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Nur mit Dir

Yuriy x Mariah
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Warnung: Sehr langes Kapitel! xD Ich konnte es leider nicht eher teilen... weil alles ja doch irgendwie zusammengehört... Komplett anzeigen

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Stimmungsschwankungen

„Irgendwann wird es auffallen.“, meinte Yuriy, als er zusammen mit Mariah in einer Ecke von Takaos Garten standen.
 

Es war Spätnachmittag als sie in Japan angekommen waren. Sie waren hier, weil Hiromi und Kai ihnen von diesem Treffen erzählt hatten. Den alten Zeiten Willen. Nur ein paar alte Bekanntschaften kamen zusammen. Darunter die All Stars, die immer noch mit Rick, Michael, Eddy, Steven und Max das alte Team bildeten. Emily war ebenso gekommen, die aber schon lange das Bladen an den Nagel gehangen hatte und nun Rechtsanwältin war.

Bryan und Ian kamen ebenso mit, nur Sergej blieb in Russland. Es war Hochsaison und sie konnten die Firma nicht ohne Beaufsichtigung zurücklassen. Er würde sich daher darum kümmern, hatte er gesagt.

Was Yuriy sehr begrüßte, Kon war nicht da. Zumindest... jetzt noch nicht. Er hatte aber Hiro darüber reden hören, dass er am Sonntag auf einen Sprung vorbei kommen wollte. Und tatsächlich überlegte er, ob er und Mariah nicht vorher schon abreisen sollten. Er hatte keine Lust, diesem Idioten über den Weg zu laufen. Schon gar nicht, weil...
 

„Ich weiß. Ich... ich weiß nur nicht, wie ich das sagen soll.“, holte Mariah ihn aus seinen Gedanken.
 

„Vielleicht wäre es besser gewesen, wenn wir daheim geblieben wären.“, sagte der Rothaarige beiläufig.
 

„Das wäre dann sowieso aufgefallen.“
 

„Hast du es denn Hiromi schon gesagt?“
 

„Nein.“
 

„Mariah...“, stöhnte er genervt, „Sie ist deine Freundin, die zufällig jeden Tag mit dir zusammenarbeitet und du hast ihr noch nichts gesagt?“, fragte er unglaubwürdig.
 

„Ich... kam noch nicht dazu.“
 

Er stöhnte abermals auf und fuhr sich mit der freien Hand, durch sein Gesicht.
 

„Ich hätte es Kai schon längst gesagt, aber du wolltest das zuerst machen.“
 

„Sorry... ich... ich werde morgen mit ihr reden, okay?“
 

„Ja bitte. Sie hat heute schon geprahlt, dass sie extra für dich Sushi machen will.“
 

„Und ich darf kein rohen Fisch essen...“, maulte sie, „Das ist alles deine Schuld!“
 

„Meine Schuld? Ich hab dich gefragt und du hast es nicht abwarten können-“, sagte er erbost, stoppte aber mitten im Satz, da er plötzlich Rick auf der Veranda entdecken konnte, der zu den beiden sehr skeptisch hinüber sah.
 

Dieser zog zudem eine Augenbraue hoch, sagte aber nichts weiter und verschwand wieder nach drinnen.
 

„-du hast es nicht abwarten können, meinen Samen zu klauen.“, zischte er dann leise, als sie wieder alleine waren.
 

„Wie bitte?! So nennst du das ganze also?“
 

Ein Grummeln kam aus seinem Mund. Manchmal sollte er wirklich erst überlegen, was er sagte, bevor er es tatsächlich aussprach.
 

Bevor sie vor zirka sechs Wochen endlich die Bestätigung vom Arzt erhielten, dass sie tatsächlich bereits in der 3. Woche schwanger von ihm war, war der Monat davor der reine Wahnsinn gewesen.

Sie hatten ja sowieso schon fast jeden Tag miteinander geschlafen, aber seit sie das mit dem Kinderwunsch verfestigt hatte, hatten sie mehrmals am Tag Sex. Es war nicht anstrengend oder irgendwie stressig, aber ihr Ehrgeiz ihn ständig und überall zu verführen, grenzte manchmal schon an Körperverletzung.
 

