Amigo del alma von Vampyrsoul (Boston Boys 5) ================================================================================ Kapitel 11: La revelación ------------------------- Nachdem ich das Auto verlassen und die Fahrertür geschlossen hatte, öffnete ich die hintere Tür. Chico hüpfte ohne Zögern heraus. Er wusste mittlerweile, was ihn erwartete, und war nicht mehr so aufgeregt wie beim ersten Mal. Auch die Beifahrertür wurde geöffnet. Noch bevor sie ins Schloss fiel, hörte ich: »Nicht mal richtig einparken kannst du. Sag mal, gewinnt man den Führerschein bei euch im Lotto?« »Halt einfach mal die Fresse!«, motzte ich zurück. »Wie soll man denn auch fahren, wenn du die ganze Zeit meckerst?« »Du hättest mich ja nicht mitnehmen müssen.« Der Punk kam um das Auto herum und ging auf den Eingang zu. Ich gab Chico das Zeichen mitzukommen und folgte ihm. Klar, ich hätte ihn nicht mitnehmen müssen, aber er hatte mir leidgetan. Auch wenn er es nicht zugab und es vor mir häufig zurückhielt, hustete er noch immer sehr viel. Besonders nachts konnte ich ihn hören. Da es goss wie aus Eimern, war es für mich selbstverständlich gewesen, ihm das anzubieten. Dass er ohne zu Murren angenommen hatte, zeigte nur, dass ihm durchaus bewusst war, wie gefährlich Bahnfahren in seinem Zustand wäre. Dennoch hätte es mich gefreut, wenn er nicht die ganze Fahrt über meinen Fahrstil kritisiert hätte. Ich war mehrmals kurz davor gewesen, ihn am Straßenrand auszusetzen. »Hallo ihr beiden. Ich wusste gar nicht, dass ihr zusammen kommt«, wurden wir angesprochen, bevor wir die Tür erreichten. Watkins ignorierte Elmer geflissentlich, ich grüßte kurz und ging weiter auf den Eingang zu. Ich wollte einfach nur ins Trockene. Der Punk schien das genauso zu sehen, denn sobald wir alle durch die Tür waren, antwortete er: »Einmal und nie wieder! Der Bulle kann nicht fahren.« »Und du kannst deine Fresse nicht halten. Vielleicht wäre es ja einfacher, wenn einem nicht ständig reingeredet würde!« »Mat, darf ich dich vor der Sitzung kurz allein sprechen? Ich könnte heute deine Hilfe brauchen«, überging der Gruppenleiter unseren Streit. Irgendwo bewunderte ich seine ruhige Art Watkins gegenüber. Dieser blieb stehen und sah Elmer forschend an. »Wobei?« »Ich würde gerne eine kurze Session zur Prävention machen.« Der Punk verdrehte die Augen, hörte aber weiter zu. »Bei Ross gab es letztes Wochenende eine Krisensituation. Ich konnte ihn halbwegs beruhigen, aber ich denke, es würde ihm helfen, wenn du auch nochmal ein paar Worte verlierst.« Auch wenn er versuchte, es zu verbergen, sah Watkins mich einen Moment lang an, bevor er nickte. »Okay, lass uns das eben durchsprechen.« Die beiden legten einen Schritt zu und entfernten sich von mir. Langsam schlenderte ich ihnen hinterher bis zum Gruppenraum, vor dem schon ein paar Andere warteten. Sie waren etwas verwundert, als Elmer aufschloss, sie allerdings nicht hineinließ, fügten sich dem aber mit nur wenig Murren. Dafür freuten sie sich umso mehr, als Chico sie alle der Reihe nach begrüßte. Ich war froh, dass er mittlerweile nicht mehr so aufgedreht war bei den Treffen und sich einfach auf seine Decke legte und nur bisweilen zu mir oder Mat kam, um sich ein paar Streicheleinheiten abzuholen. Alle anderen ignorierte er bis auf zur Begrüßung großteilig, ließ sich aber bereitwillig streicheln, wenn jemand zu ihm kam. »Guten Tag, schön, dass ihr alle wieder hier seid«, begrüßte uns Elmer, nachdem wir uns alle gesetzt hatten. »Tut mir leid, dass ihr etwas warten musstet, wir hatten noch etwas zu besprechen.« Mehr oder weniger motiviert grüßten wir, bevor Elmer mit dem normalen Procedere fortfuhr. »Ross hat bereits angekündigt, dass er ein Thema für heute hat. Gibt es sonst noch spontane Notfälle?« Allgemein wurde verneint, dann gab der Gruppenleiter Ross das Zeichen, zu erzählen. Es war offensichtlich, dass es diesem peinlich war. »Ich war am Wochenende bei jemandem, den ich im Internet kennengelernt hab. Wir ... hatten eine schöne Nacht und als ich am nächsten Morgen aufgewacht und ins Bad gegangen bin, da hab ich die Medikamente gesehen. Na ja, ihr wisst schon ...