Kill this Killing Man (III) von Kalea (Ein neuer Anfang) ================================================================================ Kapitel 68: Dream on -------------------- 068) Dream on „Wollen sie bis zum Portal laufen?“, quengelte O´Flannagáin, „Oder hat diese olle Karre nun endgültig den Geist aufgegeben?“ „SIE können gleich laufen“, fuhr Dean ihn an und Seamus fühlte sich bemüßigt, seine Hände beschwichtigend zu heben. „Schon gut, schon gut. Trotzdem können Sie bis ans Haus heranfahren! Es beißt nicht. Es sieht nur so aus.“ Da war sich Dean nicht so sicher. So wie das Haus aussah konnte es … „Sind wir hier in einem Stephen King Roman gelandet?“, fragte Sam leise und bestätigte so unbewusst Deans Gedanken. Er begann einen Exorzismus zu murmeln. „Das frage ich mich auch gerade“, nickte Dean. Er warf einen Blick auf den Mann hinter sich, doch der schien entweder nichts zu spüren oder er wusste Bescheid. Beides sprach nicht gerade für ihn. Im Spiegel konnte O´Flannagáin das Minenspiel des älteren Winchester beobachten und er amüsierte sich köstlich. Er wusste ja wie das Haus wirkten sollte, auch wenn er nicht erwartet hatte, dass diese Beiden so heftig darauf reagierten. Waren sie doch keine Familienangehörige? Hatte Mrs. Elisabeth bei ihrem Abwehrzauber nur ihre direkte Blutlinie ausgenommen? Geholfen hatte dieser Zauber ja leider nicht wirklich. Hatte er vielleicht sogar genau das Gegenteil von dem bewirkt, was er bewirken sollte? Er würde abwarten. „Es beißt wirklich nicht“, sagte er etwas ruhiger. Dean atmete durch und fuhr bis vor das Portal. Kaum stand der Impala, sprang Seamus auch schon heraus. Das Haus schien plötzlich etwas weniger bedrückend. Fragend schauten sich die Brüder an. Dean schüttelte leicht den Kopf und Sam zuckte mit den Schultern. Zeitgleich öffneten sie die Türen und stiegen aus. Sofort begann Seamus O´Flannagáin zu plappern: „Mrs. Elisabeth hat vor einigen Jahren einen Teil des Kellers zu einer Tiefgarage umbauen lassen. Die Einfahrt ist gleich hier rechts neben dem Haus und es passen vier Autos hinein. Im hinteren Bereich des Anwesens gibt es einen Schwimmteich. Mrs. Elisabeth ist für ihr Leben gern geschwommen. Jetzt ist er allerdings verwildert und ...“ „Wer ist diese Mrs. Elisabeth? Was hatte sie für unseren Vater und was wollen wir hier?“, platzte Dean nun endgültig der Kragen. Dass es genau dieses Horrorkasten sein sollte, wollte er einfach nicht glauben. Seamus verdrehte die Augen. Er hasste es unterbrochen zu werden. Statt einer Antwort stieg er die Stufen zu der Eingangstür hinauf, schloss auf und trat in die große Halle. Zähneknirschend mussten ihm die Brüder folgen. Erst als sie neben ihm standen, begann er zu erklären. „Mrs. Elisabeth Newton, geborene Winchester. Ihr Mann war Erbe einiger Steinbrüche und der dazugehörigen Werke, um die Steine zu verarbeiten. Hier in Indiana. Dieses Anwesen war zuerst nur ein Landhaus ist in späteren Jahren, nachdem Mr. Newton alles verkauft und sich zur Ruhe gesetzt hatte, zu ihrem Alterssitz erweitert worden. In den Jahren nach Mr. Newtons Tod zog sich Elisabeth immer weiter aus der Öffentlichkeit zurück. Sie ist ihre Großtante und das was sie ihrem Neffen, jetzt also ihnen vermachen will, ist dieses Anwesen! Warum sonst sollte ich mit ihnen hier rausfahren?“ „Dieser Kasten?“, platzte es aus Dean heraus. Er wollte das einfach nicht glauben, auch wenn er es schon befürchtet hatte. „Was sollen wir mit so einem Kasten? Wir hätten zurzeit nicht mal die Möglichkeiten ein kleines Haus instand zu halten, geschweige denn zu sanieren, wie es hier der Fall wäre!“ O´Flannagáin reagierte nicht auf Deans Einwurf. Er ging zur zweiten Tür rechts, öffnete diese und trat ein. „Hier ist die Küche. Gut, sie sieht furchtbar aus und riecht noch schlimmer. Im ganzen Haus haben Diebe nach Verwertbarem gesucht und der eine oder andere Obdachlose hat hier auch gehaust, aber als Mrs. Newton noch lebte, war hier in diesem Raum das Zentrum des Lebens. Sie liebte es zu kochen. Also hier ist die Küche, gerade durch gibt es eine Frühstücksecke und den Durchgang zum großen offiziellen Esszimmer mit einer riesigen Glasfront. Darunter befindet sich die Garage. Hier rechts geht es zum Familienesszimmer mit Kamin. Auf der linken Seite des Hauses ist vorn ein Herrenzimmer und gegenüber dem Esszimmer die Bibliothek, dahinter war der Ballsaal und darunter das Schwimmbad. Wie ich schon erzählte, liebte sie es zu schwimmen. Oben sind die Schlafzimmer der Familie und unter dem Dach wohnte die Dienerschaft.