Nachhilfe von SuperCraig ================================================================================ Kapitel 5: ----------- Caleb hatte mich tatsächlich in Ruhe gelassen. Mehr noch: Nicky kam mit! Ich grinste wie ein Honigkuchenpferd als wir im Escort saßen. Mein Bruder glänzte wieder einmal mit stoischer Ruhe und hatte die Augen auf die Straße gerichtet. Also blieb mir nur Nicky als Gesprächspartner. „Du wirst sehen, Connor und Olivia sind total nett!“ „Was Caleb so erzählt hat zumindest dieser Connor nicht, aber wir wissen ja beide, wie gut gelaunt dein Bruder auf meine Freunde reagiert hat, nicht wahr?“ Grinsend stupste Nicky den Fahrer mit dem Ellenbogen an, der verächtlich schnaubte. „Es wird nichts getrunken, wir fahren um Punkt Mitternacht wieder nach Hause und ihr benehmt euch.“ „Klar“, versprachen Nicky und ich gleichzeitig, wobei wir ein Lachen unterdrücken mussten. „Ich warne euch.“ Caleb hatte drohend den Zeigefinger erhoben. „Schon gut, Spaßbremse“, seufzte Nick, drehte sich aber zu mir um und schenkte mir ein fieses Grinsen. Für einen kurzen Augenblick fühlte es sich wieder so wie früher an, als ich Nicky kennengelernt hatte. So ganz ohne Hintergedanken oder dem Wunsch ihm nahe zu sein, aber eben leider nur kurz. Danach machte sich wieder diese drückende Leere in meiner Brust breit, die ich zu verdrängen versuchte. Wir hielten vor einem großen Einfamilienhaus mit Flachdach. Die Fassade war blütenweiß. Durch die mannshohen Fenster konnte man erkennen, dass drinnen bereits ein großer Andrang herrschte. Ich glaubte außerdem das bläuliche Schimmern von Wasser erkennen zu können. Ein Pool? Badesachen hatten wir aber keine mitgenommen. Ich trug ein schwarzes T-Shirt mit den vier apokalyptischen Reitern drauf und eine dunkle Cargohose. Nick hatte sich ähnlich gehalten, nur Caleb tanzte völlig aus der Reihe: Weißes Shirt und Jeans. Total langweilig. Wir waren von ihm angehalten worden Jacken mitzunehmen, falls es gegen Abend zu kalt werden würde. Mein Bruder war so fürsorglich und lieb und dann konnte er wieder ein Arsch sein. Das war auch anstrengend auf die Dauer. Gerade verhielt er sich aber erstaunlich handzahm. Ich hüpfte voraus die weiß bekieste Einfahrt hinauf. Es parkten genügend Autos die Straße zu, aber von Connors Porsche fehlte jede Spur. War er am Ende nicht da? Gerade als ich schon anfangen wollte mein Gesicht enttäuscht zu verziehen, öffnete jemand die dunkelschwarze Eingangstür mit einem Milchglas in der Mitte. „Da seid ihr ja endlich!“ Olivia sah heute anders aus. Sie trug ihr Haar, das von ähnlicher Länge war wie das von Nick, offen. Dazu ein bauchfreies weißes Top und perfekt passende ausgefranste Jeansshorts. „Wir warten schon alle auf euch! Hey Caleb! Und wer ist das?!“ Sie schenkte Nicky ein breites Lächeln. „Das ist Nick“, stellte Caleb ihn vor. „Das hätte ich auch selbst gekonnt, danke.“ Dabei huschte ein Schatten über Nickys Gesicht. Er war wohl sauer, dass Caleb ihn nicht als seinen Freund vorgestellt hatte. „Ich sehe schon, du bist auch nicht auf den Mund gefallen. Das ist gut. Kommt rein, ich stelle euch mal den anderen vor.