Das Leben danach von KenIchijoji ================================================================================ Kapitel 77: Bröckelnde Fassade ------------------------------ Im Hause Yagami ging es fröhlich her und Mimi kam aus dem Grinsen gar nicht mehr heraus. „Och, schlimm ist daran nichts, aber wenn ich immer noch ein verknallter Teenie wäre, hätte ich meine Hormone ja gar nicht mehr im Griff bei Mr. Sexappeal“, sie streckte ihm die Zunge heraus, ehe sie ihm ein liebevolles Lächeln zuwarf, auch sie liebte ihn noch wie am ersten Tag und die Zeiten ohne Tai waren für sie manchmal echt schwer, aber sie wusste auch, dass ihr Mann die Musik und die Jungs auf Tour brauchte. Allerdings lächelte sie dann breit. „Oh das würde den Kids sicher gefallen und ich kann mir sicher auch mal eine Auszeit nehmen, immerhin bin ich ja eh noch in Elternzeit für Misaki. Macht ihr wieder eine Tour durch ganz Japan?“ Mimis Vorschlag, nach dem Essen an den Strand zu gehen, stieß auf allgemeine Begeisterung, allerdings wollte Makoto noch etwas Musik machen, was sein Papa ihm natürlich nicht ausschlagen konnte und überrascht lauschte Mimi, als er offenbarte, ein neues Lied geschrieben zu haben, ob er das schon vor dem Entzug getan hatte oder kam ihm die Idee vielleicht sogar in der Klinik? Sie lauschte ihrem Mann beim Spiel und sie wusste sofort, dass der Song an sie gerichtet war. Vor drei Jahren, als sie sich das erste Mal wiedergesehen hatten, hatte Mimi die fröhliche, gut gelaunte Therapeutin gemimt, die ihr Leben genoss und zufrieden war, aber die dreifache Mutter war gut darin, sich selbst etwas vorzumachen. Tief in ihrem Inneren war sie verletzt und unsicher gewesen, der Tod ihrer Tochter hatte wie ein Schatten über ihr gelastet, der Betrug ihres langjährigen Partners mit der besten Freundin hatten sie mehr als nur erschüttert. Sie hatte sich von allem und jedem betrogen gefühlt, teilweise weder ein noch aus gewusst und sich deswegen verbittert ins Lernen gestürzt. In dieser Zeit hatte sie auch extrem abgenommen und war auf dem besten Weg gewesen, in eine Essstörung abzurutschen, aber das Jobangebot aus Tokyo war ihre Rettung gewesen. Zurück in ihrer Heimat, in der Nähe ihrer Großeltern, da hatte sie wieder aufblühen können und langsam zu ihrer alten Stärke zurückgefunden, aber wirklich verarbeitet hatte sie das alles nie. Doch sie wollte sich selbst beweisen, dass sie alles schaffen konnte, ihr Ehrgeiz war es auch gewesen, der sie damals, auch noch nach der Verlobung, die Therapie von Tai hatte durchführen lassen, obwohl es besser gewesen wäre, ihn an einen Kollegen weiterzuvermitteln, immerhin war sie definitiv zu befangen für eine richtige Therapie. Wenn man es genau nahm, gab sie sich letztendlich auch die Schuld daran, dass Tai bei Shihito gelandet und wieder in die Abhängigkeit gerutscht war. Sie versank in ihren Gedanken so sehr, dass sie gar nicht mitbekam, dass Tai aufgehört hatte zu spielen und Mako noch einen Akkord zeigte, ehe er die Kinder zum Umziehen nach oben schickte. Als Tai sie ansprach, realisierte sie erst wieder ihre Umgebung und man merkte es auch an ihrer Reaktion, obwohl sie versuchte es zu überspielen. „Was? Oh, gute Frage, ich weiß auch nicht so genau.“ Der Blick, mit dem Tai sie bedachte, ließ bei ihr keinen Zweifel, dass er es gemerkt hatte, aber sie tat so, als wäre nichts gewesen, sondern lächelte ihn an. „Ich geh mich auch mal fix umziehen, ich wollte eigentlich nicht in der Kochschürze an den Strand“, meinte sie übertrieben fröhlich und stürmte nach oben. Sie suchte sich ihre Sachen zusammen und schaute dann nach den Kindern, die natürlich nicht wussten, wo sie anfangen sollten. Also half sie Makoto in die Badehose, Kazumi anschließend in ihren Kinderbikini und ging dann mit den beiden an der Hand wieder nach unten. Mimi hatte ein weites Strandkleid angezogen, ihr war nicht nach Bikini, außerdem konnte sie ja eh nicht schwimmen gehen, weil sie mit Misaki ein wenig plantschen wollte. „Also, seid ihr abmarschbereit?