Mephisto von lunalinn (denn sie wissen nicht, was sie tun) ================================================================================ Kapitel 1: So rot ----------------- Der Winter war über das Land hereingebrochen, hatte die Bäume ihrer Blätter beraubt und die Felder unter sich begraben. Auch wenn zurzeit kein Krieg herrschte, setzten Kälte und Hunger den Menschen immer mehr zu, so dass Vertrauen als kostbares Gut galt. Jeder war sich selbst der nächste, Diebstahl lag an der Tagesordnung und man konnte von Glück reden, wenn es nur dabei blieb. Hoshigaki Kisame machte all das wenig aus, denn als Söldner waren ihm Moral und Ehre ohnehin fremd. Die Fürsten heuerten Leute wie ihn dafür an, ihre Kämpfe auszutragen oder Störenfriede zu beseitigen. Es war immer das gleiche Spiel, schon seit er sechzehn Jahre alt war und bis heute hatte sich nichts geändert. Derjenige, der am besten zahlte, konnte sich seiner Loyalität sicher sein – zumindest für eine Weile. Kisame hatte schon von seinem Lehrmeister beigebracht bekommen, dass es negativ war, wenn man zu viel Aufmerksamkeit erregte und dieser Aussage konnte er nur beipflichten. Vor allem da er schon durch sein Äußeres unangenehm auffiel, was bei seiner Statur und den an einen Haifisch erinnernden Gesichtszügen auch kein Wunder war. Er war überdurchschnittlich groß und dennoch agierte er sehr schnell, wenn es drauf ankam. Sein Kampfstil mochte aggressiv sein, doch war er kein unkontrollierter Dummkopf, sondern in der Lage wenn nötig eine wirksame Strategie zu entwickeln. Insgesamt machte ihn das zu einem gefährlichen Gegner und das war auch der Grund, weshalb er sich niemals lange kaufen ließ. Sobald er das Geld erhalten hatte, war er wieder verschwunden, um sich einen neuen Auftraggeber zu suchen. Das war sicherer. Ungünstig an dieser Jahreszeit war eigentlich nur, dass die Aufträge abnahmen. Die Leute hatten ihre eigenen Kleinkriege und so nutzte Kisame den Winter zumeist, um sich selbst eine Pause zu gönnen. Irgendein abgelegenes Dorf, wo er abseits eine heruntergekommene Hütte einnahm – niemand scherte sich um ihn, solange er zahlte. Das war das kleinste Übel, denn die Leute erwarteten einen geringen Lohn. Normalerweise vergingen die Tage und Nächte schnell, wenn man sich ein wenig in den Kneipen amüsierte und sich mit etwas Glück in weiblicher Gesellschaft befand. Viele Frauen waren so arm, dass sie für ein bisschen Bares freiwillig mit aufs Zimmer kamen. Niemand hatte je behauptet, dass das Leben fair sein würde, nicht wahr? Es war später Nachmittag, als er sich durch den Schnee schlug, um seine Vorräte aufzustocken. Als er jedoch im Dorf ankam, hatte sich auf dem kleinen Marktplatz bereits ein Pulk aus Menschen gebildet, die alle heftig zu diskutieren schienen. Er runzelte die Stirn, zog den weiten Kragen seines Mantels noch etwas höher, ehe er sich unter die Menge mischte, um dem aufgeregten Geschnatter zu lauschen. Möglicherweise konnte er wichtige Informationen herausfiltern, die ihm später noch von Nutzen sein würden. Tatsächlich drangen einzelne Gesprächsfetzen zu ihm hindurch, doch sie verwirrten ihn eher, als dass sie ihm etwas brachten. „…ein wahres Massaker!“ „…die Nachricht…bereits bis hierher vordringt…“ „Unmenschen…eine Bedrohung…“ „…endlich können wir uns wieder sicherer fühlen.