Zum Inhalt der Seite

Decision

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Erwarteter Besuch

„Ich schaue mir gerne Menschen beim Ballett an. Das ist ausgesprochen entspannend. Ein richtiges Orchester fehlt uns zwar noch. Aber tanzen können sie inzwischen schon sehr gut.“, Urds Blick hatte sich verändert. Diese emotionslose Mine, die er bis jetzt immer aufgesetzt hatte, war einer Faszination gewichen. Es wirkte fast schon menschlich. „Unsere Vampire nehmen Menschen Blut ab und du lässt sie für dich tanzen?“, Aoi wusste nicht was sie davon halten sollte. Aoi musste kurz schmunzeln. Die Vorstellung, dass ein Vampir sich ein Ballettstück ansah war einfach zu seltsam. „Warum lachst du? Habe ich etwas in deinen Augen komisches gesagt?“, kommentierte Urd. „Nein, das nicht“, murmelte Aoi. Je länger sie neben Urd stand, je länger sie sich so ungezwungen mit ihm unterhielt, umso angenehmer fühlte es sich an. Aoi hatte nie in Betracht gezogen, sich je mit einem Vampir zu unterhalten. Alles, was sie bisher über Vampire wusste hatte ihr die Armee beigebracht. Nein, im Prinzip hatte man ihr nur beigebracht, wie man Vampire am besten tötet. Sie spürte, wie Urd seine Hände auf ihre Schultern legte. Seine Handschuhe fühlten sich weich an, aber selbst durch den edlen, schwarzen Stoff konnte sie die Kälte spüren. „Schau geradeaus. Was kannst du sehen?“, flüsterte er ihr ins Ohr. Aoi schaute auf das Meer: „Was…ich sehe? Das Meer, rot wie Blut. Die Überreste der Schiffe, die einst durch das Wasser fuhren.“ Der Griff von Urds Händen verstärkte sich: „Ganz recht. Das ist der Zustand, in dem sich die gesamte Welt befindet. ihr habt enorme Stärke erlangt. Aber zu welchem Preis? Die Welt. Das ist der Preis. Ihr habt den Engel in Ketten gelegt. Aber ihr werdet diese Macht niemals vollständig kontrollieren können. Diese Macht sollte nicht von Menschen, auch nicht von Vampiren, benutzt werden. Bereits der Urahn ersten Ranges, Shika Mado, warnte uns vor der Macht der Engel. Deswegen frage ich dich, nur dich und nicht deinen Vorgesetzten, ist es das wirklich wert?“ In Aois Hals bildete sich ein dicker Klos. Sie ist eine Sangu, sie dient nur den Hiragis, niemanden sonst. Nie würde sie wagen, die Entscheidungen von Kureto zu hinterfragen. „Und weiter? Mal angenommen, ihr gewinnt. Was dann? Wie wollt ihr die Welt umformen?“, Aoi schaute Urd über ihre Schulter an. „Wir…“, doch dann unterbrach Urd seinen Satz. Er ließ Aois Schulter los und drehte sich Ruckartig um. Aoi konnte sehen, wie Urd seinen Kopf immer wieder von rechts nach links drehte. Seine Sinne waren aufs äußerste geschärft. Aoi ließ ihren Blick über die nähere Umgebung schweifen, sie konnte jedoch nichts entdecken, was Urds Aufmerksamkeit auf sich gezogen hatte. Nach einer Weile entspannte Urd sich wieder. Was hatte ihn so in Alarmbereitschaft versetzt? „Hey, Vampir. Was ist?“, fragte Aoi. Urd verschränkte seine Arme erneut: „Ich glaubte, für eine Sekunde das Blut meines Bruders gerochen zu haben.“ „Dein…Bruder…“, Aoi musste überlegen, was er damit meinte. Aber die Erkenntnis jagte ihr einen Schauer über den Rücken.
 

