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Haikyu - Kagehina

Zwischen Freundschaft und verwirrenden Gefühlen
von

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Wagnis (Hinata)

Ich lege die Hände in den Schoß und sehe mich etwas nervös um. Mit mir sitzen Kageyama, Daichi, Sugawara, Tanaka, Ennoshita, Yamaguchi, Tsukkishima, Asahi und Nishinoya im Kreis. In der Kreismitte liegt eine Wasserflasche. Zudem steht vor jedem von uns ein gefülltes Glas. Was da drin ist, weiß ich allerdings nicht, Suga wollte es nicht verraten. Ob das Alkohol ist? Jedenfalls haben wir alle Schlafsachen mitgebracht und werden im Clubraum übernachten.

Teambildende Maßnahmen... oder so. Das hat Daichi gesagt, als Begründung für den heutigen Abend. Er meint, es wäre doch schön, wenn wir mal was außerhalb des Volleyballfeldes zusammen machen würden. Also sind wir nach dem Training einfach in der Halle geblieben. Eigentlich finde ich es cool mit den anderen zu spielen, sogar wenn es diesmal nicht Volleyball ist. Aber Flaschendrehen? Ich kenne mich damit nicht gut aus und das macht mich ganz kribbelig.

„Ok, sind alle bereit?“, lächelt Daichi und klatscht in die Hände. „Wir spielen ´Noch niemals im Leben...´. Hierbei macht jemand eine Aussage, die mit diesen Worten beginnt. Jeder auf den die Aussage zutrifft, muss einen Schluck trinken.“

Ich sehe das Glas vor mir an.

„So können wir uns noch ein bisschen besser kennen lernen.“, sagt Sugawara lächelnd und ich nicke. Ok, das könnte witzig werden. Dann sehe ich rüber zu Kageyama, der vor ich hin starrt. Hm, es könnte auch ziemlich peinlich werden... Was dabei wohl alles ans Licht kommt?

Ich sehe zu Daichi, der sich nach vorne lehnt und die Flasche zwischen Daumen und Zeigefinger nimmt.

„Gut. Es geht los.“ Er dreht die Flasche mit Schwung. Ich neige den Kopf zur Seite, während ich gespannt verfolge, bei wem sie wohl stehen bleiben wird. Kageyama.

Er blinzelt irritiert und sieht Daichi fragend an.

„Kageyama, du fängst an. Sag etwas, was auf dich zutrifft.“

Er sieht überlegend zur Decke hoch, scheint einige Optionen durchzugehen.

„Es wäre schön, wenn das heute noch was wird.“, mault Tsukkishima und Kageyama funkelt ihn böse an.

„Ok, also...“, fängt er an. Dann sieht er zu Boden. „Noch niemals im Leben habe ich bei einer Prüfung geschummelt.“

Gespannt sehe ich in die Runde. Ob das wirklich schon mal jemand von uns gemacht hat? Ich bin dafür viel zu nervös, ich würde sicher erwischt werden...

Tanaka und Nishinoya greifen nach ihrem Glas und nehmen einen Schluck.

„Was echt?“, frage ich und sehe zwischen den beiden hin und her.

„Ja, ich habs versucht, aber es hat nichts gebracht. Die Antworten, die ich mir unter den Pulli geklemmt hatte, haben nicht zu den Fragen gepasst.“, lacht Tanaka und kratzt sich verlegen am Kopf.

„Und ich war dann doch zu aufgeregt und habe nicht drauf geguckt.“, sagt Noya mit einem Schmollmund.

Daichi deutet auf die Flasche und sieht Kageyama an. Dieser richtet sich auf und dreht sie. Die Flasche stoppt bei mir.

„Oh.“, mache ich überrascht und denke nach. „Noch nie im Leben habe ich Ketchup, Mayo und Senf verrührt und gegessen.“ Tsukkishima lacht.

„Wie fies.“, kommentiert er. Dann greifen Yamaguchi und Noya zu ihrem Glas. Er blinzelt Yamaguchi irritiert an.

