Persona: Shadows of Mirror von ShioChan (Kagami no Kage) ================================================================================ Kapitel 74: LXXIV - Rettungsversuch ----------------------------------- Montag, 31.August 2018 – später Abend Als die sechs Oberschüler an diesem Abend die Spiegelwelt betraten, wurden sie von einer tiefen Dunkelheit empfangen. Nur spärlich waren Gebäude und Gegenstände zu erkennen. Grund dafür war der Mond, welcher sich zu diesem Zeitpunkt nur als dünne Sichel am Himmel abzeichnete und dadurch kaum Licht spendete. Die Gruppe kannte diesen Zustand in dieser Welt bereits zur Genüge, trotzdem war es jedes Mal ein unheimlicher Anblick und zudem äußerst gefährlich. Während dieser Zeit hatten die Shadows durch die Dunkelheit einen entscheidenden Vorteil, weil sie hinter Gegenständen und Gebäuden, ja sogar auf der Straße, kaum zu erkennen waren. Es war also höchste Vorsicht geboten. „Egal wie oft ich das hier sehe, es ist jedes Mal unheimlich.“, sagte Akane, während sie sich ihre Oberarme rieb, „Daran werde ich mich wohl nie gewöhnen können.“ „Ja da gebe ich dir recht.“, murmelte Masaru, während er sich aufmerksam umsah. Auch Mirâ sah sich um, jedoch nicht nach potentiellen Gegnern, sondern nach ihrer kleinen Freundin Mika. Eigentlich hatte sie mit der Kleinen bereits am Morgen abgemacht, dass sie sich am späten Abend hier treffen würden. Normalerweise begrüßte die Blauhaarige die Gruppe immer, sobald sie die Spiegelwelt betraten, doch heute nicht. Egal in welche Richtung Mirâ schaute, es war keine Spur von der Kleinen zu sehen. Wo war sie nur? Die Oberschülerin hoffte, dass ihr nichts passiert war, während sie die Schule beobachtet hatte. Was wenn sie angegriffen wurde? Der Violetthaarigen kam der Gedanke, dass Mika auf den Reaper getroffen sein könnte und nun verletzt war, immerhin war er der einzige Shadow, der das kleine Mädchen aktiv registrierte. Selbst Mirâ und ihre Freunde hatten mit ihren Personas keine Chance gegen diesen übermächtigen Gegner. Wie sollte sich also Mika ohne jegliche Fähigkeiten gegen ihn verteidigen können? Sie würde kläglich untergehen. „Entschuldigt die Verspätung!“, hörte sie jedoch plötzlich deren Stimme. Kurz darauf sah sie eine dunkle Gestalt, welche auf sie zugerannt und einen Moment später vor der Gruppe zum Stehen kam. Ein riesiger Stein fiel der jungen Frau vom Herzen, als sie Mika erkannte, die ihre Arme nach Luft ringend auf ihre Oberschenkel abgestützt hatte und erst einmal durchatmete. „Ich dachte schon dir ist etwas passiert.“, stürmte die Violetthaarige auf das Mädchen zu, woraufhin sie erstaunte und leicht erschrockene Blicke kassierte. Auch ihre Freundin sah sie überrascht und erschrocken an, doch richtete sich dann komplett auf und kratzte sich verlegen am Hinterkopf, während sie erklärte, wieso sie zu spät kam: „Entschuldigt bitte. Ich habe die Zeit vergessen, während ich das Schulgelände beobachtet habe. Wisst ihr, vor dem Tor stehen zwei Shadows. Aber anders als bei Akisu sind es keine kleinen Fische. Ich fand das merkwürdig, allerdings haben sich die beiden bis zum Schluss keinen Millimeter bewegt.“ „Ich hab mir schon Sorgen gemacht.“, sagte Mirâ in einem nun ruhigeren Ton. „Tut mir leid.“, entschuldigend wandte die Kleine ihren Blick ab. Es war nicht ihre Absicht gewesen, ihren Freunden Sorge zu bereiten. Eine unangenehme Stille breitete sich daraufhin aus. Hiroshi trat an die beiden Mädchen heran und legte Mirâ eine Hand auf die Schulter: „Nun ist Mika ja da. Also keinen Grund mehr zur Sorge. Alles ist gut. Oder?