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Nur mit Dir

Yuriy x Mariah
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Willkommen an alle alten - sowie neuen Lesern! Die Kurzbeschreibung hat ja nicht viel verraten. Das Cover zur Story verrät dagegen schon mehr, aber gleich im 1. Kapitel werdet ihr sofort verstehen, um was es geht! :D

Ich wünsche euch viel Spaß beim Lesen, lasst mir einige Gedanken da. Die Uploads werden unregelmäßig kommen. Ich habe einige Kapitel in Reihe schon fertig, dann zwischendrin oftmals eine große Lücke, die ich aber noch füllen wollte. Von daher, habt Nachsicht mit mir! :D

<3
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Vorwort zu diesem Kapitel:
Warnung: Sehr langes Kapitel! xD Ich konnte es leider nicht eher teilen... weil alles ja doch irgendwie zusammengehört... Komplett anzeigen

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Aller Anfang

Genau wusste er nicht, wie er seine Gedanken einzuordnen hatte. Seit Wochen beschlich ihn ein Gefühl der Unzufriedenheit, obwohl eigentlich alles perfekt schien.

Sie lebten ein zufriedenes Leben, hatten keine finanziellen Schwierigkeiten. Vielleicht gab er für das eine oder andere mehr Geld aus, als notwendig, aber es war nicht dramatisch.

Wenn er auf der Arbeit war und Mariah ab und an beobachtete, wie sie sich um die Kinder kümmerte, begann sein Herz jedoch zu rasen.

Oder wenn er im oberen Stockwerk seines Hauses stand, in einem noch leeren Raum, für die sie bisher noch keine Verwendung gefunden hatten, überfiel ihn wieder das beklommene Gefühl.
 

Dort schoss ihm zum ersten Mal den Gedanken durch den Kopf, dass dieses Zimmer eigentlich perfekt gewesen wäre für ein Kinderzimmer. Unfassbar, dass er, gerade er, über so etwas nachdachte. Er hatte innerlich den Kopf geschüttelt und wollte den Gedanken daran verwerfen. Es war doch verrückt. Wie konnte er über ein Kind nachdenken?! Sie waren noch nicht allzu lange zusammen und er genoss schließlich das unbeschwerte Leben mit ihr.

Sie gingen oft am Wochenende aus, waren in verschiedenen Clubs unterwegs, hatten ein erfülltes Liebesleben, das sehr experimentierfreudig gewesen war und auf der Arbeit ergänzten sie sich gut. Während sie sich um jedes Befinden der Kinder kümmerte, verwaltete er die Gelder, um gewisse Anschaffungen oder Renovierungen vorzunehmen.
 

Es hätte nicht besser laufen können. Und dennoch... konnte er den Gedanken nicht los lassen.
 


 

An einem Abend kam er von der Arbeit nach Hause. Die Sonne war bereits schon untergegangen. Er kam die Treppen hoch, weil er nur schnell duschen wollte. Heute war er fast nur unterwegs gewesen. Oben angekommen blieb er abrupt stehen. Links von ihm war das besagte leere Zimmer, in dem er Mariah entdeckte. Sie hatte heute Nachmittag schon Feierabend gemacht, weswegen er auch erst nach ihr nach Hause kam.

Sie stand am Fenster und hängte gerade ein paar Gardinen auf. Er lehnte sich an den Türrahmen, verschränkte seine Arme ineinander und beobachtete sie.
 

Wie er sie so da stehen sah, kam ihm schon wieder derselbe Gedanke, wie schon die Wochen zuvor. Er könnte sich gut ein Kind mit ihr vorstellen. Er schluckte und der Boden unter ihm knarrte kurz. Überrascht wandte sie sich zu ihm um.
 

„Yuriy... du bist schon da? Ich hab das Essen noch gar nicht angefangen...“, sagte sie entschuldigend und kam auf ihn zu.
 

„Lass uns irgendetwas bestellen.“, lächelte er und küsste sie kurz auf die Lippen, als sie bei ihm ankam.
 

„Auf was hast du Lust?“
 

„Ich richte mich nach dir.“
 

„Supi. Dann chinesisch!“, klatschte sie in die Hände und ging an ihm vorbei, während er seufzte.
 

„Schon wieder?“, rief er ihr hinterher, als sie die Treppen runter ging.
 

Doch sie antwortete ihm nicht. Vielleicht hätte er einfach irgendetwas anderes vorschlagen sollen...

Sein Blick schwang zurück zu dem leeren Raum und seufzte wieder. Es fühlte sich an, als sei er von der Idee besessen. Er wusste doch, wie viel Arbeit Kinder machten. Das unbeschwerte Leben wäre dann jedenfalls vorbei. Und außerdem...
 

In dem Moment kam Mariah wieder zu ihm hoch und legte eine Hand auf seinen Rücken, während sie sich vor ihn stellte. Er spürte ihren Blick auf sich ruhen, sagte aber nichts. Bis sie anfing kleine Küsse auf seinen Hals zu verteilen. Doch irgendwie war ihm gerade nicht danach... Sanft schob er sie von sich.
 

„Was hast du?“, fragte sie und er senkte seinen Blick zu ihr.
 

„Nichts. Ich... bin nur total verschwitzt. War ein harter Tag heute.“
 

„Du weißt, dass mir das nichts ausmacht.“, grinste sie und legte ihre Arme um seinen Hals.
 

„Ich weiß.“, grinste er ebenso, ließ sich auf einen kurzen Kuss ein, bevor er ihre Arme von sich nahm, „Aber ich geh jetzt duschen, bis das Essen da ist.“, und drehte auf dem Absatz kehrt, um das Badezimmer aufzusuchen.
 


 

Nachdem er geduscht hatte und der Lieferservice das Essen brachte, verlief der restliche Abend recht ruhig und normal. Mariah erzählte ihm, dass sie morgen nach der Arbeit sich mit Hiromi zum Shoppen verabredet hatte und wahrscheinlich nicht bis zum Abendessen zu Hause wäre. Er kommentierte es nicht. Es war nichts ungewöhnliches. Hiromi und Mariah unternahmen viel zusammen. War sie doch irgendwo die einzige Person, die sie hier in Moskau gut genug kannte.
 

Yuriy lag bereits im Bett, als sie gerade das Zimmer betrat. Sie hatte ein Glas Wasser dabei, welches sie auf ihr Nachttisch stellte.
 

„Wie war dein Tag so?“, fragte er, als er sich zu ihrer Seite wandte und mit dem linken Ellenbogen sich abstützte.
 

„Gut.“, war zuerst ihre knappe Antwort, „Das neue Spielzimmer ist endlich fertig und die Kids haben es direkt in Beschlag genommen. Danke nochmal, dass du dich um die Spendengelder gekümmert hast.“, lächelte sie.
 

„Klar.“, erwiderte er nur und er merkte, wie sie sich zu ihm rollte, bis sie unter ihm lag, „Was schwebt dir noch so vor?“
 

„Für die Betreuung?“
 

„Mhm.“, kam es nur aus seinem Mund, bevor er mit seiner Nase leicht die ihre berührte.
 

„Weiß nicht... die Leseecke müsste erweitert werden, schätze ich. Oder etwas für die ganz Kleinen. Die Kennlernzimmer müssten auch mal wieder renoviert werden. Der Putz blättert an den Ecken ein bisschen ab.“
 

„Ich kümmere mich morgen gleich darum.“, flüsterte er nah an ihren Lippen.
 

„Das waren nur Beispiele, keine Sofortmaßnahmen, Yuriy.“, lachte sie und legte ihre Hand in seinen Nacken.
 

Er genoss ihre Wärme und ließ sich gerne zu ihr hinunter ziehen, um ihre Lippen zu schmecken. Der zärtliche Kuss wechselte schnell zu einem leidenschaftlichen und er rollte sich komplett über sie, um ihren ganzen Körper einzunehmen. Als er mit seiner Hand nach unten wanderte, die er eigentlich in Richtung ihres Intimbereichs schieben wollte, blieb er allerdings an ihrem Bauch hängen.

Er streichelte sie um ihren Bauchnabel herum, was sie zum kichern brachte. Und er kam nicht drumherum wieder über ein Kind nachzudenken.
 

Verdammt, wieso konnte er diesen Gedanken nicht einfach einmal loslassen und seine Freundin zur Besinnungslosigkeit vögeln? So wie immer...
 

„Warte, Sekunde...“, sagte sie plötzlich und schob sich unter ihm heraus.
 

Er ließ sie gehen und legte sich wieder auf den Rücken, während er die Hände unter seinem Kopf zusammenschlug.
 

„Ich hab dich heute beobachtete...“, sagte er dann.
 

Sie war gerade dabei auf ihrer Seite die Schublade zu öffnen, als sie zu ihm sah.
 

„Beobachtet? Wieso?“, fragte sie neugierig.
 

„Die Kids lieben dich.“, lächelte er zur Decke.
 

„Eifersüchtig?“, grinste sie und schaute dann wieder zum Nachttischfach.
 

Er legte sich wieder zur Seite und sah auf ihren Rücken. Sie holte einen Blister aus der Schublade und er wusste, dass es ihre Anti-Baby-Pille war. Gerade als sie dabei war für den heutigen Wochentag die Pille herauszudrücken, lehnte er sich über sie und nahm ihr den Blister aus der Hand.
 

„Ey... was soll dass denn?!“, fragte sie überrascht und auch ein wenig beleidigt.
 

„Wann machst du deine Pause?“
 

„In zwei Wochen. Schreib es dir auf, wenn du keine Überraschungen willst.“, sagte sie giftig und griff nach dem Blister in seiner Hand.
 

Doch er zog es rechtzeitig hoch, so dass sie nicht ran kam. Zudem konnte er sich seinen nächsten Satz nicht verkneifen.
 

„Ein guter Kapitän sticht auch ins rote Meer.“
 

„Bah... Yuriy...“, kam es angeekelt von ihr, „Da hab ich ja wohl auch noch ein Wörtchen mitzureden und jetzt gib mir meine Pille!“
 

Doch er dachte gar nicht daran. Er würde das Thema jetzt ausdiskutieren, oder es zumindest anschneiden. Er würde gerne wissen, was sie dazu sagte.
 

„Du bist heute merkwürdig. Ist irgendetwas auf der Arbeit passiert, oder...“
 

„Willst du irgendwann mal eigene Kinder?“, fragte er einfach frei raus. - Würde schon schief gehen.
 

„W-was?“
 

„Du hast mich schon verstanden.“, sagte er und sah in ihre gelbe Augen.
 

„Eigene...“, hauchte sie, „Wie kommst du denn jetzt darauf?“
 

„Nur so.“, sagte er abwesend und schaute wieder auf den Blister.
 

„So etwas fragt man nicht einfach so. Gerade du nicht.“
 

„Wieso gerade ich nicht?“, fragte er nun und sah sie wieder an.
 

„Als ich bei euch angefangen habe und den ganzen Kram mit den Kindern übernommen habe, warst du froh, dich nicht mehr darum kümmern zu müssen.“
 

Er musste ihr innerlich zustimmen. Er konnte einfach nichts mit ihnen anfangen. Er wusste weder, wie man mit Kindern altersgerecht redete, noch wie man mit ihnen umging. Und er war froh, dass Mariah in ihrer Aufgabe als Betreuerin völlig aufging. Aber... ein eigenes Kind, wäre sicherlich etwas anderes, oder?
 

„Hast du noch nie darüber nachgedacht?“, fragte er.
 

Sie setzte sich im Schneidersitz zu ihm gewandt und er sah, wie sie wirklich kurz darüber nachdachte.
 

„Ehrlich gesagt, nein. Du etwa?“
 

„Seit ein... paar Wochen?“, gab er kleinlaut zu.
 

Ihr Blick entgleiste kurz, fing sich aber schnell wieder.
 

„Du denkst über... dass kann nicht dein ernst sein!? Wir...du...“, er sah ihr an, dass sie damit völlig überfordert war.
 

„Es war nur ein Gedanke.“, sagte er und hielt ihr den Blister wieder hin.
 

Sie nahm ihn nur zögerlich an und schaute lange darauf.
 

„Willst du... jetzt ein Kind?“
 

Ihre Frage hörte sich in seinen Ohren irgendwie merkwürdig an, obwohl er das ganze Thema ja erst angefangen hatte.
 

„Ich weiß nicht.“, seufzte er, „Ich sehe nur, wie glücklich du bist, wenn du bei den Heimkindern bist.“
 

„Wärst du denn glücklich... wenn ich schwanger wäre?“
 

Er sah sie eindringlich an und überlegte gut, wie er auf ihre Frage antworten sollte. Es dauerte einige Sekunden, bis er wirklich die richtigen Worte zusammengefasst hatte.
 

„Ich wäre gerne... der Vater deines Kindes.“
 

„Yuriy...“, hauchte sie, bevor sie den Blister beiseite legte und ihn stürmisch küsste, „Das war fast schon zu romantisch, für dich.“, lächelte sie zwischen dem Kuss hinein.
 

„Ich kann halt auch anders... wenn es die richtige Frau ist.“, grinste er und schob ihre Haare beiseite, die in ihr Gesicht gefallen waren.
 

„Willst du denn... also... soll ich die Pille absetzen?“, setzte sie nach und klang dabei mehr als nur verunsichert.
 

Jetzt war er damit überfordert. Er wollte doch heute nur wissen, wie sie dazu stand. Nicht, dass sie direkt jetzt schon versuchen würden schwanger zu werden.
 

„Ich richte mich nach dir.“, grinste er dann.
 

„Dann...“, begann sie.
 

„Dann?“
 

Sie antwortete nicht mehr, sondern begann einfach sein Shirt auszuziehen. Sie hatte es so eilig, dass er Mühe hatte mitzuhalten...

Stimmungsschwankungen

„Irgendwann wird es auffallen.“, meinte Yuriy, als er zusammen mit Mariah in einer Ecke von Takaos Garten standen.
 

Es war Spätnachmittag als sie in Japan angekommen waren. Sie waren hier, weil Hiromi und Kai ihnen von diesem Treffen erzählt hatten. Den alten Zeiten Willen. Nur ein paar alte Bekanntschaften kamen zusammen. Darunter die All Stars, die immer noch mit Rick, Michael, Eddy, Steven und Max das alte Team bildeten. Emily war ebenso gekommen, die aber schon lange das Bladen an den Nagel gehangen hatte und nun Rechtsanwältin war.

Bryan und Ian kamen ebenso mit, nur Sergej blieb in Russland. Es war Hochsaison und sie konnten die Firma nicht ohne Beaufsichtigung zurücklassen. Er würde sich daher darum kümmern, hatte er gesagt.

Was Yuriy sehr begrüßte, Kon war nicht da. Zumindest... jetzt noch nicht. Er hatte aber Hiro darüber reden hören, dass er am Sonntag auf einen Sprung vorbei kommen wollte. Und tatsächlich überlegte er, ob er und Mariah nicht vorher schon abreisen sollten. Er hatte keine Lust, diesem Idioten über den Weg zu laufen. Schon gar nicht, weil...
 

„Ich weiß. Ich... ich weiß nur nicht, wie ich das sagen soll.“, holte Mariah ihn aus seinen Gedanken.
 

„Vielleicht wäre es besser gewesen, wenn wir daheim geblieben wären.“, sagte der Rothaarige beiläufig.
 

„Das wäre dann sowieso aufgefallen.“
 

„Hast du es denn Hiromi schon gesagt?“
 

„Nein.“
 

„Mariah...“, stöhnte er genervt, „Sie ist deine Freundin, die zufällig jeden Tag mit dir zusammenarbeitet und du hast ihr noch nichts gesagt?“, fragte er unglaubwürdig.
 

„Ich... kam noch nicht dazu.“
 

Er stöhnte abermals auf und fuhr sich mit der freien Hand, durch sein Gesicht.
 

„Ich hätte es Kai schon längst gesagt, aber du wolltest das zuerst machen.“
 

„Sorry... ich... ich werde morgen mit ihr reden, okay?“
 

„Ja bitte. Sie hat heute schon geprahlt, dass sie extra für dich Sushi machen will.“
 

„Und ich darf kein rohen Fisch essen...“, maulte sie, „Das ist alles deine Schuld!“
 

„Meine Schuld? Ich hab dich gefragt und du hast es nicht abwarten können-“, sagte er erbost, stoppte aber mitten im Satz, da er plötzlich Rick auf der Veranda entdecken konnte, der zu den beiden sehr skeptisch hinüber sah.
 

Dieser zog zudem eine Augenbraue hoch, sagte aber nichts weiter und verschwand wieder nach drinnen.
 

„-du hast es nicht abwarten können, meinen Samen zu klauen.“, zischte er dann leise, als sie wieder alleine waren.
 

„Wie bitte?! So nennst du das ganze also?“
 

Ein Grummeln kam aus seinem Mund. Manchmal sollte er wirklich erst überlegen, was er sagte, bevor er es tatsächlich aussprach.
 

Bevor sie vor zirka sechs Wochen endlich die Bestätigung vom Arzt erhielten, dass sie tatsächlich bereits in der 3. Woche schwanger von ihm war, war der Monat davor der reine Wahnsinn gewesen.

Sie hatten ja sowieso schon fast jeden Tag miteinander geschlafen, aber seit sie das mit dem Kinderwunsch verfestigt hatte, hatten sie mehrmals am Tag Sex. Es war nicht anstrengend oder irgendwie stressig, aber ihr Ehrgeiz ihn ständig und überall zu verführen, grenzte manchmal schon an Körperverletzung.
 

Selbst in der Firma konnte sie die Finger nicht von ihm lassen. In der Mittagspause hatte sie ihn einmal einfach geschnappt, während er mit Bryan und Sergej im Pausenraum saß, mit der Entschuldigung, dass er sich etwas im Betreuungszimmer ansehen musste, um ihn dann nur in den Keller runter zuziehen. Im Heizungsraum war sie über ihn hergefallen und wenn das nicht schon genug wäre, hatte sie ihn am selben Abend noch nach Feierabend, im Auto verführt.
 

Dass sie keiner erwischte hatte auf dem Firmenparkplatz grenzte an ein Wunder.

Wenn Kai das jemals erfuhr, dann konnte er schon jetzt sein hämisches Grinsen sehen. Vielleicht würde er sogar eine Predigt vorgehalten bekommen. Er erinnerte sich noch zu gut daran, wie er ihn zur Schnecke gemacht hatte, weil Kai und Hiromi fast jeden Tag in seinem Büro gepimpert hatten, so dass es die gesamte Belegschaft mitbekam.
 

Und jetzt? Machte Mariah wirklich ihn dafür verantwortlich, dass sie keinen rohen Fisch essen durfte? Weil sie auf so viele andere Sachen verzichten musste? Er fand es alles andere als fair, aber er wollte jetzt keinen Streit vom Zaun brechen.
 

„So... meine ich das doch gar nicht. Beruhig' dich einfach, ist nicht gut für's Kind.“
 

„Du- du bist ein Idiot!“, sagte sie energisch und schubste ihn ein Stück von sich weg, bevor sie auf dem Absatz umdrehte und wieder zurück zu den anderen gehen wollte, „Ich hab hunger....“
 

„Du hast doch eben erst gegessen?!“, rief er ihr hinter her, bekam allerdings keine Antwort mehr.
 

Seit Mariah schwanger war, war sie wie ein Pulverfass. Hochgradig explosiv. Hätte er das mal eher gewusst, wie anstrengend allein eine Schwangerschaft war. Dann hätte er ihr vielleicht vorgeschlagen einfach ein Kind zu adoptieren. - Immerhin saßen sie praktisch an der Quelle.

Er hoffte nur, dass sich das bald wieder legen würde, sonst könnte er sich gleich begraben gehen.
 

* * *
 

Am nächsten Abend wurde in der Hauptzentrale der BBA groß gefeiert. Die große Trainingshalle wurde extra umgebaut, damit alle hier ihr Treffen gut und vor allem in geschützter Umgebung abhalten konnten.
 

Nur Mariah war irgendwie nicht so zum Feiern zumute. Sie saß auf einer der Bänken, an der Seite und nippte ab und an an ihrer Limo. Während die anderen fast ausschließlich auf der Tanzfläche waren.

Eigentlich sprach nichts dagegen, etwas zu tanzen, aber beim letzten Mal, als sie und Yuriy tanzen waren, wurde ihr sofort übel und den restlichen Abend hatte sie dann auf der Toilette verbracht. Es war wortwörtlich zum Kotzen. Dieses schaukeln ertrug sie derzeit einfach nicht.
 

„Hey, Mariah... magst du auch etwas von Michaels gepunchten Drink?“, wurde sie von Eddy angesprochen, der ihr ein Glas hinhielt.
 

„Nein, danke. Heute nicht.“, lehnte sie jedoch ab.
 

„Ach komm schon... einen Drink. Der ist echt gut, bisschen Maracuja, bisschen Rum...“
 

„Sie hat nein gesagt.“, tauchte plötzlich ihr Freund neben ihr auf, was sie Seufzen ließ.
 

Yuriy war so übervorsichtig geworden, seit sie ein Kind von ihm erwartete. Was sicherlich nicht verkehrt war, aber manchmal fühlte sie sich schon ein wenig zu beschützt von ihm.

Sie sah, wie Eddy seine Hände zur Besänftigung hob und verschwand zugleich wieder zu Michael und Steven ohne ein weiteres Wort. Yuriy setzte sich zu ihr.
 

„Willst du ins Hotel?“
 

„Nein... ich... bin nur so deprimiert.“, sagte sie und schielte auf sein Glas, dass er mitbrachte.
 

Es sah fast aus wie Wasser. Sie wusste aber, dass er leidenschaftlicher Wodka Liebhaber war. Sie mochte es gar nicht... Aber sie würde jetzt gerade alles tun, nur für einmal dran zu nippen. Er folgte ihrem Blick und schob das Glas weiter weg von ihr.
 

„Denk noch nicht einmal daran.“
 

„Nur einen Schluck?“, fragte sie dann mit einem Schmollmund, obwohl sie gerade den Drink von Eddy abgelehnt hatte.
 

„Nein.“
 

Sie hasste sich irgendwie selber. Sie hätte all dem nicht zustimmen sollen. Sie war dafür nicht bereit. Sie liebte das Leben in Russland. Fast jedes Wochenende gingen sie aus. In irgendwelche Clubs, besauften sich und hatten dann unfassbaren, tollen Sex.

Und jetzt? Vom Tanzen wurde ihr schlecht, Alkohol war absolut tabu in der Schwangerschaft und Sex... na ja... das ginge noch. Aber sie fühlte sich dabei ehrlich gesagt immer ein bisschen unwohl. Es war immer noch schön, und Yuriy war bemüht vorsichtig zu sein. Die harten Nummern hatte er nicht mehr durchgezogen, seit er wusste, dass sie schwanger war. Dennoch. Ihr Leben war vorbei.
 

Plötzlich stand er auf und sie wusste nicht, was sie jetzt schon wieder angestellt hatte. Sie hatte doch eben gar nichts mehr gesagt?! Sie verfolgte ihn mit ihren gelben Augen und sah, wie er sein Glas Bryan in die Hand drückte und sich ein neues, sauberes holte.

Als er wieder kam, hörte sie den anderen Russen nur rufen, was los sei.
 

„Schmeckt wie Gülle.“, hatte er nur gesagt und sich wieder zu ihr gesetzt.
 

„Was sollte das jetzt?“, fragte sie verwirrt.
 

„Hör auf, dich selbst zu bemitleiden.“, sagte er, während er die Flasche Limo zu sich zog, „Wenn du leidest, leide ich mit.“, und schenkte sich nun auch die süße, gelbe Flüssigkeit in sein Glas.
 

„Du spinnst.“, hauchte sie, meinte dies aber absolut nicht böse, sondern viel mehr rührend.
 

„Dann bleib ich heute wenigstens nüchtern und kann dich sicher ins Hotel bringen.“, grinste er und hielt ihr sein Glas hin.
 

„Auf deine starken Nerven?“
 

„Ich fühle mich alles andere, als stark...“, sagte sie, nahm aber dennoch ihr Glas und stieß mit ihm an.
 

* * *
 

„Sie benimmt sich irgendwie seltsam, findest du nicht?“
 

Hiromi räumte gerade den Müll auf dem Tisch ab, nachdem die Party dem Ende neigte. Kai stand auf der anderen Seite des Tisches und räumte die Gläser zusammen.
 

„Nicht nur sie.“, sagte er zustimmend, „Ich hab gesehen, wie Yuriy lieber Limonade trinkt, als Hochprozentigen.“
 

„Und sie hat mein Sushi ausgeschlagen. Dabei hab ich extra ihre Lieblingssorte gemacht.“, kam der Schlagabtausch zurück.
 

„Vielleicht geht es ihr einfach nicht so gut.“
 

„Meinst du sie ist krank? Dann wäre sie nicht mitgekommen. Sie sah sonst ja gut aus. Nur ein bisschen neben der Spur.“
 

„War sicher nur der Jetlag.“, versuchte Kai sie zu beruhigen, aber ihr war es dennoch koscher.
 

Sie stellte sich gerade hin und dachte darüber nach. Schon bevor sie vier hier angekommen waren, benahmen sie sich beide merkwürdig. Sie hatte Mariah öfters beobachtet, wie sie an nur einem Tag öfter als zwölf mal aufs Klo verschwand. Sie hatte sie nur einmal darauf angesprochen und die Rosahaarige hatte gemeint, dass sie wohl nur etwas Falsches gegessen hatte. Und Yuriy? Gerade hier auf dem Treffen wurde ihr immer mehr bewusst, dass er sie niemals aus den Augen gelassen hatte. Ob er... eifersüchtig war? Nein. So war Yuriy nicht. Die beiden vertrauten sich blind.
 

„Meinst du, die beiden verheimlichen uns etwas?“
 

„Was sollen sie denn verheimlichen?“, fragte er verblüfft, setzte dann jedoch grinsend hintendran, „Yuriy hatte schon immer Leichen im Keller.“
 

„... ich hab nur so ein komisches Gefühl. Nenn' es weibliche Intuition.“
 

„Frag sie doch einfach, anstatt Spekulationen aufzustellen.“, sagte er und rümpfte nur die Nase.
 

„Das mache ich auch.“, sagte sie stellte den Mülleimer neben sich ab und suchte die Halle nach der Rosahaarigen ab.
 

„Aber nicht jetzt, oder? Du hast eben noch gefragt, ob ich dir helfen kann mit dem Abräumen...“
 

„Dauert nicht lange.“, lächelte sie, ging um den Tisch herum und hauchte ihm einen Kuss auf die Wange, bevor sie auf Mariah und Yuriy zu lief.
 

Kai seufzte. Typisch. Jetzt durfte er alleine aufräumen, oder was?
 

* * *
 

Mariah und Yuriy wollten gerade gehen, als sich Hiromi vor sie stellte. Yuriy blieb abrupt stehen, sagte aber nichts.
 

„Hey.“, sprach Hiromi sie an und sie lächelte freundlich, wie immer, „Ich wollte eigentlich nur fragen... ob ihr morgen zum Frühstück kommt zu Takao?“
 

„Ehm...“, fing sie an, doch es war Yuriy, der den Satz beendete.
 

„Wir kommen wahrscheinlich erst gegen Mittag.“
 

„Oh. Wieso?“
 

Yuriy wusste nicht was er antworten sollte. Normal sprach nichts gegen Frühstück... aber Mariah hatte morgens immer große Probleme mit der Übelkeit. Das legte sich meistens erst gegen Mittag. Das konnte er allerdings Hiromi nicht sagen, weil seine Freundin ja immer noch nicht mit der Sprache herausgerückt war.
 

„Wir haben was vor... also...“, begann sie erneut und sah kurz einen verzweifelten Blick von ihr auf ihn zu huschen.
 

„Zu Zweit. Ist der vorletzte Tag in Japan, vor der Abreise.“, druckste er herum und er bemerkte Hiromis skeptischen Blick, da er nun schon zum zweiten Mal ihren Satz beendet hatte.
 

„Okay.“, sagte die Braunhaarigen gedehnt und verschränkte plötzlich ihre Arme ineinander, „Was ist los?“
 

„Nichts.“, sagten beide gleichzeitig und sahen sich kurz ertappt an.
 

„Verarschen könnt ihr vielleicht alle anderen, aber mich nicht. Los,... raus mit der Sprache.“
 

Gott, Yuriy hielt den Druck nicht mehr stand! Diese Anspannung, diese Heimlichtuerei. Damit musste endlich Schluss sein.
 

„Sag es ihr einfach.“, zischte er wie aus der Pistole geschossen hervor.
 

„Toll, wie du mir in den Rücken fällst!“, zischte seine Freundin und schubste ihn leicht in die Seite.
 

„Ich halt es nicht mehr aus. Diese ganzen Geheimnisse. Es ist doch nichts schlimmes.“
 

Er sah den verwirrten Blick der Braunhaarigen, der immer wieder von ihm zu Mariah schwankte und wieder zurück.
 

„Okay, okay...“, sagte sie und hob die Hände zur Abwehr, bevor sie sich Hiromi zuwandte.
 

Doch gerade als sie gewillt war, ihrer Freundin reinen Wein einzuschenken, kam Rick an den dreien vorbei. Er hatte deutlich einen im Tee, was bei Mariah leider nicht unbemerkt blieb. Sie hielt sich plötzlich die Nase und den Mund zu, bevor sie ein „Tschuldigung“ murmelte und die Halle in Windeseile verließ, in Richtung Toilette. - Hatte er schon erwähnt, dass sie extrem auf Gerüche reagierte?
 

„Ist ihr schlecht?“
 

„So kann man es auch sagen.“, seufzte er und wollte ihr schon hinterher, als er sich noch einmal an Hiromi wandte, „Hol mal Kai. Wir treffen uns draußen.“
 


 

„Babe...“, rief er vor der Toilette und wartete auf eine Antwort.
 

„Jetzt nicht, Yur-“, hörte man sie mit gedämpfter Stimme, bevor man nur noch Würgegeräusche vernahm.
 

Mittlerweile hatte er sich daran gewöhnt. Am Anfang war das anders. Er konnte nicht mal im abgegrenzten Raum sein, wenn sie sich übergab. Vielleicht tat es ihm auch nur leid, weil er keine große Veränderung mitmachen musste. Sie trug gerade die ganze Last unter ihrem Herzen.
 

Manchmal da fragte er sich, ob er nicht einfach die Klappe hätte halten sollen. Vielleicht war es doch einfach noch zu früh für sie beide. Sie waren noch nicht allzu lange zusammen und ein Kind war immerhin eine Sache, die sie immer verbinden würde.

Ach er wusste selbst nicht so genau, wie er mit all dem umgehen sollte. Sie hatten definitiv beide eine große Verantwortung auf den Schultern zu tragen.
 

Nach zehn weiteren Minuten hörte er den Wasserhahn und er drückte einfach die Klinke hinunter.
 

„Alles okay?“, fragte er, als er die Tür wieder hinter sich schloss.
 

„Mhm... ich hatte schon die letzte halbe Stunde diesen stechenden Geruch in der Nase... Rick hat das Fass zum Überlaufen gebracht.“, sagte sie erklärend und spülte sich ihren Mund aus.
 

Er trat an sie heran und strich ihre Haare nach hinten und sortierte sie, da sie wild ab standen, während sie sich im Spiegel ansah und dadurch auch in Yuriys Spiegelbild sah.
 

„Vielleicht... sollten wir morgen schon abreisen.“, sagte er nachdenklich.
 

„Nein... wer weiß, wann wir wieder hier her kommen können.“
 

„Eure Gesundheit geht vor. Schau dich an... du zitterst.“
 

„Entschuldige... aber mir kam gerade der gesamte Mageninhalt von heute wieder hoch. Natürlich zittere ich!“, kam es von ihr, „Hast du mal Magensäure deinen Rachen wieder hochgewürgt?!“, sagte sie dann nochmal giftig hintendran.
 

„Ich meine ja nur... ich mach mir Sorgen um dich.“, gestand er und Mariah fuhr augenblicklich wieder mit ihrem Gemüt runter.
 