„Ohne Mist, das ist echt lecker.“, sagt er mit geröteten Wangen.

Hm, vielleicht sollte ich das auch mal versuchen. Gedankenversunken drehe ich die Flasche. Ennoshita.

„Wollen wir es etwas interessanter machen?“, fragt er neckisch und sieht sich in der Runde um. Ich schlucke nervös. Was meint er denn jetzt damit? „Noch niemals im Leben... habe ich in diesem Gebäude rumgeknutscht.“

Was? Ich sehe ihn an, kann spüren, dass ich rot werde. Das Gebäude der Turnhalle? Ok, von Zweien aus dieser Runde weiß ich es, wir haben sie ja schließlich gestern erst erwischt.

Ich sehe auf, als sich Hände zu ihren Gläsern bewegen. Es sind Daichi, Sugawara, Nishinoya und ganz zögerlich auch Asahi.

„Woa!“, mache ich überwältigt und schlage die Hand vor den Mund. Daichi und Suga also auch. Ich schüttele den Kopf. „Also echt. Wir trainieren hier doch...“ Ich senke den Blick. Kageyama schleicht sich in meine Gedanken. Als wir hier alleine waren, da hätte ich es einfach tun können, also ihn küssen. Aber ich habe mich nicht getraut.

Als ich aufsehe, dreht sich die Flasche wieder. Tsukkishima.

Oh je, das wird sicher fies. Ich sehe ihn an und er grinst. Dachte ich es mir doch.

„Noch niemals im Leben habe ich... es mit dem Mund gemacht.“

Alle um mich herum zucken zusammen. Ich lege fragend den Kopf zu Seite.

„Was denn?“, frage ich verwirrt und ernte verlegenes Schweigen. Dann sehe ich Kageyama an. Als er meinen Blick spürt wird er rot und sieht zur Seite.

„Na was wohl...“, meint er mit gedrückter Stimme. Ich blinzele. „Es.“, sagt er mit Nachdruck. Ich ziehe erschrocken Luft durch die Nase ein. Es?! Ich kralle meine Finger in die Trainingsshorts, habe irgendwie ein bisschen Angst aufzusehen. Als ich mich traue, neigen sich zwei Hände schüchtern zu ihren Gläsern. Sugawara und Asahi trinken. Ich starre sie mit knallrotem Kopf an. Auch Sugawaras Wangen sind leicht gerötet, Asahis Kopf ist feuerrot und er sieht aus, als wolle er im Boden versinken.

„Kann bitte jemand die Flasche drehen?“, sagt Asahi mit aufgeregt wackliger Stimme. Schulterzuckend geht Tsukkishima seiner Bitte nach. Sugawara.

„Noch niemals im Leben, habe ich von einem anderen Menschen gegessen.“

„Gegessen?“, hakt Yamaguchi nach.

„Ja. Ein Lebensmittel auf jemanden drauf gelegt und es mit dem Mund aufgenommen.“

Ich überlege, dann greife ich zum Glas. Mit mir greift Tsukkishima nach seinem Glas. Ich sehe ihn an und er hebt eine Augenbraue. Ich trinke. Das ist also Apfelsaft. Aber da ist noch was anderes drin... Hm. Den Geschmack kenne ich nicht. Ist das...?

„Von.. von wem?“, dringt es in mein rechtes Ohr und ich sehe Kageyama an, der mich mit geröteten Wangen ansieht. Er blickt verlegen und ernst zugleich drein.

Ich kratze mich lächelnd am Hinterkopf. „Ich habe mal Erdbeeren auf Natsus Bauch gelegt und dann gegessen. Sie hat die ganze Zeit gelacht, weil es so gekitzelt hat.“

Sugawara beginnt zu lachen und Kageyama sieht mich verdutzt an.

„Und du Tsukkishima?“ Ennoshitas Augen sind schmal, als er zu ihm rüber sieht.

