Eine Chance für Ranma von MariLuna ================================================================================ Kapitel 8: Bedürfnisse ---------------------- 8. Kapitel Bedürfnisse   „Du schaffst das“, spricht Ranma seinem eigenen Spiegelbild Mut zu. Das rothaarige, großbusige Mädchen, das ihm daraus entgegensieht, nickt einmal. Natürlich schafft er … nein, sie das. Er muß aufhören, von sich als Ranma zu denken, wenn er will, dass das hier klappt. Es ist verdammt nochmal das Mindeste, was er für Tatewaki tun kann. Es ist schließlich nichts dabei. Es ist nur eine Berührung, mehr nicht. Also, Ranko, auf geht’s! Entschlossen tapst sie aus dem Badezimmer über den Gang in Tatewakis Zimmer. Der sitzt immer noch auf dem Bett, wie Ranma ihn verlassen hat – in ein Buch vertieft, neben sich auf dem Nachttisch eine Tasse heißen Tee, und er hat anscheinend die Zeit genutzt, die Ranma im Bad war, um sich für die Nacht umzuziehen. Er sieht in diesem hellen Jinbei einfach nur blendend aus und Ranko spürt, wie sich bei diesem Anblick ihr Herzschlag beschleunigt. In ihr erwacht ein warmes, schwindelerregendes Gefühl, das sie hastig zur Seite schiebt. Tatewaki hebt den Kopf, als er hört, wie die Tür beiseitegeschoben wird und dann rutscht ihm glatt das Buch aus den Händen, als er sieht, wer da auf ihn zukommt. Mit entschlossener Miene setzt sich Ranko vor ihm aufs Bett. „Was...“ beginnt Tatewaki verwirrt, verstummt jedoch gehorsam, als Ranko den Kopf schüttelt und vielsagend den Zeigefinger an ihre Lippen hält. Ranko holt einmal tief Luft, sieht ihm eindringlich in die Augen und streift sich dann entschieden das Jinbeioberteil von den Schultern. So weit, bis sie mit völlig entblößtem Oberkörper vor ihm sitzt. Tatewakis Augen weiten sich überrascht und für die Dauer einiger Sekunden starrt er nur wie gebannt auf ihre Brüste, reißt sich dann aber gewaltsam von diesem entzückenden Anblick los und hebt den Blick hoch in ihr Gesicht. Ranko hat das Gesicht beschämt zur Seite abgewandt, ihre Wangen leuchten hochrot. „Nun mach schon“, fordert sie ihn dabei ungeduldig auf. „Fass sie an. Das wolltest du doch immer. Sieh es als mein Dank für alles, was du heute für mich getan hast.“ „Ranma...“ stöhnt Tatewaki leise auf, macht aber keine Anstalten, auch nur den kleinen Finger zu rühren. „Verdammt nochmal, du Idiot!“ ungeduldig packt Ranko seine rechte Hand und legt sie sich auf ihre linke Brust. „Nun mach schon. Das wolltest du doch immer, oder?“ Tatewaki schluckt einmal sichtbar und für die Dauer eines Atemzuges lang lässt er seine Hand dort liegen, ganz kurz streichelt sein Daumen sogar über die empfindliche Brustwarze, aber dann zieht er seine Hand so schnell zurück, als hätte er sich an ihr verbrannt. „Lass das sein, Ranma.“ Ein wenig grob zerrt er ihr das Oberteil wieder hoch und knöpft es sogar wieder zu. „Das ist völlig unnötig.“ „Aber wie soll ich dir denn sonst danken, du Idiot?“ „Mir würde es schon reichen, wenn du nie wieder versuchst, dich umzubringen!“ schleudert ihm Tatewaki entgegen. Das kommt unerwartet. Bestürzt starrt Ranko ihn an, um dann sofort betreten den Blick zu senken. Aber Tatewaki ist schon viel zu sehr in Rage, um darauf zu achten. Er springt vom Bett und beginnt, bebend vor unterdrückter Anspannung, hin und her zu wandern, und unterstreicht dabei jedes seiner nächsten Worte mit weit ausholenden Gesten. „Wofür hältst du mich? Dank? Ich will keinen Dank von dir. Ich habe das nicht getan, damit du mir dankbar bist, Ranma. Ich habe das getan, damit du leben kannst. Und zwar so, wie du es willst. Und was machst du? Fällst zurück in alte Muster und versuchst, mir einen Gefallen zu tun. Hör verdammt nochmal auf, anderen zu dienen und diene ausnahmsweise mal dir selbst!“ „Vielleicht wollte ich das ja gerade?“ kommt es gereizt zurückgefaucht. „Vielleicht wollte ich, dass du mich so berührst?“ Tatewaki erstarrt mitten im Schritt und starrt sie ungläubig an. „Was?