Ippo ni Yoko von MAC01 (Seto x Jou) ================================================================================ Kapitel 150: Einen Schritt voraus sein -------------------------------------- Ich sitze in meinem Büro und schau aus dem Fenster anstatt etwas Produktives zu tun. Meine Konzentration hat mich ohnehin im Stich gelassen. Stattdessen kreisen meine Gedanken um die Sache mit den Detectives und den neuen Informationen, die ich Dank Detective Nagasato bekommen habe. Ich muss wissen, ob das alles wirklich so ist, wie die Frau es mir erzählt hat oder ob sie mir ein Märchen erzählt hat, um meine Mitarbeit zu erzwingen. Daher betreibe ich ein wenig Recherche – was in meinem Fall bedeutet, dass ich mich in den Server der Polizei einhacke - und meine Vermutung wird bestätigt: Kogoro wurde heute Morgen auf Kaution entlassen. Als wenig später die Polizei den sechszehnjährigen Daira Emon im Krankenhaus befragen wollten war dieser auf Wunsch der Eltern bereits entlassen worden. Als die Polizei dann versuchte bei der Familie Daira Zuhause – eine Bruchbude in einer sozialschwachen Gegend – mit dem Jungen zu sprechen verweigerten die Eltern dies. Sie seien nicht daran interessiert das unsittliche Treiben ihres Sohnes publik zu machen. Als ob es die Schuld des Jungen sei. Im Laufe des Vormittags haben die beiden Detectives scheinbar die zwei Konten der Eltern gecheckt und heraus gefunden, dass auf das Konto des Vaters eine erhebliche Summe eingezahlt worden war. Die Herkunft des Geldes konnte nicht geklärt werden. Sicher ist nur, dass das Geld von einem Konto auf den Cayman Island stammt. Aber wem dieses Konto gehört… ist nicht zu ermitteln. Ich könnte meinen Arsch darauf verwetten, dass es Kogoro gehört. Er hatte schon immer mehrere Quellen für Einkünfte. Manche waren legal und wurden versteuert, andere waren es nicht. Die Gewinne aus solchen Geschäften mussten ja schließlich irgendwo bleiben. Verdammt. Und ich hatte wirklich gedacht, dass ich ihn endlich losgeworden wäre. Vor allem nach dem, was er auf der Gala versucht hat. Allein bei diesem Gedanken wird dieses flaue Gefühl in meinem Magen wieder stärker. Aber ich werde mich jetzt nicht übergeben! Tatsächlich ergeben meine 'Nachforschungen', dass er in den letzten drei Jahren, seitdem ich ihn als Vorstandsmitglied der Kaiba Corp. entlassen habe, mehrfach angezeigt worden ist. Doch nie ist etwas passiert. Immer wurden die Anzeigen kurze Zeit später wieder zurück gezogen. Und immer konnte die Polizei feststellen, dass die Opfer zu Geld gekommen sind. Natürlich lass ich es mir nicht nehmen mir die Akte von Kogoro näher anzuschauen… und ich bereue meine Neugierde direkt. Mir läuft es kalt den Rücken runter, als ich mir die Fotos der Opfer ansehe: Die sieben Opfer sind alle zwischen 15 und 17 Jahre alt. Alle haben einen recht hellen Teint, eine schlanke Figur und braunes Haar. Die Augen variierten von grau über graublau, bis zu blaugrün. Als die Fotos nebeneinander aufgehen stockt mir der Atem. Sie alle… haben eine gewisse Ähnlichkeit zu mir. In einem Bericht von Nagasato steht, dass sie vermutet, dass es sich bei den Opfern nur um Stellvertreter handle. Weiter heißt es, dass sie vermutet, dass das eigentliche Objekt von Kogoros Begierde außerhalb seiner Reichweite liegt. Allerdings geht sie davon aus, dass dieses Objekt tot ist. Nein. Ich bin nicht tot… auch wenn es eine Zeit gab, in der ich es gerne gewesen wäre. Ich will die Akte schon schließen, als ich Zeuge davon werde, wie die Akte geupdatet wird. Ein Hoch auf die Vernetzung und das Zeitalter