“ Er blickte zur Blauhaarigen und zwinkerte ihr kurz mit einem Lächeln zu, bevor er sich an Mirâ wandte. Diese sah noch einmal kurz zu dem Mädchen, doch nickte dann ebenfalls mit einem kleinen Lächeln: „Ja. Alles gut.“ „Dann sollten wir langsam los.“, mischte sich Kuraiko ein, „Auf dem Weg kann uns Mika nochmal genau erklären, was das für Shadows sind, die sie beobachtet hat.“ „Beschäftigt dich etwas?“, hakte Masaru nach. Die Schwarzhaarige legte ihren Finger ans Kinn: „Ich weiß nicht, irgendwas ist doch daran faul. Oder meint ihr nicht? Wir wurden zwar bei Akisu von mehreren Shadows angegriffen, die vor deren Dungeon gelauert haben, aber sie war ein Idol. Und Shadows sind die geheimen Begierden der Menschen. Dass sie sich also vor dem Park getummelt haben, um Akisu zu sehen verstehe ich. Aber wieso sollten zwei Shadows vor der Schule stehen, wenn ein einfaches Mädchen darin ist? Versteht ihr was ich meine?“ „Du meinst, weil Megumi-chan eher unscheinbar ist. Oder?“, mischte sich nun auch Akane in das Gespräch ein, woraufhin sie ein Nicken als Antwort erhielt und nun ebenfalls nachdenklich den Finger ans Kinn legte, „Jetzt wo du es sagst. Ist ja nicht so, als würden ihr die Jungs in Scharen hinterherrennen… oder allgemein irgendwelche Leute.“ „Genau das. Wieso sollten also zwei Shadows vor der Schule stehen? Ich glaube kaum, dass sie sie beschützen wollen…“, meinte Kuraiko. „Du sagtest Shadows sind die Begierden der Menschen… vielleicht wünscht sich Megumi einen Beschützer?“, warf Akane in die Runde, kassierte dafür von der Schwarzhaarigen jedoch nur einen skeptischen Blick, was sie zusammenzucken ließ, „Ich meine ja nur. Solche Menschen gibt es immerhin…“ Hiroshi hatte das Gespräch bisher nur still mitverfolgt, doch währenddessen hatte er bereits ein ungutes Gefühl gehabt und sprach nun das aus, was ihm als erstes dazu in den Sinn kam: „Vielleicht wollen sie auch gar nicht verhindern, dass jemand IN den Dungeon geht, sondern dass ihn jemand wieder verlässt.“ „Du meinst, dass sie darauf achten, dass die Kleine nicht einfach fliehen kann?“, fragte Yasuo plötzlich und bekam als Antwort ein Nicken, „Gut möglich. Heißt jedoch nicht, dass wir sie nicht trotzdem bekämpfen müssen, um in die Schule zu kommen.“ „Wahrscheinlich…“, murmelte der Blonde, dessen ungutes Gefühl immer stärker wurde, je mehr er darüber nachdachte. Akane sah Hiroshi einen Moment besorgt an, doch versuchte dann wieder Elan zu verbreiten: „Worauf warten wir dann noch? Dann sollten wir uns darum kümmern.“ „Ja, lasst uns losgehen.“, sagte Masaru und setzte sich als erster in Bewegung, gefolgt von Kuraiko und Akane. Auch Hiroshi wollte sich daraufhin in Bewegung setzen, wurde jedoch kurz von Yasuo aufgehalten. „Du scheinst dich mit solchen Situationen auszukennen.“, meinte dieser ruhig. Der Blonde schwieg kurz: „Nur bedingt…“ Damit schien für ihn das Gespräch beendet, denn er setzte sich in Bewegung und folgte nun ebenfalls seinen Freunden. Zurück blieben Mirâ, Yasuo und Mika, welche ihm hinterhersahen. In dem Blick der Violetthaarigen spiegelte sich leichte Sorge, da sie wieder das Gefühl hatte, dass es etwas gab, worüber Hiroshi nicht reden wollte. Es war nicht das erste Mal, dass sie dieses Gefühl hatte, jedoch kam es meisten bei Gesprächen, an denen auch Shuya beteiligt war. „Ich glaube, da hab ich wohl nen wunden Punkt getroffen…“, holte Yasuo sie aus ihren Gedanken, welcher sich am Hinterkopf kratzte und den anderen daraufhin hinterhertrottete. „Wir sollten auch los, sonst verlieren wir den Anschluss.