„Meister Geales“, es war Lest Karr. Diese Stimme würde Aoi wohl immer wieder zuordnen können. „Alles in Ordnung, Meister Geales? Ihr seht beunruhigt aus“, fragte er und sein Finger tippte an sein Kinn. Woran er das ablesen konnte, das war Aoi ein Rätsel. Urds Mine war genauso unbewegt wie vorher auch. Entweder hatte Lest Karr seine Reaktion mitbekommen oder er konnte etwas in Urds Verhalten sehen, was für Aoi unsichtbar war. Urd atmete tief aus: „Ich weiß es noch nicht, Lest. Es wird sich zeigen, ob meine Sinne mir einen Streich gespielt haben oder nicht.“ „Das trägt nicht unbedingt dazu bei, dass ich mich besser fühle. Normalerweise ist auf Euer Gespür meistens verlass. Wenn Ihr…“, doch Urd brachte ihn mit ausgestreckter Hand zum Schweigen. „Sei kurz still, Lest Karr“, sprach Urd, „Jetzt habe ich ganz sicher etwas gehört.“ Lest und Aoi schauten sich erstaunt um. „Ich kann noch nichts hören…oh, wartet. Ich glaube, ich höre auch etwas“, sagte Lest Karr und spitzte seine Ohren. Urd stieg auf das Geländer und schaute Richtung Festland: „Es klingt wie die Motorengeräusche eines größeren Fahrzeugs. Wo ist es?“ Aoi drehte sich zu Lest Karr: „Ein Auto?“ „Ein Bus. Ich sehe ihn. Es ist so weit. Lest Karr, rufe alle zusammen. Wo ist Ky Luc?“, Urd war wieder von dem Geländer gesprungen. „Ich bin hier, Meister Geales“, Ky Luc war aus dem inneren des Schiffes gekommen und starrte in die Ferne, „Oha, wo sie den wohl her haben? Ein ungewöhnliches Transportmittel.“ Wie immer hatte Aoi keine Ahnung, worum es überhaupt ging, aber auch sie glaubte inzwischen Motorengeräusche zu hören. Auf was auch immer die Vampire gewartet hatten, schien jetzt da zu sein. Das war nicht gut. Wenn sie jetzt alles vorbereitet hatten, dann würden sie vielleicht bald angreifen. „Du wartest hier, Sangu“, sagte Urd zu ihr und machte sich auf den Weg an Land. Aoi machte einen Schritt nach vorn und packte Urd am Ellenbogen: „Moment mal. Worum geht es?“ Urd befreite seinen Arm und packte Aois Handgelenk: „Das wirst du gleich sehen. Du kannst meinetwegen zuschauen, aber du bleibst hier auf dem Schiff. Misch dich da nicht ein, verstanden?“ Aus seiner Stimme hörte Aoi, dass er keinen Wiederspruch duldete. Aoi nickte nur stumm. „Gut, ich nehme dich beim Wort. Kommt“, sagte er und die anderen beiden folgten ihm.
 

