Kill this Killing Man (III) von Kalea (Ein neuer Anfang) ================================================================================ Kapitel 66: Words ----------------- 66) Words Am Impala angekommen, warf Dean den Karton auf die Rückbank. Darum konnten sie sich auch später noch kümmern. Jetzt wollte er hier nur noch verschwinden. Er ließ sich auf seinen Sitz fallen, schob den Zündschlüssel in das Schloss und blickte zu Sam. „Was hältst du von dem Ganzen?“ „Das John einen Anwalt hatte? Die Umstände scheinen glaubhaft und warum nicht. Dass er uns nichts davon erzählt hat, ist nichts Neues und das mit Adam? Ich weiß, wie du zu ihm stehst. Zu der Tatsache, wie John sich ihm gegenüber verhalten hat“, schränkte er ein, als er sah, wie Dean für eine Antwort Luft holte. „Trotzdem finde ich es irgendwie schön einen weiteren Bruder zu haben. Auch wenn ich wenig Kontakt mit ihm habe. Ich meine, wenn ich darüber nachdenke, wie lange John als Single gelebt hat, ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass er wie ein Mönch gelebt haben soll.“ „Das habe ich auch nie von ihm erwartet“, erwiderte Dean. „Was mich an dem ganzen Thema so stört sind Johns Moralpredigten mir gegenüber, dass Familie erpressbar macht und dass ich keine Kinder in die Welt setzen soll. Er kam immer wieder damit an, wenn er mitbekam, dass ich von einer Frau kam. Immer wieder hat er mir eingetrichtert, dass ich Kondome benutzen soll und er selbst? Er zeugt nicht nur ein Kind, er unternimmt mit dem auch alles, was er seinen Kindern, denen, die bei ihm aufwachsen, denen, die von seiner ach so heiß geliebten Frau stammen, verwehrt. Wann war er mal bei einem deiner Fußballspiele? Wann bei einem Baseballspiel von mir? Wann ist er mal mit uns zu so einem Spiel gegangen? Ich werfe ihm nicht vor Sex gehabt zu haben. Ich werfe ihm den unterschiedlichen Umgang mit Adam und uns vor und seine Moralvorstellungen, die scheinbar auch nur für mich galten.“ Er drehte den Zündschlüssel und seine schwarze Schönheit erwachte zum Leben. Während er sie in den fließenden Verkehr lenkte, drehte er das Radio laut. Er wollte nicht weiter darüber diskutieren. Nicht jetzt und nie wieder! Sam akzeptierte das mit einem traurigen Lächeln. In ihrer Wohnung angekommen nahm Dean sich den Karton vor. Ein Karton! Das war alles, was vom Leben seines Erzeugers übriggeblieben war. Ein Karton mit ein paar Fotos … von Adam. Alles in Dean begann sich zu verkrampfen. Adam! Das besondere Kind! Er sammelte die Fotos aus dem Karton und packte sich verkehrt herum in den Deckel. Vielleicht wollte Adam die ja haben. Dann war da die Liste auf der John alle seine Lagerräume aufgeführt hatte. Dahinter standen die Codes der Schlösser und die Kontonummern, über die wohl die Miete für diese Lager gezahlt wurde. Die würden sie möglichst bald prüfen müssen. Er legte sie zur Seite. Blieb noch ein Umschlag, auf dem einfach nur Dean stand. Ein ungutes Gefühl explodierte in seinem Magen und stieg die Speiseröhre hinauf. Er atmete tief durch, besser jetzt als gleich, dann hatte er es wenigstens hinter sich, riss den Umschlag auf und begann zu lesen. Dean, Sam Die anderen Unterlagen habt ihr sicher schon gesichtet. Die Lagerräume sind für 10 Jahre gemietet. Kümmert euch darum und pass auf Sam auf, Dean! Außer euch habe ich noch einen Sohn. Adam Milligan. Er lebt mit seiner Mutter in Windom, Minnesota. Er weiß nichts von euch und unserem Leben