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Kill this Killing Man (III)

Ein neuer Anfang
von

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no roots

022) No roots
 

Sam traf sich mit drei seiner Kollegen vor einem kleinen Pub.

Sie suchten sich einen Platz im hinteren Bereich der Theke, bestellten sich Bier und knabberten Erdnüsse. Es dauerte nicht lange, bis Pat, Patricia Smith, eine niedliche Dunkelhäutige, die Sam gerade bis zur Brust reichte, begann ihn auszufragen. Er hatte zwar schon ein bisschen was erzählt, aber das schien seinen Kollegen wohl nicht genug. „Wollt ihr das wirklich wissen?“

Natürlich nickten sie. Er verdrehte die Augen, nahm einen Schluck Bier und erzählte das, was sie immer erzählten. „Meine Mom starb als ich 6 Monate alt war. Unser Vater hat das nie verwunden. Er verlor einen Job nach dem anderen und ist mit uns von einem Ort zum nächsten gezogen. Wir waren nirgends lange. Wir haben gebraucht, um uns aus diesem Muster zu lösen. Ich habe meinen Collegeabschluss gemacht und jetzt will ich mir meinen Traum erfüllen und Jura studieren.“

In den Gesichtern seiner Gesprächspartner spiegelte sich Mitleid und Sam hasste es.

„Hättet ihr nicht bei Großeltern unterkommen können?“, fragte Tarek Hussein, der in einer Großfamilie mit Großeltern, Onkel und Tante aufgewachsen war.

Großeltern? Sam hatte erst von Großeltern erfahren, als Dean das Tagebuch Samuel Campbells von Adam bekommen hatte.

„Keine Ahnung, ob wir Großeltern hatten.“ Er zuckte mit den Schultern. „Können wir das Thema dann bitte wieder lassen? Es ist ewig her, nervt und ist nicht zu ändern!“ Sam schaute in die Runde und trank sein Bier aus. Wenn sie noch eine Frage in dieser Richtung stellen würden, würde er gehen. Dann hätte sich das Thema Kollegen für ihn erledigt.

Pat legte ihm die Hand auf den Arm. „Unsere Neugier tut uns leid. Wir wollten keine alten Wunden aufreißen.“

„Okay“, nickte Sam, blieb aber trotzdem angespannt.

„Was haltet ihr davon, wenn wir eine Runde Dart spielen?“, fragte Michael Williams, groß, blond und in seinem letzten Collegejahr.

Sam atmete durch und nickte. Patrica bestellte noch eine Runde Bier, dann gingen sie gemeinsam zu der Scheibe.

„Fängst du an?“, fragte Tarek Sam.

Der wog den kleinen Pfeil in der Hand. Das letzte Mal hatte er in Stanford Darts gespielt und das nicht wirklich gut. Messer lagen ihm mehr. Er atmete durch und schob diese Gedanken beiseite, bevor sie ihn noch weiter runter zogen. Erinnerungen an Jess und Alkohol waren keine gute Mischung.
 

Dean saß auf seinem Bett und trat sich gerade die Schuhe von den Füßen, als Sam ins Zimmer kam.

„Wie war´s“, fragte er und musterte seinen Bruder.

„Ziemlich holprig am Anfang, aber danach ist es doch noch recht lustig geworden. Wir wollen uns in vier Wochen wieder da treffen“, erklärte Sam und entledigte sich seiner Jacke. „Ich weiß nicht, warum sich immer alle für unsere Lebensgeschichte interessieren!“ Er schnaufte.

„Weil´s ungewöhnlich ist, wie wir aufgewachsen sind?“

„Hat Chris dich auch so gelöchert?“

Über Deans Gesicht huschte ein Lächeln. „Er hätte mit Sicherheit gerne mehr gewusst, aber er hielt sich echt zurück. Vor allem du warst für ihn ein Rätsel.“ Dean legte sich ins Bett und zog die Decke über sich.

