Ippo ni Yoko von MAC01 (Seto x Jou) ================================================================================ Kapitel 164: Einen Schritt nach hinten, um 'nein' zu sagen ---------------------------------------------------------- Ich stehe neben meinem Streuner – wobei diese Bezeichnung längst nicht mehr zutreffend ist. Seit den Winterferien ist er mein ständiger Begleiter und ist sogar hier eingezogen, um jederzeit für mich da zu sein. Er streunt also längst nicht mehr umher. Aber dieser Kosename ist geblieben und ich würde ihn nicht missen wollen. Wie sollte ich ihn sonst bezeichnen? Das ist ein Name, den nur ich verwenden darf. So wie nur er mich seinen Drachen nennt. Aber ich schweife ab… Ich stehe also neben meinem Streuner im Badezimmer, an dem Doppelwachbecken und wir putzen uns gerade die Zähne. Wollen gleich ins Bett. Doch irgendetwas stimmt nicht mit ihm. Ist anders als sonst. Seit dem frühen Abend. Das fing an, als er die Getränke aufstocken gegangen ist. Honda war ihm gefolgt und als die beiden ins Wohnzimmer zurück kamen, war da etwas… etwas worüber mein Streuner nachdachte. Die ganze Zeit über. Also frag ich ihn jetzt einfach, worüber er so eifrig nachdenkt. Er blickt mich auf diese verdutzte Weise an, wie nur er es kann. Mit diesen großen Augen und die Zahnbürste im Mundwinkel. Schaum von der Zahncreme, die aus seinem Mund quillt und langsam an seinem Kinn herunter läuft, während er mich weiter nur anschaut und dann undeutlich fragt, wovon ich rede. Derweil hab ich meinen Mund ausgespült und greife nach einem Handtuch. Trockne kurz Hände und Mund, bevor ich mit einer sauberen Ecke des Handtuches ihm den Schaum vom Kinn wische. Da erst scheint ihm bewusst zu werden, dass er noch mitten drin ist. Er schrubbt schnellt fertig und spült seinen Mund auch aus. Als er fertig ist und sich gerade mit seinem Handtuch das Gesicht abtrocknet erläutere ich ihm meine Beobachtung. Er hält plötzlich inne und schaut mich – weiterhin mit großen Augen – an. Aber der Ausdruck in den Augen hat sich gewandelt. Von der Ahnungslosigkeit ist nichts mehr übrig. Dafür scheint gerade etwas Panik in ihm aufzusteigen. Wenn es etwas ist, was meinem Streuner in die Panik treibt, muss es etwas Schlimmes sein. Also trete ich einen Schritt näher auf ihn zu und lege meine Arme locker um seine Hüfte. Frage sanft ein weiteres Mal, was los ist. Er schluckt. Dann meint er zu mir, dass er vorhin in der Küche mit Honda ein Gespräch hatte und im Zuge dieses Gespräch hat Honda eine Bitte geäußert. Es geht um Honda? Warum hat mein Streuner dann solche Panik? Ich hake also nach, um was für eine Bitte es sich gehandelt hat und Katsuya eröffnet mir, dass sich die Bitte eigentlich an mich richtet. Jetzt bin ich es, der mit großen Augen dreinblickt. Wenn Honda eine Bitte an mich hat, warum trägt er sie dann meinem Freund und nicht mir direkt vor? So schnell, wie ich diese Frage geäußert habe, beginnt es mir zu dämmern. Es geht darum, was er über mich weiß. Katsuya legt eine Hand an meine Wange. Sanft lächelt er mich an. Er weiß bereits, dass ich ahne, um was es geht. Schließlich sagt er mir ohne weiteres Zögern, dass Honda gefragt hat, ob er Otogi ins Vertrauen ziehen darf. Ich erstarre. Es ist nicht so, dass das eine bewusste Reaktion ist. Es ist nur diese Vorstellung, dass es noch jemand erfahren könnte, die mich für einen langen Moment inne halten lässt. Noch vor einem knappen halben Jahr hat es mich in Panik versetzt, dass irgendwer – egal wer – etwas davon erfährt. Dann kam mir Katsuya zu Hilfe. Durch ihn gewann ich das Selbstvertrauen meinem Bruder von dem Scheiß zu erzählen. Dann die Erkenntnis, dass Isono mehr wusste, als ich dachte. Schließlich – durch Notwendigkeit – Honda, der einen Blick hinter meine Fassade warf. Die anderen von Katsuyas Freunde wissen auch mehr, als sie sollte. Sie wissen von den