“, sagte Mika. Mirâ nickte und wollte sich in Bewegung setzen, als ihr plötzlich ein eiskalter Schauer über den Rücken lief. Ruckartig blieb sie stehen und drehte sich um, woraufhin sie zurückschreckte, als sie wieder auf diesen schwarzen Schatten blickte. Zu erkennen war er nur durch seine roten Augen und die leicht rot schimmernde furchteinflößende Aura, welche bei ihr einen unangenehmen Schauer auslöste. Er sagte nichts, sondern schien sie nur aus der Ferne zu beobachten, doch das reichte, um die Violetthaarige wie gelähmt stehenzulassen. Plötzlich wurde sie an der Hand gepackt und von der Stelle gezogen. Erschrocken hatte sie ihren Blick wieder auf Mika gerichtet, welche sie sich gegriffen hatte und losgerannt war. Ihr Gesicht war so bleich, dass es die Oberschülerin sogar bei dieser Dunkelheit erkennen konnte. Dies verriet ihr, dass auch Mika das Wesen gesehen haben musste. Noch einmal blickte sie kurz zurück, während sie der Kleinen rennend folgte, jedoch war der Schatten nun verschwunden. Nur wenige Minuten später hatten die beiden Mädchen zu ihrer Gruppe aufgeschlossen und folgten dieser in einem normalen Tempo. Beide sprachen kein Wort, sondern liefen nur schweigend nebeneinander her, während sich jeder von ihnen seine Gedanken zu dem eben Erlebten machte. Mirâ war die erste, die nach einiger Zeit die Stille brach: "Du hast ihn auch gesehen, oder? Den Schatten meine ich..." Mika nickte, sagte jedoch nichts weiter dazu. "Ich frage mich, was das für ein Schatten ist. Und wieso nur wir beide ihn sehen können.", sprach die Oberschülerin weiter, "Irgendwie merkwürdig..." "Was ist merkwürdig?", ließ sie plötzlich Hiroshis Stimme aufschauen. Erschrocken blickte sie den Blonden an, der ebenso überrascht wirkte, als ihn ihr Blick traf. "Ähm...", begann die Violetthaarige, wusste jedoch nicht, wie sie weitersprechen sollte, während sie hoffte, dass er von dem Gespräch nicht mehr als das mitbekommen hatte. "Ich werde mal zu den anderen vorgehen.", sagte plötzlich Mika und schloss zum Rest der Gruppe weiter vorn auf. Überrascht sah Mirâ ihr nach, da sie mit dieser Reaktion absolut nicht gerechnet hatte. Irgendetwas war komisch. Jedenfalls empfand es die Oberschülerin so. Wirkte Mika nicht plötzlich etwas distanziert? Oder bildete sie sich das nur ein? Hatte sie etwas getan, was der Kleinen missfiel? So sehr sie es auch versuchte, ihr fiel keine Situation ein, in der sie die Blauhaarige hätte verärgern können. "Sag mal. Ist etwas passiert? Ihr beide saht irgendwie ziemlich blass aus.", fragte Hiroshi plötzlich nach und holte Mirâ damit zurück ins Hier und Jetzt, "Und sag mir nicht, dass du wieder mit der Sommerhitze zu kämpfen hast. Das glaube ich dir dieses Mal nämlich nicht." Ertappt zog die junge Frau kurz den Kopf ein, als sie die versteckte Schelte ihres Kumpels vernahm. Wie sie sich schon gedacht hatte, war ihr der junge Mann auf die Schliche gekommen und nahm ihr nicht ab, dass ihre Zusammenbrüche mit den Temperaturen einhergingen. Man konnte ihn einfach nicht täuschen. Jedoch wollte sie ihm noch nicht die Wahrheit sagen. Auch nicht in Bezug auf den merkwürdigen Schatten, der sie zu beobachten schien. So sehr es ihr auch leidtat, aber zuerst wollte sie sich der ganzen Sache sicher sein. Tief in ihrem Inneren wusste sie natürlich, dass dieses Problem wahrscheinlich einfacher gelöst werden würde, wenn sie sich ihren Freunden anvertraute. Trotzdem redete sie sich weiter ein, dass sie den Anderen diesbezüglich keine Sorgen bereiten wollte. Ein Seufzen neben ihr ließ sie wieder zu dem jungen Mann schauen, welcher sich nur im Nacken kratzte: "Ich zwinge dich nicht dazu, mit mir oder den anderen darüber zu sprechen. Ich bin sicher, dass du von