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Umwege einer Beziehung

von

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Die Rechtfertigungen

Mittwoch, 29.11. / Donnerstag, 30.11.
 

Es war ihm ein absolutes Rätsel, wie Menschen die Backkunst beherrschen konnten. Seit fünf Stunden war er dabei, diese verflixten Brötchen zu backen, aber es klappte einfach nicht. Und jedes Mal war es irgendetwas anderes, was schief ging und nie wusste er, wo das Problem war.

Mittlerweile war er der Verzweiflung nahe, aber er durfte jetzt nicht aufgeben. Er war von dieser Idee überzeugt, weil Toru niemals damit rechnen würde, dass er sich für ihn in eine Küche stellte und backte. Je länger das hier dauerte, desto klarer wurde ihm aber auch, warum er das bisher immer vermieden hatte. Das Rezept, so klar es geschrieben war, war ein Text mit sieben Siegeln für ihn und er war so fertig, dass er eben Matsukawa geschrieben und um Hilfe gebeten hatte. Leider hatte er noch keine Antwort bekommen, weil dieser noch in seiner Vorlesung saß und sein Handy dann immer in der Tasche war, um sich nicht ablenken zu können. Sein Studium nahm der Schwarzhaarige sehr ernst.

So versuchte Iwaizumi also den siebten Teig exakt nach Vorgaben herzustellen und gab mit den Nerven am Ende auf, da er noch immer nicht aussah wie auf dem Foto. Was machte er nur falsch?

Geschlagen, weil er es nicht auf die Reihe bekam, ließ er sich an der Küchenzeile herunterrutschen und hockte mit angezogenen Beinen auf dem Boden. Toru war heute zu Hause geblieben. Das hatte er vorhin der Gruppe geschrieben und sein Herz war in die Hose gesackt. Wegen ihm verließ er heute nicht das Haus. Weil er innerhalb eines halben Tages so viel falsch gemacht hatte wie in seinem bisherigen Leben noch nicht. Fuck, hoffentlich würde Toru ihm irgendwann verzeihen können. Er starrte seine Handfläche an, mit der er gestern zugeschlagen hatte. Sofort fing seine Hand an zu zittern und er konnte es selbst nicht glauben. Wie hatte es so in ihm aussetzen können, dass das geschehen konnte? Es war ihm unbegreiflich.

Er schloss die Finger zu einer Faust. Das durfte nie wieder passieren. Egal, wie sehr sie sich stritten, durfte er nicht handgreiflich werden. Dass ihm das überhaupt passiert war. Er schämte sich in Grund und Boden deswegen. Und wie musste Oikawa sich deswegen erst fühlen? Von ihm so erniedrigt zu werden? Fuck, ihm wurde schlecht. Er zog die Beine enger an seinen Körper und schlang die Arme herum. Würde der Setter ihm jemals vergeben können?
 

„Also so backt man aber keine Milchbrötchen …“, drang Matsukawas Stimme an sein Ohr und das Ass hob den Kopf. Wie lange hatte er hier gehockt? War er eingedöst?

„Glaubst du, dass er mir verzeihen kann? Irgendwann?“, fragte er, ohne sich zu bewegen. Ihm fehlte gerade die Kraft, um aufstehen zu können. Das war alles der reinste Alptraum. Und er war daran schuld. Da gab es nichts dran zu rütteln. Dabei war das Ass sonst immer der, der nichts von Selbstmitleid hielt, aber in diesem Fall kam er dagegen gar nicht an.

