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SHaRKY SCaM

SouRin
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Vielen Dank für eure Kommentare und viel Spaß beim Lesen! Komplett anzeigen

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Wunden heilen, Narben bleiben

Die nächsten Tage gestalteten sich ähnlich wie der erste Tag, mit dem Unterschied, dass sie nun Unterricht hatten und Rin ein wenig aufgetaut war und sich in Folge dessen die meiste Zeit beschwerte. Die Kleidung, die man ihm gebracht hatte, entsprach nicht so ganz seinen Vorstellungen, sein Rasierer würde auf sich warten lassen und das Ladekabel konnte man auch nicht so schnell auftreiben. Wo waren sie denn bitte hier? Im tiefsten Sibirien, oder was?
 

Auch das Schulprogramm ging Rin schon in der ersten Stunde auf die Nerven. Da sie nur zu viert waren, war jeder gezwungen mitzuarbeiten und man konnte sich nicht einfach in die letzte Reihe setzen und schlafen, seine Nachrichten checken, oder etwas anderes, nicht Unterrichtsrelevantes anzustellen. An seiner Schule hatte der Rothaarige des Öfteren die Zeit damit totgeschlagen, aus dem Fenster zu schauen, oder sich auf dem neusten Stand zu halten, was auf den Social Media Seiten abging. Doch in dem Raum, in dem sie von Miss Amakata unterrichtet wurden, hatte keine Fenster und Empfang hatte er auch keinen, zumal sein Handyakku noch immer leer war und er ohnehin keinen Empfang gehabt hätte.

Nur zu gut erinnerte sich Rin an den unheimlich freundlichen Doktor, der ihm die SIM Karte gestohlen und veranlasst hatte, dass man ihn einwies. Wenn er daran dachte, durchzuckte ihn ein kalter Schauder, der nicht unbemerkt von Sousuke blieb, der in seiner Nähe sah und ihn beobachten konnte.
 

Als es Mittagessen gab, ging der Rothaarige sehr schlecht gelaunt neben Kisumi und seinem Mitbewohner her, die ihn seit er angekommen war, auf Schritt und Tritt begleiteten. In der Mensa setzten sie sich an den inzwischen schon gewohnten Tisch, sodass Rin bemerkte, wie schnell sich ein Mensch an neue Lebenssituationen gewöhnen konnte. Ganz behagte ihm die Anstalt noch immer nicht, doch Sousuke und Kisumi halfen ihm sich ein bisschen heimeliger zu fühlen.

Die beiden hätten unterschiedlicher nicht sein können:

Da war auf der einen Seite der immer gut gelaunte Kisumi, der die meiste Zeit redete und immer einen Spruch auf Lager zu haben schien und auf der anderen Sousuke, welcher meistens stumm blieb und eher ruhig war, sodass man sich gut bei ihm entspannen konnte.

Beide hatten wohl ihre Gründe, weswegen sie sich so verhielten, wie sie es eben taten. Rin öffnete sich ihnen auch langsam und kehrte mehr zu seinem alten Selbst zurück, das nicht ganz so verängstigt und vorsichtig war.
 

Auf dem Weg zurück zu ihrem Zimmer fiel Rin wieder ein, dass man ihm am Tag zuvor mitgeteilt hatte, dass seine Behandlung an diesem Tag beginnen würde. Er schaute auf eine der Uhren, die im Flur an der Decke befestigt waren: Noch etwa eine Stunde Zeit, bis er sich in 215 einfinden sollte. Was genau man mit ihm anstellen und wie seine Therapie aussehen würde, hatte man ihm nicht gesagt und vorstellen konnte er es sich auch nicht. Genauso wenig konnte er jemanden fragen, denn das hätte bedeutet, dass er seine ‚Symptome‘ hätte preisgeben müssen. Das war ihm dann doch zu gefährlich und auch zu unangenehm.
 

Sousuke hatte mitbekommen, dass Rin bald zu einem der Ärzte musste, die sich ‚Psychologen‘ schimpften, ein anderer Ausdruck wäre treffender gewesen. So überlegte er schon seit dem vorherigen Tag, ob er ihn darauf vorbereiten sollte, was auf einen zukam, wenn man ‚behandelt‘ wurde. Er selbst hatte sich inzwischen mehr oder weniger an die Methoden des hiesigen Personals gewöhnt, doch war sich nicht sicher, ob der Kleinere das auch so wegstecken konnte wie er es tat. Die Kunst bestand darin, es nicht an sich heran zu lassen – sofern möglich.
 

