott damit wohl gemeint hatte? Man würde sehen, wenn es soweit war. Und da der Kater hier durchgekommen war, stellte sich nicht im Mindesten die Frage, ob er, ob sie, das auch schaffen würden.   Keiner der Zwei hatte eine Ahnung wie lange sie schon emporstiegen. Jeder Schritt war mühsam. Schritt, nun, eher ein Aufstampfen, das nächste Bein nachziehen … Wie oft war das schon passiert? Aber es gab keine Pause. Sie mussten diesen durchgeknallten Kater einfangen und ins Jenseits schicken, genauer, umbringen, damit der auch hier bleiben würde. Beiden war nur zu bewusst, was das Höllenschwert in dessen Hand mit dessen Gehirn alles anstellen würde. Und keiner der Zwei bezweifelte auch nur, dass Shinishin gegen So´unga nur bedeuten konnte, dass der Geist des Höllendrachen die Oberhand bekam. Zögern kam daher nicht in Betracht. Dennoch atmete selbst der Hundefürst unwillkürlich auf, als sie eine Art Plateau erreichten und der nächste Schritt bemerkenswert leicht fiel. So blieb er stehen und sah sich um. Inu Yasha kam prompt neben ihn, allerdings wohlweislich zwei Meter in Distanz bleibend. Sie benötigten doch beide für allfällige Angriffe Platz. Sie standen in einem etwas breiteren Tal, wie alles hier schwarzer, schroffer Fels, der Boden mit kleinem Geröll bedeckt, das hier seltsam hell wirkte. Der Pfad, dem sie bislang gefolgt waren, wies nach vorne, wand sich, soweit man erkennen konnte, nach der nächsten Kurve wieder augenfällig höher. Etwas oberhalb dieser lag eine deutlich sichtbare Grotte mit einem Überhang. Nun, es gab keinen anderen Weg und Sesshoumaru wollte bereits wieder losgehen, als es zu regnen begann.   „Ah, das ist ja….“ Inu Yasha spürte nur zu deutlich, wie ätzend die kochende Säure sich auf Kopf und Ohren niederließ. Und der Regen wurde dichter. Mehr als heiße Chemikalien wurden aus dem offenkundig wolkenlosen Himmel über sie gekippt. Instinktiv zog er die Arme aus seinem Oberteil und zerrte sich das so rasch es ging über den Kopf, bemüht, sich darunter zu verbergen. Wieso wurde es gerade so dunkel? Ein vorsichtiger Blick verriet ihm, dass es sich noch immer nicht um Wolken handelte, sondern er im Schatten eines ziemlich großen, weißen, Hundes stand.   Sesshoumaru hatte seine wahre Gestalt angenommen, um sich besser gegen den heißen, ätzenden Regen schützen zu können. In dieser Form konnte er deutlich mehr Energie und Magie einsetzen. In eine Höhle oder diese nur scheinbar so einladende Grotte zu gehen und den Guss abzuwarten, wie es Shinishin vermutlich getan hatte, kam nicht in Betracht. Sie mussten ihn einholen. Was guckte denn dieser … nun gut, Vaters zweiter Sohn so irritiert? Der wusste doch, wie er aussah? „Los, geh schon,“ knurrte der Halbdämon, der nur zu deutlich sah, wie die kochenden Tropfen zumeist, vermutlich durch dessen Energie, vom Fell des Riesenhundes abgelenkt wurden. Die, die durchkamen, verbrannten allerdings auch Haare. Aber ihn selbst würde es viel übler erwischen. Das war auch dem Älteren klar und er beschloss, wenngleich mit zusammengepresstem Gebiss, seinem zuvor durchdachten Plan nachzukommen. Die einzige Möglichkeit, die er bedauerlicherweise sah, um gegen den Kater aufholen zu können, den umzubringen, nicht zu versagen. Mit allen Folgen, die das für das Dies- und Jenseits und ihn selbst haben würde. „Äh, Moment mal…“ brachte Inu Yasha noch hervor, als sich ein gigantischer Kopf mit einem nicht gerade kleinen Gebiss und daraus tropfender Säure ihm zuwandte. So schlimm war doch die Äußerung nicht gewesen? Er hatte schon mehr sagen können, zumal auf dieser Reise, ohne dass der Kerl ihm gleich den Hals umdrehen wollte? Dann erst sah er, dass er mit der Schnauze zwar fast umgeworfen wurde, aber eben nicht mehr – und, dass er danach unter dem Bauch des Hundes stand, geschützt vor dem Regen. Das war doch nicht dessen Ernst? Nun gut, erkannte er dann, Diskussionen mit oder ohne Schwert erübrigten sich, als er entdeckte, wie ein handgroßer Stein unter den Regentropfen aufschäumte und sich dann in Nichts verwandelte.   Sesshoumaru ging so rasch wie möglich weiter, noch immer die Zähne aufeinander gepresst. Das war einfach ….Er diente als Regenschirm! Für einen vorlauten Bastard! Das hier war in der Tat die Hölle, oder, wenn nicht, zumindest ein sehr guter Vorgeschmack darauf. Aber er sollte sich auf seine Energie und seine Magie konzentrieren. Sobald er abgelenkt war, sei es auch nur ein bisschen, drangen die Regentropfen heiß und schmerzhaft selbst durch sein Fell. Das hatte ihn schon einige Haare gekostet. Es war nicht notwendig, dass er mit kahlen Stellen herumlief, wenn er auf diesen mehr als lästigen Kater traf, der inzwischen eigentlich schon bei gut zweihundert Todesarten angekommen war. Leider würde er kaum die dafür notwendige Geduld aufbringen.   Der Taishou starrte unterdessen mit zusammengezogenen Augen seinen alten Freund an. „Ich habe mich gerade verhört, Toutousai. Waren meine Anweisungen nicht klar?“ „Doch, wir haben sie ja ausgeführt.“ Der alte Schmied seufzte. Wie die Söhne so der Vater. Impulsiv und für Leute im Ruhestand anstrengend. „Ich habe, wie erwähnt, höchstpersönlich So´unga samt Saya in den Brunnen geworfen, Inu Yasha hat es ja auch in der Zukunft gefunden. Aber, wie hätten wir denn ahnen sollen, dass der Junge mal durch die Zeit reisen kann?“ Das stimmt. „Und du hast Hosenki informiert, sagtest du.“ „Ja, und wir haben diese schwarze Perle auch in Inu Yashas Auge gesetzt, was nebenbei gar nicht so einfach war, denn Izayoi war eine sehr besorgte Mutter. Und Tessaiga selbst wurde in Eurem Grab, also, hier versteckt. Alles, wie Ihr es wolltet. Was meint Ihr denn nur?“ „Du hast Sesshoumaru Tenseiga nicht gegeben, sondern das Bokuseno überlassen.“ Der Herr der Hunde knurrte wie einst. Toutousai dachte kurz nach, aber er hatte doch nichts vergessen? „Ja, aber er hat es bekommen, und ehrlich, der war ziemlich … äh, missgelaunt, weil Ihr verstorben wart und das Höllenschwert und Tessaiga weg waren. Ich wollte nicht unbedingt Selbstmord begehen. Bitte, er hat Tenseiga ja bekommen.“ „Dir ist hoffentlich klar, dass er nicht die mindeste Ahnung hatte, was er mit dieser Klinge anfangen sollte?“ „Nun ja….“ „Du solltest ihm das mit der Wiederbelebung erklären!“ Und zumindest andeuten, was passieren würde, wenn der Junge dazu lernte. „Die hat er dann ja mal selbst gefunden.“ Das erklärte natürlich auch den doch etwas seltsamen Satz seines Ältesten, dass beide Schwerter gleichwertig waren, das Fragezeichen gerade noch unterdrückt. Für den musste das ja ausgesehen haben, als ob er etwas Drittklassiges an einem Baum bekommen habe, und die alten Freunde seines Vaters nur um Inu Yasha herumtanzten. Ein Wunder, dass der den Kleinen nicht umgebracht hatte. Hm. Warum eigentlich nicht? Als Teenager war Sesshoumaru deutlich weniger nachdenkend gewesen, als offenkundig heutzutage. Der verstorbene Taishou stellte mit jähem Misstrauen diese Frage laut. „Äh, ja, das gebe ich zu, aber er … also, Sesshoumaru, suchte nach Tessaiga. Ich vermute, er hatte von seiner Mutter gehört, dass das Höllenschwert in der Zukunft läge.“ „Halte mich nicht für töricht.“ „Nie im Leben. Ich verstehe nicht, was Ihr meint.“ „Wenn Sesshoumaru nicht wusste, wo Tessaiga ist, wobei er sich hätte denken können, ja, müssen, dass das Inu Yasha besitzt – hätte er doch nur dich oder Myouga fragen müssen … oder?“ Aber dann gab sich der Vater die Antwort selbst. „Du warst auf deinem Vulkan unter dem Schutz deines Meisters vor Sesshoumaru sicher und hast dich vermutlich auch nirgendwo anders aufgehalten.“ „Ziemlich lange, ja. Und als er mich fand, wollte er als erstes ein neues Schwert haben.“ „Und wieso ging er nicht zu Inu Yasha? Erzähle mir nicht, dass der mit Izayoi nicht aufzutreiben gewesen wäre. Oder Myouga?“ „Ja, äh, soweit ich weiß, genaueres könnte Euch natürlich Myouga sagen, lebte der Kleine zuerst mit seiner Mutter im Palast und ehrlich gesagt, da kommt auch jemand wie Sesshoumaru nicht einfach so rein, wenn man bedenkt, wer da die Protektion ausübt. Nach dem Tode seiner Mutter warfen sie Inu Yasha raus und er lief fortwährend von einem Eck Japans zum anderen. Es war für Myouga schon schwer genug ihn immer wieder zu finden.“ Immerhin hatte sich der alte Flohgeist um den Kleinen gekümmert. Nun ja, was in dessen bemühten, aber schwachen, Kräften stand. Dennoch, da war doch noch etwas. „Sesshoumaru konnte also zunächst weder dich noch Myouga fragen.“ Schön, das hatten die Zwei wohl als lebensgefährlich eingestuft. Aber so war das doch nie gedacht gewesen. „Warum hat er sich dann nicht die schwarze Perle geholt?“ „Hat er ja, aber erst später, als er den Hinweis begriff. Äh, Inu Yasha und Kagome sprangen hinterher.“ Was folglich bedeutete, dass der Ältere den Kleinen nicht umgebracht hatte. Soweit, so gut. „Und wer ist das jetzt schon wieder? Ah, eine der beiden Frauen, die Inu Yasha liebt.“ Das bedeutete, dass der Kleine zu diesem Zeitpunkt schon praktisch erwachsen gewesen sein musste. Folgerung: Sesshoumaru wollte Tessaiga, aber nicht notwendigerweise Inu Yasha umbringen. Das würde das doch gewisse brüderliche Verhältnis erklären, as sie nun hatten. „Aber, wieso hat dann Inu Yasha das Schwert? Gab ihm Sesshoumaru Tessaiga?“ „Äh, nicht direkt. Kagome konnte s wohl ziehen und gab es Inu Yasha.“ „Was für ein Chaos. Dann waren alle Zwei also hier und …“ Dem verstorbenen Herrn der Hunde dämmerte gerade die Ursache für das Aussehen seines Skeletts ebenso wie die gewisse Verlegenheit seines Nachwuchses. „Nicht nur Sesshoumaru gegen Naraku, sondern erst diese zwei … Bengel?“ „Nun ja, Herr …“ Nun ja, für einen Kampf zwischen Tessaiga und Bakusaiga sah er ja direkt noch manierlich aus. Sie hatten wohl nicht erst gekämpft. Kabbeleien unter Brüdern, eben. Sehr schön, wenn sein ursprünglicher Plan, dass die Beiden nie gegeneinander kämpfen sollten doch aufgegangen war, Sesshoumaru an Tenseiga gelernt hatte. Und das war passiert, denn sonst hätte er niemals ein eigenes Schwert aus sich erzeugen können. „Gut. Inu Yasha besaß also Tessaiga und kam zu dir um zu lernen.“ Toutousai kratzte sich erneut den Schädel und suchte nach Worten. Vorsicht war angesagt, wenn er sich nicht plötzlich zwischen zwei verärgerten Dämonenfürsten und einem ebenso sauren Halbdämonen wieder finden wollte. Einmischung in die inneren Angelegenheiten hatte diese Familie noch nie geschätzt. Aber, er musste antworten, die Energie stieg schon wieder so an. „Naja, eher weniger. Ich musste ihn meistens aufsuchen, weil er mit einem Trupp Menschen nach diesem Naraku suchte. Also, die meisten Duelle bestritten eure beiden Söhne gegen Handlanger dieses Naraku. Und natürlich gegen sich.“ „Das ist allerdings sehr schön, dass Sesshoumaru die Ausbildung des Kleinen doch zum Teil übernommen hat,“ freute sich der ahnungslose Vater. „Natürlich,“ ergänzte er, als er den verdutzten Blick seines Freundes sah: „Er ist selbst kaum erwachsen, da mag schon manches im Argen geblieben sein, aber ich habe ja im Pass der Elemente gesehen, dass er sich Mühe gibt. Für einen Dämonenfürsten zumal.“ Der alte Schmied beschloss um seines lieben Lebens und ruhigen Nachtodes willen nichts mehr zu diesem Thema zu sagen. „Äh, ja, Inu Yasha hat Tessaiga mit einigen Neuerungen ausgestattet, die nicht von mir kamen. Es kann jetzt Bannkreise lösen.