Mattsun stellte die Tasche auf einem der Tische ab, die in einer Ecke des Raumes standen und hockte sich vor ihn. Einen Moment lang schauten ihn die Augen einfach nur an und er zwang sich dazu, den Blick zu erwidern, dann sagte Issei: „Ja, das glaube ich. Ihr liebt euch und werdet das gemeinsam schaffen. Aber ihr werdet Geduld brauchen und müsst aufeinander Rücksicht nehmen. Leicht wird es nicht, denn die Wunden sind tief. Doch das heißt nicht, dass ihr keine gemeinsame Zukunft haben könnt. Und die Idee, dass du ihm die Milchbrötchen backen willst, ist wirklich süß. Das wird ihm gefallen, da bin ich mir sicher. Also komm. Zeig mir mal, wie du es bisher versucht hast und dann werden wir das schon hinkriegen.“

Der Schwarzhaarige stand wieder auf und hielt ihm eine Hand hin, die das Ass sofort ergriff und sich aufhelfen ließ. Während dieser sich einen Eindruck seiner bisherigen Arbeit machte, brauchte Hajime noch einen Moment, bis er sich soweit gesammelt hatte, um weiter machen zu können.

„Danke, dass du hier bist und mir hilfst. Allein würde ich das wahrscheinlich in drei Jahren nicht auf die Reihe kriegen …“

„Schon gut. Ich habe dir die Verzweiflung gestern schon angesehen und möchte dir helfen. Es ist schrecklich, dass es überhaupt einmal dazu gekommen ist, doch ich glaube bei dir daran, dass es bei dem einen Mal bleibt. Sollte es das nicht, kann ich dir das nicht durchgehen lassen. Eine zweite Chance hast du in meinen Augen aber verdient. Mit Makki solltest du allerdings noch mal in Ruhe reden …“

„Mit Makki?“, hakte er überrascht nach und der Schwarzhaarige nickte, während er mit aufmerksamen Augen das ausgedruckte Rezept studierte. Als er heute Morgen im Sekretariat die Küche gebucht hatte, war die Dame so nett, das für ihn auszudrucken. Es war dieselbe, die Kuro, Kageyama und ihn zum Direktor durchgelassen hatte. Ob der Drache Urlaub hatte?

„Ja. Es hat ihn viel Energie gekostet, dir so gut zuzureden gestern und dass er es überhaupt getan hat, liegt daran, dass du ihm wichtig bist. Ich weiß nicht, ob er dir das erzählen will, aber es gibt da eine unschöne Geschichte, weshalb er mit Schlägen große Probleme hat. Deswegen hatte ich ihn auch in die Küche geschickt.“

„Verstehe … Dann werde ich das natürlich noch tun“, sagte er und stellte sich auch wieder an die Küchenzeile. Wenn Hanamaki die Sache an etwas erinnerte, dann wollte er das klären, denn der Rosahaarige war auch ihm als Freund sehr wichtig. Sie waren doch eine Vierer Clique und er wollte nicht schuld daran sein, dass diese zerbrach.

Wie ihm auffiel, hatte Issei die Sachen nach irgendwas sortiert und musterte ihn nun einen Augenblick. Mattsun würde ihm aus seiner Misere helfen und das beruhigte das Ass zutiefst. Er würde seine zweite Chance nutzen.

„Also. Lass uns anfangen, ja?“
 

Am Ende hatte er acht Brötchen zubereiten können und Matsukawa und er hatten sich jeweils eins genommen, um zu probieren. Zu seiner Überraschung schmeckten sie seines Erachtens gut, doch das Rezept war ziemlicher Mist! Mattsun hatte ihm hier und da noch Tipps gegeben, da die Angaben mehr so Schätzsachen waren und noch anderes und so war es doch kein Wunder, dass ihm der Teig nicht richtig gelungen war!

Aber er wollte sich nicht weiter darüber aufregen, sondern packte die Brötchen in eine Tüte und räumte die Küche auf. Matsukawa half ihm dabei, obwohl er ihm gesagt hatte, dass er das nicht brauchte. Da sich der Sturkopf aber nicht davon abbringen ließ, waren sie recht schnell mit Putzen fertig und Iwaizumi brachte noch den Schlüssel ins Sekretariat zurück.

Am Eingang des Unigeländes entdeckte er die beiden Verlobten miteinander redend und schaute irritiert auf die Uhr.

„In 10 Minuten beginnt doch das Training? Geht ihr nicht hin?“

„Nein, bei der Aufregung haben wir entschieden, dem heute auch fernzubleiben“, erklärte Mattsun und langsam setzten sie sich in Bewegung.

