Kill this Killing Man (III) von Kalea (Ein neuer Anfang) ================================================================================ Kapitel 14: Garduation ---------------------- 014) Garduation Jody brachte Wäsche nach oben. Die Tür zu Sams Zimmer stand offen. Unweigerlich warf sie einen Blick hinein und sah Sam auf der Couch hocken und ins Nichts starren. Sie räumte die Wäsche weg und trat wieder an die Tür. Vorsichtig klopfte sie. „Sam?“ Der Winchester hob den Kopf. „Komm rein“, sagte er leise. „Was ist los?“, wollte sie wissen und setzte sich neben ihn. Sam seufzte und musterte sie eindringlich. Erst dann antwortete er. „Ich bin ein furchtbarer Bruder. Ich ...“ Er holte tief Luft und schnaufte. „Ich weiß wie ungern Dean alleine ist und … Er hat immer alles versucht, um mir eine Kindheit zu ermöglichen, egal wie es ihm ging. Er hat immer versucht für mich da zu sein, hat mich und meine Launen ertragen als ich ein Teenager war und einfach unausstehlich und ich … Ich habe mich monatelang auf diesen Tag gefreut. Ich bin so froh diese Schule hinter mir zu haben und ich freue mich so sehr auf mein Studium, aber gerade will ich nichts weniger als zu packen und nach Bloomington zu fahren.“ Wieder schnaufte er schwermütig. „Ich hatte nie eine richtige Familie. Erst hier durch dich und Bobby habe ich sowas wie Familienleben kennengelernt und ich würde es gerne noch länger genießen. Nur ein paar Wochen. Das Studium beginnt doch erst im Herbst. Ich …“ Er fuhr sich frustriert durch die Haare. „Ich bin ein furchtbarer Bruder! Ich denke wirklich darüber nach Dean noch länger alleine zu lassen, nur damit es mir gut geht.“ Er warf ihr einen kurzen Blick zu und starrte dann wieder auf seine Hände. „Dean hat immer alles versucht, um mich glücklich zu machen ... Er war immer für mich da, solange ich es zugelassen habe.“ Sam grinste schief. „Aber es war eben keine Familie. Da war nur er, selbst noch Kind, und … John. Ein Vater der keiner war. Bobby war uns immer mehr Vater als … Ich würde so gerne hier bleiben und ich will endlich zu Dean … und … Klingt das nicht vollkommen paranoid? Klingt das nicht nach einem furchtbar egoistischen Bruder?“ „Du bist kein schlechter Bruder, Sam“, sagte Jody und legte ihre Hand auf seinen Arm. Sam schaute sie missbilligend an. „Dean hätte nicht mal darüber nachgedacht. Wahrscheinlich hätte er, wenn ich alleine in Bloomington wäre, noch nicht mal die Abschlussfeier mitgemacht. Er hätte nach der letzten Stunde, oder eher schon ab Abend davor, seine Sachen gepackt und wäre nach der Stunde sofort losgefahren. Egal wie sehr er es hier geliebt hätte! Und ich sitze hier und denke darüber nach ihn noch länger alleine zu lassen. Dabei ist er doch nur wegen mir da!“ ‚Dean‘, Jody schüttelte innerlich den Kopf. ‚Der ältere Winchester war ein Unikum, in jeder Hinsicht. Er war mit Pauken und Trompeten in ihr Leben gestürmt. Eher mit einer Schrotflinte und er hat ihr Leben gerettet und das nicht nur wortwörtlich. Es waren die Kleinigkeiten, die richtigen Gesten zur richtigen Zeit, und er hatte sie mit seinen dummen Sprüchen aus der Spirale aus Angst, Wut und Trauer gerissen, in die sie abzurutschen drohte und er hat ihr mit seiner verrückten Idee eine neue Familie beschert. Dean musste sie einfach lieben und noch mehr, je mehr sie von seinem Leben erfuhr. Sam war da ein ganz anders Kaliber. Viel bedachter und zurückhaltender als sein Bruder. Jemand, der erst alles von allen Seiten betrachtete und überdachte und damit oft auch zerdachte. Sam wollte das richtige und war dabei manchmal so übereifrig, dass er ziemlich am Ziel vorbei schoss. Immer nahm er die Schwächeren in Schutz und wenn Dean ihn ließ, versuchte er zurückzugeben, was Dean Zeit seines Lebens für ihn getan hatte und wurde dabei wohl ziemlich von seinen Schuldgefühlen, seinem Bruder gegenüber geplagt. Was seinem Tun selten das richtige Maß verlieh. Trotzdem, oder vielleicht deshalb mochte sie den Großen nicht weniger als Dean. Es hatte nur gedauert ihn kennenzulernen. Sam atmete tief durch und riss sie damit aus ihren Gedanken. Sie lächelte ihn aufmunternd an. „Deshalb packst du ja auch und fährst übermorgen zu ihm.