„Mir geht's gut. War vielleicht auch einfach zu viel Limonade... ich hätte kohlensäurehaltige Getränke meiden sollen.“, sagte sie und stützte sich am Waschbeckenrand ab, „Die Ärztin meinte, dass die Übelkeit meistens nur die ersten drei Monate anhält.“
 

„Hoffen wir mal. Wann hast du den nächsten Termin?“
 

„Erst wieder nächsten Monat... am achten.“
 

„Ich werd' mir da freinehmen.“, sagte er und sie wandte sich zu ihm um.
 

„Wirklich?“
 

Er nickte und sie fiel ihm in die Arme. Es wäre das erste Mal, dass er überhaupt dabei wäre. Die anderen Male konnte er nicht, weil in der Firma zu viel los war und er ja Kai keinen vernünftigen Grund hätte nennen können. Aber sie würden das jetzt sowieso endlich aufklären. Es war einfach besser für alle. Und vor allem für sie und das Ungeborene.
 

„Kai und Hiromi warten draußen vor dem Gebäude.“, sagte er dann, „Wir müssen es ihnen endlich erzählen.“, sagte er ernster, „Sie macht sich Sorgen um dich und ahnt schon etwas. Und Kai... er muss früher oder später eh wissen, was mit dir los ist, wegen der Arbeit.“
 

„Ich weiß. Ich wollte es nur nicht gleich allen sagen. Ich hab... Angst, dass sie uns verurteilen.“
 

„Selbst wenn... Es war unsere Entscheidung... Wo ai ni.“, sagte er und sie musste leise lachen.
 

„Du sprichst es immer noch falsch aus.“, tadelte sie ihn scherzhaft und legte ihre rechte Hand auf seine linke Wange.
 

„Du weißt aber, was ich meine.“
 

„Ich liebe dich auch.“, erwiderte sie grinsend und küsste ihn sanft.
 

* * *
 

An der frischen Luft angekommen, sah sie schon ihre jahrelange Freundin auf dem Parkplatz warten. Neben ihr war Kai, der an seinem Auto gelehnt stand.
 

„Mariah... da seid ihr ja endlich... alles okay wieder?“
 

„Ja, alles wieder gut.“, versicherte sie.
 

„Was wolltet ihr uns jetzt sagen?“, fragte Kai und starrte zu seinem besten Freund hinüber.
 

Es wurde still und Mariah verließ der Mut wieder. Was würden sie sagen? Wie würden sie reagieren? Es war schon verrückt zu sagen, dass sie schwanger war. Noch verrückter... das es eine gewollte Schwangerschaft war. Ganz davon abgesehen, dass sie erst knapp zwei Jahre mit Yuriy zusammen war. Andere Paare bekamen erst zehn Jahre später Kinder. Im besten Fall waren diese dann auch schon verheiratet...

Heirat... Sie hatten darüber auch schon geredet. Aber für beide war das nicht von belang. Sie waren sich da das erste Mal zu hundertprozentig einig.

Ihre Liebe brauchte nicht auf dem Papier stehen.
 

„Was ist jetzt?“, fragte Kai abermals und Hiromi sah ihn böse an.
 

„Hetz' sie nicht.“, sagte sie leise, bevor sie sich wieder zu den beiden wandte, „Du hast vorhin gesagt, es sei nichts schlimmes.“, und deutete auf Yuriy, „Aber du tust gerade so, als würde die Welt untergehen.“, sah sie zu Mariah.
 

„Mariah...“, sagte Yuriy ihren Namen und sie nahm alle ihren Mut zusammen.
 

Die Stunde der Wahrheit.
 

„Wir sind schwanger.“, sagte sie frei heraus und betonte das wir ganz besonders. Vielleicht brauchte sie dann nichts weiter dazu zusagen.
 

„Wirklich?“, fragte Hiromi mit großen Augen nach, während Kai aus allen Wolken fiel.
 

„Wie bitte?!“
 

„Wie...wie lange schon?“, fragte die Japanerin weiter.
 

„9. Woche.“, antwortete sie knapp und legte automatisch ihre Hände auf den Bauch.
 

„Wann wolltest du es mir sagen?!“, kam es von dem Graublauhaarigen an Yuriy gerichtet.
 

„Die ganze Zeit schon, aber sie wollte es erst ihr sagen, also hab ich die Fresse gehalten.“
 

„Und du hältst mir eine Predigt über 24/7...“, sagte Kai wissend, beendete den Satz aber nicht.
 

Mariah verstand kein Wort von dem, aber ihr Freund schien es ganz genau verstanden zu haben, denn er schnaubte nur verächtlich.
 

„Und... behaltet ihr es?“, fragte Hiromi kleinlaut.
 

Mariah seufzte. Sie hatten die versteckte Botschaft nicht verstanden.
 

„Es war geplant.“, sagte plötzlich Yuriy neben ihr und sie war in dem Moment froh, dass er ein vorlautes Mundwerk hatte.
 

„WAS?!“, kam es von beiden fast gleichzeitig.
 

„Wir haben uns das gut überlegt, okay. Haltet uns jetzt ja keinen Vortrag.“
 

Gut überlegt.. pah... das war eine Tat im Affekt. Der Moment, als er das Thema Kinder ansprach, machte sie sprachlos. Und er hatte so tolle Sachen gesagt, dass sie einfach nicht mehr anders konnte, als zu zustimmen. Fast jede Frau würde da schwach werden, wenn ihr Traummann ein Kind mit ihr machen wollte.
 

„Okay.“, kam es langsam von der Braunhaarigen, „Ich... weiß grade nicht, was ich sagen soll. Glückwunsch?“, fragte sie unsicher.
 

Mariah lächelte, als ihr Bauch erneut grummelte und sie die aufkommende Übelkeit schon bemerkte.
 

„Nicht schon wieder...“, murmelte sie und hielt sich kurz an Yuriy fest, während sie auf den Boden schaute und sich ihren Bauch hielt.
 

„Was ist-“, kam es von Hiromi, doch wurde unterbrochen.
 

„Übelkeit. Geht schon seit Anfang an so.“, antwortete er, „Können wir morgen weiter reden? Es wäre unpraktisch, wenn sie den Parkplatz vollkotzt.“, sagte er an die beiden gewandt, bevor er ein Schlag in die Seite kassierte, „Aua...“
 

„Pass du lieber auf, dass ich mich morgen früh nicht aus versehen zu deiner Bettseite rüber lehne...“
 

„Charmant wie immer.“, konterte er.
 

„Dann seht zu, dass ihr ins Hotel kommt.“, sagte dann Kai, als Hiromi sich noch einmal zu Wort meldete.
 

„Wir können sie doch mit dem Auto mitnehmen?“, fragte sie, doch Mariah schüttelte energisch den Kopf.
 

„Bloß nicht! Alles was wackelt bringt mich um. Da laufe ich lieber.“
 

„Ist nur ein kurzes Stück von hier aus.“, lächelte der Rothaarige.
 

„Dann... sehen wir uns morgen.“, kam es von Kai zögerlich.
 

* * *
 

Wie erwartet kamen sie erst kurz vor dem Mittag bei Takao an.

Yuriy hatte die Nacht nicht gut geschlafen. Sie kamen erst gegen 01.00 Uhr ins Hotelzimmer. Mariah brauchte ewig im Bad. Andauernd sah sie sich im Spiegel an und untersuchte förmlich ihren Bauch, als ob sie schon etwas sehen könnte.
 

Und dann... dann hatte sie das erste Mal eine Panikattacke.

Er hatte keine Ahnung gehabt, wie das Zustande kam. Er schob es auf die Stimmungsschwankungen. Sie hatte einfach im Bett angefangen zu weinen. Er brauchte fast eine gute Stunde, bis er sie beruhigt hatte und ihr versicherte, dass alles gut sei. Sie hatte die ganze Zeit über einfach nichts gesagt, was sie so aus der Fassung brachte. Er wollte sie aber auch nicht dazu drängen, daher hatte er nicht weiter nachgebohrt.
 

Als sie sich beruhigt hatte, hatte sie sich so sehr an ihn geschmiegt, dass sein kleiner Freund unter der Bettdecke putzmunter wurde. Er versuchte es zu unterdrücken, weil er sich denken konnte, dass es sicherlich nicht gut ankam, wenn er bei ihrer Situation jetzt auch noch an das Eine dachte. Aber sie hatte es bemerkt und sie wechselte ihren Gemütszustand von jetzt auf gleich. Als hätte sie einen Schalter umgelegt. Er hatte keine Chance, das ganze abzulehnen... Er war schließlich auch nur ein Mann.
 

In diesen paar Tagen, die sie in Japan verbrachten, durchlebte er mit ihr eine Achterbahn der Gefühle. Erst war sie gereizt und nahm alles wörtlich. Gab ihm die schuld, egal was es war. Ob es wegen der Schwangerschaft war, oder wenn er sie länger schlafen ließ, weil er wusste, dass sie den Schlaf brauchte.

Am anderen Tag war sie tief in ihren Gedanken versunken, apathisch, ja fast depressiv. Sie durfte das nicht essen, das nicht trinken, sie konnte das nicht machen und hinzu kam, dass es nun, bis auf Kai und Hiromi keiner wusste. Immer kam sie in eine Situation, in der sie sich erklären musste.

Sie war auch sehr ängstlich geworden. Ihre ganze Persönlichkeit hatte sich um 180 Grad gedreht. Aber diese Panikattacke toppte tatsächlich alles. Er konnte schon früher nicht mit weinenden Mädchen umgehen. Mal abgesehen davon, dass er noch niemals in solch eine Situation gekommen war, wie sie derzeit war.
 

Er war damit einfach komplett überfordert.
 

Heute war sie wenigstens wieder recht normal unterwegs. Lag wohl daran, dass sie mit Hiromi endlich offen reden konnte. Er dachte schon, dass sie das am meisten belastet hatte. Sie hatte keinen, mit dem sie darüber reden konnte, außer mit ihm. Manche Sachen jedoch wollte sie wohl nicht mit ihm bereden. Was er ihr nicht übel nahm. Er hatte ja das selbe Problem.
 

Als sich ein paar Grüppchen gebildet hatten, fing er Kai alleine ab, als er gerade in der Küche stand. Er kochte sich gerade einen Kaffee und Yuriy fragte, ob er ihm einen mitmachte.
 

Sie setzten sich an den Tisch mit der dampfenden Tasse und er merkte den Blick seines besten Freundes auf sich.
 

„Und?“, fragte er ins Blaue hinein.
 

„Was?“, fragte Yuriy und sah in Kais Augen.
 

„Wer kam als erstes auf die wahnwitzige Idee, ein Kind in die Welt zu setzen?“
 

Yuriy seufzte.
 

„Das du dich dazu überreden hast lassen...“, sagte Kai verständnislos und wollte gerade an seiner Tasse nippen.
 

„Es war nicht Mariah...“
 

Prompt verschluckte Kai sich.
 

„Das ist nicht dein ernst?!“, spie er fast etwas zu laut und der Rothaarige schaute sich panisch um, ob sie jemand gehört hatte.
 

„Schrei noch lauter rum, damit es auch ja jeder mitbekommt.“, zischte er sarkastisch.
 

„Ich fasse es nicht...“, sagte er und stützte sein Kinn auf einer Hand ab, "Bist du irgendwann auf den Kopf gefallen? Oder hast du einen abartigen Kinderkomplex, von dem ich nichts wusste?“
 

„Ist es denn so falsch?“
 

„Yuriy! Ihr seit erst knapp seit zwei Jahren zusammen... Hast du mal daran gedacht, wenn das doch mal auseinander gehen sollte? Das Kind wird euch immer verbinden. Ihr werdet immer Eltern bleiben.“
 

„Das weiß ich auch.“, murmelte er beleidigt.
 

„Ja, offenbar nicht. Gab es dir irgendwie einen Kick? Russisches Roulette mal anders?“
 

„Blyat! Denkst du, ich hab nicht gründlich darüber nachgedacht? Ich hab den Gedanken schon Wochen vorher mit mir herumgeschleppt, bevor sie es überhaupt wusste.“
 

„Wenn es ein Unfall gewesen wäre, hätte ich dich zwar auch rund gemacht, aber das... das ist wirklich dämlich. Ihr hättet doch alle Zeit der Welt gehabt.“
 

Klar hätten sie sich auch noch Zeit lassen können. Aber... es gab auch Vorteile daran. Das Alter spielte da eine Rolle. Ja, sie waren noch relativ jung, jedoch standen sie beide mit beiden Beinen im Leben und sie könnten mit ihrem Kind viel mehr Sachen machen, als wenn sie in einem gehobenen Alter gewesen wären.
 

„Bist du jetzt fertig mit den Vorwürfen?“, fragte er gelangweilt und nahm einen Schluck aus seiner Tasse.
 

„Mal sehen.“, murmelte er, „Für's erste.“

Rivalität

„Ich kann es einfach immer noch nicht fassen...“, sagte Hiromi fassungslos, „Und du hast es über zwei Monate für dich behalten!“
 

„Es tut mir leid, ich... wusste nicht, wie ich dir das sagen sollte.“, sagte Mariah ehrlich.
 

Sie saß mit der Braunhaarigen hinter dem Haus am Teich, da Mariah befürchtete, dass sie im Haus nur wieder gewissen Gerüchen ausgesetzt war.
 

„Schon gut. Ich weiß auch nicht, wie ich es angestellt hätte. Aber... sei ehrlich. Du willst es wirklich?“
 

„Ja.“, lächelte sie, „Wir haben uns gemeinsam dafür entschieden.“
 

„Ich.. will dir nicht reinreden, aber findest du es nicht etwas zu früh? Du bist erst 20 und...“
 

„Er ist 22, ich weiß, dass sieht wahrscheinlich total dumm und albern aus. Aber... ich liebe Yuriy, Hiromi. Was würdest du denn machen, wenn Kai zu dir kommt und sagen würde: Lass uns ein Kind machen?“
 

„Nicht gerade nett umschrieben. Aber ich hätte Kai wahrscheinlich den Vogel gezeigt.“
 

„Er hat es romantischer verpackt, aber so in etwa war es.“
 

„Yuriy und romantisch. Reden wir noch von dem selben Russen?“, grinste Hiromi und auch Mariah musste kurz auflachen.
 

„Er kann romantisch sein und ein klein wenig kitschig,... wenn er will.“, grinste sie zurück.
 

„Kann ich mir absolut nicht vorstellen.“
 

Mariah dachte gerne daran zurück, als er mit dem Kinderwunsch um die Ecke kam.
 

„Er sagte,... dass er gerne der Vater meines Kindes sein würde.“, sagte sie leise und legte ihre Hände auf ihren Bauch.
 

Die Japanerin neben ihr seufzte.
 

„Ich möchte dir da nicht reinreden. Du scheinst glücklich damit zu sein. Dann bin ich es auch.“
 

„Na ja. Es ist... schon schwer. Ich glaube, ich gehe ihm mit meinen Stimmungsschwankungen ziemlich auf den Senkel.“
 

„Da muss er durch. Immerhin trägst du das Kleine unter deinem Herzen und das neun Monate lang. Da kann er ruhig ein bisschen leiden.“, grinste sie wieder, „Wie lang habt ihr es versucht?“
 

„Bis es geklappt hatte?“, fragte die Rosahaarige nach.
 

Hiromi nickte.
 

„Zirka ein Monat... wir hatten.. viel Sex. Manchmal zu viel, glaube ich. Ich hab mich in der Zeit selbst viel unter Druck gesetzt. Immerhin... kam der Wunsch von ihm aus. Ich dachte, ich wäre es ihm schuldig...irgendwie.“
 

„Ach Mariah.“
 

„Ich weiß, ziemlich dämlich, oder?“
 

„Nein. Ich würde sagen, menschlich.“, lächelte sie sanft, „Wann ist der errechnete Termin?“
 

„16. Januar.“, sagte sie und strich abwesend über ihren Bauch, auch wenn man absolut noch nichts von ihrem Umstand sah, „Magst du Bilder sehen?“
 

„Du hast schon welche?“, fragte sie überrascht.
 

„Zwei hab ich. Eines aus der 3. Woche und eines aus der 9. Woche. Warte, ich hol nur schnell meine Tasche.“, sagte sie, stand auf und lief eilig ins Haus.
 

Sie nahm einen tiefen Atemzug und konzentrierte sich darauf nur schnell ihre Tasche zu holen. Sie schob die Tür auf und ging den Gang entlang. Zum Glück roch es recht angenehm. Takaos Großvater hatte wohl Raucherstäbchen irgendwo angezündet. Sie musste ihn unbedingt fragen, woher er die hatte. Dann würde sie noch welche besorgen, bevor sie wieder nach Hause flogen.
 

Der lange Flur schien ihr unendlich. Ganz am Ende sah sie ihre Tasche endlich und war schon fast da, als plötzlich jemand aus dem Wohnzimmer kam. Sie stoppte abrupt.
 

„Mariah, hey...“, lächelte kein anderer als Rei.
 

„Hey...“, sagte sie leise und ein bisschen vorsichtig.
 

Er war erst heute angekommen. Früher hatte er es nicht geschafft, da er gerade um die Welt reiste, um mehr Kulturen kennen zu lernen. Sie hatte ihn schon bei ihrer Ankunft heute Mittag gesehen, hielt aber mit Absicht Abstand zu ihm.

Eigentlich waren sie wieder im Reinen miteinander. Er datete derzeit Salima, das wusste sie von Lee. Also konnte sie ja normal mit ihm reden, oder?
 

„Wie geht's dir? Wir haben uns lange nicht gesehen, seit dem du...“, kam es von dem Schwarzhaarigen, doch gegen Ende seines Satzes, unterbrach sie ihn schnell.
 

Sie wollte nicht, dass er das Thema mit Yuriy ansprach. Es war ihr einfach immer noch zu unangenehm. Nicht, weil sie nicht hinter der Beziehung stand, sondern eher deswegen, da Rei immer noch ihr Ex-Freund war.
 

„Mir geht es gut. Danke der Nachfrage. Dir?“, fiel sie ihm daher ins Wort.
 

„Super. Ich komm gerade aus Indien. Schönes Land.“
 

„Mhm, glaub ich dir.“
 

Es war merkwürdig mit ihm so normal zu reden. Vor allem, weil sie sich gerade extrem verletzbar fühlte. Er war zwar endlich über sie hinweg, sonst würde er ja niemand anderen daten, aber er machte kein Geheimnis daraus, dass er Yuriy nicht leiden konnte. Sie hörte oft genug von Lee, wie er sich bei ihm ausließ. Immerhin hatte Lee mittlerweile Yuriy als ihren Partner akzeptiert. Mal sehen, ob er das immer noch tat, wenn er wüsste, dass er bald Onkel werden würde...
 

„Wie... ist es so in Russland?“
 

„Gut. Wir haben uns neulich ein Haus gekauft. Etwas ländlich der Hauptstadt.“
 

„Ah... schön.“
 

Sie merkte, wie auch er sich nicht wohlfühlte und somit versuchte sie, das Gespräch zu einem Ende zu führen.
 

„Sorry, Rei. Ich... wollte Hiromi etwas zeigen. Ehm, meine Tasche...“, sagte sie und deutete auf die schwarze Umhängetasche hinter ihm.
 

„Oh. Ja. Sorry, ich wollte dich nicht aufhalten. Warte.“, sagte er, ging einen Schritt zurück, nahm den Gurt der Tasche und hielt es ihr hin, „Bitte. War schön, mal wieder mit dir geredet zu haben.“, lächelte er.
 

„Ebenso.“, sagte sie und sie meinte es tatsächlich ehrlich.
 

Vielleicht würden sie beide eine Weile brauchen, um wieder komplett neu anzufangen. Aber dann... könnten sie wieder freundschaftlich mit ihm umgehen.
 

Sie wollte gerade die Tasche entgegen nehmen, als plötzlich hinter ihr ein Geschrei losging. Sie konnte sich nicht einmal mehr rechtzeitig umdrehen, da schossen auch schon Takao und Daichi an ihr vorbei. Sie dachte erst, sie würde fallen, doch Rei reagierte schnell und fing sie auf. Jedoch fiel dabei ihre Tasche ungebremst auf den Boden...
 

„Was ist denn hier für ein Krach...“, streckte Yuriy seinen Kopf aus der Küche und Mariah wusste auf Anhieb was gleich passieren würde.
 

Sie befreite sich schnell aus Rei's Griff, doch es war bereits zu spät.
 

„Lass die Finger von ihr!“, zischte er und war im nu neben ihr.
 

„Yuriy nicht... er hat nichts gemacht. Takao und Daichi sind hier durch gerannt... sie haben mich fast umgestoßen.“
 

„Diese Giftzwerge...“, knurrte er, „Geht's dir gut?“
 

„Ja, ja... mir ist nichts passiert. Alles gut.“
 

Als Mariah aufschaute, sah sie förmlich wie Yuriy und Rei sich Blitze zuschossen. Sowie Rei auf ihn reagierte, so reagierte der Russe auch auf ihn. Yuriy war nicht eifersüchtig auf den Schwarzhaarigen. Dafür vertraute er ihr zu gut, aber er vertraute Rei nicht. Kein Wunder, nach allem was damals in China passiert war.

Es würde wohl immer eine Fehde zwischen den beiden geben.
 

„Yuriy...“, sagte sie, weil ihr gerade etwas schlecht wurde, „Ich muss mich setzen... mir ist übel.“
 

Er brach den Blickkontakt sofort ab und sah zu ihr. Immerhin konnte sie ihn damit wieder auf das Wesentliche konzentrieren.
 

„Wir können in die Küche gehen...“
 

Doch bevor sie losging, wollte sie nach ihrer Tasche greifen, die jedoch mittlerweile Rei wieder in den Händen hatte und nicht nur das...
 

„Was ist das, Mariah?“, fragte er und hielt ein kleines, weißes Handbuch in den Händen.
 

Mariah wurde kalt und heiß zugleich. Sie suchte nach Worten, wie sie das jetzt erklären konnte. Auch wenn sie schon längst wusste, dass er es erkannt haben musste.
 

Yuriy war ebenso alarmiert und er versuchte ihm das Ding aus der Hand zu reißen, doch der Schwarzhaarige war schneller und zog es aus seiner Reichweite, so dass nun auch zwei kleine, viereckige Ultraschallbilder aus diesem fielen.
 

Mariah erlitt fast einen Herzinfarkt. Es gab tausende Wege, Rei ruhig darauf vorzubereiten. Aber so, sollte er das definitiv nicht erfahren!
 

Er hob es auch noch direkt auf. Schaute auf das eine Bild, dann auf Mariah, dann auf das zweite Bild und dann zu Yuriy.
 

„Du hast sie geschwängert?!“, fuhr er ihn laut an.
 

„Das geht dich gar nichts an.“, zischte er, schnappte sich dann endlich ihre Tasche und ihren Mutterpass, sowie die zwei Fotos aus seinen Händen.
 

„Sag, dass das nicht wahr ist, Mariah!?“, richtete er nun die Worte direkt an sie, „Du bist schwanger!? Von ihm?“
 

Ihr wurde schwindlig. Das war zu viel für sie. Sie wollte das nicht. Sie wollte ihm das nicht erklären müssen. Es ging ihn auch eigentlich wirklich nichts an. Sie war mit Yuriy zusammen und er hatte nicht das Recht, sich da einzumischen.
 

„Mariah!“, sagte er noch lauter und ging einen weiteren Schritt auf sie zu, doch Yuriy schritt schnell zwischen sie.
 

„Pack sie an und du hast meine Faust in deiner Visage.“, drohte er ihm gefährlich.
 

„Ich rede nicht mit dir.“, spuckte er ihm entgegen, doch Mariah hörte schon gar nicht mehr richtig zu.
 

Sie drohte in Ohnmacht zu fallen...
 

* * *
 

Die gefährliche Stimmung rief fast alle Anwesenden auf den Plan. Es war ein reines Desaster. Am liebsten würde er ihn durch die nächste Wand werfen, damit er endlich seine dumme Schnauze hielt.
 

„Was ist denn hier los?“, kam es von Kai, der auch endlich aus der Küche heraustrat.
 

„Der Tiger wollte gerade gehen, bevor er seine Zähne verliert.“, kam es wieder aus seinem Mund.
 

„Yuriy!“
 

Kai stand nun hinter ihm und er sah im Augenwinkel, wie er auf seine Hand schaute und den Mutterpass sah. Mit Kon in der Situation, konnte wohl auch er eins und eins zusammenzählen.
 

„Okay. Wir beruhigen uns jetzt alle und ihr geht eure Wege...“, versuchte er die Sache zu entschärfen, doch er machte damit nur noch alles schlimmer.
 

„Wusstest du das?“, kam es wütend von dem Chinesen.
 

„Rei... beruhige dich. Es ist nicht deine Sache.“
 

„Du wusstest es? Du hast es zugelassen, dass er... dass er... ihr Leben zerstört?!“, schrie er nun.
 

„Pass auf was du sagst!“, knirschte der Rothaarige.
 

„Okay. Stopp.“, rief Kai und stellte sich zwischen die beiden Kontrahenten, "Fahr runter, Yuriy. Lass dich nicht provozieren.“, und man merkte deutlich, dass Kai mehr Partei für seinen Freund ergriff.
 

So langsam kamen auch die anderen ins Haus und sahen dem Spektakel zu. Auch Hiromi drängte sich zwischen den Jungs und Mädels hindurch.
 

„Hiromi... bring Mariah hier raus.“, sagte der rothaarige Russe, „Hier wird's gleich hässlich.“
 

„Was?“, fragte sie verwirrt, sah dann aber ihre Freundin, an der Wand lehnen und dass es ihr gar nicht gut ging.
 

Sie eilte zu ihr und nahm sie in den Arm, bevor sie sich zu Kai wandte.
 

„Was ist passiert?“
 

„Erkläre ich dir später.“, hörte Yuriy ihn nur leise sagen, „Bring sie raus. Sie braucht frische Luft.“
 

Hiromi nickte und brachte gerade noch rechtzeitig die Rosahaarige raus, bevor sie noch mehr mitbekam.
 

„Hey, Leute... wir sind doch alle friedlich hier.“, kam es von Eddy, der immer viel zu fröhlich durch die Welt schaukelte.
 

„Ich kann es nicht glauben, dass sie auf dich reingefallen ist.“, schimpfte Kon weiter und er war fast soweit, auf ihn loszugehen.
 

Was er und Mariah taten ging ihn überhaupt nichts an. Er konnte von ihm aus denken, was er wollte, aber ein Urteil sprechen stand ihm nicht zu. Kon brauchte nur noch ein falsches Wort sagen und er könnte sich nicht mehr länger beherrschen.
 

„Hoffe es ist noch nicht zu spät, dass sie das Ding wegmachen lassen kann-“
 

Es rumpelte heftig im Haus. Kaum als Kon diesen Satz ausgesprochen hatte, war es Yuriy egal, wer hier alles gerade dabei war. Er ballte seine Faust und hatte dem Schwarzhaarigen ins Gesicht geschlagen. Fertig war er damit noch lange nicht...
 

„Yuriy! Hör auf! Er ist es nicht wert...“, versuchte Kai ihn aufzuhalten, wieder auf ihn loszugehen.
 

Doch er befreite sich aus dem Griff seines Freundes und ging wieder auf Kon los.
 

„Rick? Steven?“, rief Kai nach hinten, wobei die Genannten sofort aus der Menge gestolpert kamen.
 

Ohne ein weiteres Wort wussten sie, wen sie gerade von großen Dummheiten abhalten mussten. Sie packten Yuriy von beiden Seiten an den Armen und versuchten ihn von Kon runter zu ziehen.
 

„Lasst mich los!“, versuchte er sich zu wehren, aber die beiden zusammen waren ein paar Muskeln zu viel, „Lass dir eines gesagt sein, Kon. Wenn du meinem Kind irgendwie zu Nahe kommst, oder Mariah, dann bring ich dich um!“, drohte er ihm erneut und meinte es dabei völlig ernst.
 

Da kannte er keinen Spaß. Mariah war das Beste, was ihm je passiert war und er würde seine Familie vor jedem schützen, der es zerstören wollte.
 

Erst ab der Türschwelle ließen sie ihn los und er richtete seine Jacke wieder ordentlich.
 

„Was guckt ihr denn so blöd?!“, fauchte er die beiden Muskelprotze an.
 

„Alter, komm runter.“, sagte Steven ruhig.
 

„Wir haben dich nur vor großem Scheiß bewahrt.“, sagte dann Rick und verschränkte seine Arme ineinander.
 

„Tze...“, spuckte er und sah sich nach Mariah um.
 

Er sah sie zusammen mit Hiromi am Teich sitzen. Er schenkte den beiden noch einen wütenden Blick zu, bevor er zu ihr rüber ging.
 

Als er bei ihnen ankam, sah er das Mariah ihre Augen geschlossen hatte. Er wollte gerade besorgt nachfragen, als Hiromi ihm zu vor kam.
 

„Wir hatten uns gerade gesetzt, als sie...“, sagte sie und brauchte den Satz nicht mehr zu beenden, denn ihre Ohnmacht sprach für sich.
 

* * *
 

„Man, Rei was hast du denn gesagt, das Ivanov so ausflippt?!“, lachte Daichi, doch er erkannte schnell, dass er lieber den Mund halten sollte.
 

Kai wollte ihm aufhelfen, doch er schlug seine Hand weg. Er hatte Rei noch nie so erlebt. Dabei dachte er, dass er über Mariah längst hinweg war. Von Hiromi wusste er, dass er sich anderweitig umsah.

Gut,... dass er nicht gerade erfreut war, dass seine ehemalige Freundin schon ein Kind erwartete mit jemand anderen, das war abzusehen.

Und das Yuriy so ausgerastet war, konnte er irgendwo auch verstehen. Rei hatte sich eindeutig unter der Gürtellinie bewegt.
 

„Ihr könnt mich alle mal.“, giftete er, stand auf und verschwand im nächsten Zimmer...
 


 

Ein großer Kreis hatte sich an der Veranda gebildet. Es war zu still geworden. Ein Lagerfeuer loderte in der Mitte. Bis es Emily nicht mehr aushielt und es einfach aussprach.
 

„Was war da eben bloß los. Wieso ist Ivanov auf Rei losgegangen?“
 

„Ja, das frag ich mich auch. Ich hab nur Bruchstücke mitbekommen.“, sagte Michael.
 

„Er hatte irgendetwas von einem Kind gefaselt.“, kam es von Takao.
 

Kai stand an einem Baum gelehnt und wusste nicht so recht, was er sagen sollte. Eigentlich konnte er nur mit der Wahrheit rausrücken. In den nächsten Minuten würden sie es sich auch alleine zusammenreimen können.
 

„Kai? Du weißt doch sicherlich mehr.“, fragte Max ihn direkt.
 

Er schubste sich vom Baum ab und setzte sich zwischen Bryan und Kenny, die das ganze eher ruhig mitangesehen hatten.
 

„Mariah ist schwanger.“, sagte er ruhig und ließ den Satz auf die anderen wirken.
 

„Was?“, kam es fast zeitgleich von allen, außer von Hiro, der sich gerade erst dazu setzte.
 

„Ist nicht wahr... und Ivanov...“, begann Michael.
 

„Er ist der werdende Vater.“, nickte Kai, „Sie wollten es noch nicht an die große Glocke hängen. Nur ich und Hiromi wussten es. Durch eure Raserei...“, fing Kai an und sah nun extra zu Takao und Daichi, „... habt ihr Mariahs Tasche durch die Luft gewirbelt, in dem ihr Mutterpass drin war und... diverse Ultraschallbilder, die dann natürlich Rei gesehen hat.“
 

„Holy shit...“, fluchte Rick, „Ja, dann ist klar, wieso es so geknallt hatte.“, schlussfolgerte er, da so gut wie alle wussten, wie Rei und Mariah derzeit zueinander standen.
 

Die Überraschung war ihnen alle eh ins Gesicht geschrieben, als sie mitbekommen hatten, dass Mariah und Yuriy eine Beziehung führten. Er hatte am ersten Abend mitbekommen, wie Emily und Mariah zusammen gesessen hatten und darüber geredet hatten.
 

„Ups.“, kam es geknickt von Takao, der böse Blicke erntete von allen Anwesenden.
 