“   Tais Grinsen wurde immer breiter. „Wir sind verknallte Teenie, die gelernt haben ihre Hormone halbwegs im Griff zu haben und im Griff hast du bei mir unterhalb so einiges, glaub mir“, er zwinkerte ihr anzüglich zu, denn er wusste genau, damit kriegte er sie und er liebte es einfach sie ein bisschen zu ärgern. Nachdem er die Kids nach oben geschickt hatte zum Umziehen war Mimis Reaktion für ihn ein Warnzeichen, sie versuchte alles zu überspielen, aber da war sie an den Falschen geraten, er hatte dieses Spielchen über Jahre perfektionieren können und durchschaute sie daher sofort. Irgendwas war da, worüber sie von alleine nicht reden wollte, die letzten Monate galten seiner mentalen Gesundheit, aber jetzt war es an der Zeit den Spieß umzudrehen und wenn die Kinder am Abend im Bett waren, würde sie mit ihm reden, ob sie nun wollte oder nicht, er würde definitiv nicht lockerlassen. Erst recht, als sie so übertrieben gut gelaunt nach oben huschte wusste er, dass er richtig gelegen hatte und es wurmte ihn, dass sie so spielte. Als sie wieder runterkam, hatte sie lediglich von Jeans und Top auf ein Strandkleid gewechselt, von Bikini oder Badeanzug keine Spur. Er sah die beiden Zwerge an und lächelte. „Hey, wollt ihr nicht noch den Ball aus der Sofalandschaft im Garten holen? Papa geht sich solange noch umziehen und dann können wir losstarten“, das ließen die sich nicht zweimal sagen und huschten fix Richtung Garten um den Ball zu holen. Tai ging zu Mimi und sah sie ernst an. „Wir reden heute Abend, wenn die Kinder im Bett sind und dieses Mal wird es hier nicht um mich gehen…, ich habe diese Maskerade perfektioniert Schatz, ich weiß genau, wenn du Scharade spielst. Was auch immer es ist, wir reden heute darüber und versuchen das, was dich beschäftigt, zu lösen oder was auch immer…, aber ich lasse nicht zu, dass es dir irgendwann so schlecht geht wie mir, weil ich mich geweigert habe zu reden. Auch wenn du danach vielleicht sauer auf mich bist, aber totschweigen, nie im Leben“, damit gab er ihr einen sanften Kuss auf die Lippen, auch um ihr zu signalisieren, dass seine Worte keineswegs böse gemeint waren, sondern das er sich um das Wohlergehen seiner Frau sorgte. Danach ging er hoch und zog sich seine Badeshorts und ein Tanktop an und ging wieder runter, wo die anderen schon warteten. Er nahm den Rucksack und die beiden Zwillinge an die Hand, sodass Mimi lediglich Misaki hatte und ging mit der ganzen Bande in Richtung Strand, wo sie ja auch eine Art Chilllounge hatten. Dort angekommen cremte er die beiden Kids erst mal vernünftig ein und legte ihnen dann die Schwingflügel an, damit sie nicht untergehen würden und stürzte sich dann mit beiden Kindern ins Wasser. Eine Weile machte er mit den beiden Schwimmübungen, danach jedoch gingen sie mehr ans Ufer, wo die beiden stehen konnten und fingen mit einer Wasserschlacht an.   Mit Absicht mimte Mimi sicher nicht die Fröhliche, es war einfach ein Schutzmechanismus, denn ihr war klar, wenn sie es jetzt an sich heranließ, dann war der Tag mit den Kindern gelaufen und sie wusste, wie wichtig der nach allem für ihren Ehemann war. Also tat sie auf gut gelaunte Sonnenschein-Mami, denn ihre Kinder verstanden diese Maskerade noch nicht, aber sie hatte so ein Gefühl, dass Tai sie durchschaut hatte. Allerdings ahnte sie da noch nicht, dass Tai ihr durchaus auf den Zahn fühlen wollte. Also zog sie sich um und kam im Strandkleid herunter, ehe ihr Mann die beiden Kinder wegschickte und irgendwie hatte es Mimi da schon kommen sehen, dass Tai damit einen Moment mit ihr alleine erhaschen wollte. Als Tai dann klar machte, wie sehr er sich durchschaut hatte, war Mimi im Gesicht ziemlich bleich geworden, schüttelte dann aber den Kopf. „So schlimm ist es nicht, ich will nur nicht, dass die Kinder was merken, also mach dir nicht so einen Kopf. Viel zu sagen gibt’s nicht, aber wenn du unbedingt willst, dann später.