In ihrem Zimmer hatte Sousuke den Entschluss gefällt, dass er Rin aufklären würde. Da er nicht gut mit Worten war, hatte er sich eine andere Strategie überlegt, um diesem die Tragweite vor Augen zu führen.

Als sich die Tür schloss, drehte sich der Größere zu Rin um und versperrte ihm den Weg, sodass dieser keine Wahl hatte, als ihm zuzuhören.
 

„He, was-“, wollte der Rothaarige protestieren als Sousuke ihm den Weg versperrte, sah dann aber an dessen Blick, dass es etwas Ernstes sein musste und verstummte.
 

„Du wirst heute zum ersten Mal therapiert, oder?“, wollte der Dunkelhaarige sicher gehen, bevor er sich am Ende noch geirrt hätte und das alles um sonst wäre.
 

„Ähm ja…warum fragst du?“, war sich Rin nicht ganz sicher, worauf der andere hinauswollte.
 

„Ich will dir keine Angst machen, aber mach dich auf das Schlimmste gefasst“, fackelte Sousuke daraufhin nicht lange und zog sich sein Shirt ein Stück nach oben, sodass sein Bauch entblößt war. „Die Leute hier haben ihre eigenen Behandlungsmethoden.“
 

„Wie meinst du-“, setzte der Kleinere seine Frage an, weil er mehr als verwirrt über das Verhalten seines Mitbewohners war, der sich gerade halb vor ihm ausgezogen hatte.
 

Er versuchte auch, nicht auf die freigelegte Haut zu sehen, obwohl das ja der Sinn der Aktion war. Also deutete Sousuke mit der freien Hand an seine Seite und drehte sich ein Stück, dass Rin besser sehen konnte.
 

„Sie wollten mich ruhig stellen“, kommentierte er die Striche auf seiner Haut, die etwas heller als der übrige Teint waren und sich in zahlreichen Mustern nach hinten zum Rücken bahnten.
 

Dieser sah wohl nicht weniger vernarbt aus, wie Rin es richtig einschätzte, denn der Größere drehte sich nun, sodass der andere seine Rückseite betrachten konnte. Auf den ersten Blick sah man diese Narben vielleicht nicht, doch wenn man kurz genauer hinschaute, waren sie deutlich sichtbar. Das war auch der Grund, weswegen sie ihm in seiner zweiten Nacht nicht aufgefallen waren, als er Sousukes halb nackten Körper angestarrt hatte…oder vielleicht hatte er die Narben da auch einfach nicht sehen wollen? Inzwischen zweifelte Rin alles an, das seit seiner Ankunft geschehen war, ebenso wie sein eigenes Urteilvermögen.
 

„Oh scheiße…“, war das einzige, das dem schockierten Rin zu diesem Anblick über die Lippen kam.
 

Sousuke drehte sich daraufhin wieder um und zog das Shirt an eine ursprüngliche Position zurück.
 

„Wenn du dich nicht widersetzt, könnte alles gut gehen, aber ich garantiere für nichts.“
 

Es dauerte einige Augenblicke, bis sich Rin von dem Schock erholt hatte. Was um alles in der Welt war das für eine Anstalt, in der man Patienten folterte?! Viel schlimmer war die Gewissheit, dass man ähnliche Dinge, wie sie Sousuke angetan worden waren, auch mit ihm anstellen konnte. Nun wollte er noch viel weniger zu seiner ersten Therapiestunde…aber Moment: Sousuke hatte gesagt, dass sie ihm nichts tun würden, wenn er mitspielte, richtig? Also gab es vielleicht doch noch Hoffnung.
 

„Muss ich wirklich gehen?“, drückte sich Rin ein paar Minuten vor dem Beginn seines Termins um diesen.
 

„Wenn du nicht freiwillig auftauchst, werden sich dich hin schleifen“, erwiderte Sousuke daraufhin, wenig aufmunternd.
 

„Du hast wahrscheinlich recht…“
 

Und wie recht er damit hatte. Ihm war das schon einige Male passiert; daher rührten auch einige seiner Narben.
 

„Also, ich geh dann mal…“, schwang sich Rin dann doch von seinem Bett und ging zur Tür. Er war schon fast zu spät.
 

„Bis später“, hörte er Sousuke noch sagen, ehe sich die Tür hinter ihm schloss und er einmal wieder alleine auf dem weißen Gang war.
 