“ Ehe wir uns versahen, waren wir schon inmitten der Party. Das Haus selbst war stilvoll eingerichtet – schwarz folgte auf weiß und umgekehrt. Die große Ledercouch im Wohnzimmer war bereits in Beschlag genommen worden. Gleiches galt für die die blütenweißen Küchenzeilen. Der riesige Fernseher lief ohne Ton und von irgendwoher dröhnte laute Bassmusik. Das Geklirre von Gläsern, kombiniert mit Gelächter, Gekreische und auch ein wenig Geheule, ließ nur einen Schluss zu: Die Feier war bereits in vollem Gange. Ich kannte inzwischen Olivias beste Freundin, Mia, giftblond und ähnlich gekleidet wie sie, dazu noch eine Elisa, eine Lia und eine Emily. Alle hatten Freunde, die sich irgendwo im Wohnzimmer herumtrieben. „Und wo ist dein Bruder?“, schrie ich Olivia ins Ohr, weil die Musik mittlerweile eine ungesunde Lautstärke erreicht hat. „Keine Ahnung? Vielleicht noch einmal Bier holen? Er wird schon hier irgendwo sein. Warum? Suchst du ihn?“, schrie sie zurück. „Ein bisschen, ja!“ Wir sahen uns beide um, konnten ihn aber nirgendwo entdecken. „Ich gehe ihn dann mal suchen, ja?“ „Klar, und hier, wie das aussieht!“ Damit drückte sie mir ein Glas mit schwarz-brauner Flüssigkeit in die Hand. Ich schnupperte daran und mir schlug ein alkoholischer Geruch entgegen. Nach einem Nippen stellte ich fest: Cola-Rum. Ähnlich gut wie die, die ich einmal bei Nicky getrunken hatte. „Viel Spaß und nimm dich in Acht. Hier sind genügend Mädchen ohne Freund“, zwinkerte sie mir zu und ließ mich wieder alleine, um sich in die Menschenmasse zu mischen. Es war gar nicht so leicht sich vorbeizudrängen ohne die Cola zu verschütten. Immer wieder wurde ich angerempelt und das obwohl ich recht groß für mein Alter war. Die ersten glasigen Augenpaare hatte ich auch schon bemerkt, dabei durfte es kaum 21:00 sein. Ich hielt nach Connor Ausschau, genauso wie nach Nicky und Caleb. Die beiden standen gemeinsam bei einer Gruppe Jungs, Nicky ein Bier in der Hand, das von meinem Bruder äußerst missmutig beobachtet wurde. Grinsend nippte ich an meiner Cola – das geschah ihm ganz recht. Was hatte er geglaubt? Dass Nicky brav sein würde? Nach einer erfolglosen Suche drinnen beschloss ich auf die geflieste Terrasse zu gehen. Ich hatte mich nicht getäuscht: Ein beleuchteter Pool tauchte die Rückseite des Hauses in ein angenehm schimmerndes Blau. Hier war es ruhiger. Vereinzelt rauchten ein paar Leute und man hörte die Musik von drinnen immer noch, aber deutlich gedämpfter. Zu meiner großen Freude konnte ich tatsächlich einen Blondschopf ausmachen. „Connor!“, rief ich und ging auf ihn zu. Er stand bei einer Gruppe älterer Jungs und Mädchen, die allesamt Gläser in den Händen hatten und sich zuprosteten. Mein lautstarker Auftritt lenkte ihre gesamte Aufmerksamkeit auf mich. Toll gemacht. Jetzt starrten mich ein paar 20-jährige an, als hätte ich den Verstand verloren. „Willst du da Wurzeln schlagen? Komm her“, grinste Connor und winkte mich zu sich. „Darf ich euch vorstellen? Das ist Danny – mein Nachhilfeschüler und Mitbesitzer des stolzen Reiterguts, auf dem meine kleine Schwester ihr edles Ross abstellen durfte.“ Dabei legte er einen Arm um mich. Nach und nach stellten sich die anderen vor, wobei ich schon ein wenig Schwierigkeiten hatte mir die Namen alle zu merken: Meine Cola-Rum war leer und für die Nächste wurde bereits gesorgt. „Du bist also Danny? Connor hat uns viel von dir erzählt.“ Die Rotblonde, die mit mir sprach, schenkte mir ein schiefes Lächeln und zog an ihrer Zigarette. „Ähm, hat er das?“, fragte ich und rümpfte ein wenig die Nase. Dieses Gequalme hatte ich schon bei Sophia nicht gemocht und auch bei Nickys bestem Freund Alex nicht. „Ja, hat er“, nickte sie bestätigend und ignorierte meine Reaktion einfach. „Er hat nicht zu viel versprochen: Du bist echt niedlich.“ „Eh… danke?