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Decision

von

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Fast allein

Gebäude, Zerstörung, kein Anzeichen von Leben. Nur die brennende Hitze leistete ihr Gesellschaft, während sie durch die verlassenen Straßen lief, in der Deckung der Gebäude schleichend, um nicht zu schnell gesehen zu werden. Innerlich schnaufte sie. Als ob ihr das etwas nützen würde wenn sie einem Vampir begegnete. Der würde sie augenblicklich wittern, sie hätte keine Chance sich zu verstecken. Sie konnte nur hoffen dass es nur ein normaler Vampir sein würde, gegen den sie auch eine Chance hätte. Wenn es nur nicht so heiß wäre, Aoi spürte wie der Schweiß aus ihren blonden Haaren in ihre Augen lief. Ausgerechnet jetzt, wo die Vorbereitung auf den Sturz von Tenri Hiragi liefen wurde sie von ihrem Trupp getrennt und musste ihren Weg allein finden. Sie war auf so einen Fall vorbereitet worden, aber es nützte ihr nichts wenn sie auf einen adeligen Vampir oder eine ganze Gruppe von Gegnern stieß. Sie hätte keine Chance. Aber Kureto würde sie suchen, davon war sie überzeugt. Er würde sie brauchen, wenn er gegen seinen Vater gewinnen wollte. Aoi wischte sich den Schweiß aus dem Gesicht und ging auf ein großes Gebäude zu. Es war einmal ein Kaufhaus gewesen, in den zerschmetterten Schaufensterscheiben lagen noch Teile von Schaufensterpuppen, an denen nur noch Fetzen der Kleidung hingen, die sie ursprünglich zur Schau stellen sollten. Aoi beschloss, es als eine Abkürzung zu nutzen, damit sie sich nicht auf der offenen Straße präsentierte wie auf dem Silbertablett. Während Aoi durch eines der Schaufenster stieg musste sie daran denken wie es vorher war, bevor die Seuche die Welt vernichtete. Als noch keine apokalyptischen Reiter durch die Straßen zogen und sie noch keinen blassen Schimmer von der Existenz der Vampire hatte, welche im Schatten der Welt lebten. Bereits kurz nach dem Ausbruch des Virus übernahmen sie die Herrschaft über die Menschen. Nur wenige konnten sich ihrem Griff entziehen. Aoi fragte sich immer öfter, wie es auf den restlichen Teilen der Welt nun aussah. Hatten die Vampire dort alles im Griff? Oder gab es auch dort Institutionen wie die japanische kaiserliche Dämonenarmee, welche ihnen Wiederstand leisteten? Wenn ja, dann mussten sie eine Möglichkeit finden mit ihnen Kontakt aufzunehmen, sie mussten sich verbünden, nur so könnten sie diese Blutsauger besiegen. Aoi wusste dass die Vampire, die sie bis jetzt getroffen und bekämpft hatte nichts waren im Vergleich zu dem was noch auf sie lauerte. Es gab noch so viel was sie nicht über sie wussten. Dennoch konnte Aoi ihre Gedankengänge trotz allem Nachvollziehen. Auch sie kämpften in dieser verrottenden Welt um ihr Überleben, ihre Nahrung war bedrohlich knapp geworden und so versuchten sie ihrem Untergang zu entkommen.
 