Seine Schritte hallten von den Wänden wider, sowie sein Herzschlag in seinen Ohren dröhnte, der das Blut durch diese rauschen ließ. Angst strömte durch seine Adern, während er den unheilvollen Weg entlang schritt und sich dabei

Alle möglichen Horrorszenarien ausmalte, die hinter der Tür des Behandlungszimmers auf ihn warten würden.

An diesem angekommen, schluckte Rin, sein Hals fühlte sich trocken an. Er klopfte, bekam jedoch keine Antwort und dachte schon, er wäre falsch. Doch dann öffnete sich die Tür und der Doktor von seiner ersten Nacht in der Anstalt lächelte ihm gekünstelt entgegen.
 

Nach etwa eineinhalb Stunden trat Rin aus dem Behandlungszimmer, das sich als Gespärchstherapieraum entpuppt hatte, und sah gar nicht mehr verängstig aus. Sein Herz schlug wieder in normaler Geschwindigkeit. Die Frage drängte sich ihm auf, ob Sousuke ihm zuvor die Wahrheit erzählt hatte, oder ihn aus welchem Grund auch immer angelogen hatte. Vielleicht hatte er wirklich nicht mehr alle Tassen im Schrank und wirkte nur normal?

Nein, das konnte und wollte er nicht glauben. Jemand der so gut aussah und sich um ihn kümmerte, konnte nicht verrückt sein! Rin war bewusst, dass seine Schlussfolgerungen sehr von Sousukes Aussehen geleitet wurden und dass er allgemein ein wenig oberflächlich war, doch half es ihm auch, an das Gute im Menschen zu glauben – sofern dieser gut aussah.

Des Weiteren sagte er sich, dass der andere ihm bisher auch normal vorgekommen war, wenn man davon absah, dass er ein wenig still war und sich nicht anfassen lassen wollte.
 

Als Rin das Zimmer mit seiner Schlüsselkarte geöffnet hatte, konnte er seinen Mitbewohner nicht in diesem ausfindig machen und wunderte sich, wo dieser stecken mochte. Sonst war Sousuke eher der Typ, der auf dem Bett lag und las, anstatt durch die Gegend zu marschieren, oder sich im Aufenthaltsraum die Zeit zu vertreiben. Dieser lag im 6. Stock und war für die Patienten der 2. Und 3. Etage zugänglich. Denen der 4. war es nicht gestattet sich dort aufzuhalten, genauso wie sie nicht in die Mensa, oder sonst aus der Etage durften. Das hing damit zusammen, dass die Patienten dort schwer psychisch krank und eine Gefährdung für ihre Mitmenschen und sich selbst darstellten, so hatte man es ihm jedenfalls gesagt.

Da konnte Rin sich richtig glücklich schätzen, im zweiten Stockwerk gelandet zu sein, welches mit vielen Freiheiten verbunden war – sofern man von ‚Freiheit‘ in einem gefängnisähnlichen Gebäude sprechen konnte.

Er fragte sich, wie lange er es nicht aushalten würde, ohne nicht durchzudrehen.

Momentan ging es ihm psychisch bestens, doch wie das nach ein paar Monaten in der Anstalt aussehen würde, war schwer abzuschätzen. Rin glaubte jetzt schon sagen zu können, dass man in solchen Einrichtungen eher kränker wurde, als geheilt…doch das konnte er nur als gesunder Mensch behaupten. Wie das bei einem anderen, der wirklich Hilfe benötigte, aussah, konnte er nicht sagen.

Vielleicht brachte der Aufenthalt ja doch was?

Sicher war nur, dass er eindeutig nicht hier hin gehörte und auch nicht psychisch krank war. Nur weil man schwul war, war man doch nicht geistig krank!

Wer dachte das denn bitte im 21. Jahrhundert noch?

-Anscheinend noch eindeutig zu viele, unter denen leider auch ein paar Ärzte und Psychologen zu sein schienen.
 

Dr. Masefield war da keine Ausnahme. So hieß der Psychologe und Arzt, auf den er in seiner ersten Nacht getroffen war und der ihn offenbar auch demnächst betreuen würde. Das Gespräch, das er mit Rin in den letzten eineinhalb Stunden geführt hatte, war zwar wesentlich angenehmer gewesen, als alles, das sich der Rothaarige ausgemalt hatte, dennoch zählte es nicht zu den angenehmsten, die er in seinem Leben mit einem Arzt geführt hatte.