“ „Selbst wenn wir das Ding hier übernehmen wollen wollten“, erklärte Dean mit erzwungener Ruhe, „wir könnten es uns nicht leisten. Außerdem ist es viel zu groß für uns!“ „Mrs. Elisabeth hat hier alleine gelebt!“, wischte O´Flannagáin diesen Einwand beiseite. „Wir können das nicht ...“, wehrte jetzt auch Sam ab. „Kommt Zeit, kommt Rat“, würgte der Verwalter sie ab und ging zur Treppe. „Ich werde hier noch das eine oder andere erledigen und mir ein Taxi rufen. Sie müssen also nicht auf mich warten.“ Die Brüder tauschen einen kurzen Blick. Warf er sie gerade raus? Egal! Hier hatten sie eh nichts mehr verloren. Gemeinsam gingen sie zum Impala, stiegen ein und Dean lenkte den Wagen den Weg zurück zur Straße. Auf halbem Weg drehte sich Sam noch einmal um. O´Flannagáin stand auf der Treppe und schaute ihnen nach und das Haus hüllte sich wieder in diese düstere, abweisende Aura. War das nur eingebildet? Im Haus hatte er das nicht gespürt! Es war verwahrlost, ja. Die zerschlagenen Fenster, die zerschlissene Couch und der Müll, den er in den Ecken hatte liegen sehen, aber sonst? Er schüttelte den Kopf und gab sich für eine Minute dem Traum hin, hier eine Familie zu haben und Kinder groß zu ziehen. Es wäre bestimmt toll! „Du denkst darüber nach“, stellte Dean leise fest. „Irgendwie schon“, gab Sam zu. „Wir können es uns nicht leisten!“ „Ich weiß, aber ein bisschen träumen darf man doch, oder?“ „Ein bisschen!“ Endlich war der Wagen verschwunden. O´Flannagáin ging zurück ins Haus, nahm seine wahre Gestalt an und war mit einem Fingerschnippen verschwunden. Zurück in ihrer Wohnung begann Sam das Internet nach Mrs. Elisabeth Newton und dem Anwesen zu durchsuchen. So ganz geheuer war ihm diese Dame nicht. Das mit dem Haus, das fühlte sich so an, als ob ein Zauber darauf liegen würde. Aber wenn das wirklich so war, wer war sie dann? Wie hatte sie es gemacht und war sie wirklich ihre Großtante? Zeitgleich telefonierte Dean mit Bobby und brachte ihn auf den neusten Stand in Sachen Tante Elisabeth. Auch ihm spukten so einige Zweifel im Kopf herum und er bat Bobby, ob der nicht mal seinen Hacker fragen konnte. Vielleicht fand dieser Frank ja etwas heraus, was Sam entging. Innerhalb der nächsten Tage trugen sie jede Menge Fakten über diese Frau zusammen. Ja, es gab sie wirklich. Sie fanden Fotos und Zeitungsausschnitte über ihre karitativen Aktivitäten. Es gab Bilder wie sie Gemälde kaufte oder für den guten Zweck versteigerte. Sie war eine schöne Frau und mit ihrem Mann auf fast jeder Party zu finden gewesen, doch nach seinem Tod zog sie sich immer mehr zurück. In dieser Beziehung hatte dieser Verwalter Recht gehabt. Außerdem fand Sam etliche Bilder vom Grundstück und auch vom Inneren des Hauses. „Hoch herrschaftlich“, kommentierte Dean lakonisch. „Das ist wirklich nichts für uns.“ Sam lauschte diesen Worten nach. Klang sein Bruder irgendwie ein bisschen traurig? Würde er doch gerne da wohnen, traute sich aber nicht, es zuzugeben? Er selbst war ja auch total hin und her gerissen. Einerseits sagte ihm die Vernunft, dass es vollkommen unmöglich war, andererseits war da der Wunsch, der Traum von Familie und Kindern und das Anwesen da draußen wäre genau der richtige Ort dafür. „Du denkst über das Haus nach?“, fragte er also frei heraus. „Du nicht?“, antwortete Dean mit einer Gegenfrage und nickte gleichzeitig. „Ja. Mir spukt das Ding im Kopf herum, aber ganz ehrlich? Wir können es uns nicht leisten, also ist es nur ein schöner Traum.“ „Ich weiß, dass wir es uns nicht leisten können, aber mal abgesehen davon? Mein Studium und deine Feuerwehr waren auch nur schöne Träume und jetzt sieh uns an.