Aoi kämpfte sich durch einen Berg aus umgefallenen Kleiderständern aus dem Geschäft in die große Eingangshalle. Über ihr erhoben sich mehrere Etagen, welche durch Rolltreppen miteinander verbunden waren, die jedoch schon längst nicht mehr funktionierten. Der Baum, der in der Mitte gedieh hatte sich seinen Weg längst freigekämpft, seine Wurzeln hatten die Fließen schon längst durchbrochen und wuchsen der Freiheit entgegen. Gerade als Aoi einen weiteren Ausgang suchte erstarrte sie plötzlich. Sie war nicht allein, vor dem Baum stand eine weitere Person, welche ihr den Rücken zugewandt hatte. Aoi spürte wie ihr ein kalter Schauer den Rücken hinab lief. Das war sicher kein Mensch, sie konnte seine spitzen Ohren sehen. Ein Vampir! Sie war ihm direkt in die Arme gelaufen! Bisher hatte er sich noch nicht bewegt. Hatte er sie nicht bemerkt? Oder hatte er lediglich kein Interesse an ihr? Unwahrscheinlich. Kein Vampir würde eine potentielle, menschliche Beute einfach so entkommen lassen, dazu waren sie zu Triebgesteuert. Was sollte sie tun? Kämpfen? Sich verstecken und hoffen dass er sie nicht fand? Aois Muskeln verkrampften sich, ihr Herz schien sich zu überschlagen, als der Vampir seinen Kopf langsam in ihre Richtung drehte. Er hatte sie bemerkt, jetzt konnte sie eine Flucht vergessen. Wieso war sie so unaufmerksam, so dumm gewesen? Sie konnte nur noch auf ein Wunder hoffen, dass ihre Kameraden kamen um ihr zu helfen. Er drehte sich nun vollends zu ihr, seine roten Augen fixierten sie. Ihr fiel auf dass er nicht die übliche Uniform der Vampire trug, sondern ein weißes Hemd mit Weste und einen langen, grauen Mantel. Um den Hemdkragen trug er eine Krawatte mit Klammer. Seine Hose und Schuhe waren schwarz und schlicht. Seine blonden Haare waren kurzgeschnitten und seine Haut hatte einen ungewöhnlich dunklen Ton. Besonders der Ohrring an seinem linken Ohr stach ihr ins Auge, sie hatte noch nie einen Vampir mit Ohrring gesehen. Aoi schüttelte innerlich den Kopf. Da stand ein Vampir vor ihr und alles was ihr in den Sinn kam war ein verdammter Ohrring? An seiner Hüfte hing ein Schwert, aber es war keins der normalen Modelle, es war eines erster Klasse. Auch wenn dieser Vampir auf den ersten Blick recht unscheinbar aussah war sich Aoi sicher, dass war kein gewöhnlicher Vampir. Er hatte etwas Besonderes an sich, sie konnte seine Macht förmlich spüren. Aois Hand fuhr langsam zu ihrem Schwert, doch der Vampir machte keine Anstalten es ihr gleich zu tun. Nur sein kühler Blick fixierte sie, er wirkte wie eine Mauer, nichts wollte ihr seine Gefühle verraten, insofern er welche hatte. Aois Mund war staubtrocken, ihre Lippen fühlten sich an als hätte sie jemand zugeklebt. Sie wollte etwas sagen, irgendetwas was ihre Furcht verbarg, doch sie fühlte sich in dem Moment so klein und mickrig, so schwach und wehrlos wie schon lange nicht mehr. Allein war sie schutzlos, ein leichtes Ziel für diesen Vampir. Sie wollte ihr Schwert ziehen, sich nicht kampflos geschlagen geben, aber ihre Hand war wie an dem Heft festgefroren.
 