“ „Teufel!“ Kisame war noch nicht lang genug in dieser Gegend, um sich einen Reim daraus machen zu können, aber allem Anschein nach hatte es ein Blutbad gegeben. Dabei hatte er gedacht, dass der Krieg fürs Erste vorbei wäre, doch dem schien nicht so. Möglicherweise hatte es einen Aufstand gegeben, der die Fürsten zum Handeln gezwungen hatte, doch er wagte nicht, direkt danach zu fragen. Neugierde war niemals gut und da die Leute regelrecht erleichtert schienen, dass die so genannten Teufel endlich beseitigt waren, entschied er, dass er sich vorerst besser nicht einmischen würde. Eventuell würde er am Abend noch einmal runter ins Dorf kommen und irgendeinen betrunkenen Dorfbewohner ausquetschen. Alles zu seiner Zeit. Als er wieder bei der Hütte ankam, dämmerte es bereits am Horizont und es bestand kein Zweifel daran, dass es bald dunkel werden würde. Rot-goldenes Licht bahnte sich einen Weg durch den dichten Wald, brachte den Schnee zu seinen Füßen zum Glitzern. Kisame wollte gerade durch die Tür treten, als ihn etwas inne halten ließ – etwas, das nichts mit der Sonne zu tun hatte. Er zog die Brauen zusammen, kniete sich dann kurzerhand hin, um seine fragwürdige Entdeckung genauer zu überprüfen. Rote Spuren hatten sich in den Schnee gefressen und auch wenn es das Blut irgendeines toten Tieres hätte sein können, fühlte sich Kisame beunruhigt. Vielleicht weil von dem verwundeten Tier keine Federn oder Fellbüschel zurückgeblieben waren…oder aber weil die Abdrücke eindeutig von menschlichen Füßen stammten. Sicher hätte er das ignorieren können, doch die Erfahrung hatte ihn gelehrt, dass man eine potenzielle Gefahrenquelle lieber ausschaltete. Also folgte er den Spuren, die ihn nur noch dichter in den Wald führten; vielleicht handelte es sich auch nur um ein verirrtes Kind aus dem Dorf. Seine Fährte verlor sich abrupt und Kisame vermutete, dass der Verwundete seine Spur an dieser Stelle verwischt haben musste, vielleicht mit einem Zweig oder dergleichen. Jedenfalls kam er ab hier nicht weiter, verharrte an Ort und Stelle, lauschte auf verdächtige Geräusche. Eine schwarze Krähe hockte auf einem der Bäume, stieß ein lautes Krächzen aus, doch ansonsten war es schon beinahe gespenstig ruhig. Er horchte auf, als links von ihm ein Knacken ertönte, wandte augenblicklich den Kopf zur Seite. Besonders vorsichtig näherte er sich der Richtung, aus der das Geräusch gekommen war. Ein paar Sträucher nahmen ihm die Sicht, doch er ließ sich davon nicht abhalten, schob das Gestrüpp beiseite. Wieder fand er Blutspuren im Schnee, welche keinen Zweifel daran ließen, dass er auf dem richtigen Weg war. Und tatsächlich fand er nur wenige Meter weiter eine zusammengerollte Gestalt, welche sich halb hinter einem gefällten Baumstamm verbarg, vor. Kisame vermutete, dass es sich wegen der langen Haare um ein Mädchen handelte, doch das hieß nicht, dass er sich Unvorsichtigkeit leisten konnte. Manch einer mochte Frauen verhöhnen, allerdings wäre dies nicht das erste Mal, dass sich eine ordentlich zur Wehr setzte. Er kniete sich neben die Kleine, welche auf der Seite lag und die Arme um den schlanken Körper geschlungen hielt. Ihre Kleidung war arg zerrissen, sodass an einigen Stellen helle, blutverschmierte Haut hervorblitzte. „Hey.