Undiclosed Desires von King_of_Sharks (KuroFye) ================================================================================ Kapitel 3: Getting Off ---------------------- Also stimmten die Gerüchte doch. Es tat gut, nun endlich Gewissheit zu haben, fand Kurogane. Es machte ihm ja auch nichts aus, dass Fye schwul war, er kam damit zurecht. Dass Fye ein Problem damit hatte, es zuzugeben konnte er verstehen, doch von dessen anderen Sorgen ahnte er nichts, dass er panische Angst hatte, auch seinen besten Freund zu verlieren. „Hey, alles okay?“, erkundigte sich der Größere nun als der Blonde eine Weile nichts sagte und zu Boden starrte. Nun hörte er ein leises Schluchzen und sah wie der Kleinere sich mit dem Handrücken über die Augen fuhr. Warum weinte er denn jetzt? „Ich…es…tut mir leid“, brachte Fye gequält heraus und wagte es nicht, Kurogane anzusehen. Zwar machte dieser keine Anstalten, fluchtartig das Haus zu verlassen, trotzdem hatte er Angst, dass jetzt alles zwischen ihnen anders werden würde. „Dir muss doch nichts leid tun“, meinte Kurogane ein wenig überfordert. Er hatte Fye früher als sie jünger gewesen waren zwar oft getröstet, doch jetzt hatte er irgendwie das Gefühl, dass er Schuld war dass der andere weinte. „Doch…dass ich so bin und dass ich dich damit belaste“, erwiderte Fye schluchzend und vergrub das Gesicht zwischen den Knien und schlang die Arme darum. Kurogane war von dieser Antwort dermaßen überrascht, dass er erstmal nichts mehr sagte und dann den Kopf schüttelte, was Fye nur leider nicht sehen konnte. „Du belastest mich damit doch nicht“, sagte er schließlich und legte einen Arm vorsichtig um den Kleineren, zog ihn näher zu sich. Das tat er, weil er sich sonst nicht zu helfen wusste und um dem anderen zu signalisieren, dass alles zwischen ihnen in Ordnung war und sich Fye keine Sorgen deswegen machen brauchte. Der Blonde hatte es schwer im Leben und tat ihm gerade richtig leid. Nicht nur dass er dauernd krank war und sich schwer tat, mit anderen Kontakt aufzubauen, nein er musste sich auch noch wegen seiner sexuellen Orientierung verstecken bzw. Gedanken darüber machen, weil sie eben nicht ‚normal‘ war. Kurogane war der Meinung, dass der Begriff ‚normal‘ auf nichts, das mit Menschen zu tun hatte, verwendet werden konnte, weil es so viele unterschiedliche Arten von Menschen gab, jeder mit seinem eigenen Charakter, seiner Persönlichkeit, seinem Wesen. Daher fand er es auch unnötig, dass man sich mit solchen Sachen wie ‚wer schläft mit wem‘ oder sonstigem aufhielt. Für ihn war es klar, dass es kein Problem war, egal auf wen Fye stand. Dieser beruhigte sich auch gerade ein wenig, da er die Nähe des anderen spürte. Das musste heißen, dass Kurogane ihn nicht hasste und das nahm ihm einen großen Teil der Angst. Er traute sich nun sogar, den Kopf leicht zu heben und den anderen anzuschauen. „Danke“, flüsterte er leise und schmiegte sich dann an den Größeren an, wobei er dessen Geruch wahrnahm, der ihm so vertraut war und ihn so beruhigte. Das erinnerte ihn auch einmal mehr daran, wie wichtig Kurogane für ihn war und was er eigentlich für ihn empfand. Das würde er ihm aber ganz bestimmt niemals sagen, da dieser ihn dann sicherlich verlassen würde. Es machte Sinn, dass der Schwarzhaarige kein Problem mit Schwulen hatte, das hieß aber noch lange nicht, dass er sich mit einem Typen einlassen würde. Fye war sich sicher, dass Kurogane ihn verlassen würde, wenn er ihm gestand, was er für ihn empfand. Der andere war ihm einfach viel zu wichtig, als dass er das Risiko eingehen würde, ihn dadurch zu verlieren auch wenn das hieß, dass er vielleicht noch längere Zeit oder für immer unglücklich verliebt sein würde. Doch darum sorgte er sich nun wirklich nicht, die Schule und die Menschen dort waren momentan sein größtes Problem. Dass er Single war und keinen Sex hatte, kam da nun wirklich nicht an