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SHaRKY SCaM

SouRin
von

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Jeder Mensch trägt zwei Gesichter

Am Wochenende war Rin hauptsächlich damit beschäftigt, sich von Dr. Masefields neuer Behandlungsmethode zu erholen, sodass er kaum raus ging. Sousuke blieb daher auch im Zimmer und las die meiste Zeit. Leider führte die Abwesenheit der beiden dazu, dass sich Kisumi als guter Freund dazu verpflichtet fühlte, die beiden zu besuchen. Chigusa schaute auch vorbei, sodass drei der vier Jugendlichen bald auf Rins Bett saßen und Sousuke in seiner Ruhe gestört wurde. Dieser war dank seiner Verwirrung ohnehin nicht gut drauf und Kisumis Anwesenheit führte nicht dazu, dass sich seine Laune besserte.

Erst recht nicht, da dieser meinte, Rin unnötig viel anzutatschen!

Dieser Meinung war Sousuke jedenfalls, welcher den Fummler nicht aus den Augen ließ. Wie eifersüchtig er sich dabei verhielt, war ihm dabei selbst nicht bewusst.

Rin tat es ganz gut, dass Kisumi ihn des Öfteren mal berührte, auch wenn es anfangs schwer war. Er versuchte sich die Schmerzen nicht anmerken zu lassen, die bei ihm dadurch ausgelöst wurden und tatsächlich wurde diese mit jedem Mal schwächer.

Vielleicht funktionierte Sousukes Vorschlag, dagegen zu wirken, indem Rin sich nach der Therapie mit Männern abgab, ja wirklich?
 

„So, wir machen uns dann mal wieder auf“, schwang sich Kisumi schließlich von Rins Bett und half danach Chigusa auf.
 

„Okay, bis morgen dann“, verabschiedete sich Rin gut gelaunt, während Sousuke nur kurz von seinem Buch aufsah.
 

Endlich waren sie wieder alleine. Vor allem von Kisumi hatte Sousuke erst einmal genug. Chigusa war ganz in Ordnung und nicht so aufgedreht und nervtötend wie der andere, doch er zog es dennoch vor, seine Ruhe zu haben.
 

„Was ist denn los mit dir? Ist was passiert, dass du so schlecht drauf bist?“, sprach Rin seinen Mitbewohner nun direkt auf dessen Verhalten an, das ihm nicht entgangen war.
 

„Nicht wirklich“, tat dieser sein doch etwas größeres Problem einfach ab. „Ich hab nur gerne meine Ruhe.“
 

„Wenn du meinst“, zog Rin eine Augenbraue skeptisch nach oben.
 

So ganz glaubte er dem Größeren nicht, doch indem er ihn zwang, würde er bestimmt nichts aus diesem herausbekommen. Außerdem gab es da noch etwas Wichtiges, das er mit diesem zu besprechen hatte. Kisumi hatte ihm vor zwei Tagen immerhin berichtet, [style type=“italic“]wen[/style] Sousuke mit 15 umgebracht hatte.

Als sie vor einem Monat darüber gesprochen hatten, war dieser Punkt nicht zur Sprache gekommen. Die Tatsache alleine schon, dass Rin mit einem Mörder zusammenlebte, war ihm damals sehr nahe gegangen. Aber nicht etwa, weil er Angst vorm anderen hatte, nein, weil Sousuke ihm leid tat.

In den vier Monaten, in denen sie sich kannten, war Rin bewusst geworden, dass Sousuke nicht aggressiv, oder gar gefährlich war. Er ergriff niemals die Initiative, sondern reagierte und wehrte sich nur. Demzufolge musste seine Mutter ihn dazu provoziert haben, zu tun, was auch immer er getan hatte, das ihr Leben beendet hatte.
 

„Ach ja…wegen deiner Mutter“, begann Rin unsicher, ob er das Thema wirklich ansprechen sollte.
 

Wenn Sousuke nicht wollte, konnte er immer noch abblocken. Immerhin vertrauten sie sich doch, aber andererseits wussten sie auch nicht alles übereinander, sodass Rin verstehen konnte, wenn der andere nicht darüber sprechen wollte.

Er selbst konnte sich nicht vorstellen, wie es war, seine Mutter umzubringen, geschweige denn, dann mit dem Gewissen leben zu müssen, dies getan zu haben. Beides musste schrecklich sein…
 

„Wer hat dir davon erzählt?“, erwiderte Sousuke daraufhin scharf und ließ das Buch sinken.
 

