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Kill this Killing Man (III)

Ein neuer Anfang
von

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let´s get rock

025 let´s get rock
 

Bataillon Chief Grady war natürlich noch vor Deans Dienstschluss wieder auf der Wache und sichtlich schlechter Laune. Niemand wollte jedoch Öl ins Feuer schütten und ihn nach dem Grund fragen. Dean kochte gerade Kaffee und war sehr beschäftigt damit, die Löffel zu zählen, die er in den Filter schaufelte.

Grady untersuchte den Wagen und den Waschraum peinlichst genau. Zu seinem Verdruss fand er nicht den kleinsten Fleck, den er beanstanden könnte, ohne dass es auf ihn zurückfallen würde. Zähneknirschend erkannte er Deans Stunden an.

„Ihre nächste Schicht ist heute Abend. Ich werde überprüfen, ob Sie pünktlich sind!“

„Natürlich, Sir“, erwiderte Dean.

Grady verließ die Wache wieder und Dean konnte nun endlich auch Feierabend machen, sogar fast pünktlich.

Die erste von 21 Zusatzschichten hatte er geschafft.
 

Auf dem Weg ins Motel hielt er an einer Bäckerei und kaufte für Sam ein paar Sandwiches und einen Müsli to go Becher für sein Lunchpaket. Er hätte ihm zwar lieber selbst eins gemacht, aber dafür würde die Zeit nicht reichen. Er musste sich ja so schon beeilen, um Sam überhaupt noch zu erwischen.
 

Sam ging zur Küchenzeile, um sich einen heißen Wachmacher zu kochen. Den würde er heute auf jeden Fall brauchen.

Während das Wasser durch das Pulver in die Kanne tröpfelte, verschwand er im Bad und machte sich fertig. Gerade als er frisch rasiert wieder in ihren Wohnraum kam, trat Dean durch die Wohnungstür.

„Da komme ich ja gerade richtig“, stellte der fest. Er hob schnuppernd die Nase. „Hast du auch einen für mich?“ Ein Lächeln zierte sein müdes Gesicht.

„Kaffee vor dem Schlafen?“, fragte Sam skeptisch und füllte eine zweite Tasse.

„Hab mal gelesen, dass Kaffee in den ersten 20 Minuten müde macht und man besser einschlafen kann“, erwiderte Dean gähnend.

„Ich glaube du brauchst keinen Kaffee, um einschlafen zu können. Du schläfst ja schon fast im Stehen!“

„Ein kurzes Frühstück mit dir werde ich noch überstehen“, grinste Dean und zog den Müslibecher aus der Tüte.

„Ich hab keinen Hunger!“, protestierte Sam.

„Genau das habe ich erwartet. Du musst was essen! Also setze dich hin und iss!“

Sam wollte erneut protestieren, doch sein Bruder hatte an ihn gedacht. Er hatte Frühstück besorgt und sich beeilt, um ihn noch zu erreichen. Es wäre ihm gegenüber undankbar, wenn er jetzt nicht wenigstens versuchen würde etwas zu essen. Er ließ sich auf den Stuhl fallen, nahm den Löffel und versuchte einen kleinen Bissen.

Dean grinste. Ging doch!

Das Müsli schmeckte erstaunlich gut. Das sollte er sich merken!
 

„Jetzt muss ich aber“, sagte er, kaum dass der Becher leer war.

Dean stellte die Lunchtüte auf den Tisch, schob sie zu Sam. „Viel Spaß! Ich mach das hier und leg mich dann hin.“

„Okay“, erwiderte Sam, nahm die Tüte und stutzte. Auf der Tüte prangte ein großer, breit grinsender Smiley.

„Danke!“ Sein Lächeln wurde fast genauso breit wie der des Smileys. Er fühlte, wie sich die gute Laune in seinem Inneren ausbreitete.
 

