Ippo ni Yoko von MAC01 (Seto x Jou) ================================================================================ Kapitel 224: Einen Schritt zur Wunschwahrheit --------------------------------------------- Ich stehe vor dem verspiegelten Einwegfenster und blicke in den Verhörraum. Dort an dem billigen Tisch sitzt einer der reichsten und einflussreichsten Männer dieser Stadt. Ich beschäftige mich schon lange mit ihm, denn unglücklicherweise ist dieser Mann auch ein Serienvergewaltiger, der sich bislang immer wieder mit Geld freikaufen konnte. Nicht bei uns - bei der Polizei. Aber bei seinen Opfern beziehungsweise bei deren Familien. Er hat seinen oft minderjährigen Opfern damit ein Preisschild angehängt und klar signalisiert: Wenn man genug Geld hat, darf man sich alles erlauben! Dieser Mann widert mich an und wären wir nur einen Augenblick später eingetroffen... er hätte Kaiba Seto ein weiteres Mal vergewaltigt. Ein weiteres Mal unter unzähligen. Seto ist ein außergewöhnlicher, junger Mann. Nachdem wir den Angriff auf ihn gestoppt haben und mein Neffe diesen Mistkerl zum Auto gebracht hat, hab ich mit Seto, seinem Freund Katsuya und dem jüngeren Bruder, Mokuba, auf den Hausarzt und seinen Psychologen gewartet. Beide kamen zeitgleich bei der Villa an. Seto hat sich soweit es nötig war untersuchen lassen und machte im Anschluss seine Aussage. Seine Schilderungen waren präzise, akkurat und sachlich. Ich kenn diesen Geisteszustand, wenn ein Opfer sich von seinen Emotionen distanziert, damit es funktioniert und tun kann, was notwendig ist. Mehrmals hat Seto das Angebot eine Pause einzulegen abgelehnt. Er wollte es hinter sich haben. Als er seine Aussage gemacht und mir noch ein paar Fragen beantwortet hatte ließ er sich von Katsuya und Mokuba aus dem Büro führen. Ich begleitete die drei bis in die Eingangshalle, wo sich unsere Wege schließlich trennten. Seto wurde nach oben gebracht und ich verließ mit Fujimura das Haus. Mein Captain fragt mich in diesem Augenblick, ob ich wirklich dieses Gespräch führen möchte oder ob es nicht doch Fujimura machen soll. Fujimura ist ein ambitionierter Nachwuchs-Detective, aber noch fehlt ihm die Erfahrung ein Gespräch mit so einem Mann zu führen. Aber er soll zusehen und lernen. Dann atme ich noch einmal tief ein, als würde ich gleich einen Tauchgang machen und für eine Weile keine Luft mehr holen können. Meine Schultern straffen sich und ich schalte meinen inneren Modus um. Lasse meine Gefühle vor der Tür und betrete den kleinen, fensterlosen Raum. Sofort begehrt Daimon Kogoro auf, dass es sich bei allem um ein Riesenmissverständnis handelt. Ich zieh überrascht die Augenbrauen hoch, lege meine Fallakte geschlossen auf die ihm gegenüberliegende Tischseite und nehme Platz. Dann frage ich ihn, worin das Missverständnis besteht. Er lacht kurz trocken auf, als habe er gerade einen Witz gemacht, den ich noch nicht verstanden habe. Dann beugt er sich zu mir und erzählt mir, dass wir - also ich und meine Kollegen - die Situation falsch verstanden haben. Selbstsicher lehnt er sich auf seinem Stuhl zurück und der Stuhl wackelt kurz. Ich habe dafür gesorgt, dass bei einem der Stuhlbeine der Plastiknoppen entfernt wurde, der verhindert, dass die Stühle beim bewegen quietschen. Dadurch ist das betroffene Bein jetzt einen halben Zentimeter kürzer als die anderen drei und bei einer Gewichtsverlagerung kippelt der Stuhl. Verhörtaktik Lektion 1. Ich frage also distanziert und sachlich nach, was genau wir an der Situation falsch verstanden haben. Da breitet sich sein schiefes Lächeln zu einem Grinsen aus und er wird richtig selbstgefällig. Er antwortet mir, dass es sich bei dem Überfall um ein sexuelles Rollenspiel gehandelt hat. Seto hätte schon seit Jahren Vergewaltigungsfantasien und seit seinem 18. Geburtstag im vergangenen Jahr würden sie hin und wieder so ein Rollenspiel organisieren. Kurz zieh ich meine Augenbrauen zur Mitte, als wäre etwas an der Schilderung unklar. Also hak ich unschuldig nach, woher er das weiß, dass Seto solche Fantasien hat. Da erzählt mir dieser Widerling, dass Seto ihn mal mit einem anderen jungen Mann in der Büroküche der Kaiba Corp überrascht habe. Damals wäre Seto vierzehn gewesen und sein Adoptivvater noch am Leben. Auch er habe die Situation erst falsch verstanden, doch Kogoro und sein Spielgefährte hätten es in einem Gespräch richtig gestellt. Von da an habe Seto immer wieder mit ihm zu diesem Thema das Gespräch gesucht. Doch Daimon Kogoro versichert mir, er habe jede Bitte des Brünetten abgelehnt, die sich darum drehte, dass er einmal mit ihm so ein Spiel spielen würde. Immerhin sei er ja minderjährig gewesen und das wäre gegen das Gesetz gewesen. Sie hätten sich nach der Umstrukturierung der Kaiba Corp schließlich aus den Augen verloren und umso überraschter sei der Perverse gewesen, als sich Seto an seinem