SHaRKY SCaM von King_of_Sharks (SouRin) ================================================================================ Kapitel 22: Bekenntnis und Erkenntnis ------------------------------------- In der Nacht von Donnerstag auf Freitag, schliefen Sousuke und Rin um Längen besser als die Nächte zuvor. Dicht beieinander liegend, aneinander gekuschelt und beruhigt, konnte man sich mit dem Geliebten an der Seite wesentlich besser ausruhen, als in dauerhafter Sorge um diesen. Auch wenn Sousuke wieder zurückverlegt worden war, hatte sich die Situation keineswegs entschärft. Das behielten beide im Hinterkopf, ließen sich davon aber nicht abhalten, den Morgen zu genießen und es ein bisschen ruhiger angehen zu lassen. Trotz der Strapazen der letzten Woche hatten sie immer noch die Pflicht, vor halb acht aufzustehen und um neun Uhr zum Schauprogramm zu erscheinen. Beim Frühstück entging Kisumi und Chigusa die ausgeglichene Atmosphäre, die Sousuke und Rin im Vergleich zu vorher ausstrahlten, waren die beiden in der Woche zuvor doch eher angespannt gewesen, mal ganz zu schweigen vom Desaster dieser Woche… „Hm…ich finde es schon ein bisschen Schade, dass du jetzt nicht mehr zur Verfügung stehst“, flüsterte Kisumi Rin zu, als die vier sich auf den Weg zum Unterricht machten. „Lass den Scheiß“, zischte der Rothaarige zurück und hoffte, dass sein Freund nichts von ihrem Gespräch mitbekam. „Du weißt wie er ist, wenn er eifersüchtig wird!“ „Ist ja schon gut~“, lachte der Größere leise. „Ich versuche mich zurückzuhalten~“ Auch wenn Kisumi nicht mit Sicherheit wusste, dass die beiden ein Paar waren, so ahnte er jedoch, dass bei Rin nicht mehr viel zu holen war…so verliebt wie dieser in Sousuke war. Ob dieser jedoch begriff, was der andere von ihm wollte, konnte er nicht abschätzen. Seit die Aktion mit dem Kuss so ausgeartet war, konnte Kisumi verstehen, weswegen Rin vorsichtig im Umgang mit ihm war, dass Sousuke nicht wieder ausrastete. Sousuke ging neben Chigusa her und machte sich währenddessen seine Gedanken darum, was man ihm am Tag zuvor erzählt hatte. Dr. Masefield und Dr. Kuznetsov planten eindeutig etwas, das hatte er ihren Blicken ablesen und aus ihren Worten schließen können. Wie sie weiter verfahren wurden, dahinter war er noch nicht gekommen, doch das dieses Vorhaben nichts Gutes bedeutete, stand eindeutig fest. „Könntest du heute Abend kurz zu mir kommen?“, entschloss sich die Brünette den Größeren zu fragen, nachdem sie schon seit einigen Monaten dessen Verhalten beobachtet und ihre Schlüsse daraus gezogen hatte. „…warum?“, sah Sousuke ihr misstrauisch entgegen, auch wenn er eigentlich nicht gegen das Mädchen hatte, jedoch war sie noch immer eine Frau, bei der er nicht zu unachtsam werden sollte. „Ich möchte nur über etwas mit dir sprechen“, erklärte Chigusa ihr Vorhaben, der bewusst war, dass man ihre Einladung missverstehen konnte. „Es dauert auch nicht lange. Versprochen.“ „Na schön…“, entgegnete der Dunkelhaarige, dabei nach vorne schauend. Während dem Unterricht passte Sousuke nicht wirklich auf, was sonst gar nicht seien Art war, doch Miss Amakata sah ihm nach, da sie ahnte, welch harte Tage hinter diesem lagen. Stattdessen war sie auch viel beschäftigter damit, Kisumi zu motivieren und davon abzuhalten, Papierkügelchen in Chigusas Haare zu werfen, die sie hochgesteckt trug. Manchmal dachte Miho, sie würde einen Kindergarten leiten und nicht fast erwachsene Jugendliche in einer Klinik für psychisch Erkrankte unterrichten. Rin schien es besser zu gehen, auch wenn der Rothaarige sich nun, da Sousuke wieder da war, mehr mit dessen Rücken beschäftigte, als mit den Aufgaben, denen er eigentlich nachgehen sollte. Alles