“ Sie klang abweisender, als sie das beabsichtigt hatte, denn sie wusste ja, dass er es mit ihr nur gut meinte. Sie lief schnell nach draußen, um nach den Kindern zu schauen, während Tai sich umziehen ging, ehe sie gemeinsam zum Strand durchstarteten, die Kinder eincremten und Tai dann mit den Zwillingen ins Wasser lief. Mimi blieb mit Misaki in der Chilllounge, da die Kleine wieder eingeschlafen war. Mimi legte sie im Kinderwagen so hin, dass sie nicht zu viel Sonne abbekam und machte es sich auf der Sitzbank gemütlich, während sie ihren Mann mit den Zwillingen beobachtete. Sie wirkten so fröhlich und ausgelassen und aus irgendeinem Grund wurde Mimi plötzlich ganz traurig. Sie erinnerte sich an die vier Wochen ohne Tai zurück, hatte sie ihre beiden da jemals so ausgelassen erlebt? Mit einem Mal hatte Mimi das Gefühl, als Mutter versagt zu haben und während sie ihre Kinder aus der Ferne beobachtete, liefen stumme Tränen über ihre Wangen. Dass die Kinder einfach traurig gewesen waren, ihren Papa nicht sehen zu können, blendete Mimi in dem Moment einfach vollkommen aus, sie sah nur ihr eigenes Scheitern und merkte nicht, dass sie sich auf einem gefährlichen Weg abwärts befand.   In gewisser Weise verstand er Mimi ja auch, die Kinder sollten darunter nicht leiden, deswegen zwang er sie auch nicht sofort zum Reden, sondern würde das alles tun, wenn die Kinder schliefen, denn nach den ganzen Wochen hatten die Kinder es auch verdient, einen schönen Tag mit Mama und Papa zu verbringen, dass die Kids die Maskerade nicht verstanden, war für beide von Vorteil, denn die Kids würden zu einhundert Prozent immer sich die Schuld daran geben, wenn Mama oder Papa traurig waren. Mimis Reaktion allerdings gab ihm viel Aufschluss, sie war sofort in Abwehrhaltung gegangen und das kannte er nur zu gut von sich selbst, deswegen wusste er, dass da eine Menge Arbeit auf ihn zukam, aber er war mehr als bereit sich dieser Aufgabe zu stellen und seiner Frau zu helfen ihre komplexe und Ängste zu überwinden. Nachdem sie eine gute halbe Stunde also im Wasser rumgetobt hatten, brachte er die Zwillinge zum Kinderzelt in der Chilllounge, wo sie was Essen und Trinken konnten und auch sogleich schon einschliefen, immerhin war auch schon lange Zeit für Mittagsschlaf und da Misaki auch immer noch schlief, blieb ihm Zeit mit Mimi allein, denn ihr Stimmungsumschwung war ihm nicht entgangen. Also ging er rüber zu ihr, setzte sich auf die Bank und lehnte sich nach hinten, ehe er sie auf seinen Schoß zog und sanft über den Rücken streichelte. Er wusste, dass die Frage nach dem, was sie beschäftigte, jetzt fehl am Platz war, denn sie würde sofort den Rückzug antreten, also ließ er ihr diesen Freiraum ihre Emotionen erst einmal zu verarbeiten und zeigte ihr einfach nur, dass er für sie da war und sie sich bei ihm anlehnen und fallen lassen konnte. Sanft küsste er sie aufs Haar und flüsterte: „Ich liebe dich, meine Prinzessin.“ Nach einiger Zeit begann er leise das Lied zu singen, mit dem er ihr damals seine Liebe gestanden hatte, das Lied war für ihn von riesiger Bedeutung und würde es auch immer bleiben.   „I found a love for me Oh darling, just dive right in and follow my lead Well, I found a girl, beautiful and sweet Oh, I never knew you were the someone waiting for me 'Cause we were just kids when we fell in love Not knowing what it was I will not give you up this time But darling, just kiss me slow, your heart is all I own And in your eyes, you're holding mine   Baby, I'm dancing in the dark with you between my arms Barefoot on the grass, listening to our favourite song When you said you looked a mess, I whispered underneath my breath But you heard it, darling, you look perfect tonight Well I found a woman, stronger than anyone I know   She shares my dreams, I hope that someday I'll share her home I found a love, to carry more than just my secrets To carry love, to carry children of our own We are still kids, but we're so in love Fighting against all odds I know we'll be alright this time Darling, just hold my hand Be my girl, I'll be your man I see my future in your eyes   Baby, I'm dancing in the dark, with you between my arms Barefoot on the grass, listening to our favorite song When I saw you in that dress, looking so beautiful I don't deserve this, darling, you look perfect tonight   Baby, I'm dancing in the dark, with you between my arms Barefoot on the grass, listening to our favorite song I have faith in what I see Now I know I have met an angel in person And she looks perfect I don't deserve this You look perfect tonight“*   Er hatte die Arme enger um sie gelegt und lehnte seine Stirn an ihre, während er sie voller Liebe ansah, sie war und blieb die eine Frau für ihn, die er den Rest seines Lebens bei sich haben wollte, egal was da noch kommen würde, es gab nichts, was das jemals ändern könnte.   Mimi realisierte gar nicht, wie abweisend und kratzbürstig sie ihrem Mann gegenüber war, die Vergangenheit kam einfach nur wieder hoch, das Gefühl, wertlos zu sein und nur Probleme zu bereiten, alles hatte sich aufgestaut, weil sie nie eine Last hatte sein wollen für irgendjemanden.  Im Grunde hatte Mimi immer nur verdrängt, statt sich mit ihren Gefühlen auseinander zu setzen., sie hatte sich erbittert, fast schon verbissen, in ihre Arbeit gestürzt, ihre eigenen Probleme beiseitegeschoben, um den Kopf für ihre Klienten frei zu haben, doch das rächte sich nun, denn ihr Selbstwertgefühl hatte darunter mehr als nur gelitten. Von Tais Vorhaben ahnte sie nichts, während sie mit Misaki dort saß und sich wieder einmal fragte, ob sie dieses Glück überhaupt verdient hatte. Schon damals, als Kazumi so schwer krank geboren wurde, hatte Mimi die Schuld daran bei sich selbst gesucht. Sie musste doch schuld sein, immerhin war sie diejenige, die die Kinder neun Monate in sich getragen hatte. Doch ihrem Mann konnte sie nun nichts mehr vormachen, das war Mimi klar, dennoch war sie froh, als er die Kinder versorgte und sie im Zelt schlafen legte, während sie einfach nur schweigend auf das Wasser hinausschaute. Nicht lange dauerte es, ehe er sich zu ihr setzte und sie auf seinen Schoß zog. Mimi verkrampfte augenblicklich, aber als sie spürte, dass er sie nur leicht auf dem Rücken streichelte und nicht zum Reden drängte, fiel deutlich etwas ihrer Anspannung von ihr ab und sie sah weiter hinaus aufs Wasser. Eine ganze Weile saßen sie so da und sagten nichts, ehe sie den Kuss aufs Haar spürte und seine Worte hörte… Worte von denen sie das Gefühl hatte, diese nicht zu verdienen. Der Song machte es nicht besser, wieder liefen ihr die Tränen und sie fragte sich warum, aber sie ließ sich einfach in seine Liebe fallen, lehnte sich mit dem Kopf an seine Brust, auf die Seite des Herzens, auf dem das Tattoo gestochen war, welches sie, ihre Kinder und ihn für immer miteinander verband und seufzte leise, aber sie sagte immer noch nichts. Sie hätte auch nicht gewusst was, sie liebte ihren Mann immer noch so sehr, aber sie hatte nicht das Gefühl, dass sie es wert war, von ihm diese Gefühle entgegengebracht zu bekommen… Mimi