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Persona: Shadows of Mirror

Kagami no Kage
von

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XXIII - Nice to meet you

Montag, 22.Juni 2015
 

„Schon wieder Montag.“, beschwerte sich Akane, während sie sich mit hinter dem Kopf verschränkten Armen an den Schrank mit den Wechselschuhen lehnte, „Ich vermisse die Zeit in der öffentlichen Schule, wo man Samstags auch frei hat.“

Fragend sah Mirâ ihre Freundin an: „Warst du auf einer öffentlichen Schule?“

„Ja in der Mittelstufe. Dann hatte ich die Wahl zwischen staatlicher oder privater Oberstufe.“, die Braunhaarige ließ den Kopf hängen, „Warum hab ich mich auch für die private Schule entschieden?“

Die Violetthaarige lachte leicht: „Aber sei doch froh. So sind wir uns wenigstens begegnet.“

„Auch wieder wahr.“, kam es seufzend zurück, „Aber ein längeres Wochenende wäre trotzdem mal wieder schön.“

Mirâ nickte zustimmend. In dem Zusammenhang musste sie Akane rechtgeben. Andererseits war Mirâ es an sich nicht anders gewohnt. Sie war bisher nur an einer einzigen staatlichen Schule gewesen. Ansonsten hatte ihre Mutter sie immer an privaten Schulen angemeldet. Warum auch immer. An privaten Schulen war es üblich, dass der Unterricht von Montag bis Samstag ging und die Schüler nur sonntags einen ganzen freien Tag hatten. Öffentliche Schulen wiederum hatten nur einen Unterrichtsplan von Montag bis Freitag und die Schüler hatten so das gesamte Wochenende für sich. Manchmal wünschte sich Mirâ auch ein längeres Wochenende, aber was sollte sie machen? Ihre Mutter hatte die Schule gewählt. Sie konnte sich ja doch nicht wehren. Außerdem gefiel ihr diese Schule ansonsten ganz gut, zumal sie hier auch richtig gute Freunde gefunden hatte. Wenn auch auf eine merkwürdige Art und Weise.

Sie schloss das Fach, in welchem sie ihre Straßenschuhe verstaut hatte und wollte sich mit ihrer Freundin auf den Weg zu ihrem Klassenraum machen, doch stieß plötzlich leicht mir der Schulter gegen jemanden. Schnell drehte sie sich um und entschuldigte sich, stoppte dann jedoch kurz. Genau vor ihr stand Kuraiko und ihrem Blick zufolge hatte sie nicht besonders gute Laune. Sicher würde diese Mirâ jeden Moment wieder angehen, dass sie besser aufpassen sollte. Doch stattdessen seufzte die Schwarzhaarige nur.

„Guten Morgen.“, sagte sie in einem doch recht ruhigen Ton.

„M-morgen. Geht es dir wieder besser?“, fragte die Violetthaarige vorsichtig nach.

Kuraiko nickte: „Ja. Die letzte Woche habe ich mich noch gut erholt. Ich habe einige Zeit gebraucht um das Alles überhaupt erst einmal zu realisieren. Aber mittlerweile geht es, auch wenn es schwer zu akzeptieren ist.“

Akane schaltete sich in das Gespräch ein: „Das kenne ich. Trotzdem müssten wir dich in der Pause zu einigen Dingen befragen, wenn das möglich wäre.“

„Befragen?“, ungläubig zog die Angesprochene die Augenbraue hoch, „Seit ihr Detektive oder was? Wie auch immer. Mir ist es recht. Ich will euch nämlich auch ein paar Fragen stellen.“

„Dann treffen wir uns in der Mittagspause auf dem Dach. Ok?“, gab Mirâ den Treffpunkt preis.

„Soll mir recht sein.“, damit ging Kuraiko an den beiden Mädchen vorbei und verschwand auf der Treppe zum ersten Stock.

Akane und Mirâ sahen ihr nach, während die Braunhaarige ihr Unbehagen Kuraiko gegenüber aussprach und meinte, dass diese echt komisch sei. Die Violetthaarige nickte darauf nur, allerdings hatte sie das Gefühl, dass die Schwarzhaarige damit nur ihre eigene Unsicherheit überspielen wollte. Oder irgendetwas anderes. Jedenfalls schien sie etwas unter dieser harten Schale zu verstecken. Sie zuckte fast unbemerkt mit den Schultern. Das würde sie sicher auch noch heraus bekommen. Langsam setzte sich Mirâ in Bewegung und machte sich auf den Weg zum Treppenhaus, während Akane ihr folgte.
 