„Vor ein paar Tagen hat Kisumi mich darauf angesprochen“, schluckte der Rothaarige ob dem Blick des anderes.
 

Auf diese Weise hatte dieser ihn noch nie angesehen.

Dieser Blick ließ einen kalten Schauder über Rins Rücken ziehen, der ihm eine Gänsehaut machte.

So gefährlich, aber auch gerade deswegen unbeschreiblich anziehend…
 

„Ich hätte es wissen müssen“, knurrte Sousuke und schloss angespannt die Augen.
 

„Tut mir leid, dass ich gefragt habe“, murmelte Rin nun, sich darüber bewusst werden, dass der Zeitpunkt denkbar ungünstig war, um den Größeren darauf anzusprechen. Dieser war ohnehin nicht gut drauf.
 

„Du kannst ja nichts dafür“, verneinte der andere.
 

„Trotzdem…“, fühlte sich der Kleinere richtig schlecht deswegen.
 

Es musste schwer für Sousuke sein, damit umzugehen. Offenbar konnte er das auch noch nicht gut, wenn man sich an die Szene nach seiner Therapie vor einigen Wochen zurückerinnerte. Da war er total fertig gewesen…
 

„Ich bin einfach noch nicht bereit, darüber zu sprechen“, seufzte der Dunkelhaarige nun.
 

Aller Zorn war aus seinem Blick gewichen. Der Ausdruck in seinen Augen formte nun eher Trauer und Verzweiflung. Wie hilflos man sich wohl fühlen musste, wenn man sich nicht daran erinnerte, wieso man jemanden umgebracht hatte…
 

„Ich weiß…“, flüsterte Rin, ehe er sich zusammenriss und mit lauterer Stimme fortfuhr. „Aber wenn du irgendwann darüber sprechen willst, hör ich zu.“
 

„Danke“, rang sich Sousuke nun ein Lächeln ab, in dem sich seine Hilflosigkeit nur zu deutlich widerspiegelte.
 


 

Unterdessen kamen Chigusa und Kisumi gerade vom Abendessen und waren auf dem Weg zurück zu ihren Zimmern. Davor mussten sie aber bei den Toiletten im 5. Stock vorbeischauen, da Sousukes selbsternannter Rivale, mal für kleine Psychopathen musste.

Die Brünette stellte sich an die Wand neben der Tür zur Herrentoilette und wartete darauf, dass ihr Freund bald fertig werden würde. Dabei wurde sie von einem gewissen Pfleger englischer Herkunft beobachtet, welcher sie schon öfter in ihren Therapiesitzungen begleitet hatte.

Als ihr der Blick auf fiel, den Ryan ihr zuwarf, sah rasch in eine andere Richtung. Was auch immer er von ihr wollte, sie würde sich ihm ganz bestimmt nicht anbieten. Weder war sie ein Flittchen, das mit dem nächsten gutaussehenden jungen Pfleger ins Bett hüpfte, noch Kisumi, der sich einen Spaß daraus machte, andere Leute zu verführen – ohne Rücksicht auf welchen Alters oder welchen Geschlechts.
 

Trotz ihres Selbstbewusstsein, wurde Chigusa langsam nervös, da sich Kisumi sehr viel Zeit ließ und Ryan auf sie zukam. Seine Schicht in der Mensa war wohl beendet…
 

„Hey, how are you doing?“, grüßte er die Brünette und blieb vor ihr stehen.
 

„I’m fine. Thanks“, erwiderte sich kurz angebunden, mit einem nervösen Blick in Richtung der Herrentoiletten.
 

Wie sich der Pfleger vor ihr aufbaute, fühlte sich Chigusa in die Enge getrieben. Auf die Idee, schnell in die Damentoilette zu verschwinden kam sie in diesem Moment der ansteigenden Panik nicht. So oder so hätte das nichts gebracht, da das Personal freien Zutritt in alle Räume hatte und er diese Geste wahrscheinlich noch als Aufforderung verstehen würde, ihr zu folgen und sonst was zu treiben.

Chigusa betete in diesem Moment dafür, dass Kisumi im nächsten Moment aus der blaugestrichenen Tür treten und sie vor weiteren von Ryans Aufdringlichkeiten bewahren würden.

Doch stattdessen beugte dieser sich nun zu ihr und stützte sich mit einer Hand an der Wand neben ihrem Kopf ab.
 