„Was macht ein Mensch hier und das ganz allein?“, seine harte, dunkle Stimme ließ Aoi erschaudern. Sie wollte kontern, aber ihr fiel nichts ein was sie sagen konnte. Sie kannte seinen Namen nicht, seinen Rang auch nicht und keine Herkunft. Er hatte einen leichten Akzent, wahrscheinlich osteuropäischer Herkunft, aber ganz sicher war sie sich nicht. „Verstehst du mich nicht? Oder willst du mir nur nicht antworten?“, fragte er weiter. Aoi schluckte einmal und antwortete ihm: „Natürlich verstehe ich dich.“ Sie versuchte ihrer Stimme Kraft zu verleihen, aber es wollte ihr nicht so recht gelingen. Er verschränkte seine Arme vor der Brust: „Nun gut.“ „Wer bist du? Du bist kein gewöhnlicher Vampir“, Aoi bereute diese Worte sofort. Warum stand sie hier und unterhielt sich mit einem Vampir? Er war nur ein Monster. Was interessierte sie seine Identität? Er würde sie ohnehin gleich aussaugen wollen. Er schaute sie weiterhin emotionslos an. „Du bist auch kein gewöhnlicher Mensch. Eine verfluchte Waffe. Eine schwarze Uniform. Gehörst du zu den Tabubrechern, welche wir bestrafen sollen? Der japanischen kaiserlichen Dämonenarmee, von der mir bereits viel erzählt wurde?“ „Tabubrecher?“, fragte Aoi, „Was meinst du damit?“ „Der Seraph of the End. Eine Forschung, die die Welt zerstören kann“, antwortete er, „Ihr müsst sie stoppen.“ Seine Stimme war eindringlich, schon fast bittend. Aoi biss sich auf die Lippe, er wusste über diese Sache Bescheid: „Das geht nicht. Wir…brauchen ihn. Die Menschheit muss leben.“ „Ich weiß. Aber ihr braucht keinen Seraph um zu überleben. Ihr werdet euch nur selbst zerstören. Diese Welt hat schon stark gelitten. Ich glaube nicht dass sie noch einen weiteren Schlag überstehen kann“, entgegnete er. „Ja, natürlich. Wir lassen uns von euch versklaven und ausbeuten. Als wären wir euer Eigentum“, fuhr Aoi ihn an. Er kam langsam auf sie zu: „Ich habe nicht vor eure Art zu versklaven. Auch wir Vampire haben ein Interesse daran dass die Menschheit nicht ausstirbt“, er ging um sie herum, bis er hinter ihr stand, „Mein Name ist Urd. Urd Geales. Du hast sicher auch einen. Wie lautet er?“ Er fragte sie nach ihrem Namen? Ein Vampir, der einen Menschen nach seinem Namen fragte? Aoi kannte es nur dass Vampire Menschen „Vieh“ nannten, noch nie fragte einer wie sie hieß. Sein Name sagte Aoi wiederum nichts, er war keiner der bekannten Adligen, welche sich derzeit in Japan aufhielten. Dass er einer war stand außer Frage. „Sangu. Aoi Sangu“, antwortete sie ihm. Am liebsten hätte sie sich selbst geschlagen. Warum nannte sie einem Feind ihren Namen? Einem Feind, dem sie gerade erlaubt hatte hinter sie zu treten.
 

Aoi wollte gerade einige Schritte Abstand zwischen den Vampir und sich selbst bringen, als sie plötzlich an der Hüfte gepackt und nach oben gerissen wurde. Kurz darauf hörte sie Glas zerbersten. Urd war auf eine höhere Etage gesprungen und hatte Aoi in seinen rechten Arm genommen. Als sie nach unten sah wusste sie auch wieso. Ein apokalyptischer Reiter war durch die Fensterfront gebrochen und wütete nun im Inneren des Gebäudes. „Nervige Biester. Die müssen irgendwo ein Nest haben“, murmelte der Vampir und zog sein Schwert. Ehe Aoi auch nur blinzeln konnte hatte die Klinge der Waffe den Reiter in der Mitte sauber geteilt. Maßarbeit. Hatte dieser Adelige sie gerade gerettet? „Wie…“, bevor Aoi ausreden konnte hatte Urd sie sich über die Schulter geworfen und machte Anstalten das Gebäude zu verlassen. Aoi begann sich gegen seinen Griff zu wehren, aber genauso gut hätte sie auch versuchen können aus einem Schraubstock zu entkommen. „Lass mich los!“, rief sie und versuchte ihre Waffe zu erreichen, was ihr aber nicht gelang. Er nahm Anlauf und sprang weit nach oben, durch ein Loch in dem Glasdach, von dort aus auf das Dach eines Hochhauses in der Nähe. Dort setzte er sie ab. Kurz darauf brach das Einkaufszentrum in sich zusammen, dass klirren des zerberstenden Glases hallte in ihren Ohren. Aoi konnte weitere apokalyptische Reiter erkennen, welche dort umherliefen. „Ich hörte sie bereits kommen. Sie müssen dich bemerkt haben, Sangu“, sagte er, während sein Schwert wieder in der Scheide verschwand. Warum tat er das? Er hatte schon so viele Gelegenheiten gehabt sie auszusaugen. Er tat es nicht. Er hatte nicht diesen gierigen Blick, den die meisten Vampire hatten sobald sie Blut rochen. Er hätte sie einfach da lassen können und warten bis sie verschüttet oder von dem Reiter aufgespießt worden wäre. Sie verstand gar nichts mehr. „Meister Geales!“, eine kindliche Stimme durchschnitt die Stille, welche sich um sie und Urd gelegt hatte. Aoi fuhr herum. Sie wusste nicht womit sie gerechnet hatte, aber vor ihr stand ein Kind. Ein Kind mit roten Augen und Fangzähnen. Ein Vampir, der aussah wie ein Kind. Aber der Ausdruck in seinen Augen verriet ihn. Egal wie er aussah, in diesem Körper steckte ein erwachsener Geist. Er trug altmodische Kleidung, ein weißes Hemd mit einer Schleife um den Hals. Einen langen, schwarzen Mantel und einen Zylinder auf dem Kopf. Sein langes Haar, welches auf einer Seite weiß, auf der anderen rot war hatte er zu zwei Zöpfen geflochten. „Lest Karr. Was tust du hier?“, sprach Urd, sein Blick lag auf dem Zwerg. „Wir haben den Krach gehört. Deshalb sind wir gekommen“, ein weiterer Vampir war wie aus dem Nichts bei ihr aufgetaucht. Er war in etwa so groß wie Urd, aber seine Erscheinung war deutlich anders. Sein kurzes, rot-braunes Haar hatte er zurückgekämmt, seine Uniform bestand aus einem grauen Mantel und einem weißen Hemd. Am Auffälligsten war jedoch das er ständig ein Lächeln auf den Lippen hatte. Er hatte etwas Verschlagenes an sich, Aoi war sich sicher, dass sie noch nie einen so dauergrinsenden Vampir gesehen hatte.
 