“ Sam erwiderte ihr Lächeln zögernd. Er stand auf und ging zu der Wand, an der die Bilder von Mary hingen und nahm das Erste in die Hand. „Die solltest du hier lassen, genau wie die in Deans Zimmer und seine Cowboykleidung.“ „Warum?“, fragte Sam irritiert. „Ihr wohnt im Motel. Da könnt ihr nicht einfach so Löcher in die Wand schlagen. Holt es, wenn ihr eine richtige Wohnung habt. Dann habt ihr wenigstens auch einen Grund mal wieder her zu kommen.“ Jetzt lächelte Sam. „Wenn es nicht so weit wäre, würden wir euch ständig auf dem Hals hängen!“ Darauf wusste Jody nichts zu erwidern, außer einem breiten Lächeln. Sie stand auf. „Du solltest dich langsam fertig machen.“ Sam nickte. Viel hatte er nicht mehr zu packen, außerdem hatte er auch heute Abend noch Zeit. Er nahm das Hemd und die Hose vom Haken und verschwand im Bad. Als er fertig war warf er seine Kleidung in sein Zimmer und nahm den Talar und den Doktorhut vom Bügel. Er wollte gerade die Treppe hinunter gehen, um mit Bobby und Jody zu seiner Abschlussfeier zu fahren, als sein Handy klingelte. „Dean, hey“, freute er sich. „Hey, Sammy. Ich wollte dir wenigstens zu deinem Abschluss gratulieren. Ich würde dir jetzt gerne wenigstens ´n Bier ausgeben, wenn ich dir schon keine Überraschungsparty geben kann“, erklärte er rau. „Verdammt! Ich wäre gerne bei dir! Ich ...“ Naja, für ein bisschen Überraschung hatte er mit Jodys Hilfe schon gesorgt, aber das konnte er ihm ja noch nicht verraten. „Es ist ...“ Sam schluckte. „Nein, es ist nicht okay. Ich hätte dich gerne dabei. Aber du hängst in Bloomington fest. Wegen mir.“ „Genieße die Zeit und lass dich noch ml richtig von Jody und Bobby verwöhnen. Wenn du erst hier bist, wird das nicht mehr so sein. Dann müssen wir wieder miteinander klar kommen.“ „Als ob wir das nicht könnten!“, schnaubte Sam. „Ich dich auch, Schatz“, flötete Dean lachend. „Du bist ein Idiot!“ „Kaum hast du den Collegeabschluss, schon bin ich ein Idiot“, grummelte Dean. „Wenn du das denkst, bist du wirklich einer!“ „Ich liebe dich auch, Miststück!“, lachte Dean. Er schluckte. „Hey, Kleiner. Genieße die Zeit und dann komm so schnell wie möglich her, okay?“ „Mache ich, Dean. Wir sehen uns. Genieße du die letzten freien Tage, bald ist deine kleine Nervensäge wieder da.“ „Na hoffentlich!“, Dean schluckte erneut. „Bis bald, Sammy! Und grüße Bobby und Jody.“ „Bis bald, Dean.“ Sam steckte das Telefon weg und ging langsam die Treppe hinunter. Wie hatte er nur daran denken können, noch länger hier zu bleiben? Doch jetzt würde er tun, was Dean ihm gesagt hatte. Er würde seinen Abschluss genießen. „Ich soll euch von Dean grüßen“, erklärte er und musterte die beiden. Bobby hatte einen Anzug an und sogar auf sein Baseball-Cap verzichtet. Jody trug ihre Ausgehuniform. „Wow“, entfuhr es ihm. „Ihr seht toll aus! Nehmt ihr mich so überhaupt mit?“ „Du siehst perfekt aus, Sam.“ Jody musterte ihn in seinem FBI-Anzug. „Also dass dir die Mädels nicht hinterher rennen, verstehe ich nicht!“ „Erst Dean und jetzt Sam?“, fragte Bobby brummelig. „Wenn ich auf junge Hüpfer stehen würde ...“ erklärte sie lachend und gab ihm einen Kuss. „Aber du bist und bleibst mein Ritter Graubart. Da kann kein Jungspund mithalten.“ Bedauerns schaute sie zu Sam. „Ihr solltest euch ein Zimmer nehmen“, erklärte der und ging zur Tür. „Brauchen wir nicht. Wir haben ein Haus“, erwiderte Bobby, hielt seiner Frau den Arm hin und geleitete sie zum Wagen. In der Aula der Schule suchten sich Bobby und Jody einen Platz, von dem aus sie gut filmen konnten. Wenn Dean schon nicht da war, wollte Jody ihn den Moment, wenn Sam sein Diplom bekam, wenigstens im Bild festhalten. „Sheriff Mills“, wurden sie auf dem Gang aufgehalten. „Mr. Und Mrs. Clarke“, grüßte Jody das Ehepaar. „Sie sind im Dienst?“, wollte Mrs. Clarke wissen. „Nein. Der Neffe meines Partners bekommt heute sein Diplom.