Das Leben danach von KenIchijoji ================================================================================ Kapitel 62: Bitteres Erwachen ----------------------------- Matt und Mimi hatten definitiv auch genug gehört, es herrschte einfach vollkommene Fassungslosigkeit im Raum darüber, wie skrupellos dieser Mistkerl vorgegangen war. Aber es stimmte schon, besser es kam jetzt heraus, wo sie noch etwas tun konnten als dann, wenn es schon zu spät war. Mimi atmete tief ein und aus, ehe sie sich die letzten Tränen wegwischte und nickte. „Du hast Recht, das konnte wirklich niemand ahnen. Ich werde T.K. auf den Fall ansetzen, er ist ja Journalist und hat damals den ganzen Skandal mit Sora auch aufdecken können. Bis zur Blutabnahme kann ich ihn noch in Hypnose halten, das ist kein Problem.“ Während Matt und Masao Tai ins Auto trugen, klingelte Mimi Ken aus dem Bett. Der war nicht sonderlich begeistert, in seinem wohlverdienten Urlaub mitten in der Nacht geweckt zu werden, aber als Mimi ihm grob schilderte, was passiert war, stand er quasi schon mit einem Bein neben dem Bett und versprach, sofort ins Präsidium zu fahren und die Daten zu sichern. Danach zog sie sich noch etwas Ordentliches über und eilte dann ebenfalls nach unten zum Auto, wo Masao gerade Matt instruierte. Dieser nickte und Mimi warf ihm ihre Autoschlüssel zu. „Hier, du kannst mit meinem Wagen fahren, aber wehe, da kommt auch nur ein Kratzer dran!“ Ja, ihr Auto war ihr heilig, aber sehr zu Matts Erleichterung war es nicht lila oder pink, sondern dunkelblau. T.K. war ja schon von Kari entmannt worden, als er ihr pinkes Auto hatte fahren müssen. Mimi überließ Masao das Fahren, sie setzte sich mit auf die Rückbank zu Tai und hielt seine Hand, sprach beruhigend auf ihn ein. Im Krankenhaus ging alles relativ schnell und Mimi teilte Masao noch mit, dass sich Ken um die Tonaufnahmen kümmerte. Anschließend war es soweit, sie durfte Tai aus der Hypnose holen, was sie auch vorsichtig tat und während er zu sich kam, drückte sie sanft seine Hand. „Hallo mein Schatz“, sagte sie lächelnd, als er die Augen wieder aufschlug. Niemand wusste, wie genau Tai nun reagieren würde.   Unterdessen hatte Matt das Haus von T.K. und Kari erreicht, die er natürlich auch aus dem Bett holte. Er folgte den beiden ins Wohnzimmer, ehe er tief durchatmete. „Tut mir leid, dass ich euch geweckt habe.“ Kari winkte ab. „Ach schon gut, Aiko ist bei Natsuko, also halb so wild.“ Matt atmete erleichtert auf, das würde es einfacher machen. „Ich komme gerade von Mimi und Tai. Die Therapie von Tai wurde sabotiert, Tai geht es den Umständen entsprechend, aber sie haben ihn ins Krankenhaus gebracht. Er wurde allem Anschein nach unter Drogen gesetzt und ihm wurden während der Therapiesitzungen Unwahrheiten erzählt, die ihn sehr belastet haben. Masao kümmert sich jetzt um ihn in der Uniklinik. Brüderchen, könntest du vielleicht versuchen, alle Informationen über Dr. Junpei Shihito zusammen zu suchen, die du finden kannst? Es muss ein Motiv geben, warum er Tai das angetan hat, vielleicht irgendetwas aus der Vergangenheit.“ Er sah Kari und T.K. an, Erstere war ziemlich blass um die Nase geworden und klammerte sich fast schon an ihren Verlobten. Masao hatte Recht gehabt, sie war noch nicht bereit für die Wahrheit.   