Ippo ni Yoko von MAC01 (Seto x Jou) ================================================================================ Kapitel 227: Einen Schritt in den neuen Wintergarten ---------------------------------------------------- Als ich den Wintergarten betrete ist es schon spät. Noch kein Abend, aber auch kein Mittag mehr. Irgendwann seit gestern ist mir mein Zeitgefühl abhanden gekommen. Der Angriff gestern hat nur Minuten gedauert, aber mir kam es vor wie Stunden. Stunden voller Angst und Horror. Als ob die Zeit stehen geblieben ist und nun nur schwer wieder in Gang kommt. Ich fühl mich wie gerädert und die neue Umgebung lässt alles erst recht wie ein unwirklicher Traum wirken. Der Wintergarten gleicht hier am Eingang dem in der Villa. Irgendwer hat sich die Mühe gemacht all die Blumen einzupacken und hier genauso aufzubauen wie zuhause. Dafür bin ich sehr dankbar, denn diese Blumen sind alles, was mich noch an meine Mutter erinnert. Sanft streich ich bei einer Orchidee über die Blütenblätter. Als sich jemand hinter mir räuspert zucke ich erschrocken zusammen, wirbel zur Quelle des Geräuschs, während ich gleichzeitig einen Schritt zurück weiche. Dann sehe ich Kai an der Sitzgruppe stehen, die der in der Villa zum Verwechseln ähnelt, aber es nicht ist. Da bin ich mir sicher, denn in einem Wutanfall hab ich irgendwann gegen den niedrigen Tisch getreten und an einem Bein eine Stelle vom Lack abplatzen lassen. Und diesen Schaden kann ich an diesem Tisch nicht sehen. Kai fragt mich, wie ich mich fühle und ich schau ihn an, als ob er von mir die Lösung einer komplizierten mathematischen Gleichung verlangt. Erst nach einem Augenblick nicke ich und meine zu ihm, dass es mir schlecht geht. Ich bin selbst über diese Antwort verblüfft. Also schau ich den neuen Wintergarten entlang, der sich an der hinteren Seite des Hauses an eben diesem entlang schlängelt und ab der Hälfte von einem Swimmingpool dominiert wird. Mit einer Geste macht der Psychologe deutlich, dass ich mich doch setzen soll. Also komm ich langsam auf ihn zu und nehm auf der Bank Platz, während er sich in einen Sessel setzt. Er fragt mich, ob wir noch auf Katsuya warten sollen, doch ich schüttle nur den Kopf. Katsuya schläft und ich war schon dankbar, dass ich aufstehen konnte ohne ihn oder Mokuba zu wecken. Erst jetzt fällt mir ein, dass Kai heute Morgen schon in der Villa war und frag ihn, ob er die ganze Zeit hier gewartet hat. Er nickt und meint, er hat sich mit Katsuyas Vater unterhalten. Stimmt, Katsuyas Dad ist auch hier. Kai setzt hinterher, dass er schon ewig nicht mehr die Gelegenheit hatte mit Jonouchi-san zu sprechen. Ich nicke nur. Stimmt, er kennt ihn ja von damals, als Katsuyas Vater aus dem Gefängnis heraus den besten Kinderpsychologe für seinen missbrauchten Sohn gesucht hat. Vorsichtig lenkt Kai das Gespräch auf den vorherigen Tag. Dem Besuch bei Keizo, den Schuss auf Akito, die darauffolgende Operation und die ständige Angst um ihn. Wieder löst sich bei mir eine Träne. Ich will nicht, dass sowas geschieht, aber ich bin auch nicht in der Lage sie aufzuhalten. Die Angst vom Vortag flutet mich erneut und ich erzähle Kai davon. Er scheint recht zufrieden zu sein, dass ich ihm von meinen Gefühlen erzähle, die mich gestern wegen Akito überkommen haben. Ich erzähl ihm, dass ich es bereue, dass ich in letzter Zeit nicht mit Akito gesprochen habe, weil ich mich verraten gefühlt habe. Das dieses Gefühl - Verrat - an sich völlig unangebracht war. Akito hat mich nicht verraten. Er wollte mir nur helfen. Das ist mir jetzt klar und ich habe wirklich inständig gehofft, dass ich ihm das noch sagen kann und er nicht einfach so wegstirbt. Es