Dieser hatte ihn hauptsächlich ausgefragt, um sich einen Überblick über Rins Psyche zu verschaffen, wie er gemeint hatte. Dabei hatte sich folgendes ergeben:

Es bestanden gute Hoffnungen auf Heilung für den Schwulen, da er noch jung war und wenig Erfahrung mit anderen Männern gesammelt hatte. Rin hatte ihm mit äußerstem Widerwillen gestanden, dass er noch nie etwas mit einem gehabt, sondern lediglich in Diskotheken hier und da rumgemacht hatte.

Welche Ursachen seine Sehnsüchte nach Männern hatten, das wollte der Psychologe in den nächsten Wochen in der Gesprächstherapie herausfinden. Rin beschlich das ungute Gefühl, dass er dabei nur wieder ausgefragt werden würde, doch das war ihm allemal lieber, als so wie Sousuke behandelt zu werden – sofern dessen Narben wirklich davon stammten. Sicher war er sich dessen Aussage noch immer nicht.
 

Rin setzte sich auf sein Bett und betrachtete seine Hände. Sie waren blass wie immer, genau wie der Rest seiner Haut, doch schienen sie blutärmer als sonst. Das lag wahrscheinlich am Stress und dass er nicht genügend aß…jedenfalls die letzte Woche nicht. Dazu fehlte ihm der Appetit. Vielleicht würde sich das bessern, wenn er sich eingelebt hatte, immerhin war er nicht scharf drauf abzunehmen. Es störte ihn ein bisschen, dass er schon so lange keinen Sport mehr gemacht hatte. Sousuke trainierte ab und zu im Zimmer, indem er Liegestütze und andere Übungen machte, doch für ihn war das irgendwie nichts. Er brauchte Geräte, oder ein Schwimmbecken, eine Strecke zum Joggen…

Die Motivation sich zu bewegen, fehlte Rin auch. Sonst war das nie so gewesen und er hatte sich immer gern bewegt, aber das neue Umfeld, die Regeln und die Ungewissheit, wie sein Leben weitergehen würde, schlugen ihm auf Magen und Psyche.
 

Rin fragte sich sowieso, ob seien Familie ihn nicht vermisste, oder seine Klassenkameraden. Freunde hatte er doch auch…aber was sollten die schon groß an seiner Lage ändern können? Höchstwahrscheinlich war er als vermisst gemeldet worden und es konnte ewig dauern, bis sie ihn fanden – wenn überhaupt.
 

Da es warm im Zimmer war, krempelte der Rothaarige seine Ärmel hoch und wurde wieder auf seine Haare aufmerksam, die gegen den bewegten Stoff rieben. Inzwischen war ein heller, roter Flaum auf seinen Armen zu sehen, den er mit einem genervten Schnatzen der Zunge betrachtete. Dämliche Haare, dämliche Haarfarbe!

Wären sie wenigstens nicht rot, sondern normal, wie bei anderen auch…

Vielleicht hätte Rin seine Haarfarbe nicht so verschmäht, wenn er nicht dafür gehänselt worden wäre. Doch die Erinnerungen an seine Kindertage und der Schmerz, mit dem er diese verband, saßen noch tief. Kinder konnten grausam sein.

In seinen Jugendjahren hatte man auch immer wieder einen blöden Spruch, oder ein Kommentar über den ‚Rotschopf‘ losgelassen, doch da hatte es ihn nicht mehr so viel gestört, weil er sich daran gewöhnt hatte.

Als er an den Härchen herumzupfte, öffnete sich auf einmal die Tür links neben ihm und er sah hoch.
 

„Wo warst du? Hab mich schon gefragt, wo du bist“, ließ Rin seinen Arm sinken und gönnte dessen Haaren eine Auszeit.
 

„Ich musste auch zu meiner Therapiestunde…“, murmelte Sousuke und schloss die Tür hinter sich.
 

Er sah gedankenverloren aus und wirkte nicht so fit wie zwei Stunden zuvor.
 

„Ach so…das hättest du mir auch sagen können“, beschwerte sich Rin, rutschte auf seinem Bett ein Stück zurück und stützte sich mit den Ellenbogen ab, den Größeren beobachtend.
 

„Ich wusste nicht, dass dich das interessiert“, erwiderte der Größere ehrlich und war tatsächlich ein wenig überrascht.
 