Selbst in der Firma konnte sie die Finger nicht von ihm lassen. In der Mittagspause hatte sie ihn einmal einfach geschnappt, während er mit Bryan und Sergej im Pausenraum saß, mit der Entschuldigung, dass er sich etwas im Betreuungszimmer ansehen musste, um ihn dann nur in den Keller runter zuziehen. Im Heizungsraum war sie über ihn hergefallen und wenn das nicht schon genug wäre, hatte sie ihn am selben Abend noch nach Feierabend, im Auto verführt.
 

Dass sie keiner erwischte hatte auf dem Firmenparkplatz grenzte an ein Wunder.

Wenn Kai das jemals erfuhr, dann konnte er schon jetzt sein hämisches Grinsen sehen. Vielleicht würde er sogar eine Predigt vorgehalten bekommen. Er erinnerte sich noch zu gut daran, wie er ihn zur Schnecke gemacht hatte, weil Kai und Hiromi fast jeden Tag in seinem Büro gepimpert hatten, so dass es die gesamte Belegschaft mitbekam.
 

Und jetzt? Machte Mariah wirklich ihn dafür verantwortlich, dass sie keinen rohen Fisch essen durfte? Weil sie auf so viele andere Sachen verzichten musste? Er fand es alles andere als fair, aber er wollte jetzt keinen Streit vom Zaun brechen.
 

„So... meine ich das doch gar nicht. Beruhig' dich einfach, ist nicht gut für's Kind.“
 

„Du- du bist ein Idiot!“, sagte sie energisch und schubste ihn ein Stück von sich weg, bevor sie auf dem Absatz umdrehte und wieder zurück zu den anderen gehen wollte, „Ich hab hunger....“
 

„Du hast doch eben erst gegessen?!“, rief er ihr hinter her, bekam allerdings keine Antwort mehr.
 

Seit Mariah schwanger war, war sie wie ein Pulverfass. Hochgradig explosiv. Hätte er das mal eher gewusst, wie anstrengend allein eine Schwangerschaft war. Dann hätte er ihr vielleicht vorgeschlagen einfach ein Kind zu adoptieren. - Immerhin saßen sie praktisch an der Quelle.

Er hoffte nur, dass sich das bald wieder legen würde, sonst könnte er sich gleich begraben gehen.
 

* * *
 

Am nächsten Abend wurde in der Hauptzentrale der BBA groß gefeiert. Die große Trainingshalle wurde extra umgebaut, damit alle hier ihr Treffen gut und vor allem in geschützter Umgebung abhalten konnten.
 

Nur Mariah war irgendwie nicht so zum Feiern zumute. Sie saß auf einer der Bänken, an der Seite und nippte ab und an an ihrer Limo. Während die anderen fast ausschließlich auf der Tanzfläche waren.

Eigentlich sprach nichts dagegen, etwas zu tanzen, aber beim letzten Mal, als sie und Yuriy tanzen waren, wurde ihr sofort übel und den restlichen Abend hatte sie dann auf der Toilette verbracht. Es war wortwörtlich zum Kotzen. Dieses schaukeln ertrug sie derzeit einfach nicht.
 

„Hey, Mariah... magst du auch etwas von Michaels gepunchten Drink?“, wurde sie von Eddy angesprochen, der ihr ein Glas hinhielt.
 

„Nein, danke. Heute nicht.“, lehnte sie jedoch ab.
 

„Ach komm schon... einen Drink. Der ist echt gut, bisschen Maracuja, bisschen Rum...“
 

„Sie hat nein gesagt.“, tauchte plötzlich ihr Freund neben ihr auf, was sie Seufzen ließ.
 

Yuriy war so übervorsichtig geworden, seit sie ein Kind von ihm erwartete. Was sicherlich nicht verkehrt war, aber manchmal fühlte sie sich schon ein wenig zu beschützt von ihm.

Sie sah, wie Eddy seine Hände zur Besänftigung hob und verschwand zugleich wieder zu Michael und Steven ohne ein weiteres Wort. Yuriy setzte sich zu ihr.
 