“   Sesshoumaru bog um eine weitere Kurve des Pfades, den Jüngeren noch immer unter sich. Langsam wurde es wahrlich lästig. Zum einen alles, zum Anderen, dass jedes Nachlassen der Konzentration ihn Haare kostete. Zum Glück hatte er bislang keine kahlen Stellen, das wäre doch zu peinlich gewesen, zumal der vorlaute ..nun, Inu Yasha das kaum verschwiegen würde. Für einen Moment blieb er stehen, als seine Pfoten grünes Gras berührten. Vor ihm, vor ihnen, lag ein grünes, bewachsenes Tal mit vielen Blumen. Bunte Schmetterlinge flogen herum und er entsann sich, dass der Todesgott von einer Falle berichtet hatte mit Schmetterlingen. Und Shinishin habe hier viel Zeit verloren. Nun, das war gleich. Er machte noch ein oder zwei Schritte, sicher nicht mehr, als der regen schlagartig aufhörte – und die nächste Falle ausgelöst wurde. Für einen Augenblick verschwammen die Umrisse des riesigen Hundes und des deutlich kleineren Halbdämonen, ehe nur noch ein Welpe und ein Kleinkind auf der Wiese standen, beide begeistert nach den Blumen und den Schmetterlingen Ausschau haltend. Neben dem kleinen Halbdämonen lag ein Schwert in einer Scheide. Er bückte sich und nahm es auf. Das war irgendwie wichtig, dachte der Kleine, aber dann sah er zu seinem Begleiter. „Hundi, du bist lieb. Ich freue mich, dass du hier bist. Ihc wr immer so allein ...Komm, wir spielen mit den Schmetterlingen.“ Der Welpe wedelte mit dem Schwanz und sie machten sich auf die Jagd.   Kapitel 32: Hasch mich, ich bin der Frühling -------------------------------------------- Die zwei Kleinkinder, Halbdämon und Welpe, rannten hinter den Schmetterlingen her, die sich jedoch nicht so einfach fangen ließen, zumal Inu Yasha Tessaiga in der linken Hand trug. Immer, wenn der Kleine in Versuchung kam um des schönen Spieles willen das lästige Schwert abzulegen, hatte er ein sehr mulmiges Gefühl. Irgendwie war das Schwert wichtig, und noch etwas, das er aber vergessen hatte. Naja, das war wohl auch egal, solange er mit seinem neuen Freund hier nach den Schmetterlingen haschen konnte. „Hundi, ich glaube, ich nenn dich Shiro. Du bist so weiß.“ Shiro? Sesshoumaru knurrte etwas. Der konnte ihm doch nicht einfach seinen schönen Namen wegnehmen! Leider konnte er sich noch nicht in die Menschenform verwandeln, sonst hätte er schon gewusst was er dazu sagen würde! „Gefällt dir das nicht? Naja, ich weiß ja keinen anderen. Ich meine, ich hatte noch nie einen Hund. Und ich kann dich ja schlecht Inu Yasha nennen, das ist mein Name, weißt du. Oh, sieh nur, wie schön groß der da ist, da oben. Komm, wer ihn zuerst fängt….“   Der Todesgott, der abwechselnd über dem Abyss schwebte und den Kater beobachtete und zu den beiden Hunden in der Falle blickte, seufzte unhörbar. Sie verloren ebenso Zeit wie Shinishin. Allerdings hatte selbst der Katzenfürst irgendwann den Pass erreicht und somit sich zurückverwandelt. Wann das allerdings bei diesen beiden Spielhunden der Fall wäre … Au weia. Und das Ganze, wo Shinishin nun bereits ohne Probleme durch den ersten Bannkreis gekommen war. Nun gut, das war zu erwarten gewesen, lebte er ja. Und nur Tote wies der ab. Hoffentlich würde der Kater mit dem zweiten Bann mehr Probleme haben, länger brauchen, um zu verstehen, dass er seine Elementmagie komplett unterdrücken musste. Und hoffentlich half dem Narren nicht auch noch So´unga. Was sollte er selbst nur mit diesen beiden tollenden Kindern machen, die sich gerade buchstäblich über die Wiese rollten.   Sesshoumaru war irgendwie angetan. Zwar fehlte ihm seine Mutter, die doch bei solchen Welpenspielen eigentlich immer dabei stand, aber so einen netten Spielgefährten hatte er schon lange nicht mehr gehabt, wenn überhaupt. Der kicherte, haschte mit ihm, als sei er ebenso ein Hundedämon, was natürlich nicht stimmte. Aber vor allem, den konnte man umreißen und der prustete und und kitzelte zurück. Andere Spielgefährten erstarrten immer und schielten zu ihm oder seiner Mutter. Das hier machte deutlich mehr Spaß. Der war nicht so schwach oder feige. Was hatte der denn da jetzt neben dem Schwert in der anderen Hand? Der Welpe hob aufmerksam die Ohren etwas. „Guck mal, ein Ast!“ Inu Yasha war begeistert. „Das weiß ich, wie das geht, das Spiel. Guck mal. Ich werfe das ...so und du holst es und bringst es mir, ja? Nein?“ Warum sollte er? Er war der Hundedämon aus gutem Haus, er rührte doch keine Pfote, wenn es nicht sein musste. Aber sein neuer Spielgefährte schien wirklich enttäuscht. Na schön, dafür durfte er ihn dann wieder umreißen und zwicken. So lief der kleine Welpe bergauf und holte den Stock. Da das dem Neuen zu gefallen schien und wirklich nicht schwer war, wedelte er, als er sich mit dem Stock vor ihm platzierte. „He, das geht ja gut. Warte, kannst du den auch schon holen, wenn der noch in der Luft ist?“ Inu Yasha warf diesmal mit aller Kraft, die er mit einer Hand aufbringen konnte und freute sich, wie sein neuer Spielkamerad den Berg hinaufstürmte, um den Stock noch aus der Luft zu schnappen. Das war ja toll. Hundi verstand alles, was er sagte. „Dann machen wir einen Luftkampf, ja?“ Das hatte noch nie jemand mit ihm gemacht. Einen Stock einzufangen war da nur ein kleiner Preis. Er wurde doch schon groß, dachte Sesshoumaru stolz.   Nun ja, dachte der Todesgott oben, mit sehr schwerem Seufzen. Wenn diese Zwei sich nicht bald zusammenrissen, spielten sie buchstäblich um das Schicksal mehrerer Welten. Was sollte man denn da tun? Niemand konnte diese Zeitfalle aufheben, erst, wenn die Hundebrüder jenseits der Hörner waren, erlosch sie. Bis dahin musste sie eben spielen und da bleiben.   Shinishin stand vor dem zweiten Bannkreis. Er konnte das Flüstern des Höllenschwertes immer deutlicher hören, immer mehr Angebote, die es machte, immer intensiver. Das Bruchstück, das er mit seiner eigenen Klinge verschmolzen hatte, wenngleich nur provisorisch, leuchtete auch in den dunklen Nebeln hier. Wobei sie bei weitem nicht mehr so dicht waren wie weiter oben. Da hatten selbst Katzenaugen kaum mehr den Weg erkannt. Jetzt zeigte sich doch um ihn eine sandige Fläche, umgeben von den schwarzen Bergen, die er herunter gekommen war, auf der anderen Seite eine schier endlose Ebene aus Sand und sonst nichts. Nun ja. Niemand hatte behauptet es sei in der Unterwelt angenehm zum Leben. Für die absolute Macht musste man eben schon einiges tun, wie er bescheiden erkannte. „Gleich, Höllenschwert,“ sagte er leise. „Ich muss nur durch diesen Bann Und der ist wirklich massiv. Da kommt so leicht niemand durch. Der erste war deutlich einfacher. Komm schon, erzähle mir, wie es wird, wenn ich dich mit deinem Bruchteil wieder vereine und wir gemeinsam die Unterwelt aufmischen. Das wird doch ein Spaß.“ Der Höllendrache stimmte deutlich zu.   Inu Yasha rollte sich kichernd unter dem Welpen hervor und stand wieder. Das war so lustig, so etwas hatte er noch nie gespielt. Nun ja, mit wem auch. „Achtung,“ rief er. „Ich werfe!“ Inzwischen wusste er, wenn er den Stock hoch und weit genug warf, würde Hundi den noch im Flug abfangen und zu ihm bringen, ihn umwerfen und irgendwo zwicken. Das konnte er nur verhindern, in dem er selbst so hoch er konnte in die Luft sprang und sie sich da beide oben trafen, gemeinsam auf den Boden stürzten. Ach herrje Der kleine Halbdämon erstarrte. Er hatte zu schön gespielt. Ach, das war peinlich, hoffentlich hatte Hundi das nicht mitbekommen. Sonst spielte der vielleicht nicht mehr mit ihm. Aber er hatte sich doch schon lange immer rechtzeitig in die Büsche geschlagen, nicht die Zeit im Spiel übersehen. Und jetzt das. Verlegen zupfte er an der feucht gewordenen Hose. Hoffentlich kam niemand um ihn zu schimpfen? Was könnte er nur tun? Sich mit der Rechten hinter dem Ohr kratzend sah er den Hang empor. Komisch. Da oben die zwei Berge sahen wie zwei Hörner aus. Zwei Berghörner? War da nicht was gewesen? Er ignorierte, dass der Welpe das Stöckchen apportierte, nun jedoch erstaunt stehen blieb. „Du, guck mal, die Berge da oben. Da war doch etwas mit Hörnern? Ich glaube, wir müssen dahin, damit wir in Sicherheit sind, wenn es dunkel wird.“ Was redete der denn für einen Unsinn? Das Spiel war erst zu Ende, wenn er, Sesshoumaru, das beschloss. Andererseits – er hatte sich ja schon gefragt, wo seine Mutter steckte. Sie ließ ihn doch eigentlich nie aus den Augen. War sie etwa nur kurz etwas überprüfen gegangen und hatte gesagt, sie sollten sie dort oben bei den Hörnern treffen? Das würde natürlich erklären, warum sein Spielkamerad da von Sicherheit sprach. Aber der hatte es wohl auch vergessen. Vergessen. Ja, da war etwas gewesen. „Wir können ja weiter spielen,“ meinte der Halbdämon und nahm den Stock aus dem Maul des Welpen. „Nur gehen wir eben da langsam hin. Da ist was gewesen, aber ich kann mich nicht mehr erinnern. Die Schmetterlinge waren so schön.“ Ja, und wenn Mutter da oben auf sie warten musste oder schlimmer, Vater, nun eher doch andersherum, gab es richtig Ärger. Vielleicht musste sein neuer Spielkamerad dann wieder weg. Mutter hatte keinen Sinn für Welpen, die ihren Einzigen von seinen Pflichten ablenkten. Pflichten. Was war da nur gewesen? Aber das Stöckchen flog schon wieder, diesmal bergauf, sehr hoch, und der Kleine musste einen gewaltigen Sprung hinlegen um es zu erwischen. Oh, dafür würde dieser, dieser Inu Yasha bezahlen… Aber der schien das zu ahnen, denn er rannte kichernd wieder ein Stück den Berg empor und wartete dort. „Zu langsam, Hundi, Komm. Wir machen ein Wettrennen. Schade, hier werden die Schmetterlinge immer weniger.“ Allen Göttern sei dank, dachte der Todesgott, der noch immer oben schwebte. Sie kamen den Hörnern und damit ihrer Rückverwandlung immer näher. Welcher Idiot von Kollege hatte eigentlich erzählt, dass die Zwei sich auf Leben und Tod bekämpfen würden? Der musste da dringend etwas verwechselt haben. Seit sie im Jenseits waren – und er hatte die zweifelhafte Rolle des Berichterstatters bereits seit dem Nebeltal – deutete absolut nichts darauf hin. Auch ihr Vater schien keineswegs verwirrt darüber, dass sie gemeinsam bei ihm aufgetaucht waren, eher erfreut. Nun ja, das mit seinem Skelett war früher gewesen – Welpenspiele, wenn er so zusehen konnte, wie rau die miteinander umgingen. Inu Yasha hatte gerade das Hündchen am Schwanz erwischt und donnerte es förmlich zu Boden. Der Welpe sprang sofort wieder auf und flog dem anderen buchstäblich in die Arme – gezielt auf die Kehle, was der Halbdämon allerdings mit dem Schwert abwehrte.   Als der Griff Tessaigas den kleinen Hundedämon im Gesicht traf, spürte der einen heftigen Schmerz und winselte unwillkürlich,. Was war denn jetzt los? Das fragte sich auch Inu Yasha. „Ach herrje,“ sagte er, als er sich bückte. „Das blöde Schwert hat dich ja verbrannt. Komm, Hundi, ich trage dich. Das muss ja weh tun. So was dummes. Ich habe gar nicht gewusst, dass das Schwert so etwas macht. Jetzt komm schon, wehr dich nicht. Ich trag dich den Berg hoch und dann … ja, dann ist da was.“ Mutter, dachte der Welpe prompt. Und die würde eine Schramme ins seinem Gesicht sicher nicht gern sehen. Naja. So viel Spaß machte ihm ein Spiel selten. Vielleicht sollte er sie doch bitten ihm den als Spielkameraden zu lassen? Der machte wenigstens mit und war nicht wehleidig, obwohl er doch eigentlich gar kein richtiger Dämon war.   Minuten später ließ Inu Yasha seinen neuen Freund zu Boden. „Da sind die Hörner,“ meinte er. „Aber, warum sollen wir dahin?