in allem war die Stimmung jedoch entspannt, beinahe ausgelassen, sodass man sich fast wie in einer normalen, ein wenig klein geratenen, Schulklasse fühlte. Diesen Moment wollte die Lehrerin nicht zerstören, sondern ihn als guten Tag in Erinnerung behalten, an dem sie keine verstörten Gesichter entgegen sah, oder Kisumi davon abhalten musste, echte Dummheiten zu begehen… Am Nachmittag nach seiner Therapiesitzung, blieb Sousuke im weißen Gang des 2. Stockwerks vor der ersten Tür stehen, die gleich auf der linken Seite der Aufzüge lag. Unschlüssig, ob er wirklich klopfen sollte, verharrte der hochgewachsene junge Mann vor Chigusas Zimmertür. Ein ungutes Gefühl hatte er nicht wirklich, das hatte er noch nie gehabt, wenn er mit ihr sprach, oder sich in ihrer Nähe befand. Trotzdem wehrte sich sein Körper, sich mit jemand anderem als Rin auf ein Zimmer zu begeben, schon die Anwesenheit nur einer Person im Behandlungszimmer löste bei ihm Panik aus. Hinzu kam, dass Sousuke noch nie im Raum der Brünetten gewesen war, da diese seines Wissens nach nicht gerne besuch hatte. Noch ein Grund, ihre Absichten zu hinterfragen… Er wusste ja nicht, aus welchen Gründen Chigusa nicht gerne jemanden in ihr Reich ließ, konnte sich aber einiges denken… Im Grunde hatte er nicht zu befürchten, oder? Er war wesentlich stärker als das Mädchen und konnte sich im Notfall wehren… Ein Mal Tief ein- und ausatmend, setzte Sousuke seine Knöchel an der Tür an und klopfte, wobei sein Herz dasselbe tat. Keine zehn Sekunden später, ertönte ein Klicken, das andeutete, dass das Schloss entriegelt wurde. „K-komm rein“, begrüßte Chigusa ihren Gast, wobei man ihr anmerkte, wie nervös sie war. Diese Tatsache stimmte Sousuke skeptisch, sodass er sogleich in eine angespannte Schutzhaltung überging, ihrer Einladung aber trotzdem folgte. Hinter ihm schloss sich die Tür, sodass sie sich nun wirklich alleine in diesem Zimmer befanden. Dieses war standardmäßig wie jedes Einzelzimmer ausgestattet, so wie Kisumis, doch ihres war um einiges aufgeräumter als das des aufdringlichen Quälgeists, wie Sousuke ihn vorzog zu nennen. So weit so gut… „Setz dich doch“, deutete Chigusa mit zitternden Fingern auf den Stuhl, der sich am Fenster befand. Sie befahl sich tief durchzuatmen und sich zu beruhigen, sagte sich, dass sie sich vor Sousuke nicht fürchten musste. Das half ein wenig, sodass die Brünette gefasster und mehr wie sie selbst wirkte, als sie sich zu ihrem ordentlich gemachten Bett begab und niederließ, ihrem Gast zugewandt, der sich wenig entfernt von ihr auf dem Stuhl niedergelassen hatte. „Du fragst dich sicher, warum ich dich hergebeten habe…“, begann Chigusa, ihre Aufregung versuchend zurückzuhalten. Daraufhin nickte Sousuke nur, dem es nicht besser ging, auch wenn er mehr damit beschäftigt war, sich nicht anmerken zu lassen, wie seltsam er sich fühlte, mit einer Frau alleine zu sein, barg diese Situation weitaus mehr mehr als ein unangenehmes Erlebnis. „Bevor du einen falschen Eindruck bekommst: Ich stehe sowieso nicht auf Männer…also ja…“, stellte die Brünette dann klar, wobei sie dem überraschten Blick des anderen auswich. „Ich dachte, das erleichtert dir die Situation ein bisschen.“ „Warum denkst du, dass es das tut?“, wollte Sousuke nach einer kurzen Weile neugierig, aber mit normal klingender Stimme, wissen. „Mir ist aufgefallen, wie du dich in der Gegenwart anderer Menschen – insbesondere von Frauen – verhältst…weißt du noch, als ich dich vor eineinhalb Jahren mal unbedacht an der Schulter berührt habe?“, erinnerte sie an eine vergangene Begebenheit zurück, als Sousuke noch nicht lange in der Klinik gewesen war. „Deine Reaktion darauf war um einiges schlimmer als jedes Mal, als Shigi dir den Arm um die Schulter gelegt hat.