Zur Mittagspause fanden sich die vier Freunde dann auf dem Dach der Schule ein. Noch vor dem Unterricht hatte Mirâ Masaru eine Nachricht geschrieben, damit er wusste, dass sie sich treffen würden um mit Kuraiko zu reden. Nun wartete die Gruppe darauf, dass die junge Frau auftauchte, doch diese ließ auf sich warten.

„Wo bleibt sie denn?“, fragte sich Mirâ, während sie nervös auf ihre Uhr schaute.

„Sie lässt sich wirklich Zeit.“, Masaru verschränkte die Arme vor der Brust und schaute immer wieder zur Tür hinüber, wo sich allerdings nichts tat.

Nur Yasuos Füße, welche über den Rand des kleinen Gebäudes hingen, was ein Teil des Treppenhauses war, zuckten ab und an mal. Missmutig blickte der Schwarzhaarige sie an. Wieder hatte sich Yasuo nach der Verfügungsstunde heimlich verdrückt und schwänzte den Unterricht. Da seine Noten an sich stimmten, sogar eigentlich richtig gut waren, sagten die Lehrer nichts dazu, aber trotzdem wäre es ratsam für ihn gewesen öfters mal den Unterricht zu besuchen. Wieder zuckten die Füße kurz, doch ansonsten rührte sich der Junge auf dem Vordach nicht. Masaru seufzte. Immer dasselbe.

Hiroshi lehnte sich zurück und seufzte: „Oh man. Sie ist wie ne Diva.“

„Wer ist hier ne Diva?“, kam es harsch zurück, woraufhin der Blonde zusammenzuckte.

Erschrocken sahen die Vier zu der Schwarzhaarigen, welche das Dach betreten hatte und auf sie zukamen. Ihre Arme hatte sie vor der Brust verschränkt und ihr Blick war todernst. Es wirkte schon wieder fast, als sei sie sauer.

Hiroshi wollte etwas erwidern, doch Mirâ ging vorher dazwischen: „Wir haben uns gewundert wo du so lange bleibst. Die Pause ist fast um.“

„Ja sorry. Mir kam da was mit dem Club dazwischen.“, sagte die junge Frau leicht genervt, „Also müssen wir es kurz halten. Was geht hier vor?“

Erneut zuckte die Gruppe kurz zusammen, durch ihre harsche Art, doch begann dann der Schwarzhaarigen alles so weit zu erzählen, wie sie selber bisher herausgefunden hatten. Diese hörte ruhig zu, doch man sah ihr sofort an, dass sie nicht wirklich glauben konnte, was ihr erzählt wurde. Andererseits war sich Mirâ sicher, dass Kuraiko Ihnen glauben würde, da sie es ja selber erlebt hatte. Die Frage war nur ob sie die Gruppe unterstützen würde.

Nach einer Weile seufzte Kuraiko: „Also wenn ich das jetzt richtig verstehe, dann gibt es eine Welt hinter dem Spiegel, die aussieht wie unsere Stadt. Dort leben Wesen die sich Shadows nennen und die versuchen Menschen in diese Welt zu ziehen. Und nur die Leute, die Potential haben und eine Persona rufen können, sind in der Lage diese Wesen zu besiegen. Richtig?“

Ein synchrones Nicken folgte.

„Und dieses Wesen, gegen das ihr gekämpft habt war mein Shadow, der, nachdem ich ihn akzeptiert hatte, zu meiner Persona wurde?“, erneutes Nicken, „Und ihr geht in diese Welt um die, die dort hineingezogen wurden zu retten und um herauszufinden, warum das alles passiert.“

„Ich weiß, das klingt alles merkwürdig.“, meinte Mirâ kleinlaut, denn es klang wirklich so, als seien sie aus irgendeiner Klapse entwischt.

Die Schwarzhaarige fasste sich an die Schläfen und schien alles innerlich erst einmal ordnen zu müssen: „Das klingt wirklich alles merkwürdige und wenn ich es nicht mit eigenen Augen gesehen hätte, würde ich euch für verrückt abstempeln. Aber ok. Es ist schon alles merkwürdig, aber ich denke ich habs verstanden. Da ihr mit mir reden wolltet, nehme ich an ihr wollt wissen, wie ich in diese Welt geraten bin. Oder?“

