Ippo ni Yoko von MAC01 (Seto x Jou) ================================================================================ Kapitel 255: Einen Schritt, um ein Ventil zu öffnen --------------------------------------------------- Ich bin einfach fassungslos. Über den Tisch hinweg schau ich zu Seto, der mir gegenüber sitzt. Zu meiner Linken sitzt Megumi, ihr gegenüber - zu Setos Linken - sitzt Katsuya. Megumi legt mir eine Hand auf meine, die sich unbewusst auf meinem Oberschenkel zu einer Faust geballt hat. Daimon Kogoro hat sich in seiner Zelle mit einem selbstgemachten Strick erhängt. Das passt so gar nicht zu diesem Monster. Gleich nach Gozaburo und meinem Vater war er der Schlimmste der Big Five. Vor allem nachdem Seto in diesen Kreis gezwungen worden war, war er ständig hinter dem Jüngeren her. Wut wallt in mir auf. Was fällt diesem Arsch ein sich so aus dem Staub zu machen. Wir - seine Opfer - haben keine andere Wahl, als mit den Erinnerungen zu leben. Da können wir noch so viele Therapien machen, dass wird uns niemals die Erinnerung nehmen oder den Schmerz abschwächen. Klar, wir lernen damit zu leben und uns davon nicht mehr überrumpeln zu lassen, aber... Meine Frau öffnet die Faust, die sich in mein Hosenbein krallt. Sanft streichelt sie über meinen Handrücken und ich blicke zu ihr. Sie blickt mich mit so viel Mitgefühl und Güte an. Weiß, wie sehr es mich ärgert, dass einer dieser Monster sich aus der Affäre gezogen hat. Sich seiner gerechten Strafe entzogen hat. Dann wird mir klar, dass Wut und Hass nicht der richtige Weg sind. Ich atmete ein paar Mal durch und besinn mich auf das, was ich in meiner Therapie gelernt habe. Werde wieder ruhiger. Mein eben noch aufgewühltes Gemüt glättet sich und meine innere 'Seelenfarbe' - wie es mein Therapeut genannt hatte - wechselt von dem feurigen gelb-rot zu einem entspannten grün-blau. Als ich zu Seto blicke stell ich fest, dass dieser völlig unbeteiligt wirkt. Ich steh auf, umrunde den Tisch und gehe neben ihm in die Hocke. Vorsichtig leg ich eine Hand an seine Wange. Er blickt mich an als würde ihn das alles nichts angehen. Scheinbar lässt er seine Gefühle nicht zu oder blendet sie aus. Einer weniger. Jetzt sind es schon drei, die wir überwunden haben. Der erste war Gozaburo, der damals auch den Freitod wählte, als er begriff, dass Seto ihm die Firma weggenommen und damit entmachtet hatte. Der zweite war mein Vater, der einen Schlaganfall erlitt und ich ihm die Erlösung verweigerte, die das Abschalten der Geräte mit sich gebracht hätten. Der Dritte ist nun Kogoro. Die restlichen zwei der Big Fives sitzen ein und werden streng überwacht, damit sich nicht noch einer einfach so aus dem Staub machen kann. Sie werden weder ihr Gesicht, noch ihren Ruf oder ihre Freiheit retten können. Das Gefängnis wartet auf sie und entweder werden sie ihre Zeit dort in Einzelhaft verbringen oder die Hölle auf Erden erleben, wenn die anderen Insassen erst einmal checken, wer sie sind und wegen was sie verknackt wurde. Immer noch keine Reaktion bei dem Jüngeren. Ich kann seine Angst vor seinen Gefühlen nachvollziehen. Also lass ich meine Hand von seiner Wange auf seine Brust sinken. Kann das aufgeregte Schlagen seines Herzes spüren. Er mag nach außen ruhig und distanziert wirken, doch sein Innerstes widersetzt sich ihm und reagiert in heller Aufregung. Es ist alles gut, Seto. Das Wegsperren der eigenen Gefühle ist nicht länger notwendig, denn wir beide haben Menschen, die uns lieben und auffangen werden. Wir können