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Kill this Killing Man (III)

Ein neuer Anfang
von

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one of us

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Um zur zweiten Wohnung zu kommen, lotste Sam seinen Bruder immer weiter in den Süden und je weiter sie fuhren, umso mehr zog sich Deans Magen zusammen. Das konnte die schönste Wohnung sein, er würde hier nicht wohnen wollen! Aber das konnte er Sam ja nicht sagen, denn er wollte ihn noch immer nicht mit seinen Problemen bei der Wache belasten.

Er parkte sein Baby auf einem Parkplatz vor dem Apartmentkomplex, atmete kurz durch und stieg aus. Mit wenigen Schritten folgte er Sam zum Eingang.

Vor der Wohnung wurden sie von einem netten, älteren Afroamerikaner begrüßt. Die Wohnung war frisch renoviert. Sie hatte zwei Schlafzimmer und zwei Bäder, eine große Terrasse mit Grill und einen Wohnbereich mit einer, durch eine Kücheninsel abgetrennte Küche. Kurz und knapp, die Wohnung war ein Traum, auch wenn sie um einiges über ihrem Limits lag. Trotzdem würde Dean sofort zuschlagen, wenn die Nähe zu seiner Wache nicht wäre.

„Was sagst du?“, fragte Sam, als sie auf der Terrasse standen.

„Der Preis ist zu hoch. Es wäre wohl gerade so machbar, wenn wir uns noch weiter einschränken würden. Wenn du allerdings studierst, wird es verdammt eng und ziemlich weit weg von der Uni ist sie auch.“

„Dafür wärst du näher an der Wache.“

„Aber ich muss nur einmal hin und wieder zurück. Du vielleicht aber mehrmals wenn du Veranstaltungen hast.“

„Das ist aber auch nicht so oft, denke ich.“

Dean zuckte mit den Schultern. Er wollte hier nicht leben. „Sie ist wirklich toll, aber ich finde sie einfach zu teuer. Lass uns weiter suchen.“

Sam nickte. Einen Versuch war es wert gewesen. Letztendlich musste er seinem Bruder aber Recht geben.

Sie verabschiedeten sich von dem Hausmeister und machten sich auf den Weg zu ihrer letzten Besichtigung für heute.

Diese Wohnung war in einer Wohnanlage der Nähe der Uni, umgeben von Bäumen. Es gab einen Pool, Fitness- und Wasch- und Gemeinschaftsräume. Die Hausverwalterin, Mrs. Lin, führte sie nach der Besichtigung dieser Räume in den ersten Stock. Das Apartment war nicht so groß wie das letzte, hatte aber alles, was sie brauchten. Einen größeren Wohnraum, der in die Küche über ging, ein Bad, zwei kleine Schlafzimmer und einen kleinen Balkon. Die Wände waren in einem hellen Beige gestrichen, die Geräte in der Küche fast neu. Es gab einen Herd, eine Spülmaschine, Kaffeeautomat und Mikrowelle. Die Couch im Wohnzimmer sah bequem aus und der Fernseher war, für ihre Verhältnisse, riesig.

„Das Apartment wird so vermietet, wie sie es hier sehen. Die Küche ist voll ausgestattet. Sie brauchen nichts mehr kaufen“, erklärte die Verwalterin.

„Das klingt gut“, freute sich Dean. Er tauschte einen Blick mit seinem Bruder und nickte kurz.

„Wir würden die Wohnung gerne nehmen“, erklärte Sam Mrs. Lin.

„Gut. Dann füllen Sie bitte das Formular aus. Wir haben noch einige Bewerber und würden uns in der nächsten Woche bei Ihnen melden.“

Sam nickte und machte sich daran, die Blätter auszufüllen.

„Wären Sie denn auch an einer anderen Wohnung interessiert, sollten Sie bei dieser nicht berücksichtigt werden können?“, fragte sie, als sie sich verabschiedeten.

„Wenn die genauso ist, wie diese hier?“, bestätigte Sam, nach einem weiteren Blick zu seinem Bruder.

