Haikyu - Kagehina von Scharon (Zwischen Freundschaft und verwirrenden Gefühlen) ================================================================================ Kapitel 2: Hunger (Hinata) -------------------------- Beim Essen sitze ich neben Kageyama. Er erzählt weit ausholend von seinen Erfahrungen im Camp der Junior-Nationalmannschaft. Alle sehen ihn mit großen Augen an, manche haben sogar das Essen eingestellt. Natürlich sind sie gespannt und wollen alles wissen. Er lebt schließlich seinen Traum. Er lebt unseren Traum. Ich sehe lächelnd zu ihm rüber. Er ist hier. Er ist wirklich hier, direkt neben mir. Er sieht so glücklich aus. Das macht mich auch glücklich. Ich kaue mechanisch auf meinen Udonnudeln rum, hänge aber gebannt an seinen Lippen. Ich rutsche mit meinem Stuhl etwas näher zu ihm. Er gestikuliert mit den Händen und Armen. Ich sehe ihm dabei zu. Ich beobachte seine Finger, stelle mir vor, wie der mit ihnen den Ball zu mir spielt. Wie er seine Hände dreht, hat fast etwas anmutiges. Ich bewundere, wie schnell er das kann. Aber das muss man wohl, wenn man in seiner Liga spielt. Seine Arme sind muskulöser geworden. Das kommt bestimmt vom vielen Training. Auch die Schultern und Nackenmuskulatur erscheint mir stärker ausgeprägt als früher. Ist er sogar noch ein Stück gewachsen? Ich greife nach meinem Glas, das kurz bedenklich schwankt, weil ich es nicht richtig gegriffen bekomme, mein Blick haftet an seinem Gesicht. Seine Haut wirkt so weich. Bestimmt weil er so viel duschen muss. Ob sie wirklich so weich ist? „Hinata?“ Ich schrecke auf, als Tanaka meinen Namen sagt. „Gibst du mir die Sojasoße?“ „Klar.“ Ich nehme die Flasche und reiche sie rüber. „Ich war mir nicht sicher, weil ich schon drei Mal danach gefragt habe...“, mault er. „Oh, tut mir leid.“ Ich war so sehr abgelenkt gewesen? Oh, man. Ich bin nur damit beschäftigt Kageyama anzusehen, so sehr, dass ich alles andere ausgeblendet habe. Dann denke ich über seine weiche Haut nach? Was denke ich hier? Irgendwas stimmt nicht mit mir. Ich ziehe an meinen Nudeln, als mir das Stäbchen aus der Hand rutscht. Ich will es noch fangen, doch erwische nur Kageyamas Ärmel. Ich sehe dem Stäbchen nach, wie es unter den Tisch rollt. „Alles klar?“ Ich sehe auf. Kageyama sieht mich fragend an. Ich bemerke, dass ich ihn immernoch festhalte und lasse schnell los. „Äh, ja!“, sage ich schnell und rutsche mit meinem Stuhl nach hinten. Dann tauche ich unter den Tisch ab. Schnell habe ich mein Stäbchen gefunden und aufgehoben. Vor mir quietschen Schuhe auf dem Boden und ich sehe auf. Noya, der mir gegenüber sitzt, wackelt mit den Füßen. Ich lache leise. Er ist bestimmt ganz aufgeregt, weil Kageyama weiter erzählt. Ich sehe mich um. Die meisten Füße stehen, mit etwas Abstand, neben einander, unterschiedlich eingedreht. Daichi hat die Beine über einander geschlagen und Asahis Schuhe sind hinter die Stuhlbeine geklemmt. Lustig, wie jeder eine etwas andere Position bevorzugt. Ich sehe neben mich. Kageyama sitzt breitbeinig und hat die Knie nach außen gedreht. Es ist verlockend, wie nah sein Knie an meinem Gesicht ist. Ich strecke mich, reibe mit der Schulter an sein Bein. Er zuckt kurz, bewegt sich aber nicht weg. „Alles gut da unten, Hinata?“, fragt er laut. „Ja, ich hab das Stäbchen gleich...“, lüge ich halblaut und drücke mich etwas fester gegen ihn. „Hab es!“, rufe ich und schmiege meine Wange an sein Knie. Er ist ganz warm und riecht so gut. Ich möchte hier nicht weg. Ich bleibe einen Moment sitzen. Ich muss wieder hoch, sonst kommt das komisch rüber. Gegen meinen Willen rutsche ich zurück und setze mich wieder auf meinen Stuhl, das Stäbchen fest in der Hand. Die anderen sehen mich nicht an, achten nur auf Kageyama, der mit funkelnden Augen erzählt. Wahrscheinlich hätte niemand gemerkt, wenn ich noch etwas länger weg gewesen wäre. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)