selbst auf uns zukommen wirst, wenn du der Meinung bist, dass du darüber sprechen möchtest. Aber bitte versprich mir, dass du auf dich aufpasst. Ja?" "Ähm... J-ja.", stotternd wandte Mirâ den Blick ab, in der Hoffnung, dass ihrem Gegenüber die Röte in ihrem Gesicht nicht auffiel. "Na gut...", seufzte Hiroshi, während er seine Stimme senkte, "Themenwechsel... Die Sache mit dem Tempel gestern ist mir den Abend über nicht mehr aus dem Kopf gegangen. Mich hat die ganze Zeit beschäftigt, wieso der Tempel abgerissen wurde. Also dieser Vorfall von dem mein Vater gesprochen hat. Deshalb habe ich mal etwas im Internet nachgeforscht." Überrascht starrte die Violetthaarige ihren Kumpel wieder an und wartete gespannt darauf zu erfahren, was genau er herausgefunden hatte. Der Blonde verschränkte die Arme vor der Brust und starrte in die Ferne, während er erklärte was seine Recherche ergab: "Während des Tsukinoyos vor sieben Jahren waren mehrere Kinder plötzlich spurlos verschwunden. Es hat wohl bis zum Morgengrauen gedauert, bis man sie wiedergefunden hatte." "U-und?", hakte Mirâ vorsichtig nach. Hiroshi sah sie wieder an und erzählte weiter: "Weißt du wo man sie gefunden hat? Im Inneren des Tsukiyama Tempels. Der Artikel war ziemlich ausführlich. Sie müssen wohl während des Festes irgendwie auf das Gelände gelangt und dabei durch den Boden im Haupthaus gebrochen sein. Kein Wunder also, dass man sie mehrere Stunden nicht gefunden hat. Dabei haben sie sich wohl verletzt. Eines der Kinder muss so schwer verletzt worden sein, dass es im Krankenhaus behandelt werden musste. Sein Zustand war laut Bericht sehr kritisch." „H-Hat das Kind den Unfall überlebt?“, fragte Mirâ erschrocken, doch der Blonde neben ihr schüttelte nur den Kopf und erklärte, dass er darüber nichts weiter gefunden hatte. Er konnte ihr diese Frage also nicht beantworten. Allerdings hatte er herausgefunden, dass der Stadtrat nach diesem Vorfall beschloss den Tempel abzureißen und das Gelände für den Bau eines neuen Einkaufszentrums zu nutzen. Das Einkaufszentrum, durch welches sie nun in die Spiegelwelt gelangten. Bedrückt ließ die Violetthaarige den Kopf sinken, während sich ein beklemmendes Gefühl in ihr ausbreitete. Ihr war so, als würde an der Situation etwas nicht stimmen. Ihr Blick ging zu Mika hinüber, welche sich mit Akane zu unterhalten schien, woraufhin das Gefühl stärker wurde. Konnte es sein? Bevor sie diesen Gedanken weiterführen konnte schrak die Oberschülerin plötzlich auf, als sie in die roten, etwas besorgten Augen der Blauhaarigen blickte. Jedoch dauerte dieser Augenkontakt nur einen winzigen Moment, denn kaum hatte Mika bemerkt, dass sich ihre Blicke trafen, wandte sie den ihren schon wieder ab. Irritiert legte die Ältere den Kopf schief, doch kam nicht dazu, weiter darüber nachzudenken, denn Hiroshi erhob wieder seine Stimme: „Wir sollten die Sache langsam angehen, Mirâ.“ Überrascht sah Angesprochene zu dem Blonden, welcher jedoch unbeirrt weitersprach: „Wenn wir gemeinsam darüber nachdenken, dann werden wir ganz sicher nach und nach alles aufdecken. Wir sollten es nur nicht überstürzen. Nicht das wir uns am Ende noch verrennen. Oder was meinst du?