Ippo ni Yoko von MAC01 (Seto x Jou) ================================================================================ Kapitel 211: Einen Schritt mit unerwarteten Gefühlen ---------------------------------------------------- Mir war gar nicht klar gewesen, dass das, was diese Männer mit Seto getan haben schon lange vor dessen Adoption begonnen hatte. Wie naiv von mir, zu glauben, dass Keizo und Seto die einzigen Opfer dieser Männer gewesen waren. Aber woher hätte ich das wissen sollen. Ich hatte erst kurz vor der Adoption angefangen für diesen Mann - dieses Monster - zu arbeiten. Als ich vor das Präsidium ins Freie trete atme ich tief ein und lasse für einen Moment die klare Abendluft auf mich wirken. Sie wirkt der Übelkeit entgegen, die sich auf Grund der sehr plastischen Beschreibung Keizos gebildet hatte. Diese Übelkeit wird von dem Ekel genährt, den all diese Gräueltaten verursachen. Ich werde nie verstehen, wie man ein Kind - ein so zerbrechliches Wesen - nehmen und es wissentlich und absichtlich mit all dem Schmerz und den Erniedrigungen zerstören kann. Ein Kind... ich meine... Oh, wäre dieser Mistkerl nur noch nicht tot... Meine Hände ballen sich zu Fäusten und dann schling ich meinen Mantel enger um mich, bevor ich die Straße runter gehe. Mein Handy vibriert, wie schon einige Male zuvor. Daher greife ich in meine Manteltasche und ziehe es hervor, um zu sehen, wer mir auf die Mailbox gesprochen hat. Als ich auf mein Display schaue stocke ich. 17 Nachrichten sind auf meiner Mailbox eingegangen. Ob etwas geschehen ist? Eilig ruf ich meine Mailbox auf und höre sie ab. Es ist Mokuba. Erst möchte er wissen, wie es auf dem Präsidium gelaufen ist. Dann macht er sich Sorgen, weil ich nicht zurück gerufen habe. Dann hör ich ihn, wie er mir erzählt, er habe gerade erfahren, dass ich heute gar nicht in der Firma war und schließlich wird der Junge panisch und fleht regelrecht um einen Rückruf. Also sammle ich mich ein wenig und rufe ihn an. Es ist kurz nach neun Uhr am Abend, er müsste noch wach sein. Es hat kaum geklingelt da hör ich ihn bereits panisch in den Hörer rufen, ob bei mir alles in Ordnung sei und wo ich sei. Also sag ich ihm, dass ich nach wie vor auf dem Präsidium bin und entschuldige mich, dass ich mich erst so spät melde. Mokuba ist erstaunt, dass wir immer noch bei der Polizei sind. Möchte wissen, ob es irgendwelche Probleme gegeben hat. Ich verneine und meine nur, dass Keizo viel zu erzählen hat und wir gelegentlich mal eine Pause machen müssen, damit die Emotionen nicht unkontrollierbar werden und er seine Aussage abbrechen muss. Sonst müsste er sich noch einmal diesem Stress aussetzen. Mokuba beginnt zu verstehen. Dann fragt er, wie es Keizo geht. Was soll ich dem Jungen darauf antworten? Ich kann ihm nicht erzählen, wie sehr Keizo bei seiner Aussage leidet, auch wenn er versucht den Schein zu wahren und stark zu wirken. Einige Erzählungen haben die Gefühle von damals wieder an die Oberfläche gezerrt. Doch er will sich diesen Gefühlen nicht ergeben und kämpft weiter. Also mein ich nur, dass es Keizo den Umständen entsprechend geht. Mental klopfe ich mir selbst auf die Schulter. Es entspricht doch ziemlich der Wahrheit und ist schön schwammig. Genau die richtige Antwort für einen fast 14-Jährigen, der nicht wissen muss, wie mitgenommen Keizo von seiner eigenen Aussage ist. Der sowas nicht für seinen Bruder fürchten soll, obwohl es wohl bei Seto noch schlimmer sein könnte, wenn er irgendwann hier sitzt und seine Geschichte zu Protokoll gibt. Ich bitte Mokuba zeitig schlafen zu gehen und nicht auf zu bleiben und auf mich zu warten. Verspreche ihm, dass ich ihn morgen nach der Schule abhole und ihm dann alles erzähle. Bis dahin werd ich