Entspannt fuhr er zur Uni

Erst als er das Gebäude der Juristischen Fakultät betrat, stieg seine Nervosität wieder. Oder war es Vorfreude? Endlich ging es los. Endlich begann das Studium für den Beruf, den er schon immer ergreifen wollte!

Er ging in den Hörsaal und suchte sich einen Platz in einer der hinteren Reihen.

Noch hatte er genügend Zeit sich umzusehen und die Studenten zu beobachten, die nach ihm kamen, sich genauso suchend umschauten wie er und sich dann einen Platz suchten. Manche fanden auch bekannte Gesichter und gingen zu ihnen, um sie zu begrüßen und sich zu ihnen zu setzen.

Minuten später wurde ihm das allerdings schon langweilig. Außerdem konnte er sich nur zu gut daran erinnern, wie blöd er es fand, von allen angestarrt zu werden. Er nahm sich ein Lehrbuch, suchte sich wahllos ein Kapitel und begann zu lesen.

„Spät entschlossen oder mangelndes Kapital?“, wurde er aus seiner Lektüre gerissen. Er schaute auf. Neben ihm stand ein junger Mann mit einem offenen, breiten Lächeln.

Sam musste nicht lange überlegen, bevor er antwortete: „Ein bisschen von Beidem.“

„Genau wie bei mir“, sagte der fröhlich. „Ich bin übrigens Tylor Lane.“

„Sam Winchester“

Tylor ließ sich neben Sam nieder, packte seinen Laptop aus und wollte gerade beginnen seinen Nachbarn auszufragen, als der Professor den Raum betrat. Er musterte seine neuen Studenten. Sein Blick blieb an Sam und Tylor hängen. „Hat das einen Grund, dass sie so weit hinten sitzen?“

Sam sah erst jetzt, dass vor ihnen eine ganze Reihe frei war. „Ich wollte niemandem die Sicht versperren“, erklärte er ruhig.

„Das ist sehr rücksichtsvoll von Ihnen. Solange Sie im Gerichtssaal nicht auch so nett sind … Ich würde Sie bitten, in der nächsten Vorlesung doch aufzuschließen. Und wenn die Damen und Herren hinter Ihnen dann ihrem Beispiel folgen würden.“

Einige der vorn sitzenden Studenten drehten sich um und kicherten leise, doch das überging der Professor und begann mit seiner Vorlesung über Rechtsgeschichte und Gewohnheitsrecht.
 

Erst in der Pause hatten Sam und Tylor Gelegenheit sich eingehender zu unterhalten.

Sie suchten sich einen ruhigen Platz und Sam packte sein Lunchpaket aus.

„Was ist das denn?“, wollte Tylor wissen und deutete auf den Smiley. „Liebesbezeugung deiner

Freundin?“

Sam schüttelte den Kopf. „Von meinem Bruder.“

„Dein Bruder macht dir Lunchpakete? So ´nen kleinen Bruder will ich auch! Wie alt ist der? Kann ich mir den mal ausborgen?“

Amüsiert schaute Sam sein Gegenüber an. „Dean ist zwar kleiner als ich, aber vier Jahre älter und nein! Den leihe ich nicht aus!“

„Dein GROSSER Bruder macht dir Lunchpakete?“, wollte Tyler staunend wissen.

„Hmhm. Das ist seine Art mir viel Glück zu wünschen.“

„Den will ich kennen lernen.“

„Warum nicht, irgendwann mal“, sagte Sam und biss in das Sandwich. „Hast du Geschwister?“

„Zwei große Schwestern. Beide verheiratet. Die eine hat einen Stall Kinder und lebt auf einer Ranch. Die andere würde da eine Krise kriegen. Sie ist in einer Werbeagentur.“

„Das sind ja echte Kontraste.“

„Was macht Dean? Hat er auch studiert? Und warum macht er dir Lunchpakete und nicht deine Mutter oder Frau/Freundin?“

„Frau/Freundin gibt es nicht. Dean ist Feuerwehrmann und meine Mom starb als ich ein Baby war.“

„Oh, entschuldige“, Tylor schaute bedauernd. „Ich wollte nicht taktlos sein, mit meiner Neugier.“

„Ist ewig her. Trotzdem schmerzt es schon irgendwie noch. Irgendwann erzähl ich dir vielleicht mal meine Lebensgeschichte. Irgendwann wenn ich dich besser kenne“, räumte Sam ein und Tylor nickte. Das fand er nur fair.
 