“ Weil da Mama ist, dachte der Welpe, wollte loslaufen und erkannte dann, dass der Halbdämon den Stock erneut geworfen hatte, genau zwischen diese seltsamen Felsen. War sie da etwa und er nur zu klein um sie zu sehen? Ungewöhnlich. Aber er rannte lieber eilig los. Mutter konnte ziemlich bissig werden, wenn man sie ignorierte. Irritiert blickte sich der Kleine oben um. Da vorne waren ja schwarze Nebel. Das sah unheimlich aus. Und irgendein großer Vogel schwebte da auch in der Luft über ihnen. Nun ja. Er sollte den Stock zurückbringen. Spielen machte doch mehr Spaß. Als er den Ast erreichte, überschritt er die unsichtbare Grenze der Falle.   Der kleine Halbdämon sah erstaunt, dass Hundi zu zittern schien, verschwamm. Und dann stand da ein junger Mann mit Rüstung, der sich umdrehte und ihn eisig anstarrte. Ach herrje. War das der Papa von Hundi? Würde der ihn jetzt ausschimpfen, weil er doch in die Hose gemacht hatte? Das war zwar inzwischen getrocknet, aber womöglich hatte der das mitbekommen? Der guckte so böse.   Sesshoumaru hatte sich umgewandt, aus mehreren Gründen in einer wahren Mordsstimmung. ER! ER! Er hatte apportiert wie einer der entfernten tierischen Verwandten! Da oben flog dieser unsägliche Todesgott, der das Ganze auch noch mitbekommen hatte. Und schuld daran war natürlich nur dieser dämliche Inu Yasha, der ihn dazu verlockt hatte. Jetzt blickte er in die erschreckten Augen eines kleinen Jungen, der sich instinktiv an Tessaiga festhielt und sehr verlegen und schuldbewusst drein sah. Also wusste der Narr, was er angestellt hatte! Oh, er sollte ihn …. Ein letzter Rest von Logik ließ ihn jedoch erkennen, dass sich Vaters törichster Sohn noch nicht zurück verwandelt hatte und womöglich noch gar nichts mitbekommen hatte. Oh, hoffentlich würde der sich an nichts erinnern! Er deutete vor sich. „Hierher, Inu Yasha.“   Oh je, jetzt bekam er sicher geschimpft und durfte auch nicht mehr mit Hundi spielen, dachte der Kleine zerknirscht, folgte aber, eingedenk Mutters Erziehung. Damit überschritt auch er die unsichtbare Grenze und stand keine Sekunde später als eben er selbst vor seinem Halbbruder. Ach du Schande. Der hatte das mitbekommen, dachte er nur, ehe ihm einfiel, dass der ja so brav gewesen war, sich hatte tragen lassen, ja, Stöckchen geholt hatte. Na, wenn der ihm komisch kam, hatte er was zum Zurückgeben. So ähnlich dachte allerdings auch der Ältere. Falls dieser Narr auch nur ein Wort zum Thema Apportieren verlor, würde er ihm beweisen, dass seine Nase nicht so schlecht war - und er sich ebenfalls an alles in diesen letzten, wie langen, Minuten erinnern konnte.   Die Halbbrüder starrten sich eine volle Minute lang in die Augen, um sicher zu gehen, dass sich der jeweils andere nicht nur an alles erinnerte, unsäglich, geradezu, sondern auch den Mund über gewisse Dinge halten würde. Sie konnten sich gegenseitig erpressen.   Genau diesen Augenblick wählte ein sehr erleichterter Todesgott um vor ihnen zu landen. Und entdeckte sofort, dass er gefährlich nahe daran war als Ventil zu dienen. Er müsste sich schon sehr irren, wenn dieser Hundedämon, Dämonenfürst, nicht die Hand am falschen Schwert hatte, es langsam ein Drittel herauszog und es blau leuchtete. Jeder hier wusste nur zu gut um Tenseiga und seine Fähigkeiten. Damit könnte Sesshoumaru ihn nicht nur verletzen, sondern in das ewige Nichts schicken. Leider kannte da jemand seine Klinge offenbar etwas zu gut. Nun ja, das Schwert des Jenseits. Ob der Kerl eigentlich überhaupt wirklich wusste, was er damit hier so alles anrichten konnte? Vermutlich, beschloss der Shinigami, als er leicht zusammengezogenen Augen begegnete und sich das blaue Leuchten verstärkte. So suchte er sein Heil in einem sachlichen Bericht. „Shinishin ist unten im Abyss angekommen. Wie zu erwarten hatte er keinerlei Probleme mit dem Bann für die Toten. Nun steht er vor dem zweiten, der Elementmagie, er hat allerdings inzwischen wohl bemerkt, dass es sich um eben diese handelt. Es kann sich nur noch um Minuten handeln, ehe er darauf kommt, dass er seine eigene Elementmagie verbergen muss. Und So´unga hilft ihm anscheinend bei dieser Erkenntnis über das Bruchstück, das der Kater in seiner Klinge trägt.“ Mit doch ungewohnter Erleichterung erkannte er, dass Tenseiga wieder in die Scheide zurückgeschoben wurde. „Man, ist dieser Kater lästig,“ sagte Inu Yasha und versuchte nachzudenken, blickte dann aber seitwärts, da er erkannte, dass sich der große Bruder aufrichtete. Sesshoumaru hatte eingedenk seiner kürzlichen Erfahrungen, dass immer er Ideen haben sollte, sich auf der Wanderung zu dem schwarzen Gebirge einige Gedanken gemacht. „Wie tief ist das unten?“ „Äh,“ machte der Todesgott überfragt, rechnete dann rasch um. „Ich würde sagen sicher zweitausend mal so tief wie du hoch … wie Ihr hoch seid.“ Das war eine Menge, dachten die Hundebrüder einmütig. Inu Yasha fragte prompt: „Wie lange dauerte es, bis Shinimiez unten war?“ „Ungefähr eine halbe Stunde.“ „Na, die Zeit haben wir wohl nicht.“ Aber er war stolz, wie viel sie aufgeholt hatten. Sie, ja. Das stimmte, auch, wenn Sesshoumaru ein wenig überrascht war eine logische Schlussfolgerung von dem Ba… von Vaters zweitem Sohn zu hören. „Shinigami, dann bring ihn hinunter.“ Unwillkürlich zuckten die Flügel des Todesgottes und er umkrallte seinen Sensengriff fester. „Äh, tut mir Leid, das geht nicht, ich kann dort unten nicht landen. Also, das schon, aber ich käme nie wieder hoch, Das ist zu gefährlich.“ „Dann lasse ihn fallen, so tief du es vermagst. Der überlebt das.“ Inu Yasha wollte schon auffahren wie Gepäck behandeln werden zu sollen, als er etwas anderes mit gewisser Rührung erkannte. Das war ja ein Lob. „Klar. Und was machst du?“ „Ich springe. - Inu Yasha, wenn du unten bist, lenke den Kater ab.“ „Äh, und wie? Ich meine, wieso?“ „Rede mit ihm, mach, was du immer mit Gegnern machst. Er soll nicht bemerken, dass ich auch da bin.“ Der Halbdämon rieb ein Öhrchen und versuchte mit einem Blick auf den Todesgott schlau zu werden, aber auch der guckte verwirrt. So sagte er: „Ich glaube kaum, dass du mir den ganzen Spaß allein lassen willst. Was machst du?“ Musste er denn hier alles erklären? Nun gut, nur noch der Kampf, dann konnten sie zurück ins Diesseits und dann sollte sich Kagome wieder um diesen unerzogenen, dämlichen …..Oh, Myouga war ja auch noch dran. Mit dem würde er den gesamten Anhang seines gedanklichen Vademecums der Todesmethoden durchgehen. „Ich greife seine Klinge an. Genauer, das Bruchstück des Höllenschwertes.“ Das musste doch wirklich reichen. „Naja, der hat das da drin und ... oh, das eigentliche So´unga liegt daneben und könnte ihm helfen, klar. Aber, wie ...“ Inu Yasha schaffte es gerade noch sich nicht vollständig zu blamieren. „Natürlich, dieser Angriff von Bakusaiga. Der zerlegt alles, was mal fusioniert wurde. Dann hat das Höllenschwert Sendepause und wir können Katerchen ebenso gut zerlegen.“ „Nein.“ „Was jetzt?“ Sesshoumaru unterdrückte ein sehr unfürstliches, geschweige denn undämonisches, Seufzen. Nur noch Minuten. „Ja, du hast soweit recht. Wie lautete allerdings der Befehl unseres verehrten Vaters?“ Unseres Vaters. Diese Wortwahl stimmte Inu Yasha milde genug, dass er noch einmal nachdachte, ehe er zugab: „Wir sollen in den Abyss, Katerchen hier den Todesgöttern aufhalsen und … und So´unga sichern.“ Etwas wie ein Nicken ließ ihn fortfahren: „Ja, aber … Moment mal. Du meinst, ich soll das Stück So´unga nehmen und du hast den ganzen Spaß mit Katerchen? Also …“ „Du nimmst das Stück und bringst es zu dem Ganzen.“ „Schön, sag wieder ich bin töricht, aber … da gibt es diesen dritten Bann. Niemand mit Dämonenenergie kommt durch. Und die habe ich nun mal.“ „DU sollst doch nicht durch.“ Langsam verlor der große Bruder doch die Geduld. Der war schlimmer als Jaken und Rin zusammen! Rin, ja, sie war ahnungslos … und jung und… Er nahm sich zusammen. „Du wirfst das Stück in den inneren Bannkreis und bleibst daneben stehen, damit das Höllenschwert sich nicht in das Duell einmischen kann.“ „Ich … Du meinst, ich komme mit dem Blechteil klar?“ Das bedurfte nun wahrlich keiner Antwort. „Shinigami.“ „Äh, ja.“ Der Todesgott seufzte inwendig. War das etwa eine kampftaktische Besprechung gewesen? Er selbst hatte so etwas ja noch nie mitgemacht, aber, als er noch bei den menschlichen Seelen Dienst hatte, hatten ihm doch so einige etwas auf Nachfrage erzählt. Egal. „Kommst du, Inu Yasha? - Oh, und eines noch für euch beide. Dort unter den Nebeln … Es wird euch wie eine große Ebene erscheinen. Das ist sie auch. Es handelt sich um keine Illusion. Sie wurde extra für euren Kampf angelegt.“ „Schon gut, bringen wir es hinter uns.“ Der Halbdämon trat nahe zu dem Todesgott. Irgendwie hatte er doch ein eigenartiges Gefühl im Magen, als der seine Sense beiseite schwang und ihn umarmte, ehe der sich mehr oder wenige rückwärts in den Abyss stürzte, so möglichst rasch seine Flügel ausbreiten konnte. Der Shinigami war nie zuvor mit einem Passagier geflogen und so war es mehr ein gebremster Sturz, durch die drehenden, schwarzen Schleier, ehe er sagte: „Ich lasse dich gleich los. Muss ich.“ „Ja, ich hoffe, nur, da sieht man besser.“ „Der Nebel wird gleich verschwinden.“ Damit ließ der Todesgott los.   Imu Yasha hatte damit gerechnet und so landete er nach einigen Sekunden relativ weich auf sandigem Boden und sah sich eilig um, die Hand an Tessaiga. Ja, da war Katerchen, beide Hände an etwas Schimmerndem,wohl dem Bannkreis. Und dahinter, nun, noch einmal ein Stückchen weg, lag das dämlichste Schwert aller Zeiten. Es leuchtete. Klar, dieses durchgeknallte Stück Altmetall freute sich darauf freigelassen zu werden, wieder auf alles und jeden losgehen zu können. Na, nicht mit ihm. „He, Shinimiez!“ brüllte er förmlich in der wahrlichen Totenstille des Abgrundes. „Mal wieder zu fein zu alten Bekannten Hallo zu sagen?“   Kapitel 33: Große Klappe und was dahinter ----------------------------------------- Toutousai entdeckte mehr als froh einen Todesgott, der sich ihm und dem verstorbenen Taishou näherte. „Äh, Herr…“ Dessen Fragen waren doch irgendwie etwas zu bohrend geworden. Jedenfalls, wenn man die nächste Begegnung mit dessen Sprösslingen noch überleben wollte. Und das wollte der alte Schmied. Er wollte wieder in das Diesseits in seine nette Höhle, auf einen schön warmen Vulkan, der ihm seinen alten Rücken schmerzfrei hielt, ein Feuerchen vor sich, vielleicht eine Pfeife und ab und an einfache Aufträge … wer hatte da nur etwas dagegen? Die Seele des verstorbenen Herrn der Hunde blickte ein wenig irritiert auf. So häufig hatte er hier wahrlich nicht Besucher und entdeckte noch etwas verwunderter wie sich ein Todesgott näherte, ein wenig zwischen seiner Sense und der anderen Hand mühsam etwas Schwarzes balancierend, das sich erst auf den zweiten Blick als eine Art Bann herausstellte. Was war nun los? Der Shinigami schien aufzuatmen. „Äh, werter Taishou, ich erhielt Befehl von….oben, dass Ihr dem Kampf Eurer Söhne nun ebenso zusehen dürft wie dem gegen das Höllenschwert selbst.“ Strafe oder Belohnung, überlegte der erfahre Feldherr prompt, ehe er sich entspannte. Belohnung, sicher. Sie würden bestehen, wie sie es gegen So´unga getan hatten, womöglich sogar besser so, wie sie nun zusammen arbeiteten. „Danke,“ kommentierte er daher nur, als er sah, wie eine Handbewegung des Todesgottes etwas wie eine schwarze, glänzende Fläche im Abstand vor ihm erscheinen ließ, diese hochklappte und dort erst nur Dunkelheit, dann ein Bannkreis zu sehen war – und eindeutig ein etwas zerrupfter Katzenfürst. Und sein Jüngster. Wo steckte denn nur Sesshoumaru? Der würde doch wohl kaum den Kleinen als Deckung vorgeschickt haben. Und, was sagte der Junge da? „Hundebaby,“ seufzte Toutousai allerdings nur. Wer außer dem begann einen Kampf denn erst einmal mit Beleidigungen, damit der Gegner auch richtig schön wütend wurde? Nicht, dass es Sesshoumaru nicht ebenfalls schaffte mit drei Worten einen ihm Gegenüberstehenden herabzuwürdigen. Allein diese Du-Anrede, die der verwendete… Nun ja, sie wurde von Inu Yashas getoppt, der ja nicht einmal die Höflichkeitssprache gebrauchte.   