wusste einfach nicht mehr, was mit ihr los war und am liebsten wäre sie einfach aufgestanden und so weit weggelaufen, wie sie nur konnte. Aber sie hatte drei Kinder und ihr Pflichtgefühl würde immer über ihre Emotionen siegen. Mimis Verhalten war für Tai alarmierend, er kannte es nämlich zu gut, konnte es nachvollziehen, hatte er doch selbst lange so gehandelt, aber die Dinge lagen nun anders, sie waren Eltern, sie hatten Verantwortung und er würde kämpfen für seine Familie, egal wie lange das auch dauern mochte. Sie hatten eine Menge durchgemacht und das blieb natürlich nicht spurlos, jetzt ging es ihm wieder besser und Mimi hatte keine Probleme mehr bei ihm, auf die sie sich fokussieren musste, sondern hatte andere keine Wahl als anzufangen sich mit ihren eigenen Problemen auseinanderzusetzen und das wollte sie strikt nicht, dass spürte Tai, also hatte er überlegt und überlegt und beschlossen zu handeln, aber einweihen würde er sie natürlich nicht, denn das wäre rückschrittig, er musste sie überraschen, damit sie sich nicht schon vorher verschließen konnte. Spätestens nach ihrer Reaktion auf das Lied war ihm doch ein klitzekleiner Sieg gelungen, denn sie ließ seine Liebe zu und das war ein Fortschritt und nachher würde er auf seine ganz eigene Art und Weise daran arbeiten, dass es ihr besser ging. Er sagte danach also keine Worte, sondern legte eine Hand auf ihren Rücken und gab ihr Halt und Geborgenheit, zeigte ihr einfach, dass er bei ihr war, egal was kommen würde.   Den Tag verbrachten sie noch mit den Kids am Strand, die meiste Zeit nahm er ihr die Kinder ab, denn er spürte, dass sie etwas Zeit für sich brauchte und die wollte er ihr gewähren. Als sie später zu Hause waren, hatten Mako und Kazumi darauf bestanden, von Mama ins Bett gebracht zu werden, also brachte er Misaki ins Bett, während Mimi die beiden Wirbelwinde schlafen legte. Danach begab er sich ins Schlafzimmer und suchte ein bestimmtes Outfit heraus, was er in eine Tasche packte und ging dann runter zu Mimi, die sich ins Wohnzimmer verschanzt hatte. Sanft nahm er ihre Hand und sah sie an. „Du musst nicht reden…, ich zwinge dich nicht, aber ich bitte dich mitzukommen, denn ich spüre, dass es dir nicht gut geht und natürlich wäre es einfacher du würdest mit mir reden, doch ich merke, dass dir das so unfassbar schwerfällt deswegen dränge ich dich nicht. Ich bitte dich nur mir zu vertrauen und jetzt mitzukommen“, nachdem sie ihm stumm zugenickt hatte, ging er mit ihr gemeinsam zum Auto, einer seiner Bandkollegen, dem er sehr nah stand, hatte eingewilligt, solange auf die Kids aufzupassen und dafür war er unfassbar dankbar. Nachdem sie also eingestiegen waren, fuhr er mit ihr los zu einem Ort, mit dem sie beide viel Positives aber auch einige schmerzhafte Dinge verbanden. Dort angekommen stieg er mit ihr aus, nahm die Tasche und betrat das Gebäude und steuerte gezielt ein bestimmtes Zimmer, an was er mit ihr betrat. Es war ihr altes Büro im Therapiezentrum, dort wo für sie beide die gemeinsame Reise angefangen hatte. Kurz ließ er sie nochmal alleine in dem Raum, um sich draußen umzuziehen und als er wieder in das Büro kam, trug genau die Sachen, die er anhatte, als er ihr damals vor vielen Menschen seine Liebe gestanden hatte.   