“ Keine Reaktion. War sie bewusstlos? Kisame hob die Hand, um den Vorhang dunkler Strähnen beiseite zu schieben und einen Blick auf ihr Gesicht zu erhaschen. Im nächsten Moment zuckte er zurück, stieß einen lauten Fluch aus – das kleine Aas hatte ihn doch tatsächlich gebissen! Er knirschte mit den Zähnen, erwiderte den Blick der dunklen Augen zornig. „Was fällt dir ein?!“, grollte er wütend und verspürte nicht übel Lust, ihr ins Gesicht zu schlagen. Er widerstand dem Drang; ein Schlag von ihm würde dafür sorgen, dass sie nicht so schnell wieder aufstand. Wie alt mochte sie sein? Fünfzehn? Sicher schon im heiratsfähigen Alter und somit war es ziemlich töricht von ihren Eltern, sie aus den Augen zu lassen. Aber vermutlich war sie sowieso nicht mehr als ein Straßenkind und die galten bekanntlich als Freiwild. Hübsch war sie zweifellos, vor allem die durchdringenden Augen unter den langen Wimpern stachen dabei hervor. Hohe Wangenknochen, eine gerade Nase und schmale Lippen, die sie soeben fest aufeinander presste. So giftig wie sie ihn fixierte, schien sie jedoch nicht so sanft zu sein, wie ihr Äußeres vermuten ließ. „Hör mal, Mädchen“, versuchte er es ruhig. „Was hältst du davon, mit mir zu kommen? Ich kann dir einen Platz zum Schlafen und etwas zu essen anbieten. Dann sehen wir weiter, hm?“ Sie würde das Angebot nicht sicher nicht auszuschlagen; schließlich zitterte sie erbärmlich in der zerfledderten Kleidung und gegessen hatte sie sicher auch seit einer Weile nichts mehr. Entgegen seiner Erwartungen verengte sie ihre Augen zu schmalen Schlitzen, erdolchte ihn praktisch damit. „Lieber sterbe ich“, erwiderte sie mit einer Stimme, die eindeutig zu tief für ein Mädchen war und Kisame innehalten ließ. „Du…bist ein Junge?“, entkam es ihm nach einigen peinlichen Sekunden des Schweigens und sein Gegenüber nickte knapp. Das kam unerwartet und zuerst wusste Kisame nicht, wie er sich nun verhalten sollte. Der Knabe rutschte mühsam ein Stück von ihm weg, biss sich dabei auf die spröden Lippen, um keinen Laut von sich zu geben. Anscheinend hatte er sehr wohl verstanden, was Kisame da vorhin angedeutet hatte. Im Leben gab es nichts umsonst, aber wenn er sich den Jungen so ansah, konnte er vielleicht eine Ausnahme machen. Zumindest konnte er ihn sich eine Weile aufwärmen lassen, das wäre wohl fair. „Also gut“, meinte er und packte ihn am Oberarm, um ihn hochzuziehen. Der Junge keuchte erschrocken auf, wagte es sogar, nach ihm zu schlagen, doch Kisame war schneller und warf ihn sich mit einem Ruck über die Schulter. Da konnte er sich noch so winden und seinen Rücken mit den Fäusten bearbeiten, es würde ihm nichts bringen. Wie undankbar. Als er den Jungen endlich in seine Hütte geschafft hatte, hatte dieser aufgehört, sich zu wehren, was wohl an der zunehmenden Erschöpfung lag. Nicht besonders sanft legte er ihn auf dem Boden ab, musterte ihn ein paar Sekunden. Dann verschwand er nach draußen, um etwas Schnee in eine Holzschüssel zu schöpfen. Als er zurückkam, war der Junge noch nicht wieder Bewusstsein, sodass Kisame die Chance nutzte, um die Stofffetzen nach oben zu schieben. Die Verletzungen am Oberkörper machten keinen lebensbedrohlichen Eindruck, auch wenn ihm der Schnitt unterhalb der Rippen zu denken gab; war er mit einem