„Das geht euch nichts an.“ „Ach, komm schon. Ist es dir peinlich?“, neckt Ennoshita zurück. Tsukkishima seufzt und verzieht keine Miene, als er weiterspricht. „Ok. Es war Zuckersirup und es war Yamaguchis Finger.“

Yamaguchi wird rot und schlägt die Hände vors Gesicht. „Tsukki...“

Sugawara beugt sich vor. „Also, es muss natürlich niemand etwas verraten, was er nicht möchte... ist klar oder?“ Er dreht die Flasche. „Es soll sich ja keiner schlecht fühlen.“

Ich beobachte die Flasche. Diesmal stoppt sie wieder bei Ennoshita. Er sieht Daichi fragend an, dieser nickt auffordernd.

„Hm... Noch niemals im Leben, habe ich draußen versaute Sachen gemacht.“

„Draußen? Unter freiem Himmel meinst du?“, fragt Tanaka. Ennoshita nickt. „Voll der Nervenkitzel.“, lacht Tanaka.

Ich denke nach. Wir haben uns nur geküsst. Das finde ich nicht versaut, nur romantisch. Ich sehe in die Runde. Nishinoya, Ashahi und Daichi nehmen ihr Glas. Ich sehe Asahi an. „Mensch, hinter deiner Fassade steckt ja ein richtiger Draufgänger.“

Er wird rot und Tsukkishima stößt ihm den Ellbogen in die Seite. „Ja ja. Stille Wasser sind tief.“ Er schlägt die Hände vors Gesicht und Noya schlägt ihm grinsend auf den Rücken.

Ennoshita dreht die Flasche und sie stoppt bei Tanaka.

„Ok.“, setzt Tanaka an. „Noch niemals im Leben bin ich fremdgegangen.“

Ich sehe ihn geschockt an. Von all den Fragen bisher, ist dies wohl die privateste. Also... selbst wenn ich es getan hätte, was ich nie tun würde, dann wüsste ich nicht, ob ich den Mut hätte, jetzt nach meinem Glas zu greifen. Ich senke den Blick.

Dann sehe ich, wie sich eine zur Faust geballte Hand löst und sich zaghaft zu einem Glas bewegt. Mir stockt der Atmen. Ich beobachte wie das Glas vom Boden abhebt, an die Lippen geführt wird und er einen Schluck trinkt. Ich starre ihn ungläubig an. Das hätte ich nie, niemals auch nur in Erwägung gezogen. „Daichi...“, tritt es verunsichert aus meinem Mund.

Er senkt das Glas und setzt es auf seinem Schoß ab, sieht betroffen zu Boden.

„Glaubt mir...“, setzt er mit bedrückter Stimme an. „Darauf bin ich wirklich nicht stolz. Das war der größte Fehler meines Lebens...“

„A...Aber wie...?“ Ich kann das nicht glauben.

„Ich...“ Er umklammert das Glas in seiner Hand. „Ich hatte Probleme... Die Beziehung lief nicht gut, wir hatten ein riesigen Streit.“ Er zieht die Augenbrauen zusammen. „Ich habe an dem Abend... zu viel getrunken und habe mich minderwertig gefühlt.“ Er schluckt. „Diese andere Person hat mit mir geflirtet und... ich fühlte mich plötzlich begehrenswert... dann habe ich... es einfach zugelassen...“

Ich senke bedrückt den Kopf.

„Es tut mir so leid.“ Er krallt die Finger seiner freien Hand in seine Trainingshose, zieht gequält die Schultern hoch. Plötzlich sehe ich wie sich Sugas Hand bewegt und sich auf Daichis legt. Dieser sieht überrascht auf. Suga sieht ihn mit sanftem Blick an.

„Wir haben doch darüber gesprochen.“ Seine Stimme ist weich. Daichi sieht ihn mit glänzenden Augen an. „Es ist ok.“ Er lächelt leicht.