Nun ja, dachte der Todesgott ebenfalls, der vorsorglich weit oben seine Kreise zog. Auch eine Methode einen Duell anzufangen. Er hatte nie so gekämpft, aber es stellte sich doch die logische Frage, ob man jemanden, der immerhin ein Dämonenfürst und im Besitz zumindest eines Bruchteils des Höllenschwertes war, einfach so schräg anreden konnte – ohne zu erwarten, dass der zurückschlagen würde? Auch gut. Er sollte nicht vergessen: das war einer der beiden Jungs, die So´unga wieder hierher geschickt hatten, Der würde schon wissen, was er tat – und wissen, was Shinishin gleich tun würde. Oh. Moment. Hatte die Anweisung des großen Bruders nicht gelautet, der solle ihn ablenken? Und der wolle das Schwert angreifen, was dazu natürlich erst gezogen werden musste? Gut. Er sollte seine Besorgnis sein lassen. Da wusste sicher jemand, was er tat und warum und welche Wirkung es haben würde. Anders läge das Höllenschwert ja nicht einmal unter den Bannkreisen geschützt.   In der Tat ließ Shinishin ein wenig ungläubig von dem Bannkreis ab, nachdem er sich vergewissert hatte, dass ihn nicht So´unga so ansprach. Zu allen seinen Plänen hatte nie gehört in der Unterwelt von so genannten alten Bekannten angesprochen zu werden. Jetzt erkannte er allerdings den jungen Hund, der ihm schon auf Mines Vulkan lästig gefallen war. Das rote Fell, äh, Kleidung, und die weißen Haare waren unverkennbar. Was wollte der Narr denn hier? Und … warum auch noch lebendig? „Störe nicht Leute, von deren Macht du keine Ahnung hast,“ sagte er darum nur kühl. „Und, wenn du dich recht entsinnst, hast du mir nur Widerstand leisten können mit Hilfe des Pfades der Dunkelheit. Du kannst mich kaum nochmals in Jenseits schicken, dämliches Halbblut.“ In Inu Yasha kochte aus mehreren Gründen Wut hoch. Weniger über die Beleidigung an sich, die er sich Zeit seines Lebens oft genug hatte anhören müssen, als über diese unsägliche Tatsache, was er da in dem Tal der Schmetterlinge ….Was überhaupt an Lästigkeiten in den letzten Tagen alles passiert war, inklusive, dass er sich betrunken hatte. „Aber du mich doch auch nicht, du vollendeter Trottel!“ Der Katzenfürst musterte doch etwas überrascht den offenbar aufgebrachten Jungen. War dem nicht bewusst, wo er sich befand und – wer ihm gegenüberstand? „Kleiner, ich habe nicht die mindeste Ahnung, was dich her verschlagen hat, ich vermute, dein eigener Pfad … aber das hier ist mein Revier. Und du wirst mich nicht daran hindern das Höllenschwert wieder zu vervollständigen und der Herr dieser Welt zu werden.“ „Keh!“ Inu Yasha grinste ein wenig und legte die Hand an den Schwertgriff, ehe er leise und betont sagte: „Oh, und wie ich dich hindern werde, Shinimiez. Du hast wirklich genug Leute umgebracht und genervt. Und du bist wirklich das Dämlichste, was herumläuft. Auf So´ungas Geist herunterzufallen!“ Schön, auch ihn hatte das blöde Teil übernommen, aber doch nach heftiger Gegenwehr. Kagome hatte ihm geholfen … Kagome. „Oh nein, das Schwert wird mit mir zusammen arbeiten, als dem stärksten Dämonenfürsten…“ Shinishin legte allerdings ebenfalls die Klaue an sein Schwert. Der Junge hatte durchaus interessante Techniken drauf, die er meist nur einfach mit dem Höllenpfad pariert hatte, aber er sollte vorsichtig sein. Er stand so knapp vor seinem Triumph. „Ja, klar, das sagt das Blechteil zu jedem, Und weißt du auch, was aus all diesen Typen geworden ist? Egal. Ich sag dir nur eines. Du wirst weder diesen Bannkreis brechen noch es bekommen.“ „Oh, und mein einziges Hindernis ist ein Halbdämon, der mir kaum bis zur Schulter reicht. Ich könnte ja sogar um dich herum gehen.“ „Versuch es doch.“ Inu Yasha zog. Sein großer Bruder hatte gesagt, er wolle die Klinge dieses Idioten angreifen, dazu musste der die in der Hand haben. Und, ehrlich gesagt, die Idee, dem erst einmal den Teil des Höllenschwertes zu nehmen, war wirklich nicht so schlecht. Vielleicht war der eigentlich gar nicht so übel? Unwillkürlich stieg das Bild des so begeistert apportierenden Welpen in ihm auf und er verdrängte es eilig, da Katerchen ebenfalls zog. „Na schön, dann gucken wir doch mal, was du ohne diesen Pfad noch drauf hast. Windnarbe.“ Er erwartete wirklich nicht damit einen Blumentopf zu gewinnen und war nicht überrascht, als der Katzenfürst seine Energie einfach beiseite schleuderte – allerdings wohlweislich nicht in den Bann um das Höllenschwert. Schnell war der ja im Ziehen und auch stark. Wo blieb eigentlich Sesshoumaru? War für den der Weg doch weiter als gedacht? Dann sollte er mal weitermachen, mit seiner großen Klappe. „Na, immerhin. Ich dachte schon, du bist wie dein Aussehen. Und ja, wenn du es nicht weißt… deine Fellteile am Rücken sehen ziemlich mitgenommen aus. Haare übrigens auch. Du solltest mal zum Friseur.“ Die Energie des Katers flammte auf, verriet seinen steigenden Zorn. Aber er meinte nur ruhig: „Du hast noch nie jemandem wie mir gegenübergestanden.“ „Ich muss glatt überlegen. Ryuukossusei? Diese Mottenkönige vom Festland, die sich selbst für total toll hielten? Dieser Pantherkönig, für dessen Wiedererweckung seine Kinder Menschen töten wollten und schließlich glatt selbst als Opfer durchgingen? Naraku? Nun ja Ich habe schon einen Haufen miese Typen kennengelernt, aber noch keinen, der Menschen kocht …“ Schön, der Eremit. „Und eine Greifenkindergarten als Kämpfer benutzt. Von Mine, einem armen Wolf und sonst wem ganz zu schweigen.“ Das klang immerhin nach einer interessanten Überlebensquote. „Hm. Die hast du alle gesehen und durchgestanden.“ „Nein. Sie sahen mich und sind tot.“ Das langte doch jetzt. Irgendwo verriet ihm seine Nase, dass endlich der Herr Halbruder in der Gegend war, da sollte er schon was riskieren. Immerhin brauchte der, um die Klinge voll zu treffen und damit diese Fusion zwischen der und So´unga aufzuheben, möglichst viel von dem Schwert, vermutlich am besten die Breitseite. So wechselte er. Sollte Katerchen doch mal sehen wie der mit Hosenkis Diamantsplittern zu Rande kam.   Shinishin sah, wie die Farbe des Schwertes seines Gegners wechselte. Schon auf dem Vulkan hatte der eine Menge durchaus nennenswerter Attacken geliefert. Und natürlich hatte der übertrieben, das machte man in einem Duell. Mottenkönige vom Festland, er konnte nur die Hyouga meinen und das war ein wirklich interessanter Volksstamm, um nicht zu sagen, mit jeder Generation wurden sie stärker. Nichts, natürlich, was ihn mit So´unga in der Hand auch nur noch beeindrucken könnte. Immerhin, der jämmerliche Halbdämon hatte das irgendwie überlebt. „Vielleicht sollte man dir einen Pokal überreichen… der Welpe, der überlebt hat.“ „Wäre ganz nett!“ Der Halbdämon, ohne sich davon oder von seiner eigenen Rede ablenken zu lassen, schleuderte im gleichen Moment hunderte von Diamantsplittern auf seinen Gegner. Shinishin, der das bereits auf dem Vulkan gesehen hatte, parierte prompt mit seiner Energie. Die Splitter lösten sich auf. „Na, das war wohl …“ Er fuhr herum, denn er konnte spüren, dass da eine unerwartete – und zugegeben unwillkommene - Dynamik auf ihn zuraste.   Sesshoumaru musste feststellten, dass sein Plan, die Klinge seitlich zu treffen, gescheitert war. Hoffentlich würde die Attacke auch frontal bewirken, dass das nur provisorisch eingefügte Stück des Höllenschwertes ausfiel. Ansonsten lag die Schuld nämlich ausnahmsweise nicht bei dem törichten Halb… nein Vaters zweitem Sohn, sondern bei ihm. Unerträglich. Inu Yasha hatte mit seinem gewöhnlichen Mundwerk tatsächlich genug Zeit geschunden, damit er hier unauffällig herunter kam, ohne Energie einsetzen zu müssen, die den Kater beunruhigt hätte. Es war die beste Chance gewesen. Hatte er sie etwa selbst ruiniert? Nein, das konnte, das durfte nicht sein. Und, wie zu erwarten, war Shinishin zwar ein Narr aber kampferfahren. Der hatte sofort begriffen, dass er jetzt wieder gegen zwei stand – und das, ohne den Pfad der Dunkelheit.   Unverzüglich jagte auch ein solider Packen aus rötlicher Dämonenenergie auf Sesshoumaru zu, die der allerdings mit einer Schwertbewegung irgendwohin in die sandige Ebene schleuderte. Das war zu erwarten gewesen. „Gleich zwei Narren in der Unterwelt,“ kommentierte der Katzenfürst, während er sich möglichst unauffällig etwas zurückzog, um nicht den Bannkreis um das Höllenschwert als Hindernis im Kreuz zu haben. „Nun, das hier wird euer Grab sein. Ich gebe allerdings offen zu, dass ich ein wenig überrascht bin, dass ihr es bis hierher geschafft habt.“ „Keh,“ erwiderte Inu Yasha nach einem raschen Seitenblick, da sein großer Bruder irgendwie nachzudenken schien. „Als ob das so was besonderes ist.“ „Ich hielt mich für bis eben für den Einzigen, der das je schaffte.“ „Katzenlogik? Da schon mal jemand So´unga hier klaute, war der ja wohl auch hier. Und kam wieder raus. Woran du übrigens scheitern wirst.“ Um noch ein bisschen abzulenken, von was auch immer, war doch eine Windnarbe immer passend. Ups. Katerchen war nicht ganz so dämlich wie gehofft und reflektierte die in Richtung Sesshoumaru. Der machte nur einen fast beiläufigen Satz beiseite – allerdings mit einem Blick von einer Mischung aus Vorwurf und Verachtung, die er sich seinem kleinen Bruder gegenüber vorbehielt. „Ja, schon gut,“ rief der Halbdämon daher rüber. „Kommt nicht wieder vor. - Shinimiez, rede doch nicht über Dinge, die du sowieso nicht kapierst. Meine Freundin hat so einen rot-weißen Kater, nett, dick, kuschelig, der belästigt auch andere Leute nicht mit seinen Überlegungen wie er die Welt erobert und dabei scheitert.“ „Rede du nicht von Dingen, die du nicht verstehst,“ erwiderte Shinishin gelassen, beruhigt durch die Tatsache, dass der Eine nur redete, und der auch noch als dämlicher Halbdämon, der Hundefürst dagegen schwieg und anscheinend vergeblich nachdachte, wie die beiden Köter aus der Patsche wieder herauskommen sollten. „Mit So´unga in der Hand kann ich die Unterwelt erobern und sie auch wieder verlasen. Ihr Zwei bleibt natürlich da.“ „Ach herrje, das wird ja immer besser. Weißt du, wie oft wir, also mein großer Bruder und ich, schon in der Unterwelt waren, schön, nicht in dieser Ecke, aber so im Allgemeinen? Vier Mal? Ich habe echt den Überblick verloren. Natürlich kamen wir immer wieder raus.“ „Du lügst!“ Shinishin fühlte sich gerade in seiner Ehre als Dämonenfürst gekränkt, was die prompt leuchtende Klinge verriet. „Man kann den Weg nur einmal gehen!“ Jeden magischen Weg, das wusste doch jeder. „Äh, ja, jeden einzelnen Weg, Katerchen.“ Warum rührte sich denn bloß Sesshoumaru nicht? Was überlegte der denn nur? Wenn das noch so weiter ging, würde eben er angreifen. Das wurde ja langsam langweilig. Allerdings Bruderherz quasi aus Versehen noch einmal die Windnarbe um die Ohren zu hauen würde sicher kaum zur Verbesserung ihres Verhältnisses beitragen, was doch so nett geworden war, er musste da nur an Apportieren … und leider Anderes denken. Lieber nicht. Also, mal gucken, wie weit er noch mit einer großen Klappe kam, ehe der Herr Halbbruder endlich so etwas ähnliches wie einen Plan ausbrütete. In der Zeit bekam ja eine Henne zehn Küken! „Aber du bist ja schon glücklich, wenn du es mit einem Teilstück von diesem Altmetall geschafft hast – und zugegeben unserer Hilfe - lebendig bis hierher zu kommen. Echt toll.