Zum Inhalt der Seite

Kill this Killing Man (III)

Ein neuer Anfang
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Was bleibt

020) Was bleibt
 

Ein paar Tage nach dem Schwimmbadbesuch wollte Dean sich diesen Stan mal ansehen, von dem Mac gesprochen hatte und Sam hatte seinen ersten Arbeitstag im Supermarkt.

„Wie geht’s dir?“, fragte Dean und stellte die Kaffeekanne und eine Packung Milch auf den Tisch.

„Eigentlich ganz gut. Ist ja nichts besonderes“, erwiderte Sam. Er schüttete Milch in seinen Kaffee und in die Schüssel mit den Cornflakes und begann zu essen. „Und was machst du heute?“

„Ich wollte den Schrottplatz suchen. Mal sehen, ob der Besitzer mit sich reden lässt.“

„Denkst du dran, dass wir heute Nachmittag Wohnungen besichtigen wollen?“

Dean nickte. Für ihn war das Ganze noch vollkommen unreal. Eine eigene Wohnung. Dean Winchester wollte eine Wohnung beziehen. Er, der das unstete Leben regelrecht eingeimpft bekommen hatte, wollte jetzt endgültig sesshaft werden. So ganz konnte er das noch nicht glauben.

Aber für Sammy würde er fast alles tun, also auch in eine Wohnung ziehen.

„Wann soll ich hier sein?“, wollte er wissen und trank einen Schluck Kaffee.

„Gegen zwei.“

„Okay.“

Sie frühstückten in Ruhe zu Ende und während sich Sam auf den Weg machte, räumte Dean ihr Zimmer auf. Dann fuhr auch er los.
 

Den Autohof fand er schnell. Er stellte sein Baby vor dem Haus ab und ging, auf die Suche nach einem Ansprechpartner, um das Haus herum. Der Platz sah irgendwie genauso aus, wie bei Bobby und doch ganz auch anders. Hier schien es wesentlich mehr Platz zu geben, denn die Autos waren nebeneinander abgestellt und nicht wie bei Bobby übereinander gestapelt. Aber sonst war es ein Schrottplatz, wie der in Sioux Falls. Irgendwie verspürte Dean einen Stich, der sich wie Heimweh anfühlte. Sie telefonierten zwar mindestens einmal in der Woche mit Bobby und Jody, aber es war doch anders. So lange waren sie in den letzten Jahren nie weg gewesen und es würde auch noch dauern, bis er wieder hinkam. In dem Anwärterjahr bekam er keinen Urlaub.

„Hallo?“, rief Dean und ging zu der Halle neben dem Haus hinüber.

„Hallo?“, rief er noch einmal durch die geöffnete Tür.

„Ja“ Ein Mann, älter als Bobby kam, sich die Hände an einem Lappen abwischend, zur Tür.

„Kann ich Ihnen helfen?“ Sein Blick wanderte über den jungen Mann, der ein T-Shirt trug, das der eine oder andere Fleck zierte, und eine Jeans, die an einigen Stellen eingerissen war, ausgefranste Hosenbeine hatte und verdammt tief auf den Hüften hing.

„Ich hoffe es“, erwiderte Dean. „Ich wollte mir meinen Wagen mal von unten anschauen und einen Ölwechsel hätte sie auch bald mal wieder nötig, denke ich. Kann ich das bei Ihnen machen oder kann ich Ihnen wenigstens dabei helfen?“

Schlagartig hellte sich die Mine des Mannes auf, die sich bei ‚von unten anschauen‘ verfinstert hatte. ‚Sie‘, hatte der Junge gesagt. Und er fragte ob er helfen konnte. Er wollte also nicht nur sein Werkzeug und die Bühne nutzen! Viele von denen, die herkamen wollten genau nur das, außerdem seine Hilfe und das am Besten noch für umsonst.

„Wo steht „sie“ denn?“, fragte er und musterte den jungen Mann genauer. Das ‚sie‘ deutete schon mal etwas Interessantes an, aber abwarten.

„Vorn“, sagte Dean und deutete auf das Haus.

„Dann hol ‚sie‘ mal her.“

Dean nickte und ging.

Gleich darauf hörte der Besitzer des Autoplatzes ein dumpfes Grollen. Er stopfte den Lappen in die Hosentasche und rieb sich die Hände am Latz seiner Hose noch etwas sauberer.

Da kam sie. Der schwarze Lack und das Chrom waren ein wenig staubig, doch das war bei dem trockenen Wetter gerade, kein Wunder. Der Motor schnurrte gleichmäßig und lief rund und auch sonst konnte er nichts entdecken, an dem er bei diesem Prachtstück hätte meckern können.

Die Tür knarzte. Der Fahrer stieg aus.

‚Öl?‘ überlegte der Mann, doch da der Fahrer sich nicht an diesem Knarzen zu stören schien, war das vielleicht genau so gewollt?