erster Stelle. Er wusste auch nicht, was er vermissen sollte, schließlich hatte er noch nie eine Beziehung gehabt, jemanden auf den Mund geküsst, geschweige denn Sex gehabt. Dafür gab es sehr viele Gründe, wobei die wichtigsten sein mangelndes Selbstvertrauen und die Tatsache, dass er in seinen höchstwahrscheinlich heterosexuellen besten Freund verliebt waren. Kurogane war heilfroh, dass der Blonde aufgehört hatte zu weinen und entspannte sich nun auch wieder. Er hatte noch immer den Arm um den Kleineren gelegt und so verharrten sie auch noch eine Weile, währenddessen der Film lief, den sie beide aber vollkommen vergessen hatten. Es gab gerade wesentlich Wichtigeres, wie die Nähe, die sie beide schon lange nicht mehr genießen hatten können, da mit dem Alter alles schwerer wurde, auch Körperkontakt, gerade Körperkontakt, obwohl gerade dieser so gut tat. Sie wurde je aus ihrer halben Umarmung gerissen, als es plötzlich an die Tür klopfte. Schnell setzte Fye sich wieder richtig hin und wischte sich die letzten Tränen aus dem Gesicht, ehe auch schon Yui zur Tür hereinspähte. „Ich störe euch hoffentlich nicht“, fing er lächelnd an. „Aber Sachiko ist weg und ich hab nichts zu tun…kann ich mich zu euch setzen?“ „Ähm…“, schaute Kurogane fragend zu Fye, der den Blick erwiderte. „Kannst du machen“, lächelte der jüngere seinen älteren Zwilling an und versuchte sich so normal wie möglich zu verhalten, auch wenn man seinen leicht geröteten Augen wahrscheinlich noch die kleine Heulattacke ansehen konnte. Yui fand zwar, dass die beiden sich irgendwie anders als sonst verhielten, trat aber ein und schloss die Tür, ehe er sich auf Kuroganes freie Seite setzte und seinen Bruder kurz musterte. Der hatte ganz offensichtlich geweint und er hoffte nur für den Schwarzhaarigen, dass er seinem kleinen Bruder nichts getan hatte, sonst würde er ihn kennen lernen! Er mochte Kurogane gerne, aber wenn es um Fye ging, verstand er absolut keinen Spaß. Doch die beiden verhielten sich nicht wirklich verdächtig und im Laufe des Abends machte keiner von ihnen den Eindruck, als sei etwas Schlimmes geschehen, also verwarf Yui den Gedanken bald wieder. Allerdings fragte sich der ältere Zwilling nun, was genau eigentlich zwischen den beiden war. Immerhin wusste Kurogane ganz sicher, dass Fye auf Männer stand, machte aber keine Anzeichen, dass ihn das stören würde. Das konnte nun entweder heißen, dass es ihm wirklich nichts ausmachte, oder aber dass er was mit Fye am Laufen hatte… Wobei er sich Letzteres nicht so ganz vorstellen konnte. Nicht, dass sie nicht zusammengepasst, oder er etwas dagegen gehabt hätte, doch sie verhielten sich nicht wie ein Liebespaar – sie hatten sich aber schon immer nahe gestanden – und Yui war der Meinung, dass Fye ihm ganz bestimmt etwas gesagt hätte, sofern da was lief - immerhin erzählte er ihm auch sonst fast alles. Als der zweite Film vorbei war, unterhielten sie sich zu dritt über das kommende Schuljahr, wobei sich Fye ein bisschen ausklinkte und Yui das Reden überließ, da dieser sich ohnehin besser auskannte und er selbst kein Freund dieses Themas war. Yui war letztes Jahr Klassensprecher gewesen und hatte auch im nächsten Jahr gute Chancen auf dieses Amt, da er es hervorragend ausgeführt hatte und ihn sowieso alle liebten. Gut, nicht alle, es gab immer Ausnahmen, aber die meisten. „So, jetzt lass ich euch aber erstmal wieder in Ruhe“, meinte Yui als auch er genug von Schule hatte und erhob sich. Er streckte sich und gähnte verhalten, es war schon spät. „Gute Nacht“, wünschte er ihnen als er aus dem Zimmer verschwand, was von beiden in verschiedenen Lautstärken erwidert wurde. Fye sah schon wieder ziemlich erschöpft aus, es war heute wohl wirklich ein bisschen viel für ihn gewesen, also würden sie wohl auch gleich schlafen gehen. „Bett?