Ippo ni Yoko von MAC01 (Seto x Jou) ================================================================================ Kapitel 45: Einen Schritt ins neue Jahr --------------------------------------- Es ist kurz vor Mitternacht. Alle stehen vom Esstisch auf und streben zur Garderobe, um dort in ihre Jacken, Parker und Mäntel zu schlüpfen und sich dann auf der Wohnzimmerterrasse einzufinden. Nur ich und Seto bleiben noch einen Moment länger sitzen. Sanft lege ich ihm meine Hand an die Wange und er blicke überrascht zu mir auf. Zögerlich lächelt er mich an. Ich rutsch näher an ihn ran und zieh seinen Kopf auf meine Schulter. Ich spüre, wie er schluckt. Das gemeinsame Essen hat ihn viel Kraft gekostet, dass sehe ich ihm an. Daher hoff ich ihm mit meiner Nähe etwas Kraft schenken zu können, für den letzten Teil dieser ganz besonderen Nacht. Langsam richtet er sich wieder auf und lächelt mich immer noch an. Er wirkt unendlich müde! Noch immer ist er ganz blass, aber die Augenrötung ist etwas geschwunden. Mein Blick fällt auf seinen Teller, den er mit einer Stoffservierte abgedeckt hat. Als ich die Stoffservierte von seinem Teller ziehe, sehe ich, dass er eigentlich gar nichts gegessen hat. Er senkt fast beschämt den Kopf und seinen Blick und zieht die Servierte wieder über seinen Teller. Er habe einfach keinen Hunger gehabt, meint er leise zu mir. Wieder streich ich ihm sanft über die Wange und mein, dass das doch in Ordnung sei. Ganz behutsam lege ich meine Lippen auf seine und er erwidert hungrig den Kuss. Seine Hand geht an meine Wange und fährt mir dann in mein Haar. Hält mich, als ob er Angst hätte, dass ich einfach so verschwinden könnte. Ich akzeptiere seine Forderung nach mehr Intensität und steigere den Druck. Vorsichtig öffnen sich seine Lippen und unsere Zungen berühren sich erst zaghaft, bevor sie in einen kräftigen Ringkampf gehen. Ich spüre, wie mir heiß wird. Meine Hand hat sich um seinen Rücken gelegt und ihn ein wenig näher an mich herangezogen. Doch ich fürchte, dass das gerade nicht so geschickt von mir war. Hastig bricht mein Drache den Kuss auf einmal ab. Wir beide ringen nach Atem, während er sich ein wenig von mir wegdreht. Seine andere Hand hat sich um die Tischkante gekrallt. Während mein Drachen mit geschocktem Blick auf seinen Teller stiert löse ich ganz vorsichtig seine Hand von der Kante und verschränke meine Finger mit seinen. Jetzt bin ich es, der die Hand an seine Wange legt und mit meiner Stirn sanft seine berührt. Ich kann spüren, wie heftig sein Herz schlägt. Er schluckt. Leise flüstere ich ihm zu, dass nur ich hier bin. Sonst keiner! Ich alleine! Dann lockert sich seine Haltung ein wenig und er blickt mich wieder an. Lächelt zaghaft. Entschuldigt sich für das abrupte Ende unseres Kusses. Ich erwidere sanft sein Lächeln und mein, dass er sich dafür nicht entschuldigen muss. Langsam löse ich mich von ihm. Meine Hand in seinem Rücken hat ihm einen Schrecken versetzt. Ihn in Panik versetzt. Innerlich schüttel ich tadeln den Kopf. Nach dem, was er mir vorhin erzählt hat, hätte ich diesen Kuss erst gar nicht anfangen dürfen. Nicht heute. Doch er war so unwiderstehlich und ich konnte einfach nicht anders. Ich steh auf und zieh ihn zu mir. Lange schaue ich ihm in die Augen, während er zurück blickt. Er sucht etwas! Als er was auch immer nicht finden kann lächelt er glücklich und beruhigt. Ich erwidere sein Lächeln sanft und zieh ihn dann Richtung Küchentür. An der Garderobe reiche ich ihm seinen Mantel, während ich in meinen Parker schlüpfe. Ich halte auf einmal inne. Zögerlich blicke ich zu ihm, umarme ihn fest und bedanke mich bei ihm. Als ich mich langsam von ihm löse, blickt er mich nur fragend an. Ich lächle ihn kess an. Es habe gedauert, aber irgendwann bin auch ich drauf gekommen, dass mein Parker nur von einer Person kommen kann! Immerhin fehlen in der Jacke alle üblichen Labels und ich konnte nirgends in der Stadt oder im Internet auch nur einen Laden finden, der diese Jacke verkauft. Er schmunzelt mich zufrieden an, zieht mir meinen Parker über die Schulter, so dass er