„Das ergibt keinen Sinn.“, meinte jedoch Max, „Rei hat doch vorhin noch erzählt, dass er Salima morgen treffen wollte. Da bahnt sich doch etwas an.“
 

„Max...“, begann Kai, „Yuriy ist Rei ein Dorn im Auge. War er und wird es immer sein. Nur weil er eine potenzielle Freundin hat, wird sich die Einstellung zu ihm nicht ändern.“
 

„Jupp. Wenn man es so sieht, hat Ivanov ihm die Freundin ausgespannt.", sagte Eddy mit einem erhobenen Zeigefinger.
 

„Ed...“, hörte man Emily gefährlich.
 

„Ja?“
 

„Halt die Klappe.“
 

„Sorry...“
 

Hiromi kam in dem Moment um die Ecke und alle paar Augen starrten sie an.
 

„Ehm...“.
 

Kai sah sofort ihren verwirrten Blick.
 

„Sie wissen es. Hau raus, wie geht es ihr?“, sagte der Graublaue und sah zu seiner Freundin rüber.
 

„Oh. Ehm... ich schätze, sie hatte einfach nur einen kleinen Schwächeanfall. Aber ich werde sie morgen früh gleich nochmal zu einem Frauenarzt fahren. Nur zur Sicherheit.“
 

„Diese ganze Aufregung war einfach zu viel für sie.“, sagte Emily bemitleidend.
 

„Mhm... und wegen Yuriy...", hörte er Hiromi zu ihm gewandt, „Ich musste ihn davon abhalten, den Flug direkt umzubuchen. Er wollte heute Abend noch fliegen.“, seufzte sie.
 

„Ich hoffe, du hast ihm das ausgeredet?“
 

„Ja, natürlich. Ich wollte erst... ihm vorschlagen, dass sie hier bleiben die Nacht, da Mariah besser nicht laufen sollte und sie Autofahren ja nicht so verträgt. Aber...“
 

„Wohin dann mit Rei...“, beendete Kai ihren Satz.
 

„Es wäre besser, die beiden begegnen sich nicht nochmal.“, murmelte Kenny, „Sonst gibt es wirklich noch Mord und Totschlag.“
 

„Ich wäre ja dafür, dass Kon geht.“, sagte Ian plötzlich, „Und das sage ich nicht nur, weil Yuriy mein Freund ist.“
 

„Wieso Rei?!“, kam es von Takao, „Er war nicht derjenige, der um sich geschlagen hat!“
 

„Taka... du hast wieder nur die Hälfte mitbekommen, oder?“, sagte Hiromi sauer, „Rei ist eindeutig zu weit gegangen. Es ging ihn nichts an und er hat das Theater angezettelt. Er hat Yuriy bis aufs Blut gereizt und provoziert... Wenn jemand Naomi so beleidigen würde, wärst du doch auch auf 180, oder?!“
 

„Naomi?!“, kam es aus zweiter Reihe, der kein anderer war, als Daichi, „Wer ist...“
 

„Meine Freundin.“, gab der Blauhaarige kleinlaut zu.
 

„Du hast eine Freundin?!“, fragte Kenny entsetzt, der mit Takao fast Tür an Tür wohnte, und dennoch nichts davon ahnte.
 

„Jaaa, kaum zu glauben, was?!“
 

„Wieso hast du sie nicht mitgenommen? Wir hätten sie gerne kennengelernt.", sagte dann Max und Takao kratzte sich am Kopf.
 

„Jaaa, aaalsoo..."
 

Perfekte Ablenkung. Er beneidete Hiromi für dieses Talent.

Er klinkte sich raus, stand auf und ging rüber zu Hiromi, um sie beiseite zu ziehen.
 

„Was hältst du davon?“
 

„Was?“
 

„Das... die beiden hier bleiben und wir Rei...“
 

„Ich finde, das ist die beste Lösung. Auch wenn mir Rei ein wenig leid tut, aber er war in der Situation der Aggressor. Nicht Yuriy. Und Mariahs Gesundheit geht vor.“
 

„Ja, seh ich auch so.“
 

„Redest du mit ihm?“
 

„Mach ich.“, nickte er und ging ins Haus.

Planänderung

Yuriy saß auf dem ausgebreiteten Futon. Zwischen seinen Beinen schlief die Rosahaarige. Es war eine knappe Stunde vergangen, seit dem sie umgekippt war. Seine Hand lag dauerhaft auf ihrem Bauch und ab und an fuhr er darüber. Er hoffe inständig, dass es dem Kind gut ging. Er würde heute sonst wirklich noch Katzenfutter aus Kon machen.

Der hatte vorhin noch einen großen Aufstand gemacht, weil Kai ihn rauswarf. Geschah ihm ganz recht, fand er.
 

Es klopfte an der Tür und er rief die Person herein. Es war Hiromi, die ein paar Kissen mit dabei hatte.
 

„Wie geht's ihr?“
 

„Unverändert.“
 

„Vielleicht schläft sie ja durch.“, lächelte sie und setzte sich an seine Seite.
 

„Was willst du damit?“
 

„Ich hab mich ein bisschen schlau gelesen, wegen ihrem Schwächeanfall.“
 

„Aha... und?“
 

„Also, die meisten schreiben, dass es für das Kind nicht gefährlich werden kann und das so etwas ab und an vorkommen kann. Damit du beruhigt bist.“, sagte sie und schaute zu dem Rothaarigen, „Sie hat wahrscheinlich zu wenig getrunken. Oder das lange Stehen im Flur, als... na ja. Du weißt schon. Es wäre erst gefährlich, wenn sie bei solch einem Anfall stürzen würde. Aber ist sie ja nicht, also...“, sagte sie und holte das erste Kissen hervor, „... legen wir jetzt ihre Füße hoch, damit ihr Kreislauf wieder in Schwung kommt.“, und platzierte weitere Kissen unter ihre Beine, so dass die Füße frei lagen.
 

„Du hättest besser Medizin studieren sollen.“
 

„Ne, nee.. besser nicht. Ich kann kein Blut sehen.“
 

„Wirklich?“
 

„Der Horror, sag ich dir. Ein Tropfen und ich kippe um.“, lachte sie.
 

„Das wird aber dann dramatisch, wenn du erst mal schwanger bist. Man hört davon immer so viel...“, feixte er schelmisch.
 

„Ich weiß ja nicht, was ihr euch an dem Tag alles rein gepfiffen habt, dass ihr auf die Idee kamt, aber ich warte dann doch noch lieber ein paar Jahre.“, sagte sie, während sie Mariah zudeckte bis zu ihrer Schulter.
 

„Nur paar Jahre?“
 

„Ich schreib dieses Jahr noch meine Bachelorarbeit an der Uni... Das mache ich erst mal.“
 

„Und dann?“
 

„Dann auch nicht.“
 

„Willst du überhaupt mal Kinder?“, fragte er sie tatsächlich interessiert.
 

„Irgendwann... aber die biologische Uhr läuft erst ab 30, also hab ich noch Zeit.“, lächelte sie und stand auf, „Wenn sie wach wird, bevor ich ins Bett gehe, sagst du mir Bescheid?“
 

„Klar.“
 

* * *
 

Ihr Kopf dröhnte, als wäre ein Lastwagen über sie gerollt. Sie blinzelte erst, als sie versuchte die Augen zu öffnen. Und... verdammt. Wieso tat ihr Nacken nur so weh?

Ein Duft stieg ihr in die Nase, aber sie spürte keine Übelkeit. Sie musste lächeln, als sie eindeutig Yuriys Geruch wahrnahm. Als sie ihre Augen endlich offen halten konnte, sah sie eine viereckige Lichtquelle von der Seite. Sie hatte immer noch ein bisschen mit der Helligkeit zu kämpfen, doch als sie sich bewegte, bewegte sich auch etwas unter ihr.
 

„Du bist wach.“
 

Sie hob den Kopf und endlich konnte sie wieder etwas sehen. Zumindest Umrisse. Sie sah ihren Freund hinter sich und merkte jetzt erst, dass sie fast auf ihm saß, während er seinen linken Arm um sie hatte.
 

„Wie viel... Uhr...“, wollte sie nach der Zeit fragen.
 

„Wir haben halb sieben.“
 

„Abends?“
 

„Morgens, Babe.“
 

„Morgens?!“, keuchte sie auf und setzte sich nun komplett auf, „Und du guckst Fernseher? Hast du überhaupt geschlafen? Und wo sind wir überhaupt...?“, sprudelte es nur so aus ihr heraus.
 

„Mach langsam. Wir sind immer noch bei Takao. Ich konnte dich ja schlecht ins Hotel tragen. Und Kai wollte seine Sitze nicht riskieren.“
 

„Oh. Und...“
 

„Und nein. Ich habe nicht geschlafen. Ich schaue mir seit gefühlte Stunden diese Dokumentation über Eulen an.“, sagte er gelangweilt.
 

„Wi-wieso...oh mein Kopf.“, brummte sie und hielt sich an die Schläfe.
 

„Willst du was trinken?“
 

„Am liebsten wäre mir jetzt ein Gin Tonic.“
 

„Hab so was ähnliches...“, begann er und Mariah zog eine Augenbraue nach oben, „Es nennt sich Wasser.“, und stöhnte auf. - Sie hatte fast vergessen, warum sie zusammengeklappt war.
 

„Du solltest mehr trinken. Und nicht zu lange stehen oder sitzen. Viel frische Luft. Das sagte zumindest Hiromi.“, sagte er und reichte ihr ein Glas stilles Wasser.
 

Sie nahm es an und nippte kurz daran. Stilles Wasser war gut. Keine Kohlensäure, kein Gemurre in ihrem Magen.
 

„Tut mir leid.“, sagte sie nach einer Weile.
 

„Wegen?“
 

Sie war unsicher, ob sie es ansprechen sollte, entschied sich aber dann dafür.
 

„Ich hätte... seinem aufgezwungen Gespräch ausweichen sollen.“
 

„Mach dir keinen Kopf. Er hat bekommen, was er verdient hat. Das war schon lange fällig.“
 

„Was- was meinst du damit?“, fragte sie ihn, da sie davon gar nichts mehr wusste.
 

Er schwieg, was untypisch für ihn war. Sonst konnte er sich auch nie zurückhalten, wenn es um Rei ging. Also hakte sie nach.
 

„Yuriy...“, sagte sie und dehnte seinen Namen lang.
 

„Ich hab ihm die Fresse poliert.“
 

„Du hast WAS?!“
 

„Shhh, oder willst du alle aufwecken?!“, zischte er und horchte, ob jemand sich bemerkbar machte. - Es tat sich aber nichts.
 

„Du...“, sprach sie nun leiser, „Wieso dass denn?“
 

„Er... sagen wir, er hat ziemlich dumme Sachen gesagt in meiner Gegenwart.“, schnaufte er und wollte ihr offenbar nicht sagen, welche Dinge er gesagt hatte.
 

Sie stöhnte wieder auf und trank diesmal einen größeren Schluck.
 

„Musste es sein?“, fragte sie dann nochmal nach.
 

„Definitiv. Ja. Ich hoffe, ich hab' ihm die Nase gebrochen.“, meinte er dann noch grinsend.
 

„Yuriy!“, mahnte sie ihn, doch er konnte nicht mehr darauf antworten.
 

Ein lautes Magen knurren hallte durch das Zimmer. Mariah sah peinlich berührt auf die Bettdecke.
 

„Soll ich dir was holen?“, fragte er fürsorglich.
 

„Ja. Aber nur, wenn es etwas ist, was ich bei mir behalten kann.“
 

„Ich schau nach...“, sagte er und sie rutschte von seinen Beinen, so dass er aufstehen konnte, "Autsch... meine Beine...", murmelte er quälend, doch hatte schon fast die Tür erreicht, als er sich dann doch nochmal umdrehte, „Es wäre gut, wenn du Lee anrufst.“
 

„Wieso?“
 

„Kon weiß es. Und du weißt, wie er ist. Er wird es Lee unter die Nase reiben wollen. Du solltest ihm zuvor kommen.“
 

Mariah stöhnte nun auch gequält.
 

„Muss das echt sein? Jetzt?“
 

„Wir können uns das nicht mehr aussuchen, Mariah. Ich weiß, dass du davor Angst hast. Es wäre aber besser, wenn er es von dir erfährt und nicht von ihm.“
 

Mariah wollte eigentlich nicht. Lee würde ausrasten.
 

„Dein Handy ist links neben dem Bett. China ist... ehm.. eine Stunde zurück, nach Japanzeit. Ich schätze, dass er schon wach ist.“, sagte er und verließ dann das Zimmer, um ihr etwas zum Essen zu besorgen.
 

Sie wandte sich nach links und entdeckte tatsächlich ihr Smartphone dort liegen. Sie nahm es in die Hand, berührte das Touchpad, entsperrte es und tippte auf ihre Kontakte.

Lee war direkt auf der Nummer 2, der Schnelltaste. Doch sie haderte mit sich.
 

Es war schon schwer Hiromi und Kai es zu sagen und die standen ihr gegenüber. Lee... er konnte zum Treffen nicht kommen, da es Meister Tao zu schlecht ging, um ihn alleine zu lassen. Und da Gary und Kevin nie ohne Lee reisten, waren diese beiden natürlich auch nicht mitgekommen. Sie seufzte. Lee war tausende Kilometerweit weg und sie musste ihm das nun am Telefon sagen. Noch unpersönlicher ging es nicht...
 

Eigentlich hatte sie und Yuriy geplant gehabt, an ihrem Geburtstag die Bombe platzen zu lassen. Da sie Lee, Kevin und Gary eingeladen hatten nach Russland zu kommen. Das wäre in zwei Monaten gewesen. Da wäre sie dann eh schon in der 20. Schwangerschaftswoche und ein Abbruch wäre dann eh nicht mehr möglich gewesen. Nicht, dass sie jemals darüber nachgedacht hatte. Es war ja wirklich ein Wunschkind. Sie hätte ihn einfach nur vor vollendete Tatsachen gestellt.
 

Aber Rei hatte die Chance, alles kaputt zu machen. Sie seufzte. Das er aber auch immer noch nicht darüber hinweg war, machte ihr Sorgen. Lee hatte doch gesagt, dass er öfters mit Salima ausging. War sie nur eine Lückenbüßerin? Sie kannte sie nicht wirklich gut. Sie hatte sie früher zu ihren Beyblade Zeiten ein paar Mal auf Aftershow Partys gesehen.

Aber was hätte er davon? Dass er eine Freundin vorzeigen konnte? Nutzte er sie nur aus? Nein, so würde sie Rei nicht einschätzen. So war er einfach nicht.

Wo war nur die schöne Kindheit geblieben? Sie hatten sich mal so gut verstanden...
 

Ihr Kopf brummte immer noch und wenn sie weiter darüber nachdachte, machte sie es nicht besser.
 

Die Schiebetür ging wieder auf und sie sah Yuriy wieder eintreten.
 

„Also, ich hab im Angebot... Zwieback oder Salzstangen.“
 

Wieder seufzte sie... wieso war sie nur so empfindlich, wenn es ums Essen ging. Sie wünschte sich wirklich, dass die Übelkeit nach dem 3. Monat aufhören würde.
 

„Salzstangen.“, sagte sie dann, als er sich neben sie setzte und ihr die Box entgegen hielt.
 

Sie nahm gleich drei Stangen heraus und kaute gleich darauf rum.
 

„Von Zwieback die Schnauze voll?“
 

„Jap. Nach einer Zeit schmeckt es wie Pappe. Da sind mir Salzstangen lieber, auch wenn ich davon nie satt werde.“
 

Er sagte nichts mehr darauf und sie sah wieder auf ihr Handy.
 

„Du hast immer noch nicht angerufen.“, stellte er fest.
 

„Ich weiß nicht, wie ich das anfangen soll.“
 

„Hau es einfach raus.“, sagte er und lehnte sich an die Wand an, nachdem er seine Hände hinter den Kopf schlug.
 

„Ganz tolle Idee. Hi Brüderchen... oh wie es mir geht. Super. Ich bin schwanger, Glückwunsch du wirst Onkel.“, schauspielerte sie ironisch, „Er wird mir den Kopf abreißen.“
 

„Und mir wahrscheinlich die Eier...“, sagte er gelassen, während sie seufzte und weiter an ihrer Salzstange knabberte, „Sorry, dass ist... meine schuld. Hätte ich einfach die Klappe gehalten mit-“
 

„Du bist nicht schuld. Red' dir das bitte nicht ein.“, sagte sie leise, „Ich hab auch meinen Teil dazu beigetragen.“, setzte sie hintendran und sah in seine eisblauen Augen, „Zum Kinder machen gehören immer noch zwei.“
 

„Letztens hörte sich das noch anders an.“
 

„Stimmungsschwankungen.“, sagte sie nur, „Ich war überfordert damit.“
 

„Bin ich auch,... manchmal.“, sagte er ehrlich.
 

„Vielleicht... war das wirklich eine dumme Idee, Yuriy.“
 

„Soll heißen?“, fragte er und sie sah wie er sie ernst ansah.
 

„Nichts, wir ziehen das dennoch durch.“
 

„Ich liebe dich und ich... liebe unser Kind bereits.“, warf er diese Worte ein und nahm ihre Hand in die Seine.
 

Sie konnte nicht anders als ihn anzulächeln, ihre Hand fester in seine zu drücken und ihren Kopf auf seine Schulter zu betten.
 

„Zurück zum Problem.“, sagte sie und starrte wieder auf ihr Handy.
 

Es war nun bereits schon 07.00 Uhr und in China eine Stunde zurück gerechnet.
 

„Kannst du anrufen?“, fragte sie dann und versuchte mit ihrem besten Katzenblick ihn zu überreden.
 

„Ich kann ihn anrufen.“, als ob das funktionieren würde, „Kann ihn irgendwie... vorbereiten. Aber sagen musst du es.“, ja, das dachte sie sich.
 

„Okay. Machen wir es so? Bitte?“
 

„Gib her.“, sagte er, löste sich von ihrer Hand und sie gab ihm ihr Handy.
 

Sie sah, wie auch er scharf die Luft einsog. Er überspielte es oft, aber auch er hatte Angst vor Lees Reaktion. Sie hatten sich in den letzten zwei Jahren auf einer Basis geeignet, mit denen beide klar kamen. Ihr Bruder akzeptierte ihn und Yuriy versuchte ihn in ihr Leben mit einzubinden.
 

Er drückte die zwei und dann auf den grünen Hörer, bevor er sich das Mobilgerät an sein Ohr hielt.
 

Mariah hatte mittlerweile ihre drei Salzstangen aufgegessen, wusch sich die restlichen Salzkrümmel von ihren Händen, an der Bettdecke ab und nahm dann seine Hand wieder in die ihre. Jetzt war ihr irgendwie nicht mehr nach Essen zumute.
 

„Soll ich auf Laut stellen?“, fragte er noch, doch sie konnte ihm nicht mehr antworten, da wohl jemand abhob.
 

„Morgen... Ja,... Mariah? Ehm, ihr geht es ... gut.“, sagte er und sie hoffte, dass er heute gut gelaunt war, „Weswegen ich anrufe... was? Nein, Die Flüge für den August sind gebucht. Ich hab sie euch am Schalter zurückgelegt. Jap... Ist alles schon bezahlt. Geht auf mich.“
 

Bei allen Bit-Beast Göttern... sie bat darum, dass sie gnädig waren.
 

„Ja... also hör mal...Ich hab eine gute... und eine schlechte Nachricht.“
 

Oh nein, er spielte nicht wirklich diese Karte, oder? Das tat er nicht wirklich...
 

„Welche magst du zu erst hören? ... die Schlechte? Ja, also, es kann sein, dass Kon bei dir im Laufe des Tages noch anruft. Mhm... ich... wir hatten da eine kleine Meinungsverschiedenheit auf dem Treffen.“
 

Sie klatschte ihre freie Hand ins Gesicht. Das war seine schlechte Nachricht? Für Lee, wäre diese Nachricht eher die Gute...und die andere eine totale Katastrophe.
 

„Ach... er hat sich nur wieder aufgespielt. Mhm... ja... die Gute? Die... erzählt dir Mariah... ich geb' sie dir.“, sagte er und reichte ihr das Telefon.
 

Sie hob kurz das Mikrofon zu.
 

„Das war deine große Hilfe? Das hätte ich auch alleine hinbekommen.“, zischte sie leise.
 

„Du wolltest doch, dass ich ihn anrufe. Ich hab Smalltalk mit ihm gehalten. Er klang ganz okay...“
 

„Idiot.“, sagte sie leise, bevor sie das Telefon an ihr Ohr hob, „Hey, Lee...“
 

„Mariah, schön von dir zu hören. Wie war bisher euer Japan Aufenthalt? Bis auf das mit Rei. Was ist passiert?“
 

„Bisher... ganz okay. Rei.. ja... er... hat eine Szene gemacht und...“, zum Teufel mit dem Smalltalk, „Lee... ich muss dir was sagen.“, schwankte sie um und Yuriy hauchte, dass sie doch den Lautsprecher anmachen sollte.
 

„Und was? Yuriy meinte schon etwas von einer guten Nachricht.“
 

„Warte, ich stell dich kurz auf Laut.“, sagte sie und drückte auf das Symbol des Lautsprechers, „So. Ehm... Ja.“
 

„Was ist los... du klingst nervös.“
 

Und wie sie nervös war. Es war schlimmer, als sie vor zwei Monaten in der Frauenarztpraxis saß und auf das Ergebnis wartete, ob sie nun endlich schwanger war, oder nicht.
 

„Mariah?“
 

„Sag es ihm einfach.“, flüsterte er ihr zu.
 

„Bitte,... raste nicht aus.“
 

„Bei einer guten Nachricht ausrasten? Was hat Yuriy angestellt?“
 

„Ich?!“, rief der Rothaarige und rollte mit den Augen.
 

„Ich... also ich...“, sie hielt schon wieder das Mikrofon zu, „Ich kann das nicht Yuriy... ich schaff das nicht.“
 

Sie war kurz vorm Heulen. Sie hatte einfach Angst, dass er es nicht verstehen könnte und dass sie ihn genauso verlor, wie sie offenbar auch Rei verloren hatte. Für Mariah wäre es die Hölle auf Erden, wenn ihr Bruder nichts mehr mit ihr zu tun haben wollen würde. Hätte sie gewusst, was für Probleme auf sie zukamen, hätte sie niemals die Pille abgesetzt. Sie hätte einfach Yuriy und sein Wunsch abgelehnt und einfach noch ein paar Jahre gewartet...
 

„Mariah?“, hörte sie dumpf Lee sprechen, da sie den Mikrofon Eingang immer noch zuhielt.
 

Sie sah in sein Gesicht und sah wie er tief einatmete, bevor er einfach ihr das Handy abnahm. Er schaltete jedoch den Lautsprecher aus.
 

„Sie ist schwanger.“
 

Sie hielt die Luft unbewusst an und schloss die Augen. Es vergingen Minuten. Sie hielt sich nur ihren Bauch und hoffte, das Yuriy bald endlich etwas sagen würde.
 

„Was? Ehm.. okay. Sekunde.“, sagte er dann auch und sie öffnete ihre Lider.
 

Sie sah zu ihm auf und wunderte sich, was jetzt wohl kommen würde. Yuriy aktivierte wieder den Lautsprecher und hielt ihr das Handy hin.
 

„Du kannst.“, sagte er und sie verstand nur Bahnhof.
 

„Hattest du so eine Angst mir das zu sagen?“, hörte sie Lees Stimme und sie war wie perplex.
 

Er hörte sich weder sauer an, noch enttäuscht, noch... na ja. Er hörte sich jetzt auch nicht entzückt an. War das dennoch gut?
 

„Na ja...“
 

„Ich dachte mir so was schon.“, droppte er dann selbst die Bombe.
 

„Was? Wie... ich meine...woher...“, fragte sie immer noch komplett neben der Spur und sah zu dem Rothaarigen, der auch nur mit seinen Schultern zuckte.
 

„Als Yuriy schon erzählte, dass Rei auf dem Treffen euch wieder angegangen war, da konnte es nur das sein.“
 

„Da gibt es noch was, Lee.“, sagte Yuriy dann und Mariah schüttelte den Kopf.
 

Er würde ihm jetzt nicht sagen, dass es eine gewollte Schwangerschaft war. Er hatte es doch jetzt recht gut aufgenommen, wer wusste schon, wie er dann über die gesamte Sache dachte...
 

„Und das wäre?“
 

„Gib dir einen Ruck... sei ehrlich zu ihm.“, flüsterte er wieder.
 

Sie befeuchtete ihre Lippen, bevor sie seinem Rat folgte.
 

„Wir... wir haben uns ein Kind gewünscht.“
 

„Das ist nicht euer ernst?“, stöhnte er, schrie sie aber immerhin nicht an.
 

Sie hörte ihn tief ausatmen.
 

„Wie weit?“, fragte er dann nach einer kurzen Pause.
 

„Noch ganz frisch... 9. Woche.“
 

„Dann erübrigt sich ja die Frage, ob ihr es behalten wollt.“, sagte er viel zu ruhig, ihrer Meinung nach, „Ja gut... dann weiß ich Bescheid auch wegen Rei... oh je, da kann ich mir wieder was anhören lassen... Meldet euch, wenn ihr wieder zu Hause seid, ja?“
 

„Machen wir.“, sagte Yuriy.
 

„Pass auf dich...“, begann er, doch stoppte mitten im Satz und fing noch einmal von vorne an, „Pass auf sie beide gut auf, Yuriy.“, und legte auf.
 

Mariah atmete heftig aus.
 

„Ging doch gut.“, sagte der werdende Vater.
 

„Ich verstehe es nicht. Wieso blieb er so locker?!“
 

„Vielleicht... hast du deinen Bruder einfach nur falsch eingeschätzt?“
 

Oder, er hatte sich nur zurückgehalten und würde ihr den Kopf noch abreißen, wenn er in Russland war...

Vorsorgeuntersuchungen

Auch wenn die Tage in Japan nicht ganz so toll waren, sie hatten sie auf jeden Fall überstanden. Jetzt, wieder in ihrem zu Hause stand schon der nächste Untersuchungstermin vor der Tür.

Mariah ging es relativ ganz gut. Mittlerweile hatte sie nicht mehr so große Probleme mit der Übelkeit. Sie war meistens nur noch morgens da. Aber über den Tag verteilt, konnte sie fast wieder alles in sich hineinstopfen, was nicht bei drei im Kühlschrank war.
 

Manchmal sah der rothaarige Russe von ihrem Essverhalten zur Seite. Aber auch daran gewöhnte man sich mit der Zeit.
 

Während sie heute eher aufgedreht herum hampelte, war er nervös. Er würde heute das erste Mal beim Arzt dabei sein. Er hatte von Kai zum Glück heute frei bekommen.
 

„Yuriy... wo bleibst du?!“, rief sie von unten.
 

„Jaa! Ich komm ja schon...“
 

Er warf sich noch schnell seine schwarze Kurzarmweste über und lief die Treppen hinunter. Sie wartete schon ungeduldig auf ihn.
 

„Wir kommen noch zu spät...“, maulte sie, als er die Haustür zuzog.
 

Sie war aber immer noch anstrengend. Ihre Stimmungsschwankungen wurden zwar auch leicht weniger und zum Glück hatte sie bisher keine Panikattacken mehr. Es hatte wohl wirklich mit der vielen Heimlichtuerei zu tun gehabt und der Stress, der damit verbunden war.

Seit es fast alle wussten, inklusive ihrem Bruder Lee, war sie viel offener geworden.
 

Yuriy und sie redeten auch nun offener miteinander, wenn ein Problem auftauchte. Und sie redeten verdammt viel. Wenn sie sich äußerte, dass sie Angst vor der Zukunft hatte, dann nahm er ihr die Angst, in der ihr einfach den Halt gab, den sie gerade so dringend brauchte.
 


 

Der Rothaarige kam mit seiner Freundin bei ihrem Frauenarzt an. Er war sichtlich ruhiger, als er sich sonst gab. Die Praxis war clean weiß, wie man es oft kannte. Es gab ab und an pinke Ornamente, die wenigstens ein bisschen Farbe reinbrachte.
 

Mariah meldete sich an der Anmeldung an und dafür, dass so wenig los war, schickte die Arzthelferin sie direkt zu einem kleinen Behandlungszimmer.
 

„Warte hier.“, sagte sie und er war verwirrt.
 

„Ich dachte ich sollte extra mitkommen?“
 

„Das ist nur die Vorab-Untersuchung. Mein Gewicht und der Blutdruck wird nur gemessen. Das geht schnell.“, sagte sie und schob ihn auf einen Stuhl vor diesem Behandlungsraum.
 

„Na schön.“
 

Sie verschwand darin und kurz darauf sah er eine Arzthelferin ebenso darin verschwinden. Er fragte sich tatsächlich, wieso er mitgekommen war, wenn sie ihn jetzt schon aufs Abstellgleis stellte.
 

Mariah kam zirka in 5 Minuten wieder heraus und hatte eine Dokument bei sich.
 

„Alles okay?“
 

„Mhm...“, nickte sie, sah aber nicht von dem Papier auf.
 

„Was ist das?“
 

„Ehm... zusätzliche Untersuchungen... sind freiwillig. Hier.“, sagte sie und reichte ihm den Bogen.
 

„Setzen Sie sich ruhig, Miss Wong. Es dauert gerade einen Augenblick.“
 

„Oh. Ja. Danke.“, sagte sie zur Arzthelferin, die einfach vor ihnen aufgetaucht kam.
 

Mariah setzte sich neben ihn.
 

„Freiwillig, sagtest du?“
 

„Ja, aber nicht kostenfrei. Sie sagte etwas, dass das die normale Krankenkasse nicht übernehmen würde.“
 

„Du bist normalerweise über die Firma versichert... privat. Warte, ich ruf kurz Kai an.“, sagte er, fischte sein Blackberry aus der Hosentasche und wählte Kais Nummer.
 

„Was davon wäre wirklich wichtig?“, fragte er während er noch das Freizeichen hörte.
 

„Ehm, die Ersttrimesterscreening, sagte sie. Die anderen würden nur darauf aufbauen, wenn sie was finden würden, was beunruhigend wäre.“
 

„Okay. - Ah, Kai. Hast du kurz eine Minute? Ja, pass auf. Mariah ist doch auch über die Firma krankenversichert, oder? Also über die private?.. ja? Okay. Ja, das war alles. Ach nein, es geht nur um Untersuchungen die die normale Kasse nicht übernehmen würde, aber wenn sie eh Privat bei uns versichert ist, kann sie die ja machen lassen. Jo. Super. Ich meld' mich später nochmal.“, verabschiedete er sich und legte auf.
 

„Und?“
 

„Die Privatkasse übernimmt die Kosten. Also, kreuz an.“
 

„Okay.“
 

„Hattest du dass das letzte Mal nicht?“
 

„Nein....“, zog sie ihre Antwort etwas zu lang und zog eine Augenbraue nach oben.
 

„Was?“
 

„Sie konnten noch keine extra Untersuchungen anstellen, weil... es zu riskant gewesen wäre.“
 

„Riskant? Wieso...“
 

Mariah rutschte auf ihrem Stuhl hin und her.
 

„Jaaein... also.“, seufzte sie, „Die ersten zwölf Wochen sind allgemein kritisch. Da wäre der Fötus zu anfällig für Außeneinwirkungen. Die Ärztin hatte mich auch gewarnt, vor... vor eventuellen... Fehlgeburten.“
 

Sein Herz pochte leicht. Wie konnte sie ihm das verschweigen? Fehlgeburt... Er dachte an Japan zurück... wenn sie bei der Auseinandersetzung wirklich gestürzt wäre... er wollte sich das ganze gar nicht ausmalen.
 

„Aber ich bin über die Risikozeit, Yuriy. Also, alles gut.“, sagte sie einfühlsam.
 

Ihm kam plötzlich ein Gedanke.
 

„Hattest du... deswegen die Panikattacke im Hotelzimmer? Ging es darum?“, fragte er und er hoffte, sie würde ihm die Wahrheit sagen.
 