“ Ein Lächeln traf sie, welches ihr wieder einmal eine leichte Röte ins Gesicht schießen ließ, sie aber auch dazu verleitete ebenfalls zu Lächeln. Zustimmend nickte sie dem jungen Mann zu und war froh, ihn als Unterstützung an ihrer Seite zu wissen. Nach einiger Zeit erreichten sie endlich die Jūgôya Highschool, deren Tor zum Innenhof sperrangelweit offen stand und somit schon beinahe zum Eintreten einlud. Wären da nicht die beiden riesigen Shadows gewesen, welche vor eben diesem Wache hielten und die man trotz des schwachen Lichtes ziemlich gut erkennen konnte. Beide waren wesentlich höher als die Mauer, welche das Schulgelände umgab und sehr gedrungen. Sie standen auf jeweils zwei pfahlähnlichen Beinen, während sich um ihren dicken Körper eine Art Weg nach oben schlängelte und in einer Burg endete. Aus dessen Mitte erstreckte sich ein kräftiger Hals, welcher in einem ebenso kräftigen Kopf endete, auf dessen Stirn eine violette kronenähnliche Maske saß. Beide Gegner bewegten sich nicht. Sie wirkten wie zwei Statuen, sodass man nicht sagen konnte, ob sie ihre Umgebung beobachteten oder nicht. „Das sind sie also…“, murmelte Masaru, während die Gruppe die beiden von der gegenüberliegenden Straßenseite aus beobachteten. Mika nickte: „Ja. Keine Ahnung, was sie dort machen, aber seit ich sie beobachte haben sie sich nicht bewegt.“ „Es scheint aber wirklich so, als wollten sie niemanden hineinlassen… oder auch hinaus.“, sagte nun auch Mirâ. „Worauf warten wir dann noch? Lasst sie uns aus dem Weg räumen und dann nach Megumi-chan suchen!“, rief Akane und stürmte ohne Weiteres vor. „Hey!“, noch im letzten Moment hatte Kuraiko versucht nach der Brünetten zu greifen, jedoch ohne Erfolg, „Urgh! Die macht mich fertig!“ „So ein Hitzkopf!“, schimpfte Hiroshi, während er seiner Sandkastenfreundin folgte. Diese hatte die beiden Shadows mittlerweile erreicht und ohne weiter darüber nachzudenken ihre Persona gerufen, mit welcher sie einen Angriff deklarierte. Wadjet erhob sich in die Luft und visierte einen der Gegner an, den sie mit einem gekonnten Tritt angriff. Doch genau in diesem Moment bildete sich um diesen eine Barriere, welche die Attacke reflektierte und die rothaarige Persona an ein gegenüberliegendes Haus schleuderte. Diese löste sich in blauem Nebel auf und ließ Akane mit schmerzverzerrtem Gesicht zusammensacken. Im selben Moment leuchtete um den anderen Shadow ein blaues Licht, welches daraufhin wies, dass auch dieser nun in den Angriff überging. Ein lautes Donnern ließ die Brünette aufschauen und ihr jegliche Farbe aus dem Gesicht weichen, als sich über ihr eine blitzende Kugel bildete, welche einen Moment später auf sie herabging. Verzweifelt schloss die junge Frau die Augen und ärgerte sich bereits darüber wieder so ungestüm gewesen zu sein, den vermeintlichen Schmerz abwartend. Doch dieser blieb aus. Überrascht hob sie vorsichtig den Blick und erkannte Yasuos Persona Geb vor sich, welche als Schild diente und die Elektroattacke abfing. „Ist alles in Ordnung?“, einen Moment später kam Hiroshi neben ihr zum Stehen. „J-ja.“, nickte Angesprochene nur erleichtert. „Du verdammter Hitzkopf! Kannst du nicht einmal erst deinen Kopf benutzen?“, schimpfte der Blonde und half seiner Freundin auf, bevor er seine Persona rief und diese ebenfalls mit Mazioga angreifen ließ. Als die Blitze jedoch auf die beiden Gegner trafen passierte nichts. Viel mehr wirkte es, als seien die Gegner dadurch noch stärker geworden. „Was zum…!?“, vor den beiden Oberschülern bildete sich ein Eiskristall, welcher den Blonden dazu verleitete Akane mit sich zu ziehen. Einen Moment später zersplitterte ein riesiger Eisblock an eben jener Stelle, welcher die Brünette definitiv hart getroffen hätte. „D-danke.“, murmelte die junge Frau, als ihr Kumpel sie wieder losließ. Dieser seufzte: „Schon gut. Aber hör auf solchen Schwachsinn zu machen.“ Angesprochene nickte, während auch der Rest der Gruppe zu ihnen stieß und sich nach ihrem Befinden erkundigte. Einzig und alleine Kuraiko hatte mal wieder etwas zu meckern, jedoch war der Brünetten bewusst, dass sie das zu Recht konnte. „Danke für die Hilfe, Senpai.