Aoi beobachtete vom Schiff aus die Gruppe an Vampiren, die sich am Ufer versammelt hatte. Kurz ertönte plötzlich das quietschende Geräusch von Bremsen, als wenn jemand eine Gefahrenbremsung durchführt. Sie kniff die Augen zusammen als sie kurz darauf das splittern einer Scheibe hörte. Was zum Teufel treiben die da? Aoi konnte einen gelben Bus sehen, dessen Frontscheibe anscheinend eingeschlagen war. Vor dem Bus lag jemand, er musste bei der Bremsung durch das Fenster geflogen sein. Er trug eine weiße Robe, weswegen Aoi davon ausging, dass es sich um einen Vampir handelte. Ihre Vermutung bestätigte sich, als die Person sich wieder aufrappelte. Ein Mensch wäre nach solch einem Sturz entweder tot oder so schwer verletzt, das er ganz bestimmt nicht so einfach wieder aufstehen konnte. Er war aber nicht allein. Kurz darauf öffneten sich die Türen und mehrere Personen stiegen aus. Zwei davon waren unverkennbar Vampire. Die anderen sechs jedoch trugen die Uniformern der japanischen kaiserlichen Dämonenarmee. Aois Hände ballten sich zu Fäusten. Das waren die Deserteure, die am Flughafen abgehauen waren. Sie konnte das goldblonde Haar erkennen, obwohl sie etwas weiter weg war. Es war Mitsuba, da war sie sich sicher. Was machte ihre kleine Schwester hier? Warum waren sie und ihr Team mit den Vampiren zusammen? Waren sie ebenfalls von denen erwischt worden? Oder waren sie etwa…Nein, das konnte nicht sein. Ihre Schwester, eine Sangu, hatte sie mit den Vampiren gemeinsame Sache gemacht? Hatte sie die Hiragis, nein, die gesamte Menschheit verraten? Das konnte nicht sein. Aber es würde auch ihr Verhalten erklären. Ihr Team war schon vorher negativ aufgefallen. Sie konnte sehen wie der Vampir, der durch das Busfenster gefallen war vortrat. Sie musste sich ziemlich anstrengen um etwas zu verstehen, was da gesprochen wurde. Er hieß Urd und seine Leute willkommen, er musste also zu den japanischen Vampiren gehören. Lest Karr trat vor und was dann passierte, das konnte Aoi nur erahnen. Doch es jagte ihr einen Schauer über den Rücken. Lest griff in die Brust des Vampirs und als er sie zurückzog hielt er etwas Rotes in der Hand. Aoi wurde übel, als sie erkannte was es wahrscheinlich war. Sie fragte sich wie lange ein Vampir ohne Herz überleben konnte, aber offenbar nicht lange. Urd meldete sich schon nach kurzer Zeit zu Wort: „Gebt ihm das Herz zurück, Lest Karr. Er wird zum Dämon.“ Oh, Vampire werden zu Dämonen, wen man ihr Herz entfernt? Das war eine neue Erkenntnis. Sie musste Kureto davon berichten, sobald sie wieder zurück bei ihm war. Damit konnte man vielleicht noch effektivere Dämonenwaffen herstellen. Letzten Endes gab Lest das Herz jedoch zurück. Wenige Sekunden später stürzte der Vampir sich auf ein Mitglied von Mitsubas Gruppe stürzte. Reflexartig fuhr ihre Hand zu Chijiryu und holte sie kurz aus der Scheide. Dennoch drehte sich Urds Kopf sofort in ihre Richtung, auch wenn er weit weg war konnte sie eine Warnung darin erkennen. Sie nahm ihre Hand vom Heft. Jetzt war ein denkbar schlechter Zeitpunkt in Aktion zu treten. Für einen Verräter würde sie sich bestimmt nicht in den Tod stürzen. Verdammt, Urd musste wirklich scharfe Sinne haben. Hatte er die Waffe gehört oder hatte er die Energie ihres Dämons gespürte? Beides wäre sehr beunruhigend.
 