„Ja. Ich meine, die Ärztin musste mich darauf hinweisen, dass es eine kleinere Wahrscheinlichkeit gab, dass das passieren könnte. Aber die Information hat mich total fertig gemacht.“, sagte sie leise, „Ich... ich konnte nicht mehr richtig schlafen, weil ich ständig daran denken musste und... ich hatte Angst, dass wenn ich zu fest schlafe, dass ich es nicht mitbekomme.“
 

„Du... Dummerchen.“, sagte er, „Wieso erzählst du mir das nicht?“
 

„Weil ich dachte, wenn sich einer von uns darum Sorgen macht, reicht das.“
 

Er seufzte.
 

„Beim nächsten Mal, sagst du mir Bescheid, was die Ärztin sagt, okay? Ich kann nicht immer mitkommen.“
 

Sie nickte und legte ihre Arme um ihn, während sie ihren Kopf auf seine Schulter legte. Er legte seinen rechten Arm um ihren Körper und wollte sie gerade etwas fester an sie drücken, als sie unterbrochen wurden.
 

„Miss Wong?“
 

„Ja.“, zuckte sie zusammen und rutschte von ihm wieder weg.
 

„Behandlungszimmer 2. Die Ärztin kommt gleich.“
 

Mariah stand auf und sie zog ihn diesmal direkt mit. Jetzt wurde es also erst so richtig ernst.

Sie betraten den Raum und er stellte fest, dass es ein normales Büro war. Zwei pinke Stühle stachen ihm ins Auge und er rollte die Augen.
 

„Jetzt weiß ich auch, wieso du die Praxis gewählt hast.“, sagte er grinsend.
 

Es war kein Geheimnis, dass ihre Lieblingsfarbe pink war.

Sie grinste zurück und setzte sich auf den linken Platz, während er sich zu ihrer Rechten hinsetzte.
 

Er konnte sich gar nicht so richtig umgucken, da kam auch schon eine Frau mittleren Alters herein und begrüßte die beiden. Mariah gab dabei den Bogen für die Zusatzleistungen bei ihr ab.
 

„Schön, dass Sie ihren Partner diesmal mitgebracht haben.“, lächelte sie.
 

Irgendwie war ihm leicht unwohl. Aber da musste er jetzt durch. Er wollte das ja und Mariah war ihm gefolgt. Also...
 

Kurz erklärte die Ärztin dass sie für die Ersttrimesterscreening einen gesonderten Termin veranlassen würde und was dort gemacht wird. Yuriy verstand kein Wort außer vielleicht „kindliche DNA“ und „mütterliche Blutwerte“. Er würde es daheim einfach nochmal im Internet nachlesen.
 

„Okay, dann... der Urin war unauffällig. Ihr Gewicht hat sich um zwei Kilo erhöht im Vergleich beim letzten Mal...sehr schön. Haben Sie noch Übelkeitsbeschwerden?“
 

„Nur noch morgens eigentlich.“, antwortete sie.
 

„Ja, gut.“
 

„Verschwinden die irgendwann?“, fragte er dazwischen und die Ärztin sah auf.
 

„Nun ja. So genau kann man das nie sagen. Im Durchschnitt haben 70% der werdenden Mütter die übliche 3-Monats Übelkeit und danach sind sie beschwerdefrei. Aber da ist jeder Körper anders. Es gibt auch Frauen, die haben durchgängig bis zur 34. Schwangerschaftswoche oder darüber hinaus Übelkeitsbeschwerden. Andere wiederum überhaupt keine.“, erzählte sie ausführlich und richtete sich dann an die Rosahaarige, „Wichtig ist, vermeiden sie weiterhin jegliche Art von Milchprodukten und Fette, sowie stark gewürzte Gerichte. Also, kein Chinesisch in nächster Zeit.“, witzelte sie, „Wenn sie selbst noch in zwei-drei Wochen über Übelkeit klagen, versuchen Sie mal Ingwer-Tee. Ist ein altes Hausmittel, das beruhigt den Magen.“
 

„Werde ich probieren.“, sagte sie leise.
 

„Wo waren wir, ach ja, hier. Der Blutdruck war auch völlig normal. Super. Dann machen wir jetzt die Ultraschalluntersuchung. Sie kennen den Weg. Möchten Sie mit?“
 

Yuriy hatte gar nicht zugehört und wurde erst durch Mariahs Schubser aus seinen Gedanken gerissen.
 

„Eh...“
 

„Ultraschall... Schatz.“, sagte sie leise und setzte mit Absicht diesen Kosenamen für ihn hintendran, mit einem pikanten Unterton.
 

Sie nannte ihn eigentlich nie so. Das tat sie nur dann, wenn sie sauer war.
 

„Eh... ja. Gern.“
 

„Schön, dann ins Nebenzimmer.“
 

Nebenzimmer? Als die Ärztin die Tür rechts neben ihn öffnete, wurde ihm bewusst, dass er diese gar nicht wahrgenommen hatte, als er hier rein kam. Mariah ging vor, und er folgte ihr, während die Ärztin hinter ihm her kam und die Tür schloss.
 

Sie legte sich auf die Liege und natürlich war hier kein weiterer Stuhl. Er wollte gerade einen genervten Laut von sich geben, als die Ärztin ihm anbot einfach sich auf die Liege zu setzen.
 

„Achtung, es wird wie immer kurz kalt.“, sagte sie und schmierte irgendeine transparente Creme auf ihren Bauch, „Dann wollen wir doch mal schauen...was es so macht.“, und nahm die Ultraschallsonde in die Hand, um es nur kurze Zeit später auf ihren Bauch abzusetzen.
 

Yuriy sah gespannt auf den Monitor... Er kannte ja die anderen Bilder schon und war daher nicht mehr so sehr neugierig, wie zu Anfangs. Bis die Ärztin ihr Tun kommentierte.
 

„Da ist es ja. Schön aktiv, Herzaktivitäten sehr gut.“
 

Der Russe war überrascht über das laute Geräusch, das vom Ultraschallgerät kam.

Die Ärztin sah kurz seine Überraschung im Augenwinkel und lächelte.
 

„Das ist der Herzschlag, den Sie gerade hören.“, sagte sie daraufhin.
 

Eine andere Schwester, die noch mit im Raum war, notierte währenddessen alle Daten in Mariahs Mutterpass.
 

„Es ist 46 Millimeter groß, Kopfumfang ca. 19 Millimeter, alles noch im normalen Rahmen. Ich denke mal, es wird so ca. 12 Gramm wiegen. Plus - Minus, eher Plus.“
 

Es faszinierte ihn und er konnte gar nicht mehr wegsehen und erst der Rhythmus des kleinen Herzens...

Die Größen, die die Ärztin ablas, waren für ihn kaum vorstellbar, aber auf dem Monitor konnte er sehen, dass es echt war. Er hätte nicht gedacht, dass sich der Besuch hier, doch noch lohnen würde.
 

„Hier können Sie schon Handgelenke... Sekunde, ich mache es für Sie ein bisschen größer... hier. Handgelenke, Ellenbogen, die Händchen, die sie auch mittlerweile zur Faust schließen können. Können wir alles schon sehen.“
 

Plötzlich spürte er Mariahs Hand in der seinen und er sah kurz zu ihr. Sie lächelte ihn sorglos an. Er drückte ihre Hand sanft in der seinen, bevor sie ihren Blick wieder gen Ärztin richtete.
 

„Ab wann...“, begann sie und die Ärztin vermutete schon, was sie fragen wollte.
 

„Was es wird? Jedenfalls kann ich es Ihnen heute noch nicht sagen. Mit hoher Wahrscheinlichkeit erst ab der 14. oder 15. Schwangerschaftswoche. Und auch nur dann... wenn es auch mitspielt.“
 

„Wie meinen Sie das?“, fragte Yuriy nun nach.
 

„Es müsste dafür auf jeden Fall auf dem Rücken liegen und leider ist es häufig so, dass die Kleinen ihre Geschlechtsorgane geschickt mit Händen und Füßen verdecken. Da müssen wir einfach abwarten.“, lächelte sie, „Es sei denn, Sie wollen sich überraschen lassen.“
 

Er dachte kurz darüber nach. Eigentlich hatte er sich um das Geschlecht noch gar keine Gedanken gemacht.
 

„Also... beim nächsten Mal?“, fragte die Rosahaarige.
 

„Ja. Wir sind hier auch durch. Ich mach ihnen noch ein schönes Foto... fürs Album und dann können wir noch einmal kurz rüber gehen.“
 


 

Drüben wieder angekommen stand der Rothaarige immer noch total neben der Spur. Er hatte das Ultraschallbild in seinen Händen und schaute permanent darauf.
 

„So. Was ich Ihnen noch sagen wollte. Wichtig. Bitte erschrecken Sie sich nicht, wenn Sie ein Geräusch hören, was sie nicht ausmachen können.“
 

Yuriy horchte auf.
 

„Die Entwicklung des Mundes ist auch schon im vollen Gange. Erste Zahnknospen, es wird das Mündchen öffnen, um Fruchtwasser zu trinken oder zu gähnen. Was vor allem oft vorkommt, ist der Schluckauf. Machen Sie sich keine Sorgen. Das ist völlig harmlos, im Gegenteil, es sind wichtige Atemübungen.“
 

„Schluckauf?“, fragte sie nach.
 

„Ja. Beim Trinken, wird es sich mit Sicherheit verschlucken. Aber wie gesagt, es ist nicht gefährlich. Sie sollen sich nur nicht erschrecken und in Panik verfallen.“
 

„Okay.“, nickte sie.
 

„Was für die Ernährung wichtig ist, das wollte ich Ihnen noch mit auf den Weg geben. Ihr Schilddrüse wird sich verändern, etwas größer werden und mehr Produktionen aufnehmen, da der Fötus jetzt von ihrer Jodversorgung abhängig ist. Um den gesteigerten Bedarf zu decken, sollten sie regelmäßig Seefisch essen. Makrelen, Seelachs, Kabeljau, etc. Sie wissen schon.“, sagte sie und tippte etwas in den Computer ein, „Aber: Roher Fisch. Weiterhin Tabu. Kein Sushi, kein Fondue, allgemein kein rohes Fleisch, auch kein Carpaccio oder auch Fleisch auf Medium oder gar blutig. Bitte solche Sachen immer gut durchbraten.“, sagte sie und seine Freundin nickte. - Er konnte sich das gar nicht alles merken...
 

„Ansonsten, denken Sie an den Ingwer-Tee, wegen der Übelkeit und dann sehen wir uns in zirka zwei Wochen wieder, hoffentlich mit einer guten Lage, des Kleinen, beziehungsweise kommen sie nächste Woche einmal wegen dem Ersttrimesterscreening. Da werden wir uns allerdings nicht sehen.“, sagte sie zum Schluss und lächelte ihnen beiden zu.
 

Beide verabschiedeten sich von ihr und verließen das Behandlungszimmer. Yuriy wollt schon die Praxis verlassen, als sie ihn aufhielt.
 

„Ich mach noch schnell die zwei Termine.“
 

„Ist gut. Ich warte draußen, okay?“
 

Sie nickte ihm zu und er verließ die Praxis schon einmal.
 

* * *
 

Sie genoss das warme, dampfende Getränk vor ihr in der Tasse und konnte gar nicht genug davon bekommen. Der Tipp ihrer Frauenärztin war goldwert. Ingwer Tee rettete ihr das Leben.

Sie saß gerade bei Hiromi zu Hause. Kai und sie bewohnten ein super schönes Loft mit zwei Etagen. Es war elegant eingerichtet. Sehr modern. Viel weiß, mit blauen Akzenten. Hiromi hatte mal erzählt, dass er zum größten Teil alles eingerichtet hatte. Was sie überraschte. Sie hätte nicht gedacht, dass Kai einen Sinn für Kreativität hatte.
 

„Also. Wie lief die Kontrolle?“, fragte die Braunhaarige und nippte an ihrem Latte Macchiato.
 

„Gut.“, lächelte sie, „Yuriy war kaum mehr aus dem Behandlungsraum rauszubekommen. Ich glaube, er hat sich das ganze total langweilig vorgestellt, aber als er unser Kind im Monitor gesehen hatte... ich werde den Blick niemals mehr vergessen.“, schwärmte sie.
 

„Also ist er im inneren doch ein Softie.“, kicherte Hiromi.
 

„Vielleicht.“, grinste sie.
 

„Schmeckt der Tee?“
 

„Unfassbar gut.“
 

„Ich hab mich einmal vergriffen im Regal und es erst daheim bemerkt. Gut das er jetzt eine Verwendung hat. Du kannst die Packung gerne mitnehmen. Trinkt hier sowieso keiner.“
 

„Wirklich? Danke. Das erspart mir den Weg zum Supermarkt.“
 

„Nichts zu danken.“, lächelte sie und stellte ihre Tasse auf dem Glastisch ab, „Ich kann es irgendwie immer noch nicht ganz glauben, dass du... dass ihr...“
 

„Schwanger seid?“, beendete sie Hiromis angefangenen Satz.
 

„Ein Kind bekommt.“, bestätigte sie, „Und wie schnell es sich entwickelt. Es sind erst drei Monate... und man sieht so viel auf den Bildern.“
 

„Ja, oder? Ich bin da ganz bei dir. Selbst, als ich das erste Mal bei der Untersuchung war, hat es sich super schön angefühlt. Da hat man wirklich nicht gedacht, dass das ein Mensch werden soll. Mein erster Gedanke war, dass es aussieht wie eine Kartoffel...“, lachte sie und trank wieder einen Schluck aus ihrer Tasse.
 

„Wisst ihr schon was es wird?“
 

„Nein. Aber vielleicht bei der nächsten Untersuchung, wenn wir Glück haben.“
 

„Ganz ehrlich Mariah. Was wünschst du dir?“
 

Die Rosahaarige setzte ihre Tasse auf ihrem Bein ab. Was wünschte sie sich... sie wusste es ehrlich gesagt nicht. Sie hatte bisher auch nicht darüber nachgedacht. Eigentlich war es ihr auch egal, Hauptsache es war gesund. Das war doch das Wichtigste.
 

„Ich weiß nicht...“, sagte sie daher zu ihr, aber dachte noch einmal kurz nach, „Vielleicht ein Mädchen. Damit kann ich wenigstens umgehen.“
 

„Ein Mädchen also.“, lächelte die Braunhaarige.
 

„Einfach nur ein Bauchgefühl.“
 

„Ich würde sagen, hauptsächlich mehr Eigenschaften von dir, als von ihm.“
 

„Oh ja, bitte. Sie sollte sich schon durchsetzen können, aber dennoch gerecht bleiben.“
 

„Und wenn es ein Junge wird?“
 

„Dann kann er trotzdem gerne meine Eigenschaften haben.“, lachte sie, „Aber... es hätte auch etwas Gutes, wenn es ein Junge wird.“
 

„Und die wäre?“
 

„Dann müsste Yuriy ihm den ganzen Männerkram erklären. Das werde ich ganz sicher nicht machen.“
 

„Meinst du, das wäre eine gute Idee? Wir wissen beide, wie Yuriy war, bevor du ihm den Kopf verdreht hast.“
 

„Stimmt. Dann... keine Ahnung. Es wird ein Mädchen. Besser wäre es. Ich möchte ungern ein Weiberheld großziehen müssen.“
 

Hiromi lachte und nahm einen Schluck aus ihrer Tasse.
 

„Und... wie läuft es sonst so mit Yuriy?“
 

„Eigentlich... ganz gut. Ich hab nicht mehr so starke Stimmungsschwankungen. Es hält sich in Grenzen. Er unterstützt mich auch gut. Bei der Arbeit hat er mir eine halbe Stunde länger Pause gegönnt und sich sogar um einen Kennlerntermin gekümmert.“
 

„Freiwillig? Mit Heimkindern und möglichen Adoptionseltern?“, fragte sie überrascht nach.
 

„Ich glaube... er ist unsicher. Er hat vorher nur den nötigsten Kontakt mit den Kids gehabt. Seit ich schwanger bin, ist er öfters da. Manchmal... da beobachtet er mich dabei. Er will wohl später alles richtig machen.“
 

„Ich finde es süß. Aber...“, sagte sie und schaute sie nachdenklich an, „Irgendwas ist... Hast du Sorgen?“
 

„Nein... nicht wirklich, außer... na ja, vielleicht...“
 

„Mariah... spuck's aus.“, ermutigte Hiromi sie.
 

„Das.. ist mir ein bisschen... unangenehm.“
 

„Du weißt, dass du mit mir über alles reden kannst. Das sage ich auch immer Naomi und sie ruft mich wegen jedem Wehwehchen an.“
 

„Du kannst halt gut zuhören.“, lächelte die Rosahaarige.
 

„Also? Wo liegt dein... Wehwehchen?“
 

„Es geht um... Aber ich hab dich gewarnt.“
 

„Schieß los.“
 

„... ich fühl mich manchmal so unwohl, wenn Yuriy und ich... na ja, miteinander schlafen, seit ich schwanger bin.“
 

„Oh.“, kam es nur von ihr und Mariah merkte, dass ihr das auch unangenehm war.
 

Wie schafften es nur immer die Männer, so offen mit dem Thema zu sein? Zumindest unter ihres Geschlechts. Für sie war das einfach zu persönlich und sie verstand nicht, wie man damit hausieren konnte.
 

„Wie meinst du das, unwohl?“
 

„Ich hab Angst... dass das irgendwie... nicht gut für das Kind wäre, wenn wir intim werden. Ich mein... es ist auch total komisch. Wenn ich im Auto sitze, oder im Fahrstuhl ... mir wird schlecht, aber wenn ich mit ihm Sex habe, da hab ich immer die Befürchtung, dass ich mich da auch übergeben könnte. Ach, das ist total doof... vergiss das wieder.“
 

„Ist schon gut. Du machst dir Gedanken darüber. Das ist okay. Hast du das deine Frauenärztin gefragt?“
 

„Nein. Ich.. wollte. Aber Yuriy war ja die ganze Zeit dabei und mir war das peinlich. Also hab ich nicht nachgefragt.“
 

„Das hättest du vielleicht mal machen sollen. Ich bin da keine Expertin.“
 

„Nicht böse gemeint, Hiromi, aber ich bin auch nicht davon ausgegangen.“
 

„Schon klar. Aber ich möchte dir dennoch zu hören. Also?“
 

„Ich vermisse es, diese Unbeschwertheit. Und auch so... unsere... ich nenne es mal Experimente.“, begann Mariah.
 

„Experimente?“, fragte sie argwöhnisch nach.
 

„Bist du sicher, dass ich weiterreden soll? Es ist... speziell.“
 

„Ihr macht aber kein Sadomaso, oder so?!“
 

„Nein!?“, spie sie entsetzt, "Nein... manchmal könnte man sagen, dass es in die Richtung gehen könnte, aber das wäre gewagt.“
 

„Kommt drauf an, was du damit so verbindest.“
 

„Also... so... Sex an ungewöhnlichen Orten, leichte Fesselspiele, Anal-“
 

„Stopp.“
 

„Schon zu viel?“
 

„Ich muss mich überwinden, das zu fragen... ungewöhnliche Orte? Wirklich?“
 

„Es ist aufregend... Vielleicht ist das der Kick, entdeckt zu werden? Ich weiß auch nicht, immer im Bett ist langweilig.“
 

„Wo... also... oh Gott, das ich das wirklich frage-“, sagte Hiromi peinlich berührt, doch Mariah fiel ihr ins Wort.
 

„Du musst echt lockerer werden, Hiromi. Wir sind doch unter uns und ich werde es keinem erzählen, dass wir darüber geredet haben.“, lächelte sie.
 

„Okay. Wo... habt ihr denn... so...“
 

„Klassiker ist im Auto...“, sagte sie und trank wieder etwas von ihrem Ingwer Tee, wobei sie hintendran leise setzte, „... auf dem Firmenparkplatz.“
 

„Ihr habt-?! Da parken auch Kunden!“, sagte sie entrüstet.
 

„Bleib locker... unser Auto hat getönte Scheiben,... also... man würde nicht viel sehen von außen.“
 

„... weiter?“, seufzte sie resigniert.
 

„Im Club... auf der Toilette, wobei... es muss schon relativ sauber sein. Also nicht in einer diesen überfüllten Clubs, bei denen einfach jeder reinkommt. Yuriy hat ein paar Kontakte zu exklusiv Läden. Die sind dafür ganz geeignet.“
 

Hiromi sagte nichts weiter dazu, also erzählte sie einfach weiter.
 

„Beim Baggersee... ob im Wasser, oder in irgendeinem Gebüsch.“
 

„Wirklich jetzt? Also... im Wasser.. okay. Der Baggersee ist groß. Aber...“
 

„Guck mich nicht so vorwurfsvoll an. Ich will ja nichts sagen, aber was ich von Yuriy gehört habe, dass du und Kai in seinem Büro sogar-“
 

„Das... das war was anderes.“, unterbrach sie die Rosahaarige kleinlaut.
 

„Natürlich.“, sagte sie sarkastisch.
 

„Die Initiative ging da von ihm aus. Nicht von mir. Und... wir haben da erst... vor kurzem... na also, damit angefangen.“
 

„Hiromi. Du musst dich nicht rechtfertigen. Es ist okay. Jeder hat mal so eine Phase.“
 

„Ich wollte es nur gesagt haben, aber so extravagante Ideen, wie bei euch... das würde mir im Leben nicht einfallen.“
 

„Hast du denn keine Vorlieben beim Sex? Es kann auch etwas völlig banales sein.“
 

„Ich... will nicht darüber reden. Wirklich nicht. Mariah. Du kannst gerne davon erzählen, wie das bei dir so ist. Ich hör einfach nur zu, okay?“
 

„Jedenfalls...“, sie seufzte, "Manchmal hatten wir auch einfach losgelegt, ohne großes Vorspiel und einmal hatten wir... im Restaurant uns nur... angeheizt.“, leicht biss sie sich auf die Unterlippe, als sie an das Ereignis zurückdachte.
 

„Ich ahne schlimmes.“
 

„Der Tisch hatte einfach ein einladendes großes Tischtuch... so tun, als ob etwas runter gefallen ist und..“
 

„Okay... nein. Stopp. Ich will es doch nicht mehr hören.“
 

Mariah kicherte.
 

„Du denkst aber jetzt darüber nach. Das war es schon wert.“, lachte sie.
 

Hiromi legte ihre Hand ins Gesicht und man sah ihr die Röte deutlich an.
 

„Auf was ich hinaus wollte...“, kam Mariah zum eigentlichen Thema zurück, „... wir mögen es halt auch etwas härter. Mit Rekordzeiten, öfters als nur einmal... aber seit ich schwanger bin... ist er so übervorsichtig. Was sicherlich auch an mir liegt, weil ich mir ja auch unsicher bin. Ich hab vorher zum Beispiel ihn gerne geritten, aber das traue ich mir nicht mehr zu,... ich weiß auch nicht.“
 

„Sollen wir es googeln?“
 

„Ich hab null Plan davon. Wir haben nur ein Laptop daheim und ich geh da nie ran, weil er den zum Arbeiten braucht.“
 

„Kai hat unten sein Büro. Wir können an den Rechner. Ich kenne sein Passwort.“
 

„Wenn es okay ist... nicht dass du ärger von ihm bekommst.“
 

„Ach nein, ich darf es mitbenutzen. Ich und Naomi telefonieren manchmal über Videochat.“
 

„Dann... wäre gut.“
 

„Dann komm.“, sagte Hiromi und wartete auf die Rosahaarige, bevor sie vorging.
 

* * *
 

„Das Zimmer?“, fragte der Graublauhaarige und sah sich um.
 

„Jap. Meinst du, es reicht?“
 

„Klar... ist schön hell... viel Platz. Hast du genauere Vorstellungen?“
 

„Dachte direkt neben der Tür das Bett... daneben eine Kommode...“, zeigte Yuriy und wandte sich dann zur Wand um gegenüber dem Fenster, „Hier ein großer Kleiderschrank.“
 

„Könnt klappen. Aber du solltest das mit Mariah abklären. Außerdem ist es noch zu früh, sich um eine Einrichtungen zu kümmern.“
 

„Eigentlich,... wollte ich das so schnell, wie es geht, fertig haben.“
 

„Sie ist erst im 3. Monat. Das ist noch ein halbes Jahr. Außerdem, wisst ihr doch gar nicht was es wird. Machst du die Wände blau und es wird ein Mädchen, kannst du gleich alles nochmal neu machen.“
 

„Es wird ein Junge.“
 

„Das weißt du doch noch gar nicht.“
 

„Ich hab's im Urin.“
 

„Urin? Okay, lassen wir das.“, sagte Kai kopfschüttelnd, „Wir brauchen eine Liste, für die Dinge die wir brauchen.“
 

„Besorge ich.“
 

„Wir können die Jungs fragen, ob sie helfen...“
 

„Meinst du, die machen das?“
 

„Fragen kostet nichts, oder?“, stellte er die Gegenfrage, doch von Yuriy bekam er keine Antwort mehr.
 

Er schien auch auf einmal so abwesend zu sein.
 

„Schaffst du das finanziell?“, fragte Kai dann.
 

„Klar. Ich hab schon was beiseite gelegt.“
 

„Du weißt... wenn irgendetwas sein sollte, Geld-technisch, ich kann da sicherlich was machen.“
 

„Alles gut, Kai. Ich bin dein Firmenpartner. Ich weiß, was ich verdiene.“
 

„Na schön. Und was ist mit Mariahs Geburtstag?“
 

„Nächsten Monat? Dachte wir feiern hier. Ist sicherer für sie. Im Garten ist viel Platz.“
 

„Ihre Familie kommt auch, oder?“
 

„Lee und die zwei anderen, ja. Nur über das Wochenende.“, sagte der Russe ruhig.
 

„Weiß er es?“
 

„Wer? Lee. Ja. Er hat es gut aufgenommen, obwohl ich echt was anderes erwartet hätte. Nach dem wir uns am Anfang nicht riechen konnten. Vielleicht nimmt er sich auch nur zurück, weil er weiß, dass er mich und Mariah nicht trennen kann.“
 

„Vielleicht.“, sagte Kai und war nun derjenige der besorgt aussah, „Hast du... nicht Angst es zu verkacken?"
 

„Mit was?“, fragte der Rothaarige verwirrt nach.
 

„Mit dem Kind. Als Vater... du hattest ja nicht gerade das beste Vorbild.“
 

Yuriy fühlte sich kurz in der Vergangenheit wieder. Er hatte lange nicht mehr daran gedacht. Es war ein Teil seines Lebens, den er gerne vergessen hatte.
 

„Tut mir leid. Ich hätte nicht-“
 

„Schon gut. Mein Vater war schwach und ein Arschloch. Ich weiß wenigstens, wie ich es nicht mache.“, sagte er gleichgültig, zumindest gab er es Kai so vor, „Wann kommt dein Kind?“, fragte er dann grinsend.
 

„Yuriy...“, gab Kai vorsichtig von sich.
 

„Was denn? Man darf ja wohl noch fragen.“
 

„Nur weil ihr Frühzünder seid, muss es das bei uns nicht auch sein.“
 

„Sie sagte, sie hätte gern ein Kind.“, sagte er und verdrehte dabei mit Absicht Hiromis Worte, von vor ein paar Wochen.
 

„Was? Wann hat sie das gesagt?“, fragte er geschockt.
 

„In Japan. Auf dem Treffen.“
 

„Du verarschst mich.“
 

„Tja... offenbar musst du dich ran halten.“, versuchte er es ernst zu sagen, konnte sich aber sein Lachen kaum verkneifen.
 

Er sah, wie Kai nachdachte, bis er es richtig stellte.
 

„Chill... sie sagte, irgendwann.“
 

„Du bist ein Idiot.“
 

„Hast du echt gedacht, sie will jetzt nachziehen?“, lachte er dann doch.
 

„Nein... sie ist wenigstens vernünftig.“
 

„Jaa... vernünftig langweilig. Streberin, Studentin... Bachelor machen.“
 

„Vielleicht wird sie ja bald deine Vorgesetzte.“, konterte er ihm.
 

„Eher würde ich mich erschießen. Sie jagt mich ja jetzt schon rum, wie ihr Sklave.“
 

„Sie lernt vom Besten.“, grinste er, worauf er einen Schlag auf den Arm kassierte.
 

* * *
 

Mariah staunte nicht schlecht, als sie auf der unteren Etage ankamen. Gleich links der Tür war eine kleine Einbauküche und rechts befand sich das Bad. Der hintere Raum war besonders groß. Es war eindeutig Kais Zimmer. Überall hinter den Wandregalen und hinter dem Sideboard waren blaue LED verbaut. Man brauchte gar kein natürliches Licht mehr, da es so gut ausgerichtet war.
 

Hiromi setzte sich an den Schreibtisch und die Rosahaarige fragte sich, wieso man gleich vier Bildschirme brauchte. Drei in einer Reihe und einen großen über den anderen, an der Wand hängend.

Die Braunhaarige schaltete nur den mittleren Monitor an und schon war die Anmeldeseite zu sehen.
 

„War der nicht aus?“, fragte sie.
 

„Nein, er lässt ihn durchgehend laufen. Da hinten stehen Server, die alle Daten aus der Firma hier speichern.“, erklärte sie und deutete nach hinten, „Du glaubst gar nicht, wie viel Strom das frisst. Aber er meinte, dass es wichtig ist, dass das Teil im Dauerbetrieb ist.“
 

Hiromi zog unter dem Tisch die Tastatur aus und gab auch prompt das Passwort ein. Es war... lang. Und kompliziert. Sie konnte ihren Fingern nicht ganz folgen. Nicht dass es sie das interessieren würde, aber mit einem fast 15 Zeichen Passwort hatte sie nicht gerechnet.
 

„Wie du dir das merken kannst...“, flüsterte sie, doch sie wurde gehört.
 

„Wenn du es fast täglich benutzt, ist es eigentlich ganz einfach. So. Soll ich googeln nach Sex in der Schwangerschaft?"
 

„Ja. Klingt gut.“
 

Sie öffnete den Browser und gab in der Suchmaschine die Stichworte ein. Sie klickte gleich den ersten Link an und kamen zu einer Seite, die einen langen Text beinhaltete.
 

„Hier steht... Grundsätzlich spricht nichts dagegen, in der Schwangerschaft Sex zu haben. Das ungeborene Kind ist durch die Gebärmutter und das Fruchtwasser gut geschützt und nimmt bei normalem Geschlechtsverkehr keinen Schaden... Da hast du eigentlich schon deine Antwort.“
 

„Da steht aber, normalem Geschlechtsverkehr.“
 

„Okay.. ich les weiter.“, sie überflog einige Stellen, „Wann Vorsicht geboten ist: Bei bestimmten Schwangerschaftsrisiken kann es nötig sein, beim Sex auf das Eindringen zu verzichten. Dazu zählen Infektionen, Blutungen, vorzeitige Wehen, ein ungünstig liegender Mutterkuchen oder ein Blasensprung. Nichts, was dich betrifft.“
 

Mariah neigte sich dem Monitor mehr zu und las den nächsten Abschnitt selbst.
 

„Vorsicht ist außerdem geboten... im ersten Drittel der Schwangerschaft, falls die Schwangere schon einmal eine frühe Fehlgeburt hatte - betrifft mich nicht. Im letzten Schwangerschaftsdrittel, wenn sich eine Frühgeburt abzeichnet und bei Mehrlingsschwangerschaften... okay soweit bin ich noch nicht.“
 

„Siehst du. Du kannst also beruhigt sein und ihr könnt einfach so weitermachen wie bisher.“, sagte Hiromi, doch Mariah war mit solchen Aussagen dennoch nicht zufrieden.
 

„Kannst du noch eine andere Seite aufrufen?“
 

Sie seufzte.
 

„Aber nur, wenn du es die Letzte ist. Ich kann mir nicht vorstellen, dass es mehrere Meinungen dazu gibt.“
 

„Ich möchte nur sichergehen.“
 

Hiromi klickte zurück und nahm dann den zweiten Link.
 

„Die schreiben: Keine Frau muss auf Sex in der Schwangerschaft verzichten, wenn letztere normal verläuft. In einigen Fällen müssen Paare aus medizinischen Gründen ihr Sexualleben in der Schwangerschaft einschränken. Weiter unten mehr dazu...“, sagte sie und scrollte weiter runter, „... Das Kind ist im Bauch der Mutter durch die Gebärmutter, das Fruchtwasser und die umgebenden Muskeln gut geschützt, so dass ihm Erschütterungen nicht schaden. Auch wenn der Bauch beim Orgasmus hart wird, und die Gebärmutter pulsiert, geht es dem Kind gut. Siehst du... bist du jetzt beruhigt?“
 

Mariah stachelte Hiromi an weiter runter zu scrollen. Sie überflog nur noch die Texte, bis sie zu einem Abschnitt kam, der vor allem kurz vor der Geburtszeit sprach.
 

