Nachhilfe von SuperCraig ================================================================================ Kapitel 23: ------------ Ich wusste nicht wie lange ich so dagelegen und nachgedacht hatte. Nicht nur, dass Nicky wohl wirklich nichts von mir wollte (was sehr weh tat), es war vor allem Connor, der mich beschäftigte. Sein Auftritt war filmreif gewesen. Ich mochte ihn ja, wirklich, sehr sogar, aber ich liebte ihn nicht. Der Junge, den ich liebte, der wollte mich nicht und der Junge der mich liebte, den wollte ich nicht. Oder wollte ich doch? Ach, keine Ahnung – ich drehte mich jedenfalls frustriert auf den Bauch und seufzte ratlos. Den Liebeskummer versuchte ich einmal beiseitezuschieben. Connor hatte geweint und zwar wegen mir und dass nicht zum ersten Mal. Was sollte ich jetzt tun? Eigentlich hatte ich ja auch sonst niemanden, meine wenigen Schulfreunde waren verstreut, Nicky konnte ich nicht zu Rate ziehen und Caleb würde wahrscheinlich durchdrehen. Apropos Caleb: Den konnte ich von unten bis in mein Zimmer herauf toben hören. Darauf hatte ich auch keinen Bock. Ich überlegte schon nach draußen zu Leo zu gehen, als das Geschrei noch ein wenig zunahm. Wenn er das mit mir auch machte, konnte ich wahrscheinlich die nächsten Monate auf eine einsame Insel ziehen. Meine einzige Alternative war Connor… War es so schlimm von ihm geliebt zu werden? Er bemühte sich und wenn ich mich auch bemühte, konnte ich mich nicht vielleicht auch in ihn verlieben? Mein Wochenende bei einem tobenden Caleb zu verbringen hörte sich jedenfalls nicht prickelnd an. Ich quälte mich aus dem Bett, schlich in den Flur und spitzte die Ohren. Gut, das mit dem Schleichen war übertrieben, denn Caleb übertönte jeden meiner Schritte. „Du weißt das schon länger?“, fuhr er jemanden an, den ich sogleich als Nicky identifizierte. „Knapp eine Woche? Und jetzt komm mal runter.“ „Beruhigen? BERUHIGEN?“ Ich biss mir auf die Unterlippe. Das konnte ja heiter werden. „Du tust so als wäre es das erste Mal gewesen, dass er sowas gemacht hat.“ „Du kapierst es auch nicht, oder?“ „Wenn ich ehrlich sein soll, was ich auch bin: Nein. Sei doch froh, dass er wenigstens an einem Typen rumprobiert hat, der halbwegs vernünftig erscheint, zumindest für deine Maßstäbe.“ Caleb gab noch einen wütenden Laut von sich und ich hörte wie die Haustür aufgerissen und lautstark zugeschmissen wurde. Für einen Moment herrschte Stille, dann war das Rutschen eines Stuhls zu hören und erneut die Haustür, dieses Mal aber deutlich sanfter. Ich war alleine. So hatte ich Caleb noch nie erlebt, nicht einmal, als er Nicky eine geknallt hatte. Hoffentlich beruhigte er sich. Connor anzurufen würde das zwar nicht unterstützen, aber… Ich stahl mich jedenfalls ins Wohnzimmer zum Telefon und tippte Connors Nummer ein. Es dauerte ungewöhnlich lange bis er abhob. „Danny?“, fragte er. „Ja, ich bins.“ Ich rieb mir den Nacken und dachte nach. Sollte ich ihn wirklich fragen? „Was ist los?“ „Könntest du… könntest du mich abholen? Ich meine, es fährt kein Bus mehr und Caleb ist kurz davor Amok zu laufen.“ Stille. Wenn er jetzt Nein sagte oder einfach auflegte, hatte ich wahrscheinlich auch meinen besten Freund verloren. Ich schluckte hart und wartete die bedrückende Ruhe ab. „Ich drehe um. Fünfzehn Minuten“, beendete er die unangenehme Stille. „Ist gut. Beeil dich aber, bitte.“ Ich legte auf und ging nach oben ins Zimmer, wo ich wahllos ein paar Klamotten in meinen Rucksack stopfte, diesen schulterte und dann in der Küche wartete. Von Caleb und Nicky fehlte jede Spur, was mir auch recht war. Gegenüber Leo und Klein-Nicky fühlte ich mich zwar ein wenig schuldig, aber das würde Caleb schon übernehmen, hoffte ich zumindest. Die Uhr über der Küchentür zeigte 23:22 an als der Porsche auf dem Hof vorfuhr. Ich schnappte mir eine dünne Jacke vom Kleiderhaken und schlüpfte in meine Turnschuhe. Ich beeilte mich nach draußen zu kommen und wurde bereits von Connor erwartet, der den Motor hatte laufen lassen. Er lehnte mit verschränkten Armen und überkreuzten Beinen an seinem Auto. „Alles klar bei dir?