“ Das reichte jetzt! Ja, er war toll! Der Katzenfürst hob sein Schwert waagerecht, sagte jedoch bemüht ruhig: „Du bist freiwillig in die Unterwelt gekommen, ihr alle beide. Und das hier wird euer Ende sein, mein Junge.“ Er war durch seine eigene Tollheit und Macht hierher gekommen, nicht, wie die zwei Irren nur durch Zufall! Tessaigas Klinge wechselte von den Drachenschuppen zu fast normal, denn Inu Yasha rechnete mit einem Angriff, den er mit der Rückschlagwelle parieren wollte. Das allerdings hielt sein Mundwerk nicht in Schach. „Vorsicht, Miezekater. Ich bin nicht dein Sohn, also nenne mich nie mein Junge!“   Ein Satz, den der zusehende Inu no Taishou mit gewisser Rührung vernahm, allerdings auch mit gewisser, steigender, Besorgnis. Worauf wartete sein Ältester und wieso griff Inu Yasha nicht an? Waren sie doch zu schwach?   In der tiefen Stile des untersten Höllenkraters gab es ein winziges Geräusch. Sesshoumaru hatte darauf gewartet und als er das kleine Stück So´ungas in den Sand fallen sah, griff er unverzüglich an, seinen Energieattacke allerdings wohlweislich neben Shinishin gezielt. Dahinter lag der Bannkreis. Das Allerletzte, was nun passieren sollte, wäre, dass der aus irgendeinem Grund gelöst wurde. Und er selbst besaß nun einmal so gut wie keine Elementmagie. Ohne den wäre So´unga praktisch frei. Shinishin fuhr herum, sprang zurück und parierte die plötzliche Attacke ohne jede Mühe, fand sich aber fast unverzüglich im direkten Duell, Stahl auf Stahl. Nun ja, dieser Hundebengel war stark, aber das würde nicht reichen. Hatte der etwa solange für einen Plan überlegt, der doch nicht funktionieren konnte? Taktik minus fünf? „Inu Yasha!“ Der große Bruder legte etwas Nachdruck in diesen Namen, als er erkannte, dass der Jüngere ihn sichtlich verwirrt anstarrte. Hatte dieser Narr … Vaters zweiter Sohn … denn nicht mitbekommen, dass der geplante Angriff doch noch funktioniert hatte, ein einziges Stück des Höllenschwertes nun im Sand lag? Der sollte das nehmen und in die Bannkreise werfen! Sonst war die Gefahr zu groß, dass Shinishin und So´unga sich verbündeten. Leider war dieser Katzenfürst vom Festland, nun, auch zu einem gewissen Glück, ein ernst zu nehmender Gegner und er konnte sich nicht weiter um diesen ….um Inu Yasha kümmern. Der musste das wenigstens doch allein hinbekommen!   Tatsächlich war dem Halbdämon bewusst, was da scheinbar harmlos keinen Sprung von ihm entfernt lag – aber er machte sich gerade Sorgen. Wieso denn hatte Sesshoumaru schon zum zweiten Mal daneben gezielt, wieso bückte der sich nicht und nahm dieses Metallteil, wieso ließ er sich jetzt, ungewohnt bei ihm, auf ein direktes Kräftemessen ein? Erst, als sein Name fiel, begriff er, dass dieses Teil seine Aufgabe war, er sich darum kümmern sollte – und alles, was Bruderherz da trieb nur ein Ablenkungsmanöver war. Ja, So´unga wieder zu sichern war Teil ihrer Aufgabe und das sollte man auch wirklich erledigen, ehe Katerchen noch auf die nächste besonders dämliche Idee kam. So machte er den Satz hinüber und bückte sich eilig, wohlweislich, ohne Tessaiga aus der Hand zu geben. Shinimiez machte wirklich nicht den Eindruck einen nicht von hinten angreifen zu wollen.   Kaum, dass er die Finger um das Metall geschlossen hatte, sprang er zurück, in den Bannkreis, der ihn, da ohne jede Elementmagie, auch einfach passieren ließ. Allerdings konnte er ebenso prompt in seinem Kopf ein unheilvolles Flüstern hören. „Nimm mich, vertrau mir, ich kann dich zum Stärksten der Welt machen …“ „Blödsinn. Du erinnerst dich, wir hatten schon mal das Vergnügen. Und ich werde ganz sicher nicht auf dich reinfallen.“ Nur einige Schritte noch zum dritten Bannkreis, dann konnte er das Teil loswerden. Moment mal. „He, Saya!“ schrie er. Da gab es doch diesen Geist, der eigentlich auf das Höllenschwert aufpassen sollte? War der etwa weg? Aber da erkannte er einen kleinen, durchscheinenden, weißen Geist aus der Schwertscheide aufsteigen. „Oh. Inu Yasha.“ Das klang resignierend. „Hast du den ganzen Wirbel ausgelöst?“ „Nein, das war wohl der Miezekater, der da hinten gegen Sesshoumaru kämpft. Sag mal, solltest du nicht eigentlich auf das dämliche Teil hier aufpassen?“ „Das tue ich auch,“ erklärte der alte Geist geradezu hoheitsvoll. „Ja, und wie toll. Dieses Bruchstück wurde von dem Kater da hinten von der Klinge abgebrochen und jetzt hat ihn das durchgeknallte Stück Altmetall hergelockt. Was treibst du eigentlich?“ „Inu Yasha, meine Aufgabe war und ist dafür zu sorgen, dass So´unga in der Scheide bleibt. Das genau mache ich auch. Wenn jemand so närrisch ist, ein Teil abzubrechen… Oh. Es gab wohl in der Welt der Lebenden Ärger?“ „Ja. - Halt die Klappe, So ´unga!“ Fauchte er, als er vor seinem inneren Auge Schlachtenbilder vorbei ziehen sah, mit sich als Helden, Menschen und Dämonen, die vor ihm niederknieten. „Wir haben dich hier wieder her verfrachtet und ich bin sicher, wenn ich die Herrin der Unterwelt bitte, dich im tiefsten Feuer wieder einschmelzen zu lassen, hält sie das für eine gute Idee, hm?“ Die Bilder verschwanden. „Na also. - Saya, wohin soll das Bruchteil jetzt? Ich komme nicht durch den inneren Bann.“ „Ja, das ist klar,“ seufzte der Geist. „Wirf es, so gut es geht, zu mir. Das muss dann wieder geschmiedet werden, aber das übersteigt praktisch die Fähigkeiten von allen außer dem Schmied von So´unga.“ „Wehe, du sagst jetzt, Toutousai. Mit dem alten Narren haben wir gerade zwei Wochen oder mehr verschwendet. “ Aber Inu Yasha zielte und warf. „Naja, geht doch.“ Der Geist der Schwertscheide sah neben sich. „Ja, ich denke schon. Und nein, natürlich nicht Toutousai, wo denkst du hin. Sein Lehrer.“ „Aha. - Kann das Teil denn nicht still sein!“ Dauernd So´ungas Einflüsterungen zu hören ...Wie hatte Vater das bloß überstanden? Auch Sesshoumaru schien dagegen ja ziemlich immun zu sein. Ja, genau. Das würde er doch auch schaffen. Denke also an etwas anderes, als an das Höllenschwert, denke an … Ach du Schande, das war knapp. Sesshoumaru kämpfte doch normalerweise nicht so ...so….langsam und lang? Wenn der jemanden umbringen wollte, machte der es immer sauber und schnell. Ja, aber der wollte sicher warten, bis So´unga wieder beisammen war, wenn man das verrückte Teil je so nennen konnte. In dieser Stille, in der man außer Schwerterklirren und dem Donnern der durchaus beachtlichen Energie zweier Dämonenfürsten nichts hören konnte, brauchte er ja nicht einmal zu brüllen. „He, großer Bruder, ich möchte nach Hause!“ Daraus würde doch hoffentlich Sesshoumaru schließen, das er selbst seinen Part erledigt hatte, und der sich darum kümmern konnte Shinimiez den Todesgöttern aufzuhalsen. Ein rascher Blick nach oben ließ Inu Yasha erkennen, dass dort immerhin schon fast zwanzig kreisten.   Kapitel 34: Das eigentliche Wesen des Ehrgeizes ----------------------------------------------- Sesshoumaru hörte den Satz seines Halbbruders. Der wollte heim? War der so schwach oder zu viele Probleme mit So´unga ... Oh. Moment. Das sollte wohl eine versteckter Hinweis sein, dass der seinen Auftrag erledigt hatte und sich beide Teile des Höllenschwertes wieder innerhalb des Bannkreises befanden. Er hatte nur nie damit gerechnet, dass das vorlaute Halbblut, nun gut, Vaters zweiter Sohn, beachtete, dass man Taktiken nicht vor den Ohren des Gegners quer durch die Gegend schrie. Nun gut. Dann konnte man ein wenig ernsthafter gegen den lästigen Kater vorgehen. Und der war ihm nicht nur in den letzten Tagen und Wochen auf die Nerven gegangen, sondern tat das auch jetzt. Der Mistkerl ahnte anscheinend, dass er selbst stärker war und blieb zur Vorsorge immer zwischen ihm selbst und dem Bannkreis. Würde er tatsächlich mit aller Kraft zuschlagen und Bakusaigas Angriff durch ein glückliches Ausweichen Katerchens daneben gehen … die Zerstörungswelle fraß sich durch alles, und er wollte eigentlich nicht ausprobieren, ob ein Bannkreis aus Elementmagie ihr standhalten könnte. Nicht hier und nicht in diesem Kampf, da das bedeutete, dass dann das Höllenschwert wohl in das Duell eingreifen würde. Schon bei diesem unsäglichen Takemaru hatte er bemerkt, dass sich das Stück selbstständig bewegen konnte. Und Shinishin plus So´unga würde nur unnütz Zeit kosten. Zeit, die ihm dieser Kater schon viel zu viel gekostet hatte. Er brauchte nicht nach oben zu sehen, um zu wissen, dass die inzwischen gut zwanzig Todesgötter, die über dem Krater kreisten, mitsamt deren Befehlshabern, ganz sicher seiner Meinung waren. Sein Buch der einhundert Todesarten auszuprobieren wäre nett, aber zu lästig. Also sollte er jetzt keine Kompromisse mehr eingehen und den Kater dazu bringen sich seitlich zu bewegen, aus der Rückendeckung des Bannkreises.   Shinishin hatte durchaus bemerkt, dass der Ruf des kleinen Bruders, er wolle heim, den Älteren für einen Augenblick abgelenkt hatte. Nun, das war im Prinzip nichts, das er nicht verstehen konnte, er selbst hatte sich ja auch nach dem frühen Tod des Vaters um Shishinki gekümmert. Aber es war natürlich ein Vorteil in einem solchen Duell und den musste er prompt und konsequent nutzen. Der Hundebengel war in der Tat stark und mehr als lästig. So ließ der Katzenfürst ohne zu zögern diesmal deutlich mehr an Energie in seine Klinge fließen als zuvor, ehe er sie mit raschem Schwenk auf seinen Gegner los jagte.   Sesshoumaru erkannte, dass sich die Macht des Katers diesmal erhöht hatte, aber er war nicht überrascht. Wie auch er selbst setzte Shinishin in einem solchen Duell nicht mehr Kraft und Fähigkeiten ein als notwendig, um den Gegner zu töten. Bislang war das nur ein Abtasten gewesen, Überprüfen von Macht und Taktik des Widersachers. So erwartete er regungslos die heranrasende Energie. Interessant, dachte er. Eigentlich ein wirklich attraktiver Gegner. Wenngleich mehr als nicht erwünscht. Nicht einmal sich selbst gegenüber hätte er zugegeben, dass die Lage riskant werden konnte, falls er in der Abwehr einen Fehler beging. Er hob Bakusaiga und schickte seinerseits seine Energie der heran rauschenden entgegen.   Als sich die beiden Mächte trafen, gab es eine hell aufleuchtende Explosion, die selbst die beiden Dämonenfürsten dazu brachte, ebenso wie Inu Yasha die Augen für einen Moment zu schließen. Das Donnern der Eruption war vermutlich in der gesamten Unterwelt zu hören. Selbst die oben fliegenden Shinigami gerieten ins Schwanken und beschlossen, ein wenig höher zu steigen. Immerhin wussten sie nun, warum der untere Teil des Höllenkraters durch einige Bannkreise deutlich erweitert worden war.   „Nett.“ Shinishin lächelte. Wirklich, ein fähiger Junge. Was ihn daran erinnerte, dass er ein Auge auf den Kleinen mit dem losen Mundwerk halten sollte. Er wich etwas beiseite, um den aus den Augenwinkeln zu betrachten. Der hielt sein Schwert in der Hand, schien jedoch nicht willens in den Kampf einzugreifen. Nun gut. Irgendwo schade, sonst hätte er die beiden Köter gegeneinander ausspielen können, den Älteren durch Angriffe auf den Jüngeren zwingen können, den zu beschützen und seine Deckung zumindest teilweise aufzugeben. Im nächsten Moment fuhr der Kopf des Katzenfürsten herum. Schneller als gedacht, stand der Hund direkt vor ihm, schlug zu, eindeutig Stahl statt Energie nutzend. Hielt der Narr ihn für so schwach? Nun, er war es nicht und dieser Sessboa auch nicht.   