Erneut nickte die Gruppe und Kuraiko überlegte kurz: „Ich hatte Stress mit meinen Eltern, wegen des Gewächshauses. Deshalb hatte ich fluchtartig unser Haus verlassen. Als ich an unserem Laden vorbei ging, meinte ich etwas im Schaufenster gesehen zu haben. Ich dachte erst es wären Einbrecher und ich habe mich vorgelehnt um besser sehen zu können, als mich plötzlich etwas gegriffen hatte. Kurz darauf bin ich wieder aufgewacht und lag neben dem Schaufenster auf der Straße. Es war extrem dunkel, aber ich hatte mir in dem Moment keine großen Gedanken gemacht. Deshalb bin ich auch einfach weiter gegangen und dann zum Gewächshaus. Auf meine Umgebung hatte ich da gar nicht groß geachtet, sonst wäre mir wohl aufgefallen, dass diese Welt anders war als unsere.“

Mirâ ging ein Licht auf: „Deshalb hat Mika dich zum Dungeon laufen sehen.“

Mit fragenden violetten Augen sah Kuraiko sie an: „Mika? Ach... Das kleine Mädchen? Wer ist sie?“

Akane schaltete sich ein: „Das wissen wir auch nicht genau. Sie kann die Spiegelwelt nicht verlassen und wir möchten herausfinden warum sie dort ist und wer sie wirklich ist. Deshalb wäre es gut, wenn du uns helfen könntest. Unterstützung können wir gut gebrauchen.“

„Ihr bittet mich also um Hilfe?“, kurz schloss die Schwarzhaarige die Augen und schien zu überlegen, „Also gut. Aber versteht das nicht falsch. Ich mache das nur, weil ich euch etwas schulde. Immerhin habt ihr mich gerettet.“

Mirâ musste kurz Lächeln. Ein wenig hatte sie mit solch einer Antwort gerechnet. Irgendwie schien es typisch für die junge Frau zu sein. Zwar kannte Mirâ sie noch nicht richtig, aber von dem was sie bisher mitbekommen hatte, war dies irgendwie abzusehen. Sie war eben doch ziemlich berechenbar. Trotzdem war sie froh, dass Kuraiko sich bereit erklärte ihnen zu helfen. Damit sie dieses Mal keine Probleme bei der Kommunikation bekamen, tauschte die Gruppe sofort mit Kuraiko die Handynummern aus. So konnte sie ebenfalls schnell erreicht werden, wenn es die Situation erforderte.

Noch während Mirâ Kuraikos Nummer einspeicherte vibrierte ihr Handy und gab den ihr bekannten Ton der Persona-App von sich. In der Anzeige über dem Bedienfeld erschien eine kurze Nachricht: „Fool Arcana update“. Erstaunt hielt Mirâ kurz inne. Das war neu. Hatten Igor und Margaret schon wieder eine Art Update geschickt? Oder war ihr das nur bisher nie aufgefallen? Sie beendete ihre Eingabe und speichert Kuraikos Nummer ab, ehe sie die App öffnete. Es war wirklich ein Update bei ihrer Fool Arcana. Der Balken hatte sich erneut gefüllt und bestand nun aus drei Teilen. Also Stufe 3. Mit einem mulmigen Gefühl schloss sie die App und schaltete das Display ab. Kurz kam ihr wieder der Gedanke der Nutzfreundschaften in den Sinn, doch sie versuchte ihn wieder zu verwerfen. Das, was hier gerade um sie herum geschah, war nicht gespielt. Das war alles echt. Auch ihre Gefühle ihren Freunden gegenüber waren echt. Sie fühlte es ganz genau und ihr Gefühl konnte sie doch nicht täuschen.
 

Als die Gruppe gemeinsam das Treppenhaus hinunter ging, hörten sie bereits aus dem Stockwerk des zweiten Jahres eine laute männliche Stimme, welche empört vor sich hin schimpfte. Neben sich hörte Mirâ bereits ihre Freunde allesamt genervt stöhnen und sah einen nach den anderen kurz fragend an. Was sollte das denn? Als sie das Stockwerk des zweiten Jahres betraten sahen und hörten sie den Ursprung der männlichen Stimme. Es war ein kleiner, recht kräftiger älterer Mann mir lichtem Haar, welcher sich leicht gebeugt auf einen Gehstock stütze. Sein dunkelgrauer Anzug spannte um seinen runden Bauch herum und durch die eng gebundene Krawatte wirkte sein Hals zugeschnürt, was ihm zugleich auch noch ein mächtiges Doppelkinn verpasste. Seine dicke Brille rutschte ihm leicht von der verschwitzten Nase in seinem roten Gesicht.