Schwertkämpfer aneinander geraten? Sei es drum, er griff nach dem Tuch und tunkte es in den geschmolzenen Schnee, um ihm das Blut vom Körper zu waschen und ihn dann zu verbinden. Es kam erst wieder Bewegung in den Jungen, als er sich der Hose widmete, ihm diese von den Hüften schieben wollte. „Reiß dich mal zusammen“, brummte er genervt. Der Junge keuchte schwer, windete sich und schlug wieder nach ihm. Da hatte er sich ja was ins Haus geholt. Um ihn ruhig zu stellen, setzte sich Kisame auf seine Beine und drückte seine Hände neben seinen Kopf. Der erschöpfte Leib war nur noch in der Lage zu zucken, während er ihn panisch anblickte. „Ruhig jetzt!“, ermahnte Kisame ihn ernst. „Ich habe nicht vor, dir etwas zu tun, verstanden?“ Gut, angesichts dessen, dass er sich eine kleine Gegenleistung erhofft hatte, konnte er den Jungen sogar verstehen. Die schwarzen Augen blickten ihn gehetzt an, der schmale Körper zitterte heftig unter ihm. Nein, er vertraute ihm kein Stück. Warum auch? „Ich gebe dir mein Wort, dass ich mir nur die Wunden ansehe. Ich werde nichts tun, was du nicht willst. “ Ihm entging nicht, wie sich der Junge unter ihm anspannte, noch stärker bebte. Sein Blick flackerte verzweifelt durch den Raum, ehe er plötzlich die Augen schloss und die Lippen fest zusammenpresste. Kisame begriff nicht sofort, dass er aufgab, doch er bewegte sich nicht mehr. Er blieb einfach nur liegen und atmete geräuschvoll durch die Nase. Ein paar Sekunden beobachtete Kisame ihn nur, doch dann ließ er seine Hände los. „Wie alt bist du?“, fragte er beiläufig und stieg wieder von ihm runter. Die Antwort ließ auf sich warten, aber Kisame gab ihm die Zeit, um seine Gedanken zu ordnen. Gewissenhaft fuhr er fort, den Jungen zu säubern, was diesen immer wieder zusammenzucken ließ. „…dreizehn.“ Noch jünger als er ihn geschätzt hatte und damit wirklich noch ein Kind. „Wie heißt du?“, erkundigte er sich ungerührt weiter. Anstatt ihm zu antworten, wollte sich der Junge wieder auf die Seite drehen, doch Kisame hielt ihn davon ab. „Itachi.“ „Wo sind deine Eltern?“ „Mir ist kalt.“ „Danach habe ich nicht gefragt“, gab der Ältere zurück, holte aber trotzdem eine Decke, in die er ihn wickelte. Itachi setzte sich vorsichtig auf, den Blick gesenkt haltend. Seine Lippen formten lautlos ein Wort – und Kisame verstand. Tot. Demnach war der Junge nun ein Waisenkind und Kisame wusste, dass sich niemand um ihn kümmern würde. Die Leute hatten ihre eigenen Probleme, da war kein Platz für ein weiteres hungriges Maul. „Was ist passiert?“ „Es…gab einen Angriff auf unser Dorf“, nuschelte Itachi und kauerte sich in der weichen Decke noch mehr zusammen. Er wirkte in dem Moment so verloren, dass sich etwas in Kisames Brust regte – war das etwa Mitgefühl? Eigentlich sollte er so etwas gar nicht mehr fühlen können, hatte er doch schon zu viel in seinem Leben gesehen. Trotzdem hinderte ihn das Gefühl daran, dieses Kind weiter auszufragen oder es einfach wieder hinaus in die Kälte zu werfen. Stattdessen erhob er sich, um wie geplant runter ins Dorf zu gehen. Der Junge ging sofort wieder auf Abwehr, schien Schlimmeres zu erwarten. „Beruhig dich schon, ich mach ja gar nichts“, brummte er, doch so recht glauben wollte Itachi ihm wohl nicht. „Ich geh noch mal runter ins Dorf…du kannst hier bleiben und dich ausruhen.