„Willst du ins Hotel?“
 

„Nein... ich... bin nur so deprimiert.“, sagte sie und schielte auf sein Glas, dass er mitbrachte.
 

Es sah fast aus wie Wasser. Sie wusste aber, dass er leidenschaftlicher Wodka Liebhaber war. Sie mochte es gar nicht... Aber sie würde jetzt gerade alles tun, nur für einmal dran zu nippen. Er folgte ihrem Blick und schob das Glas weiter weg von ihr.
 

„Denk noch nicht einmal daran.“
 

„Nur einen Schluck?“, fragte sie dann mit einem Schmollmund, obwohl sie gerade den Drink von Eddy abgelehnt hatte.
 

„Nein.“
 

Sie hasste sich irgendwie selber. Sie hätte all dem nicht zustimmen sollen. Sie war dafür nicht bereit. Sie liebte das Leben in Russland. Fast jedes Wochenende gingen sie aus. In irgendwelche Clubs, besauften sich und hatten dann unfassbaren, tollen Sex.

Und jetzt? Vom Tanzen wurde ihr schlecht, Alkohol war absolut tabu in der Schwangerschaft und Sex... na ja... das ginge noch. Aber sie fühlte sich dabei ehrlich gesagt immer ein bisschen unwohl. Es war immer noch schön, und Yuriy war bemüht vorsichtig zu sein. Die harten Nummern hatte er nicht mehr durchgezogen, seit er wusste, dass sie schwanger war. Dennoch. Ihr Leben war vorbei.
 

Plötzlich stand er auf und sie wusste nicht, was sie jetzt schon wieder angestellt hatte. Sie hatte doch eben gar nichts mehr gesagt?! Sie verfolgte ihn mit ihren gelben Augen und sah, wie er sein Glas Bryan in die Hand drückte und sich ein neues, sauberes holte.

Als er wieder kam, hörte sie den anderen Russen nur rufen, was los sei.
 

„Schmeckt wie Gülle.“, hatte er nur gesagt und sich wieder zu ihr gesetzt.
 

„Was sollte das jetzt?“, fragte sie verwirrt.
 

„Hör auf, dich selbst zu bemitleiden.“, sagte er, während er die Flasche Limo zu sich zog, „Wenn du leidest, leide ich mit.“, und schenkte sich nun auch die süße, gelbe Flüssigkeit in sein Glas.
 

„Du spinnst.“, hauchte sie, meinte dies aber absolut nicht böse, sondern viel mehr rührend.
 

„Dann bleib ich heute wenigstens nüchtern und kann dich sicher ins Hotel bringen.“, grinste er und hielt ihr sein Glas hin.
 

„Auf deine starken Nerven?“
 

„Ich fühle mich alles andere, als stark...“, sagte sie, nahm aber dennoch ihr Glas und stieß mit ihm an.
 

* * *
 

„Sie benimmt sich irgendwie seltsam, findest du nicht?“
 

Hiromi räumte gerade den Müll auf dem Tisch ab, nachdem die Party dem Ende neigte. Kai stand auf der anderen Seite des Tisches und räumte die Gläser zusammen.
 

„Nicht nur sie.“, sagte er zustimmend, „Ich hab gesehen, wie Yuriy lieber Limonade trinkt, als Hochprozentigen.“
 

„Und sie hat mein Sushi ausgeschlagen. Dabei hab ich extra ihre Lieblingssorte gemacht.“, kam der Schlagabtausch zurück.
 

„Vielleicht geht es ihr einfach nicht so gut.“
 

„Meinst du sie ist krank? Dann wäre sie nicht mitgekommen. Sie sah sonst ja gut aus. Nur ein bisschen neben der Spur.“
 

„War sicher nur der Jetlag.“, versuchte Kai sie zu beruhigen, aber ihr war es dennoch koscher.
 