“ „Jetzt lass ihn mal in Ruhe, er weiß ja gar nicht wo er hinschauen soll“, lachte Connor und zog mich ein wenig fester an sich. „Er ist hier sowieso ein wenig deplatziert. Viel zu brav.“ „Bin ich gar nicht!“ „Doch.“ Connor schmunzelte und klopfte mir auf die Schulter. „Die wievielte Cola-Rum war das? Mal abgesehen davon, dass ich offiziell nichts davon weiß, dass es keine normale Cola ist, ja?“ „Die Zweite?“ Tatsächlich; ich hatte die auch schon wieder geleert. „Siehst du? Ich habe bei Mia mindestens die Vierte gezählt. Dazu noch eine Barcadi-Cola und ein Wodkabull. Vernünftig.“ „Du sagst aber Caleb nichts, oder?“ „Woher denn? Was geht mich das an? Ich würde dir nur raten nicht mehr zu viel zu trinken. Ich glaube kaum, dass er es mag, wenn du ihm ins Auto kotzt. Dagegen bin ich auch allergisch.“ „Ich habe noch nie in sein Auto gekotzt! Oder überhaupt von Alkohol kotzen müssen.“ „Goldig, sage ich ja“, grinste er breit. Die restlichen Gespräche, unter einer dritten Cola-Rum meinerseits, drehten sich um Studiengänge, Vorlesungen, wer das hübscheste Mädchen und der hübscheste Junge auf der Party seien (ich bekam sogar eine Stimme, Caleb drei und Nicky ganze sechs) und wann die Gesellschaftsspiele losgehen würden. „Keine Ahnung, es ist kurz nach halb elf. Olivia wird wohl bald mit irgendwas komplett Bescheuertem aufkreuzen. Letztes Jahr war es Trivial Pursuit, nur halt in versaut. Bin gespannt was dieses Jahr für ein dämlicher Kram drankommt.“ Connor rollte mit den Augen. „Warum spielst du denn mit, wenn du nicht magst?“, fragte ich nach. „Weil sie mir sonst ewig in den Ohren liegt: ‚Spielverderber‘ oder ‚Spaßbremse‘ sind dabei noch die nettesten Worte.“ Wie aufs Kommando riss Olivia die Glasschiebetür auf und rief: „Gesellschaftsspielerunde! Wer mitmachen will, der soll reinkommen!“ Neben mir seufzte Connor gespielt und schob mich vor sich her. „Mit dir wird das wenigstens lustig.“ „Denkst du?“, fragte ich frech und streckte ihm dabei die Zunge raus. „Ganz sicher.“ Wie sich herausstellte wurde nur der „harte Kern“, zu dem aus unerfindlichem Grund auch Nicky, Caleb und ich gehörten, mit dieser speziellen Form der Freizeitgestaltung beglückt. Neben uns waren das noch sämtliche der engeren Freundinnen von Olivia, Connor und ein paar von dessen Studienkollegen. Am Ende zählten wir vierzehn Mann und Frauen. Caleb stöhnte bereits bei dem Wort „Flaschendrehen“ entnervt auf, was ihm einige verwirrte Blick einbrachte. „Hab dich nicht so. Das wird sicher lustig.“ Nicky trat ihm unauffällig gegen das Schienbein, nur um ihn dann neben sich auf den Boden des Wohnzimmers zu ziehen. „Stelle ich mir äußerst prickelnd vor. Wie über glühende Kohlen zu laufen.“ „Meine Güte“, rollte Nick mit den Augen. „So wie du dich zierst, könnte man fast meinen, du seist eine Prinzessin.“ „Ist er ja auch!“ Ich grinste schief als mir Caleb einen vernichtenden Blick zuwarf, sich dann aber doch neben Nicky niederließ. Meine Sitznachbarn waren Connor und Olivia. „Mach mal wer die gottverdammte Musik leiser!“, rief unsere Gastgeberin äußerst freundlich und irgendwer schien dieser höflichen Aufforderung Folge zu leisten. Niemand wagte es außerdem sich unserem Sitzkreis zu nähern. Es wurde noch einmal reihum Alk ausgeschenkt, wobei ich mich für einen Wodka Sunrise, wie Olivia mir erklärte, entschied, der extrem gut schmeckte. Caleb bedachte mich mit einem weiteren missfallenden Blick. Unter dem deutlichen Alkoholeinfluss störte mich das aber fast gar nicht mehr. Es stimmte wohl doch, dass man betrunken weit weniger Hemmungen hatte. „Also, dann fangen wir an!