„Wanna come to my room tonight? We could have a little fun there~“, sah Ryan sie lasziv an.
 

„I think, I’ll pass…”, blickte Chigusa scheu zur blauen Tür.
 

„I don’t think you want to let this opportunity slip“, kam er ihr immer näher.
 

In diesem Moment wurde die Tür aufgerissen und ein erleichtert aussehender Kisumi betrat die Bildfläche. Es dauerte einen Augenblick, ehe die violetten Augen seine Freundin gefunden und realisiert hatten, was vor ihnen ablief.

Trotz seiner unbekümmerten Art durchs Leben zu hüpfen, schaltete er schnell und stolzierte nun auf Ryan zu.
 

„Hey there~“, zwinkerte er dem überraschten Pfleger zu, der so abgelenkt von Kisumis Auftritt war, dass Chigusa unter seinem Arm in Sicherheit schlüpfte.
 

„Hey, hold on!“, war der Mann Mitte zwanzig gar nicht begeistert, als er merkte, dass sich seine Beute verflüchtigt hatte.
 

„I think my ass is just as good as her pussy~”, fuhr Kisumi mit einen Fingern über den Brustkorb des Pflegers, welcher diesen verwirrt folgte. „Don’t you want to try and check it out?“
 

Chigusa, welche sich an der nächsten Ecke versteckte, belauschte das weitere Gespräch der beiden und musste schlucken. Sie wollte nicht, dass Kisumi wegen ihr von irgendeinem Typen gefickt wurde…

Andererseits wäre das nicht das erste Mal, dass sich ihr Freund an einen Mann ranmachte, auch wenn er sonst das weibliche Personal bevorzugte. Einzuschreiten traute sich die Brünette aber auch nicht. Dazu saß der Schreck noch zu tief, denn die Szene hatte sie an ihre Vergangenheit erinnert, die dafür verantwortlich war, dass sie von keinem Mann mehr angetatscht werden wollte.

Mit einem zu schlafen konnte sich Chigusa schon dreimal nicht vorstellen. Dafür war sie zu traumatisiert und hatte ohnehin kein großes Interesse am anderen Geschlecht.

Bevor ihr Vater sie wegbringen lasse hatten, hatte es ein Mädchen gegeben, das sie gerne gemocht hatte. Damals war ihr nicht klar gewesen, welche Gefühle es waren, die sie dieser entgegenbrachte und so hatte sie diese für enge Freundschaft gehalten.

Inzwischen war Chigusa klar, dass sie in Gou verliebt war. Diese Erkenntnis brachte ihr aber sehr wenig, denn so wie es aussah, würde sie diese nie wieder sehen und für immer an diesem Ort eingesperrt bleiben.

Wie viele Jahre waren vergangen, seit Chigusa zuletzt Kontakt zur Außenwelt gehabt hatte? Inzwischen waren es beinahe vier…
 

Als Kisumi ein paar Minuten später um die Ecke kam und Chigusa aufpflückte, hatte diese sich soweit beruhigt, dass man es ihr nicht mehr anmerkte, dass sie vor wenigen Momenten beinahe eine Panikattacke gehabt hätte.
 

„Alles okay bei dir?“, erkundigte sich der Größere, als sie zu den Fahrstühlen gingen.
 

„Klar…alles super“, seufzte Chigusa. „Danke, dass du mir geholfen hast.“
 

„Das ist doch selbstverständlich! Immerhin bist du meine beste Freundin“, zwinkerte Kisumi beim Betreten der Kabine. „Außerdem hatte ich schon lange keinen Spaß mehr~“
 

Eigentlich hätte es die Brünette nicht wundern sollen, dass der andere ihr diese Antwort gab. Kisumi war wohl das komplette Gegenteil von ihr: Er hatte ein loses Mundwerk, war immer gut gelaunt, für einen Spaß zu haben, flirt- und sexbereit, … war kurzum für alles zu haben. Sie hingegen überlegte sich gut, was sie sagte und tat, ließ sich von niemandem zu Sex überreden und war längst nicht so freizügig. Das hatte unter anderem damit zu tun, dass ihr Vater sich an ihr vergangen hatte, aber auch mit ihrer Einstellung, dass sie nur mit jemandem schlafen wollte, den sie liebte. Natürlich konnte jeder machen was er wollte, sofern es einvernehmlich war, doch für sie war es einfach nichts, mit jemandem zu schlafen, nur weil man Lust darauf hatte. Außerdem hatte sie das auch gar nicht…

In diesem Punkt konnte Chigusa Sousuke sehr gut verstehen, der schon des Öfteren hatte verlauten lassen, dass er Kisumis Lebensstil nicht guthieß, sogar verabscheute. Seine persönlichen Erfahrungen durfte man bei diesem Urteil wohl auch nicht außer Acht lassen…

Leider war der Dunkelhaarige so verschlossen, dass sie seit seiner Ankunft kaum ein Gespräch geführt hatten. Die aufgezwungen von Kisumi sagten Sousuke nicht zu, sodass er sich noch weiter von ihnen distanzierte.