Nachdem sich der erste Schreck gelegt hatte wurde Aoi sich ihrer Situation wieder bewusst. Sie war umzingelt, von drei Vampiren. Auf dem Dach eines Hochhauses. Sie saß in einer Falle, es gab kein Entkommen. Sie sah schon jetzt, dass eine Flucht nicht von Erfolg gekrönt werden würde. „Was ist los? Überlegt das Menschlein wie es vor uns flüchten kann?“, der fremde Vampir riss sie aus ihren Gedanken. Er hatte sie sofort durchschaut, aber das war wohl nicht besonders schwierig gewesen. „Meister Geales, wer ist das?“, fragte der kleine Vampir, der offenbar Lest Karr hieß. Er stand also unter Urd, sonst würde er ihn nicht Meister nennen. „Sie heißt Aoi Sangu. Sie ist mein Gast“, antwortete Urd ihm, „Ihr wisst, was das heißt.“ Gast? Gast beruht aber auf Gegenseitigkeit und sie hatte definitiv kein Einverständnis gegeben. „M-Moment mal! Was bildet ihr euch eigentlich ein wer ihr seid?“, empörte Aoi sich, um nichts in dieser Welt wollte sie mit denen gehen. „Ich? Ich bin Ky Luc, ein Urahn 5. Ranges. Das bilde ich mir nicht nur ein, das bin ich auch“, antwortete ihr der Vampir mit einem breiten Lächeln. Nur fand Aoi das nicht wirklich lustig. Innerlich erschauderte sie, er war ein Urahn 5. Ranges. Wenn sie jetzt eine falsche Bewegung machte war sie tot, da war sie sich sicher. „Hör auf herumzualbern, Ky Luc“, mischte Urd sich ein und sein Blick wanderte wieder zu Aoi, „Du hast hoffentlich nicht wirklich geglaubt, dass ich dich einfach so laufen lasse. Du wirst mit uns kommen, entweder du machst es freiwillig oder wir schleifen dich mit. Du kannst uns nicht entkommen, egal wie hoch dein Rang ist.“ Was hatte ihm das verraten? Ihre Uniform? Ihre Waffe? Hatte sie sich irgendwo selbst verraten? Das war gar nicht gut. Urd wusste, dass sie keine normale, einfache Soldatin war. Die Augen der Vampire durchlöcherten sie förmlich. Egal was sie jetzt tat, es würde in einem Desaster enden.



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