“ Die leere Rumflasche wurde in der Mitte platziert und vom Geburtstagskind gedreht. Sie zeigte auf Nick, der seufzte. „Ouh, Nick! Wahrheit oder Pflicht?“ „Wahrheit.“ „Gut – wer macht dir die Haare?“ Ich hatte ehrlich gesagt mit etwas Versautem gerechnet, wie auch der Befragte, der kurz perplex blinzelte. „Meine beste Freundin.“ „Und ist die Friseurin?“ „Hey, nur eine Frage!“ Mit der Zeit wurden die Fragen immer übergriffiger, was wohl auch daran lag, dass fast alle, mit Ausnahme von Caleb und Connor, beschwipst bis dicht waren. Meinen Bruder erwischte die Flasche fast nie, aber das hob seine Laune nicht wirklich. Nicky lehnte schon mit einem dezent glasigen Blick an seiner Schulter. Irgendetwas in mir setzte kurz aus. War es Eifersucht oder Neid? Ich konnte es nicht beschreiben. In meiner Brust manifestierte sich ein Knoten, den ich nicht lösen konnte. Wie Nicky da an Caleb gelehnt war, und irgendetwas murmelte, das machte mich fast rasend. Ich wollte an der Stelle meines großen Bruder sein. Nicky den Arm um die Schulter legen und ihm einen Kuss auf die Wange verpassen. Ein wenig mit seinen Haaren spielen. Sowas eben. Nicht wie ein Eisklotz danebensitzen und so tun als ginge mich das alles nichts an. „Danny! Dich hat es erwischt!“ Olivia hatte sichtlich Mühe beim Sprechen. „Wahrheit oder Pflicht?“ Um mich herum verschwamm alles bereits ein wenig und ich musste mich selbst stark konzentrieren. Das schien aber nicht sonderlich gut zu funktionieren, denn dann hätte ich nicht dummerweise Pflicht gewählt. „Okay, dann küss die Person, auf die die Flasche zeigt! Aber richtig, nicht nur so ein flüchtiges Küsschen.“ Ich hielt die Luft an, genauso wie Nicky, und Caleb knirschte hörbar mit den Zähnen, was aber im Gelächter der Gruppe unterging. Wir hatten diese Situation bereits beim Campen gehabt und sie war in einem absoluten Fiasko geendet. Es bestand die Chance, dass die Flasche auf Nicky zeigte, und ich damit ein wenig körperliche Nähe haben konnte. Darauf hoffte ich sogar. Nervös folgte ich dem Flaschenhals der sich endlos langsam und dabei rasend schnell zu drehen schien. Je langsamer sie wurde, desto mehr spannten sich meine Muskeln an. Es fehlte nur noch, dass ich an meinen Nägeln gekaut hätte. Natürlich hätte die Möglichkeit bestanden einfach abzulehnen, aber ich wollte kein Spielverderber sein. Zumindest jetzt noch nicht. Die Flasche wurde langsamer und langsamer. Ich ballte die Hände zu Fäusten, während sie ihren letzten Halbkreis beschrieb und stehen blieb. „Bruderherz!“ Olivia rempelte Connor mit der Schulter an, der nun einen ähnlichen Gesichtsausdruck wie Caleb aufgesetzt hatte. „Das ist albern, Olivia. Lass den Blödsinn. Danny kann doch sicher auch Wahrheit wählen, oder?“ „Nein, das geht nicht. Jetzt sei nicht so. Außerdem ist Danny kein Feigling, oder?“ Natürlich war ich kein Feigling. Ich war zwar ein wenig enttäuscht, aber ich würde sicher nicht kneifen. Ein Teil von mir verspürte so etwas wie Genugtuung, denn meinen ersten Kuss hatte ich mit Nicky gehabt und er meinte, ich würde mittlerweile sehr gut küssen können. Dazu konnte ich Caleb eines auswischen, denn der mochte Connor ja nicht. „Vielleicht will er gar nicht?“ „Will ich aber!