“, fragte der Größere der beiden und der andere nickte zustimmend. „Ich geh nur vorher noch schnell ins Bad“, teilte er mit und schnappte sich seinen Pyjama. Kurogane zog sich schon mal im Zimmer um und schlüpfte dann unter das weiße Laken. Er hatte anfangs immer Angst gehabt, was kaputt zu machen, weil hier alles immer so teuer aussah, doch Fye hatte ihm versichert, dass man auch ruhig im Bett schlafen könnte und dass Yui ganz bestimmt viel schlimmere Sachen anstellte und sie sich darum wirklich keine Sorgen machen mussten. Er fand, dass sich der Bezug schön weich anfühlte, was ihn unweigerlich an Fyes Haut erinnerte. Diese war auch immer warm und weich, wohingegen das Laken sich gerade erst aufzuwärmen begann. Die Hände hinter dem Kopf verschränkt, wartete er auf den Kleineren, der sich ganz schön Zeit ließ, aber so war das schon immer gewesen. Als Fye nach einer viertel Stunde wiederkam, roch er frisch gewaschen und nach Bodylotion, was die Zeitspanne, in der er weg war, erklärte. „Ich geh auch schnell nochmal“, meinte Kurogane, noch ehe sich Fye ins Bett legen konnte. Dieser sah den anderen verwirrt über dessen schnellem Handeln nach, machte sich aber keine Gedanken mehr darüber als er sich in das schon vorgewärmte Bett kuschelte. Es gab natürlich einen Grund, weswegen Kurogane so schnell geflüchtet war. Er hatte gemerkt, dass sich ein Ständer anbahnte, woran Fye nicht ganz Unschuld war, daher war er rechtzeitig geflüchtet. Was musste der Kleinere aber auch so gut riechen? Er mochte dessen Körpergeruch, der im ganzen Bett verstreut gewesen war und die persönliche Präsenz des Blonden hatte ihm dann den Rest gegeben. So stand er nun mit einer Erektion an die Badezimmertür gelehnt und drehte den Schlüssel um. Gut, er würde nun auch eventuell etwas länger im Bad brauchen. Dass er wegen einem Mann, seinem besten Freund, einen Ständer bekommen hatte, darum machte sich der Schwarzhaarige keine Gedanken, er wollte ihn nun einfach loswerden. Fye schlief schon halb als Kurogane wieder das Zimmer betrat und die Tür leise schloss. Er löschte das Licht und ging im Dunkeln auf das Bett zu, den Weg kannte er schon lange selbst im Schlaf. Als die Matratze auf der einen Seite nachgab, bemerkte Fye dass sich der andere bei ihm befand und drehte sich zu ihm um, lächelnd, wobei man das in der Dunkelheit wohl nicht sehen konnte. Das Bett war groß genug für sie beide, da Fye vor ein paar Jahren in weiser Voraussicht, bzw. in dem Größenwahn seiner Eltern, ein sehr großes Bett bekommen hatte. Sie hatten gemeint, dass das Zimmer sonst so leer aussehe und ihm war das gelegen gekommen, weil er große Betten liebte. „Gute Nacht~“, wisperte Fye dem Größeren zu und strich ihm kurz durchs Haar, was dieser zuließ. Es dauerte auch keine Minute, ehe der Kleinere eingeschlafen war und nun von einem nachdenklichen Kurogane gemustert wurde. Seine Augen hatten sich an die Lichtverhältnisse gewöhnt und er konnte nun ein bisschen mehr als zuvor erkennen, zumal die Vorhänge auch nicht alles Licht von draußen abwiesen. In den Sekunden oder Minuten, in denen Kurogane seinen besten Freund beobachtete, bemerkte einmal wieder, wie schön dieser doch war. Ihm war das zuvor auch schon aufgefallen, doch da war er noch jünger gewesen und hatte sich nichts dabei gedacht. Er tat es auch jetzt damit ab, dass Fye eben den Eindruck erweckte, als müsse man ihn beschützen, da er schüchtern und kränklich war, Eigenschaften die eben den klassischen Beschützerinstinkt weckten. Mehr hatte sich der Schwarzhaarige nicht dabei gedacht, obwohl er in letzter Zeit sagen musste, dass irgendetwas anders zwischen ihnen war. Vielleicht war es das schon immer gewesen, das wusste er nicht, aber es fiel ihm im Laufe der Jahre immer mehr auf. Sie hatten sich schon immer sehr nahe gestanden, vielleicht näher als gewöhnliche beste Freunde, aber daran war doch nichts falsch, richtig? Sie taten ja nichts schlimmes, ein nettes Wort hier, ein durch die