„So ein Prachtstück sehe ich selten“, sagte er. „Ich bin übrigens Stanley Peters. Stan.“

„Dean Winchester.“

„Hallo Dean. Du warst noch nie hier. Hast du sie erst neu oder … ich meine, ich hab schon länger keinen so gut erhaltenen Oldtimer mehr gesehen. Allerdings muss ich auch zugeben, dass ich nicht mehr wirklich im Geschäft bin. Ich repariere nur noch. Für Restaurationen fehlt mir der zweite Mann. Die alten Kochen schaffen das nicht mehr allein.“

„Ich habe sie von meinem Vater bekommen. Aber das ist auch schon nicht mehr wahr“, Dean winkte ab. „Bislang konnte ich die Werkstatt meines Onkels nutzen, der wohnt allerdings in Sioux Falls. Wir sind vor ungefähr sieben Monaten hierhergezogen. Mein Bruder wird hier studieren.“ Dean schüttelte kurz den Kopf. Warum erzählte er das alles?

„Jedenfalls suche ich einen Ort, an dem ich mich weiter um sie kümmern kann.“

„Eigentlich lasse ich keinen Fremden hier arbeiten und …“ Stan überlegte kurz. Der Junge klang interessant und vielleicht konnte er ihn ja als Hilfskraft anheuern? Er hatte sich um sein Prachtstück gekümmert. Es interessierte wie gut der Junge war. „Machen wir einen Deal. Du zeigst mir was du kannst und wenn ich mir sicher bin, dass du dir nicht ständig den Hammer auf die Finger haust, kannst du dich hier auslassen.“

„Das klingt nach einem Deal, Sir.“

„Lass bloß das Sir weg! Wer ist dein Onkel? Kenne ich ihn?“

„Bobby Singer. Singers Schrottplatz in Sioux Falls.“

„Hm. Nein. Sagt mir nichts. Ist ja auch egal. Also, willst du gleich loslegen?“

Dean nickte. „Und wie beweise ich Ihnen, dass ich ...“

„Der Wagen da“, er deutete auf einen alten Golf, der seine besten Tage schon lange hinter sich hatte, „hat Startprobleme. Versuch dich daran, dann sehen wir weiter.“

„Das ist fair, denke ich“, sagte Dean und ging zu dem Golf.
 

Keine zwei Stunden später kam er mit ölverschmierten Händen in die Werkstatt. Er legte das Werkzeug, das er gebraucht hatte, zurück an seinen Platz.

„Er läuft wieder“, sagte er unnötigerweise. Stan hatte den Motor gehört und war auch ein paar Mal gucken gewesen. Der junge Mann verstand eine Menge von dem, was er da tat.

„Wunderbar! Ich hatte ihn fast aufgegeben.“ Er machte eine einladende Geste. „Die Werkstatt gehört dir. Und falls du Arbeit suchst … Ich kann zwar nicht so viel zahlen, aber ...“

„Ich bin bei der Feuerwehr.“

„Schade. Ich könnte einen fähigen Mitarbeiter brauchen. Wie gesagt, die alten Knochen ...“

„Ich kann Ihnen gerne helfen, wenn ich Zeit habe. Rufen Sie einfach an und ich schaue, wann es der Dienstplan zulässt.“

„Das klingt auch nach einem Plan“, nickte Peters. „Und sag Stan zu mir!“ Er reichte ihm die Hand und Dean schlug vor Freude strahlend ein. Er hatte einen Platz, um Baby weiterhin angemessen in Schuss halten zu können und einen Nebenjob, der ihm auf jeden Fall Spaß machen würde. Sam würde Augen machen, wenn er ihm nachher davon erzählte!

„Wann willst du dein Prachtstück auf die Bühne fahren?“, fragte Stan.

„So eilig habe ich es damit noch nicht. Ich wollte nur mal schauen, ob es hier überhaupt die Möglichkeit gibt. Du hättest ja auch „nein“ sagen können.“ Dean schute kurz zu Baby und dann wieder zu Stan. „Naja, ich falle nicht gerne mit der Tür ins Haus, wenn es darum geht.“

Stan nickte. Der junge Mann wurde ihm immer sympathischer.

„Und Danke, dass ich mal wieder was Sinnvolles tun durfte.“ Dean reichte ihm die Hand und ging zu seinem Baby, während Stan ihm irritiert nachschaute. ‚Was Sinnvolles‘? Der Junge sagte doch, dass er bei der Feuerwehr war?!? Tat er da nichts Sinnvolles?

Dean grüßte mit einem kurzen Winken und lenkte den Impala vom Platz.

