Kill this Killing Man (III) von Kalea (Ein neuer Anfang) ================================================================================ Kapitel 13: little talks ------------------------ 013) little talks Zehn Minuten später stand Dean im Büro von Batallion Chief Grady. Die Zeit hatte gerade gereicht, dass er sich seine Montur ausziehen und ein paar Handvoll Wasser ins Gesicht spritzen konnte. Nicht mal das nasse T-Shirt hatte er wechseln können. Hoffentlich musste er das nicht bereuen. „Sir?“ „Mitkommen!“, forderte Grady und ging in den Hof. Neugierig folgte Miller ihnen, wollte er doch unbedingt wissen, warum er so kurz bevor der Winchester aufgegeben hätte abbrechen musste. Im Hof stand ein Hänger vollbeladen mit Baumstämmen in unterschiedlicher Dicke. „Dein Konditionstraining führen wir hier fort. Abladen, in handliches Kaminholz verwandeln und wieder ordentlich auf den Hänger stapeln. Du kannst dir die Länge der Scheite zusägen, danach nimmst du das Beil!“ Grady musterte Dean noch einmal finster, dann ging er wieder nach drinnen und Miller folgte. „Du willst ihn unbedingt hier raus haben“, stellte der Lieutenant fest. „Ich meine, er ist ein bisschen alt für einen Frischling, aber sonst stellt er sich nicht so doof an, wie manch anderer. Mal abgesehen davon bezweifle ich, dass wir Martin bekommen, wenn der geht. Nicht bevor der sein Anwärterjahr durch hat.“ In seinem Büro angekommen musterte Grady Miller kurz. Er bot er ihm einen Platz an und deutete auf die Kaffeemaschine. Erst als sie beide eine Tasse in der Hand hatten, begann er: „Ich weiß und inzwischen finde ich es nicht ganz so schlimm, ihn noch nicht hier zu haben. Soll er sich die Hörner auf einer anderen Wache abstoßen. Nächstes Jahr macht er dann sein Lieutenant-Patent. Danach können wir ihn vielleicht gegen Pratt tauschen. Der Kerl nervt mich schon seit einer ganzen Weile. Leider konnte ich ihm noch nichts nachweisen, um ihn feuern zu können.“ Miller grinste boshaft. „Ein guter Plan.“ Er trank einen Schluck. „Und was hat das mit dem Winchester zu tun?“ Jetzt war es Grady, der einen Schluck Kaffee trank bevor er antwortete. „Irgendwas stimmt nicht mit dem! Keiner fängt mit über dreißig bei der Feuerwehr an. Wo kommt der her und wieso gerade hier?“ „Das ist aber nicht das ganze Problem, oder?“ „Nein, aber auch ein Grund. Der andere ist Martin.“ „Nur weil wir deinen Neffen nicht bekommen haben? Dafür kann der Winchester nix, das ist auf Reeds Mist gewachsen. Wahrscheinlich muss der sich als neuer Chief erstmal beweisen, was für ein harter Hund der ist.“ „Auch möglich. Aber nein. Der Winchester war mit Martin in einer Klasse und ist ihm mehr als einmal in die Parade gefahren. Martin hat sich so oft über den beschwert und als ich ihm erzählt habe, dass wir den gekriegt haben, musste ich ihm versprechen, dass ich ihm dem Beruf so richtig vergälle. Dass ich ihn nicht mag, macht es um so leichter.“ „Dann sollten wir eigentlich hoffen, dass der nicht so schnell aufgibt“, grinste Miller. „Vielleicht lassen wir ihn zwischendurch mal ein paar Tage in Ruhe?“ Er hob seine Tasse und trank den Kaffee aus, während Grady nickte. Dean atmete durch. Grady und Miller waren schlimmer als John und das wollte schon etwas heißen! ‚Lamentieren bringt nichts!‘, rief er sich in Gedanken zur Ordnung und holte sich die Kettensäge. Sein Holzfällerdasein wurde kurz von einem Einsatz unterbrochen, bei dem jedoch nur ein Kätzchen vom Baum gerettet werden musste und Dean lediglich als Zuschauer mit vor Ort war. Die Unterbrechung kam ihm jedoch ganz recht, hatte er so wenigstens Zeit richtig durchzuatmen und seine Hände zu strecken. Trotz der Handschuhe schmerzten sie. Zurück auf der Wache umwickelte er seine Hände mit Stoffstreifen. Das machte zwar das Zupacken schwerer, erlaubte ihm aber einen anderen Griffwinkel und er hoffte ohne Blasen davon zu kommen. Bis zum Feierabend hatte er den Auftrag ausgeführt. Er erntete einen skeptischen Blick und musste natürlich mit Miller und Grady zusammen nach draußen gehen und seine Arbeit begutachten lassen. Leider, zumindest aus der Sicht von Miller und Grady, gab nichts zu beanstanden und er durfte endlich duschen gehen. Das heiße Wasser auf seinem Körper war eine Wohltat. Er entspannte sich sichtlich. Selbst dass zum Schluss nur noch eiskaltes Wasser aus der Brause kam, konnte ihn nicht wirklich schocken. Grady und Miller standen noch eine Weile neben dem ordentlich vollgepackten Hänger. „So werden wir den nicht los“, überlegte Miller und kam nicht umhin die hier geleistete Arbeit anzuerkennen, auch wenn er das seinem Chef nicht zeigen würde. „Ist doch gut für uns, oder?