Tai sah sie an und sah ihren verwirrten Blick, klar sie wusste nicht, was sie hier sollten, aber es hatte einen ganz bestimmten Grund. Er ging wieder zu diesem Fenster, wo er damals gestanden hatte, als sie ihr Gespräch begonnen hatten. „Als ich damals hier saß, wusste ich zum Teufel nicht, was ich hier sollte. Ich war so voller Selbsthass und Selbstzweifel, dass ich eine völlig falsche Wahrnehmung hatte. Ich habe alles und jeden verteufelt, ich habe mir so oft gedacht, noch ein paar Pillen und etwas Alkohol, dann kann ich den Leuten ihren Wunsch erfüllen und wäre weg für immer, dann wäre ich ihnen keine Last mehr und allen ginge es wieder gut. Ich habe nicht verstanden, wieso man mir helfen wollte, wenn man doch sonst immer vorgeführt bekam, wie sehr man versagt hatte, ich habe alles und jeden von mir ferngehalten, weil ich keine Nähe zulassen wollte, niemand sollte sehen, was für ein Versager ich war… An dem Abend, bevor wir hier das erste Mal aufeinander getroffen sind nach Jahren, da hatte ich versucht mich umzubringen, aber es ging schief, wie so oft schon, vielleicht war es auch Schicksal, dass ich noch eine letzte Chance bekommen sollte und dann bist du hier reinspaziert, ich hatte Panik, ich hatte das Gefühl, ein Blick von dir reicht und du würdest sehen können, wie es in mir aussieht, das hat mir so viel Angst gemacht, dass ich dich nicht ansehen konnte…, ich wollte nicht, dass auch du siehst, was für ein Versager ich doch war, doch du hast mich nicht ein einziges Mal wie einen Versager behandelt, sondern mir Mut zugeredet, mir gezeigt, dass es vielleicht doch einen Weg aus dem Ganzen heraus gibt. Du hast mir schamlos an den Kopf geknallt, wie blöd ich mich eigentlich verhalte und sowieso meine Welt auf den Kopf gestellt, mir auch etwas von dir erzählt, was dir passiert ist, ich habe mich bei dir so unglaublich verstanden gefühlt und der Wille es da raus zu schaffen war stärker als die Angst davor, erneut verletzt zu werden, ich wollte dir nichts von mir geben und habe dir am Ende alles gegeben was ich hatte und die Sitzung endete damit, dass wir uns geküsst haben und alleine das hatte ausgereicht, dass ich ein Hochgefühl bekam wie ich es jahrelang nicht mehr hatte . Ich hatte ein Ziel vor Augen, ich wollte dich und dein Herz erobern, ich wollte mein Leben in den Griff kriegen, damit wir vielleicht eine Chance haben.“   Er drehte sich herum und sah sie lächelnd an. „Ich habe mich augenblicklich rettungslos in dich verliebt und nicht eine Sekunde versucht dagegen anzukämpfen, die ganze Woche bis zu dem Gig habe ich mir Gedanken gemacht, wie ich es dir sage, denn ich konnte nicht einfach ‚Ich liebe dich‘ sagen, ich wollte es auf meine Art und Weise ausdrücken. Musik war die Sprache, die ich am besten konnte und es war ein Risiko es öffentlich zu tun, aber du warst mir dieses Risiko wert, ich wusste zu dem Zeitpunkt, dass ich nie wieder eine andere Frau wollen würde, in dir habe ich den Menschen gefunden, der mich komplett macht und die Lücke, die in meinem Herzen war, mit so viel Aufrichtigkeit und Liebe gefüllt hat. An dem Abend hat sich natürlich auch was Unschönes ereignet, aber das gehörte dazu, es war fast wie eine Befreiung, wir waren einen Menschen im Leben losgeworden, der uns nichts Gutes wollte und an dem Abend hat unsere gemeinsame Liebe so richtig begonnen… Seit diesem Tag verliebe ich mich Tag für Tag immer wieder neu und immer mehr in dich, was ich niemals für möglich gehalten hätte, dass so etwas überhaupt geht, aber es fühlt sich so unfassbar gut an. Seitdem ist eine Menge passiert, wir haben geheiratet, sind Eltern geworden von drei so wundervollen Kindern, auch wenn Kazumis Start schwer war, aber da hätten wir nichts tun können, uns ist passiert, was so vielen Eltern passiert ist, aber heute geht es ihr prima und sie sieht immer mehr aus wie ihre wundervolle Mutter. Du musstest eine ganz schöne Menge mit mir mitmachen, aber du hast dich nie auch nur einmal beschwert, du hast mich nie aufgegeben, du hast immer alles zusammengehalten und dafür bin ich dir so unfassbar dankbar, denn ohne dich wäre ich heute nicht mehr hier, ohne dich wäre mein Leben so trostlos gewesen und leer, aber du hast wieder Licht und Freude in mein Leben gebracht, du hast mir deine bedingungslose Liebe geschenkt und mir jedes Mal aufs Neue gezeigt, dass wir alles zusammen schaffen können. Unsere Vergangenheit prägt uns und Michael hat bei dir vieles kaputt gemacht, das ist mir die letzten Tage so richtig bewusst geworden, spätestens bei dem letzten Gespräch mit Masao hat sich das bestätigt, aber das ist nichts, wofür du dich vor mir schämen müsstest, ich bin nicht er, ich würde nen Teufel tun und versuchen dich in irgendwelche Ideale zu pressen, weil Ideale scheiße sind.