Masao war etwas angespannt, da er ja auch nicht einschätzen konnte, wie Tai jetzt nach dem Aufwachen reagierte, schließlich war es bei jedem Patienten, der unter Hypnose stand, immer etwas anders, wie die betreffende Person dann letztlich wirklich reagierte, sobald sie wieder zu sich kam, also beobachtete er mit Vorsicht, wie Mimi ihren Ehemann aus der Hypnose  zurückholte und Tai nun nicht mehr unter der Hypnose stand. Tai bekam im Prinzip eigentlich nicht mit, dass er aus der Hypnose geholt worden war und auch alles davor hatte er ja nicht richtig mitbekommen, als er jetzt wieder „wach“ war, schaute er sich verwirrt um, wieso war er im Krankenhaus und das um diese Uhrzeit? Er sah Mimi an und fing dann an zu reden „Die Filmrisse… sie sind weg… ich kann mich wieder an alles erinnern, von damals..., alles was damals passiert ist, als ich unter die Medikamente gesetzt wurde…. Ich weiß wieder alles, jedes kleine Detail...“ Er sah zu Masao „Jessica Barker, lasst ihre Akte überprüfen, bei welchem Psychologen sie damals war… Dr. Shihito… das Gesicht kommt mir jetzt irgendwie etwas bekannt vor, überprüft am besten beide…“ Tai sah jetzt Mimi und auch weiterhin Masao an „Xanax, Rivotril, IMAP und Opipramol, das waren die Substanzen, die mir damals verabreicht wurden...und es fühlt sich gerade genauso an wie damals, nur ist es jetzt anders, ich fühle mich jetzt gerade klar bei Verstand… das war die letzten Wochen überhaupt nicht der Fall…, aber ich spüre das mein Körper anfängt zu rebellieren… und mehr von dem Zeug will..., ich hätte niemals gedacht, dass ich das sage, aber schickt mich in den Entzug, ich will nicht, dass es noch einmal so schlimm wird wie damals…, ich will meine Familie zurück und mein Leben… und wenn mich einer von euch beiden nochmal überreden will zum Psychologen zu gehen…, erwürge ich euch eigenhändig.“ Masao war mehr als erstaunt, dass Tai so klar und sachlich redete und sah Mimi verblüfft an, er hatte mit einem Emotionsausbruch gerechnet, aber nicht mit einem klaren und relativ gefassten Tai, aber er veranlasste sofort, dass ihm die Akten, die er benötigte, zusammengesucht wurden  und gab auch ans Labor weiter, auf welche speziellen Substanzen Tais Blutproben getestet werden sollten.   T.K. war wirklich nicht erfreut, so spät aus dem Bett gerissen zu werden, aber er ging davon aus, wenn sein Bruder so spät auftauchte, dann war das nicht grundlos. Also setzten sich alle gemeinsam ins Wohnzimmer und T.K. hörte zu, was Matt zu sagen hatte und das haute ihn fast schon richtig um. „Wie bitte? Natürlich kann ich dir die Infos besorgen, die ihr braucht, ich setze mich gleich direkt dran“, aber erst kümmerte er sich um seine Verlobte, die das Ganze überhaupt nicht gut aufnahm. Er legte seinen Arm um sie und streichelte sanfte über ihre Wange. „Ganz ruhig Liebling, das wird alles wieder, versprochen.“ Auch Mimi war ziemlich angespannt, wie es ihrem Mann nach dem Aufwachen aus der Hypnose gehen würde, aber Masao und sie sollten dabei eine ordentliche Überraschung erleben. Als Tai meinte, seine Filmrisse seien weg und er könne sich an alles wieder erinnern, war Mimi mehr als nur baff und auch Masao wirkte nicht so, als habe er damit gerechnet, einen dermaßen gefestigten Mann vorzufinden. Als er die Medikamente ansprach, nickte Mimi in Richtung Masao. „Das sind auch die Medikamente, die T.K. damals in den Akten gefunden hatte, Tai scheint wirklich seine Erinnerungen zurückbekommen zu haben. Und wenn das dein Wunsch ist Liebling, dann kriegen wir das mit einem Entzug hin, ich liebe dich! Und ich schicke dich nie wieder zu irgendeinem Psychologen oder Arzt, den wir nicht kennen!