Ippo ni Yoko von MAC01 (Seto x Jou) ================================================================================ Kapitel 230: Einen Schritt wiederholen -------------------------------------- Ich hätte gestern Abend nicht zu Herrn Isono ins Krankenhaus fahren sollen. Hätte ich auch nur geahnt, was er dann tun würde, dann hätte ich es wirklich gelassen. Aber damit hab ich ehrlich nicht gerechnet. Nicht von einem Mann, der in die Brust geschossen und mehrstündig am gleichen Tag operiert worden ist. Doch scheinbar lassen Elterngefühle in einer solchen Situation ungeahnte Kräfte frei. Kaum hatte ich den Angriff auf Seto erwähnt, setzte sich der Mann auch schon auf. Forderte energisch Details. Als ich dann Kogoro erwähnte hielt ihn nichts mehr auf. Er schnappte sich sein Handy, tätigte einige Anrufe und versuchte dann aus dem Bett wieder aufzustehen. Dabei löste er einige der Überwachungssensoren und ein Alarmsignal ertönte. Die Schwester und der diensthabende Arzt eilten herbei und wollten Herrn Isono dazu bewegen, sich wieder hinzulegen, doch da kehrte er den Geschäftsmann heraus, den ich bis dahin nicht gekannt habe. Man, ich hab noch nie erlebt, dass jemand, der immer noch ein wenig unter der Nachwirkung der langen Narkose stand medizinisches Personal so zusammenstaucht. Am Ende hat ihm der Arzt sogar etwas gegeben, welches seinen Kreislauf anregte und ihm mehr Kontrolle gab, als sein Körper ihm in diesem Moment zugestehen wollte. Doch immer wieder machte der Arzt auch auf die Risiken und Nebenwirkungen aufmerksam. Die nahm Herr Isono zwar zur Kenntnis, aber schien sie völlig in den Wind zu schlagen und dann kam Herr Fuguta herein. Vor ein paar Stunden hat mir Herr Isono dann eine Nachricht geschickt, dass Seto und Mokuba umgezogen sind und er wieder zurück im Krankenhaus ist. Bei der Nachricht war auch die Adresse angehängt. Und zu dieser bin ich gerade zusammen mit Fujimura unterwegs. Ich muss mit Seto über Daimon Kogoros Aussage sprechen, auch wenn Herr Isono mir mitgeteilt hat, dass der junge Mann völlig durch den Wind ist. Es sind Handlungsabläufe in Gang geraten, die zeitlich limitiert sind. Als wir die serpentinartige Straße bis zu ihrem Ende gefahren sind lenk ich den Wagen auf das große, edel wirkende Gusseisentor zu. Daneben ist ein Wachhäuschen. Als wir zum Stehen kommen lächelt der Wachmann mich an und meint nur, dass wir durchfahren können. Er spricht mich sogar namentlich an. Dann geht das Tor auch schon auf. Gut geschultes und informiertes Personal, geht mir durch den Kopf, als ich dem Kiesweg langsam um eine Reihe säulenartiger Mittelmeer-Zypressen folge, die keinen direkten Blick vom Tor auf das Haus gestatten. Dahinter steht ein modern wirkendes, einladendes Familienhaus und wir parken auf dem kleinen Kiesplatz vor dem Hauseingang. Das Dienstmädchen macht uns auf und lässt uns eintreten, bittet uns dann aber zu warten. Wir nicken zustimmend und sie strebt fort. Fujimura nutzt die Gelegenheit sich ein wenig umzuschauen. Es ist keine große Halle, wie in der Villa, aber dennoch über beide Stockwerke gehend. Definitiv gehobener Standard. Schließlich kommt das Mädchen nach einem langen Augenblick mit Herrn Jonouchi zurück, der uns freundlich grüßt und sich dann erkundigt, was unser Anliegen ist. Ich erkläre ihm, dass ich mit seinem Freund über die Aussage