„Gut, ich setze sie mit auf die Liste.“ Sie machte ein Kreuz auf dem oberen Rand den Fragebogens und begleitete die Brüder nach draußen.
 

Die folgende Woche verging recht schnell. Sam machte sein Job Spaß und die Kollegen waren nett. Außerdem half er Mrs. Hagen bei einigen kleinen Reparaturen, da Dean Nachtschicht hatte.
 

Die Kaffeemaschine spuckte gerade den letzten Tropfen Kaffee in die Kanne, als Dean ihr Zimmer betrat. Jetzt hatte er erstmal zwei Tage frei.

„Hab Frühstück mitgebracht“, sagte er und hielt die beiden Tüten hoch. „Warum bist du schon auf?“

„Ich war wach und dachte, ich frühstücke in aller Ruhe mit dir. Heute Abend wollte ich mit meinen Kollegen in einen Pub gehen. Sie haben mich eingeladen. Ich finde sie ganz nett und ...“

Dean grinste. „Du musst dich nicht entschuldigen. Ich freue mich, wenn du Freunde findest.“ Er lächelte Sam warm an, legte die Tüten auf den Tisch und zog seine Jacke aus. Müde rieb er sich über sein Gesicht. Die Woche war keine Ausnahme in der Aneinanderreihung beschissener Wochen gewesen. Aber jetzt hatte er erstmal zwei Tage frei und spätestens morgen würde er sich bei Stan austoben können. Ohne den Schrottplatz wäre er wohl schon durchgedreht.

„Geh ruhig. Ich wollte heute Abend ja mit Chris los“, sagte Dean.

„Ach ja, stimmt. Wir brauchen dringend einen Terminkalender wie in Tea.“

Dean nickte. Bislang musste er sich ja nur seinen Dienstplan merken und alle drei bis vier Wochen sein Treffen mit Chris. Mehr ließen ihre unterschiedlichen Dienstpläne nicht zu, zumal Chris ja von hier kam und einen, nicht gerade kleinen, Freundeskreis hatte. Für diese wenigen Termine reichte ihm sein Handy. Aber wenn Sam zur Uni ging, wäre ihre Tea-Liste wohl wirklich angebracht.

„Das können wir uns als erste Anschaffung für die neue Wohnung vornehmen“, warf Sam nebenbei in den Raum.

Dean, der sich gerade auf seinen Platz hatte fallen lassen und nach einer Tüte greifen wollte, erstarrte in seiner Bewegung, die Hand über dem Tisch schwebend. „Sag das noch mal!“

„Du warst gerade weg, gestern Abend, als Mrs. Lin anrief. Wir haben die Wohnung.“

„Wow! Das ist, wow!“, freute sich Dean. Jetzt, wo es durch die Besichtigungen offiziell geworden war, wollte er das Motelleben so schnell es ging hinter sich lassen. Es war ein Schritt weiter in die Normalität und vor allem für Sam wichtig, wenn er erst mit seinem Studium anfing. Er könnte seine Kommilitonen und Kollegen dann auch mal zu sich einladen. War bestimmt besser, als das Motel jetzt.

Sein Blick suchte seinen kleinen Bruder. Er lächelte warm.

„Die Besichtigungen, die wir morgen machen wollten, habe ich abgesagt.“

„Gut! Dann könnte ich morgen ja zu Stan, wenn du arbeiten musst.“

„Muss ich nicht, aber du kannst trotzdem fahren. Ich ...“

„Nein. Wenn du frei hast würde ich gerne was mit dir unternehmen. Schwimmbad? Minigolf?“

Sam lächelte. „Dann lass uns mit Minigolf anfangen und wenn wir dann noch Zeit und Lust haben, fahren wir schwimmen. Übermorgen habe ich mich im Supermarkt eingetragen.“

„Dann fahre ich übermorgen zu Stan.“ Dean biss in seinen Bagle. Er kaute, schluckte und schaute wieder zu Sam. „Wann ziehen wir um?“

„Zum Ersten.“

„Also in zwei Wochen? Wollen wir danach eine Einweihungsfeier machen?“

„Gute Idee“, nickte Sam.

