Kill this Killing Man (III) von Kalea (Ein neuer Anfang) ================================================================================ Kapitel 69: Fairytales ---------------------- 069) Fairytales Er setzte sich auf, fuhr sich durch die Haare, stellte die Ellenbogen auf die Knie und legte sein Gesicht in die Hände. „Willst du auch einen Kaffee?“, fragte Sam und schob die Tür ganz auf, warum auch immer die halb offen stand. Er hatte Deans Füße gesehen und wenn der schon wach war ... „Dean?“, fragte er alarmiert. Fast sofort schaute der Ältere auf und ließ Sam stutzen. Er hatte erwartet, dass sein Bruder ein Problem wälzte, einen Albtraum gehabt hatte, aber nicht, dass er verträumt schaute. „Alles gut“, erwiderte der nun auch, seufzte und stand auf. „Willst du das das Haus immer noch?“ „Meine Meinung ist noch die von gestern. Wollen? Gefühlt ja, realistisch wohl besser nicht.“ „Und wenn wir einfach mal nicht realistisch sind? Wenn wir unser Leben realistisch betrachten, dürften wir eigentlich nicht mehr leben“. Dean schaute seinen Bruder offen an. „Deshalb versuchen wir es ja jetzt mit einem echten, realen Leben.“ Sam grinste. „Was hat deine Meinung geändert?“ „Geändert?“ Dean schüttelte den Kopf. „Ich schwanke die ganze Zeit hin und her und versuche mir immer wieder einzureden, dass es nicht geht. Ich hätte schon gerne ein richtiges Zuhause, wo wir bleiben können und … Lach mich jetzt ruhig aus aber … Ich habe von Familie im Schatten dieses Hauses geträumt. Grillen, Kinderlachen. Auch wenn einiges in diesem Traum wohl Utopie war und ich gerade darüber nachdenke, ob der Traum sich damit als Absurdum darstellen wollte.“ Etwas hilflos zuckte er jetzt mit den Schultern. „Und wenn wir es einfach versuchen? Verkaufen können wir es ja immer, oder?“ „Würde es uns einer abnehmen?“ „Es gibt immer reiche Spinner. Man muss sie nur finden. Wird vielleicht nicht so einfach wie für einen restaurierten Oldtimer, aber ich denke schon, dass wir es loswerden können, egal in welchem Zustand. Vielleicht hatte Mrs. Elisabeth“, er versuchte die naselnde Art O´Flannagáins nachzuahmen, ja Fans, die gerne in ihrem Anwesen leben wollen. „Okay, dann machen wir´s“, nickte Sam und fühlte sich dabei irgendwie erleichtert. Müsste er nicht eher Angst haben vor dieser Aufgabe? Schnell schob er diese Gedanken beiseite. „Ich rufe diesen Kobold an“, sagte er und zog sein Handy hervor, bevor er alles zerdachte. „Du bist also auch der Meinung er ist einer?“, fragte Dean neugierig. „Ich denke, wenn wir die Probe machen würden, ja. Er ist einer. Ich frage mich nur, wie diese Elisabeth an den gekommen ist und wie sie ihn für ihre Zwecke einspannen konnte. Kobolde sind doch eher nicht für ihre freundliche Art bekannt“, antwortete Sam bevor er den Kaffee in die Tassen füllte. „Verrätst du mir was dich an deinem Traum irritiert hat? Was hast du gesehen?“ Dean schüttelte den Kopf. Er inhalierte das Aroma seines Kaffees. „Ich bin mit dem Impala nach Hause gekommen, die Straße zu dem Haus entlanggefahren. Du hast gegrillt. Kinder haben gespielt und unsere Frauen kamen aus dem Haus. Weder die Kinder noch die Frauen hatten Gesichter. Bei den Kindern war nicht mal ein Geschlecht zu erkennen.“ Er trank einen Schluck. „Bobby war da … und Mom.“ „Unsere Frauen kennen wir noch nicht und das Geschlecht unserer Kinder, wenn wir denn welche bekommen, auch nicht. Bobby könnte Urlaub bei uns machen. Nur Mom finde ich ein bisschen abwegig. Aber! So sehr wie du dir immer noch wünschst, dass sie nicht gestorben wäre, finde ich es dann wieder kaum seltsam, dass du sie in deinen Traum einbaust.“ „Du meinst also nicht, dass der Traum sich so als Utopie vorstellen wollte?“ „Nein, ich glaube nicht. Und wenn, werden wir es früh genug erfahren, oder?“ „Was, wenn sich das Haus doch als unverkäuflich herausstellt?“ „Dann muss ich die reichen Verbrecher verteidigen, um genug Geld zu verdienen, um das Haus halten zu können.“ Sam grinste schief. Dean starrte seinen Bruder irritiert an. „So viel liegt dir daran? Du würdest wirklich Verbrecher verteidigen wollen?