„Ach ähm Makki … Wegen gestern …“

„Wie konntest du ihn schlagen!? Das war doch wohl nicht dein Ernst!“, platzte es aus dem Rosahaarigen heraus und schaute ihn vorwurfsvoll an. Überrascht zuckte er zusammen und senkte den Kopf, schaute auf den Steinboden, über den er schlenderte.

„Ich … ich weiß nicht, wie es dazu kommen konnte. Das habe ich nicht gewollt. Ich liebe Toru und wollte ihm niemals wehtun. Weder durch den Schlag, noch durch meine Worte vor Herrn Shimura.“

Hanamaki schnaufte genervt und er konnte den prüfenden Blick deutlich wahrnehmen. Er fühlte sich so unwohl gerade – wie ein geprügelter Hund – aber das hatte er verdient und deswegen sagte er nichts dazu.

„An Torus Stelle würde ich dir das nicht verzeihen.“ Die Worte trafen ihn unvermittelt und Hajime schluckte.

Erschrocken blieb er stehen und brauchte einen Moment, um sich zu sammeln. Makki hatte recht. Warum sollte er ihm das jemals vergeben? Er hatte ihn tätlich angegriffen, die Hand gegen ihn erhoben. Was war er nur für ein Mensch? Er erkannte sich selbst nicht wieder.

„Schatz …“, murmelte Matsukawa, doch Hanamaki stemmte eine Hand in die Hüfte, während er mit der anderen auf ihn zeigte. Das Ass sah zu ihm auf und der Rosahaarige ergriff das Wort erneut: „Hör zu. Mein erster Freund hat mich in einem Streit geschlagen und ich habe ihn sofort abserviert, obwohl ich dachte, dass er der richtige gewesen sei, denn körperliche Gewalt ist das Letzte in einer Beziehung. Ich würde auch Issei sofort fallen lassen, auch wenn es mir mein Herz brechen würde, sollte er mich jemals schlagen. Also bete zu den Göttern, dass Toru nachsichtiger ist als ich. Und wenn dir das nochmal passiert, sind wir die längste Zeit Freunde gewesen. Hast du das verstanden, Hajime?“

„J-ja. Laut und deutlich.“

„Gut. Ach und eins noch: Sage mir nie wieder, dass dir die Hand ausgerutscht wäre. Die rutscht nicht einfach so aus, klar? Du hast ihn geschlagen, da helfen auch so beschönigende Worte nichts. Tat bleibt Tat“, sagte Hanamaki entschieden und Iwa nickte, wollte noch etwas dazu sagen, doch sein Kumpel schnitt ihm das Wort ab: „Gut. Dann lasst uns endlich nach Hause.“

Makki setzte sich wieder in Bewegung und Mattsun musterte ihn kurz besorgt, doch mit einem Wink gab er ihm zu verstehen, dass er sich um seinen Verlobten kümmern sollte.

Nachdenklich schlenderte Iwaizumi hinter den Beiden her, die sich unterhielten, doch er hörte ihnen nicht zu. Die Worte des Rosahaarigen machten ihm Angst. Sah Toru das genauso? Hatte er verloren, noch bevor er den Kampf begonnen hatte?

Ihm wurde eiskalt und er vergrub die Hände in seinen Manteltaschen. Nein, so durfte er nicht denken. Irgendwie musste er den Setter davon überzeugen, dass er das nie wieder tun würde und dass er ihn aufrichtig liebte. Sie hatten doch noch so viele gemeinsame Pläne. Er studierte wegen ihm Medizin, um ihm immer helfen zu können. Und jetzt hatte er in zwei Momenten absolut alles aufs Spiel gesetzt, ihn verletzt. So eine Scheiße …
 

Zuhause angekommen lugte Hodakas Kopf durch die Wohnzimmertür und das Ass war erleichtert, ihn zu sehen. Oikawa war den Tag über nicht allein gewesen, das war gut. Sowieso war er einmal mehr froh, dass der Violetthaarige in dem Blondschopf einen so guten Freund gefunden hatte. Verständlicherweise schaute dieser ihn aber argwöhnisch an. Verübeln konnte er es ihm nicht.