richtig sitzt und zupft ihn vorne zurecht. Ich kichere kurz. Das ist das erste Mal, dass Seto eine solche Fürsorge mir gegenüber aufkommen lässt und es offen zeigt. Ganz flüchtig drück ich ihm sanft einen Kuss auf und dann eilen wir durch das Wohnzimmer zur Terrasse, auf der schon die anderen warten. Gerade als wir auf die Terrasse kommen löscht Otogi im Wohnzimmer das Licht. Ich steh hinter Seto, lege meine Arme um ihn und zieh ihn etwas näher an mich. Dann wird auch das Licht auf der Terrasse gelöscht. Ich kann spüren, wie Seto sich anfängt anzuspannen. Ich festige meine Umarmung ein wenig, um ihm zu zeigen, dass ich bei ihm bin und alles gut ist. Er begrüßt die Geste und drückt sich mit seinem Rücken etwas gegen meine Brust. Ich lege meinen Kopf auf seine Schulter. Der Mond scheint voll über uns und spendet wenigstens etwas Licht. Dann kommen Honda und Otogi zu uns. Seto spannt sich noch ein wenig mehr an. Sie wenden sich direkt an meinen Drachen und fragen, ob es okay wäre, wenn Mokuba mit zu den vorbereiteten Flaschen gehen würde, in denen die ersten Raketen schon drin stecken. Seto's Miene regt sich kein Stück, aber ich kann seine Überraschung erahnen. Er nickt schließlich zustimmend und Mokuba jauchzt vor Freude, während er mit den beiden in den frischen Schnee stapft, der hier im Garten bald zwanzig Zentimeter hoch liegt. Otogi blickt auf seine Smartwatch und beginnt dann laut den Countdown runter zu zählen. Anfangs alleine, dann stimmen Honda und Mokuba ein, schließlich auch Yugi, Ryou und ich. Bei 2 zünden Honda und Otogi die ersten Lunten an, die exakt bei 0 aufgebraucht sind und die Raketen starten. Weiter hinten sehen wir das aufsteigende Feuerwerk der Stadt. Alle beginnen sich ein frohes neues Jahr zu wünschen. Doch dann explodieren die ersten Raketen und Seto zuckt heftig zusammen. Ryou zündet einige Böller und mein Drache erschrickt erneut. Isono lässt die Sektflasche, die er mitgebracht hat, ploppen, während weitere Raketen mit lautem Knallen in ein Farbspektakel verwandelt werden, die Kugeln und andere kunstvolle Objekte in den dunklen Nachthimmel zaubern. Die anderen rennen jetzt auch unten im Garten rum und feiern den Jahreswechsel freudig und mit wildem Jauchzen, während Isono Becher verteilt. Immer wieder zuckt Seto zusammen und dann hab ich das Gefühl, dass Seto plötzlich die Luft anhält, während er völlig versteift in meinem Arm steht. Ich schieb mich sanft vor ihn und lege ihm meine Hände an die Wange. Tränen haben sich gelöst und laufen ihm über die Wange. Vorsichtig streich ich sie ihm weg. Auf einmal wendet er sich ruckartig ab und eilt zur Terrassentür. Ich eil ihm nach. Er rennt praktisch weiter durch das dunkle Wohnzimmer, während ich die Tür hinter mir zuziehe. Als ich aus dem Wohnzimmer komme sehe ich ihn gerade am oberen Ende der Treppe in Richtung seines Zimmers verschwinden. Jetzt beginn auch ich zu rennen, doch als ich oben ankomme, verschwindet er gerade in seinem Zimmer. Als ich am Zimmer ankomme und die Tür öffne räumt mein Drachen gerade mit einem Arm die Bilder von der Kommode, bevor er die Topfpflanze daneben umwirft. Ich schließe die Tür hinter mir und mein Drachen schreit voller Frustration und Schmerz. Noch immer dringen von draußen das Knallen der Raketen, Böller und Knallfrösche ins Zimmer. Immer wieder zuckt er zusammen. Er will gerade seinen Frust an der zweiten Zimmerpflanze auslassen, als ich mich vor ihn schiebe und seine Hände bändige. Verzweifelt zerrt er an meinem Griff, doch wie sonst auch, kann er sich daraus nicht befreien. Genauso wenig, wie er sich aus seiner Panik selbst befreien kann, die gerade sein Handeln und Denken kontrolliert. Eine Rakete zischt lautstark am Fenster vorbei, bevor sie mit einem extrem lauten Knall in der Nähe explodiert. Seto schreckt so heftig zusammen, dass er auf die Knie sinkt und sich seine Hände, die ich ihm Schreck freigegeben habe, über seine Ohren schiebt. Er schluchzt laut auf und kann das Zittern nicht länger unterdrücken. Vorsichtig knie ich mich vor ihn und lege schützend meine Arme um ihn. Er presst sich