Ippo ni Yoko von MAC01 (Seto x Jou) ================================================================================ Kapitel 143: Einen Schritt durch die Konfusion ---------------------------------------------- Während Seto und Katsuya im Bad sind bin ich in mein Zimmer, um mich zu duschen und anzuziehen. So einen Albtraum mal wirklich zu sehen war etwas ganz anderes, anstatt ihn durch die geschlossene Tür mitzuerleben. Diese Angst, Panik und den Schmerz in Setos Gesicht zu sehen. Zu sehen, wie er weint und um seine Fassung kämpft. Letztes Jahr hab ich ihn noch dafür verdammt, dass er mich ausgesperrt hat und mir verweigert hat, ihn so zu erleben. Heute... bin ich dafür dankbar. Ich glaube vor ein paar Monaten hätte ich diesen Anblick nicht ertragen. Egal was ich damals geglaubt habe. Heute... wundert es mich, dass er überhaupt Nächte hat, in denen er scheinbar keine Albträume hat. Ich bewundere meinen großen Bruder. Schon immer hab ich ihn für stark gehalten, doch seit diesem Erwachen weiß ich erst, wie stark er wirklich ist. Trotz all dem Schrecken, dem er ständig ausgesetzt ist, steht er jeden Morgen auf. Bewältigt seinen Tag. Versucht mit Katsuya glücklich zu werden. Und das hat er sich wirklich verdient: glücklich werden! Vor allem spiegelt sich seine Stärke im Umgang mit Keizo wieder... ich weiß nicht, ob ich die Kraft oder die Stärke hätte jeden Sonntag mit einem meiner Vergewaltiger so etwas wie ein Kampfsporttraining zu bewältigen. Ich mein, ich bin nicht doof. Immer wieder hab ich bemerkt, wie Seto Keizos Berührungen auswich und vermied mit diesem Übungen zu machen. So ergibt es auch endlich Sinn, dass er am Anfang nicht wollte, dass auch ich mit Keizo im Rahmen der Übungen körperlichen Kontakt habe. Aber... aber wenn Keizo ihn vergewaltigt hat... wie lässt sich erklären, dass er zunächst seinen Widerstand gegen die Übungen zwischen Keizo und mir aufgegeben hat und letzte Woche sogar selbst mit diesem... mir fällt keine passende Bezeichnung für Keizo ein. Aber er hat letzte Woche selbst eine Übung mit Keizo absolviert. Diese Wurftechnikübung. Ist das kein Widerspruch? Nein. Keizo selbst hat es mir doch gestern Abend eingestanden und als Vergewaltigung bezeichnet. Und so jemanden hab ich bewundert und nachgeifert. Ich lehne meine Stirn an die Fließe, während heißes Wasser auf mich herab prasselt. Das alles passt nicht zusammen. Es passt nicht... es erklärt einiges und wirft doch gleichzeitig wieder Fragen auf. Würde eine Frau wirklich einen Vergewaltiger heiraten, mit ihm ein Kind bekommen und täglich zusammenleben? Weiß seine Frau überhaupt etwas davon. Ich glaube nicht. Vielleicht sollte ihr jemand mal die Augen öffnen? Oh man, ich spür, wie die Wut in mir aufwallt. Die gleiche Wut, die mich gestern weinen ließ, als Keizo mir endlich die Wahrheit erzählt hatte. Warum... warum hat mir Seto nicht alles erzählt? Warum denkt er immer wieder, dass er mir was vorenthalten oder etwas entschärfen müsste für mich. Obwohl... ich hätte gut darauf verzichten können, davon zu erfahren. Ach ich bin so verwirrt... ich weiß langsam selbst nicht mehr, was ich denken oder fühlen soll. Nur bei einem bin ich mir sicher: Ich liebe meinen Bruder und er ist für mich der stärkste Mensch auf der Welt! Aber wie soll es nur weitergehen? Morgen haben wir wieder Training. Wird Keizo mit seiner Frau zusammen kommen und so tun, als wäre nichts gewesen? Und falls ja, wie soll ich dann reagieren? Auch so tun, als wäre alles wie immer? Oder soll ich mich weigern mit diesem Vergewaltiger zu trainieren. Ich könnte auch mit ihm trainieren und richtig zuschlagen, damit er mal ansatzweise spürt, was für ein Schmerz er Seto zugefügt hat. Vielleicht sollte ich mit Seto darüber reden. Doch... als er bemerkt hat, dass ich es wohl weiß, wie auch immer er das gemerkt hat, hat er richtig doll geweint. Ich hebe