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Kill this Killing Man (III)

Ein neuer Anfang
von

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Stille Nacht

36) Stille Nacht
 

Draußen war es schon fast wieder dunkel, als Dean soweit ausgeschlafen war, dass die Sorgen, die er sich um Sam machte, in seinem Bewusstsein wieder präsenter wurden und er von selbst aufwachte.

Er kochte sich einen Kaffee und ging duschen.

Schnell trank er seinen schwarzen Wachmacher, packte das Geschenk für Stan ein und machte sich auf den Weg.
 

Drei Stunden nachdem er aufgewacht war, stand er in der Tür zu Sams Krankenzimmer. Inzwischen war noch ein drittes Bett hineingeschoben worden, doch das interessierte ihn kaum.

„Darf ich jetzt reinkommen?“, fragte er mit einem leichten Grinsen.

Sam musterte ihn betont skeptisch, bevor er antwortete. „Jetzt, da ich nicht mehr befürchten muss, dass du vom Stuhl fällst oder, noch schlimmer, über deine Füße stolperst und liegen bleibst … ja, darfst du. Wie bist du überhaupt nach Hause gekommen?“

„Baby kennt den Weg“, lachte Dean.

„Oh man, ist sie so gut!“ Sam schaute zu seinem Bruder auf. "Ich soll dich von Bobby und Jody grüßen."

"Du hast mit ihnen gesprochen?" Dean zog sich den Stuhl an Sams Bett und setzte sich.

"Ja, ich wollte ihnen wenigstens ein schönes Fest wünschen. Wieso muss Jody Weihnachten arbeiten? Sie ist der Sheriff! Ich hatte wirklich gehofft, dass se herkommen könnten.“

„Wäre aber auch blöd gewesen, mit Dir im Krankenhaus.“

„Auch wieder wahr.“ Sam nickte. „Bobby fragte wie es dir geht. Du warst gestern ziemlich fertig."

"Ist das ein Wunder? Du hast mir einen ziemlichen Schrecken eingejagt." Dean rieb sich den Nacken. „Sag mal, musst du wirklich noch bis morgen hier bleiben?“

„Der Arzt meinte ja. Aber wenn ich abgeholt werden würde, dürfte ich auf eigene Verantwortung auch heute raus.“

„Und? Willst du abgeholt werden?“

„Da fragst du noch?“ Sam richtete sich auf. „Es sei denn, du möchtest die Nacht hier auf dem Stuhl verbringen oder hast was anderes vor.“

„Was sollte ich denn vor haben? Ich habe eine 24-Stunden-Schicht hinter mir und hatte mich eigentlich auf eine ruhige Nach-Weihnachtsfeier mit dir gefreut.“

„Na dann? Worauf wartest du noch? Die Schwester sollte die Papiere haben.“

Das musste Sam nicht zweimal sagen. Sofort sprang Dean auf und verließ das Zimmer.

„Er ist süß, wenn es um dich geht!“, erklärte Sams alter Bettnachbar grinsend. Und auch der Neue stimmte nach einer kurzen Pause zu. „Stimmt. Er scheint total in dich vernarrt zu sein.“

Sam ließ sich in das Kissen sinken. Ja, Dean war in ihn vernarrt, wenn auch ganz anders, als die Zwei dachten, und vielleicht nicht mehr so stark wie vor so langer Zeit, als sie, von Dad getrieben, noch von Motel zu Motel zogen und er niemand anderen hatte, als seinen kleinen Bruder.

Jetzt war es anders, aber er wusste, wenn es hart auf hart kam, würde Dean noch immer sein Leben für ihn geben. Nicht, dass das ein schöner Gedanke war, nicht mal ein beruhigender und er nahm sich wieder einmal vor, besser auf seinen Bruder zu achten und darauf, dass ihm selbst nichts passierte. Das war wohl der beste Garant, Dean nie wieder die Veranlassung für so eine Kamikazeaktion zu geben.

Er schloss die Augen. Das war eine Monsteraufgabe, von der er nur hoffen konnte, sie irgendwann zu bewältigen. Wenn er sich aber vor Augen hielt, dass Dean alles war, was er auf der Welt an echter Familie hatte, dann sollte das eigentlich zu schaffen sein. Außerdem hatte er Hilfe von Bobby und Jody, auch wenn er noch nicht wusste, wie genau er die noch mehr einbinden konnte. Aber er wusste, dass er sich auf ihre Hilfe immer verlassen konnte.

Das erneute, kurze Klopfen riss Sam aus seinen Gedanken. Er setzte sich vorsichtig auf und schaute erwartungsvoll zur Tür, durch die Dean gerade gestürmt kam.