dann hoffentlich auch wissen, was genau ich Mokuba erzählen werde. Im Moment könnte ich das nämlich nicht. Denn im Moment wundert es mich wirklich, dass Keizo all das überlebt hat und sich nicht selbst ins Jenseits befördert hat. Er muss ein wirklich guten Therapeuten gehabt haben, der ihm dabei geholfen hat, das alles zu verarbeiten. Vielleicht sollte ich da mal nachforschen. Mokuba verabschiedet sich und sagt dann abschließend, dass er mich lieb habe. Ich bin im ersten Moment so perplex, dass ich nicht weiß, was ich erwidern soll. Klar, hab ich ihn auch lieb, immerhin kümmere ich mich um ihn und Seto seit acht Jahren. Doch ist es angebracht, Mokuba zu sagen, dass ich ihn auch lieb hab? Ich umschiff das Wort 'lieb' und erwidere nur 'ich dich auch'. Dann kann ich ihn tatsächlich lächeln hören, bevor er auflegt. Ich steck das Handy weg, betrete ein chinesisches Restaurant, welches eine vorzügliche Qualität hat und bestelle einmal die Karte rauf und runter, bevor ich gesondert für Keizo etwas ordere, was man nicht überall bekommen kann. Es ist nicht das Essen an sich, sondern die Zubereitung, die es besonders macht. Soweit ich weiß ist dieses Restaurant das einzige in der Region, welches es so zubereitet. Nach zwanzig Minuten kehr ich zum Präsidium zurück. Fast drei Stunden später ist das Gespräch nach fast fünfzehn Stunden zu Ende und ich fahre Megumi und Keizo nach Hause. Auf dem Weg frage ich, ob wir noch die Kleine irgendwo abholen sollen, doch Megumi verneint. Hoshi ist bei ihrem Großvater, der ganz vernarrt in seine Enkelin ist. Ich lächle und fahr sie zu ihrem Haus. Dort steig ich aus und helfe Megumi mit dem völlig erschöpften Keizo. An der Haustür bedankt sich Megumi bei mir und ich verabschiede mich. Gerade als ich mich wegdrehe kommt noch einmal Leben in Keizo, der mich fest in seine Arme zieht und mir dankt. Erst nach einem langen Augenblick löst er sich von mir und lässt sich von seiner Frau ins Haus bringen. Für einen weiteren Moment bleibe ich in der Dunkelheit vor dem Haus stehen, bevor ich zu meinem Auto zurück gehe. Kurz erwäge ich in meine alte Wohnung zu fahren und dort zu schlafen. Einerseits, weil sie näher ist. Andererseits, um nicht Setos Unmut weiter zu schüren. Vielleicht tut uns etwas Abstand gut. Doch irgendetwas in mir verbietet mir es mir so einfach zu machen. Ich hab Bockmist gebaut und ich werde Setos Wut und Ignoranz stoisch ertragen, wie ich es früher auch schon tat. Also mach ich mich auf den Weg zur Villa. Es ist fast zwei Uhr, als ich meinen Wagen in der Garage parke, aussteige und leise zur Haustür gehe. Ich schließe sie auf, schlüpfe aus meinen Schuhen, hänge meinen Mantel an die Garderobe und möchte mich dann zur Treppe wenden, als mir auffällt, dass im Wohnzimmer noch Licht brennt. Verwirrt geh ich auf den offenen Durchgang zu, als Seto plötzlich in diesen tritt. Er hat ein Buch in der Hand, das er nur mit einem Finger offen hält. Streng mustert er mich von unten nach oben und für einen Moment glaube ich, dass er etwas sagen möchte. Doch dann schaut er über seine Schulter zurück ins Wohnzimmer und nach einem Augenblick erkenne ich, dass auch Katsuya noch wach ist. Er schließt zu Seto auf und dann machen sich beide auf den Weg, an mir vorbei, zur Treppe. Als Katsuya an mir vorbei geht lächelt er mir nur sanft und aufmunternd zu, während er mir unauffällig zuzwinkert. Verwirrt blicke ich den beiden hinterher, bevor ich das Licht im Wohnzimmer in den Nachtmodus schalte, der das Licht nur drastisch dimmt, aber nicht ausgehen lässt, bevor ich auch die Treppe nach oben besteige, um zu meinem Zimmer zu kommen. Ohne das es mir wirklich bewusst ist lächle ich. . Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)