Für einen endlosen Moment pressten sich die Klingen aneinander. Es war ein direktes Messen der körperlichen Kräfte, um wenige Zentimeter. Schließlich löste sich Sesshoumaru mit einer raschen Drehung seiner Klinge aus dem Nahkampf und wich mit einem eleganten Sprung weit zurück. Er wusste nun, was er wissen wollte. Das durchaus magische Schwert des Katers hatte ein wenig, kaum bemerkbar, unter seinem Druck gezittert. Das hatte Shinishin also mehr angestrengt, als der erkennen ließ. Er landete und schlug ohne jede Verzögerung mit Bakusaiga auf den Boden. Eine hell blau leuchtende Drachenwelle schoss auf den Dämon vom Festland zu, der allerdings ebenso rasch weit beiseite gesprungen war – nicht zu weit allerdings, um nicht noch immer den Bannkreis im Rücken zu haben.   Inu Yasha sah zu und runzelte etwas die Stirn. Ihm war, durchaus aus gewisser Erfahrung, nicht entgangen, dass Bruderherz nur die Drachenwelle einsetzte, ja, in den Nahkampf ging – und ausgerechnet seinen mächtigsten Angriff zurück hielt. Was sollte das denn werden? Wieso spielte der nur herum und griff nicht einfach an, erledigte Shinimiez und sie konnten endlich heim? Weil der nicht konnte, erkannte der Halbdämon dann. Er selbst stand nur herum, neben sich, rechts die Kuppel des Bannkreises aus Elementmagie oder eher dagegen. Und davor, zwischen Sesshoumaru und dem Bannkreis trieb sich Katerchen herum. Das bedeutete, dass eine volle Attacke unter Umständen den Schutz treffen würde – und damit das Höllenschwert befreien. Leider bedeutete das anscheinend wohl auch, dass ihm sein Halbbruder mal wieder gar nichts zutraute, dachte er enttäuscht. Immerhin WAR er mit So´unga doch recht gut klargekommen, hatte jetzt auch das Bruchstück zurück werfen können. Was also … Ach, menno. Er war es, der dumm war. Ja, vermutlich dachte der dämliche Hund ganz anders, eben strategisch, so wie da im Pass der Elemente oder auf dem Weg zu Mines Vulkan. Und er selbst hatte nur mal wieder nichts mitbekommen. Blöd, schon wieder als der dumme kleine Bruder dazustehen. Vielleicht konnte er So´unga kontrollieren, aber es war doch viel besser, das dämliche Stück Altmetall da vor sich hin rosten zu lassen, es gar nicht erst zu befreien. Und dazu musste nur eines passieren. Wenn Sesshoumaru nicht mehr mit der Drachenwelle, sondern mit der, nun zugegeben, recht mächtigen Zerstörungswelle Katerchen angriff und der mal wieder schnell genug abhaute, müsste er sich hinstellen und diesen Angriff vom Schutzbann abwehren, zumindest ablenken und den in diese komische, scheinbar endlose, Sandebene um sie jagen. Da konnte ja kaum mehr etwas passieren. Na, wenn das stimmte, vertraute ihm Bruderherz schon. Und er würde sich hinterher wieder hübsch was anhören dürfen, weil er auf der Leitung gestanden hatte. So machte er die drei Sprünge um vor den Bannkreis zu gelangen, allerdings wohlweislich am Rand, da dieser dämliche Shinimiez ebenfalls, wenngleich vor ihm, hier herumstand.   Der Katzenfürst hatte die Bewegung gespürt und nutzte einen Energieangriff seinerseits auf den älteren der Hundebrüder, um einen Blick zu riskieren. Der Kleine stand da nur schon wieder, es war anscheinend nur eine unbewusste Reaktion gewesen, Neugier oder irgendwie doch der Instinkt dem Bruder zu helfen. Nun ja, das würde eben nichts nützen, denn er kam jetzt zum Ende. Erst den einen, dann den Anderen, dann So´unga. Sein Plan lag offen und einfach vor ihm. Die Hunde hatten genug gespielt. Jetzt war er dran.   Sesshoumaru hatte gesehen, dass sich sein Halbbruder vorwärts bewegt hatte und jetzt ebenfalls vor und nicht mehr neben dem Bankreis stand. Wollte der Narr ihm etwa schon wieder helfen, sich in sein Duell einmischen? Das hatte der oft genug probiert und er hatte dem doch nicht nur einmal gesagt, dass sich das nicht gehöre, ja, unerträglich sei! Aber der tat nichts weiter, außer Tessaiga in der Hand zu halten, nein, in beiden Händen, und breitbeinig da zu stehen, fast, als erwarte der eine Attacke, wie er aus doch gewisser Erfahrung bemerkte. Was sollte das denn? Shinishin hatte durch nichts erkennen gegeben, dass er auf den Halbdämon losgehen wollte. Natürlich schon schlicht aus dem Grund um ihm, Sesshoumaru, nicht den Rücken zuzuwenden, und prompt zu sterben. Während er erneut den Energieangriff dieses lästigen Katers abwehrte, erkannte er seinen Gedankenfehler. Inu Yasha wollte sich nicht einmischen, er wartete auch nicht auf eine Attacke Shinishins. Der wartete auf die Zerstörungswelle und plante den Bannkreis zu schützen. Seit wann dachte Vaters zweiter Sohn denn mit und das auch noch strategisch? Sollte der sich etwa durch diese Reise mit ihm verstandesmäßig verbessert haben, was natürlich wieder ein schlechtes Bild auf Myouga warf? Er sollte sich nicht ablenken lassen. Der nächste Energieangriff rauschte auf ihn zu, diesmal irgendwie anders.   Knapp eine Sekunde später erkannte er die Folge – die Energie des Katzenfürsten splitterte sich auf. Aus dem Strahl wurde ein Band, das sich um ihn wirbelnd immer fester um ihn legte, um sein Fleisch von den Knochen zu reißen, diese zu zertrümmern. Netter Versuch, dachte er. Aber jetzt würde er endgültig Schluss machen. Das reichte wirklich.   Hoppla, was trieb Katerchen denn da? Inu Yasha wurde misstrauisch. Das letzte Mal, als etwas sich so um Bruderherz gelegt hatte, waren das Narakus Ausläufer gewesen, der versucht hatte, den zu absorbieren. Natürlich war das misslungen. Um es mal so zu sagen, Sesshoumarus Energie stammte nicht von schlechten Eltern. Ihm war ja auch bewusst, dass das Dämonenblut in seinen Adern eine ganz andere Qualität hatte als das von vielen anderen. Und Bruderherz hatte das ja auch von seiner Mutter zusätzlich. Da konnte man schon etwas erwarten. Er entspannte sich allerdings nicht. Wenn er sich nicht täuschte, dann befreite sich Sesshoumaru gleich aus diesem Kreisel und er hätte wetten mögen, dass der jetzt die Zerstörungswelle einsetzen würde. Gesehen, dass er selbst hier abwehrbereit stand, hatte der ja.   Es gab tatsächlich einen Zuschauer, der das Ganze nicht so optimistisch hinnahm wie die Hundebrüder, deren Vater. Der verstorbene Inu no Taishou ließ die Blicke nicht von der seltsamen schwarzen Fläche, die ihm zeigte, was auf dem Boden des Kraters passierte. Warum versuchten die beiden Welpen nicht durch die Bannkreise zu gelangen und sich Sesshoumaru das Höllenschwert zu nehmen? Der Junge müsste doch inzwischen stark genug an Seele und Körper sein um So´ungas bösem Geist Widerstand bieten zu können? Mit dem Höllenschwert in der Hand wäre selbst dieser durchaus starke Kater zu besiegen. Er persönlich hätte, trotz gesundem Widerwillen den Höllendrachen zu beschwören, dazu gegriffen. Er sah beiseite, auf der unwillkürlichen Suche nach einer Erklärung oder einem Schuldigen. „Toutousai, was treiben die Zwei da?“ „Sie wollen diesen Shinishin umbringen.“ Der alte Schmied klang ebenso verwundert wie er war. „Diesen Auftrag habt Ihr ihnen doch selbst gegeben.“ War er nicht der Einzige, der hier vergesslich wurde? Aber der Herr war doch viel jünger als er nun gewesen, als der verstorben war. Ja, das gab der verstorbene Taishou zu. Nur, warum machten sie es nicht? Und, warum griffen sie den durchaus starken Katzenfürsten nicht zu zweit an? Und warum kam sein Ältester nicht auf den Gedanken sich So´unga zu nehmen? Hoffentlich war nicht er selbst mit seiner Anweisung, die er getreu der von „ganz oben“ weitergegeben hatte, schuld, dass sie als zweiten Punkt das Höllenschwert sichern sollten. Ließen sie es deshalb links liegen? Das konnte fatal werden. Er hatte ja gesehen, dass sie nur mit ziemlichem Aufwand zu zweit das Schwert zurück in die Hölle schicken konnten. Zugegeben, jetzt hatte Sesshoumaru dieses Bakusaiga und er war sich nicht sicher, welche Wirkungen ein voller Angriff damit haben würde. Aber dieser Energiewirbel, den der Kater da ausgeschickt hatte, war dazu geeignet auch hundert andere, starke, Dämonen in Stücke zu reißen. Hoffentlich hatte sein Ältester gewusst auf was er sich da einließ, als er das so scheinbar gelassen erwartete. Mangelndes Selbstbewusstsein hatte man ihm ja noch nie vorwerfen können, und der Kleine schien da ganz nach dem großen Bruder zu kommen. Der Taishou unterschlug dabei sogar vor sich selbst sehr elegant, von wem wohl seine beiden Söhne solche Eigenschaften erhalten haben könnten.   Aus der hell leuchtenden, wirbelnden, Energie, drang bläuliches Licht, das Inu Yasha zunehmend angespannt erkannte. Das war die Energie seines Halbbruders und er wurde immer sicherer, dass der gleich seinen mächtigsten Angriff starten würde. Nicht, weil der wütend wurde, so etwas passierte dem kaum, sondern weil er jetzt schlicht Schluss machen wollte. Shinishin fasste seine Klinge ebenfalls etwas fester, da er sah, dass sein Überraschungsangriff wohl fehlgeschlagen war, jetzt seine Energie unter der seines Widersachers zusammenbrach. Dieser Hund war wirklich stark. Leider konnte er jetzt den gleiche Attacke nicht noch einmal schicken, denn nun kam etwas anderes auf ihn zu, das er wohl abwehren müsste. Er konnte nur zu gut den Schemen erkennen, hinter dem bläulichen Licht, das sich nun immer grünlicher werdend um die Klinge des Köters sammelte, den Blick auf den frei gab. Nun ja, der atmete etwas schwerer, leichte Rußflecken zierten die ärgerlicherweise bis dahin blütenweiße Boa und an einen Ärmel … Wieso war dieser Mistkerl eigentlich so unbehelligt durch den Säureregen gekommen? Er selbst hatte zuerst Deckung gesucht, dann war er so schnell gelaufen, wie es ihm möglich war, und dennoch war sein Fell an einigen Stellen schlicht weg geätzt worden, seine beiden Boas hatten sich drastisch verkürzt … Was war das denn in Grün?   Na bitte. Inu Yasha klammerte sich an Tessaiga. Falls die Zerstörungswelle nicht Katerchen erledigte, müsste er sie abfangen. Und dabei sollte ihm besser kein Fehler unterlaufen, sonst wäre er gleich bei Papa. Immerhin war das deutlich heftiger als seine beste Windnarbe, das gab er neidlos zu. Und etwas, das tausend Dämonen umbringen konnte, sollte zum Einen für Katerchen reichen, allerdings auch für ihn, wenn er sich mit der Rückschlagwelle auch nur ein bisschen verrechnete.   Bakusaiga war die Verkörperung der Macht und des unbedingten Siegeswillens seines Eigentümers. Aus der nun grün leuchtenden Klinge schoss eine Energie, die, wie von allen Zuschauern nur Toutousai und die Hundebrüder wussten, sich rücksichtslos ihren Weg bahnen würde, alles zerstörend, was sie traf.   Shinishin war nicht zu einem Dämonenfürsten aufgestiegen weil er schwach oder selbstmörderisch veranlagt war. Er erkannte in einem Sekundenbruchteil, dass das, was da auf ihn zuraste, auch nicht von ihm irgendwie überlaufen werden konnte. So tat er, was in der kurzen Zeit noch möglich war. Mit seiner eigenen Energie baute er einen Schutzschild auf, vor sich, sprang aber gleichzeitig so weit es ging, nach rechts.   Die Zerstörungswelle traf auf den Schutzschild, schien zu stoppen, irgendwie doch aufgehalten, ehe sie weiter raste. Wäre Shinishin nicht so weit beiseite gesprungen, wäre das sein Ende gewesen. Auch so erreichten ihn noch Ausläufer und er stürzte verletzt in den Sand, allerdings noch immer sein Schwert umklammernd.   „Mist!