“ „Nein, eigentlich nicht. Eigentlich sollte das ein Witz sein. Aber ich denke, dass wir es irgendwie schon schaffen werden. Dein Gehalt, meins und wenn wir doch mal heiraten, haben wir vielleicht ja noch zwei Verdiener mehr. Ich denke, wir kriegen es hin.“ Sam nickte zur Bestätigung und fügte ein ‚hoffentlich‘ in Gedanken hinzu. Er wollte es wirklich gerne und wusste noch immer nicht genau warum. „Okay.“ Jetzt nickte auch Dean. „Wer nicht wagt, der nicht gewinnt. Wir haben so oft Unmögliches möglich gemacht. Warum nicht auch das?“ Jetzt endlich suchte Sam die Nummer des Nachlassverwalters heraus und drückte die Wahltaste. Schon nach dem zweiten Klingeln ging O´Flannagáin dran und Sam machte mit ihm einen Termin aus. „Sie haben sich also entschieden?“, empfing O´Flannagáin die Brüder mit einem wissenden Lächeln, kaum dass sie durch die Tür getreten waren und deutete auf die beiden Stühle vor seinem Schreibtisch. „Haben wir“", nickte Sam ernst. „Wir wollen das Erbe antreten.“ „Gut“, freute sich der Mann und unterdrückte das Bedürfnis, sich die Hände zu reiben. Er war ja so gut! Er zog eine Schublade seines Schreibtisches auf und holte einen Karton hervor, dem er eine Mappe entnahm, die er aufschlug. „Es gibt eine Klausel, die besagt, dass sie das Haus in den nächsten 20 Jahren nicht verkaufen dürfen.“ „Es gibt was?“, fragte Sam fassungslos. Fragend schaute er zu seinem Bruder. „Wer will das denn wie überprüfen?“, hakte Dean lauernd nach. „Ich werde das prüfen“, sagte O´Flannagáin und schaute Dean in die Augen. „Glauben Sie mir, dass ich es erfahre, wenn das Haus den Besitzer wechselt.“ Die Brüder hielten stumm Zwiesprache. Sam schaute fragend zu Dean, der mit einem Verdrehen der Augen antwortete, letztendlich aber mit den Schultern zuckte, den Kopf schief legte und nickte. „Okay. Wir stimmen dieser Klausel zu, wenn es sonst nicht noch irgendwelche Einschränkungen gibt!“, erklärte Sam entschieden. „Nein, keine.“ „Wir müssten also nicht selbst da wohnen. Wir könnten es auch vermieten?“, hakte Dean nach. „Oder abreißen oder weiter verfallen lassen?“ „Davon steht hier nichts. Das liegt in ihrem Ermessen.“ „Gut.“ „Wenn sie sonst keine Fragen haben, möchte ich sie bitten, Beide, hier zu unterschreiben.“ O´Flannagáin schob ihnen einen ausgearbeiteten Vertrag über den Tisch. „Was ist mit der Erbschaftssteuer?“, fragte Sam. „Können wir uns das überhaupt leisten? Das Grundstück muss Millionen wert sein ...“ „Darüber brauchen sie sich nicht den Kopf zu zerbrechen. Das ist schon geregelt.“ „Woher wussten Sie, dass wir das Erbe annehmen werden“, fragte Dean bissig. So langsam roch ihm das alles sehr verdächtig. „Mrs. Elisabeth hat Regelungen getroffen, die diesen Punkt betreffen und besagen, dass sie sich damit nicht mehr belasten müssen.“ Wieder tauschte Sam einen langen, beredeten Blick mit seinem Bruder, bevor er das Blatt zu sich heranzog. Er las es sich in aller Ruhe durch, während Dean ganz interessiert aus dem Fenster schaute. Irgendwann würde Sam fertig werden und wenn sein kleiner Bruder unterschrieb, sollte es auch für ihn in Ordnung sein. Seine Gedanken wanderten zu der Klausel. Ja, er hatte zugestimmt. Aber war das auch wirklich richtig? Banden sie sich damit nicht an etwas, dass sie nicht bewältigen konnten? 20 Jahre waren eine lange Zeit und trotz seiner Zusage befürchtete er, dass sie die Erhaltung des Hauses finanziell nicht so einfach stemmen konnten. Sie würden ihre Lebensplanung der nächsten Monate überdenken müssen. Könnten sie in diese Bruchbude ziehen? So würden sie sofort Geld sparen können, aber ging das überhaupt? Er würde den Schrottplatz schnellstens auf Vordermann bringen müssen. Wenn er jeden Monat einen Wagen restaurierte, sich einen Namen bei den Sammlern machte, würden sie es vielleicht schaffen. Dann wäre Sam allerdings komplett für ihren Lebensunterhalt zuständig und die notwendige Sanierung würde sehr langsam vonstattengehen. Selbst wenn sie seinen Pokergewinn vollkommen aufbrauchten. Aber besser langsam als gar nicht, oder? Sie würden ein Zuhause haben, einen Ort, an den sie immer zurückkommen konnten, einen Ort, der nur ihnen gehörte. Wärme breitete sich in seinem Inneren aus und ließ das Chaos in seinen Gedanken etwas weniger schlimm erscheinen. Sam unterschrieb das Papier und schob es zu Dean, der nach einem kurzen Blick zu seinem Bruder ebenfalls unterschrieb, das Blatt drehte und O´Flannagáin zurückgab. „Sehr schön!