meinen Kopf und schau zur Badezimmertür. Nicht... nicht das sich Seto wieder Selbstvorwürfe macht und glaubt, er sei ein schlechter Bruder oder so... Eilig trete ich aus der Dusche und trockne mich ab. Na ja... ich... ist auch egal. Noch total feucht zieh ich mir eilig Sachen an und eile aus meinem Zimmer zurück in das meines Bruders. Im Vorraum kann ich schon Katsuyas Stimme hören, wie er meinem Bruder den Kopf wäscht. Ihm energisch sagt, dass er kein schlechter Bruder sei und er aufhören soll in Selbstmitleid zu versinken. Sofort stürm ich rein. Seto blickt mich erschrocken und mit immer noch geröteten Augen an. Dann schling ich auch schon meine Arme um ihn und spüre, wie er mich sanft umarmt. Ich wiederhole, was ich ihm schon einmal gesagt habe, nämlich dass er der beste Bruder auf der Welt ist und ich ihn lieb hab. Bitte ihn aufzuhören, sich selbst runterzumachen oder an sich zu zweifeln. Er stemmt mich ein wenig von sich und blickt mich an. Wieder laufen ihm dicke Tränen über die Wange. Ich hebe meine Hände an sein Gesicht und streiche mit den Daumen die Tränen von den Wangen. Dann versuch ich ihn anzulächeln. Sage ihm, dass wann immer ich ihn brauche, er für mich da ist und er sich immer gut um mich gekümmert hat, egal ob es im Waisenhaus oder später bei Gozaburo war. Das ich nur so eine schöne Kindheit haben konnte, weil er mir das ermöglicht hat und die Grausamkeit des Alten auf sich gezogen hat. Und das er genug geopfert hat. Das es nun an mir ist, ihm etwas zurück zu geben, denn so ist das bei Brüdern. Es ist ein Geben und Nehmen und wenn man gerade nicht geben kann, dann ist nichts dabei zu nehmen. Für einen langen Moment blickt er mich mit seinen blauen Augen an und lächelt mich dann sanft an. Dann drückt er mich wieder fest an sich und flüstert mir ein 'Danke' ins Ohr. Nicht dafür, Seto... Dann ist es an mir, nach einer kleinen Weile mich etwas von ihm weg zu stemmen und ihn ernst anzuschauen, bevor ich anfange zu erklären, dass er aufhören muss schlimme Dinge vor mir zu verstecken. Dass es nicht länger geht, dass er mir nur die Hälfte erzählt oder Sachverhalte verharmlost, nur weil er denkt, dass ich es nicht ertragen kann. Jetzt schau ich ihn lange und eindringlich an und er hält meinem Blick stand. Dann nickt er und streicht mir durch mein viel zu nasses Haar. Dann hör ich ihn fragen, ob es okay wäre, wenn er später mit in meine Sitzung käme, dann könnten wir gemeinsam über Keizo reden. Erstaunt blick ich ihn an. Das ist das erste Mal, dass Seto mit mir - freiwillig und vor allem von sich aus - mit mir eine Therapiestunde absolvieren möchte. Ich kann vor lauter Staunen nur nicken. Ist das endlich ein Schritt vorwärts, auf den ich schon seit Monate warte? Ich will ihn schon fragen, ob wir dann auch über das reden können, was gestern Abend geschehen ist, aber ich will nicht so wirken, als ob ich mit dem kleinen Finger nicht zufrieden wäre. Vielleicht ergibt sich ja dieser Teil vom Gespräch ganz von selbst, denn wenn wir über Keizo reden, dann wird Kai sicherlich wissen, wie ich jetzt an die Wahrheit gekommen bin. Schließlich legt mir Katsuya eine Hand auf meinen Rücken und zieht sie sofort wieder weg. Das Wasser aus meinen Haaren hat das Shirt hinten völlig durchtränkt. Daher schickt mich der Blonde wieder in mein Zimmer. Ich soll mein Haar etwas frottieren, mich abtrocknen und mir trockene Sachen anziehen. Ich nicke nur und will mich schon abwenden. Da greift Seto noch einmal nach meinem Handgelenk, zieht mich zu sich und drückt mich noch einmal - ungeachtet der Nässe - richtig fest an sich. Diese Umarmung erwidere ich lange. Ich habe so lange darauf gewartet, dass ich meinen großen Bruder länger als ein paar Sekunden umarmen darf und dass er jetzt von sich aus mich so umarmt... hätte ich mir nie erträumen lassen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)