“ Bevor irgendjemand einen Einwand erheben konnte (ich rechnete vor allem mit meinem großen Bruder), hatte ich Connors Wangen schon gepackt und seinen Kopf zu mir herumgedreht. Rasch beugte ich mich vor und drückte meine Lippen auf seine. Sie waren erstaunlich sanft und weich. Kurz spielte ich mit dem Gedanken es sein zu lassen, aber der Alkohol vernebelte bereits meine Sinne und irgendwie gefiel mir die Idee, dass Nicky und Caleb dabei zusehen mussten, wie ich mit einem fremden Kerl rummachte, auch wenn es nur ein Spiel war. Ich lehnte mich also gegen Connor und legte ihm eine Hand auf den Hinterkopf. Er versteifte sich ein wenig, als ich mit meiner Zungenspitze gegen seinen noch geschlossenen Mund stupste. Ein komischer Schimmer lag in den eisblauen Augen, die fast schon ein wenig traurig wirkten. Seine Lider klappten nach unten, so als würde er sich schämen, nur um dann den Mund zu öffnen und mir die Möglichkeit zu einem ausgedehnten Zungenkuss zu geben. Jetzt kam ein wenig Leben in die Sache und Connor erwiderte den Kuss. Es fühlte sich sanft und zärtlich an was er da tat. Er schmeckte dabei nach einer Mischung aus Hochprozentigem und Blaubeeren. Die Gruppe grölte lautstark und pfiff, während ich den Kuss in die Länge zog. Ich bekam aus den Augenwinkeln heraus mit, wie sich Calebs Augenbrauen nach unten schoben und er die Hände zu Fäusten ballte. Nicky fühlte sich mit einem Mal auch gar nicht mehr wohl in seiner Haut. Sehr gut! Sollten sie ruhig einmal mitbekommen wie es ist, wenn man mich dauernd außen vor ließ. „Das reicht jetzt, denke ich“, zischte mein Bruder aufgebracht. Ich dachte gar nicht daran aufzuhören. Meine Hände verhakten sich in Connors Nacken und ich intensiverte den Kuss noch ein wenig. Ein klein wenig noch und Caleb würde vor Wut platzen. Die Heimfahrt konnte nur eine Katastrophe sein, aber das war es echt wert. Ich drückte meine Stirn gegen die von Connor und legte im Kuss meinen Kopf ein wenig schief. Plötzlich schlug dieser die Augen auf und legte seine Hände auf meiner Brust ab. Mit sanfter Gewalt schob er mich von ihm weg. „Ich denke Caleb hat recht, Danny. Das reicht jetzt“, murmelte er leise. „Tut es, tatsächlich. Wir fahren nach Hause“, bestimmte Caleb und funkelte Connor zornig an. „War ich gut?“, wollte ich wissen und ignorierte meinen Bruder einfach. „Das…“ Connor biss sich auf die Unterlippe. „So wie Connor ausgesehen hat war es gut!“, johlte Mia. „Wir fahren jetzt, auf der Stelle.“ Calebs Stimme bebte, während er Nick in die Höhe zog. „Danny hat sowieso schon zu viel getrunken. Mal abgesehen davon, dass er noch nicht 16 ist.“ „Ich will aber noch bleiben!“, zeterte ich trotzig. „Du kommst mit“, fuhr er mich an und zog mich grob am Arm auf die Beine. „Au, Caleb. Du tust mir weh!“ Ich entwand mich seinem Griff. „Sei nicht immer so eine Spaßbremse!“ „Bin ich aber, weil ich die Verantwortung für dich habe, und jetzt komm.“ Ich wurde erneut gepackt und warf Olivia, wie auch Connor und dem Rest, einen entschuldigenden Blick zu als ich aus dem Haus geschleift wurde. Unsanft bugsierte Caleb mich ins Auto und tat dasselbe mit Nick, der sich lautstark beschwerte, womit er diese Behandlung verdient habe. „Was ist eigentlich in dich gefahren, Danny? Von Nick bin ich so etwas ja gewohnt, aber von dir?“ Caleb startete inzwischen den Escort und warf mir durch den Rückspiegel immer wieder enttäuscht-aufgebrachte Blicke zu. „Was soll das denn heißen?“, fuhr ihn dessen Freund nun an. „Sei mal ruhig, Nick, ja?“ „Bin ich nicht. Das war vorhin übrigens scheiße, dass du mich nicht als deinen Freund vorgestellt hast.