Ippo ni Yoko von MAC01 (Seto x Jou) ================================================================================ Kapitel 235: Einen Schritt in die Verzweiflung ---------------------------------------------- Für mich ist es unerträglich meinen Bruder so stoisch am Tisch sitzen zu sehen, während er mit Kai über die neuste Entwicklung redet. Immer bemüht seine Gefühle zu kontrollieren. Weil ich da bin. Also steh ich auf und sag, dass ich in mein Zimmer gehen werde. Seto zieht mich noch mal zu sich und drückt mich an sich und ich erwidere die Umarmung. Dann verlass ich die Küche, während ich merke, dass meine Gefühle immer schwerer ruhig gehalten werden können. Meine Hände krallen sich um das Treppengelände, während ich mich nach oben schleppe. Ich fühle mich, als ob da Gewichte an meinen Füßen wären. Als ob jemand meine Füße in Beton gegossen hat und ich nun mit diesen versuche voran zu kommen. Als ich endlich mein Zimmer erreiche und die Tür hinter mir ins Schloss fällt kann ich meine Gefühle nicht länger im Zaum halten. Ich schluchze laut auf. Mein Bruder wurde diskreditiert. Neben seiner Kindheit haben sie ihm nun auch noch sein Gesicht geraubt. Und alles was er tut ist, sich bei mir zu entschuldigen, weil ich nun die nächsten zwei Wochen bis zu den Ferien eventuell in der Schule gehänselt werden könnte. Ich schlage meine Hände vors Gesicht, während ich vor meinem Bett auf meine Knie falle. Selbst jetzt macht er sich mehr Sorgen um mich und bleibt nach außen völlig ruhig. Sicherlich geht es ihm innerlich auch nicht viel anders als mir. Er will es nur nicht zeigen. Jedenfalls nicht vor mir. Will nicht, dass ich mir noch mehr Sorgen mache. Mir fehlt das Verständnis dafür, dass man ihn nun so öffentlich bloß stellt. Er ist das Opfer, aber er wird hingestellt, als wäre alles seine Schuld. Als ob er das alles gewollt hat. Dabei haben sie ihm Gewalt angetan. Haben ihm seine Kindheit genommen und sein Urvertrauen zerstört. Er muss jetzt mühsam lernen, dass ihm nicht jeder etwas Böses will. Was ist das bloß für eine Welt, in der Opfer für die Taten ihrer Peiniger verantwortlich gemacht werden? In denen sie sich Fragen gefallen lassen müssen, ob sie vielleicht das falsche angehabt oder ob sie das Verhalten der Täter irgendwie provoziert haben? Ich kann das alles einfach nicht verstehen. Meinem Bruder wurde Gewalt angetan. Doch selbst wenn er das jetzt anzeigen würde, würde ihm niemand glauben. Immerhin wird er jetzt als jemand hingestellt, der Vergewaltigungsfantasien hat und seinen 'Spielpartner' in die Pfanne gehauen hat. Auf einmal spüre ich die Wut erneut in mir aufsteigen. Schon als ich den Zeitungsartikel vorhin las war ich unglaublich wütend geworden. Doch dann habe ich meine Wut herunter geschluckt, als ich hörte, dass Katsuya und Seto sich näherten. Denn ich wusste, dass Seto sich sofort groß sorgen würde, wenn er mich so aufgebracht sah. Immer noch perlten Tränen über meine Wangen, als ich mein Handy aus der Tasche ziehe und aus der Schnellwahl Akito wähle. Dieser geht umgehend an sein Telefon und ich kann nur noch verzweifelt in den Höher schluchzen. Akitos Stimme höre ich nur wie aus großer Ferne. Dieser versuchte mich zu beruhigen und sanft auf mich einzureden. Doch das linderte meine aufgewühlten Gefühle kaum. Ich zische ins Telefon das ich nur allzu gern in die Stadt auf das Präsidium fahren möchte, um diesem Dreckschwein den Hals umzudrehen. Ist mir doch egal, ob da ein Dutzend oder mehr Polizisten darum sind. Dem würde ich das Lügen und verleugnen schon austreiben während ich ihn ins Jenseits schicke. Akito erinnert mich daran, dass damit niemand geholfen sei, denn dann könnte man nicht mehr beweisen, dass er lügt. Aber kann man das überhaupt. Es wirkt immer, als sei dieser widerliche Sack uns immer einen Schritt voraus und ich weine erneut bitterlich. Wieso gibt es keine Gerechtigkeit für Seto? Für Keizo? Für all die anderen, die Opfer dieser Art von Gewalt geworden sind? Wieso müssen Opfer so sehr darum kämpfen Gehör und Glauben zu finden und wieso ist es für die Täter so leicht die Glaubwürdigkeit ihrer Opfer zu zerstören? Was ist denn mit den fünf Jahren Hölle, durch die Seto gegangen ist? Sanft redet Akito weiterhin auf mich ein und meint, er habe bereits mit unseren Anwälten gesprochen, damit die Zeitung eine Richtigstellung schreiben muss. Eine Entschuldigung in ihrer nächsten Ausgabe. Aber bei wem würde das hängen bleiben? Solche Sachen werden irgendwo auf den letzten Seiten im Kleingedruckten versteckt. So etwas bleibt den Menschen doch nicht in Erinnerung... anders wie die Schlagzeige auf der Titelseite. Doch Akito lässt nicht locker und beteuert, dass alles gut werden wird. Verspricht, dass Kogoro nicht damit durchkommen wird. Ich will ihm glauben, wirklich... aber wie kann ich das nach so einem Morgen? Vielleicht läuft es in dieser Welt ja so, dass nur die lauten Gehör finden, ungeachtet dessen, was die Wahrheit ist? Dann spür ich, wie mich Arme umschlingen. Ohne dass ich es gemerkt habe ist Seto in mein Zimmer gekommen und schließt mich tröstend in seine Arme. Wiegt mich ein wenig, während ich erneut aufschluchzte. Traurig und entmutigt press ich mich an die Brust meines großen Bruders, der eigentlich von mir gehalten und getröstet werden müsste. Sanft streichelt er mir über das Haar und beteuert, ebenso wie es Akito eben gemacht hat, dass alles wieder gut werden wird - auch wenn es gerade nicht danach aussieht. . Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)