Daichi schließt kurz die Augen und sammelt sich. „Ja.“, sagt er schließlich mit gedrückter Stimme und lächelt sanft zurück. Suga schließt lächelnd die Augen.

„Ich...“ Wir drehen Tanaka den Kopf zu. „Ich möchte mich entschuldigen. Es tut mir leid, dass ich so etwas angesprochen habe.“

„Ist schon gut.“, sagt Daichi und atmet durch.

„Danke.“, sagt Kageyama plötzlich und ich drehe meinen Kopf zu ihm. Er sieht Daichi an. „Du musst uns sehr vertrauen, um diese unangenehme Sache mit uns zu besprechen. Also... Danke.“

Da hat er Recht. Ich wende mich Daichi zu und nicke. Dieser lächelt.

„Darf.. Darf ich nochmal?“, fragt Tanaka und ich sehe ihn überrascht an.

„Ok.“, sagt Suga und Daichi nickt.

„Also...“ Tanaka holt Luft und lächelt dann leicht. „Noch niemals im Leben war ich glücklich in einer Liebesbeziehung. Jetzt gerade, zum Beispiel.“

Suga greift als erstes nach seinem Glas. Daichi lächelt ihn beherzt an als sie gemeinsam einen Schluck trinken. Noya nimmt sein Glas, dann auch Yamaguchi, Asahi und Tsukkishima. Ich lege meine Finger um mein Glas, da sehe ich wie Kageyama sein Glas anhebt und trinkt. Ich grinse breit und nehme auch einen Schluck.

„So so.“ Mein Blick schwenkt zu Tsukkishima, der Kageyama eingehend mustert. „Du hast also tatsächlich jemanden gefunden, der deinen Ansprüchen gerecht wird?“

Kageyamas Blick gleitet zu ihm rüber. Er verzieht keine Miene, lässt sich nicht provozieren.

„Ja.“, antwortet er knapp und ich kralle die Finger in meine Shorts. Tsukkishima blinzelt irritiert. Mit dieser Antwort hat er wohl nicht gerechnet. Wohl eher, dass er peinlich berührt ist oder beginnt es abzustreiten.

Ich fahre mit den Händen über meine Oberschenkel, dann sehe ich Kageyama an. Er sieht zu mir rüber ohne den Kopf zu drehen, hält meinen Blick einen Moment gefangen, bis ich ihm zunicke. Er schließt kurz die Augen, dann zieht sich ein Lächeln auf seine Lippen und er legt die Hand auf mein Knie. „Er ist perfekt.“

Tsukkishima beginnt zu husten. So laut und kurzatmig, dass Yamaguchi ihm verzweifelt auf den Rücken klopft. Vollkommen ruhig beobachtet Kageyama die Szene. Ich hingegen kann spüren, wie mein Kopf immer röter wird. Es dauert einen Moment, ehe ich mich traue in die Runde zu blicken. Während Asahi verdutzt blinzelt, strahlt mich Noya aus vollem Herzen an. Tanaka sieht lächelnd zu Boden, Ennoshita kratzt sich verlegen am Kopf.

„Ich sags doch.“, meint Sugawara grinsend zu Daichi und dieser lacht leicht auf.

„Ja, du hast Recht. Wie immer.“

Langsam stiehlt sich ein Lächeln auf meine Lippen. Das alle so entspannt reagieren, hatte ich nicht erwartet. Doch je länger ich darüber nachdenke, umso abwegiger kommt es mir plötzlich vor, dass ich überhaupt an ihnen gezweifelt habe.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Yuna_musume_satan
2020-09-16T14:04:10+00:00 16.09.2020 16:04
Awww soo süß die reaktionen der andern auf die beiden.

Holla da sind mal Sachen aufgekommen das hätte ich echt nicht gedacht. Wunderbares Kap
Antwort von:  Scharon
16.09.2020 17:54
Hihi^^ ich mag die Vorstellung von Noyas Grinsen und wie Suga schon sowas vermutet hat XD
Vielen lieben Dank für deine lieben Worte!


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