« Es wurde allgemein genickt und gemurmelt, während ich nicht sicher war, ob ich verstand. Watkins fragte nach: »Aber ihr habt verhütet? Dann kann doch eigentlich nicht viel passieren.« »Ja, schon, ich weiß. Ich bin trotzdem unsicher.« »Hast du ihn denn darauf angesprochen?«, fragte Elmer. Ross nickte. »Ja. Er sagt, er ist unter der Nachweisgrenze und hat sich daher nichts bei gedacht. Er hatte einfach Angst, es mir zu sagen, und wollte erstmal sehen, ob es mit uns weitergeht.« Watkins grummelte ein wenig. »Nicht toll, aber dann doch eigentlich nichts, worüber du dir Sorgen machen musst.« »Schon. Ich weiß nur einfach nicht, wie es weitergehen soll. Also, ich ... Ich kann mir schon vorstellen, dass vielleicht mehr aus uns wird, aber ich weiß eben nicht, wie sich das gestalten soll.« Mit einem leicht verzweifelten Blick sah Ross zum Punk. Dieser seufzte leicht genervt. »Ich kann dir auch nichts Anderes erzählen, als du sowieso schon weißt. Wenn er unter der Nachweisgrenze ist und seine Medikamente regelmäßig nimmt, sollte es keine Probleme geben.« »Ja, ich weiß.« Es war deutlich zu hören, dass sich Ross mehr erwartet hatte. »Vielleicht kannst du ihm ein wenig was erzählen, wie das so ist?«, mischte sich ein anderer Mann, dessen Name ich mir nicht gemerkt hatte, ein und sah dabei zu Watkins. Langsam wanderte dessen Blick von meinem Hund zu mir. Er sah mich einen kurzen Augenblick an, dann wandte er sich an den Fragenden. »Was soll ich ihm denn erzählen? Das führt doch nur dazu, dass er noch mehr Angst hat. Die Therapie wirkt bei mir nicht richtig und ich vertrag sie nicht. Wenn Ross’ Lover aber gut klarkommt, dann ist doch alles okay. Dann muss ich ihm keine Angst machen. Sein Kerl kann ganz normal leben.« Erneut wanderte der Blick für einen Moment zu mir. Scheinbar erwartete er eine Reaktion. Doch noch immer war ich nicht sicher, was ich von der Sache halten sollte. Es war immerhin nichts Neues für mich, dass er krank war und Medikamente nahm. Dennoch war ich nicht sicher, ob ich das richtig verstand. Oder einfach nicht verstehen wollte. »Mat hat recht. Wenn ihr entsprechend vorsorgt, dann braucht ihr euch kaum Gedanken machen«, mischte sich Elmer wieder ein. »Ja, das weiß ich doch alles. Es ist trotzdem nicht so einfach ... Ein wenig Angst bleibt immer.« Elmer tätschelte Ross’ Schulter. »Vielleicht sprichst du nochmal mit deinem Freund darüber, er kennt seine Situation am besten.« »Du könntest ihn auch bitten, ob du mit ihm zum nächsten Arzttermin gehen kannst. Der kann dir sicher noch viel mehr erzählen. Vielleicht beruhigt dich das ja etwas mehr?«, schlug Watkins vor. »Das geht?« »Sicher. Wenn ihr zusammen seid, wäre es sogar sinnvoll.« Das aufmunternde Lächeln in Watkins Gesicht war ein ganz neuer Ausdruck. Er konnte wohl doch anders. Aber das war mir schon öfter aufgefallen: Obwohl er mit seiner Art oft aneckte, die Gruppe schien durchaus etwas auf seine Meinung zu geben. Elmer sah in die Runde. »Ich weiß, dass HIV für euch alle ein wichtiges Thema ist und ihr alle grade ziemlich betroffen seid. Mat und ich haben uns im Vorfeld überlegt, diese Sitzung für die allgemeine Aufklärung zu nutzen. Ich hoffe, das ist im Sinne aller?« Ich war wohl von allen am wenigstens begeistert. Musste das wirklich sein? Wir waren alle schon lange erwachsen, wir wussten ja wohl, welche Risiken wir beim Sex eingingen. Doch ich kam nicht drumherum. Okay, das schlug jetzt wirklich dem Fass den Boden aus! Diesen kleinen, improvisierten Vortrag konnte ich ja noch ertragen, aber das? Ohne mich! Ich würde keinem Holzdildo ein Kondom überziehen! Die anderen durften sich damit gerne zum Affen machen, ich würde ihn weiterreichen, sobald er bei mir ankam. Gesagt getan. Kaum drückte mir mein rechter Sitznachbar das Ding in die Hand, gab ich es nach links weiter. Elmer warf mir einen fragenden Blick zu. »Was ist Eloy? Willst du nicht mitmachen?« Der Punk schnaubte. »Er will nur nicht zeigen, dass er keine Ahnung hat.« Wütend sah ich zu ihm rüber. »Im Gegensatz zu dir lass ich mich eben nicht ständig von Fremden ficken! Ich weiß, wie ich mir selbst ein Kondom überziehe, das reicht.« »Dann zeig es uns doch.« Elmer lächelte mich aufmunternd an. Ich wollte ihm gerade erneut sagen, dass ich das nicht tun würde, da zischte der Punk: »Feigling!