“ Er ging einen Schritt auf sie zu und nahm sanft ihre Hand.   „Für mich bist du gut, genauso wie du bist, wieso ich nicht perfekt sage fragst du dich? Weil niemand von uns perfekt ist und ich will auch gar nicht perfekt sein, ich bin der, der ich bin, weit weg von perfekt, aber das ist Okay, ich lebe damit. Ich habe mich in dich verliebt, weil du einfach du bist Prinzessin, eine so unfassbar liebevolle Mutter und Ehefrau, ein Mensch, der das Wohl seiner Kinder über das Eigene stellt, eine Frau mit vielen Facetten und ich liebe jede einzelne davon, aber am meisten liebe ich dich, wenn du morgens verschlafen aufwachst und mich so süß anlächelst, ich liebe es zu sehen, wie glücklich du bist wenn die Kinder auf dich zustürmen und mit Mama kuscheln wollen, ich liebe es, wenn wir abends gemeinsam auf dem Sofa liegen und einfach miteinander reden und ich dich dabei im Arm halten kann. Ich liebe es, wenn du die Stirn runzelst, weil ich wieder irgendwas Verrücktes angestellt habe, ich liebe es zu hören, wie du zufrieden singst, wenn du dich beim Backen austoben kannst, ich liebe es dein Lachen zu hören, ich liebe alles an dir, sowohl innerlich als auch äußerlich. Mich interessieren keine Modelideale, es interessiert mich auch nicht, ob du nun fünf oder zehn Kilo mehr wiegst als vor den Schwangerschaften, denn auch das steht dir, du hast drei Kinder geboren, natürlich verändert sich da der Körper, aber das ist nichts, was du verstecken musst, du siehst toll aus Liebling, du bist die wunderschönste und liebevollste Frau, die ich kenne und es ist mir eine Ehre, dich meine Ehefrau nennen zu dürfen, es erfüllt mich mit Stolz, dass wir es hingekriegt haben, so eine wundervoller Familie zu gründen und trotzdem nicht auf unser Eheleben zu verzichten. Es wird immer mal Tage geben, wo wir uns unsicher sind und vermutlich fragst du dich genauso wie ich manchmal: Habe ich das verdient? Bin ich es überhaupt Wert, geliebt zu werden? Wieso liebt dieser Mensch ausgerechnet mich? Was findet dieser Mensch nur an mir? Das sind Dinge, mit denen auch ich manchmal zu kämpfen habe, aber denn besinne ich mich wieder auf das, was wichtig ist, ich hinterfrage nicht, wieso du mich liebst, sondern bin glücklich und genieße es deine Liebe zu bekommen. Liebe basiert nicht auf Idealen und Vorgaben, Liebe ist einfach rein, man verliebt sich einfach in einen Menschen, ohne irgendwelche Erwartungen, jedes Wesen ist es wert, geliebt zu werden, auch du bist es wert geliebt zu werden und ja, du hast diese Liebe mehr als nur verdient Mimi, denn egal was du auch vielleicht denkst oder glaubst, ich liebe dich als die Frau, die du bist, du hast mir damals mein Herz geklaut und bewahrst es seitdem sicher bei dir auf. Wir sind eins, zwei Menschen, die vom Schicksal mehr als nur einmal auf die Fresse gekriegt haben, ich sah körpermäßig auch mal wesentlich massentauglicher aus, aber das ist okay, dass es jetzt nicht mehr so ist, weil ich weiß du liebst mich, ob ich nun ein krasses Sixpack habe oder auch nicht, und ich bin cool damit.“   Er sah sie noch intensiver an. „Ich bin kein ausgebildeter Fachtherapeut und habe nicht wirklich Ahnung von dem Ganzen, aber ich weiß dank dir, was Liebe ist und durch dich habe ich gelernt, wie schön Liebe sein kann und egal wie kratzbürstig du mir noch gegenübertrittst, ich liebe dich auch über den Tod hinaus, ich habe es dir bei unserer Hochzeit versprochen.