“, bedankte sich Akane auch noch bei Yasuo, welcher jedoch nur nickte, „Und es tut mir leid. Ich war wohl zu impulsiv.“ „Lässt sich jetzt nicht ändern. Ein Kampf war eh unausweichlich.“, sagte Masaru und stürmte kurz darauf auf die beiden Gegner zu. Er zog sein Schwert und versuchte damit Schaden zu verursachen, doch auch diese Attacke prallte an den Gegnern nur ab und ließ den Schwarzhaarigen wieder zurückweichen. „Physische Angriffe scheinen nichts zu bewirken.“, stellte er daraufhin fest. „Dann probieren wir es eben hiermit.“, rief Kuraiko und zückte ihr Handy, „Kadej, Mudo!“ Kadej erschien auf der Bildfläche und schwang ihre Peitsche, woraufhin sich um einen der Gegner eine dunkle Aura bildete, welche diesen kurz darauf zu verschlingen drohte. Doch kurz bevor der Angriff Wirkung zeigen konnte erschien erneut die Barriere. Einen Moment später bildete sich um die Schwarzhaarige der dunkle Nebel, der ihr jedoch nichts anhaben konnte, da ihre Persona ihr Dunkelheit gegenüber Immunität bot. „Kche… selbst das hat er reflektiert.“, knirschte die junge Frau mit den Zähnen. Auch die anderen Gruppenmitglieder versuchten ihr Glück mit ihren jeweiligen Angriffen, doch es war immer das gleiche Ergebnis. Immer wieder wurden die Angriffe auf sie zurückgeworfen und jedes Mal hatten sie Glück, dass ihre Persona den jeweiligen Angriff wieder abschmettern konnte. „Das ist doch unfair. Wie soll man die denn besiegen, wenn die alle Angriffe zurückschleudern.“, schimpfte Akane verzweifelt, „Wenn wir sie nicht besiegen, dann können wir doch Megumi-chan nicht suchen.“ Besorgt blickte Mirâ auf die beiden Gegner vor sich und musste feststellen, dass ihre beste Freundin recht hatte. So konnten sie ihre Gegner nicht besiegen und auch nicht in das Schulgebäude gelangen. Doch auch weiter angreifen hielt sie hier für unsinnig, denn so verbrauchten sie sinnlos ihre Kraft, die sie später mit Sicherheit noch gebrauchen würden. Also entschloss sich die Violetthaarige schweren Herzens zu der einzig noch möglichen Option: Rückzug. Es schmeckte ihr nicht, aber eine andere Wahl blieb ihnen aktuell nicht. Sie mussten sich zurückziehen und noch einmal über die Situation beraten. Vielleicht würde ihnen dann eine Idee kommen, wie sie die beiden Shadows aus dem Weg räumen konnten. So schluckte sie noch einmal und gab dann ihre Entscheidung der Gruppe bekannt: „So hat das keinen Sinn. Treten wir erst einmal den Rückzug an und beraten uns noch mal. Solange wie diese Shadows unsere Angriffe reflektieren können wir nicht gewinnen. Vielleicht fällt uns ja etwas ein, wie wir sie besiegen können.“ Ihre Stimme bebte, aber sie versuchte nach außen hin ruhig zu bleiben. Innerlich jedoch war sie extrem aufgewühlt und wütend. Darüber, dass sie ihre Freundin in diesem Zustand nicht retten konnten. Wütend darüber, dass sie machtlos waren. Jedoch half es nichts. Es gab keinen anderen Weg. Erstaunt sahen ihre Teamkameraden sie an, doch stimmten dann zu, sodass sie sich alle geschlossen zurückzogen. Da sich beide Shadows nicht weiter rührten war der Rückzug kein großes Problem, sodass die Gruppe einige Minuten später einen guten Abstand zum Schulgelände eingenommen hatte. Noch einmal blickte Mirâ hinüber zum Schulgelände auf die beiden Wesen, welche jedoch nun wieder still verharrten. Diese Situation erinnerte sie an das Tor zu Akisus Dungeon, welcher sie auch nur mit einem Schlüssel hereingelassen hatte, weshalb der jungen Frau eine Idee kam. „Vielleicht müssen wir einen Schlüssel finden.