Sie stellte sich gerade hin und dachte darüber nach. Schon bevor sie vier hier angekommen waren, benahmen sie sich beide merkwürdig. Sie hatte Mariah öfters beobachtet, wie sie an nur einem Tag öfter als zwölf mal aufs Klo verschwand. Sie hatte sie nur einmal darauf angesprochen und die Rosahaarige hatte gemeint, dass sie wohl nur etwas Falsches gegessen hatte. Und Yuriy? Gerade hier auf dem Treffen wurde ihr immer mehr bewusst, dass er sie niemals aus den Augen gelassen hatte. Ob er... eifersüchtig war? Nein. So war Yuriy nicht. Die beiden vertrauten sich blind.
 

„Meinst du, die beiden verheimlichen uns etwas?“
 

„Was sollen sie denn verheimlichen?“, fragte er verblüfft, setzte dann jedoch grinsend hintendran, „Yuriy hatte schon immer Leichen im Keller.“
 

„... ich hab nur so ein komisches Gefühl. Nenn' es weibliche Intuition.“
 

„Frag sie doch einfach, anstatt Spekulationen aufzustellen.“, sagte er und rümpfte nur die Nase.
 

„Das mache ich auch.“, sagte sie stellte den Mülleimer neben sich ab und suchte die Halle nach der Rosahaarigen ab.
 

„Aber nicht jetzt, oder? Du hast eben noch gefragt, ob ich dir helfen kann mit dem Abräumen...“
 

„Dauert nicht lange.“, lächelte sie, ging um den Tisch herum und hauchte ihm einen Kuss auf die Wange, bevor sie auf Mariah und Yuriy zu lief.
 

Kai seufzte. Typisch. Jetzt durfte er alleine aufräumen, oder was?
 

* * *
 

Mariah und Yuriy wollten gerade gehen, als sich Hiromi vor sie stellte. Yuriy blieb abrupt stehen, sagte aber nichts.
 

„Hey.“, sprach Hiromi sie an und sie lächelte freundlich, wie immer, „Ich wollte eigentlich nur fragen... ob ihr morgen zum Frühstück kommt zu Takao?“
 

„Ehm...“, fing sie an, doch es war Yuriy, der den Satz beendete.
 

„Wir kommen wahrscheinlich erst gegen Mittag.“
 

„Oh. Wieso?“
 

Yuriy wusste nicht was er antworten sollte. Normal sprach nichts gegen Frühstück... aber Mariah hatte morgens immer große Probleme mit der Übelkeit. Das legte sich meistens erst gegen Mittag. Das konnte er allerdings Hiromi nicht sagen, weil seine Freundin ja immer noch nicht mit der Sprache herausgerückt war.
 

„Wir haben was vor... also...“, begann sie erneut und sah kurz einen verzweifelten Blick von ihr auf ihn zu huschen.
 

„Zu Zweit. Ist der vorletzte Tag in Japan, vor der Abreise.“, druckste er herum und er bemerkte Hiromis skeptischen Blick, da er nun schon zum zweiten Mal ihren Satz beendet hatte.
 

„Okay.“, sagte die Braunhaarigen gedehnt und verschränkte plötzlich ihre Arme ineinander, „Was ist los?“
 

„Nichts.“, sagten beide gleichzeitig und sahen sich kurz ertappt an.
 

„Verarschen könnt ihr vielleicht alle anderen, aber mich nicht. Los,... raus mit der Sprache.“
 

Gott, Yuriy hielt den Druck nicht mehr stand! Diese Anspannung, diese Heimlichtuerei. Damit musste endlich Schluss sein.
 

„Sag es ihr einfach.“, zischte er wie aus der Pistole geschossen hervor.
 

„Toll, wie du mir in den Rücken fällst!“, zischte seine Freundin und schubste ihn leicht in die Seite.
 

„Ich halt es nicht mehr aus. Diese ganzen Geheimnisse. Es ist doch nichts schlimmes.“
 

Er sah den verwirrten Blick der Braunhaarigen, der immer wieder von ihm zu Mariah schwankte und wieder zurück.
 

„Okay, okay...“, sagte sie und hob die Hände zur Abwehr, bevor sie sich Hiromi zuwandte.
 