“ „Du bist betrunken, obwohl du mir versprochen hast nichts anzurühren. Mit dir muss ich mich genauso schämen wie mit Danny.“ „Das stimmt ja gar nicht!“, schnaubten wir aufgebracht im Chor. „Oh doch. Ihr zwei seid einfach Quälgeister, und jetzt seid ruhig, ich muss mich konzentrieren.“ Die Heimfahrt gestaltete sich als ein unangenehmes Schweigen, das nur hin und wieder dadurch unterbrochen wurde, wenn Caleb uns über unsere Unzuverlässigkeit und Schlechtigkeit belehrte. Wir seien wie zwei kleine Kinder, die dauernd einen Aufpasser brauchten. Ich sehnte den Moment herbei, in dem ich diesem wandelnden Käfig namens Escort und der nörglerischen Laune meines Bruders entkommen konnte. Mir ging sein Gejammer ehrlich gesagt auf den Geist. Er hackte die ganze Zeit auf mir herum und hatte selbst genügend Fehler gemacht. Trotz seines tollen Aufpassens waren Nicky und ich komplett dicht. Dazu kam noch, dass er mich voll blamiert hatte. „So, wir sind da. Ihr beide schlaft euren Rausch aus und wir sprechen uns dann morgen. Das ist ja eine Katastrophe mit euch! Ich bin echt enttäuscht, vor allem von dir, Danny. Etwas mehr Anstand habe ich mir erwartet. Denkst du, ich hätte nicht geschnallt, warum du diesen Connor so geküsst hast?“ Das war der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte. Die gefährliche Mischung aus Alkohol, Liebeskummer und unterdrückter Wut entlud sich explosionsartig. „Denkst du es wäre angenehm zu hören, wenn du mit Nicky im Nebenzimmer schläfst? Glaubst du, mir macht das nichts aus? Dieses Gestöhne und das Röcheln? Als hätte ich keine Bilder im Kopf? Weißt du wie es mir dabei geht? Weißt du was Caleb? Ich hasse dich!“ Ich riss die Tür auf und sprang nach draußen. Tränen brannten in meinen Augen und obwohl ich ziemliche Schwierigkeiten hatte, stürmte ich in Richtung unseres Hauses. Wütend suchte ich nach dem Schlüssel unter der Fußmatte, rammte ihn ins Schloss und sperrte auf. Caleb war so gemein, und Nicky irgendwie auch. Er hatte sich die ganze Fahrt über nicht ein einziges Mal für mich eingesetzt. Das tat noch mehr weh. Ich stieß die Tür auf und rannte auf mein Zimmer, wo ich mich einschloss und mit dem Rücken an der Wand hinabrutschte. Schluchzend vergrub ich mein Gesicht in den Händen und kämpfte gegen den Tränenstrom an, der nicht aufhören wollte. Diese Erinnerungen, die Laute, die Nicky machte, wenn sie miteinander schliefen, wie ich sie das erste Mal gehört hatte. Ich hämmerte mit dem Hinterkopf gegen die Zimmerwand und versuchte den Gedanken abzuschütteln, aber ich konnte nicht. Ich hatte so getan als würde es mir nichts ausmachen, das war aber eine Lüge. Dazu kam da noch Connors Reaktion, der Caleb Recht gegeben hatte. Das schmerzte zusätzlich. Ich dachte er wäre cool und auf meiner Seite. Keine Ahnung wie spät es war, aber nach einer kleinen Ewigkeit hatte ich mich beruhigt und schälte mich aus meinen Sachen. Ich lauschte, ob jemand draußen im Flur herumgeisterte, aber es war nichts zu hören. Wahrscheinlich hatte Caleb sich mit Nicky abgesetzt. Toll. Ich sprang unter die Dusche, putzte mir die Zähne und krabbelte dann, in einem ausgeleierten Shirt und frischen Boxershorts, ins Bett. Jetzt, nach diesem Heulkrampf, ging es mir ein wenig besser und der Alkohol tat sein Übriges mich schläfrig zu machen. Ich dachte noch einmal an Nicky und Connors Gesichtsausdruck, als ich ihn zu küssen begonnen hatte, und schlief dann traurig ein. Der morgige Tag konnte mir gestohlen bleiben! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)