„Oh nein. Toshizo-Sensei ist wieder da.“, stöhnte Masaru leicht genervt auf, welcher vorsichtshalber mit hinunter gegangen war, um zu schauen was los war.

„Toshizo-Sensei?“, fragte Mirâ irritiert und wunderte sich, als sich sowohl Hiroshi, als auch Akane und Kuraiko vorsichtig von der Gruppe entfernten und unauffällig in den Klassenräumen verschwanden, dabei immer darauf bedacht von dem Lehrer nicht entdeckt zu werden.

„Ja.“, nickte Masaru, „Ach so du kennst ihn nicht, weil er zu Beginn des Schuljahres eine OP am Bein hatte. Ich rate dir dich vor ihm in Acht zu nehmen. Er ist ein echtes Scheusal. Jeder der sich nicht an die Schulordnung hält landet bei ihm auf der Abschussliste.“

Nun verstand Mirâ, weshalb sich ihre drei Freunde aus dem Staub gemacht hatten. Jeder von ihnen verstieß gegen die Schulregeln. Hiroshis Haare waren gefärbt und auch viel zu lang. Dem zu trug er seine Krawatte sehr locker, den oberen Knopf des kurzärmligen Hemdes offen und das Hemd nicht in die Hose gesteckt. Akane trug ihre schulterlangen Haare offen, obwohl bei dieser Länge ein Zopf vorgeschrieben war und anstatt der schwarzen kurzen Bluse ihr Sportshirt. Und Kuraiko hatte ebenfalls teilweise gefärbte Haare, trug verbotener Weise Ohrringe und hatte ihre schwarze Bluse ziemlich weit offen und nicht in den Rock gesteckt. Die rote Krawatte hatte sie komplett weggelassen. Zudem war sie auffällig dunkel geschminkt.

„Da fällt mir ein...“, kam ihr der Gedanke und ließ sie an sich herunterschauen.

Auch sie hatte ihre Bluse nicht in den Rock gesteckt. Auch wenn sie sonst immer sehr akkurat war, so fand sie es doch ziemlich hässlich, wenn die Bluse im Rock steckte. Deshalb hatte auch sie diese über den Rock gezogen. Vielleicht sollte sie sich auch besser verziehen, bevor der Lehrer auf sie aufmerksam wurde. Vorsichtig wollte sie sich in Bewegung setzen, doch zuckte zusammen, als Toshizo-Sensei wieder laut wurde.

„Ihr verdorbenen Mistkröten. Seht ihr das hier? Was soll das?“, fragte er lautstark und ging auf ein Mädchen zu, welches fragend aus dem Raum der 2-4 geschaut hatte, „Warum trägst du nicht die Uniform unserer Schule? Willst du mich verhöhnen? Ich werde dich beim Schulleiter melden! Und was fällt dir ein Ohrringe zu tragen? Und diese Haare! Junge Dame, du fängst dir gerade mächtig viel Ärger ein!“

Mit seiner linken Hand, dessen Zeigefinger er erhoben hatte, fuchtelte er vor der Schülerin herum. Diese jedoch sah ihn nur fragend an und legte den Kopf schief, was den Lehrer nur noch mehr in Rage brachte. Einige Schüler, welche um sie herum standen kicherten bereits. Dies jedoch verursachte, dass Toshizo-Sensei nur noch lauter wurde. Die Violetthaarige ging noch einen Schritt zur Seite, um einen besseren Blick auf das Mädchen zu haben. Sie hatte schwarze gewellte Haare, welche ihr leicht auf die Schulter fielen. Allerdings war nicht ihr ganzes Haar schwarz. Ihr Pony war blond und fiel ihr über ihr rechtes Auge. Sie trug eine andere Uniform, welche Mirâ noch nie gesehen hatte. Diese bestand aus einer weißen Bluse mit dunkelgrauem Kragen und Puffärmeln, welche ähnlich wie die Jacke der Jûgoya High Uniform geknöpft wurde, nur spiegelverkehrt. Dazu trug sie einen kurzen Faltenrock in derselben Farbe wie der Kragen, welcher eindeutig gekürzt war, da er ziemlich kurz wirkte. Dazu trug sie weiße Overknees. Um den Kragen hing ein braunes Band mit einem weißen Streifen.