Sie frühstückten in aller Ruhe. Danach wollte sich Sam sich um ihre Wäsche kümmern und danach noch bei Mrs. Hagen reinschauen, ob sie was zu tun hatte.

Dean verkroch sich ins Bett.

Er hörte Sam noch eine Weile bei dessen leisem Hantieren zu. Unweigerlich wandten sich auch seine Gedanken seinem Bruder zu. Sammy hatte sich wirklich schnell in Bloomington eingelebt. Ihm gefiel es hier richtig gut. Er schwärmte von der Uni, auch wenn er außer der Bibliothek die Gebäude bisher nur von außen kannte. Er hatte, einen Job gefunden, der ihm Spaß machte und den er vielleicht auch während des Studiums weiter machen konnte, wenn auch eingeschränkt. Nicht nur einmal hatte Sam inzwischen betont, wie sehr er sich darauf freute, mindestens die nächsten drei Jahre an diesem Ort zu verbringen.

Ihm selbst ging es da ganz anders. Er wurde immer noch als Mädchen für alles missbraucht und durfte bei den Einsätzen meistens nur zusehen. Wenn überhaupt ließen sie ihn höchstens unbedeutende Hilfsarbeiten machen.

Er hatte sich Sam noch immer nicht anvertraut, sondern war mal wieder in seinen alten Modus zurückgefallen. Warum sollte er Sam auch mit seinen Problemen belasten? Weder konnte der ihm helfen, noch konnte er sie ihm abnehmen und noch schaffte er es, auch dank Stans Schrottplatz, sein Innenleben vor Sam zu verbergen.

Stans Schrottplatz. Wenigstens da wurde seine Arbeit anerkannt und er ertappte sich immer mal wieder dabei, dass er darüber nachdachte die Feuerwehr hinzuschmeißen und doch sein Geld als Automechaniker verdienen zu wollen. Noch schob er diese Gedanken energisch beiseite, auch weil er Angst hatte, dann wieder auf der Straße und in ihrem alten Leben zu landen. Noch war er sich sicher, dass er das Jahr überstand und dass er dann bei einer anderen Wache unterkommen konnte und zeigen durfte, was er wirklich konnte.

Nein, er wollte und konnte Sam nichts von seinem Dilemma erzählen. Nicht jetzt, wo er sich den Traum vom Jura-Studium endlich erfüllen konnte. Sammy hatte es so oft versucht. Diesen Traum konnte er ihm nicht nehmen, nur weil er sich schlecht behandelt fühlte. Er war der große Bruder und dafür verantwortlich, dass es Sammy gut ging, egal ob ihm das gut tat!

Den Gedanken, dass das ein kompletter Rückfall in Johns Dogmen war, schob er energisch beiseite. Er würde das Jahr schaffen, und dann um seine Versetzung bitten! Die sollte ja wohl kein Problem sein, wenn Grady dann seinen Neffen bekam, wer immer das auch war!

Er hörte wie sie die Tür ihres Zimmers schloss. Energisch schob er die Gedanken beiseite und versuchte sich auf die neue Wohnung zu konzentrieren.

Langsam driftete er in den Schlaf.
 

Am frühen Nachmittag wachte er auf. Sein Magen knurrte. Er schaute im Kühlschrank nach, doch außer ein paar Scheiben Wurst und einigen Eiern war nichts da.

Träge rieb er sich über das Gesicht. Einkaufen musste er also auch noch, oder brachte Sam was mit?

Dean zog sein Telefon hervor und wollte seinem Bruder eine Nachricht schreiben, als er sah, dass der sich gemeldet hatte und ihm mitteilte, dass er länger machen und gleich nach der Arbeit mit seinen Kollegen losziehen wollte.