“ Ranko hebt das Kinn ein paar Zentimeter höher und funkelt ihn aus dunkelblauen Augen entschlossen an, nicht bereit, auch nur einen Zentimeter zurück zu stecken. Sie würde es nie zugeben, aber Tatewakis Zurückweisung hat sie sehr verletzt. Nicht nur in ihrem Stolz. „Ja, du Baka! Ich will das! Genau das!“ „Du hasst diesen Körper.“ „Dir gefällt er doch aber!“ Tatewaki starrt Ranko für einen Moment einfach nur finster an, dann nimmt er die Tasse vom Nachttisch und schüttet ihr das heiße Getränk ins Gesicht. Es war nicht mehr viel drin, aber auch die paar Tropfen genügen. Noch während sich Ranma zurückverwandelt, packt Tatewaki ihn am Kragen, zerrt ihn in die Höhe und aus dem Bett. Innerhalb eines Herzschlages fühlt sich Ranma mit dem Rücken an die Wand gedrückt. Tatewaki zögert nur für den Bruchteil einer Sekunde, bevor er entschieden seine Lippen gegen Ranmas presst. Der ist im ersten Moment wie erstarrt, aber dann schlingen sich seine Arme wie von selbst um Tatewakis Nacken. Hingebungsvoll entgegnet er diesen Kuß, der so ganz anders und so viel besser ist als die pflichtbewussten Küsse, die er bisher immer mit Akane getauscht hat. Außerdem haben sie sich nie mit Zunge geküsst! Das ist neu und aufregend und gar nicht eklig, wie er immer dachte. Ganz im Gegenteil -Tatewaki schmeckt überraschend gut. Nach Tee und dem Ramen, den sie zum Abendessen hatten und darunter lauert noch etwas völlig anderes, etwas Undefinierbares, aber Ranma ist sofort danach süchtig.. Und als diesmal wieder dieses warme Gefühl in seinem Inneren erwacht, lässt er es zu. Als Tatewaki den Kuß schließlich wieder löst, ist Ranma ganz schwindelig und sein Herz klopft so heftig, dass er befürchtet, es werde ihm gleich aus der Brust springen. Für die Dauer einiger Herzschläge starren sie sich einfach nur an. „Du bist es, der mir gefällt“, erklärt Tatewaki dann ernst. „Aber ich dachte...“ „Ja, natürlich gefällt mir Ranko auch. Aber“, Tatewaki runzelt kurz die Stirn und es ist eindeutig, dass er seine nächsten Worte ganz bewußt wählt: „Das bist immer noch du. Nur, weil sich dein Körper verwandelt, ändert das nichts daran, dass du im Inneren immer du bleibst. Aber du hasst es, dich in Ranko zu verwandeln. Und ich habe dir versprochen, dass du nichts mehr machen musst, was du nicht willst. Ich will nicht, dass du dich nur mir zuliebe in Ranko verwandelst. Das ist gar nicht nötig, verstehst du das nicht?“ Ranma hat ihm aufmerksam zugehört, schüttelt dann aber den Kopf. Denn nein, das versteht er nicht. Aber wenn Tatewaki darauf besteht, dass er sich nicht in sein verhasstes weibliches Ich verwandelt und ihn trotzdem so hält und küsst, soll ihm das nur Recht sein. „Tatewaki.“ Einer spontanen Eingebung folgend, nimmt Ranma Tatewakis rechte Hand und legt sie sich auf die Brust. Sofort sind die Erinnerungen wieder da. Er schließt die Augen, um dieses Gefühl ganz genießen zu können. „Ranma?“ Tatewaki klingt besorgt und belustigt zugleich und als Ranma daraufhin die Augen öffnet und diesem dunklen, schönen Blau begegnet, weiß er, dass Tatewaki sich ebenfalls sehr gut an diesen Moment erinnert. Ob er ebenfalls davon träumt? „Ich sagte doch: ich will, dass du mich so berührst“, gibt Ranma leise, aber bestimmt zurück und unterdrückt nur mühsam ein sehnsüchtiges Schaudern. Die Wärme von Tatewakis Hand scheint direkt durch den dünnen Jinbeistoff in seine Brust zu strahlen, bis tief in sein Herz hinein. Es ist das Intensivste, was Ranma je gespürt hat. Beinahe besser als dieser Kuß eben. Um Tatewakis Lippen zuckt ein kleines Lächeln, als er seine Hand erst etwas zur Seite und dann unter den Stoff rutschen lässt. Ranma entfleucht ein zitternder, unwillkürlicher Seufzer, der zu einem unterdrückten Stöhnen wird, als er Tatewakis Hand auf seiner nackten Haut und für einen kurzen Moment sogar das Streicheln eines kleinen Fingers an seiner Brustwarze spürt. Dort, wo er ihn berührt, scheint seine Haut in Flammen zu stehen. Unwillkürlich schnappt Ranma nach Luft, verkrallt seine Finger in Tatewakis Haaren und zieht ihn dann ungeduldig zu einem weiteren Kuß zu sich herunter. Zuerst hilft es. Tatewakis Zunge in seinem Mund lenkt ihn von der plötzlichen Hitze in seinem Inneren ab, doch es dauert nicht lange, da wird es immer schlimmer, weil sich diese Hitze in seinem Unterleib sammelt. Schockiert legt er seine flachen Hände auf Tatewakis Brust und schiebt ihn geradezu panisch von sich. „Ich...