Haare streichen da, ein verdächtiges Geschenk hier, ... Apropos, Fye hatte die Kette heute auch den ganzen Tag getragen bis er ins Bad gegangen war, er zog sie wohl nur zum Schlafen aus…oder trug er sie vielleicht noch? Um sicher zu gehen, drückte Kurogane die Decke vor Fyes Oberkörper ein Stück nach unten und zog dessen Kragen ebenso behutsam beiseite. Er entdeckte zu seiner Überraschung die silberne Kette, dessen Anhänger sich ebenfalls unter dem Oberteil befinden musste. Offenbar gefiel Fye die Kette wirklich sehr, was auch den Schwarzhaarigen glücklich machte. Er ließ vom anderen ab und versuchte nun auch zu schlafen, was gar nicht so einfach mit pochendem Herzen war. Konnte das Ding sich nicht endlich mal beruhigen? Das war ja schlimmer als bei jedem Training und Spiel bei dem er je mitgemacht hatte! Welche tiefere Bedeutung hinter seinem Herzklopfen lag, damit wollte sich Kurogane nicht auseinander setzen. Es war doch alles gut so wie es war, da musste man nichts dran ändern. Mit diesem Gedanken driftete er nun endlich in das Land der Träume ab, in dem nichts verboten oder seltsam war. Einige Tage später, fiel Yui die Kette auch endlich auf, die sein Bruder seit nun einer Woche besaß und immer trug. Ihm war sie an diesem Tag aufgefallen beim Frühstück, da Fye sich etwas figurbetonter gekleidet hatte und die Kette nicht von Stoff verdeckt oder verschluckt wurde. „Oho, woher hast du die denn?“, wollte ein neugieriger großer Bruder wissen, nachdem sie das Geschirr eingeräumt hatten, wobei er direkt vor den etwas Kleineren trat und eine Hand nach dem Anhänger ausstreckte, um ihn genauer betrachten zu können. „Von wem?“, grinste Yui, die Antwort schon erahnend. „Von Kuro-pu“, erwiderte Fye trotzig und wischte Yuis Hand weg. Kurz wurden die weiten sich die ebenfalls blauen Augen des Älteren, obwohl er schon damit gerechnet hatte, ehe er schelmisch grinste: „Dann mag er dich aber wirklich sehr~“ „Natürlich mag er mich, er ist mein bester Freund“, entgegnete Fye ein wenig verunsichert durch Yuis Worte. „Vielleicht will er ja was von dir“, warf dieser nun scheinbar nebensächlich in den Raum. „Ach Quatsch, er ist beliebt bei den Mädchen“, tat der Jüngere die Vermutung seines Zwillings ab, wobei ihm faul im Magen wurde und seine Hände zu zittern begannen. „Hat er eine Freundin?“, hakte Yui weiter nach, ließ nicht locker. Er fand Gefallen daran, den Kleineren so auszufragen und alles aus ihm heraus zu kitzeln. Nachdem länger nichts kam, stupste er ihn an und schaute erwartungsvoll. Zögerlich erwiderte Fye schließlich: „Nein…“ „Na also!“, lächelte Yui breit und legte seine Hände auf Fyes Schultern. „Da könnte sich was entwickeln!“ „Ich denke nicht…wir sind nur Freunde“, schüttelte Fye den Kopf, wobei dieser eine ziemlich rote Farbe angenommen hatte, wodurch der Blick des anderen nun sehr zufrieden aussah. Yui mochte es, wenn er mit seinen Theorien richtig lag, genau wie er es liebte, alles Mögliche über Menschen herauszufinden. Aber natürlich so, dass sie es nicht merkten! Immerhin nutze er diese Informationen nur zu ihrem Besten. Vielleicht könnte er da auch was zwischen seinem Bruder und Kurogane arrangieren! Das würde bestimmt beiden gut tun, vor allem Fye. Er mochte es nicht, seinen Bruder traurig und niedergeschlagen zu erleben, doch leider war dieser das ziemlich oft. Vielleicht würde sich das ändern, wenn er jemanden an seiner Seite hätte, der zu ihm gehörte und ihn unterstützte. Nicht dass Kurogane das nicht ohnehin tat, aber es war doch noch einmal etwas anderes, von einem sehr guten Freund getröstet zu werden als von einem Liebhaber. Dabei beachtete Yui die Tatsache nicht, dass jeder Mensch vielleicht eine andere Art der Zuwendung brauchte und ging einfach mal von sich aus. Er fand seinen Trost bei Mädchen, die ihm Aufmerksamkeit schenken, auch wenn er keine tieferen Gefühle für sie hegte. Dennoch nutzte er sie nicht aus und schaute immer danach, dass alle zufrieden waren. „Wer weiß, was daraus wird“, wisperte Yui mehr zu sich als zu Fye und nahm seinen Bruder in den Arm. „Aber was auch geschieht, du weiß dass ich immer für dich da bin.