Immer noch fragend blickte die Schülerin den Lehrer an und schien irgendwie nicht kapieren zu wollen, was er von ihr wollte. Dies brachte ihn noch mehr in Rage und beinahe wäre er wohl auch explodiert, wenn nicht Mrs. Masa vorbei gekommen wäre und den Sachverhalt geklärt hätte. Deshalb erfuhr Mirâ, dass dieses Mädchen Mioshirô Hamasaki hieß und lange Zeit in den vereinigten Staaten gelebt hatte, weshalb sie nur schwer japanisch verstand und man, wenn, langsam mir ihr reden musste, damit sie alles halbwegs verstand. Auch erklärte die Lehrerin, dass das Mädchen eine Sondergenehmigung des Rektors hatte um ihre alte Uniform tragen zu dürfen, da ihr Schulwechsel so überraschend kam, dass auf die Schnelle keine passende Uniform herangeschafft werden konnte. Jedoch wandte sich die Frau auch noch persönlich an die Schülerin, um ihr auf Englisch zu erklären, dass Ohrringe in japanischen Schulen nicht gerne gesehen waren. Kurz fasste sich das Mädchen an ihr linkes Ohr, wo man eine silberne Kreole erkenne konnte, doch nahm diese dann mit einem gekonnten Griff ab und ließ sie in ihrer Rocktasche verschwinden. Mit einem freundlichen Lächeln klopfte Mrs. Masa ihr auf die Schulter und meinte dann, dass sich doch nun bitte alle in ihre Klassenräume begeben sollten, da der Unterricht bald weiterginge. So löste sich die Masse an Schülern langsam auf, welche mürrisch von Toshizo-Sensei beobachtet wurden. Mirâ sah noch, wie auch er sich dann langsam entfernte, bevor sie den Raum betrat. Er war ein wirklich fürchterlicher Mann. Die junge Frau konnte sich vorstellen, weshalb ihm alle aus dem Weg gingen. Sie wettete sogar, dass sowohl Hiroshi, als auch Akane bereits Bekanntschaft mit der Laune dieses Lehrers gemacht hatten.
 

„Haha. Ich glaube es gibt kaum jemanden, der noch nicht von Toshizo-Sensei zusammen gestaucht wurde.“, lachte Amy.

Sie stand neben Mirâ, welche ihre Übungen machte und der blonden Frau von ihrem Erlebnis zur Mittagspause erzählt hatte.

„Mich ist er auch schon angegangen, wegen meiner blonden Haare. Dabei sind sie wirklich blond, aber er dachte sie seien gefärbt. Ein grässlicher Mann, der auch nicht mit sich reden lässt. Das Beste ist ihm aus dem Weg zu gehen.“, erklärte die Blonde ruhig.

Seitdem sich Mirâ mit der älteren Schülerin ausgesprochen hatte verstanden sich beide ganz gut. Wenn sie Zeit fanden, dann sprachen sie während des Clubs oder auf den Gängen kurz miteinander. Dabei musste die Violetthaarige aufs Neue feststellen, dass die Blonde eigentlich gar nicht so schlecht war. Nur wenn es um Dai ging konnte sie zur Furie werden. Wenn sie merkte, dass sich ein weibliches Wesen dem jungen Mann näherte, war sie sofort zur Stelle und wurde wieder so zickig, wie sie am Anfang zu Mirâ war. Der Grund lag wohl darin, dass sie sich nicht traute dem jungen Mann ihre Gefühle zu offenbaren. Dabei war sich Mirâ sicher, dass Dai etwas für Amy empfand. Doch die junge Frau war sich auch sicher, dass sie wahrscheinlich nicht anders reagieren würde, wenn sie so etwas betreffen würde. Man konnte in sein Gegenüber nun mal nicht hineinschauen und verletzt werden wollte man auch nicht.

„Sag mal Senpai. Ist eigentlich schon etwas wegen der Neuwahl herausgekommen?“, fragte Mirâ vorsichtig.

Es war noch gar nicht so lange her, da gab es zwischen Amy und Dai mächtigen Streit, weil jemand behauptet hatte die blonde Schülerin würde Clubmitglieder bedrohen. Es stimmte zwar, dass Amy Mirâ angegangen war, jedoch hatten sich beide ausgesprochen und die Violetthaarige war auch nicht der Typ der jemanden wegen so etwas verpfiff. Bisher war deshalb immer noch ungeklärt, wer dieses Gerücht in die Welt gesetzt hatte und weshalb.

Die Ältere schwieg kurz: „Tja... So richtig klar ist das noch nicht. Immerhin gab es sonst keine Beschwerden, aber der Lehrer ist immer noch sauer und beobachtet meine Arbeit akribisch.“

Sie blickte mit ihren Augen kurz Richtung Lehrerzimmer, wo man den Lehrer hinter einer Scheibe in den Trainingsbereich blicken sah. Ob er wirklich Amy beobachtete konnte man jedoch nicht genau sagen, trotzdem überkam die Blonde ein unangenehmes Gefühl, weshalb sie sich unwohl über die Oberarme strich.