“, stammelt er schweratmend und mit hochroten Wangen. Seine Finger haben sich im Saum seines Oberteils verkrallt und zerren es so weit nach unten, dass sich der Stoff gefährlich spannt. „Ich... entschuldige...“ Verzweifelt schließt er die Augen, um Tatewakis verletzte Miene nicht sehen zu müssen. Außerdem wird der Druck in seinem Unterleib geradezu unerträglich, er hat Mühe, aufrecht stehen zu bleiben. Zum ersten Mal wirklich froh über diese Meditationsübungen, die zu seinem Kampftraining gehören, atmet er ein paar Mal tief ein und aus, genauso, wie er es gelernt hat. Es dauert etwas, aber tatsächlich mindert sich das unangenehme Gefühl ein wenig. Doch dann macht er den Fehler, die Augen wieder zu öffnen und sieht direkt in Tatewakis ernste Miene. Peinlich berührt senkt Ranma den Blick. „Es tut mir leid“, murmelt er. „Ich muß ins Bad.“ Er hat nicht nur die Stimmung verdorben, sondern ruiniert auch noch alles. Und genau deshalb rührt er sich trotz seiner Worte nicht vom Fleck. Er kann es einfach nicht. Er ist erregt, und das ist oberpeinlich, aber gleichzeitig hat er Angst, und weiß nicht mal, wovor. Tatewaki zögert, doch dann macht er einen großen Schritt auf Ranma zu, löst seine verkrampften Finger aus dem Stoff und hält sie fest. „Da ist nichts, weswegen du dich schämen mußt, Ranma.“ Ranma beißt sich auf die Unterlippe und schüttelt den Kopf, doch dann wagt er es schließlich endlich, ihm gerade in die Augen zu sehen. „Es tut mir leid“, wiederholt er und rettet sich dann in ein verlegenes Lächeln. „Aber das ist alles nur deine Schuld und überhaupt verstehe ich nicht, wieso du nicht auch...“ Doch dann fällt sein Blick auf Tatewakis Schritt, und er verstummt. Nun ist es an Tatewaki, rot zu werden, doch anders als Ranma hat er beschlossen, seinen momentanen Zustand zu Ranmas Wohl zu ignorieren. Schließlich ist dieser eindeutig mit dieser Situation überfordert. Er selbst zwar auch, aber er ist der Ältere, er muß Verantwortung übernehmen. Außerdem ist das eine ganz natürliche, körperliche Reaktion. „Ich liebe dich, Ranma und werde dich zu nichts zwingen, was du nicht willst.“ Mit diesen Worten läßt er ihn los und weicht ein paar Schritte zurück, um ihm die Möglichkeit zu geben, den Raum zu verlassen und ins Bad zu gehen ohne dabei allzu nah an ihm vorbeigehen zu müssen. Ranma zögert. Unsicher huscht sein Blick zwischen der Tür und Tatewakis Gesicht hin und her. Schon bei dem Gedanken, ihn jetzt zu verlassen, um sich im Bad um sein nicht-gar-so-kleines-und-verdammt-hartes-Problem zu kümmern, fühlt sich Ranma wie ein Verräter. Aber er weiß nicht, was er sonst machen sollte. Argh, verdammt! Wieso gibt es dafür kein Regelbuch? Tatewaki wartet geduldig eine Minute, aber als sich Ranma dann immer noch nicht bewegt hat, gibt er sich einen Ruck. „Oder wir machen da weiter, wo wir aufgehört haben und sehen, wohin uns das führt. Ranma - egal was passiert, ich werde es nicht bedauern.“ Ranma wirft ihm einen geradezu dankbaren Blick zu. Keine zehn Sekunden später halten sie einander in den Armen und machen dort weiter, wo sie vor fünf Minuten aufgehört haben.       