“, freute der sich. Er legte das Blatt in seine Mappe und holte ein großes, mit mehreren, teils uralten, Schlüsseln bestücktes Bund hervor und reichte es Dean. „Der Haustürschlüssel. Die anderen sind für die Garage und die Verandatüren. In der Garderobe befindet sich ein Kästchen, mit den Zimmerschlüsseln, auch wenn ich bezweifle, dass sie die noch benutzen können.“ Seamus erhob sich und ging zu einem Schrank. Er zog einen Schlüssel aus der Tasche, schob ihn in das Schloss, drehte ihn zweimal bedächtig und öffnete die Türen. Er entnahm einen größeren Karton und eine lange, dicke Papprolle und schloss den Schrank genauso bedächtig, wie er ihn geöffnet hatte. Erst als der Schlüssel wieder in seiner Tasche verschwunden war, drehte er sich zu den Brüdern. „Hier sind alle Papiere, die das Anwesen betreffen, einige alte Fotos und Zeichnungen und Informationen zum Hauskonto und Listen der dazugehörigen Ländereien und Pächter. In der Rolle befinden sich die Baupläne und Flurkarten.“ Er legte alles auf seinen Schreibtisch und reichte Sam die Hand. „Es ist mir eine Freude ihnen das Haus übergeben zu können.“ ‚Das glaube ich sofort‘, dachte sich Sam, sagte aber nichts. Dean wollte sich die Pläne und den Karton nehmen, stolperte aber gedanklich über diese zwei Wörter. „Hauskonto? Pächter?“, hakte er nach. Gab es hier noch eine böse Überraschung? Was war ein Hauskonto? „Hauskonto!“, nickte der Kobold etwas genervt. „Ein Konto, das sie zum Begleichen aller Rechnungen für das Anwesen nutzen können. Es sind zurzeit 100.000 Dollar darauf.“ Er hob abwehrend die Hände. „Ich weiß, dass das nicht annähernd ausreichen wird, deshalb hat Mrs. Newton eine Stiftung für die Erhaltung des Anwesens ins Leben gerufen. Die Zahlungen der Pächter laufen auch darauf.“ Er verdrehte genervt die Augen. Menschen! Warum mussten sie alles hinterfragen? „Diese Stiftung übernimmt alle Kosten, die dafür anfallen. Sie können jede Rechnung zu mir schicken und ich überweise ihnen den benötigten Betrag auf dieses Konto." Dean war blass geworden. Sein Blick huschte zwischen Sam und O´Flannangáin hin und her. 100.000 Dollar? „Stiftung?“, hakte nun Sam ungläubig nach. „Ja! Stiftung!“, wieso waren diese Menschen so begriffsstutzig? „Das Stiftungskapital beläuft sich derzeit auf knapp 16 Millionen Dollar. Mrs. Newton hat die meisten ihrer Kunstwerke dafür verkauft. Sie wollte das Haus in guten Händen wissen“, er kratzte sich am Kopf. „Vor der Finanzkrise war es mehr, aber ich denke, wenn sich der Markt in den nächsten Monaten und Jahren erholt, werden auch die Anteile der Stiftung wieder steigen", verteidigte O´Flannangáin sich kleinlaut. Es tat ihm in der Seele weh Mrs. Newton enttäuscht und einen Teil des Geldes verloren zu haben, auch wenn es nur ein ganz kleiner Teil war. Die Brüder starrten Seamus O´Flannangáin nur stumm an. „Hätten Sie das nicht eher sagen können?“, platzte Dean endlich hervor. Das … Ihm fehlten selbst in Gedanken die Worte! „Nein! Hätte ich nicht! Mrs. Elisabeth und ich wollten nicht, dass sie das Anwesen nur wegen des Geldes nehmen. Sie sollten es aus Liebe dazu tun, weil sie es wollten. Dieses finanzielle Polster ist nur für das Anwesen, für alles, was damit zu tun hat, also scheuen sie sich nicht, mir die Rechnungen zu schicken, egal wie hoch sie sind. Auch für Möbel oder Geschirr.“ Seamus nickte, so heftig, dass Sam befürchtete, sein Kopf würde abfallen. „Okay“, japste Sam leise, „nochmals Danke. Wir werden das Angebot nutzen!“ Er reichte dem Mann die Hand. Als er auch Dean mit einem Händedruck verabschiedet hatte, scheuchte O`Flannangáin die Brüder mit einer mit einer Handbewegung regelrecht aus dem Büro. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)