“ Inu Yasha flüsterte es nur, ehe die Energie seines Halbbruders auch schon bei ihm war. Da er darauf gewartet hatte und Tessaiga bereits auf den Rückschlag vorbereitet hatte, gelang es ihm, die mächtige, aber doch ähnliche, Energie nicht aufzuhalten, aber abzulenken. Mit all seiner Kraft und Energie, jedoch. Der Aufprall ließ seine Arme zittern und er brach unwillkürlich keuchend in die Knie, als die Welle nun harmlos in der Weite der Unterwelt verschwand. Das war knapp gewesen, oder? Unwillkürlich drehte er den Kopf. Doch, der Bannkreis hatte gehalten, So´unga war noch eingesperrt.   „Die Zwei sind wirklich nichts für schwache Nerven,“ murmelte der Taishou, unwillkürlich aufatmend, dass der Kleine das überlebt hatte. „Sie hatten sich abgesprochen. Darum. Sesshoumaru muss Inu Yasha wirklich gute Nachhilfestunden in Taktik gegeben haben. Und Kampfschulung.“ „Äh, ja, so ähnlich.“ Toutousai sah keinen Grund jetzt auf den letzten Minuten noch etwas auszuplaudern, was er sicher auf die eine oder andere Weise bereuen würde. Und es waren die letzten Minuten, da war er sicher, auch, wenn Inu Yasha sehr mühsam und doch wohl irgendwie verletzt aufstand, Sesshoumaru sein Schwert fallen ließ. Moment mal. War der Bengel jetzt komplett übergeschnappt? Der Kater lebte doch noch! Das sah auch der einstige Herr der Hunde so. „Was machen sie denn jetzt schon wieder?“   Sesshoumaru hatte sich entschieden. Sein Handbuch der hundert Todesarten konnte er nicht an dem Kater ausprobieren, wollte er, wollten sie, keine Zeit mehr hier verschwenden. Aber eine kleine Genugtuung für die letzten Wochen und diese unsägliche Begleitung wollte er haben. Nein. Kein ehrenhafter Tod durch ein Schwert.   Shinishin erkannte, dass sein Gegner unbewaffnet vor ihm stand und wollte sich aufraffen, dem die Klinge um die Ohren hauen, um noch zu gewinnen. Hunde, was sollte man außer törichten Einfällen auch von denen erwarten. Immerhin schien der Kleine mit der großen Klappe verletzt, als ihn versehentlich diese Attacke des Älteren erwischt hatte, und ehe der Bannkreis ihn ablenkte. Wieso leuchtete eigentlich jetzt die Hand dieses Köters so grün? Gleich. Eine bessere Chance würde er kaum bekommen. Er ließ mit aller Kraft, die er noch aufbringen konnte, seine Klinge noch aus dem Knien zuschlagen.   Der Hundefürst ließ sich mit der ausgestreckten Linken schlicht nach vorn fallen. Die scharfe Klinge verfehlte ihn, raubte ihm allerdings einige Haare, was seine Meinung über dieses Höllenabenteuer wahrlich nicht steigerte. Damit hatte er allerdings den Kater unter sich zu Boden gedrückt und stützte sich mit der Linken auf dessen Brust ab. „Ich will dir meine Giftklaue vorstellen,“ sagte er leise, ehe er die grün leuchtende Rechte in den Körper unter sich sinken ließ.   Shinishin schrie unwillkürlich auf. Der Schrei brach ab, als sein Gegner aufgestanden war und er sich ebenfalls erhob. Zu seiner Überraschung drehte sich der Hund nicht einmal mehr um, sondern ging zu seinem Halbbruder. Der Narr drehte ihm den Rücken zu! Er wollte sein Schwert erneut schwingen, als er feststellen musste, dass er es gar nicht in der Hand hielt. Suchend blickte er zu Boden. Und erstarrte. Da lag es. Aber … daneben lag auch sein Körper. Was zur Hölle…? Er fühlte seine Handgelenke gepackt und starrte auf die Todesgötter rechts und links, die ihn schlicht hochhoben. Zwei andere fassten seine Knöchel. „Was…?“ brachte er noch hervor. „Komm nur, liebe Seele,“ sagte ein Shinigami fast schnurrend. „Du wirst schon sehnlich erwartet.“   Kapitel 35: Ruhe in Frieden --------------------------- Der Todesgott, der soeben auf die Hundebrüder zugehen wollte um ihnen das Weitere zu erklären, hielt gerade noch rechtzeitig inne, als er bemerkte, dass der Dämonenfürst seine Hand ausstreckte. Tatsächlich flog das Schwert, das dieser zuvor in den Sand geworfen hatte, unverzüglich zu seinem Herrn, der es ebenso wie der Jüngere wieder in die Scheide schob. Immerhin, dachte der Shinigami. Das war nicht Tenseiga und hätte ihn auch nicht umbringen können. Aber, so unhöflich ihn nicht einmal anzusehen … Das passierte ihm, außer mit der Herrin, nie. Inu Yasha bemerkte ihn. „Guck mal, großer Bruder….“ Sesshoumaru sah sich folglich fast gezwungen sich umzudrehen. Konnte er, konnten sie, jetzt endlich wieder weg?   Tatsächlich machte der Shinigami eine Handbewegung und ein schwarzes Portal erschien. „Bitteschön. Ihr könnt zu eurem Vater.“ Er erkannte an dem seltsam gleichartigen Zusammenziehen der Augen, dass die Jungen nicht unbedingt mit diesem Vorschlag einverstanden waren. „Äh, wir dachten, ihr wollt euch verabschieden,“ erklärte er daher hastig, da ihm einfiel, dass man das als Lebender wohl auch anders betrachten konnte. Oh, ja, nett, dachten beide Halbbrüder ungewohnt einig und machten den Satz durch den schwarzen Nebel. Aus irgendeinem, ihm selbst unerklärlichen, Grund, atmete der Todesgott durch. Nun ja. Die war er los, da kümmerten sich die Kollegen endlich drum, und er sollte vielleicht eher ein Auge auf diese neue Seele haben. Es lief ja noch immer der Wettbewerb um die eigenwilligste Idee. Der Hauptpreis war immerhin ein komplettes Wochenende mit diesem verrückten Drachen, oder was auch immer, der einst So´ungqa entführte. Oh, hoffentlich erwähnten die Kollegen das auch noch in der Zwischenwelt. Nun ja, nicht sein Problem. Er hatte seinen Auftrag erfüllt und bekam sicher keinen Ärger.   In besagter Zwischenwelt hatte der verstorbene Herr der Hunde durchaus bemerkt, dass der ominöse Spiegel verschwunden war. Er nahm das als Zeichen und stand langsam auf, soweit man das als Seele konnte. Toutousai folgte dem Beispiel weniger aus Höflichkeit als aus der Sorge, dass hier gleich zwei Hundebengel durchbrausen würden und ihn ignorieren. Immerhin hatten sie gewonnen. Und sie würden doch wohl die Höflichkeit besitzen sich von ihrem Vater zu verabschieden. Obwohl … Der alte Schmied unterdrückte ein Seufzen, als er einen schwarzen Kreis erblickte, der sich gerade vor ihnen öffnete und er die ... diese unmöglichen, unsachlichen ... Idiotenbrüder … erkannte. Wieso waren genau diese zwei Hitzköpfe in den letzten Tagen, ja, Wochen seine letzte Hoffnung? In all diesen unsäglichen Schwierigkeiten?   „Gut gemacht,“ sagte der einstige Taishou nur zur Begrüßung. „Ich bin erfreut euch in bester Verfassung gesehen zu haben. Und, wenn ich es so sagen darf, ich freue mich auch darüber, dass wir uns so rasch wohl kaum wiedersehen werden.“ Was sollte man dazu schon sagen? Unwillkürlich tauschten die Halbbrüder jedoch einen Blick. Hatte Vater wirklich dauernd zugesehen? Auch da im Tal der Schmetterlinge? Bitte nicht! Und seltsamerweise wussten sie, dass jeder von ihnen dieser Meinung war, ehe sie es alle zwei für erklärlich ratsamer hielten einfach ein wenig den Kopf zu neigen. Falls er nur dem Schlusskampf hatte zusehen können, wie da bei So´unga … besser, kein Wort zu Weiterungen zu verlieren, die nur peinlich werden würden, für alle beide. Ein wenig angetan über die doch ungewohnte Höflichkeit seines kompletten Nachwuchses nickte der Taishou seitwärts. „Da kommt noch ein Bote.“ Allerdings war er selbstbewusst genug um anzunehmen, diese Verbindlichkeit hätte er seinem Nachwuchs in der kurzen Zeit beigebracht, in der sie hier waren. Er war eben einfach zu früh gestorben. Mütter neigten dazu die Söhne zu verhätscheln, ihnen alles durchgehen zu lassen. „Ich denke, der wird euch mitteilen, wie ihr diesmal die Unterwelt wieder verlassen könnt.“ Anscheinend gingen die Zwei ja im Jenseits aus und ein wie es ihnen passte – und das hatte er nicht einmal mit So´unga geschafft. Nun, es auch gar nicht versucht. Dazu gehörte nicht nur Mut, sondern eher eine gewisse Nachlässigkeit im Umgang mit Problemen. Nun ja, wenn er bedachte, wie sie mit So´unga umgegangen waren oder jetzt mit dem Kater, Ryuukossusei weilte ebenso hier wie Hyouga samt Nachwuchs… Ja, sie hatten gutes Blut geerbt. „Shinigami.“ Der Todesgott nahm die freundliche Begrüßung, und ja, dazu galt unter seinesgleichen inzwischen auch schon einmal, dass die Bezwinger So´ungas und dessen Entführers sich ihm zuwandten, wohlwollend zur Kenntnis. „Danke, werter Taishou. - Ich werde nun ein Portal öffnen, dass zurück in die Welt der Lebenden führt. Damit könnt ihr hindurch und seid, nach unserer Meinung, ziemlich nahe an Zuhause.“ Einige etwas wild erscheinende Handbewegungen später entdeckten die drei Lebenden und die Seele ein bläulich schimmerndes Portal, das sich relativ heftig im Uhrzeigersinn drehte. Toutousai beschloss ein wenig zu zögern. Das sah so aus, als ob es einem danach übel ergehen würde, aber die beiden Hundebrüder machten ohne zu zögern, wenngleich mit einem letzten Blick auf ihren Vater, den prompten Sprung. Ebenso unverzüglich verschwand das Portal. „Sie haben mich noch einmal angesehen,“ freute sich der Taishou. „So nette, höfliche, Jungs. Wirklich, das habe ich kaum erwartet.“ Gerade von seinem Ältesten. Der Todesgott hätte zu gern etwas DAZU gesagt, wurde allerdings von einem seltsamen Geräusch abgelenkt. Auch der einstige Herr der Hunde hörte nun etwas, das ihn an das Quietschen eines getretenen Welpen erinnerte, und wandte den Kopf. Sein alter Freund stand da, buchstäblich Tränen sprühend und um seine Stimme ringend. „Sie….“ Toutousai brachte kaum hervor. „Buh… buhu… diese Idiotenbrüder … haben mich wahrhaftig in der Unterwelt sitzen lassen!!!!!“ Und er fand jedes einzelne Ausrufezeichen mehr als berechtigt. Die dunklen Augenbrauen des Herrn der Hunde zogen sich so zusammen, dass eine steile Falte zwischen ihnen erschien und seine Energie schoss in einem Ausmaß empor, das nur zu sehr daran erinnerte, dass er ebenfalls nicht vom letzten Haken war. „WIE nennst du meine Söhne?!“   Nicht noch eine Seele ohne Heimat oder überraschend abberufen, beschloss der Todesgott und griff lieber ein, ehe ihm jemand von weiter oben Ärger bereiten würde. „Sie haben dich hier nicht sitzen lassen, Schmied. Du hast hier noch eine Aufgabe.“ Keine Nachricht außer dieser hätte es wohl vermocht, den armen Toutousai noch mehr in die Verzweiflung zu treiben. „Was? Du kannst doch unmöglich meinen….“ Ihm brach die Stimme, ehe er erneut versuchte seinem Schicksal zu entrinnen. „Oh nein, ich werde dieses abgebrochene Stück nicht anfassen. Ich werde So` unga nicht anfassen, nie wieder. Das habe ich immer schon gesagt und das werde ich auch halten! Nein, lasst mich gehen oder bringt mich um. Ich werde das Höllenschwert nie mehr anfassen. Wirklich nicht!“ Panisch sah er zu seinem alten Herrn, aber leider erschien es ihm so als dürfe er von dort keine Hilfe erwarten. „Toutousai,“ sagte die Seele des Taishou gelassen. „Du hast dich selbst stets als genial bezeichnet. Und weigerst dich nun ein Stückchen abgebrochenen Metalls in eine Klinge zu schmieden, die ICH jahrhundertelang unbeschadet trug?“ „Nein, mein Herr, so ist das ja nicht,“ beteuerte Toutousai, dem gerade schwante, dass er dem Jenseits für immer so nahe gerückt war wie nur je. Wo steckte denn bloß das Hundebaby wenn man es mal wirklich brauchte? Warum nahm der keinen Pfad in die Unterwelt zurück um ihn mitzunehmen? War dem Kagome wirklich wichtiger - na gut, die Antwort konnte er sich selbst geben. „Aber es handelt sich immerhin um So´unga. DAS Höllenschwert. Das Meisterwerk meines verehrten Lehrmeisters. Wie könnte ich daran rum fummeln …“ „Oh,“ erklärte der Todesgott, in, wie Toutousai fand, unangemessener Fröhlichkeit. „Wenn das das ganze Problem ist, Schmied, er erwartet dich und die Werkstücke bereits am Rande der Spiegelwelt. Du erinnerst dich sicher an den Berg aus Metall? Dort hat der Vater aller Schmiede schon einmal ein Feuer entzündet. Ich bringe dich dahin und Kollegen die Stücke von So´unga.