und ich erwarte, dass das so bleibt! Das ist ein Befehl, Dean! Ich erwarte, dass auch Sam sich daran hält! Schaut hin und wieder nach ihm. Dad Dean hatte eigentlich gedacht, dass ihn die Fahrt von Terre Haute hierher wieder beruhigt hätte, aber … Ein Befehl! Natürlich. John befahl. Nach ihm schauen! Ein Befehl! Klar! Sie waren ja auch nur die Kinder, die seinen Befehlen zu folgen hatten. Denn da gab es ja noch das andere Kind. Das, mit dem man das friedliche Leben zelebrieren konnte, mit dem man zum Football und zum Baseball gehen konnte. Das Kind, dem man mit 15 ein Bier kaufte. Deans Hand krampfte sich zusammen und zerknüllte so diesen unsäglichen Zettel. Sam, der seinen Bruder die ganze Zeit mehr oder weniger genau beobachtet hatte, sprang von seinem Stuhl auf, ging zu ihm und nahm ihm das Blatt aus der Hand. Schnell überflog er die Zeilen und zerknüllte den Zettel endgültig. Wütend warf er ihn in den Papierkorb. Er drehte sich wieder zu Dean und legte ihm die Hand auf den Arm. Vielleicht konnte er ihn so ja aus dem Strudel reißen, in dem er gerade zu versinken drohte. Verdammt! Selbst aus dem Grab heraus, musste John ihnen noch die Faust in den Magen rammen. Immer, wenn es ihnen endlich gut ging, musste der wieder auftauchen. „Ich hasse ihn für das, was er dir angetan hat!“, erklärte Dean rau. Sam zuckte zusammen. Jetzt war er in seinen Gedanken versunken gewesen. „Er hat es nicht nur mir angetan, dir noch viel mehr!“ „Ich bin ...“ „Nein, Dean. Nein, nein, und nochmals nein! Du bist genauso wichtig und hast genauso Gefühle wie ich und wie jeder Mensch. Bei dir ist es eher noch schlimmer, denn du kanntest Mom und ihre liebevolle Art. Du kanntest das andere Leben auch mit ihm. Ich bin so aufgewachsen. Für mich gab es nur dieses Herumziehen, seine lieblose Art und dass er mich dir auf´s Auge gedrückt hat. Für mich warst du der Anker, die Mauer in deren Windschatten ich mich ausprobieren konnte. Ohne dich wäre ich genauso geworden, wie er ...“ Er schluckte. „und wahrscheinlich schon lange tot. Du hast uns am Leben gehalten und du tust es noch immer. John hatte kein Recht dir diesen unsäglichen Befehl zu geben, damals im Krankenhaus und er hat kein Recht uns zu befehlen, auf Adam aufzupassen. Der hat sein Leben und wir haben unseres.“ Irritiert schaute Dean seinen kleinen Bruder an, dann nickte er langsam. „Wahrscheinlich hast du Recht.“ „Nicht nur wahrscheinlich! Ich habe Recht!“ „Trotzdem tut es weh. Ich meine, er weiß nicht, wie wir inzwischen leben. Wir könnten schon lange tot sein! Gefehlt hat nun wahrlich nicht mehr viel. Ich …“ Dean schaute Sam in die Augen. „Ganz ehrlich? Diesen Teil meines Lebens hätte die Amnesie behalten können.“ „Dieser Teil deines Lebens ist aber der, der dich zu dem wundervollen Menschen gemacht hat, der du jetzt bist. Auch wenn es weh tut. Im Endeffekt ist es schon richtig, dass es ihn gibt.“ Dean zuckte mit den Schultern. Sein Blick fiel auf den Deckel der Schachtel. „Was machen wir mit den Fotos? Schickst du sie Adam?“ „Ja. Wird eh mal wieder Zeit mit ihm zu telefonieren“, erwiderte Sam und zog sein Handy aus der Tasche. Während Sam mit ihrem Halbbruder sprach, rief Dean Bobby an, um ihm von der neuesten Entwicklung zu erzählen und sie kamen überein, dass Dean ihm die Liste schicken würde. Bobby wollte dann entweder selbst hinfahren und diese Räume leeren oder andere Jäger hinschicken. Sie sprachen noch eine Weile über ganz alltägliche Dinge, bevor sie auflegten und so hatte der Winchester Zeit seine aufgewühlten Gefühle wieder unter Kontrolle zu bringen. Bobby kochte allerdings immer noch vor Wut. Er schob das kleine Mobilteil in seine Hosentasche, atmete durch. „Dieser verdammte Winchester“, machte er sich polternd Luft. „Was hat Dean angestellt?