Dass ihr bester Freund sich an Kindern vergangen hatte, war wohl Ironie des Schicksals wenn man bedachte, dass er sie gerade eben genau vor so einem Menschen beschützt hatte.

Chigusa war kein Kind mehr, doch der Pfleger war eindeutig zu alt für sie, sowie er sich ihr aufgezwungen hätte, genau wie ihr Vater, der sie doch eigentlich hatte beschützen sollen…
 


 

„Ich vermisse das Schwimmbecken jetzt schon“, sank Rin auf den Boden und atmete tief durch.
 

Sousuke und er trainierten regelmäßig zusammen. An diesem Nachmittag hatten sie es wohl beide übertrieben, weil sie sich gegenseitig immer dazu anstachelten, mehr als nötig zu tun. Am Wochenende konnten sie die Stunden am Nachmittag, die sonst für die Sitzungen, die sich ‚Behandlungen‘ schimpften, draufgingen, ihren Körpern widmen. Unter der Woche wurde das Training auf den Abend verschoben, oder fiel ganz aus. Je nach dem, wie hart die Ärzte mit ihnen verfahren waren, waren sie auch ohne sportliche Aktivitäten bereits am Ende ihrer physischen und psychischen Kräfte.
 

„In den Osterferien können wir es nochmal versuchen“, entgegnete Sousuke, welcher ebenfalls auf dem Boden saß und sich an sein Bett lehnte.
 

„Wie lange ist es noch bis dahin?“, wollte der Kleinere wissen, dem es auf die Nerven ging, dass er nicht in die Fitnessräume durfte.
 

„Eineinhalb Monate ungefähr.“
 

„Oh maaaan…“, seufzte Rin und schnappte sich seine Wasserfalsche vom Nachttisch, aus der er gierig trank.
 

Über diese sehr offensichtliche Reaktion musste Sousuke leicht schmunzeln, da es ihm nicht viel anders ging. Auch er brannte darauf, das Wasser um seinen Körper zu spüren und sich das ein oder andere Rennen mit Rin zu liefern.
 

„Gehst du zuerst duschen, oder kann ich?“, hatte der Dunkelhaarige das Bedürfnis, aus seinen verschwitzten Klamotten und unters Wasser zu kommen.
 

„Geh du zuerst…ich brauch sowieso immer länger als du“, ließ Rin dem anderen den Vortritt.
 

Auch wenn er davon abgekommen war, sich den ganzen Körper zu rasieren, so nahmen die Stellen, die dieser Behandlung bedarfen, doch einige Zeit in Anspruch, genau wie seine Haarroutine. Weiches, glänzendes Haar benötigte nunmal seine Pflege.

Ein anderer Grund für die Länge von Rins Aufenthalt im Bad war, dass er sich schließlich irgendwo einen runterholen musste. Im Zimmer war das nicht möglich, da er dazu zu große Angst hatte erwischt zu werden. Allgemein gab es sehr wenig Privatsphäre in der Anstalt, sodass er quasi dazu gezwungen wurde, das in der Dusche zu regeln.

Wie genau Sousuke das handhabte, war ihm ein Rätsel, da dieser immer sehr schnell im Bad fertig war und meist vor ihm einschlief. Eine Freundin hatte er logischerweise auch nicht…

Nachdem was Kisumi erzählt hatte, musste er schließlich davon ausging, dass es wenn überhaupt eine Freundin war. Laut der Beschreibung des Aussehens der Schwester, die es ihm angetan hatte, stand Sousuke auf kurvige Frauen mit langen Haaren und großen Brüsten…super.

Selbst wenn er bi war, so wie Chigusa ihn aufzuheitern versucht hatte, trafen diese Eigenschaften überhaupt nicht auf ihn zu.