“ „Könnte die Klinge nicht…?“ deutete der einstige Herr der Hunde doch ein wenig besorgt um seinen alten Gefolgsmann an, der durchaus nicht vergessen hatte mit welcher Heimtücke der Höllendrache darin agieren konnte. „Nein. So´unga bekam von der Herrin die Information sich anständig zu verhalten, oder es wird im tiefsten Schwefelfeuer geröstet.“ „Aber,“ wandte Toutousai berufserfahren ein, dabei für einen Moment sein größtes Problem vergessend. „Man kann kein Schwert im Schwefelfeuer schmieden, ab siebenhundert Grad löst sich Schwefel ja schon komplett auf. Man braucht schon gutes Feuer aus Kohle und ….“ Er brach lieber ab, denn dieser dämliche Shinigami lächelte ihn an. „Ja, in Schwefel kann man nichts schmieden, das weiß sogar ich. Deswegen sagte die Herrin ja auch was von rösten. Es gibt Dinge, die selbst ein Höllendrache fürchtet.“ Auch ein Todesgott, aber das musste er ja nicht erwähnen. Und mit Feuer kannte sich die Herrin der Unterwelt wahrlich aus. „Komm schon, ich bringe dich hin.“ „Herr …“ stöhnte der alte Schmied auf, der Anruf an die letzte Instanz, Tatsächlich blieb der Herr der Hunde nicht ganz ungerührt und erkundigte sich: „Nach diesem Schmieden kann mein alter Freund doch wieder in die Welt der Lebenden, nach Hause?“ „Natürlich, werter Taishou. Natürlich vorübergehend.“ Der Todesgott sah naturgemäß keinen Anlass etwas anderes als das Leben im Jenseits für dauerhaft zu halten und bot Toutousai die freie Hand, die Sense in der anderen dabei höflich senkend. „Komm schon, Schmied.“ Immerhin besser als Schwertbieger. Warum weigerten sich alle nur seinen Namen zur Kenntnis zu nehmen? Immerhin hatte der Taishou etwas von alter Freund gesagt. Dadurch doch etwas getröstet – und in dem Wissen, dass er keine Wahl hatte - nahm der Dämonenschmied die Hand des Shinigami. „Schön,“ murrte er. Warum noch einmal hatte er sich selbst eingeredet er entkäme allen Schwierigkeiten, wenn er nur für Leute schmieden würde, die er mochte? Nichts gegen den Inu no Taishou, natürlich, aber das, was da so alles dran hing… „Auf Wiedersehen, Toutousai,“ sagte der Taishou freundlich. Und der arme Schmied, der soeben durch ein Portal gezogen wurde, wusste, dass das mit Sicherheit zu den Verabschiedungen gehörte, die zwar nett gemeint waren, aber man nicht hören wollte.   Die Halbbrüder standen in einem Wald. Vorsichtig geworden nach all den Abenteuern der letzten Tage, nun, Wochen, sahen sie sich erst einmal um. „Oh. Der Schwertbieger fehlt,“ erkannte Inu Yasha etwas zerknirscht. „Hätte man den mitnehmen müssen?“ „Kaum.“ „Du meinst, er sitzt weiter bei Vater und sie reden über alte Zeiten? Auch gut.“ Das hatte er weniger gemeint, aber offenbar wusste dieser … sein kleiner, törichter, Halbbruder nicht einmal wer Toutousai war. „Er wird erst So´unga schmieden müssen.“ „Kann der das?“ „Möglich. Sicher jedoch sein Lehrmeister.“ „Na, wenn der noch älter ist, muss der ja sowieso schon im Jenseits hocken. Äh, nicht?“ Denn der Blich seines großen Bruders hatte sich ihm etwas zu abrupt zugewandt. Immerhin griff der noch nicht zum Schwert. Sie hatten sich doch irgendwie angefreundet. Myouga! Das war die hundertste Todesart. „Amatsumara ist ein Gott.“ „Ach, deswegen auch mit Tenseiga und dieser Schmiedeberg im Jenseits und so. Wieso sagt mir eigentlich nie jemand etwas!“ Gute Frage, die sicher ein gewisser Flohgeist beantworten würde. „Gehen wir.“   Keiner der Halbbrüder hätte genau sagen können, wie sie sich die Rückkehr in das Dorf vorgestellt hatten. Sicher, dass Rin sofort bemerken würde, dass Sesshoumaru zurück war und auf ihn zulaufen würde, war beiden klar gewesen. Aber sie waren doch ein klein wenig irritiert, dass sich Kagome sichtlich wutentbrannt, beide Hände in die Seiten gestützt, vor Inu Yasha aufbaute. „Was hat denn so lange gedauert?“ forschte sie. „Und, wo ist Toutousai? Habt ihr ihn befreit und wieder nach Hause gebracht?“ Immerhin waren die Zwei nach Myougas Mitteilung für volle drei Wochen spurlos verschwunden. Und sie hatte sich doch erhebliche Sorgen gemacht, zumal ja mit diesen Greifen offenbar sehr gefährliche Leute durch Japan streunten. Schön, Inu Yasha war stark und von Sesshoumaru wollte sie nicht mal reden, noch dazu zusammen … Das hatte sie getröstet. Leider hatte sie nur als wahrscheinlich angenommen, dass diese zwei Idioten als erstes sich selbst die Köpfe einschlagen würden. Immerhin war das nicht passiert. Die Laune des Halbdämonen sank mit dieser Begrüßung, zumal, als er Kouga entdeckte, der herangeschlendert kam. „Was macht der denn hier,“ murrte er im Gegenzug. „Und ja, wir haben diesen dämlichen Schwertbieger befreit. Und der ist nicht zuhause, sondern in der Unterwelt.“ Kagome mochte reizbar und impulsiv sein, aber nun schnappte sie nach Luft. „Ihr habt … versagt?“ Das war kaum mehr als ein Hauch, immerhin stand da vor ihr nicht nur ihr Liebster, mit dem ein Streit durchaus Spaß machte, da sie sicher sein konnte zu gewinnen, sondern auch jemand, der schon des Öfteren versucht hatte sie umzubringen und mehr oder weniger zufällig oder eben an Inu Yasha gescheitert war. Die sehr ausgeprägte, finale, Meinung ihres Schwagers zu Leuten, die ihm auf die Nerven gingen, war ihr nur zu bekannt. „Keh, natürlich nicht!“ Inu Yasha war beleidigt. „Dieser Idiot war nur schuld, dass wir allerlei Hindernisse hatten, dann diesen dämlichen Kater trafen, der ihn entführt hatte, den in das Jenseits schickten und samt dem vergesslichen Schwertbieger anschließend auch noch durch die halbe Unterwelt latschen durften um So´unga wieder zu finden und Katerchen endgültig abzumurksen. Die letzten Tage waren nicht gerade Erholung. Und ja, ich habe Hunger. Hast du was?“ Das klang nach einem Abenteuer, dass sie sich gern erzählen lassen wollte. So lenkte sie ein. „Nein, aber ich kann natürlich was kochen. Oh, aber wieso ist dann Toutousai noch im Jenseits? Und welcher Kater?“ „Bruder von Shishinki. Du erinnerst dich an den Typen? - Und Toutousai soll wohl das Höllenschwert wieder reparieren, zusammen mit seinem Meister.“   Sesshoumaru war durchaus angetan, wie elegant der zweite Sohn seines, ihres, verehrten Vaters, die ganzen Widrigkeiten der Reise umschifft hatte. Nun gut, er kannte den Vorlaut des Halbdämonen ebenso wie die Penetranz dieser selbsternannten Priesterin, aber er war sicher, dass Inu Yasha bestimmte Teile dieser Reise ebenso vergessen würde, wie Toutousai alles. Und, Moment mal… Da waren doch dieser Priester und die Dämonenjägerin herangekommen, anscheinend ebenso neugierig. Und noch jemand war schaulustig.   „Sein Meister?“ fragte Kagome. „Und, habt ihr den auch kennengelernt? Der muss ja uralt sein.“ „Äh, mein großer Bruder meint, der sei ein Gott. Götter sind wohl immer uralt. Amasumara oder so ähnlich.“ „Amatsumara,“ korrigierte Miroku unverzüglich, allerdings ebenso wie alle Anwesenden, außer besagtem älteren Bruder und Rin, verblüfft über diese Anrede. „Auch Vater aller Schmiede genannt. Sohn der … ich meine, der Omikami Amaterasu.“ Im nächsten Moment zuckte er zusammen und hob unwillkürlich den linken Arm um seine Ehefrau zu schützen. Auch Sango hatte instinktiv einen Satz zurück gemacht, als vollkommen unerwartet, und mit eindeutig übermenschlicher Geschwindigkeit, Sesshoumaru vor ihr aufgetaucht war und seine Rechte auf sie zuschoss. Im nächsten Moment erkannte sie jedoch, dass das kein Angriff auf sie gewesen war, denn sie konnte wieder, oder immer noch, Atem holen. In der Klaue des Hundefürsten hing allerdings Myouga. Der Flohgeist hatte sich ein wenig zu sicher auf ihrer Schulter gefühlt.   Jetzt allerdings raste sein Herz. Zwischen den Krallen eines Hundedämonen zu hängen war nie besonders erfreulich für jemanden seiner Art, aber erst recht nicht bei dem ältesten Sohn des Herrn. Irgendwie entkam ihm etwas wie ein Fiepen. „Sesshoumaru-sama….“ Einhundert Todesarten hatte sein Anhang für Flohgeister doch beinhaltet. Myouga war ein Feigling und er würde sie alle durchleben. Dem Hundefürsten entkam ein fast amüsiertes Lächeln.   Der arme alte Myouga wünschte sich in Ohnmacht zu fallen, aber leider konnten das Flohgeister nicht. Seitdem er diesen … diesen Hundebengel kannte, starb jemand, wenn der lächelte. Und leider hing er gerade in dessen Pfote. Flucht war sinnlos, auch, wenn er soeben von einer Hand in die andere genommen wurde. Das war kaum hilfreich. Und wieso sagte Inu Yasha nichts? Wieso half der ihm nicht? Wieso war Sesshoumaru überhaupt so gegen ihn? „Myouga.“ „Ja, Sesshoumaru-sama ….“ Nur irgendwie höflich bleiben. Hatte der seinen Vater in der Unterwelt getroffen, hatte der alte Herr irgendetwas gesagt …? Nein, er hatte doch keinen Fehler begangen, sicher nicht Er hatte nach bestem Gewissen und allen Kräften dessen letzten Willen durchgeführt. Inu Yasha ließ das seltsame Duo zwar nicht aus den Augen, aber er war sicher, dass der Alte nicht sterben würde. Das hatte nicht einmal Toutousai getan und der war ihnen weitaus mehr in den letzten Tagen auf die Nerven gegangen. Was auch immer Bruderherz von Myouga wollte war nichts tödliches, sonst wäre der Flohgeist immerhin schon tot. Da er so gelassen blieb, mischten sich auch seine Freunde nicht ein, zumal sie alle unsicher waren, was dem ungewohnt einigen Brüderduo so alles in der letzten Zeit widerfahren war. Jedenfalls waren sie ...enger ...als bei der Abreise.   „Du kannst schreiben.“ „Ja, Sesshoumaru-sama.“ Was sollte das denn werden? Sollte er etwa wieder als Berater fungieren? Das wäre natürlich möglich. Und ebenso möglich wäre es, dass der Erbe des Herrn keinen Gedanken daran verschwendete, dass solche Ernennung formell eigentlich … anders erfolgte. „Besorge dir Papier und Tinte. Ich werde dir eine Liste diktieren und du sie aufschreiben.“ Mit der Rechten wickelte der Dämonenfürst eine Schnur seiner eigenen Energie um den nur mehr aufkeuchenden Flohgeist. Flucht war dem damit versagt, da er ihn jederzeit aufspüren und zu sich rufen konnte. Das war dem armen Myouga leider auch klar. Warum nur hatte er sich je mit dem Inu no Taishou eingelassen? Nichts gegen den verstorbene Herrn, natürlich, aber das, was da dran hing …. Immerhin sah das so aus, als ob er am Leben blieb, ja, nicht einmal platt gedrückt werden würde. Aber, er hätte geglaubt, Sesshoumaru könne selbst schreiben?   Na also. Zufrieden darüber, dass dieser so genannte Berater Vaters auch mal wieder Büroarbeit machen sollte und sonst nichts los war, blickte Inu Yasha zu Kagome. „Als ich ja leider wegen dieses dämlichen Schwertbiegers und des noch dämlicheren Katers los musste, wolltest du Eierkuchen machen. Sind noch Eier da?“ Seine Gefährtin guckte noch einmal zu ihrem Schwager samt Flohgeist, aber da der den Alten freigab, meinte sie: „ja, aber vermutlich zu wenig. Du hast wohl in all der Zeit nichts bekommen?“ „Naja.“ Etwas verlegen rieb sich Inu Yasha sein rechtes Ohr. „Ich habe schon verdammt Hunger.“ Das sollte er wohl nicht sagen, wenn er an Katerchen dachte, der sich bestimmt freuen würde, hätte er nur Hunger. „Also, ja, ich habe Hunger. Und ich habe nichts bekommen. - Wir solten jetzt mal richtig ins Dorf gehen, Kaede wartet dahinten auch schon. Gehen wir.“   Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)