„Und?“

„Was und?“, fragte Dean unschuldig lächelnd.

„Och lass dir doch nicht alles aus der Nase ziehen! Darf ich raus?“, quengelte Sam.

„Natürlich darfst du raus. Hast du etwa an mir gezweifelt?“ Dean schmollte gespielt.

„Ich würde nie ...“

„Na! Nicht lügen sonst gibt es keine Weihnachtsgeschenke!“

Sam verdrehte die Augen. Sein Bruder hatte ja ausgesprochen gute Laune heute. Wie das wohl kam? Lag es nur daran, dass es ihm wieder gut hing?

„Okay, du ziehst dich an und ich besorge einen Rollstuhl, oder brauchst du Hilfe?“

„Nein, ich denke ich komme klar“, wehrte Sam ab und rutschte aus dem Bett, während Dean das Zimmer wieder verließ.

Sam hockte fertig angezogen auf seinem Bett, als sein Bruder mit dem Rollstuhl kam. Er ließ sich hineinhelfen und war ganz froh die Strecke bis zum Impala nicht laufen zu müssen. Die Narbe zwickte doch noch ziemlich heftig.

„Gute Besserung“, wünschte Sam seinen Bettnachbarn während Dean ihn nach draußen schob.

Auf dem Gang passte sie eine der Schwestern ab. „Alles Gute“, wünschte sie Sam. „und schonen Sie sich in den nächsten Tagen. So schnell wollen wir Sie hier nicht wiedersehen.“

„Danke, Schwester. Ich will auch nicht wiederkommen.“
 

Auf dem Weg zum Motel hielt Dean an einem Diner.

„Bin gleich wieder da“, rief er Sam zu und verließ den Wagen.

Mit mehreren Tüten beladen kam er wieder.

„Wen willst du denn alles verköstigen? Aber vor Allem, was soll es denn geben?“

„Sei doch nicht so neugierig, Sammy.“

„Mehr bleibt mir ja nichts, als neugierig zu sein.“

„Dann wirst du dich noch gedulden müssen, ich will nämlich noch zum Supermarkt.“

„Hättest du das nicht machen können, bevor du mich geholt hast?“, fragte Sam leicht gepresst.

Die Narbe zwickte unangenehm und er rutschte unruhig auf seinem Sitz hin und her.

„Oh! Tut mir leid, Sammy. Soll ich dich erst nach Hause bringen? Ich wollte noch Milch für´s Frühstück morgen holen. Wir haben nichts mehr da.“

„Nein, wenn´s nicht noch länger dauert. So langsam würde ich mich gerne wieder hinlegen. Im Krankenhaus scheint es irgendwie einfacher zu sein, nicht so sehr weh zu tun.“

„Ich beeile mich, versprochen“, sagte Dean und sprang regelrecht aus dem Wagen. Sam musste sich das Lachen verbeißen. Die Narbe schmerzte auch so genug.
 

Endlich betraten sie ihre Wohnung und Sam konnte sich auf sein Bett legen.

Erleichtert atmete er durch.

„Willst du dich erst ausruhen oder gleich was essen?“, fragte Dean.

„Lass mir ein paar Minuten, dann können wir essen“, erwiderte Sam und ließ sich vorsichtig auf der Couch nieder. Langsam kippte er in die Waagerechte.

"Warte, ich bringe dir eine Decke", sagte Dean und verschwand in seinem Zimmer. Gleich darauf breitete er den Quilt über Sam aus. "Brauchst du noch was?"

"Nein, danke." Sam lächelte erleichtert. Jetzt da er wieder lag, ging es ihm schon viel besser.

„Gut, ich decke den Tisch", erklärte Dean. Doch zuerst schaltete er die Lichterkette an dem kleinen Baum ein. Jetzt war ihm nach Weihnachten, jetzt wo sein kleiner Bruder wieder hier und die Blinddarmentzündung soweit ausgestanden war. Jetzt durfte sie blinken.

Eine Weile wuselte Dean in der Küche herum, dann kam er wieder zu seinem Bruder an die Couch.

„Wie sieht´s aus?“

„Lass uns Essen. Ich habe Hunger.“

Sofort hielt Dean seinem Bruder den Arm zur Unterstützung hin und Sam griff zu. Zögerlich richtete er sich auf, immer darauf gefasst, dass die Wunde wieder schmerzte, doch die kurze Ruhezeit hatte ihm gutgetan.

Sein Blick fiel auf den Tisch, der sich unter dem vielen Essen fast bog. „Das sieht hier ja fast aus wie in Napples“, stellte er leise fest.

"Fast", nickte Dean.

"Der Eierpunsch fehlt.“

„Den müssen wir verschieben, bis du keine Medikamente mehr nehmen musst.“

Sam nickte und nahm sich von dem Hackbraten.