Auch Mirâ blickte kurz zum Lehrerzimmer, wandte sich dann aber wieder der Blonden zu: „Und was sagt Kazuma-Senpai?“

„Hm...“, Amy senkte den Blick, „Ich hab seither nicht wirklich mir ihm gesprochen. Ich war so sauer, dass er mir nicht glauben wollte, dass ich ihm ziemlich viele nicht so schöne Sachen an den Kopf geknallt habe, als er mit mir sprechen wollte. Er wird sicher sauer auf mich sein.“

„Das glaube ich nicht. Du solltest versuchen mit ihm zu reden und dich gegebenenfalls bei ihm für die Dinge entschuldigen, die du ihm gesagt hast. Ich kann mir vorstellen, dass Kazuma-Senpai dir verzeiht.“, meinte die Violetthaarige, während sie einen Pfeil abschoss, welcher am Rand der Scheibe stecken blieb.

„Da magst du Recht haben.“, kam es ruhig von Amy, woraufhin sie auch kurz zu sich selbst nickte, „Danke Mirâ. Ich werde mit ihm sprechen, wenn ich ihn treffe. Aber jetzt lasse ich dich besser weiter trainieren, bevor wir beiden noch ärger bekommen. Bis später.“

Während sich Amy entfernte, blickte ihr Mirâ kurz nach. Sie fand es selbst merkwürdig wie gut sie sich plötzlich mit der Blonden verstand, doch war eigentlich ganz froh darüber. Sie schnappte sich einen Pfeil aus ihrem Köcher und spannte ihn in ihren Bogen. Dann konzentrierte sie sich und fixierte mit beiden Augen den schwarzen Punkt in der Mitte ihrer Zielscheibe. Dann ließ sie los. Ein kurzes Zischen erklang, gefolgt von einem dumpfen Geräusch und der Pfeil steckte knapp neben der Mitte in der Scheibe.
 

Nach dem Club nutzte Mirâ die Gelegenheit auf ihr Handy zu schauen, während sie den Gang zum Eingangsbereich entlanglief. Als sie sich umgezogen hatte war ihr Blick auf ihr Handy gefallen, welches bläulich vor sich hin blinkte. Wie zu erwarten war es die Persona App, die ihr sagen wollte, dass sie einen Social Link weiter geformt hatte. In diesem Fall war es die Mond Arcana von Amy, deren Balken auf zwei gesprungen war. Zwei Social Links innerhalb von einem Tag, jedoch irritierte Mirâ die Tatsache, dass sich jeder dieser Links nur dann füllte, wenn sie mit dieser Person einzeln zu tun hatte, außer bei der Narr Arcana. Sie wusste, dass ihre Persona Hemsut den Narr als Arcana hatte, doch wieso füllte sich der Link immer nur, wenn sich ihre Gruppe vergrößerte? Ob dieser Social Link für den Zusammenhalt des Teams stand? Igor und Margaret zu fragen würde ihr mit Sicherheit nicht helfen, aber vielleicht sollte sie es trotzdem am Abend versuchen.

Ein Geräusch zu ihren Füßen ließ sie von ihrem Handy aufblicken und dann zu Boden sehen. Irritiert schaute sie auf das silberne Etwas, was an ihrer linken Fußspitze lag. Sie schaltete ihr Handy ab und hockte sich hinunter, um das silberne Etwas aufzuheben und dabei festzustellen, dass es sich dabei um einen silbernen Ohrring handelte. Eingängig betrachtete sie die silberne Kreole. Sie war ziemlich dick und hatte in der Mitte ein kleines Scharnier, damit man sie öffnen konnte. Der Stecker, welcher durchs Ohr geschoben wurde, steckte im hinteren Teil des silbernen Gegenstandes und schloss somit die Kreole. Auf der Vorderseite war ein kleines schwarzes Ornament aufgedruckt und als Mirâ den kleinen Ohrring kurz drehte, konnte sie im Inneren eine kleine Gravur erkennen, jedoch nicht, was dort eingraviert war. Wo kam der denn her? Ob den jemand verloren hatte? Für diese Frage hätte sie sich eigentlich ohrfeigen müssen. Natürlich hatte den jemand verloren. Weshalb sollte er sonst hier liegen? Vorsichtig stand die Violetthaarige wieder auf und blickte sich fragend um. Nur wer könnte ihn verloren haben? Sie konnte niemanden im Eingangsbereich sehen. Die meisten Schüler waren ja eh bereits zu Hause. Vielleicht sollte sie den Ohrring im Sekretariat abgeben, jedoch verwarf sie den Gedanken wieder. Derjenige könnte am Ende von Toshizo-Sensei Ärger bekommen, weil er Ohrringe mit in die Schule gebracht hatte. Mirâ verstand diese Regel nicht. An Ohrringen war doch nichts Schlimmes dran. Sie selbst trug ja auch welche, auch wenn es nur einfache Stecker waren. Mirâ entschied sich dazu den Ohrring erst einmal einzustecken. Der Besitzer würde ihn sicher suchen und wenn sie das mitbekam, konnte sie den Ohrring zurückgeben. Sie war gerade im Begriff die silberne Kreole in ihre Rocktasche zu stecken, als sie ein leises Fluchen vernahm. Fragend sah sie auf und erkannte, dass jemand in zwischen den Schuhregalen herum kroch. Vorsichtig blickte sie in die Reihe, wo sie die Person gehört hatte, und erkannte die Austauschstudentin Mioshirô, welche auf dem Boden hockte und etwas zu suchen schien.
 