„Kurz vor dem Geburtstermin hat Sex in der Schwangerschaft manchmal einen hilfreichen Nebeneffekt: Die im Sperma enthaltenen hormonähnlichen Substanzen, die sogenannten Pros-tag-landine...", sagte sie den Fachbegriff langsamer aus, „... können Wehen auslösen. Außerdem machen sie den Muttermund weicher und erleichtern dessen Öffnung. Aber kein Grund zur Sorge: Dies geht nur, wenn Ihr Körper bereit für die Geburt ist... Na ja, okay. Das... ist noch zu früh für mich.“, endete Mariah.
 

„Hier auch nochmal Mariah, wann soll verzichtet werden: frühere Fehl- oder Frühgeburten, vorzeitige Wehen, vorzeitiges Öffnen des Muttermunds, Verlust von Fruchtwasser, ungünstige Lage des Mutterkuchens, Mehrlingsschwangerschaften, Blutungen oder Infektionen. Alles was dich nicht betrifft. Aber besser wäre es, wenn du beim nächsten Mal mit deiner Frauenärztin sprichst. Sie kann gezielt auf deine Fragen eingehen, als das Internet, bei dem alles nur verallgemeinert wird.“
 

„Du hast vermutlich recht.“, seufzte sie.
 

Sie war immerhin ein bisschen beruhigt.

Gewissheit

Sie kam gerade vom Frauenarzt, als sie das Foyer ihrer Arbeitsstelle betrat. Hiromi war dabei gewesen, die gerade nach ihr durch die Eingangshalle kam.
 

„Kommst du klar?“, fragte sie die Rosahaarige.
 

Sie nickte nur. Bestimmt wollte sie kurz zu Kai.

Die Braunhaarige war kaum im Fahrstuhl verschwunden, reichte ihr jemand einen Flyer. Sie sah an dem Arm hoch und schaute verblüfft, als sie Bryan entdeckte, der mit geschlossenen Augen an der Wand lehnte und nur seinen Arm hob.
 

„Ich denke nicht, dass ich ein Flyer brauche, Bryan.“
 

Er sah auf und zog augenblicklich das Papier zurück.
 

„Oh. Sorry. Hab dich nicht gesehen.“
 

„Wenn man halb schläft, dann sieht man auch für gewöhnlich nichts.“
 

„Sorry...“, sagte er und richtete sich auf, „Hab nicht so gut geschlafen. Wie geht's dir?“
 

„Gut.“, lächelte sie und sie legte ihre Hand schon automatisch auf ihren Bauch.
 

Mittlerweile konnte man bereits zumindest ansatzweise eine kleine Wölbung erkennen. Sie erkannte Bryans Blick auf sich ruhen.
 

„Heute war der besondere Termin, hm? Yuriy geht einem schon den ganzen Tag damit aufn Sack.“
 

„Tut er das?“
 

„Furchtbar. Er ist so aufgeregt, dass er heute den Termin fast verschwitzt hatte und den Kunden 'ne halbe Stunde warten ließ.“, grinste er und nickte ihr zu, „Und? Was wird es jetzt?“
 

Sie wandte sich leicht von ihm ab und grinste. Wenn sie es schon sagen würde, dann hatte Yuriy zuerst das Recht dazu.
 

„Er wird es dir mit Sicherheit sagen. Wo ist er?“
 

„In irgendeinem Kennlernzimmer...“
 

„Danke.“, sagte sie lächelnd und ging rüber zu den Treppen.
 

Auch wenn ihr nicht mehr so viel und so schnell schlecht wurde, war ihr der Fahrstuhl immer noch nicht so geheuer. Sie nahm daher lieber die Treppen. Als sie im ersten Stockwerk ankam, auf dem die Spielzimmer waren, um Adoptiveltern und Kindern näher zusammen zu bringen, sah sie durch jedes Zimmer.

An der vierten Tür blieb sie stehen und lächelte, als sie Yuriy entdeckte, der gerade im Gespräch mit einem jungen Paar war. Während ein kleiner Junge, vielleicht im Alter von einem Jahr neben ihnen auf einem Spielteppich saß und Bausteine aufeinander stapelte.
 

„Sie können auch ein Wochenende beantragen, wenn es vom Jugendamt genehmigt wird, und davon gehe ich aus, können Sie schauen, wie er auf Ihr Zuhause reagiert.“
 

„Das wäre eine wunderbare Idee.“, hörte sie dem Gespräch nur kurz zu, bevor sie sich in den Gang, auf einen Stuhl setzte.
 


 

„Dann verbleiben wir erst einmal so. Ich werde mich mit dem Jugendamt in Verbindung setzen und geb Ihnen dann in den nächsten Wochen Bescheid.“, hörte sie Yuriy sagen und wenig später verließ das junge Paar das Zimmer und gingen den Flur zurück zu den Fahrstühlen.
 

Mariah stand auf und ging zum Türrahmen. Sie sah wie Yuriy einige Unterlagen auf einem Tisch zusammenlegte, während der Junge immer noch begeisternd einen Turm baute. Sie machte sich nicht bemerkbar und konnte daher sehen, wie er nun sein Blick auf das Kind richtete und sich neben diesem in die Hocke ging.
 

„Jetzt müssen wir nur noch warten, auf die Tante vom Waisenhaus.“
 

„Pupu“, brabbelte er und Mariah musste grinsen.
 

Yuriy wirkte irgendwie verloren, als er wohl versuchte die Worte des Kleinen zu entziffern. Als der Junge dann noch anfing zu weinen, wurde er immer fahriger und sah immer wieder auf die Uhr an der Wand.
 

„Wo bleibt die Olle...“, zischte er, „Hey... nicht. Nicht weinen, was hast du denn?!“
 

„Ich denke, seine Windel ist voll.“, sagte sie und er stand im nu wieder gerade.
 

„Wie lange stehst du da schon?“
 

„Nicht lange.“, sagte sie und betrat das Zimmer.
 

Sie ging direkt auf das Kind zu, nahm ihre Tasche von den Schultern und reichte diese ihrem Freund.
 

„Nimm mal.“, sagte sie und ging dann auf Augenhöhe mit dem Jungen, „Na du.“, lächelte sie und weinend sah das Kind auf.
 

Sie nahm ihn auf den Arm und fühlte direkt, dass sie Recht hatte. Sie ließ den Rothaarigen komplett außer Acht, als sie zur Wickelkommode hinüberging und während sie ihm eine frische Windel fertig machte, bemerkte sie Yuriys Blick im Rücken.
 

„Frag schon.“, sagte sie nach einer Zeit lächelnd, als sie gerade den letzten Klebestreifen fest klebte.
 

Er stellte sich neben sie, während das Kind vor ihm wieder fröhlich zu ihr hoch sah.
 

„Wie... ist alles gut?“
 

„Jaaa...“
 

„Und... Was kam raus?“
 

Sie wollte ihn ein bisschen zappeln lassen und als es klopfte, fand sie es genau passend. Sie wandten sich beide um und sahen eine Frau im Türrahmen stehen. Es war eine Erzieherin vom örtlichen Waisenhaus, die den kleinen Jungen wieder abholen wollte. Schnell zog Mariah den Jungen wieder an, als Yuriy kurz mit der Dame redete.
 

Als die Rosahaarige den Jungen übergab und beide wieder alleine waren, hielt er es anscheinend nicht mehr aus.
 

„Was wird es jetzt?“
 

Sie lächelte, aber sagte weiterhin nichts. Stattdessen räumte sie die Bauklötze zurück in die Spielkiste.
 

„Mariah... bist du immer noch sauer, weil ich nicht mitgekommen bin?“, fragte er leicht genervt, „Du weißt... Ich konnte nicht. Der Termin kam gestern erst rein und keiner hätte Zeit gehabt, den zu übernehmen. Ich schwöre dir, ich wäre gerne mitgekommen und-“
 

„Ist okay. Ich bin nicht sauer. Ich foppe dich nur.“, lachte sie und schob mit ihrem Fuß die Kiste in eine Ecke zurück.
 

„Das ist nicht witzig...“, schnaufte er und verstaute seine Hände in den Hosentaschen, „Was ist-“
 

"Du bekommst eine Tochter.“, sagte sie ganz belanglos dazwischen und sortierte einige Bücher im Regal, die falsch herum drin standen.
 

„Ein Mädchen?“
 

"Jap.", nickte sie und drehte sich zu ihm herum, „Hast du was anderes erwartet?“
 

„Weiß nicht. Ich...“
 

„Langsam erkenne ich Ähnlichkeiten, zwischen dir und Lee. Ihr denkt immer zuerst an einen Stammhalter. Männer sind so leicht gestrickt.“, und ging mit diesen Worten auf ihn zu.
 

„Vergleichst du mich gerade wirklich mit deinem Bruder?“
 

„Reg' dich ab.“, sagte sie und legte ihre Arme um seinen Hals.
 

Sie hörte ihn Seufzen.
 

„Also... gewinnst du.“, gab er kleinlaut zu.
 

Sie hatten vor ein paar Tagen gewettet, was es wurde. Der Gewinner durfte sich etwas vom Anderen wünschen. Und sie wusste schon genau, was er machen konnte. Die Speisekammer sah aus wie Sau. Alles lag fast kreuz und quer. Die konnte er mal aufräumen. Davor drückte er sich schon die ganze Zeit.
 

„Sieht so aus. Soll ich die rosa Farbe bestellen, oder du?“, grinste sie, weil sie sich diesen Seitenhieb nicht verkneifen konnte.
 

Sie wusste von Kai, dass er sich bereits Gedanken um das Zimmer gemacht hatte und schon kurz davor war, es blau einzufärben.
 

Er grummelte vor sich hin, bevor sie das Gemurmel unterbrach, in dem sie ihn sanft küsste.
 

„War sonst alles gut?“, fragte er leise und sie nickte.
 

„Ihr geht es sehr gut.“
 


 

Ein paar Tage später war sie mit Hiromi unterwegs in der Innenstadt. Seit sie wusste, dass sie ein Mädchen erwartete, konnte sie es sich nicht mehr nehmen lassen, ausgiebig einkaufen zu gehen. Sie klapperten so viele Kindergeschäfte ab und hatten schon einige Sachen besorgt.

Hauptsächlich waren es Klamotten. Bodys, Strampler, Schlafanzüge, Socken, Strumpfhosen, einfach alles, was man so gebrauchen könnte.
 

Sie standen gerade an einer weiteren Kasse und bezahlte gerade einige Schnuller, und Lätzchen, als Hiromi neben ihr, sie auf etwas aufmerksam machte.
 

„Wieso nutzt du eigentlich nicht Yuriys Kreditkarte?“
 

Sie nahm gerade die Tüte an sich, verabschiedete sich von der Verkäuferin freundlich und ging mit der Braunhaarige aus dem Laden.
 

„Du weißt doch, ich mag es nicht so. Er gibt eh schon genug Geld aus.“
 

„Aber er hat sie dir ja nicht umsonst gegeben. Und es ist doch für euer gemeinsames Kind.“
 

„Ja, schon.“
 

„Wieso habt ihr überhaupt getrennte Konten?“
 

„Weil ich das so wollte. Vielleicht bin ich auch ein bisschen Vorbelastet. Lee hat früher auch immer mein Geld verwaltet. Ich finde es gut so, dass ich über mein Geld jetzt selbst verfügen kann.“
 

„Ach so.“, nickte sie verständnisvoll.
 

„Du und Kai trennt euer Geld doch auch.“, warf Mariah dann ein.
 

„Das ging auch nicht anders.“
 

„Wegen?“, fragte sie und liefen langsam durch die Fußgängerzone.
 

„Wegen der Uni. Die wollten eine übereinstimmende Kontoverbindung. Also mein Name, musste identisch sein mit dem Konto.“
 

„Immer dieser bürokratischer Scheiß.“
 

„Ja, aber es ist okay. Kai hat einen Dauerauftrag gestellt.“
 

„Wie viel bezahlt ihr für das Studium?“
 

„Monatlich ungefähr 97,000 Rubel*.“
 

„Geht eigentlich... wenn ich es so umrechne.“, murmelte sie.
 

„Da ist halt alles dabei. Materialkosten, die Essenskarte, ich kann kostenlos mit den Öffentlichen fahren und eben die normalen Kosten für den Studentenplatz.“
 

„Ja, dann geht das wirklich voll klar.“
 

Sie schlenderten weiter durch die Innenstadt. Ab und an schaute sie sich in einigen Schaufenstern um, doch so wirklich sollte sie aufhören, noch weiter Geld auszugeben. Auch wenn es befreiend war, endlich zu wissen, was da in ihrem Bauch genau heranwuchs und sie nach Herzenslust für ihre Tochter einkaufen gehen konnte.
 

Sie hatte nicht nur rosafarbene Kleidung gekauft. Von dem Yuriy mit Sicherheit ausging. Vieles war auch einfach gelb, oder rot, oder auch einfach ein helles braun. Sie wollte nicht übertreiben. Aber ein bisschen bunt durfte es schon sein.
 

„Sag mal, wegen deinem Geburtstag.“
 

„Ja?“, fragte sie und schaute zu ihrer Freundin.
 

„Wer kommt denn alles?“
 

„Ehm... Die Jungs, ihr...“, deutete Mariah sie und Kai an, „Lee und Gary. Kevin kann nicht. Er bleibt bei Meister Tao.“
 

„Ihm geht es immer noch nicht besser?“
 

Sie schüttelte traurig den Kopf.
 

„Er ist jetzt über 90. Wird auch nicht mehr besser, schätze ich.“
 

„Das tut mir leid, ich weiß ja, wie viel er dir bedeutet.“
 

„Er ist... wie ein Vater für mich gewesen, in all den Jahren.“, seufzte sie, „Aber es ist okay. Wenn es soweit ist, dann ist es eben so. Er hatte ein erfülltes Leben.“
 

„Jetzt red' nicht so, als wäre er schon unter der Erde.“, murmelte Hiromi, blieb stehen und legte eine Hand auf ihre Schulter, „Vielleicht solltest du einfach, nochmal zu ihm fliegen?“
 

„In meinem Zustand...“, fing sie an, doch wurde unterbrochen.
 

„Noch geht das bestimmt. Und wenn du magst, komme ich auch mit.“
 

Sie seufzte. Sie würde gerne. Außerdem... gerade jetzt, da sie schwanger war. Sie nickte Hiromi lächelnd zu und versprach, erst einmal mit Yuriy darüber zu reden.
 


 

Am Abend saß sie auf einem Hocker in der Küche und hatte ihren Ellenbogen auf der Arbeitsplatte abgelegt, während sie Yuriy zu sah, wie er die Speisekammer aufräumte. Ab und an hörte sie ihn fluchen, weil er entweder irgendwo mit dem Kopf dran stieß, oder ihm wieder etwas runter fiel.
 

„Blyat. Diese Schräge macht mich irre... Wer kam auf die Idee, die Kammer direkt unter die Treppe zu setzen?!“
 

„Du.“, kommentierte sie grinsend.
 

Er sah böse zu ihr rüber und murmelte noch irgendetwas, was sie allerdings nicht verstand.

Sie sah kurz von ihm ab und schaute zum Fenster raus. Ihr Kopf legte sie auf ihre Handfläche ab. Sie dachte an vorhin zurück. An das Gespräch mit Hiromi und...
 

„Meinst du ich kann das da stehen lassen, ohne dass das Regel mir gleich entgegen kommt?“, fragte er und sie schwankte wieder ihre Gesicht zu ihm um.
 

„Denk schon.“, sagte sie leise.
 

„Was hast du? Hab ich irgendetwas falsch gesetzt? Die Nudeln... oder-“
 

„Nein, schon gut.“, winkte sie ab.
 

Er trat aus der Kammer und wusch sich seine Hände an der Hose ab.
 

„Okay, über was machst du dir Sorgen?“, hörte sie ihn fragen.
 

Sie seufzte, als er sich einen weiteren Stuhl nahm und diesen ihr gegenüber zog, bevor er sich setzte.
 

„Was ist los?“
 

„Tao geht es schlechter.“, murmelte sie und sah auf die Tischplatte.
 

Er sagte erst nichts, aber er legte seine Hand in die ihre, die auf ihrem Bein lag.
 

„Lee hatte gemeint, dass Kevin nicht zu deinem Geburtstag kommen würde.“
 

„Ja. Deswegen.“, bestätigte sie und sah zu ihm hoch, „Yuriy, ich... ich würde ihn gerne besuchen.“
 

„Das wäre mir eigentlich nicht so recht.“, seufzte er und sein Griff um ihre Hand wurde fester, „Du müsstest alleine, ich kann derzeit nicht aus der Firma weg... und... ich weiß auch nicht, ob das so gut ist, für dich.“
 

„Hiromi meinte, dass sie mich begleiten könnte. Ich klär das ab, wegen ihr.“, sagte sie und nahm seine Hand, um diese auf ihren Bauch abzulegen, „Bitte.“
 

Wieder seufzte er.
 

„Ich weiß nicht, Mariah. Wenn irgendetwas ist... der medizinische Fortschritt in China ist nicht sehr weit... wenn euch etwas passiert.“
 

Sie wollte gerade wieder etwas dagegen sagen, als ein komisches Gefühl sie überfiel.

Yuriy musst es auch bemerkt haben, denn er sah plötzlich von ihr ab und schaute auf seine Hand, die immer noch auf ihrem Bauch lag.
 

„Warst du das?“, fragte er verwirrt.
 

„Nein?! Wie soll ich denn...“
 

Das selbe Gefühl kam wieder auf.

Wenn sie es beschreiben müsste, würde sie meinen das es sich anfühlte, als würden kleine Bläschen an der Bauchdecke zerplatzen oder ein Schmetterling mit den Flügeln flattern.
 

„Sie bewegt sich.“, keuchte sie, als sie die Erkenntnis traf.
 

Sie sah auf ihren Bauch hinunter und auch Yuriy nahm seine Hand vorerst von ihr weg, als eine kleine Wölbung sich hervor tat. Die jedoch zugleich wieder verschwand.
 

„Wirklich jetzt?!“, kam es überrascht aus seinem Mund und legte sofort seine Hand zurück auf ihren Bauch.
 

„Doch... ich spüre ihre Bewegungen. Sie bewegt sich, Yuriy.“
 

Sie kam gerade nicht klar mit ihren Gedanken. Alles überschlug sich und sie fühlte die Tränen kommen. Glückliche, zufriedene Tränen. Bisher konnte sie sich immer noch nicht wirklich vorstellen, wie in ihrem Körper ein kleiner Mensch heranwachsen konnte. Auch wenn sie es sehen konnte, wenn sie die Ultraschallbilder betrachtete, oder ihr Kind beim Arzt im Monitor sah. Aber das... die Bewegungen ihrer Tochter. Es löste in ihr den Knoten.
 

„Sie macht es schon wieder.“, lächelte er und sie fühlte die Wärme seiner Hand auf ihrem Schwangerschaftsbauch, als sie sich erneut bewegte.
 

Er legte seine andere Hand ebenso auf ihren Bauch und beide verharrten in dem Moment. Genossen den ersten, emotionalen Kontakt mit ihrer ungeborenen Tochter.

Verwirrung

Es war Samstagabend, als Hiromi gedankenverloren in einem Katalog blätterte. Sie saß im Wohnzimmer und hatte sich zurück gelegt an die Lehne. Ein Glas Wasser stand vor ihr auf dem Glastisch und der Fernseher lief. Aber so richtig konnte, sie sich darauf nicht konzentrieren.

Sie hörte nebenbei Kai, der gerade in der Küche war und die Spülmaschine einräumte. Zumindest sollte er das. Doch sie bemerkte seinen Blick auf sich ruhen und sah zu ihrer rechten. Er stand am Türrahmen gelehnt und trocknete gerade seine Hände mit einem Küchentuch ab.
 

Sie sah ihn fragend an.
 

„Geht's dir gut?“
 

Sie zog eine Augenbraue hoch, auf seine Frage hin. Irgendwie benahm er sich schon den ganzen Abend seltsam. Er hatte heute daheim gearbeitet und als er seine Tätigkeiten unten beendet hatte und mit ihr zusammen zu Abend gegessen hatte, sah er sie ständig merkwürdig an. Als wolle er etwas sagen, aber er kam nicht mit der Sprache heraus.
 

„Ja, klar. Wieso sollte es mir nicht gut gehen?“
 

„Nur so.“, antwortete er viel zu schnell und trat wieder in die Küche zurück.
 

Sie presste ihre Lippen aufeinander. Sie hätte ihn am liebsten zur Rede gestellt, aber sie beließ es dabei. Er war schon immer schweigsam gewesen und seine Gedanken konnte sie schließlich nicht lesen. Er würde ihr es schon noch sagen, wenn es etwas Wichtiges gab.
 

Sie schüttelte den Kopf und blätterte wieder eine Seite weiter. Sie suchte schon die ganze Zeit nach einem Geschenk für Mariah zum Geburtstag. Aber irgendwie war sie sich unschlüssig. Es gab nicht viel, was sie Mariah schenken könnte. Zumindest nichts, was sich die Rosahaarige nicht selbst kaufen könnte.

Vielleicht ein schönes Oberteil? Nein... Klamotten verschenken, war was für Männer. Wie oft hatte ihr Kai was gekauft, was ihr am Ende gar nicht gefiel.
 

„Schon was gefunden?“, hörte sie ihn erneut und sah gerade noch, wie er sich neben sie setzte.
 

„Nein.“
 

„Ihr wart doch letztens Shoppen. Hat sie nicht irgendetwas gesehen, was ihr gefiel?“
 

„Wir waren einkaufen für die Kleine. Nicht für sie.“, seufzte sie, „Ich weiß einfach nicht, was ihr so gefällt. Oder über was sie sich freuen würde. Wenn wir uns sehen, dann redet sie nur über das Baby.“
 

„Und wenn wir... für das Baby was holen?“, fragte er und sie starrte ihn grimmig an.
 

„Das können wir doch nicht machen! Es ist ihr Geburtstag. Das kommt doch total blöd.“
 

Während sie weiter schaute, sah sie im Augenwinkel, wie er sie wieder anstarrte. Sie fühlte sich wie eine Schaufensterpuppe. Sie schlug den Katalog etwas fester zu, als beabsichtigt und er zuckte merklich zusammen.
 

„Was ist?!“, platze es aus ihr heraus, doch er wich ihrem Blick sofort aus.
 

„Nichts.“
 

Sie schnaufte und stand einfach auf. Ihr wurde das eindeutig zu dumm.
 

„W-wo gehst du-“, begann er, doch sie unterbrach ihn gekonnt.
 

„Geh ins Bett.“
 

Im Schlafzimmer angekommen holte sie ihr Handy aus ihrer Tasche und legte es auf den Nachttisch. Sie fuhr durch ihre braunen Haare, bevor sie sich ihr Schlafshirt und Hose unter ihrem Kissen hervorholte und das Zimmer wieder verließ. Sie ging rüber ins Bad, um sich weiterhin Bett fertig zu machen.

Putze sich die Zähne, zog sich um und bürstete ihre Haare kurz durch.
 

„Sollte vielleicht noch auf Toilette.“, murmelte sie.
 

Als das auch verrichtet war, ging sie zum Schlafzimmer zurück. Kai war ihr zum Glück nicht gefolgt. Wenn sie schon wieder darüber nachdachte, verstand sie ihn einfach nicht. Heute morgen war er doch auch ganz normal gewesen.
 

Sie legte sich unter ihre Decke und nahm ihr Handy in die Hand. Sie las sich kurz einen Gruppenchat durch, in der Mariah, sie, Emily und Naomi drin waren. Auf dem Treffen in Japan, hatten sie sich ihre Nummern ausgetauscht und diese Whats App Gruppe gegründet. Naomi hatte sie dann irgendwann einfach hinzugefügt.

Sie hatte vorhin gesehen, dass ein paar neue Nachrichten eingegangen waren.
 

„Kanada – wir kommen!“, las sie für sich und besah sich das Foto, das Emily mitgeschickt hatte. Es zeigte sie in einem offenen Cabrio mit Sonnenbrille und neben ihr Max, der am Steuer saß und wie immer breit grinste.
 

Die beiden waren erst kürzlich zusammen gekommen. Max war bis vor kurzem auch noch bei den All Stars unter Vertrag, aber diesen ließ er auslaufen und kündigte auch seinen Rücktritt an. Er und Emily hatten sich dann ihren Traum wahrgemacht. Einmal mit dem Auto quer durch Kanada zu fahren.
 

„Lasst es euch gut gehen!“, hatte Mariah geschrieben, vor etwa einer Stunde.
 

„Die Fotos! Vergiss die Fotos nicht!“, schrieb Naomi gerade eben erst darunter.
 

Hiromi wollte auch etwas dazu kommentieren, als sie sah, das Naomi bereits wieder am tippen war...
 

„Und vergiss die Kondome nicht! Eine Schwangere reicht aus für dieses Jahr.“
 

Hiromi musste grinsen und zugleich den Kopf schütteln. Denn im selben Moment schrieb Mariah wieder.
 

„Ey! Was soll dass denn heißen?!“
 

„Nichts ;)“
 

„Kehr du erst mal vor deiner eigenen Tür, Naomi!“
 

Die Tür öffnete sich, doch sie achtete nicht auf Kai, der an seine Seite ging und die Bettdecke aufschlug. Sie tippte eifrig auf ihr Handy und als sie es absendete, las sie ihre Nachricht noch einmal durch.
 

„Passt auf euch auf. Fahrt nicht zu schnell, wir wollen euch gesund wieder in die Arme schließen.“
 

So konnte sie es stehen lassen.
 

„Was gibt’s zu grinsen?“
 

Sie wandte sich zu ihm und scrollte kurz zum Foto wieder hoch. Sie tippte darauf, so dass das Bild in Groß zu sehen war und zeigte Kai ihr Display.
 

„Das hat Emily vorhin geschickt.“
 

„Ach, die Kanada Reise?“
 

„Jupp. Sind los gefahren, vor... zwei, drei Stunden.“, nickte sie und beugte sich wieder zurück.
 

Er setzte sich auf seine Hälfte und Hiromi durchstöberte noch ein bisschen das Internet. Vielleicht hatte sie ja doch noch einen Einfall, was man Mariah schenken könnte.
 

„Hiromi?“
 

„Mhm?“, kam es nur von ihr.
 

„Tut mir leid, wegen vorhin.“
 

Sie schaute zu ihm auf und legte ihr Handy auf die Bettdecke vor sich.
 

„Was war denn los? Du benimmst dich schon die ganze Zeit komisch. Seit dem Abendessen.“, sagte sie.
 

„Kann ich dich... was fragen?“, fragte er und drehte sich zu ihr um.
 

„Klar? Schieß los. Geht's um die Arbeit?“
 

„Nein.“, sagte er knapp und er brauchte lange bis er wieder das Wort ergriff, „Bist... bist du... … schwanger?“
 

„Wie bitte?!“, keuchte sie und saß senkrecht im Bett.
 

„Ob du schwanger bist?“
 

„Nein. Ich... ich bin nicht schwanger!“
 

„Ich meine... du kannst ruhig ehrlich sein. Es war nicht geplant, aber wenn es so wäre, dann kriegen wir das auch hin.“
 

„Hörst du mir überhaupt zu? Ich bin ganz definitiv nicht schwanger!“
 

„Aber... du nimmst deine Pille gar nicht mehr...“
 

Sie öffnete den Mund und wollte etwas sagen, doch schloss ihn direkt wieder. Sie wusste ehrlich nicht, was er sich da zusammenreimte. Nur weil sie die Pille gerade nicht nahm, hieße das doch nicht, dass sie schwanger war?!

Gut, offenbar hatte er nicht mehr so den Blick dafür. Sie hatten auch gar nicht mehr so oft miteinander geschlafen. Momentan war einfach viel zu viel Stress in der Firma und sie hatte für ihr Studium viel zu tun. Da blieb das eine wiedermal auf der Strecke liegen.

Aber... das er gleich dachte,... sei sei von ihm schwanger...
 

„Habe ich Recht?“
 

„Nein.“, sagte sie energisch und drehte sich zu ihm ganz herum, „Ich mach die Pillenpause.“
 

„Weil du... schwanger bist?“
 

„Kai! Ich bin NICHT schwanger, okay? Ich hab meine Tage, Regel, rote Woche, Menstruation, Blutung, nenne es wie du willst. Aber ich bin nicht schwanger!“, fuhr sie ihn scharf an.
 

Er schien sie nicht richtig verstanden zu haben, oder er wollte es auch einfach nicht.
 

„Wirklich nicht?“
 

„Ich kann dir gerne meine benutzen Binden zeigen, wenn du mir nicht glaubst!“, zischte sie und schlug die Bettdecke schon weg, „Wie kommst du auf so einen Blödsinn?!“, fragte sie diesmal.
 

Er war erst sehr still geworden, bis sie auf ihr Drängen leise antwortete. Er hatte den Suchvorschlag im Browser am Computer gesehen, der über die Schwangerschaft ging, und bezog es auf sie. Sie hatte ehrlich versucht sich zu beherrschen. Aber sie konnte nicht und fing an zu lachen.
 

„Das war für Mariah... nicht für mich.“, lachte sie immer noch leise und krabbelte zu seiner Bettseite hinüber.
 

Es war ihm sichtlich peinlich, dass er gedacht hatte, sie sei fälschlicherweise schwanger. Aber sie fand es nun einfach amüsant. Jetzt wusste sie wenigstens, auch wenn sie es nie wissen wollte, wie er dazu stand. Wenn es aus versehen passieren würde.
 

Sie umarmte ihn und sie spürte sein Kinn auf ihrer Schulter.
 

„Beim nächsten Mal, frag einfach direkt. Und gib mir nicht das Gefühl, dass ich irgendetwas falsch gemacht habe.“, sagte sie und lehnte sich zurück.
 

„Es...“
 

„Vergeben und vergessen.“, lächelte sie und neigte ihre Lippen auf die seine.
 

Sie seufzte in den Kuss und spürte seine Hände auf ihrer Körperseite. Sanft drückte er sie auf die Matratze und sie löste sich von dem Kuss.
 

„Weiter nicht. Meine Tage.“, sagte sie leise und er lächelte, als er sich einfach neben sie legte und sie in seine Arme zog.
 

Als Kai tief und fest bereits schlief, griff Hiromi noch einmal zu ihrem Handy und aktivierte die Kamera. Sie hob ihren Arm nach oben und machte heimlich ein Foto von sich und Kai, der mit seinem Kopf gegen ihren lag.
 

Mit einer Hand tippte sie folgende Nachricht und hängte das Foto mit an.
 

„Gute Nacht.“

Glücklicher Geburtstag

Seit sie ihre Augen heute Morgen aufgeschlagen hatte, war sie mega gut gelaunt. Ihre Kleine hatte sie nicht nur die Nacht ruhig schlafen lassen, sondern blieb auch sonst relativ gelassen. Als würde sie bemerken, dass heute ein besonderer Tag für ihre Mutter wäre.
 

Mutter. Sie hatte sich an dieses Wort immer noch nicht ganz gewöhnt. Ihre Gefühle in dieser Hinsicht waren seltsam, aber nicht negativ gemeint. Eher immer noch befremdlich. Auf eine schöne Art und Weise.
 

Das einzige was sie ein bisschen traurig stimmt war, dass Yuriy schon in der Früh das Haus verlassen hatte. Noch bevor sie wach wurde. Sie wusste zwar, dass er Lee und Gary am Flughafen abholen musste, aber dass er klang und heimlich abgehauen war, machte sie schon ein wenig mürrisch. Sie liebte es einfach neben ihm aufzuwachen. Wenn sie seine warme Hand auf ihrem Bauch spürte und sie seinen Atem bemerkte. Es gab ihr einfach das Gefühl von Sicherheit. Auch wenn es ihr manchmal zu viel wurde.
 