“ Kurz nachdem Masao alles in die Wege geleitet hatte, kam eine Schwester in den Raum und hinter ihr Ken in seiner Dienstuniform. „Guten Abend“, meinte er und verbeugte sich höflich nach japanischer Manier, ehe er Masao eine CD überreichte und einige Dokumente dazu. „Auf der CD befinden sich alle Aufnahmen der Therapie mit Tai, aber ich glaube, dass Mimi sich das besser mit dir anhören sollte, das ist schon ziemlich krass, was da teilweise gefallen ist. Außerdem haben wir noch ein paar Informationen über Dr. Shihito zusammengestellt. Bis vor 2 Jahren praktizierte er noch unter seinem Geburtsnamen Makino, hat allerdings vor zwei Jahren geheiratet und den Namen seiner Frau angenommen, die kurze Zeit später einen mysteriösen Unfall hatte und verstarb. Er ist auch bei uns bekannt, da er damals unter dem Verdacht stand, seine Patientin Jessica Barker in den Selbstmord getrieben zu haben, allerdings konnte ihm das von den Kollegen damals nie nachgewiesen werden. Wir haben bereits einen Durchsuchungsbefehl für seine Praxis, die Kollegen sind vor Ort. Den Fall Barker lasse ich auch noch einmal aufrollen, vielleicht finde ich ja etwas, das damals übersehen wurde.“ Er sah Mimi aufmunternd an. „Ich bin guter Dinge, dass wir genügend Beweise finden, um ihn aus dem Verkehr zu ziehen und in Untersuchungshaft nehmen zu können, dein Mann ist in Sicherheit. Wenn ich mehr weiß, melde ich mich bei dir.“ Dann sah er zu Tai und lächelte mitfühlend. „Tut mir echt leid, dass es ausgerechnet dich erwischt hat, an so einen Kurpfuscher zu geraten, ich hoffe, dass du bald wieder auf die Beine kommst.“ Gerade wollte Ken noch etwas sagen, als das Labor anrief und Masao bestätigte, dass alle vier Medikamente in gesundheitsschädlicher, fast schon tödlich hoher Dosis im Blut nachgewiesen werden konnten und auch die Tabletten eine extrem hohe Menge aller Stoffe enthielten. Wie wohl Mimi auf diese Offenbarung reagieren würde?   Kari wusste nicht, was sie sagen sollte, sie war einfach nur geschockt und zitterte immer noch, während T.K. sie zu beruhigen versuchte. „Ich will zu ihm Matt, bring mich bitte in die Uniklinik, sofort!“ Matt sah sie beschwichtigend an und schüttelte den Kopf. „Das geht jetzt nicht Kari, sie müssen Tai erst mal untersuchen und schauen, was man ihm genau gegeben hat, die Polizei ist auch schon eingeschaltet und wird diesen Arzt festnehmen, Ken ist an dem Fall beteiligt, du weißt selbst, was für ein gewissenhafter Polizist er ist. Wichtig wäre es jetzt, wenn wir mit deinem Verlobten zusammen ein wenig über diesen dubiosen Psychologen recherchieren, damit wir Mimi und Masao etwas Handwerkszeug liefern können, meinst du, dass du das hinkriegst?“ Kari schniefte immer noch, aber sie nickte und wischte sich das Gesicht mit dem Ärmel ab. „Du hast Recht, heulen bringt jetzt nichts.“ Sie stand auf, holte T.K. seinen Laptop und deutete Matt an, sich neben seinen Bruder zu setzen. „Schaut ihr schon mal, ich mache uns mal einen Kaffee oder Tee, was wollt ihr lieber haben?