“ „…stimmt wohl“, bestätigte der Dunkelhaarige ihre Beobachtung und wartete weitere Ausführungen ab. „Weißt du, dein Verhalten hat mich an mich erinnert“, erklärte Chigusa nun, was den Größeren wiedermals überraschte. Immerhin beschäftigte er sich nicht so ausführlich mit seinen Mitmenschen wie sie. Ihm fielen natürlich auch einige Besonderheiten und Angewohnheiten auf, doch schenkte er diesen keine zu große Bedeutung. Gerade deswegen fand Sousuke es gerade so interessant, was die andere zu sagen hatte. Seine Anspannung löste sich mehr und mehr, das vermuten ließ, dass Chigusa recht behielt und es ihn tatsächlich sehr erleichterte, dass sie nicht auf Männer stand. „Wie du weißt, hat mich mein Vater vergewaltigt…und das nicht nur ein Mal“, sprach die Brünette es aus, wie es war und behielt dabei die Fassung, auch wenn es ihr nicht leicht fiel, darüber zu sprechen, was ihr angetan worden war. „Seit dem ersten Mal, dass er mich berührt hat, konnte ich nicht anders, als bei jedem Kontakt zu einem Mann zu zittern und das Weite zu suchen.“ „…worauf willst du hinaus?“, war es Sousuke nicht ganz behaglich, in welche Richtung seine Gesprächspartnerin dieses führte. Sein Herz schlug schneller als zuvor und die Anspannung kehrte zurück, wenn sie auch einen anderen Grund als die vorherige hatte. Wer aufgepasst hatte, konnte sich denken, weswegen Chigusa mit dem anderen das Gespräch suchte. Dass ihrer beider Vergangenheit von ähnlichen Begebenheiten durchzogen wurde, ließ sich erahnen, doch nicht sicherstellen, weswegen Chigusa sich wohl Klarheit schaffen wollte. „Ich weiß, dass es mich nichts angeht, aber ich stelle mir schon lange die Frage, ob man dir nicht Ähnliches angetan hat wie mir…also deine Mutter“, brachte sie ihr Anliegen nur schwer über die Lippen, da sie wusste, wie schwer es sein konnte, über Missbrauch zu sprechen, erst Recht wenn es dabei um einen Menschen ging, der einem nahe stand. „…du hast Recht“, senkte Sousuke den Blick und starrte auf seine gefalteten Hände, die in seinem Schoß lagen. „Du musst nicht darüber sprechen, ich wollte nur, dass du weißt, dass ich nachempfinden kann, wie du fühlst…“, wisperte Chigusa leise, von der Erkenntnis nicht überrascht, aber schockiert. Für sie war es bis zum heutigen Tag unbegreiflich, wie Eltern ihren Kindern so schreckliche Dinge antun, sie so traumatisieren konnten. Sollten Eltern ihre Kinder nicht unterstützen, sie auf das Leben vorbereiten und ihnen bedingungslose Liebe entgegen bringen? Sie zu nötigen, ihnen den Start zu erschweren, es ihnen vielleicht sogar unmöglich zu machen, eine normale Beziehung zu führen, wirkte so bizarr, dass man es nicht glauben wollte. Dennoch geschah es…vielleicht öfter als man zu vermuten wagte. „Anfangs konnte nicht mal Shigi mich berühren, ohne dass ich ihm eine verpasst habe“, fuhr Chigusa nach kurzer Pause fort. „Du weißt ja wie er ist…er hat sich auch mal an mich rangemacht.“ „…kann ich mir vorstellen“, nickte der Dunkelhaarige leicht, versuchend sich nicht auf die Erinnerungen einzulassen, die in ihm aufkamen und sich stattdessen auf die Worte zu konzentrieren, die das Mädchen aussprach. „Als er nicht aufgeben wollte und er zu aufdringlich wurde, hab ich ihm in die Eier getreten. Danach war gut“, lachte Chigusa leise und versuchte die Stimmung ein bisschen zu heben. „Er hat danach nie wieder was versucht, stattdessen haben wir uns angefreundet…also was ich eigentlich sagen wollte, ist dass es nur wenige Männer gibt, die ich ohne Bedenken berühren kann. Das gleiche gilt für dich auch, nur mit Frauen und du hast damit allgemein ein Problem, nicht wahr?