“, sagte sie ohne jegliche Vorwarnung, weshalb sie irritierte Blicke trafen, „Naja… ich meine so wie bei Akisu mit dem Anhänger. Vielleicht müssen wir einen Schlüssel finden, der uns die Schwachstelle der beiden Shadows verrät.“ „Du meinst, wir müssen den Grund finden, wieso sie vor dem Tor stehen und niemanden hineinlassen?“, fragte Masaru, woraufhin die junge Frau nickte, „Klingt einleuchtend.“ Noch immer ruhte ihr Blick auf dem Schulgelände der Jūgôya, als sie plötzlich zusammenzuckte, während ihr wieder ein eiskalter Schauer über den Rücken lief. Vor den beiden Shadows erkannte sie zwei tiefrote Augen, welche wirkten, als würden sie grinsen. Sie wusste sofort, dass es sich dabei um den Schatten handelte, welcher sie verfolgte. Zudem vernahm sie ein tiefes Lachen, welches ihr eine Gänsehaut über den Rücken laufen ließ. „Lasst uns erst einmal zurückkehren und uns dann noch einmal besprechen.“, versuchte sie so ruhig wie möglich zu sagen. Sie wollte so schnell wie möglich hier weg. Dieser Schatten machte ihr Angst. Und noch mehr Angst machte ihr, dass niemand außer ihr und Mika ihn sehen konnte. Jedoch wollte sie das ihren Freunden nicht zeigen, immerhin würden diese sich sonst noch Sorgen machen. Aus diesem Grund versuchte sie sich nicht zu viel anmerken zu lassen, lief jedoch, ohne auf eine Antwort zu warten, schnurstracks in Richtung des Einkaufszentrums zurück. Mit Sicherheit kam das ihren Freunden merkwürdig vor, jedoch schien jeder es erst einmal so hinzunehmen und ihr zu folgen. Als Mirâ später am Abend auf ihren Futon fiel, fühlte sie sich völlig ausgelaugt. Ihr Kopf dröhnte und ihre Augenlider waren schwer. So dauerte es nicht einmal einen Wimpernschlag und sie fiel in einen unruhigen Schlaf. „…ira…“, hörte sie eine Stimme nach ihr rufen. Anfangs noch sehr dumpf, als würde sich eine Schicht Wasser zwischen ihnen befinden, doch nach und nach wurde sie klarer. Angestrengt versuchte sie zu erkennen, wem diese Stimme gehörte, doch je klarer diese wurde, desto verzerrter klang sie, sodass sie keinen Rückschluss darauf schließen konnten. „Mirâ!“, ließ sie die verzerrte Stimme aufschrecken und sich umdrehen, woraufhin sie auf eine Person blickte. Doch auch diese war nicht zu erkennen. Obwohl ihre Umgebung, welche aus Bäumen und Sträuchern bestand, klar erkennbar war, so war derjenige genau vor ihr vollkommen verschwommen. Sie konnte nicht einmal sagen, ob es sich dabei um einen Jungen oder ein Mädchen handelte. Eine Hand griff nach der ihren: „Was ist los? Komm, lass uns von hier verschwinden. Hier ist es gefährlich. Und wir bekommen noch Ärger.“ Ihr Gegenüber zog vorsichtig an ihr, doch sie blieb wie angewurzelt stehen. Plötzlich spürte sie einen Hauch in ihrem Nacken, welcher sie leicht frösteln und umdrehen ließ. Daraufhin blickte sie auf ein altes zerfallenes Gebäude. Obwohl sie ein ungutes Gefühl beim Anblick dieser bizarren Umgebung hatte, so kam der Drang in ihr auf, dieses Gebäude zu betreten. Es kam ihr so vor, als würde sie jemand rufen und ihr Körper würde automatisch darauf reagieren. Deshalb ignorierte sie auch weitere Warnungen der Person hinter sich und betrat das vor ihr liegende Gebäude. Die morschen Holzdielen unter ihren Füßen knarzen bedrohlich, als würden sie jeden Moment nachgeben. Doch glücklicherweise hielten sie. Sie hörte noch, wie ihre Begleitung ihr schimpfend folgte, ignorierte jedoch weitere Worte dessen und lief immer weiter in das alte Gebäude, in welchem ein heilloses Chaos herrschte. Hier hatte schon seit vielen Jahren niemand mehr gewohnt. Hier und da wuchsen bereits Pflanzen aus dem Boden