Vorsichtig betastet Ranma seine Lippen. Sie kribbeln und fühlen sich irgendwie wundgeküsst an. Kein Wunder, wenn man bedenkt, was sie die letzte Stunde beinahe unablässig getan haben. Und jetzt sitzen sie beide nebeneinander auf der Duschbank im Badezimmer, und während das warme Wasser auf ihre Körper prasselt, wirft Ranma immer wieder verstohlene Blicke zu dem Siebzehnjährigen neben sich hinüber. Obwohl er es gewohnt ist, mit anderen Jungen Seite an Seite zu duschen, spürt er jetzt eine gewisse Beklemmung. Das ist albern, wenn man bedenkt wie nahe sie sich gekommen sind, aber andererseits reagiert auch ein ganz bestimmtes Körperteil auf Tatewakis Anwesenheit auf eine eindeutige Art und Weise. Immer noch. Und irgendwie ist ihm das trotz allem furchtbar peinlich. Vielleicht sollte er sich lieber in Ranko verwandeln – von einem Mädchen erwartet man diese Schüchternheit, wenn sie das getan hätte, was sie getan haben. Für einen Moment ist er wirklich versucht, den Kaltwasserhahn aufzudrehen, doch dann begegnet er unverhofft Tatewakis Blick und der Gedanke verschwindet sofort, und stattdessen erwacht ein ganz anderer Impuls. Und ehe er es sich versieht, liegt Ranmas Brause am Boden und seine Finger wühlen durch Tatewakis eingeseifte Haare, während er sich eng an ihn schmiegt und ihm seine Zunge tief in den Mund schiebt. Ranma hatte in der letzten Stunde viel Übung und seine Art zu küssen reicht von zärtlich bis hin zu stürmisch, und sie sorgt bei Tatewaki jedes Mal für heftiges Herzklopfen. Und es macht ihm gar nichts aus, wenn Ranma in dieser Hinsicht mal das Zepter an sich reißt. Als Ranma ihn wieder freigibt, geschieht das nur, weil sie beide auch mal wieder Luft holen müssen. „Tachi“, stößt Ranma atemlos hervor, mit einem düsteren Funkeln in den Augen. Mit dem pechschwarzen, nassen Haaren, die ihm wild in die Augen fallen und diesem wasserglänzenden, muskulösen Körper, der vor Anspannung regelrecht vibriert, wirkt er trotz seiner Nacktheit bedrohlich. „Sag mir, dass ich dein erster bin. dass du noch nie etwas mit einem Jungen hattest. Und dass du auch noch nie ein Mädchen hattest. dass du immer nur mir gehört hast.“ So besitzergreifend! Tatewaki unterdrückt ein kleines Schaudern. Da vergißt er glatt, sich über diesen dämlichen Kosenamen zu beschweren, den Ranma von irgend woher aufgeschnappt haben muss. Und obwohl Ranma einen halben Kopf kleiner als er ist, legt sich in Momenten wie diesen, wo sein kämpferisches Temperament durchbricht, niemand gerne mit ihm an, und er erst recht nicht. Das ist der Ranma, in den er sich Hals über Kopf verliebt hat. „Du bist der erste“, erwidert er daher gehorsam. Ranma genügt das. „Gut“, erklärt er grimmig, lässt Tatewakis Haare los und lehnt sich wieder bequem zurück. „Dann muß ich wenigstens auch auf niemanden eifersüchtig sein.“ Tatewaki blinzelt ihn zuerst nur verdattert an – und sich dabei das Shampoo aus den Augen - dann schleicht sich ein geschmeicheltes Lächeln auf seine ebenmäßigen Züge. Doch Ranmas nächsten Worte lassen ihn fast zusammenzucken. „Und irgendwann darfst du auch Ranko haben. Aber mit ihr gehst du dann den ganzen Weg. Das volle Programm.“ Ranma wirft ihm einen langen, leicht vorwurfsvollen Blick zu. Er weiß, dass es für das, was sie getan haben, eine Steigerung gibt. Er ist vielleicht unerfahren, aber nicht naiv. Wie könnte er, wenn er doch bisher mit solchen Perversen wie Happosai unter seinem Dach wohnte? Der steht zwar eindeutig nur auf Frauen und deren Unterwäsche, aber das hält den alten Lustmolch nicht davon ab, zotige Geschichten jeder Couleur von sich zu geben. Es ist süß, dass Tatewaki ihn schonen will, und fürs erste Mal war es auch ganz gut so, aber Ranma will mehr. Viel mehr. „Später. Irgendwann“, ergänzt er dann, beugt sich wieder zu Tatewaki hinüber und haucht ihm einen Kuß auf die Wange. Direkt unter den Bluterguß, wo ihn Akanes Faust getroffen hat. „Ich bin dein erster. In jeder Hinsicht.“ Tatewaki schluckt einmal schwer und lächelt dann schief. Und das sieht so niedlich aus, dass Ranma gar nicht anders kann, als sich wieder einen Kuß zu stehlen.       Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)