Doch gerade als sie gewillt war, ihrer Freundin reinen Wein einzuschenken, kam Rick an den dreien vorbei. Er hatte deutlich einen im Tee, was bei Mariah leider nicht unbemerkt blieb. Sie hielt sich plötzlich die Nase und den Mund zu, bevor sie ein „Tschuldigung“ murmelte und die Halle in Windeseile verließ, in Richtung Toilette. - Hatte er schon erwähnt, dass sie extrem auf Gerüche reagierte?
 

„Ist ihr schlecht?“
 

„So kann man es auch sagen.“, seufzte er und wollte ihr schon hinterher, als er sich noch einmal an Hiromi wandte, „Hol mal Kai. Wir treffen uns draußen.“
 


 

„Babe...“, rief er vor der Toilette und wartete auf eine Antwort.
 

„Jetzt nicht, Yur-“, hörte man sie mit gedämpfter Stimme, bevor man nur noch Würgegeräusche vernahm.
 

Mittlerweile hatte er sich daran gewöhnt. Am Anfang war das anders. Er konnte nicht mal im abgegrenzten Raum sein, wenn sie sich übergab. Vielleicht tat es ihm auch nur leid, weil er keine große Veränderung mitmachen musste. Sie trug gerade die ganze Last unter ihrem Herzen.
 

Manchmal da fragte er sich, ob er nicht einfach die Klappe hätte halten sollen. Vielleicht war es doch einfach noch zu früh für sie beide. Sie waren noch nicht allzu lange zusammen und ein Kind war immerhin eine Sache, die sie immer verbinden würde.

Ach er wusste selbst nicht so genau, wie er mit all dem umgehen sollte. Sie hatten definitiv beide eine große Verantwortung auf den Schultern zu tragen.
 

Nach zehn weiteren Minuten hörte er den Wasserhahn und er drückte einfach die Klinke hinunter.
 

„Alles okay?“, fragte er, als er die Tür wieder hinter sich schloss.
 

„Mhm... ich hatte schon die letzte halbe Stunde diesen stechenden Geruch in der Nase... Rick hat das Fass zum Überlaufen gebracht.“, sagte sie erklärend und spülte sich ihren Mund aus.
 

Er trat an sie heran und strich ihre Haare nach hinten und sortierte sie, da sie wild ab standen, während sie sich im Spiegel ansah und dadurch auch in Yuriys Spiegelbild sah.
 

„Vielleicht... sollten wir morgen schon abreisen.“, sagte er nachdenklich.
 

„Nein... wer weiß, wann wir wieder hier her kommen können.“
 

„Eure Gesundheit geht vor. Schau dich an... du zitterst.“
 

„Entschuldige... aber mir kam gerade der gesamte Mageninhalt von heute wieder hoch. Natürlich zittere ich!“, kam es von ihr, „Hast du mal Magensäure deinen Rachen wieder hochgewürgt?!“, sagte sie dann nochmal giftig hintendran.
 

„Ich meine ja nur... ich mach mir Sorgen um dich.“, gestand er und Mariah fuhr augenblicklich wieder mit ihrem Gemüt runter.
 

„Mir geht's gut. War vielleicht auch einfach zu viel Limonade... ich hätte kohlensäurehaltige Getränke meiden sollen.“, sagte sie und stützte sich am Waschbeckenrand ab, „Die Ärztin meinte, dass die Übelkeit meistens nur die ersten drei Monate anhält.“
 

„Hoffen wir mal. Wann hast du den nächsten Termin?“
 

„Erst wieder nächsten Monat... am achten.“
 

„Ich werd' mir da freinehmen.“, sagte er und sie wandte sich zu ihm um.
 

„Wirklich?“
 

Er nickte und sie fiel ihm in die Arme. Es wäre das erste Mal, dass er überhaupt dabei wäre. Die anderen Male konnte er nicht, weil in der Firma zu viel los war und er ja Kai keinen vernünftigen Grund hätte nennen können. Aber sie würden das jetzt sowieso endlich aufklären. Es war einfach besser für alle. Und vor allem für sie und das Ungeborene.
 