„Wer sind die überhaupt?“, hörte sie Urd fragen. Interessant, Urd kannte die Deserteure also nicht. Waren sie also doch nicht mit den Vampiren im Bunde? Oder war das eine Sache der japanischen Vampire? Urd hatte ja selbst gesagt, dass er auch nicht alles wusste, was in den anderen Ländern vor sich geht. „Knirpse, die mir in letzter Zeit ans Herz gewachsen sind“, sagte der Vampir, dass ihm vor wenigen Sekunden noch sein Herz rausgerissen worden war schien seine Laune nicht zu trüben. Seine Art zu sprechen erinnerte Aoi sehr an Ky Luc. Urd trat näher an den Vampir heran: „Ist es nicht verboten, Blut direkt von Menschen zu trinken?“, fragte Urd. Tatsächlich? Hatte Urd nicht noch vor wenigen Stunden ihr Blut getrunken? Ihre Finger tasteten erneut nach den Bissspuren. Nicht drüber nachdenken. Selbst wenn sie Urd damit in Schwierigkeiten bringen könnte, sie würde nie vor anderen zugeben, dass sie sich hat beißen lassen und das auch noch freiwillig. Wahrscheinlich nahmen es die Vampire damit auch nicht so genau. Immerhin schien es für sie auch ein größerer Genuss zu sein, Blut direkt von Menschen zu trinken. „Das galt in der Hauptstadt“, antwortete der silberhaarige Vampir auf Urds Frage, „Aber die wurde uns entrissen.“ „Ja, weil du unfähig bist“, kam es trocken von Lest zurück. Also konnten die Vampire außerhalb ihrer Städte quasi trinken, wann und von wem sie wollten. Da sie sich außerhalb von Sanguinem befanden, hatte Urd also einen Freifahrtschein. Urd beobachtete den silberhaarigen ganz genau. Offenbar gefiel ihm etwas nicht. Dann drehte er seinen Kopf schnell in eine ganz bestimmte Richtung. Das kannte Aoi schon, anscheinend hatte er etwas gewittert. „Ich habe Blut gerochen“, sagte Lest, „Dann war es auf einmal weg.“ Urd drehte den anwesenden den Rücken zu: „Gehen wir. Folge mir, Lest Karr!“ Damit sprang Urd mit einer irren Geschwindigkeit eine Böschung nach oben. „Wartet!“, rief Lest und sprang ihm hinterher. Es war klar, dass er mit Urds Tempo nicht mithalten konnte, er hatte Lest ja jetzt schon abgehängt. So viel Macht und Scharfsinn in einer Person. Noch dazu war Urd nicht gerade dumm und hatte seine Triebe anscheinend gut im Griff. Außerdem schienen die anderen Vampire ihm aufs Wort zu gehorchen, auch höherrangige wie Lest Karr und Ky Luc. Er war ein gefährlicher Gegner. Wie sollte man ihn bezwingen? Er musste einfach eine Schwäche haben, irgendeine.
 