„Natürlich interessiert es mich!“, schürzte Rin die Unterlippe und sah Sousuke beleidigt an.
 

Dieser konnte mit der Reaktion des Kleineren nicht viel anfangen, wusste sie nicht zu deuten. War dieser sauer auf ihn? Wenn ja: Weswegen?

Sonst hatte es immerhin auch niemanden interessiert, wenn er mal für ein paar Stunden weg war, oder überhaupt, was er tat.

Sousuke blieb unschlüssig vor der Tür stehen.
 

„Jetzt schau nicht so“, schmollte Rin noch immer und deutete auf das Bett. „Du kannst dich auch hinsetzen.“
 

Es machte ihn nervös, wenn Sousuke ihn so anstarrte und dabei auch noch stand. Er war ohnehin ziemlich groß und da trug es nicht positiv zu ihrer Unterhaltung bei, wenn er auch stand.
 

„Okay“, willigte der Dunkelhaarige verwirrt ein und nahm das Angebot an.
 

So setzte er sich auf Rins Bett und wartete ab. Wollte dieser mit ihm sprechen?
 

„Du hast dich ihnen widersetzt, oder?“, begann Rin nach einer kurzen Weile, in der sie beide geschwiegen hatten.
 

Sousuke sah den Rothaarigen fragend an, da das für ihn völlig aus dem Zusammenhang gerissen klang und er sich folglich dessen nicht sicher war, worauf der andere hinauswollte.
 

„Na bei der Therapie“, blickte Rin zum Größeren, der ihn nicht ansah.
 

„…ab und zu, ja“, antwortete dieser nach einer kleinen Pause.
 

„War es so schlimm, was sie mit dir machen wollten?“
 

„Ja.“
 

Sousuke klang die ganze Zeit schon so, als wäre irgendetwas nicht in Ordnung, so auch bei dieser Antwort. Rin fragte sich, welche Behandlungsmethoden wohl bei ihm angewandt wurden und den Grund dieser wollte er erst recht erfahren.
 

„Hat man dich deswegen auch als potentiell aggressiv eingestuft?“, wollte Rin wissen.
 

Kisumi hatte mal etwas in der Richtung erwähnt und Sousukes stummes Nicken bestätigte dessen Aussage.

Immerhin hatte Rin nun die Gewissheit, dass dessen Taten vor der Einlieferung nicht dafür verantwortlich waren, dass er diese Einstufung erhalten hatte.
 

„Oh man…was ist das für ein Laden“, seufzte der Kleinere und schloss kurz die Augen.
 

In diesem Moment drehte sich Sousuke zu ihm um und betrachtete ihn unbemerkt. Rin schien sich nicht daran zu stören, dass er mehr über ihn erfahren hatte und auch nicht der Folgen für ihr weiteres Zusammenleben, die das beinhaltete. Er hatte vermutet, der Kleinere würde wieder so reagieren, wie als er das erste Mal von Kisumi erfahren hatte, dass er schon öfter mit dem Personal aneinander geraten war.

Als Sousukes Blick zu der freien Haut an Rins Armen gelangte, bemerkte er die roten Haaren, die dort wuchsen. Das erinnerte ihn an eine Frage, die ihm einst vor vielen Jahren durch den Kopf gegangen war: Hatten die Haare von Rothaarigen wirklich überall diese feurige Farbe?
 

Noch bevor seien Gedanken weiter abdriften konnten, wurden die roten Augen plötzlich aufgeschlagen und Sousuke wandte sich ab, da es ihm in diesem Moment unangenehm war, in diese zu blicken. So schön sie auch waren, er hielt ihnen nicht stand.

Während Rin sich fragte, was es zu bedeuten hatte, dass der Größere ihn angesehen, dann den Blick aber wieder abgewendet hatte, als er es bemerkte. Schnell verdrängte er diese Frage, da es noch etwas gab, das er wissen wollte.
 

„Du trainierst doch immer…also gibt es noch eine andere Möglichkeit hier, sich fit zu halten?“, brannte es Rin schon länger auf der Zunge.
 

Auch wenn er gerade nicht gewillt war, sich zu bewegen, so würde sich das sicherlich bald ändern. Daher wollte er so früh wie möglich in Erfahrung bringen, ob und wo er Sport treiben könnte.
 

„Gibt es schon…aber man braucht eine Genehmigung dafür“, erwiderte Sousuke.
 