„Ich?“

„Welcher Mann in meinem Alter telefoniert fast täglich mit seinem kleinen Bruder?“

„Ach die Schiene“ Sam verdrehte die Augen und grinste. „Hat sich das inzwischen gelegt?“

„So ziemlich. Obwohl ich mir nicht sicher bin, ober er seine Vermutungen schon komplett ad acta gelegt hat.“ Er drehte sich auf den Bauch und umschloss das Kissen mit den Armen.

„Nacht Sammy“

„Schlaf gut, Dean“, erwiderte der Jüngere. Er entledigte sich ebenfalls seiner Kleidung, legte sich mit einem Lächeln hin und drehte sich zu seinem Bruder. Von dessen ruhigen Atemzügen begleitet, schlief er ein.
 

Nach ihrem Frühstück am nächsten Morgen gingen sie zu Marielle.

„Ihr bringt keine guten Nachrichten“, empfing sie die Brüder mit einem traurigen Lächeln. „Wollt ihr einen Kaffee?“

„Ich weiß nicht, ob du uns einen geben willst? Wir haben zum Ersten eine Wohnung“, sagte Dean.

Sie stand auf und ging zur Kaffeemaschine. „Ich habe mich schon gefragt, wie lange ihr noch hierbleiben wollt.“

„Eigentlich mag ich es hier“, erklärte Dean, „aber wenn Sam erst zur Uni geht, ist ein gemeinsamer Wohn-Schlafraum einfach zu wenig.“

„Ihr müsst nichts erklären.“ Sie schaute von einem Winchester zum anderen. „Ist nur schade, dass ich jetzt keine Handwerker mehr im Haus habe.“ Ein entschuldigendes Lächeln huschte über ihr Gesicht.“

„Du kannst jederzeit anrufen“, erklärte Sam. „Wir kommen, wenn wir können.“

Marielle lächelte und stellte die Kaffeetassen auf den Tisch.
 

Die zwei Wochen vergingen schnell.

„Wann können wir den Schlüssel holen?“, wollte Dean von seinem Bruder wissen und goss sich den letzten Rest Kaffee in die Tasse.

Sam warf einen Blick auf seine Uhr. „Wenn wir in Ruhe hier alles fertig machen und einpacken, sollten wir rechtzeitig da sein. Wir treffen uns vor dem Haus.“

Dean nickte. Es fühlte sich komisch an. Das Motel beinhaltete wenigstens theoretisch die Möglichkeit jederzeit verschwinden zu können. Bei der Wohnung würde das nicht mehr gehen.

Er schob diese Gedanken beiseite, denn es war auch jetzt schon keine Option mehr. Sam war hier glücklich und er würde bald mit seinem Studium beginnen. Für die nächsten drei Jahre saß er hier fest und da war eine Wohnung die bessere Wahl. Er ließ seinen Blick durch das Zimmer wandern.

Auf der Kommode stand ein Karton mit ihrer ersten Anschaffung für die Wohnung. Bettwäsche und Handtücher. Viel mehr würden sie vorerst nicht brauchen.

Er trank seine Tasse aus und begann den Tisch abzuräumen. Sam packte ihr Schlafzeug in die Tasche und leerte den Kühlschrank. Es gab kaum etwas, das er in letzten offenen Karton legen musste. Ein bisschen Käse und eine Packung Wurst. Sie würden nach ihrem Einzug gleich noch einkaufen fahren.

Sam schloss den Karton und ging seinem Bruder beim Abwasch zur Hand.
 

„Das war´s“, sagte Dean. In seiner Stimme schwang ein wenig Wehmut mit.

„Das wird fast wie bei Bobby“, versuchte Sam die Laune seines Bruders zu heben. Er selbst hatte das Motelleben immer nein, gehasst war nicht so ganz richtig, gehasst hatte er es nicht, er hatte das ständige Umziehen gehasst. Das Leben im Motel war ihrer Lebensweise geschuldet und er war froh, dass die und das jetzt hinter ihnen lag.