“ Jep, pure Ablenkungstaktik, aber Kari wusste, dass sie anders nicht aufhören würde, sich den Kopf zu zerbrechen, also musste sie sich beschäftigen.   Tai sah Mimi an und gab ihr einen sanften Kuss, ehe er antworte „Der Entzug ist die beste Lösung… ich weiß leider, wie ich an das Zeugs komme, auch ohne Arzt und wenn ich erst mal wieder richtig abhängig bin, weiß ich nicht, wie das enden wird…, außerdem will ich mein Leben zurück, mit klarem Verstand und nicht unter Drogen, also ist der Entzug wichtig für mich, damit mein Körper versteht, dass er das Zeug nicht braucht.“ Was Ken jedoch offenbarte, ergab irgendwie Sinn und schockierte ihn zugleich, bei dem Namen Makino war ihm allerdings alles klar. „Oh man…, nicht mal wenn diese Frau tot ist, hat man Ruhe vor ihr“, knurrte er. „Makino war der behandelnde Arzt von Jess… und hatte auch was mit Sora am Laufen gehabt, nachdem wir getrennt waren…, sobald Jess in seiner Behandlung war, ging es mit ihr bergab, alle Erfolge, die ich bei ihr erzielen konnte, waren zunichte gemacht..., er hat sie eiskalt umgebracht… und ich wette, dasselbe hatte er auch mit mir vor…, aber er hat Mimis Kompetenzen unterschätzt. Makino hat auch damals die Akten gefälscht, unter meinen Berichten war sein Kürzel, aber er hatte mich nie behandelt gehabt, das hatte das Therapiezentrum ihm verweigert gehabt wegen der Verbindung zu Sora, die er ja nachweislich hatte.“ Tai sah Mimi an „Wir müssen ans Meer der Dunkelheit, ich muss mit Jess reden Mimi…, ich muss ihr alles erzählen…, um einen Weg zu finden, damit abzuschließen…, ich will aber nicht, dass Kari dieses Mal dabei ist, das packt sie nicht. Ich will es zusammen machen mit dir Liebling, bitte begleite mich, es ist wichtig, vielleicht ist dann auch endlich mal Ruhe in dem Thema… und Shihito sollte mir besser nicht mehr über den Weg laufen, dann ist er dran.“ Masao bedankte sich bei Ken für die Aufnahmen. „Ich habe die Akten schon angefordert, ich lasse dir die Infos zukommen, die ich herausfinden kann, wir haben T.K. auch darauf angesetzt weiter zu recherchieren, um an mehr Infos zu kommen. Dann sah er zu Tai. „Tai… das Meer der Dunkelheit, bist du dir sicher? Du weißt, welche Kräfte dort sind…, schaffst du das seelisch überhaupt dem standzuhalten?“ Masao selbst war ja nie dort gewesen, aber er kannte diesen Ort aus den Erzählungen von Mimi und auch Kari.   T.K. seufzte, das Ganze konnte ja ein tolles Unterfangen werden, er stand auf und beruhigte erstmal Kari, die aber ihre eigene Ablenkungstaktik entwickelte. „Ich denke, Kaffee ist ganz gut Liebling“, er stand auf und nahm ihr das Handy ab und steckte auch sein eigenes ein. „Ich kenne dich, du würdest direkt versuchen deinen Bruder anzurufen und das lasse ich dir nicht durchgehen“, also machte er mit ihr zusammen den Kaffee fertig, auch wenn sie da jetzt etwas zickte und ihr das nicht passte, wusste er, es war besser so und das sah sie wohl auch ein, würde sich aber hüten das Ganze zuzugeben. Er klemmte sich hinter seinen Laptop und recherchierte in Netzwerken, die so nicht zugänglich waren und konnte sich so Akten ziehen und diese überprüfen. „Na super…, dieses Arschloch hatte eine Beziehung zu Sora, hier sind Chatverläufe der beiden, das erklärt dann wohl so einiges.