“ Grady holte seinen Truck, um den Hänger anzukoppeln. Kaminholz hatte er jetzt auf jeden Fall genug für den Winter. Schon auf der Fahrt ins Motel fühlte Dean die Schmerzen in seinen Händen immer stärker. Er musste sie nicht mal ansehen, um zu wissen, dass sich doch Blasen gebildet hatten. Na, das konnte in den nächsten Tagen ja heiter werden, denn er bezweifelte, dass sie ihn nur deshalb in Ruhe lassen würden. Vielleicht sollte er gleich morgen kochen? In der Küche hatte er auf jeden Fall seine Ruhe. Oder die 2. Schicht hatte gleich noch einen Einsatz und er konnte die Schläuche waschen. In den Keller verirrte sich auch kaum einer. Das hatte er in der letzten Woche bemerkt. Im Zimmer schälte er sich aus seiner Jacke, ließ sie fallen und schlappte die zwei Schritte zu seinem Bett. Er kippte einfach hinein, griff nach der Decke und wickelte sie um sich, während er sich auf die Seite rollte. Er hatte die Bewegung noch nicht ganz ausgeführt, als er auch schon eingeschlafen war. Draußen war es dunkel, als Dean von seinem knurrenden Magen geweckt wurde. Er brauchte eine Weile, bis er sich orientiert hatte. Seine Hände pochten. Das konnte ja heiter werden! Er kämpfte sich aus dem Bett und wünschte sich, nicht zum ersten Mal seit er hier war, dass Sam da wäre. Der könnte ihm jetzt zumindest mental helfen. Er schnaufte frustriert. Sam war nicht hier, also musste er wohl oder übel selbst klar kommen. Er stand auf und tappte ins Bad, wo er das Verbandszeug hervorholte und begann sich die Blasen aufzustechen. Nachdem er seine Hände mit einer dünnen Schicht Verbandsmull bedeckt hatte, zog er sich an und machte sich auf den Weg ins Diner. Zu Fuß, denn er wusste nicht, wie gut er das Lenkrad würde halten können. Außerdem war die Luft mild und diese Art der Bewegung tat ihm gut, um wieder runter zu kommen und Kraft für den nächsten Tag zu tanken. Zumindest versuchte er sich das einzureden, denn wenn er jetzt in den Impala stieg, würde er fahren und nur mit viel Glück wirklich bei Bobby landen. Nein! Noch war er nicht so weit aufzugeben, noch würde er für seine und für Sammys Zukunft kämpfen. Noch hatten sie ihn nicht gebrochen! Noch! Nicht! Im Diner ließ er sich an einem freien Tisch nieder und begann die Speisekarte zu studieren. „Was ist denn mit Ihren Händen passiert?“, fragte die niedliche brünette Kellnerin mitfühlend. „Wir haben um die Wette Holz gehackt und ich hab gewonnen!“ Er grinste schief. „Ein zweifelhafter Sieg, wenn ich mir Ihre Hände anschaue.“ „Da haben Sie wohl recht“, antwortete er leise. „Was kann ich Ihnen bringen?“ „Ich nehme den Hackbraten mit extra Zwiebeln, Kartoffelpüree und Salat. Dazu einen Kaffee, bitte.“ „Gerne“, sie notierte sich seine Wünsche und ließ ihn mit seinen trüben Gedanken wieder allein. Doch schon bald brachte sie ihm wenigstens den Kaffee und Dean beschloss für heute zu vergessen, was nicht zu ändern war und sich einfach nur auf das Hier und Jetzt zu konzentrieren. Das Essen war gut und nicht zu teuer und brachte Dean zumindest einen Teil seines Seelenfriedens zurück. Er zahlte mit einem großzügigen Trinkgeld und ging zurück in sein einsames Zimmer. Hoffentlich kam Sam bald! Er wollte nicht mehr alleine sein! Eigentlich wollte er sich noch ein Spiel anschauen, doch er war so müde, dass er während der Halbzeitpause ausschaltete und ins Bett kroch. Am nächsten Morgen wurde Dean von seinem Handywecker aus dem Schlaf gerissen. Gut, dass er den gestellt hatte. Er schlurfte ins Bad und entfernte die Verbände, bevor