Je weiter die Schwangerschaft fortschritt, umso anhänglicher wurde er. Zum Beginn hatte das ja schon angefangen, was sich aber relativ schnell gelegt hatte. Aber... es fing wohl nun wieder an.

Es war ihr schon oft unangenehm, aber gesagt hatte sie bis dato noch nie etwas dagegen. War ja auch manchmal... süß, wenn er so auf sie fixiert war und er sich um seine Mädels sorgte. Aber manchmal war es auch einfach zu viel des Guten.
 

Sie erinnerte sich noch gut von vor ein paar Tagen, als sie in der Firma ein Paket angenommen hatte, das etwas größer ausfiel. Es waren eigentlich nur Kuscheltiere, die gespendet worden waren. Nichts was schwer zu tragen war. Aber als er das gesehen hatte, hatte er ihr das Paket aus den Armen gerissen und sie wie ein rohes Ei behandelt.
 

Und dann hatte er ihr eröffnet, dass es ihm lieber wäre, wenn sie sich vom Arzt krankschreiben lassen würde, bis ihr Mutterschutz begann. Sie fiel aus allen Wolken, um ehrlich zu sein. Sie war alles andere als krank, meine Güte! Sie war nur im 5. Monat schwanger und ihr ging es schließlich gut dabei. Der Mutterschutz würde erst sechs Wochen vor dem errechneten Termin beginnen. Was sollte sie also die restlichen Wochen bis dahin tun? Daheim herumsitzen, Schwangerschaftsbücher wälzen und Däumchen drehen?!
 

Natürlich geigte sie ihm ihre Meinung. Sie war schließlich noch nie auf den Mund gefallen und es endete in einem kleinen Streit. Normal, wenn zwei Personen, die beide temperamentvoll und stur waren, aneinander gerieten.

Und wenn sie ehrlich zu sich selbst war, mochte sie es mit ihm zu streiten. So paradox das auch klang.
 

Im Endeffekt gab sie jedoch ein wenig klein bei und sie fanden den Kompromiss, dass sie den Bürokram erledigen würde in nächster Zeit und dass sie Hiromi ein wenig zur Hand ging, wenn diese beim Sortieren des Archives Hilfe bräuchte.
 

Damit war das Thema erst einmal wieder vom Tisch gewesen. Mit Sicherheit würde er diese Sache wieder ansprechen, je näher die Deadline kam. Das wusste sie. Aber darüber wollte sie sich jetzt keine Gedanken machen. Sie würde jetzt ganz entspannt sich fertig machen und Hiromi treffen.
 

Sie hatte vor etwa einer halben Stunde angerufen und gesagt, dass sie ihr Geburtstagsgeschenk schon jetzt bekommen sollte und nicht erst später, wenn all die anderen da waren. Mariah war etwas konfus, weil sie damit nicht gerechnet hatte und sich auch darauf keinen Reim machte.

Aber sie hinterfragte es nicht weiter. Sie war einfach gespannt darauf, was Hiromi vor hatte. Sie sollte sie in der Stadt treffen. Vielleicht durfte sie sich ja etwas aussuchen? Sie hatte sich nie groß dazu geäußert, was sie sich zum Geburtstag wünschte. Sie hätte auch gar nicht gewusst, was sie darauf antworten sollte. Im Endeffekt machte es sie schon glücklich, wenn ihre Freunde und Familie bei ihr waren, an diesem besonderen Tag.
 


 

Angekommen auf dem Roten Platz, welches der Treffpunkt war, schaute sich Mariah fragend nach der Braunhaarigen um. Sie zog ihre leichte Jacke fester um sich. Auch wenn es recht angenehm war, wollte sie nicht so offenkundig mit ihrem Schwangerschaftsbauch herumlaufen. Man wusste schließlich nie, wen man begegnete. Vor allem wollte sie keine Journalisten auf sich ziehen, die seit der Beginn ihrer Beziehung zu dem Rothaarigen, ein gewisses Interesse an ihr hegten.
 

„Hey.“, kam es hinter ihr und die Rosahaarige drehte sich zu der Stimme um, „Alles gute zum Geburtstag!“, sagte sie zudem gleich und fiel ihr um die Arme.
 

„Danke, Hiromi.“, erwiderte sie und drückte ihre beste Freundin fest an sich, bevor sie diese losließ, „Also... welche Überraschung hast du für uns?“
 

„Uns?“, fragte sie leicht verwirrt nach.
 

„Na... uns...“, lachte sie und legte eine Hand auf ihren etwas dickeren Bauch.
 

„Sie ist noch nicht mal auf der Welt und du redest schon in der Mehrzahl.“
 

„Natürlich.“, lächelte sie weiter.
 

Sie seufzte und schüttelte nur leicht den Kopf.
 

„Komm mit. Kai und ich haben lange überlegt und wir haben auch Yuriy ausgefragt, aber dein Russe hat sich ja schwer zurück gehalten.“, sagte sie und ging voraus, während Mariah ihr folgte.
 

„Hat er, ja?“
 

„So ziemlich. Es wäre kein Wunder, wenn er selbst keine Ahnung hatte. Habt ihr darüber überhaupt geredet?“
 

„Nicht wirklich... er kennt meine Standartantwort. Vielleicht hat er deswegen nicht nachgebohrt.“
 

„Mir würden tausend Sachen einfallen, die man mir schenken könnte.“
 

„Ja, das glaube ich dir sofort und Kai würde auch alles besorgen, was dein Herz begehrt.“
 

„Was soll dass denn heißen?“
 

„Auch wenn Kai sehr penibel aufs Geld achtet, wenn er dich glücklich machen kann mit etwas, ist ihm der Preis egal.“
 

„Ich glaube...“, sagte sie leise und blieb kurz stehen, „... er hat immer noch ein schlechtes Gewissen, wegen damals.“
 

„Immer noch?“, fragte sie nach und blieb an ihrer Seite ebenfalls stehen.
 

„Mhm...“, nickte sie und ging weiter, „Auch wenn ich ihm das längst verziehen habe. Sonst wäre ich ja nicht mit ihm zusammen.“
 

„Denkst du denn... manchmal daran zurück?“
 

Mariah fragte vorsichtig nach. Sie wusste, dass das damals kein leichtes Thema für Hiromi war. Immerhin hatte sie die Braunhaarige erlebt in der Zeit, als Kai verschwand und sie mit ihren Gefühlen zurückließ. Sie waren damals bei Emily gewesen in New York, als sie ihr davon erzählte.
 

„Um ehrlich zu sein... vielleicht eins oder zweimal. Ich hab mich immer gefragt, wie mein Leben jetzt wäre, wenn er damals schon zu mir, gestanden hätte und er nicht abgehauen wäre.“
 

„Und auf welches Ergebnis bist du gekommen?“
 

„Auf gar keines. Ich kann es mir einfach nicht so richtig vorstellen. Vielleicht... wären wir in Japan geblieben, hätten uns da ein Leben aufgebaut. Ich hätte in Tokio studiert und er... keine Ahnung. Ich weiß nicht.“
 

„Ihr wärt sicher auch dann glücklich gewesen.“
 

„Ja, das auf jeden Fall. Aber... es ist gut so, wie es gekommen war.“
 

„Mit all dem hin und her und dem Stress?“
 

„Ja,... man muss es auch von der anderen Seite betrachten. Wenn er nicht nach Russland gegangen wäre, würde ich jetzt nicht hier leben und... wir wären vor zweieinhalb Jahren nicht nach China geflogen. Somit hättest du Yuriy nie auf diese Weise kennengelernt.“, lächelte sie verschmilzt, „Immerhin war der Urlaub auf meinen Mist gewachsen.“, kicherte sie.
 

„Touché.“, grinste sie, „Du glaubst also an Schicksal?“
 

„Definitiv.“, grinste sie ebenso, „Deswegen ist es egal, was damals war. Alles hat seinen Weg gefunden. Irgendwie.“
 

„Du solltest ihm das mal sagen.“, sagte sie, „Es sei denn, du willst weiter von ihm reich beschenkt werden.“, lachte sie und schubste sie spielerisch.
 

„Ha, ha, ha.“
 

Mariah musste lauter lachen, auf Hiromis Reaktion. Sie konnte sich so einen Satz auch einfach nicht verkneifen.
 

„Vielleicht solltest du Yuriy mal sagen, dass er nicht so viel Geld ausgeben soll.“
 

„Nützt nichts.“, sagte sie, als sie sich von ihrem Lachanfall erholt hatte, „Er ist ein Dickschädel. Haben gestern Abend vor dem Laptop zusammen gesessen und uns Möbel angeschaut. Regale, Kommoden, Kinderbetten. Der Preis für den Wickeltisch waren wir uns einig. Das war aber auch das einzige.“
 

„Und der Rest?“
 

„Übertrieben teuer. Er will nur das Beste, hat er gesagt. Dabei ist es nicht mal gesagt, dass das Teuerste auch das Beste ist.“, seufzte sie, „Allein das Gitterbett... da gab es so viel schönere Varianten, die sogar billiger waren und er pocht auf so ein Gestell, bei dem man auf einer Seite das Gitter herunterschieben kann. Das selbe Bett gibt es auch ohne das und es ist eben mal 200 Rubel günstiger.“
 

„Ich glaube... er braucht einfach eine Aufgabe. Du hast die größte Last und er will was für dich machen. Für euch. Lass ihn einfach sich austoben.“
 

„Kann er ja, aber bitte nicht an unserem Budget.“
 

Plötzlich blieb Hiromi stehen und Mariah sah auf das Geschäft, wovor sie nun standen.
 

„Was wollen wir hier?“, fragte die Rosahaarige sie fragend an.
 

„Was macht man wohl beim Fotografen?“, stellte sie eine Gegenfrage.
 

„Fotos.“, kam es kurz angebunden von ihr und Hiromi nickte.
 

„Jetzt kann ich ja ehrlich sein... Wir haben letzte Woche mit Lee telefoniert.“
 

„Ihr habt mit meinem Bruder telefoniert? Wie-“
 

„Lass mich ausreden, Mariah.“, fiel sie ihr ins Wort, „Er meinte, du hast früher schon gerne Fotos von allem gehabt und du liebst es schließlich auch in Fotoalben herumzuwühlen. Also... dachten wir, es wäre was schönes, auch diese Zeit festzuhalten.“
 

„Ich versteh es nicht so ganz...“, murmelte das Geburtstagskind sichtlich verwirrt.
 

„Ich und Kai haben ein Schwangerschaft-Fotoshooting für dich gebucht.“
 

„W-was? Hiromi...“, hauchte sie und sah sie verwundert, aber auch freudig an.
 

„Yuriy weiß auch Bescheid und kommt später dazu. Er holt ja Gary und Lee ab.“
 

„Er wusste das?!“
 

„Jap. Ich bin begeistert, dass er die Klappe gehalten hat. Dachte, ihm rutscht etwas raus.“
 

„Er hat kein Sterbenswörtchen davon gesagt.“, sagte sie geschockt, fing sich aber sofort wieder, „Hiromi... das... wir... machen also jetzt Fotos?“
 

„Du machst Fotos. Das ist das beste Fotostudio in ganz Moskau. Gute Bewertungen, schöne Fotos.“, lächelte sie warmherzig.
 

„Danke...“, hauchte sie und umarmte Hiromi überschwänglich...
 

Sie wusste nicht, wie sie sich verhalten sollte. Die Fotografin war wirklich sehr freundlich gewesen, als sie die ersten Fotos alleine machte. Dennoch war sie ein bisschen befangen in der Situation. Früher war sie offener gewesen, wenn auch misstrauisch, aber seit sie schwanger war, war da das Gefühl, dass sie noch mehr aufpasste. War das eine Art, Beschützerinstinkt? Oder doch eher Muttergefühle, die in ihr zu wachsen schien? Genau wusste sie das nicht.
 

Trotzdem taute sie auf, besonders, als tatsächlich ihr Freund dazu kam. Im ersten Moment dachte sie, dass Lee auch dabei wäre, aber er hatte erwähnt, dass er die beiden daheim abgesetzt hatte, bevor er wieder zurück in die Stadt fuhr.

Dazu hatte er geflüstert, dass er das mit niemanden teilen wollte, was auf ihrem Gesicht ein zaghaftes Lächeln hervorrief. Sein besitzergreifendes Verhalten fand sie genauso süß, wie seine Sorge um ihre Gesundheit.
 

Fast über zwei Stunden waren sie dabei viele verschiedene Fotos zu machen, aus vielen verschiedenen Perspektiven. Eines fand sie besonders schön. Ihr Bauch war im Fokus und seine Hand, wie ihre lagen um ihren Bauchnabel herum. Allein die Idee der Fotografin war goldwert, aber umso schöner wurde das Bild, da ihre Tochter sich ebenso zu Wort meldete. In dem Moment, bevor der Auslöser kam, hatte sie ihren Fuß gegen ihre Bauchdecke gedrückt und auf der Kamera konnte man ihren Abdruck mehr als deutlich sehen.
 

Mariah war überglücklich über Hiromis und Kais Überraschungsgeschenk. Darauf wäre sie niemals alleine gekommen.
 

Man könnte sagen, es war Mariahs schönster Geburtstag in all den Jahren. Sie hatte alles was sie brauchte, alles was sie wollte. Selbst Lee war besonders ergriffen von dem Moment. Zum allerersten Mal sah er seine Schwester in ihrem Umstand. Sie hatte sich ja einige Szenarios ausgemalt, die alles andere als friedfertig ausgesehen haben. Aber wieder einmal überraschte er sie.
 

Er sah so glücklich aus und zufrieden. Er hatte ja auch genug Zeit gehabt, sich mit dem Familienzuwachs anzufreunden. Ihr wäre es vermutlich immer noch lieber gewesen, er hätte es persönlich erfahren, aber vielleicht... war es auch gut so, wie es schlussendlich gekommen war. So gab es an diesem Tag keinen Streit oder ähnliches.

Lee hatte sich damit arrangiert und er akzeptierte den Weg seiner Schwester, den sie mit Yuriy gehen wollte.
 

Mariah war... sie konnte es nicht so recht beschreiben. Glücklich traf es schon, aber viel mehr als das. Lächelnd war sie gerade dabei die Reste des Abendessens in den Kühlschrank zu verstauen, als sie ihren Bruder im Augenwinkel wahrnahm.
 

„Was gibt’s?“, fragte sie, ohne hinzuschauen und stellte eine Plastikbox in die unterste Schublade des Kühlschranks.
 

„Tisch ist abgeräumt. Die warten alle nur noch auf dich.“
 

„Ich komm gleich.“, sagte sie und wollte nur noch schnell das Brot einpacken, als Lee an ihre Seite trat.
 

„Lass das doch Yuriy machen. Es ist dein Geburtstag.“
 

„Wenn ich das Yuriy machen lasse, liegt alles kreuz und quer. Ich brauch Ordnung, sonst finde ich morgenfrüh gar nichts mehr.“, sagte sie und hörte ihn seufzen.
 

„Nur für einen Moment.“, sagte er und drückte die Tür des Kühlschranks vor ihrer Nase zu.
 

„Ey!“
 

„Hier.“, sagte er jedoch und schob ein Geschenk in ihre Hand.
 

„Du musst dich auch ständig vordrängeln. Kann das nicht warten, bis-“
 

„Nein. Kann es nicht. Ich habe gerne meinen ganz persönlichen Moment mit meiner Schwester.“, grinste er, „Mach schon auf.“
 

Sie seufzte ergebungsvoll und lehnte sich an die Küchenzeile, während sie das Geschenkpapier vorsichtig an den Seiten aufriss. Sie bemerkte Lees gelbe Augen auf ihr, als sie ein lederartiges Buch aus dem Papier herausholte. Kurz stockte sie, als sie den Einband aufschlug, nur dass ihr Mund nun halb offen stand.
 

„Lee... das... sind Mama und Papa.“, hauchte sie und betrachtete das Foto in der Mitte der ersten Seite.
 

Lächelnd, glücklich in den Armen haltend. Ihre Garderobe ließ nur darauf schließen, dass es sich hier entweder um ihre Verlobung oder gar Hochzeit handeln musste. Kurz sah sie zu ihm Bruder, der sie jedoch nur weiter angrinste, bevor er sich neben sie an die Küchenzeile stellte.
 

„Blätter weiter.“
 

Sie tat einfach das, wonach er verlangte und sie hätte fast quiekend auf gekeucht, als noch weitere Fotos ihr entgegen strahlten. Mal waren zwei oder drei auf einer Seite. Unordentlich eingeklebt worden, aber immer mit einer Zeile dazugeschrieben. Oft standen Daten dabei, wie Tag und Jahr und daneben noch eine kleinere Anekdote. Alles Fotos, ihrer Eltern, die sie in ihrem Leben so früh verloren hatte.
 

„Ich hab... das in Taos Sachen gefunden, als ich sein Zimmer mal ausgemistet habe. Er wollte es dir... eigentlich zu deiner Hochzeit schenken. Aber... da dass ja noch kein Thema für dich zu sein scheint und er... nicht mehr so viel Zeit hat, dachte ich, es sei gut, wenn du es jetzt bekommst.“
 

„Lee... ich... ich hab nicht mal gewusst, dass solche Fotos existieren.“, hauchte sie und blätterte unverfroren weiter.
 

„Ich auch nicht. Ich hatte nur das eine... das, was du auch kennst. War genauso überrascht, wie du. Meister Tao hatte das all die Jahre vor uns versteckt.“
 

Sie wusste auf welches Foto er anspielte. Es war recht unspektakulär. Ihre Eltern standen zusammen im Garten, während ihre Mutter mit der Gießkanne die Beete goss und ihr Vater die Äste des zu groß geratenen Nashi-Birne kürzte.

Es war das einzige Bild, dass sie von ihren Eltern hatte. Trug es, seitdem sie es hatte, auch immer bei sich, im Geldbeutel. Demnach sah es auch schon aus. Zerknittert und die Farben waren lange schon ausgewaschen.
 

„Warum? Ich... meine,... er wusste doch, wie wichtig uns das gewesen wäre.“
 

„Keine Ahnung. Ich wollte ihn ja fragen, aber er kann sich nicht mehr so gut artikulieren, also hab ich nicht nachgebohrt.“
 

Sie blätterte wortlos weiter. Wusste gar nicht so recht, was sie noch dazu sagen sollte. Sie hatte mit allem gerechnet, aber die Überraschungen heute würden sich wohl noch weiterhin gegenseitig ausstechen. Erst das Shooting von Kai und Hiromi und jetzt das von Lee, oder Meister Tao. Wie auch immer.
 

„Meister Tao muss das vorbereitet haben, aber... blättere mal noch weiter nach hinten.“
 

„Okay.“, murmelte sie nur und blätterte eins, zwei, drei Seiten weiter, bevor sie stoppte, „Das sind Mei und Lian.“, lächelte sie auf einmal.
 

„Garys Idee.“, sagte Lee zugleich, „Ich fand die Idee super. Du hast sie ja auch schon ewig nicht mehr gesehen.“
 

„Sie sind so groß geworden.“, lächelte sie und fuhr sanft mit ihren Fingern über die Fotos ihrer... Ziehkinder?
 

Konnte man das so sagen? Sie waren ihr auf jeden fall so wichtig, wie ihr ungeborenes Kind. Hatte für die beiden gesorgt und sich ihre Probleme angenommen. Sie gehörten einfach zur Familie. Ob Blutsverwandt oder nicht, war hier nicht von belang.
 

„Gary ist fast jeden Tag bei ihnen und manchmal, kommen sie auch zum Essen. Helfen ein bisschen in Meister Taos Kräutergarten aus.“
 

„Danke Lee. Wirklich. Das ist mir wirklich viel wert.“, lächelte sie und war kurz davor sogar zu weinen.
 

Sie war in letzter Zeit eh schon so nah am Wasser gebaut gewesen. Waren wohl einfach die Hormone schuld. Aber es waren zumindest keine traurigen Tränen, sondern welche, die sie freute.
 

„Nicht dafür, Mariah. Ich hätte zwar auch gerne ein paar Fotos von Mum und Dad, aber-“
 

„Ich kann dir Abzüge machen. Ganz sicher geht das.“, sagte sie sofort.
 

„Reiß sie bloß nicht raus. Meister Tao hat sich extrem viel Mühe gegeben.“
 

„Dann... scanne ich sie ein und lass sie dir per Mail zukommen. Das geht bestimmt.“
 

„Mach, was du nicht lassen kannst. Hauptsache du machst es nicht kaputt.“
 

Sie schubste ihn spielerisch und er lachte, bevor er sich von der Küchenzeile abstieß.
 

„Na los. Du kannst den Rest auch noch später machen, wenn du es Yuriy schon nicht anvertrauen kannst. Ich hatte meinen Moment. Jetzt kann ich es den anderen gewissenlos überlassen.“, grinste er und trat vor sie.
 

„Aber nur... weil du es bist.“, lächelte sie und ließ sich mitziehen.
 

Das Fotoalbum ihrer Eltern fest im Arm haltend.

Chinesische Weisheiten

Lächelnd und immer wieder mal kichernd blätterte sie in einem Taschenbuch. Las nur wenige Zeilen, um danach den Kopf zurückzulehnen und darüber nachzudenken, bevor sie es als empfehlenswert betrachtete. Wieder schwang ihr Kopf zurück zum Buch und las die nächste Idee.
 

Wie Sergej auf die Idee kam ihr ein solches Taschenbuch zu schenken, wusste sie immer noch nicht, aber es war zum Totschießen. Yuriy fand es hingegen überhaupt nicht witzig, als sein Freund ihr zum Geburtstag das hier schenkte.
 

„100 Dinge, wie man einen werdenden Vater in den Wahnsinn treiben kann“
 

Es waren nur kleine Ideen, aber sicherlich testenswert. Wie zum Beispiel: „Ändere jede Sekunde deine eigene Meinung. Lasse vielleicht einmal eine, oder zwei Minuten Zeit vergehen, nur um dich wieder umzuentscheiden. Schiebe es danach einfach auf deine Hormone.“
 

Wenn sie alleine daran dachte, wenn sie das Kinderzimmer einrichten würden. Ja. Das würde ihren Freund sicherlich zum Ausrasten bringen, würde sie ständig ihre Meinung ändern.
 

Oder auch: „Mache deine Übelkeit zu deinem Komplizen. Unterrichte dem werdenden Vater, was du riechen kannst und was nicht. Obwohl es überhaupt nicht der Wahrheit entspricht. Mache ihn dann einfach dafür verantwortlich, warum du das Auto vollgekotzt hast. Als Schwangere kannst du nichts dafür, wenn sich dein Wohlbefinden ändert.“
 

Nun, das konnte sie wohl nicht mehr in Betracht ziehen. Die Übelkeit war komplett verschwunden mittlerweile. Aber es war eine gute Idee, keine Frage. Yuriy wäre ausgetickt, sobald es um sein Auto ginge. Vielleicht hätte sie auch skrupel gehabt, das so umzusetzen. Immerhin fuhr er sie nun fast zu jedem Termin in die Frauenarztpraxis und diesen Luxus wollte sie sich nicht selbst zerstören.
 

Einen Vorschlag nahm sie sich sogar fest vor, diesen umzusetzen.
 

„Erinnere ihn ständig an den errechneten Termin und zähle ihm auf, was er all die nächsten Jahre vergessen kann. Nachts mit den Kumpels um die Häuser ziehen kann er definitiv knicken.“
 

Ihre Mundwinkel wurden breiter den je. Vielleicht könnte sie damit ihn ein klein wenig leiden lassen, für all das, was sie in den letzten Monaten durchmachen musste.
 

„Mariah, schnall dich lieber wieder an. Wir landen gleich.“, riss die Stimme ihres Bruders sie aus ihren Gedanken.
 

„Oh. Jep.“, kam es nur aus ihrem Mund.
 

Schnell legte sie das Buch beiseite und schnallte sich an. Es war ein wenig schwierig gewesen, als sie in das Flugzeug eingestiegen war. Den Gurt auf ihren Umfang einzustellen war eine halbe Doktorarbeit. Aber jetzt nur ein Klacks.
 

Sie sah aus dem Fenster und lächelte noch viel breiter. Wie lange hatte sie die Wälder unter ihnen nun nicht mehr gesehen? Zweieinhalb Jahre. Es kam ihr vor, wie eine Ewigkeit. Wenn man ständig nur Moskau vor Augen hatte, war das wohl einfach nicht anders zu beschreiben.
 

Sie freute sich so sehr, dass Yuriy es erlaubt hatte, nachdem Hiromi sich auch bereit erklärte, sie zu begleiten und sie zusammen mit Lee und Gary zurückflog. So waren noch mehr Personen um sie herum, die auf sie ein Auge warfen.
 

Auch wenn Yuriy selbst noch am Moskauer Flughafen tausendmal erwähnt hatte, dass sie anrufen sollte, sobald sie gelandet war und auch sonst anrufen sollte, wenn etwas wäre. Er war und blieb eben übervorsichtig.
 

Sie war froh ein paar Tage Yuriys Argusaugen auszuweichen, dennoch vermisste sie ihn jetzt schon. Es war eben nicht einfach. Sie lebten ja schon so lange zusammen, hatten sich jeden Tag gesehen und gesprochen. Ihn jetzt einige Tage nicht zu sehen, fühlte sich komisch an.
 

Verrückt irgendwie. Nie wollte sie sich von einem Mann so abhängig machen lassen. Was sie im großen und ganzen ja auch nicht war. Er machte sich ja nur Sorgen um sie und um das Kind. Das würde sicherlich wieder abnehmen. Seine Fürsorge war wie schon einmal erwähnt, lästig aber auch liebenswert zu betrachten.
 

„In wenigen Minuten erreichen wir Peking. Bitte bleiben sie Angeschnallt, verstauen sie alle Habseligkeiten und stellen sie ihre Mobilgeräte auf den Flugmodus um.“, hallte es durch die Gänge der Freisprechanlage und Mariah grinste nur noch breiter.
 


 

Home Sweet Home.
 

Das waren die einzigen drei Wörter, die ihr einfielen, als sie die kleine Hütte von Lee und Meister Tao entdeckte. Alles sah noch genauso aus, wie sie es verlassen hatte und doch war die Stimmung etwas anders. Früher wenn sie um diese Mittagszeit hier war, wuselte Meister Tao immer in seinem Garten umher und pflegte seine Teebäume. Aber der Garten sah so verlassen aus, dass es ihr zugleich bewusst wurde, wieso sie nach China zurückkam.
 

Hiromi trat an ihre Seite und legte eine Hand auf ihre Schulter. Sie sagte nichts, aber ihrem Blick zu urteilen, wusste sie ganz genau, was der Rosahaarigen durch den Kopf ging.
 

Gary nahm sich ihre Taschen an und verstaute sie in der Hütte, als Kevin schon herausgestürmt kam. Überschwänglich wie eh und je zog er Mariah in eine Umarmung und redete wie ein Wasserfall auf sie ein.
 

„Jetzt lass sie erst einmal ankommen.“, zischte Lee, der an ihnen vorbei ging und dabei Kevin am Kragen packte, um diesen von ihr zu ziehen.
 

Widerwillig ließ er von ihr ab und zuckte schuldbewusst mit den Schultern, bevor er sich wieder abwandte und erneut im Haus verschwand. Sie war sichtlich überrascht über Kevins Freude sie wiederzusehen. Er war einer derjenigen gewesen, der es nie so richtig verstand, wieso sie nach Russland gegangen war. Nur mit der Zeit hatte er es akzeptiert. Nicht zu letzt, da Lee es war, der die Beziehung zwischen Yuriy und seiner Schwester den Segen gab.
 

„Komm schon. Du solltest dich ein bisschen ausruhen.“, sagte Hiromi.
 

„Ausruhen? Ich fühl mich fit, wie noch nie. Außerdem... möchte ich gerne zuerst zu Meister Tao. Deswegen bin ich doch hier.“
 

Hiromi sah besorgt aus, was Mariah sichtlich auffiel.
 

„Meinst du nicht... du solltest langsam machen?“
 

„Nein. Ich kann es nicht noch länger aufschieben.“, sagte sie und holte tief Luft, „Ich schaff das schon.“
 

„Na gut.“
 

Damit war die Sache geklärt. Nach der langen Abwesenheit, betrat sie die kleine Hütte, in der sie aufgewachsen war. Sah Lee in der Küche herumwuseln und Kevin, wie er den Tisch deckte. Mariah legte ihre Hand auf den Türrahmen und sah zu ihrem Bruder.
 

„Lee... meinst du... ich kann gleich mit... mit ihm reden?“
 

„Ehm... weiß nicht. Kevin, ist er wach?“
 

„Ja, so halb. Er sitzt im Teezimmer. Meditieren. Zumindest... versucht er es.“, murmelte der Grünhaarige.
 

„Okay. Dann... geh ich mal.“, sagte sie und verließ die beiden bereits wieder, als sie noch sah, wie Hiromi in die Küche trat.
 

Vermutlich um den beiden zu helfen.
 

Sie ging langsam den Flur entlang. Sie hatte sich keinen Plan zurechtgelegt, wenn sie ehrlich war. Wusste auch nicht, wie sie ihm gegenübertreten konnte. Lee hatte ihr auf dem Hinflug einiges erzählt über ihn. Sie wollte sich nicht davon beeinflussen lassen, aber dennoch machte es ihr ein wenig Angst.
 

Die Tür zum Teezimmer bestand nur aus geknüpften Seilen, so dass sie einfach hindurch schlüpfen konnte. Mariah lächelte sanft, als sie Meister Tao im Schneidersitz vor sich sitzen sah, den Rücken zu ihr gewandt.
 

„Nín hao Zhu Tao.“
 

Er rührte sich keinen Zentimeter, wusste gar nicht, ob er sie überhaupt gehört hatte. Dennoch trat sie heran und setzte sich zu ihm an die Seite. Die Stille war angenehm, wie sie fand. Vor ihm sah sie dann auch noch Räucherstäbchen, die einen ebenso aromatisierten Duft abgaben. Sie lächelte, als im selben Moment die, rauchige, leicht gebrochene Stimme ihres Sitznachbars erklang.
 

„Nín hao Mariah.“
 

Sie erkannte, dass er weiterhin die Augen geschlossen hatte.
 

„Wie... geht es euch?“, fragte sie vorsichtig und verschränkte nervös ihre Finger ineinander.
 

„Wie das Blau am Himmel.“
 

Also gut, runzelte sie die Stirn. Der alte Mann hatte schon immer gerne in Rätseln gesprochen. Im selben Moment spürte sie eine Bewegung in ihrem Bauch und wie von selbst legte sie ihre rechte Hand auf die Bauchdecke.
 

„Sie wird, wie du.“, vernahm sie Taos Stimme abermals und sie sah auf.
 

Er hatte seinen Kopf zu ihr gewandt und lächelte sie sanftmütig an.
 

„Wie... ich?“, fragte sie nach.
 

„Deine Mutter... war wie ein Wirbelwind in den Dünen. Laut und... laut und...“
 

Mariah bemerkte, wie ihm plötzlich die Worte fehlten. Doch sie gab ihm die Zeit, die er benötigte, um sich zu sammeln.
 

„... laut und stürmisch. Du bist, wie sie und eure Tochter wird dieses Erbe weitertragen. Da bin ich mir sicher.“
 

Kurz dachte sie an das Fotoalbum, dass ihr Lee gegeben hat. Sie war gewollt danach zu fragen, aber ließ es dann doch in ihrem Hinterkopf verschwinden. Tao hatte sicherlich seine Gründe, wieso er es so lange verschwiegen hatte. Und es gab viel wichtigeres...
 

„Wie... wie war Mama denn, als...“, sie wusste nicht, wie sie es sagen sollte.
 

Bisher hatte sie darüber noch nie sprechen wollen. Es war auch nie von belang gewesen. Aber seit sie schwanger war, war alles irgendwie anders geworden. Sie machte sie seitdem sie das Album durchstöberte allgemein viel mehr Gedanken um die Vergangenheit. Manchmal kamen auch Zweifel.
 

„Wie war Mama, als sie mit mir schwanger war?“
 

„Du fragst dich... ob sie Ängste hatte?“
 

Sie nickte sachte. Besser hätte er es nicht sagen können.
 