letzten Geburtstag gemeldet habe. Er habe ihn informiert, dass er nun 18 sei und noch einmal gebeten mit ihm so ein Rollenspiel erleben zu dürfen. Die Dreistigkeit dieses Mannes verlangt mir gerade meine ganze Selbstkontrolle und Willenskraft ab. Ich sitze ihm gegenüber, lächle ein wenig und höre ihm 'gebannt' zu. Es ist wichtig, solchen Menschen das Gefühl zu geben, dass man sie versteht. Nur dann reden sie sich um Kopf und Kragen. Also frag ich ihn, ob sie vor dem heutigen Abend schon einmal zu einem solchen Rollenspiel getroffen haben. Kogoro nickt und erzählt von der Gala. Er habe von Seto die Information bekommen, dass er bei der ersten Gelegenheit den Waschraum aufsuchen würde und er ihn dort erwarten würde. Es sei heiß her gegangen, bis sie von einem anderen Gast, der reingeplatzt war, überrascht wurden. Auch dieser Unbeteiligte habe ihr Spiel missinterpretiert und ihn aus dem Waschraum geworfen. Seto habe sich später am Abend bei ihm gemeldet und gemeint, er habe sich selten so köstlich amüsiert. Die Gala. Das ist meine Chance. Also frage ich 'fasziniert', wie das mit Teijo auf der Gala war. Irritiert blickt mich der Widerling an und weiß nicht von wem ich rede. Also zieh ich ein Bild aus der Akte, das den Sechzehnjährigen zeigt. Der Küchenhilfe, die an diesem Abend bei der Gala in der Küche ausgeholfen habe und im Hinterhof eine rauchen war. Wieder grinst der Typ vor mir und der Wunsch ihm weh zu tun wächst. Aber würde ich Hand anlegen würde es nie zur Anklage kommen. Dann wäre nichts von dem, was er mir erzählt, brauchbar. Er hebt den Zeigefinger, bevor er damit auf das Foto tippt und meint, dass er diesen Jungen nicht kennt. Natürlich nicht. Denn sonst muss er zugeben, dass er diesen jungen Mann brutal im Hinterhof vergewaltigt und blutend im Dreck zurück gelassen hätte. Ich nehme also wieder das Foto an mich und lege es zurück in die Akte. Er lehnt sich derweil entspannt zurück. Gut, ich will so wirken, als würde ich ihm glauben und wäre auf seiner Seite. Also frage ich ihn, ob er diese Absprache irgendwie belegen kann. Er schaut mich nur überrascht an und meint, dass er nichts belegen muss. Kündigt an, dass er in wenigen Minuten aus dem Präsidium spazieren wird, weil Seto alles richtig gestellt haben wird. Doch ich schüttle meinen Kopf und meine, dass Seto nicht hier ist. Der Geschäftsmann mustert mich lange und ausgiebig, lacht kurz auf, als würde ich versuchen ihn zu verkohlen, nur um kurz darauf zu erkennen, dass ich es ernst meine. Sofort verhärtet sich seine Mimik und er beugt sich halb über den Tisch, ohne von seinem Stuhl aufzustehen. Fordert ein Gespräch mit Seto. Doch ich schüttle nur wieder meinen Kopf. Selbst wenn der junge Mann da wär, würde ich ihn nicht hier rein lassen. Und da fällt die Maske des bisher triumphsicheren Geschäftsmanns und fordert lautstark nach seinem Anwalt. Ich stehe langsam auf, nehme meine Akte und informiere ihn darüber, dass ich seinen Anwalt kommen lassen werde. Er schnaubt und tobt weiter, dass das alles doch nur ein Spiel war. Ein Spiel, höhnt es in meinem Kopf. Ein Kind seiner Kindheit berauben und fürs Leben traumatisieren ist also ein Spiel? Ob er selbst glaubt, was er zu Protokoll gegeben hat? Oder ist es nur eine perfide Masche, um die Verantwortung von sich zu weisen. Unbefugtes Betreten von Privatgrund, Einbruch, tätlicher Angriff, versuchte Vergewaltigung. Es wird darauf hinaus laufen, dass er seinen Pass abgeben und eine deftige Kaution hinterlegen muss, doch spätestens morgen Mittag wird er wieder draußen rumlaufen. Er hat immerhin keine Vorstrafen und ist ein betuchtes Mitglied der gehobenen Gesellschaft, so wie eine 'Stütze der Gesellschaft'. Welcher Richter würde da eine Kaution schon ablehnen und Haft anordnen, sofern sie einen Staatsanwalt finden würden, der das überhaupt fordert? Unser Rechtssystem hängt schief und das wird sich bei diesem Mistkerl wieder zeigen, es sei denn, wir können ihm noch irgendetwas zur Last legen. Aber der Fall Oshita Keizo ist noch in der Vorbereitung und ich würde ihn ungern jetzt schon verpulvern. Das hat der junge Mann nicht verdient. Er verdient ein sorgfältig vorbereiteter, wasserdichter Fall, der vor Gericht Bestand haben kann. Ich kehre in den Raum hinter dem Spiegel zurück und stell mich zu meinem Chef und meinem Juniorpartner. Kogoro grinst sein Spiegelbild und damit auch uns breit an, nachdem seine erste Wut abgeklungen ist. Er weiß, dass ich jetzt mit dieser Aussage wieder auf Kaiba Manson hinaus fahren muss, um Seto damit zu konfrontieren. Allerdings werde ich das erst morgen machen. Sicherlich hat er etwas zur Beruhigung bekommen und wird gar nicht ansprechbar sein. Doch eine Sache kann ich noch machen: Ich kann ins Krankenhaus fahren und Herrn Isono über alles in Kenntnis setzen. Das bin ich ihm schuldig. . Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)