“, fragte Jody erschrocken. „Dean? Wieso Dean?“ „Naja, über Sam fluchst du eher selten.“ Sie grinste. „Nein. Keiner der Jungs. John! Ich meinte John“, und er erzählte ihr von dem Anwalt und dem Brief. „Wie konnte er nur?“, fragte sie, wieder einmal entsetzt über den Umgang dieses Mannes mit seinen Söhnen, oder eher mit dem älteren seiner Söhne. „Das frage ich mich, seit er das erste Mal mit den beiden Jungs bei mir war, seit er sie hier abgeladen hatte und fast sofort zu einer Jagd verschwand“, erklärte der alte Jäger leise. „Du weißt ja, dass ich nie Kinder wollte, aber diese zwei Jungs zu haben, war ein Segen. Am liebsten hätte ich sie nie wieder hergegeben und es tat unheimlich weh, als sie wegblieben, weil ich mich mit John überworfen hatte, wegen ihrer Erziehung, übrigens.“ „Aber sie sind wieder da.“ „Ja, und ich könnte nicht glücklicher sein. Sie sind die Kinder, die ich nie hatte und ich möchte sie nicht missen.“ „Ich auch nicht“, erklärte Jody ernst. Bobby zog sie in eine feste Umarmung und sie schmiegte sich an ihn. „Dean?“, fragte Sam und schaute zu seinem Bruder. Er hatte den Karton zu sich gezogen und wollte noch einmal alles in Ruhe durchgehen, nachdem Dean den einfach auf seinem Bett liegen gelassen hatte und sich in der Küche beschäftigte. Die Fotos von einem lachenden John mit Adam, beim Picknick und bei einem Football-Spiel, hatten alte Wunden aufgerissen und der Befehl seine Laune endgültig auf einen neuen Tiefpunkt gedrückt. Er wollte sich nicht mehr mit seinem Erzeuger befassen müssen, weder heute noch an irgendeinem weiteren Tag in seinem Leben. Er hatte immer gehofft, John irgendwann einmal gleichgültig gegenüberstehen zu können, doch das würde wohl kaum bis nie passieren. Jetzt schaute er auf. „Was gibt’s?“ „Hier ist ein Brief.“ „Verbrenn ihn!“ „Nein, nicht der Brief. Einer an John, über den Anwalt. Scheint eine weibliche Handschrift zu sein.“ Ungläubig drehte Dean sich um. „Noch eine seiner Liebschaften? Ich will es nicht wissen! Der Mann samt seines kompletten Anhangs, ist für mich gestorben!“ „Ich also auch?“, konnte Sam seinen Gedanken nicht zurückhalten. „Du weißt was ich meine!“ „Ich weiß, Dean. Trotzdem bin ich neugierig.“ „Dann ließ ihn doch. Tote haben kein Postgeheimnis mehr, denke ich.“ Sam riss den Umschlag auf. Es war die Handschrift einer Dame. Schön geschwungen und ausdrucksstark. Mein lieber John, ich fühle, dass sich mein Leben dem Ende nähert und ich würde mich freuen, Dich noch einmal zu sehen. Es gibt da etwas, das ich mich nie getraut habe, dir zu sagen: Ich bin deine Tante. Henry Winchester, Dein Vater, war mein kleiner Bruder. Es war kein Zufall, dass ich damals in dem Diner aufgetaucht bin, aber ich denke, dass ahntest Du bereits, als ich Dir all diese Fragen gestellt habe, denn nachdem Du mir Deinen Namen nanntest, musste ich einfach Gewissheit haben. Bitte John, wenn Du diesen Brief erhältst, ruf mich an. Solltest du mich nicht erreichen, melde dich bitte bei Seamus Ó Flannagáin Tel. 5552798 Deine, Dich liebende Tante, Elisabeth Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)