“ „Ja“, stimmte Sousuke zu, erfolgreich die Fassung bewahrend und gegen seine Gedanken ankämpfend. „Darf ich dich fragen, wie lange sie dir das angetan hat? Also es ist schon sehr persönlich, aber ich denke, dass es eine wichtige Rolle dabei spielt, wie…“, erklärte Chigusa ihre Frage länger, wurde dann aber unterbrochen. „Ich weiß nicht mehr, wann es angefangen hat. Ich war noch sehr jung…“, erwiderte Sousuke ruhig, doch man sah seinem Blick an, dass es ihm nicht gut ging und er mit sich haderte. „Es gab nie jemand anderen außer uns beiden…ich dachte, es sei normal…aber irgendwie hab ich doch gefühlt, dass es nicht richtig ist.“ „Oh man…“, sah Chigusa ihn nach diesem Geständnis mitfühlend an. „Dich hat es wahrscheinlich schlimmer erwischt als mich…“ „So würde ich das nicht sagen“, schüttelte der Größere den Kopf. „Jeder ist anders. Nichts, das einem angetan wird, ist weniger schlimm als das, das ein anderer durchgemacht hat.“ „…vermutlich hast du Recht“, seufzte die Brünette, beeindruckt von Sousukes Verständnis und Haltung. Wie sie vermutet hatte, musste man sich vor ihm nicht fürchten…solange man ihm nicht zu nahe trat. „Ich sollte besser gehen“, erhob sich der Dunkelhaarige auf einmal ruckartig. „Warte! Bevor du gehst, würde ich dich gerne noch etwas fragen“, stand Chigusa schnell auf, von der Aktion des anderen überrumpelt. „…okay“, willigte Sousuke ein, linste dabei jedoch zur Tür…ihm wurde es langsam zu viel. „Ist es bei Rin anders? Kannst du ihn berühren?“, wollte die Kleinere wissen, obwohl sie die Antwort bereits zu wissen glaubte. „Ja, bei ihm geht es“, bestätigte er, bewegte sich dabei aber schon zur Tür. „Okay“, nickte Chigusa leicht und ließ ihn dann gewähren. „Bis bald.“ Dieses aufschlussreiche Gespräch hatte zumindest ihr geholfen. Wie das bei Sousuke aussah, konnte sie nicht sagen, denn dieser schien noch nie wirklich über da gesprochen zu haben, das zwischen ihm und seiner Mutter vorgefallen war, das hatte man an seinem Tonfall erkennen können. Wenn man darüber sprach, musste man sich mit den unschönen Ereignissen auseinander setzen. Dies fiel niemandem leicht, erstrecht nicht, wenn man ohnehin Schwierigkeiten mit Menschen hatte. Die Verarbeitung solcher Traumata konnte allerdings nur stattfinden, indem man darüber sprach und sich damit auseinandersetzte, damit abschloss. Bis zum letzten Schritt war es ein weiter Weg, den nicht jeder überstand, aber selbst der kleinste Schritt der Besserung half. Chigusa war inzwischen wesentlich weiter als bei ihrer Einlieferung. Aber nicht etwa, da ihre Therapie griff, nein, weil sie einen guten Freund hatte, der ihr beiseite stand, mit dem sie vertrauensvoll sprechen und üben konnte, normal auf Körperkontakt zu reagieren. Dass Sousuke nun auch so jemanden gefunden hatte, freute sie, auch wenn dessen Beziehung zu Rin viel weiter ging, als ihre zu Kisumi. Sie bewegten sich auf rein platonischer Eben, während die anderen beiden sich eindeutig zueinander hingezogen fühlten. Ob die eine, oder die andere Voraussetzung besser, oder schlechter sein würde, konnte man nicht mit Sicherheit sagen. Jeder Mensch reagiere unterschiedlich und brauchte eine andere Behandlung, um mit sich selbst und seinen Erinnerungen klar zu kommen. Die richtige Methode zu finden, gelang selten, weswegen es auch noch so viele Menschen mit psychischen Problemen gab…für manche gab es vielleicht gar keine Heilung. „Wo warst du so lange? Ich hab mir schon Sorgen gemacht!“, nahm Rin sofort die Kopfhörer aus den Ohren und schwang sich von seinem Bett, als Sousuke den Raum betrat. „…ich war noch bei Chigusa“, erklärte der Größere, der nicht daran gedacht hatte, dass sein Freund sich um ihn sorgen würde. „Oh man…und ich dachte schon, sie hätten dich wieder mitgenommen“, umarmte der Kleinere ihn nun und schmiegte sich an ihn. „Tut mir leid…“, flüsterte Sousuke und schloss die Augen, als er die Arme um Rin schloss. „Kommt nicht wieder vor.