"Was ist eigentlich aus eurem Projekt geworden. Welches der drei Unternehmen wollt ihr verklagen?", fragte Dean und schob sich die erste Gabel in den Mund.

"Du lagst schon mal richtig", erklärte Sam. "Zumindest das haben wir schon erfahren. Alles andere kommt Mitte Januar."

"Freut mich, dass ich helfen konnte", sagte Dean.

"Ja, danke! Ohne deine Zahlen hätten wir uns wohl auf den Farmer eingeschossen. So vehement wie Mity den beschuldigte."

"Der, der am lautesten brüllt muss aber nicht der sein, der Recht hat."

"Na das sag ihr mal." Sam lachte. Sie konnte ihre Meinung schon sehr deutlich vertreten.
 

Nach dem Essen machten sie es sich auf der Couch gemütlich und schauten die Wiederholung eines Basketballspiels. Dean hatte Kakao gekocht.

In der Pause standen sie auf. Sam verschwand im Bad und Dean füllte ihre Becher auf. Dann holte er die Weihnachtsgeschenke für Sam aus seiner Kommodenschublade.

Sam kam aus dem Bad und ging zu seinem Nachttisch, um die Geschenke für Dean zu holen.

Grinsend standen sie sich gegenüber. Ihre Päckchen hatten zwar anderes Papier, aber die Maße waren fast identisch.

Neben einigen Stiften und zwei Blöcken hatte Dean seinem Bruder ein Jura-Lehrbuch für Familienrecht mit Fallbeispielen, den Strategien der Anwälte und den erzielten Einigungen besorgt, das Sam schon eine Weile suchte und der hatte für Dean ein Lehrbuch für die Rüstgruppe gefunden. Wehmütig blätterte Dean darin.

„Sagst du mir, was dir auf der Seele liegt?“, fragte Sam leise.

Dean hob den Kopf und musterte ihn stumm.

„Immer wieder das alte Problem. Grady und Konsorten." Er atmete durch und schüttelte den Kopf. "Nicht heute, okay? Mir geht so vieles im Kopf rum und das will ich nicht an Weihnachten ausbreiten. Bitte.“

Bedauernd nickte Sam. Auch wenn es ihn verstehen konnte und er vielleicht sogar froh war, dass Dean diesen Tag nicht auch noch mit seinen Problemen behaftete, wäre er doch gerne mehr für ihn da.

„Du weißt aber schon, dass du mir vertrauen kannst?“

„Ich vertraue dir, Sam. Ich würde dir jederzeit mein Leben anvertrauen!“

„Dein Leben, ja, aber nicht deine Sorgen.“

Dean ließ den Kopf hängen. Er nickte kurz, hob den Kopf und schaute Sam an. Erst jetzt antwortete er: „Weil du Recht hättest und ich das weiß. Ich würde mir diesen Rat selbst geben und ich würde ihn nicht annehmen, nicht jetzt, weil ich wider besseren Wissens immer noch hoffe ihn nicht zu brauchen.“

Sam nickte und atmete tief durch. Dean dachte daran hinzuschmeißen. Und dann? Was stand dann für ihn in seiner weiteren Lebensplanung? Der Schrottplatz, eine andere Feuerwehr in einer anderen Stadt? Wieder jagen? Er schluckte. Daran wollte er nicht denken!

„Versprichst du mir wenigsten, mit mir zu reden, wenn du bereit bist diesen Rat, welcher Art auch immer er ist, anzunehmen?“

Dean atmete tief durch und nickte knapp. Ja. Spätestens wenn sich nach dem Lehrgang nichts geändert hätte, musste er mit Sam reden, weil sich zumindest sein Leben dann radikal ändern würde. So wie er sich Zurzeit fühlte, wollte er nicht in Bloomington bleiben. Er würde Stans Angebot ablehnen und zurück nach Sioux Falls ziehen. Dort konnte er sich bei Bobby verkriechen, auf dem Schrottplatz arbeiten und sich überlegen wie der neue Weg seines Lebens aussehen sollte. Natürlich gab es noch andere Feuerwehren in Indiana. Natürlich könnte er versuchen in einer anderen Stadt anzufangen, doch wer würde einen Abbrecher nehmen, denn wenn sich nicht änderte? Er hatte nicht mehr die Kraft, seine Anwärterzeit unter Grady zu beenden.

Nein, gerade hatte er die Nase gestrichen voll von allen und von Indiana!

Viel zu schnell verging dieser freie Tag. Danach musste Dean wieder zu seiner Schicht und Grady und seine Männer überboten sich wieder, um Deans Belastungsgrenze zu finden.



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