„Die hatte sie. Sicher. Es... war eine schwierige Zeit damals. Die Gegend war nicht sicher und die Gier der unterbelichteten Menschen waren zu groß.“, sagte er und schaute das erste Mal auf seine Finger herab, „Wir haben oft geredet. Erzählte... mir von den Dingen, die sie mit die erleben wollte. Die sie sich mit dir wünschte.“
 

„Ich... hab manchmal Angst. Ob ich alles richtig mache, oder... wenn ich damit nicht zurecht komme.“, sprudelte es dann aus ihr heraus, „Ich habe keinen Vergleich. Mama ging von uns, da habe ich noch nicht einmal gewusst, wer sie eigentlich war.“
 

„Mariah...“, hauchte Tao und drehte seinen Körper näher zu dem ihren, „Angst zu haben ist okay. Es ist... ein Gefühl, dass uns beschützt. Dennoch... solltest du es nicht zu deinem Lebensinhalt machen. Du bist nicht alleine. Du hast deinen Bruder, Kevin und Gary an deiner Seite und auch-“
 

„Yuriy.“, hauchte sie lächelnd.
 

„Ich habe die Verbindung zwischen dir und ihm schon lange bevor du es gesehen hast, wahrgenommen.“, murmelte er dann und sie sah zu ihm auf, „Alles was geschehen war, sollte so passieren. Und... soll ich dir ein Geheimnis verraten?“
 

Sie nickte und er rückte seinen Kopf ganz nah an ihr Ohr, nur um ihr folgendes mitzuteilen...
 

„Das haben mir unsere Vorfahren geflüstert. Und sie haben sich noch nie geirrt.“, kicherte er nun und zog seinen Kopf zurück, „Über Vergangenes mache Dir keine Sorge, dem Kommenden wende Dich zu.“
 

„Trotzdem... vermisse ich sie.“
 

„Das brauchst du doch gar nicht, Mariah. Sie ist immer da.“, sagte er leise und hob seine Hand, um diese auf die Stelle ihres Herzes zu legen, „Genau hier. Denk immer daran.“
 

Sie lächelte erneut und zog nun beide Hände über ihren Bauch.
 

„Malika wird dir immer den richtigen Weg weisen. Tief in deinem Inneren wusstest du es bereits. Alles andere... andere...“, seine Augenlider zuckten und er schien nun völlig den Faden verloren zu haben.
 

„Meister Tao?“, fragte sie nach, als er den Mund auf und zu machte, und dennoch kein Laut über seine Lippen kam.
 

„Oh. Ich muss... den Tee gießen. Bevor die grünen Gnome mir wieder alles wegfressen.“, sagte er urplötzlich, stand auf und ließ Mariah verstört zurück.
 

Was zum Geier...?!
 

Sie schaute ihm hinterher und kam nicht auf einen grünen Zweig, was das nun sollte. Irgendetwas wollte er sagen und dann... kam er von ihrem doch sehr vertrauten Gespräch auf Tee und Gnome?!
 

„Ist merkwürdig, oder?“, hörte sie Kevin und ihre Augen klarten auf.
 

Sie sah den Grünhaarigen nun in der Tür stehen.
 

„Ehm... ist er immer so?“
 

„Die meiste Zeit. Der alte Kauz war ja früher schon nicht von dieser Welt, aber seit das angefangen hatte, überhaupt nicht mehr zu lesen.“, sagte er und setzte sich zu ihr, an die Stelle, an die zuvor noch Tao gesessen hatte, „Jetzt geht er rüber zu den Teebäumen, starrt sie Stundenlang an, bewegt sich keinen Millimeter und dann geht er etwas essen. Ist jeden Tag dasselbe.“
 

„Wie lang geht das schon so?“
 

„Mhm... drei Monate? Ungefähr. Der Arzt aus dem Dorf meinte, dass es... eine Art Demenz sein könnte. Das er sich an etwas erinnert, diese aber völlig verzerrt sein könnten und er deswegen so komisch sich artikuliert.“
 

„Hm.“
 

„Auch... hat er gesagt, dass er ihm nicht mehr viel Zeit gibt.“, sagte er dann leise, „Vielleicht... noch eins-zwei Monate.“
 

„Aber so... fit auf den Beinen ist er ja noch.“
 

„Oh ja. Und wie. Er läuft achtmal zum Briefkasten und wieder zurück. Am Tag.“, sagte Kevin und verdeutlichte seine Aussage noch mehr damit, „Immer zur selben Uhrzeit. Kann man sogar abstoppen.“
 

Mariah seufzte. Wie sich das alles so schnell ändern konnte, war unfassbar.
 

„Mach dir nicht so viele Gedanken, Mariah. Sei... lieber glücklich darüber, dass ihr euch beide nocheinmal gesehen habt und er... seine kleine Enkelin wenigstens ein bisschen kennenlernen konnte.“
 

„Ja... da hast du Recht.“, erwiderte sie sanft.
 

„Na los, komm. Ich habe deine Leibspeise vorbereitet. Extra frisch auf dem Markt besorgt. Das ganze war echt nicht billig und ich möchte es nicht kalt werden lassen.“, grinste nun Kevin, stand auf und hielt ihr die Hand hin, „Hab auch genug besorgt. Immerhin musst du für zwei Essen.“
 

„Für zwei?!“, zischte sie beleidigt, nahm aber dennoch seine Hand an, so dass er sie hochziehen konnte, „Das ist ein Aberglaube, Kevin.“
 

„Mir egal. Du isst einfach zwei Portionen, damit das ganze sich auch lohnt.“, grinste er und sie verpasste ihm einen Schlag auf den Hinterkopf, „Auaa...“
 


 

- - -
 

Ruhig lag sie auf ihrem Futon Bett. Die Matratze war recht hart, was sie in dem Moment hasste. Früher mochte sie das, aber jetzt, in dem sie fast auf den 6. Monat zuging war das ein hartes Unterfangen. Sie hatte eh schon Rückenschmerzen in manchen Situationen und da käme eine weiche Matratze um einiges besser an. Wenn auch ungesünder.
 

Sie drehte sich auf die Seite und versuchte die Schmerzen im Kreuz auszublenden. Ihre Arme lagen vor ihrem Gesicht und ihre Augen fingen das Armband an ihrem linken Handgelenk ein. Sie fing an zu lächeln, als sie mit ihrer anderen Hand die kleinen silbernen Katzenanhänger betrachtete.
 

Sie hatte ja keine Ahnung davon gehabt, was Yuriy für ihren Geburtstag besorgt hatte. Eigentlich hatte sie ihm eine Woche zuvor, mal angesprochen darauf, dass sie nichts bräuchte und er ja auch alle Kosten auf sich nahm. Das wäre schon genug. Aber er konnte es eben nicht lassen. Umso gerührter war sie gewesen, als er am Abend, als alle anderen schon schliefen ihr eine Schatulle übergab, in dem dieses Armband lag.
 

Katzen. Noch deutlicher konnte er die Beziehung zwischen ihnen wohl einfach nicht beschreiben. Es passte. Definitiv. Er verglich sie immerhin schon immer mit einer Katze, die ihm gerne öfters die Augen auskratzen wollte.
 

Kurz kicherte sie, als sie daran denken musste, was er dazu gesagt hatte. Er könne heute wohl nicht mit den Geschenken, der anderen mithalten. Oh, wie falsch er damit lag. Auch wenn das Fotoshooting und das Album echt eine Überraschung waren und auch die Lektüre, die sie von Sergej bekam, witzig fand. Würde Yuriys Geschenk immer, egal was es war, an erster Stelle stehen. Weil es von Herzen kam. Von dem Menschen, den sie am allermeisten liebte und der sie liebte. Mit all ihren Macken. Wie zum Beispiel ihre Vorliebe für chinesisches Essen, was ihm sicherlich schon zum Hals raushing. Aber es dennoch jedes Mal in Kauf nahm, nur um sie glücklich zu stimmen.
 

Allein schon deswegen, dass es nicht einfach nur ein Armband war, mit ein paar Katzenfiguren daran, sondern auch mit einer Gravur versehen. Er sagte, es sei Echtsilber, aber mehr wollte sie nicht wissen. Nicht wie viel es gekostet hatte und nicht, wie viel er alleine für die Gravur bezahlt hatte. Sonst würde sie sich nur wieder aufregen.
 

Sanft strich sie mit dem Finger über die Rillen und lächelte in die Dunkelheit.
 

»Ne veka kotyatki« - Für die Ewigkeit, Kätzchen
 

Gott. Damit hatte er sich wirklich selbst übertroffen. Wenn irgendjemand noch einmal sagte, dass ihr Russe nicht romantisch sein könnte, dann würde sie die Krallen tatsächlich ausfahren. Auch wenn er es selbst nie zugeben würde. Ein Grund, wieso er ihr Geschenk erst gab, als sie alleine waren. Diese Momente teilte er eben nicht mit anderen. Und es war okay so. Das waren eben Augenblicke, für die sie ihn liebte. Unendlich und für immer.
 

Sie seufzte und drehte sich auf die andere Seite. Fasste mit ihrer rechten Hand an ihre Seite und fühlte die leere, kalte Seite. Was würde sie jetzt dafür geben, sich an seinen Rücken zu kuscheln. Sie musste ihn unbedingt morgenfrüh anrufen. Seine Stimme wieder hören. Sie hatte förmlichen Heimweh nach ihm.
 

Kaum als der Gedanke zu Ende gedacht war, trat ihre Kleine ihren Fuß nach außen.
 

„Ja, du vermisst Papa auch...“, murmelte sie und legte ihre Handinnenfläche auf die gewölbte Stelle ihres Bauches, „Wir rufen ihn morgen an. Versprochen.“, hauchte sie leise, bevor sie ihre Augen schloss und versuchte endlich zu schlafen.

Event des Jahres

„Sie haben uns eingeladen.“, sagte Kai und legte die Einladung auf seinen Schreibtisch, während Yuriy ihm gegenüber saß.
 

„Gehst du hin?“, fragte er und nahm die Einladung vom Tisch, um diesen selbst zu lesen.
 

„Weiß nicht. Wir wären wahrscheinlich nur ein Aushängeschild für zukünftige Blader.“
 

„Ja. Denke ich auch. Ich glaube... ich bleibe davon auch lieber fern.“
 

„Wir könnten aber auch...“
 

„Hingehen? Für was? Kai, du weißt, wie solche Veranstaltungen laufen. Die werden ein Interview haben wollen, nach dem anderen. Von mir aus, geh du hin. Ich mach es nicht. Wenn ich Pech habe, bekommen die das raus mit Mariah und mir.“, sagte er und warf die Einladung zurück auf den Tisch, „Warum leben wir wohl so zurückgezogen?!“
 

„Was sollen sie über euch noch schreiben? Sie wissen doch-“
 

„... von der Beziehung. Ja. Aber nicht vom Kind. Und das soll auch noch lange so bleiben.“
 

Kai seufzte und Yuriy wusste, dass das noch nicht alles war. Er wusste, der Graublauhaarige würde dem auch gerne fernbleiben. Wieso machte er also diese Büchse von Pandora auf?
 

„Wir könnten... bisschen Publicity machen für die Firma.“
 

Der Rothaarige seufzte. Daher wehte der Wind.
 

„Du willst da hin, um was? Sponsoren zu ergattern?“
 

„Wieso nicht? Du weißt so gut wie ich, das die derzeitige Lage nicht gerade gut läuft. Der Sommer ist fast vorbei und in den Wintermonaten wird es wieder leiser, um uns.“
 

Yuriy stöhnte genervt auf.
 

„Mariah und Hiromi kommen erst in ein paar Tagen zurück aus China, es wäre also kein Problem dem Thema mit der Schwangerschaft aus dem Weg zu gehen.“
 

„Bis dahin wollte ich eigentlich das Kinderzimmer fertig haben, weil ich weiß, dass sie sich da nicht raushalten kann, wenn sie da wäre.“
 

„Yuriy.“, sagte er gedehnt.
 

“Wieso ich? Nimm doch... Sergej mit. Oder Ian. Die können das alles besser, als ich.“
 

„Erstens, weil du Geschäftspartner bist und zum Zweiten, weil sich da keiner um Sergej oder Ian schert.“, erklärte er, „Die Einladung galt nur uns beiden.“
 

Er schnaubte und fuhr sich über sein Gesicht. Er hatte absolut keine Lust auf so etwas. Aber Kai schien das egal zu sein.
 

„Ich bitte dich sonst nie um etwas.“
 

Das tat er wirklich nie. Im Gegenteil. Er versuchte sonst alles alleine zu machen. Die einzige Person, mit der er öfters etwas teilte, war Hiromi. Aber die eigene Freundin zählte wohl nicht.
 

„Okay. Von mir aus.“, lenkte er dann ein, „Montag, richtig?“
 

„Ja. Gegen 20 Uhr in der Tretjakow Galerie.“
 

„Tretjakow? Ist die Montags nicht immer geschlossen?“
 

„Vermutlich machen sie es deswegen dort.“
 

„Muss ich... sollte ich...“, irgendwie wusste er nicht, wie er es sagen sollte, was ihm gerade im Kopf herumspukte.
 

Doch Kai schien seinen Gedankengang erraten zu haben.
 

„Wir sind keine Blader mehr, Yuriy. Du brauchst Wolborg also nicht aus deiner Vitrine holen.“
 

„Gut das wir das geklärt haben. Ich werd' da sein.“, sagte er schnell, klopfte einmal auf Kais Schreibtisch und stand von seinem Stuhl auf.
 


 

- - -
 

Gerade hatte der Rothaarige den Motor abgestellt, als er sich ein wenig umschaute. Die Parkplätze waren voll mit verschiedenen Autos und verschiedenen Kennzeichen. Multikulti, schoss es ihm durch den Kopf, als er die Handbremse hochzog und den Schlüssel abzog.
 

Er kam sich so blöd vor. Er hatte einer seiner alten Anzüge der Blitzkrieg Boys aus dem Schrank geholt. Kaum zu glauben, das der noch wie angegossen passte. Sein Blade blieb aber weiterhin in der Vitrine, in der auch Mariahs Bit Beast Galux lag. Er hatte die Glasvitrine seit er in das Haus gezogen war, nicht mehr geöffnet.

Damals konnte er nur bladen. Zumindest dachte er das. Dass er zu etwas anderes fähig war und darin auch ziemlich gut, hatte er damals nicht geahnt. Aber Kai hat ihm eines besseren belehrt und auch die Beziehung zu Mariah lief ja ohne Probleme. Wenn man die kleinen Streitigkeiten wegließe. Sie waren eben wie Feuer und Wasser, aber ohne einander konnten sie auch nicht.
 

Kurz grinste er, als er an sie dachte. Zum Glück war sie derzeit nicht in Russland. Sie hätte wahrscheinlich darauf bestanden, mitzugehen. Was fatal gewesen wäre.

Die Presse hatte damals viel über sie beide geschrieben, als die Beziehung öffentlich wurde. Trotz dass es Jahre her war, dass er in der Beyblade Szene sich bewegte, hatte man immer noch ein gewisses Interesse daran, was aus den alten Leuten geworden war. Mindestens einmal im Jahr kam das Thema auf und er war froh, dass Mariahs Schwangerschaft bisher nicht an die Oberfläche kam.
 

Es gab viel harte Kritik in den Medien. Gerade weil sein Team immer mit Boris Machenschaften in Verbindung gebracht wurde. Auf die Geschichte war er nicht stolz, aber es war geschehen und man konnte die Vergangenheit nun mal nicht ändern.

Er wollte nicht wissen, was für Worte sie fanden, wenn sie von dem ungeborenen Kind erfuhren. Irgendwann würde es rauskommen. Keine Frage. Aber er hoffte, dass es erst passieren würde, wenn seine Tochter geboren war. Er wollte Mariah den Stress in der Schwangerschaft nicht antun.
 

Seine Hand wanderte zu seinem Blackberry, welches in der Freisprechanlage hing und tippte die Nummer von seiner Freundin.
 

Es dauerte nicht lange, als er ihre Stimme hörte.
 

„Yuriy?“
 

„Ja...“
 

„Warte... der Empfang ist so schlecht...“, hörte er und viel Geraschel, bis er ihre Stimme klarer vernahm, „Hey...“
 

„Hey. Alles gut bei dir?“
 

„Alles bestens. Wir haben gerade gegessen. Bist du schon auf dem Event?“, fragte sie interessiert und er bejahte es.
 

„Steh noch auf dem Parkplatz.“
 

Er hatte ihr natürlich davon erzählt. Yuriy war in dieser Sache bisher immer ehrlich gewesen. Warum sollte er auch so etwas verheimlichen? Wäre sie vielleicht nicht gerade in China... vermutlich hätte er erst nach dem Termin, etwas davon gesagt. Aber so... Es gab nie Geheimnisse zwischen ihnen. Es war nur ein blödes Event über Beyblade, wobei man sich seine Anwesenheit wünschte.
 

„Ich wäre gerne dabei gewesen. Bestimmt sieht man da einige alte Leute, wenn du und Kai schon eingeladen worden sind.“
 

„Ja... vermutlich. Wie geht's der Kleinen?“
 

„Ist gerade ruhig.“
 

„Gerade?“, fragte er neugierig nach.
 

„Frag nicht... ich konnte die letzte Nacht kein Auge zu machen. Sie hat quicklebendig herumgeturnt.“
 

Er grinste wieder. Seit sie beide das erste Mal mitbekommen hatten, dass sich das Baby in ihrem Bauch bewegte, tat seine ungeborene Tochter es mindestens einmal am Tag und das jedes Mal stärker.

Sie war kurz vor dem 6. Monat. Die Zeit rann wie im Flug durch seine Finger. Am Anfang kamen ihm die neun Monate so lang vor, aber mittlerweile dachte er da anders darüber. Knapp drei Monate... Ein Quartal und er konnte endlich sein Mädchen im Arm halten.
 

„Yuriy?“
 

„Was ist, Babe?“
 

„Kannst du... den Videochat anmachen?“
 

„Warum das denn? Reicht dir meine männliche, sexy Stimme nicht?“, lachte er leise und bewegte schon seine Hand zum Handy, um auf den Knopf für die Kamera zu drücken.
 

Sein Bild erschien unten links, während ihr Gesicht über den gesamten Display erschien.
 

„Ist es so besser?“
 

„Was hast du da an?!“, stellte sie stattdessen eine Gegenfrage.
 

„Mein alter Teamanzug.“, seufzte er und sah kurz aus dem Fenster.
 

Vielleicht hätte er doch nicht die Kamera anmachen sollen. Jetzt kam er sich noch bescheuerter vor.
 

„Es... steht dir.“
 

Er sah wieder zu ihr und erkannte es an ihrem Blick, dass sie das nicht ernst meinte.
 

„Du machst dich über mich lustig...“, murmelte er, woraufhin sie dann doch lachen musste.
 

„Au... toll. Jetzt ist sie wach.“
 

„Karma trifft halt doch immer die Richtigen.“
 

„W-was soll das denn heißen?!“, fragte sie, doch gerade als er ihr antworten wollte, funkte sie dazwischen, „Warte mal. Lee will was von dir.“
 

Er sah das Bild verschwimmen und kurze Zeit später, sah er den Schwarzhaarigen auf dem Display.
 

„Hey Lee. Was gibt's?“
 

„Mariah hat von dem Event erzählt... du solltest vielleicht wissen, dass...“, begann er und sah sich kurz um, „Gut, Mariah ist abgelenkt.“
 

Yuriy zog eine Augenbraue nach oben.
 

„Rei wird vermutlich auch dort sein.“
 

„Vermutlich?“
 

„Nein,... ja... er war vorgestern kurz hier...“
 

Sein Atem stockte für einen Moment. Er erinnerte sich noch sehr gut daran, wie Kon ausgerastet war, als er von der Schwangerschaft erfuhr. Er dachte eigentlich nicht wirklich daran, dass die Möglichkeit bestand, dass er Mariah in China über den Weg laufen könnte. Obwohl es nicht so ganz unmöglich wäre.
 

„Hat er Mariah-“
 

„Nein,.. nein. Da kann ich dich beruhigen. Sie haben sich nicht gesehen.“
 

Er atmete wieder aus. Das wäre das Letzte, was er gebrauchen könnte. Einen eifersüchtigen Ex-Freund, wenn er nicht bei ihr war.
 

„Er hat nur ein paar Sachen geholt und ist wieder los. Wir haben kurz gesprochen. Er meinte, er würde Salima auf etwas begleiten.“
 

„Vorgestern war er da, meintest du?“
 

„Ja. Mariah hatte erst vorhin beim Essen von diesem Event erzählt und... es kann eigentlich nur das sein, was er meinte.“
 

„Okay... gut... zu wissen. Wenn ich ihn also sehe... ignoriere ich ihn. Wolltest du das damit andeuten?“
 

„Ich... wir haben nach der Auseinandersetzung auf dem Treffen lange geredet. Ihm tut es leid, dass er so ausfallend geworden ist, dass-“
 

„Mir scheiß egal, wie leid es ihm tut.“, spuckte er dann dazwischen.
 

„Ich weiß... das... ist auch nicht zu entschuldigen. Ich meine nur... er hat mir versprochen, dass er das nicht mehr zum Thema machen wird. Also... dass er keinen Groll mehr gegen dich... oder das Baby hat.“
 

„Und du glaubst ihm das?!“
 

„Hör mal... ich kenne Rei seit meiner Kindheit. Ich denke schon, dass ich ihn gut einschätzen kann.“
 

„Du warst auf dem Treffen nicht dabei.“, sagte er leise, „Er hat Sachen raus gehauen, von dem dir schlecht werden würde.“
 

„Es war das erste Mal, dass er sie, seit das mit euch war, wiedergesehen hatte. Natürlich sind da alte Sachen hochgekommen. Versuch ihm dann einfach aus dem Weg zu gehen, wenn du ihm nicht begegnen kannst.“
 

„Ich. Hab. Mich. Im Griff, Lee.“, sagte er langsam und versuchte ruhig zu bleiben, „Ich sehe nur nicht ein, dass er meine Familie beleidigt, weil er nicht an der selben Stelle steht.“
 

Er sah Lee seufzen.
 

„Ich versteh dich ja... aber versteh auch mich. Ich sitze zwischen den Stühlen. Ich... am liebsten würde ich mich da raushalten, zwischen euren Machtkämpfen, aber meine Schwester ist involviert.“
 

„Dann halt dich doch einfach raus. Ist dir keiner böse drum.“, sagte er ernst, „Ich krieg das auch ohne dich hin.“
 

„Stell einfach nur nichts Dummes an auf dem Festival. Die Medien wissen noch nichts über-“
 

„Ich weiß. Ich werd' es auch nicht zum Thema machen, wenn... er es auch nicht tut.“
 

„Lee... gib mir mein Handy wieder!“
 

Das Bild wechselte erneut und er versuchte seine nun miese Laune zu verstecken.
 

„Was wollte er von dir?“, fragte sie neugierig.
 

„Nichts... nichts wichtiges.“, sagte er schnell und hängt eine andere Frage mit dran, „Wie geht es Tao?“
 

„Gut... den Umständen entsprechend eben. Manchmal... ist er nicht ganz bei sich. Redet wirres Zeug.“
 

„Wirres Zeug?“, fragte er nach.
 

„Spricht über orangene Flüsse und tanzende Naturgeister. Er hat ja früher schon viel vom Stapel gelassen, aber man kann gar nicht mehr normal mit ihm reden. Er trübt einfach ein.“, erzählte sie, „Vorhin... hat er mich mit den Namen meiner Mutter angesprochen. Auch als ich versuchte, ihm klar zu machen, wer ich bin, ist er nicht darauf eingegangen. Hat mir ein bisschen Angst gemacht.“, sagte sie leise und er sah, wie sie von der Kamera zur Seite schaute.
 

„Nimm dir das nicht so zu Herzen, Mariah. Das wird das Alter sein.“
 

„Ich weiß... vielleicht... hätte ich doch nicht hier hin kommen sollen und ihn einfach so in Erinnerungen behalten, als er noch fit war.“
 

„Sag das nicht.“, sagte er prompt, „So hast du wenigstens die Chance, dich zu verabschieden.“
 

Er hörte sie schwer seufzen.
 

„Wann fliegt ihr wieder?“, fragte er schnell, um nun auch das Thema zu wechseln.
 

„Übermorgen. Wir nehmen den Nachtflug, ist weniger los.“
 

„Okay. Schreib mir, wenn ihr landet, dann hol ich euch am Flughafen ab.“
 

„Ist gut. Ach... Hiromi meinte, wenn du Takao siehst, sollst du ihm ausrichten, dass er endlich mal auf ihre Email reagieren soll.“
 

„Bin ich eure Brieftaube, oder was? Soll sie ihn halt anrufen...“
 

Er sah sie wieder lachen und es brachte ihn dazu, ebenso kurz zu lächeln.
 

„Babe, ich muss auflegen. Ist schon zehn nach acht. Kai wartet sicherlich schon.“
 

„Okay. Ich ruf morgen nochmal gegen Mittag an... vermisse dich.“, hauchte sie lächelnd in die Kamera.
 

„Ya lyublyu tebya.“, lächelte er ebenso und bevor er die Verbindung unterbrach, hörte er noch ihre sanfte Stimme.
 

„Wo yě ài nì.“
 


 

Er ging erhobenen Hauptes auf den Haupteingang zu. Seinen Wagen hatte er ziemlich weit hinten geparkt. Er wollte nicht direkt die Hauptattraktion sein, mit seinem Auto. Auch wenn er ziemlich stolz war auf sein AMG. Männer und ihre Autos, hörte er in seinem Kopf Mariahs Stimme und er konnte nicht anders, als kurz zu grinsen.
 

„Da bist du ja endlich...“, kam es von seiner Linken, „Hab ich nicht gesagt, du sollst pünktlich sein?“, fragte er gereizt.
 

„Entspann dich, Kai. Ich hab noch mit Mariah telefoniert.“
 

„Das hättest du auch vorher machen können.“, murmelte er, „Und was hast du da eigentlich an?“
 

Der Rothaarige begutachtete Kais schicken, schwarzen Anzug. Wieso war er nicht auf die Idee gekommen? - Ach ja. Er mochte keine dieser strengen Outfits. Wäre es nicht sein alter Anzug geworden, wäre er vermutlich mit Jeans und T-Shirt aufgekreuzt.
 

„Sieht man doch.“
 

„Damit hättest du auch deinen Blade mitnehmen können.“
 

Yuriy wollte darauf etwas erwidern, da hatte Kai schon ein paar Schritte nach vorne gesetzt und er konnte nur noch ihm hinterher laufen. Sie betraten die Halle, in der normalerweise Kunstbilder und historische Skulpturen ausgestellt wurden. Doch heute schien der Saal umgestaltet worden zu sein. Man sah einige Verkaufsstände. Viele Informationsstände und... hier einen Imbiss, dort konnte man etwas zum Trinken kaufen.

Es fühlte sich an, wie eine normale Messe.
 

„Okay, was ist der Plan?“
 

„Präsenz zeigen, Yuriy. Nicht mehr. Wenn sie dich fragen, wegen einem Interview, bleib höflich und... sag einfach nichts unüberlegtes.“
 

„Toller Ratschlag.“
 

Kai wandte sich zu ihm um.
 

„Erzähl von mir aus etwas über die Firma, wenn die Frage aufkommt, was du machst. So schwer ist das nicht.“
 

Er rümpfte die Nase. Er war noch nie gut mit Interviews und tatsächlich hatte er ein bisschen Panik davor, dass ihm doch etwas raus rutschen könnte über das Baby. Denn eines konnte er mit Sicherheit sagen. Wenn sie ihn interviewen wollten, dann nicht, um zu erfahren, wie es mit der Firma lief. Sondern eher, wie die Beziehung zu Mariah war. Journalisten wussten, wie sie ihre Fragen gezielt stellen konnten, selbst wenn man nichts ausschlaggebendes sagte, lasen sie zwischen den Zeilen.
 

„Okay. Wir sollten uns unter die Menge mischen. Ich denke, eins-zwei Stunden sollten wir schon hier bleiben. Ich schau mal, ob ich ein paar Sponsoren auftreiben kann.“, sagte Kai und ging auch sofort vorneweg. Ließ Yuriy einfach stehen.
 

Tief einatmend ging er auch die ersten Schritte in die Menge, in eine andere Richtung, als Kai und mischte sich unter die Leute...
 


 

Er hatte es ja fast geahnt. Er versuchte ruhig zu bleiben und professionell. Aber so einfach war das nicht, als diese Blondine ihm auf die Pelle rückte, mit ihrem Mikrofon.
 

„Sind sie alleine hier zu der Veranstaltung gekommen? Keine Begleitung?“
 

„Ich bin mit Kai hier.“
 

„Und ihre Freundin? Haben Sie die noch? Oder-“
 

„Mariah ist derzeit bei ihrer Familie für ein paar Tage.“, sagte er wahrheitsgetreu.
 

Es war ja nichts schlimmes. Selbst wenn sie nicht schwanger gewesen wäre, hätte sie mit Sicherheit das eine oder andere Mal den Flug auf sich genommen.
 

„Mr. Ivanov, wie stehen Sie zu Miss Wongs Familie? Man hört immer, dass es aus dem Geburtsort ihrer Freundin eher unüblich ist, eine Beziehung zu einem Dorf-fremden einzugehen.“
 

Okay, jetzt wurde es ihm zu bunt. Das ging die doch absolut nichts an. Er wollte gerade etwas schnippisch werden, als er sich zur Besinnung rief. Tief durchatmen. Bleib ruhig, rief er sich ins Gedächtnis.
 

„Ich habe eine guten Draht zu ihrem Bruder.“
 

Es war besser auf die Fragen zumindest teilweise einzugehen. Bevor sie sich wieder irgendetwas ausdachten.
 

„Schön zu hören.“, lächelte sie und er wusste, dass sie das nur spielte, „Denken Sie, Mr. Wong würde auch einer Hochzeit zustimmen?“
 

Stopp! Was? Sein Gesichtsausdruck verlor er kurz für einen Moment. Was der Dame auch leider nicht entging.
 

„Sie sind zwar erst Zweieinhalbjahre mit Miss Wong zusammen, aber gibt es da denn schon weitere Zukunftspläne?“
 

Yuriy wusste nicht, wie er darauf antworten sollte. Eigentlich wollte er darauf gar nichts sagen. Denn egal was er ihr erzählen würde, die würden es sich so zusammenlegen, wie es ihnen passte. Also... musste er hier weg. Das ginge sonst in eine völlig falsche Richtung.
 

Im selben Augenblick nahm er eine Gestalt wahr, die ganz in seiner Nähe stand und sich gerade mit jemanden unterhielt, der eine blau-weiße Kappi trug.
 

Das war sie! Seine Rettung. Er hätte niemals gedacht, dass er sich über die beiden mal freuen würde.
 

„Entschuldigen Sie mich.“, nuschelte er schnell zu der Reporterin und sich von ihr und dem Team dahinter entfernt.
 

Seine Schritte waren eilig. Man könnte fast meinen, dass er tatsächlich flüchtete. Als er bei den beiden Personen angekommen war, hob er die Arme und ließ die rechte Hand, als auch die Linke auf je eine Schulter fallen. Beide fuhren erschrocken herum.
 

„Jesus... Ivanov. Muss du uns so erschrecken?!“, kam es von Michael und rückte seine Kappi zurecht.
 

„Freu mich auch, euch zu sehen.“
 

Er sah Ricks Augenbrauen hochschnellen, als er sich zwischen die beiden stellte.
 

„Im ernst. Ich freu mich wirklich.“, schnaufte Yuriy laut aus.
 

Rick sah von ihm ab und schaute sich um, als er auf die Blondine mit dem Mikrofon traf.
 

„Unangenehme Fragen?“, fragte er ihn, als er wieder zu ihm sah.
 

„Unangenehme Fragen.“, wiederholte er dessen Worte und Rick grinste.
 

„Bin ich froh, in keiner Beziehung zu sein.“, lachte der Weißblonde.
 

„Dafür fragen sie dich aus, über deine Affären. Auch nicht gerade besser.“, kommentierte sein Kollege.
 