„Hallo … Toru schläft noch. Kann ich dich sprechen, Iwaizumi?“

„Na klar …“ Zwar hatte er prinzipiell keine Lust, die ganze Geschichte noch einmal durchzukauen, doch bei ihm würde er eine Ausnahme machen. Schließlich hatte er sich um seinen Freund gekümmert. Hoffentlich war er das noch … Oder würde es wieder werden. Sein Freund.

Er folgte dem jungen Verkäufer auf den Balkon und musterte auf dem Weg kurz den schlafenden Oikawa auf dem Sofa. Er sah so fertig, aber irgendwie auch halbwegs friedlich, aus. Hoffentlich hatte er sich etwas erholen können. Bestimmt war seine Nacht noch schlimmer gewesen als seine eigene.

Hodaka lehnte leise die Balkontür an und stellte sich mit etwas Abstand neben ihn, sah ihn aufmerksam an und fragte: „Also was genau ist passiert?“

In Ruhe und ausführlich berichtete er ihm, wie alles abgelaufen war, wobei das Ass es nicht schaffte, ihn die ganze Zeit über anzuschauen. Immer wieder ließ er den Blick schweifen oder schaute auf den Boden oder auf seine Hände. Das war so aufwühlend für ihn und es einer ihm recht unbekannten Person zu erzählen, machte es für ihn nur um einiges schwieriger. Dennoch riss er sich zusammen, auch wenn ihm immer wieder Worte im Halse stecken blieben. Er musste jetzt stark sein und das durchziehen.

Ruhig lauschte Hodaka ihm, nickte ab und zu oder zog die Stirn in Falten. Er zeigte ihm die Tüte mit den Milchbrötchen, die er noch in der Hand hatte und seufzte leise, als er seine Erzählung beendet hatte.

„Ich bin beruhigt, dass du dich so sehr dafür schämst und es dir so sehr leidtut. Ich hatte mir gestern Abend, als Toru mich so verzweifelt und verheult angerufen hatte, ernsthaft Sorgen gemacht, dass du komplett durchgedreht bist. Die Milchbrötchen sind sicherlich ein Anfang, um deinen guten Willen zu zeigen, aber was hast du noch vor? Das wird nicht reichen. Das ist dir doch auch klar, oder?“

Hajime nickte. Das war ihm durchaus bewusst und er hatte beim verzweifelten Versuch, die Brötchen zu backen, einen weiteren Plan gefasst. Einen, der ihn viel abverlangen würde und von dem er nicht wusste, was da am Ende bei herauskommen würde. Murmelnd erwiderte das Ass: „Natürlich ist mir das auch klar. Wenn ich gleich hoffentlich kurz mit Toru reden konnte, will ich danach noch mit meinem Vater telefonieren. Er kennt Telefonnummern von Selbsthilfegruppen, wo man sich melden kann, wenn man Hilfe braucht. Die gibt es nämlich nicht nur für Opfer, sondern auch für Täter. Da will ich mich melden. Nie wieder will ich meine Hand gegen jemanden erheben, auch nicht im Streit …“

Anscheinend zufrieden nickte Hodaka und lächelte sogar leicht. „Das ist gut. Die können dir Strategien näherbringen, wie du so eine Situation besser in den Griff kriegst – ohne Gewalt – oder sie gar nicht erst zustande kommt. Ich denke, dass Toru und du das hinkriegen werden, wenn du das mit der Selbsthilfegruppe ernstnimmst. Trotzdem wirst du erst einmal unter meiner Beobachtung stehen. Auch mir ist klar, dass Toru mit seinen Allüren nicht immer einfach ist, aber er ist dennoch ein wundervoller Mensch, der sein Glück verdient hat.“

„Ich weiß. Das musst du mir nicht sagen …“, murmelte Iwaizumi deprimiert und ließ den Blick schweifen. Er wusste doch am besten, was der Setter für ein Mensch war und er wollte ihn doch auch glücklich machen!
 