loslassen. Werde wütend, ob dieser Ungerechtigkeit, dass dieser Drecksack so feige war. Schrei herum, weil die Beamten im Stadtgefängnis so nachlässig waren. Mir geht es doch genauso. Dann greife ich nach seiner Hand, steh auf und zieh ihn mit mir. Er scheint davon völlig überrumpelt, lässt es aber zu. Ich zieh ihn an seinen Freunden, die an der Küchentür gewartet haben vorbei und in den Keller, wo unser Trainingsraum eingerichtet ist. Nur im Augenwinkel registriere ich, dass uns alle anderen folgen. Aber das ist mir erst einmal egal. Dann erreich ich mit Seto den Sandsack, der hier aufgehängt wurde. Die hohen, flachen Fenster spenden uns natürliches Licht. Ich löse mich von Setos Hand, nehm einen sicheren Stand vor dem Sack ein und schlag auf ihn. Das ist für Kogoros Untätigkeit zu Beginn. Er hätte aufstehen und etwas sagen können, was die anderen Big Five gebremst hätte, hat er aber nicht. Der zweite Punch von mir trifft den Sack. Dieser ist für all die 'zufälligen' Berührungen des Arsches, um auszuloten, wie ich wohl reagieren würde. Der dritte Hieb gilt dem Streicheln meines Körpers, obwohl ich mehr als deutlich sagte, dass ich das nicht wollte. Mein Blick wandert vom Sack zu Seto. Doch er hört nur stumm und unbeteiligt, was ich zu jedem Schlag zu sagen habe. Also setz ich einen weiteren Schlag nach, der für den Griff in meinen Schritt steht. Noch ein Punch für das erste Mal, dass er mich vergewaltigte und die viele Male, die dem folgten. Seto wendet seinen Blick seitlich weg und zu Boden. Also haue ich noch einmal auf den Sack. Dieser steht für die Bilder, für die ich posieren musste. Dieses Mal scheint sich etwas in Seto zu lösen. Ich weiß, dass Kogoro bei ihm nicht anders vorgegangen ist. Kogoro wollte erst freundlich und beschützend wirken, doch sobald er sich das erste Mal an einem vergangen hatte entpuppte er sich als genauso großes und widerliches Monster, wie die anderen des Vorstandes. Na komm schon, Seto... hör auf, deine Gefühle in dich hinein zu fressen. Der Sandsack wird sich nicht wehren. Wenn du deine Wut und deine Enttäuschung nicht verbalisieren kannst, dann lass sie auf diese Weise raus. Unsicher blickt mich der Jüngere an, dann stellt er sich so hin, wie ich es ihm beigebracht habe und schlägt - zunächst zaghaft - auf den Sandsack ein. Doch schnell weicht die Zaghaftigkeit und er schlägt härter und präziser zu. Je öfters er schlägt, desto mehr scheinen sich seine Gefühle endlich Bahn brechen zu können. Schließlich fängt er sogar an zu schreien. Einfach nur laut, ohne ein Wort zu bilden. Seine gesamte Frustration entlädt sich in diesem Augenblick, bevor er durch einen Schlag, der den Sandsack verfehlt stolpert und mir in die Arme fällt. Plötzlich spür ich, wie sein Rücken zu beben anfängt und seine Beine nachgeben. Ich geh mit ihm in die Knie und spüre, wie mein Shirt feucht wird. Ich kann meine Träne auch nicht länger zurück halten. Also umschlinge ich Seto sanft mit meinen Armen, halte ihn fest an mich gedrückt und lass mich von der Hilflosigkeit mitziehen, die sich in Seto angestaut hat. Die anderen scheinen davon schockiert oder zumindest betroffen zu sein, denn sie ziehen sich wieder nach oben zurück und lassen uns zwei alleine. Ja, dieses Monster ist tot und wird nie wieder uns oder einem anderen weh tun können und doch... das Gefühl keine Gerechtigkeit für das erfahren zu werden, was dieser Mann uns genommen hat, lässt dieses Wissen bitter nachhallen. . Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)