„Okay“, tippte Dean und entschied sich, im Diner zu essen. Danach hatte er noch genügend Zeit, zu Stan zu fahren und seinem Baby einen Ölwechsel zu spendieren oder, wenn Stan einen anderen Wagen auf der der Bühne stehen hatte, sich den vorzunehmen.
 

Und genau so geschah es auch, bis er, kurz nach neun Uhr den Pub betrat, in dem er sich immer mit Chris trat.

Er schaute sich kurz um und fand den Freund an der Theke. Mac war bei ihm.

„Hey“, grüßte er und stellte sich neben Chris.

„Dean, hey“, freute der sich. „Wie sieht`s aus?“

„Willst du ein Bier?“, fragte Mac nach einem kurzen Nicken. „Wenn ich mich schon in die Runde drängle, sollte ich wenigstens einen ausgeben, oder?“

„Also dann kannst du immer mitkommen“, lachte Dean.

„Wir ziehen demnächst um“, begann er zu berichten.

„Hab mich schon gefragt, wann euch das Motel zum Halse raus hängt“, entgegnete Chris. „Wie kommt´s?“

„Sam meinte, dass es billiger wäre, und er hat Recht.“ Dean zuckte mit den Schultern.

„Also das Geld wäre für mich eher zweitrangig“, stellte Mac fest.

„Mein Leben war eine Aneinanderreihung von bestenfalls akzeptablen Motels, in denen ich mir oft genug ein Bett mit Sam geteilt habe, oder ein Gästezimmer bei unserem Onkel, mit den selben Voraussetzungen. Da hebt das Motel jetzt den Standard schon erheblich.“ Er trank einen tiefen Schluck. Chris und Mac tauschten einen entsetzten Blick. „Ein Bett mit Sam?“, japste Chris fast lautlos.

„Damals war er noch klein und niedlich, aber ja. Wenn John da war und irgendwie ...“ Dean brach ab, zuckte noch einmal mit den Schultern und trank sein Bier aus. Er hatte die fragenden, verständnislosen Blicke gesehen, die die Beiden tauschten.

Mac orderte noch eine Runde Bier und Whiskey und dann lotste er sie in eine ruhige Ecke. Auffordernd schaute er zu Dean.

Der kaute auf seiner Unterlippe herum. Da hatte er wohl zu viel erzählt. Er kippte den Whiskey hinunter, holte tief Luft und begann: „Mom starb bei einem Brand in unserem Haus. Da war ich vier. Danach hat es John nie lange an einem Ort ausgehalten und wir mussten mit. Ein mieses Motel nach dem anderen. Als Kind hinterfragst du es nicht und als Teenager war es irgendwie schon toll und bevor man es merkt, hat man es verinnerlicht und kann nicht mehr anders.“ Er nahm einen tiefen Schluck aus der Flasche, nicht gewillt noch mehr zu erzählen.

Chris seufzte. Wieder ein Einblick in Deans Leben, den er nicht hätte haben wollen. Er warf Mac einen Blick zu und wusste, dass der gerade festgestellt hatte, dass es anderen noch viel schlimmer getroffen hatten.

„Mein Alter war Alkoholiker. Geld war immer Mangelware, aber wir hatten wenigstens ein festes Zuhause“, erzählte Mac.

„Da kann ich nicht mitreden. Ich hatte das, was man eine ganz normale Kindheit nennt. Vater Tischler, Mutter Lehrerin, drei Geschwister und Haus gleich neben der Werkstatt im Vorort.“

„Was haltet ihr von Darts?“, fragte Mac und deutete auf die Scheibe, die unbeachtet weiter hinten hing. „Bevor wir hier trübsinnig werden.“

Dean nickte sofort, nahm sein Bier und ging nach hinten.

„Das ist heftig“, sagte Mac mit einem Blick zu Chris. „Und hast du gemerkt, dass er nur von John redet. Sein Vater?“

„Das hat er schon beim Lehrgang gemacht“, nickte Chris. „Ich denke, ja, er meint seinen Vater.“

Gemeinsam folgten sie dem Winchester.



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