„Kann ich dir helfen?“, fragte Mirâ, woraufhin Mioshirô erschrocken aufsah, „Suchst du etwas?“

Fragend sah das Mädchen sie mit ihren violetten Augen an und schien kurz zu überlegen, was Mirâ sie gefragt hatte, ehe sie aufstand und leicht nickte: „Ich ähm... suche meine... Ähm... Piercing.“

Sie zeigt auf ihr linkes Ohr, welches nicht von ihrem Pony verdeckt wurde. Leicht irritiert sah Mirâ sie an. Sie konnte wirklich nur schlecht japanisch, obwohl sie einen japanischen Namen hatte und sogar eine Uniform trug, die einer japanischen Uniform sehr ähnlich sah. Die junge Frau erinnerte sich daran, dass Mrs. Masa erzählt hatte, dass sie lange Zeit in den Staaten gelebt habe. Das musste wirklich sehr lange Zeit gewesen sein, in der niemand mit ihr japanisch gesprochen hatte, sodass sie ihre Landessprache vergessen hatte. Sie spürte den Ohrring, welchen sie immer noch in ihrer Hand hielt und schrak kurz auf. Mioshirô hatte gesagt sie sucht einen Ohrring. Schnell hob sie ihre Hand dem Mädchen entgegen und öffnete sie, sodass die silberne Kreole zum Vorschein kam.

„Das hier?“, fragte Mirâ vorsichtig.

Das Gesicht der jungen Frau ihr gegenüber begann zu strahlen und sie nahm ihr den Ohrring aus der Hand: „Thank you. It's important to me.“

„No problem.“, sagte Mirâ in ihrem eher schlechten Englisch, während sie das Mädchen anlächelte.

Zu sehen wie glücklich Mioshirô in dem Moment schaute, machte auch sie irgendwie glücklich. Diese Ohrringe mussten ihr wirklich viel bedeuten. Sie beobachtete, wie die junge Frau ihre Ohrringe wieder an den dafür vorgesehenen Stellen platzierte, bevor sie mit einem breiten Lächeln angeschaut wurde.

„Warst du auch bei einem Club?“, fragte Mirâ langsam in der Hoffnung, die junge Frau würde es verstehen.

Diese überlegte kurz, doch schien dann zu verstehen was gemeint war, woraufhin sie den Kopf schüttelte: „No. Ich ähm... War in... Ähm... library. Ich haben gelernt... language. Haven't spoken it for years.“

„How much?“, fragte die Violetthaarige vorsichtig.

Die Schwarzhaarige zählte kurz an ihren Fingern ab: „Nine or ten years. Eine lange Zeit.“

Zehn Jahre? Dann hatte Mioshirô das Land verlassen, als sie gerade einmal sieben Jahre war. Zu dieser Zeit begann man gerade mal in der Schule damit, die Sprache erst richtig zu lernen. Das war wirklich hart. Irgendwie interessierte Mirâ in dem Moment schon wieso sie als Kind in die Staaten ziehen musste und nun wieder hier war, doch ehe sie zu einer Frage diese Art ansetzen konnte, drehte sich Mioshirô bereits um.

„Sorry. I have to go. Let's talk some other time. Thanks again. Bye!“, sagte sie freundlich und winkte Mirâ noch einmal zu, bevor sie das Gebäude verließ und Richtung Tor rannte.