er duschen ging. Seine Hände sahen ganz gut aus, auch wenn er noch aufpassen musste, damit er nirgends hängen blieb. Wer wusste schon, was sie sich heute wieder für ihn ausgedacht hatten. Er hätte nie damit gerechnet, dass sich das, was ihm noch vor zwei Wochen als Traumberuf erschienen war, so schnell zu einem Albtraum entwickeln konnte. Immerhin hatte er ein bisschen Glück. Die restliche Woche verging recht friedlich. Am Mittwoch konnte er sich zur Schlauchwäsche in den Keller verziehen. Hier hatte er seine Ruhe, dachte er, bis es plötzlich klopfte. Er erstarrte und schaute zur Tür. Dearing und Lund kamen herein. Dearing hielt eine Tasse Kaffee in jeder Hand. Eine davon hielt er kurz hoch. „Für dich“, sagte er und stellte sie auf einem Regal ab. Misstrauisch schaute Dean von dem Mann zum Kaffeebecher und wieder zurück. Was wollten die hier? Konnte er ihnen trauen oder war das ein weiterer perfider Plan ihn zum Aufgeben zu bewegen? „Ich glaube ich weiß, was du jetzt denkst“, begann Lund. „und ich kann es sehr gut verstehen. Dearing und ich hatten das Glück fast zur gleichen Zeit begonnen zu haben. Ich war schon drei Jahre Feuerwehrmann als ich herkam und Dearing war vor der Ausbildung jahrelang bei der Jugendfeuerwehr der Nachbarwache. Außerdem hatte Battalion Chief Grady nicht den ausdrücklichen Wunsch geäußert, einen bestimmten Anwärter auf die Wache zu bekommen. Dieses Mal hat er es und augenscheinlich wurde seinem Wunsch wohl nicht entsprochen. Das musst du jetzt ausbaden.“ „Und das erzählt ihr mir hier, weil …?“ wollte Dean ruhig wissen. Diese Äußerung musste er erstmal überdenken. Konnte er mit dem Wissen etwas anfangen? Brachte es ihm etwas? Half es ihm? „Naja, wir wollten uns wohl irgendwie für das Verhalten der Anderen entschuldigen. Grady hat hier Narrenfreiheit. Der alte Chief hat ihm alles durchgehen lassen. Grady hat sich seine Mannschaft so zusammengestellt wie er wollte. Miller ist sein Ziehkind und Webb biedert sich bei beiden an, wo er nur kann. Der Rest hält die Klappe und macht mit.“ Er schaute zu Dearing. „Wie wir auch. Gut, wir halten uns raus, aber das ist wohl auch nicht besser, als das Verhalten der Anderen.“ Er senkte den Blick. „Bislang war es auch nie so schlimm. Es gab fiese Streiche, aber dass einer so behandelt wurde, das gab es noch nie“, ergänzte Dearing. „Zumindest nicht solange wie wir da sind.“ Dean zuckte nur mit den Schultern und nahm den nächsten Schlauch, um ihn durch die Wäsche zu ziehen. „Wir wollten dir sagen, dass wir nicht so sind und das nicht unterstützen und auch nicht mitmachen werden.“ „Okay, danke“, sagte Dean und nickte kurz. „Wisst ihr wen Batallion Chief Grady wollte?“ „Nein. Nicht namentlich. Nur dass der sein Neffe ist.“ „Hm“ Dean ging um den Tisch herum und schaltete den Waschgang ein. Er würde ihnen weder den Gefallen tun gegen seine Vorgesetzten zu hetzen, sollten sie nur darauf warten, noch ihnen eine Absolution für ihr Stillschweigen zu erteilen. Kurz traten die beiden noch von einem Fuß auf den anderen, bevor sie mit einem kurzen Nicken wieder verschwanden. Überlegend schaute Dean zur Tür. Half ihm das Ganze jetzt weiter? Nein. Überhaupt nicht. Das Wissen, dass das nicht gegen ihn persönlich gerichtet war, sondern nur gegen den falschen Anwärter, der er war, half ihm auch nicht. Es traf ihn persönlich! Wenn er zum Chief ging würde der ihm wohl nicht glauben und die zwei würden es nicht bestätigen. Er könnte kündigen. Klar, aber so schnell gab ein Winchester nicht auf und diese Genugtuung wollte er Grady und Miller auch nicht verschaffen. Noch nicht, zumindest. Außerdem würde Sam bald kommen und mit dem Wintersemester sein Studium hier beginnen. Das hieß, die nächsten drei Jahre saß er hier in Bloomington fest und wenn er wirklich weiter als Feuerwehrmann arbeiten wollte, musste er sich hier wohl oder übel durchbeißen. Bevor er nach oben ging, kippte er den Kaffee in den Ausguss. Entschuldigung hin oder her. Er würde hier keinem weiter trauen, als er ihn werfen konnte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)