„Kai und Hiromi warten draußen vor dem Gebäude.“, sagte er dann, „Wir müssen es ihnen endlich erzählen.“, sagte er ernster, „Sie macht sich Sorgen um dich und ahnt schon etwas. Und Kai... er muss früher oder später eh wissen, was mit dir los ist, wegen der Arbeit.“
 

„Ich weiß. Ich wollte es nur nicht gleich allen sagen. Ich hab... Angst, dass sie uns verurteilen.“
 

„Selbst wenn... Es war unsere Entscheidung... Wo ai ni.“, sagte er und sie musste leise lachen.
 

„Du sprichst es immer noch falsch aus.“, tadelte sie ihn scherzhaft und legte ihre rechte Hand auf seine linke Wange.
 

„Du weißt aber, was ich meine.“
 

„Ich liebe dich auch.“, erwiderte sie grinsend und küsste ihn sanft.
 

* * *
 

An der frischen Luft angekommen, sah sie schon ihre jahrelange Freundin auf dem Parkplatz warten. Neben ihr war Kai, der an seinem Auto gelehnt stand.
 

„Mariah... da seid ihr ja endlich... alles okay wieder?“
 

„Ja, alles wieder gut.“, versicherte sie.
 

„Was wolltet ihr uns jetzt sagen?“, fragte Kai und starrte zu seinem besten Freund hinüber.
 

Es wurde still und Mariah verließ der Mut wieder. Was würden sie sagen? Wie würden sie reagieren? Es war schon verrückt zu sagen, dass sie schwanger war. Noch verrückter... das es eine gewollte Schwangerschaft war. Ganz davon abgesehen, dass sie erst knapp zwei Jahre mit Yuriy zusammen war. Andere Paare bekamen erst zehn Jahre später Kinder. Im besten Fall waren diese dann auch schon verheiratet...

Heirat... Sie hatten darüber auch schon geredet. Aber für beide war das nicht von belang. Sie waren sich da das erste Mal zu hundertprozentig einig.

Ihre Liebe brauchte nicht auf dem Papier stehen.
 

„Was ist jetzt?“, fragte Kai abermals und Hiromi sah ihn böse an.
 

„Hetz' sie nicht.“, sagte sie leise, bevor sie sich wieder zu den beiden wandte, „Du hast vorhin gesagt, es sei nichts schlimmes.“, und deutete auf Yuriy, „Aber du tust gerade so, als würde die Welt untergehen.“, sah sie zu Mariah.
 

„Mariah...“, sagte Yuriy ihren Namen und sie nahm alle ihren Mut zusammen.
 

Die Stunde der Wahrheit.
 

„Wir sind schwanger.“, sagte sie frei heraus und betonte das wir ganz besonders. Vielleicht brauchte sie dann nichts weiter dazu zusagen.
 

„Wirklich?“, fragte Hiromi mit großen Augen nach, während Kai aus allen Wolken fiel.
 

„Wie bitte?!“
 

„Wie...wie lange schon?“, fragte die Japanerin weiter.
 

„9. Woche.“, antwortete sie knapp und legte automatisch ihre Hände auf den Bauch.
 

„Wann wolltest du es mir sagen?!“, kam es von dem Graublauhaarigen an Yuriy gerichtet.
 

„Die ganze Zeit schon, aber sie wollte es erst ihr sagen, also hab ich die Fresse gehalten.“
 

„Und du hältst mir eine Predigt über 24/7...“, sagte Kai wissend, beendete den Satz aber nicht.
 

Mariah verstand kein Wort von dem, aber ihr Freund schien es ganz genau verstanden zu haben, denn er schnaubte nur verächtlich.
 

„Und... behaltet ihr es?“, fragte Hiromi kleinlaut.
 

Mariah seufzte. Sie hatten die versteckte Botschaft nicht verstanden.
 

„Es war geplant.“, sagte plötzlich Yuriy neben ihr und sie war in dem Moment froh, dass er ein vorlautes Mundwerk hatte.
 

„WAS?!“, kam es von beiden fast gleichzeitig.
 