Lest war hinter Urd zurückgefallen, aber das war wenig überraschend. Er würde schon aufschließen, sobald es nötig war. Urds Konzentration galt dem Blut, was er gerochen hatte. Es war eindeutig Vampirblut gewesen, das eines hochrangigen. Es konnte nur Krul Tepes Blut gewesen sein. Wenn er dem Geruch folgte, dann würde er sie finden und hoffentlich ein paar Antworten erhalten. Er näherte sich einem großen Haus. Er konnte die Präsenz eines Vampirs spüren. Aber da war noch etwas anderes, eine weitere Person war in Kruls Gegenwart. Er kannte sie, er hatte sie schon lange nicht mehr gespürt. Also hatte er sich vorhin doch nicht getäuscht. Hatte er sie beobachtet? Er musste sich vorsehen, er war ein ihm ebenbürtiger Gegner. Seine Hand näherte sich dem Griff seines Schwertes. Er streckte seine Hand aus und riss mit einem Ruck die Tür aus den Angeln. Er sah nur aus den Augenwinkeln wie sie in die andere Ecke des Raumes flog, seine gesamte Aufmerksamkeit galt dem Mann in der Mitte des Raumes. Jetzt durfte er keinen Fehler machen, sein Gegner war ein Urahn 2. Ranges. Er hatte sich verändert. Seine Haare waren nun schwarz gefärbt, seine Ohren hatten wieder die Form von Menschenohren, seine Pupillen waren schwarz und ausdruckslos. Aber Urd hatte keine Zeit, sich über sein Aussehen zu wundern. Ihre Hände trafen sich und als sie sich berührten wurde eine Schockwelle freigesetzt, welche den Boden um sie herum aufriss. „Rigr Stafford!“, rief Urd, „Steckst du hinter alldem?“ Ein Lächeln bildete sich auf Rigrs Gesicht: „Hallo, Urd Gea…“ Aber Urd ließ ihn gar nicht erst ausreden: „Schwert! Saug mein Blut!“ Sein Schwert ließ mehrere Stacheln ausfahren, welche sich in seine Hand bohrten und sein Blut aufnahmen, woraufhin sich seine Klinge blutrot färbte. Er führte eine schnelle Angriffswelle auf Rigr aus, der dem zwar auswich, doch Urd konnte eine Schwachstelle in seiner Verteidigung erkennen. Er holte mit seinem Schwert aus: „Du hast nachgelassen, Rigr!“ „Findest du?“, Rigr schaute ihn aus schmalen Augen an, „Den Arm kannst du haben!“ Urd trennte Rigrs Arm ab, dennoch glaubte er nicht, dass es so einfach war. Er sollte Recht behalten, denn aus dem abgetrennten Arm schossen mehrere Ketten, die ihn zielsicher angriffen. „Wa…?!“, Urd hatte mit vielem gerechnet, aber das war neu, so etwas hatte auch er noch nie gesehen. Er konnte auch kein Blut riechen. Mit einem schnellen Streich wehrte er die Ketten ab, doch eine von ihnen durchbrach seine Verteidigung und bohrte sich in seinen Hals. Er konnte fühlen, wie sie sein Blut absorbierten, schnell zog er sie heraus und hielt sie fest in seiner Hand. Rigr hing über ihm an der Decke. „Was ist das?“, verlangte Urd zu wissen. Der Arm war zwar noch abgetrennt, doch mehrere dieser ketten verbanden ihn mit Rigrs Körper. „Das hier? Diesen Fluch habe ich vor hunderten Jahren bei den Menschen entwickelt.“ „Ich rieche kein Blut, obwohl der Arm abgetrennt wurde. Du bist ja gar kein Vampir mehr“, sagte Urd. War er ein Dämon? Oder etwas gänzlich anderes? Menschen waren ja dafür bekannt solch abstoßende Experimente durchzuführen.
 

„Was ist mit dir? Willst du ewig ein Vampir bleiben?“, fragte Rigr, „Genau deshalb haben dich die Urahnen aufgegeben.“ Als ob das bei ihm anders war: „Dich haben sie doch auch verstoßen.“ Rigr lachte schallend: „Ha Ha! Dann sind wir wohl beide Waisen, Bruder!“ Er wollte ihn provozieren, aber Urd würde sich darauf nicht einlassen: „Was bezweckst du damit?“ „Und du? Was bezweckst du mit deinem ewigen Leben?“, stellte Rigr die Gegenfrage, “ Wofür klammerst du dich an die Regeln der Urahnen?“ Glaubte Rigr, nur weil er ein Urahn zweiten Ranges war, würde er einfach so tun und lassen was er wollte? In was für einer Welt lebte er eigentlich? „Ich…“, Urd kniff seine Augen zusammen. Doch Rigr unterbrach ihn: „Du brauchst mir nichts zu erklären. Schließlich stammen wir vom selben Urahn ab. Fallen wir uns nicht länger in den Rücken. Okay? Verstanden? Dann verlass jetzt bitte Japan. Das ist hier mein Spielplatz.“ Urd dachte nicht einmal daran, dieses Chaos hier sich selbst zu überlassen: „Bedaure, aber ich kann deiner Bitte nicht nachkommen.“ Er stieß eine Schockwelle aus, aber Rigr ließ eine weitere Kette aus seinem Arm hervorschnellen, welche sich um Kruls Hals schloss. Er zog Krul aus der Wand und schleuderte sie auf Urd. „Verdammt!“, fluchte Urd und fing Krul mit seiner linken Hand auf. Rigr flüchtete zum Ausgang, doch in dem Moment hatte Lest Karr sie erreicht: „Meister Geales!“ „Lest Karr! Wir müssen Rigr aufhalten!“ Doch Lest war von der Situation offenbar etwas überrumpelt. Mit einem Streich seiner Hand durchtrennte Rigr Lests Oberkörper und konnte so an ihm vorbei. Nun gut, ihm hätte klar sein sollen, dass Lest Rigr nicht stoppen konnte. „Denn hole ich nicht mehr ein“, sagte Urd. Er hatte schon zu viel Vorsprung, es wäre Zeitverschwendung, jetzt noch die Verfolgung aufzunehmen. Er drehte sich zu Lest, um zu schauen, ob er eventuell Hilfe brauchte, doch er hatte es allein geschafft, seine Körperhälften wieder zu vereinen. „Tut mir Leid…“, Lest wirkte etwas bedrückt, „Meine Schuld…“ Urd schüttelte seinen Kopf: „Schon gut. Er ist eben ein Urahn zweiten Ranges.“ Lest rappelte sich wieder auf, seine Kleidung war jedoch völlig zerrissen: „Mist! Hey, Krul Tepes! Erzähl mal, was hier los ist!“ Urd verschränkte seine Arme vor der Brust: „Gehen wir zurück zu den anderen, Lest Karr. Überlass Krul mir. Du solltest dir mal Ferid zur Brust nehmen.“ „Na schön“, damit verließ Lest das Haus.
 