des Internets. Da ich mich nur als 'Leser' eingeschmuggelt habe, kann man meine Anwesenheit nicht bemerken. Scheinbar bringt Nagasato die Akte auf den neusten Stand. Komisch. Die Akte schien mir doch recht aktuell. Dann sehe ich, dass ein neues Foto hochgeladen wird. Himmel… bitte lass es kein weiteres Opfer sein. So dämlich kann Kogoro doch gar nicht sein, dass er direkt nach der Entlassung sich ein weiteres Opfer gesucht hat. Als das Foto oben ist klicke ich an und schrecke von meinem Schreibtisch zurück, so dass mein Stuhl wegrollt und gegen die Wand knallt, während ich mit wackligen Beinen und vorgehaltener Hand da stehe und nicht glauben kann, was ich sehe. Das neue Foto wurde vor alle anderen Opfer eingeschoben und zeigt mich! Mich in Schuluniform aus der ersten Klasse der Oberschule. Wie… wie ist Detective Nagasato da ran gekommen? Es gibt auch einen neuen Akteneintrag. Ich hol meinen Stuhl zurück und setz mich. Mit zittrigen Fingern öffne ich den Eintrag und spüre, wie mir das letzte bisschen Farbe aus dem Gesicht weicht. Nagasato schildert ihren Verdacht, dass ich Opfer Null bin. Sie führt die – mittlerweile verschwundenen – Bilder als Beweis für ihre Mutmaßung an. Die Bilder seien alle vor dem ersten bekannten Opfer entstanden und zeigen mich in eindeutig sexuellen Posen, teilweise unbekleidet, teilweise gänzlich nackt. Neben eindeutigen Posen seien auch Fotographien vorhanden gewesen, die wohl direkt nach einem Missbrauch entstanden seien. Mir stockt der Atem. Was? Ich spüre, wie die Übelkeit in mir aufsteigt und ich weiß, dass ich sie dieses Mal nicht unterdrücken oder aufhalten kann. Also trenne ich die Verbindung zum Polizeiserver, stehe auf und spüre, dass ich mich beeilen muss. So stürz ich in das Badezimmer und übergebe mich. Scheiße! Das ist alles, was mir gerade durch den Kopf geht. Wie konnte dieser Arsch nur so unvorsichtig sein und diese Bilder so… so… dämlich verstecken, dass sie so leicht zu finden waren? In meinem Inneren weiß ich, dass Nagasato nicht mehr locker lassen wird. Sie wird sich in mich verbeißen und erst nachlassen, wenn ich das tue, was ich nicht will: Eine Aussage. Zusammen mit einer Anzeige gegen Kogoro. Dem wird eine Gerichtsverhandlung folgen und jeder wird davon erfahren. Erfahren, was ich so mühevoll versteckt habe. Wieder muss ich würgen. Wenn es alle erfahren… dann sicherlich auch das Jugendamt… Mokuba! Was, wenn der Idiot von Sachbearbeiter diese Schwäche dazu nutzen will mir das Sorgerecht für Mokuba wegzunehmen? Wieder würge ich und übergebe mich. Ich kann nix dagegen tun. Dieser Gedanke… diese meine größte Angst… kombiniert mit meinem Albtraum, der mich scheinbar immer wieder einholt und mein Leben droht zu ruiniere, ist kaum zu ertragen. Nach ein paar Minuten lässt das Erbrechen endlich nach. Ich spüle die Toilette, steh langsam auf und wanke an das Waschbecken. Dort seh ich im Spiegel, wie scheiße ich aussehe. Also dreh ich das Wasser auf und wasche mir das Gesicht. Dann öffne ich das Schränkchen, welches sich hinter dem eleganten, neuen Spiegel verbirgt und hole eine Zahnbürste und Mundwasser hervor. Ich putze Minutenlang die Zähne, bevor ich dann scheinbar endlos immer wieder gurgel. Als ich ein Klopfen aus meinem Büro höre spucke ich das Mundwasser aus, trockne mein Gesicht und die Hände und verlasse dann das Badezimmer. In meinem Büro stehen Katsuya und Mokuba. Was wollen die beiden hier? Erst als ich noch ein paar Schritte gehe, sehe ich den offensichtlichen Grund und bleibe in der Bewegung stehen. Fassungslos mustere ich das