Nach dem Gespräch mit Toru, das in seinen Augen viel besser gelaufen war, als er gewagt hatte, zu träumen, ließ er sich erschöpft auf sein Bett fallen. Ihm hätten vor Erschöpfung und Müdigkeit sofort die Augen zufallen können, doch er zwang sich dazu, noch etwas wach zu bleiben, denn er musste seinen Vater noch anrufen. Auch das Gespräch wäre schrecklich, würde er doch vor ihm zugeben müssen, dass er Toru geschlagen hatte. Die Scham brannte in seinem Bauch, wenn er daran dachte, aber er brauchte die Telefonnummern. Als Arzt hatte sein Vater da Verbindungen.

Er wollte sich ändern und Oikawa zeigen, dass er seine Worte auch ernst meinte.

Also wählte er mit zittrigen Fingern die Telefonnummer von zu Hause und ihm stockte der Atem, als er die bekannte Stimme seines Papas ein paar Sekunden später hören konnte.

„Hajime, schön von dir zu hören! Wie geht es dir?“

„Beschissen Dad …“ Shit, was würde er nur von ihm denken? Dass er einen Sohn hatte, der im Streit die Fassung verlor?

„Oh oh, was ist denn passiert? Das letzte Mal, als du so geantwortet hast, hat Toru dich im Club geküsst, als du noch dachtest, ihr wärt Brüder …“

„Dieses Mal ist es wirklich schrecklich. Ich schäme mich so sehr … Und ich brauche deine Hilfe“, nuschelte er kraftlos und konnte hören, wie Shinichi durch das Haus schritt. „Was ist denn los?“, hakte er besorgt nach und das letzte bisschen Frechheit war gänzlich aus seiner Stimme verschwunden. Stattdessen war da nur Irritation und Sorge.

„Ich … Gestern hatte Toru seinen Termin bei der Agentur wegen des Spielerberaters und mir war der im ersten Augenblick irgendwie suspekt. Deswegen habe ich mich als besten Freund vorgestellt und nicht als Partner. Ich hatte das Gefühl, dass das besser wäre. Toru fühlte sich deswegen total vor den Kopf gestoßen, weil wir das vorher nicht abgesprochen hatten und als wir wieder zu Hause waren, haben wir uns deswegen gestritten. Als er meinte, ob die ganze Beziehung dann überhaupt noch einen Sinn hätte, hat irgendetwas in mir ausgesetzt und ich habe … Ich habe ihn …“

„Geschlagen?“, half ihm sein Vater auf die Sprünge und Iwa nickte, was Shinichi logischerweise aber nicht sehen konnte.

„J-ja … Plötzlich hörte ich nur das Klatschen und meine Handinnenfläche hat gebrannt. Im nächsten Augenblick rannte Toru in sein Zimmer.“

Einen Augenblick herrschte Schweigen in der Leitung und Hajime hielt es nicht aus, weshalb er aufgeregt weitersprach: „Ich wollte das nicht! Ich liebe ihn doch! Aber als er alles angezweifelt hat, dann war ich so schockiert und ich … ich … Im nächsten Augenblick war es schon zu spät! Du hast doch diese Telefonnummern von den Selbsthilfegruppen, oder? Ab und an kommen doch auch Leute in die Praxis, die geschlagen wurden und du kannst ihnen helfen. Du meintest mal, solche Gruppen gibt es auch für die Täter. Ich möchte dahin und mich ändern. Das darf nie wieder passieren.“

„Das willst du machen?“, fragte sein Vater mit überraschter Stimme nach und er antwortete sofort: „Ja unbedingt. Ich habe Toru so wehgetan und ich schäme mich so sehr, dass das passiert ist. Ich will das in den Griff kriegen. Das bin ich ihm schuldig und ich will wieder in den Spiegel schauen können. Es heißt doch immer, die haben Strategien, damit es nicht soweit kommt und die will ich lernen.“