Nach dem Lunch hatten sie noch eine Vorlesung über Vertragsrecht. Danach trennten sich ihre Wege, für diesen Tag, doch Sam war sich sicher, dass er in Tylor einen Freund finden würde und er wurde sich mit jedem Tag, der verging, sicherer.
 

Auf dem Weg zurück in ihre Wohnung fuhr er an einer Bäckerei vorbei. Er hielt an und holte Apfelkuchen für seinen Bruder, so als kleines Dankeschön für die Lunchtüte.

Vielleicht konnte er nachher ja noch mit ihm essen? Sein Blick wanderte zur Uhr. Wenn, dann sollte er sich beeilen und außerdem Essen mitbringen. Es war jetzt kurz vor vier und Dean musste um sechs beim Dienst sein.

Wieso musste der die Zeit für den Lehrgang eigentlich rausarbeiten? War das bei der Feuerwehr üblich? Auch das würde er Dean mal fragen. Aber nicht heute.
 

Mit Essen und Kuchen kam er genau in dem Augenblick durch die Wohnungstür, in dem Dean aus seinem Zimmer kam. Noch ziemlich verschlafen rieb er sich die Augen.

„Hey“, grüßte Sam. „Ich habe Essen mitgebracht.“ Mal sehen, ob Dean schon aufnahmefähig war.

Der Ältere nickte kurz und verschwand im Bad.
 

Eine viertel Stunde später saßen sie am Tisch und ließen sich das Essen schmecken.

„Wie war dein Tag? So schlimm wie befürchtet?“, fragte Dean.

„Nein. Lange nicht. Er war gut und interessant und vielleicht habe ich auch einen Freund gefunden.“

Warm strahlte Dean seinen Bruder an. „Das klingt doch gut“, freute er sich für Sam.

Sie leerten ihre Teller und dann musste Dean auch schon los. Sam räumte auf und begann danach mit seinen Hausaufgaben.
 

Schnell spielte sich diese neue Routine ein. Dean hatte Dank seiner Zusatzschichten kaum noch Freizeit. Sam hatte seine Schichten im Supermarkt drastisch zusammengestrichen. Er war trotzdem gut ausgelastet. Die Professoren gaben ihnen jede Menge Hausarbeit.
 

Doch heute hatte er weniger zu tun und so blieb ihm Zeit im Internet zu surfen.

Schnell las er sich fest und registrierte nur am Rande, dass sein Bruder das Zimmer betrat. Der Artikel fesselte ihn viel zu sehr. Erst als Dean ihm die Hand auf die Schulter legte, schaute er auf.

Dean grinste. Sammy hatte ihm nicht zugehört, also fragte er noch einmal: „Fahren wir essen oder soll ich was holen, dann kannst du in Ruhe weiter lernen.“

„Ich lerne nicht“, antwortete Sam etwas kleinlaut. „Ich hab hier ...“ Er drehte den Laptop zu Dean und zeigte auf einen Artikel.

Dean ließ sich auf den zweiten Stuhl fallen und überflog den Text. Landstreicher übernachteten in einer Villa in Südwesten von Bloomington. Um Mitternacht schlugen plötzlich die Türen. Etwas jaulte durch die Gänge. Dielen knarrten.

„Du willst jagen?“, fragte er überrascht.

„Das steht heute in der Tageszeitung“, wehrte sich Sam. „Allerdings denke ich schon, dass wir uns das ansehen sollten. Übers Netzwerk oder über Bobby will ich das nicht geben. Einen anderen Jäger herholen finde ich etwas … naja, unter unserer Würde? Wir würden ja jede Glaubwürdigkeit verlieren“, gab Sam zu bedenken.