Dean nickte. „Nur ohne Bobby.“

Sanft legte er seine Hand auf Deans Arm. „Dean. Komm schon, Alter. Wir sparen Geld und du hast deine Ruhe zum Schlafen, wenn du von einer anstrengenden Schicht kommst.“

„Ist ja gut, Sammy. Rational weiß ich das alles. Gefühlsmäßig ist es, als ob ich etwas Liebgewonnenes verliere. Dabei waren Motelzimmer immer eher ein notwendiges Übel als geliebtes Zuhause.“ Er schlug den Kofferraumdeckel zu. Sie hatten die Kartons in ihren Autos verteilt und es war mehr, als sie je besessen hatten.

Noch einmal gingen sie in ihr Zimmer und schauten sich um, ob sie nichts vergessen hatten. Danach gaben sie die Schlüssel ab.
 

Eine gute halbe Stunde später hielten sie vor ihrem Wohnblock.

Mrs. Lin wartete schon vor der Tür und begrüßte sie mit einem herzlichen Lächeln. Sie ging mit ihnen nach oben und zeigte ihnen noch einmal alles. Danach händigte sie ihnen die Schlüssel aus und wünschte ihnen alles Gute in ihrer neuen Wohnung.

„Lass uns auspacken“, schlug Sam vor, „danach fahren wir einkaufen.“

Dean nickte und ging nach unten, um den ersten Karton zu holen.

Keine Stunde später stellte Dean die letzten Bücher in das Regal. Der Feuerwehrtruck stand wieder versteckt hinter Caro und Ringo. Er hängte seine Feuerwehrjacke an die Garderobe und faltete den letzten Karton zusammen.

Sam kam gerade aus seinem Zimmer und ging ins Bad, um die Handtücher wegzulegen. Danach warf er noch einen Blick in die Küchenschränke.

„Wie sieht´s aus?“, wollte Dean wissen, der ihm dabei zusah.

„Nur Zucker und Salz, wenn ich das richtig deute“, erwiderte Sam. Er schloss die Schränke wieder und kam zur Tür. „Lass uns fahren.“

Dean nickte.
 

„Müssen wir eigentlich eine Einweihungsfeier machen, oder gibt’s das heute nicht mehr?“, wollte Dean wissen, als sie wieder zurück waren und ihre Einkäufe verstauten.

„Müssen müssen wir nicht, aber wir können“, entgegnete Sam.

„Und?“

„Es wäre eine gute Gelegenheit sich besser kennenzulernen. Ich könnte meine Kollegen einladen und du vielleicht deine und Chris und Mac?“

Dean erstarrte. Kollegen? Bestimmt nicht. „Nur Chris und Mac“, erklärte er so heiser, dass sich Sam augenblicklich zu ihm umdrehte und ihn fragend musterte.

„Was ist los, Dean. Was ist mit deinen Kollegen? Ich meine, du wolltest so gerne zur Feuerwehr, aber jetzt erzählst du absolut nichts von deiner Arbeit. Irgendwas stimmt doch da nicht!“

„Alles okay!“

Sam verdrehte die Augen. Wenn sein Bruder das sagte, dann war es nichts weniger als okay.

„Dean, bitte!“

„Ich glaube ich habe Muskelkater“, Dean verzog sein Gesicht zu einem gequälten Grinsen.

„Du gibst immer nur das Offensichtlichste zu. Verkauf mich nicht für dumm, da ist mehr.“

„Es ist nichts, Sam. Es ist nur langweilig. Die Wache ist so weit draußen und umfasst ein so großes Gebiet. Aber gerade ist da überhaupt nichts los. So hatte ich mir das nicht vorgestellt.“

„Und was macht ihr dann?“

Dean verdrehte die Augen. „Trainieren, aufräumen, reparieren. Ich hab‘s wohl mit dem Training etwas übertrieben.“

„Den ganzen Tag?“ Sam legte seine Hand auf Deans Arm. „Es kommen auch wieder bessere Zeiten“, versuchte er Optimismus zu verbreiten, auch wenn er wusste, dass bessere Zeiten für Dean schlechte Zeiten für einen anderen Menschen bedeuteten. Trotzdem fand er es komisch, dass sein Bruder keinen Kollegen einladen wollte. Das würde er nochmal ansprechen. Aber nicht heute.