“ „Dafür musst du heute ganz viel mit mir kuscheln“, nuschelte der Rothaarige gegen den Brustkorb des Größeren, dass man ihm seine Röte nicht ansehen konnte. „Geht klar“, erwiderte Sousuke ebenso leise, die Nähe seines Freundes genießend. „Ich hab deinen Geruch vermisst“, gestand Rin wenig später, als sie in seinem Bett nebeneinander lagen und er sich an Sousuke kuschelte. „…wirklich?“, erwiderte der andere daraufhin. Damit hatte er nun wirklich nicht gerechnet… „Ich weiß auch nicht…du riechst einfach so gut“, stammelte Rin vollkommen nervös, sich aber unglaublich wohl fühlend, vor sich hin. „Danke, du auch“, schloss Sousuke die Augen und sog die Luft ein. Ihm fiel es schwer, Komplimente anzunehmen, aber wenn er im gleichen Zug etwas zurückgeben konnte, erleichtere es ihm die Lage. Nichtsdestotrotz war er bei seiner Antwort leicht rot um die Nase geworden. „Sag mal…findest du meine Zähne auch so seltsam?“, wollte Rin nach einer Weile wissen, die sie schweigend verbracht hatten und rückte ein wenig von Sousuke weg, dass dieser sehen konnte, was er meinte. „Mir ist aufgefallen, dass sie ziemlich spitz sind, aber sonst…“, blinzelte Sousuke den Kleineren nun perplex an. „Warum fragst du?“ „Dr. Masefield fand sie irgendwie interessant“, zuckte der Rothaarige mit den Schultern. „Aber sie stören dich nicht, oder?“ Dass der Arzt etwas interessant fand, bedeutete normalerweise nichts Gutes, doch von der nächsten Frage abgelenkt, beschäftigte sich Sousuke nicht so ausführlich wie es sonst der Fall gewesen wäre mit diesem Gedanken. „Nein, warum sollte sie?“, erwiderte er ehrlich. Ihn störten Besonderheiten an Menschen nicht wirklich, eher fand er sie spannend und machten ihn neugierig mehr über den anderen zu erfahren. „Ach nur so…“, errötete Rin und sah beschämt zur Seite. Den Grund hinter diesem Verhalten konnte sich Sousuke beim besten Willen nicht ausmalen, beließ es aber dabei. Wenn sein Freund nicht darüber reden wollte, würde er ihn zu nichts zwingen…apropos, das brachte ihn auf ein wichtiges Thema. Im Prinzip wäre es angebracht, auch mit Rin über das zu sprechen, das ihm seine Mutter angetan hatte. Chigusa wusste nun davon und Rin hatte so gesehen ein größeres Recht es zu erfahren, da sie immerhin zusammen waren und sich näher standen. Aber gerade deswegen fiel es Sousuke auch so schwer…was, wenn sich der andere dann vor ihm ekeln würde? Dass das ein dummer Gedanke war, wusste der Dunkelhaarige selbst, doch die Angst blieb trotzdem bestehend. „Ist wirklich alles okay?“, entschied sich Sousuke dann doch nachzufragen, weil den anderen das doch sehr zu beschäftigen schien und er still geblieben war. „Na ja…also es könnte bei gewissen Dingen Probleme machen, denk ich“, drückte sich Rin um eine direkte Antwort, sah Sousuke dabei aber an und erwartete hoffnungsvoll, dass dieser auch ohne weitere Ausführung wissen würde, was er meinte. „Gewissen Dingen?“, kam der Größere von selbst nicht darauf, was sein Freund meinte, da er noch nicht so weit war, sich über Funktionalität des Mundes dessen Gedanken zu machen, die die gewöhnliche überschritt. „Na du weißt schon…“, lief Rin nun knallrot an, da er das Wort ‚Blowjob‘ oder ‚Oralsex‘ nicht in den Mund nehmen wollte, da er doch ein Japaner war und gerne Dinge umschrieb. Daraufhin wurde er aber nur vollkommen verwirrt und ahnungslos von Sousuke angesehen, der zwar auch nur ein Mann war, aber eben ein sexuell traumatisierter. Unter normalen Umständen hatte