„Okay…und wo bekomm ich die her?“, spürte Rin auf einmal, dass er es vermisste, seinen Körper zu fordern.
 

„Die kannst du auch bei Miss Amakata holen“, informierte der andere, der diese nicht bekommen hatte.
 

„Warum hast du eigentlich keine? Ist das nicht so dein Fall, oder…“, versuchte Rin ein bisschen mehr über seinen Mitbewohner herauszufinden.
 

Sie lebten seit beinah einer Woche zusammen, wussten aber nicht viel mehr als am ersten Tag übereinander. Sousuke interessierte ihn irgendwie und das nicht nur, weil er ihn gutaussehend fand. Der Größere wirkte mysteriös und hatte bestimmt auch einiges zu erzählen. Außerdem mochte Rin es, dass dieser sportlich aktiv war. Vielleicht würden sie sich ja anfreunden können?

Kisumi meinte zwar, dass Sousuke eher antisozial und sonst keine Freunde in der Anstalt hatte, doch Rin wollte sich so schnell nicht entmutigen lassen. Vielleicht hatte dieser einfach nur noch nicht den richtigen Umgang gehabt.
 

„Ich darf nicht, wegen meiner Einstufung“, gab Sousuke zu.
 

„Oh, ach so…“, war Rin peinlich berührt, weil er das Offensichtliche übersehen hatte und sich fühlte, als wäre er in ein Fettnäpfchen getreten.

Doch der andere zuckte nur leicht mit den Schultern.
 

„Es macht mir nichts aus.“
 

Diese Folge seiner Handlungen nahm er nur zu gerne in Kauf. Lieber wehrte er sich, als alles mit sich machen zu lassen. Er hatte es satt, sich von anderen herumschubsen und bestimmten zu lassen.
 

„Hast du auch Sport gemacht, bevor du hergebracht wurdest?“, nutze Rin die Gelegenheit, da sie ohnehin beim Thema waren, etwas mehr aus Sousuke heraus zu kitzeln.
 

Von sich aus würde dieser nichts erzählen, aber wenn man ihn zu einem günstigen Zeitpunkt fragte, gab er Antwort. Einer dieser Zeitpunkte war in diesem Moment.
 

„Ich war in einem Schwimmclub“, nickte Sousuke.
 

Nachdem sich so lange niemand für ihn interessier hatte, war es ungewohnt für Sousuke, dass sich jemand so intensiv mit ihm beschäftigte. Es war ihm nicht unangenehm, so wie es ihm sonst war, wenn Kisumi ihn ausfragte. Rin war anders.
 

„Wirklich?“, schwang sich Rin überrascht nach vorne, sodass er nun näher beim anderen saß. „Ich auch!“
 

Ein breites Grinsen, bei dem seine spitzen Zähne sichtbar wurden, schlich sich auf sein Gesicht. Offenbar lag er in einem Punkt schon einmal richtig, dass sie sich gut verstehen würden. Sie waren dem gleichen Sport nachgegangen, bevor man sie in di Anstalt gebracht hatte, das war doch schon einmal etwas!
 

Überfordert von Rins Reaktion, blinzelte Sousuke ihn an, freute sich innerlich aber auch etwas. Zu ungewohnt waren positive Emotionen, als dass er sie nach außen hätte zeigen können. Das musste er wohl erst wieder lernen.

Ihm fielen bei nun auch die des Kleineren Zähne auf, die gerade gut zu sehen waren. Solche hatte er noch nie zuvor gesehen: Sie ähnelten denen von Haien, auch wenn sie nicht in drei, sondern in einer Reihe vorlagen. Das wäre anders auch wirklich sehr seltsam gewesen, nicht dass die ungewöhnliche Form nicht schon seltsam genug war. Sousuke gefiel das auf eine Art, die er nicht zuzuordnen wusste. Rin wies allgemein viele seltene Merkmale auf, die ihn für den Größeren interessanter wirken ließen. Das würde auch Sousuke Verhalten diesem gegenüber erklären, das sich von seinem anderen Menschen gegenüber unterschied.
 

Der freudige Ausdruck wich allerdings genauso schnell wieder aus Rins Gesicht, wie er gekommen, als ihm bewusst wurde, dass er wohl noch lange dauern würde, bevor er wieder in ein Schwimmbecken gelangen würde…
 

Um wieder auf das Ausgangsthema zurück zu kommen, betrachtete der Rothaarige sein gegenüber nun eindringlich. Die roten Augen suchten den Körper des Größeren nach vermeintlichen Anzeichen dafür ab, ob dieser Schmerzen hatte.