“ Unsicherheit flackerte in seinem Blick auf, doch Kisame schenkte dem keine Beachtung, sondern deutete auf den Beutel, den er zuvor neben der Tür abgelegt hatte. „Darin ist was zu essen. Nimm dir, was du brauchst.“ Er wusste selbst nicht, warum er so großzügig zu einem Jungen war, wenn er sich doch keinen Nutzen von ihm erhoffte. Sicher konnte man sich auch von einem Knaben Befriedigung holen, doch nachdem er diesem schon versprochen hatte, ihn nicht gegen seinen Willen zu berühren…kam er sich schäbig vor, es auch nur zu versuchen. Vielleicht war er ja doch nicht so verkommen, wie er selbst von sich dachte. Er warf einen letzten Blick über die Schulter, sah in Itachis blasses Gesicht, aus dem ihm die dunklen Augen entgegen starrten. Kopfschüttelnd wandte er sich ab und schloss die Tür hinter sich. Die Kneipe unten im Dorf war an diesem Abend recht gut besetzt und Kisame vermutete, dass das an den Neuigkeiten liegen mochte. Tratsch und Klatsch hatten die Leute schon immer zusammengeführt und auch jetzt schien dies der Fall zu sein. Der fette Wirt schenkte ihm eifrig ein, kaum dass er sich an die Bar gesetzt hatte und er schien in ungewohnt guter Laune zu sein. „Gibt’s was zu feiern?“, erkundigte sich der Hüne, nachdem er gezahlt hatte und der Mann hielt inne. „Das fragst du noch? Hast du es denn noch nicht gehört, Fremder?“ „Gehört?“ Es war immer besser, wenn man sich dumm stellte und zudem schien der Wirt einer zu sein, der sich am liebsten selbst reden hörte – so auch jetzt. „Der Uchiha-Clan ist gefallen!“ Kisame war erst seit Kurzem in der Gegend, hatte eine weite Reise hinter sich und von daher war es nicht verwunderlich, dass er noch nie von besagtem Clan gehört hatte. Der Wirt schien ihm das nicht übel zu nehmen, viel mehr konnte er es kaum erwarten, ihm mehr zu erzählen. Kisame hörte aufmerksam zu, ignorierte die tanzenden und johlenden Leute um sich herum. „Die Uchiha sind wahre Teufel, musst du wissen! Sie sind verschlagene Hunde, die über mysteriöse Zauberkräfte verfügen! Ihretwegen müssen wir Hunger leiden!“ „Hexerei also“, meinte Kisame und bemühte sich, ehrfürchtig zu klingen. An so ein Gewäsch glaubte er nämlich nicht – Zauberkräfte? Das war ja lächerlich, so etwas gab es da, wo er her stammte, überhaupt nicht. Aus Erfahrung wusste er außerdem, dass die Menschen gern Schuldige für ihre Not suchten und diese ominösen Uchiha kamen da sicher wie gerufen. „Aber nun ist das vorbei!“, verkündete der Wirt feierlich und schenkte ihm großzügig nach. „Ihr Aufenthaltsort wurde endlich aufgespürt und man hat sie allesamt ausgerottet! Welch ein Segen!“ Ein paar angeheiterte Männer grölten, als sie das hörten, und hoben synchron ihre Schälchen, ehe sie diese an die Lippen setzten und herunter stürzten. Kisame tat es ihnen gleich, wenn auch nur, weil er keinen falschen Eindruck vermitteln wollte. Der Wirt schien sich noch nicht gänzlich ausgelassen zu haben, denn er berichtete ihm noch weiter. Davon, dass die Uchiha angeblich die Herzen von Menschen verspeisen und Jungfrauen entführen würden. Dass sie direkt aus der Hölle kämen und deshalb Feuer speien konnten. Kisame fand diese Geschichten schlicht und ergreifend lächerlich. „Und woran erkennt man sie?