Ippo ni Yoko von MAC01 (Seto x Jou) ================================================================================ Kapitel 256: Einen Schritt in eine andere Richtung -------------------------------------------------- Keizo ist gelungen, was wir vergeblich versucht haben: Er hat Setos stoische Ruhe geknackt, so dass dieser endlich seinen Gefühlen freien Lauf lässt. Also gehen wir wieder nach oben ins Erdgeschoss. Ich lass alle an mir vorbei gehen und dabei fällt mir auf, dass Ryuji gar nicht bei uns ist. Nachdem alle - außer Keizo und Seto - aus dem Keller gekommen waren schließ ich die Tür und lass die anderen alleine in die Küche gehen. Ich geh schnell die Treppe nach oben und schau in das Gästezimmer, dass Ryuji und ich bewohnen, wenn wir hier sind, doch es liegt völlig leer da. Nachdenklich geh ich wieder ins Erdgeschoss und schau in die Bibliothek, doch auch dort ist mein Freund nicht. Auch das Wohnzimmer ist unbesetzt. Wo ist er nur? Gerade als ich mich abwenden möchte fällt mir im Wohnzimmer der Durchgang zum Wintergarten ins Auge. Also durchquere ich den Wohnraum, gehe zum Durchgang und sehe Ryuji dort am Pool sitzen, die Hosenbeine hochgeschlagen und die Füße im kühlen Nass. Langsam geh ich zu ihm, setz mich neben ihn, zieh meine Socken aus und schlage auch meine Hosenbeine hoch, bevor ich meine Füße in das erfrischende Wasser hänge. Irgendetwas stimmt mit ihm nicht. Seit der Detective da war und von dem Selbstmord dieses Widerlings berichtet hat, ist Ryuji so merkwürdig. Hm... nein, eigentlich schon seit dieser große Coup am Wochenanfang stattgefunden hat. Schon die ganze Woche ist er so ruhig und eher in sich gekehrt, was gar nicht zu ihm passt. Eigentlich ist er extrovertiert und muss ständig was tun. Also frag ich ihn ruhig, ob alles in Ordnung ist. Ryuji lächelt nur kurz, bevor er wieder einen relativ neutralen Gesichtsausdruck bekommt und weiterhin auf die Wasseroberfläche blickt. Vorsichtig leg ich meinen Arm um ihn und spüre, wie er sich etwas anspannt. Er spielt mit seiner Ponysträhne. Wickelt sie immer wieder um seinen Zeigefinger, zieht den Finger aus dem Haar und wickelt es von neuem auf. Das macht er nur, wenn er richtig angespannt ist und ihn etwas beschäftigt. Ich lasse ihm die Zeit, die er braucht, bis er bereit ist mir zu erzählen, was los ist. Es vergeht fast eine halbe Stunde, dann durchdringt seine weiche Stimme die Stille des Wintergartens. Seine Hand hat aufgehört mit der Ponysträhne zu spielen und liegt verschränkt mit der zweiten Hand in seinem Schoss. Leise meint er zu mir, dass Seto noch erkennen wird, was für ein Glück es ist, dass dieser Typ sich umgebracht hat. Ich frag ihn, wie er darauf kommt. Da meint er zu mir, dass ein Ende mit Schrecken besser sei, als ein Schrecken ohne Ende. Ich zieh meine Stirn kurz kraus und versuch zu verstehen, was Ryuji damit meinen könnte. Doch ich hab keinen Plan. Also frag ich ihn nach. Es vergeht wieder ein langer Augenblick, bevor Ryuji zur Antwort ansetzt. Er meint, dass diese Männer für das, was sie Seto angetan haben kaum zehn Jahre erhalten werden. Wenn überhaupt. Manche werden nur eine Bewährungsstrafe erhalten. Und selbst wenn sie zu einer längeren Haftstrafe verurteilt werden könnten sie früher schon wieder raus kommen. Auf Bewährung. Wegen guter Führung. Irgend sowas. Vorsichtig frage ich ihn, wie er jetzt darauf kommt. Wieder vergeht ein langer Augenblick. Dann wendet er sein Gesicht zu mir und schaut mir in die Augen. Die Narbe unter seinem Auge ist kaum noch mit dem Kajal abgedeckt und schimmert rötlich durch. Sanft lege ich eine Hand an die Wange mit der Narbe und sofort zuckte er mit dem Gesicht weg - wie fast immer, wenn ich diese Gesichtshälfte berühre. Ich weiß, dass das daran liegt, dass sein Vater ihn früher immer auf dieser Seite geohrfeigt hat. Wann immer Ryuji seiner Meinung nach enttäuscht hat, gab es eine Schelle. Das steckt noch in ihm und Ryuji hasst es, wenn er instinktiv so reagier. Er hat mir mal anvertraut, dass er sich dann immer mental selbst maßregelt, um sich das abzugewöhnen Sein Vater... auf einmal klingelt es bei mir. Wir haben nie darüber gesprochen, was aus seinem Vater geworden ist. Also frag ich ihn vorsichtig. Ryuji lässt seinen Kopf hängen und meint, dass er im Gefängnis sitzt. Das ist gut, oder? Er nickt, aber wirkt nicht wirklich glücklich darüber. Daher hake ich weiter nach. Plötzlich grinst mich Ryuji an, als sei gar nichts gewesen, und meint, dass sein Vater frühestens in zwei Jahren raus kommen wird. Doch in seinen Augen seh ich die Furcht vor diesem Tag. Vor dem, was sein Vater dann tun könnte. Ein Zeichen dessen, zu was sein Vater imstande ist, trägt er mitten in seinem Gesicht und wird jeden Tag daran erinnert, wenn er in den Spiegel schaut. Vorsichtig zieh ich ihn in meine Arme und küsse ihn liebevoll. Bei all dem Drama rund um Seto vergesse ich immer wieder, dass auch andere viel Scheiße im Leben erlebt haben. Andere, wie Ryuji. Er erwidert meinen Kuss und legt etwas mehr Leidenschaft hinein. Oh, ich kenne diese Taktik. Sie führt für gewöhnlich direkt zum Sex. Aber heute möchte ich das nicht. Er blickt mich verletzt an, als ich ihn zurück weise. Langsam zieht er seine Füße aus dem Pool, nimmt das Handtuch auf der anderen Seite und trocknet sich damit ab. Dann steht er auf und verlässt den Wintergarten. Ich haste ihm hinterher. Mit nassen Füßen. Greife nach seinem Arm, um ihn aufzuhalten. Er wirbelt nur wütend herum und fragt giftig, was ich von ihm will. So hab ich meinen Ryuji noch nie erlebt. Ich mustere ihn erschrocken. Dann scheint ihm selbst bewusst zu werden, wie er reagiert hat und beginnt verlegen zu grinsen. Entschuldigt sich bei mir für seine Reaktion, während er sich langsam meinem Griff entwindet. Kurz und oberflächlich küsst er mich, dann huscht er davon. Die Sache mit seinem Vater scheint ihm mehr zu schaffen zu machen, als ich gedacht habe. . Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)