Sousukes türkisfarbene Augen beobachteten den Kleineren. Welche Intention hatte dieser dabei, ihn so zu mustern?
 

„Heute haben sie dich aber in Ruhe gelassen, oder?“, lüftete dieser endlich das Geheimnis.
 

„Ja, mir geht’s gut“, bestätigte Sousuke.
 

„Gut zu hören“, lächelte Rin ihm zu und verwirrte den Größeren dadurch einmal mehr an diesem Tag.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Danke für den Beistand von den üblichen zwei ^^

LG Yu

Was ich von der ganzen Komemntarsituation auf animexx halte, könnt ihr gerne auf meinem Weblog nachlesen. Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Cesia
2016-08-05T07:00:42+00:00 05.08.2016 09:00
Hab mich heute Früh so gefreut als ich in's Mexx reinschaute und ein neues Kapitel mir entgegensprang.
Ich frag mich was Sousuke im Behandlungszimmer macht oder nicht macht?o_o
Das die so mit seinen Körper um springen.

Und Sousuke zieh doch Rin aus wenn du wissen willst ob er unten auch rote Haare hat xD
Jetzt hast du noch die Gelegenheit!
Nutz sie bevor der Rasierer eintrudelt.

So much Doki Doki~
*_*
*heavy breathing*
Wartet brav auf neues Futter :3


Antwort von:  King_of_Sharks
08.08.2016 20:22
Wuh x3
Das fragen wir uns wohl alle XDDD
Tja...mit denen ist eben nicht gut Kirschen essen ^^

Das würde er nie machen ^^ (Jungfraumännermachen sowas nicht...know you zodiac XD)
Never ever.
Man muss IC bleiben.

Es kommt später noch viel mehr noch viel viel süßeres Zeug~
Right in the kokoro stuff :D

LG Yu
Antwort von:  Cesia
09.08.2016 00:38
Ja...*Finger in den Mund steck,sich weiter fragt*

Mhm kenn mich nicht gut mit Sternzeichen aus.
Aber so wie Kisumi bin ich nicht xD
Oder doch? XD

Ah ich freu mich schon so,du warst ja wd fleißig und hast was hochgeladen *_* werde es dann morgen lesen x3
Von:  NaschKatzi
2016-07-31T11:23:58+00:00 31.07.2016 13:23
Awwww xD Sousuke scheint es ja überhaupt nicht gewohnt zu sein, dass sich jemand um ihn sorgt, oder? Er ist ja richtig überfordert mit Rins Freundlichkeit xD
Das macht ihn aber sympathisch und süß, wie er Rin verpeilt anblinzelt^^
Hihi! Schule ist nicht unbedingt Rins Sache, ne? Also wirklich! Da würde er lieber auf dem Handy daddeln als fleißig zu lernen xD
Und Rin kann eine richtige kleine Diva sein, was sein Styling und Klamotten betrifft. LOL!
Therapie...Ohhh haaaa...bin gespannt, was da noch alles auf Rin zukommt Q.Q Armer Sousuke... irgendwas ist in den Anstalt faul!!!! Wer nicht spurt, bekommt eins auf den Deckel >_<
Toll...sie wollen Rin die Homosexualität austreiben...Mhm...klar...
Ein tolles Kapitelchen!!! Dein Schreibstil ist so toll!!
Liebe Grüße
Antwort von:  King_of_Sharks
08.08.2016 20:20
Nein, ist er auch nicht OoO
Ja, das ist er~ (Ich fand das dass sehr sympathisch wirkt, wenn ich es einbaue und es hat seine Wirkung offenbar nicht verfehlt^^)
Man darf sich das sehr süß vorstellen~ XD
Also mal ganz ehrlich: Wer geht denn gerne in die Schule? Ja, ich hab das aus dem Anime genommen, weil er da ja auch immer mit Kopfhörern am Fenster rumsitzt XDDD
Natürlich ist er das^^ Schau dir die Official Arts an :P (Ich sag nur: Leopardenmusterschwimmhose...)
Sehr, sehr viel...und nichts Gutes :D
Jap, mit Zuckerbrot und Peitsche. Zuckerbrot ist aus.
Ja...klappt bestimmt...XDDD
Danke schön~
LG Yu


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