„Wir haben uns das gut überlegt, okay. Haltet uns jetzt ja keinen Vortrag.“
 

Gut überlegt.. pah... das war eine Tat im Affekt. Der Moment, als er das Thema Kinder ansprach, machte sie sprachlos. Und er hatte so tolle Sachen gesagt, dass sie einfach nicht mehr anders konnte, als zu zustimmen. Fast jede Frau würde da schwach werden, wenn ihr Traummann ein Kind mit ihr machen wollte.
 

„Okay.“, kam es langsam von der Braunhaarigen, „Ich... weiß grade nicht, was ich sagen soll. Glückwunsch?“, fragte sie unsicher.
 

Mariah lächelte, als ihr Bauch erneut grummelte und sie die aufkommende Übelkeit schon bemerkte.
 

„Nicht schon wieder...“, murmelte sie und hielt sich kurz an Yuriy fest, während sie auf den Boden schaute und sich ihren Bauch hielt.
 

„Was ist-“, kam es von Hiromi, doch wurde unterbrochen.
 

„Übelkeit. Geht schon seit Anfang an so.“, antwortete er, „Können wir morgen weiter reden? Es wäre unpraktisch, wenn sie den Parkplatz vollkotzt.“, sagte er an die beiden gewandt, bevor er ein Schlag in die Seite kassierte, „Aua...“
 

„Pass du lieber auf, dass ich mich morgen früh nicht aus versehen zu deiner Bettseite rüber lehne...“
 

„Charmant wie immer.“, konterte er.
 

„Dann seht zu, dass ihr ins Hotel kommt.“, sagte dann Kai, als Hiromi sich noch einmal zu Wort meldete.
 

„Wir können sie doch mit dem Auto mitnehmen?“, fragte sie, doch Mariah schüttelte energisch den Kopf.
 

„Bloß nicht! Alles was wackelt bringt mich um. Da laufe ich lieber.“
 

„Ist nur ein kurzes Stück von hier aus.“, lächelte der Rothaarige.
 

„Dann... sehen wir uns morgen.“, kam es von Kai zögerlich.
 

* * *
 

Wie erwartet kamen sie erst kurz vor dem Mittag bei Takao an.

Yuriy hatte die Nacht nicht gut geschlafen. Sie kamen erst gegen 01.00 Uhr ins Hotelzimmer. Mariah brauchte ewig im Bad. Andauernd sah sie sich im Spiegel an und untersuchte förmlich ihren Bauch, als ob sie schon etwas sehen könnte.
 

Und dann... dann hatte sie das erste Mal eine Panikattacke.

Er hatte keine Ahnung gehabt, wie das Zustande kam. Er schob es auf die Stimmungsschwankungen. Sie hatte einfach im Bett angefangen zu weinen. Er brauchte fast eine gute Stunde, bis er sie beruhigt hatte und ihr versicherte, dass alles gut sei. Sie hatte die ganze Zeit über einfach nichts gesagt, was sie so aus der Fassung brachte. Er wollte sie aber auch nicht dazu drängen, daher hatte er nicht weiter nachgebohrt.
 

Als sie sich beruhigt hatte, hatte sie sich so sehr an ihn geschmiegt, dass sein kleiner Freund unter der Bettdecke putzmunter wurde. Er versuchte es zu unterdrücken, weil er sich denken konnte, dass es sicherlich nicht gut ankam, wenn er bei ihrer Situation jetzt auch noch an das Eine dachte. Aber sie hatte es bemerkt und sie wechselte ihren Gemütszustand von jetzt auf gleich. Als hätte sie einen Schalter umgelegt. Er hatte keine Chance, das ganze abzulehnen... Er war schließlich auch nur ein Mann.
 

In diesen paar Tagen, die sie in Japan verbrachten, durchlebte er mit ihr eine Achterbahn der Gefühle. Erst war sie gereizt und nahm alles wörtlich. Gab ihm die schuld, egal was es war. Ob es wegen der Schwangerschaft war, oder wenn er sie länger schlafen ließ, weil er wusste, dass sie den Schlaf brauchte.

Am anderen Tag war sie tief in ihren Gedanken versunken, apathisch, ja fast depressiv. Sie durfte das nicht essen, das nicht trinken, sie konnte das nicht machen und hinzu kam, dass es nun, bis auf Kai und Hiromi keiner wusste. Immer kam sie in eine Situation, in der sie sich erklären musste.