„Ich bin stolz auf dich, dass du das tun möchtest. Das erfordert sehr viel Mut und ich werde dir eine Email mit allen möglichen Selbsthilfegruppen zuschicken. Aber ich bin auch schockiert, dass es überhaupt so weit kommen konnte. Da will ich ehrlich zu dir sein, Hajime. Das hätte ich dir nicht zugetraut.“

Ergeben senkte das Ass den Kopf, raufte sich die Haare. Er hätte das doch auch nie gedacht! Aber es beruhigte ihn, dass sein Papa Kontaktdaten hatte, die er ihm geben konnte. Mit Hilfe der Gruppe würde er das in den Griff kriegen, auch wenn es bestimmt nicht einfach werden würde.

„Ich doch auch nicht …“, hauchte er halb verzweifelt und wischte sich die aufkommenden Tränen weg. Er war ein einziges Nervenbündel seit gestern.

„Wir reden da nochmal drüber, ja? Du hörst dich echt fertig an und so wie ich dich kenne, wirst du letzte Nacht kein Auge zubekommen haben. Vielleicht kommen deine Mum und ich dich am Wochenende besuchen. Dann können wir da noch mal in Ruhe drüber sprechen.“

„Ja, ist okay. Bis dahin weiß ich vielleicht auch schon, wann ich in eine Gruppe aufgenommen werden kann. Danke Dad.“

„Natürlich, aber jetzt schlaf dich aus. Ich werde gleich noch Toru anrufen und fragen, wie es ihm geht“, erklärte Shinichi und Hajime lächelte leicht. Er war noch immer darüber beruhigt, dass seine Eltern den Setter genauso unterstützten wie ihn und es war gut, wenn er sich bei ihm meldete. Dann hatte der Setter noch eine weitere Ansprechperson.

„Mach das. Er wird sich bestimmt freuen, von euch zu hören. Aber bitte behalte das mit der Selbsthilfegruppe noch für dich, ja? Ich möchte ihm das sagen, wenn ich mich da gemeldet habe und genaueres weiß.“

„In Ordnung. Ich schreibe dir dann heute Abend noch die Email und wann wir dich besuchen kommen. Gute Nacht, mein Sohn.“

„Gute Nacht, Papa. Grüß Mama von mir. Ich habe euch lieb.“

„Wir dich auch, Großer. Egal, was kommt.“

Iwa legte erschöpft auf und schaffte es noch nicht einmal, das Handy aus der Hand zu legen, da war er schon eingeschlafen. Die letzten beiden Tage forderten ihren Tribut und so schlief er kurze Zeit später tief und fest.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Hallo ihr Lieben ;D

Erst einmal großen Dank an Annemi91 und aalee123 für die Kommentare =^-^= Ich werde da noch drauf reagieren ;)

An dieser Stelle noch ein Hinweis, dass alles, was mit der Selbsthilfegruppe zu tun hat, von mir überlegt wurde. Wenn es da deutlich anders zugehen sollte, als ich mir das vorstelle, sagt mir gern Bescheid ;D

Was haltet ihr davon, dass Iwa diesen Schritt für Toru und schlussendlich auch sich selbst gehen will? :o Das interessiert mich! Lasst gern einen Kommentar dazu da =^-^=

Ansonsten wünsche ich euch allen einen schönen Tag und liebe Grüße <3
Cathy Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Annemi91
2020-09-22T13:33:57+00:00 22.09.2020 15:33
Hach, da mich mein schlechtes Gewissen plagt, weil ich immer nur dann kommentiere, wenn mir was gegen den Strich geht, werde ich nun mal ein Kommentar dalassen, der etwas positives ausdrücken soll. :P
Aber zuerst einmal:
Hallöchen :D