„Tze...“
 

„Haben Sie nach Mariah gefragt?“, kam es dann von dem anderen Blonden und Yuriy nickte.
 

„Ist sie nicht hier?“, fragte Rick wieder.
 

„Spinnst du? Dann könnten wir ja gleich die Ultraschallbilder in der ganzen Halle tapezieren.“, zischte er leise.
 

„Geht's ihr wenigstens gut?“, fragte Rick dann.
 

„Klar. Den Umständen entsprechend, eben.“
 

„Und wie geht's-", kam es von Michael dazwischen.
 

„Könnten wir das Thema hier bitte sein lassen?“, zischte er abermals und Michael verstand den Wink mit dem Zaunpfahl.
 

„Sorry. Wollte nur...“, sagte er, wurde aber dann ziemlich leise, „Was wird's denn?“
 

„Mädchen.“, flüsterte er leise zurück.
 

„Mein Beileid.“, kommentierte Rick grinsend und bekam einen Schubser von seinem Teamkollegen.
 

„Sei nicht so fies.“
 

Rick wollte gerade etwas erwidern, als er ziemlich tief die Luft einsog und sein Blick an ihm und Michael vorbei ging.
 

„Chinese auf zwölf Uhr.“
 

Yuriy stöhnte genervt aus, denn er wusste, wer gemeint war. Von einer Katastrophe, in die nächste. Er hätte daheim bleiben sollen.
 

„Sollen wir Abstandshalter zwischen euch stellen?“, grinste Michael, als er kurz hinter sich sah, bevor sein Blick wieder auf Yuriy fiel.
 

„Danke, geht schon. Ignorieren war schon immer die bessere Lösung.“
 

„Das hat auch so gut funktioniert in Japan.“, murmelte Rick und verschränkte die Arme ineinander.
 

„Er hat zuerst angefangen.“, wollte sich Yuriy rechtfertigen.
 

„Ist scheiß egal, wer zu erst angefangen hat. Du hast ihm fast die Nase gebrochen.“
 

„Er hatte es verdient.“
 

„Ich kann verstehen, wieso du die Fassung verloren hast. Mir wäre es nicht anders ergangen.“, sagte Michael und zuckte mit den Schultern.
 

Er dankte Michael für seine ehrliche Meinung, sagte aber nichts darauf. Er stand immer noch zwischen den beiden und dadurch, dass Rick den Chinesen vor sich entdeckte, stand er vermutlich irgendwo hinter Michael. Er könnte ja einen Blick riskieren. Nur um zu gucken, ob Kon denn schon von ihm Kenntnis genommen hatte.
 

Er reckte seinen Kopf ein wenig um Michael herum, da er größer war als er und sah Kon tatsächlich an einem Stand stehen. Zusammen mit einer Rothaarigen. Das musste wohl Salima sein. Von der Beschreibung her könnte es zumindest passen.
 

„Also... so unter uns... du solltest ihn im Auge behalten.“, kam es wieder von Rick, der seinen Blick gefolgt war.
 

„Wieso?“
 

„Komm schon, Ivanov. Sei nicht blöd. Mariah lebt mit dir schon über zwei Jahre hier und Kon ist jetzt auch hier... in Russland. Wegen einer Beyblade Veranstaltung? Nach der Vorgeschichte...“, sagte er, „Streng deine Gehirnzellen an.“
 

„Du glaubst doch nicht dasselbe, wie Em?“, fragte Michael verblüfft nach.
 

„Was denkt Emily denn?“, fragte Yuriy ruckzuck nach.
 

Der Weißblonde wollte etwas sagen, doch der andere kam ihm zuvor.
 

„Em meint... dass Salima nur eine Lückenbüßerin ist, dafür dass er Mariah vergrault hat. Aber... komm schon. Das ist total bescheuert. Spätestens nach dem Treffen in Japan sollte er gerafft haben, dass es da keine Chance mehr gibt. Ich meine... ihr bekommt ein Baby zusammen.“
 

„Michael!“, zischte Yuriy wieder, als er das B-Wort sagte und sah sich hektisch zu allen Seiten um.
 

„Uns hört doch eh keiner zu. Chill and keep cool.“, seufzte Rick. „Ist aber auch kein Hindernis.“, setzte er dann hintendran und sah zu dem Blonden.
 

Yuriy wusste nicht, was er davon halten sollte. Ja, er traute ihm nicht über den Weg. Allein mit der Sache, die vor der Beziehung mit Mariah stattgefunden hatte. Man hätte sein Verhalten schon als Stalking abtun können. Selbst... wenn Lee damals viel dazu beitrug, dass er so penetrant war.
 

„Wenn ich es nicht besser wüsste... würde ich sogar soweit gehen, dass er ernsthaft krank ist.“
 

„Jetzt gehst du zu weit, Rick.“
 

„Was denn? Ist doch so!? Findest du es nicht merkwürdig, dass er beim ersten Wiedersehen plötzlich mit Salima um die Ecke kommt? Was... okay wäre, nach zwei Jahren Abstand. Aber dann so auszuflippen, wie er... als...“, sagte er und sah kurz zu Yuriy, der ihn schon gefährlich anblitzte, „... als er davon erfahren hatte. Rei ist krankhaft eifersüchtig. Meine Meinung.“
 

„Und was ist mit ihr?“, fragte Yuriy dann interessiert und nickte zu der Bladerin.
 

„Mit Salima? Ich glaub... die hat keinen Schimmer. Oder sie will es nicht sehen. Ich kenn sie ein wenig. Sie und Kane waren früher oft bei uns in den Staaten. Bis sie sich von ihm getrennt hatte.“, erklärte Michael.
 

„Sie war mit dem Idioten zusammen?“, warf Rick ein.
 

„Bei dir sind auch alle Idioten, oder?“
 

„Klar. Selbst du und er.“, schwankte er in Michaels und in seine Richtung, „Max ist der größte Idiot.“, grinste er, wobei er selbst Michael zum Grinsen brachte.
 

„Sind die beiden immer noch in Kanada?“, wechselte der Russe das Thema, da es sich gerade anbot.
 

„Yes. Gestern... waren sie an den Niagarafällen. Atemberaubende Bilder, sag ich dir. Beneide die beiden ein bisschen. Würde gerne wissen, wie viel Kohle die dafür beiseite geschafft haben.“, fragte sich der Blonde.
 

„Judy hat doch sicherlich ihr Konto locker gemacht.“, kam es wieder von Rick.
 

„Meinst du?“
 

„Klar. Sie sieht Emily doch jetzt schon als ihre Schwiegertochter. Da sitzt das Money bestimmt nicht so fest, wie wenn wir neue Teile brauchen.“
 

Yuriys Blick war immer noch auf Kon und Salima gerichtet und versuchte das Gespräch der zwei Amerikaner auszublenden.
 

Irgendwie... teilte er Ricks Meinung. Ihm war das ganze auch nicht wirklich geheuer. Froh war er allerdings, dass Mariah nicht im Land war und das außer Kai und von seinen Jungs niemand wusste, wo sie wohnten. Das hat ihnen bisher auch jeden Paparazzi ferngehalten.
 

„Bist du eigentlich alleine hier?“, fragte Michael und riss ihn aus den Gedanken.
 

„Ehm... nein. Kai ist auch irgendwo hier.“
 

„Ah ja... hätte ich auch selbst drauf kommen können.“
 

„Na gut, ich... geh mal. War schön euch mal wieder gesehen zu haben.“, sagte Yuriy und ging einen Schritt zurück, „Grüßt Eddy.“
 

„Machen wir. Und du... tu nichts, was ich nicht auch tun würde.“, grinste Rick und hob noch kurz die Hand.
 

Er tat es ihm gleich und versuchte so schnell es ging von den zwei und von Kon wegzukommen. Er hatte Lee versprochen, nichts dummes zu tun. Also... hielt er sich fern von Ärger.
 

Zumindest hatte er es versucht...
 


 

- - -
 

Yuriy war erfolgreich jedem weiteren Interview ausgewichen. Zwischen zeitlich war er auch tatsächlich Takao begegnet, der mit Daichi am Essensstand saß. Was nicht verwunderlich war. Um ihn herum waren viele... Kids. Kai meinte ja mal, dass er immer noch bladet und zumindest in der Geschichte des Beyblades nicht mehr weg zudenken war. Was auch die Fantraube erklären würde. Er hatte nicht viel mit ihm gesprochen. Nur kurz Hiromis Bitte eingeworfen und war dann auch schon wieder weg gewesen.

Keine Ahnung, ob er es verstanden hatte, so laut es bei denen war. Aber er hatte seine übertragene Aufgabe erfüllt. Fertig.
 

Jetzt wollte er nur noch hier raus. Er war gefühlt Stunden schon hier. Präsenz hatte er gezeigt und gut war die Sache. Was auch immer Kai noch trieb, er wollte sich jetzt einfach nur in sein Auto setzen und Heim fahren.

Morgen würden die Möbel fürs Kinderzimmer kommen und er wollte noch einmal die Pläne durchgehen.
 

Yuriy war so sehr in Gedanken versunken, dass er ungehindert in jemanden hineinlief. Er entschuldigte sich prompt und sah auf ein weibliches Gesicht herab, dass ihm merkwürdig bekannt vorkam.
 

„Ist ja nichts passiert.“, lächelte sie und er wollte einfach seinen Weg fortsetzen, als sie ihn wieder ansprach, „Ivanov, oder?“
 

„Ehm... ja. Kennen wir uns?“
 

„Nein. Nicht direkt.“, lächelte sie wieder, „Ich bin Salima, wir sind uns bisher nicht persönlich begegnet.“
 

Verdammt. Warum musste er ausgerechnet in sie hineinlaufen?!

Er war gewollt dieses Zusammentreffen schnell zu unterbinden. Er hatte keine Lust Kon zu treffen, aber das würde passieren, wenn er sich weiter mit seiner angeblichen Freundin unterhielt.
 

„Hör mal, ich will nicht unhöflich sein, aber... ich hab's eilig.“
 

„Ja, klar... kein Ding.“
 

Er lächelte nur kurz und war schon an ihr vorbei, als er sie erneut hörte.
 

„Grüßt du Mariah von mir?“
 

„Kann ich machen.“, sagte er, als er sich noch einmal zu ihr umwandte und war schon wieder nach vorne getreten.
 

Sein Blick drehte sich wieder um und blieb jedoch erneut abrupt stehen.
 

Fuck.
 

„Machst du so jede Frau an?“
 

Er blieb unfassbar ruhig. War selbst für ihn überraschend. Vielleicht lag es aber auch nur daran, dass es hier viel zu viele Augen und Ohren gab, die eine Auseinandersetzung mehr als Begrüßen würden. Publicity machen, schoss es ihm durch den Kopf. Kai wäre begeistert... nicht.
 

„Hast du das mit Mariah auch so gemacht?“
 

Er atmete leise aus und versuchte einfach an ihm vorbei zu gehen. Sein Mantra, dass er es nicht wert war, sich aufzuregen, wiederholte er innerlich immer und immer wieder. Doch der Schwarzhaarige stellte sich ihm erneut in den Weg.
 

„Geh mir aus dem Weg.“, sagte er dann leise, aber doch sehr herausstechend und sah ihm herausfordernd in die Augen.
 

„Was wenn nicht? Willst du wieder zuschlagen, wie vor ein paar Monaten?“
 

Er befeuchtete sich seine Lippen. Er wollte Krieg? Gut, den konnte er haben.
 

„Schade, dass die Nase nicht krumm ist. Oder hast du sie richten lassen?“
 

Er hörte ihn Knurren und er dachte kurz an das Gespräch mit Rick und Michael zurück. Es wurde eigentlich immer wahrscheinlicher, dass Kon ganz gewiss noch nicht über Mariah hinweg war.
 

„Du hast Mariah überhaupt nicht verdient...“
 

Er könnte es ja... überprüfen. Nach der Vorlage, die er ihm gerade gab, konnte er einfach nicht anders.
 

„Schon traurig, wie verbittert du bist.“, setzte Yuriy einfach zum nächsten mentalen Schlag aus, „Hast es wohl einfach nicht gebracht im Bett.“
 

„Du mieser-“
 

„Rei...“, hörte er Salimas Stimme auf einmal und sie stand plötzlich neben sie beide, „Bitte... lass uns gehen.“, drängte sie.
 

Yuriy schluckte seinen nächsten Kommentar hinunter. Gegenüber Salima wollte er jetzt nicht weiter verbal werden. Also trat er einen Schritt zurück und ging dann zügig an beiden vorbei. Er atmete tief aus, als er endlich die ersehnte Tür nach draußen erreichte und die frische Luft ihm entgegen kam.
 

Er beeilte sich zu seinem Auto zu kommen, als ihn eine Textnachricht erreichte. Er schaute auf sein Handy, das in seiner Hosentasche vibriert hatte. Öffnete die App und erkannte eine Nachricht von Mariah.
 

„Ich glaube, sie vermisst deine Wärme.“ - hatte sie geschrieben und ein Video mit an gehangen.
 

Es war nur kurz und er hatte jetzt auch keinen Ton an, aber er konnte ihren Bauch sehen und wie sich immer wieder eine kleine Wölbung rechts ihres Bauchnabels hervor hob. An der selben Stelle, an der er sonst immer seine Hand hinlegte, wenn sie schliefen.
 

Er sah nicht auf den Weg, als er sich das Video noch einmal ansah. Egal ob Mariah Recht behielt oder nicht. Er glaubte an ihre Einschätzung und es war... ein schönes Gefühl zu wissen, dass sein Baby bemerkte, dass jemand fehlte. Ihn gar zu vermissen schien und daher Mariah nicht schlafen ließ.
 

Im Augenwinkel erkannte er endlich sein Auto und verstaute sein Blackberry wieder in der Tasche. Er holte die Autoschlüssel heraus und hatte schon die Autotür geöffnet, als er unsanft davon weggezogen worden war und an die Rückbanktür gepresst wurde.
 

„Du hältst dich für besonders schlau, oder Ivanov?!“
 

„Herrgott!“, zischte er und schubste ihn von sich, „Was stimmt denn nicht mit dir?!“, zischte er wütend. - Wenigstens konnte er hier ein bisschen lauter sein.
 

„Du bist so falsch. Einfach falsch und verlogen. Du wirst sie im Stich lassen. Irgendwann... und dann... Dann werd' ich da sein.“
 

„Du hast ein echtes Problem, Kon. Weißt du das? Mach 'ne Therapie, oder so etwas. Aber quatsch mich nicht voll.“, zischte er und ging wieder an seine Autotür.
 

Er wollte ihn einfach da stehen lassen. Sollte er halt weiter hier herumbrüllen. War ihm egal. Er würde sich nicht darauf einlassen. Das, was er ihm gegenüber losgelassen hatte, war schon genug gewesen.
 

„Ich schwöre dir... du kriegst dein Fett noch weg.“
 

Er wandte sich wieder zu ihm um und irgendwie hatte sich ein magischer Schalter in ihm umgelegt.
 

„Drohst du mir?“, fragte er im normalen Ton, aber seine Augen waren gefährlich auf den Chinesen gerichtete.
 

„Nur eine Warnung.“
 

„Salima tut mir echt leid, dass sie so jemanden wie dich, ran gelassen hat.“, konterte er stattdessen und er wusste, dass das unter der Gürtellinie war. - Aber es tat ihm nicht leid.
 

„Lass sie da raus!“
 

„Weiß sie eigentlich, dass sie nur 'ne Lücke füllt? Muss richtig belastend sein.“, sagte er weiter und hob seinen Arm, um dann seine Hand auf seine Schulter fallen zu lassen.
 

Auch wenn er seine Hand direkt wieder runterschob.
 

„Ich sag dir mal was. So von Mann zu Mann. Wenn du nicht aufhörst, wird dir die Kleine auch noch weglaufen. Keine Frau will die zweite Wahl sein.“
 

„Du hast doch gar keine Ahnung.“
 

„Ohh... wenn du wüsstest.“, lachte er und auch, wenn er jetzt einfach sich umdrehen sollte, musste er noch eines drauf legen.
 

Er kramte sein Handy erneut hervor und tippte auf die Bildergalerie. Er hörte Kon erneut, wie er ihn blöd anblaffte, was er da tat. Doch er ignorierte ihn. Er suchte ein bestimmtes Foto, das er vor ein paar Tagen, vor Mariahs Abreise geschossen hatte.
 

„Damit du mal siehst,...“, sagte er und fand das Foto.
 

Er vergrößerte es und hielt ihm sein Display hin.
 

„... wie eine richtige Beziehung aussieht.“, grinste er.
 

Auf dem Foto sah man Mariah ganz eindeutig, neben ihm. Es war auf dem Roten Platz aufgenommen worden. Während sie ihre Lippen auf seine Wangen legte, hatte er seinen linken Arm um ihren Rücken herum gelegt und seine Hand lag auf ihrem Schwangerschaftsbauch. Er lächelte dabei ungewöhnlich friedfertig in die Kamera.
 

„Und jetzt entschuldige mich.“, sagte er und nahm sein Handy wieder herunter, „Aber ich muss noch ein Kinderzimmer einrichten, für mein Mädchen.“
 

Mit dem Kommentar ließ er ihn einfach stehen und stieg ins Auto ein. Er achtete nicht darauf, als er den Motor startete und noch an ihm vorbei fuhr.

Vielleicht, hätte er sich nicht so hinreißen lassen sollen und ihm gerade dieses, sehr intime Foto zeigen sollen und auch nicht sagen sollen, dass er und Mariah ein Mädchen erwarteten. Es ging ihn ja eigentlich nichts an. Aber die Verlockung war einfach zu groß und er war eben manchmal immer noch ein Arsch.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Kleine Nebeninfo: Erst war mir Gedanken gekommen, sie einfach "per Unfall" schwanger werden zu lassen. Aber das liest man ja immer... also wieso nicht auch einfach unvernünftig sein und ein "Kind machen wollen" mit voller Absicht?

Wie dem auch sei.

Ich werde ab und an große Zeitsprünge machen, manchmal auch etwas mehr schreiben über bestimmte Situationen.
So, wie mir die Szenen in den Kopf schießen :D
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Nachwort zu diesem Kapitel:
Irgendwie hat sich Kai bei mir... wie ein großer Bruder für Yuriy entwickelt. XD
Kai, der ruhige, Realist... und Yuriy, den er immer wieder auf den Boden der Tatsachen zurückholen muss. Passt irgendwie, oder? =)
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Nachwort zu diesem Kapitel:
Rei ist eine Sache für sich, ganz klar. Ich meine, irgendwie kann ich ihn schon verstehen...
Er war mit Mariah zusammen, die hat ihn "abserviert" und fast zeitnah, kam sie mit Yuriy zusammen, der jetzt auch noch der Vater ihres Kindes wird. Das muss schon erst mal verdaut werden. Dass er da keine Luftsprünge macht, ist klar.

Aber mal schauen, ob Rei sich denn irgendwann wieder einkriegt... abwarten!
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Nachwort zu diesem Kapitel:
Ach ja, Geschwisterliebe... also, ich weiß leider nicht wie das ist, bin Einzelkind xD Aber so stell ich mir das zumindest vor.
Ich denke, Lee hat einfach akzeptiert und sich damit arrangiert, dass seine kleine Schwester, ihre eigenen Entscheidungen trifft und er nicht "mehr" dazwischen geht. :)
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Nachwort zu diesem Kapitel:
Das war jetzt aber ein Informatives Kapitel! Einiges wusste ich tatsächlich noch aus meiner Schwangerschaftszeit :P
Aber nicht mehr alles... also, haben viele Quellen aus dem Netz geholfen ;)

Und auch was Hiromi sagte: Das sind alles "reine Allgemeine" Infos. Wenn jemand von euch in so einer Lage ist, redet mit eurem Arzt darüber! Und habt vor allem keine Scheu, gerade wenn der Partner anwesend ist. Dem wird es nämlich nicht anders ergehen. Zum Thema - Unwissenheit & Peinlichkeit! <3

Eure Katie :3
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Nachwort zu diesem Kapitel:
Ein schöner Moment für die beiden :)
Gerade auch sehr passend, als würde die Kleine sagen: "Ey, Dad. Mach dir keine Sorgen, ich bin auch noch da." :P

*97.000 Rubel = ca. 1200 Euro (als Vergleich. Ich hab keine Ahnung, ob ich da realistisch bin... Wahrscheinlich nicht! =D)

Ps: Dieser Moment mit Bryan im Foyer... wer die Vorgeschichte kennt: Da war wieder sein "WTF-Blick" xD!
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Nachwort zu diesem Kapitel:
Ein reines Kai & Hiromi Kapitel <3 Hatten wir schon lange nicht mehr :D

Ich denke, das Gespräch letztens mit Yuriy hat ihn ein bisschen Panik schieben lassen, so dass er wirklich gedacht hatte, sie wäre auch schwanger.
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Nachwort zu diesem Kapitel:
A/N: So viel zum Thema: "Ich weiß nicht, wann ich hier weiter schreibe." Das waren die Worte vor... einer Stunde in der Kommentar-Antwort auf die-in-darkness Kommentar XD

Ja. Ich hab mich einfach mal drangesetzt und... den Hänger, den ich hatte, gelöst. Ja. Wie schnell so etwas geht :P
Vielleicht hab ich mich auch ein bisschen zu sehr unter Druck gesetzt, weil ich nämlich die selbe Panik hatte wie Hiromi zuvor: "Was schenkt man?!" Bzw. in meiner Situation. "Wem, lasse ich was schenken?"

Ich wollte es zumindest genauer beschreiben, als damals bei der Hauptstory zu Yuriy/Mariah. Da habe ich es nur am Rande erwähnt und bin da nicht so genau drauf eingegangen, da es auch meistens aus Yuriys Sicht beschrieben worden war und der sich null dafür interessiert hat.

Hier... will ich das ausbreiten. Aber auch wurde hier jetzt nur Kai/Hiromis Geschenk und das von Lee und Gary beschrieben. Im nächsten Kapitel auf jeden fall, wird dazu noch etwas hinzugefügt. Wollte ich eigentlich hier schon ausarbeiten, aber ich finde den Abschluss mit dem Fotoalbum in ihren Armen, einfach als rund und passend.

Deswegen, belassen wir das vorerst so :)

Ich hoffe euch hat das Kapitel gefallen und freue mich auf Rückmeldung!
Ma gucken, wie lange ich brauch fürs nächste.

Liebe Grüße & bleibt alle gesund <3
Eure Katie :3
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Nachwort zu diesem Kapitel:
Huhu, da bin ich schon wieder. Ich muss sagen, dafür dass ich das Kapitel so noch gar nicht angefangen hatte, ging es doch ganz gut runter. Wie Butter, würde Meister Tao sagen ;)


Das nächste Kapitel ist sogar auch schon fertig! War es die ganze Zeit eigentlich... mir haben nur dieses Kapitel und das davor gefehlt x'D

Egal. Ich werde es dann "morgen" hochladen.
Freue mich sehr auf eure Rückmeldung auf dieses Kapitel.

Eure Katie :3
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Nachwort zu diesem Kapitel:
So. Auf das Kapitel bin ich echt stolz, wenn ich das sagen darf x3
Es war lange schon fertig, auch wenn ich ab und an, immer beim erneuten Drüberlesen, es abgeändert habe, ist es so mein Liebling xD
Es hat Humor, etwas Ernsthaftigkeit, Drama, alles ein bisschen davon :D und es ist lang XD!

Freu mich auf Rückmeldung!
Eure Katie :3
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Kommentare zu dieser Fanfic (6)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  die-in-darkness
2021-02-04T22:29:35+00:00 04.02.2021 23:29
Woah <3
Das ist super geworden!! *-* Diese Veranstaltung, Yuriy in seinem alten Outfit *-*
Und das mit Ray...ooooooohhhhhh so geilo xD
Und am Anfang musste ich so schmunzeln..."...sie waren eben wie Feuer und Wasser..." xD Irgendwie hab ich das in nem Kommi auch geschrieben letzlich^^

Auf jeden Fall freu ich mich mega aufs nächste Kapitööööööl *.*

P.s.: Yuriy ist mir immer symphatischer....er fährt Mercedes *_*

Grüßeeeeeee -die-^^
Antwort von: KatieBell
05.02.2021 09:35
Hey <3

Ja, die Messe... irgendwie musste ich ja die Zeit überbrücken, bis Mariah wieder im Land ist xD
Und ein bisschen das Thema "Beyblade" wollte ich somit auch wieder miteinfügen.

Ich bin noch unsicher, wie ich das mit Rei weiterlaufen lasse. Ich habe eine Grundidee, aber die ist noch nicht ganz so ausgereift. Deswegen wird es wohl auch ein bisschen dauern, bis das nächste Kapitel kommt.

Danke für dein Review <3
Lg Katie :3
Antwort von:  die-in-darkness
05.02.2021 10:11
Find ich echt gut, dass die beiden darüber Publicity für ihre Firma holen wollen :)
Yuriy hats ja nicht verkackt xD Also kanns nur gut werden, Kai reißt sicher was^^

Hmm...Grundideen entwickeln sich immer beim Schreiben hab ich den Eindruck. So ist es zumindest bei mir. Ich lass das Kapitel auf mich zu kommen und wenn ich dann so im Schreiben bin, kommt eins zum anderen^^
Aber das muss ja nicht zwingend bei jedem so sein :)
Lass dich nicht hetzen mit den Kapiteln!

Gerne doch :) Beim letzten Kapitel hab ichs irgendwie verpeilt^^"

Grüße~
-die-^^
Von:  die-in-darkness
2021-02-02T09:50:51+00:00 02.02.2021 10:50
Hallöööööchen~ na dann ging aber flott jetzt mit dem nächsten Kapitel^^

Manchmal braucht man nur etwas oder jemanden der einen den richtigen Grund gibt zum Weiterschreiben oder für die richtigen Ideen xD Geht mir momentan nicht anders^^
Ganz ehrlich bin ich etwas gerührt, dass ich ne Widmung in deiner FF bekommen hab *////*

Zum eigentlichen Grund warum ich hier eigentlich schreiben sollte:
Dein Kapitel fand ich sehr toll! Auf ein Fotoshooting wäre ich gar nicht gekommen, aber Hiromi ist ja wirklich einiges zu zu trauen. Geniale Idee, vor allem, dass Yuriy sich den Moment nicht nehmen lassen wollte und es ohne 'Zuschauer' wollte kommt ihm recht nah ^^
Erst dachte ich noch, dass Lee dabei sein wird...wie sone Art Geschwistershoot mit Babybauch und Yuriy dazu oder so^^"
Aber das ist super gelöst :)
Ich finde es auch gar nicht schlimm, dass du das Kapitel so enden lässt. Manche Sachen brauchen eben mehrere Kapitel bis sie auf den Punkt kommen^^
(Meine FF ist bereits bei 80 Kapiteln und könnte gefühlt nochmal so viele schreiben....... ö.ö")

Also wirklich ich freue mich, dass du so flott warst mit deiner FF^^

Liebe Grüße

-die-^^
Antwort von: KatieBell
03.02.2021 06:37
Hallo, ja mega flott. Ich bin wieder Feuer und Flamme für die Story XD
Auch wenn es noch verdammt viel ist. Ich schreibe ja immer so häppchenweise vor. Und unterteile dass dann in Kapiteln. Also so richtiger Leitfaden... alles akribisch. Du willst nicht wissen, wie der rote Faden, in Form eines Txt Dokument aussieht XD
Überall Stichpunkte und Zeitangaben, (Schwangerschaftswoche inkl. damit ich das auch zeitlich gut abpassen kann) Alter, der Protagonisten, andere Daten, Wer ist wo gerade auf der Welt, etc. pp.

Auf jedenfall kann ich sagen, dass die Story echt noch ein Mammut-Projekt wird! So wie bei dir, obwohl... 80 Kapitel, nee, so viel dann doch nicht. Aber treffen wir uns so in der Mitte davon ;)

Ich hab auch gestern reingelesen, aber... ich weiß gar nicht mehr, wo ich aufgehört hatte das ganze zu verfolgen... Ich kam so gar nicht klar und muss die Story wohl nochmal von Vorne anfangen. Sonst steige ich da nicht durch. x'D / Mal sehen, wann ich die Zeit dazu finde. Dazu brauch ich Ruhe!

Jedenfalls, das neue Kapitel ist ja schon da, morgen folgt daraufhin das nächste. Das übernächste Kapitel, steht in den Startlöchern, ist aber noch nicht fertig. Ansonsten... ja. Mal schauen. Wahrscheinlich wird dann erst nächste Woche was Neues kommen. Übers Wochenende widme ich mich dann doch eher wieder meiner Zweitbeschäftigung: Dem Streamen auf Twitch :P ~> Werbung !

Freu mich immer so rießig, von dir zu lesen <3 Da macht das Schreiben doppelt so viel Spaß ♥
Liebe Grüße
Katie :3

Von:  die-in-darkness
2021-01-31T21:10:09+00:00 31.01.2021 22:10
Wunderbar *-*
Hallöchen erstmal^^ Ich bin da mal wieder auf eine deiner tollen FF'S gestoßen, obwohl ich jetzt nicht unbedingt nach Yuriy und Mariah gesucht hab xD
Aber deine Beschreibung klang zu verlockend um nicht rein zu lesen :)
Und es hat sich gelohnt ich feiere das Pair gerade extrem! Zumal die beiden ja wirklich genau so Feuer und Wasser sind wie Kai und Hiromi xD Wobei ich es sehr süß geschrieben finde...vor allem das letzte Kapitel...ich hatte schon so eine Vorahnung als Hiromi an den Rechner von Kai wollte um zu googlen für Mariah xDDD
Und jaaaaa~ es kam wirklich so *-*

Mach weiter so!
Die FF hat definitiv einen Platz auf der Favoliste und wartet nur aufs nächste Kapitel :))))

Grüße~
-die-^^
Antwort von: KatieBell
02.02.2021 01:32
heeey <3
Ich hab schon lange nichts mehr gehört! Freu mich, dich mal wieder zu lesen :)
(Hab auch gesehen, dass du ein neues Kapitel hochgeladen hattest bei... Kai/Hiromi Story(?) Ich wollt da die Tage auch noch reinschauen xD - Kam nur bisher nicht dazu.)

Ich weiß noch nicht, wann das nächste Kapitel kommt, es hängt ein bisschen bei mir und so wirklich viel Zeit zum Schreiben habe ich leider auch nicht, seit dem Lockdown und dass ich seit dem die Schule für meinen Sohn ersetzen muss. -.-

Aber ich gebe nicht auf!

Liebe Grüße & bleib gesund <3
Katie :3
Antwort von:  die-in-darkness
02.02.2021 10:55
Ja ich war ne ganze Weile nicht auf Mexx unterwegs und durchs krank jetzt hab ich mal wieder ein paar FF's gesucht und auch gefunden wie man sieht ;)
Vielleicht auch ein bisschen neuen Input für die eigene Story. Es brauchen ja manchmal nur kleine Sachen sein oder bestimmte Wörter die dann zum Weiterschreiben verleiten^^
(Ja meine FF hat auch nen neues Kapitel xD ICh wills jetzt endlich mal beenden damit ich den Douji in Ruhe zeichnen kann dazu^^" Ka/Hil Story wars^^)

Ja wenn die nächsten Kapitel kommen ist ja erstmal nicht soooooo wichtig! Entscheidend ist: das es überhaupt weitergeht *-*
Es gibt so viele tolle FF's die einfach nicht mehr geschrieben werden T - T
Aber das ist ein anderes Thema^^

Mit dem Lockdown ist es schon blöd bin froh, das meine Tochter erst in diesem Sommer zur Schule kommt und vielleicht dann etwas mehr Normalität einzug hält fürs kommende Schulleben...

Bleib gesund! Bleib munter!
Und: Tiiiiiiiiieeeeeeeeeeef durchatmen bei deinem Sohn xD

Auf bald :)))

-die-^^
Von:  Sujang
2020-11-10T17:40:51+00:00 10.11.2020 18:40
Huhu ^^
Ich finde deine ff's super ^^ hab alle drei gelesen, ich muss sagen dein schreibstiel ist echt klasse und man kann sich echt gut reinlegen und sich daran fest beißen ^^
Freu mich auf dein nächstes kappi ^^
Lg sujang


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