“, hakte er nach, woraufhin ihn der Wirt verdutzt ansah. „Na, an ihren roten Augen natürlich!“, platzte es dann aus ihm heraus und der Hüne musste sich ein Grinsen verkneifen. Rote Augen also…na, das wäre ja wirklich sonderbar. Kurz war ihm der Gedanke gekommen, Itachi könnte vielleicht aus diesem Clan stammen, aber das verwarf er sofort wieder. Denn selbst wenn es so sein sollte, war er doch nur ein harmloses Kind…und die roten Augen fehlten auch. Als er nach einigen Stunden zurück in die Hütte kam, lag Itachi in seine Decke gewickelt auf dem Boden und schien eingeschlafen zu sein. Wenn Kisame ehrlich war, hatte er nicht mal damit gerechnet, dass er noch da sein würde. Andererseits hatte er keine große Wahl in seiner Situation… Kisame setzte sich im Schneidersitz neben den Jungen, betrachtete ihn noch einmal ausgiebig. Was er sah, war ein zierliches, verletztes Kind, das einfach nur überleben wollte. Ein bitteres Lächeln legte sich auf Kisames Lippen, als ihm bewusst wurde, dass er wohl doch ein bisschen mehr Sake getrunken hatte, als gut war. Es kam selten vor, dass ihn Alkohol melancholisch stimmte – und er hasste das. Alles wegen einem Jungen, der ihm fremd war. Richtig lächerlich. Beinahe so lächerlich wie die Geschichten vom Uchiha-Clan. „Teufel, huh?“, murmelte er in die Stille hinein. Er beugte sich vor, um Itachis Gesicht besser sehen zu können, doch der Mond spendete wenig Licht durch das Fenster. Gedankenverloren strich er ihm die Haare aus der Stirn, schalt sich jedoch sogleich einen Narren. „Als ob ein Kind wie du gefährlich i-“ Er hatte seine unsinnigen Selbstgespräche gerade erneut begonnen, als ein plötzlicher Ruck durch den zusammengerollten Körper vor sich ging – und ihn etwas am Handgelenk traf. Fluchend wich er zurück, presste die Finger auf die Stelle seiner Haut, die wie Feuer brannte. Was zur Hölle war da eben passiert?! Kisame fuhr herum, suchte in der Finsternis nach dem Jungen und – fühlte sich im nächsten Moment wie gelähmt. Rote Augen glommen in der Dunkelheit auf, leuchtend wie zwei Rubine und Kisame erinnerte sich wieder an die Worte des Wirts. Das Geschwätz von Zauberkräften und Teufeln, das er für blanken Unsinn gehalten hatte, erschien ihm mit einem Mal viel glaubwürdiger. „Was zur Hölle…“, murmelte er fassungslos. Sollte das Gerede der Leute letztendlich doch stimmen? Kein Wort drang über die Lippen des Jungen, er bewegte sich auch nicht, beinahe so, als sei er eine Statur. Kam es ihm nur so vor oder wurden die roten Augen noch eine Spur leuchtender? Das Brennen an seinem Handgelenk nahm zu und es verstörte ihn so sehr, dass ebenfalls nur da stehen konnte. „Was…was hast du da eben gemacht?“, fand er seine Stimme wieder und konnte nicht verhindern, dass sich ein zorniger Unterton einschlich. „Ist das der Dank für-“ Bevor er zu Ende sprechen konnte, verlosch das rote Glühen mit einem Mal und der Junge huschte wie ein Schatten an ihm vorbei. Reflexartig griff er nach ihm, erwischte den dünnen Arm des Kindes und – gleich darauf schoss der brennende Schmerz auch durch seine Handfläche. Es dauerte keine drei Sekunden, bis er ihn losließ und zurücktaumelte. In seinen Ohren rauschte es, sodass er das hektische Zuschlagen der Tür nur aus weiter Ferne vernahm. Er war weg. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)