« Ich riss meinem linken Nachbarn das Teil wieder aus der Hand, schnappte mir ein Kondom aus dem Körbchen in der Mitte des Raums, riss es auf und zog es drüber. »So, zufrieden?!« Der Punk lachte lauthals. »Klar, wenn es direkt reißen soll.« Auch andere stimmten ins Lachen ein, versuchten aber wenigstens, sich zurückzuhalten. Ich funkelte ihn an. »Und du weißt natürlich alles besser.« Er stand auf, kam zu mir rüber und hockte sich vor mich. Chico folgte, doch ich schickte ihn auf die Decke. Der Punk nahm ein neues Kondom, packte es aus und drückte es mir in die Hand. »So, wir machen das jetzt zusammen.« Irritiert sah ich dabei zu, wie er meine Hand ergriff und sie führte, während er mir erklärte, wie ich das Kondom richtig überzog. Ich schluckte schwer. Der Gedanke, mit jemandem gemeinsam ein Kondom anzulegen, erregte mich unweigerlich. Sobald alles saß, schüttelte ich die Hand des anderen ab. Er zog das Kondom wieder ab, drückte mir ein neues in die Hand und zwinkerte mir dann zu. »Das Nächste schaffst du allein.« Noch immer komplett verwirrt griff ich danach und stülpte es dem Holzpenis über. Die Augen des Punks lagen die ganze Zeit auf mich gerichtet. Das allein reichte aus, dass ich das Gefühl seiner Hände nicht loswurde. Sobald ich fertig war, nickte er zufrieden und reicht den Penis weiter. Auch bei den anderen korrigierte er, wenn nötig, die Anwendung und half ihnen. Erst als alle durch waren, wurde mir bewusst, dass ich die gesamte Zeit darauf geachtet hatte, wessen Hände er noch berührte. Mühsam wandte ich den Blick ab. Auf der Rückfahrt herrschte im Auto bedrückende Stille. Der Punk hatte seit dem Einsteigen nicht ein Wort gesagt. Erst als wir fast an der Haltestelle waren, zu der ich ihn bringen sollte, kam leise etwas aus seinem Mund: »Hast du jetzt Angst vor mir oder behandelst mich anders?« »Nein, warum sollte ich?«, fragte ich komplett irritiert über die plötzliche Frage. Er zuckte mit den Schultern und sah mich zum ersten Mal, seitdem wir die Gruppe verlassen hatten, direkt an. »Weil das die meisten tun, wenn sie von meiner Krankheit erfahren. Warum meinst du, bin ich mit der Lungenentzündung nicht ins Krankenhaus gegangen? Dort traut sich keiner, mich anzufassen, obwohl sie es doch eigentlich besser wissen müssten. Auch die in der Gruppe haben ständig diesen mitleidigen Blick drauf und akzeptieren meine Art nur, weil ich für sie der arme Todgeweihte bin.« »Mit oder ohne Krankheit: Du bist und bleibst ein Arschloch. Also keine Sorge, wenn du mir wieder dumm kommst, hab ich kein Problem, dir wieder eine reinzuhauen.« »Ich nehm dich beim Wort!«, antwortete er darauf. Auch wenn er versuchte, stichelnd zu klingen, etwas Erleichterung meinte ich darin mitschwingen zu hören. Hatte er wirklich Angst gehabt, wie ich reagierte? Er öffnete die Tür und stieg aus. Als er schon halb aus dem Wagen war, drehte er sich noch einmal um: »Du fährst übrigens wirklich scheiße!« »Fick dich!«, rief ich ihm nach und schob ihn aus dem Auto. Lachend drehte er sich um und schlug die Tür zu. »Tu’s doch selbst.« Ich sah ihm nach, während er die Treppen zur Station hinabstieg. Zwar hatte ich schon lange den Verdacht, dass er krank war, aber ganz sicher hatte ich nicht mit so etwas gerechnet. Irgendwas Chronisches, vielleicht Asthma, aber sicher nicht mit Aids. Auch wenn ich es ungern zugab, aber es machte mir Angst. Blöderweise hatte ich mich mittlerweile an diesen Chaoten gewöhnt. Als er außer Sichtweite war, fuhr ich los. Ich musste noch kurz mit Chico raus und mich dann für die Arbeit fertig machen. Es passte mir nicht, dass der Punk meinte, er müsse noch dringend arbeiten, denn das hieß, dass Chico für ein paar Stunden allein war, bevor er ihn zu sich in die Wohnung holte. Aber da ich den Punk nicht bezahlte, musste ich wohl damit leben. Zumal ich noch immer nicht sicher war, ob dieser in Bezug auf seine Arbeit die Wahrheit sprach. Sonst konnte er Chico doch auch mitnehmen, warum dann diesmal nicht? Hieß das, dass er doch illegale Geschäfte laufen hatte? Ich wurde das ungute Gefühl ihn betreffend partout nicht los. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)