„Meinst du nicht, dass wir jetzt schon zu eingerostet sind?“, fragte Dean. Immerhin war Sam vor fast einem Jahr zum letzten Mal jagen. Bei ihm selbst lag das noch viel weiter zurück.

„Ich denke, es sind Geister. Das sollten wir gerade noch schaffen können“, lachte Sam.

Dean legte den Kopf schief und musterte Sam. „Du hast schon recherchiert, oder?“

Sam starrte auf seine Hände und nickte.

Dean atmete tief durch. So eine Jagd war keine so schlechte Idee. Jetzt, da er ein paar Schichten unter Lt. Pratt gearbeitet und erlebt hatte, wie Kameradschaft auf einer Wache aussehen konnte, machte das die Schichten bei Grady nur noch unerträglicher. Die Jagd würde ihm helfen Frust abzubauen. Er konnte ja nicht nur bei Stan auf alte Wracks einschlagen.

Er nickte. „Dann erzähl mal“, bat er seinen Bruder.

„Diese Villa wurde von einer Familie Wildenfels erbaut. Der alte Wildenfels, Jakob, war Bierbrauer und kam mit Anfang 20 um 1860 aus Deutschland. Er arbeitete eine Weile in einer Brauerei, bis er selbst eine gründete und später auch eine Glasfabrik eröffnete, die größtenteils die Flaschen für seine Brauerei lieferte. Sein Bier schmeckte, er wurde reich. Irgendwann, er muss schon Mitte 50 gewesen sein, heiratete er eine Tochter deutscher Einwanderer, ein ziemlich junges Mädchen. Sie bekamen vier Kinder. Für sie und die wachsende Familie ließ er die Villa bauen.

Der alte Wildenfels war bis zu seinem Tod jeden Tag in der Brauerei.

Eines Abends wurde er dort aufgehalten und kam später als sonst nach Hause. In der Eingangshalle muss er die Leichen seiner Frau und des Butlers gefunden haben. Daneben einen Fremden. Vermutlich einer der Einbrecher.

Im Esszimmer hielten zwei weitere Einbrecher seine greise Schwiegermutter, die inzwischen auch in der Villa lebte, und drei Kinder in Schach. Wildenfels trug seit Beginn der Prohibition immer einen Revolver bei sich. Es ist wahrscheinlich, dass er sofort geschossen hat. Das, so vermutete man später, muss den ältesten Sohn ermutigt haben, seinem Vater zu helfen. Irgendwie bekam er wohl eine Schrotflinte zu fassen. Bei der nun folgenden Schießerei kamen alle, außer dem vierten Kind, einem kleinen Mädchen, ums Leben. Sie hatte sich im Uhrenkasten versteckt.“

„Sie hat einen auf „kleinstes Zicklein“ gemacht? Und?“

„Der Buchhalter suchte seinen Chef, nachdem der auch zwei Tage später nicht zur Arbeit kam. Er fand die Kleine vollkommen verstört inmitten des Massakers und nahm sie mit zu sich. Die Familie wurde auf dem Pleasant View Friedhof beigesetzt, die Leichen der Einbrecher wurden ihren Familien übergeben. Es waren Arbeiter der Brauerei, die Wildenfels während der Prohibition entlassen musste. Der Buchhalter, ein Mr. Knight, zog die Kleine, sie hieß Alma, auf. Sie heiratete später einen Braumeister und kehrte in die Villa zurück. Sie bekamen drei Kinder. Soweit ich bis jetzt herausfinden konnte, begannen die Geistergeschichten erst, als die Villa vor fünfzehn Jahren, nachdem der letzte Blutsverwandte des alten Wildenfels kinderlos verstarb, verkauft wurde. Seitdem ging sie von Hand zu Hand und steht seit fast fünf Jahren leer.“



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