durch das Holz hindurch und holten sich zurück, was ihnen einst genommen wurde. Immer tiefer ging es hinein und Mirâ hatte das Gefühl, als würde dieses Haus unendlich groß sein. Dann betrat sie einen großen leeren Raum. In diesem stand nichts weiter als ein alter Standspiegel. Seine große Glasfläche war einmal diagonal gerissen, sodass der gespiegelte Raum darin wie geteilt wirkte. Erneut wurde sie am Handgelenk gepackt und leicht zurückgezogen, woraufhin sie sich umdrehte und wieder auf die verschwommene Person blickte. „Schluss jetzt! Lass uns verschwinden. Hier stimmt etwas nicht.“, schimpfte diese und versuchte sie aus dem Raum zu zerren, doch Mirâ blieb standhaft. Vielmehr verursachte diese Aktion, dass sie wütend wurde. Sie wollte nicht auf diese Person hören, sondern endlich mal das tun, was sie wollte. Erneut spürte sie einen kalten Hauch im Nacken, welcher ihr dieses Mal jedoch eine unangenehme Gänsehaut verursachte und ihre Nackenhaare aufstellen ließ. Plötzlich erstarrte sie, als sie auch eine mörderische Absicht spürte, die sich genau hinter ihr zu versammeln schien. Ein unheimliches Lachen ertönte. Eigentlich wollte sie sich nicht umdrehen, um nachzusehen, um was es sich dabei handelt, doch ihr Körper reagierte von alleine. So dauerte es nicht einmal einen Wimpernschlag, bis Mirâ plötzlich auf einen dunklen Schatten blickte, der von einer roten Aura umgeben war und sie mit seinen stechend roten Augen beobachtete. Das Lachen wurde lauter und… Mit einem Ruck saß Mirâ aufrecht in ihrem Futon. Kalter Schweiß rann ihr die Stirn hinunter, während ihr Puls raste. Nur langsam wurde ihr Bewusst, dass sie nur geträumt hatte, woraufhin sie sich vorsichtig umsah. Sie war wieder in ihrem dunklen Zimmer und das Gefühl von drohender Gefahr war verschwunden. Ein Blick auf ihre Digitaluhr verriet ihr, dass es bereits nach Mitternacht war. Sie setzte sich zurück und atmete erst einmal durch, um sich wieder zu beruhigen. Nur langsam reduzierte sich ihr Herzschlag wieder auf ein normales Niveau und ließ auch den Puls wieder sinken und sie merkte, wie die Anspannung in ihren Muskeln langsam nachließ. Vorsichtig wischte sie sich einige Schweißperlen von der Stirn und blickte dabei an sich herunter, wobei ihr auffiel, dass sie noch immer ihre Ausgangssachen anhatte. Sie musste direkt eingeschlafen sein, als sie nachhause gekommen war. Zum Baden jedoch war es nun definitiv zu spät, weshalb sie sich entschloss sich nur umzuziehen. Nachdem sie wieder in ihrem Futon lag dachte die junge Frau noch einmal über ihren Traum nach. Die Erinnerungen daran waren mittlerweile nur noch schwach, aber an diese mörderische Aura konnte sie sich genau erinnern. Es war die gleiche, die sie auch spürte, wenn der Schatten in der Spiegelwelt auftauchte. Jedoch war die, welche sie im Traum gespürt hatte, um ein Vielfaches größer gewesen. Sie spürte wie ihr Puls allein bei dem Gedanken daran wieder begann in die Höhe zu steigen und schloss kurz die Augen, um sich wieder zu beruhigen. Was für ein merkwürdiger Traum. Was hatte das nur zu bedeuten? War es nur ein Traum gewesen oder hatte es eine tiefere Bedeutung? Und wer war die Person, die vehement versucht hat sie aus dieser gefährlichen Situation zu ziehen? So viele Fragen schwirrten in ihrem Kopf und brachten ihn zum Dröhnen, weshalb sich die junge Frau murrend umdrehte, an die Wand starrte und versuchte an nichts mehr zu denken. Doch in diesem Moment spürte sie bereits, wie ihre Augenlider erneut schwer wurden und kurz darauf war sie bereits wieder eingeschlafen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)