Leicht irritiert sah Mirâ ihr nach, doch lächelte dann ehe sie ihre Schuhe wechselte und sich ebenfalls auf den Heimweg machte.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Und hier war wieder pünktlich zum Monatsbeginn das neue Kapitel. ^___^ Diesmal wieder mit einem neuen alten Charakter. xD Denn Mioshirô war ursprünglich ein OC für eine andere FF, aber da sie mein ältester OC ist wollte ich sie mit einbauen. xDDD Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  fubukiuchiha
2017-01-27T13:25:12+00:00 27.01.2017 14:25
Hey
Schönes Kapitel, Kuraiko gefällt mir richtig gut, sie sagt was sie denkt und ihre Art ist mal etwas frischer Wind in der Gruppe. Aber Hauptsache Hiroshi tritt mal wieder ins Fettnäpfchen...
So einen furchtbaren Lehrer gibt's glaub ich an jeder Schule, hoffentlich kracht Mira nicht mit dem aneinander.
Zum Glück geht es im Club aufwärts, sowohl beim schießen als auch mit den Freunden. Mal sehen ob die Engländerin auch ein Social Link wird.
Freue mich schon drauf wie es weiter geht.
Lg fubukiuchiha
Antwort von: ShioChan
27.01.2017 15:35
Hey ^^

Es freut mich, dass dir das Kapitel gefallen hat und auch, dass dir Kuraiko gefällt. =3 Ich wollte unbedingt einen Charakter einfügen, der sich nicht so an die strengen Verhaltensregeln der Japaner hält, sondern mehr auf Individualität setzt. :3 Sie hält sich zwar auch an die Knigge Regeln, aber unter gleichaltrigen ist sie so, wie sie eben ist. ^^
Haha ja xD Hiro hat mal wieder das Fettnäpfchen erwischt. xDDD
So ein Lehrer musste einfach mit rein. xD Auch wenn ich bisher noch keine Ahnung habe, wann ich ihn noch mal auftauchen lasse. xD Mal gucken.
Shio ist eigentlich Japanerin, hat aber zu lange in Amerika gewohnt. ^^ Deshalb kann sie kaum Japanisch. Und sei gepannt, was mit ihr noch wird. =D

Freue mich schon auf das nächste Kapiel. ^^

LG
Shio
Von:  DanteRedgrave
2016-09-03T19:37:48+00:00 03.09.2016 21:37
So und nicht so pünktlich kommt jetzt mein Kommentar zum Kapitel:D

Wie immer ein super Kapitel, ich mag diese Alltag Scenen am meisten und es ist auch immer wieder aufregend neue Charaktere kennen zu lernen. Aber zu ihr komme ich gleich noch...

Ich mag Yasuo, ich kann mich irgendwie gut mit ihm identifizieren wenn man mal vom Schuleschwenzen absehen würde ^^

Amy hatte dieses Kapitel auch wieder schöne Momente wo man sehen konnte wie ihr Charakter sich weiter entwickelt und sich mehr und mehr mit Mirâ anfreundet

Ich kann verstehen wie sich Mioshirô fühlt. Jede Sommerferien verbringe ich in Polen und obwohl mein polnisch besser ist als ihr japanisch/deutsch habe ich schon einen dicken Akzent der es mir machmal schwer macht mich zu verständigen ^^

Ich werden dann in denn kommenden Tagen mit den restlichen Kapiteln aufholen.
Antwort von: ShioChan
04.09.2016 11:59
Yatta =D Kommentare. <3

Es freut mich, dass dir die Alltagsszenen so gut gefallen. =3

Haha, das freut mich, dass du Yasuo magst. xD Er wächst mir irgendwie auch immer mehr ans Herz.

Bei Shio kam mir die Idee mit ihren aktuellen Verständigungsproblemen daher, weil ich schon oft gehört habe, dass man seine Landessprache irgendwann nicht mehr so gut sprechen kann, wenn man ewig eine andere Sprache sprechen muss und niemand mit einem in der eigenen Landessprache spricht. ^^" Zumal war Shio ja auch noch ein Kind als sie Japan verlassen hatte, weshalb sie erst recht Probleme hat. Vor allem mit dem Lesen, aber das wird später noch erläutert. xD

Freu mich schon auf die nächsten Kommentare.
Von:  fahnm
2016-05-04T21:02:04+00:00 04.05.2016 23:02
Hammer Kapitel
Antwort von: ShioChan
05.05.2016 11:45
Danke ^^


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