Sie war auch sehr ängstlich geworden. Ihre ganze Persönlichkeit hatte sich um 180 Grad gedreht. Aber diese Panikattacke toppte tatsächlich alles. Er konnte schon früher nicht mit weinenden Mädchen umgehen. Mal abgesehen davon, dass er noch niemals in solch eine Situation gekommen war, wie sie derzeit war.
 

Er war damit einfach komplett überfordert.
 

Heute war sie wenigstens wieder recht normal unterwegs. Lag wohl daran, dass sie mit Hiromi endlich offen reden konnte. Er dachte schon, dass sie das am meisten belastet hatte. Sie hatte keinen, mit dem sie darüber reden konnte, außer mit ihm. Manche Sachen jedoch wollte sie wohl nicht mit ihm bereden. Was er ihr nicht übel nahm. Er hatte ja das selbe Problem.
 

Als sich ein paar Grüppchen gebildet hatten, fing er Kai alleine ab, als er gerade in der Küche stand. Er kochte sich gerade einen Kaffee und Yuriy fragte, ob er ihm einen mitmachte.
 

Sie setzten sich an den Tisch mit der dampfenden Tasse und er merkte den Blick seines besten Freundes auf sich.
 

„Und?“, fragte er ins Blaue hinein.
 

„Was?“, fragte Yuriy und sah in Kais Augen.
 

„Wer kam als erstes auf die wahnwitzige Idee, ein Kind in die Welt zu setzen?“
 

Yuriy seufzte.
 

„Das du dich dazu überreden hast lassen...“, sagte Kai verständnislos und wollte gerade an seiner Tasse nippen.
 

„Es war nicht Mariah...“
 

Prompt verschluckte Kai sich.
 

„Das ist nicht dein ernst?!“, spie er fast etwas zu laut und der Rothaarige schaute sich panisch um, ob sie jemand gehört hatte.
 

„Schrei noch lauter rum, damit es auch ja jeder mitbekommt.“, zischte er sarkastisch.
 

„Ich fasse es nicht...“, sagte er und stützte sein Kinn auf einer Hand ab, "Bist du irgendwann auf den Kopf gefallen? Oder hast du einen abartigen Kinderkomplex, von dem ich nichts wusste?“
 

„Ist es denn so falsch?“
 

„Yuriy! Ihr seit erst knapp seit zwei Jahren zusammen... Hast du mal daran gedacht, wenn das doch mal auseinander gehen sollte? Das Kind wird euch immer verbinden. Ihr werdet immer Eltern bleiben.“
 

„Das weiß ich auch.“, murmelte er beleidigt.
 

„Ja, offenbar nicht. Gab es dir irgendwie einen Kick? Russisches Roulette mal anders?“
 

„Blyat! Denkst du, ich hab nicht gründlich darüber nachgedacht? Ich hab den Gedanken schon Wochen vorher mit mir herumgeschleppt, bevor sie es überhaupt wusste.“
 

„Wenn es ein Unfall gewesen wäre, hätte ich dich zwar auch rund gemacht, aber das... das ist wirklich dämlich. Ihr hättet doch alle Zeit der Welt gehabt.“
 

Klar hätten sie sich auch noch Zeit lassen können. Aber... es gab auch Vorteile daran. Das Alter spielte da eine Rolle. Ja, sie waren noch relativ jung, jedoch standen sie beide mit beiden Beinen im Leben und sie könnten mit ihrem Kind viel mehr Sachen machen, als wenn sie in einem gehobenen Alter gewesen wären.
 

„Bist du jetzt fertig mit den Vorwürfen?“, fragte er gelangweilt und nahm einen Schluck aus seiner Tasse.
 

„Mal sehen.“, murmelte er, „Für's erste.“


Nachwort zu diesem Kapitel:
Irgendwie hat sich Kai bei mir... wie ein großer Bruder für Yuriy entwickelt. XD
Kai, der ruhige, Realist... und Yuriy, den er immer wieder auf den Boden der Tatsachen zurückholen muss. Passt irgendwie, oder? =)
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