Konnte ein Mann überhaupt kurvig sein? Rin wusste es nicht. So genau hatte er auch nie darauf geachtet, für ihn waren eher große muskelbepackte Typen interessant. Dabei gab es aber auch Grenzen: er wollte keinen Riesen, oder einen Bodybuilder, nein, über 1,85 m reichte völlig aus und ein paar definierte Muskeln waren auch schön. Im Grunde war Sousuke sein Traummann wenn es ums Äußere ging…

Seitdem sie sich allerdings besser kennen gelernt hatten, musste Rin zugeben, dass nicht nur ihn nicht nur dessen Äußeres zu ihm hinzog, sondern auch dessen Persönlichkeit, die er sehr sympathisch fand und dessen Ausstrahlung, die ihm von Zeit zu Zeit angenehm erschaudern ließen. Zum Beispiel wenn er ihn mit diesen türkis durchfluteten Augen ansah, die durchs Dunkle zu ihm vordrangen, so wie in ihrer ersten Nacht.

Es war doch zum Verzweifeln!

Warum musste der Kerl auch auf vollbusige Weiber stehen?!
 

Dass Sousuke weniger auf äußere Eigenschaften achtete, als auf das Innerste, sollte Rin inzwischen bewusst sein, doch hielt dieser sich zu sehr an Kisumis Worten auf, die ihm dieses Bild von Sousukes Idealtyp suggerierten.

Der Dunkelhaarige hatte definitiv seine Präferenzen, von denen einige auf die junge Krankenschwester zugetroffen hatten, doch wäre diese für ihn nie als Partner in Frage gekommen, weil er feststellen hatte müssen, dass er ihre Persönlichkeit grauenhaft fand.

Rin übersah außerdem, dass er definitiv über einige der Attribute verfügte, die ins Raster von Sousukes Typ passten.

Da wären beispielsweise die roten Haare, für welche dieser eindeutig ein Fabel hatte, der helle Teint, sowie die stundenglasähnliche Figur, deren sich Rin nicht bewusst war.

Natürlich hatte er keine so ausgeprägt schmale Taille wie es eine Frau haben konnte, doch seine Silhouette ähnelte doch sehr einer Sanduhr. Normal breite Schultern, der zur Mitte schmaler zulaufende Rücken und die breiter werdenden Hüften deuteten eindeutig auf diesen Figurentyp hin.

Doch Rin sah an sich nur die Merkmale, welche nicht in das Bild passten, das er sich von Sousukes Traumfrau/Traummann zusammengebastelt hatte.

Nie könnte er kurvig sein und eine große Oberweite, oder so weiche Haut wie eine Frau haben, auch wenn sich an den Haaren etwas machen ließ.
 

Mit diesen spielte der Rothaarige in diesem Moment. Er zwirbelte eine Strähne zwischen seinen Fingern, auf die sein Blick fixiert lag.

Rin stellte fest, dass sie ganz schön lang geworden waren. Immerhin hatte er sie seit seiner Ankunft nicht mehr geschnitten. Zuhause hatte das seine Mutter erledigt, doch hier wusste er nicht, an wen er sich wenden sollte.

Zwar kümmerte sich Sousuke um seinen eigenen Haarschnitt, doch bestand dieser hauptsächlich daraus, dass er sich mit dem Rasierer einen etwas längeren Undercut verpasste und dann den Rest ein paar Zentimeter trimmte.

Eindeutig nicht das Ziel, welches Rin mit seiner Frisur hätte. Im Grunde mussten nur ein paar Zentimeter an den Spitzen ab…
 

„Alles okay bei dir?“, wandte sich Sousuke nun doch an den Rothaarigen, der schon eine Weile mit seinen Haaren spielte.
 

„Hm, ja…ich hab nur das Gefühl, dass ich meine Haare langsam mal schneiden sollte“, blickte Rin auf, dem nicht aufgefallen war, dass der andere ihn schon seit geraumer Zeit beobachtete.
 

„Sind sie kaputt?“, wollte dieser wissen.
 

„Nicht wirklich, aber sie werden echt zu lang“, seufzte Rin.
 

„Ich finde, es steht dir“, kam das vollkommen unerwartete Kompliment seitens Sousuke, der dabei keine Mine verzog.
 

„F-findest du?“, wurde der Rothaarige augenblicklich rot.
 

Wenig später rief er sich sein vorheriges Problem ins Gedächtnis, das sich um ein verwandtes Thema drehte. Dass der Größere eindeutig auf längere Haare stad war mit dieser Aussage erst recht belegt.
 