“   Mimi atmete einmal tief durch, dann nickte sie. „Ja du hast Recht, ich müsste ja auch alle meine Sachen wegschließen zu Hause, weil mein Rezeptblock schon reichen würde, um dir das Zeug zu verschaffen. Ich bin froh, dass du so rational das Ganze sehen kannst, es tut mir so leid, was passiert ist… und ich habe dir noch gesagt, dass du alles machen sollst, was sie dir sagen… ich fühle mich so schrecklich verantwortlich für die ganze Misere.“ Was Ken schilderte, schockte sie alle so ziemlich, zumal Tai dann ja auch noch Details auspackte und Mimi fast an die Decke ging. „ALTER KOTZT MICH DIESES DRECKSWEIB AN. WÄRE SIE NICHT SCHON TOT, WÜRDE ICH SIE JETZT SUCHEN UND EIGENHÄNDIG ZUR HÖLLE FAHREN LASSEN!“, brüllte sie und beruhigte sich erst, als Ken ihr eine Hand auf die Schulter legte und immer wieder sagte, dass ihr das auch nichts bringen würde. „Ich kann deine Gefühle verstehen, Mimi, aber es bringt nichts, jetzt in der Vergangenheit zu hängen, wichtig ist doch, dass wir Tai jetzt helfen, oder nicht?“ An Tai gewandt meinte er: „Wir lassen die alten Akten noch mal prüfen, danke für den Hinweis. Und was die Recherchen von T.K. betrifft, wäre es gut, wenn er mir seine Ergebnisse zukommen lässt, damit wir etwas gegen Shihito in der Hand haben.“ Allerdings runzelte er die Stirn, als Tai mit seinem Plan um die Ecke kam, sagte aber vorerst nichts dazu, er wollte erst mal abwarten, was Mimi dazu sagte. Die schaute ihren Mann an, als würde er erzählen, er hätte die Marsmännchen gesehen. „Ich glaube, die Drogen haben dir doch die Sinne vernebelt! Bist du total verrückt geworden, ans Meer der Dunkelheit gehen zu wollen?! Meine Antwort lautet: NEIN, nie und NIMMER!“ Sie verschränkte die Arme vor der Brust und starrte Tai finster an, dieser Ort bedeutete nur Unheil. Allerdings räusperte sich dann Ken und sah Mimi und auch Masao an, da sie beide Zweifel daran hatten. „Ich glaube schon, dass er das psychisch schaffen würde. Dieser Ort verstärkt negative Gedanken, aber Tai will mit dem Vorsatz dorthin gehen, seine Vergangenheit hinter sich zu lassen, das ist viel positive Energie. Wir alle haben damals gesehen, dass Jess und auch sein Sohn Taki dort erschienen sind und mit Taki konnte er damals bereits Frieden schließen, er konnte diesen Ort verlassen. Vielleicht muss er wirklich dorthin, um auch Jess endlich zu erlösen. Sie gibt Tai die Schuld an ihrem Tod, dabei war es alles ein abgekartetes Spiel.“ Kens Worte stimmten Mimi nachdenklich und sie sah Masao an, dann ihren Mann und dann wieder Ken, ehe sie seufzte und ihre Schutzhaltung aufgab. „Na gut… du hast gewonnen, wir versuchen es. Aber ich bin auch dafür, dass wir Kari nicht mitnehmen. Nur… wie kommen wir dorthin?“ Sie sah Ken fragend an, der lächelte. „Das Portal kann ich euch öffnen, aber ich werde nicht mitgehen können. Das hat persönliche Gründe, aber auch Berufliche, immerhin bin ich der Einsatzleiter dieses Falls. Ich muss hier die Stellung halten. Schafft ihr beiden das alleine?“ Mimi sah wieder zu ihrem Mann, aber man konnte in ihren Augen deutlich das bedingungslose Vertrauen und die Liebe sehen, die sie für Tai fühlte. Wenn es sein musste, würde sie ihm bis ans Ende der Welt folgen.   Kari hatte die Rechnung ohne ihren Verlobten gemacht und seufzte schließlich, nachdem sie erstmal eine Weile protestiert hatte. „Erwischt… du kennst mich wirklich zu gut… also schön, ich lasse Tai für heute in Ruhe, aber gleich morgen früh will ich zu ihm!