“ Sofort wanderte Mr. Clarkes Blick zu Bobby. Ein abfälliger Ausdruck huschte über sein Gesicht. Mrs. Clarke musterte Jody eher mitleidig. „Sie müssen es wissen“, erklärte sie, hakte sich bei ihrem Mann unter und ging mit ihm weiter. ‚Natürlich weiß ich es‘, schimpfte Jody in Gedanken, während sie den Beiden nachsah. Bobby war ein toller Mann! Vielleicht hätte sie ja doch zuhause bleiben sollen? Aber warum? Sie liebte Bobby und er liebte sie. Ihr Mann war seit fast zwei Jahren tot und sie hatte jedes Recht auf Glück. Sie wollte sich nicht mehr verstecken! Sie wollte zu ihrem Mann stehen und sie wollte, dass ihre Mitmenschen ihr Privatleben akzeptierten und sie nach ihrer Arbeit beurteilten. Aber nein. Sie vermischten beides und nicht wenige standen ihr ablehnend gegenüber, weil sie mit Robert Singer, dem Säufer, eine Affäre gehabt hatte und jetzt offen mit ihm zusammen war! Gut, die Affäre hatte es nie gegeben doch die hatte ihr das Leben gerettet. Vielleicht hätte sie das Ganze auch anders lösen können, doch letztendlich war es so richtig und gut. Ohne diese „Affäre“ hätte sie jetzt weder diesen wundervollen Mann an ihrer Seite noch diese zwei unersetzlichen Jungs. Sie straffte sich und ging zu Bobby. „Alles gut bei dir?“, fragte der auch sofort. „Ja. Nur ein paar Ignoranten mehr.“ Mitfühlend drückte Bobby ihre Hand. „Es ...“ „Nein! Ich will hier sein, mit dir und mit Sam. Ihr seid das Beste, was mir seit Langem passiert ist!“ Sie lächelte ihn warm an und setzte sich. Der Rektor der Schule trat an das Rednerpult. Die letzten Eltern und Schüler suchten sich ihre Plätze und setzten sich. Es kehrte Ruhe ein und der Rektor begann seine Rede vom Ende der behüteten Schulzeit und vertanen und genutzten Chancen. Die ihm folgenden Lehrer schlugen in ihren Reden mehr oder weniger die gleichen Töne an. Danach begannen sie mit der Vergabe der Diplome in alphabetischer Reihenfolge. Als sie bei W angekommen waren, machte Jody ihr Handy filmbereit, stand auf und drückte bei jedem Schüler der kam auf den Startknopf und schaltete die Aufnahme gleich wieder aus, wenn es nicht Sam war. Diese Schnipsel würde sie nachher gleich wieder löschen. Dann endlich wurde Sams Name genannt und Jody ließ die Aufnahme laufen. Der Winchester erhob sich und ging zu Bühne. Einige der Lehrer schüttelten ihm die Hand und der letzte von ihnen drückte ihm sein Diplom in die Hand. Sam drehte sich zum Publikum und strahlte Jod breit an, bevor er von der Bühne ging und sich wieder auf seinen Platz neben Damon setzte. Zum Schluss entließ sie der Rektor mit den besten Wünschen und einigen Ermahnungen für die Zukunft ins Leben. Jody schickte, kaum dass Sam wieder auf seinem Platz saß, das kleine Video an Dean weiter, der mal wieder bei der Schlauchwäsche stand. Er hatte das Handy auf extra laut und Vibrationsalarm gestellt. Er trocknete sich die Hände ab und öffnete die Datei. Wehmütig schaute er auf seinen kleinen Bruder. Wie gerne hätte er das miterlebt. Er schaute sich das Video noch einmal an, bevor er das Handy wieder wegsteckte und zurück an seine Arbeit ging. Die Absolventen warfen ihre Hüte in die Luft und liefen dann zu ihren Familien, um sich gebührend feiern zu lassen. Sam drückte Damon die Hand. „Alles Gute für deinen weiteren Weg!“, wünschte er ihm. „Dir auch, Sam. Es tat gut, in den letzten Monaten einen Freund gehabt zu haben“, erwiderte Damon. „Das kann ich nur zurückgeben“, nickte Sam. Sie verabschiedeten sich. Damon würde nach Yale gehen. Es war also eher unwahrscheinlich, dass sie sich in diesem Leben noch einmal trafen. Sam nahm seinen Doktorhut, er hatte ihn nicht geworfen, warum auch? Es waren genug geflogen. Mit langen, weit ausgreifenden Schritten lief er die Treppen zu seiner Familie hoch. Sofort zog Bobby ihn in eine herzliche Umarmung. „Ich bis so stolz auf dich, Sam. Auch wenn du uns übermorgen verlässt.“ „Wir sehen uns wieder, Bobby!“ „Das will ich auch schwer hoffen!“ Der alte Jäger gab Sam frei und schob ihn zu Jody weiter, die ihn nun ebenfalls herzlich umarmte. „Ich freue mich so für dich, Sam“, sagte sie und löste sich von ihm. Sie schluckte. „So, und bevor wir hier alle noch rührselig werden, lasst und essen fahren!“ Die beiden Männer nickten und folgten ihr zum Parkplatz. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)