seines Angreifers reden muss und dass dafür die Zeit drängt. Er scheint kurz zu überlegen und sich suchend umzuschauen. Dann fragt er das Mädchen, ob es hier irgendwo ein Gesellschaftszimmer gibt und sie antwortet, dass es in der Bibliothek eine Nische gibt, die als solche wohl genutzt werden kann. Daraufhin bittet er die Hausangestellte freundlich uns dort hin zu bringen, bevor er sich wieder der Küche zuwendet. Die Bibliothek ist beeindruckend, genauso die gemütlich wirkende Sitzecke, die zum Verweilen und Lesen einlädt. Die Fenster hier gehen nach vorne raus und ich kann ungehindert auf die Zypressen blicken, wie sie das Tor verbergen. Der Garten wirkt gepflegt, bei einigen Pflanzen - wie den Bäumen - sieht man, dass sie wohl erst vor kurzem hier aufgestellt wurden. Man kann das an der Erde am Stamm erkennen, wo kein Gras vorhanden ist und die Erde eine sehr dunkle Farbe hat. Aber wo kann man 10 Meter hohe Bäume kaufen? Ich dachte immer, man pflanzt sie in einem 'Kindergröße' und lässt sie dann wachsen. Aber scheinbar gibt es mit genügend Geld keine Grenzen. Ich schau auf meine Uhr und stelle fest, dass schon zehn Minuten vergangen sind. Die Frage, ob noch jemand kommt beschäftigt mich schon sehr. Gestern hat der junge Mann noch unter Schock gestanden, als er die Untersuchung und seine Aussage gemacht hat. Dieser dürfte sich mittlerweile verflüchtig haben. Sicherlich versucht er die Erlebnisse vom Vorabend von sich zu schieben und zu verdrängen. Ich kann nur hoffen, dass sein Therapeut ihm beim Bewältigen hilft. Gerade als ich nachschauen möchte, wo Herr Jonouchi mit Seto bleibt kommen sie um ein Regal zu uns. Seto sieht grauenvoll aus. Blass. Ringe unter den geröteten Augen. Er versucht so zu wirken, wie bei unseren bisherigen Gesprächen, doch es gelingt ihm nicht. Ich begrüße ihn und lege etwas mehr Sanftheit in meine Stimme. Fujimura versucht es mir gleich zu tun. Dann bitte ich Seto und seinen Freund Platz zu nehmen. Kaum sitzen sie setze ich mich so, dass ich nicht allzu bedrohlich auf den angeschlagenen Jungunternehmer wirke. Dann bitte ich ihn mir den Angriff vom Vortag noch einmal zu schildern. Er scheint davon gar nicht begeistert zu sein und braucht einen langen Moment, bevor er anfängt mit brüchiger Stimme zu erzählen. Seine Aussage heute deckt sich absolut mit der vom Vortag. Ich nicke zufrieden und lobe Seto dafür, dass er mir diese schrecklichen Ereignisse noch einmal geschildert hat. Danke ihm dafür. Kurz schau ich zu dem Blonden, der die ganze Zeit Setos Hand hält. Dann wieder zurück zu Seto. Behutsam erzähle ich den beiden, was der Täter ausgesagt hat: Von der Verabredung zu einem psychologischen Rollenspiel um Setos angeblicher Vergewaltigungsphantasie zu befriedigen. Ein paar Tränen perlen Seto über die Wange, die er hastig mit seinen Ärmeln wegwischt, als er das hört. Er schluckt und presst angewidert die Lippen aufeinander. Vorsichtig wagt sich Fujimura vor und fragt, ob Seto sich erklären kann, wie Daimon Kogoro in die Villa gekommen sein könnte. Seto braucht wieder einen langen Moment und einen Blick aus dem Fenster auf die Bäume, bevor er antwortet. Er erzählt, dass es einen Fluchttunnel unter dem Haus gibt, der unter dem gesamten Anwesen entlang verläuft und an der Waldseite bei einem kleineren Tor endet. Mein Junior-Partner fragt, wo man in der