“ Da würde sie auch keinen Kompromiss eingehen, und wenn sie sich dafür mit T.K. in die Haare bekam. Sie nahmen die Kanne und drei Tassen mit ins Wohnzimmer, reichten Matt auch einen Kaffee beide setzen sich dann links und rechts von T.K. hin, um ihm bei der Recherche zuzuschauen und was er zutage förderte, ließ Matt fast seinen Kaffee wieder ausspucken. „Wie bitte… SORA?! Das kann ja wohl nicht wahr sein!“ Auch Kari rastete fast aus, sie sah langsam echt rot. „Ernsthaft, wenn diese FOTZE, entschuldigt meine Ausdrucksweise, nicht vor neun Monaten das Zeitliche gesegnet hätte, würde ich sie jetzt suchen und eigenhändig töten!“ Sie lasen sich die Chatverläufe durch und Matt wurde schlecht. „Dieser Dreckskerl… er hat mit Sora den Mord an Jessica Barker geplant… das Mädchen, um das sich Tai so lange gekümmert hat…“ Kari horchte auf und sah T.K. an. „Das muss diese Jess gewesen sein, die wir damals am Meer der Dunkelheit gesehen haben, vor drei Jahren.“ Matt war zwar nicht dabei gewesen, aber Mimi hatte ihn irgendwann mal darüber aufgeklärt gehabt, nachdem sein Bruder und Kari erste Andeutungen gemacht hatten. Aber es wurde noch besser und Matt musste schlucken. „Tai kann echt froh sein, dass das Therapiezentrum wusste, dass dieser Kerl Dicke mit Sora war, sonst hätte er nicht Mimi, sondern diesen Makino, jetzt Shihito, als Therapeut bekommen und würde sicherlich heute nicht mehr unter uns weilen. Allein bei dem Gedanken wird mir anders…“ Auch Kari war bei dem Gedanken echt blass geworden, ohne Mimi wäre vieles ganz anders gekommen und zum ersten Mal seit damals verspürte sie wirkliche Dankbarkeit dafür, dass Mimi in Tais Leben getreten war.   Bei Mimis kurzem Wutausbruch zuckte Tai dann doch etwas zusammen, denn mit so einem Ausbruch hatte er definitiv nicht gerechnet. Aber er war von seiner Idee überzeugt. „Schatz...ich glaube einfach, diese ganzen Dinge, dass ich Jess immer noch mal sehen kann, liegt daran, dass es noch nicht abgeschlossen ist. Taki konnte ich gehen lassen, aber Jess bisher noch nicht, wenn ich ihr die Wahrheit sagen kann bin ich frei von meinen Schuldgefühlen, weil ich weiß, dass sie ahnt, wie es wirklich abgelaufen ist und aufhört, mir die Schuld daran zu geben, wenn ich ihr die Wahrheit sage. Die Schuldgefühle Taki gegenüber haben mir die Brust zugeschnürt und bei Jess ist das jetzt genauso, ich will ein allerletztes Mal diesen Entzug machen… und ihn danach nie mehr machen müssen…, dass ich mich wieder an alles erinnern kann, was damals war… es hilft irgendwie einiges zu verstehen und zu reflektieren, ich habe meine Gedanken unter Kontrolle, aber meinen Körper nicht, mein Körper schreit quasi nach mehr von den Medikamenten, aber wenn mein Kopf voll ist mit Schuldgefühlen, die ich aus dem Weg räumen könnte, hindert mich das an der Konzentration, die ich für den Entzug brauche, also will ich ausmerzen, was ich ausmerzen kann. Ich tue das für mich, aber nicht nur für mich, ich tue es auch für dich und für die Kinder. Ich will nicht, dass ihr mich in ein paar Monaten zu Grabe tragen müsst weil alles den Bach runtergegangen ist, noch habe ich die Chance die ganze Sache hinzukriegen und ich will das du mitkommst, weil ich weiß, dass wir zusammen alles schaffen können. Wenn du bei mir bist, dann fühle ich mich bereit dafür, weil ich weiß, du weißt was zu tun ist, wenn es in die falsche Richtung geht.