mit seiner Stirn gegen meine Brust. Immer wieder murmelt mein Drachen etwas, aber ich kann es erst nicht verstehen. Erst nach einigen Wiederholungen kann ich verstehen, dass er immer wieder 'Nein' und 'Aufhören' murmelt. Ich bezweifle, dass er meine Freunde und das rumböllern meint. Es ist ein erneuter Wachtraum erkenne ich schließlich. Das Böllern muss in ihm eine erneute Erinnerung von diesem schrecklichen Tag ausgelöst haben, von dem er mir vor Stunden erzählt hat. Ich zieh ihn weiter an mich heran und er presst sich schutzsuchend an mich. Doch immer wieder, wenn draußen Raketen im Nachthimmel explodieren zuckt er weiter zusammen. Ich blick kurz hinter mich zum Bett und beginne die große Tagesdecke runterzuziehen. Vorsichtig zieh ich sie über unsere Köpfe. Sie dämpft die Laute etwas. Vielleicht genug, damit Seto sich beruhigen kann. Es dauert über eine Stunde, bis er sich beruhigt hat und völlig ermattet an meiner Brust gelehnt kauert, die Beine eng an seine Brust gezogen, ein Arm eng um sich geschlungen, während der andere sich mit der Hand in mein Oberteil krallt. Schließlich hör ich ihn ganz leise 'Entschuldige' flüstern. Er bedaure, dass er mir diesen speziellen Tag vermiest hätte! Sanft kraule ich ihm den Nacken und Haaransatz und sag ihm, dass es nichts gibt, wofür ER sich entschuldigen müsste. Wenn, dann muss ich mich bei ihm entschuldigen. Zögerlich blickt er zu mir auf. Das ist selten, dass er mich nach einem Albtraum - und nichts anderes waren diese Wachträume - dieses Ausmaßes direkt anblickt. Sanft lächle ich ihn an und streich ihm mit der zweiten Hand über die Wange, bevor sie sich auf seine Hand legt, die sich noch immer an meine Brust krallt. Ich müsse mich für nichts entschuldigen, meint er leise - mehr ist von seiner Stimme nicht mehr übrig. Wie sehr ihm dieser Tag an die Nieren geht hätte ich nicht wissen können! Ich platziere einen Kuss auf seine Wange. Dann frage ich so behutsam es geht, was für eine Erinnerung durch das Böllern in ihm hochgekommen ist. Er senkt sofort seinen Blick und richtet ihn auf die Knie. Er windet sich regelrecht in meinem Arm. Komm schon, mein Drache! Es ist eine Erinnerung, wie jede andere auch, die er mit mir geteilt hat. Da gibt es nichts, was sie von den anderen unterscheidet und dazu führt, dass er sich dafür schämen müsste. Er fängt wieder an zu zittern. Ich festige meine Umarmung. Ich sag ihm, dass er mir nicht davon erzählen braucht, wenn er es gar nicht will! Aber er soll bedenken, wie frei und leicht er sich vorhin gefühlt habe, nachdem er mir von der Silvesterparty von vor vier Jahren erzählt hat. Ich höre, wie er wieder mit den Zähnen knirscht. Dann springt er auf, streift die Decke von uns und stürzt ins Badezimmer. Dort erbricht er Magensäure und Galle. Nachdem ich ihm gefolgt bin knie ich mich vorsichtig neben ihn, lege wieder beruhigend meine Hand auf seinen Rücken, während ich ihm sein langes Pony etwas aus dem Gesicht hebe. Dicke Tränen kullern ihm wieder aus den Augen. Dann beruhigt er sich wieder, zieht die Spülung und lässt sich wieder in meinen Arm fallen. Sanft helf ich ihm beim Aufstehen, führe ihn zum Waschbecken, wo er sich den Mund gründlich ausspült. Ich löse mich kurz von ihm, hol ihm seine Schlafsachen und helf ihm beim umziehen. Er ist völlig erschöpft und am Ende. Mein Drache ist so fertig, dass er nicht mal an seinen Handgelenkschutz denkt. Andererseits ist dieser auch nicht mehr notwendig, weil die Katze aus dem Sack ist und es niemand mehr gibt, vor dem er diese Narbe am Handgelenk noch verbergen muss. Vorsichtig steure ich mit ihm das Bett an und krabbeln mit ihm hinein. Er kuschelt sich eng an mich und in meinen Arm. Dann hör ich ihn mir ein schönes, neues Jahr wünschen! Ich platziere einen Kuss auf seiner Stirn und er brummt kurz. Dann versinkt er im Schlaf. Ich kann noch nicht schlafen. All diese Bilder von meinem Drachen als 14jähriger und die Grausamkeiten, die er mir beschrieben hat. Das beschäftigt mich! Noch lange! So schnell wird mich das nicht mehr loslassen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)