Tolles Kapitel! Ich bin soooo froh, dass endlich auch Gegenstimmen kommen, die Hajimes Verhalten einfach genauso scheiße finden wie ich. XD Ich hab mich in den vorherigen Kapiteln wirklich gefragt, ob den Schlag keiner als Schlimm empfand, bis auf Toru natürlich (und meiner Wenigkeit). Ich mag den Kommentar von Takahiro, als er zu Hajime sagte, dass man einen Schlag nicht als "Ausrutscher" ansehen und diesen nicht beschönigen kann. Desweiteren find ich es sooooooo toll, dass das Thema nicht einfach unter den Tisch gekehrt wird. Häusliche Gewalt ist ein schwieriges, aber sehr wichtiges Thema. Ganz gleich wie oft eine Person zuschlägt, sie bleibt eine tickende Zeitbombe. Ich bin so froh, dass sich Hajime Hilfe sucht, und ich denke wir wissen alle, was für ein riesen Schritt das für ihn ist. Hajime ist niemand der seine Gefühle so offen der Welt offenbart. Nun geht er diesen Schritt... vielleicht sogar nicht nur für Toru, sondern auch für sich. Hach und schon liebe ich meinen Hajime wieder. *_* Danke das du dieses schwierige Thema aufgreifst und nicht gleich dafür sorgst, dass alles wieder Friede, Freude, Eierkuchen ist. Wobei ich aber auch gestehen muss, dass ich mich auf den Versöhnungssex schon sehr freue. ;)

Bis zum nächsten Kommentar. ^^
Liebe Grüße :)
Antwort von:  Iwa-chaaan
24.09.2020 18:47
Moin ;D

Dich muss kein schlechtes Gewissen plagen! Ich freu mich natürlich über jeden Kommentar, aber wenn du nur schreiben möchtest, wenn dich was an den Jungs aufregt, ist das vollkommen in Ordnung ^-^

Makki hat sich so zurückgehalten, weil das so frisch passiert war und Iwa halt echt leidend war. Das hat er schon bemerkt, aber er bot sich natürlich auch als derjenige an, der Iwa Feuer macht und ihm nochmal vor Augen führt, was für ein Glück er hat, dass Oikawa nicht sofort Schluss gemacht hat. Außerdem erfahren wir so nochmal was über Makki, auch wenn das nichts schönes ist :o
Das mit dem "Ausrutscher" war mir auch einfach wichtig, deswegen musste Makki das erwähnen! (Genauso wie im Kapitel danach Shinichi Toru auch Feuer macht, dass er Hajime nicht in Schutz nehmen soll. Auch das war mir sehr, sehr wichtig!)
Matsukawa hätte sicherlich anders reagiert, wenn Hajime nicht selbst einfach wirklich am Boden wäre. Und deswegen möchte er unser Ass dabei unterstützen, dass es nicht noch einmal dazu kommt. Aber sollte Issei merken, dass Iwa nachlässt oder das lockerer nehmen sollte, würde Mattsun ihm auch deutlich sagen, was er davon hält.

Was Hajimes Umgang mit der Situation angeht und seinem Entschluss, sich bei einer Selbsthilfegruppe Unterstützung zu suchen, habe ich einige Zeit hin und her überlegt, welche ernsthaften Wege ihm bleiben, um sich selbst zu helfen (der Mann traut sich ja auch selbst nicht mehr über den Weg, was für einen wie ihn, der über alles Kontrolle braucht, mehr als schlimm sein muss) und Toru zu zeigen, dass er für ihn keine Gefahr mehr darstellen will und da reichen ein paar Gespräche mit Eltern oder Mattsun nicht aus. Weder für Oikawa noch für sich selbst. Also blieb nur der logische Schritt und da sein Papa Hausarzt ist und daher Verbindungen hat, war das der logische Schluss.
Und es ist für ihn ein wahnsinniger Schritt, die Einsicht zu haben, dass er Hilfe braucht und mit jemandem deswegen reden muss.

Ich hoffe, ich kann dem Thema gerecht werden, denn es ist wie gesagt alles andere als einfach, aber ich gebe mein Bestes. =^-^= Friede, Freude, Eierkuchen kam einfach nicht in Frage und der Versöhnungssex wird noch kommen, aber dauert noch :P

Bis zum nächsten Kommentar, ich freu mich drauf =^-^=

Liebe Grüße <3
Cathy


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