„Gut, wir sind allein“, sagte Urd. Krul sah etwas mitgenommen aus, ihr rosafarbenes Haar war zerzaust und ihre Kleidung verschmutzt. Sie ballte ihre Fäuste: „Ferid, dieser Dreckskerl…“ „Lest Karr wird ihn schon finden. Du solltest mir jetzt besser alles sagen, was du weißt. Vor allem würde mich interessieren, wie er dich überwältigen konnte, dich, eine Urahnin dritten Ranges.“, begann Urd seine Befragung. Krul schaute ihn eine Weile unentschlossen an, schließlich sagte sie: „Ich war abgelenkt. Mein Fehler, das gebe ich zu. Meine gesamte Konzentration galt diesem Seraph und Mik…“ Doch dabei stoppte sie. „Wem? Wer ist das? Ein Mensch? Ferid behauptete, du hättest mit den Menschen gemeinsame Sache gemacht.“, fuhr Urd mit seinen Fragen fort. Krul schnaubte: „Pff. Als ob ich mit denen gemeinsame Sache machen würde, ich habe meine eigenen Pläne.“ „Dann…hat Ferid also nur teilweise gelogen. Was hast du dir dabei gedacht? Wer ist dieser Mik…wie auch immer er weiter heißt“, Urds Stimme wurde lauter, während er sprach. „Er ist ein Vampir, aber er hat nichts damit zu tun. Er…“, Krul unterbrach sich erneut. Urd packte Krul am Hals: „Ich verstehe, er ist dein Sohn. Aber genug jetzt, Lest sollte Ferid inzwischen gefunden haben. Gehen wir zurück zu den anderen.“ Krul wand sich in seinem Griff: „Moment, er könnte in Schwierigkeiten geraten! Er ist von meinem Blut abhängig. Urd!“ Urd musste kurz überlegen, was sie damit meinte, doch dann fiel ihm etwas ein: „Ich vermute mal, das er der sein könnte, der mit diesen Menschen gekommen ist. Der mit den blonden Haaren. Ich glaube, um den braucht man sich keine Sorgen zu machen, als ich ihn sah, da hatte er rote Augen. Er muss inzwischen Menschenblut getrunken haben.“ Krul hörte auf zu zappeln und schaute ihn erstaunt an. Dann fing sie an zu kichern: „Sieh mal einer an, mein kleiner Mikaela ist erwachsen geworden…“



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (0)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.

Noch keine Kommentare



Zurück