“ Langsam ging er vor ihr auf die Knie und sah sie mit einem so sanften und liebevollen Blick an wie an dem Tag, an dem sie sich die ewige Liebe geschworen hatten. „Mein Schatz… wir sind schon einen langen, gemeinsamen Weg gegangen. Wir sind einen Weg gegangen, von dem ich niemals geträumt hätte, ihn gehen zu dürfen. Allein bin ich weit davon entfernt, perfekt zu sein, durch dich bin ich ein besserer Mensch geworden, ich werde ein guter Ehemann sein und ich hoffe, dass wir einen tollen gemeinsamen Weg vor uns haben, wir werden alles gemeinsam durchleben, so wie wir es auch in der Vergangenheit geschafft haben, als ich dich das erste Mal sah, wusste ich, dass wir zusammen gehören, ich habe gesehen, wie stark unsere Liebe ist und von diesem Tage an gelobe ich, dass ich dich lieben werde, ich werde dich achten, ich werde dich ehren, ich werde immer für dich da sein, ich werde dich beschützen,  du wirst immer fest in meinem Herzen sein, solange ich lebe und ich werde niemals zulassen, dass dir oder unseren Kindern je etwas passiert. Du bist die Hoffnung in meinem Leben, die Frau, die mein Herz Tag für Tag auf eine Art und Weise berührt, wie es noch nie zuvor jemand geschafft hat, du kennst meine schlechtesten und meine guten Seiten und wenn es auch schwierig mit mir war, hast du dich nie beschwert, sondern mir immer wieder neuen Mut gemacht und ich weiß tief in meinem Herzen, dass ich niemals eine Frau so sehr lieben könnte wie ich dich liebe und ich danke dir für jeden Tag, den du bei mir bist und jeden Tag, an dem du mir zeigst, dass du mich liebst. Du bist das, was andere als Wunder im Leben bezeichnen würden, weil für mich bist du es, du bist in mein Leben getreten, als ich mich aufgegeben hatte und nicht mehr weiter machen wollte und durch deine Hartnäckigkeit und deine Art und Weise hast du es geschafft, das zu ändern...hast es geschafft, dass ich mich Hals über Kopf in dich verliebt habe und das war mir vom ersten Kuss an schon klar, an dem ersten Tag, wo wir uns nach all den Jahren wieder gesehen haben,  bist du gekommen und hast mein Herz mitgenommen und es wieder zusammen gesetzt und es schlägt nur für dich und unsere Kinder, ich liebe dich für den Rest meines Lebens.“ Er atmete tief durch. „Eigentlich sollte das jetzt mein Geschenk zum Hochzeitstag werden, aber ich möchte, dass du es jetzt schön hörst.“ Er blieb weiter vor ihr auf den Knien und begann sanft und voller Liebe zu singen.   „Since you came along My life has changed I'm no longer insecure You took away my pain You showed me love Like I never knew before And though nothing's perfect Another year with you's been worth it I thank god for you and me   I believe in happily ever after There's no joy like the sound of your laughter It seems that god has send me an angel to me And in your arms is where I always wanna be Happy anniversary Happy anniversary   Life has given us The most amazing And purest gift of love On your darkest days I'll be the light To help you find your way And through the years We'll keep on going I'll love you till my final moments Forever's meant for you and me   I believe in happily ever after There's no joy like the sound of your laughter It seems that god has send me an angel to me And in your arms is where I always wanna be Happy anniversary Happy anniversary“**   Er hoffte, dass sie verstand und realisierte, was er ihr hatte sagen wollen, in guten wie in schlechten Zeiten, er würde ihr Fels in der Brandung sein und ihr immer wieder neuen Mut geben und vor allem pure und reine Liebe. 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