macht mich nervös, dass Akito nicht hier ist. Das er wieder im Krankenhaus ist. Gestern war ich noch derjenige, der ihn beschützen wollte. Jetzt wünsch ich mir nichts sehnlicher, als das er mich beschützt. Aber ich weiß auch, dass das nicht möglich ist. Er muss sich von dem Schuss und der OP erholen und gesund werden. Alles andere wäre unverantwortlich. Auch das er heute Morgen plötzlich vor unserem Zimmer stand war... er sah nicht gut aus. Warum ist er nicht im Krankenhaus geblieben und hat von dort alles koordiniert? Wieso hat er seine Gesundheit so aufs Spiel gesetzt? Kai meint nur, dass ich das Akito fragen muss. Das werde ich. Auf jeden Fall. Und ich werde ihm auch sagen, was er mir bedeutet. Wie wichtig er für mich und in meinem Leben ist. Ich glaube, das sag ich generell zu wenig zu denen, die mir nahe stehen. Nicht nur ich. Wir alle sagen zu selten was wir wirklich meinen und was wir fühlen, dann passiert irgendetwas und wir bereuen es. Warum ist das so? Doch auf diese Frage hat Kai keine Antwort. Keine richtige. Dann wechselt er von Akito auf das, was am Abend geschehen ist. Alles in mir sperrt sich. Will nicht darüber nachdenken oder reden. Es einfach nur wegschieben und verdrängen. Doch das ist der falsche Weg. Das weiß ich. Doch mein Kopf hat schon einen schweren Stand gegen meine Gefühle. Jahrelang hab ich alles, was mir unbequem erschien weggeschlossen, bis dann im letzten Jahr meine Mauer unwiederbringlich gerissen und schließlich gebrochen ist. Jetzt hab ich all diese Gefühle, die mich immer wieder beherrschen, lenken und teilweise mein Denken ausschalten. So wie jetzt: Wut, Panik, Ekel. Wut, weil ich mich einfach nicht wehren konnte. Ich hab es versucht. Ehrlich versucht und dennoch hat er mich wieder überwältigt. Panik, weil ich das von früher nicht noch einmal erleben wollte. Diesen Schmerz, wenn er mich zerreißt und beschmutzt, dabei hämisch mir ins Gesicht grinst und immer wieder flüstert, dass ich das doch will. Ekel vor all den blauen Flecken, die er auf meinem Körper hinterlassen hat. Ich kann immer noch jeden Handgriff von ihm an meinem Körper spüren. Vor allem an der Innenseite meiner Schenkel, wo er seine Pranken dazwischen schob um sie auseinander zu zwingen. Ich schlinge meine Arme um meinen Bauch und ziehe meine Beine auf die Sitzfläche. Wieder perlt mir eine Träne über das Gesicht und ich wische es hastig mit dem langen Ärmel meines Pullis weg, den ich anhabe. Der verbirgt, dass auch um meine Handgelenke herum alles blau und violett geworden ist. Von dem eisernen Griff, die meine Hände über meinem Kopf gehalten haben. Von dem Gürtel, mit dem sie zusammen gebunden waren und gegen den ich mich nicht wehren konnte. Es fällt mir sehr schwer meine Tränen überwiegend zurück zu halten. Das Zittern zu unterdrücken gelingt mir gar nicht und dann seh ich, wie Katsuya durch das Wohnzimmer auf die Verbindungstür zum Wintergarten kommt. Er sieht aus, als ob er etwas sucht. Dann fällt sein Blick auf mich und er hastet herbei. Geht neben mir auf die Knie, legt mir eine Hand an die Wange und die Tränen bahnen sich einfach nur ihren Weg. Mein Streuner setzt sich neben mich und zieht mich in seine Arme, während ich mich fest an ihn klammere. Es tut gut, als er mir durch das Haar streicht. Den Nacken krault. Über den Rücken streichelt. Wäre mein Streuner nicht gekommen... dann hätte nichts und niemand Kogoro aufgehalten. Ich bin ihm so dankbar. So dankbar, dass er noch rechtzeitig gekommen ist und mich gerettet hat. Mich sofort in seine Arme gezogen und mich mit einer Decke zugedeckt hat. Mir etwas Würde zurück gegeben hat. . Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)