Albträumen und den Schreien, wenn es ein besonders heftiger Traum ist. Durch… meine Paranoia erfuhren sie von meinen Narben. Jetzt soll ich einen von ihnen auch noch hinter meine Fassade lassen. Wie… wie stellt Katsyua sich das vor? Und dann noch Otogi? Otogi sehe ich von allen aus der Clique als den mir am ähnlichsten. Als Kollege und Rivale. Und dem soll ich meine Vergangenheit anvertrauen? Was, wenn er dieses Wissen nutzt um mich irgendwann zu diskreditieren, um sich einen Vorteil zu verschaffen? Nein… das ist die Angst, die aus mir heraus spricht. Sie ist ein schlechter Berater und hat mich in der Vergangenheit schon öfters fehlgeleitet. Also frage ich meinen Streuner, ob er Otogi für vertrauenswürdig hält. Scheinbar hat er diese Reaktion nicht von mir erwartet. Schön, dass ich meinen Freund tatsächlich hin und wieder mal überraschen kann. Das kommt selten vor. Mein Streuner antwortet, wie es typisch für seine Clique ist: Er vertraut Honda und Honda vertraut Otogi, also vertraut er auch Otogi. Ja,… toll… nicht hilfreich. Damit wende ich mich ab und verlasse das Badezimmer, um ins Schlafzimmer zu gehen. Er folgt mir, greift nach meiner Hand und bleibt stehen. Dadurch muss ich auch stoppen und werde durch meine Bewegungsenergie und der Fixierung an unseren Händen zu ihm umgedreht. Ich setze meinen 'auf gar keinen Fall'-Blick auf. Also frag ich ihn, ob er Otogi vertrauen würde, wenn Honda nicht mit ihm zusammen wäre. Daraufhin meint er, dass der 'Würfelfreak' ihn für einen Tag in ein Hundekostüm gesteckt habe und er dennoch mittlerweile Teil seines Freundeskreises ist. Was mir das sagt, will er schließlich wissen. Ich seufze und tu mich immer noch schwer mit diesem Gedanken. Daher schüttle ich den Kopf. Schon jetzt fühl ich mich zu oft wie auf dem Präsentierteller. Wenn es jetzt noch einer weiß… warum dann nicht auch noch Yugi und Bakura sagen? Die beiden wären schließlich die letzten beiden, die es dann nicht wüssten. Wieder streicht Katsuya mir sanft über die Wange, während er mich näher zu sich zieht und mich anlächelt. Ganz behutsam meint er dann zu mir, dass sie es sowieso früher oder später erfahren werden. Perplex schau ich ihn an. Dann meint er, dass ich Kogoro nicht einfach davon kommen lassen kann… dass ich mit Detective Nagasato zusammen arbeiten sollte, um ihn Ding fest zu machen. Gequält will ich mich wegdrehen, doch das lässt mein Streuner nicht zu. Flüstert mir zu, dass Mokuba, Isono, Honda und er hinter mir und an meiner Seite stehen werden. Sie mich dabei unterstützen und mir den Rücken stärken werden. Dann meint er, dass auch die anderen aus der Clique das tun würden, wenn ich ihnen die Chance geben würde. Ein mulmiges Gefühl steigt in mir auf. Wenn ich es der Clique erzähle, dann ist es nicht mehr aufzuhalten. Wenn auch nur einer – sei es nur aus Wut – sich bei einem anderen, der nicht zur Clique gehört, Luft machen würde… und der es dann weiter erzählt, dann würde es bald wirklich jeder wissen. Also heb ich abwehrend meine Hände und schüttel erneut den Kopf. Nein zu Otogi. Nein zur Clique. Und entschieden nein zu Detective Nagasato. Meine Privatsache, bleibt meine Privatsache. Und dennoch… hab ich bereits einen Notfallplan in die Wege geleitet, für den Fall, dass alles über mich herein bricht. Denn ich muss vorbereitet sein. Muss… die Kontrolle behalten. Sanft küsst mich Katsuya und scheint weder böse, noch enttäuscht zu sein. Das kann ich nicht verstehen. Wenn ich mir gegenüber stehen würde, dann wäre ich vermutlich am laufenden Band enttäuscht von mir. Doch mein blonder Streuner… nicht. Er ist ein ganz besonderer Mensch und ich wüsste nicht, wo ich heute wäre, wenn er nicht gewesen wäre oder was ich ohne ihn tun würde. Und da wird mir eines sehr deutlich klar: Ich will, dass er für immer an meiner Seite bleibt! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)