Villa aus dem Tunnel kommt. Da meint Seto, dass es zwei Eingänge gibt: Einmal in seinem Büro und in Gozaburos Schlafzimmer. Verdutzt fragt mein Kollege nach, als der ihm unbekannte Name fällt. Möchte wissen wer Gozaburo ist. Seto blickt ihn erschrocken an und ich werde den Verdacht nicht los, dass die Information mit dessen Schlafzimmer eher ungewollt rausgerutscht ist. Mit erstickender Stimme antwortet Seto schließlich, dass Gozaburo sein Adoptivvater gewesen ist. Dann unterläuft Fujimura ein Fauxpas, als er fragt, wo Gozaburo heute ist und warum er einen Fluchttunnel braucht. Seto schlägt seine Augen zu Boden und sagt, dass sein Adoptivvater sich selbst aus dem Fenster seines Büros im Kaiba Tower stürzte. Entsetzt blickt Fujimura ihn an und wiederholt dann seine Frage wegen den Fluchttunneln. Da erklärt Seto, dass sein Adoptivvater Waffen produziert hat und manche Kunden wohl hier und da auch verärgert hat. Für den Fall, dass diese einen Anschlag auf ihn verüben würden hat er die Tunnel anlegen lassen. Ich finde das schon sehr paranoid, aber ich hab vom Leben in der Welt der Waffen keinen wirklichen Plan. Daher bitte ich Seto, dass er uns beide Zugänge zum Tunnel zeigt. Er schaut mich daraufhin so verletzt an, als hätte ich ihn gebeten sich vor mir nackt auszuziehen. Dann meint er, dass er nicht genau weiß, wo die Eingänge im Haus sind. Er weiß nur, wo der Ausgang des Tunnels ist. Aber den Gang zurück zu verfolgen rät er uns ab. Das da unten sei nicht nur ein einziger Tunnel, das wäre ein Labyrinth und wenn man nicht genau weiß, wie man laufen muss, dann verläuft man sich da drin. Dennoch bitte ich ihn mir genau zu beschreiben, wo dieser Ausgang ist. Vielleicht finden wir dort noch verwertbare Spuren, die wir gegen seinen Angreifer verwenden können. Er nickt und beschreibt mir dann genau, wie man den Ausgang vom Waldtor aus findet. Mit diesen Informationen gebe ich mich vorerst zufrieden, stehe auf und danke Seto noch einmal für seine Kooperation. Ich möchte mich gerade abwenden, als er mich noch einmal beim Namen ruft. Als ich mich zu ihm drehe blickt er mich mit großer Angst an und fragt, ob Kogoro auf Kaution raus ist. Ich schüttle den Kopf. Noch ist er auf dem Revier. Wir können ihn bis morgen Abend festhalten ohne formal Anklage zu erheben und haben in der Frist noch Zeit Spuren nachzugehen und Beweise zu sammeln. Erst dann ist die Staatsanwaltschaft gezwungen sich auf Grund der Hinweise und Beweise zu entscheiden, ob oder ob nicht Anklage erhoben wird. Seto nickt resigniert und lässt sofort die Schultern sinken. Ich weiß, wovor er Angst hat: Das der Mistkerl Verbindungen zur Staatsanwaltschaft hat und diese ihn auf gar keinen Fall anklagen wird. Das ist nämlich auch meine Angst. Doch ich werde alles in meiner Macht stehende tun, dass zu verhindern. Er wird zur Rechenschaft gezogen. Als wir die Nische verlassen wollen stoßen wir gegen den jüngeren Bruder von Seto und dessen Freunde. Sie alle schauen uns ertappt an. Weiter hinten, am Wohnzimmerzugang stehen noch zwei Freunde, die scheinbar mehr Respekt vor der Privatsphäre haben, als diese Rasselbande von Mittelschülern. Also geh ich an ihnen vorbei und verlasse mit Fujimura das Haus. Dann machen wir uns auf den Weg... nicht zum Revier zurück, sondern zur Villa. . Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)