“ Dean legte den Kopf schief und musterte seinen Bruder. „Trotzdem ist das was Anderes. Ja, es war schwer aus unserem Leben heraus zu kommen und ich gebe zu, dass es wohl nur wenige Jäger gibt, die das schaffen, trotzdem! Meine Ausbildung hat der Pokergewinn bezahlt. Dein Studium finanzieren wir über dein Teilstipendium, dieses Apartment hier, unsere Jobs und den Pokergewinn. Und das auch nur, weil Bobby sich als ein genialer Finanzstratege entpuppt hat. Dieses Haus umzubauen würde wahrscheinlich Millionen kosten und wir haben schon den Schrottplatz am Hals. Ich finde einfach keinen Weg wie wir das stemmen könnten. Und du?“ Sam zuckte mit den Schultern. „Wenn ich da an Bobbys Haus denke, das habt ihr doch auch wunderbar hinbekommen.“ „Da gab es aber auch das Kapital in der Hinterhand. Willst du eine Freundin in das Haus da draußen einladen?“ „Willst du eine Freundin hierher einladen?“, konterte Sam. Dean schüttelte den Kopf. „In der letzten Zeit hatte ich so viel um die Ohren, dass da nicht mal ein Gedanke an eine Freundin Platz hatte. Aber wenn der Schrottplatz fertig ist, also wenn Stan umgezogen und wir das Haus da umgebaut haben, dann ginge das schon.“ „Da hätten wir auf Dauer aber das Problem, dass wir irgendwann ein zweites Haus anbauen müssen. Für zwei Familien ist es zu klein!“ „Du willst dieses Haus?“, fragte Dean unsicher. „Ich spiele nur unsere Optionen durch“, erwiderte Sam. Dean schwieg. Irgendetwas an diesem Haus hatte ihn angesprochen, trotz des horrormäßigen Aussehens und das beunruhigte ihn zutiefst. Kurz darauf rief Bobby an und gab ihm durch, was Frank über Mrs. Newton und das Anwesen gefunden hatte. Es deckte sich im Großen und Ganzen mit ihren Rechercheergebnissen, machte sie also auch nicht schlauer und half auch nicht, das Für und Wider dieses Erbes abzuwägen. Genervt von diesem Hin und Her ging Dean an diesem Abend ins Bett. Immerhin hatte er morgen frei und konnte sich bei Stan auf dem Schrottplatz so richtig auslassen! Das letzte Mal, bevor er mit dem Lehrgang für Firmengründer beginnen würde. Langsam lenkte Dean den Impala den Weg entlang zum Haus. In Schein der Sonne hob sich der Sandstein hell leuchtend von den grauen Backsteinen der Fassade ab. Die Blätter des Efeus, der sich an den Ecken des Hauses empor rankte, spielten leise im Wind. Auf der Schaukel, die in den Ästen der mächtigen Linde hing, die neben dem Haus stand, saß sein Kind und ein anderes schubste es an. Jauchzend warf es seine Beine in die Luft. Er stellte den Wagen ab und stieg aus. Sam stand am Grill und winkte ihm mit der Grillzange zu. Mom und Bobby saßen an dem Tisch unter dem Baum, an dem sie im Sommer fast immer aßen. Jody würde wohl den Frauen helfen. Oder sie musste arbeiten, die Arme. Ein Kind kam wie ein Wirbelwind über die Wiese geschossen, Marley in seinem Schlepptau, und warf sich ihm in die Arme. „Daddy!“ Er wirbelte es herum. Eine Frau kam die Treppe herunter. Sie trug eine Schüssel. Er stellte das Kind ab, warf einen Blick in die Schüssel und umarmte sie. „Hey“, wisperte er in ihr Haar und drückte ihr einen Kuss auf die Wange. „Salat?“, grummelte er leise. „Das Fleisch ist schon bei Sam auf dem Grill“, lachte sie. „Dann sollte ich mich aber beeilen, bevor es schwarz wird.“ Dean grinste. „Du wirst doch wohl nicht über meinen Mann lästern?“ Eine weitere Frau drohte ihm spielerisch mit einem Kochlöffel. Lachend schob Dean seine Frau vor sich. „Daddy? Spielst du mit uns?“, rief ein Kind. Es hielt ein Frisbee in der Hand, während ein Hund aufgeregt vor ihm hin und her sprang. Etwas polterte und dann dran das unterdrückte Fluchen seines Bruders an sein Ohr. Aber der stand doch am Grill. Hatte der … Er drehte sich zu ihm um, öffnete die Augen und sah, dass er in seinem Bett lag. Er schnaufte. Die aufkommende Enttäuschung schob er energisch beiseite und versuchte noch eine Weile diesen schönen Bildern nachzuhängen doch sie zerfaserten und lösten sich im Licht des erwachenden Tages auf, aber die Erinnerung daran hatte er ganz tief in seinem Inneren gespeichert. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)