er bestimmt gewusst, was sein Freund meinte, doch mit dieser Vergangenheit konnte man das vergessen. „Ach egal…ist nicht so wichtig“, schloss der Kleinere das Thema nun entschieden ab, weil er einfach noch nicht darüber sprechen konnte, auch wenn ihn die sechs Tage ohne Masturbation ziemlich wuschig gemacht hatten, da Sousuke nun wieder da war. Außerdem spielten seine Zähne vielleicht wirklich keine Rolle bei zukünftigen Aktivitäten. Es kam einfach darauf an, wie geschickt er sich anstellen würde und wie groß Sousukes Teil war… Irgendwie hatte Rin nur die Vorahnung bzw. die Befürchtung, dass ihm seine Anatomie keinen Gefallen getan hatte, da man davon ausgehen konnte, dass ein großer Mann auch über größere Genitalien verfügte…das war nur proportional abhängig und normal. In diesem Moment verfluchte Rin seine Zähne, im gleichen Moment aber hoffend, dass er Recht mit seinen ‚Berechnungen‘ hatte und Sousuke untenrum so groß war, wie er es sich dachte. Irgendwie gefiel ihm die Vorstellung… „Wenn du das sagst“, war Sousuke nicht schlauer als zuvor und unterbrach den Kleineren in seiner Fantasie, was vielleicht auch besser so war. „Ja, mach die keinen Kopf“, bestätigte Rin eifrig und beruhigte sich langsam. „Okay…“, küsste der Größere ihn nun auf den Haarschopf. Daraufhin angespornt, ging der Kleinere in die Initiative und erwiderte, indem er Sousuke auf die Lippen küsste und ihm wieder näher kam, sodass ihre Körper sich berührten. Nun durfte Rin sich nur nicht zu sehr mitreißen lassen, denn sonst bestand die Gefahr, dass er einen Ständer bekam. So schlimm wäre das nicht einmal, da dieser nur ein Zeichen dafür wäre, dass ihm der Kuss gefiel und er sich zu dem anderen hingezogen fühlte, doch peinlich wäre es ihm trotzdem. Zumal Rin noch immer nicht herausgefunden hatte, wie Sousuke es schaffte, seinen Druck abzulassen…vielleicht hatte dieser gar kein sexuelles Verlangen? Nein, das konnte er sich nicht vorstellen…vor allem nicht, wie leidenschaftlich dieser ihn gerade küsste. Seine Bedenken über Bord werfend, gab sich Rin dem anderen nun doch hin und bewegte seine Lippen fordernd gegen die des anderen, der daraufhin ein wenig zurückwich. Vielleicht war das doch etwas zu viel des Guten gewesen… „Sorry…“, entschuldigte sich der Rothaarige, als sie sich kurz darauf voneinander lösten. „Nicht schlimm…ich war nur überrascht“, erwiderte Sousuke, dem das nicht so viel ausmachte, wie er selbst gedacht hätte. „Aber mir ist wieder was eingefallen…“ „Ja? Was denn?“, wollte der Kleinere nun neugierig wissen, erleichtert, dass er nichts weiter Schlimmes angestellt hatte. „Na du meintest doch vor längerem mal, dass du dich nicht erinnerst, wie du hergekommen bist…“, erklärte der Größere seine Überlegung. „Weißt du inzwischen mehr?“ „Nicht wirklich“, seufzte Rin, der sich ab und an mal versucht hatte, an jede Nacht zu erinnern. „Ich weiß nur noch, wie ich mich auf den Weg in einen Club gemacht habe und dann nichts mehr. Keine Ahnung, ob ich überhaupt dort angekommen bin und sie mich auf dem Weg betäubt, oder mir was ins Getränk geworfen haben.“ „Ich verstehe…sie sind wahrscheinlich auf Nummer sicher gegangen und haben was benutzt, dass einen Filmriss bewirkt hat“, vermutete Sousuke. „Aber es ändert letzten Endes doch nichts, ob du weißt, wie du hierhergekommen bist…wichtiger ist, dass wir wieder rauskommen.“ „Sousuke“, wurden Rins Augen groß, da er ahnte, dass der andere etwas ausheckte. „Du willst doch nicht…?“ „Ich hab dir gesagt, dass ich dich beschützen werde und hier bist du nicht sicher“, entgegnete der Dunkelhaarige ernst. „Egal was es kostet, ich werde dich hier rausbringen.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)