„Darauf hoffe ich irgendwie“, nickte Dean und lenkte von dem Thema ab. „Was machst du heute?“

„Ich habe mich für die Spätschicht eingetragen“, antwortete Sam. „Hattest du was geplant?“

„Nein. Wir hätten irgendwo baden fahren können, uns faul in der Sonne rösten lassen. Aber so werden ich zu Stan fahren. Vielleicht hat der ja etwas zu tun. Mit deinem Kombi ist alles in Ordnung oder soll ich den mitnehmen?“

„Nein, alles gut.“ Über Sams Gesicht huschte ein Lächeln. Dean sorgte sich nicht nur um ihn, sondern auch um sein Auto.
 

Die Einweihungsfeier war, wie Sam vorgeschlagen hatte, eher ein gemütliches Beisammensein, als eine Feier.

Die Brüder hatten ein kleines Bufett mit Fingerfood, Tacos, Enchiladas und Minipizzen.

Sam hatte seine Kollegen, Tarek, Omar und Pat, mit denen er ja schon abends feiern gegangen war, und zusätzlich noch Felicia eingeladen. Mit ihr hatte er an den letzten Abenden zusammengearbeitet und sie verstanden sich gut.

Dean hatte nur Mac und Chris eingeladen und der Freund machte sich, wie auch Sam so seine Gedanken, warum. Doch wieder einmal überlegte er, dass diese kleine Feier ja wohl nicht der richtige Zeitpunkt war, um das anzusprechen.
 

Die Tage vergingen und die Brüder lebten sich in ihrer schnell Wohnung ein.
 

Der September kam mit Regen.

Dean hatte gerade die Fahrzeughalle durch gewischt, als Coon mit lehmverschmierten Stiefeln hereinkam und quer durch die Halle in den Aufenthaltsraum lief.

„Kannst du dir die nicht vor der Tür abtreten?“, fragte Dean ungehalten.

„Warum sollte ich mir die Mühe machen? Wofür haben wir dich?“ Coon starrte Dean abschätzig an. „Mach es halt ordentlich!“ Er ging zur Kaffeekanne und kippte sich Kaffee in die Tasse. „Außerdem ist der Kaffee leer. Sieh zu, dass du neuen kochst!“ Er kippte den kleinen Rest, der noch in der Kanne war, so schwungvoll in das Spülbecken, dass die Hälfte davon wieder herausspritzte und sich auf den Fliesen und der Arbeitsplatte verteilte. „Und hier sieht es aus wie Schwein! Wir waren mal die sauberste Wache, aber seit du da bist, können wir den Titel auch vergessen! Hier war es schon lange nicht mehr so dreckig!“ Breit grinsend ging er in den Aufenthaltsraum, wo ihm Webb die Hand zum Abklatschen hinhielt.

Dean rammte den Mob in den Eimer. ‚Verdammt‘, fluchte er still, ‚wieso mussten die ihm das Leben noch schwerer machen?‘ Während er den Eimer zurück zum Eingang schob, atmete er tief durch. ‚Nicht aufregen‘, ermahnte er sich, ‚es bringt nichts, außer, dass sie mich noch mehr triezen.‘ Er zog sein Handy hervor und machte ein paar Bilder, auf denen die lehmigen Schuhabdrücke, aber vor allem die noch feucht glänzende Fläche gut zu erkennen waren. Erst dann machte er sich daran, die Sauerei wieder zu beseitigen.

Zum Glück war die Nachtschicht gleich darauf zu Ende und es winkten zwei freie Tage, von denen er die meiste Zeit bei Stan zu verbringen gedachte.



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