„Ja, aber wenn du dich anders wohler fühlst…es ist deine Sache“, schnappte sich Sousuke nun scheinbar beiläufig ein Buch.
 

Seine eigentliche Absicht dabei war, dass er indem er vortäuschte lesen zu wollen, weiteren möglichen Fragen aus dem Weg zu gehen hoffte. Ihm war, während er gesprochen hatte, bewusst geworden, [style type=“italic“]was[/style] er da sagte, doch um das noch zurück zu nehmen, war es nun zu spät.
 

„Dann versuch ich wohl morgen die Spitzen ein wenig zu schneiden“, kam Rin zu seinem Entschluss.
 

Dabei zierte seine Wangen ein leichter Rotschimmer, der vollkommen unbemerkt blieb, da Sousuke seiner Ausflucht nachging, sich mit seinem Buch zu beschäftigen, da er ausnahmsweise nur vorgab zu lesen.

In Wahrheit dachte er über Rin nach und wie gut dieser aussah. Dass er ihn unbewusst dazu überreden versucht hatte, sich die Haare länger wachsen zu lassen, war ein Versehen gewesen, über das er sich nun ärgerte. Doch vielleicht hatte sein Zutun auch etwas Gutes: Letztendlich ließ Rin seine Haare doch ein wenig länger, sodass er seinen unbewussten Willen zu guter Letzt durchgebracht hatte.

Über seine Vorlieben war sich Sousuke auch nicht ganz bewusst. Natürlich bemerkte er, wenn er jemanden anziehend fand – doch das meiste erst sehr spät, wenn es bereits [style type=“italic“]zu[/style] spät war. Auf äußere Merkmale führte er diese Gefühle jedoch nie zurück.

Das einzige, dessen sich Sousuke bewusst war, war dass er rote Haare mochte. Weshalb dem so war, konnte er sich allerdings nicht erklären. Vielleicht hatte er eine Vorliebe für seltene Dinge, vielleicht mochte er die Farbe Rot sehr gerne, vielleicht weckten sie in ihm eine Neugier des Unbekannten.

Seit dieser einen Nacht ließ ihn der Gedanke nicht los, ob Rins Haare am gesamten Körper rot waren…derartig unanständige Vorstellungen passten wenig in Sousukes Bild, doch waren sie einmal aufgekommen, wurde er sie so schnell nicht wieder los.

Von Rins Körperbehaarung hatte er noch nicht viel mitbekommen, nur dass dessen Arme hellrote Haare aufwiesen und ihm so gut wie kein Bart wuchs. Der Rest war Neuland für ihn.

Wie gut, dass Menschen keine Gedanken lesen konnten. Für diese nicht vorhandene Fähigkeit war Sousuke unglaublich dankbar, denn die Fragen, die er sich vor ein paar Minuten gestellt hatte, während er Rin dabei beobachtet hatte, wie dieser mit einen Haaren spielte, sollte niemand hören. Sie waren unangebracht gewesen und hätten ihn in eine unangenehme Situation gebracht, hätte man sie erfahren.
 

Rin ging es da nicht anders, denn auch er beschäftigte sich zurzeit gedanklich mit brisanten Themen. Dabei lag er mit dem Gesicht zur Wand in seinem Bett und hörte Musik. Ihm spukten in diesem Moment Bilder von Sousukes Idealbild einer Frau durch den Kopf und wie er diese niemals erreichen könnte. Dann driftete er zu dessen Körper über, den er leider schon länger nicht mehr halb nackt erblickt hatte. Bei genauerem Überlegen war das vielleicht ganz gut so, denn alleine die Vorstellung von diesem, brachte Rins Blut in Wallungen. Außerdem begann es sich an einer ganz bestimmten Stelle zu sammeln, sodass er schnell an etwas Anderes zu denken versuchte.

Das durfte alles nicht wahr sein!

Es war keine halbe Stunde her, dass er sich einen runtergeholt hatte, sodass da unten eigentlich nichts passieren durfte!

Dabei unterschätzte Rin seinen unausgeglichenen Hormonhaushalt total, der daher rührte, dass er sich mitten in der Pubertät befand und dazu führte, dass solche Ereignisse zu den ungünstigsten Gelegenheiten stattfinden konnten.

Es brachte alles nichts…das hieß dann wohl: Ab zurück ins Bad.



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