“, wollte er wissen und stieß sich vom Wagen ab. „Jaja“, log ich und drängte mich an ihm vorbei. Kaum, dass ich auf dem Beifahrersitz saß war Connor auch schon neben mir. Er versicherte sich kurz, dass ich angeschnallt war, bevor er zurücksetzte und dann den Motor aufheulen ließ. Auf der Landstraße kletterte die Tachonadel erschreckend schnell nach oben. „Ich dachte du hältst dich an die Geschwindigkeitsbegrenzungen?“ „Nicht wenn ich innerlich aufgewühlt bin.“ „Ist es dann eine gute Idee so schnell zu fahren?“ „Vertrau mir einfach, ja?“ Ich entschloss mich den Mund zu halten. Caleb würde explodieren sobald er mein Fehlen bemerkte. Nicky hatte wegen mir Ärger bekommen und ich war alleine. Nun, das stimmte nicht so ganz, aber Connor wirkte auch seltsam abwesend. Die Fahrt gestaltete sich als ein einziges Schweigen, in dem ich mich darauf beschränkte nach draußen zu schauen und die viel zu schnell vorbeiziehenden Lichter der Straßenlaternen zu beobachten. In Rekordzeit waren wir bei Connors Wohnung angekommen. Er nahm mir meinen Rucksack ab und ging voraus. Ich kam ihm kaum nach und überlegte was ich sagen sollte. Er war eindeutig sauer. „Connor?“, fragte ich leise. „Hm?“ Mein bester Freund warf seinen Autoschlüssel in eine Glasschale neben der Eingangstür und stellte meinem Rucksack beim Sofa ab. „Bist du böse auf mich?“ Der seltsame Gesichtsausdruck auf seinen Zügen verschwand schlagartig. Bedauern machte sich breit. „Wie kommst du denn darauf?“ „Weil du so still gewesen bist?“ „Ach, Danny“, lächelte er schief und ließ sich aufs Sofa fallen um neben sich zu klopfen. Ich folgte der Aufforderung und nahm neben ihm Platz. „Natürlich bin ich nicht böse auf dich. Es ist nur kompliziert.“ Seine Augenbrauen wanderten nach unten. „Auf deinen Freund bin ich aber mehr als nur angepisst.“ „Nicky?“ „Ja“, nickte er. „Warum kann der Idiot nicht einfach seine Klappe halten?“ „Dann hätte ich aber nie von der ganzen Geschichte erfahren.“ „Das hättest du auch nicht sollen.“ „Connor… wie lange wolltest du das denn noch verheimlichen?“ Er rieb sich den Nacken und hob die Schultern an. „Wahrscheinlich ewig? Keine Ahnung. Ich wollte nicht, dass du es erfährst, dir den Kopf darüber zerbrichst oder mich so siehst.“ Das war irgendwo ein bisschen niedlich. Connor war so besorgt um mich und nett und überhaupt. Ich schnappte mir seine Hand und verschränkte sie mit meiner, so wie er es immer getan hatte. Das zauberte ihm tatsächlich ein Lächeln auf die Lippen. „Das hättest du aber nicht tun müssen.“ „Es hätte aber nichts geändert. Du liebst Nicky und ich weiß wie das ist.“ „Vielleicht hätte es das doch?“ Ich rückte noch ein wenig näher an Connor heran und lehnte mich an ihn. „Glaubst du, dass wir noch Freunde sein können?“, wollte ich wissen. „Ich weiß es nicht“, murmelte er leise. „Was hat sich denn für dich geändert?“ „Einfach alles, Danny. Du weißt wie ich fühle, empfinde und wie sehr ich von dir abhängig bin. Mehr als wäre ich nur dein bester Freund.“ „Und das macht alles anders?“ „Für mich schon.“ „Für mich… auch, aber nicht so schlimm.“ Ich schmiegte mich an Connor und legte dann meinen Kopf in seinen Schoß um ihn von unten her anschauen zu können. „Du machst dir zu viele Gedanken, Connor. Wir werden immer Freunde bleiben.“ „Ja, Freunde, aber kein Paar“, entgegnete er traurig, wobei er mir mit den Fingern über die Stirn strich. „Das ist doch nicht gesagt? Vielleicht verliebe ich mich ja noch in dich?“ „Wie hoch sind die Chancen, dass das passiert?“ „Keine Ahnung? Ich mag dich ja. In Nicky war ich auch nicht sofort verliebt.“ „Würdest du denn mit mir zusammen sein wollen?“ Ich drehte den Kopf hin und her. Wollte ich? „Ja, schon. Wenn ich etwas für dich empfinde natürlich.“ „Das…“ Connor lächelte schwach nur um sich nach unten zu beugen und mich ganz flüchtig zu küssen. „Würde mich glücklicher machen als alles andere auf dieser Welt“, hauchte er mir zu, sein Gesicht nahe bei meinem. „Mich auch, denke ich“, antwortete ich und beugte mich nach oben um ihn wieder zu küssen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)