“ Als sie letztlich doch zustimmte, atmete er erleichtert aus „Ja Ken, das ist in Ordnung, wir brauchen nur die Möglichkeit dorthin und wieder weg zu kommen, den Rest kannst du getrost uns überlassen, du konzentrierst dich auf den Fall und wir werden den Rest versuchen zu erledigen, eventuell habe ich die Möglichkeit durch Jess an noch mehr Infos über Shihito zu kommen, die helfen könnten, ich bin da guter Dinge dieses Mal.“ Masao seufzte. „Okay na gut, macht was ihr tun müsst, ich werde so langsam schon Mal vorbereiten, Kari in den Griff zu kriegen, wie auch immer ich das anstellen werde, ich finde dafür schon eine Lösung.“   T.K. sah sie ernst an „Hika nein, du wirst da morgen nicht einfach auftauchen, bevor Masao dir das Okay dafür gibt, lass ihm erstmal die Zeit mit Mimi, du hattest die letzten Wochen seine volle Aufmerksamkeit, irgendwann ist auch mal Schluss. Wenn Masao sagt, dass du ihn sehen kannst, dann kannst du zu ihm, wir werden auf dem Laufenden gehalten, wie es ihm geht und das muss fürs Erste reichen, ich will keine kopflosen Aktionen von dir, du weiß nicht, in welchem Gemütszustand er ist und was da alles passiert ist, also hältst du die Füße still und hilfst mir mehr Infos herauszufinden.“ Ja, so konsequent und ernst war er Kari gegenüber tatsächlich bisher noch nie gewesen, aber irgendwie war es jetzt nötig, da mal durchzugreifen und ihr sowas platt vor den Kopf zu sagen, auch wenn ihre Blicke ihn vermutlich am liebsten erdolchen würden. Die Infos, die sie über den feinen Dr. Shihito und Sora fanden, waren jedenfalls äußerst pikant und dreckig. „Die ist ja auch wirklich mit jedem ins Bett gehüpft… Sie haben Jess in den Tod getrieben, aber damals bei Tai kam Mimi ihm zuvor und jetzt ist sein erneuter Versuch gescheitert, weil Mimi und Masao Schlimmeres verhindern konnten…, ich bin den beiden wirklich dankbar, dass sie so schnell reagiert haben.“   Der Wutausbruch war definitiv nicht böse gemeint gewesen, zeigte aber auch deutlich, wie überfordert und emotional belastet Mimi von der ganzen Situation war. Schweigend, dabei wieder herunterfahrend, hörte sie ihrem Ehemann zu und was er sagte, klang, sehr zu Mimis Leidwesen, schlüssig und als auch Ken noch Tai unter die Arme griff und ebenfalls die positiven Aspekte hervorhob, konnte Mimi gar nicht anders, als zuzustimmen. Spätestens ab dem Moment, wo es um sie und die Kinder ging, hatte er sie um den Finger gewickelt. Dass sie mitkam, stand außer Frage, wenn sie gingen, dann nur zusammen, aber man sah ihr an, dass sie trotzdem eine gewisse Skepsis beibehielt. Ken sah das Ehepaar an und nickte leicht. „Das kriegen wir hin und ich bin mir sicher, wenn ihr das erledigt habt, wird es bergauf gehen, ganz sicher.“ Er sah Masao an. „Dürfte ich mal deinen Computer benutzen?“ Gesagt getan saß er vor der Kiste und einige Minuten später war das Tor geöffnet. „Wenn was ist, schreib mir über das D-Terminal, Mimi, wir halten hier die Stellung. Viel Glück!“ Aufmunternd nickte er den beiden zu, ehe Mimi Tais Hand ergriff. „Bereit Liebling?“ Nachdem sie Tais Zustimmung hatte, hoben sie ihre Digivices und wenige Sekunden später waren sie ans Meer der Dunkelheit verschwunden.   Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)