“ „Ja…das weiß ich“, schloss der Kleinere lächelnd die Augen und schmiegte sich an sein Ebenbild. Er mochte Umarmungen, besonders wenn sie von Yui oder Kurogane kamen. Bei den beiden war er sich nämlich sicher, dass sie ihn gern hatten. Andere umarmten Menschen einfach nur, um nach außen gut dazustehen, genau wie die Mädchen aus seiner ehemaligen Klasse, die hinter dem Rücken ihrer sogenannten Freundinnen über sie herzogen, sich aber dauernd in den Armen lagen. Fye verstand solche Menschen nicht und war dann doch manchmal ganz froh, dass er nicht so viel mit ihnen zu tun hatte. Es blieb gerade mal eine Woche bis Fye dem grauen des Schulalltags wieder ausgesetzt sein würde, auch wenn er sich erhoffte, dass er mit Kurogane in eine Klasse kam. Vielleicht würden seine neuen Klassenkameraden netter zu ihm sein und sich der Unterricht mit seinem besten Freund an der Seite angenehmer gestalten. Doch er wagte es nicht, zu viel zu hoffen, sonst würde er nur enttäuscht werden. Zwar war Fye erst siebzehn, doch hatte er früh gelernt, dass es besser war, vom Schlimmsten auszugehen und sich keine Hoffnungen zu machen, als dass man von Erwartungen und Träumen erfüllt auf den Boden der Realität gerissen wurde. In seinem Fall eher gestoßen, geschlagen und sonstige Synonyme für die Gewalt schonungsloser Kinder, die sich einen Spaß daraus gemacht hatten, ihm ein Bein zu stellen, ihn gegen Wände zu drücken und ihn auf den Boden zu schubsen. Das lag glücklicherweise schon ein paar Jahre zurück und war auch nicht mehr vorgekommen, da Kurogane seinen Peinigern eine gehörige Abreibung verschafft hatte als er mitbekommen hatte, wie sie Fye behandelt hatten. Darüber, und über viele andere Dinge, war der Blonde Kurogane unendlich dankbar. Er wusste gar nicht, wie er das alles gutmachen sollte, nicht begreifend, dass er es schon alleine mit seiner Anwesenheit, damit dass er lebte, ausgeglichen hatte. Leider redeten Menschen viel zu wenig miteinander, Kurogane und Fye nicht ausgeschlossen, sonst würde ihnen viel mehr klar werden und sie würden einander besser verstehen. Es kostete Überwindung, ernstgemeinte, nette Dinge zu sagen und dem anderen gegenüber ehrlich zu sein, doch es zahlte sich aus. Wenn Fye das nur begreifen und sich nicht hinter seiner Maske verstecken würde, die er aufsetzte sobald jemand den gleichen Raum wie er betrat, könnte er sich Kurogane anvertrauen und diesem all sein Leid klagen. Er könnte er selbst sein und müsste sich nicht mehr verstellen, doch es fiel oftmals leichter, eine Rolle zu spielen als sich mit seinem wahren Selbst auseinander zu setzen und auch andere damit zu konfrontieren. Kurogane verhielt sich aber auch nicht wirklich besser. Er versteckte sich hinter seiner körperlichen Stärke und ließ niemanden an sich heran, indem er die meisten mit einem mürrischen Blick oder einer Bemerkung abwimmelte. Aus einem unbekannten Grund war es ihm nicht möglich, sich selbst positive Gefühle gegenüber anderen einzugestehen und hatte durch diese Art viele Freunde verloren, oder gar nicht erst an sich heran gelassen. Yui bildete den Schluss mit seinem größtenteils aufgesetzten Lächeln, das er nutze, um andere auf sich aufmerksam zu machen, dass sie ihn bewunderten. Er liebte Bewunderung und von Frauen umgeben zu sein, die ihm verliebt hinterher schmachteten. Hinter seiner Maske versteckte sich eine andere Persönlichkeit, die nicht einmal Fye richtig kannte. Yui war im Grunde sehr berechnend und kalt, wenn es nicht gerade um die wenigen Menschen ging, die ihm am Herzen lagen. Für diese würde er alles tun, wirklich alles. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)