Auf dem Weg zum Motel fuhr er an einem Diner vorbei und holte für Sam und sich Essen. Sein kleiner Bruder würde auch gleich von der Arbeit kommen und dann wollten sie heute ja noch ein paar Wohnungen besichtigen. Sam hatte sich bei dem Thema mächtig ins Zeug gelegt und er war sich immer noch nicht sicher, ob er wirklich umziehen wollte. Ein bisschen trauerte er ihrem Häuschen in Tea nach und er hatte Angst, sich diese schöne Erinnerung zu verderben. Bei den Motels hatte er sowohl gute als auch schlechte Erinnerungen. Da war es ihm egal.
 

Dean war gerade mit den Tischdecken fertig, als Sam ins Zimmer kam.

„Hey, wie war´s?“, wollte Dean sofort wissen.

„Viel schleppen, viel räumen, viel ziehen, viel laufen, viel schieben. Die Kollegen, die da waren scheinen ganz nett zu sein und in der letzten Stunde hat der Inhaber mir die Kasse erklärt.“

„Viel ziehen, viel schieben?“, hakte Dean irritiert nach.

„Die Ware kommt in großen Gitterboxpaletten. Die müssen ins Lager geschoben und auf ihren richtigen Platz gezogen werden.“

„Hm“, machte Dean kauend.

„Und demnächst kannst du dann auch in die Kasse greifen?“, wollte er grinsend wissen, nachdem er geschluckt hatte.

Sam holte tief Luft … grinste und nickte. „Davon gehe ich aus.“

„Na Hauptsache das erfährt keiner deiner Professoren.“

„Solange du es ihnen nicht sagst?“

„Das muss ich mir noch überlegen? Was bietest du?“

„Trottel!“

„Miststück!“
 

Sie beendeten ihr Mahl und machten sich dann auf den Weg zur ersten Wohnung, im Westen der Stadt.

„So ganz bist du von der Idee nicht überzeugt, oder?“, hakte Sam nach und schaute zu seinem Bruder.

„Ich weiß nicht“, gestand Dean. „Ich kann mir nicht vorstellen, dass es billiger sein soll.“ Er zuckte mit den Schultern. „Ich meine, ich bin in Motels groß geworden.“ Noch einmal mit den Schultern zuckend brach er ab.

„Ich auch, Dean“, entgegnete Sam und fuhr fort: „Bei Bobby hattest du auch ein Zimmer.“

„Ja, aber das war Bobby. Das war schon immer was Besonderes.“

„Und Tea?“

„Da war ich nicht ich und außerdem hatte wir da ein Haus.“

„Naja, eine Garage, aber ich verstehe, was du meinst. Dean! Wir müssen keine Wohnung nehmen, wenn wir nicht wollen.“ Sam lächelte. „Es ist wie mit meinem Unis. Wir schauen sie uns an und wenn sie uns gefällt und wir Glück haben, bekommen wir sie. Es ist auf jeden Fall besser. Wenn ich erst zur Uni gehe und lernen muss. Du brauchst die Ruhe, wenn du von der Nachtschicht kommst.“

Dean verzog das Gesicht und nickte.

Schweigend lenkte der den Wagen auf den Parkplatz vor der ersten Wohnung.

Eine dralle, platinblond gefärbte Mittvierzigerin erwartete sie vor der Tür.

„Ich bin Glen Beetz. Sie interessieren sich für das Apartment?“, begrüßte sie die Brüder mit einer Stimme, als hätte sie die letzten drei Tage nur Whiskey getrunken. Sie wartete nicht mal bis einer der Brüder nickte, sondern wandte sich sofort ab und stöckelte die Treppen in den ersten Stock hinauf.

Fragend schaute Dean zu seinem Bruder. Sam schüttelte leicht den Kopf und zuckte dann mit den Schultern. Nein, mit der hatte er nicht gesprochen!

Die Wohnung war dunkel und sah ziemlich abgewohnt aus.

„Selbstverständlich wird hier noch renoviert“, erklärte sie barsch, bevor einer der Brüder fragen konnten.

„Und die Miete?“, fragte Dean, während Sam einen Blick ins Bad warf. Er rümpfte die Nase, als er wieder zu seinem Bruder kam.

„800 Dollar, pro Person“, entgegnete sie. „Da sind die Benutzung von Fitness- und Waschraum inklusive.“

Sams Augen weiteten sich kurz. Nein, so viel wollte er nicht ausgeben. Sie schauten sich noch das gemeinsame Schlafzimmer an und verabschiedete sich schnell. „Wir melden uns“, erklärte Sam und folgte seinem Bruder zum Parkplatz.

„800 Dollar pro Nase?“, fragte der nur.

„Also auf der Internetseite stand etwas anderes und die Bilder waren auch andere!“, verteidigte sich Sam.

Dean zuckte nur mit den Schultern. „Die dann wohl nicht!“

„Nein.“



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (0)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.

Noch keine Kommentare



Zurück