völlig lädierte Gesicht meines kleinen Bruders und gehe zögerlich auf ihn zu. Die Gedanken, die mich ins Badezimmer getrieben haben spielen auf einmal gar keine Rolle mehr. Alles was ich wissen will ist, wer das war. Wer hat es gewagt eine Hand an meinen Bruder zu legen? Nur zögerlich erzählt mir Mokuba von seinen Problemen, die er seit Februar hat… Himmel, das sind fast drei volle Monate… warum hat er mir das nicht schon früher erzählt? Doch er kontert nur damit, dass es keinen Unterschied gemacht hätte. Klar, ich kann jetzt das Gespräch mit seiner Schule suchen und sie zwingen ein Programm gegen Mobbing umzusetzen. Doch den anderen Kindern würde das am Arsch vorbei gehen. Keiner würde sich durch so ein Programm in Frage stellen und seine Handlungen überdenken. Das einzige, was das alles zur Folge hätte, wäre, dass die anderen Kinder noch viel heftiger auf ihn reagieren würden. Ich denke einen Moment über seine Worte nach und muss erkennen, dass er Recht hat. Nichts desto trotz fordere ich eine Antwort von ihm. Will wissen, wer ihn verprügelt hat. Nur widerwillig rückt mein kleiner Bruder mit den Namen heraus. Dann zieh ich ihn zu mir in den Arm und versichere ihm, dass ich mich darum kümmern werde. Das werde ich… ich werde erst das Gespräch mit den Eltern suchen und sollte das nichts bringen, werde ich wohl mal mein altes Ich auskramen. Mal schauen, wo die Eltern der drei Jungs, die Mokuba so heftig drangsalieren, arbeiten. Wozu hab ich so viel Geld? Wenn sie ihre Kinder nicht zur Räson bringen wollen oder können, werde ich mal schauen, ob sie mehr zustande bringen, wenn ich ihr Chef bin und mit Kündigung drohe. Und sollte das auch nichts helfen, dann werde ich sie schon 'überzeugen', dass ihre Bratzen auf einer anderen Schule besser aufgehoben seien. Warum soll ich Mokuba von der Schule nehmen, wo er sich so gut macht, Klassenbester ist, mittlerweile einem Sportclub angehört und sich einbringt? Seh ich gar nicht ein, das mein Bruder das alles aufgeben muss, nur weil irgendwelche Eltern mit ihren Kindern überfordert sind und scheinbar nicht erziehen können? Als ich mich von meinem kleinen Bruder löse lächle ich ihn sanft an und verspreche ihm, dass alles gut werden wird. Er schaut mich mit seinen großen, kindlichen Augen traurig an und nickt dann schließlich. Jetzt umarmt er mich noch einmal feste und ich erwidere diese Umarmung. Eine Umarmung, die ich ihm früher nicht schenken konnte, weil ich keine Nähe, egal von wem, ertragen habe. Ich will verdammt sein, wenn mir irgendein Schreibtischhengst das wegenehmen will. Für einen Moment hab ich das Gefühl, dass Mokuba noch etwas sagen will, doch dann entscheidet er sich anders. Katsuya lächelt mich nur stolz an und nickt mir zu. Scheinbar hab ich etwas verpasst, denn ich verstehe nicht so recht, worauf Katsuya stolz ist. Aber ich erwidere sein Lächeln und nicke zurück. Dann verlassen die beiden mein Büro, wobei mein Streuner anmerkt, dass es in einer Stunde Essen gibt. Als die beiden mein Büro wieder verlassen haben gehe ich zurück zu meinem Schreibtisch, greife nach meinem Telefon und drücke eine Schnellwahltaste. Ich muss mich vorbereiten. Auf was? Auf alles! Einfach alles! Ich kann das nicht alles einfach so auf mich zukommen lassen. Muss gewappnet sein, um mich gegen jeden möglichen Angriff wehren zu können. Immer drei Schritte den Gegnern voraus sein, hallt es durch meinen Kopf und so sehr ich die Stimme, die die Worte formuliert, hasse… so sehr muss ich einräumen, dass sie Recht hat. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)